1:1 A und O: Alpha und Omega, der erste und der letzte Buchstabe des
griechischen Alphabets; darum in der Offenbarung Bezeichnung Gottes
(1,8; 21,6) und Christi (22,13) als des Ersten und des Letzten, der
am Anfang und am Ende der Herr ist, aus dem und zu dem alles ist.
1:2 Aaron: Der Bruder von Mose, am Berg Sinai von Gott zum ersten
Priester der Israeliten berufen (2. Mose 28,1 - 30,38).
1:3 Abaddon: (hebräisch; griechisch Apollyon) Der »Verderber«; Name
des über den Ort des Verderbens gesetzten Engels (Offb 9,11).
1:4 Abba: Aramäisch »Vater«, als Anrede im Familienkreis. Jesus
gebrauchte das Wort in der Gebetsanrede an Gott (Mk 14,36) und
brachte damit die innige Verbundenheit mit seinem himmlischen Vater
zum Ausdruck. Die ersten Christen sind ihm darin gefolgt (Röm 8,15).
Im Judentum jener Zeit war als Gebetsanrede nur das feierliche »Ab«
gebräuchlich.1:5 Abel: Zweiter Sohn Adams und Evas. Er wurde von seinem Bruder
Kain ermordet (1. Mose 4,1-16).1:6 Abendmahl: Die christliche Abendmahlsfeier geht zurück auf das
letzte Mahl Jesu mit seinen Jüngern (Mt 26,26-28 und Parallelen),
ist aber auch zu sehen auf dem Hintergrund der Tischgemeinschaft
Jesu mit den »Zöllnern und Sündern« (Mk 2,16; Lk 15,2). In
Erinnerung an die Mahlgemeinschaft Jesu wurde das Abendmahl in den
ersten Christengemeinden noch im Rahmen einer gemeinsamen Mahlzeit
aller Gläubigen gefeiert ( Liebesmahl). Mißstände, die dabei
auftraten (1. Kor 11,17-34), führten später zu einer Trennung.
1:7 Abgrund: Im Alten Testament Aufenthaltsort der Toten (Hiob 26,6;
Spr 15,11; 27,20); in der Offenbarung (9,1; 9,11; 11,7; 17,8; 20,1;
20,3) Gefängnis des Teufels und der abtrünnigen Geister (vgl. Lk
8,31).1:8 Abib: (Ährenmonat, 2. Mose 13,4) Der siebte Monat des
althebräischen Jahres, später Nisan genannt, etwa Mitte März bis
Mitte April.1:9 Abraham: Ehrenname, der Abram von Gott verliehen wurde (‘Vater
vieler Völker’; 1. Mose 17,4). Für Paulus (Röm 4,1-25) wird der
Stammvater Israels zum Vorbild des Glaubens und ‘Vater’ der
Glaubenden aus allen Völkern.1:10 Achaja: Römische Provinz im Gebiet des heutigen Griechenland mit
der Hauptstadt Korinth.1:11 Achortal: Der Name bedeutet ‘Unglückstal’. Es liegt im Nordwesten
von Jericho in der Nähe der Stadt Ai. Das Tal spielt im Zusammenhang
der Inbesitznahme des Landes Kanaan eine Rolle: Hier wurde Achan,
der sich an gebanntem Gut ( Bann) vergriffen hatte, gesteinigt
und damit ein Israel drohender Fluch in Segen verwandelt (Jos
7,24-26). Für Hosea (Hos 2,17) wiederholt sich die Verwandlung von
Unglück in Segen, wenn Israel zum zweitenmal von Gott in sein Land
geführt wird.1:12 Adam: Ursprünglich kein Eigenname, sondern das hebräische Wort für
»Mensch«. Nach Paulus hat Adam die ganze Menschheit in die
Verfallenheit an Sünde und Tod hineingezogen. Ihm tritt Christus als
der »letzte Adam« gegenüber, der vom Tod zum Leben führt (Röm
5,12-19; 1. Kor 15,45-49).1:14 Adma und Zebojim: Die beiden Städte werden zusammen mit Sodom
und Gomorra genannt, deren Schicksal sie teilten und in deren
Nachbarschaft sie vermutlich lagen (5. Mose 29,22).
1:15 Adria: (Apg 27,27) Auch das Mittelländische Meer zwischen Kreta
und Sizilien wurde im Altertum zur Adria gerechnet.
1:16 Agrippa: Herodes (4, 5).1:18 Aloe: Ein indischer Baum, zugleich Bezeichnung für dessen
wohlriechendes Harz, das u. a. als Duftstoff beim Begräbnis
verwendet wurde (Joh 19,39).1:20 Älteste: Die Stellung der ‘Ältesten’ gründete ursprünglich in der
Würde des Alters: In Familie und Sippe gilt die Autorität der
‘Alten’. Obwohl im Grundsatz alle Familienoberhäupter den gleichen
Rang hatten, übten im größeren Verband des Stammes die Häupter der
mächtigsten Familien die Autorität aus, im Krieg als Anführer und im
Frieden durch Rechtsprechung. Sie bildeten eine Art Adel . - Mit der
Entwicklung einer städtischen Kultur entstand eine
Stadtaristokratie, die als lokale Behörde die Ortschaft verwaltete
und Recht sprach. Unter dem Königtum verloren die Ältesten an
Einfluss, gewannen ihn aber neu nach der Rückkehr aus dem
babylonischen Exil ( Hoher Rat). In den jüdischen Gemeinden
außerhalb Palästinas war die Verwaltung zumindest der Synagoge
einem Ältestenrat unterstellt . - Gelegentlich bezeichnet »Älteste«
auch die älteren Gesetzesausleger (Mk 7,3; 7,5) . - Nach jüdischem
Vorbild findet man auch in den jungen Christengemeinden ein
Vorsteherkollegium von Ältesten. (Zur weiteren Entwicklung
Gemeindeleiter.) In der Offenbarung sind die 24 Ältesten eine Art
himmlischer Thronrat mit zugleich königlichen und priesterlichen
Funktionen. Die Bedeutung der 24-Zahl ist nicht sicher zu ermitteln.
1:21 Amen: Das (hebräische) Wort hat den Sinn von »so ist es/so sei
es!«, wenn es von der Gemeinde zur Bestätigung von Segen oder Fluch
ausgerufen wird (5. Mose 27,15-26) oder die Gemeinde sich mit diesem
Wort hinter das Gebet eines einzelnen stellt (1. Kor 14,16). In der
neutestamentlichen Gemeinde gewinnt das Gebet wie auch das
abschließende ‘Amen’ seine besondere Zuversicht und Festigkeit aus
der in Christus erfahrbar gewordenen Treue Gottes und aus der
Tatsache, dass Christus selbst das Gebet seiner Gemeinde mitträgt (2.
Kor 1,20; Offb 3,14).1:22 Amoriter: »Amoriterland« (Amurru) ist die frühbabylonische
Bezeichnung für Palästina und Syrien. Im Alten Testament begegnet
der Volksname als Bezeichnung der vorisraelitischen Bevölkerung
Gesamtpalästinas wie auch als Bezeichnung für einen Volksstamm in
Mittelpalästina.1:24 Apostel: Wahrscheinlich ist der Titel ‘Apostel’ (Ausgesandter) von
der jüdischen Einrichtung des ‘Gesandten’ herzuleiten, der für
bestimmte Aufträge mit der Vollmacht des Sendenden ausgestattet
wurde. Die Missionare der Urchristenheit trugen diesen Titel. In der
späteren Überlieferung wird die Apostelzahl auf die zwölf Jünger
und Paulus beschränkt. Die Zahl zwölf erinnert an die zwölf Stämme
Israels; die Apostel repräsentieren das neue Gottesvolk.
1:25 Aram, Aramäer: Bezeichnung einer semitischen Stammes- und
Völkergruppe, die ihren Ursprung vermutlich in Mesopotamien hatte
und von dort nach Südwesten gewandert ist. In der Bibel werden auch
die Verwandten Abrahams ‘Aramäer’ genannt. Im Gebiet des heutigen
Syrien bildete sich das sog. Aramäerreich . - Die aramäische
Sprache gehört zum westlichen Zweig der semitischen Sprachfamilie.
Sie setzte sich als Diplomaten- und Korrespondenzsprache im
neuassyrischen, neubabylonischen und persischen Reich als
sogenanntes ‘Reichsaramäisch’ durch. Eine Reihe biblischer Kapitel
sind in aramäischer Sprache geschrieben. Vermutlich war sie zur Zeit
Jesu in Palästina weithin gebräuchlich.1:28 Archelaus: Sohn Herodes’ I.; Herodes (3).
1:29 Areopag: (Apg 17,19; 17,34) Griechisch »Areshügel«. Dort tagte in
alten Zeiten der oberste athenische Gerichtshof. In der römischen
Zeit hatte er seine Sitzungen in der Königshalle am Markt, seine
Befugnisse erstreckten sich nur noch auf Religion und Erziehung. Ob
Paulus vor dieser Behörde oder nur am Ort ihrer Zusammenkünfte
sprach, läßt sich aus Apg 17,16-24 nicht entnehmen.
1:30 Aretas: Aretas IV., 9 v. bis 38 n. Chr., König über das
östlich-südöstlich von Palästina gelegene Reich der Nabatäer, das
seinen Einfluss zeitweise bis Damaskus ausdehnte (2. Kor 11,32).
1:31 Ariel: »Gottesherd«; Hes 43,15-16 der oberste Teil des
Brandopferaltars; daher Jes 29,1-2; 29,7 dichterische Bezeichnung
Jerusalems, weil dort der Brandopferaltar stand.1:32 Aschera: Eine im phönizisch-kanaanitischen Bereich beheimatete
Fruchtbarkeits- und Vegetationsgöttin, deren Kult auch in Israel
eindrang (1. Kön 18,19). Grüne Bäume oder an deren Stelle Holzpfähle
(die ebenfalls »Ascheren« heißen) symbolisierten die Gegenwart der
Göttin und wurden anbetend verehrt. Die Aschera galt als Gattin
Baals. Häufig waren die Gottesdienste dieser Göttin mit
geschlechtlichen Ausschweifungen verknüpft.1:33 Asien: Die römische Provinz Asia umfaßte den westlichen Teil von
Kleinasien mit der Hauptstadt Ephesus (seit 133 v. Chr.). Hier lagen
die sieben Gemeinden, an die die Sendschreiben von Offenbarung 2,1 -
3,22 gerichtet sind.1:34 Assyrien: Land am Oberlauf des Tigris, in der Gegend des heutigen
Mossul. Größte Städte: Assur (daher der Name), Kalah, Ninive. Sie
waren zu verschiedenen Zeiten auch Hauptstädte. Geschichtlich
bedeutsam wurde Assyrien schon Anfang des 2. Jahrtausends v. Chr.
Vom 10. bis 6. Jahrhundert war es eine beherrschende Großmacht, die
sich vor allem durch eine rücksichts- und erbarmungslose
Machtpolitik verhaßt machte. Das Reich endete völlig um 600 v. Chr.
1:35 Astarte: Westsemitische Fruchtbarkeitsgöttin, deren Kult mit
sexuellen Ausschweifungen verbunden war. Salomo ließ ihr aus
politischen Gründen - als Göttin der Phönizier - ein Opferheiligtum
errichten (2. Kön 23,13).1:36 Atargatis: (2. Makk 12,26) Die syrisch-aramäische Ausprägung der
in Kanaan als Astarte oder Aschera verehrten Fruchtbarkeitsgöttin
(vgl. 1. Kön 18,19).1:38 Augustus: Einer der Titel von Gajus Octavius. Er bedeutet
‘Erhabener’ (griechisch Sebastos). Augustus wurde als Weltheiland
gefeiert, da seine Regierungszeit als römischer Kaiser (27 v. bis 14
n. Chr.) in ihren späteren Abschnitten eine Zeit allgemeinen
Friedens war.1:39 Ausländer: Wer zu einem fremden Volk gehört, nur für eine gewisse
Zeit (etwa als Händler) in Israel weilt oder, wenn er im Land bleibt
(z. B. 2. Sam 15,19; 1. Kön 11,1; 11,8), die angestammte Religions-
und Volkszugehörigkeit festhält, also nicht »Beisasse« oder
»Fremdling« wird (vgl. zu diesen beiden Begriffen die entsprechenden
Worterklärungen).1:40 Aussatz: Eine Sammelbezeichnung für verschiedene Hautkrankheiten,
zu denen nicht nur die Lepra, sondern auch die Psoriasis, die
Schuppenflechte, gehört. Aussatz machte auf jeden Fall kultisch
unrein ( rein). Der Unreine wurde aus der Gemeinschaft der
Gesunden, der Reinen, ausgesondert. Über eine Behandlung des
Aussatzes ist nichts bekannt; wenn eine Heilung stattfand, galt der
Priester als Sachverständiger, der sie bestätigen mußte. Als
»Aussatz« bezeichnet und entsprechend behandelt wurde auch Pilz- und
Schimmelbefall an Häusern und Gebrauchsgegenständen (3. Mose 13,1 -
14,57).2:1 Baal: Der Wortsinn ist eigentlich ‘Herr’ oder ‘Besitzer’. Im Lauf
der Zeit wurde das Wort zu einem Göttertitel und schließlich zu
einem Götternamen. Die kanaanitischen Stadtgottheiten trugen diesen
Namen. Einzelne berühmte Lokalgötter sind Baal-Berit, der »Herr des
Bundes« in Sichem (Ri 8,33; 9,4), Baal-Peor (4. Mose 25,3-5),
Baal-Sebub, der »Herr der Fliegen« in Ekron (2. Kön 1,2), der Baal
von Sidon (1. Kön 16,31). - Im israelitischen Sprachgebrauch gewinnt
dieser Göttername immer mehr den Sinn von ‘Götze’, da sich die
israelitische Religion besonders mit den kanaanitischen Kulten
auseinanderzusetzen hatte. Es gilt als sicher, dass man den Baal als
Himmels- oder Wettergottheit zu verstehen hat. Durch die Verbindung
mit Aschera oder Astarte (1. Kön 11,5) wird seine Beziehung zu
Fruchtbarkeitskulten deutlich. In der Vorstellung der Kanaaniter war
das fruchtbare Ackerland eine Muttergottheit, die durch Baal
befruchtet wurde. Die Götter waren also im Grunde die Mächte der
Fruchtbarkeit selbst. Sie sind Teil dieser Welt und darum durch
Riten und magische Praktiken zu beeinflussen. Israels Gott aber ist
der Schöpfer der Welt und steht ihr gegenüber als der Herr, der sich
nichts abzwingen läßt. Er schenkt Fruchtbarkeit aus freiem Willen
und erwartet, dass sein Volk ihm darauf in Liebe und Gehorsam
antwortet. Die Teilnahme am kanaanitischen Fruchtbarkeitskult ist
Israel untersagt, weil dieser Kult ein Geschenk Gottes - die
Fruchtbarkeit von Land, Menschen und Vieh - an die Stelle Gottes,
die Gabe an die Stelle des Gebers setzt.2:2 Bábel, Bábylon: Die Herkunft und Bedeutung dieses Namens ist nicht
völlig geklärt. Von den Bábyloniern wurde er als ‘Tor Gottes’
gedeutet, in Israel vom hebräischen Wort für ‘Verwirrung’ abgeleitet
(1. Mose 11,1-9). Im 2. Jahrtausend v. Chr. wurde die Stadt Bábel am
Euphrat zum Herrschaftszentrum des Vorderen Orients. Ihr Einfluss
endete erst im 2. Jahrhundert v. Chr. ( Bábylonien) . - Im Neuen
Testament wird der Name als Deckbezeichnung für die römische
Weltmacht und ihre Hauptstadt Rom verwendet (1. Petr 5,13; vgl. Offb
18,1-24). Vergleichspunkt ist die Feindschaft gegen das Gottesvolk:
Der römische Kaiser läßt die Christen verfolgen; die Bábylonier
haben Jerusalem zerstört und einen Teil des Volkes in die Verbannung
geführt.2:3 Bábylonien: Das Schwemmland um Euphrat und Tigris bis zur Höhe des
heutigen Bagdad (Mesopotamien). Zuerst ist diese Gegend vermutlich
im 5. Jahrtausend v. Chr. besiedelt worden. In der Bibel spielt eine
besondere Rolle das neubabylonische Reich, dessen Herrscher
Nebukadnezar (604-562 v. Chr.) Juda besiegte, Jerusalem zerstören
und die Oberschicht des Landes nach Bábylonien deportieren ließ.
2:4 Bann: Der Begriff gehört in den Zusammenhang des sog. ‘Heiligen
Krieges’ und bedeutet, dass die gesamte Kriegsbeute dem menschlichen
Gebrauch und der menschlichen Verfügung entnommen ist und Gott als
dem eigentlichen Kriegsherrn gehört. Im strengsten Fall wurden die
Siedlungen mit Feuer zerstört und alles Lebendige in ihnen mit dem
Schwert vernichtet . - Aus den biblischen Berichten läßt sich
erkennen, dass diese Form des Krieges nur aus besonderen Anlässen und
mit eng begrenzten Zielen (z. B. als Strafaktion) geübt wurde. Die
Forderung des 5. Mosebuches nach Ausrottung aller vorisraelitischen
Bewohner Kanaans ist in der Praxis nicht durchgeführt worden. In ihr
spiegelt sich das Bestreben, Israel vor fremden Einflüssen zu
schützen, die seinem Glauben gefährlich werden konnten, und, wie der
Kampf der Propheten (Hosea, Jeremia, Hesekiel) zeigt, auch
tatsächlich wurden ( Baal).2:5 Baschan: Eine ostjordanische Hochebene von sprichwörtlicher
Fruchtbarkeit am Jarmuk.2:6 Bedolachharz: (1. Mose 2,12; 4. Mose 11,7) Das wohlriechende Harz
der in Südarabien heimischen Balsamstaude, das als Duftstoff, zum
Räuchern und als Wundmittel verwendet wurde.2:7 Beelzebul: (Mt 10,25; 12,24; vgl. Baal-Sebub 2. Kön 1,2) Im
Judentum Name des obersten der bösen Geister.2:8 Beisasse: (2. Mose 12,45; 4. Mose 35,15) Im Unterschied zu den
Vollbürgern, den Fremdlingen und den Sklaven ein Schutzbürger, der -
meist nur vorübergehend - an einem Ort ansässig ist, ohne das
Bürgerrecht zu erlangen ( Ausländer, Fremdling).2:9 Bel: (Bar 6,41; St zu Dan 2,1-21) Anderer Name für den
babylonischen Hauptgott Marduk.2:10 Beliar: (2. Kor 6,15) »Nichtsnutzigkeit«, »Verderben«; Name des
Teufels.2:12 Beschneidung, beschneiden, beschnitten: Die Beschneidung wird bei
vielen Völkern geübt, aber unterschiedlich gedeutet. Im alten Israel
wurde sie zum Zeichen des Bundes zwischen Gott und seinem Volk
und zum Kennzeichen der Zugehörigkeit zum Gottesvolk, vor allem in
Abgrenzung gegen das Griechentum in hellenistischer Zeit. Vollzogen
wird sie durch das Abtrennen der Vorhaut am männlichen Glied; sie
wurde in früher Zeit bei Jünglingen, später bei Neugeborenen am 8.
Tag nach der Geburt geübt. Mädchen wurden in Israel nicht
beschnitten . - Dass Gott mehr erwartet als nur die äußere
Beschneidung, sagt der Aufruf zu einer »Beschneidung des Herzens«
(5. Mose 10,16; 30,6; vgl. Kol 2,11), der auf eine Umwandlung des
inneren Menschen zielt. In den frühen judenchristlichen Gemeinden
entstand die Frage, ob man Nichtjuden, die Christen werden wollten,
beschneiden und damit zuerst in das Judentum aufnehmen müsse. Paulus
wehrte sich gegen eine solche Forderung mit Leidenschaft (Gal
5,1-15).2:13 Besessene: Menschen, von denen ein böser Geist (Dämon) Besitz
ergriffen hat. Die Existenz dämonisch Besessener, wie sie das Neue
Testament bezeugt, zeigt an, in welcher Lage sich die Menschheit
befindet: Sie ist oft nicht ihr eigener Herr, sondern
zerstörerischen Mächten ausgeliefert. Auch viele Krankheiten, vor
allem psychisch krankhaftes Verhalten, wurden im Altertum auf den
Einfluss böser Geister zurückgeführt. Wenn Jesus in der Kraft des
heiligen Geistes die bösen Geister austreibt, so ist dies das
Zeichen dafür, dass Gott seine Herrschaft schon aufrichtet (Mt 12,28;
Lk 11,20) und das Widergöttliche besiegt (Lk 10,18).
2:14 Bethel (Bet-El): Der Name bedeutet ‘Haus Gottes’. Der Ort im
äußersten Süden des Stammgebietes von Ephraim, etwa 8 km nördlich
von Jerusalem, war bereits in der Bronzezeit besiedelt und hatte ein
Heiligtum, das sich unweit des Ortes befand. Es wurde von Josia bei
seiner Kultreform zerstört (2. Kön 23,15). In der Bibel ist bei
Erwähnung des Namens in der Regel an das Heiligtum und erst in
nachexilischer Zeit an den Ort gedacht.2:15 Bischof: (= Aufseher) Im Neuen Testament noch nicht Bezeichnung
für ein übergemeindliches Amt. In Phil 1,1 Bezeichnung für die
Aufseher oder Verwalter neben den Helfern (= Diakonen) in der
Gemeinde, in Apg 20,28 für die Ältesten der Gemeinde in Ephesus, in
1. Tim 3,1; Tit 1,7 für den Leiter der Gemeinde neben den Diakonen,
in 1. Petr 2,25 im umfassenden Sinn auf Jesus übertragen (
Gemeindeleiter).2:16 Block: (Hiob 13,27; Jer 20,2-3; Apg 16,24) Ein Strafgerät
(Holzblock), in das der Delinquent unter Verdrehung des Körpers
gespannt wurde, bzw. Gerüst, in das im unteren Teil die Füße
geschlossen wurden und im oberen die Hände und der Kopf.
2:17 Blut: Das Blut gilt als Quelle und Sitz des Lebens. Da Gott der
Lebensspender ist, gehört es ihm und darf vom Menschen nicht
gegessen oder getrunken werden. Das führt in Israel zu der
Forderung, nur solches Fleisch zu essen, in dem keinerlei Blut
zurückgeblieben ist (1. Mose 9,4), und damit zu einer Form des
Schlachtens, bei der das gesamte Blut des Tieres ausfließt
(Schächtung) . - Bei der rituellen Schlachtung (Opferung) wird das
Blut der Opfertiere aufgefangen und an den Altar gegossen. Außerdem
wird bei bestimmten Opferarten ( Opfer) das Opferblut als
Sühnemittel verwendet, um die verunreinigende Wirkung menschlicher
Verfehlungen aufzuheben. Von daher wird im Neuen Testament der
Opfertod Jesu als Sühne für die Sünde der Menschen verstanden (vor
allem im Hebräerbrief). In anderem Zusammenhang dient das Blut von
Opfertieren zur Besiegelung des Bundes zwischen Gott und seinem
Volk (2. Mose 24,6-8). Auf diesem Hintergrund deutet Jesus seinen
Tod als Besiegelung des Neuen Bundes (Mt 26,28) . - Im Alten
Testament wird das Blut (= Leben) des Menschen unter Gottes
besonderen Schutz gestellt (1. Mose 9,5). Vergossenes Menschenblut
schreit zum Himmel um Rache (1. Mose 4,10), und wenn keine Sühne
dafür geleistet wird, bringt es Unheil über das Land (5. Mose
21,1-9).2:18 Bluträcher: (4. Mose 35,12; 5. Mose 19,6; 2. Sam 14,11) Nach
uraltem Rechtsempfinden fordert jeder Mord Sühne ( Blut). Bevor
es eine öffentliche Gerichtsbarkeit gab, oblag diese Sühne dem
Sippenverband. Der nächste männliche Verwandte des Ermordeten (der
‘Bluträcher’) hatte die Pflicht, den Mörder oder an seiner Stelle
ein Mitglied von dessen Sippe zu töten. Schon im Alten Testament
findet sich das Bestreben, naheliegenden Mißbräuchen der Sippenrache
zu begegnen ( Freistädte und 2. Mose 21,23-25). Das Neue
Testament führt darüber hinaus zum grundsätzlichen Verzicht auf
Rache (Mt 5,38-39; Röm 12,19-21).2:20 Brot, ungesäuertes: Brot wurde in Fladenform auf Backplatten oder
in der heißen Aschenglut ohne Verwendung eines weiteren Gerätes
gebacken. Die Fladen waren im Durchmesser etwa 20-50 cm groß und 0,2
bis 1 cm dick. Das Mehl wurde mit Wasser angerührt und ungesäuert
(ohne Treibmittel) gebacken, zum Teil wurde auch schon Sauerteig
verwendet. Brot, das mit Sauerteig gebacken wurde, durfte im
Opferdienst nicht verwendet werden. Einen hervorragenden Platz hat
das ungesäuerte Brot im Passafest. Das Fladenbrot wurde nicht
geschnitten, sondern gebrochen.2:21 Bul: (1. Kön 6,38) Der zweite Monat des althebräischen Jahres,
später Marcheschwan genannt, ungefähr Mitte Oktober bis Mitte
November.2:22 Bund: Bund bedeutet ursprünglich ein Rechtsverhältnis auf
Vertragsbasis unter Gleichberechtigten oder einen Vasallitätsvertrag
zwischen einem stärkeren und einem schwächeren Partner. Es wurde
wahrscheinlich durch eine Schlachtungszeremonie, die nicht unbedingt
Opfercharakter haben mußte, bekräftigt. Der Bund zwischen Gott und
seinem Volk ist nicht ein Vertrag zwischen gleichgestellten
Partnern. Immer geht die Initiative von Gott aus, der einem
einzelnen oder dem Volk Israel seinen Bund anbietet, der dem
Bundespartner Verheißungen zusagt, aber auch Verpflichtungen
auferlegt (1. Mose 17,1-27; 2. Mose 19,1 - 24,18) . - Die
Propheten des Alten Testaments, die erleben, wie Israel durch
Götzendienst und soziale Ungerechtigkeit den Bund mit Gott bricht,
kündigen für die Zukunft einen ‘neuen Bund’ an (Jer 31,31-34). Diese
Erwartung sieht das Neue Testament in Jesus Christus erfüllt: Er ist
durch seinen Tod am Kreuz der Begründer des Neuen Bundes geworden,
der zwischen Gott und dem neuen Bundesvolk aus allen Völkern besteht
(1. Kor 11,25; Hebr 7,1 - 10,39).2:23 Bundeslade: (‘Lade Gottes’ 1. Sam 3,3; ‘Lade des Zeugnisses’ Jos
4,16) Wahrscheinlich war die heilige Lade (hebräisch = Kasten) in
der Vorkönigszeit das Zentral- und Kriegsheiligtum einer Gruppe der
Israelstämme. Sie wurde an den Heiligtümern von Silo oder Bethel
aufbewahrt, doch begleitete sie auch das Volksheer bei Kriegszügen.
David ließ die Lade nach Jerusalem überführen, Salomo stellte sie in
das Allerheiligste des Tempels. Vermutlich ist sie bei der
Eroberung Jerusalems durch Nebukadnezar zerstört oder weggeschleppt
worden. Über ihren Verbleib ist nichts bekannt, und eine neue Lade
wurde nicht angefertigt. Sie galt als Thron des unsichtbaren Gottes
(»Gnadenthron« als Bezeichnung für die goldene Deckplatte); über
ihre Gestalt vgl. 2. Mose 25,10-22.2:24 Bürger, römischer: Das römische Bürgerrecht hatten ursprünglich
nur die Stadtrömer und die Bewohner einiger weniger römischer
Provinzen. Später konnte es als Belohnung oder gegen Bezahlung von
jedermann erworben werden. Ein römischer Bürger hatte Anrecht auf
ein besonderes Rechtsverfahren, er war gegen die Willkür der
Provinzbehörden in mancher Hinsicht geschützt und konnte an den
Kaiser als obersten Richter appellieren (Apg 25,11).
2:25 Buße: a) = Strafe (Esr 7,26); b) = Bereuen (Hiob 42,6; Jer 31,19);
c) = Umkehr, Sinnesänderung, Bekehrung (Mt 3,2).3:1 Chaldäer: Alter Name für die Bewohner des südwestlichen
Mesopotamien.3:2 Cherub: (Mehrzahl Cherubim) Himmlische Wesen mit Flügeln, aus
Tier- und Menschengestalt gemischt: a) Wächter des Paradieses (1.
Mose 3,24); b) Träger des Thrones Gottes (Ps 18,11; Hes 10,1;
11,22); c) Nachbildungen der Cherubim über der Lade im Tempel (2.
Mose 25,18; 1. Kön 8,6).4:1 Dachsfelle: (2. Mose 25,5) Vielleicht die Haut von einer Art
Delphinen.4:2 Dagon: Der wichtigste Gott der Philister (Tempel in Aschdod 1. Sam
5,1-5 und Gaza Ri 16,23).4:3 Dämonen: Die Bibel kennt neben dem Satan eine Vielzahl böser
Geister. Auch die Götter der Völker werden als dämonische Mächte
verstanden (3. Mose 17,7; 1. Kor 8,5; 10,20).4:4 Dan: Sohn Jakobs und israelitischer Stamm, der nach einer ersten
Siedlungszeit westlich Judas dem Druck der Philister weichen mußte
und seinen endgültigen Wohnsitz am oberen Jordanlauf fand (Ri
18,1-31).4:5 Daniel: Neben dem Empfänger der Visionen des Danielbuches, der in
Daniel 1,1 - 6,29 als Bábylonischer und persischer Hofbeamter aus
der Zeit des Exils ( Gefangenschaft) geschildert wird, gibt es
einen anderen Träger dieses Namens (eigentlich in der leicht
abweichenden Form Danel), der in Hes 14,14-20 neben Noah und Hiob
als vorbildlich Gerechter genannt wird. Eine Danielgestalt mit
dieser Eigenschaft ist aus kanaanitischer Tradition bekannt.
Hesekiel nennt offenbar bewußt drei vorbildliche Gestalten, die
nicht zu Israel gehörten.4:7 David, Sohn Davids: David war der bedeutendste altisraelitische
König (um 1000 v. Chr.). Im Judentum zur Zeit Jesu war man teilweise
der Auffassung, dass der erwartete Retter und Heilbringer ein
Nachkomme (‘Sohn’) Davids sein und dessen Reich wiederherstellen
werde. So wird ‘Sohn Davids’ zu einem Christustitel. Wer den
‘Schlüssel Davids’ hat (Offb 3,7), verfügt über den Zugang zur neuen
Welt Gottes, dem himmlischen Jerusalem (Jerusalem = Stadt Davids).
Das Neue Testament zitiert David als Verfasser der ihm
zugeschriebenen Psalmen.4:8 Diakon: (Phil 1,1; 1. Tim 3,8-13) Urchristliches Gemeindeamt. Über
die Aufgaben der Diakone wissen wir nichts Sicheres. Wahrscheinlich
übernahmen sie Verwaltungsaufgaben und organisierten die
Liebestätigkeit (vgl. Apg 6,1-7).4:9 Diana: Der lateinische Name für die griechische Göttin Artemis,
die jungfräuliche Göttin der Jagd und der Wälder. Die Diana von
Ephesus (Apg 19,24; 19,27-28) ist verwandt mit der kleinasiatischen
»Großen Mutter« (Kybele), der Spenderin der Fruchtbarkeit in der
Natur. Ihr aus einem Meteorstein gehauenes (»vom Himmel gefallenes«,
V. 35) Kultbild mit vielen Brüsten stand in dem prachtvollen, zu den
sieben Weltwundern gezählten Artemistempel von Ephesus.
4:10 Dionysos: (2. Makk 6,7; 14,33) Griechischer Gott, dem der Efeu
heilig ist.4:11 Drache: ( Leviatan) Bezeichnung für verschiedene
schreckenerregende Tiere, im Meer (Ps 74,13; Jes 27,1; 51,9) und auf
dem Land, an einzelnen Stellen deutlich das Krokodil (Hes 29,3;
32,2) oder eine Schlange (5. Mose 32,33; Ps 91,13). In der
Offenbarung Bild für den Teufel (12,3; 12,9).4:12 Dreschschlitten, Dreschwagen, Dreschwalze: (2. Sam 24,22; 1. Chr
21,23; Jes 41,15) Gedroschen wurde im alten Israel, indem man eine
Walze oder einen ‘Schlitten’ (d. h. ein mit scharfen Steinen
gespicktes Brett) von Zugtieren über die Ähren ziehen ließ, die auf
dem festgestampften Boden ausgebreitet waren. Anschließend warf man
das gedroschene Getreide mit der Worfschaufel in die Luft, damit
der Wind die Spreu davontragen konnte. Wegen des Windes wurden
Dreschplätze (Tennen) gerne auf der Höhe angelegt. Dadurch gerieten
sie in die Nähe der ebenfalls an solchen Orten befindlichen
vorisraelitischen Opferstätten, die dem kanaanitischen
Fruchtbarkeitskult gewidmet waren (Hos 9,1; Baal).
4:13 Drusilla: Schwester Agrippas II. ( Herodes, 5).
- E -5:1 Eden: Obwohl der Garten Eden als Ursprung tatsächlich
existierender Flüsse, wie des Euphrat, beschrieben wird, ist es
nicht möglich, seine Lage geographisch festzulegen. In der
griechischen Übersetzung des Alten Testaments heißt er ‘paradeisos’,
ein Wort, von dem unser ‘Paradies’ abgeleitet ist.
5:2 Edom: Nachbarvolk Israels, das auf Jakobs Bruder Esau
zurückgeführt wird (1. Mose 36,1-43).5:3 Efod: (Luther: Leibrock) Ein Teil der Priesterkleidung
(»Priesterschurz«); besonders vielleicht die Tasche mit den
Stimmsteinen, die bei der Erkundung des Gotteswillens durch das
Losorakel gebraucht wurden (1. Sam 14,18; 23,9; 30,7). Dagegen ist
in Ri 8,27 ein Gottesbild (oder sein Überzug?) gemeint.
5:4 eingeboren: (Joh 1,14; 1,18; 3,16; 3,18; 1. Joh 4,9) Der
»eingeborene Sohn« Gottes ist Jesus nicht nur als der einzige und
einzigartige, sondern (wörtlich) als der »einzigerzeugte«. Damit
wird bei Johannes das Geheimnis der Beziehung Jesu zum »Vater«
angedeutet. Im altkirchlichen Bekenntnis wird das aufgenommen:
Christus, das ewige Wort Gottes, ist im Unterschied zu allen
anderen Wesen von Gott, dem Vater, »gezeugt, nicht erschaffen«.
5:5 Einsetzungsopfer: Opfer.5:6 Elia: Prophet der israelitischen Frühzeit, der nach Mal 3,23-24
und nach jüdischen Erwartungen vor dem Endgericht und dem Anbruch
der neuen Welt Gottes noch einmal auftreten soll. Er wurde in
späterer Zeit als der große Nothelfer seines Volkes angerufen (Mt
27,47; 27,49).5:7 Elisa: Als Prophet der Nachfolger Elias. Er heilte einen
höheren Offizier des syrischen Nachbarreiches vom Aussatz (2.
Kön 5,1-19; Lk 4,27).5:9 Engel, Engel des HERRN: In den ältesten alttestamentlichen
Schriften bedeutet Engel soviel wie ‘Bote Gottes’. Sofern die nähere
Bestimmung ‘Engel Gottes’ oder ‘Engel des HERRN’ benutzt wird, ist
häufig gemeint, dass es Gott selbst ist, der sich in menschlicher
Gestalt zeigt oder mit Menschen spricht. Der Name ‘Engel’ wird auch
für die himmlischen Wesen verwendet, die zur Umgebung Gottes
gehören. Gott wird dabei als König gedacht; die Engel bilden seinen
‘Hofstaat’, der die Herrlichkeit Gottes preist und seinen Willen
ausführt ( Gottessöhne). - Nach jüdischer Auffassung haben einst
Engel am Sinai dem Mose das Gesetz übergeben. In Apg 7,38; 7,53
wird dieser Gedanke positiv aufgenommen. Nach Paulus dagegen weist
die Vermittlung durch die Engel auf eine geringere Bedeutung des
Gesetzes hin (Gal 3,19; vgl. Hebr 2,2). Im Neuen Testament begegnen
Engel als Boten Gottes (Lk 1,26-38), aber auch als himmlische
Repräsentanten irdischer Gemeinden, die zugleich die Aufgabe eines
Schutzengels haben (Offb 2,1 - 3,22; Mt 18,10; Apg 12,15). Daneben
finden sich gottfeindliche Engelmächte, böse Gestirn- oder
Elementargeister (‘Mächte der Welt’ = des Kosmos), die von Menschen
Verehrung empfangen oder ihnen gefährlich werden können. Christus
hat diese Mächte besiegt (Gal 4,3-5; Kol 2,8-10).5:10 Engelfürst: Nach dem Danielbuch (Dan 10,20-21) haben nicht nur
einzelne Menschen (Mt 18,10) oder Gemeinden (Offb 2,1 - 3,22),
sondern ganze Völker und Reiche ihren ‘Engel’, der entsprechend
seiner erweiterten Verantwortung einen höheren Rang einnimmt (als
‘Fürst’ unter den Engeln bzw. Erzengel). Darin spiegelt sich die
Überzeugung, dass sich in der Menschengeschichte nicht nur ein
irdisches Geschehen abspielt, sondern zugleich eine
Auseinandersetzung zwischen überirdischen Mächten.
5:11 Ephraim: Jüngster Sohn Josefs. Als wichtigster Stamm des
Nordreichs Israel kann Ephraim auch für das ganze Nordreich stehen
(Jes 7,8-9; Hos 11,8-9).5:12 Epikureer: (Apg 17,18) Anhänger des griechischen Philosophen
Epikur, Vertreter einer den Lebensgenuß lehrenden Weltanschauung.
5:13 Erbteil, Erbe: Der dem einzelnen Israeliten gehörende Anteil am
Gesamtbesitztum seiner Sippe. Er kann nicht einfach veräußert
werden, da er sonst dem Gesamteigentum der Sippe verlorenginge; wenn
er unbedingt verkauft werden soll, muß er dem Nächstverwandten zum
Kauf angeboten werden. Daraus ergeben sich für diesen auch
Verpflichtungen gegenüber einer eventuell vorhandenen Witwe (Rut
4,5). Der von den Vorfahren ererbte Besitz ist geradezu geheiligt,
so dass der Erwerb durch einen Fremden, gleichgültig wen, schlimmstes
Unrecht wäre (vgl. 1. Kön 21,3).5:14 Erdharz: (Asphalt) Ein festes und halbfestes Mineral,
Zersetzungsprodukt aus urzeitlichen Pflanzen und Tieren, das unter
anderem in der Nähe des Toten Meeres gefunden und in offenen Gruben
abgebaut wurde. Im Altertum wurde es als Mörtel benutzt, zum
Verpichen von Schiffen und Gefäßen, aber auch als Fußbodenbelag und
für künstlerische Arbeiten.5:15 Erkenntnis: Bestimmte Kreise in urchristlicher Zeit waren der
Überzeugung, dass der Besitz des heiligen Geistes den Christen eine
‘Erkenntnis’ verleihe, die umfassender und tiefgehender sei als die
Lehre der Apostel. Paulus und Johannes bekämpfen in ihren Briefen
solche überheblichen Anschauungen als gefährlich und als Brutstätte
von Irrtümern und Irrlehren.5:16 Erlaßjahr: In jedem 49. Jahr sollte im alten Israel die
ursprüngliche Besitzordnung wiederhergestellt werden. Denn im Ideal
galt Grundbesitz als unveräußerlich ( Erbteil). Ebenso sollten
Sklaven israelitischer Volkszugehörigkeit in diesem Jahr die
Freiheit wiedererlangen (3. Mose 25,1-55).5:17 Erlöser, Löser: 1. Der Mensch, der das Eigentum der Sippe
»auslöst« und zurückerwirbt (3. Mose 25,25), der einen in
Schuldsklaverei Geratenen freikauft (3. Mose 25,48), der Verwandte,
der eine kinderlose Witwe durch Heirat von der Kinderlosigkeit
erlöst (Rut 3,9; 3,12; 4,1; 4,3; 4,6), der »Bluträcher«, der
durch Tötung des Totschlägers die Schuld der Tötung einlöst (4. Mose
35,12; 5. Mose 19,6) . - 2. Gott, der die Seinigen aus fremder
Gewalt befreit hat, so Israel aus der Knechtschaft in Ägypten (2.
Mose 6,6; 15,13) und aus der Bábylonischen Gefangenschaft (Jes
41,14; 52,9), so den Frommen (Ps 19,15; 103,4), so die Witwen und
Waisen (Spr 23,11). Gottes erlösendes Werk sieht das Neue Testament
in Christus vollendet (Mt 20,28; Röm 3,24; Gal 3,13; 1. Petr 1,18).
5:18 Erstgeburt: Zum Zeichen, dass alles Leben eigentlich Gott gehört,
wurden in Israel die männlichen Erstgeburten des Viehs als Opfer
dargebracht. Beim Menschen wurde die Erstgeburt durch ein
Ersatzopfer abgelöst. Das konnte bei jedem Priester im Land
geschehen. Wenn Jesus nach Lk 2,22 dazu in den Tempel gebracht
wurde, so deutet dies an, wo er hingehört (vgl. Lk 2,49).
5:19 Ersticktes: Fleisch von getöteten oder verendeten Tieren, in dem
noch das Blut ist; für den Juden ungenießbar, weil das Blut als
Träger des Gott gehörenden Lebens gilt (3. Mose 17,11). Darum das
Verbot Apg 15,20; 15,29; 21,25.5:20 Erstling, Erstlingsgabe: Gott ist der Geber allen menschlichen,
tierischen und pflanzlichen Lebens; darum gebührt ihm die
Erstlingsgabe von allem Lebenden ( Erstgeburt). Im Alten
Testament handelt es sich um Dankesgaben der Menschen für Gott
(durch Abgabe an die Priester), um Gott als den Herrn des Lebens zu
ehren: Opfer des ersten Ertrags von Früchten (Getreide, Öl, Wein; 2.
Mose 23,19; 4. Mose 18,12), der erstgeborenen männlichen Tiere (2.
Mose 13,2); der erstgeborene Sohn wurde durch ein Tieropfer
ausgelöst (2. Mose 13,13) . - Im Neuen Testament hat der Begriff
eine übertragene Bedeutung. Paulus verwendet Erstlingsgabe in Röm
11,16 für den Glauben der Erzväter, durch den das ganze Volk Israel
geheiligt ist, in Röm 16,5 und in 1. Kor 16,15 für die ersten
Christen einer Provinz und in Röm 8,23 in Umkehrung des
Verhältnisses von Geber und Empfänger für den Geist Gottes, der den
Christen als Unterpfand für das volle zukünftige Heil bereits
gegeben ist (ähnlich 2. Kor 1,22; Eph 1,14 der Geist als erste
Teilzahlung, durch die ein Vertrag gültig wird). Jesus Christus
verbürgt als Erstling der Entschlafenen (1. Kor 15,20) die
allgemeine Auferweckung der Toten.5:21 Erz- (Erzengel, Erzhirte, Erzvater): Bezeichnet den im Range
»Ersten«, also Höchsten.5:22 Esau: Zwillingsbruder Jakobs und Stammvater Edoms. Er trat
sein Erstgeburtsrecht um ein Linsengericht an seinen Bruder ab. Die
Umkehrung der natürlichen Rangordnung wird der Mutter Rebekka schon
vor der Geburt ihrer Söhne von Gott vorausgesagt (1. Mose 25,23; Röm
9,12).5:23 Essig: Bei dem Getränk, das Jesus am Kreuz gereicht wurde (Mt
27,48), handelt es sich um sauren Wein oder Weinessig, der zum
nachhaltigen Stillen starken Durstes besonders geeignet ist und
deshalb das normale Getränk der Soldaten war.5:24 Etanim: Der erste Monat des althebräischen Jahres, später Tischri
genannt, Mitte September bis Mitte Oktober.5:25 Eva: Frau des ersten Menschen Adam. Aus ihrem Namen kann man
einen Anklang an das hebräische Wort für ‘lebend’ heraushören (1.
Mose 3,20).5:26 Evangelist: Neben den Aposteln, Propheten und Lehrern
(1. Kor 12,28) gab es in der ersten Christenheit auch Männer, die
eine besondere Gabe zur Verkündigung des ‘Evangeliums’, der frohen
Botschaft von Christus, besaßen und als Missionare die Botschaft
über die Einzelgemeinde hinaustrugen (Apg 21,8; Eph 4,11; vgl. 2.
Tim 4,5).5:27 Evangelium: Frohe Botschaft, besonders die Freudenbotschaft von
der Gnade Gottes in Jesus Christus.6:1 Fabel: 1. Eine erdichtete kleine Erzählung, in der Pflanzen oder
Tiere reden und handeln (Ri 9,8; 2. Kön 14,9) . - 2. Die
Pastoralbriefe kennzeichnen als Fabeln die phantastischen
Spekulationen der Irrlehrer (1. Tim 1,4; 2. Tim 4,4), während 2.
Petr 1,16 betont, dass das Wort vom Kommen Christi nicht eine klug
erdachte Fabel ist.6:2 Fasten: (Fast- und Bußtage) Teilweiser oder völliger Verzicht auf
Essen und Trinken wurde in Israel als Sühne für eigene oder fremde
Sünden geübt, aber man enthielt sich der Nahrung auch aus Trauer und
zur Unterstützung eines Gebetes, an besonderen Unglückstagen und zum
Versöhnungsfest. Zur Zeit Jesu war es bei manchen Frommen Sitte
geworden, zweimal wöchentlich zu fasten . - Bußtage, d. h.
Volksfast- und -trauertage wurden angesetzt, um eine drohende Not
abzuwenden oder eine Beleidigung Gottes zu sühnen. Erkannte man
einen Schuldigen, sei es mit Hilfe eines Gottesurteils oder durch
Zeugenaussagen, dann mußte er hingerichtet werden, sein Besitz
verfiel dem König. In 1. Kön 21,9 mißbraucht Isebel einen solchen
Bußtag zu einem offenbaren Justizmord . - Nach der Zerstörung
Jerusalems 587 v. Chr. wurden regelmäßige Fasttage eingeführt, an
denen das Volk in gottesdienstlichen Feiern sein Schicksal beklagte,
seine Schuld bekannte und die Hilfe Gottes anrief (vgl. Sach 7,1-6).
6:3 Fastenzeit: In Apg 27,9 der Fasttag fünf Tage vor dem Großen
Versöhnungstag Ende September/Anfang Oktober.6:4 Feldgeister: Böse Geister, wohl in Bocksgestalt gedacht (Jes
13,21; 34,14), gefürchtet, aber auch abergläubisch verehrt (3. Mose
17,7; 2. Chr 11,15).6:5 Felix: Antonius Felix, römischer Statthalter (Prokurator) in
Palästina 52-60 n. Chr.6:6 Feste: (1. Mose 1,6-8) Das hebräische Wort bezeichnet etwas
Festgestampftes, Festgehämmertes (Platte). Man dachte sich im Alten
Orient den Himmel als eine riesige Kuppel oder Schale. Darüber
befand sich nach dieser Anschauung der Himmelsozean und über diesem
die Wohnung Gottes (Ps 104,1-3).6:7 Feste Israels: Die drei alten Jahresfeste waren zunächst
Erntefeste und wurden dann mit der Erinnerung an Gottes Taten in der
Geschichte Israels verbunden: das Passa (zusammen mit dem Fest
der ungesäuerten Brote) zum Beginn der Gerstenernte mit dem Gedenken
an den Auszug aus Ägypten; das Wochenfest (Pfingstfest) sieben
Wochen später zum Beginn der Weizenernte mit der Erinnerung an die
Gesetzgebung; das Fest der Obst- und Weinernte (Laubhüttenfest) im
Herbst mit der Bewahrung Israels in der Wüste (3. Mose 23,43). Dazu
kamen das Neujahrsfest am ersten Tag des siebten Monats und zehn
Tage später der Große Versöhnungstag. Jüngere Feste waren das
Purimfest, dessen Anlaß im Esterbuch dargestellt wird, und das Fest
der Tempelweihe zum Gedenken an die Wiederweihung des Tempels durch
den Makkabäer Judas (1. Makk 4,59). Im Neuen Testament sind erwähnt
das Passa (Mt 26,2), das Pfingstfest (Apg 2,1), das Laubhüttenfest
(Joh 7,2), das Tempelweihfest (Joh 10,22) und der Versöhnungstag
(Hebr 9,7).6:8 Festus: Porzius Festus, römischer Statthalter (Prokurator) in
Palästina 60-62 n. Chr.6:9 Fischtor: Eines der alten Stadttore Jerusalems, westlich von der
späteren Burg Antonia (Neh 3,3; 12,39; Zef 1,10).6:10 Fleisch: Das griechische Wort, das Luther wörtlich mit »Fleisch«
übersetzte, hat eine wesentlich größere Bedeutungsbreite als seine
deutsche Entsprechung. Zunächst bezeichnet »Fleisch« den ganzen
Menschen als leiblich-seelische Einheit. So sind Mann und Frau in
ihrer Verbindung »ein Fleisch« (und nicht nur ein Leib; 1. Mose
2,24); »alles Fleisch« bedeutet: alle Menschen (Joel 3,1). Im
übertragenen Sinn bezeichnet es - 1. den Bereich des Irdischen,
Menschlichen und Leiblichen, der der Vergänglichkeit unterworfen ist
(z. B. Jes 40,5-6). In diesen Bereich trat der Gottessohn ein, als
er Mensch wurde (Joh 1,14; Röm 8,3). Das Gegenüber zum irdischen
Bereich bildet die Sphäre Gottes, die durch den Begriff »Geist«
gekennzeichnet wird (Röm 1,3-4; 1. Tim 3,16; 1. Petr 3,18). Das
Gegenüber von Fleisch und Geist kennzeichnet hier die beiden
Bereiche, in denen sich das Christusgeschehen vollzogen hat. - 2.
Negativ qualifiziert ist dagegen der Begriff »Fleisch«; wenn Paulus
mit ihm beschreibt, wie das Denken, Wollen und Handeln des Menschen
nicht von Gott und seinem Willen bestimmt wird, sondern nur vom
Irdischen, vom Menschlich-Allzumenschlichen, ja von der Sünde (Röm
8,1-17; Gal 5,13 - 6,12; Eph 2,3; Phil 3,3-4). Fleisch beschreibt
hier im Gegensatz zu Geist den Tatbestand, dass die Sünde sich des
Menschen und seiner Glieder so bemächtigt, dass sein »Fleisch« wie
eine fremde Macht sein ganzes Wesen bestimmt und ihn in den Tod
führt (Röm 7,5-25). Im Gegensatz dazu steht der Geist, durch den
Gott in Christus rettend den Menschen ergreift, ihn zu Handeln in
Liebe und Selbstzucht bewegt und zum ewigen Leben führt.
6:11 Fluch: Segen und Fluch.6:12 Freistädte: Zufluchtsorte, an denen im alten Israel jemand Asyl
finden konnte, der unabsichtlich einen Menschen getötet hatte. Wenn
er seine Unschuld glaubhaft machen konnte, war er damit vor dem
Bluträcher geschützt.6:13 Fremdling: Wer den angestammten Sippenverband verlassen hat, in
der Fremde Zuflucht suchte und dort als Schutzbürger gewisse Rechte
genießt, ohne Vollbürger zu sein. Auch ein Israelit, der sich im
Gebiet eines anderen israelitischen Stamms aufhält, kann als
Fremdling bezeichnet werden ( Ausländer).6:14 Fronarbeit, Frondienst: Unentgeltliche zwangsweise Dienstleistung
für den Grund- oder Landesherrn. Öffentliche Arbeiten wurden im
Altertum (und Mittelalter) vielfach in Fronarbeit ausgeführt.
6:15 Frühregen: Gewöhnlich Ende Oktober oder Anfang November, zum
Beginn der etwa sechs Monate währenden Regenzeit, nach der
Trockenzeit des Sommers zur neuen Aussaat nötig.6:16 Fürst dieser Welt: Der Satan (siehe auch Welt).
- G -7:1 Gabbata: (Joh 19,13) Ein erhöhter, mit Steinplatten belegter Platz
beim Palast des Statthalters in Jerusalem, auf dem unter freiem
Himmel die Gerichtsurteile gesprochen wurden.7:2 Gabriel: In der jüdischen Engellehre wird Gabriel zu den
sogenannten Engelfürsten, den ‘Erzengeln’, gezählt, die zur
engsten Umgebung Gottes gehören.7:3 Galatien: Kleinasiatische Landschaft, die seit dem 3. Jahrhundert
v. Chr. von keltischen Stämmen bewohnt wurde (sprachlich verwandt
ist Gallien und gälisch). Die Römer schufen nach der Eroberung
dieses Gebietes eine Provinz mit dem gleichen Namen, die aber außer
dieser Landschaft auch noch Teile von Phrygien, Pisidien,
Pamphylien, Lykaonien und Isaurien umfaßte. Die Adressaten des
Galaterbriefes sind kaum die Bewohner der römischen Provinz, sondern
der Landschaft Galatien.7:4 Galbanum: (2. Mose 30,34; Sir 24,21) Ein in Syrien heimisches, bis
2 m hohes Doldengewächs, dessen eingedickter Milchsaft für die im
Gottesdienst gebrauchte Weihrauchmischung verwendet wurde.
7:5 Gallio: Römischer Statthalter (Prokonsul) der Provinz Achaja
51-52 n. Chr.7:6 Gamaliel: Jüdischer Schriftgelehrter, zu dessen Schülern auch
Paulus zählte.7:7 Gebetsriemen: (Mt 23,5) Gesetzestreue Juden befestigen zum Gebet
mit langen Riemen auf der Stirn und am linken Arm lederne Kapseln,
in denen mit Schriftworten beschriebene Pergamentstreifen verwahrt
sind (vgl. 5. Mose 6,8). Zur Zeit Jesu trugen viele Fromme die
Gebetsriemen den ganzen Tag.7:8 Gefangenschaft: (Wegführung, Exil, Verbannung) Zur
»Befriedigungspolitik« der altorientalischen Herrscher gehörte es
seit dem 2. Jahrtausend v. Chr., die Oberschichten (Priester,
Kaufleute, Handwerker) eroberter Provinzen untereinander
auszutauschen. In der Bibel wird von zwei Wegführungen berichtet: -
1. Die assyrische Gefangenschaft: Im 8. Jahrhundert v. Chr. eroberte
der assyrische König Sargon II. Samaria und deportierte die
Oberschicht des Nordreiches nach Mesopotamien. Im Gegenzug ließ er
Leute aus Bábylon und Elam ansiedeln ( Samaritaner) . - 2. Die
babylonische Gefangenschaft: Im 6. Jahrhundert v. Chr. eroberte der
neubabylonische König Nebukadnezar II. Juda und deportierte 597 und
587 v. Chr. die Oberschicht nach Bábylonien, ohne eine neue
Oberschicht in Juda anzusiedeln. Die Verbannten konnten in
geschlossenen Siedlungen zusammenwohnen, so dass der nationale
Zusammenhalt bewahrt blieb und sich die Hoffnung auf Rückkehr
erhalten konnte.7:9 Gefängnis, Geister im G.: Nach jüdischer Überlieferung werden die
Engel, die sich nach 1. Mose 6,4 durch den Verkehr mit
Menschenfrauen vergangen hatten, zur Strafe im Innern der Erde
gefangengehalten. Auch ihnen wird durch Christus die Möglichkeit der
Vergebung angekündigt (1. Petr 3,19). Nach 1. Petr 4,6 gilt die
Rettungstat Christi auch den Menschen, die vor seinem Erscheinen
gestorben sind.7:10 Geißel: Ein Lederriemen mit eingeflochtenen Knochen oder
Metallstückchen. Die Geißelung war eine römische Strafe für
männliche Verbrecher, die nicht das römische Bürgerrecht besaßen
(Apg 22,25). Meist ging sie der Kreuzigung voran (Mt 20,19; 27,26;
Joh 19,1), wobei sie nicht selten bereits tödlich wirkte.
7:11 Geist Gottes, heiliger Geist: Das hebräische Wort für Geist
bedeutet ursprünglich ‘Wind, Hauch’. Gemeint ist damit das
Lebensprinzip, das Gott seinen Geschöpfen verliehen hat und über das
er jederzeit verfügt. Vom Geist Gottes gehen aber auch spezielle
Wirkungen auf bestimmte Menschen aus: Er kommt über einen Menschen
und treibt ihn zu einer bestimmten Tat (Ri 13,25). Er beseelt die
ekstatischen Prophetengemeinschaften (1. Sam 10,10-12) und kann
einen Propheten ganz real an einen anderen Ort versetzen (1. Kön
18,12; vgl. Hes 8,3). Wenn der Geist Gottes ständig auf einem
Menschen ruht wie auf David (1. Sam 16,13) oder einer prophetischen
Gestalt (Jes 42,1; 61,1), ist dies das Zeichen einer besonderen
Verbundenheit mit Gott und Beauftragung durch ihn. - Propheten des
Alten Testaments haben für die Zukunft eine Ausgießung des
Gottesgeistes über das ganze Volk erwartet (Hes 36,27; Joel 3,1-5).
Die neutestamentliche Gemeinde sah diese Erwartung durch Jesus
erfüllt, der nicht nur selbst vom Geist Gottes erfüllt war (Mk
1,10), sondern diesen Geist auch den Seinen vermittelt hat (Apg
2,1-36). Mit der Taufe (Erwachsenentaufe, z. T. auch
Handauflegung: Apg 8,17; 19,6) wird allen Glaubenden der Geist
verliehen. Seine Einwohnung ist Zeichen und Gewähr dafür, dass sie an
der neuen Welt Gottes teilhaben (Eph 1,13-14). Er äußert sich in
zahlreichen ‘Geistesgaben’ und gibt durch sie der Gemeinde Wachstum,
Form und Halt (1. Kor 12,1-31; Eph 4,7-13). Schon, dass jemand
Christus als seinen Herrn erkennen und an ihn glauben kann, ist das
Werk des Geistes (1. Kor 12,3).7:12 Geister, böse, unreine: Böse Geister (griech. Dämonen, z. B. Mt
7,22; Mk 1,34; Lk 8,2; Joh 8,48 u. ö.) oder unreine Geister (z. B.
Mt 10,1; Mk 1,23; Lk 4,33 u. ö.) sind geistige Wesen mit
übermenschlichen Kräften, die von einem Menschen Besitz ergreifen
und ihn völlig beherrschen können ( Besessene). Ein »sprachloser
Geist« (Mk 9,17) ist ein dämonisches Wesen, das den von ihm
besessenen Menschen stumm macht.7:13 Gemeindeleiter: Nach jüdischem Vorbild wurden die christlichen
Gemeinden ursprünglich von einer Gruppe von Vorstehern ( Älteste)
geleitet (Apg 14,23; 20,17; 1. Tim 5,17-22; Tit 1,5). Diese
Leitungsform scheint in der Jerusalemer Urgemeinde ihre Wurzeln zu
haben (Apg 11,30; 15,4; 15,6; 21,18). In den Paulinischen Gemeinden
gab es - wohl in Anlehnung an bestimmte Ämter in griechischen
Vereinswesen - Gemeindeleiter (‘Bischöfe’) und Gemeindehelfer
(‘Diakone’; vgl. Phil 1,1; 1. Tim 3,1). Wo beide Formen der
Gemeindeleitung aufeinandertrafen, wurde zwischen der Aufgabe der
Gemeindeältesten und der der Gemeindeleiter nicht unterschieden
(vgl. Apg 20,17 mit 20,28 oder Tit 1,5 mit 1,7). Auch die
Gemeindeleiter nahmen zunächst ihre Aufgabe als Kollegium wahr (Phil
1,1). Erst in nach-neutestamentlicher Zeit finden wir die
verschiedenen Formen der Gemeindeleitung ganz miteinander
verschmolzen und die altkirchliche Ämterordnung voll ausgeprägt: ein
Gemeindeleiter (episkopos/Bischof), unter ihm das Kollegium der
Gemeindeältesten (presbyteroi/Priester), dazu die Gemeindehelfer
(diakonoi/Diakone).7:14 Gemüt: (Mt 22,37; Mk 12,30; 12,33; Lk 10,27; Röm 7,23; 7,25) Das
Wort bezeichnet bei Luther nicht nur das Gefühl, sondern umfaßt
Verstand, Vernunft, Gesinnung, Willen, Verlangen und Streben.
7:15 Gerechtigkeit Gottes: So wörtlich in Röm 1,17; 3,21. Luther hat
auch die Übersetzung erwogen: »die Gott macht, wirkt«. Gerechtigkeit
ist nicht eine Eigenschaft Gottes, sondern sein Heilshandeln am
Menschen, das den Sünder in die Gemeinschaft mit Gott aufnimmt und
ihm ein neues Leben schenkt.7:17 Gesetz: Bezeichnung der fünf Mosebücher (Tora). Man umschrieb zur
Zeit Jesu das Alte Testament mit ‘das Gesetz und die Propheten’. Der
Begriff ‘Gesetz’ konnte aber auch auf das ganze Alte Testament
ausgedehnt werden. Seit der Zeit Esras bestimmte das Mosegesetz das
gesamte Leben des jüdischen Volkes und grenzte es streng gegen die
übrigen Völker ab. Von besonderer Bedeutung wurden dafür die Gesetze
über die Beschneidung und den Sabbat sowie die
Reinheitsvorschriften ( rein). Die Frage nach der bleibenden
Geltung des Mosegesetzes führte in der Urchristenheit zu ernsten
Auseinandersetzungen (Apg 15,1-29; Gal 2,21).7:18 Gethsemane: Wörtlich ‘Ölkelter’. Das deutet darauf hin, dass es
sich um einen Ölgarten mit einer (vielleicht verfallenen?) Ölkelter
gehandelt hat.7:20 Gihon: (1. Kön 1,33) Quelle bei Jerusalem. Zu 1. Mose 2,13
Paradiesströme.7:21 Gittit: (Ps 8,1; 81,1; 84,1) Ein Musikinstrument oder eine Tonart.
7:22 Gleichnis: Als ‘Gleichnis’ bezeichnet man eine in der Regel ganz
kurze Erzählung, die einen bestimmten Gedanken veranschaulichen
soll. Für Jesus ist diese Redeform besonders typisch. Seine
Gleichnisse greifen Bilder und Ereignisse aus dem täglichen Leben
auf. Man darf jedoch nicht an den Einzelheiten des Erzählten
hängenbleiben, sondern muß darauf achten, worauf das Ganze hinaus
will. Jedes Gleichnis, das Jesus erzählt, ist ein Appell, der seine
Hörer zum Mitdenken, Weiterdenken und Umdenken auffordert.
7:23 Gog: Nach Hes 38,1 - 39,16 ein Fürst im Land Magog, das im Norden
zu suchen ist; Offb 20,8 ist »Gog und Magog« Bezeichnung der
Weltmacht, die am Ende der Zeit gegen das Gottesvolk anstürmt.
7:24 Gomorra: Sodom.7:25 Gosan: Assyrische Provinz am oberen Habor (Nebenfluß des Euphrat).
Hier wurden die 722 v. Chr. deportierten Israeliten angesiedelt.
7:26 Gottesberg: Wie die Griechen sich ihre Götter auf dem Olymp
wohnend vorstellten, so gibt es im Alten Orient die Anschauung von
einem Götterberg ‘im Norden’. In Israel brachte man den Glauben an
die Überlegenheit des eigenen Gottes dadurch zum Ausdruck, dass man
sagte: Der Zionsberg in Jerusalem ist der wahre Götterberg! (Ps
48,3).7:27 Gottesfürchtige: (Apg 13,16 u. ö.) Heiden, die am jüdischen
Synagogengottesdienst teilnahmen und das Mosegesetz teilweise
einhielten. Sie sind zu unterscheiden von den Proselyten
(»Judengenossen«), d. h. Heiden, die durch Beschneidung rechtsgültig
zum Judentum übergetreten und zur Einhaltung des ganzen Gesetzes
verpflichtet waren.7:28 Gottgeweihter: Gottgeweihte (Nasiräer) heißen im Alten Testament
Menschen, die sich als für Gott ausgesondert verstehen und dies
durch eine bestimmte Lebensweise bezeugen. Es kam vor, dass solche
Gottgeweihten ihr ganzes Leben in dieser Ausnahmesituation
verbrachten, wie z. B. Simson (Ri 13,5; 13,7). Häufiger scheint es
jedoch gewesen zu sein, dass sich jemand für eine begrenzte
Zeitspanne dem ausschließlichen Dienst Gottes weihte. Bestandteil
des Gelübdes war die Enthaltung von bestimmten Nahrungsmitteln, vor
allem alkoholischen Getränken, und das Tragen einer bestimmten
Kleidung. Zum Zeichen ihrer ‘Weihe’ ließen die Nasiräer in der Regel
ihr Haupthaar nicht schneiden (4. Mose 6,1-8) . - Wenn jemand auf
Zeit ein solches Gelübde ablegte, mußte er als Abschluß ein ziemlich
kostspieliges Opfer darbringen (4. Mose 6,13-20). In diesem
Zusammenhang steht die Aufforderung an Paulus (Apg 21,23-26), die
Opferkosten für arme Nasiräer zu übernehmen und dadurch zugleich
seine eigene Gesetzestreue zu beweisen. Da Paulus aus dem Ausland
kam, galt er selbst als ‘unrein’ ( rein) und durfte erst nach
einer siebentägigen Reinigungszeit bei diesem Opfer im Tempel
anwesend sein.7:29 Götzenopferfleisch: Das Fleisch von Tieren, die heidnischen
Göttern als Opfer geweiht wurden. Dazu gehört [a] alles Fleisch, das
bei einer heidnischen Kultmahlzeit verzehrt wurde, aber auch [b] das
auf dem Markt gekaufte Fleisch (weil übriggebliebenes Opferfleisch
auf den Markt kam und das Schlachten eines jeden Tieres als Opfer
aufgefaßt wurde). Paulus verbot den Christen die Teilnahme an
heidnischen Kultmahlzeiten, gab aber den Genuß von
Götzenopferfleisch frei, wenn dieser außerhalb des Kultaktes
erfolgte. Wurde jedoch dabei das Fleisch ausdrücklich als
Opferfleisch bezeichnet, dann sollte der Christ mit Rücksicht auf
ängstliche (judenchristliche) Gemeindeglieder lieber darauf
verzichten (1. Kor 8,1 - 10,33). Die Juden dürfen wegen des Verbots
von Blutgenuß (1. Mose 9,4) nur Fleisch essen, das nach ritueller
Vorschrift geschlachtet (= geschächtet) worden ist.
7:30 Gräber: (Mt 23,27) Sie galten in Israel als unrein ( rein).
Damit sie nicht ahnungslos betreten würden, wurden die Grabkammern
durch Übertünchen mit weißer Farbe kenntlich gemacht.
7:31 Greuelbild der Verwüstung: (Dan 9,27; 11,37; 12,11; Mt 24,15; Mk
13,14) Bei Daniel ein prophetischer Hinweis auf die Entweihung des
Jerusalemer Tempels durch Antiochus IV. Epiphanes, der 168 v.
Chr. dort einen heidnischen Kult einrichten ließ. Das »Greuelbild«
war entweder ein Götterbild oder - wahrscheinlicher - ein kleiner
Altaraufsatz, der auf den großen Brandopferaltar gestellt wurde, um
die fremden Opfer durchführen zu können. Durch diesen Gegenstand
wurde das ganze Heiligtum kultisch unrein, »verwüstet«, so dass der
jüdische Opferdienst unmöglich gemacht und Priester und Gemeinde
vertrieben wurden. Dadurch verödete das Tempelgebiet (1. Makk 1,57;
6,7) . - In Mt 24,1-51 und Mk 13,1-37 wird der Ausdruck aus Daniel
übernommen, um eine in der Endzeit erwartete Tempelschändung anderer
Art zu bezeichnen. Nachdem der Jerusalemer Tempel im Jahr 70 n. Chr.
zerstört wurde, kann man dabei an Vorgänge wie die in Offb 13,1-18
bildhaft angedeuteten denken.7:32 Griechen: »Juden und Griechen« = Juden und Heiden (Röm 1,16);
»Griechen und Nichtgriechen (Barbaren)« = alle Völker (Röm 1,14).
Die Griechen in Joh 12,20 sind griechisch redende Proselyten
(»Judengenossen«).7:33 Grummet: (Am 7,1) Übersetzung unsicher. Vielleicht der durch den
Spätregen hervorgebrachte zweite Graswuchs.8:1 Hadad-Rimmon: (Sach 12,11) Vielleicht ist hier auf die Totenklage
um den Gott der Vegetation (2. Kön 5,18) hingewiesen, dessen Sterben
in der Trockenheit des Sommers beklagt wurde, wie nach dem neu
belebenden Frühregen im Herbst sein Auferstehen gefeiert wurde.
Vielleicht ist aber auch zu übersetzen: »Klage wie die bei
Hadad-Rimmon in der Ebene von Megiddo«. Hadad-Rimmon wäre dann der
Ort, bei dem der letzte bedeutende König Judas, Josia, 609 v. Chr.
gefallen ist (2. Kön 23,29). Nach 2. Chr 25,20-25 war die Klage um
Josia in Juda zu einem festen Brauch geworden.8:4 Hanes: (Jes 30,4) Grenzstadt in Süd-Ägypten.
8:5 Hargol: (3. Mose 11,22) Heuschreckenart.8:6 Harmagedon: (Offb 16,16) Unerklärbarer Name eines Berges, auf dem
sich in der Endzeit die Könige der Welt gegen Gott versammeln
sollen. Die Anknüpfungsmöglichkeiten an biblische Bezugsstellen, die
man erwogen hat, erweisen sich als nicht überzeugend. Der Name
könnte aus der zur Zeit des Neuen Testaments weit verbreiteten
apokalyptischen Literatur stammen, von der große Teile verloren
sind.8:7 Hasidäer: (1. Makk 2,42; 7,12) Hebräisch hasidim = die Frommen.
Eine Gruppe im Judentum, die aus treuen Anhängern des Gesetzes
bestand und nur einen Hohenpriester aus dem Hause Aaron
anerkennen wollte. Sie war zeitweise mit der makkabäischen Bewegung
verbunden, ohne völlig in ihr aufzugehen, wie es in 2. Makk 14,6
angenommen wird. Aus ihr gingen später die Pharisäer hervor.
8:8 Hausgott: Kleine Götterfiguren, die als gute Geister das Haus
beschützen sollen, sind aus vielen Kulturen bekannt und in älterer
Zeit auch in Israel verbreitet (Hos 3,4).8:9 Hebopfer: (2. Mose 29,27-28) Der Teil des Besitzes, der vom
übrigen »abgehoben« (vielleicht auch emporgehoben) und dadurch Gott
geweiht wurde; auch der Anteil eines Opfers, der dem Priester
zustand, z. B. die rechte Keule beim Dankopfer.8:10 Hebräer: Die ursprüngliche Bedeutung ist unsicher. Das Wort
begegnet im Alten Testament zunächst als Bezeichnung für unfreie
Israeliten (in Ägypten: 2. Mose 1,6 - 2,10; als Sklaven: 2. Mose
21,2; Jer 34,8-9). In nachexilischer Zeit wird das Wort zum
Ehrennamen und zur jüdischen Selbstbezeichnung (Jon 1,9; vgl. 2. Kor
11,22; Phil 3,5). Sprache und Schrift werden jetzt auch ‘hebräisch’
genannt. In Apg 6,1 bezeichnet das Wort die aramäisch redenden Juden
im Unterschied zu den griechisch redenden.8:11 hebräisch: Als Umgangssprache diente zur Zeit Jesu das Aramäische
( Aramäer). Die Aufschrift über dem Kreuz (Joh 19,20) war
vielleicht jedoch auf Hebräisch abgefaßt.8:12 Heer des Himmels: a) Die Engel um Gottes Thron (1. Kön 22,19; 2.
Chr 18,18; Lk 2,13); b) die Gestirne (Jes 34,4; 40,26), häufig als
Götter verehrt (5. Mose 4,19; Zef 1,5).8:13 heilig: ‘Heilig’ ist im Alten Testament alles, was Gott und der
göttlichen Sphäre zugehört. Das ist aus priesterlicher Sicht vor
allem der Tempel und dort wieder in besonderem Maße die heiligen
Geräte, die Altäre, die Bundeslade und der innerste Raum, der
das Allerheiligste heißt. Nur wer selbst ‘geheiligt’ (geweiht)
ist, kann sich dieser Sphäre nahen, ohne Schaden zu nehmen (4. Mose
4,15; 2. Mose 30,29). Die Opfer, die Gott dargebracht werden,
sind in abgestuftem Maße heilig, und entsprechend dürfen
unterschiedliche Personenkreise einen Anteil davon verzehren: beim
Dank- und Lobopfer die ganze Gemeinde (3. Mose 7,13-15); bei den
Erntegaben ans Heiligtum und bei bestimmten Opferanteilen alle
Angehörigen der Priesterfamilie (4. Mose 18,11-19), bei den
Sühnopfern die Priester allein (3. Mose 6,19-22). - Es gehört zum
Dienst der Priester, genau zu unterscheiden - und das Volk
unterscheiden zu lehren - zwischen ‘heilig’ und ‘unheilig’ (profan;
3. Mose 10,10), also die Grenze zu wahren zwischen der Sphäre des
heiligen Gottes und des unheiligen Menschen. Zugleich aber haben sie
zwischen beiden Sphären zu vermitteln, damit die Menschen imstande
sind, Gott heilige Gaben darzubringen, so dass dafür von dem heiligen
Gott Heil in das Leben der Menschen einströmen kann. Was von den
Menschen als Voraussetzung erwartet wird, ist, dass sie in kultischem
Sinn ‘rein’ sind. Ein wichtiger Schritt wird mit der Erkenntnis
vollzogen, dass die äußerliche Reinheit nicht genügt, sondern dass
Gottes Heiligkeit vom Menschen, der ihr begegnen will, die Reinheit
des Herzens und das Tun des Rechten verlangt (vgl. Ps 15,1-5). »Ihr
sollt heilig sein, denn ich bin heilig, der HERR, euer Gott« (3.
Mose 19,2) - so steht über dem Kapitel, in dem sich der berühmte
Satz findet: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.«
8:14 Henoch: Im Alten Testament einer der Nachkommen Adams (1. Mose
5,21). Der Judas-Brief zitiert in V. 14 aus einer Henoch
zugeschriebenen Schrift, die aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. stammt.
8:15 Herakles: (2. Makk 4,19) Halbgöttlicher Held der griechischen
Sage, dem kultische Opfer dargebracht wurden.8:16 Hermes: (Apg 14,12) Herold und Sprecher der Götter, Begleiter des
höchsten Gottes Zeus und Gott des Handels (bei den Römern
Merkur).8:17 Herodes: (1) Herodes I. war 37-4 v. Chr. römischer Vasallenkönig
in Palästina. In seine Regierungszeit fällt die Geburt Jesu (Mt 2,1;
Lk 1,5) . - (2) Herodes Antipas, Sohn von Herodes I., herrschte nur
über Galiläa und Peräa, 4 v . - 39 n. Chr. Er ließ Johannes den
Täufer hinrichten (Mt 14,1-10) . - (3) Herodes Archelaus, Sohn
Herodes’ I., herrschte 4 v . - 6 n. Chr. über Judäa, Samarien und
Idumäa (Mt 2,22). Sein Gebiet wurde danach einem römischen
Statthalter (Prokurator) unterstellt . - (4) Agrippa I., Enkel
Herodes’ I., wurde volkstümlich ‘Herodes’ genannt, da er kurze Zeit
(41-44 n. Chr.) das Reich seines Großvaters unter seiner Herrschaft
vereinigte. Er ließ den Apostel Jakobus, den Bruder des Johannes,
hinrichten (Apg 12,1-23) . - (5) Agrippa II., Sohn Agrippas I.,
Bruder der Berenike (die 48-69 n. Chr. bei ihm lebte) und der
Drusilla, hatte eine kleine Herrschaft nördlich von Palästina (50-94
n. Chr.). Als dem römischen Vertrauensmann für Angelegenheiten des
Jerusalemer Tempels und Schwager des Statthalters Felix läßt
Festus ihm den Gefangenen Paulus vorführen (Apg 25,13-26,32).
8:18 Herodias: Frau des Herodes Antipas. Aus politischem Ehrgeiz
hatte sie sich von dessen Halbbruder (in Mk 6,17 irrtümlich
Philippus genannt) getrennt und Antipas zur Verstoßung seiner ersten
Frau veranlaßt.8:19 HERR: In dieser Übersetzung (im Anschluß an eine alte Tradition)
Wiedergabe des hebräischen Gottesnamens, der mit großer
Wahrscheinlichkeit Jahwe gelautet hat. Gesichert sind lediglich die
Konsonanten JHWH (das auslautende H ist stumm). Da die jüdischen
Gelehrten, die den hebräischen Text mit Vokalen versahen, den
Gottesnamen aus Scheu nicht mehr aussprachen, haben sie statt der
ursprünglichen Vokale die Vokale des hebräischen Wortes für ‘Herr’
eingesetzt, das beim Vorlesen an dieser Stelle gesprochen werden
sollte (adonaj; das anlautende a in der Schreibung verkürzt zu e).
Durch ein Mißverständnis ist später daraus das Kunstwort JeHoVaH
geworden. Die ursprüngliche Form des Gottesnamens läßt sich
erschließen aus der Kurzform Jah, die z. B. in Hallelu-jah (Preist
Jahwe) enthalten ist, sowie aus alten griechischen Texten. - Jahwe
ist ein Eigenname, der den Gott Israels von anderen Göttern
unterscheidet. Erst im Lauf der Zeit setzt sich die Erkenntnis
durch, dass er der einzige Gott ist und alle anderen Götter »tote
Götzen« sind (Ps 96,5; vgl. 1. Kor 8,4-6). Die Bedeutung des Namens
Jahwe ist umstritten. In 2. Mose 3,13-15 wird eine Deutung aus dem
Zeitwort sein gegeben, die das Wesen des Gottes Israels als Mit-Sein
mit seinem Volk und seiner Schöpfung sehr schön zum Ausdruck bringt.
8:20 Herrlichkeit (des Herrn): Die sichtbare Erscheinung der göttlichen
Majestät, die als strahlender Lichtglanz zu denken ist. Nach 2. Mose
33,18-23 und anderen Stellen ist der Anblick dieser Lichterscheinung
für sterbliche Menschen tödlich. Aber in prophetischen Visionen wird
sie von Jesaja (Kap 6,1-13) und Hesekiel (Kap 1,1 - 3,27) geschaut
und beschrieben. Im Neuen Testament bezeichnet der Ausdruck Gottes
unvergängliches Leben, an dem nicht nur der auferstandene Christus,
sondern durch ihn auch die Gemeinde teilhat. Nach Joh 1,14; 2,11 war
diese Herrlichkeit an Jesus schon während seines Erdenlebens
wahrnehmbar.8:21 Hetiter: Von ihrem Stammland im Inneren Kleinasiens aus gründeten
die Hetiter im 2. Jahrtausend v. Chr. ein bedeutendes Reich, das
sich zeitweilig bis nach Damaskus und Bábylon erstreckte. Im Alten
Testament ist Hetiter Bezeichnung für einen Teil der Urbevölkerung
Kanaans (1. Mose 15,20; 23,10; 26,34 u. ö.), Hetiterland kann aber
auch nach assyrischem Sprachgebrauch Bezeichnung für Syrien,
besonders Nordsyrien, sein (Ri 1,26; Jos 1,4).8:23 Himmel: Nach frühjüdischen Vorstellungen hat der Himmel mehrere
‘Stockwerke’; das Paradies dachte man sich im ‘dritten Himmel’
(vgl. 2. Kor 12,2; 12,4). Eine charakteristische und für uns
befremdliche Vorstellung entfaltet der Epheserbrief: Der Raum
zwischen Himmel und Erde ist demnach von dämonischen Mächten
beherrscht, die Gott und den Menschen feindlich sind. Christus hat
bei seiner Himmelfahrt diese Mächte besiegt und gefangengenommen
(Eph 4,8-10; 6,12).8:24 Himmelskönigin: Gottheit, die wahrscheinlich der Bábylonischen
Ischtar ähnlich war und vor allem von Frauen verehrt wurde. Sie
hatte auch im Israel der Königszeit einen festen Kult (Jer 44,17).
Ihre Symbole waren Mondsichel und Venusstern.8:25 Hinnomtal: Tal westlich und südlich von Jerusalem (Ben-Hinnom oder
Ge-Ben-Hinnom genannt), das in das Kidrontal mündet. Bis zur Reform
des Königs Josia (639-609 v. Chr.) war dort eine Opferstätte des
Moloch, an der Kinderopfer dargebracht wurden. Nach der Zerstörung
und Entweihung durch Josia wurde das Tal als Ausländerfriedhof und
Schuttabladeplatz benutzt. In der Form Gehinnom oder Gehenna ist der
Name des Tals zum Inbegriff der Hölle geworden.8:26 Hiob: (ökumenisch Ijob) Er gilt in Tob 2,12 und Jak 5,11 als
Beispiel geduldigen Leidens, auf das am Ende eine große Belohnung
folgt (vgl. das alttestamentliche Buch desselben Namens).
8:27 Hoherpriester: Im Alten Bund Aaron und seine Nachfolger oder der
oberste Priester an den verschiedenen Heiligtümern wie Eli in Silo.
Im Jerusalemer Tempel durfte allein der Hohepriester das
Allerheiligste betreten (vgl. Hebr 9,1-7). Die Hohenpriester aus dem
Makkabäergeschlecht legten sich die Königswürde bei. Herodes und
ebenso die Römer nahmen dem hohenpriesterlichen Amt die
Lebenslänglichkeit und die Erblichkeit. Daher spricht das Neue
Testament von Hohenpriestern in der Mehrzahl, weil auch die von den
Römern abgesetzten Hohenpriester und die Glieder der (fünf)
hohepriesterlichen Familien so genannt wurden. Zur Zeit Jesu war der
amtierende Hohepriester der Vorsitzende des Hohen Rates.
8:28 Hoher Rat: Rat.8:29 Hölle: An zwölf Stellen des Neuen Testaments (Mt 5,22; 5,29-30;
10,28; 18,9; 23,15; 23,33; Mk 9,43; 9,45; 9,47; Lk 12,5; Jak 3,6; im
Alten Testament nur Hiob 11,8) der Ort der Verdammten (2. Petr 2,4),
von Jesus unter verschiedenen Bildern beschrieben (ewiges Feuer,
Finsternis und Kälte, nagender Wurm); dem entspricht in der
Offenbarung der feurige Pfuhl (Offb 19,20; 20,10; 20,14-15).
8:30 Horeb: Berg der Gottesoffenbarung ( Sinai).
8:31 Horn: Sinnbild der Kraft und Macht (1. Kön 22,11), der Macht eines
Staates (Jer 48,25), der Weltmacht (Sach 2,1). Die Hörner an den
vier Ecken des Brandopferaltars sind Symbol der göttlichen Macht und
Gegenwart, darum Zufluchtsstätte (1. Kön 1,50).8:32 Hosianna: (Mt 21,9; Mk 11,9-10) Ein Gebetsruf aus dem
messianischen Psalm 118,25: »Ach, hilf!«, »Rette doch!«, »Gib doch
Heil!«8:33 Hundegeld: (5. Mose 23,19) Lohn für widernatürliche Unzucht (1.
Kön 14,24; vgl. Offb 22,15).8:34 Hurerei: Da sexuelle Ausschweifungen Bestandteil des Kults
bestimmter Götter waren, wird ‘Hurerei’ auch im übertragenen Sinne
für Götzendienst verwendet ( Unzucht, Baal). Bei dem Verbot
in 3. Mose 19,29 handelt es sich dagegen ganz wörtlich um religiös
motivierte Prostitution.8:35 Hüter: (an der Schwelle; 2. Kön 25,18) Im Unterschied zum
Tempelpersonal der »Torhüter« drei hochgestellte Priester, die
unmittelbar auf die beiden höchsten Priester folgten. Vermutlich
mußten sie am Tempeleingang die kultische Reinheit der Besucher
prüfen, bevor diese in das Heiligtum gehen durften ( rein);
außerdem hatten sie die Abgabe der Tempelsteuer zu überwachen.
- I -9:1 Ir-Heres: In Jes 19,18 Heliopolis (On); Jer 43,13 sagt dafür
Bet-Schemesch.9:2 Isaak: Sohn Abrahams mit Sara und Vater Jakobs.
9:3 Isai: Vater des Königs David.9:4 Isch-Boschet: Sohn Sauls und vorübergehend israelitischer König.
Sein wohl ursprünglicher Name Eschbaal (‘Gefolgsmann des Herrn’)
wurde im Zuge seiner Ächtung in Isch-Boschet geändert: ‘Mann der
Schande’.9:5 Isebel: Frau Ahabs, tyrische Prinzessin, die den Baalsdienst in
Israel offiziell eingeführt hat ( Baal). Bei der Revolution Jehus
(2. Kön 9,30-37) kam sie ums Leben. Sie gilt als die wichtigste
Gegenspielerin des Propheten Elia.9:6 Ismael: Sohn Abrahams mit Hagar. Der Name bedeutet: ‘Gott hört’.
9:7 Israel: Beiname des israelitischen Stammvaters Jakob, den er
nach dem nächtlichen Kampf mit Gott am Jabbok erhielt (1. Mose
32,29). Als Volksname bezeichnet er einerseits das gesamte
Zwölf-Stämme-Volk, andererseits seit der Trennung von Juda das
Nordreich ‘Israel’, das nach seinem Hauptstamm auch Ephraim genannt
wird.10:1 Jachin und Boas: (1. Kön 7,21) Säulen oder Pfeiler am Eingang des
Tempels in Jerusalem. Die Namen sind vielleicht der Anfang von
Verheißungen für das Königshaus: Jachin = »festmachen wird« (der
Herr)...; Boas = »durch ihn (den Herrn) stark...«.
10:2 Jafo: (Jona 1,3) Im Neuen Testament Joppe (Apg 9,36), das heutige
Jaffa.10:3 Jakob: Enkel Abrahams und neben diesem der eigentliche
‘Stammvater’ des Volkes Israel.10:4 Jannes und Jambres: So heißen nach der jüdischen Legende die
Zauberer, die nach 2. Mose 7,11; 7,22 Mose vor dem Pharao mit ihren
Künsten zu widerlegen suchten.10:5 Jareb: (Hos 5,13; 10,6) Geheimname für den assyrischen Großkönig.
10:6 Jehu: Offizier König Jorams von Israel; er zettelte eine
Revolution an, bei der die Dynastie Omri ausgelöscht wurde (2. Kön
9,1 - 10,36). Ihm gelang es, selbst eine Dynastie zu gründen, die
Israel fast hundert Jahre lang beherrschte.10:7 Jerusalem: ‘Stadt des Friedens’ oder ‘Stadt des Salimu’, einer
ammonitischen Gottheit. Der Ort ist seit dem 4. Jahrtausend v. Chr.
besiedelt. Als die Israeliten ins Land Kanaan eindrangen, war er von
Jebusitern bewohnt. Er konnte erst von David erobert werden, der ihn
zur Hauptstadt seines Doppelreiches machte (2. Sam 5,6-9).
10:8 Jeschurun: (5. Mose 32,15; 33,5; 33,26; Jes 44,2) Dichterischer
Name für Israel, »der Wackere, der Redliche«.10:9 Jesreel: Große Ebene, die zwischen dem galiläischen Bergland und
dem Tabor im Nordosten und dem samaritanischen Gebirge im Südwesten
liegt. Sie wurde erst zu Beginn der Königszeit dem Gebiet Israels
zugefügt. Der gleichnamige Ort liegt am Ostrand der Ebene. Er war
vom Königshaus der Omriden (König Omri 882-871 v. Chr.) zur zweiten
Residenz neben Samaria ausgebaut worden.10:10 Jesus: Der Name Jesus (Jeschua oder Jehoschua, griechisch Josua)
bedeutet ‘Gott rettet’. Darauf wird in Mt 1,21 angespielt.
10:11 Joch: Das Querholz, das den paarweise vorgespannten Zugtieren über
den Nacken gelegt und mit Stricken am Hals befestigt wurde. In der
Mitte war es mit der Wagendeichsel oder dem Pflug verbunden. ‘Unter
dem Joch’ sein wird von daher zum Bild für Sklaverei, Unterdrückung
und Fremdherrschaft.10:12 Jona, Zeichen des Jona: Im alttestamentlichen Jonabuch wird
erzählt, dass der flüchtige Prophet drei Tage im Bauche des Fisches
verbrachte, bis dieser ihn an Land spie. Jesus vergleicht sich in Lk
11,30 in doppelter Hinsicht mit Jona: als wunderbar vom Tod
Erretteter und als einer, der das Gericht bringt. Wie Jona aus dem
Fischbauch als Verkünder des Gerichts nach Ninive kam, so wird Jesus
als der vom Tod Auferstandene wiederkommen zum Gericht über die, die
ihm nicht geglaubt haben. Auch in Mt 12,30-40 werden Grabesruhe und
Auferweckung Jesu den Gegnern nicht als ein ‘Zeichen’ in dem von
ihnen erwünschten Sinn in Aussicht gestellt, sondern als Auftakt der
Ereignisse, die für sie das Gericht bedeuten.10:13 Juda: (1) Sohn Jakobs mit Lea (1. Mose 29,35) . - (2)
Landschaftsname, der schon vorisraelitisch ist . - (3)
Stammesbezeichnung für die israelitischen Einwanderer im Gebiet Juda
. - (4) Die Stammesgebiete von Juda und Benjamin, die nach der
Teilung des Salomonischen Reiches das Reich Juda bildeten, mit der
Hauptstadt Jerusalem unter der davidischen Dynastie.
10:14 Judäa: Zur Zeit der Römer der südliche Teil Palästinas mit der
Hauptstadt Jerusalem oder auch das ganze Palästina.
10:15 Judas: (1) Einer aus dem Jüngerkreis Jesu, der durch seinen Verrat
die heimliche Gefangennahme Jesu ermöglichte (Iskariot) . - (2) Ein
anderer Jünger Jesu (Lk 6,16; Joh 14,22; Apg 1,13) . - (3) Ein
Bruder Jesu (Mt 13,55; wahrscheinlich auch in Jud 1,1-25 gemeint) .
- (4) Der Galiläer, der zur Zeit der in Lk 2,1 erwähnten
Volkszählung eine Widerstandsbewegung gegen die römische
Fremdherrschaft leitete (Apg 5,37), aus der dann die Partei der
Zeloten erwuchs.10:17 Jünger: Wie die Schriftgelehrten und der Täufer Johannes hatte
auch Jesus ‘Schüler’, die ihm auf seinen Wanderungen folgten und
sich seiner Autorität unterstellten. Jesus verlangt von seinen
Jüngern allerdings eine Unbedingtheit der ‘Nachfolge’, die weit über
das traditionelle Maß hinausgeht. Der Jünger Jesu muß um der
anbrechenden Herrschaft Gottes willen bereit sein, alles hinter
sich zu lassen (Lk 9,57-62; 14,25-27) . - Jünger Jesu sind im Neuen
Testament nicht nur die zwölf Apostel, sondern in gewissem Sinn
alle Christen (Mt 10,42; 28,19). In der Apostelgeschichte wird die
Gemeinde öfter als »die Jünger« bezeichnet, wo wir heute »die
Christen« sagen würden; denn diese Bezeichnung, die den Jesusjüngern
von ihrer Umwelt gegeben wurde, hatte zunächst einen eher
abwertenden Klang (»Christianer«; vgl. Apg 26,28; 11,26).
10:18 Jungfrau: (1. Kor 7,36-38) Nach Luthers Verständnis der Verse
handelt es sich um die Frage, ob ein Vater angesichts der bald
erwarteten Wiederkunft Christi seine Tochter noch verheiraten soll.
Eine andere Auslegungsmöglichkeit setzt den Fall voraus, dass ein
Bräutigam vor der Frage steht, ob er seine Braut unberührt lassen
oder vor der Wiederkunft Christi noch heiraten soll. Neuere
sprachliche Erkenntnisse legen die zweite Auslegung nahe.
- K -11:1 Kain: (1. Mose 4,1-16) Erster Sohn Adams und Evas; Bruder
Abels, der von Kain erschlagen wurde.11:2 Kalb: (Stierbild) Die im Alten Testament erwähnten Stierbilder
(»Goldenes Kalb«) waren keine Götterbilder. Sie wurden nicht
angebetet, sondern galten als Träger des unsichtbar auf ihnen
thronenden Gottes. Trotzdem lag die Verwechslung zwischen Bild und
Gott nahe (2. Mose 32,1-29). Jerobeam stellte zwei von ihnen auf, um
ein nationales Heiligtum als Gegengewicht gegen die Anziehungskraft
des Jerusalemer Tempels zu haben (1. Kön 12,29). »Kälber« werden
die Stierbilder bewußt abwertend genannt (Hos 8,5-6).
11:3 Kalmus: (2. Mose 30,23) Wohlriechendes Rohr oder Gras aus dem
Jemen oder aus Vorderindien, das zur Herstellung des heiligen
Salböls benutzt wurde.11:4 Kalne: (Jes 10,9; Am 6,2) Hauptstadt eines nordsyrischen Staates,
738 v. Chr. von den Assyrern unterworfen.11:5 Kämmerlein: (Mt 6,6) Das Vorratshäuslein neben dem Bauernhaus, das
bei geschlossener Tür völlig dunkel und sehr unfeierlich war; aber
dort, in der Verborgenheit, ist echtes Beten möglich.
11:6 Kanaan: Ursprünglich das ‘Land des Purpurs’, d. h. Phönizien, im
Alten Testament das israelitische Siedlungsgebiet im ‘Heiligen
Land’, das spätere Palästina ( Phönizien). Die Kanaanäer oder
Kanaaniter sind die vorisraelitischen Bewohner des Landes.
11:7 Kandake: (Apg 8,27) Der Titel der Königinnen von Äthiopien (
Kusch).11:8 Karkemisch: (Jes 10,9) Am Euphrat gelegen, Hauptstadt eines
hetitischen Staates, 712 v. Chr. von den Assyrern erobert; dort
schlug Nebukadnezar den Pharao Necho von Ägypten (Jer 46,2).
11:9 Kassia: (2. Mose 30,24; Hes 27,19) Wohlriechende Blüten und
Blätter des ostasiatischen Baumes, dessen innere Rinde das
Zimtgewürz ergibt.11:10 Kedar: (Ps 120,5; Jes 21,16-17; 42,11; 60,7; Jer 2,10; Hes 27,21)
Nomadisierende Händler in der arabischen Wüste, als Kämpfer
gefürchtet.11:11 Kelter(treter): Die Weintrauben wurden im alten Israel durch
Stampfen mit den bloßen Füßen ausgepreßt. Von daher erklärt sich das
Bild vom ‘Keltertreter’ in Jes 63,1-6.11:12 Kemosch: Hauptgott der Moabiter. Bis zur Zeit Josias gab es
östlich von Jerusalem einen Altar dieses Gottes (2. Kön 23,13; vgl.
1. Kön 11,7). Der moabitische König Mescha erwähnt den Gott in einer
Inschrift, in der er beschreibt, wieviel israelitische Ortschaften
er für ihn mit dem Bann belegt, d. h. ausgerottet hat.
11:13 Keniter: Mit den Israeliten verwandter Stamm, der halbnomadisch im
Bereich des judäischen Stammesgebietes umherzog. Er wurde zuzeiten
sogar zu Juda gerechnet.11:14 Kewan: Assyrisch-babylonischer Sterngott, ebenso wie Sakkut eine
Erscheinungsform des Saturn. Die Überlieferer des hebräischen Textes
(Masoreten) gaben den Namen Sakkut und Kewan, damit sie beim
Vorlesen nicht ausgesprochen würden, die Vokale des hebräischen
Wortes für ‘Scheusal’ (schikkuz), so entstanden die Formen Kiwun
bzw. Kijun und Sikkut.11:15 Kinneret: (4. Mose 34,11) Im Neuen Testament der See Genezareth.
11:16 Kislew: Monate.11:17 Kittäer, Kittim: So hießen (von der phönizischen Gründung Kition
auf Zypern) zunächst die Insel Zypern (Jes 23,1; 23,12) und ihre
Bewohner (1. Mose 10,4; 1. Chr 1,7; Hes 27,6). Später nannte man so
die Inselwelt des Ägäischen Meers (Jer 2,10), Mazedonien (1. Makk
1,1; 8,5) und schließlich das römische Weltreich (Dan 11,30).
11:18 Klaudius: Römischer Kaiser 41-54 n. Chr.11:19 Knauf: Verzierung am Leuchter (2. Mose 25,31); Kapitell der Säule
(1. Kön 7,16; Am 9,1; Zef 2,14).11:20 Kolonie, römische: Eine Ansiedlung römischer Bürger (ausgediente
Soldaten oder Verbannte) außerhalb Italiens.11:21 Korach: Er wollte während der Wüstenwanderung der Israeliten Mose
und Aaron die Führung streitig machen. Zusammen mit 250 Anhängern
wurde er durch ein Gottesgericht vernichtet (4. Mose 16,1-35). Ob
die »Söhne Korach«, ein Sängergeschlecht, dem eine Reihe von Psalmen
zugeschrieben werden (Ps 42,1-12; 44,1 - 49,21 u. a.), mit ihm
zusammenhängen, ist unsicher.11:22 Korban: Das Wort, das im Alten Testament das Gott dargebrachte
Opfer bezeichnet (3. Mose 1,1-17; 4. Mose 7,1-89), leitet im frühen
Judentum die in Mk 7,11 zitierte Gelöbnisformel für Weihgeschenke
ein. Mit dieser Formel konnte man den Tempel zum alleinigen Erben
seines Besitzes einsetzen. Das Eigentum, das mit »Korban« Gott
geweiht war, durfte nicht mehr verkauft werden; doch hatte der
Besitzer bis zu seinem Tod das Nutznießungsrecht.11:23 Kreter und Pleter: Die Leibwache Davids; der Name bezeichnet die
Söldner nach ihrer Herkunft als Philister (1. Sam 30,14; 2. Sam
15,18).11:24 Kusch: Der Name des Reiches, das von 645 v. Chr. bis 350 n. Chr.
die Könige von Napata und Meroe südlich von Ägypten zwischen den 3.
und den 6. Nilkatarakten, also im heutigen Sudan, beherrschten. Von
Palästina her dachte man freilich bei dem Namen Kusch meist
überhaupt an die Länder südlich von Ägypten; dieses Gebiet mit
seinen hochgewachsenen, dunkelhäutigen Bewohnern (Jes 18,7; Jer
13,23) hieß in der Antike »Äthiopien«. Die Herrscher der 25.
Dynastie (715-663 v. Chr.) gewannen von ihrer Hauptstadt Napata aus
die Herrschaft über Ägypten und konnten Assyrien entgegentreten
(vgl. 2. Kön 19,9; Jes 20,5; 37,9; Jer 26,9). Zur Zeit des Neuen
Testaments herrschten über das zwischen Assuan und Kartum gelegene
Reich Kusch Königinnen mit dem Titel Kandake (Apg 8,27). Luthers
Übersetzung »Mohrenland« blieb in Ps 68,32; häufiger blieb »Mohr«
(für Kuschiter) z. B. Ps 87,4; Jer 13,23; 38,7; Am 9,7.
- L -12:3 Last: So heißen Jes 13,1 - 23,18; Nah 1,1 und sonst Prophetenworte
meist drohender Art. Jer 23,33-39 sind die Spötter bedroht, die in
den Gottesworten eine Last sahen.12:4 Laststein: (Sach 12,3) Der Stein, den die jungen Männer hoben, um
ihre Kraft zu erweisen.12:5 Laubhüttenfest: Wichtigstes, abschließendes Erntefest, eines der
drei israelitischen Hauptfeste ( Feste). Es wurde mit einer
Wallfahrt nach Jerusalem wahrscheinlich im Oktober gefeiert und
dauerte etwa eine Woche (Esr 3,4; Neh 8,14-18); Wasser und Licht
(Joh 7,37; 8,12) spielten dabei eine Rolle.12:6 Legion: Eine Einheit des römischen Heeres, etwa 6000 Mann (Mt
26,53); Ausdruck für eine hohe Zahl (»ein ganzes Regiment«; Mk 5,9).
12:7 Lesung des Gesetzes und der Propheten: (Apg 13,15) Im Gottesdienst
der Synagoge wurde regelmäßig nach bestimmter Ordnung je ein
Abschnitt aus dem Gesetz (den fünf Büchern Mose) und aus den
prophetischen und geschichtlichen Büchern des Alten Testaments (im
jüdischen Kanon »Propheten« genannt) als Schriftlesung vorgetragen.
12:8 Levi: Sohn Jakobs und israelitischer Stamm ( Leviten).
12:9 Leviatan: Bildliche Verkörperung der Mächte, die sich Gottes
Schöpfermacht entgegenstellen und von ihm besiegt werden. Der
Leviatan wird vorgestellt als Seeungeheuer (»Drache«) mit mehreren
Köpfen, das sich zusammen mit der Urflut ( Meer) gegen Gott
auflehnt (Ps 74,13-14). Die Schilderung Hiob 40,25 - 41,26 zeichnet
deutlich das Krokodil, doch auch mit den Farben eines Urdrachen.
12:10 Leviten: Priesterstamm. Wahrscheinlich wurden ihm die Priester der
einzelnen Orts- und Höhenheiligtümer zugerechnet. Nach der
Kultreform Josias, durch die Jerusalem zum ausschließlichen
religiösen Zentrum wurde, sanken die Leviten auf die Stufe von
Tempeldienern herab (2. Kön 23,8-9). Nach der biblischen
Überlieferung werden auch die Nachkommen Aarons und des
Hohenpriesters der Davidszeit, Zadok, dem Stamm Levi zugerechnet.
12:11 Libertiner: (Apg 6,9) Juden, die aus der Sklaverei freigelassen
wurden und nun in Jerusalem eine eigene Synagoge (mit griechischer
Sprache im Gottesdienst) hatten.12:12 Licht und Recht: (Urim und Tummim, 2. Mose 28,30) Offenbar
altheilige Orakelgegenstände, die in der Brusttasche des
Hohenpriesters verwahrt und vom Priester (4. Mose 27,21) oder auch
vom König (1. Sam 14,41) benützt wurden, um Gottes Willen zu
erforschen.12:13 Liebesäpfel: (1. Mose 30,14) Die Frucht der Alraune, klein, scharf
riechend, ähnelt einem Apfel. Sie galt als Mittel zur Förderung der
Fruchtbarkeit.12:14 Liebesmahl: Die Einheit der urchristlichen Gemeinden, die sich als
eine große Familie fühlten, sollte auch in gemeinsamem Essen
sichtbar werden; doch zeigten sich früh böse Mißstände (1. Kor
11,17-34; Jud 1,12).12:16 Lot: Neffe Abrahams. Er wird mit seiner Familie als einziger vor
der Vernichtung beim Untergang Sodoms bewahrt.12:17 Lot und Taler: Die älteste Form des Handels ist der Tausch von
Naturalgütern; dann wurde mit ungemünzten Stücken von Silber und
Gold bezahlt, die bei einem Kauf gewogen werden mußten (1. Mose
23,16). Daher gewann das Wort »wägen« die Bedeutung »bezahlen«, und
das meist gebrauchte Gewicht, das »Lot«, wurde der gängige Geldwert
. - Geprägte Münzen gab es erst seit der persischen Zeit. Die ersten
jüdischen Münzen schlug nach 1. Makk 15,6 der Hohepriester Simon . -
Die Einheit des Geldes war der Schekel - in dieser Übersetzung mit
Lot (1. Mose 23,15; 1. Makk 10,40; 10,42) und Taler (2. Mose 30,13;
1. Sam 9,8) wiedergegeben. Sein Gewicht war in älterer Zeit 11-12 g,
in der hellenistischen Zeit ca. 14,5 g; es gab auch ein »Gewicht des
Heiligtums« (2. Mose 30,13; 38,26), das offenbar etwas größer war .
- Über die Kaufkraft des Geldes hören wir wenig; nach 3. Mose 5,15
konnte man für zwei Silberstücke einen Widder kaufen, nach 2. Kön
7,16 für ein Silberstück 13 kg Weizen oder 26 kg Gerste. 50 (später
60) Taler ergaben eine Mine (ein Pfund; Hes 45,12), 60 Minen ein
Talent (einen Zentner). Kleinere Werte waren ein Drittel (Neh 10,33)
und ein Viertel (1. Sam 9,8) eines Talers.12:18 Lud: Ein unbekanntes nordafrikanisches Volk.
- M -13:2 Mal, Steinmal: Ein aufrecht hingestellter heiliger Stein: [a] als
Denkstein für einen Vertragsschluß und Grenzstein (1. Mose 31,45);
[b] als Grabstein (1. Mose 35,20; 2. Sam 18,18); c) als Gedenkstein
an heiliger Stätte (1. Mose 28,18; 2. Mose 24,4); d) zu Ehren
heidnischer Götter, darum für Israel streng verboten (3. Mose 26,1;
5. Mose 7,5) und doch errichtet (1. Kön 14,23; 2. Kön 3,2).
13:3 Mammon: (Mt 6,24) Zusammenfassende Bezeichnung für Geld und Gut.
13:4 Manna: (2. Mose 16,1-36) Wunderbare Speise der Israeliten auf
ihrem Wüstenzug. Viele Ausleger bringen das Manna in Verbindung mit
der Absonderung einer Schildlaus, die sich vom Saft der
Mannatamariske ernährt. Die Beduinen benutzen sie noch heute als
Honigersatz.13:5 Maranata: Ein aramäischer Ruf aus dem frühchristlichen
Gottesdienst, der wahrscheinlich mit »Unser Herr, komm!« zu
übersetzen und als Bitte um die Wiederkunft Christi zu verstehen ist
(1. Kor 16,22; vgl. Offb 22,20).13:7 Maß: In Joh 2,6 Wiedergabe einer Maßeinheit, die etwa 40 Litern
entspricht. Die Wasserkrüge fassen demnach rund 100 l.
13:8 Massa und Meriba: Ort, an dem sich die Israeliten auf der
Wüstenwanderung wegen Wassermangels gegen Mose auflehnten (2. Mose
17,1-7).13:10 Maulbeerbaum: Gemeint ist der Maulbeerfeigenbaum, ein Baum, der
hauptsächlich als Bauholz verwendet wurde. Seine Früchte waren nicht
sehr wertvoll und konnten nur durch Anritzen jeder einzelnen Frucht
kurz vor der Ernte zur Reife gebracht werden, ohne dass sie durch den
Insektenbefall verdarben. Diese Tätigkeit wurde von Hirten oder
Maulbeerbaumpflegern ausgeübt (1. Kön 10,27).13:11 Mazedonien: Römische Provinz am Ägäischen Meer mit der Hauptstadt
Thessalonich.13:12 Meder: Iranischer Stamm, der das medisch-persische Hochland
bewohnte. Er war zuerst den Assyrern tributpflichtig, besiegte
dann mit den Neubabyloniern Assur und wurde unter Kyros ein Teil des
persischen Reiches.13:13 Meer: Das Meer ist für das Alte Testament Sinnbild der
gottfeindlichen, die Schöpfung und ihre Ordnung bedrohenden Macht.
Der Schöpfungsvorgang selbst kann darum als Kampf gegen das ‘Urmeer’
beschrieben werden, das im Meerdrachen ( Leviatan) persönliche
Gestalt annimmt (Hiob 26,12-13; 38,8-11).13:14 Melchisedek: Priesterkönig der Stadt Salem (Jerusalem). Er wird
als Priester des ‘Höchsten Gottes’ bezeichnet. Aus der Begegnung mit
Abraham, der dem König den Zehnten ablieferte (1. Mose 14,1-24),
wurde später das Zehntrecht der Jerusalemer Priesterschaft
abgeleitet. In Hebr 7,1-28 gilt Melchisedek als Urbild des
Priestertums Christi. Dass er »ewig lebt« (7,3), wird aus der dort
angeführten Psalmstelle (Ps 110,4: »Priester ewiglich nach der Weise
Melchisedeks«) geschlossen.13:15 Menschensohn: Bei dem Menschensohn, dessen Kommen von frommen
jüdischen Kreisen zur Zeit des Neuen Testaments erwartet wurde,
handelt es sich um eine übermenschlich-himmlische Gestalt, der nach
dem letzten Gericht von Gott die Weltherrschaft übertragen werden
soll (Dan 7,13-14). Nach anderer Anschauung wird der Menschensohn
selbst das letzte Gericht abhalten . - Jesus hat schon in seinem
Erdenleben die Vollmacht des Menschensohns in Anspruch genommen, als
er entschied, was vor Gott zu tun erlaubt ist und was nicht (Mk
2,28), und als er Menschen die Vergebung ihrer Schuld zusprach (Mk
2,10). Die himmlische Machtstellung des Menschensohns wurde Jesus
zuteil, als Gott ihn vom Tode erweckte (vgl. Mt 28,18-20 mit Dan
7,14). Der kommende Menschensohn, von dem Jesus zunächst noch
verhüllend sprechen konnte wie von einem dritten (Lk 12,8-9; Mk
8,38), wird also niemand anders sein als der auferstandene Herr
selbst (Mk 13,26; 14,62) . - Nach Gottes Willen sollte dieser
‘Menschensohn’ von Menschen verurteilt und getötet werden, um »sein
Leben als Lösegeld für alle Menschen« hinzugeben (Mk 8,31; 10,45).
Der Richter gibt sein Leben für die, die einst vor seinem Gericht
stehen werden!13:18 Meschech, Meschech-Tubal: Meschech und Tubal waren zwei
kleinasiatische Völker, die ihren Wohnsitz zunächst in Zilizien und
Phrygien hatten und dann von den Kimmeriern (biblisch = Gomer; Hes
38,6) zum Schwarzen Meer hin abgedrängt wurden. In Ps 120,5 ist eher
an den nordarabischen Stamm Massa (Spr 31,1) zu denken.
13:19 Mesopotamien: Das Wort kommt aus dem Griechischen und bedeutet
»das Land zwischen den Strömen«, nämlich Euphrat und Tigris, also
das Zweistromland. Im Alten Testament wird der Name nur für das
obere Zweistromland verwendet.13:20 Messias: (hebräisch; griechisch = Christus) Das Wort bedeutet
‘Gesalbter’ und bezeichnet den König, der durch Salbung in sein
Amt eingesetzt wurde. In der späteren Königszeit und vollends in und
nach der Bábylonischen Gefangenschaft entstand die Erwartung eines
‘Gesalbten’ in besonderem Sinn: eines idealen Herrschers der
Heilszeit, die die drückende Gegenwart ablösen soll. Mit seiner
Gestalt verknüpft sich die Hoffnung auf eine Wiederherstellung des
Reiches Davids, aber auch seine Ausweitung zur Weltherrschaft;
über die politische Friedensordnung hinaus erwartete man eine
Erneuerung der ganzen Schöpfung (Jes 11,1-16). Doch ist der Gedanke
einer Heilszeit der Zukunft nicht überall mit der Gestalt eines
Messiaskönigs verbunden (Jes 65,17-25) . - Im Judentum vor der
Zeitwende erwartet man neben einem irdisch-politischen Messias (
Davids Sohn) den Menschensohn als überirdischen Heilsbringer,
der das Ende der gesamten gegenwärtigen Weltordnung heraufführt. Vor
dem Hintergrund der Menschensohnerwartung ließen sich Hoheit und
Anspruch Jesu im damaligen Judentum treffender und weniger
mißverständlich zum Ausdruck bringen als vor dem Hintergrund der
Messias-Erwartung.13:21 Michael: Einer der Engelfürsten, Schutzengel des Gottesvolkes
(Dan 10,21). Als Anführer der Engelheere kämpft er gegen den
Satan (Offb 12,7).13:22 Midianiter: Ihr Stammesgebiet lag im Nordwesten der arabischen
Halbinsel. Sie waren Kamelnomaden und durch ihre Beweglichkeit ihren
Gegnern überlegen. Offensichtlich hatten die Midianiter auch den
Handel zwischen Mesopotamien und Ägypten in der Hand.
13:23 Milkom: Nationalgott der Ammoniter, dem Salomo wegen seiner
ammonitischen Frauen eine Opferstätte errichtete (1. Kön 11,5).
13:24 Millo: (2. Sam 5,9; 1. Kön 9,15; 2. Kön 12,21) Wahrscheinlich eine
Aufschüttung zur Befestigung Jerusalems, vielleicht an der Nordmauer
der alten Davidsstadt. In Sichem (Ri 9,6) eher die Akropolis
(Burg).13:25 Minze: (Lk 11,42) Ein Gartengewächs, als Gewürz geschätzt.
13:26 Mohrenland: (Ps 68,32) Kusch.13:27 Moloch: (eigentlich Melech, »König«). Eine im semitischen Raum
verbreitete Gottheit, Herr der unterirdischen Mächte, besonders des
Feuers. Seine Verehrung drang vor allem im 8./7. Jahrhundert v. Chr.
auch in Israel ein (2. Kön 23,10; Jer 32,35). Man ehrte den Gott,
indem man die Opfer auf eine besondere Art seinem Bereich, dem
Feuer, übergab. Auch Kinder wurden ihm geopfert. Nach manchen
Auslegern sollen die Kinder nicht getötet und verbrannt, sondern nur
in einer besonderen Feuerzeremonie symbolisch der Gottheit
übereignet worden sein.13:28 Monat, Jahr: Die vorderasiatischen Kalender richteten sich nach
dem Mondumlauf, der ägyptische nach dem Sonnenumlauf. Das Mondjahr
hat 354 Tage und bleibt deshalb hinter dem Naturjahr (Sonnenjahr)
zurück. Daher wurden Schaltmonate eingefügt, ursprünglich wohl alle
3 Jahre ein Schaltmonat, seit dem 6. Jahrhundert v. Chr. in einem
8-Jahr-Turnus 3 Schaltmonate. - Das altisraelitische Jahr begann im
Herbst. Nach 722 v. Chr. wurde aber für Handel und Verkehr der
assyrische Kalender übernommen, bei dem das Jahr im Frühjahr
beginnt. Für Israels Feste blieb man nach wie vor beim
Herbstkalender. Von den alten kanaanitischen Monatsnamen blieben
vier länger im Gebrauch: Abib, Bul, Siw, Etanim (siehe diese Namen).
Nach dem Exil verwendeten die Juden den neubabylonischen Kalender,
der auch der persische Staatskalender war. Die Bábylonischen
Monatsnamen heißen: - 1. Nisan (Neh 2,1; Est 3,7) ungefähr Mitte
März bis April - 2. Ijar ungefähr Mitte April bis Mai - 3. Siwan
(Est 8,9; Bar 1,8) ungefähr Mitte Mai bis Juni - 4. Tammus ungefähr
Mitte Juni bis Juli - 5. Ab ungefähr Mitte Juli bis August - 6. Elul
(Neh 6,15; 1. Makk 14,27) ungefähr Mitte August bis September - 7.
Tischri ungefähr Mitte September bis Oktober - 8. Marcheschwan
ungefähr Mitte Oktober bis November - 9. Kislew (Sach 7,1; Neh 1,1)
ungefähr Mitte November bis Dezember - 10. Tebet (Est 2,16) ungefähr
Mitte Dezember bis Januar - 11. Schebat (Sach 1,7; 1. Makk 16,14)
ungefähr Mitte Januar bis Februar - 12. Adar (Esr 6,15; Est 3,7)
ungefähr Mitte Februar bis Mirza13:29 Morgenstern: Der Morgenstern, der Planet Venus, ist Bild für den
in Macht und Herrlichkeit wiederkommenden Christus. In Offb 2,28
weist der Morgenstern wohl auf die Herrschaft hin, die der Christ
zusammen mit Christus ausüben wird.13:30 Mörser: (Zef 1,11) Name eines Stadtteils von Jerusalem.
13:31 Mose: Führer der israelitischen Stämme auf der Wüstenwanderung und
Vermittler von Bund und Gesetz am Sinai. Der Name ist
ägyptisch (Mos = Sohn), wird jedoch in 2. Mose 2,10 mit dem
hebräischen Wort für ‘herausziehen’ in Verbindung gebracht.
13:32 Mühlstein: Die Handmühle bestand aus zwei Mahlsteinen, deren
oberer mit einem Loch zum Eingeben der Körner versehen war, gehörte
zu jedem Haushalt und durfte nicht gepfändet werden (5. Mose 24,6).
13:33 Myrrhe: Duftendes Harz eines immergrünen Baumes, das sehr begehrt
war und zur Herstellung von Parfüm, Salböl, Gewürz sowie als
Wohlgeruch bei der Bestattung verwendet wurde (Joh 19,39), außerdem
als betäubender Zusatz zum Wein (Mk 15,23).14:1 Nachtwache: Die Nacht, von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang -
etwa 6 Uhr abends bis 6 Uhr morgens -, wurde ursprünglich in drei
Nachtwachen geteilt, zur Zeit des Neuen Testaments in vier
Nachtwachen zu je drei Stunden. Die letzte Nachtwache wurde auch
Morgenwache genannt.14:2 Name (des Herrn): Der biblische Gott ist ursprünglich der Gott
eines bestimmten Volkes (Israel) und trägt als solcher, wie alle
Götter der alten Zeit, einen Eigennamen ( Herr). Für das
hebräische Denken ist der Name nicht ‘Schall und Rauch’, sondern
aufs engste mit der Person des Namensträgers, dessen Wesen und
Wirken verbunden. Durch das Aussprechen des Gottesnamens wird Gott
selbst gegenwärtig, z. B. im Segenszuspruch der Priester (4. Mose
6,22-27). Der Tempel in Jerusalem wird als Wohnsitz für Gottes
‘Namen’ bezeichnet, weil Gott dort im Gebet beim Namen gerufen
werden kann. So wird der Name zu der dem Menschen zugewandten und
zugänglichen Seite des souveränen Gottes.14:3 Name (Jesu Christi): Der Name Jesu ist von seiner Person nicht zu
trennen. Was »im Namen« Jesu Christi geschieht, geschieht in der
Vollmacht der Person Jesu Christi; er selber, der auferstandene
Herr, ist darin am Werk (Apg 3,6; 3,12-16; 4,10; 4,12). Wenn die
christliche Taufe »auf den Namen Jesu Christi« erfolgt (2,38), so
wird der Täufling damit Jesus, seinem Herrn, als Eigentum übergeben
und unter seinen Schutz gestellt.14:4 Narde, Nardenöl: (Joh 12,3; Mk 14,3) Aus der Wurzel der indischen
Nardenpflanze bereitete man ein kostbares, wohlriechendes Öl, das
unter anderem bei den Begräbnisvorbereitungen verwendet wurde.
14:5 Nazoräer: (Mt 2,23) Im Alten Testament findet sich das
Prophetenwort in dem bei Matthäus angeführten Wortlaut nicht.
Vielleicht liegt ein Hinweis auf den »Sproß« in Jes 11,1 (hebr.
nezär) vor; auch das hebräische Wort nasir = Geweihter (Ri 13,5; 4.
Mose 6,1-21) klingt an.14:7 Nebo: (1) Berg und Stadt in Moab sowie Stadt in Juda (das »andere
Nebo« Neh 7,33) . - (2) Bábylonischer Gott, der als Sohn Marduks
galt. Der Gott des Schicksals, der das Buch des Lebens hat, der Gott
der Schreibkunst (Jes 46,1).14:8 Nehuschtan: Ein Schlangenbild im Jerusalemer Tempel, dem Heilkraft
zugeschrieben und das deshalb verehrt wurde (vgl. den Äskulapstab).
Vielleicht war es ein Gottesbild kanaanitischer Herkunft, doch wurde
es in der Überlieferung mit der Bronzeschlange gleichgesetzt, die
Mose in der Wüste errichtet hatte (4. Mose 21,4-9). König Hiskia
ließ dieses Bild entfernen (2. Kön 18,4).14:9 Neumond: Der Tag, an dessen Vorabend der zunehmende Mond wieder
sichtbar wurde, galt als Monatsbeginn. Der Mond war in der
altorientalischen Welt jedoch nicht nur für den Kalender bedeutsam,
sondern zog auch vielfach göttliche Verehrung auf sich. In Israel
war der Gestirnkult zwar untersagt, doch wurde der Neumondstag
besonders feierlich - z. T. auch länger als einen Tag (1. Sam 20,27)
- begangen (Ps 81,4). Dass solche Feste häufig entarteten, geht aus
Hos 2,13 hervor. In Hos 5,7 wird angedroht, dass von diesem
entarteten Kult her das Gericht über Israel kommt.
14:10 Nieren: Sie galten als Sitz der Gemütsbewegungen in Freude und
Leid (Ps 73,21), der Gewissensregungen, überhaupt des inneren Lebens
(Jer 20,12).14:11 Nikolaiten: Ihr Name wird mit Nikolaus von Antiochia (Apg 6,5) in
Verbindung gebracht. Über ihre Lehre ist nicht viel bekannt.
Wahrscheinlich fühlten sie sich als Christen hoch erhaben über alles
Irdische und meinten, auch Unzucht und Teilnahme an den Götzenopfern
( Götzenopferfleisch) könne ihnen nicht mehr schaden (Offb 2,6;
2,14-15).14:12 Ninive: Hauptstadt des assyrischen Reiches ( Assur).
14:13 Nisan: Monate.14:14 Nisroch: (2. Kön 19,37; Jes 37,38) Ein unbekannter assyrischer
Gott.14:15 Noah: Er wurde nach 1. Mose 6,1 - 8,22 von Gott wegen seines
vorbildlichen Lebens vor dem Untergang in der ‘Sintflut’ gerettet.
Gott hatte ihm befohlen, mitten auf dem festen Land ein Schiff, die
Arche, zu bauen und es mit seiner Familie zu besteigen.
14:16 Nod: Ein Land Nod ist geographisch nicht bekannt. Es bedeutet wohl
Land der Ruhelosigkeit, Land des Elends und bezeichnet das Leben in
der Gottesferne.14:17 Nof: (Jes 19,13; Jer 2,16) Das alte Memphis, südlich von Kairo,
die Hauptstadt der Pharaonen im »Alten Reich«.15:1 Obrigkeit: (wörtlich »Macht«) Das Wort bezeichnet bei Luther
staatliche Regierungsgewalten und Behörden (Röm 13,1-3; Tit 3,1).
15:2 Ofel: (2. Chr 27,3; 33,14; Neh 3,27) In Jerusalem der Teil des
östlichen Höhenzugs zwischen der alten Davidsstadt im Süden und dem
Tempel- und Palastbezirk im Norden.15:3 Ofir: (1. Kön 9,28) Goldland, wahrscheinlich in Südwest-Arabien.
Zur Zeit Salomos fuhren die Goldschiffe vom Golf von Akaba nach
Ofir.15:4 Öl: Im Alten Testament ist in der Regel an Olivenöl gedacht. Die
Oliven wurden gepreßt und zerquetscht, das Öl gesammelt und nach
Qualität geschieden. Es wurde für den Haushalt, zur Medizin und zur
Kosmetik verwendet. Auch zur Salbung benutzte man Olivenöl,
nachdem es mit aromatischen Stoffen vermischt worden war. Das Öl ist
Symbol für Freude und Festlichkeit.15:5 Ölberg: Seit alter Zeit heilig gehaltener Ort etwa 1 km von
Jerusalem. Er gehört zu einem Höhenzug, der Jerusalem von Norden und
Osten umgibt.15:6 Onych: (Sir 24,21) Ein mineralischer Stoff (das feine weiß-graue
Galmeiflugpulver), der einer Salbe beigemengt wurde.
15:7 Onyx: (2. Mose 28,20; Hes 28,13) Halbedelstein aus Quarz, der
durch seine Farbschichten Gravuren besonders schön hervortreten
läßt.15:8 Opfer: Gabe an Gott, um ihm zu danken und zu huldigen, um seine
Hilfe zu erbitten, um Schuld zu sühnen. Opfer werden in der Bibel
von Anfang an (1. Mose 4,3) und bei allen Völkern vorausgesetzt; sie
sind stets mit Gebet, mit Anrufung des Gottesnamens verbunden (1.
Mose 12,8). Die Stätten des Opfers sind Altar und Tempel. Als
Opfergaben werden dargebracht: im unblutigen Opfer Früchte, Mehl,
Brot, Wein, Öl, Weihrauchkörner; im blutigen Opfer reine Tiere:
Rinder, Kälber, Schafe, Ziegen und Tauben. Verboten ist in Israel
das Menschenopfer (1. Mose 22,12). Wichtigste Opferarten sind das
Brandopfer oder Ganzopfer, bei dem das ganze Tier auf dem
Brandopferaltar verbrannt wurde (1. Mose 8,20), - das Dankopfer und
Lobopfer (Schlachtopfer), bei dem der größte Teil des Opfers von den
Opfernden an heiliger Stätte verzehrt wurde zum Ausdruck der
Gemeinschaft mit Gott und untereinander, - das Sündopfer und
Schuldopfer, bei dem die sühnende Kraft in dem Blut des Tieres als
dem Sitz des Lebens gesucht wurde, - das freiwillig dargebrachte
Speis- und Trankopfer, mit dem der Mensch Gott als den Geber aller
Gaben ehrte, - das Einsetzungsopfer bei der Priesterweihe ( auch
Hebopfer und Schwingopfer). Beim Räucheropfer wurde eine besondere
Mischung von Weihrauch und verschiedenen anderen Bestandteilen
verbrannt, die zum Amtsgeheimnis einer bestimmten Priesterfamilie
gehörte. Jesus hat wenig vom Opfer gesprochen und hat mit dem
Untergang des Tempels (Mt 23,38; 24,2) das Aufhören allen
Opferdienstes vorausgesagt. Jesu Gemeinde sah in seinem Sterben das
große, für alle Zeiten gültige Opfer und wußte von Gott
wohlgefälligen Opfern im tätigen Christenleben (Röm 12,1; 1. Petr
2,5).15:9 Ordnung Melchisedeks: (Ps 110,4; Hebr 7,17; vgl. 1. Mose
14,18-20) Die Weise, in der Melchisedek sein Priestertum führte,
als Priester und König zugleich.15:10 Orion: (Hiob 9,9; 38,31; Am 5,8) Ein Sternbild.
- P -16:1 Palmenstadt: Jericho (5. Mose 34,3; Ri 3,13; 2. Chr 28,15) In Ri
1,16 ist wohl Tamar am Südende des Toten Meeres (1. Kön 9,18)
gemeint.16:2 Paradies: ( Eden) In jüdischen Kreisen erwartete man, dass das
Paradies mit dem Lebensbaum (1. Mose 2,8-9; 3,24) in der Endzeit
wiederkehren werde (vgl. Offb 2,7; 21,1 - 22,5). In der Gegenwart
dagegen ist es verborgen, und zwar im dritten Himmel (vgl. 2.
Kor 12,4). Es galt nach jüdischem Glauben als Aufenthaltsort der
verstorbenen Frommen in der Zeit zwischen ihrem Tod und der
allgemeinen Auferstehung am Ende der Welt.16:3 Paradiesströme: Von den vier Strömen, die vom Paradies ausgehen -
Gihon, Pischon, Hiddekel (= Tigris) und Euphrat -, sind nur die
beiden letzten bekannt. Der biblische Bericht bringt zum Ausdruck,
dass von dem ursprünglichen Gottesgarten die Fruchtbarkeit der
gesamten Erde ihren Ursprung hat.16:4 Parbar: (1. Chr 26,18) und Parwarhaus (2. Kön 23,11) Wohl ein
Anbau am Tempel.16:5 Parwajim: (2. Chr 3,6) Wohl der Name eines goldreichen Landes.
16:6 Passa, Passafest: Ursprünglich ein nomadisches Fest, das später
mit dem Auszug aus Ägypten verbunden wurde (2. Mose 12,1-28). Nach
der Kultreform Josias (2. Kön 22,1 - 23,30) durfte das Passamahl nur
noch in Jerusalem gefeiert werden. Die Hausbesitzer Jerusalems
mußten den Pilgern für ihr Passamahl Räume zur Verfügung stellen.
Hauptbestandteil der Mahlzeit war ein gebratenes oder gekochtes
Schaf- oder Ziegenböckchen. Als Beigaben wurden eine Art bitterer
Salat, ein Fruchtmus und vier Becher Wein genossen. Das Passafest
ging unmittelbar in das siebentägige Fest der ungesäuerten Brote
über, das im ganzen Land gefeiert wurde. Dieses Fest war
ursprünglich ein Erntefest, bei dem man Brot aß, das ohne Sauerteig
gebacken war. Vorher mußte der alte Sauerteig beseitigt werden (vgl.
1. Kor 5,6-8). Seit der Zerstörung des Tempels feiert das Judentum
das Passa ohne das geschlachtete Lamm.16:9 Perazim: Berg, bei dem die Philister eine Schlacht gegen die
Israeliten verloren haben (2. Sam 5,20). Von Jesaja wird das Bild im
umgekehrten Sinne gebraucht: Gott wird sein Volk schlagen wie damals
an dem Berg die Philister (Jes 28,21).16:10 Pergamente: Zum Schreiben hergerichtete, besonders für heilige
Texte benutzte Tierhäute, wie Paulus einige (neben den aus
Papyrusstreifen hergestellten Büchern) besaß (2. Tim 4,13).
16:11 Perser: Iranischer Völkerstamm, der zu weltgeschichtlicher
Bedeutung aufgestiegen ist. Die achämenidischen Könige schufen seit
etwa 640 v. Chr. das persische Weltreich, das nach Siegen über die
Elamiter, die Assyrer und die Bábylonier den gesamten Vorderen
Orient umspannte. Erst Alexander der Große vermochte Persien im
Jahre 330 v. Chr. zu besiegen.16:12 Petrus: Griechische Übersetzung des aramäischen Kefa (mit
griechischer Endung: Kephas). Beides bedeutet ‘Fels’.
16:13 Pfingstfest: Das zweite der drei israelitischen Wallfahrtsfeste,
fünfzig Tage nach dem Passafest ( Feste).16:14 Pharisäer: »Abgesonderte«. Die stärkste religiöse Partei seit den
Makkabäerkriegen, die das Erbe Israels, das Gesetz und die
Überlieferungen der Väter, in Ehren hielt, der Verheißung Gottes
vertraute, darum auch an die Auferstehung der Toten glaubte und vor
allem mit leidenschaftlichem Eifer für pünktliche Beobachtung des
Gesetzes bis in die Kleinigkeiten des alltäglichen Lebens hinein
kämpfte, um die Erfüllung der messianischen Verheißungen vom
Menschen her zu sichern. Nach einer Probezeit verpflichteten sie
sich bei der Aufnahme in die Gemeinschaft, die Vorschriften über den
Zehnten und die Reinheitsvorschriften ( rein) strengstens
einzuhalten. Nicht nur das im Gesetz Moses Niedergeschriebene,
sondern auch die mündlich überlieferten genauen und strengen
Anwendungsregeln, die »Satzungen der Ältesten«, d. h. der älteren
Gesetzeslehrer (Mt 15,2), galt es im täglichen Leben zu beachten. -
Zunächst eine Laienbewegung, waren sie doch bald eng verbunden mit
dem Stand der Schriftgelehrten. Ihre Gefahr war die
Gesetzlichkeit, die zu selbstgerechtem Stolz und liebloser Härte
führen konnten. Solche Auswüchse werden besonders im
Matthäusevangelium angeprangert. Mit den Pharsiäern rangen um die
Führung im Volk die Sadduzäer; seit dem Untergang Jerusalems (70
n. Chr.) beherrschten und prägten die Pharisäer das Denken des
Judentums.16:15 Philister: Die Herkunft der Philister ist unsicher. Vielleicht
stammen sie aus Kreta, vielleicht aus Kappadozien oder Illyrien. Sie
unterschieden sich von den Kanaanitern und Israeliten durch
Kleidung, Bewaffnung, Sprache und Verfassung. Lange Zeit hatte
Israel unter ihrer Übermacht zu leiden. Sie bildeten einen
Städtebund, die später so genannte Pentapolis, die aus den fünf
Städten Gaza, Gat, Aschdod, Aschkelon und Ekron bestand. Von den
Philistern (Pelischtim) hat die gesamte Landschaft ihren Namen
‘Palästina’ erhalten.16:16 Pilatus: Römischer Statthalter (Prokurator) in Judäa 26-36 n.
Chr.16:18 Posaune: Nicht ein Instrument aus Metall, sondern aus dem Horn des
Widders oder Ziegenbocks gefertigt, für kriegerische Signale
verwendet (Jer 4,19; 4,21), vielfach auch im Gottesdienst gebraucht
(Ps 81,4), darum auch mit der Schilderung von Gottes künftigem
Handeln verbunden (Jes 18,3; Zef 1,16; Offb 8,6).16:19 Prätorium: Der Begriff begegnet uns im Neuen Testament in drei
verschiedenen Zusammenhängen: 1. Im Prozeß Jesu (Mt 27,27; Mk 15,16;
Joh 18,18; 18,33; 19,9) bezeichnet es den Amtssitz des römischen
Statthalters Pontius Pilatus in Jerusalem, wohl zu identifizieren
mit der Burg Antonia im Nordwesten des Tempelplatzes oder mit dem
Herodespalast im Westen der Stadt beim Jaffator . - 2. Nach Apg
23,35 wurde Paulus in Cäsarea am Meer im »Prätorium des Herodes«
gefangengehalten, d. h. im Palast des Herodes, der als offizieller
Sitz des römischen Statthalters (zu jener Zeit Felix) diente . - 3.
In Phil 1,13 hängt die Deutung von dem angenommenen Abfassungsort
des Briefs ab. In Ephesus wäre Prätorium die Residenz des Prokonsuls
für die Provinz Asien; in Rom wäre am wahrscheinlichsten an die
Kaserne der Prätorianergarde zu denken; in Cäsarea am Meer wie unter
Punkt 2.16:20 Priester: Im Alten Testament Personen, die aufgrund ihrer
Familienzugehörigkeit und ihrer besonderen Weihe dazu bestimmt
waren, die Gottesdienste zu leiten, Opfer darzubringen und den
Willen Gottes zu deuten. An Priestersippen sind bekannt die
Nachkommen Aarons, die Nachkommen Zadoks und die Leviten. Die
Priester wurden in verschiedene Dienstgruppen eingeteilt, die sich
in genau festgelegter Reihenfolge im Tempeldienst ablösten. Ihr
Oberhaupt war seit der Zeit Salomos der sog. Hohepriester.
16:21 Prophet: Nach unserem Sprachgebrauch ist ein ‘Prophet’ jemand, der
die Zukunft kennt. Das Wesentliche beim biblischen Prophetentum
liegt jedoch nicht in der Zukunftsschau. Der Prophet ist ein Mensch,
den Gott (oder der Geist Gottes) zu seinem Sprecher gemacht hat.
Die Propheten verkünden dem Volk Gottes oder einzelnen aus diesem
Volk, besonders den führenden Kreisen, was Gott ihnen in einer
bestimmten Situation zu sagen hat. Das kann Mahnung, Trost oder
Gerichtsdrohung sein. - In der Frühzeit Israels ist das Prophetentum
mit ekstatischen Erscheinungen verbunden. Der Geist ergreift vom
Propheten Besitz wie eine fremde Macht, die über ihn kommt (1. Sam
10,5-6; 10,10-12). Bezeichnend für diese Stufe ist auch, dass die
Propheten in der Regel kollektiv auftreten (1. Sam 10,10; 1. Kön
22,6; 22,12). In der Königszeit Israels traten neben dem
fortbestehenden Prophetentum der älteren Art Propheten auf, die über
diesen Rahmen weit hinauswuchsen. Als einzelne, die Gott berufen
hatte, prangerten sie die herrschenden Zustände an. Sie maßen die
Verhältnisse der Gegenwart und das Verhalten der Verantwortlichen am
Rechtswillen Gottes, wie er im Gesetz gegeben war. Ebenso
unerbittlich prangerten sie die Entartung des Glaubens ( Baal)
und des Gottesdienstes an. Und sie sahen die Katastrophe kommen, die
das Verhalten des Volkes und seiner Führer unweigerlich herbeirufen
mußte. Aber auch die neue Zukunft, die dem Volk danach noch einmal
geschenkt werden soll, wird von den Propheten angekündigt. Sie wird
geschaut im Bild eines umfassenden ‘Friedens’, der auch die anderen
Völker umgreift. Zum Teil wird dieser Frieden mit der Gestalt eines
Friedensbringers verknüpft ( Messias). - Die Propheten richten
ihre Botschaft in der Regel mündlich aus; erst später wurden ihre
Worte (zum Teil von ihnen selbst) aufgeschrieben. - Die großen
Propheten des 8. bis 6. Jahrhunderts v. Chr. standen oft in heftiger
Auseinandersetzung mit einem Berufsprophetentum, das sich sowohl am
Jerusalemer Tempel als auch in Bethel, dem Reichsheiligtum
Nordisraels, herausgebildet hatte. Propheten dieser Art verkündeten
in der Regel eher das, was dem Volk, insbesondere dem König gefiel
(vgl. Am 7,10-17; Jer 5,30-31; 14,13-15; 28,1-17) und was ihnen
selbst Gewinn brachte (Mi 3,5.11). - Über Propheten in den frühen
Christengemeinden Prophetie.16:22 Prophetie im Neuen Testament: In der frühen Kirche waren Apostel,
Propheten und Lehrer die wichtigsten Träger der Verkündigung des
Evangeliums von Jesus Christus (1. Kor 12,28). Prophetie ist eine
Gabe des Geistes neben andern Geistesgaben. Der Prophet verkündet,
was ihm Gott offenbart hat (1. Kor 14,26; 14,30). Zur prophetischen
Rede können Weissagungen für die Zukunft gehören (Apg 11,27-28;
Offb); die neutestamentlichen Propheten haben aber vor allem die
Aufgabe, die gegenwärtige Lage im Licht des Willens Gottes
aufzudecken, der Gemeinde Weisungen des Herrn zu übermitteln und sie
zu ermutigen und zu trösten. Paulus gibt der prophetischen Rede den
Vorrang vor der Zungenrede, weil der Prophet mit verständlichen
Worten redet und der Erbauung der Gemeinde dient (1. Kor 12,1 -
14,40). Gleichwohl soll auch die prophetische Rede von der Gemeinde
geprüft werden (1. Thess 5,20-21).16:23 Psalter: a) Ein Saiteninstrument (Ps 33,2); b) die Sammlung der
Psalmen, das Psalmbuch.16:24 Purim: Name eines jüdischen Festes am 14. und 15. Adar zur
Erinnerung an die im Esterbuch erzählte Rettung der persischen
Judenschaft.17:1 Quasten: Nach 4. Mose 15,38-40 sollen die Israeliten an den vier
Zipfeln des aus einem rechteckigen Stück Tuch bestehenden Mantels
Quasten anbringen, um sich an die Gebote Gottes zu erinnern.
17:2 Quirinius: Publius Sulpicius Q. war kaiserlicher Beauftragter
(Legat) für den Orient. Unter seiner Leitung wurde in Syrien eine
Besitzaufnahme durchgeführt ( Schätzung).18:1 Rabbi: verstärkt Rabbuni: (»mein Herr, mein Meister«): Ehrende
Anrede an die Schriftgelehrten, die Kenner und Lehrer des
Gesetzes.18:2 Rabsaris: (2. Kön 18,17) Ein assyrischer Hofbeamter.
18:3 Rabschake: (2. Kön 18,17; Jes 36,2) Ein hoher assyrischer
Hofbeamter, vielleicht der Obermundschenk.18:4 Räfan: (Apg 7,43; auch Romfa) Eine heidnische Sterngottheit (vgl.
Am 5,26).18:5 Rahab: (Hiob 9,13; 26,12; Ps 89,11) Name für das mythische
Seeungeheuer als Inbegriff der widergöttlichen Macht ( Leviatan).
Er wird auch auf Ägypten als den Feind des Gottesvolkes übertragen
(Jes 30,7).18:6 Rahel: Mutter der Stämme Ephraim und Benjamin. Sie wurde bei Rama
nördlich von Jerusalem beigesetzt (vgl. 1. Sam 10,2); zur Zeit Jesu
vermutete man ihr Grab aber im Gebiet von Juda, am Weg von Jerusalem
nach Bethlehem (vgl. 1. Mose 35,19; 48,7).18:7 Rat, Hoher Rat: Zur Zeit Jesu die oberste Behörde des Judentums
unter dem Vorsitz des Hohenpriesters; die vornehmsten Priester,
die führenden Schriftgelehrten und angesehene »Älteste«,
zusammen 71 Männer, bildeten den Rat. Die Römer hatten die weltliche
Vollmacht des Rats eingeschränkt, jedoch seine Autorität in
religiösen Entscheidungen anerkannt.18:8 Räucheraltar: Ein goldener Altar im Inneren des Tempels in
Jerusalem, auf dem als Opfer eine besondere Weihrauchmischung
verbrannt wurde.18:9 Räuchern, Räucheropfer: Die Verbrennung wohlriechender Harze und
Pflanzenteile (Räucherwerk) auf glühenden Kohlen im Heiligen des
Tempels. In Offb 8,3-4 Sinnbild des Gebets.18:10 Rauchopfersäule: Ein säulenartiger Aufsatz auf einem
Altarunterbau, der eine schalenartige Vertiefung zum Darbringen
eines Weihrauchopfers besitzt (3. Mose 26,30).18:12 rein, Reinheitsvorschriften: Der gläubige Jude muß nach dem Gesetz
Moses im Zustand kultischer Reinheit sein, um dem heiligen Gott im
Gottesdienst oder im Gebet begegnen zu können. Die Verunreinigung
kann verschiedene Ursachen haben: z. B. Vorgänge der Geburt (Lk
2,22) und des Todes, Ausscheidungen des Körpers, Genuß bestimmter
Speisen (Mk 7,15), Berührung von Leichen und verunreinigten
Gegenständen, Kontakt mit Aussätzigen und Tischgemeinschaft mit
Sündern und Heiden (Lk 15,1; Gal 2,12-13). Die Reinheitsvorschriften
der jüdischen Gesetzesausleger regeln die Vermeidung kultischer
Unreinheit (z. B. durch Speiseverbote) und die Wiedererlangung
kultischer Reinheit (z. B. durch Waschungen und Tauchbäder wie Mk
7,3-4 oder durch Opfer Mk 1,35) aufgrund von 3. Mose 11,1 - 15,33 .
- Die Gesetzestreuen zur Zeit Jesu dehnten diese Bestimmungen, die
für Priester und jeden, der den Tempel betreten wollte, verbindlich
waren, auf den ganzen Alltag aus und verschärften sie. Wenn die
Pharisäer also nichts mit ungewaschenen Händen aßen (Mk 7,1-4), dann
nicht aus hygienischen Gründen: Man wollte sich als Gottes erwähltes
Volk ‘rein’ bewahren. Jesus nahm dazu eine radikal neue Stellung ein
(Markus 7,1-23).18:13 Richter: Die großen ‘Richter’ des Richterbuches sind gottbegnadete
Volksführer, während die ‘kleinen’ Richter (Ri 10,1-5; 12,8-14) den
Richtertitel im allgemein üblichen Wortsinn tragen.
18:14 Rimmon: (2. Kön 5,18) Ein aramäischer Wettergott (‘Brüller’), der
vor allem in Damaskus verehrt wurde.18:15 Rogel: Brunnen südöstlich von Jerusalem, 38 m tief, wohl alte
Kultstätte.18:17 Rosch: (Hes 38,2-3; 39,1) Vermutlich ein im nördlichen Kleinasien
wohnender Völkerstamm in der Nachbarschaft von Tubal und Meschech
(siehe dort).18:18 Rüsttag: Der Freitag, an dessen Nachmittag man sich zur Feier des
Sabbat rüstet (Mk 15,42; Lk 23,54), oder der Tag vor dem
Passa (Joh 19,14).19:1 Saba: Südarabischer Staat vom 9. vor- bis zum 6. nachchristlichen
Jahrhundert. Anfangs Priesterstaat, später Königtum. Das Reich von
Saba war vor allem durch seinen Handel berühmt.19:2 Sabbat: Der Sabbat ist der Schlußtag der siebentägigen Woche, die
erstmals bei den Israeliten nachweisbar ist. Er wurde, vielleicht
mitbestimmt durch die an diesem Tag gehaltenen Gottesdienste, im
Bewußtsein der Israeliten mehr und mehr zu einem ausschließlich
gottgeweihten Tag, der in nachexilischer Zeit neben der
Beschneidung zu einem Unterscheidungsmerkmal von anderen Völkern und
zu einem Bundeszeichen zwischen Israel und seinem Gott wird (Jes
56,1-8) . - Zur Zeit des Neuen Testaments hatten die
Schriftgelehrten bis ins einzelne festgelegt, welche Tätigkeiten am
Sabbat verboten und welche allenfalls erlaubt sind. So durfte man z.
B. nur einen »Sabbatweg« weit gehen. Bereits das Abreißen von
Ähren galt als verbotene Erntearbeit (vgl. Mk 2,24). Nur wenn ein
Leben auf dem Spiel stand, war es erlaubt, am Sabbat zu heilen.
Indem Jesus gegen solche Festlegungen verstößt (Mk 2,28), bringt er
nur den ursprünglichen Sinn des Sabbats wieder zur Geltung als eines
Tages, an dem der Mensch vor Gott aufatmen darf und so Gottes Güte
für ihn erfahrbar wird (Mk 2,27; 3,4).19:3 Sabbatjahr: So wie der Mensch an jedem siebten Tag seine Arbeit
ruhen lassen muß, soll im alten Israel das Land in jedem siebten
Jahr einen ‘Sabbat’ halten, d. h. unbebaut bleiben und brachliegen
(3. Mose 25,1-7). Eine Begründung wird dafür nicht gegeben.
Israelitische Sklaven sollen in diesem Jahr die Freiheit erhalten
(2. Mose 21,2-6; nach 3. Mose 25,39-43 in jedem 49. Jahr), und es
sollen alle Schulden erlassen werden (5. Mose 15,1-3). Diese
weitgehende Forderung wurde offenbar vielfach nicht beachtet (3.
Mose 26,34; 2. Chr 36,21), von der nachexilischen Gemeinde jedoch
neu übernommen (Neh 10,32).19:4 Sabbatweg: (Apg 1,12) Die Strecke, die nach der Sabbatsatzung zur
Zeit Jesu ein Jude am Sabbat von seinem Wohnort aus gehen durfte:
2000 Ellen, etwa 1 km.19:5 Sack: Kleidungsstück, das aus dunklem Ziegen- oder Kamelhaar
gewoben war und mit einem Strick um den Leib befestigt wurde (2. Sam
3,31; Jes 3,24). Es wurde als Trauergewand (z. T. unter dem zum
Zeichen der Trauer zerrissenen Obergewand) getragen. Neben dem
Trauergewand in Sackform kommt auch die Form des Lendenschurzes vor
(Jer 48,37) . - Auch als Bußgewand wurde es getragen in persönlicher
Not und bei allgemeinen Katastrophen sowie als Ausdruck der Trauer
über eine (bewußte oder nur vermutete) Schuld vor Gott, die als
Strafe die betreffende Notlage herbeigeführt haben könnte.
19:6 Sadduzäer: Religionspartei im Judentum zur Zeit Jesu, der die
vornehmen Priestergeschlechter und Vertreter der weltlichen
Aristokratie angehörten. Als »konservative« Gegenspieler der
Pharisäer lehnten sie den Versuch ab, das ganze Leben dem Gesetz
zu unterwerfen, und erkannten die diesem Zweck dienenden »Satzungen
der Ältesten« (Mk 7,5) nicht an. Sie lehnten alle Lehren ab, die
über das wörtlich im »Gesetz«, d. h. den fünf Mosebüchern,
Enthaltene hinausgehen, so z. B. den Glauben an die Auferstehung der
Toten und den volkstümlichen Engelglauben (Mt 22,23; Apg 23,8).
Darin bekundet sich zugleich ein »freisinniges« Denken, dem eine
Öffnung für die griechische (hellenistische) Kultur entsprach. Der
Name »Sadduzäer« leitet sich wahrscheinlich von dem Priester Zadok
her. Mit dem Untergang des Tempels verschwanden Priestertum und
Sadduzäertum.19:7 Salben, Salbung: Die Salbung wurde durch Einreiben oder Begießen
des Kopfes und Leibes mit Öl (Olivenöl) vorgenommen. Sie war ein
Zeichen der Lebensfreude und des Wohlstandes; deswegen unterließen
Trauernde die Salbung. Außerdem hatte sie ihren besonderen Platz im
religiösen Leben. Gottgeweihte Gegenstände und Personen wurden von
Propheten oder Priestern gesalbt: der heilige Stein in Bethel
(1. Mose 31,13), die Stiftshütte, der Altar (2. Mose 29,36),
Propheten (1. Kön 19,16), Priester (2. Mose 30,30) und Könige (1.
Sam 10,1; 16,1; 16,13) . - Vielleicht stammt die Königssalbung aus
dem kanaanitisch-ägyptischen Raum. Hintergrund mag die Vorstellung
sein, dass durch die Salbung ein Vasallitätsverhältnis hergestellt
wird, d. h. der König ist von Gott als dem höchsten König mit Macht
betraut. Er ist »der Gesalbte des HERRN« (1. Sam 24,7; Ps 2,2). In
späterer Zeit wird diese Bezeichnung zum Titel des erwarteten
Heilskönigs aus Davids Geschlecht (Gesalbter = hebr. maschiach;
Messias).19:9 Salomohalle: Eine Säulenhalle an der Ostseite des äußeren Vorhofs
in dem von Herodes dem Großen errichteten Neubau des Jerusalemer
Tempels. Sie war auch Nichtjuden zugänglich und wurde für die
religiöse Unterweisung benutzt.19:11 Samarien: Nach der Eroberung des Nordreiches Israel durch die
Assyrer errichteten diese auf dem alten Reichsgebiet eine Provinz,
die nach Samaria, der bisherigen Hauptstadt des Landes, den Namen
Samarien erhielt (2. Kön 17,24).19:12 Samaritaner, Samariter: Mischbevölkerung, die die Provinz
Samarien bewohnte. Sie entstand durch Umsiedlung eroberter
Völkerschaften in dieses Gebiet. Die Einwanderer vermischten sich
mit den im Lande Zurückgebliebenen. Von den aus der Bábylonischen
Gefangenschaft zurückgekehrten Judäern wurden sie nicht als
vollwertige Israeliten anerkannt. Zur Zeit Jesu galten sie bei den
Juden als Ketzer, weil sie nur die fünf Mosebücher als heilige
Schriften anerkannten und ihnen der Berg Garizim und nicht der
Zion als der vorgeschriebene eine Ort für den Gottesdienst galt. Sie
und ihr Land wurden von den Frommen verachtet und gemieden.
19:13 Sanballat: Statthalter der persischen Provinz Samarien zur Zeit
Nehemias.19:14 Saphir: Da der echte, durchsichtige Saphir vor der römischen
Kaiserzeit fast unbekannt war, muß man damit rechnen, dass es sich
bei den biblischen Erwähnungen um Lapislazuli handelt, einen
undurchsichtigen blauen, mit Silber- und Goldpünktchen besäten
Lasurstein, der im Altertum hochgeschätzt war und vielfach
künstlerisch verarbeitet wurde.19:16 Satan: Ursprünglich kommt das Wort aus der israelitischen
Rechtspraxis: es bezeichnet den Ankläger (‘Staatsanwalt’), der die
Vergehen des Beschuldigten aufzählt. In nachexilischer Zeit kennt
man auch einen Ankläger beim himmlischen Gericht, der vor Gottes
Thron die Sünden der Menschen namhaft macht. Im Buch Hiob (1,6; 2,1)
wird er zu den »Gottessöhnen«, d. h. zum himmlischen Hofstaat,
gezählt. In neutestamentlicher Zeit ist der Satan schließlich zum
Gegenspieler Gottes geworden, dem Teufel, der als Herr dieser
Welt gilt, aber endlich von Gott überwunden und vernichtet wird . -
Wenn in Offb 2,13 von der Stadt Pergamon gesagt wird, dass dort »der
Satan wohnt«, so ist dabei vielleicht an den dort befindlichen
riesigen Zeusaltar gedacht ( Zeus).19:18 Sauerteig: Als Treibmittel verwendete man beim Brotbacken ein
Stück gegorenen Teig, das man vom letzten Backen aufgehoben hatte.
So war stets Sauerteig im Haus; nur aufs Passafest mußte aller
Sauerteig entfernt werden (vgl. 1. Kor 5,6-8). Auch für Speisopfer
und bei Dankopfern durfte kein Sauerteig verwendet werden. Dahinter
steht die Vorstellung, dass der Gärprozeß als eine Art Fäulnisprozeß
die unversehrte Ursprünglichkeit und Reinheit der Gabe verletzt (
rein). Sauerteig hat die Eigenschaft, ‘ansteckend’ zu sein; darauf
beruht das Gleichnis vom Sauerteig (Mt 13,33) und die Warnung in Mk
8,15, sich nicht von der Lehre der Pharisäer beeindrucken zu
lassen.19:19 Saul: Der erste israelitische König, Vorgänger Davids (1. Sam 8,1
- 11,15).19:20 Säulen: Ehrenname für Jakobus, Petrus und Johannes als Führer der
Jerusalemer Urgemeinde. Er erinnert an das Bild von der Gemeinde als
Tempel Gottes (1. Kor 3,16; Offb 3,12) und kennzeichnet die drei
Männer als tragende Glieder der Gemeinschaft.19:21 Saulus: Der jüdische Name des Apostels Paulus. Paulus ist sein
zweiter Name, den er als römischer Bürger trug. In der
Apostelgeschichte wird von 13,9 an nur noch der Name Paulus
verwendet, d. h. von dem Augenblick an, wo Paulus erstmals als der
große geisterfüllte und vollmächtige Verkünder des Evangeliums in
der nichtjüdischen Welt hervortritt.19:22 Schalman: Das Ereignis, auf das in Hos 10,14 angespielt wird, ist
unbekannt.19:23 Schatten: (Kol 2,17; Hebr 8,5; 10,1) Im Unterschied zu dem
Gegenstand selbst ein schattenhafter Hinweis auf ihn.
19:24 Schätzung: Im Jahr 6/7 n. Chr., als Judäa (mit Idumäa und
Samarien) römische Prokuratur wurde, wurden unter Quirinius die
Bewohner des Landes und ihr Besitz für die Erhebung von Steuern
registriert (»geschätzt«). Vielleicht bezieht sich Lk 2,1-3 darauf;
vielleicht ist aber auch eine um 8/7 v. Chr. beginnende erste
Erfassung gemeint.19:25 Schaubrote: Das Brot, das nach der Vorschrift von 2. Mose 25,30
ständig auf einem Opfertisch im zentralen Heiligtum der Israeliten
ausgelegt sein mußte.19:26 Schear-Jaschub: Prophetischer Name, den Jesaja offenbar auf Gottes
Befehl seinem Sohn gegeben hat (Jes 7,3). Der Sinn ist nicht
eindeutig: »Nur (oder: wenigstens) ein Rest kehrt um (oder: kehrt
zurück)«. Der Gedanke eines ‘Restes’ findet sich auch in Jes
10,21-22; 8,16-18.19:28 Scheidebrief: Nach jüdischem Recht konnte ein Mann seine Frau
entlassen, wenn er ihrer überdrüssig war (vgl. 5. Mose 24,1). Er
mußte ihr nur eine Scheidungsurkunde geben. Jesus nimmt energisch
gegen diese Praxis Stellung (Mk 10,1-12).19:29 Schibbolet: Das hebräische Wort kann Ähre oder Wasserflut
bedeuten. In Ri 12,6 dient es als Erkennungszeichen: Die Leute von
Ephraim können kein sch aussprechen!19:30 Schihor: (1. Chr 13,5; Jes 23,3) Ein Arm des Nils.
19:31 Schilfmeer: Die Israeliten durchquerten nach dem Auszug aus
Ägypten einen Meeresarm oder See östlich des Nildeltas. Erst später
hat man den Schauplatz am Roten Meer gesucht.19:32 Schinar: (1. Mose 11,2) Name für die Landschaft Bábylonien; in
Sach 5,11 Name für Bábel.19:33 Schlauch: (Mt 9,17) Gefäß zur Aufbewahrung von Flüssigkeiten,
verfertigt aus der Haut eines Tieres, gewöhnlich einer Ziege.
19:34 Schriftgelehrte: Ausgebildete und ordinierte jüdische Theologen,
deren Aufgabe das Studium und die Auslegung des Gesetzes war. Da
die fünf Mose-Bücher auch als Gesetzessammlung für das bürgerliche
Leben galten, waren diese Theologen zugleich Juristen. Sie gaben ihr
Wissen an ihre Schüler (‘Jünger’) weiter. Sie traten erst in
nachexilischer Zeit auf, als das religiöse Gesetz für das Leben der
Juden eine immer größere Bedeutung gewann. Ihr großes Vorbild war
Esra (vgl. Esr 7,6; 7,10; 7,25); erste schriftliche Erwähnung finden
sie in den Makkabäerbüchern (1. Makk 7,12; 2. Makk 6,18). Die
meisten Schriftgelehrten der neutestamentlichen Zeit gehörten der
religiösen Gemeinschaft der Pharisäer an; die führenden
Schriftgelehrten wurden die Häupter der pharisäischen Partei. Die
Schriftgelehrten hatten ein engmaschiges Netz von Bestimmungen
ausgearbeitet, die sicherstellen sollten, dass die göttlichen Gebote
(etwa das Ruhegebot am Sabbat) auf keinen Fall übertreten wurden
(vgl. Mk 2,23 - 3,6) . - Nach Mt 13,52 und 23,34 gab es auch in der
christlichen Gemeinde ‘Schriftgelehrte’, die wohl die Aufgabe
hatten, die Gesetzesauslegung Jesu, wie sie u. a. in der Bergpredigt
(Mt 5,1 - 7,29) vorliegt, auf die aktuelle Situation der Gemeinden
anzuwenden.19:36 Schwagerehe: Pflichtehe. Der Bruder eines kinderlos verstorbenen
Mannes mußte dessen Witwe heiraten, damit die Familie des Bruders
nicht ausstirbt; denn der erste in der Schwagerehe geborene Sohn
galt als Nachkomme des Verstorbenen (Rut 1,1 - 4,22; 5. Mose
25,5-10).19:37 Schwingopfer: (2. Mose 29,24; 29,27) Teile des Opfers wurden vor
dem Altar »geschwungen«, d. h. hin- und herbewegt, um sie Gott in
betonter (z. T. auch sinnbildlicher) Weise zu übereignen.
19:38 Segen und Fluch: Das hebräische Denken sieht im gesprochenen Wort
eine wirkende Macht. Seine Wirkung hängt freilich von Art und
Bedeutung der sprechenden Persönlichkeit ab. Bestimmte Menschen sind
mit besonderer Segensmacht begabt. Das kann bei Sterbenden mit der
Todesnähe zusammenhängen (Jakob in 1. Mose 48,1-22), es kann Folge
einer außerordentlichen Veranlagung sein (wie bei Bileam in 4. Mose
22,1 - 24,25), aber auch in einer Amtsstellung und Weihe gründen wie
bei den Priestern, die zum Abschluß des Gottesdienstes die Gemeinde
segnen (4. Mose 6,22-27) . - Der Fluch spielte im Rechtsleben eine
wichtige Rolle. Er diente als Behelf gegen Rechtsbrecher, die man
nicht fassen oder überführen konnte (3. Mose 5,1; Ri 17,2; Spr
29,24). Bei der Gesetzesverkündung und deren gottesdienstlicher
Wiederholung wurden Flüche ausgesprochen, um die Gemeinde im Tun des
Gotteswillens zu erhalten (5. Mose 27,11-26).19:39 Sela: Vielleicht eine Anweisung für die Musiker, die den
Psalmengesang begleiteten.19:40 Seleuziden: Griechisches Geschlecht, das nach dem Tod Alexanders
des Großen eines seiner Nachfolgereiche beherrschte: die Nachkommen
von Seleukus I. (312-280 v. Chr.). Das Reich der Seleuziden reichte
zur Zeit seiner größten Ausdehnung vom Hellespont bis an die
indische Grenze. Mit dem ägyptischen Reich der Ptolemäer kämpften
die Seleuziden verschiedentlich um Syrien/Palästina. Durch die
Politik des Seleuziden Antiochus IV. (175-164 v. Chr.), der die
griechische Kultur und Religion als einigendes Band seines Reiches
überall durchzusetzen versuchte, wurden die Makkabäerkämpfe
ausgelöst (1. Makk 1,1 - 2,69).19:41 Serafim: (Jes 6,2) Engelwesen, den Cherubim ähnlich ( Cherub).
19:42 Sergius Paulus: Etwa 47 n. Chr. römischer Prokonsul (Statthalter
ohne Militärhoheit) der Insel Zypern.19:43 Sichelwagen: (2. Makk 13,2) Der zweirädrige, von Pferden gezogene
Streitwagen der orientalischen Heere seit der Perserzeit, der an der
Wagenachse seitlich und nach unten herausstehende Schwerter hatte.
Beim Angriff wurden mit ihm die Feinde wie mit einer Sichel
»umgemäht«.19:44 Silbergroschen, Silberling, Silberstück: Der hebräische Schekel,
der römische Denar oder die griechische Drachme. Sie entsprechen
nach Mt 20,2 dem Tageslohn eines Arbeiters. Der »Silberling« (Mt
26,15) hat möglicherweise den vierfachen Wert.19:45 Silo: In der Vorkönigszeit ein wichtiges Heiligtum, an dem die
Bundeslade aufbewahrt wurde. Es wurde etwa um 1050 v. Chr., wohl von
den Philistern, zerstört.19:46 Siloah: Ein Kanal, der das Wasser der Gihon-Quelle vom Kidron-Tal
nach Jerusalem leitete und die Wasserversorgung im Falle einer
Belagerung sichern sollte (das hebräische Wort bedeutet Kanal).
Während der ältere Kanal, auf den sich Jes 8,6 bezieht, in seinem
größeren Teil außerhalb der Mauern am Abhang des Tales verlief, ließ
König Hiskia (725-697 v. Chr.) einen 533 m langen Tunnel durch den
Fels hauen, der noch heute das Wasser der Quelle zum Siloah-Teich
(Joh 9,7) leitet.19:47 Sinai: Der Berg, an dem Gott sich seinem Volk Israel geoffenbart
und seinen Bund mit ihm geschlossen hat (2. Mose 19,1 - 20,21).
Seine genaue Lage ist nicht bekannt.19:48 Sinim: (Jes 49,12) Wahrscheinlich Syene (das heutige Assuan) an
der Südgrenze von Ägypten.19:49 Siw: (1. Kön 6,1; 6,37) Der achte Monat des althebräischen Jahres,
Mitte April bis Mitte Mai.19:51 Skevas: (Apg 19,14) Einen Hohenpriester Skevas hat es nicht
gegeben. Es ist denkbar, dass die sieben Brüder einen solchen
erfunden haben. Die Wunderheiler jener Zeit liebten es, sich ihrer
Verbindung vor allem mit geheimnisvollen jüdischen Autoritäten zu
rühmen.19:52 Sklave, Sklaverei: Sklaverei gab es in der ganzen Alten Welt in
mannigfachen Formen und unter den verschiedensten Bedingungen. In
Israel unterschied man zwischen volksfremden Sklaven und solchen aus
dem eigenen Volk. Ein Israelit konnte zum Sklaven eines anderen
werden, wenn er stark verschuldet war oder sich ihm in einer Notlage
freiwillig verkaufte; auch Eltern verkauften ihre Kinder in solch
einem Fall. Ein israelitischer Sklave durfte jedoch nicht für
entwürdigende Dienste gebraucht werden; er mußte wie ein
Lohnarbeiter behandelt und im Sabbatjahr freigelassen werden.
Für als Sklaven verkaufte Mädchen erläßt das Gesetz besondere
Schutzbestimmungen (2. Mose 21,7-11). Fremde Sklaven wurden im Krieg
erbeutet oder auf dem Sklavenmarkt (z. B. in Tyrus) gekauft. Sie
zählten praktisch zur Familie, mußten jedoch die niederen Dienste
verrichten und konnten auch weiterverkauft werden, was bei den
israelitischen Sklaven untersagt war. - In der griechisch-römischen
Welt konnten Sklaven zu bedeutenden Stellungen aufsteigen; aber es
gab daneben ein Heer von namenlosen Haus- und Arbeitssklaven. In den
frühen christlichen Gemeinden war der Anteil dieser Sklaven offenbar
hoch. Sie waren innerhalb der Gemeinde den Freien völlig
gleichgestellt (Gal 3,28); doch bestehen die Schreiber der
neutestamentlichen Briefe darauf, dass die Sklaven im Alltagsleben
ihre Pflichten erfüllen und an der bestehenden Sozialordnung nicht
rütteln (Eph 6,5-9; Kol 3,22; 1. Tim 6,1-2). Der Brief des Apostels
Paulus an Philemon zeigt jedoch, dass die Brüderlichkeit in der
Gemeinde ansatzweise auch zu einer gesellschaftlichen
Neuorientierung führen kann.19:53 Skorpion: (5. Mose 8,15; Hes 2,6; Lk 10,19; 11,12) Er zählt zum
Stamm der Spinnentiere (Arachnida) und kann mit seinem langen
Stachel schMirzaaft stechen. In 1. Kön 12,11; 12,14 und 2. Chr
10,11; 10,14 Bild für eine mit Stacheln versehene Peitsche.
19:54 Sodom und Gomorra: Kanaanitische Städte, die nach 1. Mose 19,1-29
wegen ihrer Sünden vernichtet wurden. Vielleicht am Südostufer des
Toten Meeres gelegen, sind sie wahrscheinlich schon in der mittleren
Bronzezeit durch eine Naturkatastrophe untergegangen. Beide Städte
gelten als Symbol der Verruchtheit. In Jud 1,7 wird den Bewohnern
Sodoms vorgeworfen, dass sie sogar mit den Engeln, die Lot
besuchten, geschlechtlichen Umgang suchten.19:56 Spätregen: (5. Mose 11,14; Jak 5,7) Die Niederschläge am Ende der
Regenzeit, etwa MirzaApril; wichtig für die Entwicklung der Körner
des Wintergetreides.19:58 Spezerei: Gewürze verschiedener Art zur Bereitung von Salben,
Räucherwerk und Arzneien.19:59 Stakte: (2. Mose 30,34) Unbekannter Bestandteil der
Weihrauchmischung des Heiligtums. Stakte ist die griechische
Wiedergabe des betreffenden hebräischen Wortes und bedeutet
‘Tropfen’.19:60 Statthalter: (Prokurator) Im Unterschied zu den senatorischen
Provinzen, die einem vom römischen Senat eingesetzten Prokonsul
unterstanden, und zu den imperatorischen Provinzen, die einem vom
Kaiser eingesetzten Legaten unterstellt waren, standen Judäa und
Samarien (44-66 n. Chr. ganz Palästina) unter einem Prokurator
(Statthalter), der in Cäsarea residierte. Die Prokuratur war
eingerichtet worden, nachdem es unter der Regierung des
Herodessohnes Archelaus ( Herodes, 3) zu ständigen Konflikten mit
den Juden gekommen war. Der Prokurator hatte vor allem das
Steuerwesen zu überwachen und in wichtigen Fällen als Richter zu
wirken; er verfügte über eine Truppenmacht. Im Neuen Testament
werden erwähnt die Prokuratoren Pilatus (26-36 n. Chr.), Felix
(52-60) und Festus (60-62).19:61 Staub (von den Füßen schütteln): Wenn Juden aus nichtjüdischem
Gebiet nach Israel zurückkehrten, pflegten sie den Staub von den
Füßen zu schütteln, um nichts »Verunreinigendes« ( rein) in das
Heilige Land mitzuschleppen. Im Zusammenhang der Jüngeraussendung
(Mt 10,14; Lk 9,5; 10,11) und der urchristlichen Mission (Apg 13,51;
ähnlich 18,6) bedeutet es Abbruch der Beziehungen und Überantwortung
an Gottes Gericht.19:62 steinigen, Steinigung: Die Steinigung war eine Form der
Todesstrafe, die bei besonders schweren Vergehen als feierliche Form
des Ausschlusses aus dem Gottesvolk angewandt (3. Mose 24,10-22; 5.
Mose 17,1-7; 21,21), aber auch als Lynchjustiz geübt wurde. In
neutestamentlicher Zeit wurde eine offizielle Steinigung in
folgender Form vollzogen: Der zu Steinigende wurde durch einen
»Zeugen« (Apg 7,58) von einem Felsen oder einer Mauer rückwärts
hinabgestürzt; wenn er noch lebte, ließ der zweite »Zeuge« einen
schweren Stein auf seine Brust fallen.19:65 Stiftshütte: (2. Mose 33,7) Das heilige Zelt, das »Zelt der
Begegnung« zwischen Gott und Mose, das Heiligtum Israels während der
Wüstenwanderung (2. Mose 25,1 - 27,21; 33,7 - 38,31). Noch zur Zeit
Davids wurde die Bundeslade in einem Zelt aufgestellt (2. Sam
7,2).19:66 Stoiker: (Apg 17,18) Anhänger der Stoa, der griechischen
Philosophenschule, die zur Überlegenheit des Menschen über die
äußeren Bedingungen erziehen wollte.19:68 Sturmbock: (1. Makk 9,67) Belagerungsinstrument, mit dem die
Mauern gerammt wurden, um eine Bresche zu schlagen.
19:69 Sühnopfer: Opfer.19:70 Sündopfer: (3. Mose 4,1 - 5,13; 6,17-23; 2. Mose 29,14) Opfer.
19:71 Synagoge: Versammlungsstätte jüdischer Gemeinden, wo am Sabbat ein
Wortgottesdienst mit Gebet, Schriftlesung, Predigt und
abschließendem Segen abgehalten wird. Zur Zeit Jesu durfte jeder in
den heiligen Schriften bewanderte jüdische Mann die Predigt halten
(vgl. Lk 4,20; Apg 13,15) . - Die Verwaltung der äußeren und inneren
Angelegenheiten einer Synagogengemeinde liegt in den Händen eines
Ältesten-Kollegiums. An Synagogenbeamten gibt es den
Synagogenvorsteher, der für die ordnungsgemäße Abwicklung des
Synagogengottesdienstes zu sorgen hat, und den Synagogendiener, der
ihm dabei zur Hand geht (Lk 4,20). In der Synagoge tagte auch das
örtliche oder Synagogengericht, das aus 23 Mitgliedern bestehen
mußte und über Juden, die zum christlichen Glauben übergetreten
waren, die Strafe der Auspeitschung verhängen konnte (Mk 13,9; Apg
22,19; 2. Kor 11,24).19:73 Syrien: Der Name ist aus einer Verkürzung des Namens Assyrien
durch griechische Schriftsteller entstanden. Mit diesem Wort wird
das Gebiet um Damaskus vom Euphrat bis zur Nordgrenze Palästinas
bezeichnet.19:74 Syrisch-Ephraimitischer Krieg: Mit dem Regierungsantritt
Tiglat-Pilesers III. (745 v. Chr.) setzte eine neue Phase
assyrischer Expansionspolitik ein. In den eroberten Gebieten mußte
der assyrische Staatsgott als erster der Götter verehrt werden; die
staats- und kulturtragende Oberschicht wurde verpflanzt und durch
eine fremde ersetzt. Angesichts dieser Bedrohung machten eine Reihe
von syrisch-palästinischen Kleinstaaten den Versuch, sich gemeinsam
gegen die Assyrer zu behaupten. Führend in dem antiassyrischen
Bündnis waren Syrien und Nordisrael (Ephraim). Da König Ahas von
Juda sich weigerte, dem Bündnis beizutreten, zogen die verbündeten
Könige Rezin von Damaskus und Pekach von Samaria im Jahr 733 v. Chr.
gegen Jerusalem, um ihn abzusetzen und einen Mann ihres Vertrauens
als neuen König einzusetzen. Anstatt nach der Botschaft des
Propheten Jesaja auf Gottes Eingreifen zu vertrauen, rief Ahas den
Assyrerkönig zu Hilfe und unterwarf sich ihm durch eine
Tributzahlung. Diese Politik war nur kurzfristig erfolgreich. Die
Verbündeten zogen von Jerusalem ab. Tiglat-Pileser trennte noch im
selben Jahr Galiläa und das Ostjordanland von Nordisrael ab und
machte 732 ganz Syrien zur assyrischen Provinz. Juda wurde zum
assyrischen Vasallenstaat, in dem der assyrische Staatskult
eingeführt werden mußte (2. Kön 16,10-18).19:75 Syrte: (Apg 27,17) Ein Meerbusen des Mittelmeers an der
nordafrikanischen Küste mit gefährlichen Sandbänken.
- T -20:1 Tachpanhes: (Jer 2,16) Eine ägyptische Stadt im östlichen
Nildelta.20:2 Tageszeiten, Stunden: Im Bereich des israelitischen Kultus und
Ritus begann der neue Tag am vorhergehenden Abend (1. Mose 1,5; 3.
Mose 11,24), doch empfand man unter dem Einfluss des natürlichen
Lebensrhythmus gelegentlich auch den Morgen als Tagesbeginn (Ps
104,22). Im Neuen Testament ist nach weitverbreiteter Sitte des
späten Altertums der ungefähr von 6 Uhr morgens bis 6 Uhr abends
laufende Tag in 12 Stunden eingeteilt. Demnach entspricht z. B. in
Mk 15,34 die neunte Stunde ungefähr der Zeit um 3 Uhr nachmittags
nach unserer Zeiteinteilung.20:4 Tammus: (Hes 8,14; Dan 11,37) Sumerischer Hirtengott, der mehr und
mehr zum Gott der jährlich sterbenden und wiedererstehenden
Vegetation wurde. Der Tammuskult drang im 8./7. Jahrhundert v. Chr.
bis nach Palästina vor. Beweint wird Tammus während des Wartens auf
den Regen im Herbst, und zwar von den Frauen, die sinnbildlich
anstelle der auf Befruchtung durch den »Himmelstau« wartenden Erde
stehen.20:5 Tanne: Luther sah in den hohen, immergrünen Bäumen der Bibel
Tannen, während es Zypressen sind; vielleicht ist an einigen Stellen
auch der Wacholder gemeint. Auch an den beiden Stellen, an denen
immer noch von Tannen die Rede ist (1. Mose 6,14; Hos 14,9), sind
Zypressen gemeint.20:6 Tarsisschiffe: (1. Kön 10,22; Jes 23,1; 23,14; 60,9; Hes 27,25)
Große Handelsschiffe, wie sie etwa nach Tartessus (Tarschisch), der
phönizischen Siedlung in Südspanien (Jon 1,3), fuhren.
20:7 Tartan: (2. Kön 18,17; Jes 20,1) Titel des Heerführers im
assyrischen Heer.20:8 Taufe: Den einmaligen Vollzug der Taufe durch einen Täufer - im
Gegensatz etwa zu einer Selbsttaufe oder zu wiederholten,
mehrmaligen Taufen bzw. kultischen Waschungen ( rein) - hat die
christliche Taufe mit der Taufe gemeinsam, zu der Johannes der
Täufer die Menschen rief (Mt 3,1-12). Von allem Anfang an wurde man
nur durch die Taufe in die christliche Gemeinde aufgenommen. Der
Täufling sprach vor oder nach der Taufhandlung ein schon sehr früh
fest geprägtes Glaubensbekenntnis. Die Taufe wurde so vollzogen, dass
der Täufling ganz in Wasser untertauchte (Apg 8,38). Nach einem
nachneutestamentlichen Zeugnis war es jedoch bei Wassermangel
erlaubt, dass nur der Kopf dreimal mit Wasser übergossen wurde. Die
Taufe geschah auf den Namen Jesu Christi (Apg 2,38; nur nach Mt
28,19 auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen
Geistes).20:9 Taumelbecher, Taumelkelch: Der Kelch des Gerichts (Jes 51,17;
51,22; Jer 25,15-17), den Gott im Zorn zu trinken gibt und der die
Betroffenen wie Trunkene taumeln läßt (Ps 60,5; Sach 12,2).
20:10 Tebet: Monate.20:11 Teman: (Am 1,12) Eine Landschaft in Edom mit der Hauptstadt Bozra.
20:12 Tempel: Der Tempel Salomos (1. Kön 6,1-38) war ein Langhausbau,
der aus drei Teilen bestand: Vorhalle, Heiliges und Allerheiligstes,
darin kanaanitischen Tempelbauten entsprechend. Die Vorhalle war ca.
5 m lang und 10 m breit, ihr Eingang von zwei ehernen Säulen (1. Kön
7,15-22) flankiert. Das Heilige war 20 m lang, 10 m breit und 15 m
hoch. Es enthielt den goldenen Räucheraltar, den Tisch mit den
Schaubroten und die zweimal fünf Leuchter (vgl. die Beschreibung der
Stiftshütte in 2. Mose 40,1-33). - Das ‘Allerheiligste’ war ein
Würfel von 10 m Kantenlänge, es hatte keine Fenster, und in ihm
befand sich die Bundeslade. Der Hohepriester durfte es nur
einmal im Jahr betreten (3. Mose 16,11-14; Hebr 9,7), sonst war es
für jedermann unzugänglich. Der Tempel war von zwei Vorhöfen
umgeben: einem inneren, in dem der große Brandopferaltar stand, und
einem äußeren, dessen Umfassungsmauer den südlich des Tempels
gelegenen Königspalast mit einschloß. - Nebukadnezar zerstörte den
ersten Tempel 587 v. Chr. Nach der Rückkehr der Judäer aus der
Gefangenschaft wurde er an der alten Stelle in bescheidenerer Form
wieder aufgebaut (Tempelweihe 515 v. Chr.). König Herodes der
Große ersetzte diesen Tempel durch einen großartigen Neubau, wobei
jedoch die Grundmaße des ‘Heiligen’ und des Allerheiligsten
unverändert blieben. Dabei wurde der innere Vorhof neu gegliedert
(Vorhof der Priester, der Männer, der Frauen) und der äußere
erheblich erweitert und mit großartigen Säulenhallen umgeben. Der
äußere Vorhof war für jedermann, auch für Nichtjuden, zugänglich. In
einem begrenzten Bereich dieses riesigen Platzes hat man sich auch
die Stände der Geldwechsler vorzustellen und der Händler, die
Opfertiere zum Kauf anboten (Mt 21,12). - Mit dem Tempelvorhang, der
beim Sterben Jesu zerriß (Mk 15,38), dürfte der vor dem
‘Allerheiligsten’ gemeint sein. Das Zeichen ist wahrscheinlich im
Licht von Mk 15,29; 14,58; 13,2 zu verstehen; es bedeutet den
Untergang des Tempels. Der Jerusalemer Tempel wurde 70 n. Chr. bei
der Eroberung Jerusalems durch Titus zerstört und nie wieder
aufgebaut.20:13 Tempeldirne: In den altorientalischen Fruchtbarkeitskulten (
Baal) war die Prostitution im Zusammenhang mit der Gottesverehrung
weit verbreitet. Zu Zeiten gab es auch in Israel unter
kanaanitischem Einfluss Tempeldirnen. Einige Könige und Propheten
bekämpften diese Zustände (2. Kön 23,7).20:14 Tempelgroschen: Jeder erwachsene Jude hatte jährlich einmal eine
Steuer für den Tempel in Jerusalem zu zahlen. Sie wird auf 2.
Mose 30,11-16 zurückgeführt und betrug etwa den doppelten Tageslohn
eines Arbeiters. Nur Priester und z. T. auch Schriftgelehrte
waren von dieser Steuer befreit. Die Münze, die in Mt 17,24-27
erwähnt wird, entspricht dem Steuersatz für zwei Personen.
20:15 Tempelweihe: (Joh 10,22) Das Fest, das zur Erinnerung an die
Wiedereinweihung des Tempels durch Judas Makkabäus im Jahr 165 v.
Chr. jährlich 8 Tage lang gefeiert wurde (vgl. 1. Makk 4,59; 2. Makk
1,9).20:18 Theudas: (Apg 5,36) Ein jüdischer Widerstandskämpfer dieses Namens
ist 44-46 n. Chr. aufgetreten und durch den römischen Prokurator
Fadus enthauptet worden.20:20 Tiefen des Satans: Wahrscheinlich behaupten die falschen Lehrer
von Offb 2,24, die ‘tiefen Geheimnisse der Gottheit’ zu erforschen.
Johannes bezeichnet ihre Erkenntnis als Teufelswissen.
20:21 Tod, zweiter: (Offb 21,8) Der Tod, aus dem es keine Auferstehung
mehr gibt: die ewige Verdammnis am Tag des letzten Gerichts.
20:22 Tofet: (2. Kön 23,10; Jer 7,31-32; 19,6; 19,11-13) Die Stätte des
Molochkults im Hinnomtal bei Jerusalem ( Moloch).
20:23 Totenklage: Die Trauer um einen Verstorbenen wurde im Altertum
durch laut ausgestoßene Klagerufe zum Ausdruck gebracht (Jer 22,18).
Man beschränkte sich jedoch nicht auf den Ausdruck persönlicher
Trauer, sondern ließ die Totenklage auch von eigens dafür bestellten
Personen ausüben (»Klageweiber«, Jer 9,16). Ihre normale Dauer
betrug sieben Tage, für besonders angesehene Verstorbene dreißig
Tage (5. Mose 34,18).20:24 Totenreich: Unterirdischer Aufenthaltsbereich der Verstorbenen,
die dort in schattenhafter Weise weiterleben (Hes 32,17-32). In der
Offenbarung an Johannes (1,18; 20,13) ist die Totenwelt das Reich,
in dem der Tod herrscht, der Aufenthaltsort der Toten bis zur
Auferstehung.20:25 Tragakant: Wie Mastix und Ladanum Gewürzstoff aus dem Harz
gewisser Bäume oder Sträucher, auch zum Räuchern gebraucht.
20:26 Trankopfer: Opfer.20:27 Trauer (-bräuche, -brot): Die Trauer um einen Verstorbenen wird im
alten Israel außer durch die Totenklage durch eine Anzahl
auffallender Trauerbräuche zum Ausdruck gebracht. Man zerreißt die
Kleidung, legt den »Sack« an, nimmt den Turban ab und läßt Haar
und Bart ungepflegt. Auf den Kopf streut man sich Staub oder Asche,
schlägt sich an Brust oder Hüften, rauft sich das Haar oder
schneidet es ab und fügt sich Schnittwunden zu. Ähnlich ist das
Verhalten bei einem Unglücksfall. Das »Trauerbrot« (Jer 16,7; Hes
24,17) soll - als Gabe der Nachbarn und Freunde - nach einer Zeit
des Fastens den oder die Trauernden in die Welt der Lebenden
zurückholen.20:28 Tröster: Im Johannesevangelium wird der heilige Geist der
Tröster oder Helfer genannt, der Jesus vertritt, wenn er zum Vater
geht (Joh 14,16). Er führt das Werk Jesu weiter, aber so, dass in ihm
kein anderer als Jesus selbst zur Gemeinde kommt (Joh 14,18; vgl.
15,26).20:30 Tüpfelchen: (Mt 5,18; Lk 16,17) Ein Strich, ein Häklein an einem
Buchstaben.21:2 unbeschnitten, Unbeschnittene: Die Beschneidung gilt in Israel
als Zeichen des Bundes mit Gott. ‘Unbeschnitten’ kann deshalb zu
einem Schimpfwort werden für Angehörige von Völkern, die nicht wie
Israel in einem besonderen Verhältnis zu Gott stehen. Es kann sogar
auf Völker angewandt werden, die selbst die Beschneidung geübt haben
(Ägypten und Tyrus = Phönizien in Hes 32,1-32). Entstanden ist das
Schimpfwort wahrscheinlich in der Auseinandersetzung mit den
Philistern, die als die nächsten Nachbarn den Israeliten lange Zeit
schwer zu schaffen machten (vgl. 1. Sam 17,26).21:4 ungesäuert: Brot, ungesäuertes; Sauerteig. Zum Fest der
ungesäuerten Brote Passa.21:5 Unzucht: Das Wort bezeichnet im Neuen Testament vor allem den
Verkehr mit Prostituierten, aber darüber hinaus in einem umfassenden
Sinn Vergehen im Bereich der Sexualität. Gelegentlich bezieht es
sich auf Ehen innerhalb bestimmter Verwandtschaftsgrade, die nach
dem Gesetz Moses verboten waren (so wohl Offb 2,20; Mt 5,32; 19,9).
Hierher gehört die Vorschrift von Apg 15,20; 15,29, die im
Zusammenhang steht mit anderen Vorschriften, die sich sämtlich in 3.
Mose 17,1-16 finden: das Verbot des Götzenopfers (17,7), das Verbot
des Blutgenusses (17,10-12) und des Genusses von ungeschächteten
Tieren (17,13-16). Alle diese Vorschriften gelten nicht nur für die
Israeliten, sondern ebenso für die Fremden, die unter ihnen leben
(17,8; 17,10; 17,13; 17,15; 18,26). Nach Apg 15,20 wurden sie auch
den Christen aus nicht-jüdischen Völkern auferlegt - offensichtlich
aus Rücksicht auf die gesetzestreuen Judenchristen, die sich sonst
durch den Umgang mit ihnen verunreinigt hätten ( rein) . - Im
übertragenen Sinn bezeichnet »Unzucht« seit Hosea (1,2; 3,1) den
Ungehorsam gegenüber Gott und die Hinwendung zu anderen Göttern, die
in Kanaan oft zugleich mit sexueller Zügellosigkeit verbunden war
( Baal).22:1 Verlobung: (Mt 1,18; Lk 1,27; 2,5) Die jüdische Verlobung stellt
ein rechtsverbindliches Eheversprechen dar. Die eheliche
Gemeinschaft wird erst nach der Heimholung der Braut durch den
Bräutigam (d. h. nach der Hochzeit) aufgenommen.22:2 verschneiden, Verschnittener: Hofbeamte waren in manchen Teilen
der Alten Welt Eunuchen, d. h. künstlich zeugungsunfähig gemacht
(dazu zählt auch der Kämmerer in Apg 8,27). Ein solcher Eingriff war
für das Empfinden des antiken Menschen vor allem deshalb
schwerwiegend, weil er das Fortleben in den Nachkommen unmöglich
machte. In Israel war der Eunuch überdies vom Tempelgottesdienst
ausgeschlossen; er durfte allenfalls den äußeren Vorhof betreten (5.
Mose 23,2). Erst allmählich bahnt sich ein Wandel der Auffassung an
(Jes 56,3-5; Weish 3,14).22:4 Vorderasien: In den Makkabäerbüchern keine geographische
Bezeichnung, sondern das Seleuzidenreich, das 312 v. Chr. aus dem
asiatischen Teil des Alexanderreichs entstanden ist. »Asien«
bezeichnet in 2. Makk 10,24 einen nicht näher bestimmten Teil des
Seleuzidenreichs, vielleicht Zilizien; zum Neuen Testament
Asien.23:1 Wagen (Streitwagen): Eine zugleich bewegliche und ‘schwere’
Waffengattung. Der Streitwagen war in der Regel mit zwei Mann
besetzt, dem Wagenlenker und dem Schützen; gelegentlich kam noch ein
Schildhalter dazu. Manchmal waren die Radnaben mit Sicheln bestückt,
die, wenn sie in ein Heer hineinfuhren, die Gegner zerfetzten.
23:2 Wahrheit: ‘Wahr’ kann im Hebräischen nicht nur eine Aussage sein,
sondern auch eine Person oder Sache. Wahr ist etwas, wenn es hält,
was es verspricht; Wahrheit meint Zuverlässigkeit, Beständigkeit,
Treue, haltgebende Wirklichkeit. Diese Art von Wahrheit kommt vor
allem Gott zu; in Römer 3,7 und 15,8 muß das Wort geradezu mit
»(Bundes-)Treue« übersetzt werden. Bei Johannes bezeichnet
‘Wahrheit’ die in Jesus zugängliche Wirklichkeit Gottes, die für die
Menschen Freiheit (Joh 8,31-32), Licht (3,21) und Leben (14,6)
bedeutet. Nach Jesu Abschied bleibt die ‘Wahrheit’ durch den
Geist Gottes zugänglich, ja wird jetzt erst recht erschlossen
(16,12-15); sie muß das Leben der Glaubenden bestimmen (4,23-24; 1.
Joh 1,6; 1,8; 2,4).23:3 Walker: (Jes 7,3) Er bearbeitete Stoffe in einem laugehaltigen
Wasser durch Stampfen und Schlagen, bis die Härchen sich verfilzten.
23:4 Wallen: a) = überwallen (Ps 46,4); b) = wallfahren, eine Wallfahrt
machen (Ps 42,5).23:5 Wasser, lebendiges: In 1. Mose 26,19; Jer 2,13 Quellwasser; als
Bild bleibenden Lebens gebraucht in Sach 14,8; Joh 4,10; 7,38; vgl.
Offb 7,17; 21,6; 22,1; 22,17.23:6 weben; leben und weben: (1. Mose 1,21; Hes 47,9; Apg 17,28) Sich
regen und bewegen.23:7 Weberbaum: (1. Sam 17,7) So heißen die Querstangen an den beiden
Enden des Webstuhls, an denen die Kettfäden befestigt wurden. Sie
konnten eine beträchtliche Dicke erreichen.23:8 Weihrauch: Ein weißes Baumharz, dessen Verbrennung einen
kräftigen, würzigen Duft verbreitet. Zum ‘Räuchern’ im Jerusalemer
Tempel wurde eine besondere Weihrauchmischung verwendet (2. Mose
30,34-38). Gold, Weihrauch und Myrrhe (Mt 2,11) sind Gaben, die
eines Königs würdig sind.23:9 Weise: Das so übersetzte griechische Wort (magoi = unser ‘Magier’)
bezeichnete zunächst die Mitglieder einer persischen Priesterkaste,
die sich mit Sternkunde und Astrologie befaßten, sodann allgemein
babylonische und sonstige Astrologen.23:10 Welt, diese: Die Welt ist Gottes Schöpfung (Joh 1,1-3), und Gott
hat die Welt so geliebt, dass er ihr seinen einzigen Sohn sandte (Joh
3,16). Weil aber die Welt die Finsternis mehr liebt als das Licht
(3,19) und das Lebenswasser (4,10) und Lebensbrot (6,35) von sich
weist, d. h. Jesus nicht aufnimmt, wird sie zu »dieser Welt«: der
finsteren Welt, deren Herrscher der Satan ist (12,31), der Welt,
die unter dem Gericht Gottes steht (3,19). Dass ‘diese Welt’ von der
Macht des Bösen beherrscht ist, kommt auch an anderen Stellen des
Neuen Testaments zum Ausdruck (Gal 1,4; Eph 6,12). Wer durch
Christus von seinen Sünden befreit und neugemacht worden ist, ist
schon jetzt der Macht des Bösen entrissen und zählt nicht mehr zu
‘dieser Welt’, auch wenn er noch in ihr lebt. Er zeigt das durch ein
gewandeltes Verhalten (Röm 12,2; 1. Kor 5,9-11); aber er wartet
zugleich auf die neue Welt, in der das Gute die einzige Macht ist
(2. Petr 3,13).23:11 worfeln, Worfschaufel: Mit einer Worfschaufel warf man bei Wind
das gedroschene Getreide in die Luft, um es von der Spreu zu
trennen.23:12 Wort, Das: (Joh 1,1-4; 1,14) Im griechisch-sprechenden Judentum
gab es zur Zeit des Neuen Testaments Vorstellungen über die
‘Weisheit’ Gottes: Sie galt als erstes Geschöpf und als Mittlerin
bei der Schöpfung, denn durch sie wurde die Welt geschaffen (vgl.
Spr 8,22-31; Sir 1,4; 1,9). Sie stieg dann zu den Menschen herunter,
wurde von ihnen verworfen und kehrte wieder zu Gott zurück. In
ähnlicher Weise konnte auch vom ‘Wort’ gesprochen werden. Joh 1,1-18
erinnert an solche Aussagen. Doch wird hier gesagt, dass das Wort
nicht erstes Geschöpf, sondern von allem Anfang an bei Gott war, und
im Gegensatz zu jenen Gedanken heißt es hier, dass das Wort, das
selbst Gott ist, in Jesus Christus wirklicher Mensch wurde. Durch
‘das Wort’ wurde die Welt geschaffen, und durch ‘das Wort’ spricht
Gott zu seiner Welt. Ist Jesus ‘das Wort’, so wird damit bezeugt,
dass in ihm wirklich Gott selbst den Menschen begegnet.
- Y -24:1 Ysop: (2. Mose 12,22; 4. Mose 19,18; Ps 51,9; Joh 19,29) Ein
Strauch, dessen Büschel bei der kultischen Reinigung zur Besprengung
gebraucht wurden. Wahrscheinlich handelt es sich bei dem Ysopkraut,
das auch beim Passafest verwendet wird, nicht um den echten Ysop,
der in Palästina nicht vorkommt, sondern um Majoran. Wenn in Joh
19,29 an diese Pflanze gedacht ist, muß man sich das Kreuz sehr
niedrig vorstellen.25:1 Zebaoth: (2. Sam 5,10; 1. Kön 22,19; Hos 12,6; Am 3,13) »Gott
Zebaoth« heißt »Gott der Heerscharen«. Dabei ist wohl nicht an die
Heerscharen Israels (1. Sam 17,45) gedacht, sondern an himmlische
Scharen (Engel; Lk 2,13).25:2 Zehn Städte: Zur Zeit Jesu ein Verband von (ursprünglich zehn)
überwiegend ostjordanischen Städten mit hauptsächlich nichtjüdischer
Bevölkerung. Das Gebiet galt als heidnischer Fremdkörper im Heiligen
Land.25:3 Zehnter: Der zehnte Teil vom Ernteertrag (Korn, Wein, Öl) mußte
als Gabe an Gott und zum Unterhalt der Priester ans Heiligtum
abgeliefert werden. Später wurden auch die Armen bedacht. Auch vom
Vieh wurde später der Zehnte entrichtet. Dahinter steht wie bei der
Gabe der Erstgeburt und der Erstlinge der Gedanke, dass aller
Ernte- und Viehsegen Gott zu verdanken ist. Weil im 4. und 5.
Mosebuch die Zehntgesetze verschiedener Zeiten überliefert sind (4.
Mose 18,20-32; 5. Mose 14,22-29), konnte man im Judentum aus diesem
Nebeneinander die Einrichtung eines zweiten und dritten Zehnten
ableiten (Tob 1,6-8). Die Pharisäer gaben den Zehnten selbst vom
Ertrag der kleinsten Gartenkräuter (Mt 23,23) und von ihren
sämtlichen Einkünften (Lk 18,12).25:4 Zeloten: Diese jüdische Partei der ‘Eiferer’ verweigerte aus
religiösen Gründen die Unterwerfung unter das heidnische Römerreich
und lehnte es ab, den Römern Steuern zu bezahlen (vgl. Mk 12,13-17).
Sie erwarteten ein nationalistisches Reich unter einem neuen
David. Den Anbruch dieses messianischen Reiches versuchten sie durch
gewalttätige Aktionen herbeizuzwingen. Die Zeloten standen hinter
den Aufständen gegen Rom, die 70 n. Chr. zur Zerstörung Jerusalems
durch die Römer führten. Unter den Jüngern Jesu war neben dem
ehemaligen Zollbeamten, der mit der Besatzungsmacht
zusammengearbeitet hatte, auch ein früheres Glied dieser
Untergrundbewegung, Simon der Zelot (»Eiferer« Lk 6,15; Apg 1,13).
25:5 Zeltmacher: (Apg 18,3) Es ist nicht sicher auszumachen, ob Paulus
und sein Berufsgenosse Aquila Zelttuch oder Decken, etwa
Ziegenhaartücher, hergestellt haben. Paulus legt Wert darauf, dass er
sich seinen Unterhalt mit eigener Hand verdient (1. Kor 9,1-27).
25:6 Zeus: Oberster Gott der Griechen, bei den Römern mit Jupiter
gleichgesetzt.25:7 Zilizien: Landschaft in Kleinasien. Wichtiges Gebiet auf dem Weg
nach Syrien. Offensichtlich berühmt wegen seiner Pferdezucht (1. Kön
10,28). Die Hauptstadt war Tarsus.25:8 Zimbel: (2. Sam 6,5; Ps 150,5) Schlaginstrument in Tellerform.
Bestandteil der Tempelmusik.25:9 Zinne: Mauerzinne. Die Zinne des Tempels (Mt 4,5) war vielleicht
ein Balkon an der mächtig aufragenden Mauer, die den Tempelplatz
trug.25:10 Zion: Ursprünglicher Name der von David eroberten Jebusiterfestung
(2. Sam 5,7), der dann so genannten »Davidsstadt«. Später geht der
Name auf den Tempelberg über und wird schließlich zur Bezeichnung
für ganz Jerusalem und seine Bewohner.25:11 Zoan: (Ps 78,12; Jes 19,13; 30,4) Eine Stadt im östlichen Teil des
Nildeltas.25:12 Zölesyrien: (1. Makk 10,69; 2. Makk 3,5) Der südliche Teil des
Seleuzidenreichs mit Damaskus als Hauptort.25:13 Zöllner: Zur Zeit des Neuen Testaments wurden in Palästina die
Zölle eines Bezirks, wie Marktzölle, Grenzzölle usw. verpachtet,
wahrscheinlich an den Meistbietenden. Die Pächter ihrerseits hatten
wieder Unterpächter angestellt. Auch sie mußten einen bestimmten
Betrag abliefern, kassierten jedoch den Zoll in die eigene Tasche.
Es gab zwar feste Tarife, doch verleitete dieses System zum Betrug.
Kein Wunder, dass die Zöllner Dieben und Räubern gleichgestellt
waren. Da die Zolleinnehmer überdies im Dienst der heidnischen
(römischen) Besatzungsmacht standen und durch ihren Beruf viel
Kontakt mit Nichtjuden hatten, galten sie als »unrein« ( rein).
Von den Frommen wurden sie verachtet und gehaßt.25:14 Zuchtmeister: (Gal 3,24-25) Der Sklave, der im vornehmen
griechischen Haus mit der Erziehung der Knaben beauftragt war; von
Paulus als Bild für den Dienst benutzt, den das fordernde Gesetz
Gottes tun sollte.25:15 Zunge, Zungenrede: Das Wort für Zunge bedeutet in den biblischen
Ursprachen zugleich »Sprache« (1. Mose 11,1-9). Als eine Gabe des
Geistes galt in den ersten Christengemeinden das Reden »in
Zungen« (Apg 10,46; 19,6; 1. Kor 14,2): ein Reden oder Beten in der
Verzückung (Ekstase), in Lauten, die ohne Auslegung nicht
verständlich sind. In der Gemeinde von Korinth (1. Kor 14,1-40)
wurde diese Gabe als ein besonders wertvoller Erweis des Geistes
angesehen und von einem Teil der Gemeindeglieder stark überschätzt.
Eine neue Art geistgewirkten Redens »in Zungen« (= verständlichen
Sprachen) bezeugt Apg 2,4. Nach heutigen Erfahrungen geschieht das
»Zungenreden« bei vollem Bewußtsein, jedoch so, dass der Sprecher
sich dem Wirken des Geistes öffnet. Es wird von einer wachsenden
Zahl als eine Weise des Gebets und als Mittel persönlicher Erbauung
geschätzt.