Bahá’u’lláhs, ‘Abdu’l-Bahás u. Shoghi Effendis; ins Dt. übers./comp. by the Universal House of Justice. – Hofheim-Langenhain: Bahá’í-Verlag, 1984. – 24 S.
Einheitssacht.: Compilation of extracts from the Bahá’í writings on music ?dt.?
ISBN 3-87037-161-7[Mitverf.]; Šauqi Effendi [Mitverf.]; Universal House of Justice ?Hêfa?; EST
Compilation of Extracts from the Bahá’í Writings on Music, compiled by the Universal House of Justice, March 1, 1972. Ins Deutsche übersetzt.
© Bahá’í-Verlag GmbHDiese vom Bahá’í-Weltzentrum zusammengestellte Textsammlung befaßt sich mit der Musik, einer in den Bahá’í-Lehren hoch geachteten Kunst. Die Musik ist nach den Worten Bahá’u’lláhs eine Leiter, » über die die Seelen zum Reich der Höhe aufsteigen können «. ‘Abdu’l-Bahá nennt sie » Nahrung der Seele « und zählt sie wegen ihrer großen geistigen Wirkung zu den wichtigsten Künsten. Jedem Kind sollte wenigstens ein Grundwissen über die Musik vermittelt werden.
Wenn Musik der Liebe zu Gott entspringt und göttliche Tugenden preist, stärkt sie die Seele des Menschen und führt ihn ins Reich der Höhe. Bahá’u’lláh warnt aber und schreibt: » Verkehrt sie nicht in Flügel der Selbstsucht und der Leidenschaft. «
In dieser Textsammlung finden wir viele Gedanken zur Musik, Anregungen und Ermutigung, diese schöne Kunst zu pflegen.
Aus den Schriften Bahá’u’lláhsSinge die Verse Gottes, o Mein Diener, die du empfangen, wie jene sie singen, die Ihm nahe sind, damit die Süße deiner Weise deine Seele entflamme und die Herzen aller Menschen anziehe.1
Wir haben euch gestattet, Musik und Gesang zu hören. Doch hütet euch, daß solcher Klang euch nicht verführe, des Anstands und der Würde Grenzen zu verletzen. Frohlocket im Jubel Meines Größten Namens, der die Herzen verzückt und den Sinn der Begünstigten in Bann schlägt. Wir machten die Musik zu einer Leiter, auf der sich die Seelen zum Reich der Höhe erheben können. Verkehrt sie nicht in Flügel der Selbstsucht und der Leidenschaft. Ich suche Gottes Schutz, daß ihr nicht zu den Unwissenden gehöret.2
Selig, wer seine Schritte früh zur Dämmerstunde zum Mashriqu’l-Adhkár3 lenkt, mit Gott Zwiesprache hält, Seiner gedenkt und Seine Vergebung erfleht. Darin eingetreten, sitze er schweigend und lausche den Versen Gottes, des unbedingten Herrschers, des Allmächtigen, des Allgepriesenen. Sprich, der Mashriqu’l-Adhkár ist fürwahr jedes Haus, das in Stadt oder Land zu Meinem Gedenken erbaut wird. Also wurde es vor Seinem Thron benannt, wolltet ihr es doch verstehen. Wer die Verse des Barmherzigen melodisch klangvoll singt, dem wird zuteil, womit sich der Erde und des Himmels Reiche niemals messen können. Er wird daraus den süßen Duft Meiner Gefilde atmen, den keiner spürt an diesem Tag als der, dem diese erhabene Schönheit Einsicht verlieh. Sprich: Wahrlich, des Barmherzigen Verse erheben die makellosen Herzen zu jenen Gefilden des Geistes, die Worte nicht beschreiben und Symbole nicht darstellen können. Gesegnet ist, wer hört!4
Lehret eure Kinder, was vom Himmel der Majestät und Macht herabgesandt ward, damit sie die Sendbriefe des Barmherzigen in der Halle des Mashriqu’l-Adhkár in klingenden Tönen vortragen. Wahrlich, wer angezogen ist vom Magneten der Liebe zu Meinem Namen, der Barmherzige, wird Gottes Verse so vortragen, daß selbst die Herzen der tief Schlafenden ergriffen werden. Wohl dem, der durch die Macht dieses erhabenen Namens, der jeden stolzen Berg zu Staub werden ließ, den erlesenen Wein ewigen Lebens aus den Worten seines Herrn, des Herrn der Gnade, trank.5
Aus Sendschreiben ‘Abdu’l-BahásDiese wunderbare Zeit zerreißt die Schleier des Aberglaubens und verwirft das Vorurteil der Menschen des Ostens.
Einige Völker des Orients achteten Musik und Klang gering, aber das Offenbare Licht, Bahá’u’lláh, hat in dieser herrlichen Zeit in heiligen Sendschreiben kundgetan, daß Gesang und Musik geistige Nahrung für Herz und Seele sind. In dieser göttlichen Sendung ist Musik eine hochgeschätzte Kunst, die traurige, verzagte Herzen aufzurichten vermag.
Darum … vertont die göttlichen Verse und Worte, singt sie bei Versammlungen und Treffen in bewegenden Melodien, auf daß die Herzen der Zuhörer aufgerüttelt werden und sich in flehendem Gebet zum Königreich Abhá erheben.6
Danke Gott, daß du Unterricht in Musik und Gesang hattest und mit angenehmer Stimme zum Ruhm und Preis des Ewigen, des Lebendigen singst. Ich bete zu Gott, daß du diese Gabe in Andacht und Gebet gebrauchst, die Seelen erquickst, die Herzen anziehst und alle entflammst mit dem Feuer der Gottesliebe!7
Obwohl der Schall nur aus Luftschwingungen besteht, die auf die Gehörnerven einwirken, und diese Schwingungen nur durch die Luft bedingte Erscheinungen sind, beeinflussen sie, wie du beobachten kannst, dennoch die Seele. Eine wundervolle Melodie beflügelt den Geist und beschwingt freudevoll das Herz.8
Höchste Freude kehrte ein, denn – Gott sei gepriesen – die Freunde des Barmherzigen verbrachten an jenem Tag einige Zeit fröhlich singend auf dem Gelände des Hauses der Andacht und gedachten des Herrn der Verse mit größter Freude…
Ich hege die Hoffnung, daß kommenden Ridvan auf dem Gelände des Hauses der Andacht ein großes Fest stattfindet, daß eine geistige Feier vorbereitet wird und Klänge von Geigen und Mandolinen und Hymnen zum Lobpreis und zur Verherrlichung des Herrn der Heerscharen alle Anwesenden in freudige Erregung versetzen.9
O Dienerin Gottes! Singe in den Versammlungen der Dienerinnen schöne Melodien, deinem Höchsten Herrn zum Lobpreis und zur Verherrlichung.10
O du, der du hingezogen bist zum Königreich! Vollende das Studium der Musik und weihe dich, so gut du kannst, dem Herrn des Königreichs!11
… eine wohltönende, melodische Stimme erfüllt ein zu Gott hingezogenes Herz mit Leben, aber Seelen, die in Leidenschaft und Begierde verstrickt sind, lockt sie zu Sinneslust.12
O Diener Bahás! Musik wird an der Schwelle des Allmächtigen als lobenswerte Kunst angesehen. So singe bei großen Zusammenkünften und Versammlungen Verse in wunderbaren Melodien und lasse im Haus der Andacht Lobeshymnen erklingen, die die himmlischen Heerscharen entzücken. Bedenke, wie sehr die Kunst der Musik bewundert und gepriesen wird. So du kannst, versuche geistige Melodien, Lieder und Weisen zu verwenden und irdische Musik mit der Melodie des Himmels in Einklang zu bringen. Dann wirst du bemerken, wie groß der Einfluß der Musik ist und wie sie Leben und himmlische Freude schenkt. Stimme solche Melodie und Weise an, daß die Nachtigallen göttlicher Geheimnisse mit Freude und Begeisterung erfüllt werden.13
Aus Ansprachen ‘Abdu’l-BahásWelch wunderbare Versammlung ist dies! Dies sind die Kinder des Königreichs. Das Lied, das wir gerade gehört haben, war sehr schön in Melodie und Wort. Musik ist eine göttliche Kunst und hat große Wirkung. Sie ist Nahrung für Seele und Geist. Die Macht und Anmut der Musik erhebt den Geist des Menschen. Sie hat wundersame Gewalt und Wirkung auf die Herzen der Kinder, denn ihre Herzen sind rein und Melodien bewegen sie sehr. Die verborgenen Talente, die in den Herzen dieser Kinder schlummern, werden durch das Mittel der Musik Ausdruck finden. Darum müßt ihr alles tun, um sie auszubilden. Lehrt sie, schön und wirkungsvoll zu singen. Jedes Kind sollte einige Kenntnis von Musik haben, denn ohne Kenntnis dieser Kunst kann man gespielte oder gesungene Musik nicht richtig genießen. Auch ist es notwendig, daß die Schulen Musikunterricht erteilen, damit Herzen und Seelen der Schüler belebt und heiter werden und Freude ihr Leben erhellt.14
Die Musik ist eine wichtige Kunst. Sie hat große Wirkung auf den menschlichen Geist. Musikklänge sind etwas, das bei Ätherschwingungen auftreten kann, denn die Stimme ist nur Ausdruck von Schwingungen, die, wenn sie das Trommelfell erreichen, auf die Hörnerven wirken. So sind Melodien besondere Effekte, die durch oder von Schwingungen hervorgerufen werden. Sie haben jedoch eine sehr starke Wirkung auf den Geist. Obwohl die Musik etwas Materielles ist, ist doch ihre ungeheure Wirkung geistiger Art, und sie ist dem Reich des Geistes zutiefst verbunden. Will jemand einen Vortrag halten, wird dies nach einer musikalischen Einleitung wirkungsvoller sein. Die alten Griechen, ebenso wie persische Philosophen, pflegten ihre Vorträge auf folgende Art zu halten: Zuerst spielten sie einige Melodien, und wenn ihre Zuhörer dadurch aufnahmebereit waren, legten sie ihre Instrumente sofort beiseite und begannen mit dem Vortrag. Einer der berühmtesten Musiker Persiens war ein gewisser Barbod. Jedesmal, wenn am Hofe des Königs eine wichtige Frage vorgebracht wurde und die Minister den König nicht überzeugen konnten, wandten sie sich sogleich an Barbod. Er pflegte dann mit seinem Instrument zu Hofe zu kommen und spielte die geeignetste und ergreifendste Musik, womit sofort der Zweck erreicht wurde, denn der König war sogleich von den zu Herzen gehenden Melodien berührt, Großmut erfüllte sein Herz, und er gab nach. Versucht folgendes: Wenn ihr einen großen Wunsch habt und euer Ziel erreichen wollt, dann versucht es bei einem großen Publikum, nachdem ein ergreifendes Solo vorgetragen wurde. Aber die Zuhörer müssen für Musik empfänglich sein, denn manche Menschen sind wie Steine, und Musik kann Steine nicht bewegen.
Musik ist ein wichtiges Mittel für Erziehung und Entwicklung der Menschheit, aber der einzig wahre Weg führt über die Lehren Gottes. Musik ist wie dieses vollkommen reine, blanke Glas. Sie ist wie dieser reine Kelch hier, und die Lehren Gottes, die Worte Gottes, sind wie das Wasser. Ist das Glas oder der Kelch vollkommen rein und makellos und das Wasser völlig frisch und klar, dann wird es Leben spenden. Daher sind die göttlichen Lehren, seien es Hymnen, Ansprachen oder Gebete, am eindrucksvollsten, wenn sie melodisch gesungen werden.
Deshalb sang auch David die Psalmen im Allerheiligsten in Jerusalem mit süßen Melodien. In dieser Sache Gottes ist die Kunst der Musik von allergrößter Bedeutung. Als die Gesegnete Vollkommenheit gerade in die Kaserne15 gekommen war, sprach Er aufs Neue: » Hätte einer der Gefährten ein Musikinstrument, etwa Flöte oder Harfe, gespielt oder hätte jemand singen können, ein jeder wäre bezaubert gewesen. « Musikklänge üben also einen wichtigen Einfluß auf Gedankenverbindungen, auf äußere wie innere Eigenheiten und Eigenschaften des Menschen, denn sie wecken oder fördern körperliche wie geistige Aufnahmebereitschaft. Welche anregende Macht ist die Musik bei allen Liebesgefühlen! Wenn der Mensch von der Liebe Gottes ergriffen ist, übt die Musik große Wirkung auf ihn aus.16
Die Stimme ist Luftschwingung und gleicht Meereswellen. Die Stimme wird mit Lippen, Kehle, Zähnen, Zunge und so weiter erzeugt. Diese bringen die Luft zum Schwingen, diese Schwingung erreicht den Hörnerv und wirkt auf ihn. Das ist die Stimme.
Alles Reine ist annehmbar. Zum Beispiel: Reines Wasser ist annehmbar; frische Luft ist sehr annehmbar. Da alles Reine annehmbar und angenehm ist, ist auch eine reine Stimme höchst annehmbar und bringt große Freude.
Es gibt zwei Arten von Stimmen. Bei der einen ist das ganze Instrument vollkommen und damit auch der Klang. Bei der zweiten ist das Instrument unvollkommen, es beeinträchtigt die Stimme, so daß sie nicht gefallen kann. Was wir gerade gesagt haben, bezieht sich auf die Stimme selbst.
Es ist natürlich, daß Herz und Geist an allen Dingen Gefallen und Freude finden, die Gleichmaß, Wohlklang und Vollkommenheit zeigen. Zum Beispiel: ein schönes Haus, ein gut angelegter Garten, eine gleichmäßige Linie, eine anmutige Bewegung, ein gut geschriebenes Buch, gefällige Kleidung – alles Anmutige oder Schöne erfreut Herz und Geist. Deshalb schenkt eine reine Stimme ganz gewiß große Freude.
Was ist Musik? Sie ist eine Verbindung harmonischer Klänge. Was ist Dichtung? Im Ebenmaß geordnete Worte. Beide gefallen also durch Harmonie und Rhythmus. Poesie ist viel wirkungsvoller und vollkommener als Prosa. Sie berührt tiefer, denn sie ist von edlerer Ordnung.
Eine klare Stimme mit melodischer Begleitung ruft große Wirkung hervor, denn beide sind angenehm und wohltuend. Beide sind geordnet und nach dem Naturgesetz aufgebaut. Deshalb entsprechen sie der Seinsordnung wie etwas, das in eine Gußform paßt. Eine reine Stimme paßt in die Gußform der Natur. Wenn das der Fall ist, dann werden die Nerven angeregt, und diese beeinflussen Herz und Geist.
In der Welt des Seins besteht ein Zusammenhang zwischen körperlichen Dingen und geistigen Wirklichkeiten. Eines dieser Dinge ist die Stimme, die mit dem Geist verbindet. Da der Geist durch sie erbaut werden kann, ist die Stimme – obwohl etwas Physisches, eine stoffliche, natürliche Verbindung – wirksam.
Alle Formen erfreuen, richtig verstanden, den Geist. Melodien sind wie Wasser. Die Stimme ist wie ein Pokal. Klares Wasser in einem reinen Glas erfrischt und ist annehmbar. In einem schmutzigen Pokal werden wir aber selbst reines Wasser zurückweisen. Daher mißfällt eine fehlerhafte Stimme, selbst wenn die Musik gut ist.
Obwohl Melodien stofflich sind, sind sie mit dem Geistigen verbunden und üben daher eine große Wirkung aus. Eine bestimmte Art von Melodie beglückt den Geist, eine andere macht ihn traurig, eine andere spornt zum Handeln an.
Alle diese Gefühle können durch die Stimme und die Musik hervorgerufen werden, denn über die Nerven bewegt sie den Geist und regt ihn an. Sogar auf Tiere hat Musik eine Wirkung. Zum Beispiel: Will man ein Kamel eine Wüstenstraße entlang treiben, so bindet man ihm einige Glöckchen um oder man spielt auf der Flöte; dieser Klang läßt es die Anstrengung der Reise nicht spüren. Seine Nerven werden gereizt, aber seine Gedanken nehmen darum nicht zu, es hat nur körperliche Empfindungen.
Was im Menschenherzen ruht, wird durch Melodie berührt und wachgerufen. Treffen ein Herz voll guter Gefühle und eine reine Stimme zusammen, so entsteht eine große Wirkung. Ist etwa Liebe im Herzen, wird sie durch die Melodie wachsen bis sie kaum noch zu ertragen ist; nisten aber böse Gedanken im Herzen, wie Haß, so wird auch er zunehmen und sich vervielfachen. So erweckt zum Beispiel Kriegsmusik die Lust am Töten. Das heißt, die Melodie steigert die Gefühle, die im Herzen wohnen.
Manche Gefühle stellen sich zufällig ein, manche haben einen Grund. Manche Menschen sind zum Beispiel von Natur aus freundlich, können aber einmal durch Aufwallung von Zorn aus der Fassung geraten. Wenn sie aber Musik hören, wird sich ihre wahre Natur wieder durchsetzen. Musik erweckt wirklich die wahre, ursprüngliche Natur, das individuelle Wesen.
Musik verstärkt die Absicht, mit der man sie hört. Wird zum Beispiel ein Konzert für die Armen und Bedürftigen gegeben, und ihr besucht es und denkt an den Zweck des Konzerts, so wird die Musik Mitleid und Freigebigkeit bei euch steigern. Aus diesem Grund wird die Musik auch im Krieg verwendet. Und so ist es mit allem, was die Nerven reizt.
Aber die Hauptwirkung wird durch das Wort Gottes verursacht, und wenn Worte mit einer schönen Melodie verbunden sind, entsteht vollkommene Harmonie.17
Aus Briefen im Auftrag Shoghi EffendisWas das Singen der von Frau… geschriebenen Hymnen betrifft, meint er, dies sei eine ausgezeichnete Idee. Als Lua Getsinger bei der Familie des Meisters lebte, sang sie diese Lieder oft und bemühte sich, sie den kleinen Kindern der Familie beizubringen.
Er meint, es wäre besonders schön, wenn kleine Kinder sie zusammen singen.18
Der Hüter schätzt die bewegenden Hymnen, die Sie komponieren. Sie enthalten zweifellos die Wirklichkeiten des Glaubens und werden Ihnen bestimmt helfen, die Botschaft an junge Menschen weiterzugeben. Die Musik hilft uns, auf den menschlichen Geist einzuwirken. Sie ist ein wichtiges Mittel, das uns hilft, mit der Seele in Verbindung zu treten. Der Hüter hofft, daß Sie mit dieser Hilfe den Menschen die Botschaft bringen und ihre Herzen anziehen werden.19
Ihre Hauptfrage betraf das Singen von Hymnen bei Bahá’í-Veranstaltungen. Er wünscht, daß ich Ihnen antworte, daß nicht das geringste dagegen einzuwenden ist. Musik ist zweifellos ein wichtiger Bestandteil aller Bahá’í-Versammlungen. Der Meister selbst hat ihre Bedeutung betont. Aber die Freunde sollten hierin, wie in allem anderen auch, die Grenzen der Mäßigung nicht überschreiten; sie sollten sorgfältig darauf achten, den streng geistigen Charakter all ihrer Versammlungen zu wahren. Musik sollte zur Vergeistigung führen, und vorausgesetzt, daß sie diese Atmosphäre schafft, kann es keine Einwände gegen sie geben.
Es ist jedoch sehr wichtig, klar zu unterscheiden zwischen dem Singen von Hymnen, die die Gläubigen komponiert haben, und dem Vortrag heiliger Worte.20
Auf Ihre Frage zur Verwendung von Musik bei den Neunzehntagefesten bittet er Sie, allen Freunden zu versichern, daß er dies nicht nur begrüßt, sondern den Gläubigen sogar dazu rät, bei ihren Zusammenkünften Hymnen, die Bahá’í komponiert haben, und andere Lieder, Verse und Gesänge, die sich auf heilige Worte gründen, zu verwenden.21
Obwohl Bahá’í-Kunst heute erst im Entstehen ist, sollten doch Freunde, die eine solche Begabung haben, sie entwickeln und pflegen, um durch ihre Werke – wie unvollkommen auch immer – den göttlichen Geist widerzuspiegeln, den Bahá’u’lláh der Welt einhauchte.22
Musik ist eine Kunst und unterliegt deshalb natürlicher, kultureller Entwicklung; der Hüter ist der Meinung, daß keine eigene » Bahá’í-Musik « ausgebildet werden sollte, ebensowenig wie wir versuchen, eine Bahá’í-Schule der Malerei oder Literatur zu entwickeln. Die Gläubigen können malen, schreiben und komponieren, wie ihre Begabung es ihnen eingibt. Werden die heiligen Schriften vertont, können die Freunde diese Musik verwenden; man sollte nur niemals meinen, Bahá’í-Versammlungen erforderten solche Musik. Je mehr sich die Freunde starrer Formen enthalten, desto besser, denn sie müssen erkennen, daß die Sache Gottes allumfassend ist, und was nach ihrem Geschmack ein Fest oder dergleichen verschönt, könnte Menschen aus einem anderen Land unangenehm in den Ohren klingen – und umgekehrt. Solange die Freunde Musik um der Musik willen verwenden, ist es gut, aber sie sollten in ihr nicht » Bahá’í-Musik « sehen.23
Was die Herstellung eines Buches mit Bahá’í-Liedern betrifft, ist Ihre Auffassung richtig, daß es zur Zeit keinen kulturellen Ausdruck gibt, der den Namen Bahá’í-Kunst verdiente (eine charakteristische Musik, Literatur, Kunst, Architektur und so weiter sind Blüte einer Kultur und stehen nicht am Anfang einer neuen Offenbarung)24. Das bedeutet jedoch nicht, daß wir keine Bahá’í-Lieder hätten, also Lieder, die von Bahá’í über Bahá’í-Themen geschrieben wurden.25
Sie sollten versuchen, alle Fragen zu Liedern mit dem Überprüfungsausschuß oder dem Nationalen Geistigen Rat zu klären. Ein Bahá’í kann Lieder schreiben, die den Glauben erwähnen. Das ist keine Bahá’í-Musik, sondern Musik, in der der Glaube erwähnt wird. Wahrscheinlich hat das auch der Nationale Geistige Rat gemeint.26
Stichwortverzeichnis– Mittel für Erziehung und Entwicklung der Menschheit
– geistige NahrungBahá’u’lláh, Ährenlese. Eine Auswahl aus den Schriften Bahá’u’-lláhs, zusammengestellt und ins Englische übertragen von Shoghi Effendi, Hofheim-Langenhain, 31980.
‘Abdu’l-Bahá, Kleine Auswahl aus Seinen Schriften, Hofheim-Langenhain 1980.
–, The Promulgation of Universal Peace, Wilmette, 21982.
–, Tablets of ‘Abdu’l-Bahá, Chicago/New York, Bd. 1, 1909, Bd. 2, 1915, Bd. 3, 1916.
Bahá’í World Faith, Selected Writings of Bahá’u’lláh and ‘Abdu’l-Bahá, Wilmette, 21956.
Bahá’í-Versammlungen und Neunzehntagefest. Aus den Schriften Bahá’u’lláhs, ‘Abdu’l-Bahás und Shoghi Effendis zusammengestellt vom Universalen Haus der Gerechtigkeit, Hofheim-Langenhain, 1978.
Lucas, Mary L., A Brief Account of My Visit to ‘Akká, Bahá’í Publishing Society, Chicago 1905.
Bahá’í-News. The bulletin of the National Spiritual Assembly of the Bahá’ís of the United States and Canada.
The Herald of the South, The Bahá’í magazine for New Zealand and Australia.
1 Ährenlese 136:213 Aus einem neu übersetzten Tablet an einen Gläubigen
14 The Promulgation of Universal Peace, S. 5216 Tischgespräch in ‘Akká, Juli 1909, zitiert in The Herald of the South, 13. Januar 1933, S. 2
17 ‘Abdu’l-Bahá zu Mary L. Lucas, zitiert in A Brief Account of My Visit to Acca.
18 22. April 1928, an einen Gläubigen19 15. November 1932, an einen Gläubigen, zitiert in Bahá’í News Nr. 71, Februar 1933, S. 2
20 17. März 1935, an einen Gläubigen21 7. April 1935, an einen Gläubigen; s.a. Bahá’í-Versammlungen und Neunzehntagefest, S. 35
22 4. November 1937, an einen Gläubigen23 20. Juli 1946, an den Nationalen Geistigen Rat der Vereinigten Staaten
24 20. August 1956, an einen Gläubigen; s.a. Bahá’í-Versammlungen und Neunzehntagefest, S. 46
25 21. September 1957, an den Nationalen Geistigen Rat der Vereinigten Staaten
26 24. Oktober 1957, an einen Gläubigen