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Shoghi Effendi : Verschwiegenheit
Verschwiegenheit

Ein so verdienstvoller Mann mit einer solchen Fülle von Erfolgen konnte in der Tat der

Aufmerksamkeit und der Wut eines hellwachen Feindes nicht entgehen. Bahá'u'lláh, von

Anfang an voll unbändiger Begeisterung für die Sache, der Er sich angelobt hatte, ohne jede

Furcht beim Eintreten für die Rechte der Unterdrückten, in voller Jugendfrische, unermeßlich

reich an Hilfsquellen, unvergleichlich redegewandt, begabt mit unerschöpflicher Energie und

durchdringender Urteilskraft, im Besitz von Reichtum und, wie es Seinem beneidenswert

hohen und vornehmen Stand gebührte, in vollem Maß Ansehen, Macht und Einfluß

genießend und doch allen Pomp, irdischen Lohn, Eitelkeiten und Besitz verachtend, eng

verbunden einerseits durch Seinen regelmäßigen Briefwechsel mit dem Stifter des Glaubens,

für den Er stritt, und andererseits zutiefst vertraut mit den Hoffnungen und Sorgen, den

Plänen und Taten seiner führenden Repräsentanten, offen voranschreitend, in der Stellung des

anerkannten Führers an der Spitze derjenigen Kräfte, die für die Emanzipation des Glaubens

kämpften, und sich zugleich mit vollendeter Diskretion absichtlich zurückhaltend, um

unangenehme oder gefährliche Situationen wirksamer beheben zu können, allezeit wachsam

und unermüdlich bereit in dem Bemühen, die Integrität des Glaubens zu hüten, seine

Probleme zu lösen, seine Sache zu vertreten, seine Anhänger anzufeuern und seine

Gegner abzuschmettern - trat Bahá'u'lláh schließlich zu einer für Sein Schicksal höchst

kritischen Stunde ins Zentrum der Bühne, die der Báb auf so bittere Weise verlassen hatte -

eine Bühne, auf der Er vierzig Jahre lang eine Rolle spielen sollte, wie sie in ihrer Majestät,

ihrem Ausdruck und ihrem Glanz von keinem der großen Stifter der historischen Religionen

der Welt erreicht wurde.
Shoghi Effendi in Gott geht vorrüber Kap. 5:11

Diese Anweisungen des geliebten Hüters treffen den Kern dessen, was die Mitglieder Ihres

Rates zu dieser Zeit noch stärker verinnerlichen müssen. Wir wiederholen die Ausdrücke

"tiefste Demut", "Aufgeschlossenheit", "Aufrichtigkeit", "Bescheidenheit", um sie zu

betonen; und wir unterstreichen die Offenheit, die in Aufrichtigkeit enthalten ist, weil die

Zusammenarbeit, die zwischen Ihrem Rat und den Freunden gepflegt werden muß,

entscheidend von dem Ausmaß abhängt, mit dem Sie - unter Einhaltung einer vernünftigen

Diskretion - die Gemeinde an Ihren Sorgen teilnehmen lassen. Die weitreichendste

Gelegenheit hierfür ist die jährliche Nationaltagung, wenn die Vertreter der ganzen Gemeinde

zusammenkommen, um mit Ihnen zu beraten. Es genügt nicht, wenn Sie den Abgeordneten

nur gute Nachrichten und ermutigende Statistiken mitteilen. Handeln Sie vielmehr nach dem

Rat von Shoghi Effendi:

"Jede Spur von Heimlichkeit, von übermäßiger Zurückhaltung und diktatorischer

Abgeschlossenheit aus ihrer Mitte verbannend, sollten die Ratsmitglieder strahlend und

großzügig vor den Augen der Abgeordneten, die sie gewählt haben, ihre Pläne, ihre

Hoffnungen und ihre Sorgen ausbreiten. Sie sollten die Abgeordneten mit den

Angelegenheiten, die im Laufe des Jahres behandelt werden müssen, vertraut machen, sollten

ruhig und gewissenhaft die Meinungen und Urteile der Abgeordneten prüfen und

abwägen."...
Werkzeuge für die Darbietung der Sache Gottes

"Laßt uns immer eingedenk sein, daß der Grundton der Sache Gottes nicht diktatorische

Gewalt, sondern demütige Gemeinschaft ist, nicht willkürliche Macht, sondern der Geist

freier und liebevoller Beratung. Nichts außer dem Geist eines wahren Bahá'í kann je hoffen,

die Prinzipien der Gnade und der Gerechtigkeit, der Freiheit und des Gehorsams, der

Heiligkeit persönlicher Rechte und der Selbsthingabe, der Wachsamkeit, Verschwiegenheit

und Vorsicht einerseits, und der Freundschaft, der Offenheit und des Mutes andererseits zu

versöhnen.

Botschaft vom 19. Mai 1994 An den Nationalen Geistigen Rat der Bahá'í der Vereinigten

Staaten von Amerika

»Die verschiedenen Örtlichen und nationalen Räte bilden heutzutage die Grundlage, auf

deren Stärke das Universale Haus (der Gerechtigkeit) in Zukunft fest begründet und

aufgebaut werden soll. Nicht ehe diese kraftvoll und harmonisch in Tätigkeit sind, kann die

Hoffnung auf Abschluß dieser Übergangszeit sich verwirklichen ... Haltet daran fest, daß der

Grundton in der Sache Gottes nicht diktatorische Gewalt, sondern bescheidene

Kameradschaft ist, nicht eigenwillige Macht, sondern der Geist freimütiger und liebevoller

Beratung. Nichts anderes als der Geist eines wahren Bahá'í kann hoffen, die Grundsätze von

Barmherzigkeit und Gerechtigkeit, von Freiheit und Unterwerfung, von der Heiligkeit des

Rechtes des einzelnen und von Selbstentsagung, von Wachsamkeit, Verschwiegenheit und

Klugheit einerseits und Kameradschaft, Aufrichtigkeit und Mut andererseits zu versöhnen

...«²
Esslemont Bahá’ú’lláh und das neue Zeitalter

Was nun die delikate und komplexe Frage anbetrifft, wie man die Anforderungen an

einen wahren Gläubigen festlegt, so kann ich in diesem Zusammenhang nicht stark genug

betonen, dass es dringend notwendig ist, äußerste Diskretion, Vorsicht und Takt anzuwenden,

wenn es darum geht, für uns selbst zu entscheiden, wer als wahrer Gläubiger angesehen

werden soll, oder nach außen bekanntzugeben, welche Überlegungen als Grundlage für eine

solche Entscheidung dienten. Ich erlaube mir nur ganz kurz und so angemessen, wie es die

gegenwärtigen Umstände erlauben, die hauptsächlichen Faktoren zu nennen, die in die

Überlegungen einbezogen werden müssen, ehe man entscheidet, ob jemand als wahrer

Gläubiger angesehen werden kann oder nicht. Volle Anerkennung der Stellung des Vorläu-

fers, des Stifter und des Wahren Beispiels der Bahá’í-Sache, wie von Abdu’l-Bahá in Seinem

Testament genannt; vorbehaltlose Anerkennung und Unterordnung unter alles, was von deren

Feder offenbart wurde; loyales und standhaftes Festhalten an jeder Bestimmung im

heiligen Willen unseres Geliebten; engen Anschluß an den Geist und die Form der heutigen

Bahá’í-Administration in der ganzen Welt – dies, stelle ich mir vor, sind die grundsätzlichen

und vorrangigen Überlegungen, die fair, diskret und sorgfältig sichergestellt werden müsse,

ehe eine so lebenswichtige Entscheidung getroffen wird. Jeder Versuch einer weiteren

Analyse und Klärung, wird, fürchte ich, uns nur in fruchtlose Diskussionen und sogar ernste

Kontroversen münden, die nicht nur unnötig sondern für die wahren Interessen einer

wachsenden Sache sogar schädlich sind. Ich würde daher all jene, die zu einer solchen

Entscheidung aufgerufen sind, ganz dringend bitten, dieses komplizierte und immer

wiederkehrende Problem im Geiste demütigen Gebetes und ernster Beratung anzugehen und

sich dessen zu enthalten, eine zu starre Trennungslienie zu ziehen, es sei denn in Fällen, wo

die Interessen der Sache es unbedingt erfordern. (Unüberprüfte Übersetzung, Bahá’í

Administration p. 90)

Shoghi Effendi in einem Brief vom 24. Oktober 1925 an den Nationalen Geistigen Rat

der Vereinigten Staaten und Kanada schrieb.

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