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00-Vorwort
01-Schlachtfeld von Kuruksetra
02-Inhalt der Gita
03-Karma Yoga
04-Transzentrales Wissen
05 Karma yoga - Handeln im Krsna-Bewusstsein
06-Dhyana-yoga
07-Wissen vom Absoluten
08-Wie man den Höchsten erreicht
09- Das vertraulichste Wissen
10-Die Füllen des Absoluten
11- Die universale Form
12- Hingebungsvoller Dienst
13- Natur, Genießer und Bewusstsein
14-Die drei Erscheinungsweisen der materiellen Natur
15-Der yoga der Höchsten Person
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Bhagavad-gita : 03-Karma Yoga
DRITTES KAPITEL
Karma-yoga
VERS 1

Arjuna sprach: O Janardana, o Kesava, warum drängst

Du mich, an diesem schrecklichen Kriegshandwerk

teilzunehmen, wenn Du glaubst, dass Intelligenz besser

sei als fruchtbringende Arbeit?
ERLÄUTERUNG

Der Herr, die Höchste Persönlichkeit Gottes, Sri Krsna, hat

im vorangegangenen Kapitel die Beschaffenheit der Seele

sehr ausführlich beschrieben, um Seinen vertrauten Freund

Arjuna aus dem Ozean des materiellen Elends zu erretten.

Als Pfad der Erkenntnis wurde buddhi-yoga oder Krsna-

Bewusstsein empfohlen. Manchmal wird Krsna-Bewusstsein

als Untätigkeit mißverstanden, und oft zieht sich jemand,

der einem solchen Irrtum unterliegt, an einen einsamen Ort

zurück, um dort durch das Chanten von Sri Krsnas

Heiligem Namen völlig Krsna-bewusst zu werden. Doch

ohne in der Philosophie des Krsna-Bewusstseins geschult zu

sein, ist es nicht ratsam, den Heiligen Namen Krsnas an

einem abgelegenen Ort zu chanten, wo man nichts weiter

als die billige Bewunderung der unschuldigen

Öffentlichkeit gewinnen mag. Auch Arjuna hielt Krsna-

Bewusstsein oder buddhi-yoga, das heißt Intelligenz, um im

spirituellen Wissen fortzuschreiten, für so etwas wie

Sichzurückziehen vom aktiven Leben und die Auferlegung

von Buße und Enthaltung an einem abgelegenen Ort. Mit

anderen Worten: Er wollte geschickt den Kampf

vermeiden, indem er Krsna-Bewusstsein als Entschuldigung

benutzte; doch als ernsthafter Schüler brachte er die

Angelegenheit vor seinen Meister und fragte Krsna, wie er

am besten handeln solle. Als Antwort erklärte Sri Krsna in

diesem Dritten Kapitel ausführlich karma-yoga oder Arbeit

im Krsna-Bewusstsein.
VERS 2
Meine Intelligenz ist durch Deine zweideutigen
Unterweisungen verwirrt. Sage mir deshalb bitte
eindeutig, was das beste für mich ist.
ERLÄUTERUNG
Im vorherigen Kapitel wurden als Einleitung zur

Bhagavad-Gita viele verschiedene Pfade erklärt, so zum

Beispiel sankhya-yoga, buddhi-yoga, die Beherrschung der

Sinne durch Intelligenz, Handeln ohne den Wunsch nach

fruchttragenden Ergebnissen und die Stellung des Neulings.

All dies wurde unsystematisch vorgetragen. Um danach zu

handeln und es zu verstehen, wäre eine geordnetere

Beschreibung der Pfade notwendig. Arjuna wollte daher

diese offenbar verwirrenden Unterweisungen klären, damit

jeder gewöhnliche Mensch sie ohne Fehlinterpretation

annehmen könnte. Obwohl Krsna nicht die Absicht hatte,

Arjuna durch Wortspielereien zu verwirren, vermochte

Arjuna dem Vorgang des Krsna-Bewusstseins nicht zu

folgen - weder durch Untätigkeit noch durch aktiven

Dienst. Mit anderen Worten: Durch seine Fragen erhellt er

den Pfad des Krsna-Bewusstseins für alle Schüler, die

ernsthaft bemüht sind, das Mysterium der Bhagavad-Gita

zu verstehen.
VERS 3

Der Höchste Herr sprach: O sündloser Arjuna, Ich habe

bereits erklärt, dass es zwei Gruppen von Menschen

gibt, die den Herrn, das Höchste Selbst, erkennen.

Einige neigen dazu, Ihn durch empirische,

philosophische Spekulation zu verstehen, und andere

sind geneigt, Ihn durch hingebungsvolle Arbeit zu
erkennen.
ERLÄUTERUNG

Im Zweiten Kapitel, Vers 39, erklärte der Herr zwei

Vorgänge: sankhya-yoga und karma-yoga oder buddhiyoga.

Im vorliegenden Vers erklärt der Herr das gleiche

etwas deutlicher. Mit sankhya-yoga oder dem analytischen

Studium der spirituellen und materiellen Natur befassen

sich solche Menschen, die geneigt sind, zu spekulieren und

Dinge durch experimentelles Wissen und Philosophie zu

verstehen. Die anderen arbeiten im Krsna-Bewusstsein, wie

in Vers 61 des Zweiten Kapitels erklärt wird. In Vers 39 hat

der Herr erklärt, dass man von den Fesseln des Handelns

befreit werden kann, wenn man nach den Grundsätzen des

buddhi-yoga oder Krsna-Bewusstseins arbeitet; außerdem

ist dieser Vorgang fehlerlos. Das gleiche Prinzip wird in

Vers 61 noch deutlicher erklärt, dass nämlich dieser buddhiyoga

bedeutet, vollständig vom Höchsten (oder genauer

von Krsna) abhängig zu sein, und dass auf diese Weise alle

Sinne sehr leicht unter Kontrolle gebracht werden können.

Deshalb sind beide yogas, genau wie Religion und
Philosophie, voneinander abhängig. Religion ohne
Philosophie ist sentimental oder zuweilen sogar

Fanatismus, wohingegen Philosophie ohne Religion nichts

weiter als gedankliche Spekulation ist. Das endgültige Ziel

ist Krsna, denn auch die Philosophen, die ernsthaft nach der

Absoluten Wahrheit suchen, kommen letztlich zum Krsna-

Bewusstsein. Dies wird ebenfalls in der Bhagavad-Gita

bestätigt. Der ganze Vorgang besteht darin, die wirkliche

Stellung des Selbst in Beziehung zum Überselbst zu

verstehen. Der indirekte Vorgang ist philosophische

Spekulation, wodurch man allmählich zur Stufe des Krsna-

Bewusstseins kommen mag, und der andere Vorgang

besteht darin, durch Krsna-Bewusstsein zu allem eine

direkte Beziehung herzustellen. Von diesen beiden ist der

Pfad des Krsna-Bewusstseins der bessere, da er nicht davon

abhängt, die Sinne durch einen philosophischen Vorgang

zu läutern. Krsna-Bewusstsein selbst ist der

Läuterungsvorgang, und durch die direkte Methode des

hingebungsvollen Dienens ist es einfach und erhaben

zugleich.
VERS 4
Nicht dadurch, dass man sich einfach von Arbeit

fernhält, kann man Freiheit von Reaktionen erlangen;

noch kann man durch Entsagung allein
Vollkommenheit erreichen.
ERLÄUTERUNG
Den Lebensstand der Entsagung kann man annehmen,
wenn man durch die Erfüllung der vorgeschriebenen
Pflichten, die nur festgelegt sind, um die Herzen

materialistischer Menschen zu reinigen, geläutert worden

ist. Ohne geläutert zu sein, kann man keinen Erfolg haben,

indem man unvermittelt die vierte Stufe des Lebens

(sannyasa) annimmt. Nach Meinung der empirischen

Philosophen wird man dadurch, dass man einfach sannyasa

annimmt oder sich von fruchtbringenden Tätigkeiten

zurückzieht, sogleich so gut wie Narayana. Sri Krsna

jedoch billigt diese Auffassung nicht. Ohne eine Läuterung

des Herzens ist sannyasa nur eine Störung für die soziale

Ordnung. Wenn sich aber jemand dem transzendentalen

Dienst des Herrn widmet, auch ohne seine

vorgeschriebenen Pflichten zu erfüllen, nimmt der Herr

entgegen, was immer derjenige imstande sein mag zu tun

(buddhi-yoga). "Auch wenn man diesem Prinzip nur in

geringem Maße nachkommt, wird man befähigt, große
Schwierigkeiten zu überwinden." (Bg. 2.40)
VERS 5
Alle Menschen sind gezwungen, hilflos nach dem

Drängen zu handeln, die von den Erscheinungsweisen

der materiellen Natur hervorgerufen werden; deshalb

kann niemand auch nur für einen Augenblick aufhören,

etwas zu tun.
ERLÄUTERUNG

Das Lebewesen ist nicht nur im verkörperten Leben aktiv;

vielmehr ist es das Wesen der Seele, immer aktiv zu sein.

Ohne die Gegenwart der spirituellen Seele kann sich der

materielle Körper nicht bewegen. Der Körper ist nur ein

totes Fahrzeug, das von der spirituellen Seele bewegt

werden muss, die immer aktiv ist und nicht einmal für einen

Augenblick innehalten kann. Infolgedessen muss die Seele

mit den positiven Tätigkeiten des Krsna-Bewusstseins

beschäftigt werden; andernfalls wird sie in Tätigkeiten

beschäftigt, die ihr die illusionierende Energie diktiert. In

Berührung mit der materiellen Energie nimmt die

spirituelle Seele materielle Erscheinungsweisen an, und um

die Seele von diesen Verbindungen zu reinigen, ist es

notwendig, die in den sastras niedergelegten

vorgeschriebenen Pflichten zu erfüllen. Wenn die Seele

sich in ihrer natürlichen Funktion des Krsna-Bewusstseins

betätigt, ist alles, was sie zu tun imstande ist, gut für sie.

Dies wird im Srimad-Bhagavatam (1.5.17) wie folgt
bestätigt:
"Wenn sich jemand dem Krsna-Bewusstsein zuwendet,

entsteht niemals für ihn ein Verlust oder Nachteil - selbst

wenn er den vorgeschriebenen Pflichten, die in den sastras

niedergelegt sind, nicht folgt noch seinen hingebungsvollen

Dienst richtig ausführt oder sogar von seiner Stufe

herabfallen mag. Doch was nutzt es ihm, wenn er zwar alle

in den sastras angegebenen Vorschriften zur Läuterung

befolgt, aber nicht Krsna-bewusst ist?"

Der Läuterungsvorgang ist also notwendig, um die Stufe

des Krsna-Bewusstseins zu erreichen. Daher ist sannyasa

oder jeder andere Läuterungsvorgang dafür bestimmt, dem

Menschen zu helfen, das endgültige Ziel zu erreichen,

nämlich Krsna-bewusst zu werden; andernfalls ist das ganze

Leben ein Fehlschlag.
VERS 6

Wer seine Sinne und seine aktiven Organe zurückhält,

aber in Gedanken bei Sinnesobjekten weilt, betrügt sich

gewiss selbst und ist ein Heuchler.
ERLÄUTERUNG

Es gibt viele Heuchler, die es ablehnen, im Krsna-

Bewusstsein tätig zu sein, aber vorgeben zu meditieren,

während sie tatsächlich in Gedanken in Sinnengenuss

schwelgen. Solche Heuchler mögen auch über trockene

Philosophie sprechen, um ihre pseudointellektuellen

Anhänger zu bluffen; doch nach der Aussage dieses Verses

sind sie die größten Betrüger. Für Sinnengenuss kann man

jeden beliebigen Beruf in der Gesellschaft ausüben, doch

kann man, wenn man den Regeln und Regulierungen seines

bestimmten Standes folgt, seine Existenz allmählich

läutern. Wer jedoch vorgibt, ein yogí zu sein, während er in

Wirklichkeit nach Objekten der Sinnenbefriedigung

Ausschau hält, muss als der größte Betrüger bezeichnet

werden, auch wenn er manchmal über Philosophie spricht.

Sein Wissen hat keinen Wert, weil dem Wissen eines solch

sündigen Menschen von der illusionierenden Energie des

Herrn die Wirkung genommen wird. Der Geist eines

solchen Heuchlers ist immer unrein, und daher hat seine

Zurschaustellung yogischer Meditation nicht den geringsten

Wert.
VERS 7

Dagegen ist derjenige, der die Sinne durch den Geist

beherrscht und seine aktiven Organe, ohne anzuhaften,

in Werken der Hingabe beschäftigt, weitaus höher
einzustufen.
ERLÄUTERUNG

Anstatt ein Pseudo-Transzendentalist zu werden und nach

einem ausschweifenden Leben und Sinnengenuss zu

trachten, ist es weitaus besser, in seinem jeweiligen

Aufgabenbereich zu bleiben und den Sinn des Lebens zu

erfüllen, der darin besteht, aus der materiellen Knechtschaft

frei zu werden und in das Königreich Gottes einzugehen.

Das vornehmlichste svartha-gati oder Ziel des

Selbstinteresses besteht darin, Visnu zu erreichen. Die

gesamte Einrichtung des varna und asrama ist so angelegt,

dass sie uns hilft, dieses Lebensziel zu erreichen. Auch ein

Haushälter kann dieses Ziel durch geregelten Dienst im

Krsna-Bewusstsein erreichen. Um selbstverwirklicht zu

werden, sollte man ein gezügeltes Leben führen, so wie es

in den sastras vorgeschrieben wird, und fortfahren, seiner

Beschäftigung ohne Anhaftung nachzugehen, um auf diese

Weise Fortschritte zu machen. Ein aufrichtiger Mensch, der

dieser Methode folgt, ist weitaus besser als ein falscher

Heuchler, der fadenscheinigen Spiritualismus zur Schau

stellt, um die unschuldige Öffentlichkeit zu betrügen. Ein

ehrlicher Straßenfeger ist weitaus besser als ein Scharlatan,

der nur meditiert, um sich seinen Lebensunterhalt zu

verdienen.
VERS 8

Erfülle deine vorgeschriebene Pflicht, denn es ist besser

zu handeln, als untätig zu sein. Ohne Arbeit kann ein

Mensch nicht einmal seinen physischen Körper
erhalten.
ERLÄUTERUNG

Es gibt viele Pseudo-Meditierende, die vorgeben, von einer

hohen Familie abzustammen, und überaus berufstüchtige

Personen, die sich den Anschein geben, alles für den

Fortschritt im spirituellen Leben geopfert zu haben. Sri

Krsna wollte nicht, dass Arjuna zum Heuchler wurde,

sondern dass er seine vorgeschriebenen Pflichten so erfüllte,

wie sie für ksatriyas festgelegt sind. Arjuna war Haushälter

und General, und deshalb war es für ihn besser, dies zu

bleiben und seine religiösen Pflichten zu erfüllen, wie sie

einem Haushälter-ksatriya vorgeschrieben sind. Solche

Tätigkeiten läutern allmählich das Herz eines weltlichen

Menschen und befreien ihn von materieller

Verunreinigung. Sogenannte Entsagung, mit dem Ziel, für

den eigenen Lebensunterhalt zu sorgen, wird weder vom

Herrn noch von irgendeiner religiösen Schrift gebilligt.

Schließlich muss man Körper und Seele durch irgendeine

Arbeit zusammenhalten. Man sollte seine Arbeit nicht

launenhaft, ohne von materialistischen Neigungen geläutert

zu sein, aufgeben. Jeder, der sich in der materiellen Welt

aufhält, hat mit Sicherheit die unreine Neigung, die

materielle Natur zu beherrschen, das heißt, nach

Sinnenbefriedigung zu streben. Diese unreinen Neigungen

müssen geläutert werden. Ohne dies zu tun, und zwar durch

vorgeschriebene Pflichten, sollte man niemals versuchen,

ein so genannter Transzendentalist zu werden, seiner Arbeit

zu entsagen und auf Kosten anderer zu leben.
VERS 9
Man muss seine Arbeit Visnu als Opfer darbringen,

denn sonst wird man durch sie an die materielle Welt

gebunden; o Sohn Kuntis, erfülle daher deine

vorgeschriebenen Pflichten zu Seiner Zufriedenstellung;

auf diese Weise wirst du immer unangehaftet und frei

von Knechtschaft bleiben.
ERLÄUTERUNG

Man muss sogar für die bloße Erhaltung des Körpers

arbeiten. Deshalb muss ein Mensch seiner sozialen Stellung

und seinen Eigenschaften entsprechend bestimmte Pflichten

erfüllen, so dass er seinen Körper erhalten kann. Yajna

bedeutet Sri Visnu oder Opferdarbringungen. Alle

Opferhandlungen sind auch für die Zufriedenstellung Sri

Visnus bestimmt. Die Veden schreiben vor: Yajno vai

VisnuÉ. Mit anderen Worten: Ob man die vorgeschriebenen

Yajnas ausführt oder Sri Visnu unmittelbar dient - es wird

der gleiche Zweck erfüllt. Krsna-Bewusstsein bedeutet

daher, Yajnas durchzuführen, wie es in diesem Vers

vorgeschrieben wird. Die varnasrama-Einrichtung hat

ebenfalls dieses Ziel, um Visnu zufriedenzustellen.

Deshalb muss man für

die Zufriedenstellung Visnus arbeiten. Jede andere Arbeit,

die man in der materiellen Welt verrichtet, ist die Ursache

von Knechtschaft, denn sowohl gute als auch schlechte

Werke haben ihre Reaktionen, und jede Reaktion bindet

den Handelnden. Daher muss man im Krsna-Bewusstsein

handeln, um Krsna oder Visnu zufriedenzustellen, und

während man solchen Tätigkeiten nachgeht, befindet man

sich auf der Stufe der Befreiung. Das ist die große Kunst

des Handelns, und am Anfang erfordert dieser Vorgang

sehr kundige Führung. Daher sollte man sehr besonnen

handeln und sich entweder von einem Geweihten Krsnas

führen lassen oder direkt den Unterweisungen Sri Krsnas

folgen (Arjuna hatte die Gelegenheit dazu). Nichts sollte

für Sinnenbefriedigung, sondern alles sollte für Krsnas

Befriedigung getan werden. Diese Handlungsweise wird

einen nicht nur vor den Reaktionen bewahren, die auf die

eigenen Handlungen folgen, sondern wird einen auch

allmählich auf die Ebene des transzendentalen liebevollen

Dienstes für den Herrn erheben. Nur durch

hingebungsvolles Dienen kann man in das Königreich

Gottes zurückkehren.
VERS 10
Am Anfang der Schöpfung sandte der Herr aller
Geschöpfe Generationen von Menschen und
Halbgöttern zusammen mit Opfern für Visnu aus und

segnete sie, indem Er sprach: Möget ihr durch diesen

Yajna [Opfer] glücklich werden, denn seine
Durchführung wird euch alle wünschenswerten Dinge
bescheren.
ERLÄUTERUNG

Der Herr aller Geschöpfe (Visnu) bietet den bedingten

Seelen durch die materielle Schöpfung eine Möglichkeit,

nach Hause, zu Gott, zurückzukehren. Alle Lebewesen in

der materiellen Schöpfung sind durch die materielle Natur

bedingt, weil sie ihre Beziehung zu Krsna, der Höchsten

Persönlichkeit Gottes, vergessen haben. Die vedischen

Prinzipien sollen uns helfen, diese ewige Beziehung zu

verstehen, wie es in der Bhagavad-Gita (15.15) heißt:

vedaiè ca sarvair aham eva vedyaÉ. Der Herr sagt, dass es

der Zweck der Veden ist, Ihn zu verstehen. In den

vedischen Hymnen heißt es: Daher ist der Herr der Lebewesen die Höchste

Persönlichkeit Gottes, Visnu. Auch im Srimad-Bhagavatam

(2.4.20) beschreibt Srila Rupa Sukadeva GosvamÖ den Herrn als

pati:

"Möge Sri Krsna, der Herr, mit mir Erbarmen haben - Er ist

der verehrenswerte Herr aller Geweihten, der Schutzherr

und Ruhm aller Könige, wie Andhaka und Vrsni aus der

Yadu-Dynastie, der Gemahl aller Glücksgöttinnen, der

Leiter aller Opfer und daher der Führer aller Lebewesen,

der Lenker aller Intelligenz, der Besitzer aller Planeten, der

spirituellen sowie der materiellen, und die höchste

Inkarnation auf Erden (das Höchste Alles-in-Allem)."

Sri Visnu ist der praja-pati, und Er ist der Herr aller

lebenden Geschöpfe, aller Welten, aller Schönheiten und

der Beschützer eines jeden. Der Herr erschuf die materielle

Welt für die bedingten Seelen, damit sie lernen, wie man

Yajnas oder Opfer für die Zufriedenstellung Visnus

darbringt, so dass sie während ihres Aufenthalts in der

materiellen Welt bequem und sorglos leben können. Dann

können sie nach Verlassen des gegenwärtigen materiellen

Körpers in das Königreich Gottes eingehen. Das ist der

ganze Plan für die bedingte Seele. Durch die Darbringung

von Yajnas werden die bedingten Seelen allmählich Krsna bewusst

und nehmen so in jeder Hinsicht göttliche

Eigenschaften an. Für das jetzige Zeitalter des Kali wird

von den vedischen Schriften der sankirtana-Yajna (das

Chanten der Namen Gottes) empfohlen, und Sri Caitanya

hat diesen transzendentalen Vorgang zur Befreiung aller

Menschen in unserem Zeitalter eingeführt. Sankirtana-Yajna

und Krsna-Bewusstsein lassen sich gut miteinander

vereinbaren. Sri Krsna in Seiner hingebungsvollen Form

(als Sri Caitanya) wird im Srimad-Bhagavatam (11.5.29)

mit einem besonderen Hinweis auf den sankirtana-Yajna

erwähnt. Es heißt dort:

"Im Zeitalter des Kali werden die Menschen, die mit

genügend Intelligenz ausgestattet sind, den Herrn, der von

Seinen Gefährten begleitet wird, durch die Ausführung des

sankirtana-Yajna verehren."

Andere in den vedischen Schriften vorgeschriebene Yajnas

sind in diesem Zeitalter des Kali nicht so leicht

durchzuführen, doch der sankirtana-Yajna ist in jeder

Hinsicht einfach und erhaben.
VERS 11
Wenn die Halbgötter durch Opfer zufriedengestellt

sind, werden sie auch euch erfreuen, und wenn somit ein

gegenseitiger Austausch stattfindet, wird allgemeiner

Wohlstand für alle herrschen.
ERLÄUTERUNG

Die Halbgötter sind bevollmächtigte Verwalter, die sich um

materielle Angelegenheiten kümmern. Die Versorgung mit

Luft, Licht, Wasser und allen anderen Segnungen für die

Erhaltung des Körpers und der Seele eines jeden

Lebewesens ist den Halbgöttern anvertraut, die unzählige

Helfer in verschiedenen Teilen des Körpers der Höchsten

Persönlichkeit Gottes sind. Ihr Wohlgefallen und ihr

Mißfallen hängt davon ab, ob die Menschen Yajnas

durchführen. Einige der Yajnas sind dafür gedacht,

bestimmte Halbgötter zufriedenzustellen; aber dennoch

wird Sri Visnu in allen Yajnas als der höchste Nutznießer

verehrt. In der Bhagavad-Gita (5.29) wird ebenfalls gesagt,

dass Krsna Selbst der Nutznießer aller Arten von Yajnas ist:

bhoktaram Yajna-tapasam. Deshalb ist die letztliche

Zufriedenstellung des Yajna-pati der Hauptzweck aller

Yajnas. Wenn diese Yajnas vollendet ausgeführt werden,

sind natürlicherweise auch die Halbgötter erfreut, die für

die verschiedenen Abteilungen der Versorgung

verantwortlich sind, und so herrscht keine Knappheit in der

Versorgung mit Naturprodukten.

Die Ausführung von Yajnas hat viele Nebenvorteile, die

letztlich zur Befreiung aus der materiellen Knechtschaft

führen. Wie es in den Veden heißt, werden durch die

Ausführung von Yajnas alle Tätigkeiten geläutert:

Wie in dem folgenden Vers erklärt wird, werden durch die

Ausführung von Yajna die Speisen geheiligt, und wenn man

geheiligte Nahrung zu sich nimmt, läutert man sein

gesamtes Dasein; durch eine Läuterung des Daseins werden

die feineren Gewebe des Erinnerungsvermögens geheiligt,

und wenn das Gedächtnis geweiht ist, kann man an den

Pfad der Befreiung denken, und all dies zusammen führt zu

Krsna-Bewusstsein, der großen Notwendigkeit für die

heutige Gesellschaft.
VERS 12
Die Halbgötter, die für die verschiedenen
Notwendigkeiten des Lebens verantwortlich sind,
versorgen den Menschen mit allem, was er braucht,

wenn sie durch Yajna [Opfer] zufriedengestellt sind.

Wer jedoch diese Gaben genießt, ohne sie zuvor den

Halbgöttern als Opfer darzubringen, ist gewiss ein Dieb.

ERLÄUTERUNG

Die Halbgötter sind eingesetzte Bevollmächtigte, die im

Auftrag Visnus, der Höchsten Persönlichkeit Gottes, für die

Versorgung zuständig sind. Deshalb müssen sie durch

Darbringung vorgeschriebener Yajnas zufriedengestellt

werden. In den Veden werden verschiedenartige Yajnas für

verschiedenartige Halbgötter vorgeschrieben, doch werden

alle Opfer letztlich der Höchsten Persönlichkeit Gottes

dargebracht. Jemandem, der nicht verstehen kann, was die

Persönlichkeit Gottes ist, werden Opfer zu den Halbgöttern

empfohlen. Je nach ihren verschiedenen materiellen

Eigenschaften werden den Menschen in den Veden

verschiedene Arten von Yajnas empfohlen. Die Verehrung

verschiedener Halbgötter findet ebenfalls auf dieser

Grundlage statt - nämlich gemäß den verschiedenen

Eigenschaften. Zum Beispiel wird den Fleischessern

empfohlen, die Göttin Kali, die grausige Form der
materiellen Natur, zu verehren und ihr Tieropfer
darzubringen. Denen aber, die sich in der
Erscheinungsweise der Tugend befinden, wird die

transzendentale Verehrung Visnus empfohlen. Letztlich

jedoch sind alle Yajnas dafür bestimmt, den Menschen

allmählich auf die transzendentale Ebene zu erheben. Für

gewöhnliche Menschen sind zumindest fünf Yajnas
notwendig, die man als panca-mahaYajna kennt.

Man sollte wissen, dass es die Beauftragten des Herrn, die

Halbgötter, sind, die für alles sorgen, was für die

menschliche Gesellschaft zum Leben notwendig ist.

Niemand kann irgend etwas selbst herstellen. Nehmen wir

zum Beispiel die Nahrungsmittel der menschlichen

Gesellschaft; dazu gehören Getreide, Früchte, Gemüse,

Milch, Zucker usw. für die Menschen in der

Erscheinungsweise der Tugend sowie Fleisch usw. für die

Nichtvegetarier, und all dies kann nicht von der

menschlichen Gesellschaft hergestellt werden. Oder

nehmen wir beispielsweise Wärme, Licht, Wasser und Luft,

die ebenfalls zum Leben notwendig sind - nichts davon

kann von der menschlichen Gesellschaft produziert werden.

Ohne den Höchsten Herrn kann es kein Sonnenlicht, kein

Mondlicht, keinen Regen und keinen Wind geben, ohne die

niemand leben kann. Offensichtlich hängt unser Leben von

der Versorgung durch den Herrn ab. Selbst für unsere

Fabriken benötigen wir so viele Rohstoffe, wie Metall,

Schwefel, Quecksilber, Mangan und eine Menge anderer

unentbehrlicher Dinge, die uns alle von den Beauftragten

des Herrn zur Verfügung gestellt werden, damit wir

richtigen Gebrauch davon machen und uns gesund erhalten,

um Selbsterkenntnis zu erlangen, die zum endgültigen Ziel

des Lebens, nämlich zur Befreiung vom materiellen Kampf

ums Dasein, führt. Dieses Ziel des Lebens wird erreicht,

wenn man Yajnas ausführt. Wenn wir den Sinn des
menschlichen Lebens vergessen und uns von den

Beauftragten des Herrn nur für die Befriedigung unserer

Sinne versorgen lassen und immer mehr in die materielle

Existenz verstrickt werden, was nicht der Zweck der

Schöpfung ist, werden wir ohne Zweifel zu Dieben und

werden daher von den Gesetzen der materiellen Natur

bestraft. Eine Gesellschaft von Dieben kann niemals

glücklich sein, denn sie hat kein Ziel im Leben. Die

grobmaterialistischen Diebe haben kein endgültiges Ziel im

Leben. Ihr Interesse gilt einzig und allein der Befriedigung

ihrer Sinne; auch wissen sie nicht, wie man Yajnas

darbringt. Sri Caitanya jedoch führte den einfachsten Yajna

ein, den sankirtana-Yajna, der von jedem, der die

Prinzipien des Krsna-Bewusstseins annimmt, ausgeführt

werden kann.
VERS 13

Die Geweihten des Herrn werden von allen Arten von

Sünden befreit, da sie Nahrung essen, die zunächst als

Opfer dargebracht wurde. Andere, die Nahrung für

ihren eigenen Sinnengenuss zubereiten, essen wahrlich

nur Sünde.
ERLÄUTERUNG

Die Geweihten des Höchsten Herrn, das heißt diejenigen,

die im Krsna-Bewusstsein leben, werden santas genannt,

und wie in der Brahma-saàhita (5.38) beschrieben wird,

sind sie immer in Liebe mit dem Herrn verbunden:
Die santas, die mit der Höchsten

Persönlichkeit Gottes, Govinda (dem Quell aller Freuden)

oder Mukunda (demjenigen, der Befreiung gewährt) oder

Krsna (der allanziehenden Person), immer in Liebe

verbunden sind, können nichts annehmen, ohne es zuvor

der Höchsten Person zu opfern. Daher führen solche

Gottgeweihten ständig Yajnas in den verschiedenen

Erscheinungsformen des hingebungsvollen Dienstes aus

wie sravanam, kírtanam, smaranam oder arcanam, und

diese Darbringungen von Yajnas halten sie stets fern von

allen Arten der Verunreinigung durch sündhaften Umgang

in der materiellen Welt. Andere, die Nahrung für sich selbst

oder für die Befriedigung ihrer Sinne zubereiten, sind nicht

nur Diebe, sondern essen auch alle Arten von Sünde. Wie

kann ein Mensch glücklich sein, wenn er sowohl ein Dieb

als auch ein Sünder ist? Das ist nicht möglich. Damit daher

die Menschen in jeder Hinsicht glücklich werden können,

müssen sie darin unterwiesen werden, wie der einfache

sankirtana-Yajna in vollem Krsna-Bewusstsein ausgeführt

werden kann. Sonst kann es keinen Frieden und kein Glück

auf der Welt geben.
VERS 14

Alle lebenden Körper erhalten sich durch Getreide, das

nur wachsen kann, wenn Regen fällt. Regen entsteht

durch die Darbringung von Yajna [Opfer], und Yajna

wird aus vorgeschriebenen Pflichten geboren.
ERLÄUTERUNG

Srila Rupa Baladeva Vidyabhusana ein großer Kommentator der

Bhagavad-Gita, schreibt:
Der Höchste Herr, der als Yajna-purusah oder der

persönliche Nutznießer aller Opfer bekannt ist, ist das

Oberhaupt aller Halbgötter, die Ihm dienen wie die

verschiedenen Teile des Körpers dem Ganzen. Halbgötter

wie Indra, Candra und Varuna sind vom Höchsten Herrn

ernannte Verwalter, die materielle Angelegenheiten regeln,

und die Veden ordnen Opfer an, um diese Halbgötter

zufriedenzustellen, damit es ihnen gefallen möge, für

genügend Luft, Licht und Wasser zu sorgen, so dass

Getreide wachsen kann. Wenn man Sri Krsna verehrt,

werden die Halbgötter, die verschiedene Glieder des Herrn

sind, von selbst ebenfalls verehrt, und so ist es nicht

notwendig, die Halbgötter gesondert vom Herrn zu

verehren. Aus diesem Grunde opfern die Geweihten des

Herrn, die im Krsna-Bewusstsein leben, ihre Nahrung

zunächst Krsna und essen dann - ein Vorgang, der den

Körper spirituell ernährt. Auf diese Weise werden nicht nur

alle vergangenen sündhaften Reaktionen im Körper

vernichtet, sondern der Körper wird auch vor allen

Verunreinigungen der materiellen Natur geschützt. Wenn

eine ansteckende Krankheit um sich greift, kann man durch

einen antiseptischen Impfstoff vor dem Angriff einer

solchen Epidemie geschützt werden. In ähnlicher Weise

macht uns Nahrung, die zuerst Visnu geopfert und dann

von uns gegessen wird, gegen alle materiellen

Einwirkungen ausreichend immun, und jemand, der sich

diese Handlungsweise zur Gewohnheit gemacht hat, wird

als ein Geweihter des Herrn bezeichnet. Deshalb kann ein

Mensch im Krsna-Bewusstsein, der nur Nahrung ißt, die

Krsna geopfert wurde, allen Reaktionen auf vergangene

materielle Infektionen entgegenwirken, die den Fortschritt

auf dem Pfad der Selbsterkenntnis behindern. Ein Mensch

hingegen, der dies nicht tut, vergrößert weiter die Anzahl

seiner sündigen Handlungen, und das bereitet den nächsten

Körper darauf vor, Hunden und Schweinen zu gleichen, um

die resultierenden Reaktionen auf alle Sünden zu erleiden.

Die materielle Welt ist voller Verunreinigungen, und

jemand, der immun geworden ist, da er nur das prasada des

Herrn (zu Visnu geopferte Speise) ißt, wird vor diesen

Angriffen bewahrt, wohingegen ein anderer, der kein

prasada zu sich nimmt, der Verunreinigung ausgesetzt ist.

Getreide und Gemüse sind wahrhaft Nahrungsmittel. Der

Mensch ißt verschiedene Arten von Getreide, Gemüse,

Früchten usw., und die Tiere fressen die Abfallprodukte des

Getreides sowie Gemüse, Gras, Pflanzen usw. Menschen,

die es gewohnt sind, Fleisch zu essen, sind letztlich

ebenfalls von der Erzeugung von Pflanzen abhängig, um

Tiere essen zu können. Daher sind wir letzten Endes auf

das angewiesen, was auf den Feldern wächst, und nicht auf

das, was in großen Fabriken produziert wird. Die Ernte auf

den Feldern wiederum richtet sich danach, ob ausreichend

Regen vom Himmel fällt, und dieser Regen wird von
Halbgöttern wie Indra, der Sonne und dem Mond

beherrscht, die alle Diener des Herrn sind. Der Herr kann

durch Opfer zufriedengestellt werden; deshalb wird

jemand, der Ihm nichts darbringt, Mangel leiden - so lautet

das Gesetz der Natur. Yajnas, besonders der für dieses

Zeitalter empfohlene sankirtana-Yajna, müssen daher

ausgeführt werden, um uns zumindest vor
Nahrungsknappheit zu bewahren.
VERS 15
Geregelte Tätigkeiten werden in den Veden

vorgeschrieben, und die Veden sind unmittelbar von der

Höchsten Persönlichkeit Gottes manifestiert. Folglich ist

die alldurchdringende Transzendenz für ewig in
Opferhandlungen gegenwärtig.
ERLÄUTERUNG

Yajnartha karma oder die Notwendigkeit von Arbeit für die

Zufriedenstellung Krsnas allein wird in diesem Vers noch

deutlicher hervorgehoben. Wenn wir also für die

Zufriedenstellung des Yajna-purusa oder Visnus handeln

sollen, müssen wir die Anweisung für das Handeln im

Brahman herausfinden, das heißt, wir müssen die

transzendentalen Veden zu Rate ziehen. Die Veden sind

also Gesetze, die bestimmen, wie man handeln muss. Alles,

was ohne die Anleitung der Veden getan wird, nennt man

vikarma, das heißt unautorisiertes oder sündiges Handeln.

Man sollte sich daher immer von den Veden führen lassen,

um vor der Reaktion auf sein Handeln bewahrt zu werden.

So wie man im gewöhnlichen Leben nach der Weisung des

Staates handeln muss, so muss man unter der Leitung des

höchsten Staates des Herrn tätig sein. Solche Weisungen in

den Veden sind unmittelbar durch den Atem der Höchsten

Persönlichkeit Gottes manifestiert. Es heißt:
"Die vier Veden, nämlich ¨Rg-Veda,

Yajur-Veda, Sama-Veda und Atharva-Veda, sind alles

Emanationen aus dem Atem der erhabenen Persönlichkeit

Gottes.

Wie in der Brahma-samhita bestätigt wird, kann der Herr,

da allmächtig, sprechen, indem Er ausatmet; denn der Herr

besitzt die Allmacht, durch jeden Seiner Sinne die

Tätigkeiten aller anderen Sinne auszuführen. Mit anderen

Worten: Der Herr kann durch Seinen Atem sprechen, und

Er kann mit Seinen Augen befruchten. In der Tat heißt es,

dass Er über die materielle Natur blickte und so alle

Lebewesen zeugte. Nachdem Er die bedingten Seelen in

den Schoß der materiellen Natur gezeugt hatte, gab Er

Seine Weisungen in Form der vedischen Weisheit, um zu

zeigen, wie diese bedingten Seelen nach Hause, zu Gott,

zurückkehren können. Wir sollten uns immer daran

erinnern, dass die bedingten Seelen in der materiellen Natur

alle nach materiellem Genuss gieren. Aber die vedischen

Weisungen sind so beschaffen, dass man seine pervertierten

Wünsche befriedigen kann, um dann, nachdem man seinen

sogenannten Genuss beendet hat, zu Gott zurückzukehren.

Das vedische Wissen bietet den bedingten Seelen eine

Möglichkeit zur Befreiung; deshalb müssen sie versuchen,

dem Vorgang des Yajna zu folgen, indem sie Krsna-bewusst

werden. Selbst jene, die den vedischen Anweisungen nicht

folgen können, mögen die Prinzipien des Krsna-

Bewusstseins annehmen, und das wird die Durchführung

vedischer Yajnas oder karmas ersetzen.
VERS 16
Mein lieber Arjuna, ein Mensch, der diesem

vorgeschriebenen vedischen System des Opfers nicht

folgt, führt ein Leben der Sünde, da einer, der nur in

den Sinnen Freude findet, vergeblich lebt.
ERLÄUTERUNG

Die Philosophie jener Menschen, die dem Mammon frönen,

nämlich sehr schwer zu arbeiten und die Befriedigung der

Sinne zu genießen, wird hier vom Herrn verurteilt. Deshalb

ist es für diejenigen, die die materielle Welt genießen

wollen, absolut notwendig, den oben erwähnten Zyklus von

Yajnas durchzuführen. Wer sich an solche Vorschriften

nicht hält, lebt ein sehr gefährliches Leben, da er mehr und

mehr in die Verdammnis geht. Durch das Gesetz der Natur

ist diese menschliche Form des Lebens besonders zur

Selbstverwirklichung bestimmt, die auf drei Wegen erreicht

werden kann, nämlich durch karma-yoga, jnana-yoga oder

bhakti-yoga. Für die Transzendentalisten, die über Laster

und Tugend stehen, ist es nicht notwendig, streng die

vorgeschriebenen Yajnas auszufahren, doch diejenigen, die

ihre Sinne befriedigen, müssen sich durch den oben

erwähnten Zyklus von Yajna-Darbringungen läutern. Es

gibt verschiedene Arten von Tätigkeiten. Menschen, die

nicht Krsna-bewusst sind, haben mit Sicherheit ein

sinnliches Bewusstsein, und daher ist die Ausführung

frommer Werke für sie notwendig. Das Yajna-System ist in

81

solcher Weise geplant, dass Menschen mit einem sinnlichen

Bewusstsein ihre Begierden befriedigen können, ohne in die

Reaktionen auf sinnenbefriedigende Handlungen verstrickt

zu werden. Der Wohlstand der Welt hängt nicht von

unseren eigenen Anstrengungen ab, sondern von den im

Hintergrund stattfindenden Vorkehrungen des Höchsten

Herrn, die unmittelbar von den Halbgöttern ausgeführt

werden. Deshalb sind die Yajnas unmittelbar an den

jeweiligen, in den Veden erwähnten Halbgott gerichtet.

Indirekt ist auch dies Krsna-Bewusstsein, denn wenn man

die Durchführung der Yajnas beherrscht, ist es sicher, dass

man Krsna-bewusst wird. Wenn man aber durch die

Darbringung von Yajnas nicht Krsna-bewusst wird, sind

solche Prinzipien nichts weiter als moralische

Verhaltensregeln. Man sollte daher seinen Fortschritt nicht

begrenzen und bei moralischen Regeln stehenbleiben,

sondern diese transzendieren, um Krsna-Bewusstsein zu

erreichen.
VERS 17

Wer jedoch im Selbst Freude findet, im Selbst erleuchtet

ist, allein im Selbst erfreut und nur im Selbst befriedigt

ist - für ihn gibt es keine Pflicht.
ERLÄUTERUNG

Ein Mensch, der völlig Krsna-bewusst und durch seine

Handlungen im Krsna-Bewusstsein vollauf zufrieden ist, hat

keine Pflicht mehr zu erfüllen. Da er Krsna-bewusst ist, ist

alle Unreinheit in seinem Innern augenblicklich

fortgewaschen - eine Wirkung, die sonst nur durch viele

Tausende von Yajnas erzielt werden kann. Durch eine

solche Klärung des Bewusstseins entwickelt man starkes

Vertrauen in seine ewige Stellung in Beziehung zum

Höchsten. Durch die Gnade des Herrn wird daraufhin die

Pflicht von innen her deutlich, und daher hat man nicht

länger irgendwelche Verpflichtungen den vedischen

Unterweisungen gegenüber. Ein solcher Krsna-bewusster

Mensch ist nicht mehr an materiellen Tätigkeiten

interessiert und findet keine Freude mehr an materiellen

Genüssen wie Wein, Frauen und ähnlichen Verlockungen.

VERS 18
Ein selbstverwirklichter Mensch verfolgt bei der
Erfüllung seiner vorgeschriebenen Pflichten keine

Absicht; weder hat er einen Grund, solche Arbeit nicht

zu verrichten, noch ist es für ihn notwendig, von
irgendeinem anderen Lebewesen abhängig zu sein.
ERLÄUTERUNG

Ein selbstverwirklichter Mensch ist nicht länger gehalten,

irgendeine vorgeschriebene Pflicht zu erfüllen – außer

Tätigkeiten im Krsna-Bewusstsein. Krsna-Bewusstsein

bedeutet keineswegs Untätigkeit, wie in den folgenden

Versen erklärt wird. Ein Krsna-bewusster Mensch sucht bei

niemandem Schutz - weder bei einem Menschen noch bei

einem Halbgott. Was immer er im Krsna-Bewusstsein tut,

reicht aus, seine Verpflichtungen zu erfüllen.
VERS 19

Daher sollte man, ohne an den Früchten der Tätigkeiten

zu haften, aus Pflichtgefühl handeln; denn wenn man

ohne Anhaftung arbeitet, erreicht man das Höchste.

ERLÄUTERUNG
Das Höchste ist die Persönlichkeit Gottes für die
Gottgeweihten und Befreiung für den

Unpersönlichkeitsanhänger. Daher wird jemand, der unter

der richtigen Führung und ohne am Ergebnis der Arbeit zu

haften, für Krsna bzw. im Krsna-Bewusstsein handelt, mit

Sicherheit Fortschritte auf dem Pfad zum höchsten Ziel des

Lebens machen. Arjuna ist gesagt worden, er solle in der

Schlacht von Kuruksetra für Krsnas Interesse kämpfen,

weil Krsna wollte, dass er kämpfte. Ein guter Mensch oder

ein gewaltloser Mensch zu sein ist eine persönliche

Anhaftung; wenn man aber im Auftrag des Höchsten

handelt, handelt man, ohne am Ergebnis zu haften. Das ist

vollkommenes Handeln; es befindet sich auf der höchsten

Stufe und wird deshalb von Sri Krsna, der Höchsten

Persönlichkeit Gottes, empfohlen. Vedische Rituale, wie

zum Beispiel vorgeschriebene Opfer, werden vollzogen,

um sich von gottlosen Tätigkeiten zu reinigen, die im

Bereich der Sinnenbefriedigung ausgeführt wurden. Aber

Handeln im Krsna-Bewusstsein ist transzendental zu den

Reaktionen auf gute oder schlechte Werke. Ein Krsnabewusster

Mensch haftet nicht am Ergebnis, sondern

handelt nur für Krsna. Er verrichtet die unterschiedlichsten

Tätigkeiten, bleibt aber völlig unangehaftet.
VERS 20

Selbst Könige wie Janaka und andere erreichten die

Stufe der Vollkommenheit, indem sie vorgeschriebene

Pflichten erfüllten. Daher solltest du, nur um die

Allgemeinheit zu erziehen, deine Arbeit verrichten.

ERLÄUTERUNG
Könige wie Janaka und andere waren alle

selbstverwirklichte Seelen, und so waren sie nicht

Verpflichtet, die in den Veden vorgeschriebenen Pflichten

zu erfüllen. Dennoch führten sie alle vorgeschriebenen

Tätigkeiten aus, um der Allgemeinheit ein Beispiel zu

geben. Janaka war der Vater SÖtas und der Schwiegervater

Sri Ramas. Als großer Geweihter des Höchsten Herrn war

er in der Transzendenz verankert, doch weil er zur gleichen

Zeit König von Mithila war (einem Bezirk der Provinz

Behar in Indien), musste er seine Untertanen lehren, wie

man in einer Schlacht ehrenhaft kämpft. Er und seine

Untertanen kämpften, um die Menschen im allgemeinen zu

lehren, dass in einer Situation, wo gute Argumente nichts

nutzen, Gewalt ebenfalls notwendig ist. Vor der Schlacht

von Kuruksetra war, selbst von der Höchsten Persönlichkeit

Gottes, jede Anstrengung unternommen worden, die
Schlacht zu vermeiden, doch die Gegenseite war

entschlossen zu kämpfen. In solch einem Fall ist es also

notwendig, für die gerechte Sache zu kämpfen. Obwohl

jemand, der sich im Krsna-Bewusstsein befindet, kein

Interesse an der materiellen Welt hat, arbeitet er dennoch,

um die Öffentlichkeit zu lehren, wie man leben und

handeln soll. Erfahrene Menschen im Krsna-Bewusstsein

können in einer Weise handeln, dass andere ihnen folgen

werden, und dies wird im folgenden Vers erklärt.
VERS 21

Was immer ein bedeutender Mensch tut - gewöhnliche

Menschen folgen seinen Fußspuren. Und welche
Maßstäbe auch immer er durch sein beispielhaftes
Verhalten setzt - alle Welt folgt ihm nach.
ERLÄUTERUNG

Die Masse der Menschen braucht immer einen Führer, der

die Öffentlichkeit durch praktisches Verhalten lehren kann.

Ein Führer kann die Öffentlichkeit nicht lehren, mit dem

Rauchen aufzuhören, wenn er selbst raucht. Sri Caitanya

sagte, ein Lehrer solle sich schon richtig verhalten, bevor er

zu lehren beginnt. Wer auf diese Weise lehrt, wird als

acarya oder beispielhafter Lehrer bezeichnet. Deshalb muss

ein Lehrer den Prinzipien der sastras (Schriften) folgen, um

den gewöhnlichen Menschen zu erreichen. Er darf keine

Regeln aufstellen, die gegen die Prinzipien der offenbarten

Schriften verstoßen. Die offenbarten Schriften, wie die

Manu-samhita und ähnliche andere, gelten als die

maßgebenden Bücher, denen die menschliche Gesellschaft

folgen sollte. Somit sollte die Lehre des Führers auf die

Grundsätze der Standardregeln gestützt sein, wie sie von

den großen Lehrern praktiziert werden. Auch das Srimad-

Bhagavatam bestätigt, dass man den Fußspuren großer

Gottgeweihter folgen sollte, und das ist der Weg,

Fortschritte auf dem Pfad der spirituellen Erkenntnis zu

machen. Der König oder das Oberhaupt eines Staates, der

Vater und der Schullehrer werden alle als natürliche Führer

der unschuldigen Menschen im allgemeinen angesehen. All

diese natürlichen Führer tragen eine große Verantwortung

für ihre Abhängigen; daher müssen sie mit den

maßgebenden Büchern der moralischen und spirituellen

Gesetze vertraut sein.
VERS 22

O Sohn Prthas, in allen drei Planetensystemen gibt es

keine Arbeit, die Mir vorgeschrieben ist. Weder mangelt

es Mir an etwas, noch muss Ich irgendetwas erreichen -

und dennoch bin ich mit Arbeit beschäftigt.
ERLÄUTERUNG

Die Höchste Persönlichkeit Gottes wird in den Veden wie

folgt beschrieben:
"Der Höchste Herr ist der Herrscher aller anderen

Herrscher, und Er ist der größte von all den verschiedenen

planetarischen Führern. Jeder untersteht Seiner Herrschaft.

Alle Lebewesen werden allein vom Höchsten Herrn mit

bestimmter Macht ausgestattet; sie sind nicht selbst die

Höchsten. Er ist auch für alle Halbgötter verehrenswert und

ist der höchste Lenker unter allen Lenkern. Deshalb steht

Er in transzendentaler Stellung zu allen Arten von

materiellen Führern und Herrschern und ist für alle

verehrenswert. Es gibt niemanden, der größer ist als Er, und

Er ist die höchste Ursache aller Ursachen. Er besitzt keine

körperliche Form wie die eines gewöhnlichen Lebewesens.

Es besteht kein Unterschied zwischen Seinem Körper und

Seiner Seele. Er ist absolut. All Seine Sinne sind

transzendental. Jeder Seiner Sinne kann die Funktion jedes

anderen Sinnes erfüllen. Daher ist niemand größer als Er

oder kommt Ihm gleich. Seine Kräfte sind mannigfaltig,

und so werden all Seine Taten in einem natürlichen Ablauf

von selbst ausgeführt." (Svetasvatara Upanisad 6.7-8)

Da alles in vollem Reichtum in der Persönlichkeit Gottes

vorhanden ist und in voller Wahrheit existiert, gibt es für

die Höchste Persönlichkeit Gottes keine Pflicht zu erfüllen.

Jemand, der die Ergebnisse der Arbeit empfangen muss, hat

eine bestimmte Pflicht, aber jemand, für den es innerhalb

der drei Planetensysteme nichts zu erreichen gibt, hat gewiss

keine Pflicht. Und trotzdem tritt Sri Krsna auf dem

Schlachtfeld von Kuruksetra als Führer der ksatriyas auf,

da die ksatriyas Verpflichtet sind, die Leidenden zu

beschützen. Obwohl Er über allen Regulierungen der

offenbarten Schriften steht, tut Er nichts, was die

offenbarten Schriften verletzt.
VERS 23
Denn würde Ich keine Arbeit verrichten, o Partha,
folgten gewiss alle Menschen Meinem Pfad.
ERLÄUTERUNG

Um den sozialen Frieden für den Fortschritt im spirituellen

Leben aufrechtzuerhalten, gibt es traditionelle

Familiengebräuche, die für jeden zivilisierten Menschen

bestimmt sind. Obwohl solche Regeln und Vorschriften nur

für die bedingten Seelen, und nicht für Sri Krsna, gelten,

folgte Er dennoch diesen vorgeschriebenen Regeln, da Er

erschien, um die Prinzipien der Religion festzulegen.

Andernfalls würden gewöhnliche Menschen Seinen

Fußspuren folgen, da Er die größte Autorität ist. Aus dem

Srimad-Bhagavatam erfahren wir, dass Sri Krsna sowohl zu

Hause als auch außerhalb Seines Hauses alle religiösen

Pflichten erfüllte, die einem Haushälter vorgeschrieben

sind.
VERS 24

Würde Ich aufhören zu arbeiten, gingen alle Welten

zugrunde. Auch wäre Ich die Ursache für die
Entstehung unerwünschter Bevölkerung und würde

dadurch den Frieden aller fühlenden Wesen zerstören.

ERLÄUTERUNG

Varna-sankara ist unerwünschte Bevölkerung, die den

Frieden der allgemeinen Gesellschaft stört. Um diese

soziale Störung zu vermeiden, gibt es vorgeschriebene

Regeln und Regulierungen, durch die die Gesellschaft von

selbst friedlich und geordnet werden kann, so dass

spiritueller Fortschritt im Leben möglich ist. Wenn Sri

Krsna erscheint, richtet Er Sich natürlich nach solchen

Regeln und Regulierungen, um das Ansehen und die

Notwendigkeit dieser wichtigen Vorschriften zu erhalten.

Der Herr ist der Vater aller Lebewesen, und wenn die

Lebewesen irregeführt werden, fällt die Verantwortung

indirekt auf den Herrn. Wann immer daher regulierende

Prinzipien allgemein missachtet werden, erscheint der Herr

Selbst und berichtigt die Gesellschaft. Wir sollten jedoch

sorgsam zur Kenntnis nehmen, dass wir, obwohl wir den

Fußspuren des Herrn folgen müssen, uns dennoch stets

daran zu erinnern haben, dass wir Ihn nicht nachahmen

können. Folgen und Imitieren befinden sich nicht auf der

gleichen Ebene. Wir können den Herrn nicht nachahmen,

indem wir den Govardhana-Hügel hochheben, wie es der

Herr in Seiner Kindheit tat. Das ist für jeden Menschen

unmöglich. Wir müssen Seinen Anweisungen folgen, doch

dürfen wir Ihn niemals imitieren. Das Srimad-Bhagavatam

(10.33.30) bestätigt dies:

"Man sollte einfach den Anweisungen des Herrn und Seiner

ermächtigten Diener folgen. Ihre Anweisungen sind für alle

gut, und jeder intelligente Mensch wird sich genau nach

ihnen richten. Man sollte sich jedoch vor dem Versuch

hüten, ihre Taten nachzuahmen. Man sollte nicht

versuchen, einen Ozean von Gift zu trinken, weil man Siva

imitieren will."

Wir sollten immer die Stellung der isvaras oder derjenigen,

die tatsächlich die Bewegung der Sonne und des Mondes

lenken können, als uns übergeordnet betrachten. Ohne

selbst solche Macht zu besitzen, kann man die isvaras, die

übermächtig sind, nicht nachahmen. Siva trank einen

ganzen Ozean von Gift, aber wenn ein gewöhnlicher

Mensch versucht, auch nur eine kleine Menge solchen

Giftes zu trinken, wird er den Tod finden. Es gibt viele

Pseudo-Geweihte Sivas, die ganja (Marihuana) und

ähnliche berauschende Drogen rauchen, jedoch dabei

vergessen, dass sie den Tod sehr nah zu sich rufen, wenn sie

so Sivas Taten imitieren. In ähnlicher Weise gibt es einige

Pseudo-Geweihte Sri Krsnas, die mit Vorliebe den Herrn in

Seinem rasa-lila, Seinem Liebestanz, nachahmen, aber

vergessen, dass sie unfähig sind, den Govardhana-Hügel

hochzuheben. Es ist daher das Beste, nicht zu versuchen,

die Mächtigen nachzuahmen, sondern einfach ihren

Anweisungen zu folgen; auch sollte man nicht versuchen,

ohne Qualifikation ihre Posten zu besetzen. Es gibt so viele

"Inkarnationen" Gottes, die die Macht des Höchsten Herrn

nicht besitzen.
VERS 25

Im Gegensatz zu den Unwissenden, die ihre Pflichten

mit Anhaftung an Ergebnisse erfüllen, sollten die

Gelehrten ohne jede Anhaftung handeln, um somit die

Menschen auf den rechten Pfad zu führen.
ERLÄUTERUNG

Ein Krsna-bewusster Mensch und jemand, der nicht Krsnabewusst

ist, unterscheiden sich durch ihre unterschiedlichen

Wünsche. Ein Krsna-bewusster Mensch tut nichts, was nicht

für die Entwicklung von Krsna-Bewusstsein förderlich ist.

Er mag sogar genauso handeln wie der Unwissende, der zu

sehr an materiellen Tätigkeiten haftet, aber der eine

verrichtet solche Tätigkeiten, um seine Sinne zu

befriedigen, während der andere tätig ist, um Krsna zu

erfreuen. Folglich muss der Krsna-bewusste Mensch seinen

Mitmenschen zeigen, wie man handelt und die Ergebnisse

des Tuns für den Zweck des Krsna-Bewusstseins verwendet.

VERS 26

Die Weisen sollten den Geist der Unwissenden, die an

fruchtbringendem Tun haften, nicht verwirren. Sie

sollten nicht dazu ermutigt werden, sich von ihrer

Arbeit zurückzuziehen, sondern Arbeit im Geist der

Hingabe zu verrichten.
ERLÄUTERUNG
Das ist das Ziel aller

vedischen Rituale. Alle Rituale, alle Opferdarbringungen

und alles, was sonst noch in den Veden niedergelegt ist,

einschließlich aller Anleitungen zu materiellen Tätigkeiten,

sollen dazu beitragen, Krsna, das endgültige Ziel des

Lebens, zu verstehen. Weil aber die bedingten Seelen nichts

außer Sinnenbefriedigung kennen, studieren sie die Veden

mit dieser Absicht. Durch Regulierung der Sinne wird man

jedoch allmählich auf die Stufe des Krsna-Bewusstseins

erhoben. Deshalb sollte eine verwirklichte Seele im Krsna-

Bewusstsein andere bei ihren Tätigkeiten oder in ihrem

Verständnis nicht stören, sondern sie sollte handeln, um zu

zeigen, wie die Ergebnisse aller Arbeit in den Dienst

Krsnas gestellt werden können. Der gelehrte, Krsnabewusste

Mensch sollte so handeln, dass der unwissende

Mensch, der für die Befriedigung seiner Sinne arbeitet,

lernen kann, wie man handeln und sich verhalten soll.

Wenn auch der Unwissende bei seinem Tun nicht gestört

werden soll, so kann doch jemand, der ein wenig Krsna-

Bewusstsein entwickelt hat, unmittelbar im Dienst des Herrn

beschäftigt werden, ohne anderen vedischen Vorschriften

folgen zu müssen. Für einen solchen, vom Glück
begünstigten Menschen ist es nicht notwendig, die

vedischen Rituale zu beachten, denn in direktem Krsna-

Bewusstsein kann man alle Ergebnisse bekommen, indem

man einfach seine jeweiligen vorgeschriebenen Pflichten

erfüllt.
VERS 27

Die verwirrte Seele hält sich, unter dem Einßuß der drei

Erscheinungsweisen der materiellen Natur, für den

Ausführenden von Tätigkeiten, die in Wirklichkeit von

der Natur verrichtet werden.
ERLÄUTERUNG

Zwei Menschen, die die gleiche Arbeit verrichten - der eine

im Krsna-Bewusstsein und der andere im materiellen

Bewusstsein -, scheinen auf der gleichen Ebene zu handeln,

doch liegt zwischen ihren jeweiligen Positionen ein

gewaltiger Unterschied. Der Mensch im materiellen
Bewusstsein ist aufgrund von falschem Ego davon

überzeugt, alles selbst zu tun. Er weiß nicht, dass der

Mechanismus des Körpers ein Produkt der materiellen

Natur ist, die unter der Aufsicht des Höchsten Herrn

arbeitet. Der Materialist weiß nicht, dass er letztlich unter

Krsnas Kontrolle steht. Der Mensch unter dem Einßuß des

falschen Ego bildet sich ein, alles unabhängig zu tun, und

daran erkennt man seine Unwissenheit. Er weiß nicht, dass

sein grob- und feinstofflicher Körper auf Anordnung der

Höchsten Persönlichkeit Gottes von der materiellen Natur

geschaffen wurden und dass er daher seinen Körper und

seinen Geist im Dienste Krsnas, im Krsna-Bewusstsein,

beschäftigen sollte. Der Unwissende vergißt, dass die

Höchste Persönlichkeit Gottes als Hrsikesa oder der Meister

der Sinne bekannt ist, denn durch den langen Missbrauch

seiner Sinne für Sinnenbefriedigung ist er einfach verwirrt

durch das falsche Ego, das ihn seine ewige Beziehung zu

Krsna vergessen lässt.
VERS 28
Wer die Absolute Wahrheit kennt, o Starkarmiger,
befaßt sich nicht mit den Sinnen und mit

Sinnenbefriedigung, da er sehr wohl den Unterschied

zwischen Arbeit in Hingabe und Arbeit für
fruchtbringende Ergebnisse kennt.
ERLÄUTERUNG
Wer die Absolute Wahrheit kennt, ist sich seiner

fürchterlichen Lage in der materiellen Welt bewusst. Er

weiß, dass er ein winziger Teil der Höchsten Persönlichkeit

Gottes, Krsnas, ist und dass er sich eigentlich nicht in der

materiellen Schöpfung aufhalten sollte. Er kennt seine

wirkliche Identität als ein Teilchen des Höchsten, der ewige

Glückseligkeit und ewiges Wissen ist, und er erkennt, dass

er auf irgendeine Weise von der materiellen
Lebensauffassung gefangen ist. In seinem reinen

Seinszustand ist er dafür bestimmt, seine Tätigkeiten in den

hingebungsvollen Dienst der Höchsten Persönlichkeit

Gottes, Krsnas, zu stellen. Er beschäftigt sich daher mit den

Tätigkeiten des Krsna-Bewusstseins und löst sich so auf

natürliche Weise von den umstandsbedingten und

zeitweiligen Tätigkeiten der materiellen Sinne. Er weiß,

dass seine materiellen Lebensumstände der höchsten

Kontrolle des Herrn unterstehen, und folglich fühlt er sich

durch materielle Reaktionen, gleich welcher Art, nicht

gestört, da er sie als die Barmherzigkeit des Herrn

betrachtet. Dem Srimad-Bhagavatam zufolge wird jemand,

der die Absolute Wahrheit in Ihren drei verschiedenen

Aspekten kennt, nämlich als Brahman, als Paramatma und

als die Höchste Persönlichkeit Gottes, tattvavit genannt, da

er auch seine eigene tatsächliche Stellung in Beziehung

zum Höchsten kennt.
VERS 29

Verwirrt durch die Erscheinungsweisen der materiellen

Natur, gehen die Unwissenden ausschließlich
materiellen Tätigkeiten nach und entwickeln somit

Anhaftung. Aber der Weise sollte sie nicht beunruhigen,

obwohl diese Pflichten aufgrund des Mangels an Wissen

seitens der Ausführenden von niederer Natur sind.
ERLÄUTERUNG

Menschen, die nicht intelligent sind, identifizieren sich

fälschlich mit dem groben materiellen Bewusstsein und sind

voller materieller Bezeichnungen. Unser Körper ist ein

Geschenk der materiellen Natur, und jemand, der zu sehr

am körperlichen Bewusstsein haftet, wird als mandan

bezeichnet oder einer, der träge ist und kein Verständnis

von der spirituellen Seele hat. Unwissende halten den

Körper für das Selbst; körperliche Verbindungen mit

anderen werden für Verwandtschaft gehalten, das Land, in

dem der Körper geboren wurde, ist das Objekt der

Verehrung, und die formellen religiösen Rituale werden als

Selbstzweck betrachtet. Sozialarbeit, Nationalismus und

Altruismus sind einige der Tätigkeiten für solche Menschen

mit materiellen Bezeichnungen. Im Banne solcher

Bezeichnungen sind sie auf der materiellen Ebene immer

sehr geschäftig; für sie ist spirituelle Verwirklichung ein

Mythos, und daher sind sie nicht daran interessiert.

Verwirrte Menschen dieser Art mögen sich sogar mit solch

grundlegenden Moralprinzipien wie Gewaltlosigkeit und

ähnlichen, in materieller Hinsicht wohltätigen Werken

beschäftigen. Diejenigen, die dagegen im spirituellen

Leben erleuchtet sind, sollten nicht versuchen, solche von

der Materie gefesselten Menschen zu beunruhigen. Besser,

man geht seinen eigenen spirituellen Tätigkeiten in aller

Stille nach.

Menschen, die unwissend sind, können Tätigkeiten im

Krsna-Bewusstsein nicht wertschätzen, und daher rät uns Sri

Krsna, sie nicht zu stören und damit kostbare Zeit zu

verschwenden. Aber die Geweihten des Herrn sind gütiger

als der Herr Selbst, weil sie die Absicht des Herrn

verstehen. Folglich nehmen sie alle möglichen Wagnisse

auf sich und gehen sogar so weit, dass sie unwissende

Menschen ansprechen, um zu versuchen, sie in den

Tätigkeiten des Krsna-Bewusstseins zu beschäftigen, die für

den Menschen absolut notwendig sind.
VERS 30
Deshalb kämpfe, o Arjuna, indem du all deine
Handlungen Mir hingibst und deinen Geist auf Mich
richtest, ohne Verlangen nach Gewinn und frei von
Egoismus und Gleichgültigkeit.
ERLÄUTERUNG

Dieser Vers deutet klar den Zweck der Bhagavad-Gita an.

Der Herr unterweist uns, dass man, um völlig Krsna-bewusst

zu werden, seine Pflichten wie in militärischer Disziplin

erfüllen muss. Eine solche Unterweisung mag die Dinge ein

wenig schwierig machen; aber trotzdem müssen Pflichten

in Abhängigkeit von Krsna ausgeführt werden, weil das die

wesensgemäße Stellung des Lebewesens ist. Das
Lebewesen kann nicht unabhängig von der

Zusammenarbeit mit dem Höchsten Herrn glücklich sein,

da es die ewige, wesensgemäße Stellung des Lebewesens

ist, sich den Wünschen des Herrn unterzuordnen. Arjuna

bekam daher von Sri Krsna den Befehl zu kämpfen, als

wäre der Herr sein militärischer Befehlshaber. Man muss

alles opfern, um das Wohlwollen des Höchsten Herrn zu

erlangen, und zur gleichen Zeit muss man seine

vorgeschriebenen Pflichten erfüllen, ohne irgendwelchen

Besitzanspruch zu erheben. Arjuna brauchte sich über den

Befehl des Herrn keine Gedanken zu machen; er brauchte

Seinen Befehl nur auszuführen. Der Höchste Herr ist die

Seele aller Seelen; wer sich daher voll und ganz, ohne

persönlichen Vorbehalt, vom Höchsten Herrn abhängig

macht, oder mit anderen Worten, wer völlig Krsna-bewusst

ist, wird als adhyatma-cetasa bezeichnet. NiraèÖÉ bedeutet,

dass man nach der Anweisung des Meisters handeln muss.

Auch sollte man niemals fruchttragende Ergebnisse

erwarten. Der Kassierer mag für seinen Arbeitgeber

Millionen von Mark zählen, doch beansprucht er keinen

einzigen Pfennig für sich selbst. In ähnlicher Weise muss

man erkennen, dass nichts auf der Welt einem bestimmten

Menschen gehört, sondern dass alles das Eigentum des

Höchsten Herrn ist. Das ist die wirkliche Bedeutung von

mayi oder "Mir". Wenn man in solchem Krsna-Bewusstsein

handelt, beansprucht man sicherlich nichts als sein

Eigentum. Dieses Bewusstsein nennt man nirmama oder

"nichts gehört mir". Und wenn gegen einen solch strengen

Befehl, der keine Rücksicht auf sogenannte Verwandte

oder körperliche Beziehungen nimmt, irgendein Widerwille

besteht, sollte man diese Abneigung von sich werfen; auf

diese Weise kann man vigata-jvara, das heißt frei von

fiebriger Mentalität oder Lethargie werden. Jeder muss,

seinen Eigenschaften und seiner Stellung gemäß, eine

bestimmte Tätigkeit ausüben, und all diese Pflichten

mögen, wie oben beschrieben wurde, im Krsna-Bewusstsein

erfüllt werden. Das wird einen auf den Pfad der Befreiung

führen.
VERS 31
Wer seine Pflichten nach Meinen Unterweisungen

erfüllt und dieser Lehre mit Glauben und Hingabe folgt,

ohne neidisch zu sein, wird von der Fessel
fruchtbringender Werke befreit.
ERLÄUTERUNG

Die Unterweisung der Höchsten Persönlichkeit Gottes,

Krsnas, ist die Essenz aller vedischen Weisheit und ist

daher ausnahmslos ewiglich wahr. So, wie die Veden ewig

sind, so ist auch diese Wahrheit des Krsna-Bewusstseins

ewig. Man sollte festes Vertrauen in diese Unterweisung

haben und den Herrn nicht beneiden. Es gibt viele
Philosophen, die Kommentare zur Bhagavad-Gita

schreiben, aber nicht an Krsna glauben. Sie werden niemals

von der Fessel des fruchtbringenden Tuns befreit werden.

Aber ein gewöhnlicher Mensch mit festem Glauben an die

ewigen Unterweisungen des Herrn wird, selbst wenn er

unfähig ist, solchen Anweisungen zu folgen, von der Fessel

des Gesetzes des karma befreit. Zu Beginn des Krsna-

Bewusstseins mag man die Anweisungen des Herrn nicht

vollständig ausführen, aber weil man sich diesem Prinzip

nicht widersetzt und ernsthaft handelt, ohne Niederlage und

Hoffnungslosigkeit zu beachten, wird man mit Sicherheit

auf die Ebene des reinen Krsna-Bewusstseins erhoben

werden.
VERS 32

Diejenigen aber, die aus Neid diese Lehren mißachten

und nicht regelmäßig danach handeln, sind allen

Wissens beraubt, getäuscht und zu Unwissenheit und

Knechtschaft verdammt.
ERLÄUTERUNG

Der Fehler, nicht Krsna-bewusst zu sein, wird hier klar zum

Ausdruck gebracht. So wie Ungehorsam gegenüber einer

Verfügung des Staatspräsidenten bestraft wird, so wird

auch mit Gewissheit Ungehorsam gegenüber der Anordnung

der Höchsten Persönlichkeit Gottes bestraft. Ein

ungehorsamer Mensch - er mag noch so bedeutend sein -

weiß nichts von seinem Selbst, vom Höchsten Brahman,

vom Paramatma und von der Persönlichkeit Gottes, weil

sein Herz leer ist. Daher gibt es für ihn keine Hoffnung,

sein Leben zur Vollkommenheit zu führen.
VERS 33

Selbst ein Mensch des Wissens handelt seinem Wesen

gemäß, denn jeder folgt seiner Natur. Was kann
Unterdrückung ausrichten?
ERLÄUTERUNG

Solange man sich nicht auf der transzendentalen Ebene des

Krsna-Bewusstseins befindet, kann man nicht vom Einßuß

der Erscheinungsweisen der materiellen Natur frei werden,

wie vom Herrn im Siebten Kapitel (7.14) bestätigt wird.

Daher ist es selbst dem gebildetsten Menschen auf der

weltlichen Ebene unmöglich, durch theoretisches Wissen

oder durch Unterscheidung der Seele vom Körper aus der

Verstrickung mayas herauszukommen. Es gibt viele

sogenannte Spiritualisten, die nach außen hin so tun, als

seien sie in dieser Wissenschaft fortgeschritten, aber

innerlich oder im stillen völlig unter dem Einfluss der

jeweiligen Erscheinungsweisen der Natur stehen, die sie

nicht überwinden können. Akademisch mag man sehr

gelehrt sein, doch aufgrund der langen Gemeinschaft mit

der materiellen Natur lebt man in Gefangenschaft. Krsna-

Bewusstsein hilft einem, sich aus der materiellen

Verstrickung zu lösen, auch wenn man weiter seinen

vorgeschriebenen Pflichten nachkommen mag. Deshalb

sollte niemand, ohne völlig Krsna-bewusst zu sein, plötzlich

seine vorgeschriebenen Pflichten aufgeben und künstlich

ein sogenannter yogí oder Transzendentalist werden. Es ist

besser, in seiner Position zu bleiben und zu versuchen,

unter höherer Anleitung Krsna-Bewusstsein zu erreichen. So

mag man aus der Gewalt mayas befreit werden.
VERS 34
Verkörperte Wesen empfinden gegenüber

Sinnesobjekten Anziehung und Abneigung, doch sollte

man nicht unter die Herrschaft von Sinnen und

Sinnesobjekten geraten, denn sie sind Hindernisse auf

dem Pfad der Selbstverwirklichung.
ERLÄUTERUNG
Denen, die Krsna-bewusst sind, widerstrebt es

natürlicherweise, sich materieller Sinnenbefriedigung zu

ergeben. Aber diejenigen, die nicht mit diesem Bewusstsein

leben, sollten den Regeln und Regulierungen der

offenbarten Schriften folgen. Ungezügelter Sinnengenuss ist

die Ursache für Gefangenschaft in der Materie, doch wird

jemand, der den Regeln und Regulierungen der offenbarten

Schriften folgt, durch die Sinnesobjekte nicht verstrickt.

Sexueller Genuss zum Beispiel ist ein Bedürfnis der

bedingten Seele, und in einer ehelichen Verbindung ist

Sexualität gestattet. Die Anweisungen der Schriften

verbieten beispielsweise sexuelle Beziehungen mit jeder

Frau außer der eigenen. Jede andere Frau sollte man als

seine Mutter ansehen. Aber trotz solcher Vorschriften neigt

ein Mann dazu, sexuelle Beziehungen mit anderen Frauen

zu unterhalten. Diese Neigungen müssen bezwungen

werden; sie werden sonst zu Hindernissen auf dem Pfad der

Selbstverwirklichung. Solange der materielle Körper da ist,

dürfen die Bedürfnisse des materiellen Körpers befriedigt

werden, jedoch nach Regeln und Vorschriften. Dennoch

sollten wir nicht auf die Kontrolle solcher Bewilligungen

bauen. Man muss diesen Regeln und Regulierungen folgen,

ohne an ihnen zu haften, denn auch Sinnenbefriedigung

unter Regulierungen kann einen vom rechten Weg

abbringen, ebenso wie selbst auf Hauptstraßen immer die

Möglichkeit eines Unfalls besteht. Obwohl solche Straßen

sorgsam in gutem Zustand gehalten werden, kann doch

niemand garantieren, dass nicht auch auf der sichersten

Straße Gefahr lauert. Der Geist des Genießens ist aufgrund

materieller Gemeinschaft schon seit sehr, sehr langer Zeit

in uns. Es besteht daher trotz geregelten Sinnengenusses

immer die Möglichkeit, zu Fall zu kommen; deshalb muss

auch jede Anhaftung an geregelten Sinnengenuss unter allen

Umständen vermieden werden. Aber das Handeln im

liebevollen Dienst für Krsna löst einen von allen Arten

sinnlicher Tätigkeiten. Niemand sollte daher auf

irgendeiner Stufe des Lebens versuchen, vom Krsna-

Bewusstsein losgelöst zu sein. Der ganze Sinn der

Loslösung von allen Arten der sinnlichen Anhaftung

besteht letztlich darin, auf der Ebene des Krsna-
Bewusstseins verankert zu werden.
VERS 35
Es ist weit besser, die eigenen vorgeschriebenen

Pflichten zu erfüllen, auch wenn sie fehlerhaft sein

mögen, als die Pflichten eines anderen. Es ist besser, bei

der Erfüllung der eigenen Pflicht ins Verderben zu

stürzen, als den Pflichten eines anderen

nachzukommen; denn dem Pfad eines anderen zu folgen

ist gefährlich.
ERLÄUTERUNG

Man sollte daher lieber seine vorgeschriebenen Pflichten in

völligem Krsna-Bewusstsein erfüllen, als Pflichten

nachzukommen, die anderen vorgeschrieben sind.
Vorgeschriebene Pflichten ergänzen unseren
psychosomatischen Zustand im Bann der

Erscheinungsweisen der materiellen Natur. Spirituelle

Pflichten sind Pflichten, die der spirituelle Meister für den

transzendentalen Dienst Krsnas anordnet. Aber ganz gleich,

ob im materiellen oder spirituellen Bereich, man sollte

selbst angesichts des Todes lieber zu seinen Pflichten

stehen als die Pflichten eines anderen nachahmen. Pflichten

auf der materiellen Ebene und Pflichten auf der spirituellen

Ebene mögen voneinander verschieden sein, doch das

Prinzip, der autorisierten Weisung zu folgen, ist für den

Ausführenden immer vorteilhaft. Wenn man im Bann der

Erscheinungsweisen der materiellen Natur steht, sollte man

den für bestimmte Situationen vorgeschriebenen Regeln

folgen, und nicht andere imitieren. Zum Beispiel ist ein

brahmana, der sich in der Erscheinungsweise der Tugend

befindet, gewaltlos, wohingegen es einem ksatriya, der sich

in der Erscheinungsweise der Leidenschaft befindet, erlaubt

ist, Gewalt anzuwenden. Für einen ksatriya ist es daher

besser, getötet zu werden, während er den Regeln der

Gewalt folgt, als einen brahmana nachzuahmen, der den

Prinzipien der Gewaltlosigkeit folgt. Jeder muss sein Herz

durch einen allmählichen Vorgang läutern, nicht abrupt.

Wenn jemand jedoch die Erscheinungsweisen der

materiellen Natur transzendiert und völlig im Krsna-

Bewusstsein verankert ist, kann er unter der Führung des

echten spirituellen Meisters alles und jedes tun. Auf dieser

vollkommenen Stufe des Krsna-Bewusstseins mag ein

ksatriya als brahmana oder ein brahmana als ksatriya

handeln. Auf der transzendentalen Ebene gelten die

Unterschiede der materiellen Welt nicht. Zum Beispiel war

Vièvamitra ursprünglich ein ksatriya, doch handelte er

später als brahmana, während Parasurama ein brahmana

war und später als ksatriya handelte. Da sie in der

Transzendenz verankert waren, konnten sie dies tun, doch

solange man sich auf der materiellen Ebene befindet, muss

man seine Pflichten in Entsprechung zu den

Erscheinungsweisen der materiellen Natur erfüllen. Zur

gleichen Zeit muss man sich über Krsna-Bewusstsein voll im

klaren sein.
VERS 36
Arjuna sagte: O Nachkomme Vrsnis, durch was wird

man getrieben, sündig zu handeln - sogar wider Willen,

wie unter Zwang?
ERLÄUTERUNG

Ein Lebewesen ist, als winziger Teil des Höchsten,

ursprünglich spirituell, rein und frei von allen materiellen

Verunreinigungen. Deshalb ist es von Natur aus den

Sünden der materiellen Natur nicht ausgesetzt. Doch wenn

es mit der materiellen Natur in Berührung ist, begeht es,

ohne zu zögern, viele Sünden - manchmal sogar gegen

seinen Willen. Deshalb ist Arjunas Frage an Krsna nach der

pervertierten Natur der Lebewesen sehr dringlich. Obwohl

das Lebewesen manchmal nicht sündig handeln will, ist es

dennoch dazu gezwungen. Sündhafte Handlungen werden

jedoch nicht von der Überseele im Innern veranlaßt,

sondern haben eine andere Ursache, wie der Herr im

nächsten Vers erklärt.
VERS 37

Der Segenspendende Herr sprach: Es ist Lust allein,

Arjuna, die aus Berührung mit den materiellen
Erscheinungsweisen der Leidenschaft geboren und
später in Zorn umgewandelt wird. Sie ist der
allesverschlingende, sündige Feind dieser Welt.
ERLÄUTERUNG

Wenn ein Lebewesen mit der materiellen Schöpfung in

Berührung kommt, wird seine ewige Liebe zu Krsna durch

die Verbindung mit der Erscheinungsweise der

Leidenschaft in Lust umgewandelt. Oder mit anderen

Worten: Die Empfindung der Liebe zu Gott wird in Lust

umgewandelt, ebenso wie Milch in Berührung mit saurer

Tamarinde zu Yoghurt wird. Wenn dann die Lust

unbefriedigt bleibt, wandelt sie sich in Zorn; aus Zorn

entsteht Illusion, und aufgrund von Illusion ist man

gezwungen, das materielle Dasein weiter fortzusetzen.

Folglich ist Lust der größte Feind des Lebewesens. Und es

ist Lust allein, die das reine Lebewesen veranlasst, in der

materiellen Welt verstrickt zu bleiben. Zorn ist eine

Manifestation der Erscheinungsweise der Unwissenheit -

diese Erscheinungsweise äußert sich durch Zorn und andere

Folgeerscheinungen. Wenn man daher nach der

vorgeschriebenen Methode lebt und handelt und somit von

der Erscheinungsweise der Leidenschaft zur

Erscheinungsweise der Tugend erhoben wird, anstatt zur

Erscheinungsweise der Unwissenheit abzusinken, kann man

durch spirituelle Anhaftung vor der Entartung durch den

Zorn gerettet werden.

Der Herr, die Höchste Persönlichkeit Gottes, erweiterte

Sich in viele, um Sich Seiner ewig anwachsenden

spirituellen Glückseligkeit zu erfreuen, und die Lebewesen

sind Teile dieser spirituellen Glückseligkeit. Auch besitzen

sie eine bedingte Unabhängigkeit, doch durch den

Missbrauch ihrer Unabhängigkeit - wenn die dienende

Haltung in die Neigung zu Sinnengenuss umgewandelt wird

-, geraten sie unter die Herrschaft der Lust. Die materielle

Schöpfung ist vom Herrn geschaffen worden, um den
bedingten Seelen die Möglichkeit zu geben, diese

lustvollen Neigungen zu befriedigen, und wenn sie von

ihren anhaltenden lustvollen Tätigkeiten völlig enttäuscht

sind, beginnen die Lebewesen, nach ihrer eigentlichen

Stellung zu fragen.

Mit dieser Frage beginnen die Vedanta-sutras, wo es heißt:

athato brahma-jijnasa. "Man soll nach dem Höchsten

fragen." Und das Höchste wird im Srimad Bhagavatam

definiert als janmadyasya yato 'nvayad itaratas ca, das

heißt: "Der Ursprung allen Seins ist das Höchste Brahman."

Folglich hat auch die Lust ihren Ursprung im Höchsten.

Wenn deshalb die Lust in Liebe zum Höchsten

umgewandelt wird, das heißt in Krsna-Bewusstsein, oder

mit anderen Worten, wenn man alle Wünsche auf Krsna

richtet, dann können sowohl Lust als auch Zorn

spiritualisiert werden. Hanuman, der große Diener Sri

Ramas, richtete sein Zorn gegen seine Feinde, um den

Herrn zu erfreuen. Deshalb werden Lust und Zorn, wenn

sie im Krsna-Bewusstsein beschäftigt werden, zu unseren

Freunden statt zu unseren Feinden.
VERS 38

Wie Feuer von Rauch, ein Spiegel von Staub und ein

Embryo vom Mutterleib bedeckt ist, so wird das
Lebewesen von verschiedenen Graden dieser Lust
bedeckt.
ERLÄUTERUNG

Es gibt drei Grade von Bedeckung des Lebewesens, durch

die sein reines Bewusstsein verfinstert wird. Diese

Bedeckung ist nichts anderes als Lust in verschiedenen

Manifestationen und wird mit Rauch im Feuer, Staub auf

dem Spiegel und dem Mutterleib über einem Embryo

verglichen. Wenn Lust mit Rauch verglichen wird, bedeutet

dies, dass das Feuer des lebendigen Funkens ein wenig

wahrgenommen werden kann. Mit anderen Worten: Wenn

das Lebewesen sein Krsna-Bewusstsein ein wenig entfaltet,

mag es mit dem von Rauch bedeckten Feuer verglichen

werden. Obwohl dort, wo Rauch ist, notwendigerweise

Feuer sein muss, gibt es auf der frühen Stufe keine

offenkundige Manifestation von Feuer. Diese Stufe

entspricht dem Beginn des Krsna-Bewusstseins. Der Staub

auf dem Spiegel bezieht sich auf einen Reinigungsvorgang

des Spiegels des Geistes durch vielfältige spirituelle

Methoden. Der beste Vorgang ist das Chanten der Heiligen

Namen des Herrn. Der vom Mutterleib bedeckte Embryo ist

ein Vergleich, der eine hilflose Lage illustrieren soll, denn

das Kind im Mutterschoß ist so hilflos, dass es sich nicht

einmal bewegen kann. Dieser Lebenszustand kann mit dem

der Bäume verglichen werden. Die Bäume sind ebenfalls

Lebewesen, aber aufgrund ihrer sehr starken Äußerung von

Lust sind sie in einen solchen Lebensumstand versetzt

worden, dass sie beinahe ohne jedes Bewusstsein sind. Der

bedeckte Spiegel wird mit den Vögeln und Säugetieren und

das von Rauch bedeckte Feuer mit dem Menschen
verglichen. In der Form eines Menschen mag das
Lebewesen sein Krsna-Bewusstsein ein wenig

wiederbeleben, und wenn es sich weiter entwickelt, kann

das Feuer des spirituellen Lebens in der menschlichen Form

entfacht werden. Wenn man mit dem Rauch im Feuer

sorgfältig umgeht, kann das Feuer zum Lodern gebracht

werden. Deshalb ist die menschliche Lebensform eine

Gelegenheit für das Lebewesen, der Verstrickung des

materiellen Daseins zu entkommen. In der menschlichen

Lebensform kann man den Feind, die Lust, besiegen, indem

man unter kundiger Führung Krsna-Bewusstsein kultiviert.

VERS 39

So wird das reine Bewusstsein eines Menschen von seiner

ewigen Feindin in der Form von Lust bedeckt, die
niemals befriedigt werden kann und die wie Feuer
brennt.
ERLÄUTERUNG

In der Manu-smrti heißt es, dass Lust durch kein noch so

großes Ausmaß an Sinnengenuss befriedigt werden kann,

ebenso wie Feuer niemals durch eine ständige Zufuhr von

Öl gelöscht wird. In der materiellen Welt ist der

Mittelpunkt aller Tätigkeiten Sex, und daher wird die

materielle Welt als maithunya-agara oder die Ketten des

Geschlechtslebens bezeichnet. In einem gewöhnlichen

Gefängnis werden Verbrecher hinter Gittern festgehalten;

in ähnlicher Weise werden die Verbrecher, die gegen die

Gesetze des Herrn verstoßen, durch Sexualität in Ketten

gelegt. Fortschritt der materiellen Zivilisation auf der

Grundlage von Sinnenbefriedigung bedeutet, die Dauer der

materiellen Existenz eines Lebewesens zu verlängern.

Daher ist die Lust das Symbol der Unwissenheit, durch die

das Lebewesen in der materiellen Welt gehalten wird.

Während des Genusses sinnlicher Befriedigung mag es so

etwas wie ein Glücksgefühl geben, doch in Wirklichkeit ist

dieses sogenannte Glücksgefühl der eigentliche Feind des

Sinnengenießers.
VERS 40
Die Sinne, der Geist und die Intelligenz sind die

Wohnstätten dieser Lust, die das wirkliche Wissen des

Lebewesens verschleiert und das Lebewesen verwirrt.

ERLÄUTERUNG

Der Feind hat verschiedene strategische Punkte im Körper

der bedingten Seele besetzt, und daher weist Sri Krsna auf

diese Stellen hin, damit derjenige, der den Feind besiegen

will, weiß, wo er ihn finden kann. Der Geist ist das

Zentrum aller Tätigkeiten der Sinne, und somit ist der Geist

das Behältnis aller Pläne für Sinnenbefriedigung; als Folge

werden Geist und Sinne zu Sammelplätzen der Lust. Als

nächstes wird die Intelligenz-Abteilung zum Hauptort solch

lustvoller Neigungen. Die Intelligenz ist die unmittelbare

Nachbarin der Seele. Die lustvolle Intelligenz beeinflusst die

Seele, das falsche Ego anzunehmen und sich mit Materie

und folglich mit Geist und Sinnen zu identifizieren. Die

Seele verfällt dem Genuss der materiellen Sinne und hält

dies fälschlich für wahres Glück. Diese falsche

Identifizierung der Seele wird sehr schön im Srimad-

Bhagavatam erklärt.

"Ein Mensch, der den Körper, der aus drei Elementen

geschaffen ist, mit seinem Selbst identifiziert, die

Nebenprodukte des Körpers für seine Verwandten hält, sein

Geburtsland als verehrungswürdig betrachtet und einen

Pilgerort besucht, um dort nur ein Bad zu nehmen, statt

Weise mit transzendentalem Wissen aufzusuchen, muss als

Esel oder Kuh betrachtet werden."
VERS 41

Deshalb, o Arjuna, bester der Bharatas, bezwinge gleich

zu Anfang dieses große Symbol der Sünde [die Lust],

indem du die Sinne regulierst, und erschlage diese

Zerstörerin des Wissens und der Selbstverwirklichung.

ERLÄUTERUNG

Der Herr gab Arjuna den Rat, die Sinne von Anfang an zu

regulieren, so dass er die größte sündige Feindin, die Lust,

bezwingen könne, die den Drang nach

Selbstverwirklichung und besonders das Wissen vom Selbst

zerstört. Jnanam bezieht sich auf das Wissen, das das Selbst

vom Nicht-Selbst unterscheidet, oder mit anderen Worten,

auf das Wissen darum, dass die spirituelle Seele nicht der

Körper ist. VijÒanam bezieht sich auf spezifisches Wissen

von der spirituellen Seele, ihrer wesensgemäßen Stellung

und ihrer Beziehung zur Höchsten Seele. Dies wird im

Srimad Bhagavatam wie folgt erklärt:

"Das Wissen vom Selbst und vom Höchsten Selbst ist sehr

vertraulich und geheimnisvoll, da es von maya verschleiert

wird, doch solches Wissen und besonders die

Verwirklichung können verstanden werden, wenn sie vom

Herrn Selbst erklärt werden."

Die Bhagavad-Gita gibt uns dieses Wissen, besonders

Wissen vom Selbst. Die Lebewesen sind winzige Teile des

Herrn, und daher besteht ihre Aufgabe einfach darin, dem

Herrn zu dienen. Dieses Bewusstsein nennt man Krsna-

Bewusstsein. Man muss also vom Beginn des Lebens an

dieses Krsna-Bewusstsein erlernen, und so mag man völlig

Krsna-bewusst werden und dementsprechend handeln.

Lust ist nur die verzerrte Spiegelung der Liebe zu Gott, die

für jedes Lebewesen natürlich ist. Wenn man aber gleich

von Anfang an im Krsna-Bewusstsein erzogen wird, kann

diese natürliche Gottesliebe nicht zu Lust entarten. Wenn

Gottesliebe zu Lust entartet, ist es sehr schwierig, zum

normalen Zustand zurückzukehren. Nichtsdestoweniger ist

Krsna-Bewusstsein so mächtig, dass sogar ein Mensch, der

spät beginnt, lernen kann, Gott zu lieben, indem er den

regulierenden Prinzipien des hingebungsvollen Dienstes

folgt. Man kann also von jeder Stufe des Lebens aus, bzw.

dann, wenn man die dringende Notwendigkeit einsieht,

beginnen, seine Sinne im hingebungsvollen Dienst des

Herrn zu regulieren, und so die Lust in Liebe zu Gott

umwandeln - der höchsten Vollkommenheit des
menschlichen Lebens.
VERS 42

Die aktiven Sinne sind der leblosen Materie überlegen;

der Geist steht über den Sinnen; die Intelligenz steht

über dem Geist, und sie [die Seele] steht sogar noch

über der Intelligenz.
ERLÄUTERUNG

Die Sinne sind verschiedene Ventile für die Tätigkeit der

Lust. Die Lust sammelt sich im Körper, aber durch die

Sinne ist ihr ein Ventil geschaffen. Daher stehen die Sinne

über dem Körper als Ganzes. Diese Ventile sind nicht in

Gebrauch, wenn ein höheres Bewusstsein, das heißt Krsna-

Bewusstsein, vorhanden ist. Im Krsna-Bewusstsein stellt die

Seele eine direkte Verbindung mit der Höchsten
Persönlichkeit Gottes her. Deshalb enden die

Körperfunktionen, wie hier beschrieben wird, letztlich in

der Höchsten Seele. Mit körperlicher Tätigkeit sind die

Funktionen der Sinne gemeint, und die Funktionen der

Sinne einzustellen bedeutet, alle körperlichen Tätigkeiten

zu beenden. Aber weil der Geist tätig ist, wird er auch dann

handeln, wenn der Körper still und in Ruhe ist, wie es

während des Träumens geschieht. Über dem Geist aber

steht die Entschlossenheit der Intelligenz, und über der

Intelligenz befindet sich die Seele. Wenn daher die Seele

direkt mit dem Höchsten beschäftigt ist, werden

natürlicherweise alle anderen Untergeordneten, nämlich die

Intelligenz, der Geist und die Sinne, von selbst beschäftigt

sein. In der Katha Upanisad gibt es einen Abschnitt, wo es

heißt, dass die Objekte der Sinnenbefriedigung den Sinnen

überlegen sind und dass der Geist über den Sinnesobjekten

steht. Wenn daher der Geist ständig direkt im Dienst des

Herrn tätig ist, gibt es für die Sinne keine Möglichkeit, in

anderer Weise aktiv zu werden. Diese Geisteshaltung

wurde schon erklärt. Wenn der Geist im transzendentalen

Dienst des Herrn beschäftigt ist, hat er keine Möglichkeit,

niedrigen Neigungen nachzugehen. In der Katha Upanisad

wurde die Seele als mahan oder die Große beschrieben.

Folglich steht die Seele über allem, das heißt den

Sinnesobjekten, den Sinnen, dem Geist und der Intelligenz.

Die wesensgemäße Stellung der Seele zu verstehen ist

daher die Lösung des ganzen Problems.

Mit Intelligenz muss man die wesensgemäße Stellung der

Seele herausfinden und dann den Geist immer im Krsna-

Bewusstsein beschäftigen. Das löst das ganze Problem.

Einem Spiritualisten, der neu ist, wird im allgemeinen

geraten, sich von den Objekten der Sinne fernzuhalten.

Man muss den Geist stärken, indem man die Intelligenz

benutzt. Wenn man kraft seiner Intelligenz den Geist im

Krsna-Bewusstsein beschäftigt, indem man sich völlig der

Höchsten Persönlichkeit Gottes ergibt, dann wird der Geist

von selbst stärker, und obwohl die Sinne sehr stark sind,

wie Schlangen, werden sie nicht wirksamer sein als

Schlangen mit herausgebrochenen Giftzähnen. Aber

obwohl die Seele Herr über die Intelligenz und den Geist

und auch die Sinne ist, besteht doch immer die Gefahr,

durch den in Erregung geratenen Geist zu Fall zu kommen,

solange die Seele nicht durch Gemeinschaft mit Krsna im

Krsna-Bewusstsein gestärkt ist.
VERS 43

Wenn man also weiß, dass man transzendental zu den

materiellen Sinnen, dem Geist und der Intelligenz ist,

sollte man das niedere Selbst durch das höhere Selbst

beherrschen und so - kraft spiritueller Stärke - diese

unersättliche Feindin, die Lust, bezwingen.
ERLÄUTERUNG

Dieses Dritte Kapitel der Bhagavad-Gita lenkt schlüssig

zum Krsna-Bewusstsein hin, indem man sich als der ewige

Diener der Höchsten Persönlichkeit Gottes erkennt, ohne

die
unpersönliche Leere als das endgültige Ziel zu

betrachten. Im materiellen Leben wird man mit Sicherheit

von Neigungen zu Lust und dem Wunsch nach Herrschaft

über die Schätze der materiellen Natur beeinflusst. Das

Begehren nach Herrschaft und die Begierde nach

Sinnenbefriedigung sind die größten Feinde der bedingten

Seele; doch durch die Stärke des Krsna-Bewusstseins kann

man die materiellen Sinne, den Geist und die Intelligenz

beherrschen. Man sollte seine Arbeit und seine

vorgeschriebenen Pflichten nicht plötzlich aufgeben, doch

wenn man allmählich Krsna-Bewusstsein entwickelt, kann

man durch stetige Intelligenz, die auf die reine Identität

gerichtet ist, in einer transzendentalen Stellung verankert

werden, ohne von den materiellen Sinnen und dem Geist

beeinflusst zu sein. Das ist die Essenz dieses Kapitels. Auf

der unreifen Stufe materieller Existenz können

philosophische Spekulationen und künstliche Versuche, die

Sinne durch die sogenannte Übung von yoga-Stellungen zu

kontrollieren, einem Menschen nicht helfen, spirituelles

Leben zu erlangen. Er muss durch höhere Intelligenz im

Krsna-Bewusstsein geschult werden.
Hiermit enden die Bhaktivedanta-Erläuterungen zum

Dritten Kapitel der Srimad Bhagavad-Gita mit dem Titel:

"Karma-yoga".

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