Der Segenspendende Herr sprach: Abermals werde Ich
dir diese erhabenste Weisheit verkünden, die Essenz
allen Wissens, durch deren Kenntnis alle Weisen die
höchste Vollkommenheit erreicht haben.Vom Siebten Kapitel bis zum Ende des Zwölften Kapitels
offenbarte Sri Krsna die Absolute Wahrheit, die Höchste
Persönlichkeit Gottes, in allen Einzelheiten. Jetzt erleuchtet
der Herr Arjuna mit weiterem Wissen. Wenn man dieses
Kapitel durch den Vorgang philosophischer Spekulation
versteht, wird man ein Verständnis von hingebungsvollem
Dienst bekommen. Im Dreizehnten Kapitel wurde eindeutig
erklärt, dass man aus der materiellen Verstrickung befreit
werden kann, wenn man in einer demütigen HaltungWissen entwickelt. Es ist auch erklärt worden, dass das
Lebewesen in die materielle Welt verstrickt ist, weil es mit
den drei Erscheinungsweisen der materiellen Natur in
Berührung ist. In diesem Kapitel nun erklärt die Höchste
Persönlichkeit, was diese Erscheinungsweisen der Natur
sind, wie sie wirken, in welcher Weise sie binden und wie
sie Befreiung gewähren. Wie der Höchste Herr sagt, ist das
Wissen, das in diesem Kapitel erklärt wird, dem Wissen
übergeordnet, das bisher in anderen Kapiteln offenbart
wurde. Viele große Weise haben die Vollkommenheiterreicht und sind in die spirituelle Welt erhoben worden,
weil sie dieses Wissen verstanden haben. Der Herr erklärt
nun das gleiche Wissen auf bessere Weise. Dieses Wissen
ist allen anderen Vorgängen des Wissens, die bisher erklärt
wurden, weit überlegen, und viele erreichten dieVollkommenheit, nachdem sie es verstanden hatten. Es
wird daher erwartet, dass jemand, der dieses Vierzehnte
Kapitel versteht, die Vollkommenheit erreicht.Wenn man in diesem Wissen gefestigt wird, kann man
die transzendentale Natur erreichen, die Meiner eigenen
Natur gleicht. So verankert, wird man weder zur Zeit
der Schöpfung geboren noch bei ihrer Außösung vernichtet.
ERLÄUTERUNGerlangt hat, wird man der Höchsten Persönlichkeit Gottes
eigenschaftsmäßig ebenbürtig und somit frei von der
Wiederholung von Geburt und Tod. Man verliert jedoch
nicht seine Identität als individuelle Seele. Aus der
vedischen Literatur kann man verstehen, dass die befreiten
Seelen, die die transzendentalen Planeten des spirituellen
Himmels erreicht haben, immer zu den Lotosfußen des
Höchsten Herrn hinblicken, da sie in Seinemtranszendentalen liebevollen Dienst tätig sind. Die
Gottgeweihten verlieren also selbst nach der Befreiung ihre
individuellen Identitäten nicht.Im allgemeinen ist alles Wissen, das wir in der materiellen
Welt bekommen, von den drei Erscheinungsweisen der
materiellen Natur verunreinigt. Wissen jedoch, das nicht
von den drei Erscheinungsweisen der materiellen Natur
verunreinigt ist, wird transzendentales Wissen genannt.
Sobald man in diesem transzendentalen Wissen verankert
ist, befindet man sich auf der gleichen Ebene wie die
Höchste Person. Diejenigen, die vom spirituellen Himmel
nichts wissen, sind der Ansicht, die spirituelle Identität
werde nach der Befreiung von den materiellen Tätigkeiten
der materiellen Form formlos, ohne jedeMannigfaltigkeit in dieser Welt gibt, so gibt es in der
spirituellen Welt ebenfalls Mannigfaltigkeit. Diejenigen,
die sich hinsichtlich dieser Tatsache in Unwissenheit
befinden, denken, spirituelle Existenz sei das Gegenteil von
materieller Vielfalt. In Wirklichkeit aber nimmt man im
spirituellen Himmel eine spirituelle Form an. Es gibt dort
spirituelle Tätigkeiten, und die spirituelle Situation wird
hingebungsvolles Leben genannt. Diese Atmosphäre gilt als
unverunreinigt, und man ist dort dem Höchsten Herrn
eigenschaftsmäßig gleichgestellt. Um solches Wissen zu
bekommen, muss man alle spirituellen Eigenschaften
entwickeln. Wer solche spirituellen Eigenschaftenentwickelt, wird weder von der Erschaffung noch von der
Zerstörung der materiellen Welt beeinflusst.Die gesamte materielle Substanz, Brahman genannt, ist
die Quelle der Geburt, und es ist dieses Brahman, das
Ich befruchte, so dass die Geburten aller Lebewesen
möglich werden, o Sohn Bharatas.Das ist eine Erklärung der Welt: Alles, was geschieht, ist
auf die Verbindung von ksetra und ksetrajna, dem Körper
und der spirituellen Seele, zurückzuführen. DieseVerbindung der materiellen Natur und des Lebewesens
wird vom Höchsten Gott Selbst ermöglicht. Dasmahat-tattva ist die gänzliche Ursache der gesamten kosmischen
Manifestation, und weil es in der gesamten Substanz
der materiellen Ursache drei Erscheinungsweisen der Natur
gibt, wird diese Substanz manchmal auch Brahmangenannt. Die Höchste Persönlichkeit befruchtet diese
gesamte Substanz, und so werden unzählige Universen
möglich. Diese gesamte materielle Substanz, dasmahat-tattva, wird in der vedischen Literatur als Brahman
beschrieben: In dieses Brahman werden die Samen der
Lebewesen von der Höchsten Person eingegeben. Dievierundzwanzig Elemente, angefangen mit Erde, Wasser,
Feuer und Luft, bestehen alle aus materieller Energie, die
auch als maha-brahma (das große Brahman) odermaterielle Natur bezeichnet wird. Wie im Siebten Kapitel
erklärt wird, befindet sich jenseits davon eine andere,
höhere Natur - das Lebewesen. Durch den Willen der
Höchsten Persönlichkeit Gottes wird die höhere Natur mit
der materiellen Natur vermischt, und dann werden alle
Lebewesen aus dieser materiellen Natur geboren.Der Skorpion legt seine Eier in Reishaufen, und manchmal
heißt es, der Skorpion sei aus dem Reis geboren; doch der
Reis ist nicht die Ursache des Skorpions. In Wirklichkeit
wurden die Eier von der Mutter gelegt. In ähnlicher Weise
ist die materielle Natur nicht die Ursache der Geburt der
Lebewesen. Der Same wird von der HöchstenPersönlichkeit Gottes gegeben, und es scheint nur, als seien
die Lebewesen Produkte der materiellen Natur. Jedes
Lebewesen nimmt seinen vergangenen Tätigkeiten gemäß
einen Körper an, der von der materiellen Natur geschaffen
wird, und das Lebewesen kann je nach seinen vergangenen
Taten genießen oder muss leiden. Der Herr ist die Ursache
aller Manifestationen von Lebewesen in der materiellen
Welt.O Sohn Kuntis, man sollte verstehen, dass alle Arten des
Lebens durch Geburt in der materiellen NaturIn diesem Vers wird eindeutig erklärt, dass die Höchste
Persönlichkeit Gottes, Krsna, der ursprüngliche Vater aller
Lebewesen ist. Die Lebewesen sind Verbindungen der
materiellen Natur mit der spirituellen Natur. Solche
Lebewesen kann man nicht nur auf diesem Planeten finden,
sondern auf jedem anderen - sogar auf dem höchsten, wo
Brahma lebt. Überall gibt es Lebewesen; in der Erde sind
Lebewesen, sogar im Wasser und im Feuer. All diese
Erscheinungen haben ihren Ursprung in der Mutter, der
materiellen Natur, und in Krsnas Samengebung. DieLebewesen, die in die materielle Welt eingegeben wurden,
nehmen zur Zeit der Schöpfung entsprechend ihrenWeil das Lebewesen transzendental ist, hat es mit der
materiellen Natur nichts zu tun. Doch weil es von der
materiellen Welt bedingt worden ist, handelt es im Bann
der drei Erscheinungsweisen der materiellen Natur. Weil
Lebewesen verschiedene Körper haben, nämlich denverschiedenen Aspekten der Natur gemäß, werden sie
veranlasst, in Übereinstimmung mit dieser Natur zu
handeln. Hierin liegt die Ursache ihres unterschiedlichen
Glücks und Leids.reiner als die anderen, erleuchtet und befreit einen von
allen sündhaften Reaktionen. Diejenigen, die sich in
dieser Erscheinungsweise befinden, entwickeln Wissen,
doch werden sie durch die Vorstellung, glücklich zu
sein, bedingt.Die von der materiellen Natur bedingten Lebewesen sind
von verschiedener Art. Eines ist glücklich, ein anderes sehr
aktiv und wieder ein anderes hilflos. All diese Arten
psychologischer Manifestationen sind Ursachen für den
bedingten Zustand der Lebewesen in der materiellen Natur.
Wie sie auf unterschiedliche Weise bedingt sind, wird in
diesem Teil der Bhagavad-Gita erklärt. Als erstes wird die
Erscheinungsweise der Tugend dargestellt. Die Folge
davon, dass man in der materiellen Welt dieErscheinungsweise der Tugend entwickelt, besteht darin,
dass man weiser wird als diejenigen, die auf andere Weise
bedingt sind. Ein Mensch in der Erscheinungsweise der
Tugend ist nicht so sehr von materiellen Leidenheimgesucht, und er hat einen Sinn dafür, auf dem Gebiet
materiellen Wissens Fortschritte zu machen. Der typische
Vertreter ist der brahmana, von dem man annimmt, dass er
sich in der Erscheinungsweise der Tugend befindet. Dieses
Gefühl des Glücks hat seine Ursache im Verständnis, dass
man in der Erscheinungsweise der Tugend mehr oder weniger
frei von sündhaften Reaktionen ist. In der vedischen
Literatur heißt es, dass die Erscheinungsweise der Tugend
größeres Wissen und ein höheres Glücksgefühl bedeute.
Die Schwierigkeit liegt darin, dass ein Lebewesen in der
Erscheinungsweise der Tugend dadurch bedingt wird, dass
es glaubt, ein hohes Wissen zu besitzen und besser zu sein
als andere. Auf diese Weise wird es bedingt. Die besten
Beispiele sind Wissenschaftler und Philosophen: Beide sind
sehr stolz auf ihr Wissen, und weil sie im allgemeinen ihre
Lebensumstände verbessern können, empfinden sie eine An
materiellen Glücks. Dieses Gefühl fortgeschrittenen Glücks
im bedingten Leben bindet sie durch die Erscheinungsweise
der Tugend der materiellen Natur. Folglich fühlen sie sich
dazu hingezogen, in der Erscheinungsweise der Tugend zu
handeln, und solange sie eine Anziehung verspüren, in
dieser Weise tätig zu sein, müssen sie irgendeinen Körper
in den Erscheinungsweisen der Natur annehmen. Somit ist
es unwahrscheinlich, dass sie befreit werden oder in die
spirituelle Welt gelangen. Immer wieder mag manPhilosoph, Wissenschaftler oder Dichter werden und sich
somit wiederholt in die gleichen Nachteile von Geburt und
Tod verstricken, doch aufgrund der illusionierenden
Wirkung der materiellen Energie glaubt man, ein solches
Leben sei angenehm.Die Erscheinungsweise der Leidenschaft ist durch die
Anziehung zwischen Mann und Frau gekennzeichnet. Die
Frau verspürt eine Anziehung zum Mann, und der Mann
verspürt eine Anziehung zur Frau. Das bezeichnet man als
Erscheinungsweise der Leidenschaft. Und wenn dieErscheinungsweise der Leidenschaft zunimmt, entwickelt
man das Verlangen nach materiellem Genuss. Man möchte
die Befriedigung der Sinne genießen. Um derErscheinungsweise der Leidenschaft nach Ehre in der
Gesellschaft oder Nation, nach einer glücklichen Familie
mit netten Kindern, einer schönen Frau und einem eigenen
Haus. Das sind die Produkte der Erscheinungsweise der
Leidenschaft. Solange man sich nach diesen Dingen sehnt,
muss man sehr schwer arbeiten. Deshalb wird hier klar
gesagt, dass man mit den Früchten seines Tuns inBerührung kommt und dementsprechend durch solches Tun
gebunden wird. Um seine Frau, seine Kinder und seine
Gesellschaft zu erfreuen und um sein Ansehen zu wahren,
muss man arbeiten. Deshalb steht die ganze materielle Welt
mehr oder weniger unter dem Einfluss derZivilisation hat in der Erscheinungsweise der Leidenschaft
großen Fortschritt gemacht. Vormals galt das Leben in der
Erscheinungsweise der Tugend als fortgeschritten. Wenn es
schon für Menschen in der Erscheinungsweise der Tugend
keine Befreiung gibt, was soll man dann von denen sagen,
die in die Erscheinungsweise der Leidenschaft verstrickt
sind?Lebewesen. Die Folgen dieser Erscheinungsweise sind
Irrsinn, Trägheit und Schlaf, die die bedingte Seele
binden.In diesem Vers ist der besondere Gebrauch des Wortes tu
sehr bemerkenswert. Dies bedeutet, dass die Erscheinungsweise
der Unwissenheit eine sehr seltsame Eigenartder verkörperten Seele ist. Diese Erscheinungsweise
ist genau das Gegenteil der Erscheinungsweise der Tugend.
In der Erscheinungsweise der Tugend kann man durch die
Entwicklung von Wissen verstehen, was was ist, doch die
Erscheinungsweise der Unwissenheit ist genau dasGegenteil. Jeder im Bann der Unwissenheit wird verrückt,
und ein Verrückter kann nicht verstehen, was was ist.
Anstatt vorwärts zu gehen, entartet man. Die Definition der
Erscheinungsweise der Unwissenheit findet man in der
vedischen Literatur: Im Bann der Unwissenheit kann man
ein Ding nicht so verstehen, wie es ist. Zum Beispiel kann
jeder verstehen, dass sein Großvater gestorben ist und dass er
daher ebenfalls sterben wird - der Mensch ist also
sterblich. Die Kinder, die man bekommt, werden ebenfalls
sterben. Der Tod ist also sicher. Dennoch raffen die
Menschen wie verrückt Geld zusammen und arbeiten Tag
und Nacht sehr schwer, ohne sich um die ewige Seele zu
kümmern. Das ist Irrsinn. In ihrer Verrücktheit weigern sie
sich, Fortschritte im spirituellen Verständnis zu machen.
Solche Menschen sind sehr träge, und wenn sieaufgefordert werden, in unserer Gemeinschaft spirituelles
Verständnis zu entwickeln, haben sie kein großes Interesse.
Sie sind nicht einmal aktiv wie der von der Erscheinungsweise
der Leidenschaft beherrschte Mensch. Ein weiteresMerkmal von jemandem, der in die Erscheinungsweise der
Unwissenheit versunken ist, zeigt sich an seinem Bedürfnis,
mehr zu schlafen als notwendig ist. Sechs Stunden Schlaf
reichen aus, doch jemand in der Erscheinungsweise der
Unwissenheit schläft mindestens zehn bis zwölf Stunden
täglich. Ein solcher Mensch scheint immerniedergeschlagen zu sein und ist Rauschmitteln und dem
Schlaf verfallen. Dies sind die Symptome eines Menschen,
der durch die Erscheinungsweise der Unwissenheit bedingt
ist.In der Erscheinungsweise der Tugend wird man durch
Glück, in Leidenschaft durch die Früchte des Tuns und
in Unwissenheit durch Irrsinn bedingt.Ein Mensch in der Erscheinungsweise da Tugend findet
durch seine Arbeit oder sein intellektuelles Streben
Befriedigung. Ein Philosoph, Wissenschaftler oder Erzieher
zum Beispiel, der sich mit einem besonderen Wissensgebiet
befasst, mag auf diese Weise Befriedigung erfahren. Ein
Mensch in der Erscheinungsweise der Leidenschaft mag
fruchtbringenden Tätigkeiten nachgehen; er besitzt so viel,
wie er kann, und spendet für gute Zwecke. Manchmal
versucht er, Krankenhäuser zu eröffnen,Wohlfahrtseinrichtungen zu unterstützen usw. Das sind die
Kennzeichen eines Menschen in der Erscheinungsweise der
Leidenschaft. Die Erscheinungsweise der Unwissenheit
bedeckt Wissen. Was immer man in der Erscheinungsweise
der Unwissenheit tut, ist weder für einen selbst noch für
andere gut.Bharatas, manchmal besiegt die Erscheinungsweise der
Tugend die Leidenschaft, und ein anderes Mal besiegt
die Erscheinungsweise der Unwissenheit Tugend undLeidenschaft. Auf diese Weise findet ein ständiger
Kampf um Vorherrschaft statt.Wenn die Erscheinungsweise der Leidenschaft vorherrscht,
sind die Erscheinungsweisen der Tugend und Unwissenheit
besiegt. Wenn die Erscheinungsweise der Tugendvorherrscht, sind Leidenschaft und Unwissenheit besiegt.
Und wenn die Erscheinungsweise der Unwissenheitvorherrscht, sind Leidenschaft und Tugend besiegt. Dieser
Kampf findet ständig statt. Wenn man daher tatsächlich die
Absicht hat, im Krsna-Bewusstsein Fortschritte zu machen,
muss man diese drei Erscheinungsweisen transzendieren.
Die Vorherrschaft einer bestimmten Erscheinungsweise der
Natur manifestiert sich bei einem Menschen in seinem
Verhalten, in seinen Tätigkeiten, in seinen Eßgewohnheiten
usw. All das wird in späteren Kapiteln erklärt werden.
Doch wenn man gewillt ist, kann man durch Übung die
Erscheinungsweise der Tugend entwickeln und so die
Erscheinungsweisen der Unwissenheit und Leidenschaft
besiegen. In ähnlicher Weise kann man die Erscheinungsweise
der Leidenschaft entwickeln und Tugend undTugend und Leidenschaft besiegen. Obwohl diese drei
Erscheinungsweisen der materiellen Natur da sind, kann
man, wenn man entschlossen ist, mit derindem man die Erscheinungsweise der Tugend transzendiert,
wird man in reiner Tugend verankert, was auchvasudeva-Zustand genannt wird, ein Zustand, in dem man
die Wissenschaft von Gott verstehen kann. An derManifestation bestimmter Tätigkeiten kann man erkennen,
in welcher Erscheinungsweise der Natur sich jemand
befindet.Die Manifestationen der Erscheinungsweise der Tugend
können erfahren werden, wenn alle Tore des Körpers
durch Wissen erleuchtet sind.Es gibt neun Tore im Körper: zwei Augen, zwei Ohren,
zwei Nasenlöcher, den Mund, das Geschlechtsteil und den
After. Wenn in jedem Tor das Zeichen der Tugend leuchtet,
sollte man verstehen, dass man die Erscheinungsweise der
Tugend entwickelt hat. In der Erscheinungsweise der
Tugend kann man die Dinge in der richtigen Perspektive
sehen, hören und schmecken. Man wird innerlich und
äußerlich gereinigt. In jedem Tor entwickeln sichEin Mensch in der Erscheinungsweise der Leidenschaft ist
niemals mit der Position zufrieden, die er erreicht hat; er
strebt immer danach, seine Position zu verbessern. Wenn er
ein Haus bauen möchte, versucht er alles, um einen Palast
zu bekommen - als ob er in diesem Haus ewig wohnen
könnte. Und er entwickelt ein starkes Verlangen nach
Sinnenbefriedigung. Sinnenbefriedigung kennt keine
Grenzen. Er möchte für immer mit seiner Familie in seinem
Haus bleiben und seine Sinne befriedigen. Hierfür gibt es
kein Ende. All diese Symptome sollten als Kennzeichen der
Erscheinungsweise der Leidenschaft verstanden werden.
VERS 13Unwissenheit zunimmt, machen sich Irrsinn, Illusion,
Untätigkeit und Dunkelheit deutlich bemerkbar.Wenn Erleuchtung fehlt, ist kein Wissen da. Ein Mensch in
der Erscheinungsweise der Unwissenheit handelt nach
keinem regulierenden Prinzip; er möchte seinen Launen
nachgeben und sinnlos handeln. Obwohl er die Fähigkeit
hat zu arbeiten, bemüht er sich nicht. Das nennt man
Illusion. Obwohl Bewusstsein da ist, verläuft das Leben in
Untätigkeit. Das sind die Symptome eines Menschen in der
Erscheinungsweise der Unwissenheit.Jemand in Tugend erreicht höhere Planetensysteme wie
Brahmaloka oder Janaloka und genießt dort himmlische
Freuden. Das Wort amalan ist wichtig; es bedeutet "frei
von den Erscheinungsweisen der Leidenschaft undUnwissenheit". Die materielle Welt ist voller Unreinheiten,
doch die Erscheinungsweise der Tugend ist die reinste
Form der Existenz in der materiellen Welt. Es gibt für die
verschiedenen Arten der Lebewesen verschiedene Arten
von Planeten. Diejenigen, die in der Erscheinungsweise der
Tugend sterben, werden zu den Planeten erhoben, auf
denen große Weise und Gottgeweihte leben.Wenn man in der Erscheinungsweise der Leidenschaft
stirbt, wird man unter denen geboren, dieman in der Erscheinungsweise der Unwissenheit stirbt,
wird man im Königreich der Tiere geboren.Manche Menschen haben den Eindruck, wenn die Seele
einmal die Stufe des menschlichen Lebens erreicht habe,
falle sie nie wieder herunter. Das ist nicht richtig. Nach der
Aussage dieses Verses sinkt man nach dem Tod auf die
tierische Stufe des Lebens zurück, wenn man dieErscheinungsweise der Unwissenheit entwickelt. Von dort
muss man sich durch den Evolutionsvorgang allmählich
wieder erheben, um erneut zur menschlichen Form des
Lebens zu kommen. Daher sollten diejenigen, die das
menschliche Leben ernstnehmen, die Erscheinungsweise
der Tugend entwickeln und darauf durch guten Umgang die
Erscheinungsweisen transzendieren und imKrsna-Bewusstsein verankert werden. Das ist das Ziel des
menschlichen Lebens. Ergreift der Mensch dieseGelegenheit nicht, ist es nicht sicher, dass er im nächsten
Leben wieder die menschliche Stufe des Lebens erreicht.
VERS 16handelt, wird man gereinigt. Tätigkeiten, die in der
Erscheinungsweise der Leidenschaft verrichtet werden,
enden in Leid, und Handlungen, die in derDurch fromme Tätigkeiten in der Erscheinungsweise der
Tugend wird man gereinigt; deshalb sind die Weisen, die
frei von jeder Illusion sind, im Glück verankert. In
ähnlicher Weise sind Tätigkeiten in der Erscheinungsweise
der Leidenschaft nur leidvoll. Jede Handlung fürmaterielles Glück ist zum Scheitern verurteilt. Will man
zum Beispiel ein Hochhaus bauen, muss so vielmenschliches Leid in Kauf genommen werden, bevor ein
solches Gebäude errichtet werden kann. Der Finanzierende
muss sich sehr abmühen, um viel Geld anzuhäufen, und
diejenigen, die das Haus bauen, müssen schwerekörperliche Arbeit leisten und sich abplagen. Leiden sind
also da. Deshalb sagt die Bhagavad-Gita, dass jede
Tätigkeit, die im Bann der Erscheinungsweise derLeidenschaft ausgeführt wird, mit Sicherheit viel Leid mit
sich bringt. Es mag ein wenig sogenanntes mentales Glück
geben - "Ich besitze dieses Haus oder Geld" -, aber das
ist kein wahres Glück. Wer in der Erscheinungsweise der
Unwissenheit handelt, verfügt über kein Wissen, und
deshalb enden alle seine Tätigkeiten in diesem Leben in
Leid, und danach wird er auf die tierische Stufe des Lebens
zurücksinken. Tierisches Leben ist immer leidvoll, obwohl
die Tiere dies im Bann der illusionierenden Energie, maya,
nicht verstehen. Das Schlachten unschuldiger Tiere hat
ebenfalls seine Ursache in der Erscheinungsweise der
Unwissenheit. Die Tiermörder wissen nicht, dass das Tier in
der Zukunft einen Körper haben wird, der geeignet ist, sie
zu töten. So lautet das Gesetz der Natur. Wenn jemand in
der menschlichen Gesellschaft einen anderen Menschen
tötet, muss er dafür gehängt werden. Das ist das Gesetz des
Staates. In ihrer Unwissenheit erkennen die Menschen
jedoch nicht, dass es einen vollkommenen Staat gibt, der
vom Höchsten Herrn regiert wird. Jedes Lebewesen ist ein
Sohn des Höchsten Herrn, und der Herr duldet nicht
einmal, dass eine Ameise getötet wird. Man muss dafür
bezahlen. Tiere zu töten, um die Zunge zu befriedigen, ist
die gröbste Form von Unwissenheit. Der Mensch braucht
keine Tiere zu töten, denn Gott hat für so viele schöne
Dinge gesorgt. Wenn man trotzdem ßeisch ißt, handelt
man in der Erscheinungsweise der Unwissenheit und baut
sich eine sehr düstere Zukunft auf. Von allen Arten des Tieret
ötens ist das Töten der Kuh am niederträchtigsten, denn
die Kuh schenkt uns so viel Freude, indem sie uns mit
Milch versorgt. Das Schlachten der Kuh ist eine Handlung
gröbster Unwissenheit. In der vedischen Literatur deuten
die Worte gobhih priniita-matsaram an, dass sich jemand in
gröbster Unwissenheit befindet, wenn er eine Kuhschlachten will, obwohl er mit ihrer Milch völlig zufrieden
ist. In den vedischen Schriften finden wir auch folgendes
Gebet:"Mein Herr, Du bist der wohlmeinende Freund der Kühe
und der brahmanas, und Du bist der wohlmeinende Freund
der ganzen menschlichen Gesellschaft und der Welt."
Bedeutsam ist, dass in diesem Gebet besonders der Schutz
der Kühe und der brahmanas erwähnt wird. Brahmanas
sind das Symbol spiritueller Bildung, und die Kuh ist das
Symbol der wertvollsten Nahrung; daher muss diesen
beiden Geschöpfen, den brahmanas und den Kühen, aller
Schutz gewährt werden - das ist wirklicher Fortschritt
einer Zivilisation. In der modernen menschlichenGesellschaft wird spirituelles Wissen vernachlässigt und
das Schlachten von Kühen gefördert.Gesellschaft in die falsche Richtung geht und sich so den
Weg zu ihrer eigenen Verdammung ebnet. Eine Zivilisation,
die die Bürger dahin führt, im nächsten Leben Tiere
zu werden, ist gewiss keine menschliche Zivilisation. Die
gegenwärtige Gesellschaft ist offensichtlich sehr stark von
den Erscheinungsweisen der Leidenschaft undgefährlichen Zeitalter, und daher sollten sich alle Nationen
darum bemühen, den einfachen Vorgang desKrsna-Bewusstseins zu verbreiten, um die Menschheit vor
der größten Gefahr zu bewahren.Aus der Erscheinungsweise der Tugend entwickelt sich
wirkliches Wissen; aus der Erscheinungsweise derErscheinungsweise der Unwissenheit entwickeln sich
Dummheit, Irrsinn und Illusion.Weil die gegenwärtige Zivilisation den Lebewesen nicht
sehr zuträglich ist, wird Krsna-Bewusstsein empfohlen. Mit
Hilfe des Krsna-Bewusstseins wird die Gesellschaft die
Erscheinungsweise der Tugend entwickeln. Wenn dieErscheinungsweise der Tugend entwickelt ist, werden die
Menschen die Dinge so sehen, wie sie sind. In derErscheinungsweise der Unwissenheit sind die Menschen
genau wie Tiere und können die Dinge nicht klar sehen. In
der Erscheinungsweise der Unwissenheit können dieMenschen zum Beispiel nicht erkennen, dass sie beim
Schlachten von Tieren Gefahr laufen, im nächsten Leben
vom gleichen Tier getötet zu werden. Weil den Menschen
nicht wirkliches Wissen vermittelt worden ist, handeln sie
verantwortungslos. Um diese Verantwortungslosigkeit zu
beenden, muss es eine Erziehung geben, die der Menschheit
hilft, die Erscheinungsweise der Tugend zu entwickeln.
Wenn die Menschen in der Erscheinungsweise der Tugend
erzogen worden sind, werden sie besonnen werden, weil sie
genau wissen, wie sich die Dinge verhalten. Dann werden
sie glücklich sein, und es wird allgemeiner Wohlstand
herrschen. Selbst wenn die Mehrheit der Menschen nicht
glücklich und wohlhabend ist, besteht die Möglichkeit für
Frieden und Wohlstand auf der ganzen Welt, wenn ein
gewisser Prozentsatz der Bevölkerung Krsna-Bewusstsein
entwickelt und in der Erscheinungsweise der Tugend
verankert wird. Andernfalls - wenn die Welt denErscheinungsweisen der Leidenschaft und Unwissenheit ergeben
ist - wird es niemals Frieden oder Wohlstand geben. In
der Erscheinungsweise der Leidenschaft werden dieSinnenbefriedigung kennt keine Grenzen. Aber selbst wenn
genügend Geld und ausreichende Möglichkeiten fürSinnenbefriedigung vorhanden sind, kann man beobachten,
dass sie weder Glück noch inneren Frieden gefunden haben.
Glück und Frieden sind nicht möglich, solange man unter
dem Einfluss der Erscheinungsweise der Leidenschaft steht.
Wenn man glücklich sein will, kann einem Geld nicht
helfen; man muss sich vielmehr zur Erscheinungsweise der
Tugend erheben, indem man Krsna-Bewusstsein praktiziert.
Wer in der Erscheinungsweise der Leidenschaft handelt, ist
nicht nur mental unglücklich, sondern auch sein Beruf und
seine Beschäftigung sind sehr mühsam. Er muss so viele
Pläne und Programme entwerfen, um genug Geld für die
Erhaltung seines Status quo zu verdienen. Das ist alles mit
Leid verbunden. In der Erscheinungsweise derUnwissenheit werden die Menschen verrückt. Weil ihre
Lebensumstände leidvoll sind, suchen sie beiRauschmitteln Zuflucht und sinken daher immer tiefer in
Unwissenheit. Ihre Zukunft sieht sehr düster aus.höheren Planeten; diejenigen in der Erscheinungsweise
der Leidenschaft leben auf den irdischen Planeten, und
diejenigen in der Erscheinungsweise der Unwissenheit
fallen in die höllischen Welten hinab.In diesem Vers werden die Ergebnisse von Handlungen in
den drei Erscheinungsweisen der Natur ausführlicher
beschrieben. Es gibt ein höheres Planetensystem, das aus
den himmlischen Planeten besteht, wo jeder auf einer
hohen Stufe steht. Je nachdem, wie weit man dieErscheinungsweise der Tugend entwickelt hat, kann man
auf verschiedene Planeten in diesem System gelangen. Der
höchste Planet ist Satyaloka oder Brahmaloka, wo Brahma,
das Hauptlebewesen im Universum, residiert. Wir haben
bereits festgestellt, dass wir uns die wunderbaren
Lebensbedingungen auf Brahmaloka kaum vorstellenkönnen, doch die höchste Lebensart, die Erscheinungsweise
der Tugend, kann uns dorthin bringen.Die Erscheinungsweise der Leidenschaft ist gemischt. Sie
liegt in der Mitte, zwischen den Erscheinungsweisen der
Tugend und der Unwissenheit. Ein Mensch befindet sich
nicht immer in einer unvermischten Erscheinungsweise,
doch selbst wenn er sich ausschließlich in derErscheinungsweise der Leidenschaft befände, würde er
lediglich als König oder reicher Mann auf der Erde bleiben.
Doch weil die Erscheinungsweisen gemischt auftreten,
kann man auch absinken. Menschen auf dieser Erde, die
sich in den Erscheinungsweisen der Leidenschaft oder
Unwissenheit befinden, können die höheren Planeten nicht
gewaltsam mit einer Maschine erreichen. Auch besteht in
der Erscheinungsweise der Leidenschaft die Möglichkeit,
im nächsten Leben verrückt zu werden.Die niedrigste Eigenschaft, die Erscheinungsweise der
Unwissenheit, wird hier als verabscheuungswürdigbeschrieben. Es ist sehr gefährlich, die Erscheinungsweise
der Unwissenheit zu entwickeln. Sie ist die niedrigste
Eigenschaft der materiellen Natur. Unterhalb dermenschlichen Stufe gibt es acht Millionen Lebensformen:
Säugetiere, Vögel, Reptilien, Bäume usw., und je nachdem,
wie weit die Menschen die Erscheinungsweise derUnwissenheit entwickelt haben, werden sie in diese
erbärmlichen Lebensbedingungen versetzt. Das WorttamasaÉ ist hier sehr bedeutsam. TamasaÉ bezeichnet
diejenigen, die fortgesetzt in der Erscheinungsweise der
Unwissenheit bleiben, ohne sich zu einer höherenErscheinungsweise zu erheben. Ihre Zukunft ist sehr düster.
Für Menschen in den Erscheinungsweisen derUnwissenheit und Leidenschaft gibt es eine Möglichkeit,
zur Erscheinungsweise der Tugend erhoben zu werden, und
dieser Vorgang wird Krsna-Bewusstsein genannt; doch
wenn man diese Gelegenheit nicht nutzt, wird man ohne
Zweifel weiter in den niederen ErscheinungsweisenWenn du erkennst, dass es in allen Tätigkeiten nichts
außer diesen Erscheinungsweisen der Natur gibt und
dass der Höchste Herr zu all diesen Erscheinungsweisen
in transzendentaler Stellung steht, kannst du Meine
spirituelle Natur verstehen.Man kann alle Tätigkeiten der Erscheinungsweisen der
materiellen Natur transzendieren, indem man sie einfach
von den geeigneten Seelen richtig verstehen lernt. Der
wahre spirituelle Meister ist Krsna, und Er offenbart dieses
spirituelle Wissen Arjuna. In ähnlicher Weise muss man die
Wissenschaft der Tatigkeiten in Beziehung zu denKrsna-bewussten Menschen erlernen. Sonst wird man sein
Leben in die falsche Richtung lenken. Durch dieUnterweisung eines echten spirituellen Meisters kann ein
Lebewesen etwas über seine spirituelle Stellung, seinen
materiellen Körper und seine Sinne erfahren und verstehen,
wie es gefangen ist und wie es im Bann der materiellen
Erscheinungsweisen der Natur steht. Es ist hilflos, da es sich
in der Gewalt dieser Erscheinungsweisen befindet, doch
wenn es seine wirkliche Position erkennt, kann es die
transzendentale Ebene erreichen, da es eine Vorstellung
von spirituellem Leben bekommen hat. In Wirklichkeit ist
es nicht das Lebewesen, das die verschiedenen Tätigkeiten
ausführt. Es ist gezwungen zu handeln, weil es sich in
einem bestimmten Körper befindet, der von einerbestimmten Erscheinungsweise der materiellen Natur
dirigiert wird. Solange dem Lebewesen nicht von einer
spirituellen Autorität geholfen wird, kann es nicht
verstehen, in welcher Position es sich eigentlich befindet.
Durch das Zusammensein mit einem echten spirituellen
Meister kann es seine wirkliche Stellung erkennen, und
durch dieses Verständnis kann es in völligemKrsna-Bewusstsein verankert werden. Ein Krsna-bewusster
Mensch steht nicht im Bann der materiellenErscheinungsweisen der Natur. Es wurde bereits im Siebten
Kapitel erklärt, dass jemand, der sich Krsna ergeben hat,
von den Tätigkeiten der materiellen Natur befreit ist.
Folglich lässt für den, der die Dinge so sehen kann, wie sie
wirklich sind, der Einfluss der materiellen Natur allmählich
nach.Geburt, Tod, Alter und den damit verbundenen Leiden
frei werden und schon in diesem Leben Nektartranszendentalen Stellung verankert bleiben kann. Das
Sanskritwort dehÖ bedeutet "verkörpert". Obwohl man sich
in einem materiellen Körper befindet, kann man durch
Fortschritt im spirituellen Wissen vom Einfluss der
Erscheinungsweisen der Natur befreit werden. Man kann das
Glück spirituellen Lebens sogar schon im gegenwärtigen
Körper genießen, da man nach Verlassen des Körpers mit
Sicherheit zum spirituellen Himmel zurückkehren wird.
Aber schon in diesem Körper kann man spirituelles Glück
genießen. Mit anderen Worten: Hingebungsvoller Dienst
im Krsna-Bewusstsein ist das Zeichen von Befreiung aus
der materiellen Verstrickung. Das wird im Achtzehnten
Kapitel erklärt werden. Wenn man vom Einfluss derErscheinungsweisen der materiellen Natur frei geworden
ist, beginnt man mit hingebungsvollem Dienst.Erscheinungsweisen in transzendentaler Stellung steht,
wie verhält er sich, und wie transzendiert er dieArjunas Fragen in diesem Vers sind sehr aufschlussreich. Er
möchte wissen, welche Symptome ein Mensch zeigt, der
die materiellen Erscheinungsweisen bereits transzendiert
hat. Er fragt zunächst nach den Merkmalen einer solchen
transzendentalen Person. Wie kann man erkennen, dass
jemand den Einfluss der Erscheinungsweisen dermateriellen Natur bereits transzendiert hat? Als zweites
fragt er, wie ein solcher Mensch lebt und welchenTätigkeiten er nachgeht. Sind diese reguliert oder
unreguliert? Dann fragt Arjuna nach den Mitteln, mit denen
man die transzendentale Natur erreichen kann. Dies ist sehr
wichtig, denn solange man nicht die direkten Mittel kennt,
mit deren Hilfe man immer in der Transzendenz verankert
sein kann, ist es nicht möglich, solche Merkmale zu zeigen.
All diese Fragen Arjunas sind also sehr wichtig und werden
daher vom Herrn ausführlich beantwortet.gegenwärtig sind, noch nach ihnen verlangt, wenn sie
verschwinden; wer dasitzt, als sei er unbeteiligt, weil er
sich jenseits der materiellen Reaktionen derErscheinungsweisen der Natur befindet; wer fest bleibt,
da er weiß, dass allein die Erscheinungsweisen aktiv
sind; wer Freude und Schmerz mit Gleichmutbetrachtet und einen Erdklumpen, einen Stein und ein
Goldstück mit gleichen Augen sieht; wer weise ist und
Ruhm und Schmach als gleich ansieht; wer in Ehre und
Unehre unverändert bleibt; wer Freund und FeindArjuna stellte drei Fragen, und der Herr beantwortet sie
eine nach der anderen. Krsna erklärt als erstes, dass ein in
der Transzendenz verankerter Mensch niemanden beneidet
und nichts begehrt. Wenn ein Lebewesen in einenmateriellen Körper eingeschlossen in der materiellen Welt
bleibt, kann man davon ausgehen, dass es von einer der drei
Erscheinungsweisen der materiellen Natur beherrscht wird.
Wenn es den materiellen Körper tatsächlich verlassen hat,
ist es nicht mehr in der Gewalt der materiellenErscheinungsweisen der Natur. Solange es aber den Körper
nicht verlassen hat, sollte es unbeteiligt sein. Es sollte sich
im hingebungsvollen Dienst des Herrn betätigen, so dass es
seine Identifizierung mit dem materiellen Körper von selbst
vergißt. Wenn man ein körperliches Bewusstsein hat,
handelt man nur, um die Sinne zu befriedigen, doch wenn
man sein Bewusstsein auf Krsna lenkt, hört das Verlangen
nach Sinnenbefriedigung von allein auf. Man braucht den
materiellen Körper nicht, und man braucht auch nicht den
Forderungen des materiellen Körpers nachzugeben. Die
Eigenschaften der materiellen Erscheinungsweisen im
Körper werden wirken, doch als spirituelle Seele ist das
Selbst solchen Tätigkeiten fern. Wie kann es so losgelöst
werden? Es hat nicht mehr den Wunsch, den Körper zu genießen;
noch möchte es aus ihm herausgelangen. So intranszendentaler Stellung verankert, wird der Gottgeweihte
von selbst frei. Er braucht nicht auf andere Weise zu
versuchen, vom Einfluss der Erscheinungsweisen der
materiellen Natur frei zu werden.Die nächste Frage betrifft das Verhalten einer in der
Transzendenz verankerten Person. Der Mensch mitmateriellem Bewusstsein ist von sogenannter Ehre und
Schmach, die den Körper betreffen, berührt: doch der in der
Transzendenz verankerte Mensch ist weder von falscher
Ehre noch von falscher Schmach beeinflusst. Er erfüllt seine
Pflichten im Krsna-Bewusstsein und kümmert sich nicht, ob
er geehrt oder beleidigt wird. Er nimmt Dinge an, die für
die Ausübung seiner Pflicht im Krsna-Bewusstsein nützlich
sind; ansonsten braucht er nichts Materielles - ganz
gleich, ob es sich dabei um Steine oder Gold handelt. Er
sieht in jedem einen guten Freund, der ihm hilft, im
Krsna-Bewusstsein zu handeln, und er Hasst seinen sogenannten
Feind nicht. Er ist jedem gleichgesinnt und siehtalles auf gleicher Ebene, denn er weiß sehr wohl, dass er
nichts mit der materiellen Existenz zu tun hat. Soziale und
politische Probleme berühren ihn nicht, denn er kennt das
Wesen zeitweiliger Umwälzungen und Störungen. Erversucht nicht, etwas für sich selbst zu erlangen. Er kann
alles für Krsna versuchen, doch für sich selbst erstrebt er
nichts. Durch solches Verhalten wird man tatsächlich in der
Transzendenz verankert.Wer sich völlig in hingebungsvollem Dienst betätigt und
unter keinen Umständen zu Fall kommt, transzendiert
augenblicklich die Erscheinungsweisen der materiellen
Natur und erreicht so die Ebene des Brahman.Dieser Vers ist die Antwort auf Arjunas dritte Frage: Was
ist das Mittel, die transzendentale Stellung zu erreichen?
Wie zuvor erklärt wurde, spielt sich das Geschehen in der
materiellen Welt im Bann der Erscheinungsweisen der
materiellen Natur ab. Man sollte sich jedoch von den
Tätigkeiten der Erscheinungsweisen der Natur nicht
verwirren lassen: anstatt sein Bewusstsein mit solchen
Tätigkeiten zu beschäftigen, sollte man sein Bewusstsein auf
Krsna-bewusste Tätigkeiten übertragen. Krsna-bewusste
Tätigkeiten sind als bhakti-yoga bekannt - immer für
Krsna zu handeln. Das bezieht sich nicht nur auf Krsna,
sondern auch auf Seine verschiedenen vollständigen
Erweiterungen wie Rama und Narayaäa. Er hat unzählige
Erweiterungen. Wer sich im Dienste einer der Formen
Krsnas beschäftigt, gilt als in der Transzendenz verankert.
Man sollte auch verstehen; dass alle Formen Krsnas völlig
transzendental, voll Glückseligkeit, voll Wissen und ewig
sind. Solche Persönlichkeiten Gottes sind allmächtig und
allwissend, und sie besitzen alle transzendentalen
Eigenschaften. Wenn man sich also mit unerschütterlicher
Entschlossenheit im Dienste Krsnas oder Seinervollständigen Erweiterungen beschäftigt, kann man diese
Erscheinungsweisen der materiellen Natur, die sehr schwer
zu überwinden sind, leicht überwinden. Dies wurde bereits
im Siebten Kapitel erklärt. Wer sich Krsna ergibt,
übersteigt sogleich den Einfluss der Erscheinungsweisen der
materiellen Natur. Im Krsna-Bewusstsein oderhingebungsvollen Dienst tätig zu sein bedeutet, auf die
gleiche Ebene wie Krsna zu kommen. Der Herr sagt, dass
Sein Wesen ewig, glückselig und voll Wissen ist, und die
Lebewesen sind winzige Bestandteile des Höchsten, ebenso
wie Goldkörner Teile einer Goldmine sind.Lebewesens qualitativ eins mit Krsna. Der Unterschied in
der Individualität besteht fort, denn sonst könnte von
bhakti-yoga keine Rede sein. Bhakti-yoga bedeutet, dass es
den Herrn und den Gottgeweihten gibt und dass zwischen
dem Herrn und dem Gottgeweihten ein liebevollerAustausch besteht. Deshalb sind sowohl die Höchste
Persönlichkeit Gottes als auch die individuelle Seele zwei
verschiedene Individuen; andernfalls könnte es keinen
bhakti-yoga geben. Solange man sich nicht in der gleichen
transzendentalen Stellung wie der Herr befindet, kann man
Ihm nicht dienen. Um der persönliche Ratgeber eines
Königs zu sein, muss man sich qualifizieren. Qualifiziert zu
sein bedeutet Brahman zu werden, das heißt frei von jeder
materiellen Verunreinigung. In der vedischen Literatur
heißt es: "Man kann dasHöchste Brahman erreichen, wenn man selbst Brahman
wird." Das bedeutet, dass man eigenschaftsmäßig mit dem
Brahman eins werden muss. Wenn man das BrahmanIch bin die Grundlage des unpersönlichen Brahman, das
die wesensgemäße Stellung endgültigen Glücks und das
unsterblich, unvergänglich und ewig ist.Unvergänglichkeit, Ewigkeit und Glück. Das Brahman ist
der Anfang transzendentaler Erkenntnis. Der Paramatma,
die Überseele, ist die mittlere, die zweite Stufe in der
transzendentalen Erkenntnis, und die HöchstePersönlichkeit Gottes ist die endgültige Erkenntnis der
Absoluten Wahrheit. Daher sind sowohl der Paramatma als
auch das unpersönliche Brahman in der Höchsten Person
enthalten. Im Siebten Kapitel wird erklärt, dass die materielle
Natur die Manifestation der niederen Energie desHöchsten Herrn ist. Der Herr befruchtet die niedere,
materielle Natur mit den Teilchen der höheren Natur - das
ist der spirituelle Hauch in der materiellen Natur. Wenn ein
durch die materielle Natur bedingtes Lebewesen spirituelles
Wissen zu entwickeln beginnt, erhebt es sich über seine
Position in der materiellen Welt und steigt allmählich zur
Brahman-Auffassung vom Höchsten auf. DieBrahman-Auffassung vom Leben ist die erste Stufe der
Selbstverwirklichung. Auf dieser Stufe ist derVollkommenheit der Brahman-Erkenntnis erreicht. Er kann
entweder auf der Ebene des Brahman bleiben oder von dort
allmählich zur Erkenntnis des Paramatma gelangen und
schließlich die Höchste Persönlichkeit Gottes erkennen. In
den vedischen Schriften gibt es hierfür viele Beispiele. Die
vier Kumaras waren zunächst in der unpersönlichenBrahman-Auffassung von der Wahrheit verankert, doch
dann stiegen sie allmählich zur Ebene hingebungsvollen
Dienstes auf. Wer über die unpersönlicheBrahman-Auffassung nicht hinausgelangen kann, läuft
Gefahr, wieder herunterzufallen. Im Srimad-Bhagavatam
heißt es: Selbst wenn jemand bis zur Stufe des unpersönlichen
Brahman aufsteigt, ist seine Intelligenz immernoch nicht völlig klar, solange er nicht fortschreitet und die
Höchste Person erkennt. Daher besteht, obwohl man zur
Brahman-Ebene emporgestiegen sein mag, immer dieMöglichkeit, wieder herunterzufallen, wenn man nicht im
hingebungsvollen Dienst des Herrn beschäftigt ist. In der
vedischen Sprache heißt es auch: "Wenn man diePersönlichkeit Gottes, das Behältnis aller Freude, Krsna,
versteht, erlangt man tatsächlich transzendentaleReichtümern erfüllt, und wenn sich der Gottgeweibte Ihm
zuwendet, findet ein Austausch dieser sechs Reichtümer
statt. Der Diener des Königs genießt fast auf der gleichen
Ebene wie der König. Hingebungsvoller Dienst wird daher
von ewiger Freude, unvergänglicher Glückseligkeit und
ewigem Leben begleitet. Folglich ist die Erkenntnis des
Brahman oder der Ewigkeit oder der Unvergänglichkeit im
hingebungsvollen Dienst enthalten. Jemand, der im hingebungsvollen
Dienst tätig ist, besitzt bereits all dieseDas Lebewesen, obwohl von Natur aus Brahman, hat den
Wunsch, über die materielle Welt zu herrschen, und
deshalb fällt es. In seiner wesensgemäßen Stellung steht ein
Lebewesen über den drei Erscheinungsweisen dermateriellen Energie verstrickt es in die verschiedenen
Erscheinungsweisen der materiellen Natur, Tugend,Leidenschaft und Unwissenheit. Durch hingebungsvollen
Dienst in völligem Krsna-Bewusstsein jedoch wird es augenblicklich
auf der transzendentalen Ebene verankert, undsein ungesetzliches Verlangen, die materielle Natur zu
beherrschen, vergeht. Deshalb sollte der Vorgang des
hingebungsvollen Dienstes, der mit Hören, Chanten und
Sicherinnern beginnt, in der Gemeinschaft vonGottgeweihten praktiziert werden. Allmählich wird durch
die Gemeinschaft von Gottgeweihten und durch denEinfluss des spirituellen Meisters das materielle Verlangen
zu herrschen beseitigt, und man wird fest im transzendentalen
liebevollen Dienst des Herrn verankert. DieseMethode wird in diesem Kapitel vom zweiundzwanzigsten
bis zum letzten Vers beschrieben. Hingebungsvoller Dienst
für den Herrn ist sehr einfach: Man sollte sich ständig im
Dienst des Herrn beschäftigen; die Reste von Speisen essen,
die dem Herrn dargebracht wurden; die Blumen riechen,
die den Lotosfüßen des Herrn geopfert wurden; die Orte
besuchen, an denen der Herr Seine transzendentalen Spiele
offenbarte; von den verschiedenen Tätigkeiten des Herrn
und Seinem liebevollen Austausch mit Seinen Geweihten
lesen, immer die transzendentale Klangschwingung Hare
Krsna, Hare Krsna, Krsna Krsna, Hare Hare / Hare Rama,
Hare Rama, Rama Rama, Hare Hare chanten und dieFasttage beachten, die an das Erscheinen und Fortgehen des
Herrn und Seiner Geweihten erinnern. Wenn man diesem
Vorgang folgt, löst man sich allmählich von allenmateriellen Tätigkeiten. Wer sich auf diese Weise im
brahmajyoti verankern kann, ist der HöchstenPersönlichkeit Gottes eigenschaftsmäßig gleichgestellt.
Hiermit enden die Bhaktivedanta-Erläuterungen zumVierzehnten Kapitel der Srimad-Bhagavad-Gita mit dem
Titel: „Die drei Erscheinungsweisen der materiellen
Natur".