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1970 Zum Geben
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1974 Zum Wirklichen Leben
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1979 Beratung
1979 Örtliche Geistige Räte - Siebenjahresplan
1979 Über das Lehren
1982 Die Kraft göttlichen Beistands
1982 Geistiger Adel
1982 JUL Zusammenarbeit Nicht Bahai Organisatiionen
1983 Einheit der Familie
1983 Sept 01, Sechs Schritte zum Geistigen Wachstum
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1984 Liebe und Ehe
1985 Okt, Die Verheißung des Weltfriedens
1986 Frauen
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1987 Jan, Vertrauenswürdigkeit
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1989 Dokumente des Bundes
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1990 Bahai Ehen und ihr Schutz
1990 Dez, Bewahrung von Bahai-Ehen
1990 Die Bewahrung der Erde und ihrer Hilfsquellen
1991 Baha'u'llahs Mission
1991 Drogen und Suchtstoffe
1991 Patenschaftsfonds
1992 Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens
1993 Arbeitsweise von Gemeinden
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1995 Baha'i-Gelehrsamkeit
1997 Mai 30, Dezentralisierung
1998 Apr, Trainingsinstitute
2001 Huququllah das Recht Gottes neu
2001 Huququllah die kroenende Zier neu
2001 Institution Berater
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Baha'i-Gebete
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Der Gottesbund
Dokumente des Bundes
Huququ'llah - Das Recht Gottes
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Compilations : 1985 Okt, Die Verheißung des Weltfriedens
Oktober 1985
An die Völker der Welt!

Der Große Friede, auf den durch die Jahrhunderte Menschen guten Willens ihre Herzen gerichtet, den unzählige Generationen lang Seher und Dichter in ihren Visionen beschrieben und den die Heiligen Schriften der Menschheit von Zeitalter zu Zeitalter immer wieder verheißen haben, ist jetzt endlich in Reichweite der Nationen. Zum ersten Mal in der Geschichte ist jedermann imstande, in einer Gesamtschau den ganzen Planeten mit seiner Vielzahl verschiedener Völker zu überblicken. Weltfriede ist nicht nur möglich, sondern unausweichlich. Er ist die nächste Stufe in der Evolution dieses Planeten - mit den Worten eines großen Denkers: "die Planetisierung der Menschheit".

Ob der Friede erst nach unvorstellbaren Schrecken erreichbar ist, heraufbeschworen durch stures Beharren der Menschheit auf veralteten Verhaltensmustern, oder ob er heute durch einen konsultativen Willensakt herbeigeführt wird, das ist die Wahl, vor die alle Erdenbewohner gestellt sind. Zu diesem kritischen Zeitpunkt, da die hartnäckigen Probleme der Völker zur gemeinsamen Sorge aller werden, wäre das Versäumnis, der Flut von Konflikt und Unordnung zu wehren, gewissenlos und unverantwortlich.

Zu den günstigen Zeichen gehören die mit ständig wachsender Kraft auf eine Weltordnung hin unternommenen Schritte: zuerst, zu Beginn des Jahrhunderts, die Schaffung des Völkerbundes, gefolgt von der breiter angelegten Organisation der Vereinten Nationen; die seit dem Zweiten Weltkrieg von der Mehrzahl aller Völker der Erde erlangte Unabhängigkeit, die anzeigt, dass der Prozess der Bildung von Nationalstaaten abgeschlossen ist; die Einbeziehung dieser jungen Staaten mit den älteren in Angelegenheiten von gemeinsamem Interesse; in der Folge die stark ansteigende Zusammenarbeit zwischen bislang isolierten, zerstrittenen Völkern und Gruppen bei internationalen Unternehmen auf den Gebieten von Wissenschaft, Bildung, Recht, Wirtschaft und Kultur; die Gründung einer beispiellosen Zahl internationaler humanitärer Organisationen während der letzten Jahrzehnte; die Ausbreitung von Frauen- und Jugendbewegungen, welche die Abschaffung des Krieges fordern; und schließlich ein spontanes, immer mehr sich ausdehnendes Netzwerk einfacher Menschen, die durch persönliche Kommunikation Verständigung suchen.

Die wissenschaftlich-technischen Fortschritte unseres ungewöhnlich gesegneten Jahrhunderts deuten auf einen gewaltigen Vorstoß in der gesellschaftlichen Entwicklung des Planeten und zeigen die Mittel auf, mit denen die praktischen Probleme der Menschheit gelöst werden können. Sie bieten in der Tat das Werkzeug zur Ordnung des vielschichtigen Lebens einer vereinten Welt. Doch es bestehen noch Barrieren. Zweifel, Mißverständnisse, Vorurteile, Argwohn und engstirniger Eigennutz blockieren die Beziehungen der Staaten und Völker zueinander.

Aus tiefempfundener geistiger und moralischer Verantwortung sehen wir uns zu dieser günstigen Stunde veranlasst, Ihre Aufmerksamkeit auf die umfassenden Einsichten zu lenken, die Bahá'u'lláh, der Stifter der Bahá'í-Religion, deren Treuhänder wir sind, erstmals vor über einem Jahrhundert den Herrschern der Menschheit übermittelt hat.

"Die Winde der Verzweiflung", schrieb Bahá'u'lláh, "wehen aus jeder Richtung, und der Hader, der das Menschengeschlecht spaltet und peinigt, nimmt täglich zu. Die Zeichen drohender Erschütterungen und des Chaos sind heute deutlich zu sehen, zumal die bestehende Ordnung erbärmlich mangelhaft erscheint." Die gemeinsame Erfahrung der Menschheit hat dieses prophetische Urteil gründlich bestätigt. Mängel in der bestehenden Ordnung zeigen sich deutlich im Unvermögen der als Vereinte Nationen organisierten souveränen Staaten, das Schreckgespenst des Krieges, den drohenden Zusammenbruch der internationalen Wirtschaftsordnung, die Ausbreitung von Anarchie und Terrorismus sowie das unermessliche Leid zu bannen, das diese und andere Heimsuchungen Abermillionen Menschen zufügen. Aggression und Konflikt sind tatsächlich in solchem Ausmaß zu Kennzeichen unserer gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und religiösen Systeme geworden, dass viele der Ansicht verfielen, derartiges Verhalten sei ein Wesensmerkmal des Menschen und deshalb unausrottbar.

Mit der Verfestigung dieser Ansicht ergab sich ein lähmender Widerspruch: Einerseits verkünden Menschen aller Völker nicht nur ihre Bereitschaft, sondern ihre Sehnsucht nach Frieden und Eintracht, nach einem Ende der quälenden Furcht, die ihr tägliches Leben peinigt. Andererseits findet die These unkritische Zustimmung, der Mensch sei unverbesserlich selbstsüchtig, aggressiv und deshalb unfähig, eine Gesellschaftsordnung zu errichten, die zugleich fortschrittlich und friedlich, dynamisch und harmonisch ist, eine Ordnung, die der individuellen Kreativität und Initiative freien Lauf lässt, aber auf Zusammenarbeit und Gegenseitigkeit beruht.

Da die Notwendigkeit des Friedens immer dringender wird, verlangt dieser seiner Verwirklichung im Wege stehende, grundlegende Widerspruch eine Überprüfung der Prämissen, auf denen nach allgemeiner Ansicht das historische Dilemma der Menschheit beruht. Bei sachlicher Prüfung erweist es sich, dass jene Haltung keineswegs des Menschen wahres Wesen ausdrückt, sondern ein Zerrbild des menschlichen Geistes darstellt. Hiervon überzeugt, werden alle Menschen in der Lage sein, konstruktive gesellschaftliche Kräfte in Bewegung zu setzen, stehen diese doch im Einklang mit der menschlichen Natur und fördern Eintracht und Zusammenarbeit statt Krieg und Konflikt.

Einen solchen Kurs einschlagen, heißt nicht, die Vergangenheit der Menschheit leugnen, sondern sie verstehen. Die Bahá'í-Religion betrachtet die gegenwärtige Verwirrung in der Welt und den verhängnisvollen Zustand der menschlichen Belange als natürliche Phase in einem unaufhaltsamen organischen Prozess, hin zur Einigung der Menschheit in einer einzigen Gesellschaftsordnung, deren Grenzen die des Planeten sind. Wie der Mensch als Einzelwesen, hat die Menschheit als Gattung die Entwicklungsstufen des Säuglings und des Kindes durchlaufen, ist nun auf dem Höhepunkt ihrer ungestümen Jugend und nähert sich ihrer lang erwarteten Mündigkeit.

Das offene Eingeständnis, dass Vorurteil, Krieg und Ausbeutung Zeichen der Unreife in einem langen historischen Prozess waren, und dass die Menschheit gegenwärtig den unvermeidlichen Sturm und Drang ihrer kollektiven Reifung erlebt, ist kein Grund zur Verzweiflung, sondern eine Voraussetzung für das gewaltige Unternehmen, eine friedliche Welt zu bauen. Dass dieses Unternehmen möglich ist, dass die erforderlichen konstruktiven Kräfte wirklich vorhanden sind, dass vereinende Gesellschaftsstrukturen errichtet werden können, ist die Aussage, um deren Prüfung wir Sie eindringlich bitten.

Welches Leid und welchen Aufruhr die nächsten Jahre bringen, wie dunkel die bevorstehenden Ereignisse auch sein mögen, die Bahá'í-Gemeinde glaubt, dass die Menschheit sich dieser höchsten Prüfung mit Zuversicht auf das Endergebnis stellen kann. Statt das Ende der Zivilisation zu signalisieren, werden die Umwälzungen, denen die Menschheit immer schneller zutreibt, vielmehr dazu dienen, "die Möglichkeiten, die der Stufe des Menschen innewohnen", freizulegen und "das volle Maß seiner Bestimmung auf Erden, den angeborenen Vorzug seiner Wirklichkeit" zu offenbaren.

I.

Die Gaben, die den Menschen von allen anderen Lebensformen unterscheiden, lassen sich im Begriff des menschlichen Geistes zusammenfassen; der Verstand ist seine wesentliche Eigenschaft. Diese Gaben haben es der Menschheit ermöglicht, Kultur zu schaffen und materiell zu gedeihen. Aber solche Errungenschaften allein haben den menschlichen Geist niemals befriedigt, ist er doch von seiner geheimnisvollen Natur her auf Transzendenz gerichtet, nach einem unsichtbaren Reich ausgreifend, nach der letzten Wahrheit, dem unerkennbaren Wesen allen Wesens, Gott genannt. Die der Menschheit durch eine Aufeinanderfolge geistiger Leuchten gebrachten Religionen bildeten die Hauptverbindung zwischen der Menschheit und jener letzten Wirklichkeit. Sie haben die Fähigkeit der Menschheit, geistigen Erfolg wie auch gesellschaftlichen Fortschritt zu erzielen, geweckt und verfeinert.

Kein ernst zu nehmender Versuch zur Regelung menschlicher Belange, zur Schaffung des Weltfriedens, kann die Religion außer acht lassen. Des Menschen Erkenntnis und Ausübung der Religion bilden größtenteils den Stoff der Geschichte. Ein bedeutender Historiker hat die Religion als eine "Fähigkeit der menschlichen Natur" beschrieben. Dass die Perversion dieser Fähigkeit beträchtlich zu der Verwirrung in der Gesellschaft und den Konflikten in und zwischen den Menschen beigetragen hat, kann kaum geleugnet werden. Aber ein objektiver Betrachter kann auch den entscheidenden Einfluss der Religion auf die lebendigen Ausdrucksformen der Kultur nicht unberücksichtigt lassen. Zudem hat ihr unmittelbarer Einfluss auf Recht und Sitte immer wieder ihre Unentbehrlichkeit für die gesellschaftliche Ordnung erwiesen.

Über die Religion als gesellschaftsbildende Kraft sagt Bahá'u'lláh: "Religion ist das wichtigste Mittel zur Begründung von Ordnung in der Welt und zur Befriedung aller, die darin wohnen." In Bezug auf den Niedergang, die Entartung der Religion schrieb er: "Würde die Lampe der Religion verdunkelt, so wären Chaos und Verwirrung die Folge, und die Lichter der Redlichkeit und Gerechtigkeit, der Ruhe und des Friedens würden nicht länger scheinen." In einer Aufzählung solcher Konsequenzen weisen die Bahá'í-Schriften darauf hin, dass "die Verderbnis der menschlichen Natur, die Erniedrigung des menschlichen Verhaltens, die Entartung und Auflösung menschlicher Institutionen sich unter solchen Umständen in ihren schlimmsten und abstoßendsten Bildern offenbaren. Der menschliche Charakter wird entwürdigt, jedes Vertrauen wird erschüttert, die Nervenstränge der Disziplin und Ordnung erschlaffen, die Stimme des menschlichen Gewissens wird zum Schweigen gebracht, der Sinn für Scham und Anstand wird verdunkelt, die Vorstellungen von Pflicht, Zusammenhalt, Gegenseitigkeit und Treue werden verdreht, selbst das Empfinden für Friedfertigkeit, Freude und Hoffnung wird nach und nach ausgelöscht."

Wenn darum die Menschheit ein Stadium lähmenden Konflikts erreicht hat, muss sie die Quelle für die Uneinigkeit und die Verwirrung, die im Namen der Religion verursacht wurde, bei sich selbst suchen, bei ihrer eigenen Gleichgültigkeit, bei den Sirenenstimmen, denen sie lauschte. Wer blind und selbstsüchtig an der eigenen Orthodoxie festhält, wer seinen Anhängern falsche, widersprüchliche Auslegungen der Worte der Propheten Gottes auferlegt, trägt schwere Verantwortung für diese Verwirrung - eine Verwirrung durch die künstlichen Schranken zwischen Glauben und Vernunft, Wissenschaft und Religion; denn prüft man unvoreingenommen die tatsächlichen Worte der großen Religionsstifter und das gesellschaftliche Umfeld, in dem diese ihre Mission zu erfüllen hatten, so findet man nichts, was den Streit und die Vorurteile, welche die Religionsgemeinschaften der Menschheit und damit alle Belange der Menschen zerrütten, begründen könnte.

Die Lehre, dass wir andere so behandeln sollen, wie wir selbst behandelt werden wollen, eine in allen großen Religionen auf mannigfache Weise wiederholte Ethik, verleiht dieser Beobachtung in zweierlei Hinsicht Nachdruck: Sie fasst die ethische Grundhaltung zusammen, den friedenswirkenden Aspekt, der sich durch diese Religionen hindurchzieht, ungeachtet des Ortes und der Zeit ihrer Entstehung; sie kennzeichnet außerdem den Aspekt der Einheit als wesenhafte Eigenschaft der Religion, eine Eigenschaft, welche die Menschheit in ihrem zusammenhanglosen Geschichtsbild zu würdigen versäumt hat.

Hätte die Menschheit die Erzieher ihrer kollektiven Kindheit in ihrem wahren Wesen gesehen, nämlich als die Triebkraft im Gesamtprozess ihrer Kultivierung, dann hätte sie ohne Zweifel unermesslich größeren Nutzen aus der kumulativen Wirkung ihrer aufeinander folgenden Missionen gezogen. Leider hat die Menschheit dies versäumt.

Das Wiederaufleben fanatischer religiöser Leidenschaft in vielen Ländern kann nur als Todeszucken betrachtet werden. Allein die damit verbundenen Ausbrüche von Gewalt und Zerstörung zeugen von deren geistigem Bankrott. Tatsächlich ist eines der seltsamsten, betrüblichsten Merkmale des gegenwärtigen Ausbruchs von religiösem Fanatismus das Ausmaß, in welchem er jedes Mal nicht nur die geistigen Werte untergräbt, welche die Einheit der Menschheit fördern, sondern auch die einzigartigen moralischen Siege derjenigen Religion, der zu dienen er vorgibt.

Welch vitale Kraft die Religion in der Geschichte der Menschheit auch war, wie dramatisch das gegenwärtige Wiederaufleben des militanten religiösen Fanatismus auch sein mag, Religion und religiöse Institutionen werden seit vielen Jahrzehnten von immer weiteren Kreisen der Bevölkerung als irrelevant für die wesentlichen Fragen der modernen Welt angesehen. Statt dessen geben sich die Menschen entweder dem hedonistischen Ziel materieller Befriedigung hin oder folgen von Menschen geschaffenen Ideologien, welche die Gesellschaft von den offensichtlichen Übeln, unter denen sie stöhnt, befreien sollen. Anstatt die Einheit der Menschheit als Grundkonzept zu erfassen und die Eintracht unter den Völkern zu mehren, neigen leider allzu viele dieser Ideologien dazu, den Staat zu vergöttern, die übrige Menschheit jeweils einer Nation, Rasse oder Klasse unterzuordnen, Diskussion und Gedankenaustausch zu unterdrücken oder Millionen Hungernder gleichgültig

Marktmechanismen preiszugeben, die die wirtschaftliche Misere des größeren Teils der Menschheit ganz offensichtlich verschlimmern, während sie kleinen Teilen der Bevölkerung ein Leben in einem von unseren Vorfahren kaum erträumten Überfluss ermöglichen.

Wie erschütternd ist doch der Leistungsnachweis der von den Weltklugen unseres Zeitalters geschaffenen Ersatzreligionen! In der gründlichen Desillusionierung ganzer Bevölkerungen, die zum Kult an ihren Altären unterwiesen waren, lässt sich das unwiderrufliche Werturteil der Geschichte über sie ablesen. Nach Jahrzehnten einer immer schrankenloseren Machtausübung derer, die ihren gesellschaftlichen Aufstieg diesen Doktrinen verdanken, sind deren Früchte die sozialen und wirtschaftlichen Leiden, mit denen in den letzten Jahren des 20. Jahrhunderts alle Regionen unserer Welt geschlagen sind. Die Wurzel all dieser äußerlichen Bedrängnisse ist der geistige Schaden aus der Apathie, die in allen Staaten die Masse der Bevölkerung ergriffen hat, das Erlöschen der Hoffnung in den Herzen beraubter, angsterfüllter Millionen.

Die Zeit ist gekommen, dass die Dogmenprediger des Materialismus - im Osten wie im Westen, im Kapitalismus wie im Sozialismus - Rechenschaft ablegen müssen über die moralische Führung, die auszuüben sie sich anmaßen. Wo ist die von diesen Ideologien verheißene "neue Welt"? Wo ist der internationale Friede, für dessen Ideale sie ihre Ergebenheit bekunden? Wo sind die durch die Verherrlichung dieser Rasse, jener Nation oder einer bestimmten Klasse erzielten Durchbrüche in neue Bereiche der Kulturleistung? Warum versinkt in unserer Welt der Großteil der Völker immer tiefer in Hunger und Elend, wenn den heutigen Sachwaltern der Gesellschaft Reichtum in einem Maße zur Verfügung steht, von dem die Pharaonen, die Caesaren oder selbst die imperialistischen Mächte des 19. Jahrhunderts nicht hätten träumen können?

Ganz besonders in der Glorifizierung des Trachtens nach materiellen Dingen, zugleich Ursprung und gemeinsames Merkmal aller dieser Ideologien, finden sich die Wurzeln der falschen These, der Mensch sei unverbesserlich selbstsüchtig und aggressiv. Hier muss man ansetzen, um einer für unsere Nachkommen tauglichen neuen Welt den Boden zu bereiten.

Die Erfahrung, dass die Ideale des Materialismus die Bedürfnisse der Menschheit nicht zu befriedigen vermochten, fordert das ehrliche Eingeständnis, dass eine neue Anstrengung unternommen werden muss, Lösungen für die Probleme des Überlebens auf diesem Planeten zu finden. Die sich in der Gesellschaft ausbreitenden unerträglichen Verhältnisse zeugen von allgemeinem Versagen, ein Umstand, der die Gräben auf jeder Seite eher vertieft als überbrückt. Offensichtlich ist ein gemeinsames Bemühen um Heilung dringend erforderlich. Es ist vor allem eine Sache der Einstellung. Wird die Menschheit in ihrem Eigensinn verharren, sich weiterhin an verbrauchte Konzepte und untaugliche Prämissen klammern? Oder werden ihre Führer, ungeachtet ihrer Ideologie, vortreten und entschlossenen Willens miteinander in gemeinsamer Suche nach sachdienlichen Lösungen beraten?

Wem die Zukunft des Menschengeschlechts am Herzen liegt, der sollte über diesen Rat gründlich nachdenken: "Wenn lang gehegte Ideale, wenn altehrwürdige Institutionen, wenn gesellschaftliche Postulate und religiöse Glaubensbekenntnisse das Wohl der Gesamtheit aller Menschen nicht mehr fördern, wenn sie den Bedürfnissen einer sich ständig entwickelnden Menschheit nicht länger gerecht werden, dann fegt sie hinweg und verbannt sie in die Rumpelkammer überholter, vergessener Doktrinen! Warum sollten sie in einer Welt, die dem unabänderlichen Gesetz des Wandels und des Verfalls unterliegt, von der Entartung verschont bleiben, die alle menschlichen Einrichtungen zwangsläufig ereilt? Rechtsnormen, politische und wirtschaftliche Theorien sind nur dazu da, die Interessen der Menschheit als Ganzes zu schützen; nicht aber ist die Menschheit dazu da, für die unversehrte Aufrechterhaltung eines bestimmten Gesetzes oder Lehrsatzes gekreuzigt zu werden."

II.

Die Abschaffung der Atomwaffen, das Verbot der Verwendung von Giftgas oder die Ächtung der bakteriellen Kriegsführung werden die eigentlichen Kriegsursachen nicht beseitigen. Wie wichtig solche praktischen Maßnahmen als Elemente des Friedensprozesses offensichtlich auch sind, sie sind zu oberflächlich, um einen dauerhaften Einfluss auszuüben. Die Völker sind erfinderisch genug, um noch ganz andere Formen der Kriegsführung zu ersinnen und in ihrem endlosen Streben nach Vormacht und Herrschaft Nahrungsmittel, Rohstoffe, Finanzen, industrielle Macht, Ideologie und Terrorismus als Instrumente zu ihrer gegenseitigen Vernichtung einzusetzen. Auch lässt sich die gegenwärtige völlige Zerrüttung in den Angelegenheiten der Menschheit nicht durch die Beilegung bestimmter Konflikte oder Meinungsverschiedenheiten zwischen einzelnen Staaten kurieren. Ein wirklich allumfassender Rahmen muss akzeptiert werden.

Den Staatslenkern mangelt es gewiss nicht an der Erkenntnis, dass es sich hier um eine Angelegenheit von weltweiter Bedeutung handelt, was angesichts der sich häufenden Probleme, denen sie sich täglich gegenübersehen, keines weiteren Beweises bedarf. Auch gibt es in zunehmendem Maße Studien und Lösungsvorschläge von interessierten, aufgeklärten Gruppen wie auch von Organen der Vereinten Nationen, so dass niemand über die dringenden Erfordernisse in Unkenntnis sein kann. Es besteht jedoch eine Willenslähmung, und gerade diese bedarf sorgfältiger Untersuchungen und entschlossener Behandlung. Wie festgestellt, hat diese Lähmung ihren Grund in der tief verwurzelten Überzeugung von der unausrottbaren Streitsucht des Menschen; diese Überzeugung macht abgeneigt, die Möglichkeit, nationales Eigeninteresse den Erfordernissen einer Weltordnung unterzuordnen, auch nur in Erwägung zu ziehen, geschweige denn, sich den weitreichenden Implikationen einer vereinten Weltautorität mutig zu stellen. Die Willenslähmung läßt sich auch zurückführen auf die Unfähigkeit größtenteils unwissender, unterdrückter Massen, ihre Sehnsucht nach einer neuen Ordnung, in der sie mit der ganzen Menschheit in Frieden, Eintracht und Wohlstand leben können, deutlich zum Ausdruck zu bringen.

Die zaghaften Schritte auf eine Weltordnung hin - vor allem seit dem Zweiten Weltkrieg - setzen hoffnungsvolle Zeichen. Die steigende Tendenz einzelner Staatengruppen, ihren Beziehungen feste Formen zu geben, was ihnen dann die Zusammenarbeit in Angelegenheiten von gemeinsamem Interesse ermöglicht, deutet darauf hin, dass schließlich alle Nationen diese Lähmung überwinden können. Der Verband Südostasiatischer Staaten, die Karibische Gemeinschaft und ihr Gemeinsamer Markt, der Zentralamerikanische Gemeinsame Markt, der Rat für Gegenseitige Wirtschaftshilfe, die Europäischen Gemeinschaften, die Arabische Liga, die Organisation für Afrikanische Einheit, die Organisation der Amerikanischen Staaten, das Südpazifische Forum - alle durch solche Organisationen erbrachten vereinten Bemühungen bereiten den Weg zur Weltordnung.

Die wachsende Aufmerksamkeit für gewisse grundlegende Probleme des Planeten ist ein weiteres hoffnungsvolles Zeichen. Trotz der offensichtlichen Unzulänglichkeit der Vereinten Nationen geben die über vierzig durch diese Organisation verabschiedeten Erklärungen und Abkommen, selbst wo Regierungen in ihrem Engagement nicht sehr enthusiastisch waren, einfachen Menschen das Gefühl eines neuen Aufschwungs. Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte, das Abkommen zur Verhinderung und Bestrafung von Völkermord und ähnliche Maßnahmen zur Beseitigung aller durch Rasse, Geschlecht oder Religion begründeten Formen von Diskriminierung, die Wahrung der Rechte des Kindes, der allgemeine Schutz vor Folter, die Ausrottung von Hunger und Unterernährung, der Einsatz des wissenschaftlich-technischen Fortschritts im Interesse des Friedens und zum Nutzen der Menschheit - alle derartigen Maßnahmen bringen, wenn sie mutig unterstützt und ausgedehnt werden, den Tag näher, da das Schreckgespenst des Krieges seine beherrschende Kraft in den internationalen Beziehungen verloren haben wird. Es erübrigt sich, die Bedeutung der durch diese Erklärungen und Abkommen behandelten Themen zu betonen. Indes verdienen einige dieser Themen wegen ihrer unmittelbaren Wichtigkeit für die Errichtung des Weltfriedens eine zusätzliche Erläuterung.

Der Rassismus ist eines der verhängnisvollsten, hartnäckigsten Übel, ein Haupthindernis für den Frieden. Wo er herrscht, wird die Menschenwürde zu schändlich verletzt, als dass er unter irgendeinem Vorwand gebilligt wer

den könnte. Der Rassismus hemmt die Entfaltung der unbegrenzten Möglichkeiten seiner Opfer, korrumpiert die Täter und vereitelt den menschlichen Fortschritt. Die Einheit der Menschheit, vollzogen durch geeignete rechtliche Maßnahmen, muss allgemein gültig anerkannt werden, wenn dieses Problem überwunden werden soll.

Der krasse Unterschied zwischen arm und reich, eine Quelle heftigsten Leides, hält die Welt in einem Zustand der Instabilität am Rande des Krieges. Nur wenige Gesellschaften haben diese Situation erfolgreich gemeistert. Die Lösung erfordert die kombinierte Anwendung geistiger, moralischer und praktischer Mittel. Das Problem muss in neuem Licht betrachtet werden; es bedarf der Beratung durch Experten aus einem breiten Spektrum von Fachbereichen, frei von wirtschaftlicher und ideologischer Polemik, unter Einbezug der von den dringend zu fällenden Entscheidungen direkt Betroffenen. Es handelt sich nicht nur um die notwendige Beseitigung der Extreme von Reichtum und Armut; diese Frage steht vielmehr in untrennbarem Zusammenhang mit jenen geistigen Wahrheiten, deren Verständnis eine neue, aufs Ganze bezogene Haltung hervorbringen kann. Eine solche Haltung zu fördern, ist in sich schon ein wesentlicher Teil der Lösung.

Ein ungezügelter Nationalismus - im Unterschied zu einem gesunden, legitimen Patriotismus - muss einer umfassenderen Loyalität Platz machen: der Liebe zur Menschheit als Ganzem. Bahá'u'lláhs Erklärung lautet: "Die Erde ist nur ein Land, und alle Menschen sind seine Bürger." Der Gedanke der Weltbürgerschaft ist das unmittelbare Ergebnis davon, dass die Welt durch den wissenschaftlichen Fortschritt und die unbestreitbare wechselseitige Abhängigkeit der Staaten auf eine einzige Nachbarschaft geschrumpft ist. Die Liebe zu allen Völkern der Welt schließt die Liebe zum eigenen Land nicht aus. In der Weltgesellschaft wird der Nutzen eines Teils am besten dadurch gewahrt, dass der Nutzen des Ganzen gefördert wird. Die heutigen internationalen Aktivitäten auf verschiedenen Gebieten, welche die gegenseitige Zuneigung und den Sinn für Solidarität unter den Völkern pflegen, müssen erheblich verstärkt werden.

Religiöser Streit war im Laufe der Geschichte der Grund für unzählige Konflikte und Kriege, ein Pesthauch für den Fortschritt; er wird den Menschen immer mehr zuwider, ob sie einer Religion angehören oder nicht. Die Anhänger aller Religionen müssen bereit sein, sich den Grundfragen zu stellen, die dieser Streit aufgeworfen hat, und zu klaren Antworten zu gelangen. Wie lassen sich die Meinungsverschiedenheiten zwischen ihnen in Theorie und Praxis beilegen? Die religiösen Führer der Menschheit sind herausgefordert, mit Herzen voll Mitgefühl und Sehnsucht nach Wahrheit über das Elend der Menschheit nachzudenken und sich zu fragen, ob sie nicht in Demut vor ihrem allmächtigen Schöpfer ihre theologischen Differenzen im großmütigen Geist gegenseitiger Nachsicht, der ihnen die Zusammenarbeit für Verständigung und Frieden zwischen den Menschen ermöglicht, hintanstellen können.

Die Emanzipation der Frau, die volle Gleichberechtigung der Geschlechter, ist eine der wichtigsten, wenngleich kaum anerkannten, Voraussetzungen des Friedens. Die Verweigerung der Gleichberechtigung bedeutet ein Unrecht gegenüber der Hälfte der Weltbevölkerung und leistet bei den Männern Vorschub für schädliche Einstellungen und Gewohnheiten, die aus der Familie an den Arbeitsplatz, ins politische Leben und letztlich in die internationalen Beziehungen hineingetragen werden. Es gibt keine moralischen, praktischen oder biologischen Gründe, die eine solche Verweigerung rechtfertigten. Erst wenn die Frau in allen Bereichen menschlichen Strebens zu voller Partnerschaft willkommen geheißen wird, entsteht das moralisch- psychologische Klima, in dem sich der internationale Frieden entwickeln kann.

Die universale Erziehung, die bereits eine Armee engagierter Mitarbeiter aus allen Religionen und Nationen für sich gewonnen hat, verdient nachdrückliche Unterstützung durch die Regierungen der Welt. Unwissenheit ist unbestreitbar der Hauptgrund für den Abstieg und Untergang der Völker und für das Fortbestehen von Vorurteilen. Kein Staat kann Erfolg haben, wenn nicht allen seinen Bürgern Bildung vermittelt wird. Der Mangel an Mitteln beschneidet die Fähigkeit vieler Staaten, dieser Notwendigkeit zu entsprechen, und zwingt sie, Prioritäten zu setzen. Die zuständigen Entscheidungsgremien täten gut daran, der Bildung von Frauen und Mädchen höchste Priorität einzuräumen, denn durch gebildete Mütter kann der Nutzen des Wissens am wirksamsten und schnellsten die Gesellschaft durchdringen. Im Einklang mit den Erfordernissen der Zeit sollte in Betracht gezogen werden, den Gedanken der Weltbürgerschaft jedem Kind als Teil seiner Grundausbildung zu vermitteln.

Ein grundlegender Kommunikationsmangel zwischen den Völkern schwächt empfindlich die Bemühungen um den Weltfrieden. Die Annahme einer internationalen Hilfssprache würde zur Lösung dieses Problems einen großen Beitrag leisten und erfordert dringlichste Beachtung.

Zwei Kernpunkte sollten bei allen diesen Problemkreisen betont werden. Zum einen ist die Abschaffung des Krieges nicht einfach eine Sache der Unterzeichnung von Verträgen und Protokollen. Es ist vielmehr eine vielschichtige Aufgabe, die auf neuer Ebene den Einsatz erfordert, Probleme zu lösen, die üblicherweise nicht mit dem Streben nach Frieden in Verbindung gebracht werden. Die Vorstellung kollektiver Sicherheit bleibt eine Chimäre, wenn sie allein auf politischen Abmachungen beruht. Zum anderen besteht die Herausforderung bei der Behandlung der Friedensfrage hauptsächlich darin, dass die Zusammenhänge vom reinen Pragmatismus auf die Ebene der Prinzipien gehoben werden; denn der Frieden erwächst dem Wesen nach aus einem inneren Zustand, getragen von einer geistigen oder ethischen Einstellung, und es geht vor allem darum, diese Einstellung wachzurufen, damit sich die Möglichkeit zu dauerhaften Lösungen findet.

Es gibt geistige Prinzipien - oder, wie manche sie nennen, menschliche Werte -, mit denen sich für jedes gesellschaftliche Problem Lösungen finden lassen. Jede Gruppe mit guten Absichten kann sich im allgemeinen praktische Lösungen für ihre Probleme ausdenken, aber gute Absichten und praktisches Können allein reichen normalerweise nicht aus. Geistige Prinzipien haben den wesentlichen Vorzug, dass sie nicht nur eine Sichtweise eröffnen, die mit dem Wesen des Menschen in Einklang steht, sondern auch eine Haltung vermitteln, eine treibende Kraft, ein Wollen, ein Sehnen, die es erleichtern, praktische Maßnahmen zu finden und in die Wege zu leiten. Staatslenker und alle mit Amtsgewalt Ausgestatteten wären gut beraten, wenn sie in ihren Bemühungen um die Lösung der Probleme die einschlägigen Prinzipien festzustellen suchten und sich dann von diesen leiten ließen.

III.

Die Hauptfrage, die es zu lösen gilt, lautet, wie die heutige Welt mit ihren tiefsitzenden Konfliktstrukturen in eine Welt verwandelt werden kann, in der Eintracht und Zusammenarbeit vorherrschen.

Die Weltordnung lässt sich nur auf das unerschütterliche Bewusstsein von der Einheit der Menschheit gründen, eine geistige Wahrheit, die alle Humanwissenschaften bestätigen. Anthropologie, Physiologie und Psychologie kennen nur eine Gattung Mensch, wenngleich unendlich mannigfaltig in den sekundären Aspekten des Lebens. Wer diese Wahrheit anerkennt, muss vorurteilsfrei werden. Vorurteile jeglicher Art müssen abgelegt werden: Vorurteile der Rasse, Klasse, Hautfarbe, Religion, Nation, des Geschlechts, des Lebensstandards, alles, was Menschen ermöglicht, sich anderen überlegen zu dünken.

Die Anerkennung der Einheit der Menschheit ist die erste, grundlegende Voraussetzung für die Neuordnung und rechtliche Gestaltung der Welt als ein Land, als die Heimat der Menschheit. Die weltweite Annahme dieses geistigen Grundsatzes ist wesentlich für jeden tauglichen Versuch, den Weltfrieden zu errichten. Der Grundsatz muss daher weltweit verkündet, in den Schulen gelehrt und in jedem Land beharrlich zur Geltung gebracht werden, als Vorbereitung auf den durch ihn bedingten organischen Wandel der Gesellschaftsstruktur.

Nach Auffassung der Bahá'í erfordert die Anerkennung der Einheit der Menschheit "nichts Geringeres als die Neuordnung und Entmilitarisierung der gesamten zivilisierten Welt - einer Welt, die in allen Grundfragen des Lebens, in ihrem politischen Mechanismus, ihren geistigen Bestrebungen, in Handel und Finanzwesen, Schrift und Sprache organisch zusammengewachsen und doch in den nationalen Eigenarten ihrer verbündeten Staatenglieder von einer unendlichen Mannigfaltigkeit ist."

In seinen Erläuterungen über den Sinn dieses zentralen Prinzips hat Shoghi Effendi, der Hüter der Bahá'í-Religion, 1931 ausgeführt: "Weit davon entfernt, auf den Umsturz der bestehenden Gesellschaftsordnung abzuzielen, sucht es ihre Grundlage zu erweitern, ihre Institutionen auf eine Weise umzugestalten, die mit den Bedürfnissen einer stets sich wandelnden Welt in Einklang steht. Es kann mit keiner rechtmäßigen Untertanenpflicht in Widerspruch sein, noch kann es wirkliche Treue untergraben. Seine Absicht ist weder, die Flamme einer vernünftigen Vaterlandsliebe in den Herzen der Menschen zu ersticken, noch den Grundsatz nationaler Selbständigkeit abzuschaffen, der so wesentlich ist, wenn die Übel übertriebener Zentralisation vermieden werden sollen. Es übersieht weder die Vielfalt der völkischen Herkunft, des Klimas, der Geschichte, Sprache und Überlieferung, des Denkens und der Gewohnheit, die die Völker und Nationen der Welt unterschiedlich gestalten, noch versucht es, sie auszuMirzan. Es ruft nach größerer Treue, stärkerem Bemühen als irgendein anderes, das je die Menschenwelt beseelt hat. Es besteht auf der Unterordnung nationaler Regungen und Belange unter die zwingenden Ansprüche einer geeinten Welt. Es verwirft einerseits die übersteigerte Zentralisation und entsagt zum anderen allen Versuchen der Gleichmacherei. Seine Losung ist Einheit in der Mannigfaltigkeit..."

Diese Ziele erfordern eine stufenweise Anpassung in den Bestrebungen nationaler Politik, die jetzt in Ermangelung klar definierter Gesetze oder allgemein anerkannter, durchsetzbarer Prinzipien zur Regelung der Beziehungen zwischen den Völkern die Züge der Anarchie tragen. Der Völkerbund, die Vereinten Nationen und die vielen durch sie geschaffenen Organisationen und Abkommen haben zweifellos geholfen, einige negative Auswirkungen internationaler Konflikte abzumildern; sie haben sich jedoch als untauglich erwiesen, den Krieg zu verhüten. Bekanntlich gab es seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges eine große Zahl von Kriegen; viele toben noch heute.

Die wesentlichen Aspekte dieses Problems waren bereits im 19. Jahrhundert erkennbar, als Bahá'u'lláh erstmals seine Vorschläge für die Errichtung des Weltfriedens vortrug. In seinen Botschaften an die Herrscher der Welt hat er das Prinzip der kollektiven Sicherheit dargelegt. Shoghi Effendi stellt dazu fest: "Was können diese schwerwiegenden Worte anderes bedeuten als den Hinweis, dass die Einschränkung der vollen nationalen Souveränität als unerlässlicher erster Schritt zur Bildung des künftigen Gemeinwesens aller Nationen der Erde unumgänglich geworden ist? Ein Welt-Überstaat, an den alle Nationen der Erde willig den Anspruch, Krieg zu führen, gewisse Rechte der Steuererhebung und alle Rechte auf Kriegsrüstung außer zur Aufrechterhaltung der inneren Ordnung in ihren Gebieten abtreten - ein solcher Staat muss notwendigerweise in irgendeiner Form entwickelt werden. Sein Organisationsrahmen wird eine internationale Exekutive einschließen müssen, die jedem widerspenstigen Mitglied der Gemeinschaft ihre höchste, unantastbare Autorität aufzwingen kann; ein Weltparlament, dessen Mitglieder durch das Volk aller Länder gewählt und in ihrer Amtsübernahme von den jeweiligen Regierungen bestätigt werden, sowie einen Obersten Gerichtshof, dessen Urteil bindende Gültigkeit haben wird, selbst in Fällen, in denen die Parteien ihren Streit nicht freiwillig seiner Rechtsfindung unterwerfen.

Eine Weltgemeinschaft, in der alle wirtschaftlichen Schranken für immer niedergerissen werden, in der die gegenseitige Abhängigkeit von Kapital und Arbeit ausdrücklich anerkannt wird, in der das Geschrei religiösen Eifers und Streites endgültig verstummt ist, in der die Flamme des Rassenhasses ein für allemal gelöscht ist, deren einheitliches System internationalen Rechts als Ergebnis der wohlüberlegten Entscheidung der weltweit vereinigten Volksvertreter durch das sofortige, zwingende Eingreifen der vereinten Streitkräfte der Verbündeten sanktioniert wird; und schließlich: eine Weltgemeinschaft, in der der Sturm eines tollkühn-militanten Nationalismus in ein dauerhaftes Bewusstsein des Weltbürgertums verwandelt ist so wahrlich sieht, in groben Zügen gezeichnet, die von Bahá'u'lláh vorausgeschaute Ordnung aus, eine Ordnung, die einmal als die edelste Frucht eines langsam heranreifenden Zeitalters betrachtet werden wird."

Die Durchführung dieser weitreichenden Maßnahmen hat Bahá'u'lláh angekündigt: "Die Zeit muss kommen, da die gebieterische Notwendigkeit für die Abhaltung einer ausgedehnten, allumfassenden Versammlung der Menschen weltweit erkannt wird. Die Herrscher und Könige der Erde müssen ihr unbedingt beiwohnen, an ihren Beratungen teilnehmen und solche Mittel und Wege erörtern, die den Grund zum Größten Weltfrieden unter den Menschen legen."

Der Mut, die Entschlossenheit, das lautere Motiv, die selbstlose Liebe eines Volkes für das andere - all die geistigen und ethischen Werte, die für diesen gewaltigen Schritt zum Frieden erforderlich sind, treffen zusammen im Willen zur Tat. Um diesen notwendigen Willensakt hervorzurufen, muss der Wirklichkeit des Menschen, nämlich seinem Denken, ernsthafte Beachtung geschenkt werden. Will man die Bedeutung dieser machtvollen Wirklichkeit verstehen, so muss man begreifen, dass es gesellschaftlich notwendig ist, den einzigartigen Wert des Denkens in offene, leidenschaftslose und aufrichtige Beratung umzusetzen und den Ergebnissen dieses Prozesses gemäß zu handeln. Bahá'u'lláh wies nachdrücklich auf den hohen Wert und die Unerlässlichkeit der Beratung bei der Gestaltung der menschlichen Beziehungen hin. Er erklärte: "Beratung verleiht tiefere Kenntnis und verwandelt Vermutung in Gewissheit. Sie ist ein strahlendes Licht, welches in einer dunklen Welt den Weg weist und Führung gibt. Für alles gibt es und wird es immer eine Stufe der Vollendung und Reife geben. Die Gabe der Einsicht zeigt ihre Reife in der Beratung."

Gerade der Versuch, den Frieden durch die von Bahá'u'lláh vorgeschlagenen Beratungsprozesse zu erreichen, vermag einen derart heilsamen Geist unter den Völkern der Erde freizusetzen, dass keine Macht dem letztendlichen Triumph widerstehen könnte.

Zum Verfahren jener Weltversammlung hat 'Abdu'l-Bahá , Bahá'u'lláhs Sohn und bevollmächtigter Interpret seiner Lehren, folgende Einsichten dargelegt: "Sie müssen die Friedensfrage zum Gegenstand gemeinsamer Beratung machen und mit allen ihnen zu Gebote stehenden Mitteln versuchen, einen Weltbundesstaat zu schaffen. Sie müssen einen verbindlichen Vertrag schließen, einen Bund gründen, dessen Verfügungen eindeutig, unverletzlich und bestimmt sind. Sie müssen ihn der ganzen Welt bekannt geben und die Bestätigung der gesamten Menschheit dafür erlangen. Dieses erhabene, edle Unterfangen - der wahre Quell des Friedens und Wohlergehens für alle Welt - sollte allen, die auf Erden wohnen, heilig sein. Alle Kräfte der Menschheit müssen freigemacht werden, um die Dauer und den Bestand dieses größten aller Bündnisse zu sichern. In diesem allumfassenden Vertrag sollten die Grenzen jedes einzelnen Landes deutlich festgelegt, die Grundsätze für die Beziehungen der Regierungen untereinander klar verzeichnet und alle internationalen Vereinbarungen und Verpflichtungen bekräftigt werden. In gleicher Weise sollte der Umfang der Rüstungen für jede Regierung genauestens umgrenzt werden, denn wenn die Zunahme der Kriegsvorbereitungen und Truppenstärken in einem Land gestattet würde, so würde dadurch das Misstrauen anderer geweckt werden. Die Hauptgrundlage dieses feierlichen Vertrages sollte so festgelegt werden, dass bei späterer Verletzung einer Bestimmung durch eine Regierung sich alle Regierungen der Erde erheben, um jene wieder zu voller Unterwerfung unter den Vertrag zu bringen, nein, die gesamte Menschheit sollte sich entschließen, mit allen ihr zu Gebote stehenden Mitteln jene Regierung zu stürzen. Wird dieses größte aller Heilmittel auf den kranken Weltkörper angewandt, so wird er sich gewiss wieder von seinen Leiden erholen und dauernd bewahrt und heil bleiben."

Diese machtvolle Versammlung ist längst überfällig.

Von ganzem Herzen appellieren wir an die Staatsmänner, diese günstige Stunde zu nutzen und unwiderrufliche Schritte zur Einberufung dieser Weltversammlung zu unternehmen. Alle Kräfte der Geschichte drängen die Menschheit zu dieser Tat, die für alle Zeiten den Anbruch ihrer langerwarteten Reife kennzeichnen wird.

Wollen sich nicht die Vereinten Nationen mit voller Unterstützung ihrer Mitgliedstaaten zu den hohen Zielen eines derart glorreichen Ereignisses erheben?

Mögen Männer und Frauen, Jugend und Kinder allenthalben den ewigen Wert dieser zwingend notwendigen Tat für alle Völker erkennen und ihre Stimme in williger Zustimmung erheben. Möge es die heutige Generation sein, die diesen ruhmreichen Abschnitt in der Entwicklung des gesellschaftlichen Lebens auf dem Planeten eröffnet.

III.

Die Quell unseres Optimismus ist eine Vision, die über die Abschaffung des Krieges und das Schaffen von Behörden internationaler Zusammenarbeit weit hinausgeht. Dauerhafter Frieden unter den Völkern ist ein wesentliches Stadium, aber, wie Bahá'u'lláh erklärt, nicht das letztliche Ziel der gesellschaftlichen Entwicklung der Menschheit. Jenseits des anfänglichen, der Menschheit durch die Angst vor dem atomaren Inferno aufgezwungenen Waffenstillstands, jenseits des politischen Friedens, den misstrauisch rivalisierende Staaten widerwillig eingehen, jenseits der pragmatischen Vereinbarungen über Sicherheit und Koexistenz, selbst jenseits der zahlreichen Versuche der Zusammenarbeit, die diese Schritte ermöglichen werden, steht als krönender Abschluss: die Vereinigung aller Völker dieser Welt in einer universalen Familie.

Uneinigkeit ist eine Gefahr, welche die Staaten und Völker auf Erden nicht länger ertragen können; die Folgen sind zu entsetzlich, als dass sich darüber nachdenken ließe, zu offensichtlich, als dass sie einer Darlegung bedürften. "Das Wohlergehen der Menschheit, ihr Friede und ihre Sicherheit sind unerreichbar, wenn und ehe nicht ihre Einheit fest begründet ist", schrieb Bahá'u'lláh vor über einem Jahrhundert. "Das ganze Menschengeschlecht stöhnt und schmachtet danach, zur Einheit geführt zu werden und sein lange Zeitalter währendes Martyrium zu beenden", stellt Shoghi Effendi fest und führt dazu aus: "Die Vereinigung der ganzen Menschheit ist das Kennzeichen der Stufe, der sich die menschliche Gesellschaft heute nähert. Die Einheit der Familie, des Stammes, des Stadtstaates und der Nation ist nacheinander in Angriff genommen und völlig erreicht worden. Welteinheit ist das Ziel, dem eine gequälte Menschheit zustrebt. Der Aufbau von Nationalstaaten ist zu einem Ende gekommen. Die Anarchie, die der nationalstaatlichen Souveränität anhaftet, nähert sich heute einem Höhepunkt. Eine Welt, die zur Reife heranwächst, muss diesen Fetisch aufgeben, die Einheit und Ganzheit der menschlichen Beziehungen erkennen und ein für allemal den Apparat aufrichten, der diesen Leitgrundsatz ihres Daseins am besten zu verkörpern vermag."

Alle gegenwärtigen Kräfte des Wandels bestätigen diese Ansicht. Die Beweise lassen sich an den vielen bereits genannten Beispielen günstiger Zeichen für den Weltfrieden aus den heutigen internationalen Bewegungen und Entwicklungen ablesen. Das Heer der Männer und Frauen aus praktisch allen Kulturen, Rassen und Nationen auf Erden, das in den vielfältigen Behörden der Vereinten Nationen Dienst tut, verkörpert einen weltumspannenden "öffentlichen Dienst", dessen eindrucksvolle Leistungen für ein hohes Maß an Zusammenarbeit, selbst unter entmutigenden Bedingungen, kennzeichnend sind. Ein Drang zur Einheit kommt, einem geistigen Frühling gleich, in zahllosen internationalen Kongressen zum Ausdruck, die Menschen aus einem breiten Spektrum von Wissensgebieten zusammenführen. Er ist Triebkraft für kinder- und jugendbezogene internationale Vorhaben. Er ist in der Tat die eigentliche Quelle der bemerkenswerten Bewegung der Ökumene, die Anhänger historisch verfeindeter Religionen und Sekten unwiderstehlich zueinander hinzuziehen scheint. Der Drang zur Welteinheit ist im unablässigen Ringen mit der entgegengesetzten Tendenz zu Kriegsführung und Selbstverherrlichung einer der beherrschenden, allgegenwärtigen Wesenszüge des Lebens auf dem Planeten im ausgehenden 20. Jahrhundert.

In den Erfahrungen der Bahá'í-Gemeinschaft kann man ein Beispiel für diese wachsende Einheit sehen. Sie ist eine Gemeinschaft von etwa drei bis vier Millionen Menschen aus vielen Völkern, Kulturkreisen, Klassen und Glaubensrichtungen, die sich in vielen Ländern auf einem weiten Tätigkeitsfeld dem Dienst an den geistigen, sozialen und wirtschaftlichen Bedürfnissen der Völker widmen, ein einziger gesellschaftlicher Organismus, repräsentativ für die Mannigfaltigkeit der Menschheitsfamilie. Sie regelt ihre Angelegenheiten durch ein System allgemein anerkannter Beratungsprinzipien und achtet alle großen Offenbarungen der Führung Gottes in der Menschheitsgeschichte gleichermaßen hoch. Ihre Existenz ist ein weiterer überzeugender Beweis für die praktische Anwendbarkeit der Vision ihres Stifters von einer geeinten Welt, ein weiteres Zeugnis dafür, dass die Menschheit als globale Gesellschaft leben kann und jeder Herausforderung, die ihr Eintritt in das Mündigkeitsalter mit sich bringt, gewachsen ist. Wenn die Erfahrungen der Bahá'í, in welchem Ausmaß auch immer, etwas dazu beitragen können, die Hoffnung auf Einheit des Menschengeschlechts zu stärken, schätzen wir uns glücklich, sie als Studienmodell anzubieten.

Die überragende Tragweite der Aufgabe vor Augen, die jetzt die ganze Welt herausfordert, beugen wir das Haupt in Demut vor der ehrfurchtgebietenden Majestät Gottes, des Schöpfers, der aus Seiner unendlichen Liebe die ganze Menschheit aus demselben Stamm erschaffen, die juwelengleiche Wirklichkeit des Menschen geadelt, sie mit Verstand und Weisheit, edler Gesinnung und Unsterblichkeit ausgezeichnet und dem Menschen die "einzigartige Auszeichnung, Würde und Fähigkeit" verliehen hat, "Ihn zu erkennen und zu lieben" -eine Fähigkeit, die "notwendigerweise als der der gesamten Schöpfung zugrundeliegende schöpferische Antrieb und Hauptzweck anzusehen ist".

Es ist unsere tiefe Überzeugung, dass alle Menschen dazu erschaffen sind, "eine ständig fortschreitende Kultur voranzutragen", dass "wie die Tiere auf dem Felde zu leben, des Menschen unwürdig" ist, dass die der Menschenwürde entsprechenden Tugenden Vertrauenswürdigkeit, Nachsicht, Barmherzigkeit, Mitleid und Güte gegenüber allen Menschen sind. Wir bekräftigen erneut unseren Glauben, dass "die Möglichkeiten, die der Stufe des Menschen innewohnen, das volle Maß seiner Bestimmung auf Erden, der angeborene Vorzug seiner Wirklichkeit, an diesem verheißenen Tag Gottes offenbar werden müssen". Dies sind die Beweggründe für unseren unerschütterlichen Glauben, dass Einheit und Frieden das erreichbare Ziel sind, dem die Menschheit zustrebt.

Während dies niedergeschrieben wird, sind die erwartungsvollen Stimmen von Bahá'í zu vernehmen, ungeachtet der Verfolgung, die sie im Geburtsland ihres Glaubens noch immer erdulden. Durch ihr Beispiel standhafter Hoffnung legen sie Zeugnis ab für den Glauben, dass die Stunde der Verwirklichung dieses jahrtausendealten Friedenstraumes heute durch die verwandelnde, mit göttlicher Vollmacht versehene Wirkkraft der Offenbarung Bahá'u'lláhs gekommen ist. So vermitteln wir Ihnen nicht nur eine Vision mit Worten: Wir bieten die Macht der Taten des Glaubens und des Opfers auf, wir übermitteln das erwartungsvolle Plädoyer unserer Glaubensbrüder und -schwestern allenthalben für Frieden und Freiheit. Wir fühlen uns verbunden mit allen Opfern der Aggression, mit allen, die sich nach einem Ende von Kampf und Streit sehnen, mit allen, deren Hingabe an die Grundsätze des Friedens und der Weltordnung die edlen Ziele fördern, zu denen die Menschheit durch einen alliebenden Schöpfer ins Dasein gerufen wurde.

In dem aufrichtigen Wunsch, Ihnen unsere inbrünstige Hoffnung und unser tiefes Vertrauen kundzutun, zitieren wir die nachdrückliche Verheißung Bahá'u'lláhs: "Diese fruchtlosen Kämpfe, diese zerstörenden Kriege werden aufhören und der ,Größte Friede? wird kommen."

Das Universale Haus der Gerechtigkeit

(Anmerkung zur Druckvorlage: die durch Fettdruck hervorgehobenen Begriffe wurden in der Originalfassung nicht vorgenommen)

Nachwort

Verfasser der vorstehenden Botschaft an die Völker der Welt ist das Universale Haus der Gerechtigkeit, das oberste Führungsgremium der Religionsgemeinschaft der Bahá'í. Diese vom Stifter des Glaubens, Bahá'u'lláh, eingesetzte, vom Volk der Gläubigen gewählte und für den gesamten Erdkreis zuständige Körperschaft hat ihren Sitz an den Hängen des Berges Karmel in Haifa.

Bahá'u'lláh (1817-1892) hatte während seines prophetischen Wirkens - vierzig Jahre verbannt und gefangen vom persischen Schah und dem türkischen Sultan - von Adrianopel und ?Akká/Palästina aus Botschaften an die damaligen geistlichen und weltlichen Herrscher des Morgen- und des Abendlandes (u.a. an Napoleon IIL, Kaiser Wilhelm I., Kaiser Franz Joseph, Queen Victoria, Zar Alexander III.., Schah Násiri'd-Din, Sultan `Abdu'l-`Aziz, Papst Pius IX.) gerichtet, in denen er sie in eindringlicher Sprache aufrief, abzurüsten, ihre Machtpolitik aufzugeben und den Weltfrieden zu begründen. Auszüge dieser Botschaften hat das Universale Haus der Gerechtigkeit 1967, hundert Jahre nach deren Verkündigung, den Herrschern der Welt zugeleitet. Die vorstehende Botschaft ist ein weiterer Aufruf, in dieser kritischen Stunde die ideologischen Gegensätze hintanzustellen und eine übergreifende, die nationale Souveränität überwindende Völkerordnung zu schaffen, in der der Krieg für alle Zeiten gebannt sein wird.

Friedensbotschaft des Universalen Hauses der Gerechtigkeit - Oktober 1985

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