Der Nationale Geistige Rat der Bahá’í in den Vereinigten Staaten
10. September 2005nun, da von allen Teilen des großen, wiedervereinigten deutschen Vaterlandes die Bahá’í, die in seinen geschichtsträchtigen Städten und malerischen Dörfern wohnen, zusammenkommen, um das hundertjährige Bestehen Ihrer Gemeinde zu feiern, möchten wir unsere Freude zum Ausdruck bringen. Wir freuen uns sehr, dass dank der gütigen Einladung Ihres Nationalen Geistigen Rates unser Vorsitzender Herr William E. Davis und unser Generalsekretär Herr Dr. Robert C. Henderson gemeinsam mit Ihnen an der von Ihnen geplanten Jubiläumsfeier teilnehmen und in Ihren Jubel einstimmen.
Ihre Nation ist mit einzigartigen Segnungen ausgezeichnet. Ihre günstige Lage in der geografischen Mitte Europas und ihr reicher Beitrag zu Geschichte und Kultur des Kontinents wurde bei vielen Gelegenheiten sowohl von ´Abdu’l-Bahá als auch von Shoghi Effendi erwähnt. Beide lobten Ihr Land überschwänglich für seine frühe und überzeugende Annahme dieser gewaltigen neuen Offenbarung; beide hegten große Hoffnungen für seine zukünftige Führungsrolle und seinen segensreichen Einfluss auf den Fortschritt des Glaubens im Westen. Der geliebte Meister unterstrich die Bedeutung, die Er Deutschland beimaß, indem Er seine Wege während Seiner historischen Reisen in den Westen mit Seinen Schritten segnete.
Zweifellos lag es an der Vorausschau des Meisters über die wichtige Rolle Deutschlands bei der Entfaltung der Weltzivilisation und an Seinen Aufrufen, sich als Pioniere zu erheben, um die frohe Botschaft in Ihr Land zu tragen, die den Zahnarzt Dr. Karl Edwin Fisher, einen gebürtigen Ludwigsburger und Einwanderer in den Vereinigten Staaten, der 1903 in New York den Bahá’í-Glauben angenommen hatte, inspirierte, 1905 in sein deutsches Heimatland zurückzukehren, um, wie er es später ausdrückte, „die Botschaft nach Stuttgart zu bringen“.
Diese erste, grundlegende Verbindung zwischen den entstehenden amerikanischen und deutschen Bahá’í-Gemeinden wurde erheblich gestärkt, als Dr. Fisher in Stuttgart – auf Geheiß ´Abdu’l-Bahás– Unterstützung von Alma Knobloch bekam, einer der drei bekannten deutsch-amerikanischen Schwestern, die zu den treuesten Verfechtern des Glaubens in Washington D.C. zählten. Frau Knoblochs ausgedehnte Reisen und unermüdlichen Lehraktivitäten in Deutschland in den Jahren von 1907 bis 1920 nehmen einen unverrückbaren Platz in den Annalen sowohl der deutschen als auch der amerikanischen Bahá’í-Gemeinde ein und ebneten den Weg für ähnliche, wenn auch kürzere Unternehmungen vieler bemerkenswerter amerikanischer Bahá’í in den darauffolgenden Jahrzehnten, darunter auch die Aufenthalte des Vorbilds aller Bahá’í-Lehrer, der unbezwinglichen Martha Root, in Ihrem Land.
Dank der Empfänglichkeit seiner geistig aufnahmebereiten Menschen für die ausdauernden Bemühungen dieser weitsichtigen Pioniere entwickelte sich in Deutschland schnell eine der größten und kraftvollsten Bahá’í-Gemeinden in ganz Europa. Dann wurde die Armee des Lichts durch sechs lange Kriegsjahre und unvorstellbares Leid, das die deutsche Nation mit Orkanstärke überkam und die junge Bahá’í-Gemeinde in seinen Strudel riss, am Fortschreiten gehindert.
Bemerkenswerterweise waren amerikanische Bahá’í in der Lage, ihre geliebten deutschen Mitgläubigen zu unterstützen und letztendlich die Krise in einen Sieg zu verwandeln. Der energische und enthusiastische Einsatz von drei GIs, die im besetzten Nachkriegs-Deutschland stationiert waren, unter ihnen Sergeant John C. Eichenauer III, trug viel dazu bei, der aufgelösten und zerstreuten deutschen Bahá’í-Gemeinde dabei zu helfen, ihre Aktivitäten wieder aufzunehmen, Literatur neu herauszugeben und ihre Räte wieder zu bilden und dadurch ein weiteres starkes Glied in der Kette tiefer und beständiger Liebe zu schmieden, die unsere beiden Gemeinden miteinander verbindet.
Unser Stolz und unsere Freude über dieses Band verleiht unserer heutigen Teilnahme an Ihren Jubiläumsfeierlichkeiten Glanz. Wir freuen uns mit Ihnen über Ihre vielfältigen Errungenschaften als Gemeinde, verkörpert durch Ihren Nationalen Geistigen Rat – einem der ältesten und erfahrensten in der Bahá’í-Welt – und symbolisiert durch den Muttertempel des europäischen Kontinents auf deutschem Boden, dem eindrucksvollen Mashriqu’l-Adhkár in Langenhain. So wie wir gerne auf das zurückblicken, was wir gemeinsam erreicht haben, so freuen wir uns auf die noch vor uns liegenden Jahre gemeinsamer Bemühungen beim Aufbau der Weltordnung Bahá’u’lláhs. Herzlichen Glückwunsch, liebe Freunde. Bravo!
Mit liebevollen Bahá’í-Grüßen