1:1 Es war ein Mann mit Namen Tobias aus dem Stamme Naftali, aus einer
Stadt in Obergaliläa, zu der man kommt, wenn man von Hazor nach
Westen geht und Safed zur Linken hat.1:2 Der wurde mit in die Gefangenschaft geführt zur Zeit Salmanassars,
des Königs von Assyrien; und obwohl er dort unter Fremden leben
mußte, ist er dennoch von Gottes Wort nicht abgefallen.
2. Kön 18,9-11; Jdt 11,131:3 Darum teilte er alles, was er hatte, Tag für Tag mit seinen
gefangenen Brüdern und Verwandten.1:4 Und als er noch einer der jüngsten Männer des Stammes Naftali war,
hatte er bereits bewiesen, daß er kein Kind mehr war:
1:5 während alle andern den goldnen Kälbern dienten, die Jerobeam, der
König von Israel, hatte machen lassen, schied er sich von der
Gemeinschaft mit ihnen1:6 und hielt sich als einziger zum Tempel des Herrn in Jerusalem und
diente dort dem Herrn und betete den Gott Israels an. Er gab auch
alle Erstlinge und Zehnten mit solcher Treue,(6 und 7) 5. Mose 12,4-6; 2. Mose 23,19; 5. Mose 14,22; 14,28-29
1:7 daß er sogar jedes dritte Jahr den Fremdlingen, Witwen und Waisen
ihren Zehnten gab.1:8 Das alles hielt er von Jugend auf nach dem Gesetz des Herrn.
1:9 Als er nun erwachsen war, nahm er eine Frau, auch aus dem Stamm
Naftali, mit Namen Hanna und zeugte mit ihr einen Sohn, den er auch
Tobias nannte;1:10 und er lehrte ihn von Jugend auf Gott fürchten und die Sünde
meiden.1:11 Als er nun mit Frau und Sohn und mit seinem ganzen Stamm in die
Gefangenschaft nach Ninive kam1:12 und alle von den Speisen der Heiden aßen, hütete er sich und machte
sich nicht unrein mit solcher Speise.1:13 Und weil er von ganzem Herzen den Herrn fürchtete, ließ ihn der
Herr bei König Salmanassar Gnade finden,1:14 so daß er ihm erlaubte, überallhin zu gehen, wohin er wollte, und zu
tun, was ihm gut schien.1:15 So besuchte er nun alle, die in der Gefangenschaft lebten, und
ermahnte sie, Gottes Wort treu zu bleiben.1:16 Und er kam in die Stadt Rages in Medien und hatte zehn Talente
Silber bei sich, mit denen ihn der König beschenkt hatte.
1:17 Und als er unter den vielen Israeliten einen Armen aus seinem Stamm
mit Namen Gabaël sah, lieh er ihm das Geld und nahm einen
Schuldschein von ihm.1:18 Lange danach aber, nach dem Tod des Königs Salmanassar, als sein
Sohn Sanherib regierte, dem die Israeliten verhaßt waren,
1:19 ging Tobias wieder bei allen Israeliten umher und tröstete sie und
gab ihnen von seinem Vermögen, soviel er konnte:1:20 die Hungrigen speiste er, die Nackten kleidete er, die Toten und
Erschlagenen begrub er.1:21 Dann aber kam König Sanherib aus Judäa zurück, als er hatte fliehen
müssen, weil ihn Gott um seiner Lästerung willen geschlagen hatte.
Darüber war er sehr zornig und ließ viele Israeliten töten. Da war
es Tobias, der sie begrub.1:22 Als aber der König das erfuhr, befahl er, ihn zu töten, und nahm ihm
all sein Hab und Gut.1:23 Tobias aber floh mit seinem Sohn und seiner Frau und konnte sich,
völlig mittellos, verborgen halten, weil viele ihn liebten und ihm
halfen.1:24 Aber nach fünfundvierzig Tagen wurde der König von seinen eignen
Söhnen erschlagen,1:25 und Tobias kam wieder heim, und sein ganzes Vermögen wurde ihm
wiedergegeben.2:1 Als Tobias danach an einem Fest des Herrn in seinem Hause ein
herrliches Mahl bereitet hatte, sagte er zu seinem Sohn: Geh und
lade einige gottesfürchtige Männer aus unserm Stamme ein, mit uns zu
essen!2:2 Und als er wieder heimkam, sagte er seinem Vater, einer der
Israeliten liege erschlagen auf der Gasse.2:3 Da stand Tobias sogleich vom Tisch auf, ließ das Essen stehen, ging
zu dem Toten, hob ihn auf und trug ihn unbemerkt in sein Haus, um
ihn nachts heimlich zu begraben.2:4 Und nachdem er die Leiche versteckt hatte, aß er sein Brot voll
Trauer und Entsetzen2:5 und dachte an das Wort, das der Herr durch den Propheten Amos
geredet hatte:2:6 Eure Feiertage sollen zu Trauertagen werden.
2:7 Und in der Nacht ging er hin und begrub den Toten.
2:8 Alle seine Freunde aber schalten ihn und sprachen: Erst neulich
wollte dich der König aus demselben Grunde töten lassen, und du bist
seinem Mordbefehl kaum entkommen; und doch begräbst du schon wieder
die Toten!2:9 Tobias aber fürchtete Gott mehr als den König und holte weiterhin
die Erschlagenen weg und verbarg sie in seinem Hause, bis er sie
tief in der Nacht begraben konnte.2:10 Es begab sich aber eines Tages, als er Tote begraben hatte und müde
heimkam, daß er sich im Schutz einer Mauer niederlegte und
einschlief.2:11 Da ließ eine Schwalbe aus ihrem Nest ihren heißen Dreck auf seine
Augen fallen; davon wurde er blind.2:12 Diese Prüfung aber ließ Gott über ihn kommen, damit die Nachwelt an
ihm ein Beispiel der Geduld hätte wie an dem heiligen Hiob.
Hiob 1,21; 2,10; Jak 5,112:13 Denn wie er von Jugend auf Gott gefürchtet und seine Gebote gehalten
hatte, so wurde er auch jetzt nicht bitter gegen Gott, weil er ihn
hatte blind werden lassen, sondern blieb beständig in der Furcht
Gottes und dankte Gott sein ganzes Leben lang.2:14 Und wie die Könige den heiligen Hiob verhöhnten, so verlachten den
Tobias seine nächsten Verwandten und sagten:2:15 Wo bleibt nun, worauf du gehofft hast? wofür du deine Almosen
gegeben und so viele Tote begraben hast?2:17 Redet nicht so! Denn wir sind Kinder der Heiligen und warten auf
ein Leben,2:18 das Gott denen geben wird, die im Glauben treu und fest an ihm
bleiben.2:19 Seine Frau Hanna aber ging alle Tage zum Weben und ernährte ihn mit
ihrer Hände Arbeit, so gut sie konnte.2:20 So begab es sich, daß sie ein Ziegenböcklein heimbrachte, das sie
bekommen hatte.2:21 Und als ihr Mann Tobias es blöken hörte, sprach er: Wenn das nur
nicht gestohlen ist! Gebt's dem Besitzer zurück; denn es ist uns
nicht erlaubt, von gestohlenem Gut zu essen oder es auch nur
anzurühren.2:22 Über diese Worte wurde seine Frau zornig und antwortete: Da sieht
man, daß deine Hoffnung nutzlos war und daß deine Almosen uns nichts
einbringen.2:23 Mit solchen und andern Worten mehr warf sie ihm sein Elend vor.
3:1 Da seufzte Tobias tief auf, fing an zu weinen und zu beten und
sprach:3:2 Herr, du bist gerecht, und alle deine Gerichte sind lauter Güte und
Treue.3:3 Und nun, mein Herr, sei mir gnädig und strafe meine Sünden nicht,
denke nicht daran, was ich oder meine Väter Böses getan haben.
Ps 25,7; 79,83:4 Denn weil wir deine Gebote nicht gehalten haben, hast du uns unsern
Feinden preisgegeben, die uns berauben, gefangenhalten und töten,
und hast uns zu Spott und Hohn all der Völker gemacht, unter die du
uns zerstreut hast.3:5 Ach, Herr, schrecklich sind deine Gerichte, weil wir deine Gebote
nicht gehalten und nicht aufrichtig gelebt haben vor dir.
3:6 Und nun, Herr, erweise mir Gnade und nimm meinen Geist weg in
Frieden; denn ich will viel lieber tot sein als leben.
1. Kön 19,43:7 Es begab sich nun an demselben Tage, daß Sara, die Tochter Raguëls,
in einer Stadt der Meder von einer Magd ihres Vaters auch geschmäht
und gescholten wurde.3:8 Man hatte sie nämlich sieben Männern nacheinander gegeben, aber ein
böser Geist, Aschmodai genannt, hatte sie alle getötet, sobald sie
zu ihr eingehen wollten.3:9 Als nun Sara die Magd wegen eines Fehlers zurechtwies, gab die ihr
zurück:3:10 Wenn wir nur von dir nicht auch einen Sohn oder eine Tochter auf
Erden sehen müssen, du Männermörderin!3:11 Willst du mich auch töten, wie du schon sieben Männer getötet hast?
3:12 Auf diese Worte hin ging Sara in eine Kammer oben im Haus, aß nicht
und trank nicht drei Tage und drei Nächte lang, betete aber
unablässig und flehte Gott unter Tränen an, sie von ihrer Schmach zu
befreien.3:13 Als sie aber am dritten Tage ihr Gebet vollendete, lobte sie Gott
und sprach:3:14 Gelobt sei dein Name, Herr, du Gott unsrer Väter; denn wenn du
gezürnt hast, erweist du Gnade und Güte, und in der Zeit der Trübsal
vergibst du Sünde denen, die dich anrufen.3:15 Zu dir, mein Herr, kehre ich mein Angesicht, zu dir hebe ich meine
Augen auf3:16 und bitte dich, daß du mich erlöst aus dieser schweren Schmach oder
mich von der Erde wegnimmst.3:17 Du weißt, Herr, daß ich niemals einen Mann begehrt und meine Seele
rein erhalten habe von aller bösen Lust3:18 und mich nie zu zuchtloser und leichtfertiger Gesellschaft gehalten
habe.3:19 Ich war bereit, einen Mann zu nehmen, weil ich dich fürchtete, und
nicht, weil ich nach Lust gierig war.3:20 Entweder bin ich ihrer oder sie sind meiner nicht wert gewesen, und
du hast mich vielleicht einem andern Mann vorbehalten.
3:21 Denn dein Ratschluß ist von Menschen nicht zu ergründen.
Hiob 15,8; Weish 9,133:22 Das weiß ich aber fürwahr: jeder, der dir dient, wird nach der
Anfechtung gekrönt und aus der Trübsal erlöst, und nach der
Züchtigung findet er Gnade.3:23 Denn du hast nicht Gefallen an unserm Verderben: nach dem Gewitter
läßt du die Sonne wieder scheinen, und nach Klagen und Weinen
überschüttest du uns mit Freuden. Deinem Namen sei ewig Ehre und
Lob, du Gott Israels.3:24 In derselben Stunde wurden die Gebete dieser beiden von dem Herrn
im Himmel erhört.3:25 Und der heilige Rafael, der Engel des Herrn, wurde gesandt, beiden
zu helfen, weil ihr Gebet zu gleicher Zeit dem Herrn vorgebracht
worden war.4:1 Als nun Tobias dachte, sein Gebet wäre erhört und er würde sterben,
rief er seinen Sohn Tobias zu sich und sagte zu ihm:
4:2 Lieber Sohn, höre meine Worte und behalte sie fest in deinem Herzen.
4:3 Wenn Gott meine Seele zu sich nehmen wird, so begrabe meinen Leib
und ehre deine Mutter, solange sie lebt;1. Mose 50,5; 2. Mose 20,12; Spr 23,22; Sir 3,3; 3,5; 3,18
4:4 denke daran, was für Gefahren sie ausgestanden hat, als sie dich
unter dem Herzen trug;4:5 und wenn sie gestorben ist, so begrabe sie neben mir.
Jdt 16,284:6 Und dein Leben lang habe Gott vor Augen und im Herzen und hüte dich
davor, jemals in eine Sünde einzuwilligen und gegen die Gebote
unsres Gottes zu handeln. -4:7 Mit deinem Hab und Gut hilf den Armen und wende dich auch nicht von
einem einzigen ab, dann wird sich das Angesicht des Herrn auch von
dir nicht abwenden.4:9 Hast du viel, so gib reichlich; hast du wenig, so gib doch das
Wenige von Herzen.4:10 Denn so wirst du dir einen guten Lohn für den Tag der Not sammeln.
Lk 16,94:11 Denn Almosen erlösen von allen Sünden, auch vom Tode, und lassen
die Seele nicht in die Finsternis geraten.4:12 Almosen schaffen große Zuversicht vor dem höchsten Gott. -
Spr 19,174:13 Hüte dich, mein Sohn, vor aller Hurerei, und außer mit deiner eignen
Frau laß dich mit keiner andern ein.4:14 Hoffart laß weder in deinem Herzen noch in deinen Worten herrschen,
denn mit ihr hat alles Verderben seinen Anfang genommen.
Sir 10,14-16; Spr 29,234:15 Wer für dich arbeitet, dem gib sogleich seinen Lohn und enthalte
dem Tagelöhner den Lohn nicht vor.4:16 Was du nicht willst, daß man dir tu, das füg auch keinem andern zu.
Mt 7,124:17 Teile dein Brot mit den Hungrigen und bedecke die Nackten mit
Kleidern von dir.4:18 Gib von deinem Brot und Wein beim Begräbnis der Frommen; aber iß
und trink nicht davon mit den Sündern.4:20 Preise Gott allezeit und bete, daß er dich leite und daß alles, was
du dir vornimmst, durch seine Hilfe gelingt.4:21 Du sollst auch wissen, mein Sohn, daß ich, als du noch ein Kind
warst, dem Gabaël in der Stadt Rages in Medien zehn Talente Silber
geliehen habe; seinen Schuldschein habe ich hier. Darum überlege
dir, wie du zu ihm gelangen, das Geld von ihm bekommen und ihm
seinen Schuldschein zurückgeben kannst!4:22 Sorge dich nur nicht, mein Sohn! Wir führen zwar jetzt ein armes
Leben, aber wir werden viel Gutes empfangen, wenn wir Gott fürchten,
die Sünde meiden und Gutes tun.5:1 Da antwortete der junge Tobias seinem Vater: Alles, was du mir
gesagt hast, mein Vater, das will ich tun.5:2 Wie ich aber versuchen soll, das Geld zu bekommen, weiß ich nicht.
Dieser Gabaël kennt mich nicht, und ich kenne ihn auch nicht. Was
für ein Zeichen soll ich ihm vorweisen, damit er mir Glauben
schenkt? Aber auch den Weg dorthin kenne ich nicht.
5:3 Da antwortete ihm sein Vater: Seinen Schuldschein habe ich hier;
wenn du ihm den vorlegst, wird er dir sogleich das Geld geben.
5:4 Geh aber hin und suche dir einen zuverlässigen Begleiter, der gegen
Entgelt mit dir geht, damit du das Geld noch bei meinen Lebzeiten
zurückbekommst.5:5 Da ging der junge Tobias hinaus und fand einen stattlichen jungen
Mann, der stand da gegürtet und wie bereit zu reisen.
5:6 Und er wußte nicht, daß es ein Engel Gottes war, grüßte ihn und
fragte: Woher bist du, guter Freund?5:8 Und Tobias fragte ihn: Kennst du den Weg nach Medien?
5:9 Er antwortete: Ich kenne ihn gut und bin ihn oft gegangen und habe
Herberge genommen bei unserm Bruder Gabaël, der in der Stadt Rages
in Medien wohnt, die auf dem Gebirge von Ekbatana liegt.
Jdt 1,15:10 Und Tobias sagte zu ihm: Warte doch einen Augenblick auf mich, damit
ich das meinem Vater sagen kann.5:11 Da ging Tobias hinein und sagte das alles seinem Vater; und der
Vater wunderte sich und bat, der junge Mann solle zu ihm
hereinkommen.5:12 So kam er herein, grüßte ihn und sagte: Gott gebe dir allezeit
Freude!5:13 Aber Tobias sagte: Was soll ich für Freude haben, wenn ich im
Finstern sitzen muß und das Licht des Himmels nicht sehen kann?
(13 und 14) Jes 50,105:14 Und der junge Mann sagte zu ihm: Hab Geduld, Gott wird dir bald
helfen.5:15 Und Tobias sagte zu ihm: Kannst du meinen Sohn zu Gabaël hinführen,
in die Stadt Rages in Medien? Wenn du wiederkommst, will ich dir
deinen Lohn geben.5:16 Und der Engel sagte zu ihm: Ich will ihn hinführen und wieder zu dir
zurückbringen.5:17 Und Tobias sagte zu ihm: Ich bitte dich: sage mir, aus welchem
Geschlecht oder aus welchem Stamme bist du?5:18 Und der Engel Rafael sagte: Sei doch zufrieden! Reicht es dir nicht,
daß du einen Begleiter für deinen Sohn gefunden hast? Wozu willst du
auch noch wissen, woher ich bin?5:19 Doch um dir die Sorge zu nehmen, will ich dir's sagen: Ich bin
Asarja, der Sohn des großen Hananja.5:20 Und Tobias sagte: Du bist aus einem guten Geschlecht;
5:21 ich bitte dich: Zürne mir nicht, daß ich nach deiner Herkunft
gefragt habe.5:22 Der Engel aber sagte zu ihm: Ich will deinen Sohn wohlbehalten hin-
und zurückbringen.5:23 Tobias antwortete: So zieht hin! Gott sei mit euch auf dem Wege,
und sein Engel geleite euch!5:24 Da rüstete sich Tobias mit allem aus, was er mitnehmen wollte, nahm
Abschied von Vater und Mutter und zog mit seinem Begleiter davon.
5:25 Und als sie fort waren, fing seine Mutter an zu weinen und klagte:
Den Trost unsres Alters hast du uns genommen und weggeschickt.
Rut 4,14-155:26 Ich wollte, daß das Geld nie gewesen wäre, dessentwegen du ihn
weggeschickt hast.5:27 Wir hätten wohl zufrieden sein können in unsrer Armut und es für
großen Reichtum halten sollen, daß wir unsern Sohn bei uns hatten.
5:28 Aber Tobias sagte: Weine nicht! Unser Sohn wird frisch und gesund
hin- und zurückkommen, und deine Augen werden ihn sehen.
5:29 Denn ich glaube, daß ein guter Engel Gottes ihn geleitet und alles
zum Besten lenkt, was ihm begegnet, so daß er in Freuden wieder
heimkehren wird. Da schwieg seine Mutter still und gab sich
zufrieden.6:1 Tobias zog dahin, und sein Hündlein lief mit ihm. Und nach der
ersten Tagereise blieb er über Nacht am Ufer des Tigris.
Kap 11,96:2 Er ging zum Fluß, um seine Füße zu waschen; und siehe, ein großer
Fisch schoß hervor und wollte ihn verschlingen.6:3 Tobias erschrak und schrie mit lauter Stimme: O Herr, er will mich
fressen!6:4 Und der Engel sagte zu ihm: Pack ihn bei den Kiemen und zieh ihn
heraus!6:5 Und er zog ihn aufs Land; da zappelte er vor seinen Füßen.
6:6 Da sagte der Engel zu ihm: Nimm den Fisch aus und behalte das Herz,
die Galle und die Leber; denn sie sind sehr gut als Arznei.
6:7 Tobias tat das, und einige Stücke vom Fisch briet er für unterwegs,
das übrige salzten sie ein, damit sie genug für die Reise hatten,
bis sie in die Stadt Rages in Medien kamen.6:8 Da fragte Tobias den Engel: Ich bitte dich, mein Bruder Asarja, sage
mir, welche Heilkraft in den Stücken des Fisches liegt, die ich von
dem Fisch behalten sollte.6:9 Da antwortete der Engel: Wenn du ein Stücklein vom Herzen oder von
der Leber auf glühende Kohlen legst, so vertreibt der Rauch alle
bösen Geister, so daß sie weder Mann noch Frau mehr schaden können.
6:10 Und die Galle des Fisches ist eine gute Salbe für die Augen, um sie
vom Star zu heilen.6:11 Und Tobias fragte: Wo wollen wir einkehren? Und der Engel
antwortete:6:12 Hier wohnt ein Mann, der heißt Raguël; er ist ein Verwandter aus
deinem Stamm und hat nur eine einzige Tochter; die heißt Sara; und
sonst hat er kein Kind.6:13 Dir wird all ihr Hab und Gut zufallen, denn du bist verpflichtet,
die Tochter zur Frau zu nehmen.6:14 Darum wirb um sie bei ihrem Vater, so wird er sie dir zur Frau
geben.6:15 Da antwortete Tobias: Ich habe gehört, daß sie bereits sieben
Männern angetraut war; die sind alle tot, und man sagt, ein böser
Geist habe sie getötet.6:16 Darum fürchte ich, daß mir's auch so gehen könnte; dann würden meine
betagten Eltern vor Leid sterben, weil ich ihr einziger Sohn bin.
6:17 Da sprach der Engel Rafael: Hör auf mich! Ich will dir sagen, was
das für Leute sind, über die der böse Geist Gewalt gewinnen kann:
6:18 nämlich solche, die ihre Ehe eingehen als Menschen, die von Gott
nichts wissen wollen und sich allein von ihrer Lust leiten lassen,
als wären sie ohne Verstand wie Rosse und Maultiere. Über solche
Leute hat der böse Geist Gewalt.6:19 Wenn du aber mit Sara ins Brautgemach kommst, dann sollst du sie
drei Tage lang nicht berühren, sondern mit ihr zusammen nur dem
Gebet leben.6:20 In der ersten Nacht sollst du die Leber des Fisches auf glühende
Kohlen legen, dann wird der böse Geist vertrieben werden.
6:21 Durch die zweite Nacht aber werden dir die Verheißungen der
heiligen Patriarchen zuteil.6:22 Durch die dritte Nacht wirst du den Segen erlangen, daß euch gesunde
Kinder geboren werden.6:23 Wenn aber die dritte Nacht vorüber ist, sollst du dich mit der
Jungfrau verbinden in der Furcht des Herrn, mehr aus Liebe zu den
Kindern als aus Lust, damit du mit deinen Kindern den Segen
erlangst, der den Nachkommen Abrahams zugesagt ist.
Die Vermählung des Tobias mit Sara7:1 Sie kehrten bei Raguël ein, und der empfing sie mit Freuden.
7:2 Und er sah Tobias an und sagte zu Hanna, seiner Frau: Wie gleicht
der junge Mann doch meinem Vetter!7:3 Und als er das gesagt hatte, fragte er: Woher stammt ihr, liebe
Brüder?7:4 Sie sagten: Aus dem Stamm Naftali sind wir, Weggeführte, aus
Ninive.7:5 Raguël sagte zu ihnen: Kennt ihr Tobias, meinen Bruder? Sie
antworteten: Ja, wir kennen ihn gut.7:6 Als nun Raguël viel Gutes von Tobias redete, sagte der Engel zu ihm:
Der Tobias, nach dem du fragst, ist sein Vater.7:7 Und Raguël eilte auf ihn zu, fiel ihm um den Hals, küßte ihn unter
Tränen und sagte: O mein lieber Sohn, gesegnet seist du, denn du
bist der Sohn eines tüchtigen und frommen Mannes!7:8 Und Hanna, seine Frau, und Sara, ihre Tochter, fingen auch an zu
weinen.7:9 Danach ließ Raguël einen Widder schlachten und das Mahl bereiten.
7:10 Als er sie bat, sich zu Tisch zu setzen, sagte Tobias: Ich will
heute weder essen noch trinken, ehe du mir nicht meine Bitte
gewährst und zusagst, mir Sara, deine Tochter, zu geben.
1. Mose 24,337:11 Als das Raguël hörte, erschrak er; denn er dachte daran, was den
sieben andern Männern widerfahren war, und er fürchtete, es könnte
diesem auch so ergehen.7:12 Und als er zögerte und ihm keine Antwort geben wollte, sagte der
Engel zu ihm: Scheue dich nicht, diesem frommen Mann deine Tochter
zu geben; denn ihm ist sie zur Frau bestimmt; darum hat sie auch
kein anderer bekommen können.7:13 Da sagte Raguël: Ich zweifle nicht, daß Gott meine heißen Tränen und
Gebete erhört hat,7:14 und glaube, daß er euch hat zu mir kommen lassen, weil meine
Tochter nach dem Gesetz des Mose einen Mann aus ihrem Stamm
heiraten sollte; nun sei gewiß: ich will sie dir geben.
Kap 6,137:15 Und er nahm die rechte Hand seiner Tochter und legte sie Tobias in
die rechte Hand und sprach: Der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und
der Gott Jakobs sei mit euch! Er gebe euch zusammen und schenke euch
seinen reichen Segen!7:16 Und sie nahmen eine Schriftrolle und schrieben den Ehevertrag;
7:17 und sie lobten Gott und hielten das Mahl.7:18 Und Raguël rief seine Frau Hanna zu sich und ließ sie eine zweite
Kammer herrichten.7:19 Und sie führte ihre Tochter Sara hinein; und sie weinte.
7:20 Und sie sagte zu ihr: Sei getrost, meine Tochter! Der Herr des
Himmels gebe dir nun Freude, nachdem du so viel Leid erlitten hast.
Kap 3,22-238:1 Nach dem Abendessen aber führten sie den jungen Tobias zu ihr in die
Kammer.8:2 Und Tobias dachte an den Rat des Engels und nahm aus seiner Tasche
ein Stück von der Leber des Fisches und legte es auf die glühenden
Kohlen.8:3 Da nahm der Engel Rafael den bösen Geist gefangen und band ihn
fest in der Wüste von Oberägypten.8:4 Danach forderte Tobias die Jungfrau auf: Sara, steh auf, wir wollen
heute, morgen und übermorgen zu Gott beten und in diesen drei
Nächten nur Gott gehören; nach der dritten Nacht aber wollen wir als
Eheleute einander gehören.8:5 Denn wir sind Kinder der Heiligen und können unsere Ehe nicht
beginnen wie die Heiden, die Gott nicht kennen.8:6 Und sie standen auf und beteten beide inständig, daß Gott sie
behüten wolle.8:7 Und Tobias sprach: Herr, du Gott unsrer Väter, dich sollen loben
Himmel, Erde, Meer, alle Quellen und Flüsse und alle deine
Geschöpfe, die darin leben.8:8 Du hast Adam aus Erde vom Acker gemacht und hast ihm Eva zur
Gehilfin gegeben.8:9 Und nun, Herr, du weißt, daß ich nicht aus böser Lust meine
Schwester zur Frau nehme, sondern nur, weil ich gerne Kinder haben
möchte, durch die dein heiliger Name auf ewig gepriesen werde.
Kap 3,178:10 Und Sara sprach: Erbarme dich unser, Herr, erbarme dich und laß uns
beide gesund bleiben und alt werden.8:11 Und als der Hahn krähte, rief Raguël seine Diener und ging mit
ihnen, ein Grab auszuheben.8:12 Denn er dachte: Es könnte dem Tobias vielleicht auch ergangen sein
wie den sieben andern, die mit ihr vermählt waren.
8:13 Und als sie das Grab ausgehoben hatten, kam Raguël zu seiner Frau
zurück und sagte:8:14 Schick eine Magd hin und laß nachsehen, ob auch er tot ist, damit
ich ihn begraben kann, bevor es Tag wird.8:15 Da schickte sie eine Magd; die trat leise in die Kammer und fand sie
beide gesund und frisch im Schlaf.8:16 Und sie kam zurück und brachte ihnen die gute Nachricht.
8:17 Und Raguël und seine Frau Hanna dankten Gott und sprachen: Wir
danken dir, Herr, du Gott Israels, daß nicht geschehen ist, was wir
befürchtet haben. Denn du hast uns deine Barmherzigkeit erwiesen
und den Feind, der uns verfolgte, vertrieben.8:18 Du hast dich erbarmt über diese beiden einzigen Kinder. Und nun,
Herr, gib ihnen, daß sie dir noch lange danken und dich loben
können mit dem Leben, das du ihnen erhältst, damit alle Völker an
ihnen erkennen, daß du allein Gott bist in aller Welt.
Lk 8,39; Eph 1,12; Jes 37,208:19 Und sogleich befahl Raguël seinen Dienern, das Grab wieder
zuzuschütten, ehe es Tag würde.8:20 Seiner Frau aber trug er auf, ein Mahl herzurichten und alles
vorzubereiten, was man auf der Reise braucht.8:21 Er ließ auch zwei fette Rinder und vier Schafe schlachten und ein
Festmahl zubereiten für alle seine Nachbarn und Freunde.
8:22 Und Raguël bat Tobias dringend, zwei Wochen bei ihm zu bleiben.
1. Mose 29,278:23 Und von all seinen Gütern gab er dem Tobias die Hälfte und legte
schriftlich fest, daß nach seinem Tode und dem Tode seiner Frau auch
die andre Hälfte dem Tobias zufallen sollte.9:1 Da rief Tobias den Engel zu sich - denn er hielt ihn für einen
Menschen - und sagte zu ihm: Asarja, mein Bruder, ich bitte dich,
höre mich an!9:2 Selbst wenn ich dein Sklave würde, könnte ich dir doch deine
Fürsorge nicht entgelten.9:3 Dennoch bitte ich dich: Nimm dir Knechte und Kamele und zieh zu
Gabaël nach Rages in Medien; gib ihm diesen Schuldschein zurück und
nimm das Geld entgegen und bitte ihn, zu meiner Hochzeit zu kommen.
Kap 4,219:4 Denn du weißt, mein Vater zählt die Tage; und wenn ich einen Tag zu
lange fortbliebe, so wäre er betrübt.9:5 Du siehst auch, wie sehr mich Raguël gebeten hat, so daß ich's ihm
nicht abschlagen kann.9:6 Da nahm Rafael vier Knechte Raguëls und zwei Kamele und zog nach der
Stadt Rages in Medien und fand Gabaël und gab ihm den Schuldschein
zurück und empfing von ihm das ganze Geld.9:7 Und er berichtete ihm alles, was der jüngere Tobias erlebt hatte,
und brachte ihn mit auf die Hochzeit.9:8 Und als Gabaël in das Haus Raguëls kam, fand er Tobias bei Tisch;
der sprang auf, und sie küßten sich. Und Gabaël weinte und lobte
Gott und sprach:9:9 Es segne dich der Gott Israels! Denn du bist der Sohn eines
frommen, gerechten und gottesfürchtigen Mannes, der den Armen viel
Gutes getan hat.9:10 Gesegnet seien auch deine Frau und eure Eltern!
9:11 Und Gott gebe, daß ihr eure Kinder und eure Kindeskinder seht bis
ins dritte und vierte Glied; und eure Nachkommen seien gesegnet vom
Gott Israels, der in Ewigkeit herrscht und regiert!
Hiob 42,169:12 Und als alle Amen gesagt hatten, setzten sie sich zu Tische; und
auch das Hochzeitsmahl feierten sie in der Furcht des Herrn.
Die Sorge der Eltern um ihren Sohn10:1 Als aber der junge Tobias wegen seiner Hochzeit lange ausblieb, fing
sein Vater Tobias an, sich zu sorgen, und sagte: Warum bleibt mein
Sohn so lange aus, und was hält ihn auf?10:2 Vielleicht ist Gabaël gestorben, und niemand will ihm das Geld
zurückgeben?10:3 Und Tobias und seine Frau Hanna wurden sehr traurig und fingen beide
an zu weinen, weil ihr Sohn zur bestimmten Zeit nicht heimgekommen
war.10:4 Und seine Mutter weinte und wollte sich nicht trösten lassen und
klagte:10:5 Ach, mein Sohn, ach, mein Sohn! Warum haben wir dich auf die Reise
geschickt, du Licht unsrer Augen, unsere Stütze im Alter, du Trost
unsres Lebens, von dem wir uns Nachkommen erhofften!
Kap 5,2510:6 Du warst unser ein und alles; wir hätten dich nicht fortschicken
dürfen.10:7 Und Tobias sagte zu ihr: Sei still und sorge dich nicht! Unserm Sohn
geht's, so Gott will, gut; er hat einen zuverlässigen Begleiter.
10:8 Sie aber wollte sich nicht trösten lassen, sondern lief alle Tage
hinaus und blickte dahin und dorthin und suchte auf allen Straßen,
auf denen er kommen konnte, um ihn möglichst schon von ferne zu
sehen.10:9 Raguël aber sagte zu seinem Schwiegersohn: Bleib bei uns; ich will
einen Boten zu deinem Vater Tobias schicken und ihn wissen lassen,
daß dir's gutgeht.10:10 Und Tobias antwortete: Ich weiß, daß mein Vater und meine Mutter
jetzt die Tage zählen und in großer Sorge um mich sind.
10:11 Als Raguël Tobias mit vielen Worten bat, ohne daß dieser
einwilligte, gab er ihm Sara mit und dazu die Hälfte von all seinem
Hab und Gut: Knechte und Mägde, Vieh, Kamele und viel Geld; dann
ließ er ihn gesund und fröhlich ziehen und sprach:
10:12 Der heilige Engel des Herrn sei mit euch auf dem Wege und bringe
euch gesund ans Ziel! Gott gebe, daß ihr eure Eltern wohlauf findet
und daß meine Augen eure Kinder sehen dürfen, ehe ich sterbe.
Kap 5,22; 5,2910:13 Und die Eltern umarmten ihre Tochter und küßten sie; dann ließen sie
sie ziehen und ermahnten sie, die Eltern ihres Mannes zu ehren,
ihren Mann zu lieben, Kinder und Gesinde recht zu leiten, dem Hause
wohl vorzustehen und sich selbst untadelig zu halten.
Tit 2,4-5; Spr 31,10-3111:1 Als sie auf dem Heimweg am elften Tage nach Haran kamen, das auf
halbem Wege nach Ninive liegt,11:2 sagte der Engel: Tobias, mein Bruder, du weißt, wie es deinem Vater
ging, als du von ihm weggingst;11:3 wenn es dir recht ist, so wollen wir beide vorausziehen und deine
Frau mit dem Gesinde und dem Vieh langsam nachkommen lassen.
11:4 Und als Tobias das recht war, sagte Rafael zu ihm: Nimm etwas von
der Galle des Fisches mit; denn du wirst es brauchen.
11:5 Da nahm Tobias etwas von der Galle des Fisches, und sie zogen
voraus.11:6 Hanna aber saß täglich am Wege auf einem Berge, von wo sie weit ins
Land blicken konnte. Und als sie dort nach der Heimkehr ihres Sohnes
ausschaute, sah sie ihn von ferne und erkannte ihn sogleich und lief
zu ihrem Mann und sagte: Siehe, dein Sohn kommt!11:7 Und Rafael sagte zu Tobias: Sobald du ins Haus kommst, bete zu
Gott, deinem Herrn, und danke ihm! Darauf geh zu deinem Vater und
küsse ihn11:8 und salbe ihm sogleich die Augen mit der Galle des Fisches, die du
bei dir hast; dann werden seine Augen bald geöffnet werden, und dein
Vater wird das Licht des Himmels wieder schauen und über deinen
Anblick sich freuen.11:9 Und der Hund, den sie mitgenommen hatten, lief voraus und kam als
Bote, wedelte mit dem Schwanz, sprang hoch und zeigte seine Freude.
Kap 6,111:10 Da stand sein blinder Vater auf und stieß sich vor lauter Eile;
darum rief er einen Knecht, der ihn bei der Hand führte, und lief
seinem Sohn entgegen.11:11 Er schloß ihn in die Arme und küßte ihn, ebenso auch seine Mutter,
und beide weinten vor Freude.11:12 Und als sie zum Herrn gebetet und ihm gedankt hatten, setzten sie
sich zusammen nieder.11:13 Da nahm Tobias von der Galle des Fisches und salbte seinem Vater die
Augen. Und es dauerte fast eine halbe Stunde,11:14 da löste sich der Star von seinen Augen wie das Häutlein von einem
Ei.11:15 Und Tobias faßte es und zog es ihm von den Augen; sogleich wurde er
wieder sehend.11:16 Und sie priesen Gott, er und seine Frau und alle, die ihn kannten.
11:17 Und Tobias sprach: Ich danke dir, Herr, du Gott Israels; denn du
hast mich gezüchtigt und nun wieder geheilt, und jetzt kann ich
meinen lieben Sohn Tobias wieder sehen.11:18 Und nach sieben Tagen kam auch Sara, die Frau seines Sohnes,
wohlbehalten an mit ihrem ganzen Gesinde, dem Vieh und den Kamelen
und brachte viel Geld mit und auch das Geld, das er von Gabaël
empfangen hatte. Und Tobias erzählte seinen Eltern, wieviel Gutes
Gott an ihm getan hatte durch seinen Begleiter.11:19 Und Achior und Nabat, die Vettern des Tobias, kamen zu ihm,
beglückwünschten ihn und freuten sich mit ihm über all das Gute, das
ihm Gott erwiesen hatte.11:20 Und sieben Tage lang feierten sie miteinander und waren alle sehr
fröhlich.12:1 Danach rief Tobias seinen Sohn zu sich und sagte: Was sollen wir
doch dem heiligen Manne geben, der mit dir gezogen ist?
Kap 5,1512:2 Und Tobias antwortete ihm: Vater, welchen Lohn können wir ihm geben
oder womit all das Gute aufwiegen, das er mir erwiesen hat?
12:3 Er hat mich gesund hin- und zurückgebracht; er hat das Geld von
Gabaël geholt und mir zu dieser Frau verholfen; dazu hat er den
bösen Geist vertrieben und ihre Eltern wieder froh gemacht.
12:4 Mich hat er gerettet, als mich der große Fisch fressen wollte, und
dir hat er geholfen, daß du das Licht des Himmels wieder sehen
kannst; so hat er uns unermeßlich viel Gutes getan.
12:5 Wie könnten wir ihm das alles vergelten? Doch ich bitte dich, mein
Vater: Biete ihm die Hälfte aller Habe an, die wir mitgebracht
haben. Vielleicht nimmt er sie an.12:6 Und beide, Vater und Sohn, riefen ihn, nahmen ihn beiseite und baten
ihn, die Hälfte aller Güter anzunehmen, die sie mitgebracht hatten.
12:7 Er aber sagte zu ihnen im Vertrauen: Lobt und preist den Gott des
Himmels vor jedermann, daß er euch solche Gnade erwiesen hat!
Mk 5,1912:8 Geheimnisse eines Königs soll man verschweigen; aber Gottes Werke
offenbar zu machen und zu preisen, bringt Ehre.12:9 Beten, Fasten und Almosengeben ist besser, als goldene Schätze zu
sammeln; denn Almosen erlösen vom Tode, tilgen die Sünden und führen
zum ewigen Leben.12:10 Wer aber Sünde und Unrecht tut, bringt sich selber um sein Leben.
Spr 14,3412:11 So will ich euch nun die Wahrheit offenbaren und das verborgene
Geschehen euch nicht verheimlichen.12:12 Als du unter Tränen betetest und die Toten begrubst, als du dein
Essen stehen ließest, die Leichen den Tag über heimlich in deinem
Hause verstecktest und sie bei Nacht begrubst, da brachte ich dein
Gebet vor den Herrn.12:13 Und weil du Gott lieb warst, hast du dich in der Anfechtung bewähren
müssen.12:14 Und dann hat mich der Herr geschickt, um dich zu heilen und um deine
Schwiegertochter Sara von dem bösen Geist zu befreien.
12:15 Denn ich bin Rafael, einer von den sieben Engeln, die vor dem
Herrn stehen.12:16 Als sie das hörten, erschraken sie und fielen zitternd zur Erde auf
ihr Angesicht.12:17 Der Engel aber sprach zu ihnen: Friede sei mit euch! Fürchtet euch
nicht!12:18 Denn nach Gottes Willen ist es geschehen, daß ich bei euch gewesen
bin; darum lobt und preist ihn!12:19 Es schien zwar so, als hätte ich mit euch gegessen und getrunken;
aber ich genieße eine unsichtbare Speise und einen Trank, den kein
Mensch sehen kann.12:20 Und nun ist's Zeit, daß ich wieder zu dem hingehe, der mich gesandt
hat; dankt ihr aber Gott und verkündigt alle seine Wunder!
12:21 Und als er das gesagt hatte, verschwand er vor ihren Augen, und sie
konnten ihn nicht mehr sehen.12:22 Und sie fielen nieder auf ihr Angesicht und dankten Gott drei
Stunden lang; danach standen sie auf und verkündigten alle seine
großen Wunder.13:1 Der alte Tobias aber tat seinen Mund auf, lobte Gott und sprach:
13:2 Groß bist du, Herr, in Ewigkeit, und dein Reich währt immerdar; denn
du züchtigst und heilst wieder; du führst hinab zu den Toten und
wieder herauf, und deiner Hand kann niemand entfliehen.
Kap 11,17; 5. Mose 32,39; Weish 16,13; Weish 16,15
13:3 Ihr Israeliten, lobt den Herrn, und vor den Heiden preist ihn! Denn
darum hat er euch zerstreut unter die Völker, die ihn nicht kennen,
damit ihr seine Wunder verkündigt und die Heiden erkennen laßt, daß
kein allmächtiger Gott ist als er allein.13:4 Er hat uns gezüchtigt um unsrer Sünden willen, und um seines
Erbarmens willen wird er uns wieder helfen.13:5 Darum bedenkt, was er an uns getan hat; mit Furcht und Zittern
preist und rühmt ihn, der ewig herrscht, mit euren Werken!
1. Petr 2,1213:6 Und auch ich will ihn preisen in diesem Lande, in dem ich gefangen
bin; denn er hat seine Macht erwiesen an einem sündigen Volk.
13:7 Darum bekehrt euch, ihr Sünder, und tut, was recht ist vor Gott, und
glaubt, daß er euch sein Erbarmen erweist!13:8 Ich aber will mich von Herzen freuen in Gott.
13:9 Lobt den Herrn, all ihr seine Auserwählten, haltet Freudentage und
preist ihn!13:10 Jerusalem, du Gottesstadt, Gott hat dich gezüchtigt um deiner Werke
willen; aber er wird sich über dich wieder erbarmen.
Ps 46,513:11 Danke dem Herrn für dein Glück und preise den ewigen Gott; so wird
er seine Hütte in dir wieder bauen und alle deine Gefangenen
zurückrufen, daß du dich ewig freuen kannst.13:12 Du wirst in hellem Glanze leuchten, und an allen Enden der Erde wird
man dich ehren.13:13 Aus fernen Ländern werden die Völker zu dir kommen; sie werden
Geschenke bringen13:14 und in deiner Mitte den Herrn anbeten, und dein Land werden sie
heilig halten; den großen Namen des Herrn werden sie in dir anrufen.
Sach 8,20-2213:15 Verflucht werden alle sein, die dich verachten; verdammt werden
alle sein, die dich lästern; gesegnet werden alle sein, die dich
bauen.13:16 Du aber wirst dich freuen über deine Kinder; denn sie werden alle
gesegnet und versammelt werden zum Herrn.13:17 Wohl allen, die dich lieben und sich über dein Heil freuen!
13:18 Lobe den Herrn, meine Seele! Denn er wird seine Stadt Jerusalem
erlösen.13:19 Wohl mir, wenn auch nur meine letzten Nachkommen die Herrlichkeit
Jerusalems sehen werden!13:20 Die Tore Jerusalems werden aus Saphir und Smaragd gebaut werden und
aus Edelsteinen ringsum all seine Mauern.13:21 Mit weißem und reinem Marmor werden alle seine Gassen gepflastert
werden, und auf allen seinen Straßen wird man Halleluja singen.
13:22 Gelobt sei der Herr, der seine Stadt wieder gebaut hat, und er
herrsche über sie in Ewigkeit! Amen. Hier endet der Lobgesang des
Tobias.14:1 Und nachdem Tobias wieder sehend geworden war, lebte er noch
zweiundvierzig Jahre und sah noch die Kinder seiner Enkel.
14:2 Und als er hundertundzwei Jahre alt war, wurde er mit Ehren begraben
in Ninive.14:3 Denn mit sechsundfünfzig Jahren war er blind und im sechzigsten
Jahre wieder sehend geworden.14:4 Die restliche Zeit aber lebte er im Glück, und seine Gottesfurcht
nahm noch zu, bis er in Frieden starb.14:5 Vor seinem Tode aber rief er Tobias, seinen Sohn, zu sich und
dessen sieben Söhne und sagte zu ihnen:14:6 Ninive wird nun bald zugrunde gehen; denn das Wort des Herrn wird
nicht unerfüllt bleiben; aber in Medien wird dann noch eine Zeitlang
Friede sein. Unsere Brüder aber, die aus dem Land Israel vertrieben
sind, werden dorthin zurückkehren.14:7 Und unser ganzes Land, das jetzt verödet liegt, wird wieder bewohnt
werden. Und Gottes Haus, das jetzt niedergebrannt ist, wird wieder
aufgebaut werden, und alle, die Gott fürchten, werden wieder dorthin
kommen.14:8 Und auch die Heiden werden ihre Götzen verlassen und nach Jerusalem
kommen und dort wohnen,14:9 und an Jerusalem werden sich alle freuen, die den König Israels
anbeten.14:10 So hört nun, meine Söhne, euren Vater! Dient dem Herrn in der
Wahrheit und tut, was ihm gefällt.14:11 Lehrt eure Kinder Gerechtigkeit üben und Almosen geben, Gott vor
Augen haben und ihn allezeit preisen in Wahrheit und mit aller
Kraft!14:12 Und, liebe Kinder, hört auf mich und bleibt nicht hier in Ninive;
sondern sobald ihr eure Mutter neben mir begraben habt im selben
Grabe, macht euch noch am gleichen Tage auf und zieht fort von hier!
(12 und 13) 1. Mose 19,15; 19,17; Jona 1,2; Kap 4,5
14:13 Denn ich sehe, daß Ninive an seiner Bosheit zugrunde gehen wird.
Die letzten Jahre des jungen Tobias14:14 Sogleich nach dem Tod seiner Mutter zog Tobias mit seiner Frau und
seinen Söhnen von Ninive fort und kehrte nach Medien zurück zu
seinen Schwiegereltern.14:15 Er fand sie in ihrem hohen Alter frisch und gesund und umsorgte sie.
Und als sie starben, drückte er ihnen die Augen zu und erbte alle
Güter Raguëls. Und er sah Kinder und Kindeskinder bis ins fünfte
Glied.14:16 Und als er neunundneunzig Jahre in Glück und Gottesfurcht gelebt
hatte, begrub ihn seine ganze Verwandtschaft.14:17 Und alle seine Nachkommen führten ein frommes Leben und einen
heiligen Wandel. So fanden sie Gnade bei Gott und den Menschen und
allen, die im Lande wohnten.