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Ridvan Botschaften : 1984-141BE
Das Universale Haus der Gerechtigkeit
Ridvan 1984 / 141BE
An die Bahá’í der Welt
Innig geliebte Freunde,

Das Heraustreten aus der Verborgenheit, das während der ersten fünf Jahre des Siebenjahresplanes so kennzeichnend für die Sache Gottes war, ist mit äußeren wie inneren Veränderungen einhergegangen, die sich auf die Bahá'í-Weltgemeinde auswirken. Nach außen hin gibt es Anzeichen, daß sich in der noch weitgehend uninformierten Öffentlichkeit ein immerhin freundliches Bild über die Sache herauskristallisiert; im Inneren erweist sich eine Zunahme an Reife und Vertrauen durch gestiegene administrative Fähigkeiten, durch den Wunsch, die Bahá'í-Gemeinden möchten für die Menschheit insgesamt Dienstleistungen erbringen, und durch ein tiefergehendes Verständnis der Bedeutung der göttlichen Botschaft für die Probleme der modernen Welt. Diese beiden Aspekte einer Wandlung müssen in Betracht gezogen werden, wenn wir jetzt in die dritte und letzte Phase des Siebenjahresplanes eintreten.

Das gerade auslaufende Jahr war überschattet durch die andauernde Verfolgung der Freunde im Iran. Sie wurden gezwungen, ihre Verwaltungsordnung aufzulösen, sie wurden gequält, enteignet, aus ihrer Arbeit entlassen, vertrieben, und ihren Kindern wurde die Ausbildung verweigert. Ungefähr 600 Männer, Frauen und Kinder befinden sich derzeit im Gefängnis, einigen ist jeder Kontakt mit ihren Freunden und Verwandten verboten, einige werden gefoltert, und alle werden unter Druck gesetzt, ihrem Glauben abzuschwören. Ihre heroische und beispielhafte Standhaftigkeit war die Hauptursache dafür, daß der Glaube aus dem Unbekanntsein herausgetreten ist, und ihre Herzen wurden getröstet, weil ihre Leiden nie dagewesene Fortschritte im Lehren bewirkt haben und die göttliche Botschaft einer Welt verkündet wird, die ihre heilende Kraft so dringend nötig hat. Dafür nehmen sie den letzten Dienst auf sich: das Märtyrertum. Unsere Verpflichtung liegt also kristallklar auf der Hand. Wir können sie jetzt nicht enttäuschen. Aufopferndes Handeln bei der Verbreitung und beim Vorantreiben der Sache Gottes muß jeder neuen Verfolgung, die bekannt wird, folgen. Dies sei unsere Botschaft der Liebe und der geistigen Verbundenheit an sie!

Im internationalen Bereich haben die geliebten Hände der Sache, für die unsere Liebe und unsere Bewunderung immer stärker zunehmen, auch weiterhin die Freunde aufgerichtet und ermutigt und die Einheit und das Vorandrängen der Armee des Lebens gefördert, wo immer es ihre Gesundheit erlaubte. Das von seinem Weltsitz aus arbeitende Internationale Lehrzentrum hat den Beraterämtern liebevolle und weise Führung gegeben. Sein Dienstbereich wurde durch die Übertragung neuer Verantwortlichkeiten und durch die Erhöhung der Anzahl seiner Berater-Mitglieder auf sieben enorm ausgedehnt. Die hingebungsvollen Dienste der Berater auf allen Kontinenten, die durch die Hilfsamtsmitglieder in hervorragender Weise unterstützt wurden, waren für die Förderung der geistigen Gesundheit und Reinheit der weltweiten Gemeinde von unendlichem Wert. Um dieses lebenswichtige Organ der Verwaltungsordnung weiter zu entwickeln, wurde der Beschluß gefaßt, für alle Hilfsamtsmitglieder eine Dienstzeit von fünf Jahren einzuführen, beginnend mit dem 26. November 1986. Die Arbeit der Internationalen Bahá'í-Gemeinde bei den Vereinten Nationen erbrachte die immer steigende Anerkennung unserer sozialen Standpunkte und Prinzipien, und in einigen Fällen, insbesondere in den Sitzungsperioden über die Menschenrechte, trat das Mitwirken der Bahá'í wiederum durch das Heldentum der persischen Freunde sehr eindrucksvoll zutage. Das Büro in Genf wurde verstärkt und zusätzlich Personal eingestellt, um die weiter zunehmenden Aktivitäten bewältigen zu können. Trotz gravierender Probleme ging der Bau der Häuser der Andacht in Indien und Samoa zufriedenstellend voran; das zuletzt genannte wird in der Zeit vom 30. August bis 3. September 1984 eingeweiht und für öffentliche Andachten eröffnet, wobei das Universale Haus der Gerechtigkeit durch die Hand der Sache Amatu'l-Bahá Ru.híyyih Khánum vertreten sein wird. Gleich nach der Internationalen Tagung zu Ridvan vergangenen Jahres wurden zwei neue Nationale Geistige Räte gebildet: in Santa Lucia und in Dominica. Zwei neue Rundfunksender werden in diesem Jahr ihre Eröffnungssendungen ausstrahlen: Radio Bahá'í in Caracollo, Bolivien und WLGI, der Bahá'í-Sender im Louis-Gregory-Institut in den Vereinigten Staaten. In elf Ländern, die alle in der Dritten Welt liegen und von denen neun Inselstaaten sind, ist der Bevölkerungsanteil der Bahá'í inzwischen auf 1% oder mehr gestiegen.

Während der letzten Monate der zweiten Phase des Siebenjahresplanes haben die Gläubigen und Institutionen in großzügiger Weise auf einen Appell reagiert, der die steigenden Bedürfnisse des Internationalen Fonds aufgezeigt hatte. Wir vertrauen darauf, daß ständige und regelmäßige Spenden während der letzten Phase des Siebenjahresplanes ermöglichen werden, die Ziele und Vorhaben vollständig zu erfüllen.

Das Erscheinen der Sache Gottes auf der Weltbühne wurde offenkundig durch eine Reihe öffentlicher Erklärungen, die uns charakterisierten als »vorbildliche Staatsbürger«, als »liebenswürdig«, »gesetzestreu«, »nicht schuldig an irgendwelchen politischen Unruhen oder Verbrechen« - alles vortrefflich, aber völlig unzureichend in bezug auf das wirkliche Wesen des Glaubens, seine Zielsetzungen und Vorhaben. Immerhin sind die Leute bereit, etwas über den Glauben zu erfahren, und diese Gelegenheit muß ergriffen werden. Mit ständig steigende Anstrengungen müssen die führenden Persönlichkeiten der Welt in allen Lebensbereichen mit dem wahren Wesen der Offenbarung Bahá'u'lláhs als einzige Hoffnung für die Befriedung und Vereinigung der Welt vertraut gemacht werden. Zu einem solchen Programm brauchen wir den unablässigen, tatkräftigen Einsatz in der Lehrarbeit, so daß wir als wachsende Gemeinde erkannt werden, ferner das generelle Einhalten der Bahá'í-Gesetze im persönlichen Leben aller Freunde, wodurch die ganze Fülle des Bahá'í-Lebens aufgezeigt wird und das Verlangen entsteht, selbst daran teilzuhaben. Wenn all dies zusammenwirkt, wird das Bild, das sich die Öffentlichkeit vom Glauben macht, langsam aber stetig dessen wahrem Wesen immer ähnlicher.

Der steigende Eifer in der Erkundung neuer Dimensionen sozialer und wirtschaftlicher Entwicklung in der gesamten Bahá'í-Welt ist für unsere Hoffnungen herzerwärmend und erhebend. Sorgfältig und mit Weisheit gelenkt, werden diese Energien in der Gemeinde ohne Zweifel in eine neue Epoche der Konsolidierung und des Wachstums münden, die ihrerseits weitere vielfache Beachtung auf sich ziehen wird, so daß beide Formen des Wandels in der Bahá'í-Weltgemeinde zusammenwirken und sich gegenseitig vorwärtstreiben werden.

Ein Hauptelement in der erforderlichen behutsamen und weisen Führung ist die siegreiche Erfüllung des Siebenjahresplanes, wobei der Entwicklung und Stärkung der örtlichen Räte große Beachtung zu schenken ist. Sie müssen unter erheblichen Anstrengungen dazu ermutigt werden, ihren wichtigsten Aufgaben wie regelmäßige Sitzungen, Abhalten der Neunzehntagefeste und Einhalten der Heiligen Tage, Organisieren von Kinderklassen, Ermutigen zum gemeinsamen Gebet in der Familie, Verpflichtung zu Ausbreitungslehrprojekten, Verwaltung des Bahá'í-Fonds und ständige Ermutigung und Führung ihrer Gemeinden bei allen Bahá'í-Aktivitäten nachzukommen. Die Gleichberechtigung von Mann und Frau ist heutzutage noch nicht allgemein verwirklicht. In den Gebieten, in denen traditionsbedingte Ungleichheit noch immer die Entwicklung hemmt, müssen wir die Führung übernehmen und dieses Bahá'í-Prinzip praktizieren. Bahá'í-Frauen und -Mädchen müssen ermutigt werden, an sozialen, geistigen und administrativen Aktivitäten ihrer Gemeinde teilzunehmen. Die Bahá'í-Jugend, die an der Spitze der Armee des Lebens so beispielhaft und ergeben ihren Dienst leistet, muß ermutigt werden, gerade während sie sich selbst auf künftiges Dienen vorbereitet, ihre eigenen Pläne für die Lehrarbeit unter ihren Altersgenossen auszuarbeiten und durchzuführen.

Jetzt, da wir in die zweijährige Schlußphase des Siebenjahresplanes eintreten, freuen wir uns über die Bildung von neun neuen Nationalen Geistigen Räten: drei in Afrika, drei in Amerika, zwei in Asien und einer in Europa, womit wir eine Gesamtzahl von 143 erreicht haben. Fünf weitere müssen bis Ridvan 1985 errichtet werden, und zwar Ciskei, Mali und Mosambik in Afrika sowie Cook-Inseln und West-Karolinen in Australasien. So wird der Plan mit mindestens 148 Nationalen Geistigen Räten seinen Abschluß finden. Dann müssen auch die bewilligten Pläne für die Vollendung des Bogens um die Monument-Gärten auf dem Berg Karmel vorliegen, die die Lage und Baupläne der übrigen drei auf diesem Bogen zu errichtenden Gebäude enthalten.

Ohne Zweifel wird der Fortschritt der Sache von jetzt an von einer immer intensiveren Beziehung zu den Organisationen, Aktivitäten, Institutionen und führenden Persönlichkeiten der Nicht-Bahá'í-Welt geprägt sein. Wir werden größeres Gewicht bei den Vereinten Nationen gewinnen, in Regierungsberatungen allmählich eine Rolle spielen, wir werden zur vertrauten Größe für die Medien, zum Gegenstand des Interesses für die Gelehrten werden und dabei unausweichlich den Neid erfolgloser Institutionen auf uns ziehen. Uns vorbereiten und antworten auf diese Situation müssen wir, indem wir uns ständig im Glauben vertiefen, unerschütterlich festhalten an seinen Prinzipien der Enthaltung von Parteipolitik und des Abbaus aller Vorurteile, und vor allem, indem wir zunehmend seine Grundwahrheiten und seine Bedeutung für die moderne Welt begreifen.

Dieser Ridvan-Botschaft ist ein Aufruf für 298 Pioniere beigefügt, die sich in 79 nationalen Gemeinden niederlassen sollen, außerdem eine gesonderte Botschaft an jede der bestehenden 143 nationalen Gemeinden. Diese Mitteilungen stellen das Ergebnis intensiven Studiums und konzentrierter Beratung des Universalen Hauses der Gerechtigkeit und des Internationalen Lehrzentrums dar, sie setzen die Ziele und bezeichnen die Objekte, die jede nationale Gemeinde erwerben soll, so daß an Ridvan 1986 dieser höchst bedeutsame Plan mit einem herrlichen Sieg abgeschlossen werden kann. Dieser Plan, der in eine Zeit beispielloser Verwirrung der Weltverhältnisse gefallen ist, wird für die Lebenskraft, den unaufhaltsamen Fortschritt und die sozial schöpferische Kraft der Sache Gottes zeugen, welche sich in scharfem Gegensatz von dem immer schnelleren Niedergang der Geschicke der Menschheit im allgemeinen abhebt.

Geliebte Freunde, die Segnungen und der Schutz, mit denen die Gesegnete Schönheit den noch kindlichen Organismus Seiner neuen Weltordnung in dieser stürmischen Periode des Übergangs und der Prüfungen pflegt und beschirmt, schenken reiche Zuversicht auf neue Siege, die auf jeden Fall kommen werden, wenn wir nur dem Pfade Seiner Führung folgen. Er belohnt unsere bescheidenen Anstrengungen mit Gnadengaben, die nicht nur der Sache Gottes den Fortschritt, sondern auch unseren Herzen Hoffnung und Glück bringen, so daß wir wirklich mit strahlendem und leuchtendem Antlitz unseren Nachbarn begegnen können, voll Vertrauen, daß durch unser jetziges Dienen jene selige Zukunft eintreten wird, die unsere Nachkommen erben werden in der Verherrlichung Bahá'u'lláhs, des Friedensfürsten, des Erlösers der Menschheit.

Das Universale Haus der Gerechtigkeit

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