Abertausende in einer die gesamte Menschheitsfamilie umfassenden Vielfalt sind derzeit unter ebenso ernsthaften wie geistig anregenden Bedingungen mit dem systematischen Studium des schöpferischen Gotteswortes beschäftigt. Während sie sich bemühen, durch Handeln, Reflektieren und Beraten die auf diese Weise gewonnenen Einsichten anzuwenden, erkennen sie, wie ihre Fähigkeit, dem Glauben zu dienen, bisher unvorstellbare Höhen erreicht. Als Antwort auf die tiefe innere Sehnsucht eines jeden Herzens nach Zwiesprache mit seinem Schöpfer, halten sie an unterschiedlichen Schauplätzen gemeinsame Andachten ab, vereinen sich mit anderen im Gebet, wecken geistige Empfänglichkeit und entwickeln einen von andächtiger Hinwendung zu Gott geprägten Lebensstil. Wenn sie einander und Familien, Freunde und Bekannte zu Hause besuchen, knüpfen sie zielgerichtet Gespräche über geistig bedeutsame Themen an, vertiefen dabei ihr Wissen über den Glauben, lassen andere an Bahá’u’lláhs Botschaft teilhaben und laden immer mehr Menschen dazu ein, sich gemeinsam mit ihnen auf ein großartiges geistiges Unterfangen einzulassen. Da ihnen bewusst ist, dass die Kinder der Welt nach geistiger Erziehung verlangen und ihrer bedürfen, dehnen sie ihre Bemühungen weiter aus, um ständig wachsende Teilnehmerscharen in Kinderklassen eingliedern zu können, die dann zu Anziehungspunkten für junge Menschen werden und die Wurzeln des Glaubens in der Gesellschaft stärken. Sie unterstützen die Juniorjugend dabei, durch einen entscheidenden Abschnitt ihres Lebens hindurch zu steuern und die Fähigkeit zu entwickeln, ihre Energien für den Fortschritt der Kultur einzusetzen. Und mit dem Vorteil der Zunahme menschlicher Ressourcen ist verbunden, dass eine wachsende Zahl von ihnen in der Lage ist, ihrem Glauben durch eine steigende Flut von Unternehmungen Ausdruck zu verleihen, die sich mit den Nöten der Menschheit in ihrem geistigen wie materiellen Ausmaß befassen. Ein solches Panorama breitet sich vor uns aus, wenn wir zu Ridvan innehalten, um den Fortschri
tt der weltweiten Bahá’í-Gemeinde zu betrachten.Bei mehreren Anlässen haben wir darauf hingewiesen, dass das Ziel der aufeinander folgenden weltweiten Pläne, die die Bahá’í-Welt zur Hundertjahrfeier des Gestaltenden Zeitalters des Glaubens im Jahr 2021 begleiten werden, durch deutliche Fortschritte im Einsatz und in der Entwicklung des einzelnen Gläubigen, der Institutionen und der Gemeinde errungen werden wird. Und nun, auf halbem Wege zu einem Vierteljahrhundert andauernden, konzentrierten Bemühens, treten die Beweise höheren Leistungsvermögens überall zutage. Von besonderer Bedeutung ist der zunehmende Einfluss der Dynamik, die aus der Wechselwirkung der drei am Plan Beteiligten erwächst. Immer klarer erkennen die Institutionen, von der nationalen bis zur örtlichen Ebene, wie sie Voraussetzungen schaffen können, die es immer mehr Gläubigen ermöglichen, ihrer geistigen Kraft im Verfolg eines gemeinsamen Zieles Ausdruck zu verleihen. Die Gemeinde dient zunehmend als gerade das Umfeld, in dem individuelles Bemühen und gemeinsames Handeln vermittels des Instituts einander ergänzen, um Fortschritte zu erzielen. Die Lebendigkeit, die sie erkennen lässt, und das gemeinsame Ziel, das ihre Bemühungen beseelt, ziehen Menschen jeglicher Herkunft in ihre wachsenden Rei-hen, die ungeduldig darauf warten, ihre Zeit und Kraft dem Wohlergehen der Menschheit zu widmen. Dass die Tore der Gemeinde für den Beitritt jeder empfänglichen Seele, die aus der Offenbarung Bahá’u’lláhs Beistand empfangen möchte, nun noch weiter offen stehen, ist sicher. Nichts bezeugt die eindrucksvolle Wechselwirkung der drei am Plan Beteiligten deutlicher als die dramatisch wachsende Geschwindigkeit beim Lehren, die im vergangenen Jahr zu beobachten war. Der Fortschritt, der unterdessen beim Prozess des Beitritts in Scharen erzielt wurde, war in der Tat bemerkenswert.
Im Umfeld dieser zunehmenden Wechselwirkungen wird die Initiative des Einzelnen immer fruchtbarer. In früheren Botschaften haben wir auf die Schwungkraft hingewiesen, die der Institutsprozess dem einzelnen Gläubigen verleiht, wenn er die Initiative ergreift. Auf allen Kontinenten studieren die Freunde die heiligen Schriften mit dem ausdrücklichen Ziel zu lernen, wie sich die Lehren auf das Wachstum des Glaubens anwenden lassen. Beachtlich viele Menschen übernehmen nun die Verantwortung für das geistige Leben ihrer Gemeinden; tatkräftig dienen sie auf eine Art und Weise, wie es einem gesunden Wachstumsmuster entspricht. Da sie auf dem Feld des Dienstes in der Sache Gottes ausharrten und eine demütige Haltung des Lernens beibehielten, haben sich ihr Mut und ihre Weisheit, ihr Eifer und Scharfblick, ihre Leidenschaft und Umsicht, ihre Entschlossenheit und ihr Gottvertrauen immer mehr gebündelt und einander verstärkt. In ihrer Darstellung der Botschaft Bahá’u’lláhs und der Erläuterung ihrer Wahrheiten haben sie sich die Worte Shoghi Effendis zu Herzen genommen, dass sie weder „zögern“ noch „zaudern“ dürfen, dass sie die Wahrheit, für die sie eintreten, weder „überbetonen“ noch „verkleinern“. Sie sind weder „fanatisch“ noch „übertrieben libeal“. Durch ihr beständiges Lehren steigerten sie ihre Fähigkeit, feststellen zu können, ob die Aufnahmebereitschaft ihrer Zuhörer von ihnen verlangt, „behutsam“ oder „kühn“ zu sein, „schnell zu handeln“ oder „abzuwarten“, eine „direkte“ oder „indirekte“ Methode anzuwenden.
Was wir immer wieder ermutigend finden, ist, wie diszipliniert diese
persönlichen Unternehmungen durchgeführt werden. Die Gemeinden verinnerlichen überall nach und nach die Lehren, die sie aus systematischen Ansätzen gezogen haben, und der von der derzeitigen Serie von Plänen gesteckte Rahmen gewährt den Bestrebungen der Freunde Folgerichtigkeit und Beweglichkeit. Dieser Rahmen schränkt die Freunde keineswegs ein, sondern ermöglicht ihnen, Gelegenheiten zu ergreifen, Beziehungen aufzubauen und eine Vision von systematischem Wachstum Wirklichkeit werden zu lassen. Kurz gesagt, dieser Rahmen gibt ihren vereinten Kräften eine feste Form.
Während wir Revue passieren lassen, was in der Welt erreicht wurde, sind unsere Herzen insbesondere voll Bewunderung für die Gläubigen in Iran, die sich unter schwierigsten Bedingungen mutig erhoben haben, ihrem Land zu dienen und die ihre ganze Kraft für dessen Wiederbelebung einsetzen, obwohl ihre Möglichkeiten begrenzt sind. Und trotz der Beschränkungen, die gegen die Gemeindeordnung des Glaubens verhängt sind, haben sie sich entschlossen, ihre Mitbürger auf persönlicher Ebene mit den Lehren Bahá’u’lláhs vertraut zu machen, indem sie offen Gespräche mit ihnen über Seine erlösende Botschaft führen. Seit sie damit begannen, fanden sie nicht nur die beispiellose Unterstützung vorurteilsfreier Seelen, sondern trafen auch auf eine Empfänglichkeit, die weit über alles hinausging, was sie für möglich gehalten hätten.
Jeder Anhänger Bahá’u’lláhs, der sich der in der heutigen Gesellschaft wirkenden Mächte der Integration und der Desintegration bewusst ist, erkennt den Zusammenhang zwischen der Zunahme der Empfänglichkeit für den Glauben überall auf der Erde und dem Versagen der Systeme der Welt. Dass diese Empfänglichkeit wachsen wird, wenn die Qualen der Menschheit sich verschlimmern, ist sicher. Machen wir uns nichts vor: Der Aufbau des Leistungsvermögens, der in Gang gesetzt wurde, um auf die wachsende Empfänglichkeit zu reagieren, steckt noch im Anfangsstadium. Das Ausmaß der Beanspruchung durch eine chaotische Welt wird dieses Leistungsvermögen in den kommenden Jahren bis an seine Grenzen herausfordern. Die Menschheit ist von den Mächten der Unterdrückung geschlagen – sei es aufgrund tiefer religiöser Vorurteile oder aufgrund eines auf die Spitze getriebenen zügellosen Materialismus. Die Bahá’í können die Ursachen dieser Heimsuchung erkennen. „Welche ,Trübsal‘ ist schMirzaicher als die“, fragt Bahá’u’lláh, „dass eine nach Wahrheit suchende, sich nach Gotterkenntnis sehnende Seele nicht weiß, wohin sie sich wenden und wo sie suchen soll?“ Es ist keine Zeit zu verlieren. Ständiger Fortschritt muss beim Einsatz und bei der Entwicklung der drei am Plan Beteiligten erreicht werden.
‘Abdu’l-Bahá hat „zwei Aufrufe“ zu „Erfolg und Wohlfahrt“ erschallen lassen, die von den „Höhen des Glücks für die Menschheit“ herab zu hören sind. Der eine ist der Ruf der „Zivilisation, des Fortschritts in der stofflichen Welt“. Er umfasst die „Gesetze“, die „Ordnungen“, „Künste und Wissenschaften“, durch die sich die Menschenwelt entwickelt. Der andere ist der „seelenbewegende Ruf Gottes“, von dem das ewige Glück der Menschheit abhängt. „Dieser zweite Ruf“, erläutert der Meister, „beruht auf den Lehren und Ermahnungen des Herrn und den Warnungen und selbstlosen Empfindungen aus dem Reich der Sittlichkeit, die wie ein helles Licht die Lampe menschlicher Wirklichkeiten zum Strahlen bringen. Seine durchdringende Kraft ist das Wort Gottes.“ Während Sie weiter in Ihren Clustern arbeiten, werden Sie mehr und mehr in das Leben der Sie umgebenden Gesellschaft hineingezogen und herausgefordert sein, den Prozess des systematischen Lernens, mit dem Sie befasst sind, auszuweiten, um menschliche Bestrebungen in zunehmender Bandbreite einzubeziehen. Bei den Ansätzen, die Sie verfolgen, den Methoden, die Sie anwenden, und den Mitteln, die Sie einsetzen, müssen Sie dasselbe Maß an innerem Zusammenhalt erreichen, welches das sich derzeit entwickelnde Wachstumsmuster auszeichnet.
Wachstum in Cluster um Cluster aufrecht zu erhalten, wird von den Eigenschaften abhängig sein, die Ihren Dienst für die Völker der Welt auszeichnen. So frei müssen Ihre Gedanken und Taten von jeder Spur von Vorurteilen sein – seien sie rassischer, religiöser, wirtschaftlicher, nationaler oder kultureller Art, seien es Stammes- oder Klassenvorurteile –, dass sogar ein Fremder in Ihnen liebe Freunde sieht. So hoch muss Ihr Richtmaß für Vortrefflichkeit sein und Ihr Leben so rein und keusch, dass der sittliche Einfluss, den Sie ausüben, das Bewusstsein weiter Kreise der Gesellschaft durchdringt. Nur wenn Sie aufrechtes Verhalten vorleben, zu dem die Schriften des Glaubens eine jede Seele auffordern, werden Sie in der Lage sein, die unzähligen Arten offener und verdeckter Verderbtheit, die sich in das Mark der Gesellschaft fressen, bekämpfen zu können. Erst wenn Sie Ehre und Adel in jedem Menschen wahrnehmen – und das unabhängig von Reichtum oder Armut –, werden Sie in der Lage sein, sich für die Sache der Gerechtigkeit einzusetzen. Und in dem Ausmaß, in dem die Verwaltungsabläufe Ihrer Institutionen von den Grundsätzen der Bahá’í-Beratung gelenkt werden, wird die Menschheit in großer Zahl in der Bahá’í-Gemeinde Zuflucht finden können.
Seien Sie, während Sie vorandrängen, zuversichtlich, dass die himmlischen Heerscharen ihre Streitkräfte aufstellen und bereitstehen, Ihnen zu Hilfe zu kommen. Unsere Gebete werden immer mit Ihnen sein.
Das Universale Haus der Gerechtigkeit