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Secundaer Literatur : Baha'u'llah - Eine Einführung
Bahá'u'lláh
Eine Einf�hrung
vakat
Bahá'u'lláh
Eine Einf�hrung
Internationale Baha'i-Gemeinde
B�ro f�r �ffentlichkeitsarbeit
New York
Baha'i-Verlag
Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme

Bahá'u'lláh : eine Einf�hrung / Internationale Baha'i-Gemeinde, B�ro f�r �ffentlichkeitsarbeit, New York.

- Hofheim-Langenhain : Baha'i-Verl., 1997
ISBN 3-87037-333-4
(c) Baha'i-Verlag GmbH, Hofheim 1997-154
4. Auflage
ISBN 3-87037-333-4
(451-262)
Inhalt
Vorwort 7
Bahá'u'lláh 9
Die Geburtsstunde
einer neuen Offenbarung 12
Die Verbannung 20
Die Verk�ndigung im Garten Riv�n 29
Gottes unwandelbarer Glaube 35
Die Manifestationen Gottes 43
"Eine st�ndig fortschreitende Kultur" 48
Der Tag Gottes 55
Die Verk�ndigung an die K�nige 61
Ankunft im Heiligen Land 70
Religion als Licht und Finsternnis 77
Weltfrieden 81
"Nicht aus eigenem Antrieb" 85
Der Bund Gottes mit der Menschheit 88
Literatur 95
vakat
Vorwort

Am 29. Mai 1992 j�hrte sich das Hinscheiden Bahá'u'lláhs zum hundertsten Mal. Seine Schau von der Menschheit als einem Volk und der Erde als einem Land wurde vor �ber hundert Jahren von den F�hrern der Welt mi�achtet; heute richten sich die Hoffnungen der Menschheit auf diese Vision. Auch der Zusammenbruch der sittlichen und gesellschaftlichen Ordnung, den Bahá'u'lláh mit erschreckender Deutlichkeit voraussah, vollzieht sich unerbittlich.

Der hundertste Jahrestag war Anla� zur Ver�ffentlichung der vorliegenden kurzen Einf�hrung in Bahá'u'lláhs Leben und Werk. Verfa�t im Auftrag des Universalen Hauses der Gerechtigkeit, dem Treuh�nder dieses weltumspannenden Glaubens, der Mitte des vorigen Jahrhunderts seinen Anfang nahm, will diese Schrift etwas von der zuversichtlichen Grundhaltung vermitteln, mit der die Bahá'í in aller Welt die Zukunft unseres Planeten und der Menschheit sehen.

Internationale Baha'i-Gemeinde
Informationsb�ro New York
vakat
Bahá'u'lláh

An der Schwelle des neuen Jahrtausends ist die Menschheit auf eine einheitsstiftende Vision vom Wesen des Menschen und der Gesellschaft existentiell angewiesen. Aus dieser Not wurde der Menschheit w�hrend der letzten hundert Jahre ein ideologisches Wechselbad zuteil, das die Welt ersch�tterte; inzwischen haben sich diese Ideologien sichtlich ersch�pft. Welch tiefgreifende Bed�rfnisse dabei im Spiel sind, zeigt die Leidenschaft, mit der - trotz all der entmutigenden Ergebnisse - dieser Kampf ausgetragen wurde. Ohne eine gemeinsame �berzeugung �ber den Gang und das Ziel der Geschichte ist es unvorstellbar, da� Grundlagen f�r eine Weltgesellschaft gelegt werden k�nnen, denen sich die Menschheit mehrheitlich verpflichtet f�hlt.

Bahá'u'lláh, die prophetische Gestalt des neunzehnten Jahrhunderts, dessen wachsender Einflu� die bemerkenswerteste Entwicklung der neueren Religionsgeschichte darstellt, entfaltet in Seinen Schriften eine solche Vision. Geboren am 12. November 1817 in Persien, setzte Bahá'u'lláh1 im Alter von 27 Jahren eine Bewegung in Gang, die heute das Bewu�tsein von Millionen pr�gt - Menschen aus praktisch allen Rassen, Kulturen, Klassen und Nationen der Erde. Diese Erscheinung ist in der heutigen Welt ohne Beispiel. Ihre historischen Parallelen kann man in dramatischen Richtungs�nderungen der Geschichte sehen. Denn Bahá'u'lláh beansprucht nicht weniger, als Gottes Bote f�r das Zeitalter menschlicher Reife zu sein, der Tr�ger einer g�ttlichen Botschaft, welche die Verhei�ungen der fr�heren Religionen erf�llt und das geistige Kraftfeld f�r die Vereinigung der V�lker dieser Welt schafft.

Lassen wir diesen Anspruch einmal beiseite - allein die heute schon sichtbaren Wirkungen, die Leben und Werk Bahá'u'lláhs hatten, fordern die ernsthafte Aufmerksamkeit eines jeden, der daran glaubt, da� der Mensch ein geistiges Wesen ist und da� die k�nftige Gestaltung unseres Planeten dem Rechnung tragen mu�. Die historischen Fakten sind dokumentiert und stehen jedermann zur Pr�fung offen. Erstmals in der Geschichte verf�gt die Menschheit �ber einen detaillierten, nachpr�fbaren Bericht �ber die Entstehungsgeschichte eines eigenst�ndigen Religionssystems und vom Leben seines Stifters. Ebenso zug�nglich sind die Berichte �ber den Widerhall, den der neue Glauben fand, �ber das Entstehen einer Weltgemeinschaft, die bereits heute mit vollem Recht behaupten kann, einen Mikrokosmos der Menschenwelt darzustellen.2

W�hrend der ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts blieb diese Entwicklung relativ unbekannt. Bahá'u'lláh verbietet die aggressive Proselytenmacherei, mit der religi�se Lehren oft verbreitet werden. Zudem gab die Baha'i-Gemeinde dem Aufbau von Gruppen auf lokaler Ebene �berall in der Welt Priorit�t, was gegen die fr�hzeitige Konzentration gro�er Anh�ngerzahlen in einzelnen L�ndern und gegen gro�angelegte Informationsprogramme sprach. Fasziniert von Indizien, die auf das Entstehen einer neuen Universalreligion hindeuten, bemerkte der Kulturphilosoph Arnold Toynbee in den 50er Jahren dieses Jahrhunderts, der Baha'i-Glaube sei dem durchschnittlich gebildeten Abendl�nder etwa ebenso bekannt wie das Christentum dem R�mer im zweiten Jahrhundert nach Christus.3

Nachdem die Baha'i-Gemeinde in j�ngster Zeit in vielen L�ndern rasch gewachsen ist, hat sich die Situation grundlegend ge�ndert. Es gibt in der Welt praktisch kein Gebiet mehr, wo das von Bahá'u'lláh gelehrte Lebensmuster nicht Wurzeln schl�ge. Mit ihren Projekten zur gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung gewinnt die Gemeinde nach und nach Ansehen bei Regierungen, Universit�ten und den Vereinten Nationen - ein weiterer Grund f�r eine unvoreingenommene, ernsthafte Pr�fung des Impulses hinter einem Proze� gesellschaftlicher Wandlung, der in der Welt einzigartig ist.

Die Quellen dieses sch�pferischen Impulses liegen nicht im Dunkeln. Bahá'u'lláhs Schriften behandeln weitgespannte Themen, von gesellschaftlichen Problemen wie die Integration der Rassen, die Gleichheit der Geschlechter und die Abr�stung bis hin zu Fragen, die sich mit dem Seelenleben befassen. Die Originaltexte, viele von Seiner eigenen Hand, andere diktiert und von Ihm autorisiert, sind sorgsam gesichert. Seit Jahrzehnten macht ein systematisches �bersetzungs- und Ver�ffentlichungsprogramm eine Auswahl dieses Schrifttums den Menschen in aller Welt in �ber achthundert Sprachen zug�nglich.

Die Geburtsstunde
der neuen Offenbarung

Bahá'u'lláhs Sendung begann im August 1852 in einem unterirdischen Verlies von Teheran. Einer adligen Familie entsprossen, die ihre Vorfahren bis auf die gro�en altpersischen Dynastien zur�ckverfolgt, lehnte Er es ab, die Ihm offenstehende LaufBahá eines Staatsministers zu ergreifen. Er zog es vor, Seine Kraft karitativen Werken zu widmen. In den fr�hen 40er Jahren des 19. Jahrhunderts war Er weithin als "Vater der Armen" bekannt. Dieser privilegierte Lebensstil fand nach 1844 bald ein Ende, als Bahá'u'lláh Vork�mpfer einer Bewegung wurde, die den Lauf der Geschichte Seines Landes ver�ndern sollte.

In vielen L�ndern war das fr�he neunzehnte Jahrhundert eine Zeit messianischer Naherwartung. Zutiefst verst�rt von dem Wandel, welcher durch wissenschaftliche Forschung und Industrialisierung eingeleitet worden war, wandten sich Menschen verschiedener Glaubensrichtungen ihren heiligen Schriften zu, in der Hoffnung, darin Hinweise zu finden, wie man diesen sich immer mehr beschleunigenden Proze� verstehen k�nnte. In Europa und Amerika sahen Gemeinschaften wie die Templer und die Adventisten in der Heiligen Schrift Anhaltspunkte f�r ihre �berzeugung, da� sich die Geschichte ihrem Ende zuneige und die Wiederkunft Jesu Christi unmittelbar bevorstehe. Ein auffallend �hnlicher G�rungsproze� entstand im Mittleren Osten aus dem Glauben an die unmittelbar bevorstehende Erf�llung der endzeitlichen Prophezeiungen im Quran und der islamischen Tradition.

Die bei weitem dramatischste dieser adventistischen Bewegungen bildete sich in Persien um die Person eines jungen Kaufmanns aus der Stadt Schiras und dessen Lehren; die Geschichte kennt Ihn als den B�b.4 Neun Jahre lang, von 1844 bis 1853, wurden Perser aller Gesellschaftsschichten mitgerissen von einem Sturm der Hoffnung und Begeisterung, ausgel�st durch die Ank�ndigung des B�b, der "Tag Gottes" sei angebrochen, Er selbst sei der in den Schriften des Islam Verhei�ene. Er verk�ndete, die Menschheit stehe an der Schwelle eines neuen �ons, in welchem alle Lebensbereiche neu gestaltet werden. Neue, noch unvorstellbare Wissenszweige w�rden es selbst den Kindern des anbrechenden Zeitalters verstatten, die gebildetsten Gelehrten des neunzehnten Jahrhunderts an Wissen zu �bertreffen. Die Menschheit sei von Gott aufgerufen, diesen Wandel zu vollziehen, der eine Neugestaltung ihres sittlichen und geistigen Lebens voraussetze. Seine Mission sei es, die Menschheit auf ein Ereignis vorzubereiten, das im Zentrum dieser Entwicklung stehe: das Kommen des endzeitlichen Gottesboten, "Dessen, den Gott offenbaren wird", wie Ihn die Anh�nger aller Religionen erwarten.5

Mit diesem Anspruch erregte der B�b die grimmige Feindschaft der muslimischen Geistlichkeit, denn nach orthodoxer Lehre ist alle g�ttliche Offenbarung mit dem Propheten Muammad beendet. Wer von dieser Lehre abweicht, ist Apostat und der Todesstrafe verfallen. Die �ffentliche Verurteilung des B�b durch die Geistlichen fand bald die Unterst�tzung der persischen Staatsgewalt. Im ganzen Land wurden Tausende von Anh�ngern des neuen Glaubens Opfer einer Serie von entsetzlichen Massakern; der B�b selbst wurde am 9. Juli 1850 �ffentlich hingerichtet.6 In einer Zeit wachsender westlicher Einmischung im Orient riefen diese Geschehnisse in einflu�reichen Kreisen Europas Interesse und Mitleid hervor. Der Seelenadel des B�b, Seine Lehren, das Heldentum Seiner Anh�nger und die in einem verfinsterten Land aufkeimende Hoffnung auf grundlegende Reformen - das alles hatte einen m�chtigen Einflu� auf Gestalten wie Ernest Renan, Leo Tolstoi, Sarah Bernhardt und Graf Gobineau.7

Wegen Seiner prominenten Rolle bei der Verteidigung der Sache des B�b wurde Bahá'u'lláh verhaftet und zu Fu� und in Ketten nach Teheran gebracht. Durch Seinen beeindruckenden Ruf und die gesellschaftliche Position Seiner Familie, aber auch durch die von den B�b�-Pogromen ausgel�sten Proteste der westlichen Botschaften einigerma�en gesch�tzt, wurde Er nicht zum Tode verurteilt, wie einflu�reiche Personen bei Hofe gefordert hatten. Stattdessen warf man Ihn in den ber�chtigten S�y�h-Ch�l, das "schwarze Loch", ein tiefes, von Ungeziefer verseuchtes Verlies in einem fr�heren Wasserreservoir der Stadt. Anklage wurde nicht erhoben; ohne M�glichkeit, sich dagegen rechtlich zur Wehr zu setzen, hielt man Ihn mit etwa drei�ig Gef�hrten im Schmutz und Dunkel dieses Kerkers, umgeben von teils zum Tode verurteilten Schwerverbrechern. Um Bahá'u'lláhs Nacken lag eine schwere Kette, die unter den Strafgefangenen so ber�chtigt war, da� man ihr einen Namen gegeben hatte. Als Er nicht so schnell umkam wie gedacht, versuchte man, Ihn zu vergiften. Die von der Kette verursachten Narben waren zeitlebens zu sehen.

Im Mittelpunkt der Schriften Bahá'u'lláhs stehen die gro�en Themen, die zu allen Zeiten die religi�sen Denker vorrangig besch�ftigt haben: Gott, Seine Offenbarung in der Geschichte, die Beziehungen der Weltreligionen zueinander, die Bedeutung des Glaubens und die grundlegende Aufgabe der Moral f�r das Funktionieren der Gesellschaft. In Passagen dieser Schriften finden sich Andeutungen �ber Seine eigene geistige Erfahrung, Seine Antwort auf den g�ttlichen Anruf, �ber Sein Zwiegespr�ch mit dem "Geist Gottes", den Wesenskern Seiner Sendung. Noch nie in der Religionsgeschichte bekam der Sucher die M�glichkeit zu einer so unmittelbaren Begegnung mit dem Ph�nomen g�ttlicher Offenbarung.

In einer der gegen Ende Seines Lebens verfa�ten Schriften, in denen Er sich �ber Seine fr�hen Erfahrungen �u�ert, ist ein kurzer Bericht �ber die Zust�nde im S�y�h-Ch�l enthalten:

"Vier Monate mu�ten Wir in einem unbeschreiblich schmutzigen Loch verbringen... Dieser Kerker war in undurchdringliches Dunkel geh�llt; Unsere Mitgefangenen z�hlten nahezu einhundertf�nfzig Seelen: Diebe, M�rder und Stra�enr�uber. Trotz seiner �berf�llung hatte das Verlies keinen anderen Ausla� als den Gang, durch den Wir gekommen waren. Keine Feder kann diesen Ort beschreiben, keine Zunge seinen widerlichen Gestank schildern. Die meisten dieser Menschen hatten weder Kleider noch Stroh, darauf zu liegen. Nur Gott wei�, was Wir an diesem �belriechenden, finsteren Ort zu leiden hatten!"8

T�glich kamen die Wachen die drei steilen Treppen in das Verlies herab, griffen Gefangene und schleppten sie nach oben zur Hinrichtung. In den Stra�en Teherans wurden derweil Europ�er entsetzt Zeugen, wie B�b� vor Kanonen gebunden, zerfetzt und mit �xten und Schwertern zerst�ckelt oder mit in den Leib gegrabenen brennenden Kerzen zur Todesst�tte gef�hrt wurden.9 So waren die Umst�nde, als Bahá'u'lláh, selbst vom Tode bedroht, die ersten Andeutungen Seiner Sendung erfuhr:

"Eines Nachts im Traum waren von allen Seiten diese erhabenen Worte zu h�ren: �Wahrlich, Wir werden Dich siegreich machen durch Dich selbst und durch Deine Feder. Gr�me Dich nicht �ber das, was Dir widerfuhr, und f�rchte Dich nicht, denn Du bist in Sicherheit. Binnen kurzem wird Gott die Sch�tze der Erde erwecken - Menschen, die Dir beistehen werden durch Dich selbst und durch Deinen Namen, mit welchem Gott die Herzen derer belebt, die Ihn erkennen.'"10

Die Erfahrung g�ttlicher Offenbarung - in den Zeugnissen �ber das Leben Buddhas, Mose, Jesu Christi und Muammads nur aus zweiter Hand �berliefert - schildert Bahá'u'lláh bildhaft mit eigenen Worten:

"In den Tagen, da Ich im Kerker von ihr�n lag, verg�nnten Mir die schweren Ketten, die Mich wundrieben, und die �ble Luft nur wenig Schlaf; dennoch hatte Ich in den seltenen Augenblicken des Schlummers ein Gef�hl, wie wenn etwas von Meinem Scheitel �ber die Brust str�mte, einem m�chtigen Sturzbach gleich, der sich vom Gipfel eines hohen Berges zu Tal ergie�t. So wurde jedes Glied Meines Leibes in Flammen gesetzt. Meine Zunge sprach in solchen Augenblicken Worte, die zu h�ren kein Mensch h�tte ertragen k�nnen."11

Die Verbannung

Schlie�lich wurde Bahá'u'lláh ohne Proze� und ohne Entsch�digung aus dem Kerker entlassen und sofort aus Seinem Vaterland verbannt; Sein Verm�gen und Seine Besitzt�mer wurden ohne Rechtsgrundlage enteignet. Der diplomatische Vertreter Ru�lands, der Ihn pers�nlich kannte und die B�b�-Verfolgungen mit wachsender Besorgnis beobachtet hatte, bot Ihm seinen Schutz und Zuflucht in den L�ndern unter der Kontrolle seiner Regierung an. In dem damals in Persien herrschenden politischen Klima w�re die Annahme dieser Hilfe so gut wie sicher als Parteinahme mi�deutet worden.12 Wohl aus diesem Grund zog Bahá'u'lláh die Verbannung in das Nachbarland Irak vor, das damals unter osmanischer Herrschaft stand. Dies war der Beginn von vierzig Jahren Exil, Gefangenschaft und bitterer Verfolgung.

In den Jahren unmittelbar nach Seiner Ausreise aus Persien richtete Bahá'u'lláh Sein Hauptaugenmerk auf die Bed�rfnisse der B�b�-Gemeinde, die sich in Bagdad wieder sammelte. Diese Aufgabe fiel Ihm zu als dem einzigen f�higen B�b�-F�hrer, der das Massaker �berlebt hatte. Nach dem Tod des B�b und dem fast gleichzeitigen Verlust der meisten Lehrer und F�hrer des jungen Glaubens waren die Gl�ubigen versprengt und entmutigt. Als Bahá'u'lláhs Bem�hungen, die in den Irak geflohenen B�b� zu sammeln, Eifersucht und Zwietracht bewirkten,13 beschritt Er den Weg aller Gottesboten vor Ihm und zog sich in die Wildnis zur�ck; daf�r w�hlte Er die Berge Kurdistans. "In Unserer Zur�ckgezogenheit", sagt Er sp�ter, "dachten Wir an keine R�ckkehr... Nur darum lebten Wir in der Einsamkeit, weil Wir nicht wollten, da� Unserethalben unter den Gl�ubigen und den Gef�hrten Zwietracht und Unruhe aufkomme..." Wenngleich diese beiden Jahre von schlimmer Entbehrung und k�rperlichen H�rten gepr�gt waren, beschreibt sie Bahá'u'lláh als eine Zeit inneren Gl�cks, in der Er tief �ber die Ihm anvertraute Sendung nachdachte: "Ganz allein verkehrten Wir mit Unserem Geist und verga�en die Welt und alles darinnen."14

Als die verzweifelten, noch in Bagdad verbliebenen Verbannten erfahren hatten, wo Er sich aufhielt, und Ihn baten, zur�ckzukehren und die F�hrung der Gemeinde zu �bernehmen, kam Er dem nur sehr widerwillig und allein aus Verantwortung f�r die Sache des B�b nach.

Zwei der wichtigsten Werke Bahá'u'lláhs stammen aus dieser ersten Verbannungszeit noch vor der internen Bekanntgabe Seines Anspruchs im Jahre 1863. Das erste ist ein B�chlein, das Er "Die verborgenen Worte" nannte. Dieses B�ndchen, eine Sammlung ethischer Sinnspr�che, stellt das sittliche Herzst�ck der Botschaft Bahá'u'lláhs dar. In Versen, die Bahá'u'lláh als die Quintessenz geistiger F�hrung aus allen Offenbarungen der Vergangenheit beschreibt, spricht die Stimme Gottes unmittelbar zur Seele des Menschen:

"O Sohn des Geistes! Von allem das Meistgeliebte ist Mir die Gerechtigkeit. Wende dich nicht ab von ihr, wenn du nach Mir verlangst, und vergi� sie nicht, damit Ich dir vertrauen kann. Mit ihrer Hilfe sollst du mit eigenen Augen sehen, nicht mit denen anderer, und durch eigene Erkenntnis Wissen erlangen, nicht durch die deines N�chsten. Bedenke im Herzen, wie du sein solltest. Wahrlich, Gerechtigkeit ist Meine Gabe und das Zeichen Meiner Gnade. So halte sie dir vor Augen."

"O Sohn des Seins! Liebe Mich, damit Ich dich liebe. Wenn du Mich nicht liebst, kann Meine Liebe dich niemals erreichen. Erkenne dies, o Diener!"

"O Sohn des Menschen! Gr�me dich nicht, au�er du bist Uns ferne; und freue dich nicht, au�er du kommst Uns nahe und kehrest zu Uns zur�ck."

"O Sohn des Seins! Mit den H�nden der Macht erschuf Ich dich, mit den Fingern der Kraft formte Ich dich, und Ich barg in dich das Wesen Meines Lichtes. Sei damit zufrieden und suche nichts anderes, denn Mein Werk ist vollkommen und Mein Gebot bindend. Sei dessen gewi� und zweifle nicht."15

Das zweite von Bahá'u'lláh verfa�te Hauptwerk dieses Zeitabschnitts ist Das "Buch der Gewi�heit", eine umfassende Darlegung vom Wesen und Ziel der Religion. In Passagen, die sich auf den Quran, aber mit der gleichen Vertrautheit und Einsicht auch auf das Alte und Neue Testament beziehen, werden die Offenbarer Gottes als die gestaltenden Kr�fte in dem einzigen, ununterbrochenen Proze� dargestellt, in dem die Menschheit zu ihrem spirituellen und sittlichen Potential erweckt wird. Eine Menschheit, die zur Reife gelangt ist, ist �ber die Sprache der Gleichnisse und Allegorien hinaus auch empf�nglich f�r eine direkte Lehrverk�ndung. Glauben ist keine Sache blinden F�rwahrhaltens, sondern bewu�ter Erkenntnis. Auch der F�hrerschaft einer klerikalen Elite bedarf es nicht l�nger: Im neuen Zeitalter der Aufkl�rung und Erziehung verleiht die Gabe der Vernunft jedem Menschen die F�higkeit, selbst auf die g�ttliche F�hrung zu antworten. Auf dem Pr�fstand steht des Menschen Aufrichtigkeit:

"Kein Mensch vermag die K�sten des Meeres wahren Erkennens zu erreichen, ehe er nicht gel�st ist von allem im Himmel und auf Erden... Das ist der Sinn dieser Worte: Wer auf dem Pfade des Glaubens wandelt, wer nach dem Weine der Gewi�heit schmachtet, mu� sich l�utern von allem, was irdisch ist - sein Ohr von nichtigem Geschw�tz, sein Gem�t von leerem Trug, sein Herz von der Liebe zur Welt, sein Auge von allem Verg�nglichen. Auf Gott mu� er bauen, an Ihn sich halten und auf Seinem Wege wandeln. Dann wird er w�rdig sein, da� ihm in ihrer Glorie die Sonne g�ttlicher Erkenntnis und Einsicht strahle... Denn nie darf ein Mensch hoffen, zur Erkenntnis des Allherrlichen zu gelangen,... es sei denn, er lasse davon ab, die Worte und Taten sterblicher Menschen zum Ma�stab wahren Erfassens und Erkennens Gottes und Seiner Propheten zu nehmen.

Schaut in die Vergangenheit! Wie viele, hoch und niedrig, haben zu allen Zeiten sehnlich auf das Erscheinen der Manifestationen Gottes in den geheiligten Gestalten Seiner Erw�hlten gewartet... Und wann immer die Tore der Gnade sich �ffneten, die Wolken g�ttlicher Freigebigkeit sich auf die Menschheit ergossen und das Licht des Ungeschauten am Horizont himmlischer Macht aufleuchtete, haben Ihn alle verleugnet und sich von Seinem Antlitz, Gottes eigenem Antlitz, abgewandt...

Erst wenn die Lampe des Suchens, des ernsten Strebens, des sehnlichen Verlangens, der leidenschaftlichen Ergebung, der gl�henden Liebe, der Verz�ckung und Ekstase im Herzen des Suchers entz�ndet ist und der Hauch der Gnade Gottes �ber seine Seele weht, wird das Dunkel des Irrtums vertrieben, werden die Nebel des Zweifels und der �ngste zerstreut werden, die Lichter der Erkenntnis und Gewi�heit sein Wesen einh�llen... Dann werden die mannigfachen Gunstbeweise und die Gnadenstr�me des heiligen, ewigen Geistes dem Sucher solch neues Leben verleihen, da� er sich mit einem neuen Auge, einem neuen Ohr, einem neuen Herzen und einem neuen Geist beschenkt sieht... Er wird mit dem Auge Gottes schauen und in jedem Atom ein Tor erblicken, das ihn zu den Stufen v�lliger Gewi�heit f�hrt. In allen Dingen wird er... die Beweise ewiger Verk�ndigung entdecken...

Wenn die menschliche Seele gleich einem Kanal von allen weltlichen, hemmenden Verhaftungen gereinigt ist, wird sie unfehlbar den Odem des Geliebten �ber unerme�liche Entfernungen hin versp�ren und, von seinem Duft gef�hrt, die Stadt der Gewi�heit erreichen und betreten...

Diese Stadt ist nichts anderes als das Wort Gottes, das in jedem Zeitalter und in jeder Sendung offenbart wird... Alle F�hrung, aller Segen, alles Wissen, alles Erkennen, aller Glaube und alle Gewi�heit, die allem im Himmel und auf Erden verliehen wurden, sind in diesen St�dten verborgen und verwahrt..."16

Auf Bahá'u'lláhs eigene, noch nicht verk�ndete Sendung wird im Buch der Gewi�heit nicht offen hingewiesen, im Mittelpunkt Seiner kraftvollen Darstellung steht vielmehr die Gestalt des B�b und dessen Mission. Ein Hauptgrund f�r den m�chtigen Einflu� dieses Buches auf die B�b�-Gemeinde, der eine stattliche Zahl von Gelehrten und fr�heren Seminaristen angeh�rte, war der meisterliche Umgang mit der Denkweise und den Lehren des Islam, den sein Verfasser beim Eintreten f�r den B�b und dessen Anspruch, die islamischen Verhei�ungen zu erf�llen, an den Tag legte. Bahá'u'lláh ruft die B�b� auf, sich des Vertrauens des B�b und des Opfers so vieler heldenhafter Gl�ubiger w�rdig zu erweisen. Er fordert sie auf, ihr pers�nliches Leben mit den g�ttlichen Lehren in Einklang zu bringen und dar�ber hinaus auch ihre Gemeinde zu einem Vorbild f�r die heterogene Bev�lkerung Bagdads zu machen.

Trotz ihrer sehr begrenzten materiellen Verh�ltnisse wurden die Verbannten von dieser Vision neu belebt. Einer von ihnen, ein Mann namens Nab�l, der sp�ter eine ausf�hrliche Chronik �ber das Wirken des B�b und Bahá'u'lláhs hinterlie�, beschreibt die geistige Intensit�t jener Tage wie folgt:

"Manchen Abend n�hrten sich nicht weniger als zehn Personen von Datteln im Wert eines Pfennigs. Niemand wu�te, wem die Schuhe, M�ntel und Kleider wirklich geh�rten, die sich in ihren Behausungen befanden. Wer gerade zum Basar gehen mu�te, durfte die Schuhe, die er an den F��en trug, sein eigen nennen, und jeder, der zu Bahá'u'lláh ging, konnte behaupten, da� das Gewand und der Mantel, die er trug, ihm geh�rten... Ach, welche Freude erf�llte jene Tage, wie beseligend und wie wundersam waren jene Stunden!"17

Zur Best�rzung des persischen Generalkonsulats, das die B�b�-"Episode" f�r ausgestanden gehalten hatte, entwickelte sich die Gemeinschaft der Verbannten zu einem geachteten, einflu�reichen Element in Bagdad und den Nachbarst�dten. Da mehrere der wichtigsten schiitischen Heiligt�mer in diesem Gebiet lagen, war auch ein steter Strom persischer Pilger dem wieder auflebenden B�b�-Einflu� ausgesetzt. Zu den W�rdentr�gern, die Bahá'u'lláh in Seinem einfachen Wohnhaus ihre Aufwartung machten, geh�rten auch Prinzen aus der k�niglichen Familie. Einer von ihnen war von diesem Erlebnis so bezaubert, da� er auf die naive Idee verfiel, er k�nnte etwas von der Atmosph�re geistiger Reinheit und Losl�sung, die er f�r kurze Zeit mitempfunden hatte, einfangen, indem er dieses Haus in den G�rten seines Palastes nachbauen lie�. Ein anderer, vom Erlebnis seines Besuches noch tiefer bewegt, dr�ckte seine Empfindungen Freunden gegen�ber mit den Worten aus: "Ich habe das Gef�hl, wenn auch alle Sorgen dieser Welt auf meinem Herzen lasteten, sie m��ten vor der Gegenwart Bahá'u'lláhs alsbald wieder weichen. Mir war, als w�re ich im Paradies."18

Die Verk�ndigung im
Garten Riv�n

Im Jahre1863 hielt Bahá'u'lláh die Zeit f�r gekommen, einige Seiner Gef�hrten mit Seiner Sendung vertraut zu machen, die Er im Dunkel des S�y�h-Ch�l empfangen hatte. Dieser Entschlu� Bahá'u'lláhs fiel zusammen mit einer weiteren Eskalation der schonungslosen Kampagne, welche schiitische Geistliche und Vertreter der persischen Regierung gegen Sein Werk entfachten. Aus Furcht, die unverhohlene Zustimmung, die Bahá'u'lláh unter einflu�reichen Besuchern aus Persien fand, fache in Persien die Begeisterung des Volkes erneut an, dr�ngte die Regierung des Schahs die osmanischen Beh�rden, Bahá'u'lláh weiter weg von der Grenze ins Innere ihres Reiches zu verlegen. Schlie�lich gab die t�rkische Regierung diesem Druck nach und lud den Verbannten ein, als ihr Gast Seinen Wohnsitz in die Hauptstadt, nach Konstantinopel, zu verlegen. Trotz der h�flichen Formulierung war das Schreiben so gehalten, da� ihm widerspruchslos Folge zu leisten war.19

Schon damals war die ganze Hingabe der kleinen Exilgemeinde auf Bahá'u'lláh gerichtet. Viele waren bereits �berzeugt, da� Er nicht nur als Protagonist des B�b auftrat, sondern f�r die viel gr��ere Sache, die - wie vom B�b angek�ndigt - unmittelbar bevorstand. Diese �berzeugungen wurden Ende April 1863 zur Gewi�heit, als Bahá'u'lláh am Vorabend Seiner Abreise nach Konstantinopel einzelne Gef�hrten in einem Garten, der sp�ter den Namen Riv�n ("Paradies") erhielt, zusammenrief und ihnen Seine Mission er�ffnete. Auch wenn in den folgenden vier Jahren eine �ffentliche Verk�ndigung nicht ratsam schien, �berbrachten die Eingeweihten doch nach und nach ihren vertrauten Freunden die Botschaft, da� die Verhei�ung des B�b erf�llt und der "Tag Gottes" angebrochen war.

Die genauen Umst�nde dieser vertraulichen Er�ffnung sind, wie es ein Kenner dieser Zeit formuliert, "in ein Dunkel geh�llt, das k�nftige Geschichtsschreiber nur schwer werden durchdringen k�nnen"20. Die Bedeutung dieses Geschehnisses l��t sich zahlreichen Hinweisen Bahá'u'lláhs in sp�teren Schriften entnehmen:

"Die Absicht, die der ganzen Sch�pfung zugrundeliegt, ist die Offenbarung dieses erhabensten, dieses heiligsten Tages, des Tages, der als der Tag Gottes in Seinen B�chern und Schriften bekannt ist - der Tag, den alle Propheten, die Auserw�hlten und die Heiligen miterleben wollten."21

"... Dies ist der Tag, an dem die Menschheit das Angesicht des Verhei�enen schauen und Seine Stimme h�ren kann. Gottes Ruf ist erhoben, und das Licht Seines Antlitzes ist �ber den Menschen aufgegangen. Ein jeder sollte die Spuren jedes eitlen Wortes von der Tafel seines Herzens l�schen und mit offenem, unvoreingenommenem Sinn fest auf die Zeichen Seiner Offenbarung, die Beweise Seiner Sendung und die Zeichen Seiner Herrlichkeit schauen."22

Wie Bahá'u'lláh in Erl�uterung der Schriften des B�b vielfach betont, ist der Hauptzweck der Offenbarung, den Charakter der Menschen zu wandeln, das hei�t, bei denen, die auf Seinen Ruf antworten, die in der menschlichen Natur latenten sittlich-geistigen Tugenden zu entwickeln:

"Veredelt euere Zunge durch Wahrhaftigkeit, o Menschen, und ziert euere Seele mit dem Schmuck der Ehrlichkeit. H�tet euch, o Menschen, da� ihr nicht gegen jemanden falsch seid. Seid Gottes Treuh�nder unter Seinen Gesch�pfen und die Wahrzeichen Seiner Gro�mut unter Seinem Volke..."23

"Erleuchtet und heiligt euere Herzen. Entweiht sie nicht mit den Dornen des Hasses und den Disteln der Bosheit. Ihr wohnt in einer Welt und seid durch das Wirken eines Willens erschaffen. Selig ist, wer sich mit allen Menschen im Geiste gr��ter Freundlichkeit und Liebe vereinigt."24

Aggressive Proselytenmacherei, die in fr�heren Zeiten immer wieder die religi�se Mission kennzeichnete, ist des Tages Gottes erkl�rterma�en unw�rdig. Wer Gottes Offenbarung erkennt, soll die an dieser Erkenntnis teilhaben lassen, die er f�r Sucher h�lt, es aber ihnen selbst �berlassen, wie sie auf diesen Anruf reagieren:

"Erweist einander Langmut, Wohlwollen und Liebe. So jemand unter euch eine bestimmte Wahrheit nicht zu erfassen vermag oder sich um ihr Verst�ndnis bem�ht, so sprecht mit ihm voller G�te und in bester Absicht."25

"Die ganze Pflicht des Menschen liegt an diesem Tage darin, seinen Teil an der Gnadenf�lle zu erlangen, die Gott f�r ihn str�men l��t. Deshalb sollte niemand der Gr��e des Gef��es achten..."26

Vor dem Hintergrund der blutigen Geschehnisse in Persien k�ndet Bahá'u'lláh Seinen Anh�ngern: "Es ist besser f�r euch, get�tet zu werden, als selbst zu t�ten"; ja, Er dr�ngt sie sogar, den Beh�rden Musterbeispiele des Gehorsams zu liefern: "Die Angeh�rigen dieses Volkes m�ssen sich, wo immer sie wohnen, der Regierung des Landes als treu, ehrbar und wahrhaftig erweisen."27

Die Verh�ltnisse bei Bahá'u'lláhs Abreise aus Bagdad demonstrierten anschaulich die Macht dieser Grunds�tze. In wenigen Jahren war eine Schar verbannter Ausl�nder, die bei ihrer Ankunft auf den Argwohn und die Ablehnung ihrer Nachbarn gesto�en waren, zu einer h�chst angesehenen, einflu�reichen Bev�lkerungsgruppe geworden. Sie waren wirtschaftlich unAbhangig durch ihre erfolgreiche Gesch�ftst�tigkeit. Wegen ihrer Gro�z�gigkeit und Integrit�t wurden sie bewundert. Die von persischen Konsulatsbeamten und schiitischen Klerikern emsig ausgestreuten Vorw�rfe, sie seien fanatisch und gewaltt�tig, hatten keinen Einflu� mehr auf die �ffentliche Meinung. Als Bahá'u'lláh am 3. Mai 1863 in Begleitung Seiner Familie und der Gef�hrten, die mit Ihm nach Konstantinopel reisen sollten, aus Bagdad wegritt, war Er eine popul�re, allgemein verehrte Gestalt. In den Tagen vor diesem Abschied war ein ganzer Strom von Honoratioren, unter ihnen der Provinzgouverneur, viele von weither, in den Garten gekommen, in dem Er vor�bergehend Wohnung genommen hatte, um Ihm ihre Reverenz zu erweisen. Augenzeugen der Abreise beschrieben in bewegenden Worten die jubelnden Zurufe, die Tr�nen in den Augen vieler Zuschauer und die Beflissenheit der osmanischen Beamten und Dienststellen, ihrem Staatsgast Ehre zu erweisen.28

"Gottes unwandel-
barer Glaube"

Nach der Bekanntgabe Seiner Sendung im Jahre 1863 begann Bahá'u'lláh ein Thema zu vertiefen, das Er bereits im Buch der Gewi�heit behandelt hatte: der Wille Gottes als die gestaltende Macht in dem Entwicklungsproze� der latenten geistig-sittlichen F�higkeiten im Menschen. Dieses Thema nimmt w�hrend der verbleibenden drei�ig Jahre Seines Lebens in Seinen Schriften eine zentrale Stellung ein. Die Wirklichkeit Gottes, versichert Er, ist und bleibt unerforschlich. Menschliche Rede �ber das Wesen Gottes ist Ausdruck menschlicher Existenz, das Resultat menschlichen Bem�hens, menschliche Erfahrungen zu beschreiben:

"Fern, fern von Deiner Herrlichkeit sei, was der sterbliche Mensch von Dir aussagen oder Dir zuschreiben kann, oder der Lobpreis, mit dem er Dich zu verherrlichen vermag! Was immer Du Deinen Dienern geboten hast, damit sie Deine Majest�t und Herrlichkeit aufs h�chste preisen, ist nur ein Zeichen Deiner Gnade f�r sie, auf da� sie f�hig werden, zu der Stufe aufzusteigen, die ihrem innersten Wesen verliehen wurde, der Stufe der Erkenntnis ihres eigenen Selbstes."29

"Jedem verst�ndigen, erleuchteten Herzen ist es offenbar, da� Gott, die unerforschliche Wesenheit, das g�ttliche Sein, unerme�lich erhaben ist �ber alle menschlichen Merkmale wie leibliche Existenz, Aufstieg und Abstieg, Ausgang und R�ckkehr. Fern sei es Seiner Herrlichkeit, da� des Menschen Zunge angemessen Sein Lob k�nden oder des Menschen Herz Sein unergr�ndliches Mysterium erfassen k�nnte. Er ist und war von jeher in der altehrw�rdigen Ewigkeit Seines Wesens verh�llt und wird in Seiner Wirklichkeit dem Schauen der Menschen ewiglich verborgen bleiben..."30

Wenn der Mensch sich dem Sch�pfer allen Seins zuwendet, sind es nur dessen Attribute und Eigenschaften, die ihm in den wiederkehrenden Offenbarungen begegnen:

"So ist das Tor der Erkenntnis des Altehrw�rdigen der Tage vor dem Antlitz aller Wesen verschlossen. Darum hat der Quell unendlicher Gnade... jene leuchtenden Edelsteine der Heiligkeit aus dem Reiche des Geistes in der edlen Gestalt des menschlichen Tempels erscheinen und allen Menschen offenbar werden lassen, auf da� sie der Welt die Mysterien des unver�nderlichen Seins schenken und ihr von Seinem reinen, unsterblichen Wesen k�nden."31

"Diese geheiligten Spiegel... sind allesamt auf Erden die Vertreter dessen, der innerster Kern, reinstes Wesen und letztes Ziel des Weltalls ist. Von Ihm gehen ihre Erkenntnis und Macht aus, von Ihm leitet sich ihre Souver�nit�t ab. Die Sch�nheit ihres Antlitzes ist nur eine Widerspiegelung Seines Bildes, ihre Offenbarung ein Zeichen Seiner unsterblichen Herrlichkeit."32

Auch wenn der Wandel der Verh�ltnisse auf Erden und die unterschiedlichen Erfordernisse der Zeit in jeder Offenbarung eine einmalige Antwort gefunden haben, unterscheiden sich die Offenbarungen Gottes in ihrem Wesen nicht:

"Diese Attribute Gottes waren niemals bestimmten Propheten verliehen und anderen vorenthalten. Nein, alle Propheten Gottes, Seine wohlbegnadeten, Seine heiligen und erw�hlten Boten, sind ohne Ausnahme die Tr�ger Seiner Namen und die Verk�rperungen Seiner Attribute. Sie unterscheiden sich nur in der St�rke ihrer Offenbarung und in der Wirkkraft ihres Lichtes."33

Wer sich mit den Religionen befa�t, wird gewarnt, sich nicht von theologischer Dogmatik oder anderen vorgefa�ten Denkschemen dazu verf�hren zu lassen, da� er zwischen denen Rangunterschiede macht, die Gott zu Kan�len Seines Lichtes erkoren hat:

"H�tet euch, o ihr, die ihr an die Einheit Gottes glaubt, da� ihr nicht versucht werdet, Unterschiede zwischen den Manifestationen Seiner Sache zu machen oder die Zeichen herabzusetzen, die mit ihrer Offenbarung einhergingen und diese verk�ndet haben. Dies ist f�rwahr die wahre Bedeutung g�ttlicher Einheit, geh�rtet ihr doch zu denen, die diese Wahrheit verstehen und an sie glauben! Seid �berdies versichert, da� die Werke und das Handeln aller Manifestationen Gottes, ja alles, was immer sie betrifft und was sie in der Zukunft verk�nden m�gen, von Gott bestimmt und eine Widerspiegelung Seines Willens und Seiner Absicht sind."34

Bahá'u'lláh vergleicht den Einbruch der g�ttlichen Offenbarung mit der Wiederkehr des Fr�hlings. Die Gottesboten sind nicht nur Lehrer, auch wenn dies eine ihrer h�chsten Aufgaben ist. Der Geist ihrer Worte und das Beispiel ihres Lebens verm�gen vielmehr die tiefsten Quellen menschlicher Motivation zu erschlie�en und grundlegenden, dauerhaften Wandel zu schaffen. Der Einflu� ihres g�ttlichen Wortes er�ffnet neue Welten des Verstehens und der Tat:

"Und da es kein Band unmittelbaren Verkehrs geben kann, das den einen wahren Gott an Seine Sch�pfung bindet, da keinerlei �hnlichkeit zwischen dem Verg�nglichen und dem Ewigen, dem Bedingten und dem Absoluten bestehen kann, hat Er bestimmt, da� in jedem Zeitalter und in jeder Sendung eine reine, unbefleckte Seele in den Reichen von Erde und Himmel offenbar werde... Vom Lichte unfehlbarer F�hrung geleitet, ausgestattet mit h�chster Souver�nit�t, haben sie35 den Auftrag, sich des belebenden Einflusses ihres Wortes, der Ausgie�ungen ihrer unfehlbaren Gnade, des heiligenden Hauches ihrer Offenbarung zu bedienen, um ein jedes sich sehnende Herz, jeden empf�nglichen Geist vom Schmutz und Staub irdischer Sorgen und Beschr�nkungen zu reinigen. Dann und nur dann wird das von Gott anvertraute Pfand, das in der Wirklichkeit des Menschen ruht,... hervortreten und das Banner seiner offenbaren Herrlichkeit hoch auf den Gipfeln der Menschenherzen aufrichten."36

Ohne diesen Einbruch der Transzendenz bleibt der Mensch der Gefangene von Instinkten und kulturellen Pr�gungen:

"Nachdem Er37 die Welt und alles, was darin lebt und webt, erschaffen hatte, w�nschte Er... dem Menschen die einzigartige Auszeichnung und F�higkeit zu verleihen, Ihn zu erkennen und zu lieben - eine F�higkeit, die man als den der gesamten Sch�pfung zugrunde liegenden sch�pferischen Antrieb und Hauptzweck ansehen mu�... Auf die innerste Wirklichkeit jedes erschaffenen Dings hat Er das Licht eines Seiner Namen ergossen; jedes hat Er zum Empf�nger der Herrlichkeit einer Seiner Eigenschaften gemacht. Die Wirklichkeit des Menschen jedoch hat Er zum Brennpunkt f�r das Strahlen aller Seiner Namen und Attribute und zum Spiegel Seines eigenen Selbstes erkoren. Von allem Erschaffenen ist allein der Mensch zu einer so gro�en Gunst, einer so dauerhaften Gabe auserw�hlt.

Diese Kr�fte, welche... die Quelle himmlischer F�hrung der Wirklichkeit des Menschen verliehen hat, sind jedoch latent in ihm, gleichwie die Flamme in der Kerze verborgen und das Licht potentiell in der Lampe ist. Der Glanz dieser Kr�fte kann durch weltliche W�nsche verdunkelt werden, wie das Licht der Sonne unter dem Staub und Schmutz, die den Spiegel bedecken, verborgen bleiben kann. Weder die Kerze noch die Lampe k�nnen durch eigenes Streben und ohne Hilfe entz�ndet werden, noch ist es dem Spiegel jemals m�glich, sich selbst von seinem Schmutze zu befreien. Es bedarf keines Beweises, da� die Lampe niemals brennen wird, ehe ein Feuer in ihr entz�ndet ist, und der Spiegel niemals das Bild der Sonne wiedergeben noch ihr Licht und ihren Glanz widerspiegeln kann, ehe nicht der Schmutz von seiner Oberfl�che entfernt ist."38

Bahá'u'lláh sagt, da� die Zeit gekommen ist, da die Menschheit die F�higkeit wie auch die M�glichkeit hat, das ganze Panorama ihrer geistigen Entwicklung als einen einzigen Proze� zu erkennen: "Unvergleichlich ist dieser Tag, denn er ist wie das Auge f�r vergangene Zeitalter und Jahrhunderte und wie ein Licht in der Finsternis der Zeiten."39 So gesehen, m�ssen die Anh�nger der verschiedenen religi�sen Traditionen verstehen lernen, was Bahá'u'lláh den "unwandelbaren Glauben Gottes"40 nennt; sie sollten den zentralen geistigen Impuls unterscheiden von den sich wandelnden Gesetzen und Ideen, die offenbart sind gem�� den Erfordernissen einer sich st�ndig entwickelnden Gesellschaft:

"Die Propheten Gottes gleichen �rzten, deren Aufgabe es ist, das Wohlergehen der Welt und ihrer V�lker zu f�rdern, damit sie durch den Geist der Einheit das Siechtum einer entzweiten Menschheit zu heilen verm�gen... Was Wunder, wenn die von dem Arzt verordnete Behandlung an diesem Tage nicht dieselbe ist wie die, die er fr�her verordnet hat. Wie k�nnte es anders sein, wenn die �bel, die den Leidenden befallen, in jedem Stadium seiner Krankheit eine besondere Arznei erfordern? So fordern auch die Propheten Gottes immer, wenn sie die Welt mit dem Strahlenglanz der Sonne g�ttlichen Wissens erleuchten, die Menschen auf, das Licht Gottes anzunehmen - mit Mitteln, die am besten dem Gebot der Zeit entsprechen, in der sie erscheinen."41

Nicht nur das Herz, auch der Verstand mu� sich auf diesen Weg des Forschens begeben. Die Vernunft, betont Bahá'u'lláh, ist die gr��te Gottesgabe f�r die Menschenseele, "ein Zeichen der Offenbarung... des souver�nen Herrn"42. Nur wenn der Verstand sich freimacht von ererbten dogmatischen Lehrs�tzen, seien sie religi�s oder materialistisch, kann er die Beziehung zwischen dem Wort Gottes und der Erfahrung der Menschheit unAbhangig erforschen. Haupthindernis bei dieser Wahrheitssuche ist das Vorurteil: "Warne... die Geliebten des einen wahren Gottes davor, die Reden und Schriften der Menschen mit einem zu kritischen Auge zu betrachten. Sie sollen sich diesen Reden und Schriften lieber im Geiste der Aufgeschlossenheit und liebevollen Wohlgesonnenheit zuwenden."43

Die Manifestationen
Gottes

Allen gro�en Religionen ist die �berzeugung gemeinsam, da� die Menschenseele durch die g�ttliche Offenbarung mit der Welt Gottes in Ber�hrung kommt und da� es diese Beziehung ist, die dem Leben Sinn gibt. Besonderen Stellenwert haben die Texte Bahá'u'lláhs, die sich ausf�hrlich mit dem Wesen und der Rolle derer befassen, welche die Kan�le dieser Offenbarung sind, die Boten oder "Manifestationen Gottes". Immer wieder finden wir darin die Analogie mit der Sonne. Die Sonne hat zwar gewisse Eigenschaften mit den �brigen Himmelsk�rpern im Sonnensystem gemeinsam; im Unterschied zu diesen ist die Sonne aber der Lichtquell des Systems. Planeten und Monde reflektieren das Licht, w�hrend die Sonne es ausstrahlt - ein ihrem Wesen zugeh�riges Attribut. Das Planetensystem kreist um diesen Brennpunkt; die Teile darin werden nicht nur von ihrer Eigenart, sondern vor allem von ihrer Beziehung zur Lichtquelle des Systems bestimmt.44

Wie alle Sterblichen, hat auch die Manifestation Gottes eine menschliche Gestalt; sie unterscheidet sich indessen von anderen Menschen existentiell, so da� sie als Kanal und Medium der Offenbarung Gottes dienen kann. Scheinbar widerspr�chliche Hinweise auf diese zweifache Stufe, wie sie zum Beispiel Christus45 zugeschrieben werden, waren in der ganzen Geschichte die Ursache von Verwirrung und Streit. Bahá'u'lláh sagt dazu:

"Alles in den Himmeln und auf Erden ist unmittelbarer Beweis daf�r, da� sich darin Gottes Attribute und Namen offenbaren... In h�chstem Grade gilt dies f�r den Menschen, der unter allem Erschaffenen... f�r die Herrlichkeit einer solchen Auszeichnung auserkoren wurde. Denn in ihm sind alle Namen und Attribute Gottes potentiell in einem Ma�e offenbar, das von keinem erschaffenen Wesen �bertroffen wird... Von allen Menschen die vollendetsten, die ausgezeichnetsten und �berragendsten sind die Manifestationen der Sonne der Wahrheit. Ja, alles sonst lebt durch das Wirken ihres Willens; es bewegt sich und besteht durch das Ausstr�men ihrer Gnade."46

Zu allen Zeiten hatte die �berzeugung der Gl�ubigen, der Stifter ihrer Religion nehme eine einmalige Stellung ein, zur Folge, da� �ber das Wesen der Manifestation Gottes angestrengt spekuliert wurde. Erschwert wurden solche Spekulationen aber durch Deutungsprobleme, insbesondere bei den zahlreichen bildhaften Gleichnissen in den Heiligen Schriften der Vergangenheit. Der Versuch, die Anschauungen in die Form eines religi�sen Dogmas zu gie�en, hatte deshalb historisch eher eine spaltende als eine vereinende Kraft. Tats�chlich gibt es heute trotz der immensen Energie, die auf theologische Studien verwendet wird - vielleicht auch wegen dieses gro�en Energieaufwands -, tiefgreifende Meinungsverschiedenheiten unter den Muslimen �ber die genaue Stufe Muammads, unter den Christen �ber Jesus und unter den Buddhisten �ber den Stifter ihrer Religion. Ganz offensichtlich sind die Kontroversen, zu denen solche Meinungsverschiedenheiten innerhalb einer bestimmten Tradition gef�hrt haben, mindestens ebenso heftig wie die Kontroversen unter den verschiedenen Religionen.

Bahá'u'lláhs Lehre von der Einheit der Religionen wird besonders aus dem verst�ndlich, was Er zur Stufe der aufeinanderfolgenden Gottesboten und zu ihrem Auftrag in der Geistesgeschichte der Menschheit gesagt hat:

"Alle Manifestationen Gottes haben eine zweifache Stufe. Die eine ist die Stufe reiner Geistigkeit und Wesenseinheit. In dieser Hinsicht bist du, wenn du sie alle mit einem Namen benennst und ihnen die gleichen Eigenschaften zuschreibst, nicht von der Wahrheit abgeirrt...

Die andere Stufe ist die der Unterscheidung, sie geh�rt der Welt der Sch�pfung und ihren Begrenzungen an. In dieser Hinsicht hat jede Manifestation Gottes eine ausgepr�gte Individualit�t, eine genau vorgezeichnete Sendung, eine vorherbestimmte Offenbarung und besonders gegebene Begrenzungen. Eine jede von ihnen ist unter einem anderen Namen bekannt, durch ein anderes Attribut gekennzeichnet, mit einer bestimmten Mission und einer besonderen Offenbarung betraut...

Im Lichte ihrer zweiten Stufe betrachtet,... legen sie unbedingte Dienstbarkeit, �u�erste Armut und v�llige Ausl�schung des Selbstes an den Tag. So hat Er47 gesprochen: �Ich bin der Diener Gottes, Ich bin nur ein Mensch wie ihr.'48

W�rde eine der allumfassenden Manifestationen Gottes erkl�ren: �Ich bin Gott!', so spr�che Sie gewi� die Wahrheit, und es g�be dar�ber keinen Zweifel. Denn... durch ihre Offenbarung, ihre Eigenschaften und Namen sind die Offenbarung Gottes, Seine Namen und Seine Attribute in der Welt offenkundig gemacht... W�rde einer von ihnen sagen: �Ich bin der Gesandte Gottes', so spr�che Er gleichfalls die Wahrheit, die unzweifelhafte Wahrheit... In diesem Lichte gesehen, sind sie alle nur Gesandte jenes vollkommenen K�nigs, jener unwandelbaren Wesenheit... Und w�rden sie sagen: �Wir sind die Diener Gottes', so ist auch dies eine offenkundige, unbestreitbare Wahrheit. Denn sie haben sich im �u�ersten Zustand des Dienens offenbart, eines Dienens, wie es wohl kein Mensch je erreichen kann..."49

"Damit ist, was immer sie sagen, ob es sich denn auf den Bereich der Gottheit, auf den Herrn, den Propheten, den Gottgesandten, den H�ter, den Apostel oder den Diener bezieht, ohne den Schatten eines Zweifels wahr. So m�ssen diese Verse... aufmerksam bedacht werden, damit die voneinander abweichenden Aussagen der Manifestationen des Unsichtbaren und der Morgenr�ten der Heiligkeit nicht l�nger die Seele erregen und den Geist verwirren."50

"Eine st�ndig fortschreitende
Kultur..."

Diesen Texten liegt eine Weltschau zugrunde, die der herausforderndste Aspekt dessen ist, was Bahá'u'lláh zum Auftrag der Manifestationen Gottes sagt: G�ttliche Offenbarung ist die Triebkraft der Kultur. Bei jeder neuen Offenbarung verwandelt der g�ttliche Kraftstrom zun�chst Geist und Seele derer, die auf ihren Ruf antworten, und nach und nach auch die Gesellschaft, die durch die Erfahrung der neuen Gl�ubigen neu gestaltet wird. Ein neues Loyalit�tszentrum entsteht, dem sich V�lker aus unterschiedlichsten Kulturen verpflichtet f�hlen. Die K�nste machen sich Symbole zu eigen, die reichere, reifere Inspirationen vermitteln. Eine radikale Neudefinition der Kategorien von Gut und B�se f�hrt zur Formulierung neuer Rechts- und Verhaltensregeln. Neue Institutionen werden entworfen, so da� Aspekte sittlicher Verantwortung, die man fr�her nicht kannte oder �bersah, formuliert werden k�nnen: Das Wort Gottes "war in der Welt, und die Welt ist durch dasselbe gemacht."51 In dem Ma�e, wie sich die neue Kultur entwickelt, nimmt sie Erkenntnisse und Einsichten vergangener Epochen in einer Vielfalt immer neuer Gestaltungen auf. Elemente alter Kulturen, die nicht assimiliert werden, verschwinden oder bleiben in gesellschaftlichen Randgruppen erhalten. Das Wort Gottes schafft einen neuen Horizont f�r das Bewu�tsein des einzelnen und f�r sein Verh�ltnis zu den Menschen.

"Ein jegliches Wort, das aus dem Munde Gottes hervorgeht, ist mit solcher Kraft versehen, da� es jeder menschlichen Gestalt neues Leben einfl��en kann... Alle wunderbaren Werke, die ihr in dieser Welt seht, sind durch das Wirken Seines h�chsten, erhabensten Willens, Seines wunderbaren, unersch�tterlichen Planes offenbart... Kaum wird dieses strahlende Wort ge�u�ert, da bringen seine belebenden, in allem Erschaffenen wirkenden Kr�fte die Mittel hervor, die solche K�nste schaffen und zur Vollendung bringen... In k�nftigen Tagen werdet ihr wahrlich Dinge sehen, von denen ihr nie zuvor geh�rt habt... Jeder Buchstabe, der aus dem Munde Gottes hervorgeht, ist in Wahrheit ein Urbuchstabe, jedes von Ihm, dem Urquell g�ttlicher Offenbarung, gesprochene Wort ist ein Urwort..."52

Die Aufeinanderfolge g�ttlicher Offenbarungen, versichert Bahá'u'lláh, ist, wie schon der B�b formulierte, "ein Ablauf ohne Anfang und ohne Ende"53. Ist der Auftrag einer Manifestation Gottes auch zeitlich und inhaltlich begrenzt, so ist sie doch integraler Bestandteil einer stetig fortschreitenden Entfaltung des machtvollen Willens Gottes:

"Betrachte mit deinem inneren Auge die Kette der aufeinander folgenden Offenbarungen, die die Manifestation Adams mit der des B�b verbindet. Ich bezeuge vor Gott, da� jede dieser Manifestationen durch das Wirken des g�ttlichen Willens und Heilsplanes herabgesandt wurde, da� jede Tr�ger einer besonderen Botschaft war, da� jede mit einem g�ttlich offenbarten Buche betraut... war... Das jeder Offenbarung eigene Ma� war genau vorherbestimmt..."54

Wenn die geistigen Quellen einer stetig fortschreitenden Kultur ersch�pft sind, dann beginnt, wie �berall in der Erscheinungswelt, ein Proze� der Aufl�sung. Bahá'u'lláh wendet sich auch hier den in der Natur zu findenden Analogien zu und vergleicht diesen Hiatus der Kulturentwicklung mit dem Anbruch des Winters. Die sittlichen Lebenskr�fte versiegen, die Bande, welche die Gesellschaft zusammenhalten, werden schw�cher. Probleme, die in fr�heren Zeiten gemeistert wurden und zu neuen Erkenntnissen und Errungenschaften f�hrten, werden jetzt zu un�berwindbaren Hindernissen. Die Religion verliert ihre Relevanz, Probleml�sungen werden immer fragmentarischer und vertiefen die gesellschaftlichen Gr�ben. Die Ungewi�heit �ber den Sinn und den Wert des Lebens f�hrt mehr und mehr zu Angst und Verwirrung. Von dieser Situation in unserer Zeit spricht Bahá'u'lláh:

"Wir nehmen sehr wohl wahr, wie das ganze Menschengeschlecht von gro�en, unberechenbaren Drangsalen umgeben ist. Wir sehen es auf seinem Krankenlager dahinsiechen, schwer gepr�ft und entt�uscht. Jene, die von Eigend�nkel trunken sind, haben sich zwischen die Menschen und den g�ttlichen, unfehlbaren Arzt gedr�ngt. Sieh, wie sie alle Menschen, sich selbst eingeschlossen, in das Netzwerk ihrer List verstrickt haben. Sie k�nnen weder die Ursache der Krankheit erkennen noch haben sie die geringste Kenntnis von der Arznei. Sie halten das Gerade f�r krumm und w�hnen, ihr Freund sei ihr Feind."55

Wenn sich die g�ttlichen Impulse erf�llt haben, setzt der Proze� von neuem ein. Eine neue Manifestation Gottes erscheint mit einem noch reicheren Ma� g�ttlicher Eingebung f�r die n�chste Stufe in der Erweckung und Kultivierung der Menschheit:

"Sieh die Stunde, da die h�chste Manifestation Gottes sich den Menschen enth�llt. Ehe diese Stunde kommt, ist das Altehrw�rdige Sein, das den Menschen noch unbekannt ist und das Wort Gottes noch nicht ausgesprochen hat, selbst der Allwissende in einer Welt ohne Menschen, die Ihn erkannt h�tten. Er ist wahrlich Sch�pfer ohne Sch�pfung. Denn in dem Augenblick, der Seiner Offenbarung vorausgeht, wird alles Erschaffene veranla�t, seine Seele zu Gott aufzugeben. Dies ist wahrlich der Tag, von dem geschrieben steht: �Wessen soll das Reich an diesem Tage sein?' Und niemand ist bereit, darauf zu antworten!"56

Bis ein Teil der Menschheit auf die neue Offenbarung antwortet, bis ein neues geistig-gesellschaftliches Paradigma Gestalt anzunehmen beginnt, fristen die Menschen ihr geistig-sittliches Leben mit den letzten Spuren der fr�heren g�ttlichen Stiftungen. Die Tagesroutine der Gesellschaft geht weiter oder auch nicht, die Gesetze werden befolgt oder verspottet, gesellschaftliche und politische Experimente werden eingeleitet oder scheitern, aber die Wurzeln des Glaubens, ohne den keine Gesellschaft auf Dauer weiterbestehen kann, sind ersch�pft. Am "Ende der Zeit", am "Ende der Welt" wenden sich die geistig Gesinnten nach und nach wieder der sch�pferischen Quelle zu. Wie unbeholfen und verwirrend dieser Proze� auch anmutet, wie bizarr und verh�ngnisvoll manche in Betracht gezogenen Optionen auch erscheinen, spiegelt sich doch in dieser Suche die instinktive Erkenntnis, da� sich vor der Menschheit ein tiefer Abgrund auftut.57 Die Wirkungen der neuen Offenbarung sind, Bahá'u'lláh zufolge, allumfassend, nicht auf Leben und Lehre der Manifestation Gottes beschr�nkt; diese ist gleichwohl der Brennpunkt dieser Offenbarung. Auch unverstanden durchdringen solche Wirkungen zunehmend die Menschenwelt, legen die Widerspr�che der Gesellschaft und ihrer allseits akzeptierten Pr�missen offen und verst�rken die Suche nach einem umfassenden Verst�ndnis.

Fortschreitende Gottesoffenbarung ist eine Dimension menschlicher Existenz und wird es, wie Bahá'u'lláh erkl�rt, bleiben, solange die Welt besteht: "Gott hat Seine Boten herniedergesandt, damit sie auf Moses und Jesus folgten, und Er wird fortfahren, so zu tun bis an das �Ende, das kein Ende hat'..."58

Der Tag Gottes

Welches Entwicklungsziel sieht Bahá'u'lláh f�r den Menschen? Unter dem Blickwinkel der Ewigkeit sollte sein Sinn darin bestehen, da� Gott Seine Vollkommenheiten immer klarer im Spiegel Seiner Sch�pfung widergespiegelt sieht und es so - in Bahá'u'lláhs Worten -

"...jedem Menschen erm�glicht, in sich, durch sich und durch die Stufe der Manifestation seines Herrn zu bezeugen, da� in Wahrheit kein Gott au�er Ihm ist, und da� auf diese Weise jedermann seinen Weg zu den Gipfeln der Wirklichkeit finden kann, bis niemand mehr etwas betrachtet, er s�he denn Gott darin."59

Im Kontext der Weltgeschichte hat die Abfolge g�ttlicher Manifestationen das Ziel, das Denken und das Bewu�tsein des Menschen vorzubereiten auf die Vereinigung des ganzen Menschengeschlechts, eines einzigen Organismus, der die Verantwortung f�r seine kollektive Zukunft zu �bernehmen in der Lage ist: "Er, der euer Herr ist, der Allerbarmer, hegt in Seinem Herzen die Sehnsucht, das ganze Menschengeschlecht als eine Seele und einen Leib zu sehen."60 Nicht ehe die Menschheit ihre organische Einheit annimmt, kann sie die n�chstliegenden Herausforderungen meistern, geschweige denn die k�nftigen. Bahá'u'lláh besteht darauf, da� "die Wohlfahrt der Menschheit, ihr Friede und ihre Sicherheit" unerreichbar sind, "ehe nicht ihre Einheit fest begr�ndet ist"61. Nur eine vereinte Weltgesellschaft kann ihre Angeh�rigen mit dem tiefen Gef�hl der Gewi�heit ausstatten, das Bahá'u'lláh in einem Seiner Gebete anklingen l��t: "Was immer Du Deinen Dienern geboten hast, damit sie Deine Majest�t und Herrlichkeit aufs h�chste preisen, ist nur ein Zeichen Deiner Gnade f�r sie, auf da� sie f�hig werden, zu der Stufe aufzusteigen, die ihrem innersten Wesen verliehen wurde, der Stufe der Erkenntnis ihres eigenen Selbstes."62 Paradoxerweise kann die Menschheit nur dann ihre Vielfalt und Individualit�t voll kultivieren, wenn sie ihre Einheit erlangt. Dieses Ziel herbeizuf�hren, den Tag, da "eine Herde und ein Hirte"63 sein werden, war die Mission aller Manifestationen, soweit die Geschichte von ihnen zeugt. Die Menschheit, sagt Bahá'u'lláh, ist unterwegs zu diesem Ziel, das eine neue Stufe menschlicher Kultur er�ffnet.

Eine der eindrucksvollsten Analogien im Schrifttum Bahá'u'lláhs, aber auch schon in den Schriften des B�b, ist die zwischen der Phylogenese der Menschheit und der Entwicklung des einzelnen Menschen. Die Menschheit durchlief in ihrer Stammesgeschichte Stufen, die an das S�uglingsalter, die Kindheit und die Jugendzeit des einzelnen Menschen erinnern. Heute erleben wir den Beginn unserer kollektiven Reife, die F�higkeiten und M�glichkeiten in sich birgt, die wir heute noch kaum erahnen.64

Vor diesem Hintergrund verstehen wir unschwer den Vorrang, den Bahá'u'lláh dem Grundsatz der Einheit gibt. Die Einheit der Menschheit ist das Leitmotiv des jetzt beginnenden Zeitalters: Sie ist die Elle, an der alle Pl�ne zur Besserung der Welt gemessen werden m�ssen. Es gibt, darauf beharrt Bahá'u'lláh, nur eine Spezies Mensch; �berlieferte Vorstellungen, eine besondere rassische oder v�lkische Gruppe sei in irgendeiner Hinsicht dem Rest der Menschheit �berlegen, sind bar jeder Grundlage. Und da alle Gottesboten Repr�sentanten des einen g�ttlichen Willens waren, sind ihre Offenbarungen das kollektive Erbe der ganzen Menschheit. Jeder Mensch auf Erden ist rechtm��iger Erbe dieser geistigen �berlieferung. Auf Vorurteilen welcher Art auch immer zu beharren, sch�digt die Interessen der Gesellschaft und verst��t gegen den Willen Gottes f�r unser Zeitalter:

"O ihr streitenden V�lker und Geschlechter der Erde! Wendet euer Angesicht der Einheit zu und la�t euch vom Glanz ihres Lichtes bescheinen. Versammelt euch und beschlie�t um Gottes willen, alles zu tilgen, was zum Streit unter euch f�hrt... Ohne Zweifel verdanken die V�lker der Welt, welcher Rasse oder Religion sie auch angeh�ren, ihre Erleuchtung derselben himmlischen Quelle. Sie sind einem einzigen Gott untertan. Unterschiede der Regeln und Riten, denen sie folgen, m�ssen den wechselnden Erfordernissen und Bed�rfnissen der Zeitalter zugeschrieben werden, in denen sie offenbart wurden. Alle bis auf wenige, die aus menschlichen Launen entstanden, wurden von Gott verf�gt und sind eine Widerspiegelung Seines Willens und Zieles. Erhebt euch und schlagt, bewaffnet mit der Kraft des Glaubens, die G�tzen eures leeren Wahns in St�cke, die Zwietracht unter euch s�en..."65

Das Thema Einheit zieht sich durch das ganze Schrifttum Bahá'u'lláhs: "Das Heiligtum der Einheit ist errichtet; betrachtet einander nicht als Fremde."66 "Verkehret mit den Anh�ngern aller Religionen im Geiste des Wohlwollens und der Br�derlichkeit."67 "Ihr seid die Fr�chte eines Baumes, die Bl�tter eines Zweiges."68

Der Reifeproze� der Menschheit vollzieht sich in der Entwicklung ihrer gesellschaftlichen Strukturen. Beginnend mit der Familie hat die Menschenwelt mit unterschiedlichem Erfolg Gesellschaftsformen entwickelt, die auf die Sippe, den Volksstamm, die Stadt und in neuerer Zeit die Nation gegr�ndet sind. In der immer gr��eren Komplexit�t politischer Strukturen findet der Mensch Anregung und Raum zur Entfaltung seines Potentials, und diese Entwicklung hat wiederum R�ckwirkungen auf die Gesellschaft. Die Reife der Menschheit mu� deshalb eine v�llige Umgestaltung der Gesellschaftsordnung nach sich ziehen. Die neue Gesellschaft mu� die ganze Vielfalt des Menschengeschlechts umfassen und aus der F�lle geistiger Gaben und Erkenntnisse Nutzen ziehen, die in einer Jahrtausende w�hrenden kulturellen Erfahrung herangebildet worden sind:

"Dies ist der Tag, da Gottes erhabenste Segnungen den Menschen zugestr�mt sind, der Tag, da alles Erschaffene mit Seiner m�chtigsten Gnade erf�llt wurde. Alle V�lker der Welt haben die Pflicht, ihre Gegens�tze auszugleichen und in gr��ter Eintracht und in Frieden im Schatten des Baumes Seiner Obhut und Gnade zu wohnen... Bald wird die heutige Ordnung aufgerollt und eine neue an ihrer Statt entfaltet werden. Wahrlich, dein Herr spricht die Wahrheit, und Er wei� um das Ungeschaute."69

Das Hauptwerkzeug f�r die Verwandlung der Gesellschaft und die Schaffung der Welteinheit ist, wie Bahá'u'lláh versichert, die Gerechtigkeit. Sie mu� in allen Lebensbereichen herrschen. Dieses Thema hat in Seinen Lehren eine zentrale Stellung:

"Der Menschen Licht ist die Gerechtigkeit. L�scht es nicht durch die St�rme der Unterdr�ckung und der Tyrannei. Der Zweck der Gerechtigkeit ist die Stiftung von Einheit unter den Menschen. Das Meer g�ttlicher Weisheit wogt in diesem erhabenen Wort, und alle B�cher der Welt k�nnen seine innere Bedeutung nicht fassen..."70

In Seinen sp�teren Schriften verdeutlicht Bahá'u'lláh, was dieser Grundsatz f�r das Reifezeitalter der Menschheit konkret bedeutet: "Im Angesicht Gottes waren Frauen und M�nner von jeher gleich und werden es immer sein."71 Eine fortschreitende Kultur verlangt von der Gesellschaft Strukturen, die dieser Tatsache voll Rechnung tragen. Die materiellen Ressourcen der Erde sind das Eigentum der ganzen Menschheit und nicht einzelner V�lker. Unterschiedliche Beitr�ge zum wirtschaftlichen Gemeinwohl verdienen ein verschiedenes Ma� an Lohn und Anerkennung; was aber beseitigt werden mu�, ist ein �berma� an Reichtum und ein �berma� an Armut, von dem die meisten L�nder auf Erden heimgesucht werden, gleich, welcher Wirtschafts- und Gesellschaftslehre sie anh�ngen.

Die Verk�ndigung
an die K�nige

Die Schriften, aus denen zitiert wurde, entstanden gr��tenteils unter den Bedingungen neu einsetzender Verfolgungen. Kaum waren die Verbannten in Konstantinopel eingetroffen, da wurde schon klar, da� die Bahá'u'lláh auf der Reise erwiesenen Ehren nur ein kurzes Zwischenspiel darstellten. Die Entscheidung der osmanischen Beh�rden, den "B�b�"-F�hrer und Seine Gef�hrten nicht in eine entlegene Provinz, sondern in die Reichshauptstadt zu verle-gen, vertiefte die Unruhe unter den persischen Regierungsvertretern.72 Sie f�rchteten, da� sich die Vorg�nge von Bagdad wiederholten und diesmal nicht nur die Sympathie, sondern vielleicht gar die Gefolgschaft einflu�reicher Pers�nlichkeiten in der t�rkischen Regierung f�nden. Der persische Botschafter dr�ngte deshalb auf die Deportation der Verbannten in einen weiter entfernten Teil des Reiches, weil - so sein Argument -, die Ausbreitung einer neuen religi�sen Lehre in der Hauptstadt unerw�nschte politische und religi�se Folgen haben k�nnte.

Zun�chst widersetzte sich die osmanische Regierung. Der Gro�wesir 'Ali P�sh� lie� westliche Diplomaten wissen, seiner Meinung nach sei Bahá'u'lláh "ein Mann von hohem Rang, vorbildlichem Verhalten, gro�er M��igung und eine �beraus w�rdige Gestalt". Seine Lehren seien "hoher Beachtung wert", da sie den religi�sen Streitigkeiten zwischen den j�dischen, christlichen und muslimischen Untertanen des Reiches entgegenwirkten.73

Nach und nach entwickelte sich jedoch ein gewisses Ma� an Verstimmung und Argwohn. In der osmanischen Hauptstadt lag die politische und wirtschaftliche Macht in den H�nden von Hofleuten, die fast alle wenig f�hig oder inkompetent waren. Bestechung war das �l, das die Regierungsmaschinerie in Gang hielt; wie ein Magnet zog die Hauptstadt Scharen von Leuten an, die aus allen Teilen des Reiches und noch weiter her kamen, um Gunst und Einflu� zu gewinnen. Von einer prominenten Gestalt aus dem Ausland oder aus einem der tributpflichtigen Gebiete wurde erwartet, da� sie sich sofort nach ihrer Ankunft in Konstantinopel unter die Protektion suchenden Besucherscharen in den Empfangshallen der Paschas und Minister einreihte. Dabei hatte keine Gruppe einen schlechteren Ruf als die miteinander im Streit liegenden politischen Exilanten aus Persien, die f�r ihre Durchtriebenheit und Skrupellosigkeit bekannt waren.

Zum Kummer Seiner Freunde, die Ihn dr�ngten, die ablehnende Haltung des Hofs gegen�ber der persischen Regierung und die Sympathie zu nutzen, die man Ihm wegen Seiner Leiden entgegenbrachte, machte Bahá'u'lláh allen klar, da� Er keine W�nsche vorzubringen habe. Obwohl Ihm mehrere Minister an dem Ihm zugewiesenen Domizil H�flichkeitsbesuche abstatteten, nahm Er diese g�nstigen Gelegenheiten nicht wahr. Er sei, so sagte Er, in Konstantinopel als Gast des Sultans und auf dessen Einladung; Sein Interesse liege auf dem Gebiet des Geistig-Sittlichen.

Jahre sp�ter kam der persische Botschafter Mirza usayn Kh�n auf seine Dienstzeit in der osmanischen Hauptstadt zu sprechen. Er beklagte den Schaden, den die Gier und der Mangel an Vertrauensw�rdigkeit seiner Landsleute Persiens Ansehen in Konstantinopel zugef�gt hatten, und zollte dem von Bahá'u'lláh w�hrend Seines kurzen Aufenthalts gezeigten beispielhaften Verhalten einen bemerkenswert ehrlichen Tribut.74 Damals75 jedoch hatten er und seine Kollegen die Lage ausgenutzt: Sie sprachen von einem schlauen Versteckspiel des Verbannten und von geheimer Verschw�rung gegen die �ffentliche Sicherheit und die Staatsreligion. Unter dem Druck dieser Einfl�sse entschlossen sich die osmanischen Beh�rden zu guter Letzt, Bahá'u'lláh samt Seiner Familie in die Provinzhauptstadt Adrianopel zu verlegen. Der Umzug geschah �berst�rzt mitten in einem bitterkalten Winter. In unzul�nglichen Geb�uden untergebracht, ohne ausreichende Kleidung und andere G�ter des t�glichen Bedarfs, machten die Verbannten ein Jahr schwerer Leiden durch. Es war klar, da� sie, denen man keine Verfehlung vorwarf, und denen man auch keine Gelegenheit zur Verteidigung gab, willk�rlich zu Staatsgefangenen gemacht worden waren.

Religionsgeschichtlich gesehen, haben die aufeinanderfolgenden Verbannungen Bahá'u'lláhs nach Konstantinopel und Adrianopel eindrucksvolle Symbolkraft. Zum erstenmal hatte eine Manifestation Gottes, der Stifter einer unAbhangigen Religion, die sich bald �ber den ganzen Planeten verbreiten sollte, die schmale Meerenge �berquert, die Asien von Europa trennt, und hatte den Fu� auf den Boden des Westens gesetzt. Alle anderen gro�en Religionen sind in Asien entstanden, ihre Stifter haben nur in Asien gewirkt. Auf die Tatsache verweisend, da� die Sendungen der Vergangenheit, besonders diejenigen von Abraham, Christus und Muammad, ihre bedeutsamsten Auswirkungen auf die Kulturentwicklung im Verlauf ihrer Westexpansion zuwege brachten, sagte Bahá'u'lláh voraus, dasselbe werde auch in diesem Zeitalter eintreten, nur in viel gr��erem Ma�e: "Im Osten ist das Licht Seiner Offenbarung angebrochen, im Westen erscheinen die Zeichen Seiner Herrschaft. Sinnt dar�ber nach in euren Herzen, o Menschen..."76

So ist es wohl nicht �berraschend, da� Bahá'u'lláh diesen Augenblick w�hlte, um mit der Sendung an die �ffentlichkeit zu treten, die nach und nach die B�b� im ganzen Mittleren Osten gewonnen hatte. F�r diese Verk�ndigung w�hlte Er eine Folge von Sendbriefen, die zu den bemerkenswertesten Dokumenten der Religionsgeschichte geh�ren. Darin wendet sich die Manifestation Gottes an die "K�nige und Herrscher der Welt", verk�ndet ihnen, da� der Tag Gottes angebrochen sei, und sagt damals unvorstellbare Ver�nderungen voraus, die auf der ganzen Welt immer mehr an Boden gew�nnen. Er ruft die Herrscher auf, sich als Treuh�nder Gottes und ihrer V�lker zu erheben und f�r die Vereinigung des Menschengeschlechts zu wirken. Verehrt von der Masse ihrer Untertanen und gr��tenteils absolute Herrschaft aus�bend, liege es in ihrer Macht, sagte Bahá'u'lláh, zu dem beizutragen, was Er den "Gr��ten Frieden" nannte, eine von der Idee der Einheit gepr�gte, von g�ttlicher Gerechtigkeit beseelte Weltordnung.

Nur �u�erst schwer kann sich der moderne Leser die sittlich-geistige Welt vorstellen, in der diese Monarchen vor �ber hundert Jahren lebten. Aus ihren Biographien und ihrem privaten Briefwechsel zeigt sich, da� sie mit wenigen Ausnahmen pers�nlich recht fromm waren und im religi�sen Leben ihrer V�lker eine f�hrende Rolle spielten, oft als Oberhaupt der Staatsreligion, �berzeugt von der unfehlbaren Wahrheit der Bibel oder des Quran. Die Macht, welche die meisten von ihnen innehatten, leiteten sie unmittelbar von einer g�ttlichen Bevollm�chtigung durch Bibel- oder Quran-Stellen ab, einer Vollmacht, die zu betonen sie nicht m�de wurden. Sie waren die Gesalbten Gottes. Prophezeiungen �ber den "J�ngsten Tag" und das "Reich Gottes" waren f�r sie keine Mythen oder Sinnbilder, sondern eine Gewi�heit, auf der die ganze sittliche Ordnung ruhte und nach der sie selbst von Gott zur Rechenschaft �ber ihre Amtsaus�bung gezogen w�rden.

Bahá'u'lláhs Briefe gehen auf diese Geisteswelt ein:

"O K�nige der Erde! Er, der souver�ne Herr aller, ist gekommen. Das Reich ist Gottes, des allm�chtigen Besch�tzers, des Selbstbestehenden... Dies ist eine Offenbarung, mit der niemals vergleichbar ist, was ihr besitzet, wenn ihr es doch w��tet!...

H�tet euch, da� Hochmut euch nicht abhalte, den Quell der Offenbarung zu erkennen, da� die Dinge dieser Welt euch nicht wie ein Schleier von Ihm, dem Sch�pfer des Himmels, trennen...

Bei der Gerechtigkeit Gottes! Wir haben nicht den Wunsch, Hand an euere Reiche zu legen. Unsere Aufgabe ist, die Herzen der Menschen zu ergreifen und zu besitzen..."77

"Wisset, da� die Armen das Pfand Gottes in euerer Mitte sind. Seid achtsam, da� ihr Sein Pfand nicht veruntreut, da� ihr nicht ungerecht an ihnen handelt und auf den Wegen der Treulosen wandelt. Ihr werdet ganz gewi� �ber Sein Pfand zur Rechenschaft gezogen werden an dem Tage, da die Waage der Gerechtigkeit aufgestellt ist, dem Tage, da jedem vergolten wird, was ihm geb�hrt, da die Taten aller Menschen, ob reich oder arm, gewogen werden...

Pr�fet Unsere Sache, erforschet alles, was Uns widerfahren ist, entscheidet gerecht zwischen Uns und Unseren Feinden, und geh�rt zu denen, die unparteiisch mit ihrem N�chsten verfahren. Wenn ihr der Hand des Unterdr�ckers nicht Einhalt gebietet, wenn ihr vers�umt, die Rechte der Getretenen zu sch�tzen, welches Recht habt ihr dann, euch vor den Menschen zu br�sten?..."78

"Wenn ihr den Ratschl�gen, die Wir in unvergleichlicher, eindeutiger Sprache auf dieser Tafel offenbaren, keine Beachtung schenkt, wird g�ttliche Z�chtigung von allen Seiten �ber euch kommen, und Seine Gerechtigkeit wird �ber euch ihr Urteil f�llen. An jenem Tage werdet ihr keine Macht haben, Ihm zu widerstehen, und euere Ohnmacht erkennen..."79

Die Vision vom "Gr��ten Frieden" stie� bei den Herrschern des 19. Jahrhunderts auf taube Ohren. Im Westen erf�llte nationalistische Gro�mannssucht und imperialistischer Ausdehnungsdrang nicht nur die K�nige, sondern auch die Parlamentarier, Akademiker, K�nstler, Journalisten samt den Repr�sentanten religi�ser Institutionen - allesamt eifrige Propagandisten westlichen �berlegenheitsdenkens. Vorschl�ge f�r gesellschaftliche Ver�nderungen, so interessenfrei und idealistisch sie auch waren, fielen rasch einem Schwall neuer Ideologien zum Opfer, welche die steigende Flut eines dogmatischen Materialismus emporsp�lte. Der Orient hingegen lie� sich von seinem eigenen Anspruch blenden, alles zu verk�rpern, was die Menschheit je �ber Gott und die Wahrheit wissen konnte; so sank die islamische Welt immer tiefer ab in stumpfe Unwissenheit und gr�mliche Widerborstigkeit gegen eine Welt, die ihr diese geistige Vorrangstellung verweigerte.

Ankunft
im Heiligen Land

Nach dem Vorspiel in Bagdad verwundert es, da� die osmanischen Beh�rden nicht die Folgen voraussahen, die Bahá'u'lláhs Aufenthalt in einer anderen wichtigen Provinzhauptstadt haben w�rde. Ein Jahr nach Seiner Ankunft in Adrianopel hatte ihr Gefangener das Interesse, sp�ter sogar die gl�hende Bewunderung der prominenten Pers�nlichkeiten des geistigen und politischen Lebens der Region auf sich gezogen. Zum Entsetzen der konsularischen Vertreter Persiens waren zwei der ergebensten Bewunderer Khursh�d P�sh�, der Provinzgouverneur, und der Shaykhu'l-Islam, der oberste sunnitische W�rdentr�ger. In den Augen Seiner Gastgeber und der breiten �ffentlichkeit war der Verbannte ein Moralphilosoph und ein Heiliger, dessen Lehren nicht nur durch Seinen beispielhaften Lebenswandel bewiesen wurden, sondern auch durch die Ver�nderung, die sie bei der Flut persischer Pilger bewirkten, die in diese entlegene Stadt des Osmanischen Reiches str�mten, um Ihn zu besuchen.80

Eine derart beispiellose Entwicklung brachte den persischen Botschafter und seine Kollegen zu der �berzeugung, da� es nur eine Frage der Zeit sei, bis die Baha'i-Bewegung, die sich weiterhin in Persien ausbreitete, auch in Persiens rivalisierendem Nachbarreich zu bestimmendem Einflu� gelangte. In dieser ganzen Epoche k�mpfte das bauf�llige Osmanische Reich gegen wiederholte Einf�lle des zaristischen Ru�lands, gegen Aufst�nde der unterworfenen V�lker und gegen hartn�ckige Versuche der vorgeblich wohlwollenden Regierungen Gro�britanniens und �sterreichs, t�rkische Gebiete abzutrennen und ihren eigenen Reichen einzuverleiben. Die daraus resultierende Unsicherheit der politischen Lage in den europ�ischen Provinzen der T�rkei lieferte dem persischen Botschafter neue, gewichtigere Argumente f�r seine Forderung, man m�ge die Verbannten in eine entfernte Kolonie verlegen, wo Bahá'u'lláh keine Verbindung zu einflu�reichen Kreisen der T�rkei oder auch des Westens mehr halten k�nne.

Als der t�rkische Au�enminister, Fu'�d P�sh�, von einem Besuch in Adrianopel zur�ckkehrte, verhalf sein verwunderter Bericht �ber das Ansehen, das Bahá'u'lláh in der ganzen Region geno�, offenbar den Vorst��en der persischen Botschaft zu neuer �berzeugungskraft. In dieser Atmosph�re entschlo� sich die Regierung pl�tzlich, ihren Gast in strengen Gewahrsam zu nehmen. Ohne Vorwarnung wurde Bahá'u'lláhs Haus eines fr�hen Morgens von Soldaten umstellt; die Verbannten wurden angewiesen, sich auf die Abreise an einen unbekannten Ort vorzubereiten.

Als nunmehr letzter Verbannungsort war die d�stere Festungsstadt 'Akka an der K�ste des Heiligen Landes ausersehen. 'Akka war im ganzen Reich ber�chtigt f�r sein schlechtes Klima und die zahlreichen Krankheiten. Der osmanische Staat benutzte die Stadt deshalb als Strafkolonie f�r gef�hrliche Kriminelle, in der Erwartung, da� sie dort ihre Haft nicht lange �berlebten. Nach der Ankunft im August 1868 machten Bahá'u'lláh, Seine Familie und die mit Ihm verbannten Gl�ubigen zwei leidvolle Jahre in der Festung durch. Dann wurde Er in einem benachbarten Geb�ude, das einem ortsans�ssigen Kaufmann geh�rte, unter Hausarrest gestellt. Lange Zeit wurden die Verbannten von den abergl�ubischen Bewohnern gemieden, die man in �ffentlichen Predigten vor dem "Gott der Perser", dem Feind der �ffentlichen Ordnung, dem Verbreiter gottesl�sterlicher, unmoralischer Ideen, gewarnt hatte. Mehrere der Verbannten starben an den Folgen der unertr�glichen Bedingungen.81

R�ckblickend erscheint es als eine Ironie der Geschichte, da� die Auswahl des Heiligen Landes als Ort f�r Bahá'u'lláhs Gefangenschaft auf den Druck geistlicher und politischer Feinde zur�ckzuf�hren ist, deren Ziel es war, Seinen religi�sen Einflu� auszuschalten. Pal�stina, von drei der gro�en monotheistischen Religionen als der Schnittpunkt der Welten Gottes und der Welt des Menschen verehrt, hatte damals wie schon seit Jahrtausenden einen einzigartigen Platz in den Zukunftserwartungen der Menschheit. Nur wenige Wochen vor Bahá'u'lláhs Ankunft hatten sich Templer82 aus S�ddeutschland eingeschifft, um am Fu� des Berges Karmel eine Kolonie zu errichten und dort Christus willkommen zu hei�en, dessen Advent nach ihrer �berzeugung unmittelbar bevorstand. �ber den T�rst�rzen mehrerer kleiner H�user, die sie damals mit Blick �ber die Bucht auf Bahá'u'lláhs Gef�ngnis in 'Akka errichteten, sind heute noch Inschriften wie "Der Herr ist nahe" zu lesen.

In 'Akka fuhr Bahá'u'lláh fort, eine bereits in Adrianopel begonnene Reihe von Sendbriefen an einzelne Herrscher zu diktieren. In einigen Briefen warnte Bahá'u'lláh den Adressaten vor dem Gericht Gottes wegen seiner Nachl�ssigkeit und seines Machtmi�brauchs. Einige der Sendbriefe enthielten Prophezeiungen, deren dramatische Erf�llung im ganzen Nahen Osten zu eingehenden �ffentlichen Diskussionen f�hrte. Zum Beispiel wurde Fu'�d P�sh�, der osmanische Au�enminister, dessen entstellender Bericht zu der �berst�rzten Verbannung nach 'Akka gef�hrt hatte, kaum zwei Monate nach der Ankunft der Verbannten in der Gef�ngnisstadt abgesetzt; er starb kurze Zeit sp�ter in Frankreich an einer Herzattacke. Dieses Ereignis hatte Bahá'u'lláh vorausgesagt in einem Dokument, das auch die baldige Entlassung 'Ali P�sh�s, des Premierministers, den Sturz und den Tod des Sultans sowie den Verlust t�rkischer Besitzungen in Europa zum Gegenstand hatte - eine Serie von Katastrophen, die in kurzen Abst�nden aufeinander folgten.83

Ein Sendbrief an Kaiser Napoleon III. sagte diesem wegen seiner Unaufrichtigkeit und seines Machtmi�brauchs den Verlust seiner Macht voraus: "F�r das, was du getan, soll dein Reich in Verwirrung gest�rzt werden; deine Herrschaft soll deinen H�nden entgleiten, zur Strafe f�r das, was du begangen... Hat dich dein Pomp stolz gemacht? Bei Meinem Leben! Er soll nicht von Dauer sein..."84 �ber den verh�ngnisvollen Deutsch-Franz�sischen Krieg und den Sturz Napoleons III., kaum ein Jahr nach diesen Worten Bahá'u'lláhs, schreibt Alistair Horne, ein Kenner der politischen Geschichte Frankreichs im 19. Jahrhundert: "Wahrscheinlich kennt die ganze Geschichte kein best�rzenderes Beispiel f�r das, was die alten Griechen peripateia, den furchtbaren Sturz aus stolzen H�hen, nannten. Mit Sicherheit ist in neuerer Zeit keine Nation, die so erf�llt war von strahlender Gr��e und materiellem �berflu�, in so kurzer Zeit einer schlimmeren Dem�tigung unterworfen gewesen."85

Nur wenige Monate vor der unerwarteten Serie von Ereignissen in Europa, die zum Einmarsch der Truppen des neuen K�nigreichs Italien in den Kirchenstaat und zur Einverleibung Roms f�hrten, hatte ein an Papst Pius IX. gerichteter Sendbrief den katholischen Oberhirten aufgefordert: "�bergib dein Reich den K�nigen und tritt hervor aus deiner Wohnstatt, dein Angesicht zum Reiche Gottes erhoben... Sei so, wie dein Herr gewesen... Wahrlich, der Tag der Ernte ist gekommen, und alle Dinge sind voneinander geschieden worden. Er hat, was Er wollte, in den Gef��en der Gerechtigkeit verwahrt und ins Feuer geworfen, was diesem verfallen ist..."86

Der preu�ische K�nig Wilhelm I., dessen Armeen im Krieg gegen Frankreich einen triumphalen Sieg errungen hatten, wurde von Bahá'u'lláh in Seinem Kitáb-i-Aqdas gewarnt, den j�hen Sturz Napoleons und anderer ehedem siegreicher Herrscher zu bedenken und sich nicht stolz vor dieser Offenbarung zu verschlie�en. Bahá'u'lláh sah voraus, da� es der deutsche Kaiser vers�umen w�rde, diese Warnung zu beachten, wie folgende schicksalsschwere Passage zeigt, die sich wenige Seiten sp�ter im selben Buch findet:

"O Ufer des Rheins! Wir sehen euch mit Blut bedeckt, da die Schwerter der Vergeltung gegen euch gez�ckt wurden; und es soll noch einmal geschehen. Und Wir h�ren das Wehklagen Berlins, obwohl es heute in sichtbarem Ruhme strahlt."87

Ein bemerkenswert anderer Ton kennzeichnet zwei wichtige Verk�ndigungen, die an K�nigin Viktoria88 und an die "Herrscher Amerikas und die Pr�sidenten seiner Republiken" gerichtet sind. Die erstere preist die Pioniertat der Abschaffung der Sklaverei im gesamten Britischen Reich und lobt den Grundsatz der parlamentarischen Herrschaftsform. Die letztere beginnt mit der Ank�ndigung des "Tages Gottes" und schlie�t mit einem Aufruf, ja einem Mandat, das in keiner der anderen Botschaften Parallelen hat: "Richtet den Gebrochenen auf mit den H�nden der Gerechtigkeit, und zermalmet den Unterdr�cker auf der H�he seiner Macht mit der Rute der Gebote eures Herrn, des Gebieters, des Allweisen."89

Religion als Licht
und Finsternis

Bahá'u'lláhs h�rtestes Urteil gilt den Schranken, welche die organisierte Religion zu allen Zeiten zwischen den Offenbarungen Gottes und der Menschheit aufgebaut hat. Aus Aberglauben destil-lierte Dogmen, f�r deren Formulierung man eine beachtliche Intelligenz vergeudete, sind immer wieder einem g�ttlichen Proze� in den Weg gestellt worden, der zu allen Zeiten geistig-sittliche Ziele verfolgte. Gesetze sozialer Interaktion, offenbart zur Festigung des Gemeindelebens, machte man zur Grundlage f�r Strukturen geheimnisvoller Lehrgeb�ude und Praktiken, die schwer auf den Volksmassen lasteten, zu deren Nutzen sie angeblich geschaffen waren. Selbst der Gebrauch der Vernunft - des Menschen gr��te Gabe90 - wurde absichtlich behindert, so da� der f�r die Kultur lebenswichtige Dialog zwischen Religion und Wissenschaft abbrach.

Die Folge dieser bedauerlichen Entwicklung ist, da� die Religion weltweit ihre Reputation verloren hat. Schlimmer noch: Die organisierte Religion ist selbst zur b�sartigsten Quelle f�r Ha� und Kampf zwischen den V�lkern der Welt geworden. "Religi�ser Fanatismus und Ha�", warnte Bahá'u'lláh schon vor �ber hundert Jahren, "sind ein weltverzehrendes Feuer, dessen Gewalt niemand zu d�mpfen vermag. Nur die Hand g�ttlicher Macht kann die Menschheit von dieser verheerenden Plage befreien."91

Diejenigen, die Gott f�r diese Trag�die zur Verantwortung ziehen wird, sind nach Bahá'u'lláh die Religionsf�hrer, die sich die ganze Geschichte hindurch angema�t haben, f�r Gott zu sprechen. Ihre Versuche, das Wort Gottes zu vereinnahmen, seine Auslegung zur Erh�hung ihrer eigenen Reputation zu mi�brauchen, waren das gr��te Hindernis, das dem kulturellen Fortschritt im Wege stand. Um ihre Ziele zu erreichen, scheuten sie sich nicht, sich gegen die Boten Gottes zu stellen, als sie erschienen:

"Zu allen Zeiten hat die Geistlichkeit ihr Volk daran gehindert, die K�sten des Meeres ewigen Heils zu erreichen, denn sie h�lt die Z�gel der Autorit�t �ber die Menschen in ihrem m�chtigen Griff. Einige wurden aus Verlangen nach F�hrerschaft, andere aus Mangel an Erkenntnis und Verst�ndnis zur Ursache der Unm�ndigkeit des Volkes. Mit ihrer Zustimmung und unter ihrer Amtsgewalt mu�ten alle Propheten Gottes vom Kelche des Opfers trinken..."92

An die Geistlichen aller Religionen gewandt, weist Bahá'u'lláh auf die Verantwortung hin, die sie im Laufe der Geschichte so sorglos an sich gerissen haben:

"Ihr gleicht einer Quelle. Wenn sie sich ver�ndert, werden die Str�me, die ihr entspringen, sich ver�ndern. F�rchtet Gott und gesellt euch zu den Gottesf�rchtigen! Verdirbt das Herz des Menschen, so verderben seine Glieder. Und verfault die Wurzel eines Baumes, so verdorren seine �ste, seine Triebe, seine Bl�tter und Fr�chte."93

Diese Aussagen, zu einer Zeit offenbart, da religi�se Orthodoxien in der ganzen Welt zu den einflu�reichsten M�chten geh�rten, machten zugleich klar, da� deren Macht in Wirklichkeit zu Ende gegangen ist und die Geistlichkeit in der Zukunft der Menschheit keine gesellschaftliche Rolle mehr spielen wird: "O Schar der Geistlichen! Ihr werdet k�nftighin keine Macht mehr besitzen..."94 Zu einem unvers�hnlichen Gegner aus der muslimischen Geistlichkeit spricht Bahá'u'lláh: "Du gleichst der letzten Spur des Sonnenlichts auf der Bergesspitze. Bald wird sie dahinschwinden, wie es Gott, der Allbesitzende, der H�chste, verordnet hat. Weggenommen ist von dir und deinesgleichen aller Ruhm..."95

Nicht gegen die organisierte Religion wenden sich diese Erkl�rungen, sondern gegen deren Mi�brauch. Hoch sch�tzen Bahá'u'lláhs Schriften die gro�en Kulturbeitr�ge religi�ser Autorit�ten ein, aber auch den Nutzen aus der Selbstaufopferung und der N�chstenliebe, welche die Geistlichen und die religi�sen Orden aller Glaubensrichtungen der Menschheit gebracht haben:

"Jene Geistlichen,... die wahrhaft mit dem Schmuck der Erkenntnis geziert sind und einen rechtschaffenen Charakter besitzen, sind wahrlich wie ein Haupt f�r den Leib der Welt und wie Augen f�r die V�lker..."96

Alle Menschen, Gl�ubige wie Ungl�ubige, Geistliche wie Laien, sind aufgerufen zu erkennen, da� das, was heute die Welt heimsucht, letztlich das Resultat einer weltweiten Entartung der Religion ist. Mit der das ablaufende Jahrhundert pr�genden Entfremdung der Menschheit von Gott ist eine Beziehung zerbrochen, von der das Gef�ge sittlichen Lebens Abhangt. Die nat�rlichen F�higkeiten der vernunftbegabten Seele, die so unverzichtbar sind f�r die F�rderung und Bewahrung menschlicher Werte, sind weltweit abgewertet worden:

"Die Lebenskraft des Gottesglaubens stirbt aus in allen Landen. Nur Seine heilende Arznei kann sie jemals wiederherstellen. Der Schwamm der Gottlosigkeit fri�t sich in das Mark der menschlichen Gesellschaft. Was au�er dem Heiltrank Seiner machtvollen Offenbarung kann sie reinigen und neu beleben?... Das Wort Gottes allein kann f�r sich in Anspruch nehmen, zu einer so gro�en, so weitreichenden Wandlung f�hig zu sein.."97

Weltfrieden

Im Lichte der sp�teren Ereignisse sind Bahá'u'lláhs Schriften aus dieser Periode mit ihren Warnungen und Aufrufen von einer erregenden Gedankensch�rfe:

"O ihr gew�hlten Vertreter des Volkes in allen L�ndern!... Betrachtet die Welt wie einen menschlichen K�rper, der bei seiner Erschaffung gesund und vollkommen war, jedoch aus verschiedenen Ursachen von schweren St�rungen und Krankheiten befallen wurde. Nicht einen Tag lang wurde ihm Linderung zuteil, nein, seine Krankheit verschlimmerte sich noch, weil er in die H�nde unwissender �rzte fiel, die sich nur von ihren pers�nlichen W�nschen leiten lie�en...

Wir sehen ihn an diesem Tage der Willk�r von Herrschern ausgeliefert, die so trunken sind von Hochmut, da� sie ihren eigenen Vorteil nicht deutlich klar erkennen k�nnen, geschweige denn eine so verbl�ffende, herausfordernde Offenbarung wie diese..."98

"Dies ist der Tag, da die Erde ihre Botschaft kundtut. Die �belt�ter sind ihr zur Last, k�nntet ihr es doch begreifen..."99

"Der Mensch wurde erschaffen, eine st�ndig fortschreitende Kultur voranzutragen. Der Allm�chtige bezeugt Mir: Wie die Tiere auf dem Felde zu leben, ist des Menschen unw�rdig. Die Tugenden, die seiner W�rde anstehen, sind Geduld, Erbarmen, Mitleid und G�te f�r alle V�lker und Geschlechter der Erde..."100

"Neues Leben durchpulst in dieser Zeit alle V�lker der Erde, und doch hat niemand seine Ursache entdeckt und seine Triebfeder erkannt. Sieh, wie die V�lker des Westens auf ihrer Jagd nach dem, was eitel und belanglos ist, zahllose Leben opfern, um diese G�ter zu sichern und zu mehren..."101

"In allen Dingen ist das rechte Ma� zu erstreben. Wird etwas �bertrieben, so erweist es sich als Quell des Unheils... Seltsame, verbl�ffende Dinge gibt es in der Erde; aber sie sind dem Geist und Verst�ndnis der Menschen verborgen. Diese Dinge sind imstande, die ganze Erdatmosph�re zu verwandeln, und eine Verseuchung mit ihnen w�re t�dlich..."102

In sp�teren Schriften - auch in denen, die an die gesamte Menschheit gerichtet sind - dr�ngt Bahá'u'lláh, Schritte zu ergreifen zu dem, was Er den "Gro�en Frieden" nennt. Solche Schritte, sagt Er, lindern die Leiden und Ersch�tterungen, die das Menschengeschlecht so lange heimsuchen werden, bis die V�lker der Welt die Offenbarung Gottes annehmen und durch sie den "Gr��ten Frieden" herbeif�hren:

"Die Zeit mu� kommen, da die gebieterische Notwendigkeit f�r die Abhaltung einer ausgedehnten, allumfassenden Versammlung der Menschen weltweit erkannt wird. Die Herrscher und K�nige der Erde m�ssen ihr unbedingt beiwohnen, an ihren Beratungen teilnehmen und solche Mittel und Wege er�rtern, die den Grund zum Gr��ten Weltfrieden unter den Menschen legen. Ein solcher Friede erfordert es, da� die Gro�m�chte sich um der Ruhe der V�lker der Erde willen zu v�lliger Auss�hnung untereinander entschlie�en. Sollte ein K�nig die Waffen gegen einen anderen ergreifen, so m�ssen sich alle vereint erheben und ihn daran hindern. Wenn dies geschieht, werden die Nationen der Welt au�er f�r die Wahrung der Sicherheit ihrer Reiche und die Aufrechterhaltung der inneren Ordnung in ihrem Staatsgebiet keine Waffen mehr brauchen... Der Tag naht, da alle V�lker der Welt eine universale Sprache und eine einheitliche Schrift annehmen werden. Wenn dies erreicht ist, wird es f�r jeden Menschen, in welche Stadt er auch reisen mag, sein, als betrete er sein eigenes Heim... Der ist wirklich ein Mensch, der sich heute dem Dienst am ganzen Menschengeschlecht hingibt... Es r�hme sich nicht, wer sein Vaterland liebt, sondern wer die ganze Welt liebt. Die Erde ist nur ein Land, und alle Menschen sind seine B�rger."103

"Nicht aus eigenem
Antrieb"

Bahá'u'lláhs Brief an N�iri'd-D�n Sh�h, den Herrscher Persiens, ist frei von jeglichem Vorwurf wegen Seiner Einkerkerung im S�y�h-Ch�l von Teheran und des sonstigen Unrechts, das der K�nig Ihm zuf�gte; vielmehr spricht Bahá'u'lláh von Seiner Rolle im G�ttlichen Plan:

"Ich war nur ein Mensch wie andere und lag schlafend auf Meinem Lager. Siehe, da wehten die L�fte des Allherrlichen �ber Mich hin und lehrten Mich die Erkenntnis all dessen, was war. Dies ist nicht von Mir, sondern von Einem, der allm�chtig und allwissend ist. Und Er gebot Mir, Meine Stimme zwischen Erde und Himmel zu erheben, und um dessentwillen befiel Mich, was jedes verst�ndigen Menschen Tr�nen flie�en l��t. Die Gelehrsamkeit der Menschen studierte Ich nicht; ihre Schulen betrat Ich nicht. Frage nach in der Stadt, wo Ich wohnte, und sei dessen wohl versichert, da� Ich nicht zu denen geh�re, die falsch reden."104

Die Aufgabe, der Er Sein ganzes Leben weihte, die Ihn das Leben eines geliebten Sohnes105 und Seinen gesamten Besitz kostete, die Seine Gesundheit ruinierte und Ihm Kerker, Verbannung und Schmach eintrug, hatte Er nicht selbst begonnen. "Nicht aus eigenem Antrieb", sagte Er, habe Er diesen Pfad beschritten:

"Meinst du, o Volk, es liege in Meiner Macht, Gottes Urwillen und Gottes Absicht zu lenken?... L�ge des Gottesglaubens letzte Bestimmung in Meinen H�nden, Ich h�tte niemals auch nur f�r einen Augenblick eingewilligt, Mich euch zu offenbaren, noch h�tte Ich einem einzigen Wort erlaubt, Meinen Lippen zu entfliehen. Gott selbst ist wahrlich daf�r Zeuge."106

Vorbehaltlos dem Rufe Gottes ergeben, hegte Er keine Zweifel an der Rolle, die Ihm in der Menschheitsgeschichte zugedacht war. Als Gottes Manifestation f�r das Zeitalter der Vollendung ist Er der in allen heiligen Schriften der Vergangenheit Verhei�ene, das "Verlangen der V�lker", der "K�nig der Herrlichkeit". Er ist der "Herr der Heerscharen", den die Juden erwarten, die Wiederkunft Christi in der Herrlichkeit des Vaters, die "Gro�e Verk�ndigung", die der Quran verhei�t, der im Buddhismus erwartete Buddha Maitreya, die in der Bhagavadgita angek�ndigte neue Fleischwerdung Krishnas, der "Sh�h-Bahr�m", auf den die Anh�nger Zarathustras warten.107

Wie die Manifestationen Gottes vor Ihm, ist Er Stimme Gottes und zugleich ihr menschlicher Kanal: "Wenn ich, o Gott, �ber mein Verh�ltnis zu Dir nachsinne, so f�hle ich mich bewogen, allen erschaffenen Dingen zu verk�nden: �Wahrlich, Ich bin Gott!'; und wenn ich mein eigenes Selbst betrachte, siehe, so finde ich, da� es geringer ist als Staub!"108

"Einige unter euch", erkl�rt Er, "haben gesagt: �Er hat den Anspruch erhoben, Gott zu sein.' Bei Gott! Das ist eine grobe Verleumdung. Ich bin nur ein Diener Gottes, der an Ihn und Seine Zeichen... glaubt. Meine Zunge, Mein Herz, Mein inneres und �u�eres Sein bezeugen, da� es keinen Gott gibt au�er Ihm, da� alle anderen durch Seinen Befehl erschaffen... sind... Ich bin Er, der zu allen von den Gunstbezeugungen spricht, mit denen Gott in Seiner Gro�mut Mich ausgezeichnet hat. Wenn dies Meine �bertretung ist, dann bin Ich wahrlich der erste der �bertreter..."109

Seine Schriften greifen auf eine Vielzahl von Metaphern zur�ck, die das Paradoxon im Kern der Offenbarung des g�ttlichen Willens zu beschreiben suchen:

"Ich bin der k�nigliche Falke auf dem Arm des Allm�chtigen. Ich entfalte die matten Fl�gel jedes verzagten Vogels und helfe ihm, sich aufzuschwingen."110

"Das hier ist nur ein Blatt, das die Winde des Willens deines Herrn, des Allm�chtigen, des Allgepriesenen, bewegt haben. Kann es ruhen, wenn der Sturmwind weht? Nein, bei Ihm, dem Herrn aller Namen und Eigenschaften! Sie bewegen es nach ihrem Belieben..."111

Der Bund Gottes mit
der Menschheit

Im Juni 1877 wurde der strenge Gewahrsam gelockert, so da� Bahá'u'lláh endlich die Gef�ngnisstadt 'Akka verlassen konnte. Er zog mit Seiner Familie nach Mazra'ih, einem kleinen Anwesen einige Kilometer n�rdlich der Stadt.112 Wie Er vor Jahren an die Adresse der t�rkischen Regierung vorhergesagt hatte, war Sulan 'Abdu'l-'Az�z in einer Palastrevolte gest�rzt und ermordet worden; der Sturm politischen Wandels, der die Welt erfa�t hatte, erreichte auch die abgedichteten Grenzen des Osmanischen Reiches. Nach zweij�hrigem Aufenthalt in Mazra'ih zog Bahá'u'lláh um nach Bahj�, einem gro�en, von G�rten umgebenen Landsitz, den Sein Sohn 'Abdu'l-Bahá f�r Ihn und die Mitglieder Seiner gro�en Familie gemietet hatte.113 Die verbleibenden zw�lf Jahre Seines Lebens waren weiteren Schriften gewidmet, in denen Er sich zu Fragen des spirituellen und gesellschaftlichen Lebens �u�erte; daneben empfing Er einen steten Strom von Baha'i-Pilgern, die unter gro�en Schwierigkeiten aus Persien und aus anderen L�ndern anreisten.

�berall im Nahen und Mittleren Osten bildeten sich unter denen, die sich zu Bahá'u'lláhs Botschaft bekannten, lebendige Gemeinden heraus. F�r diese hatte Bahá'u'lláh Gesetze und Institutionen offenbart, die darauf zielten, die Grunds�tze Seiner Schriften in die Praxis umzusetzen.114 Die Amtsgewalt ist R�ten anvertraut, die von der ganzen Gemeinde demokratisch gew�hlt werden; Vorkehrungen sind getroffen, da� sich keine klerikale Elite herausbildet; Grunds�tze der Beratung und der kollektiven Entscheidungsfindung sind fest verankert.

Im Zentrum dieses Systems steht, was Bahá'u'lláh den "neuen Bund" zwischen Gott und der Menschheit nennt. Der Reifezustand der Menschheit findet seinen augenf�lligen Ausdruck darin, da� erstmals in der Geschichte, wenn auch noch verschwommen, das ganze Menschengeschlecht um seine Einheit wei� und erkennt, da� die Erde ein einziges Vaterland ist. Dieses Wissen ebnet den Weg f�r ein neues Verh�ltnis zwischen Gott und der Menschheit. In dem Ma�e, wie sich die V�lker der Welt der geistigen Autorit�t der Gottesoffenbarung f�r unser Zeitalter unterstellen und sich von ihr f�hren lassen, werden sie - so Bahá'u'lláh - eine sittliche Kraft in sich finden, die rein menschliches Streben nicht erzeugen kann. "Ein neues Menschengeschlecht"115 wird aus diesem Verh�ltnis entstehen. Der Aufbau einer Weltkultur wird beginnen. Es ist der Auftrag der Baha'i-Gemeinde zu zeigen, da� dieser Gottesbund die Krankheiten zu heilen vermag, welche das Menschengeschlecht spalten.

Bahá'u'lláh starb am 29. Mai 1892 im 75. Lebensjahr in Bahj�. Die Ihm vierzig Jahre zuvor im "Schwarzen Loch" von Teheran anvertraute Sache Gottes stand im Begriff, die Begrenzung auf die islamischen L�nder, in denen sie Gestalt angenommen hatte, zu sprengen und sich zuerst in Amerika und Europa, dann in der ganzen Welt zu etablieren, als Bekr�ftigung der Verhei�ung des neuen Bundes zwischen Gott und der Menschheit. Als einzige der Weltreligionen sollte die Gemeinde Bahá'u'lláhs das kritische erste Jahrhundert ihrer Geschichte erfolgreich durchmessen, ohne ihre Einheit zu verlieren und dem zu allen Zeiten wirksamen Gift der Spaltung und der Sektenbildung zum Opfer zu fallen. Gerade diese Erfahrung ist von �berzeugender Beweiskraft f�r Bahá'u'lláhs Versicherung, da� die Menschheit in all ihrer bunten Vielfalt es lernen kann, als ein Volk in einem gemeinsamen, weltumspannenden Vaterland zu leben und zu wirken.

Etwa zwei Jahre vor Seinem Tod empfing Bahá'u'lláh in Bahj� Edward Granville Browne, einen der wenigen Menschen aus dem Westen, die Ihm je begegneten, der einzige, der einen schriftlichen Bericht �ber seine Eindr�cke hinterlassen hat. Browne war ein vielversprechender junger Orientalist von der Universit�t Cambridge, der urspr�nglich von der dramatischen Geschichte des B�b und Seiner heldenhaften J�nger gefesselt worden war. Er schreibt �ber seine Begegnung mit Bahá'u'lláh:

"Obgleich ich ahnte, wohin ich ging und wen ich sehen sollte (denn es war mir kein genauer Hinweis gegeben worden), vergingen eine oder zwei Sekunden, ehe ich mir in einem Augenblick ehrf�rchtiger Verwunderung wirklich klar wurde, da� ich nicht allein im Zimmer war. In der Ecke, wo der Diwan an die Wand stie�, sa� eine wundersame, ehrfurchtgebietende Gestalt... Das Antlitz dessen, den ich erblickte, kann ich nie vergessen, und doch vermag ich es nicht zu beschreiben. Diese durchdringenden Augen schienen auf dem Grund der Seele zu lesen; Macht und Autorit�t lagen auf dieser hohen Stirn... Hier bedurfte es keiner Frage mehr, vor wem ich stand, als ich mich vor einem Manne neigte, der Gegenstand einer Verehrung und Liebe ist, um die ihn K�nige beneiden und nach der Kaiser sich vergeblich sehnen! Eine milde, w�rdige Stimme bat mich, Platz zu nehmen, und fuhr dann fort: �Preis sei Gott, da� du angelangt bist!... Du bist gekommen, einen Gefangenen und Verbannten zu sehen... Wir w�nschen nur das Gute dieser Welt und das Gl�ck der V�lker; und doch betrachten sie Uns als Aufr�hrer und Unheilstifter, der Gef�ngnis und Verbannung verdient... Da� alle V�lker eins im Glauben und alle Menschen wie Br�der werden sollen; da� die Bande der Zuneigung und Einheit zwischen den Menschenkindern verst�rkt werden sollen; da� der Religionsstreit aufh�ren und die Rassenunterschiede beseitigt werden sollen - was k�nnte das schaden?... Und es wird so kommen. Diese nutzlosen K�mpfe, diese zerst�rerischen Kriege werden vergehen, und der �Gr��te Friede� wird kommen...'"116

Literatur
Schriften Bahá'u'lláhs

- �hrenlese. Eine Auswahl aus den Schriften Bahá'u'lláhs, zusammengestellt und ins Englische �bertragen von Shoghi Effendi, Hofheim 31980 (revidierte Neuausgabe in Vorbereitung)

- Botschaften aus 'Akka, Hofheim 1982
- Brief an den Sohn des Wolfes, Frankfurt 1966

- Das Buch der Gewi�heit, Hofheim 41997 (die Seitenzahlen in Klammer beziehen sich auf die 3. Auflage, Hofheim 1978)

- The Kitáb-i-Aqdas, The Most Holy Book, Haifa 1992 (deutsche �bersetzung in Vorbereitung)

- Die Sieben T�ler - Die Vier T�ler, Hofheim 41997 (die Seitenzahlen in Klammer beziehen sich auf die 3. Auflage, Hofheim 1971)

- Die Verk�ndigung Bahá'u'lláhs an die K�nige und Herrscher der Welt. Eine Auswahl durch das Universale Haus der Gerechtigkeit, Frankfurt 1967

- Die Verborgenen Worte, Hofheim 1997
Sekund�rliteratur

Balyuzi, H.M.: Bahá'u'lláh. Der Herr der Herrlichkeit, Hofheim 1991

Taherzadeh, Adib: Die Offenbarung Bahá'u'lláhs, vier B�nde, Hofheim 1981, 1987, 1992 und 1995

1 Bahá'u'lláh (arab. "Herrlichkeit Gottes") hatte den Geburtsnamen usayn-'Ali. Das Standardwerk �ber die Sendungen des B�b und Bahá'u'lláhs ist: Shoghi Effendi, Gott geht vor�ber, Frankfurt 21974 (ver�nderte Neuauflage in Vorbereitung). Eine biographische Studie bietet Hasan Balyuzi, Bahá'u'lláh, Der Herr der Herrlichkeit, Hofheim 1991. Bahá'u'lláhs Schriften werden eingehend dargestellt in Adib Taherzadeh, Die Offenbarung Bahá'u'lláhs, 4 Bde., Hofheim 1981ff.

2 Nach Auskunft des Britannica Yearbook 1988 z�hlt die Baha'i-Gemeinde zwar nur etwa f�nf Millionen Mitglieder, ist aber nach dem Christentum bereits die geographisch am weitesten verbreitete Religion in der Welt. Derzeit gibt es 174 nationale und �ber 20.000 �rtliche Gemeinden. Gesch�tzte 2.112 V�lkerschaften und St�mme sind in der Baha'i-Gemeinde vertreten.

3 Arnold Toynbee, A Study of History, Bd. 8, London/Oxford 1954, S. 117

4 Der B�b (arab. "Tor" oder "Portal") wurde als Siyyid 'Ali-Muammad am 20. Oktober 1819 in Schiras geboren.

5 Die Schriften des B�b �ber das Kommen "Dessen, den Gott offenbaren wird", enthalten verschl�sselte Hinweise auf "das Jahr neun" und "das Jahr neunzehn" (d.h. nach dem islamischen Mondkalender vom Beginn der Sendung des B�b 1844 an ungef�hr 1852 und 1863). Bei mehreren Gelegenheiten bedeutete der B�b einzelnen Anh�ngern, sie selbst w�rden "Ihn, den Gott offenbaren wird", erkennen und Ihm dienen.

6 Die Botschaft des B�b wurde in den Moscheen und auf �ffentlichen Pl�tzen von Gruppen begeisterter Anh�nger verk�ndet, darunter viele junge Theologiestudenten. Die muslimische Geistlichkeit reagierte, indem sie den Mob aufstachelte. Ungl�ckseligerweise fielen diese Geschehnisse mit einer politischen Krise durch den Tod von Muammad Sh�h und den Kampf um dessen Nachfolge zusammen. Dabei lie�en die Anf�hrer der siegreichen Partei, die hinter dem jugendlichen N�iri'd-D�n Sh�h standen, die k�nigliche Armee gegen die begeisterten B�b� aufmarschieren. Diese waren im muslimischen Denken aufgewachsen und nahmen deshalb f�r sich das Recht zur Selbstverteidigung in Anspruch; sie verschanzten sich behelfsm��ig und widerstanden langen, blutigen Belagerungen. Schlie�lich wurden sie besiegt und niedergemetzelt; der B�b wurde hingerichtet. Unter dem Eindruck dieser Ereignisse lauerten zwei geistig verwirrte jugendliche B�b� dem Schah auf offener Stra�e auf und schossen mit Schrotkugeln auf ihn. Dieser schlecht geplante Attentatsversuch diente als Vorwand zu den schlimmsten Massakern an den B�b�, was auch Proteste der westlichen Botschaften ausl�ste. Darstellungen dieses Zeitabschnitts bieten Shoghi Effendi, Gott geht vor�ber, Kap. 3f, sowie W. Hatcher and D. Martin, The Bahá'í Faith, The Emerging Global Religion, San Francisco 1985, S. 6-32.

7 Ein Bericht dar�ber findet sich bei Shoghi Effendi, Gott geht vor�ber, Kapitel 1-5. Das westliche Interesse an der B�b�-Bewegung wurde vor allem durch das Buch von Joseph Arthur Comte de Gobineau, Les religions et les philosophies dans l'Asie centrale, Paris 1865, geweckt.

8 Bahá'u'lláh, Brief an den Sohn des Wolfes, S. 34

9 Eine ganze Anzahl westlicher Diplomaten und Milit�rbeobachter hinterlie� ersch�tternde Augenzeugenberichte. Mehrere formelle Proteste wurden bei den persischen Beh�rden registriert. Siehe Moojan Momen, The Báb� and Bahá'í Religions 1844-1944, Oxford 1981

10 Brief an den Sohn des Wolfes, S. 34
11 Brief an den Sohn des Wolfes, S. 35

12 In Persien herrschte, verst�ndlicherweise, tiefes Mi�trauen gegen die Absichten der britischen und der russischen Regierung, die sich beide schon lange in die persischen Angelegenheiten einmischten.

13 Im Zentrum dieser Probleme stand Mirza Yay�, ein j�ngerer Halbbruder Bahá'u'lláhs. Noch als Jugendlicher unter der Vormundschaft und geistigen F�hrung Bahá'u'lláhs stehend, war er vom B�b f�r die Zeit bis zum bevorstehenden Kommen "Dessen, den Gott offenbaren wird", zum nominellen Oberhaupt der B�b�-Gemeinde ernannt worden. Yay� geriet jedoch unter den Einflu� eines fr�heren islamischen Theologen, Siyyid Muammad Ifah�n�, und wurde seinem Bruder entfremdet. Statt in offener Konfrontation, brach sich dieser Groll Bahá in heimlicher Aufwiegelung mit verheerenden Auswirkungen auf die bereits angeschlagene Moral der Verbannten. Yay� weigerte sich schlie�lich, Bahá'u'lláhs Anspruch, Er sei der vom B�b Verhei�ene, anzunehmen; in der folgenden Entwicklung des Baha'i-Glaubens spielte er dann keine Rolle mehr.

14 Bahá'u'lláh, Das Buch der Gewi�heit, Kitáb-i-�q�n 278 (S. 165)

15 Bahá'u'lláh, Die verborgenen Worte, arabisch 2, 5, 35, 12

16 Bahá'u'lláh, Das Buch der Gewi�heit 1-3, 216-219 (S. 13 f, 131 ff)

17 zitiert bei Shoghi Effendi, Gott geht vor�ber 8:23 (S. 156)

18 Prinz Zaynu'l-'�bid�n Kh�n Fakhru'd-Dawlih, zitiert bei Shoghi Effendi, Gott geht vor�ber 8:17 (S. 153)

19 siehe Fu�note 72

20 Gott geht vor�ber 9:6 (S. 174). Von 1863 an ersetzte das Wort "Baha'i" zunehmend das Wort "B�b�" als Bezeichnung des neuen Glaubens; so wurde deutlich, da� eine v�llig neue Religion entstanden war.

21 zitiert bei Shoghi Effendi, Das Kommen g�ttlicher Gerechtigkeit, Frankfurt 1969, S. 121

22 �hrenlese 7:1
23 �hrenlese 136:6
24 �hrenlese 156
25 �hrenlese 5:3
26 �hrenlese 5:4

27 Hinweise auf die erste Aussage finden sich bei Adib Taherzadeh, Die Offenbarung Bahá'u'lláhs, Band 1, S. 329, siehe auch Brief an den Sohn des Wolfes, S. 77; zur zweiten siehe Bahá'u'lláh, Botschaften aus 'Akka 3:8

28 Shoghi Effendi, Gott geht vor�ber, schildert diese Ereignisse im Kapitel 8

29 �hrenlese 1:5
30 Buch der Gewi�heit 104 (S. 71); �hrenlese 19:1

31 Buch der Gewi�heit, 106 (S. 72); �hrenlese 19:2

32 Buch der Gewi�heit, 106 (S. 72 f); �hrenlese 19:3

33 Buch der Gewi�heit, 110 (S. 75); �hrenlese 19:4

34 �hrenlese 24
35 die Boten Gottes
36 �hrenlese 27:4
37 Gott
38 �hrenlese 27:2-3

39 Bahá'u'lláh, zitiert bei Shoghi Effendi, Das Kommen g�ttlicher Gerechtigkeit, S. 124

40 �hrenlese 70:2
41 �hrenlese 34:6
42 �hrenlese 83:1
43 �hrenlese 154: 1

44 Eine ausf�hrliche Darlegung dieses Themas findet sich bei 'Abdu'l-Bahá, Beantwortete Fragen, Hofheim 31977, IV. Teil

45 Beispiele in den Worten Jesu sind: "Was hei�est du mich gut? Niemand ist gut denn der einige Gott" (Matth. 19:17) sowie "Ich und der Vater sind eins" (Joh. 10:30).

46 �hrenlese 90
47 Muammad
48 Quran 18:111; 19:31; 41:7

49 Buch der Gewi�heit 161, 191, 194, 196 (S. 104 ff); �hrenlese 22:2,4,7,8

50 Buch der Gewi�heit 198 (S. 122); �hrenlese 22:10

51 Joh. 1:10
52 Bahá'u'lláh, �hrenlese 74

53 Persischer Bayan, in : Der B�b, Eine Auswahl aus Seinen Schriften, Hofheim 1991, 3:34:1

54 Bahá'u'lláh, �hrenlese 31. In den Baha'i-Schriften wird "Adam" symbolisch in zweierlei Sinn gebraucht. Einmal bezieht sich dieser Begriff auf die Entstehung des Menschengeschlechts, zum andern auf die erste Manifestation Gottes.

55 �hrenlese 106:2
56 �hrenlese 78:3, Zitat aus Quran 40:17

57 Bahá'u'lláh beschreibt in Die sieben T�ler das "Tal des Suchens" und f�hrt dazu aus: "F�rwahr, wenn die Weisen auch sagen, es zieme sich nicht, den Herrn der Herren im Staub zu suchen, so zeugt solch ein Tun doch vom hei�esten Verlangen des Suchens." (S. 19 [31])

58 S�ratu'l-abr, zitiert nach Shoghi Effendi, Die Weltordnung Bahá'u'lláhs, Hofheim 1977, S. 177

59 Bahá'u'lláh, Die sieben T�ler S. 15 ( 27)
60 Bahá'u'lláh, �hrenlese 107
61 Bahá'u'lláh, �hrenlese 131:2
62 �hrenlese 1:5
63 Joh. 10:16

64 Mehr zu den Lehren Bahá'u'lláhs �ber den Reifeproze� des Menschengeschlechts bei Shoghi Effendi, Die Weltordnung Bahá'u'lláhs, S. 231 ff und 294 ff

65 Bahá'u'lláh, �hrenlese 111
66 Botschaften aus 'Akka 11:6
67 �hrenlese 43:6
68 Botschaften aus 'Akka 11:6
69 Bahá'u'lláh, �hrenlese 4
70 Botschaften aus 'Akka 6:26

71 Frauen, Eine Textzusammenstellung der Forschungsabteilung des Universalen Hauses der Gerechtigkeit, Hofheim 1986, S. 54

72 Ein Zusammentreffen ungew�hnlicher Umst�nde hatte bei den Zentralbeh�rden in Konstantinopel Wohlwollen gegen�ber Bahá'u'lláh und Widerstand gegen den Druck der persischen Regierung bewirkt. Der Gouverneur von Bagdad, Nam�q P�sh�, hatte �ber den Charakter und den Einflu� des vornehmen persischen Verbannten begeistert in die Hauptstadt berichtet. Sul�n 'Abdu'l-'Az�z fand die Berichte faszinierend; denn obwohl er Kalif des sunnitischen Islam war, betrachtete er sich als mystischen Sucher. Genauso wichtig war auf andere Weise die Reaktion seines Premierministers 'Ali P�sh�. Dieser war ein gebildeter Freund der persischen Sprache und Dichtung und versuchte sich in der Modernisierung der t�rkischen Verwaltung; Bahá'u'lláh erschien ihm deshalb als eine �u�erst sympathische Gestalt. Zweifellos war es dieses Zusammentreffen von Sympathie und Interesse, das die osmanische Regierung veranla�te, Bahá'u'lláh in die Hauptstadt einzuladen und Ihn nicht in eine weiter entlegene Stadt zu schicken oder Ihn den persischen Beh�rden auszuliefern, wie diese es dringend verlangten.

73 Der volle Wortlaut des Berichts des �sterreichischen Botschafters, Anton Graf Prokesch von Osten, in einem Brief an Graf Gobineau vom 10. Januar 1886 findet sich bei Moojan Momen, The Báb� and Bahá'í Religions, S. 186. Siehe auch Kent Beveridge, "Ein w�rdiger Repr�sentant Europas": Anton Graf Prokesch von Osten, in: ders., Fr�he Begegnungen Mitteleuropas mit der Baha'i-Geschichte, Schriftenreihe der Gesellschaft f�r Baha'i-Studien, Bd. 1, Hofheim 1995, S. 9-32.

74 siehe Adib Taherzadeh, Die Offenbarung Bahá'u'lláhs, Band 2, S. 475 ff

75 1863
76 Botschaften aus 'Akka 2:15
77 �hrenlese 105:1,5,6
78 �hrenlese 118:5,7
79 �hrenlese 118:6

80 Die Ereignisse jener Zeit schildert Adib Taherzadeh, Die Offenbarung Bahá'u'lláhs, Bd. 2, besonders S. 357f und 397

81 Diese Zeit beschreibt Shoghi Effendi, Gott geht vor�ber, Kap. 11

82 Mitte des 19. Jahrhunderts entstand im pietistischen Umfeld W�rttembergs die Templergesellschaft, der es schlie�lich unter der F�hrung von Christoph Hoffmann und Georg David Hardegg gelang, im Heiligen Land Kolonien zu schaffen, die den Weg f�r Christi Wiederkehr ebnen sollten. Die erste Gruppe verlie� Deutschland am 6. August 1868 und landete in Haifa am 30. Oktober 1868, zwei Monate nach Bahá'u'lláhs Ankunft.

83 Eine Beschreibung der katastrophalen Zust�nde in der europ�ischen T�rkei w�hrend des Russisch-T�rkischen Krieges von 1877/1878 findet sich bei H. M. Balyuzi, Bahá'u'lláh. Der Herr der Herrlichkeit, Anhang III, S. 528 ff

84 Bahá'u'lláh, Brief an den Sohn des Wolfes, S. 57

85 Alistair Horne, The Fall of Paris, London 1965, S. 34

86 Bahá'u'lláh, Die Verk�ndigung Bahá'u'lláhs, S. 96 ff

87 vgl. Shoghi Effendi, Der verhei�ene Tag ist gekommen, Frankfurt 1967, S. 66

88 vgl. Shoghi Effendi, Der verhei�ene Tag ist gekommen, S. 64 ff

89 Bahá'u'lláh, Kitáb-i-Aqdas 88
90 vgl. �hrenlese 95:1
91 Brief an den Sohn des Wolfes, S. 28
92 Bahá'u'lláh, Das Buch der Gewi�heit 15

93 zitiert bei Shoghi Effendi, Der verhei�ene Tag ist gekommen, S. 131

94 dgl., S. 128
95 Brief an den Sohn des Wolfes, S. 94

96 Bahá'u'lláh, zit. bei Shoghi Effendi, Der verhei�ene Tag ist gekommen, S. 168

97 Bahá'u'lláh, �hrenlese 99
98 �hrenlese 120:1,2
99 �hrenlese 17:2
100 �hrenlese 109:2
101 �hrenlese 96:2
102 Botschaften aus 'Akka 6:31,32
103 Botschaften aus 'Akka 11:8,10,13

104 Brief an den Sohn des Wolfes, S. 26 ff. Der Satz "Nicht aus eigenem Antrieb habe Ich von Mir gek�ndet" stammt aus demselben Abschnitt des Buches.

105 Bahá'u'lláhs Sohn Mirza Mihd� starb 1870 im Alter von zweiundzwanzig Jahren an den Folgen eines Sturzes vom Dach des Gef�ngnisses.

106 Bahá'u'lláh, �hrenlese 41

107 vgl. Shoghi Effendi, Gott geht vor�ber 6:10 ff (S. 104 ff)

108 zitiert bei Shoghi Effendi, Die Weltordnung Bahá'u'lláhs, S. 172

109 �hrenlese 113:18
110 Botschaften aus 'Akka 11:20
111 Brief an den Sohn des Wolfes, S. 27

112 Der Verbannungserla� des Sulans 'Abdu'l-'Az�z wurde zwar nie formell aufgehoben; die zust�ndigen Beh�rden sahen sich aber nicht mehr daran gebunden. Sie lie�en deshalb wissen, Bahá'u'lláh k�nne Seinen Wohnsitz au�erhalb der Stadtmauern nehmen, wenn Er dies w�nsche.

113 Dieser Landsitz war von einem wohlhabenden christlich-arabischen Kaufmann erbaut, aber aufgegeben worden, als im Land eine Seuche umging. Er wurde zuerst gemietet, dann einige Jahre nach Bahá'u'lláhs Hinscheiden von der Baha'i-Gemeinde gekauft. Bahá'u'lláhs Grab befindet sich in einem Schrein in den G�rten von Bahj� und ist das Ziel von Pilgerreisen aus der ganzen Welt.

114 Einen �berblick dieser Struktur bietet Shoghi Effendi in: Die Weltordnung Bahá'u'lláhs, S. 204 ff, und: Principles of Bahá'í Administration, London 1973. Eine kommentierte deutsche �bersetzung des zentralen Dokuments dieser Schriften, des Kitáb-i-Aqdas (des "Heiligsten Buches") ist in Vorbereitung.

115 Shoghi Effendi, Das Kommen g�ttlicher Gerechtigkeit, S. 30

116 Edward G. Browne, A Traveller's Narrative, Cambridge 1891, repr. Amsterdam 1975, S. xxxix ff

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