OUTLOOK AND FUTURE PERSPECTIVES OF THE GERMAN BAHÁ’Í COMMUNITY
Ausblick und Zukunftsperspektiven der deutschen Bahá'í-Gemeinde
(2005.09.10. 20:22-20:40)einhundert Jahre nachdem der erste Bahá'í seinen Fuß auf deutschen Boden
setzte, hat eine jetzt blühende Bahá'í-Gemeinde in gebührendem Rahmen ihre
Jahrhundertfeier begangen.Durch Jubiläumsempfänge in Langenhain, dem Sitz Ihres Nationalen Geistigen
Rates auf dem Gelände des ersten Europäischen Bahá'í-Hauses der Andacht, und in
Berlin, der Hauptstadt des Landes, haben Sie die warmherzigen Beziehungen, die
Sie mit der Öffentlichkeit, den Behörden und den Anhängern aller Religionen
aufgebaut haben, sowohl belegt als auch weiter vertieft.
Heute, in Stuttgart, haben wir uns an die bedeutenden Ereignisse dieses
Jahrhunderts erinnert, dabei über dessen geistige Bedeutung nachgedacht und uns
erfreut am Ertrag einer von Krisen und Siege erfüllten Zeitspanne. Was liegt nun
vor uns? Die Antwort ist in der Botschaft des Universalen Hauses der
Gerechtigkeit zu finden, die am vergangenen Ridvan an die Bahá’í der Welt
geschickt wurde.Der Zustand der Gesellschaft um uns herum ist in einem stetigen Wandel
begriffen, wobei einige Änderungen zu einer größeren Aufnahmebereitschaft für
die Lehren führen und andere die Aufmerksamkeit unserer Mitbürger von der
grundlegenden Bedeutung der Prinzipien, die der Glaube hochhält, ablenkt.
In den vergangenen Jahrzehnten hat die Bahá’í-Welt, wie das Haus der
Gerechtigkeit erklärt hat, wichtige Lektionen im Zusammenhang mit den Prozessen
sowohl der Verbreitung als auch der Festigung gelernt und diese Lektionen werden
jetzt bei der Förderung des Prozesses des Eintritts in Scharen in die Praxis
umgesetzt.Am 14. August 1957 schrieb der geliebte Hüter seinem letzten größeren
Brief an den deutschen Nationalen Geistigen Rat. Nachdem er die gewaltigen
„Probleme, Hindernisse und Herausforderungen, die den Geist und die Reserven
dieser schwer geprüften, fest verankerten, reichlich begnadeten, sehr
bewunderten Gemeinde herausgefordert haben“1[1] angesprochen hatte, gab er
Ermutigung, Rat und Rückversicherung, woraus die folgenden Passagen entnommen
sind:2[2]„Jedoch ist es nicht nötig, bei den Prüfungen, Problemen und innewohnenden
Schwierigkeiten zu verweilen, denen die Gemeinde der Anhänger Bahá'u'lláhs und
in geringerem Maße ihre Schwestergemeinde in Österreich während dieser
kritischen Jahre in der Entfaltung des Zehnjahresplanes ausgesetzt sind.“
„Wie schwer auch ihre Prüfungen und wie entmutigend die jetzige Lage
erscheinen mögen, so müssen sie sich doch in die Erinnerung zurückrufen, dass
der Glaube, dem sie zur Ergebenheit verpflichtet sind, vor nicht allzu langer
Zeit weit heftigere Stürme auszuhalten hatte, die, wie es zeitweilig aussah,
imstande waren, seine im Entstehen begriffenen Institutionen zu vernichten und
auszulöschen….“„Die Erfahrung eines so wunderbaren Wiederauflebens nach einer so harten
Prüfung sollte allein schon genügen, denjenigen, die ihr ausgesetzt waren,
verstärkte Geisteskräfte einzuflößen,…“„Um die Anschuldigungen, die von ihren Gegnern und Kritikern gegen sie und
den Glauben, den sie vertreten, erhoben werden, entschieden zurückzuweisen,
können sie nichts besseres tun, als zu veranlassen – nein sicherzustellen –,
dass ihre zahlenmäßige Stärke weit und breit in ihrem Heimatland schnellstens
anwächst; …“„…und vor allem, dass ihr Eifer, was auch immer sie befallen möge,
unauslöschlich bleibe, ihr Geist unbezwinglich, ihre Treue unbeugsam und ihre
Entschlossenheit zum Enderfolg nicht wankend werde.“ -
Worte, die sehr wohl der Ruf sein könnten, welcher die deutschen Anhänger
Bahá'u'lláhs durch alle Wechselfälle bis hin zur vollständigen Erreichung ihrer
Bestimmung trägt.Die Bahá'í-Welt schreitet mit zunehmender Geschwindigkeit voran. Es
besteht kein Zweifel, dass wir allen möglichen unerwarteten Entwicklungen
begegnen werden, günstigen und ungünstigen. Wir haben Erfahrungen gesammelt und
darauf werden wir aufbauen, aber wir müssen auch vorbereitet sein neue
Herangehensweisen auszuprobieren und alte, von denen wir vielleicht angenommen
haben dass sie unwirksam sind, nochmals zu versuchen. Wir müssen in einer Kultur
des Lernens leben. Durch Experimentieren, Auswerten und ständiges
Vorwärtsdrängen werden wir unweigerlich die göttliche Hilfe anziehen, welche die
Herzen und Gemüter für die Lehren öffnen werden.Die Bemühungen und Dienste der einzelnen Gläubigen sind jetzt in ihrer
Wirkung außerordentlich gestärkt durch die fest errichtete Gemeindeordnung und
das vereinte, harmonische Funktionieren ihrer Bestandteile. Diese göttlich
geschaffene Ordnung, wirkend mittels eines angemessenen Gleichgewichts von
Zentralisierung und Dezentralisierung, durchströmt von universalem Verständnis
und Hingabe an die Gesetze und Prinzipien des Glaubens, ist das Rahmenwerk, das
es der Gemeinde ermöglicht, in ihren Reihen all jene willkommen zu heißen,
welche die Botschaft Bahá'u'lláhs annehmen, und diese ermächtigt, ihren vollen
Anteil zu haben beim Neuaufbau der Gesellschaft und ihrer Standards sowie bei
der Vergeistigung der Menschheit. Auch ermöglicht es den Bahá'í mit all jenen
zusammenzuarbeiten, die, auch wenn sie den Anspruch Bahá'u'lláhs nicht
anerkennen, an der Besserung der Welt mitarbeiten möchten.
Die deutsche Bahá'í-Gemeinde spielt bereits eine herausragende Rolle bei
den internationalen auswärtigen Angelegenheiten der Sache. Sie hat fundamentale
Fortschritte in Bezug auf die rechtlichen Grundlagen der Institutionen der
Gemeindeordnung gemacht, hat bedeutende Anerkennung durch Regierungsstellen
gewonnen, konnte in mehreren Fällen durch Weisheit und Beharrlichkeit religiös
begründeten Antagonismus überwinden, vertieft aktiv das Wissen der Gläubigen
über die Lehren und stärkt ihre Fähigkeiten auf den Gebieten des Lehrens und
Pionierens. Die Anstrengungen auf dem Gebiet des Übersetzens und Herausgebens
der Schriften des Glaubens und der Schriften von Shoghi Effendi haben die
deutschsprachige Welt reichlich mit wesentlicher Literatur des Glaubens
versorgt, während gleichzeitig hervorragende wissenschaftliche Arbeiten die
Fähigkeiten der Bahá’í im Verständnis der Lehren und deren Weitergabe an andere
bereichert haben.Die mit diesen Errungenschaften und Fähigkeiten gewappnete Gemeinde ist
gut gerüstet, um in jeglicher Hinsicht in ihrer Arbeit stetig voranzuschreiten.
Im Wissen um die Bestimmung, zu welcher 'Abdu'l-Bahá die deutsche Bahá'í-
Gemeinde aufgerufen hat, werden Sie all Ihre Aktivitäten mit einer weltweiten
Vision des Dienstes angehen, ob Ihr Tätigkeitsbereich in Ihrer Heimat oder in
der Ferne, im Lehren und Pionieren, in der wissenschaftlichen
Auseinandersetzung, in der Verwaltung oder in der Öffentlichkeitsarbeit der
Sache liegt.Die Aussichten und die Zukunftsperspektiven der deutschen Bahá'í-Gemeinde
bergen großes Potential, und ich denke, ich kann keinen besseren Abschluss
finden als den letzten Absatz eines von Shoghi Effendi am 3. Oktober 19573[3] in
Beantwortung eines Grußes von Ihrer Sommerschule geschriebenen Briefes zu
zitieren“Möge der Allmächtige Ihre Aktivitäten, Beratungen und Dienste segnen,
reichlich und andauernd, jeden Ihrer Schritte führen, und jeden der von Ihnen
für den Aufstieg und den letztlichen Triumph Seines Glaubens gehegten Wunsch
erfüllen.Dieser Beitrag stammt aus dem Gemeinde.Web des Nationaler Geistiger Rat der
Bahá'í in Deutschland e.V.2[2] Hüterbotschaften an die Bahá’í-Welt Okt. 1952 – Okt. 1957, S. 92; The Light
of Divine Guidance, p302 ff