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GBS : Guenter Nicke, Weg zu geistigem Reichtum
Ein Weg zu geistigem Reichtum
Gedanken zum Spenden für Bahá'í-Fonds

Gewidmet all jenen lieben Seelen, die nach Gottes heiligem

Ratschluß zu einer Zeit in die geistige Welt aufgestiegen sind, zu

der sie in unseren Herzen eine tiefe Spur der Sehnsucht hinter-

ließen.

Möge der geistige Fortschritt, den diese kleine Schrift unter den

Anhängern Bahá'u'lláhs auf dieser Erde mit der Hilfe Gottes be-

wirken könnte, in gleichem Maße das himmlische Wachstum die-

ser geliebten Wesen fördern und für uns und sie den Weg zur

Wiedervereinigung in der Ewigkeit bereiten helfen.

von Günter Nicke
27624 Bederkesa, Deutschland - Germany

(c) copyright 1993 by Günter Nicke, Im Mühlenfeld 27, 27624 Bederkesa, Germany

Inhalt
Verweis auf im Anhang 1 wiedergegebene Zitate
Seite

Ein Traumerlebnis anstelle eines Vorwortes................................................... 4

1. Unser Glaube ................................................................................................. 6

2. Reichtum der Ewigkeit: Dienstbarkeit und Opferbereitschaft ......................... 8

Anhang 1 - Nrn.7 und 12

3. Die Fähigkeit zum Geben ist von Gott verliehen........................................... 10

Anhang 1 - Nrn.2, 3 und 13

4. Das wirkliche Opfer, die eigene Beschränkung............................................. 11

beim Geben zählt vor Gott Anhang 1 - Nr.19

5. Das Motiv: Den eigenen Wohlstand für das.................................................. 13

Wohlergehen aller einzusetzen Anhang 1. .Nrn.4, 6 und 8

6. Opferbereitschaft zum Geben bedarf des Vertrauens in die......................... 15

verheißenen Segnungen und hat die Furcht vor sozialem

Absinken nicht nötig Anhang 1 - Nrn.2 und 10

7. Das Geben für die Bahá´í-Fonds ist ein Mittel, die........................................ 16

örtliche, regionale und weltweite Einheit unserer

Bahá´í-Gemeinschaft zu betonen Anhang 1 - Nrn. 2 und 21

8. Ob individuelles Spenden oder soziales Teilen,............................................ 17

es gilt das Prinzip der Freiwilligkeit Anhang 1 - Nr.9

9. Die Bereitschaft zum Geben darf nicht von der..............................................18

persönlichen Beurteilung der Erfolgsaussichten
eines Projektes abhängig sein Anhang 1 - Nr.22

Eine Anregung anstelle eines Nachwortes:.................................................. 20

Nutze die Gabe der Fähigkeit zum Geben für die
Bahá´í-Fonds jetzt, morgen kann es zu spät sein
Anhang 1 - Nr.14
Anhang 1

Zitate zum Thema, vorwiegend von 'Abdu'l-Bahá......................................... 21

Anhang 2

Die Sterntaler, ein Grimms Märchen............................................................. 35

Ein Traumerlebnis anstelle eines Vorwortes

Es war genau am Tag vor meinem Geburtstag. Es war Anfang Juni. Gerade war

ich dabei, mir den Schlaf aus den Augen zu reiben, da schoß es mir in den Sinn:

Im Traum war mir Shoghi Effendi erschienen! Dabei bin ich einer, dem es nur ganz

selten glückt, Traumerinnerungen in das Wachsein hinüberzuretten. Solche Erleb-

nisse kann ich in meinem fast 60-jährigen Leben an den Fingern einer Hand auf-

zählen. Und nun der geliebte Hüter in meinem Traum - ganz deutlich - mit einer

Aufforderung an mich!

Das alles geschah in Victoria, der hübschen Hauptstadt des kanadischen Paci-

ficstaates British Columbia und dort in dem britischsten Hotel, das ich kenne: im

altehrwürdigen Empress. Aber jetzt ist es wohl an der Zeit, etwas über die Um-

stände zu berichten, die es bewirkten, daß ich als Norddeutscher hier im Empress

in Victoria mit einem Traum von Shoghi Effendi erwachte.

Anfang des Jahres war unsere Familie von einem sehr erschütternden, in seiner

Auswirkung auf unser künftiges Leben großen Ereignis betroffen worden: Unsere

geliebte Frau und Mutter war nach langer, geduldig und ergeben angenommener

Prüfung durch Schmerz und Krankheit in Sein himmlisches Reich aufgestiegen.

Uns wurde die Gnade zuteil, ihren Heimgang bei uns zu Hause mit ihr gemeinsam

zu erleben und uns von ihr bis zum Wiedersehen im Reiche der Ewigkeit in vollem

Bewußtsein zu verabschieden. Der Windhauch des für kurze Zeit offenen Fensters

zum 'Abhá-Königreich hatte uns berührt. Nichts konnte danach wieder so sein o-

der werden wie vorher. Seitdem ist auch mein Leben auf dieser Welt in meinem

Bewußtsein wirklich begrenzt und endlich geworden. Und das nicht nur in meditativ

versenkten Augenblicken, nein, dieses Bewußtsein ist mir nun allgegenwärtig. Es

löst in mir im Hinblick auf die Aussicht auf die Wiedervereinigung mit meiner lieben

Frau ein tiefes Glücksgefühl aus. Andererseits macht dieses permanente Bewußt-

sein der eigenen Endlichkeit aber auch besorgt. Gelingt es mir, in der noch

verbleibenden Zeit alle Möglichkeiten zu eigenem geistigen Wachstum zu nutzen,

die jedem Menschen in verschwenderischer Fülle zu beiden Seiten des Lebens-

weges jeden Tag aufs Neue gegeben werden? Eine dieser Möglichkeiten für geis-

tiges Wachstum ist mit Sicherheit das Opfer - auch das materielle Opfer in Form

von Spenden für Bahá´í-Fonds -, wovon diese kleine Schrift handeln wird.

Nachdem die Beerdigung vorüber, die Kinder wieder abgereist waren und ich

selbst wieder einigermaßen den Boden unter meinen Füßen fühlte, reifte in mir der

Plan, im Namen meiner lieben Heimgegangenen eine größere Reise zu machen,

die mich erst nach Kanada führen sollte - nach B.C. - wo Schwester und Schwager

meiner Frau leben und danach nach Australien, New South Wales, wo eine unse-

rer Töchter mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern wohnt. Beide bat ich, falls ge-

wünscht, mit den örtlichen Bahá´í-Gemeinden für deren Interessenten Vortrags-

abende zu vereinbaren, auf denen ich zum ersten Mal in meinem Leben wagen

wollte, Englisch zu sprechen. Es geschah so; und da mein Fach die Wirtschaft ist,

sprach ich über die möglichen Beziehungen von Wirtschaft und Religion in unserer

Zeit, deren schlimme Probleme ja weitgehend durch die Art unseres Wirtschaftens

verursacht werden.

Und, um nun wieder den Faden vom Anfang aufzunehmen, der Traum war nicht

nur am Tage vor meinem Geburtstag, sondern auch am Tage vor meinem ersten

englischen Vortrag vor der Bahá´í-Gemeinde West-Vancouver, der ja auch indirekt

von den Opfern an materiell lieb Gewonnenem handelte, die für die Herstellung

von Gerechtigkeit für eine auch in ihren materiellen Belangen geeinte Welt erfor-

derlich würden.

Doch hier nun der Traum: Es war wohl so um die arbeitsfreie Zeit einer Bahá´í-

Sommerschule nach dem Mittagessen, wo man Freunde trifft, mit ihnen spazieren

geht oder anderes Entspannendes tut. Da trat Shoghi Effendi zu mir, - er und ich

waren verhältnismäßig jung - wir unterhielten uns sehr leger, der Abstand durch

Rang und Autorität seines hohen Amtes war nicht zu spüren, die Atmosphäre war

eher "hemdsärmelig". Ich fühlte mich unsagbar wohl in seiner Gegenwart. Da sag-

te er zu mir recht unvermittelt, ich solle eine kleine Abhandlung über das Spenden

für Bahá´í-Fonds schreiben. Dies solle keine Kompilation, keine Zitatesammlung

sein, sondern ich solle mich mit meinen eigenen Worten ausdrücken. Dabei sei

sein ausdrücklicher Wunsch, daß ich mich ausschließlich auf Äußerungen und

Schriften 'Abdu'l-Bahás beziehe. Wenn ich damit fertig sei, würde er wieder zu mir

kommen, um die Arbeit mit mir durchzusehen und weitere Anregungen zu geben.

Das war der Traum. Egal, wie man zu Traumerlebnissen steht, ob man an sie

glauben will oder nicht: für mich war es jedenfalls Anlaß, mich mit dem Thema

"Spenden" zu befassen. Ich begann ganz gezielt, die Schriften von und über 'Ab-

du'l-Bahá dazu durchzusehen und denke, daß ich fündig wurde. Die dabei gewon-

nen Erkenntnisse sind im einzelnen vertieften Bahá´í-Freunden sicher bekannt. Mir

scheinen aber die Zusammenhänge zwischen den einzelnen Themenschwerpunk-

ten von aktuellem Interesse und in dieser Verbindung bisher nicht dargestellt zu

sein. Es ergibt sich für das Spenden und damit für das Materielle-Opfer-Bringen

eine Sichtweise, die das Leben und das private Wirtschaften jedes Gläubigen - ob

in Knappheit lebend oder wohlhabend - tief und nachhaltig beeinflussen kann.

1. Unser Glaube

"Wie bedauerlich, wie jämmerlich ist es, daß die meisten Menschen an Dingen

hängen, die sie besitzen und sich nur mit diesen beschäftigen, während sie des-

sen, was Gottes ist, nicht gewahr werden und wie durch einen Schleier davon ge-

trennt sind!

Geburt und Tod sind die zwei Tore, die das irdische Leben mit Welten verbinden,

die unserer sinnlichen Erkenntnis verborgen sind. Das menschliche Grundbestre-

ben nach Erkenntnis bedient sich in der irdischen Welt der fünf Sinne und des in-

tellektuellen Verstandes. An den beiden Toren Geburt und Tod gewinnt es entwe-

der die Fähigkeit einer neuen Wissensqualität, die wir als Glauben bezeichnen,

oder es kommt durch angstvolle Bewußtseinseinengung zu einer Leugnung dieser

jenseitigen Welten mit der Folge, nur einzig und allein unsere irdische Existenz als

wirklich zu begreifen.

Wenn unser Glaube an die Existenz von Welten jenseits der beiden Tore uns zu

der Frage nach unserem Woher und Wohin, ja weiter zu der Frage nach dem Wa-

rum unserer eigenen Existenz führt, sprechen wir von Religion. Unsere unstillbare

Sehnsucht nach Antwort auf diese "drei großen W's" Woher kommen wir, Wohin

gehen wir, Warum existieren wir führt uns direkt zur einzig möglichen Quelle der

Antwort, zu Gott. Aber sehr schnell begreifen wir auch hier unsere Begrenztheit:

Gott ist 'verhüllt in Seinem unausdenkbaren Wesen.' Wir ahnen Ihn, spüren Seine

Macht und Herrschaft, erkennen können wir Ihn nicht, geschweige denn auf Seine

direkte Antwort auf unsere drei "W"-Fragen hoffen. Wir fallen auf die Knie. "Ihr

stürzt nieder, Millionen? Ahnest Du den Schöpfer, Welt?" dichtet Friedrich Schiller

in seiner Ode an die Freude.

Unsere Ahnung von Gott läßt uns weiter suchen nach Antwort. Und siehe, Er läs-

set uns, wen immer Er will, dem Größten Meere nahekommen, in dem die Antwort

in einer uns verständlichen Sprache verborgen liegt. Einmal an dieses Ufer ge-

kommen, müssen wir nur bereit sein, uns in dieses Meer Seiner Worte hineinzu-

versenken. Wir sind am Ziel: Er ist zur Antwort bereit. Sein Größtes Meer sind Sei-

ne Offenbarungen, die Er Seinen Geistwesen anvertraut hat, damit Sie in mensch-

licher Gestalt der Menschheit Seine Antwort bringen, Seinen Willen künden, Seine

Ziele verheißen. Diese Gott-gesandten Geistwesen in Menschenkörpern sind die

großen Offenbarergestalten, die jeder zu Seiner Zeit und an Seinem Ort die Kul-

turentwicklung der Menschheit ausgelöst und begleitet haben.

Aber wie Sie erkennen, wie Sie unterscheiden von den falschen Propheten? Zual-

lererst bedürfen wir dazu der göttlichen Gnade 'Wen immer Er will, lässet Er dem

Größten Meere nahe kommen'. Dann wissen wir von Jesus Christus, daß wir Sie

an Ihren Früchten erkennen sollen. Also an Ihrer Offenbarung selbst. "Versenkt

euch in das Meer Meiner Worte"!

Und da lesen wir die direkte Antwort auf unsere Warum-Frage 'Warum existieren

wir':
"O Sohn des Geistes!

Verhüllt in Meinem unausdenkbaren Wesen und in der Ewigkeit Meines Seins er-

kannte ich Meine Liebe zu Dir;

darum erschuf Ich dich, prägte dir Mein Ebenbild ein und offenbarte dir Meine

Schönheit."
Hervorhebung durch Verfasser

Kein Zweifel, der Gottgesandte Offenbarer für die Zeit, in der wir leben, ist

Bahá'u'lláh. Der Grund unserer Existenz ist die Liebe Gottes zu uns. So steht es

in dem Verborgenen Wort arab. 3. Das ist die Antwort Gottes durch Bahá'u'lláh auf

unsere Warum-Frage. Diese Antwort ist so wunderbar, so klar, so anheimelnd, so

voller Sicherheit für unser Leben. Es wird so leicht, diese Liebe zu Seinem unaus-

denkbaren Wesen in der Heiligen Person Bahá'u'lláhs zu erwidern und in Folge

Seines Bundes auf die großen Gestalten und Institutionen des Bahá´í-Glaubens,

auf 'Abdu'l-Bahá, Shoghi Effendi und das Universale Haus der Gerechtigkeit zu

übertragen.

Aus unserer Liebe wächst bedingungsloses Vertrauen. Vertrauen zu Seiner All-

macht, zu Seiner Weisheit, zu Seiner Hilfe, zu Seiner Gnade. Vertrauen vor allem

aber zu Seinen Geboten, Seinen Zielen und Plänen. Nichts ersehnen wir mehr, als

den Sieg Seiner Sache, von der wir wissen, daß nur sie das Heilmittel zur Beseiti-

gung aller Nöte sein kann, die die Menschheit auf diesem Planeten heute befallen

haben. Aus Liebe und Erkenntnis wünschen wir uns sehnlich, zu diesem Sieg bei-

tragen zu können. Hierzu bedarf es stetiger Dienstbarkeit und Opferbereitschaft.

Dienen und Opferbereitschaft bewirken göttliche Gunst und Gnade, nicht nur für

unser irdisches Leben, sondern für die Ewigkeit. Die Möglichkeiten des Dienens

und Opferns sind vielfältig. Niemand muß sich ausgeschlossen fühlen, etwa we-

gen mangelnder Begabung für das Lehren des Glaubens oder wegen fehlender fi-

nanzieller Mittel für Beiträge zu den Bahá´í-Fonds. Gott ist gerecht und würdigt je-

de Leistung im Verhältnis zu ihren Möglichkeiten, die Er ja letztlich verliehen hat:

Beredsamkeit, Wohlstand etc. Von uns wird nur Bereitschaft und Bemühung ver-

langt.
2. Reichtum der Ewigkeit:
Dienstbarkeit und Opferbereitschaft

"Des Menschen flüchtige Stunden auf Erden vergehen rasch, und das Wenige,

das bleibt, wird ein Ende haben; was aber kein Ende hat und immer währen wird,

ist die Frucht seiner Dienstbarkeit an der göttlichen Schwelle."

In unserer heutigen Welt mit ihren Anforderungen, ihren Arbeitsmethoden, ihren

Wertmaßstäben, ist es auch für fest im Glauben stehende Menschen schwierig,

stets die geistige Orientierung ihrer Religion im täglichen Leben zu realisieren.

Solche geistige Orientierung verlangt immer wieder die Bewußtmachung des wirk-

lichen Lebenssinnes, die ständige Entscheidung zwischen den Banalitäten des

Tages und der Absicht des göttlichen Lehrers. Die wirksamste Hilfe für dieses

"Sich-Ständig-Entscheiden-Müssen" hat uns Bahá'u'lláh mit drei Gebeten gege-

ben, zu denen wir - nach unserer Wahl - täglich verpflichtet sind. Hinzugefügt hat

Er die weitere Pflicht, sich morgens und abends jeden Tag "in das Meer Seiner

Worte" zu versenken. Beide Pflichten sind Seine mächtigen Hilfen, uns täglich

richtig, daß heißt, im Sinne dessen, was 'gut für uns' ist, also in Seinem Sinne,

entscheiden zu können.

Manchmal bekommen wir weitere Hilfen aus dem göttlichen Gnadenstrom: die

Prüfungen. Aber auch hier hängt der Erfolg Seiner Hilfe von uns selbst ab: wir

können geläutert aus diesen Prüfungen hervorgehen oder versagen. Oft erhalten

wir im Falle des Versagens eine neue Chance, denn Gott ist geduldig mit uns. Nur:

diese Chancen sind auf die Dauer unseres irdischen Lebens im Hinblick auf den

Zeitpunkt des zweiten "W" Wohin gehen wir begrenzt. Keiner kennt den Zeit-

punkt.

Zu Seinen größten Prüfungen gehören solche Eingriffe in unser Leben, bei denen

wir von einem Seiner erhabensten Geheimnisse, von Seiner Welt, "wo wir hin ge-

hen ", direkt angerührt werden. Das geschieht, wenn Er geliebte Menschen, die

uns besonders nahestehen, in Sein Königreich heimholt. Solche Prüfungen zu be-

stehen, ist eine Seiner herrlichsten Gnaden und gleichzeitig eine der wichtigsten

Chancen für uns: nämlich das Niveau, auf dem wir den oben genannten Entschei-

dungsprozeß zwischen Alltäglichem und Göttlichem, zwischen Profanem und Hei-

ligem zu bestehen haben, weit anzuheben. Von dem Zeitpunkt des Bestehens sol-

cher Prüfungen an ändert sich unser Lebensgefühl. Während wir bisher die End-

lichkeit unseres eigenen Lebens verdrängt haben - daran sichtbar, daß wir unsere

Pläne und Taten so ausführten, als lebten wir ewig - nur in meditativ versenkten

Momenten nahmen wir die Ewigkeit zur Kenntnis, vermögen wir nun unserem Le-

ben - und damit unseren Plänen und Taten - eine neue Zielsetzung zu geben im

klaren und ständigen Bewußtsein unserer eigenen zeitlichen Begrenzheit. Bedeu-

tet doch dieses Bewußtsein die Aussicht auf die Wiedervereinigung mit dem von

uns genommenen, geliebten Wesen. Damit wird diese reale Bewußtheit zum Quell

künftiger Lebensfreude, die man nicht mehr missen möchte und kann.

Was aber hat das Gesagte nun mit dem Thema Dienstbarkeit und Opferbereit-

schaft zu tun? Ganz einfach: wer die Endlichkeit der eigenen Existenz auf dieser

Erde mit freudigem Herzen ständig im Auge hat, der sinnt und trachtet nach sol-

chen Plänen und Taten, die ihm vor allem im nächsten Leben an der göttlichen

Schwelle Annahme und Bestätigung verheißen und deren Segnungen und Erfolge

er dann mit dem geliebten Wesen teilen kann. Und solche Pläne und Taten sind

ganz besonders Dienstbarkeit und Opfer. Eines der besonderen Felder dieser

wundervollen Tugenden sind die Beiträge zu den Bahá´í-Fonds. Es ist ein unwie-

derbringliches Vorrecht der jetzt lebenden Bahá'í-Generation, sich in den Projek-

ten der neuen aufstrebenden Bahá'í-Weltkultur finanziell engagieren zu können zu

einer Zeit, da die noch nicht ausreichende Zahl von erklärten Anhängern Ba-

há'u'lláhs und deren materielle Ressourcen in einem scheinbar so schwierigen

Verhältnis zu den Erfordernissen der Festigung der Einrichtungen des jungen

Glaubens steht. Vor allem - aber nicht allein - gilt das für die wunderbaren Bauvor-

haben am Heiligen Berge. Nicht nur, daß ihre Vollendung und Nutzung mit der Er-

richtung des Geringeren Friedens auf der Welt einhergeht, der die Glieder des

Körpers der Menschheit von dem häßlichen Aussatz der Kriegsnot für immer be-

freien wird. Von ihrer Fertigstellung hängt auch der strahlende Aufstieg der neuen

Weltkultur direkt ab, deren alleinige Ursache die Sendung Bahá'u'lláhs und Seine

Religion ist. Durch Seinen herrlichen Bund hat Er diese herausragende Verantwor-

tung für eine beschränkte Zeit in unsere Hände gelegt.

Laßt die nicht zu leugnende Möglichkeit, vor dieser herrlichen Herausforderung zu

versagen, Ausdruck unserer Gottesfurcht sein und laßt uns das Seil Seiner Gnade

ergreifen, mit dem Er uns diese herrliche Chance gegeben hat, zu Seinen gelieb-

ten Mitarbeitern in Seinem Weinberg zu werden.

Was ist dies für eine Bewußtheit, mit der wir uns auf die Wiedervereinigung mit

den geliebten Wesen freuen können, die uns auf dieser Welt genommen wurden!

Nichts geschieht ohne Seinen Willen. Und Sein Wille ist voll von himmlischem

Sinn.
3. Die Fähigkeit zum Geben ist von Gott verliehen

"Gelobt sei Dein Name, o mein Gott! Ich bin so hingerissen von dem Odem aus

Deiner Gegenwart, daß ich mein Ich und all meinen Besitz vergesse."

Wer aus Liebe zu Gott sein Herz hingibt und im Gebet zu Seiner Schönheit die

göttliche Gnadengabe der Gewißheit empfängt, kann nicht zurückhalten, was er

besitzt. Er weiß, daß er nur das für die Entwicklung seines Glaubens ausgibt, was

ihm zuvor Gott verliehen hat.

Nackt und unfähig zu eigenem Leben sind wir, aus dem jenseitigen Reich kom-

mend, in diese Welt hineingeboren worden. Die nährende Brust, die mütterliche

Wärme, die väterliche Sorge, die uns reifen und wachsen ließen, sind Gottes Vor-

sehung für uns. Und auch später, seien es Wohlstand und Glück, Armut und

Schwierigkeiten, die uns zuteil werden, alles erhielten wir von Ihm. Wir bezeugen

ja täglich unsere Ohnmacht und Seine Macht, unsere Armut und Seinen Reichtum.

Und wenn wir diese Welt verlassen, gehen wir wieder ohne unsere irdische Hinter-

lassenschaft zu Ihm zurück, voll Vertrauen auf Seinen Schutz, voller Hoffnung auf

Seine Annahme.

Wie aber hoffen auf Seine Annahme, würdig sein Seines Vertrauens, wenn wir

das uns von Ihm auf dieser Erde Verliehene nur für unsere Annehmlichkeit, nicht

für Seine Ziele - die Er uns durch Bahá'u'lláh bekanntgemacht hat - einsetzen?

"O Sohn des Menschen! Wenn du auf Barmherzigkeit siehst, dann gib auf, was dir

Nutzen bringt, und halte dich an das, was der Menschheit nützt" mahnt uns Ba-

há'u'lláh in den "Botschaften aus 'Akká" . Wir wissen doch, daß die großen Pro-

jektpläne 'Abdu'l-Bahás, Shoghi Effendis und des Universalen Hauses der Gerech-

tigkeit der Menschheit als Ganzes nützen, weil die Bahá'í-Religion allein das Heil-

mittel für diese gequälte Menschheit darstellt.

Mit solcher Hoffnung auf Annahme und solcher Einsicht in den Nutzen der durch

reichlich und großzügig gegebene Mittel verwirklichten Bahá´í-Projekte ist jedes

Zurückhalten des uns von Gott Verliehenen unverantwortlich. Deshalb wird es uns

jetzt selbstverständlich, vom Überlegen, Bedenken und Abwägen zur Tat zu

schreiten, denn "die Wirkung der Taten ist wahrhaft mächtiger als die der Worte"

und "der Fortschritt der Menschen ist abhängig von ... Taten."

Laßt uns dankbar sein und Gott preisen dafür, daß Er uns fähig macht und in die

Lage versetzt, Ihm das, was Er uns verlieh, darzubringen, denn "selig ist, wer auf

Seinem Pfade hingibt", was Er ihm durch Seine "Großmut und Gunst verliehen"

hat. (Gebete und Meditationen 29:2). Und dabei kommt es nicht an auf die Höhe

des Dargebrachten, sondern allein auf den Grad unseres Opfers, wie das nächste

Kapitel zeigt.

4. Das wirkliche Opfer, die eigene Einschränkung, um mehr geben zu kön-

nen, zählt vor Gott

"Solange ein Wesen seinen Fuß nicht auf das Feld des Opfers setzt, ist es jeder

Gunst und Gnade beraubt. Das Feld des Opfers aber ist der Zustand, da das

Selbst stirbt, damit der strahlende Glanz des lebendigen Gottes hervorbrechen

kann. Strebt danach, euren Anteil... zu erhalten, damit ihr in dieser und der zukünf-

tigen Welt geliebt und geachtet seid."

Spenden, Geben, Opfer - das sind in unserer Sprache sehr interessante Worte in

Bezug auf unser soziales Verhalten. Je nach Verwendung verrät ihre unterschied-

liche Bedeutung viel über unser Verständnis von der Rolle, in der wir uns gegen-

über der Not von Mitmenschen, dem Bedürfnis unterprivilegierter Gruppen oder

der Notwendigkeit des Wandels der Belange der ganzen Menschheit sehen.

Spenden, das klingt nach generöser Abgabe von Geldmitteln oder Gütern an Be-

dürftige oder Projekte, die wir leicht verschMirzan können, ohne unser gewohntes

Leben verändern bzw. einschränken zu müssen oder zu wollen. Das sind für den

deutschen sog. Otto Normalverbraucher die 10.- DM für das Rote Kreuz, die Le-

benshilfe oder den Kinderschutzbund. Ein gutes Gewissen wird auch erreicht beim

Kauf von etwas teureren Glückwunschkarten von UNICEF oder von Produkten aus

Dritte-Welt-Läden. All dies gibt uns das Gefühl, ein 'guter Kerl' zu sein, läßt aber

unseren Lebenswandel und unsere Konsumgewohnheiten völlig unberührt.

Etwas anderes ist es schon, wenn uns die Medien personifiziertes Elend - etwa

aus Somalia, Altjugoslawien, der Sahel-Zone oder von Erdbebenopfern in unser

Wohnzimmer hineinmelden. Dann greifen wir schon etwas tiefer in die Tasche,

weil uns das mehr unter die Haut geht. Entsprechende Aufrufe werden von vielen

Menschen in unserem Lande beachtet. Die Gaben zur Notlinderung sind höher,

wir sind angesichts von soviel Not nicht mehr so selbstgefällig, aber unsere Le-

bensweise ändert auch das nicht. Morgen gehen wir schon wieder zur alten Ta-

gesordnung über.

Für wirkliche materielle Opfer, die diesen Namen verdienen, weil sie den Lebens-

standard und die Lebensweise grundlegend verändern, ist eine tiefe Herzensüber-

zeugung notwendig, wie sie aus unserer Religion kommt. Für das Wachsen und

die Stärkung der Institutionen unseres Glaubens, für die projektierten Bauvorha-

ben am Heiligen Berge Carmel kann kein Opfer zu groß sein. Es ist verheißene

Gewißheit, daß von ihrer Errichtung und der daraus hervorgehenden Wirkung das

Schicksal der gesamten Menschheit auf dieser Erde abhängt. Da kann es kein Zu-

rückhalten geben, wenn wir uns die Achtung vor uns selbst und das Gefühl der

Verbundenheit mit unseren Glaubensfreunden in dieser Welt erhalten wollen und

dabei auch die Liebe und Zuneigung der Geistwesen aus den anderen Welten

Gottes nicht vergessen. Es ist nicht Gott, der unseres Opfers bedarf, sondern wir

sind es, die der göttlichen Gnade bedürfen, eines solchen Opfers fähig zu sein.

Für Opfer, die Seiner Annahme sicher sind, gibt es weder Maß noch Muster. Vor-

aussetzung ist, daß wir uns in unserer Bereitschaft zum Opfer Seinem heiligen

Willen unterwerfen, uns unserer Armut und Ohnmacht vor Ihm bewußt sind. So

gibt es in den nachfolgenden Zitaten eine Reihe von Beispielen dafür, daß die An-

nahme von materiellen Opfern ausschließlich vom Grad des Opfers beim Geber

abhängt. Das kann der Erlös aus dem Verkauf der abgeschnittenen Haarpracht

einer armen Frau, eine Hand voll Datteln ebenso sein, wie tausend Kamele eines

reichen Händlers oder die Millionen eines Wohlhabenden. Es kommt immer auf

die persönlichen Voraussetzungen an.

Wichtig für den Fortschritt unserer Seele ist allein, das Opfer zu bringen, hier und

heute, und uns durch ängstliche Unentschlossenheit nicht auszuschließen vom

Strom göttlicher Annahme, der allein Reichtum für uns bedeutet.

Es soll uns nicht so gehen, wie Hand der Sache Gottes Dr. Adelbert Mühlschlegel

in einer freien Nachdichtung (siehe Anhang) poetisch gezeigt hat:

"Ja, eigentlich braucht unsere Sache auch Geld,
denn das bedeutet ihr Lebensblut.
Es trägt die Botschaft hinaus in die Welt
und macht sie bekannt, den Menschen zugut.
Doch im Kaufhaus entdeckte ich etwas mit Freud -
Ich spende, gewiß - aber nicht heut.
Da plötzlich hatte ich nachts einen Traum.
Ich kam mir so seltsam jenseitig vor,
ich schwebte hinauf zum himmlischen Raum
und nahte mich einem herrlichen Tor.
Ich wagte zu pochen, und pochte erneut

da erscholl es: "Wir öffnen dir - aber nicht heut."

5. Das Motiv:

Den eigenen Wohlstand für das Wohlergehen aller einzusetzen

"Mensch ist, wer sein eigenes Interesse um anderer willen vergißt. Sein eigenes

Behagen verwirkt er für das Wohlergehen aller. Ja, sein Leben muß er willig ein-

setzen, um das Leben der Menschheit zu gewinnen. Ein solcher Mensch ist ein

Ehrenschmuck für die Menschenwelt."

Wir leben in einer Zeit, in der die Kennzeichen, die für das 'Aufrollen der alten

Ordnung symptomatisch sind, immer deutlicher hervortreten. Eines davon ist das

Streben nach Steigerung oder mindestens Erhaltung des eigenen Lebensstan-

dards. Das Vorbild des materiellen Lebens ist fast immer der, dem es besser geht.

In Zeiten wirtschaftlicher Stagnation geht es selbst bei sogenannten "Null"-Runden

in der Tarif-auseinandersetzung mindesten um die "Besitzstandswahrung" in Form

des Inflationsausgleichs.

Daß in unserer Stadt, in unserem Lande, auf unserem Kontinent oder weltweit

immer mehr Menschen - die wir in feierlichen Augenblicken gern als unsere 'Brü-

der und Schwestern' bezeichnen - unter Hunger und Elend leiden, nehmen wir

zwar mit unserem Verstand wahr - unter der Dauerberieselung durch die Medien

schon etwas abgestumpft - aber in unsere Herzen hat dieses Drama noch keinen

Einlaß gefunden. Die Möglichkeit, durch freiwilliges Teilen Not von Mitmenschen

zu lindern, hätte doch sonst schon Eingang in unser persönliches Handeln und

auch in die Politik der Staaten finden müssen. Keine private 100-DM-Spende, kei-

ne vorsichtige Sozialpolitik zur partiellen Notlinderung kann die Bereitschaft zum

freiwilligen Teilen als geistige Haltung ersetzen.

Freiwilliges Teilen ist eine Voraussetzung für die Errichtung der neuen Weltord-

nung. Diese geistige Eigenschaft bedarf als eine der grundlegenden menschlichen

Tugenden der vorrangigen Aufnahme in unsere Schul- und Selbsterziehungsziele.

Erst wenn im Leben des Einzelnen freiwilliges Teilen zu einem Bedürfnis der eige-

nen Existenz geworden ist, können Staaten und internationale Organisationen das

Prinzip des materiellen Ausgleichs weltweit zur Richtschnur internationaler Politik

erheben.

Es ist unser Anliegen als Bahá´í, 'daß die menschlichen Verhältnissse so geordnet

werden, daß eine Welt entsteht, die in allen wesentlichen Gesichtspunkten ihres

Lebens geeint ist. ... [Dies] bedingt eine dynamische Übereinstimmung der geisti-

gen und praktischen Erfordernisse des Lebens auf Erden'. Mit diesen Worten zi-

tiert das Universale Haus der Gerechtigkeit Bahá'u'lláh in seiner Botschaft vom

20.10.83. Er Selbst ermahnt uns in Seinem Verborgenen Wort:

"O Menschenkinder!

Wißt ihr, warum Wir euch alle aus dem gleichen Staube erschaffen haben?

Damit sich keiner über den anderen erhebe. Erwägt immer im Herzen, wie ihr er-

schaffen wurdet.

Da Wir euch alle aus dem gleichen Stoff erschufen, ziemt es euch, wie eine einzi-

ge Seele zu sein, in gleicher Weise zu wandeln, in gleicher Weise zu essen

und im gleichen Lande zu wohnen, damit aus eurem innersten Wesen

durch eure Taten und Handlungen

die Zeichen der Einheit und das Wesen der Loslösung sichtbar werden mögen.

Dies ist Mein Rat an euch, o Kinder des Lichts. Beachtet diesen Rat wohl,

damit ihr die heiligen Früchte vom Baume der höchsten Herrlichkeit erlanget."

In unserer Lebenszeit kann die Tugend des freiwilligen Teilens am besten und

wirksamsten durch den bewußten Verzicht auf materielle Annehmlichkeiten zu-

gunsten der großen Pläne und Projekte der Bahá´í-Gemeinschaft verwirklicht wer-

den. Nur durch deren zügige Verwirklichung kann das Leiden und die Not der ge-

quälten Menschheit abgekürzt werden. Solcher Verzicht ist im wahrsten Sinne des

Wortes karitativ. Daß wir daneben die Not, deren Zeuge wir durch menschliche

Nähe selbst werden, lindern helfen, sollte uns durch das Vorbild 'Abdu'l-Bahás

selbstverständlich geworden sein. Viele der im Anhang zitierten Quellen belegen

das.

6. Opferbereitschaft zum Geben bedarf des Vertrauens in die verheißenen

Segnungen und hat die Furcht vor sozialem Absinken nicht nötig

"Die Freunde Gottes ... sollten spenden, soviel sie können, wie bescheiden auch

immer ihr Beitrag sei. Gott belastet keine Seele über ihr Vermögen."

Die Bereitschaft zum materiellen Opfer für den Glauben und seinen Fortschritt ist

bei vielen Freunden vorhanden, da die Sicherheit, daß die Religion und Lehre Ba-

há'u'lláhs das Heilmittel für die problembedrängte Menschheit ist, fest in ihnen be-

gründet ist. Jedoch wird hier vielfach unter einem bestimmten Gesichtspunkt über

das rechte Maß nachgedacht und abgewogen. Und dieser Gesichtspunkt ist die

Furcht, bei einem Zuviel an Spenden für die Bahá´í-Fonds selbst in Not geraten zu

können und evtl. seinen Verpflichtungen gegenüber Kindern oder Verwandten

nicht mehr nachkommen zu können.

Der Gesichtspunkt der Versorgung derer, die von uns abhängig sind, ist zu beach-

ten und ernst zu nehmen. Aber nicht unter dem Einfluß von Furcht oder sozialer

Abstiegsangst ist dies zu bedenken, sondern ausschließlich aus Verantwortungs-

gefühl gegenüber den uns von Gott anvertrauten Menschen. Das wirklich in unse-

re Lebensführung einschneidende Geldopfer stößt seiner Höhe nach in unserem

menschlichen Denken und Wägen dort an Grenzen, wo es mit anderen, ebenfalls

als von Gott gegebenen, als Verantwortung begriffenen Aufgaben wetteifert. Und

hier sagt uns 'Abdu'l-Bahá: "Gott belastet keine Seele über ihr Vermögen". Das ist

eine Verheißung, ein Versprechen, dem unbedingt zu vertrauen ist. Ich denke, daß

dieses Versprechen mir zwar nicht das verantwortliche Bemessen des Geldopfers

abnimmt, mir aber die Gewißheit gibt, daß eine eher zu großherzig bemessene

Spende den mir Anvertrauten, für die ich Verantwortung trage, nicht schaden wird.

'Er wird mich nicht über mein Vermögen belasten'. Ich werde meiner Verantwor-

tung für andere von Gott gegebene Aufgaben auch in diesem Fall nachkommen

können.

Und wir sollten soviel spenden, wie wir können, fordert uns 'Abdu'l-Bahá auf. Nicht

etwa, damit die Ziele Gottes in diesem Offenbarungszyklus verwirklicht werden

können. Gott ist unabhängig von unserem Opfer und unermeßlich erhaben über

unsere Hingabe an Seine Sache. Er tut, was Er will. Keines Seiner Ziele, die uns

durch die Sendung Bahá'u'lláh's bekannt sind, wird durch die Mangelhaftigkeit un-

serer Dienstbereitschaft verhindert. Es geht bei diesem "soviel, wie wir können"

ausschließlich um uns selbst, um unseren geistigen Fortschritt, ja, auch um unsere

Stufe beim Übertritt in die geistige Welt, die auf diese irdische folgt. Es geht nicht

nur um die irdischen Verheißungen für den Fortschritt unserer Unternehmungen in

Handel, Gewerbe und Landwirtschaft. Es geht darum, daß wir der himmlischen

Verheißungen teilhaftig werden. Die Aufforderung an uns, soviel zu spenden, wie

wir können, ist eine Aufforderung zu unseren Gunsten, zu unserem himmlischen

Vorteil. Wenn wir ihr nicht folgen, weisen wir göttlich verheißene Gnade zurück.

Wir schaden uns und damit dem geistigen Fortschritt unserer Seele. Welcher er-

gebene Bahá'í will das, und sei es aus Nachlässigkeit?

7. Das Geben für die Bahá´í-Fonds ist ein Mittel, die örtliche, regionale und

weltweite Einheit unserer Bahá´í-Gemeinschaft zu betonen

"Spenden müssen von überall und von jedem Gläubigen kommen..."

Kein Anhänger Bahá'u'lláhs muß sich aus dem Kreis derer, denen opferbereites

Spenden für die Sache zu einem unverzichtbaren Teil ihrer Lebensführung gewor-

den ist, ausschließen. Er muß nicht denken, er sei zu arm und seine kleinen Bei-

träge könnten den Vergleich mit großherzig gegebenen Spenden reicher Freunde

nicht aushalten und er würde sich deshalb nur blamieren. Um es noch einmal zu

betonen: Vor Gott zählt allein das Ausmaß des erbrachten Opfers des Gebenden

in bezug auf dessen eigene Lebensumstände.

Und was besonders wichtig dabei ist: die göttliche "Zusammenrechnung" der ein-

zelnen Spendenbeträge kommt zu ganz anderen Summen als unsere menschliche

Mathematik. Hier zählt neben dem Ausmaß des Opfers bezogen auf die Möglich-

keiten jedes einzelnen Bahá'í die Zahl der Freunde, die sich an der Aufbringung

der Gesamtbeträge beteiligt haben. Gerade im Bereich des Spendens ist die Ein-

heit der weltweiten Bahá'í-Gemeinde so bedeutsam. Darum ist es 'Abdu'l-Bahá so

wichtig zu sagen, daß die 'Spenden von überall her und von jedem Gläubigen

kommen müssen'. Jeder soll das Bewußtsein haben, daß er selbst zu den großen

Projekten unseres aufstrebenden Glaubens und zu den laufenden Kosten seiner

Institutionen und seiner Ausbreitung seinen Beitrag geleistet hat, ein Opfer dafür

auf sich genommen hat. Und er soll sich einig wissen dürfen mit möglichst vielen

Freunden, die es ihm gleich taten. Niemand soll sich vor anderen Freunden im

Spenden hervorheben dürfen. Die für die Opferbereitschaft verheißenen Segnun-

gen werden nicht nur für einzelne Freunde, sondern für die ganze Gemeinschaft

Seiner Anhänger bereitgehalten. Niemand soll sich dieser Segnungen berauben.

Deshalb fordert uns 'Abdu'l-Bahá auch bei der Opferbereitschaft in puncto Geld-

spenden für die Sache dazu auf, wie ein Wesen zu sein, in gleicher Weise unsere

Opferbereitschaft zu einem festen Bestandteil unseres Lebens zu machen. Auch

hier soll sich keiner über den anderen erheben dürfen, aber auch nicht hinter ihm

zurückstehen müssen.

'Abdu'l-Bahá hat zu Zeiten der Mittelaufbringung für das Haus der Andacht in Chi-

cago die Freunde in Persien besonders zu Beiträgen ermutigt und damit ge-

wünscht, "... daß weltweit bekannt und klar werden würde, daß die Bahá'í in Ost

und West die Mitglieder eines Haushalts sind und die Kinder des Einen Gottes.

..." Er sagte weiter in diesem Zusammenhang: "...bis heute gab es kein einigendes

Band zwischen Persien und Amerika... Nun seht, welche Freude und Glückselig-

keit diese beiden Regionen in kürzester Zeit miteinander verbunden haben!..."

8. Ob individuelles Spenden oder soziales Teilen, es gilt das Prinzip der

Freiwilligkeit

"Freiwilliges Teilen, die frei gewählte Ausgabe der eigenen Mittel (führt) zu Wohl-

fahrt und Frieden der Gesellschaft. Es erleuchtet die Welt; es verleiht der Mensch-

heit Ehre."

Das opferbereite Spenden, die laufenden Beiträge für die Arbeit der Institutionen

und das Teilen der eigenen Mittel mit in Not Geratenen oder Armen ist eine Ange-

legenheit der freien Entscheidung jedes einzelnen Bahá'í. Diese freie Wahl ist viel

mehr als ein von außen auferlegter Beitrag durch Satzung oder zwingendes Ge-

setz, wie es zum Beispiel Steuern oder gar Kirchensteuern sind. Es handelt sich

auch um ein ganz anderes Verständnis von sozialem Ausgleich, wie er zum Bei-

spiel durch gesetzliche Sozialabgaben oder sonstigem von außen auferlegtem Tei-

lungszwang angeordnet wird.

Selbst die wichtigsten Bahá'í-Gesetze, die die Finanzierung der Glaubensaktivitä-

ten betreffen, wie das Gesetz des Huqúqu'lláh basiert auf voller Freiwilligkeit. Tei-

len, Spenden und Abgeben werden so persönlich gewählte Akte der Gerechtigkeit,

wie 'Abdu'l-Bahá uns lehrt. Solche persönlich gewählten Akte, solch freiwilliges

Herstellen von Gerechtigkeit als neue Norm ethisch verantwortlichen Handelns

vermeiden Gewalt und Aufruhr. Revolutionäre Gewalt hat das Ziel, Ausgleich von

Wohlstand und Gerechtigkeit dort zu erzwingen, wo dies nicht freiwillig erfolgt. Die

Folge ist der Zerfall der Gesellschaftsordnung.

Welchen hohen sittlichen Wert die eigene freiwillige Entscheidung zu aufopfern-

dem Geben aus vorhandenen Mitteln hat, mag daran ermessen werden, daß so-

gar die höchste Form von Abhängigkeit, die völlige Unterwerfung unter den Willen

Gottes, freiwillig gewählt sein muß. In Wirklichkeit - das leuchtet uns als Bahá´í

leicht ein - kann niemand und nichts sich dem Willen Gottes entziehen. Auch der-

jenige, der die völlige Unterwerfung unter Seinen Willen nicht bekennen kann oder

will, unterliegt ihm dennoch. Der Unterschied ist aber der Grad der Freiheit. Der in

persönlicher freiwilliger Entscheidung sich Unterwerfende gewinnt die wahre Frei-

heit. Ihm wurde die Gnade der Fähigkeit zum wahren Glauben gewährt. Der nicht

Bekennende bleibt abhängig wie ein Sklave von dem Laufe des Schicksals, etwas,

was er gerade durch sein Nicht-Bekenntnis vermeiden wollte.

Genauso verhält es sich mit dem opferbereiten Geben und Teilen: Derjenige, der

seine Mittel zurückhält, der Zögerer, der Zauderer, ist in Wahrheit der Arme und

Bedürftige. Er wird all seinen Besitz, alles so selbstbezogen Erworbene verlieren

und nichts dafür gewinnen. Er tritt den so kurz vor ihm liegenden Übergang in die

nächste Welt mit nichts an, was ihm dort von Wert sein könnte. Der aufopfernd

Gebende, derjenige, der seine Mittel mit den Bedürftigen teilt - und das in ganz

freier Entscheidung tut - wird sich nicht nur an der Pforte zur nächsten Welt Got-

tes, sondern auch schon in dieser als einer finden, den Gott mit großem Reichtum

und Seiner Annahme ausgestattet hat.

9. Die Bereitschaft zum Geben darf nicht von der persönlichen Beurteilung

der Erfolgsaussichten eines Projektes abhängig sein

"Der Tempel (in Chicago) solle so schön wie irgend möglich werden, aber das sei

im Vergleich mit dem geistigen Tempel der Einheit und Solidarität unter den

Freunden zweitrangig."

Wir sind es gewohnt, daß wir, bevor wir uns für irgendeine Sache engagieren, die-

se einer eingehenden Prüfung unterziehen. Meistens hängt unsere Mitwirkung an

einem Projekt von dessen Erfolgsaussichten ab, die wir ihm nach seiner Verwirkli-

chung beimessen. Dazu versuchen wir uns viele Informationen zu beschaffen, die

uns bei dieser Beurteilung helfen können. Aber dann treffen wir unsere Entschei-

dung über unser Engagement letztlich doch ganz aus unserer persönlichen Beur-

teilung heraus. Das gilt vor allem auch für finanzielle Mitwirkung, sei es als gege-

bene Hilfe, sei es als normales Investment, immer machen wir sie von den von uns

für möglich gehaltenen Erfolgsaussichten abhängig.

Ganz anders liegen die Dinge beim aufopfernden Spenden für Bahá'í-Projekte. Da

handelt es sich

? um Projekte, die von Bahá'u'lláh selbst entworfen sind

? um Projekte, die von 'Abdu'l-Bahá, Shoghi Effendi oder dem Universalen Haus

der Gerechtigkeit konzipiert wurden

? um Projekte anderer Bahá'í-Institutionen oder -Gruppen

Alle Bahá'í-Projekte dienen dem Fortschritt der Sache Gottes. Deren Erfolgsaus-

sichten können nie Gegenstand unserer eigenen persönlichen Beurteilungsmaß-

stäbe sein. Für die Projektgruppen 1 und 2 gilt das so unbedingt und ohne jede

Einschränkung, daß jedes Bestreiten dieser Tatsache Untreue gegen Gott selbst

und Seinen Gesandten wäre. Er tut, was Er will, und Sein Tun ist unabhängig von

jeder Wertung oder Beurteilung durch Menschen. So wie wir Gott durch unseren

gelebten Glauben unbedingt vertrauen, so dürfen wir dies auch tun, wenn Er uns

die Gnade zuteil werden läßt, Sein Instrument bei der Verwirklichung Seiner Pläne

zu werden, auf welchem Gebiet auch immer.

Bei Projekten der Kategorie 3. haben wir vor einem finanziellen oder sonstigen

materiellen Engagement meist die Gelegenheit, meinungs- und urteilsbildend mit-

zuwirken durch die Beratung, sei es in Institutionen, sei es im Neunzehntagefest.

Wenn dann aber aufgrund der Beratung und der dort erfolgten Meinungsbildung

entschieden ist - auch evtl. gegen unsere Meinung oder unser Urteil -, steht es uns

wohl an, die Sache nach besten Kräften zu unterstützen. Das gilt selbst dann,

wenn ein Fehlschlag droht. Ein Mißerfolg ist zwar schlecht für die Sache und soll-

te, wo immer möglich, vermieden werden. Noch wichtiger als Erfolg oder Mißerfolg

ist aber die Einheit der mitwirkenden Freunde, ist der Geist dieser Einheit. Der

Schaden, den unsere geliebte Sache durch das Zerbrechen des Geistes der Ein-

heit unter den Freunden Gottes nehmen würde, wäre in seiner Auswirkung un-

gleich schlimmer, als ein Mißerfolg des Projektes selbst. Das ist der Grund, warum

die Bereitschaft zum Geben nicht von der persönlichen Beurteilung der Er-

folgsaussichten eines Projektes abhängig sein darf.

Eine Anregung anstelle eines Nachwortes:

Nutze die Gabe der Fähigkeit zum Geben für die Bahá´í-Fonds jetzt, morgen kann

es zu spät sein!

"Es ist ...nicht Unser Wunsch ..., Geschichten zu erzählen. Gott ist unser Zeuge:

Was Wir...erwähnen, geschieht nur aus Unserer zärtlichen Liebe zu dir, damit viel-

leicht manche Armen der Erde die Meeresküsten des Reichtums erreichen (und)

die Unwissenden zum Ozean des Wissens geleitet ... werden."

Shoghi Effendis im Traum erteilter Auftrag ist nun mit den unzulänglichen Möglich-

keiten des Beauftragten beendet. Noch ist die zum Ende des Traums vom Hüter

angekündigte Beurteilung und Korrektur nicht erfolgt - ein solches Traumerlebnis

hätte auch allenfalls Bedeutung für den, der es hatte. Der Beauftragte fühlt jedoch,

daß ein abwartendes Zurückhalten dieser kleinen Schrift nicht im Sinne Shoghi Ef-

fendis sein kann.

Wir sollten sicher sein, daß der an den Verfasser im Traum erteilte Auftrag nicht

eine bloße Sammlung von Zitaten und deren Verwendung im laufenden Text die-

ser Schrift zum Ziel hat. Ziel ist vielmehr, jedem einzelnen geliebten Mitglied der

ganzen schnell wachsenden Bahá´í-Weltgemeinschaft ganz aktuell die einmalige

Chance vor Augen zu führen, durch das eigene Opfer den bald vollendeten Pro-

zeß der Errichtung der heiligen Verwaltungsordnung Bahá'u'lláhs, wie sie in ihrer

detaillierten Ausgestaltung von unserem geliebten Hüter konzipiert und erarbeitet

wurde, zu beschleunigen und zu sichern.

"O Sohn des Menschen! Viele deiner Tage sind dahingegangen und es galt dir nur

das eigene Verlangen voll Wunsch und Wahn. Wie lange noch willst du auf dei-

nem Lager schlafen? - Wache auf! Denn siehe, die Sonne steht hoch am Mittag

und will auch dir mit dem Glanze ihrer Schönheit leuchten."

Berauben wir uns nicht dieses herrlich wärmenden Gnadenstromes, der aus dem

Glanz der Göttlichen Sonne dieses großen Zeitalters der Menschheit auf uns alle

herniederscheint! Laßt uns die kalten Mauern des Eigensinns und die hohl klin-

genden Blechdächer der Gott-ungefälligen niederen Wünsche einreißen. Jetzt ist

die Zeit unserer Tat. Laßt uns jetzt unsere Möglichkeiten prüfen, unserer geliebten

Sache in ihrer stürmischen Entwicklung durch unser wirkliches Opfer, unseren

echten Verzicht, beizustehen. Das Ergebnis der Prüfung und das Maß unserer Op-

fer-Möglichkeiten erfahren wir im Gebet. Und dann folgt die Tat.

Der Reichtum, der uns aus solchem Beten und Handeln erwächst, ist nicht flüch-

tig, bedarf nicht unserer ständigen beobachtenden Sorge um seinen Erhalt. Er

wird auf einem Konto gutgeschrieben, dessen Sicherheit ewig währt, dessen Valu-

ta in allen Welten Gottes nie versiegenden geistigen Wohlstand sichert und des-

sen Zins und Zinseszins durch keine Zeit begrenzt wird.

Und es kommt nicht auf die Höhe der Einzahlung auf dieses Konto unserer Glau-

bensgewißheit an, sondern ausschließlich darauf, welches Opfer, welchen Ver-

zicht sie für uns in unseren persönlichen Lebensverhältnissen bedeutet.

"O Freunde Gottes! Seid dessen gewiß, daß für diese Spenden eure Landwirt-

schaft, euer Gewerbe und euer Handel durch mannigfaches Wachstum und reiche

Gaben gesegnet werden. Wer eine gute Tat vollbringt, wird zehnfachen Lohn er-

halten. Ohne Zweifel wird der lebendige Gott diejenigen reich bestätigen, die ihr

Vermögen auf Seinem Pfade opfern.

O Gott, mein Gott! Erleuchte die Stirn derer, die Dich wahrhaft lieben, und stehe

ihnen bei mit dem siegesgewissen Heer Deiner Engel.

Setze ihre Schritte sicher auf Deinen geraden Pfad und öffne ihnen aus Deiner ur-

ewigen Großmut die Tore Deines Segens; denn auf Deinem Pfad, zum Schutze

Deines Glaubens, geben sie aus, was Du ihnen verliehen hast. In Dein Gedenken

setzen sie ihr Vertrauen, aus Liebe zu Dir geben sie ihre Herzen hin, und im Gebet

zu Deiner Schönheit, auf der Suche nach Deinem Wohlgefallen, halten sie nicht

zurück, was sie besitzen. O mein Herr! Bestimme ihnen reichen Anteil, genaues

Entgelt, sicheren Lohn!

Wahrlich, Du bist der Erhalter, der Helfer, der Großmütige, der Freigebige, der E-

wig-Schenkende."
Anhang 1
Zitate zum Thema, vorwiegend von 'Abdu'l-Bahá
0

Eines der wunderbaren Ereignisse, das erst kürzlich eintrat, ist die Errichtung des

Mashriqu'l-Adhkár im Herzen des amerikanischen Kontinents sowie die Tatsache,

daß zahllose Seelen im Umkreis für die Errichtung dieses heiligen Tempels

spenden. Unter ihnen ist eine hochgeschätzte Dame aus der Stadt Manchester,

die auch gerne ihren Beitrag leisten wollte. Da sie weder Gut noch Geld besaß,

schnitt sie mit eigener Hand die schönen, langen, kostbaren Locken ab, die ihr

Haupt anmutig zierten, und bot sie zum Verkauf an, um mit dem Erlös das Vor-

haben des Mashriqu'l-Adhkár zu unterstützen. Bedenkt: obwohl in den Augen der

Frauen nichts kostbarer ist als volles, langes, lockiges Haar, hat diese hochverehr-

te Dame dessen ungeachtet einen so seltenen, wundervollen Geist der Selbstauf-

opferung bekundet. Und obgleich diese Tat nicht verlangt war und 'Abdu'l-Bahá ihr

nicht zugestimmt hätte, zeigt sie doch einen so hehren, edlen Geist der Hingabe,

daß er zutiefst gerührt war. Wie kostbar das Haar in den Augen westlicher Frauen

auch sei, kostbarer selbst als das Leben, gab sie es hin als ein Opfer für die Sa-

che des Mashriqu'l-Adhkár!

Wie berichtet wird, tat einst der Gesandte Gottes Seinen Wunsch kund, daß ei-

ne Streitmacht in eine bestimmte Richtung vorstoßen solle. Den Gläubigen wurde

die Erlaubnis gewährt, für den heiligen Krieg Beiträge einzuziehen. Unter den vie-

len Spendern war ein Mann, der tausend Kamele gab, jedes beladen mit Getreide,

ein anderer stiftete die Hälfte seines Vermögens, wieder einer bot alles, was er

hatte. Aber eine hochbetagte Frau, deren ganzer Besitz eine Handvoll Datteln war,

kam zum Gesandten und legte Ihm ihren bescheidenen Beitrag zu Füßen. Darauf-

hin befahl der Prophet Gottes - möge mein Leben ein Opfer für Ihn sein -, daß die-

se Handvoll Datteln zuoberst auf alle gesammelten Spenden gelegt werde, damit

ihr Wert und Vorrang vor allem anderen zum Ausdruck komme. Dies geschah, weil

die alte Frau keinen anderen irdischen Besitz hatte.

In ähnlicher Weise hatte diese geschätzte Dame nichts zu geben als ihre kostba-

ren Locken, die sie ruhmreich für die Sache des Mashriqu'I-Adhkár opferte. Denkt

darüber nach, wie mächtig und stark die Sache Gottes geworden ist! Eine Frau

aus dem Westen gibt ihr Haar für die Herrlichkeit des Mashriqu'I-Adhkár. Das ist

wahrlich eine Lektion für diejenigen, die begreifen.

1

Schon bevor 'Abdu'l-Bahá die Küste Amerikas erreicht hatte und dann während

seiner 8-monatigen Reise durch den Kontinent und selbst nach Seiner Abreise,

versuchten nordamerikanische Bahá'í immer wieder, Ihm Geld anzubieten und

Seine Reisekosten teilweise oder ganz zu tragen. Sie wandten sich schriftlich oder

im direkten Gespräch an Ihn und suchten den Rat Seiner Begleiter. 'Abdu'l-Bahá

dankte ihnen jedesmal herzlich, doch lehnte Er stets entschieden ab. Eine große

Geldsumme, die Ihm früher in Ägypten übermittelt worden war, ging an den

Einsender zurück. Zu Mrs. Parsons, Mrs. Goodall, Mrs. Cooper und anderen, die

mit Reichtum gesegnet waren, aber auch zu den weniger Wohlhabenden, sagte

Er, sie sollten das Geld, das sie Ihm anboten, den Armen und Bedürftigen geben.

Als Seine Abreise aus den Vereinigten Staaten heranrückte, beschlossen mehrere

Bahá'í, 'Abdu'l-Bahá aufzusuchen und Ihn zu bitten, ihre Spenden anzunehmen.

Am 30. November gingen sie zu Ihm und trugen Ihm ihre Bitte vor.

'Abdu'l-Bahá sagte zu Ihnen: "Ich bin euch für eure Hingabe sehr dankbar. Ihr habt

mir wirklich sehr geholfen und große Gastfreundschaft erwiesen. Tag und Nacht

habt ihr euch zum Dienst erhoben; ihr habt euch große Mühe gegeben, die Düfte

Gottes zu verbreiten. Ich werde eure Dienste nie vergessen, denn ihr habt kein

anderes Ziel als das Wohlgefallen Gottes und verlangt nach keiner anderen Aus-

zeichnung außer dem Eintritt in das Reich Gottes. Jetzt habt ihr mir Geschenke für

die Mitglieder meiner Familie gebracht. Diese Geschenke sind auserlesen und

sehr willkommen; aber besser als all diese Geschenke sind die Geschenke der

Liebe Gottes, die in den Schatzkammern der Herzen gehütet werden. Diese Ge-

schenke hier sind vergänglich, aber jene anderen dauern ewig. Diese Edelsteine

hier muß man in Truhen und Gewölben aufbewahren, und letzten Endes vergehen

sie doch. Aber jene anderen Edelsteine bleiben in den Schatzkammern der Her-

zen und werden bis in alle Ewigkeit in den Welten Gottes verbleiben. In meinem

Haus werden keine Diamantringe getragen und keine Rubine aufbewahrt; von sol-

chen Verlockungen ist es frei. Ich werde diese Geschenke annehmen, aber ich

lasse sie in eurer Obhut; verkauft sie und überweist das Geld für den Mashriqu'l-

Adhkár in Chicago." Die Bahá'í baten weiter, aber 'Abdu'l-Bahá war unerbittlich:

"Ich will ein Geschenk von euch, das in der ewigen Welt Bestand hat: Edelsteine,

die in die Schatzkammern der Herzen gehören; das ist besser."

2

Die Freunde Gottes ... sollten spenden, soviel sie können, wie bescheiden auch

immer ihr Beitrag sei. Gott belastet keine Seele über ihr Vermögen. Solche Spen-

den müssen von überall und von jedem Gläubigen kommen...

O Freunde Gottes! Seid dessen gewiß, daß für diese Spenden eure Landwirt-

schaft, euer Gewerbe und euer Handel durch mannigfaches Wachstum und reiche

Gaben gesegnet werden. Wer eine gute Tat vollbringt, wird zehnfachen Lohn er-

halten. Ohne Zweifel wird der lebendige Gott diejenigen reich bestätigen, die ihr

Vermögen auf Seinem Pfade opfern.

"O Gott, mein Gott! Erleuchte die Stirn derer, die Dich wahrhaft lieben, und stehe

ihnen bei mit dem siegesgewissen Heer Deiner Engel. Setze ihre Schritte sicher

auf Deinen geraden Pfad und öffne ihnen aus Deiner urewigen Großmut die Tore

Deines Segens; denn auf Deinem Pfad, zum Schutze Deines Glaubens, geben sie

aus, was Du ihnen verliehen hast. In Dein Gedenken setzen sie ihr Vertrauen, aus

Liebe zu Dir geben sie ihre Herzen hin, und im Gebet zu Deiner Schönheit, auf der

Suche nach Deinem Wohlgefallen, halten sie nicht zurück, was sie besitzen. O

mein Herr! Bestimme ihnen reichen Anteil, genaues Entgelt, sicheren Lohn!

Wahrlich, Du bist der Erhalter, der Helfer, der Großmütige, der Freigebige, der E-

wig-Schenkende."
3

0 du, dessen Herz überfließt vor Liebe zum Herrn! Ich wende mich dir zu an

diesem geweihten Ort, um dein Herz mit meinem Sendbrief zu erfreuen; denn

dieser Brief läßt das Herz dessen, der an die Einheit Gottes glaubt, seinen Flug zu

den Gipfeln der Seligkeit nehmen.

Danke Gott, daß Er dich fähig macht, in Sein Reich der Macht einzutreten. Bald

werden die Wohltaten deines Herrn in steter Folge über dich kommen, bald wird Er

dich zum Zeichen machen für jeden Wahrheitssucher.

Halte dich fest an das Bündnis deines Herrn, und mit jedem Tag laß deinen Vorrat

an Liebe für Seine Geliebten wachsen. Wende dich in Güte den Dienern des All-

barmherzigen zu, um auf der Arche des Friedens, die über die Meere des Lebens

fährt, das Segel der Liebe zu setzen. Laß dich von nichts betrüben, ärgere dich

über niemanden. Dir geziemt es, dem Willen Gottes ergeben allen Völkern auf Er-

den ohne Ausnahme ein wahrer, liebender, vertrauter Freund zu sein. Dies ist die

Tugend der Aufrichtigen, die Art der Heiligen, das Zeichen derer, die an Gottes

Einheit glauben, das Gewand des Volkes Bahá.

Danke dem Herrn und preise Ihn, daß Er dir gestattete, Ihm das Recht Gottes

darzubringen. Das ist wahrlich eine besondere Gunst von Ihm für dich; so preise

Ihn für dies Gebot, das in den Schriften deines Herrn niedergelegt wurde vom Alt-

ehrwürdigen der Tage.

Er ist wahrlich der Liebende, der Zarte, der Immerschenkende.

4

Die Militärbehörden richteten in Haifa einen Unterstützungsfonds ein, zu dem

'Abdu'l-Bahá fünfzig ägyptische Pfund beisteuerte. 10) Sein Name führte die Liste

an. Später machte Er eine weitere Zuwendung; der folgende Brief vom 10.

Februar 1919 spricht für sich selbst:

"Eure Eminenz, ich habe heute durch Ihren Enkel 11) die Summe von 50 Pfund als

weitere Spende Ihrerseits für den Unterstützungsfonds Haifa erhalten. Nehmen

Sie bitte im Namen der Verwaltung des Fonds meinen aufrichtigen und tief emp-

fundenen Dank entgegen für diesen weiteren Beweis Ihrer bekannten Freigebig-

keit und Sorge für die Armen, die Sie allezeit für Ihre an sie gewendete Großmut

segnen werden. Seien Sie bitte meiner aufrichtigen Hochachtung und tiefen Wert-

schätzung versichert.

( gezeichnet) G.A. Stanton, Oberst, Militärgouverneur." 12)

Eine weitere Wohlfahrtseinrichtung, die durch 'Abdu'l-Bahá starke Ermutigung er-

fuhr und heute in der ganzen Welt besteht, ist der Fonds zur Rettung notleidender

Kinder. Eglantyne Jebb hatte diese Organisation begründet, die sich zum Ziel setz-

te, genau das zu tun, was ihr Name besagte. Sie und ihre Schwester wurden zu-

erst durch die bemitleidenswerte Lage von Kindern besonders in Mittel- und Ost-

europa zum Handeln veranlaßt. Lady Blomfield, eine Freundin von Eglantyne

Jebb, hatte sich mit ihr in diesem menschenfreundlichen Werk zusammengetan,

und da sie einen beträchtlichen Teil des Jahres in Genf wohnte, hatte sie in dieser

Stadt im Haus 4 Rue Massot einen eigenen "Blomfield-Fonds" eingerichtet, der die

Zentrale der Internationalen Vereinigung zur Rettung notleidender Kinder 13) war.

Der Blomfield-Fonds 14) hatte es sich zum Ziel gesetzt, "Arbeitsräume für Kinder

oder für andere Wohlfahrtsaufgaben konstruktiven Charakters, die in zunehmen-

dem Maße einen immer wichtigeren Teil der Bemühungen der Organisation zur

Rettung notleidender Kinder ausmachen werden", zu finanzieren. Die vorstehen-

den Zeilen sind ein Zitat aus einer Schrift, die Lady Blomfield unter dem Titel "The

First Obligation" 15) schrieb. Das Vorwort zu dieser Flugschrift lautete wie folgt:

"Aus einem Sendschreiben von Sir 'Abdu'l-Bahá Abbas ,K.B.E.16) an Lady Blom-

field, Berg Karmel, Palästina, am 23. Juli 1921

'Die von Dir verfaßte Flugschrift, die die Menschheit aufruft, diesen verlassenen

Kindern zu helfen, findet größte Zustimmung. Schreibe folgende Worte an

den Anfang: Es ist der höchste Ausdruck der Menschenliebe und der Gottesver-

ehrung und es ist dem Allerhöchsten, dem Allmächtigen, der Göttlichen Vorse-

hung wohlgefällig, zur Sache dieser bemitleidenswerten Kinder beizusteuern, sie

zu schützen und für sie zu sorgen. Denn diese Kleinen haben nicht den Schutz

von Vater oder Mutter, sie haben keine freundliche Amme, kein Heim, keine Klei-

der, keine
Nahrung, keinen Trost, keine Ruhestatt.

In all diesen Dingen rufen sie nach unserer Güte, sie verdienen unsere Hilfe, sie

sind unseres Erbarmens und unseres ganzen Mitleids wert.

Die Augen all derer, die Gerechtigkeit lieben, füllen sich mit Tränen, und jedes ver-

stehende Herz brennt vor Mitleid!
O ihr Völker der Welt, erbarmt euch!

O ihr versammelten Weisen, reicht die Hände zur Hilfe!

O ihr Edlen, zeigt liebende Güte. Seid barmherzig!

O ihr Wohlhabenden dieser Erde, gebt euren Beitrag reichlich!

O ihr starken und beherzten Männer, beweist eure Wohltätigkeit! ' "

'Abdu'l-Bahás Lob für diejenigen, die am Fonds zur Rettung notleidender Kinder

mitarbeiteten, ist in dieser Flugschrift ebenfalls erhalten.17) Es folgt ein Auszug aus

einem Sendschreiben an einen der Mitarbeiter:

"Es ist meine Hoffnung, daß durch die besondere Gnade Gottes diese Vereinigung

18) bestätigt (durch die Göttliche Macht gefördert und bestärkt) wird, daß sie Tag

für Tag Fortschritte macht in geistiger wie in materieller Hinsicht, daß sie vor jeder

Gefahr beschützt wird und daß die Einheit der Menschheit durch

die Arbeit dieser Gesellschaft 18) ihr Banner im Herzen der Welt aufrichten wird.

"19)

Am Abend des 21. Juli 1919 wurde in Bahji auf Einladung eines Pilgers ein Gast-

mahl gegeben. Etwa vierzig Personen saßen am reich gedeckten Tisch. 'Abdu'l-

Bahá ging umher und wartete den Gästen auf. In der Nachbarschaft hatten Bedui-

nen ihr Lager aufgeschlagen, und auch sie wurden großzügig bedacht. Dann ka-

men ihre Kinder, und 'Abdu'l-Bahá gab jedem Kind eine Münze.

Am nächsten Morgen waren die Pilger und Gäste nach Haifa und 'Akká zurückge-

fahren, 'Abdu'l-Bahá saß im Garten beim Schrein Bahá'u'lláhs und schrieb Briefe

an die Bahá'í des Westens, als einige Väter dieser Kinder kamen, um Ihm ihren

Dank für die Großmut gegenüber ihren Kindern zu bezeigen und um Seinen Se-

gen zu bitten.
Anmerkungen

8) Die ersten fünf Sendschreiben waren bereits im Bd. VII des "Star of the West" in

der Ausgabe vom 8. September 1916 erschienen.

9) Zwischen 1909 und 1916 erschien in New York und Chicago eine dreibändige

Sammlung von Sendschreiben 'Abdu'l-Bahás. Obwohl überwiegend an amerikani-

sche Bahá'í gerichtet, ent-hielten sie Sendschreiben an Gemeinden und Einzel-

personen in anderen Teilen der Welt.

10) Das ägyptische Pfund war zu dieser Zeit ein wenig mehr wert als das Pfund

Sterling
11) Shoghi Effendi
12) Star, Bd. X, S. 218 f

13) International Union of Save the Children / Union Internationale de Secours aux

Enfants

14) In London stand er unter der Schirmherrschaft von Lord Weardale.

15) "Die erste Pflicht"

16) "Knight Commander of the British Empire", britischer Orden. Zur Verleihung

dieses Ordens siehe S. 621 (Anm. d. Hrsg.)
17) siehe Anhang 3
18) der Fond zur Rettung notleidender Kinder
19) geschrieben im Juni 1920

5Die dritte Bedingung: Lehrer müssen ständig durch alle Teile des Kontinentes,

nein, durch alle Teile der Welt reisen; aber sie müssen reisen wie 'Abdu'l-Bahá,

der durch all die Städte Amerikas reiste. Er war frei und geheiligt von jeder Bin-

dung und in höchster Loslösung. Wie Christus sagte: "Schüttelt sogar den Staub

von euren Füßen."

Ihr habt es miterlebt, wie bei meinem Aufenthalt in Amerika viele Seelen in größter

Demut und Eindringlichkeit verschiedene Geschenke anboten; aber dieser Diener

hat - so wie es die Gesegnete Vollkommenheit wünschte und befahl - nie etwas

angenommen, auch wenn wir zeitweise in sehr beschränkten Verhältnissen waren.

Wenn andererseits eine Seele um Gottes willen, freiwillig und aus reiner Absicht

einen Beitrag leisten will zu den Ausgaben eines Lehrers, dann soll der Lehrer, um

den Spender glücklich zu machen, eine kleine Summe annehmen; aber er muß in

größter Bescheidenheit leben.

Das Ziel ist folgendes: Die Absicht des Lehrers muß rein, sein Herz unabhängig,

sein Geist hingezogen, sein Denken befriedet, sein Entschluß fest, sein Mut muß

erhaben und eine strahlende Fackel der Liebe Gottes sein. Wenn er solche Eigen-

schaften erwirbt, dann wird sein geheiligter Odem sogar auf Felsen wirken, anders

aber wird er keinerlei Ergebnis hervorbringen. Solange eine Seele nicht vervoll-

kommnet ist, wie kann sie da die Fehler anderer tilgen? Solange sie nicht frei ist

von allem außer Gott, wie kann sie anderen Loslösung lehren?

Kurz gesagt, o ihr Gläubigen Gottes! Bemühet euch, daß ihr alle Möglichkeiten er-

greift, die Religion Gottes zu verkünden und die Düfte Gottes zu verbreiten.

6 Wer nur an sich selbst und nicht an andere denkt, ist ohne jeden Zweifel dem

Tier gegenüber minderwertig, weil das Tier nicht mit Verstand begabt ist. Das Tier

hat eine Entschuldigung; aber der Mensch hat Verstand, Gerechtigkeitssinn und

Mitleidsgefühle. Wenn er alle diese Fähigkeiten besitzt, darf er sie nicht ungenutzt

lassen. Wer so hartherzig ist, daß er nur an sein eigenes Behagen denkt, kann

nicht Mensch genannt werden.
Die Ökonomie des Opfers

Mensch ist, wer sein eigenes Interesse um anderer willen vergißt. Sein eigenes

Behagen verwirkt er für das Wohlergehen aller. Ja, sein Leben muß er willig ein-

setzen, um das Leben der Menschheit zu gewinnen. Ein solcher Mensch ist ein

Ehrenschmuck für die Menschenwelt. Ein solcher Mensch ist eine Ruhmestafel für

die Welt der Menschheit. Ein solcher Mensch erntet ewige Seligkeit. Ein solcher

Mensch steht der Schwelle Gottes nahe. Ein solcher Mensch ist die reine Offenba-

rung zeitlosen Glücks. Anders sind die Menschen wie Tiere, weil sie dieselben

Triebe und Neigungen wie die Tierwelt zur Schau stellen. Welchen Unterschied

gibt es da? Welche Vorrechte, welche Vollkommenheiten? Keine, welcher Art

auch immer! Die Tiere sind sogar besser, wenn sie nur an sich selber denken und

sich nicht um die Bedürfnisse anderer kümmern.

Achten Sie auf die größten Menschen in der Geschichte unter den Propheten oder

den Philosophen: alle haben sie ihr eigenes Behagen darangegeben, haben ihre

eigene Bequemlichkeit um der Wohlfahrt der Menschheit willen geopfert. Selbst ihr

Leben haben sie für das Wohl des gesellschaftlichen Organismus geopfert. Ihren

eigenen Reichtum haben sie für das Wohlergehen des Ganzen eingesetzt. Ihre

persönliche Ehre haben sie um der Ehre der Menschheit willen verwirkt. All dies

zeigt klar, daß es hier um die höchste Verwirklichung des Menschlichen geht.

Wir bitten Gott, Er möge die Menschenseelen mit Gerechtigkeit erfüllen, damit sie

gut und redlich werden, die Wohlfahrt aller erstreben und dafür Sorge tragen, daß

jedes Mitglied der menschlichen Familie sein Leben in größtmöglichem Wohlstand

und Behagen verbringt. Dann wird diese materielle Welt zum Paradies des Gottes-

reiches, die irdische Natur wird in einen himmlischen Zustand versetzt, und alle

Diener werden in größter Freude, in Glück und Frohsinn leben. Alle müssen wir

danach streben, all unsere Gedanken müssen wir darauf konzentrieren, daß die

Menschenwelt zu dieser Glückseligkeit erwächst.
7

Solange ein Wesen seinen Fuß nicht auf das Feld des Opfers setzt, ist es jeder

Gunst und Gnade beraubt. Das Feld des Opfers aber ist der Zustand, da das

Selbst stirbt, damit der strahlende Glanz des lebendigen Gottes hervorbrechen

kann. Das Feld des Martyriums ist der Ort der Loslösung vom Selbst, der Ort, wo

die Hymnen der Ewigkeit emporsteigen können. Tut, was ihr vermögt, um eures

Selbstes völlig überdrüssig zu werden, und bindet euch an jenes strahlende Ant-

litz. Sowie ihr diese Höhen der Dienstbarkeit erreicht habt, werdet ihr alle erschaf-

fenen Dinge in eurem Schatten versammelt finden. Das ist grenzenlose Gnade;

das ist die höchste Souveränität. Das ist das Leben, das nicht vergeht. Alles ande-

re ist letztlich nur offenbare Verdammnis und schlimmer Verlust.

Preis sei Gott, das Tor grenzenloser Gnade ist weit geöffnet, die himmlische Tafel

ist gedeckt, die Diener des Barmherzigen und Seine Mägde sind zum Fest ver-

sammelt. Strebt danach, euren Anteil an diesem ewigen Mahl zu erhalten, damit

ihr in dieser und der zukünftigen Welt geliebt und geachtet seid.

8

Wenn die Verhältnisse jedoch so liegen, daß einige Wenige glücklich und

behaglich leben und Andere im Elend dahinvegetieren, wenn Einige unmäßigen

Reichtum zusammenraffen, während es den Anderen am Nötigsten fehlt, dann ist

es dem Menschen unter einem solchen System nicht nur unmöglich, glücklich zu

sein, sondern zugleich unmöglich, das Wohlgefallen Gottes zu gewinnen. Gott ist

gütig zu allen. Das Wohlgefallen Gottes besteht in der Wohlfahrt jedes einzelnen

Angehörigen der Menschheit.
9

O verehrte Persönlichkeit! Ich habe Ihr Werk "The Gospel of Wealth"1) gelesen

und darin sehr zutreffende, vernünftige Empfehlungen gefunden.

Um es kurz zu fassen: Die Lehren Bahá'u'lláhs empfehlen freiwilliges Teilen, und

das bedeutet mehr als den Ausgleich des Wohlstands; denn der Ausgleich muß

von außen auferlegt werden, Teilen aber ist Sache der freien Wahl.

Der Mensch vervollkommnet sich durch gute Taten, die er freiwillig ausführt, nicht

durch gute Taten, zu denen er gezwungen wird. Teilen ist ein persönlich gewählter

Akt der Gerechtigkeit. Das heißt, die Reichen sollten den Armen Hilfe gewähren,

sollten ihre Mittel für die Armen ausgeben, aber aus freien Stücken und nicht des-

halb, weil die Armen dieses Ziel durch Gewalt erreichen. Denn die Ernte der Ge-

walt ist Aufruhr und der Zerfall der Gesellschaftsordnung. Andererseits führt freiwil-

liges Teilen, die frei gewählte Ausgabe der eigenen Mittel, zu Wohlfahrt und Frie-

den der Gesellschaft. Es erleuchtet die Welt; es verleiht der Menschheit Ehre.

Ich habe die edlen Wirkungen Ihrer Menschenfreundlichkeit in Amerika an ver-

schiedenen Universitäten, in Friedensversammlungen und Vereinigungen zur Bil-

dungsförderung gesehen, als ich dort von Stadt zu Stadt reiste. Deshalb bete ich

für Sie, daß Sie allezeit von den Gnadengaben und Segnungen des Himmels um-

fangen sein mögen, um viele menschendienliche Werke in Ost und West zu voll-

bringen. Mögen Sie wie eine flammende Kerze im Reiche Gottes leuchten, mögen

Sie Ehre und ewiges Leben erlangen, strahlend wie ein heller Stern am Horizonte

der Ewigkeit.

1) Ein Aufsatz aus dem Buch The Gospel Of Wealth von Andrew Carnegie (1835-

1919), wurde in England im Pall Mall Budget unter der Überschrift "The Gospel Of

Wealth" wiedergegeben; vgl. Andrew Carnegie: Autobiography , p.255, deutsch

Geschichte meines Lebens (1921)

100 Herr, der Du alle segnest, die fest im Bündnis stehen, indem Du sie fähig

machst, aus Liebe zum Licht der Welt all ihren Besitz als Opfer hinzugeben für den

Mashriqu'I-Adhkár, den Tagesanbruch Deines weitreichenden Lichtes und Ver-

künder Deiner Zeugnisse! Hilf Du diesen Gerechten, diesen Aufrichtigen und Got-

tesfürchtigen in dieser und der künftigen Welt, daß sie Deiner heiligen Schwelle

immer näher kommen, und erleuchte ihre Angesichter mit Deinem Strahlenglanz.

Wahrlich, Du bist der Großmütige, der Ewig-Schenkende.

11

Meine inniggeliebte Tochter im Königreich! Dr. Esslemont hat deinen Brief an ihn

ins Land der Sehnsucht ?) weitergereicht. Ich las ihn mit größter Aufmerksamkeit

vom Anfang bis zum Ende. Einerseits war ich zutiefst gerührt, weil du deine

schönen Locken abgeschnitten hast mit der Schere der Loslösung von dieser

Welt, und der Selbstopferung auf dem Pfade des Königreiches. Andererseits war

ich hoch erfreut; denn diese inniggeliebte Tochter hat einen solchen Geist der

Selbsthingabe bewiesen, daß sie einen so teuren Teil ihres Leibes auf dem Pfade

der Sache Gottes darbrachte. Hättest du mich gefragt, so wäre ich auf keinen Fall

damit einverstanden gewesen, daß du auch nur ein einziges Haar deiner

anmutigen Lockenpracht abgeschnitten hättest; nein, ich selbst hätte in deinem

Namen für den Mashriqu'I-Adhkár gespendet. Deine Tat ist jedoch ein beredtes

Zeugnis für deinen hehren Geist der Selbsthingabe. Du hast wahrlich dein Leben

geopfert, und groß werden die geistigen Wirkungen für dich selber sein. Vertraue

allezeit darauf, daß du Tag für Tag fortschreiten und weiter an Festigkeit und

Beständigkeit wachsen wirst. Bahá'u'lláhs Gnadengaben werden dich umfangen,

die frohe Botschaft aus der Höhe wird dir immer neu zuteil werden. Ist es auch

dein Haar, das du geopfert hast, so wirst du doch vom Geist erfüllt sein, und ist es

auch dieses vergängliche Stück deines Leibes, das du auf dem Pfade Gottes hin-

gegeben hast, so wirst du doch die Gottesgabe entdecken, die himmlische Schön-

heit schauen, unvergängliche Herrlichkeit erwerben und ewiges Leben erlangen.

?) Heiliges Land
12

Des Menschen flüchtige Stunden auf Erden vergehen rasch, und das wenige, was

bleibt, wird ein Ende haben; was aber kein Ende hat und immer währen wird, ist

die Frucht seiner Dienstbarkeit an der göttlichen Schwelle.

Bedenket die Wahrheit dieses Spruches. Wie überaus viele herrliche Beweise gibt

es dafür in der Welt des Seins!
13

Manch erstarrtes Herz, o mein Gott, wurde vom Feuer Deiner Sache entflammt,

und mancher Schläfer wurde von Deiner süßen Stimme erweckt. Wieviele Fremde

suchten Schutz im Schatten des Baumes Deiner Einheit, und wie zahlreich sind

die Dürstenden, die in Deinen Tagen nach dem Quell Deines Lebenswassers

lechzen.

Selig ist, wer sich aufmacht zu Dir und sich eilt, in die Strahlen der Morgenröte

Deines Antlitzes zu gelangen;

selig, wer sich mit all seiner Liebe zum Dämmerort Deiner Offenbarung, zum Ur-

quell Deiner Erleuchtung hinwendet;

selig, wer auf Deinem Pfade hingibt, was Du ihm durch Deine Großmut und Gunst

verliehen hast; selig, wer in seinem heftigen Verlangen nach Dir alles andere bei-

seite wirft, selig, wer vertraute Zwiesprache mit Dir hält und sich freimacht von jeg-

licher Bindung außer der Deinen.

Ich flehe Dich an, o mein Herr bei Ihm, der Dein Name ist, der sich durch die Kraft

Deiner Macht und höchsten Herrschaft über den Horizont Seines Gefängnisses

erhob, bestimme einem jeden, was Dir gefällt und was Deiner Erhabenheit ent-

spricht. Deine Macht ist wahrlich allem gewachsen.

14

Freie Nachdichtung von Hand der Sache Gottes Dr. Adelbert Mühlschlegel nach

einer aufgefundenen Notiz, veröffentlicht im indischen Bahá'í Youth Magazine

"GLORY", IV,4
" - aber nicht heut "
Dort war ich am Abend, wie abgemacht,
Sie waren so nett, so angeregt,
Sie erwarten mich wieder auf heute Nacht,
viele Fragen haben sie sich überlegt,
Doch mir brummt der Kopf, und im Ohr ein Geläut-
ich gehe ja hin - aber nicht heut.
Wir Menschen sollten mehr beten zu Gott,
des morgens früh, am Mittag, zur Nacht,
In Freude und Dank. Das tut uns not,
das macht uns fester und wohlbedacht,

Doch ich hab' so viel andres zu tun mit den Leut' -

Ich bete, gewiß - aber nicht heut.
Ich sollte auch lehren, wie Er es uns sagt
mit Liebe, das Wort für die neue Zeit,
Es hilft so vielen, von Zweifeln zernagt,
auf ihrem Weg in die Herrlichkeit -

Doch am Abend gibt's viel, was lockt und zerstreut -

Ich bessre mich sicher noch - aber nicht heut.
Ja, eigentlich braucht unsere Sache auch Geld,
denn das bedeutet ihr Lebensblut.
Es trägt die Botschaft hinaus in die Welt
und macht sie bekannt, den Menschen zugut.
Doch im Kaufhaus entdeckte ich etwas mit Freud -
Ich spende, gewiß - aber nicht heut.
Da plötzlich hatte ich nachts einen Traum.
Ich kam mir so seltsam jenseitig vor,
ich schwebte hinauf zum himmlischen Raum
und nahte mich einem herrlichen Tor.
Ich wagte zu pochen, und pochte erneut -
da erscholl es:
"Wir öffnen dir - aber nicht heut".

15Auszug eines Tablets, das 'Abdu'l-Bahá an eine Nationaltagung der ameri-

kanischen Bahá'í sandte und dort von Mrs. Eva Webster Russel vorgelesen wur-

de:

O ihr Geliebten 'Abdu'l-Bahás! Die Geliebten Gottes und die Dienerinnen des

Gnadenreichen beabsichtigen, einen Mashriqul-Adhkár in Chicago zu errichten.

Sie haben uns eine Anzahl von Entwürfen gesandt, damit einer ausgewählt und

danach das Gebäude errichtet werde. Nun müssen Gelder zusammengebracht,

das Bauland vollständig bezahlt und die erforderlichen Vorbereitungen getroffen

werden, weiterhin müssen alle Einzelheiten bedacht werden. Darum bemüht euch

nun in erster Linie, das Land vollständig zu bezahlen und die Kosten für das Bau-

werk bereitzustellen.

Die Geliebten im Osten sind mit Herz und Seele möglichst bestrebt, dazu beizu-

tragen, obwohl sich die internen Verhältnisse in Persien im Verlauf der letzten Jah-

re immer weiter verschlechtert haben. Die Revolution hat alle Lebensbedingungen

und -bereiche berührt. Es gibt weder Landwirtschaft, noch Handel oder Finanzwe-

sen, statt dessen gibt es in allen Provinzen politischen Streit und Zwist zwischen

den Nationalisten und Konstitutionalisten. Deshalb sind die Freunde völlig mit ihren

eigenen Überlebensproblemen befaßt. Trotzdem sind sie bestrebt, zum Mashriqul-

Adhkár in Chicago nach bestem Vermögen beizutragen, und daran werden sie es

bestimmt nicht fehlen lassen! Wenn Persien dieser Aufforderungen nachkommen

kann, wird der Beitrag der Geliebten ein würdiger sein.

Und Ich flehe zum Reich Gottes, euch zu bestätigen und zu helfen.

Auf euch sei Bahá'u'lláh-el-Abha!
'Abdu'l-Bahá Abbas
16

Tablets von 'Abdu'l-Bahá im Zusammenhang mit der Gründung der Schule von

Tarbiat (in Teheran)

Es gibt eine große Bestätigung durch die Schule von Tarbiat, die durch die Freun-

de gegründet worden ist. Obwohl sie im Augenblick wenig Beachtung findet, wird

sie doch durch den Allmächtigen unterstützt. Wenn die Gläubigen Gottes großzü-

gig sind, wird sich die Schule in allen ihren Belangen täglich weiterentwickeln. Er-

mutigung und Anregung sind erforderlich
'Abdu'l-Bahá Abbas

Das Problem der Schule von Tarbiat ist von größter Wichtigkeit. Es ist eine grund-

legende und tiefgreifende Verpflichtung für alle Freunde, dieser Schule zu dienen.

Dies ist die erste Schule, die die Freunde in Persien gegründet haben, und jeder-

mann weiß, daß sie ihnen gehört. Vernachlässigung und Mißachtung der laufen-

den Tätigkeiten, die für den Fortschritt dieser Schule erforderlich sind, ist wie ein

Schlag ins Gesicht der Sache Gottes. Deshalb muß jeder die Angelegenheiten der

Schule von Tarbiat ganz besonders wichtig nehmen und in irgend einer Weise un-

terstützen, sei es durch erleuchtende Ideen oder durch Einführung eines moder-

nen Erziehungssystems, durch großzügige Beiträge oder durch ständiges Enga-

gement und Unterstützung. Kurz: es ist die Hoffnung dieses Dieners, daß diese

Schule im Laufe der Zeit sich von allen anderen Schulen in der Welt unterscheide.

Nun beachtet, wie wichtig diese Sache ist.
'Abdu'l-Bahá Abbas

Die Frage der Schule von Tarbiat ist sehr wichtig. Durch die Gnade und Vorse-

hung des Einen Wahren muß es für alle offensichtlich werden, daß dies die beste

Schule Persiens ist und daß ihre Absolventen die erfolgreichsten sind. Andernfalls

wäre es besser, wenn die Schule nicht existierte. Deshalb zeigt größte Hingabe,

um den Fortschritt dieser Schule zu fördern.
'Abdu'l-Bahá Abbas
An Mirza Ahmad Sohrab:
Er ist Gott!

In den letzten beiden Postbriefen wurden ausführliche Antworten an dich ge-

schrieben. Nun sind die Unterlagen über die persich-amerikanische Erziehungsge-

sellschaft, die du sandtest, hier eingegangen. Wahrlich, ich sage, obwohl die Be-

deutung dieser Gesellschaft gegenwärtig noch nicht offensichtlich ist, wenn sie je-

doch fest und standhaft bleibt, wird sie künftig eine Gesellschaft der Vereinigung

sein, eine Quelle der Harmonisierung von Ost und West mit großen Verdiensten

für die Menschheit.

Die Gläubigen müssen dieser Gesellschaft eine hohe Bedeutung beimessen und

müssen sich für die Erfüllung der fundamentalen Prinzipien und der grundlegen-

den Bedeutung mit Herz und Seele erheben. Ich sende dieser gesegneten Gesell-

schaft meine Glückwünsche und Freude und erbitte die Gnade Seiner Hoheit, des

Unvergleichlichen, Bestätigung und Beistand zu schicken, und Ich werfe mich an

der Schwelle der Einheit nieder und erflehe vom Königreich 'Abhá Erhaltung und

Schutz, Führung und Sicherheit. Wenn diese Gesellschaft unabhängig handelt

und sich im Schaffen von Beziehungen zwischen Ost und West hervortut, wird sie

zur Grundlage für die Einheit der Menschenwelt werden. Festigkeit ist wesentlich,

denn wenn schon kleinere Angelegenheiten nicht mit Festigkeit und Standhaftig-

keit geregelt werden können, wieviel mehr werden diese Eigenschaften zum

Durchsetzen von großen Entscheidungen benötigt! Die Freunde Gottes müssen

sich gegenseitig ermutigen, fest und standhaft zu sein und mit einander zu bera-

ten, damit diese Gesellschaft täglich Fortschritte machen kann.

Persien und Amerika brauchen solch eine Gesellschaft dringend, auch was die

materiellen Angelegenheiten zwischen beiden Ländern betrifft, besonders Ameri-

ka. Diese Gesellschaft kann die amerikanische Industrie in Persien verbreiten hel-

fen und die großen wirtschaftlichen Erfolge, die in der Vergangenheit den anderen

Nationen durch den Export ihrer Waren und Geräte nach Persien zuwuchsen,

könnten dann nach Amerika gehen. Nun schaut, welche großen Erfolge möglich

sein könnten! Aber mehr noch werden die geistigen Mächte wirken und helfen,

den Hauch des Heiligen Geistes und des Paradieses Abhá zu verbreiten und zu

verströmen, und der wunderbare Einfluß der Strahlen der Sonne der Wahrheit wird

sichtbar werden.

Übermittle im Namen 'Abdu'l-Bahás allen Freunden Gottes und den Dienerinnen

des Gnadenreichen wunderbare Grüße 'Abhás und gratuliere und beglückwün-

sche sie zur Organisation dieser Gesellschaft.
'Abdu'l-Bahá Abbas
17

Aus einem Brief von M. Remey an Mrs. Corinne True über ein Treffen mit 'Abdu'l-

Bahá:

"....Als wir 'Abdu'l-Bahá trafen, fragten wir Ihn, ob er weitere Instruktionen bezüg-

lich der Tempelarbeit habe. Die einzige Anweisung, die Er uns gab, war die Be-

achtung der Einheit der Gläubigen für dieses große Werk. Das, so lernten wir, ist

das Allerwichtigste, wie es schon früher gelehrt wurde. Der Plan, der Stil, die Kon-

struktion des Bauwerks und alles übrige sollte erst in zweiter Linie nach der Be-

achtung der Einheit der Seelen der Gläubigen wichtig sein, denn dies ist der wirkli-

che Tempel, der geistige Tempel! Weiter sagte 'Abdu'l-Bahá, daß der Tempel so

schön wie irgend möglich werden sollte, aber das sei im Vergleich mit Seinen Aus-

führungen über den geistigen Tempel und die Einheit und Solidarität unter den

Freunden zweitrangig."
18

Aus "Lights of Guidance": The Bahá'í-Fund p. 20 Die Verantwortung der Bahá'í

Nr. 537. Gott belastet keine Seele über ihre Fähigkeiten

"...Gott belastet keine Seele über ihre Fähigkeiten. Diese Beiträge müssen von al-

len Gläubigen aller Städte und Dörfer kommen...

Wer auch immer mit einer guten Tat kommt, dem wird Gott zehnfach vergelten.

Ohne Zweifel wird der lebendige Gott großherzige Seelen unterstützen und bestä-

tigen."

('Abdu'l-Bahá zu den Freunden im Osten und im Westen Star of the West Bd.3;

1.8.1913, p. 137, edition 1978)

Nr. 540 Vielfältige Segnungen für Handel, Landwirtschaft und industrielle Tätigkeit

"Seid versichert, o ihr Freunde Gottes, daß für eure Beiträge in Kürze eure Tätig-

keiten in Handel, Landwirtschaft und Industrie vielfältig gesegnet sein werden..."

('Abdu'l-Bahá zu den Freunden im Osten und im Westen in: "Star of the West"

Bd.6, Nr.17 p.139)

19Miss Annie Boylan zitiert 'Abdu'l-Bahá in: Star of the West Bd.3 p..137;

1.8.1913, edition 1978

"...Der Mashriqul-Adhkár schreitet nicht so voran, wie es möglich wäre, die Leute

in Amerika arbeiten nicht genug dafür. Persien ist heute sehr arm, politisch zeris-

sen, seine Industrie ist gelähmt und floriert nicht, es ist in einer sehr schlechten

Verfassung. Persien ist zerstört. Wenn es das nicht wäre, würde Euer Mashriqul-

Adhkár gebaut werden. Die Reichen sollten soviel spenden, daß es für sie ein

wirkliches Opfer wird...".

"Bahá'í geben, sie brauchen nicht gefragt zu werden..."

Dann sprach er über der Mashriqul-Adhkár in Ishkabad, über die Art und Weise,

wie er gebaut wurde, über eine Frau, die für 50 Cent am Tag Socken strickte und

25 Cent für den Bau gab, über den armen Mann, der mit seiner Arbeit einen Dollar

je Tag verdiente und davon 50 Cent für den Tempelfonds gab. So wäre der Mash-

riqul-Adhkár in Ishkabad entstanden und ich habe daraus geschlossen, daß der

Mashriqul-Adhkár in Amerika auf die gleiche Weise entstehen müßte...

20

Aus "The Dawning Place S.22, zitiert nach Mrs. True:

"Nun ist der Tag gekommen, an welchem das Bauwerk Gottes, das göttliche Hei-

ligtum, der geistige Tempel in Amerika errichtet werden wird! Ich flehe zu Gott, den

standhaften Gläubigen beizustehen bei der Ausführung dieses großen Dienstes,

um mit ganzer Kraft dieses mächtige Werk, das in der ganzen Welt bekannt wer-

den wird, verwirklichen zu können. Die Hilfe Gottes wird mit diesen Gläubigen sein,

auf daß sie erfolgreich seien bei ihrem Vorhaben, denn die Sache ist groß... weil

dies der erste Mashriqul-Adhkár in diesem Land ist und von ihm der Lobpreis Got-

tes hinaufsteigen wird zum Königreich des Geheimnisses, und das Fanal Seiner

Erhabenheit und Größe wird in der ganzen Welt zu hören sein! Wer immer sich

erhebt zum Dienst an diesem Bauwerk, wird mit einer großen Macht Seines

Höchsten Königreiches bestätigt werden, und auf ihn werden geistige und himmli-

sche Segnungen herniederkommen, die sein Herz mit wundersamem Trost erfül-

len und die seine Augen durch das Erkennen des herrlichen und ewigen Gottes er-

leuchten werden."
21

Aus "The Dawning Place" S.55, zitiert nach Mrs.True:

Die Beiträge vom Osten wurden von 'Abdu'l-Bahá ermutigt, Der die orientalischen

Bahá'í bat, "mit Bestreben diese Gelder zusammenzubringen, um sie in den Wes-

ten zu senden, so daß weltweit bekannt und klar werden würde, daß die Bahá'í in

Ost und West die Mitglieder eines Haushaltes sind und die Kinder des Einen Got-

tes". In Anerkennung der besonders großen Beiträge aus Persien schrieb Er:

"Von der Entstehung der Welt bis heute gab es kein einigendes Band zwischen

Persien und Amerika... Nun seht, welche Freude und Glück-seligkeit diese beiden

Regionen in kürzester Zeit mit einander verbunden haben!...

Die Geliebten im Osten sind mit Herz und Seele möglichst bestrebt, dazu beizu-

tragen, obwohl sich die internen Verhältnisse in Persien im Verlauf der letzten Jah-

re immer weiter verschlechtert haben. Die Revolution hat alle Lebensbedingungen

und -bereiche berührt. Es gibt weder Landwirtschaft, noch Handel oder Finanzwe-

sen, statt dessen gibt es in allen Provinzen politischen Streit und Zwist zwischen

den Nationalisten und Konstitutionalisten. Deshalb sind die Freunde völlig mit ihren

eigenen Überlebensproblemen befaßt. Trotzdem sind sie bestrebt, zum Mashriqul-

Adhkár in Chicago nach bestem Vermögen beizutragen, und daran werden sie es

bestimmt nicht fehlen lassen! Wenn Persien diesen Aufforderungen nachkommen

kann, wird der Beitrag der Geliebten ein würdiger sein. (note p. 283)

Im Oktober 1909, als Louise Waite, eine frühe Bahá'í aus Chicago, 'Abdu'l-Bahá in

'Akka besuchte, sagte Er zu ihr: "Du mußt den Gläubigen im Westen sagen, daß

sie mit großer Liebe und Hingabe genauso hart arbeiten müssen, um dem Osten

ihre Anerkennung zu zeigen. Mrs. Waite beschrieb 'Abdu'l-Bahá die vielen Opfer,

die überall in Amerika für das Projekt geleistet wurden. Als er von der Arbeit der

Kinder hörte, so erinnert sie sich, "würden alle sich tausendfach entschädigt füh-

len, wenn sie Sein voll Liebe und wirklicher Freude erleuchtetes Angesicht hätten

sehen können".
22
Aus "The Dawning Place" von B.W. Whitemore, p. 71

Während seiner Reise nach Amerika hatte 'Abdu'l-Bahá auch vorhergesagt, daß

die Höhe der Spenden für das Tempelprojekt dramatisch zurückgehen würden.

Aber, so sagte er, auf diesen Rückgang würde ein 'plötzlicher Anstieg' folgen. "Das

ist erforderlich, das ist Weisheit, das ist vorherbestimmt".

23
Aus "The Dawning Place" von B.W. Whitemore, p. 88

Als Er ('Abdu'l-Bahá) erfuhr, daß nur 150.000 $ für den Beginn des Tempel-

bauwerks vorhanden waren, antwortete Er: "das reicht nur für das Fundament, ihr

müßt mehr Geld zusammenbekommen."
24
Aus: Bahá'u'lláh Verborgene Worte, pers. 11
0 Sohn des Staubes!
Werde blind, damit du Meine Schönheit schauest,

Werde taub, damit du den lieblichen Klang Meiner Stimme hörest.

Lege alle Gelehrsamkeit ab, damit du an Meinem Wissen teilhabest.

Löse dein Herz vom Besitz, damit du aus dem Meer Meines ewigen Reichtums ei-

nen unvergänglichen Anteil gewinnest.

Werde blind, das heißt für alles außer Meiner Schönheit.

Werde taub für alles außer Meinem Worte.

Lege alle Gelehrsamkeit ab außer dem Wissen von Mir,

damit du mit klarem Auge, reinem Herzen und wachem Ohr den Hof Meiner Hei-

ligkeit betrittst.
Anhang 2
Die Sterntaler

ein Kinder- und Hausmärchen gesammelt durch die Gebrüder Grimm

Es war einmal ein kleines Mädchen, dem war Vater und Mutter gestorben, und es

war so arm, daß es kein Kämmerchen mehr hatte, darin zu wohnen, und kein

Bettchen mehr, darin zu schlafen, und endlich gar nichts mehr als die Kleider auf

dem Leib und ein Stückchen Brot in der Hand, das ihm ein mitleidiges Herz ge-

schenkt hatte. Es war aber gut und fromm. Und weil es so von aller Welt verlassen

war, ging es im Vertrauen auf den lieben Gott hinaus ins Feld. Da begegnete ihm

ein armer Mann, der sprach: "Ach, gib mir etwas zu essen, ich bin so hungrig." Es

reichte ihm das ganze Stückchen Brot und sagte: "Gott segne dir's", und ging wei-

ter. Da kam ein Kind, das jammerte und sprach: "Es friert mich so an meinem Kop-

fe, schenk mir etwas, womit ich ihn bedecken kann." Da tat es seine Mütze ab und

gab sie ihm. Und als es noch eine Weile gegangen war, kam wieder ein Kind und

hatte kein Leibchen an und fror: da gab es ihm seins; und noch weiter, da bat eins

um ein Röcklein, das gab es auch von sich hin. Endlich gelangte es in einen Wald,

und es war schon dunkel geworden; da kam noch eins und bat um ein Hemdlein,

und das fromme Mädchen dachte: Es ist dunkle Nacht, da sieht dich niemand, du

kannst wohl dein Hemd weggeben, und zog das Hemd ab und gab es auch noch

hin. Und wie es so stand und gar nichts mehr hatte, fielen auf einmal die Sterne

vom Himmel und waren lauter harte blanke Taler: und ob es gleich sein Hemdlein

weggegeben, so hatte es ein neues an, und das war vom allerfeinsten Linnen. Da

sammelte es sich die Taler hinein und war reich für sein Lebtag.

Bahá'u'lláh,Brief an den Sohn des Wolfes, 1966, S.27

Bahá'u'lláh Verborgene Worte, arab. 3
'Abdu'l-Bahá Briefe und Botschaften 194:2
Bahá'u'lláh Gebete und Meditationen 36:1
Botschaften aus 'Akká 6:20
Bahá'u'lláh, WORTE DER WEISHEIT, S. 11
'Abdu'l-Bahá Briefe und Botschaften, Nr. 36: 5,6

'Abdu'l-Bahá Bahá'í-Briefe Nr. 39, Januar 1970, S.1046

Verborgene Worte arab.Nr.68
'Abdu'l-Bahá Gebete 1984, Nr.198, S.254
'Abdu'l-Bahá Gebete 1984, Nr.198, S.254

'Abdu'l-Bahá Briefe und Botschaften, 79: 3; S. 138

'Abdu'l-Bahá frei nach einem Briefwechsel über ein Treffen mit Ihm, Bahá´í News Nr.6 p 10, 15.6.1910 "Star of the

West 1910-1911
Bahá'u'lláh Das Buch der Gewißheit (1978), S. 49
Bahá'u'lláh, Verborgene Worte arab. 62
'Abdu'l-Bahá Gebete 1984, Nr.198, S.254
Muhammad
'Abdu'l-Bahá: Briefe und Botschaften 63:4-11

Balyuzi: 'Abdu'l-Bahá, Band 1, Bahá´í-Verlag 1984, S. 449-451

'Abdu'l-Bahá (Gebete, S.254/255 Nr. 198)
Huqúqu'lláh
'Abdu'l-Bahá, Briefe und Botschaften Nr.9

Balyuzi: 'Abdu'l-Bahá, Band 2, Bahá´í-Verlag 1984, S. 605-609

vgl. Matth. 10:14; Mk. 6:11; Luk. 9:.5; 10:11

aus "Sendschreiben zum Göttlichen Plan", 19.4.1916; Ausgabe 1989, S.54/55

'Abdu`l-Bahá; Bahá'í-Magazine, Vol.13, S.227/231;

vgl. Bahá'í-Teachings of Economics, New York 1934, S. 8 ff., ziziert in Bahá'í-Briefe, Nr.39, 1970/1, S. 1046

'Abdu'l-Bahá: Briefe und Botschaften, 36; 5,6 - S.93/94

Aus Bahá'í-Magazin, Vol.13, S.227/231; vgl. Bahá'í-Teachings of Economics, New York 1934, S. 8 ff.

'Abdu'l-Bahá: Briefe und Botschaften 79,1-4; S.138/139

'Abdu'l-Bahá: Briefe und Botschaften, 61;1,2; - S.117

'Abdu'l-Bahá: Briefe und Botschaften, 62, S.117/118

'Abdu'l-Bahá, Briefe und Botschaften, Nr.194 - S. 274

Bahá'u'lláh, Gebete Nr. 99

Bahá'í-News Nr.4., p. 9 in "Star of the West" I 1910/1911

Bahá'í-News Nr.5; p. 3/4 in Stars of the West I 1910/1911

Bahá'í News Nr.6; p. 9. in Star of the West I 1910-1911

Ein Weg zu geistigem Reichtum - Gedanken zum Spenden von Günter Nicke 5

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Ein Weg zu geistigem Reichtum - Gedanken zum Spenden von Günter Nicke 37

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