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Secundaer Literatur : Der Herr der Herrlichkeit
Bahá'u'lláh
Der Herr der Herrlichkeit
von H.M.Balyuzi

_______________________________________________________________________

Ins Deutsche �bertragen aus dem englischen Original

�Bahá'u'lláh The King of Glory�, 1980
(c) Baha'i-Verlag GmbH 1991

Ganzseitiges Farbbild: Erste Seite einer Abschrift des Kitáb-i-Iq�n von 1871 in der Handschrift

von Aq� Mirza Aq�y-i-Rik�b-S�z, dem erstem Baha'i-M�rtyrer von Sh�r�z

Abk�rzungen:
AKKA Bahá'u'lláh: Botschaften aus Akka
�L Bahá'u'lláh: �hrenlese
BF Abdu'l-Bahá: Beantwortete Fragen
TREUE Abdu'l-Bahá: Vorbilder der Treue
GGV Shoghi Effendi: Gott Geht Vor�ber

�Die humanit�ren und geistigen Grunds�tze, die Bahá'u'lláh bereits vor Jahrzehnten im dunkelsten Orient verk�ndet und zu einem einheitlichen System geformt hat, werden jetzt einer nach dem anderen von einer Welt, die deren Ursprung noch nicht kennt, als Merkmale einer fortschrittlichen Zivilisation �bernommen. Die Ahnung, da� die Menschheit mit der Vergangenheit gebrochen hat und nicht von den althergebrachten Richtwerten durch die N�te der Gegenwart hindurchgesteuert werden kann, erf�llt alle nachdenklichen Menschen mit Ungewi�heit und Best�rzung, au�er jenen, die begriffen haben, da� in der Geschichte Bahá'u'lláhs die Bedeutung aller Wunder und d�steren Vorzeichen unserer Zeit verborgen liegt.� (Shoghi Effendi)

Dies ist die Geschichte von Bahá'u'lláh, gewidmet dem unverg�nglichen Andenken Seines Urenkels, des Autors der obigen Zeilen, des H�ters des Baha'i-Glaubens.

Inhalt
Vorwort
Einleitung
Vorrede
1. Bahá'u'lláhs Abstammung
2. Die Familie Bahá'u'lláhs
3. Kindheit und fr�he Jahre
4. Der neue Morgen
5. Nach der Hauptstadt des Ir�n
6. In der Heimat Seiner Vorfahren
7. Erste Gef�ngnishaft
8. Die Konferenz von Badasht
9. Von Badasht nach Shaykh Tabars�
10. Der Sturz von H�j� Mirza Aq�s�
11. Zweite Gef�ngnishaft
12. Ein bedeutsames Jahr
13. Ein Jahr in Karbil�
14. Der Sturz des Am�r Kab�r

15. Der wahnsinnige Mordanschlag auf N�siri'd-D�n Sh�h

16. Die Geburt der Baha'i-Offenbarung
17. Die B�b�-M�rtyrer des Jahres 1852
18. Ein J�ngling aus Sh�r�z
19. Freilassung und Beginn der Verbannung
20. Baghdad - das erste Jahr
21. Sulaym�n�yyih
22. Baghdad - Freund und Feind
23. Baghdad - die letzten Jahre
24. Aus der Erhabensten Feder geflossen
25. Der Zug des K�nigs der Herrlichkeit
26. In der Stadt Konstantins
27. Adrianopel - der entlegene Kerker
28. Adrianopel - die letzten Jahre
29. Verbannung nach Akka
30. Ankunft in Akka
31. Der Herr der Heerscharen
32. In der Festung
33. Die Geschichte von Bad�'
34. Das Gro�e Opfer
35. Die Tore tun sich auf
36. Das Blatt wendet sich
37. Die Heirat des Gr��ten Zweiges
38. Die letzten Jahre in den Mauern der Stadt
39. Jahre in Bahj�
40. Die Umtriebe der Azal� in Konstantinopel
41. Bl�tter einer Autobiographie
42. Das Hinscheiden Bahá'u'lláhs
Anh�nge:

I. Die verh�ngnisvolle Regierungszeit von N�siri'd-D�n Sh�h

II. Bittschriften an Konsuln zum Zeitpunkt der Verbannung Bahá'u'lláhs nach Akka

III.Nachspiel der Belagerung von Plevna
IV. General Gordon in Haifa und Akka
V. Biographische Anmerkungen
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#9
Vorwort

Als allererstes mu� ich in diesem Vorwort dem Universalen Haus der Gerechtigkeit, der h�chsten K�rperschaft der Baha'i-Weltgemeinde, meinen tiefen, immerw�hrenden Dank aussprechen f�r die wohlwollende Ermutigung, die es mir zu jedem Zeitpunkt hat angedeihen lassen und ohne die dieses Buch niemals h�tte geschrieben werden k�nnen. Ich bin ebenfalls �beraus dankbar, da� meine �bersetzungen aus den Baha'i-Schriften gutgehei�en und genehmigt wurden.

Als n�chstes m�chte ich den im Heiligen Land lebenden H�nden der Sache Gottes meinen ehrlichen, aufrichtigen Dank �bermitteln. Sie haben einen gro�en Teil ihrer Zeit geopfert, um das Buch zu lesen und es f�r die Ver�ffentlichung durchzusehen.

Au�er einer Vielzahl von Dokumenten und anderen Darstellungen sind meine Hauptquellen der nicht ver�ffentlichte Teil des unsterblichen Geschichtswerks von Mull� Muhammad-i-Zarand� Nab�l-i-A`zam, die Lebenserinnerungen von Aq� Husayn-i-Ashch� und der Bericht von Aq� Muhammad-Rid�y-i-Qann�d-i-Sh�r�z�.

Aq� Husayn war der Sohn des Aq� Muhammad-Jav�d-i-K�sh�n�, eines B�b� der ersten Stunde. Da er als kleiner Junge seine Eltern verlor, nahm man ihn mit nach Baghdad, wo er im Haushalt Bahá'u'lláhs heranwuchs und schlie�lich Bahá'u'lláhs Koch wurde. So kam es, da� er unter dem Namen Ashch� (Suppenkoch) bekannt wurde.

Im Dezember 1924, als Aq� Husayn-i-Ashch� im vorger�ckten Alter auf dem Sterbebett lag, beauftragte Shoghi Effendi, der H�ter der Baha'i-Religion, Aq� `Abdu'r-Ras�l-i-Mans�r-i-K�sh�n� damit, an dessen Krankenlager alle Ereignisse aus sieben Jahrzehnten aufzuzeichnen, an die sich der Sterbende erinnern konnte. Es ist eine faszinierende Geschichte, die Ashch� zu erz�hlen hatte; und was besonders ins Auge f�llt, ist die erstaunliche �bereinstimmung zwischen den Erinnerungen eines alten Mannes, der sehr bald sterben sollte, und dem Bericht von Aq� Rid�y-i-Qann�d.

Aq� Rid�, aus Sh�r�z geb�rtig und von Beruf Zuckerb�cker (Qann�d), war ein ergebener Anh�nger Bahá'u'lláhs und seit den Tagen in Baghdad bis zu Seinem Hinscheiden stets in Seiner N�he. Sp�ter diente er Abdu'l-Bahá mit gleicher Hingabe, bis er im Jahr 1912 verstarb, als Abdu'l-Bahá sich in Amerika aufhielt.

Wie Aq� Rid� erkl�rt, hat er seinen Bericht auf Veranlassung von Nab�l-i-A`zam verfa�t; in den fr�hen achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts begann er zu schreiben. Der genaue Zeitpunkt ist nicht bekannt, da in der Abschrift, die mir zug�nglich war, leider die letzten Seiten dieser h�chst anregenden Schilderung fehlen. Man darf hoffen, da� es irgendwo ein vollst�ndiges Exemplar gibt und da� es ans Tageslicht kommen wird; doch ist es auch denkbar, da� Aq� Rid� seinen unsch�tzbaren Bericht nicht zu Ende geschrieben hat.

Der gro�e Wert des Berichtes von Aq� Rid� und der Lebensbeschreibung von Aq� Husayn liegt in der Tatsache, da� es sich um Augenzeugenberichte handelt, nicht um Erinnerungen und Anekdoten, die ihnen von anderen erz�hlt wurden. Beide M�nner waren pers�nlich betroffen und an den Ereignissen, die sie beschrieben haben, beteiligt.

Der Bericht von Nab�l-i-A`zam bedarf kaum einer Einf�hrung. Durch den gro�artigen Band der Dawn-Breakers ist er bereits bekannt. In dem unver�ffentlichten Teil seiner Chronik erz�hlt Nab�l, ebenso wie Aq� Rid� und Aq� Husayn, gr��tenteils Erlebnisse und Begebenheiten, an denen er selbst beteiligt war, die er mit eigenen Augen gesehen hat.

Die Selbstbiographie des H�j� Mirza Hab�bu'll�h Afn�n, in welcher er die Monate beschreibt, die er in unmittelbarer N�he des Wohnsitzes von Bahá'u'lláh verbracht hat, ist von einzigartiger Wichtigkeit. Ich bin meinem Vetter Abu'l-Q�sim Afn�n zutiefst dankbar, da� er mir dieses unsch�tzbare Dokument aus der Feder seines Vaters ausgeliehen und mir auch anderes Material von gro�er historischer Bedeutung zug�nglich gemacht hat.

Man sollte sich immer klarmachen, da� die gesprochenen Worte Bahá'u'lláhs, wie sie in diesem Buch des �fteren wiedergegeben werden, nicht mit Seinen Schriften gleichgesetzt werden k�nnen. Niemand konnte zum gleichen Zeitpunkt, als die Worte gesprochen wurden, Notizen machen, was andererseits nat�rlich nicht ausschlie�t, da� manchmal der genaue Wortlaut wiedergegeben wurde. Die Berichterstattung Nab�ls geh�rt jedoch in eine andere Kategorie, da er Bahá'u'lláh f�r gew�hnlich vorgelesen hat, was er Ihn hatte sagen h�ren. Trotzdem besitzt keines dieser �berlieferten Worte Bahá'u'lláhs Schriftwert.

Die Zitate werden in ihrer Originalfassung wiedergegeben, auch wenn sie von der in diesem Buch �bernommenen Schreibweise und Transkription der persischen W�rter abweichen. Die �bersetzungen aus dem Arabischen und Persischen ins Englische stammen von mir, soweit sie nicht anderweitig belegt sind. Anstelle von Konstantinopel, Adrianopel und Smyrna habe ich gelegentlich die t�rkischen Namen Istanbul, Edirne (Adirnih) und Izmir verwendet, die heute die allgemein �blichen Bezeichnungen dieser St�dte sind.

Es ist klar, da� die vielen persischen Namen in diesem Buch dem westlichen Leser Schwierigkeiten bereiten; doch k�nnen die zahllosen Menschen, die auf die eine oder andere Weise zu Bahá'u'lláh in Beziehung traten, aus Seiner Biographie nicht weggelassen werden. Sie sind nur an den Namen zu erkennen, die sie benutzten, wie schwierig diese auch sein m�gen. Wenn der Leser f�r die Bildung der persischen Namen Hilfestellung braucht, sei er auf mein fr�heres Buch Der B�b verwiesen, wo sich eine Vorbemerkung mit diesem Thema befa�t.

Wie schon in der Vergangenheit, ist auch diesmal meine Dankesschuld an Marion Hofman unerme�lich. Ohne ihre umfassende herausgeberische Arbeit w�re der Inhalt dieses Buches ungegliedert und ungeordnet geblieben.

Ich bin Moojan Momen sehr zu Dank verpflichtet; seine Hilfe und Unterst�tzung waren von unsch�tzbarem Wert. �berall in diesem Buch und im Anhang finden sich seine biographischen Hinweise und historischen Beschreibungen der St�dte und Orte, in denen sich Bahá'u'lláh aufgehalten hat, sowie weitere, aufgrund sorgf�ltiger und solider Nachforschungen von ihm beigesteuerte Unterlagen.

Herrn Horst Kolo danke ich f�r die ausgezeichnete Reproduktion des Titelbildes und f�r eine Reihe weiterer Fotografien. Den Beitrag der audiovisuellen Abteilung des Baha'i-Weltzentrums in Haifa/ Israel, die den Hauptanteil der Illustrationen zur Verf�gung gestellt hat, wei� ich sehr zu w�rdigen. Ferner m�chte ich mich f�r einige Fotografien bedanken, die ich vom Nationalen Geistigen Rat der Bahá'í im Ir�n sowie von anderer Seite erhalten habe. Ich werde auf sie entsprechend verweisen. Einige alte Stiche und Fotografien aus B�chern sind reproduziert worden und werden belegt (s. Literaturverzeichnis im Anhang).

F�r die Erlaubnis, aus unver�ffentlichten Werken zu zitieren, bin ich dem Universalen Haus der Gerechtigkeit, Baha'i-Weltzentrum, Haifa, den Baha'i-Verlagen der Vereinigten Staaten und des Vereinigten K�nigreiches, ferner Dorothy Anderson, Hutchinson & Co., Jonathan Cape Ltd., Macmillan (London und Basingstoke) und der Oxford University Press sehr zu Dank verpflichtet. Die Zitate aus den Akten des Public Record Office� werden mit Erlaubnis des Leiters von Her Majesty's Stationery Office, London, verwendet. Der Text der King James-Bibel unterliegt dem Urheberrecht durch die britische Krone, und die in diesem Buch verwendeten Zitate werden mit deren freundlicher Genehmigung abgedruckt. Eine Anzahl von Werken, die nicht mehr urheberrechtlich gesch�tzt sind, wurden ebenfalls zitiert. Die vollst�ndigen Quellenangaben gebe ich im Literaturverzeichnis und in den Anmerkungen.

Neben den bereits erw�hnten Personen m�chte ich noch Herrn Stratford Caldecott f�r sein �beraus genaues Manuskript danken, ebenso Herrn Rustom Sabit, der die Korrekturfahnen mit gro�er Sorgfalt gelesen hat. Zu guter Letzt m�chte ich dem Beitrag meiner Frau meine Anerkennung aussprechen. Sie hat beim Schreiben und bei der endg�ltigen Fassung dieses Buches mitgewirkt. Ihre Hilfe hat mir unaufh�rlich den Pfad geebnet.

London, im Juni 1979, H. M. Balyuzi
� Das staatliche Archiv in London
#15
Einleitung

Das alte Land Ir�n, von dem aus vor etwa dreitausend Jahren die Stimme Zarathustras erscholl, um die Menschen zu rechtem Denken, rechtem Sprechen und rechtem Handeln aufzurufen, ist die Wiege der B�b�-Baha'i-Religion. Es ist ein gewaltiges Land, 1,6 Millionen Quadratkilometer gro�, mit Marktflecken und St�dten, die 1500 Meter �ber dem Meeresspiegel liegen. Im Ir�nischen Hochland erheben sich die Berge bis zu einer H�he von 5604 Meter; dies ist die H�he des im Norden liegenden Demavend. Seine schneebedeckte Spitze ist von der Hauptstadt Tihr�n aus zu sehen. Jenseits des Elburs-Gebirges, zu dem der Demavend geh�rt, liegen die kaspischen Provinzen G�l�n und M�zindar�n unter einer �ppigen Vegetationsdecke und dichten W�ldern. Das Zagros-Gebirge im Westen f�llt zur Tiefebene des `Ir�q ab, dem historischen Zweistromland von Euphrat und Tigris. Es hat eine Zeit gegeben, da war der `Ir�q Teil des Ir�nischen Reiches. Die �r�nischen Herrscher besa�en eine Winterhauptstadt an den Ufern des Tigris, die ber�hmte Stadt Ktesiphon, wo noch heute der weltber�hmte Bogen des Khusraw steht. In der Mitte und im Osten des Ir�nischen Hochlandes erstrecken sich ausgedehnte W�stenfl�chen, Dasht-i-Kav�r und Dasht-i-L�t, und an den R�ndern dieser unwirtlichen W�sten liegen viele Oasenst�dte wie Yazd und Kirm�n, die im Laufe der Jahrhunderte dem gewaltigen Ansturm durch Mensch und Natur mutig standgehalten haben. Im Nordosten, nahe der Grenze zur Sowjetunion, liegt die heilige Stadt Mashhad, die das Grabmal des achten Im�m, `Al� Ibn M�s� ar-Rid�, beherbergt. Die Moschee Gawhar-Sh�d mit ihrem Schrein von Im�m Rid� ist ein Juwel der Architektur und Formgebung, eines der sch�nsten Bauwerke der Welt. Ein Engl�nder, der als Perser verkleidet ihren heiligen Bezirk zu betreten wagte, sah und beschrieb sie so:

#16

Ich ging eilig den dunklen Basar hinunter, fand die Kuppel, bei der ich mich nach links wandte, und wurde beim Eintritt in den Hof von einer Fanfare von Farben und Licht begr��t, so da� ich einen Augenblick lang halb geblendet innehielt. Mir war, als ob jemand eine zweite Sonne angez�ndet h�tte.

Das ganze Geviert war ein Garten von T�rkis, Rosa, Dunkelrot und Dunkelblau, mit einem Schimmer Purpur, Gr�n und Gelb, ein Garten, der zwischen lederfarbenen Ziegelwegen angelegt ist. Wei�e Arabesken ungeheurer Gr��e drehen sich oberhalb der S�uleng�nge im Kreise. Hinter diesen S�uleng�ngen versteckt liegen weitere G�rten, dunkler in der Schattierung und von der Buntheit des Perlmuttfalters. Die gro�en Minarette, die neben dem Heiligtum von ihrem mit kufischen Inschriften von der H�he eines Knaben umkr�nzten Sockel emporstreben, sind mit einem Gitterwerk juwelenbesetzter Rauten verziert. Zwischen den Minaretten erscheint die gew�lbte meergr�ne Kuppel mit einer Verzierung von gelben Ranken. Auf der gegen�berliegenden Seite blinkt die Spitze eines goldenen Minaretts. Doch bei all dieser Buntheit entz�ndet sich das Prinzip der Harmonie, der Lebensfunke dieser ganzen unwirklichen Erscheinung, an zwei gro�en Schriftb�ndern. Das eine ist ein Fries mit wei�er Thulth-Schrift�, die �ber enzianblauen Grund gepudert scheint und der Silhouette des ganzen Bauwerks folgt. Das andere, eine in der gleichen Schrift gehaltene Umrandung in zartem Wei� und Gelb auf saphirblauem Grund, ist ihrem Innenrand entlang mit t�rkisfarbenem Kuf�h verflochten und schlie�t in Form eines dreiseitigen Rechtecks den Bogen der Hauptkolonnade zwischen den Minaretten ab. Dieses Schriftband soll �brigens von "Baisanghor, dem Sohn von Shah Rukh, der der Sohn des Timur Gurkani (Tamerlan) war, in der Hoffnung auf Gott im Jahre 821 (A.D. 1418)" entworfen worden sein. Baisanghor (B�ysunqur) war ein ber�hmter Kalligraph, und da er auch der Sohn von Gohar Shad war, pries er die Freigebigkeit seiner Mutter mit einer Inschrift, deren Pracht f�r immer die Freude erkl�rt, welche der Islam f�hlt, wenn er die Au�enfl�chen der Geb�ude mit Schriftz�gen �berzieht.�

� Ein kalligraphischer Stil. (H.M.B.) Byron: The Road to Oxiana, S.243f

#17

Geradewegs s�dlich der Hauptstadt liegt Qum, Ir�ns zweite heilige Stadt, wo wir ein weiteres ber�hmtes Grabmal finden, das Grab der Ma`s�mih, einer Schwester des achten Im�m. Hier in Qum befinden sich rings um den Schrein der Ma`s�mih die Gr�ber einiger Safawiden- und Kadscharenherrscher. Weiter s�dlich liegen zwei der ber�hmtesten St�dte Ir�ns: Isfah�n, die geliebte Stadt Abb�s des Gro�en - von der man sich sagt: "Isfah�n - Nisf-i-Jah�n" (Isfah�n - die H�lfte der Welt) -, mitten im Herzen von Ir�n, 414 Kilometer von Tihr�n entfernt. Noch weiter s�dlich in einer Entfernung von 895 Kilometer zur Hauptstadt liegt die Stadt Sh�r�z, wo 1844 der Neue Tag anbrach, die Stadt von Sa`d� und H�fiz, die von Kar�m Kh�n-i-Zand, jenem vorbildlichen, mildt�tigen Herrscher innig geliebt und reich ausgestattet wurde, die Stadt, zu deren Lobpreis Sa`d� schrieb und sang (nach der engl. �bersetzung von H.M.Balyuzi):

O gesegnet und gl�ckselig der Morgen,
Wann ich noch einmal stehen werde
Am All�h'u'Akbar-Pa� vor Sh�r�z.

O noch einmal dieses Paradies auf Erden erblicken,

Wo Sicherheit weilet, nicht Bedr�ngnis durch Armut und Not.

Im Laufe des neunzehnten Jahrhunderts haben es diese einst ber�hmten St�dte unter der Herrschaft der Kadscharen hinnehmen m�ssen, da� sie vernachl�ssigt und entweiht wurden. Agh� Muhammad Kh�n, der Begr�nder der Dynastie, legte Hand an die Bauwerke, die Kar�m Kh�n in Sh�r�z so herrlich errichtet hatte. Und in Isfah�n begann Sultan-Mas`�d Mirza, der Zillu's-Sultan, der �lteste Sohn von N�siri'd-D�n Sh�h, die baulichen Sch�nheiten zu verunstalten, mit denen `Abb�s der Gro�e seine Stadt so verschwenderisch ausgestattet hatte. In der N�he von Sh�r�z stehen die monumentalen Ruinen von Persepolis: der herrliche, von Darius und Xerxes erbaute Ap�d�n�-Palast, der von Alexander dem Mazedonier in Brand gesetzt wurde, und Naqsh-i-Rustam, wo die Ach�menidenk�nige begraben liegen.

#18

Zwischen Sh�r�z und dem K�stenland am Persischen Golf liegen Gebirge mit hohen Gipfeln und schwierigen P�ssen, ehe das Hochland dann auf Meeresh�he abf�llt. Im S�dwesten befinden sich neben den �lquellen auch die �berreste der historischen Stadt Susa (Sh�sh), die die Gegenwart gro�er K�nige und die Daniels, des Propheten der Israeliten, erlebt hat. �ber Kh�zist�n, der Provinz der �lquellen, liegen die Provinzen L�rist�n und Kurdist�n, die Schlupfwinkel von Luren und Kurden, Erben gro�artiger Traditionen und Nachfahren tapferer Krieger. Das Zagros-Gebirge mit dem Elwend als h�chster Erhebung trennt das Gebiet der Luren von dem der Kurden, umschlie�t die Felsen, in die die m�chtigen K�nige fr�herer Zeiten (wie der Ach�menide Darius) ihre Lebensgeschichte hauen lie�en, und birgt in seinem Scho� zwei weitere namhafte St�dte: Kirm�nsh�h und Hamad�n. Nahe dem heutigen Hamad�n lag einst Ekbatana, die Stadt der Meder. Im Nordwesten schlie�lich, nahe der t�rkischen und sowjetischen Grenze, liegt die in der Vergangenheit ber�hmte Stadt Tabr�z, die Hauptstadt Sh�h Ism�`�ls, des Begr�nders der Safawidendynastie, in der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts geweiht durch das heilige Blut, das auf ihre Erde vergossen wurde. Hier wurde im Jahr 1850 der B�b hingerichtet.

Einst bildeten die Gebiete n�rdlich des Flusses Aras einen Teil des Ir�nischen Reiches, bis sie unter Fath-Al� Sh�h dem Ir�n entrissen wurden. Unweit des Aras (des Araxes der Griechen) hat der B�b viele Monate in Gefangenschaft zugebracht. Und es war H�fiz aus Sh�r�z - jener Stadt, wo der ruhmreiche B�b zuerst das Tageslicht erblickte -, der schrieb (nach der engl. �bersetzung von H.M.Balyuzi):

Solltest du, o Zephir, �ber des Aras Ufer streichen,

So k�� dieses Tales Erde und mach dir den Atem frisch.

Dies ist der Ir�n der Gegenwart, den die Anh�nger Bahá'u'lláhs, wo immer sie leben, als "das heilige Land von Ir�n" kennen, als die Wiege ihres Glaubens. �ber seine Zukunft schreibt `Abdu'l-Bahá, der Sohn Bahá'u'lláhs und Mittelpunkt Seines B�ndnisses: �Die Regierung des Geburtslandes der Gesegneten Vollkommenheit wird zur geachtetsten Regierung dieser Welt werden ..., und Ir�n wird von allen L�ndern das bl�hendste sein.��

� Nach einer Textzusammenstellung, die der Nationale Geistige Rat der Bahá'í im Ir�n vor vielen Jahren erstellt hat.

#19

Doch zu Beginn des neunzehnten Jahrhunderts war der Ir�n auf dem besten Wege, zum dunkelsten Land der Erde zu werden. Die Kadscharen hatten ihr monstr�ses Joch soeben einer Nation auf den Nacken gelegt, die von unaufh�rlichen Schicksalsschl�gen bet�ubt war. Das persische Volk versank in Stumpfheit; denn es wurde regiert von unwissenden, habgierigen K�nigen und beherrscht von korrupten Beamten und geldgierigen Grundbesitzern, die sich an der Roheit ihrer Monarchen ein Beispiel nahmen. Die schlimmsten Seiten der menschlichen Natur, die abscheulichsten Eigenschaften des Menschen gewannen die Oberhand. Rohe Gewalt, Gier und Grausamkeit herrschten �berall. Der Ir�n verk�mmerte geistig und verdarb moralisch. Eigenwillige Geistliche, die nur auf den eigenen Vorteil bedacht waren, machten mit ihren gef�hllosen Rivalit�ten, ihrer hinterlistigen Rechtsprechung und ihren widerspr�chlichen Verlautbarungen ein leichtgl�ubiges Volk vollends kopflos. Der Ir�n war, geistig gesehen, dem Tode geweiht. Zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts setzte der Gouverneur einer �r�nischen K�stenstadt, in der viele ausl�ndische Staatsangeh�rige lebten und Handel trieben, ein Zivilgericht ein, aus dem Gesp�r heraus, da� ein solcher Gerichtshof dringend erforderlich war. An seine Spitze stellte er einen Gelehrten, der einen Turban trug und in Islamischer Rechtswissenschaft bewandert war. Sofort erhoben die Geistlichen jener Stadt ein Geschrei und prangerten dieses Zivilgericht �ffentlich als T�gh�t an, als Idol des vorIslamischen Arabiens. Daraufhin sagte ihnen der Gouverneur, sie sollten einen aus ihrer Mitte als Richter und Schiedsmann ausw�hlen, und alle anderen sollten sich verpflichten, seinen Urteilsspr�chen zu gehorchen und sie zu vollstrecken; sobald diese Bedingung erf�llt sei, werde er, der Gouverneur, das Zivilgericht unverz�glich schlie�en. Doch sie wollten und konnten den Schritt nicht tun, der einem unter ihnen Oberhoheit einger�umt h�tte. Das Zivilgericht blieb also bestehen und arbeitete mit Erfolg, sehr zum Leidwesen der Geistlichen. Nat�rlich gab es gegen�ber solchen Verfallserscheinungen auch herausragende Ausnahmen; doch diese Ausnahmen best�tigten nur die Regel.

Der Sendbote Gottes erschien und erscheint immer bei dem verderbtesten, dem zutiefst erniedrigten Volk im dunkelsten, unterdr�cktesten Land Seiner Zeit. Moses kam zu einem Volk, das unterjocht war, alle Selbstachtung verloren hatte und seinen eitlen Einbildungen zum Opfer gefallen war. Er forderte die Macht des Tyrannen heraus und sagte dem Eigensinn Seines Volkes den Kampf an, und in beidem war Er siegreich. Jesus stand aus der untersten Schicht des gleichen Volkes auf: Erneut hatten die Kinder Israel ihr Geburtsrecht verwirkt, waren in Knechtschaft gefallen und hatten die Warnungen und Ratschl�ge ihrer Propheten vergessen. Er litt schMirzaich unter ihnen und unter der Gewalt ihrer Unterdr�cker; doch am Ende geh�rte Ihm der Triumph. Muhammad, der Prophet Arabiens, erhob sich inmitten der ungeschlachten, z�gellosen G�tzendiener, die ihre eigenen T�chter lebendig begruben und gesetzlose R�uber waren. Aus einem Volk, das v�llig uneins war und von niemandem beachtet wurde, machte Er eine Nation mit einem einzigen Ziel; Er gab ihr Gesetze, verlieh ihr Weitblick und Einsicht und lehrte sie, den einen wahren Gott anzubeten. Und im neunzehnten Jahrhundert traten in dem alten Land Ir�n, unter einem Volk, das in die Tiefen der Schmach gest�rzt war, zwei Manifestationen Gottes auf: der eine von reiner Abstammung, ein Nachkomme des arabischen Propheten; der andere ein Spro� jenes �r�nischen K�nigshauses, welches das Reich vor der Periode des Islam regiert hatte. Sie beide hatten die Macht, das Leben zu erneuern und den Menschen die Gabe der Wiedergeburt zu verleihen. In der fast undurchdringlichen Finsternis, in dem Dunkel des Fanatismus, der Ignoranz und der Raubgier, die das Volk Ir�ns umfangen hatte, strahlte der Stern Ihrer Religion hell wie Millionen Sonnen und erleuchtete den Weg ungez�hlter M�nner und Frauen, die er zu heldenhaften Taten f�hrte. Ihr Ruf richtete sich nicht nur an die Bewohner Ir�ns, sondern an die gesamte Menschheit. Wie Jesus von Nazareth und Muhammad von Mekka hatten auch sie furchtbar zu leiden; doch am Ende hatten ihre Verfolger, genauso wie die Verfolger von Jesus und Muhammad, hundertf�ltige Strafe zu leiden. Die Geschichte kennt keinen einzigen Fall, in dem jemand seine Hand zu erheben wagte, um dem B�b, Bahá'u'lláh oder ihren Anh�ngern zu schaden oder sie zu verletzen, und in dem es diesem Menschen dann gelang, den Folgen seiner Tat zu entrinnen.

Die folgenden Seiten erz�hlen die Geschichte Bahá'u'lláhs, aber auch die Geschichte der Erniedrigung einer Nation unter dem Joch der Kadscharen.

#21
Vorrede

Die �berw�ltigende Gr��e, die bezwingende Majest�t, die zarte Sch�nheit des Lebens einer Manifestation Gottes lassen sich nicht mit Begebenheiten begreiflich machen, die man gew�hnlich mit einem heiligm��igen Leben verbindet. Die Unerme�lichkeit eines solchen Lebens zeigt sich in jenem geheimnisvollen Einflu�, den es auf unz�hlige Menschen aus�bt, einem Einflu�, der nicht auf gesellschaftlichem Rang, Prestige, Reichtum, weltlicher Macht oder irdischer Herrschaft, ja nicht einmal auf �berlegenem Wissen und der �berzeugungskraft einer geistigen Gro�tat beruht.

Die Manifestation Gottes ist der Archetyp, Sein Leben ist h�chstes Vorbild. Seine Schau, die nicht von Zeit und Raum eingegrenzt ist, umfa�t die Zukunft ebenso wie die Vergangenheit. Er ist das einzige, das notwendige Bindeglied zwischen einem Zyklus gesellschaftlicher Evolution und dem n�chsten. Ohne Ihn ist die Geschichte sinnlos, eine Zuordnung der Vorg�nge unm�glich. Auch setzt die Manifestation Gottes tiefliegende, gewaltige geistige Energien frei und weckt die Kr�fte, die im Menschen schlummern. Durch Ihn, nur durch Ihn, kann der Mensch "wiedergeboren" werden. Durch Ihn, nur durch Ihn, kann der Mensch Gott erkennen.

Mirza Husayn `Al� N�r�, den die Geschichte als Bahá'u'lláh - die Herrlichkeit Gottes - kennt, wurde am 2. Muharram A.H. 1233 (12. November 1817) in Tihr�n, der Hauptstadt Persiens, geboren.

+1 #23
Kapitel 1
Die Abstammung Bahá'u'lláhs

Bahá'u'lláh entstammt der Linie der vorIslamischen Herrscher des Ir�n. Er kam aus jenem Landesteil, der an das Kaspische Meer angrenzt, gesch�tzt durch die hohen Berge des Elburs-Gebirges. Die Bewohner dieses Gebietes hatten nach dem Sieg des arabischen Heeres noch jahrzehntelang den Eindringlingen Widerstand geleistet und sich geweigert, die neue Ordnung und den neuen Glauben anzunehmen. Als sie sich dann schlie�lich in das Unvermeidliche f�gten, unterwarfen sie sich nicht dem System, das von der Mehrheit der Muslime angenommen und vom Kalifat in Baghdad vertreten wurde, sondern beugten sich dem Schiismus der Zayd�-Richtung. In den folgenden Jahrhunderten gab es eine Anzahl von Dynastien und Zwergk�nigreichen, die in den Schlupfwinkeln der Berge und in den undurchdringlichen W�ldern am Kaspischen Meer das Zepter der Macht aufrecht hielten und ihre Selbst�ndigkeit wahrten. Und als Sh�h Ism�`�l ganz Ir�n unter der Gefolgschaft der apostolischen Im�me aus dem Hause des Propheten vereint hatte, geschah etwas Seltsames: Aq� Rustam-i-R�zafz�n, der letzte aus der Reihe jener stolzen Herrscher, weigerte sich, Ism�`�ls Herrschaft anzuerkennen, und zog es vor, sein Vertrauen auf Muhammad Kh�ni-Shayb�n� (auch als Shaybak Kh�n bekannt) zu setzen, den sunnitischen Usbekenherrscher Transoxaniens, um an dessen Seite den Empork�mmling aus dem Hause der Safawiden zu st�rzen. Doch das Schicksal bestimmte es anders: Die Niederlage traf Shaybak Kh�n, der sein Leben verlor. Es wird erz�hlt, Aq� Rustam sei vor Entsetzen gestorben, als ein ergebener Anh�nger Sh�h Ism�`�ls ihm die abgeschlagene Hand des Usbekenherrschers in den Scho� warf.

#24 Bildlegende: Mirza Buzurg, der Vater Bahá'u'lláhs

#25

Die Ahnenreihe Bahá'u'lláhs l��t sich bis auf Yazdigird III. zur�ckverfolgen, den letzten Sassanidenherrscher, der den Thron Ir�ns innehatte. Ust�d Jav�nmard, der Rektor der zoroastrischen Schule in Yazd, legte Bahá'u'lláh sieben Fragen vor, von denen die letzte Seine Abstammung betraf. Als Antwort erhielt er das Sendschreiben Sh�r-Mard (L�we von einem Menschen).� Bahá'u'lláh beantwortete die Fragen der Reihe nach, und bei der siebenten verwies Er den Fragesteller auf den Stammbaum, den Mirza Abu'l-Fadl-i-Gulp�yg�n� erkundet und zusammengestellt hatte. Viele Jahre sp�ter, im Jahr 1320 A.H. (10. April 1902 - 30. M�rz 1903), besuchte Aq� Khusraw Bim�n, der ebenfalls zoroastrischer Abstammung war, das Heilige Land. Er bat einige ortsans�ssige Baha'i, ihm Auskunft �ber Bahá'u'lláhs Abstammung zu geben. Sie legten seine Bitte `Abdu'l-Bahá vor, der sie ebenfalls auf Mirza Abu'l-Fadl-i-Gulp�yg�n� verwies, welcher damals gerade die Vereinigten Staaten besuchte. Die Antwort von Mirza Abu'l-Fadl auf Aq� Khusraw Bim�ns Brief wurde zu einem sp�teren Zeitpunkt in Bombay als Druckschrift ver�ffentlicht.

� es hei�t so, weil Bahá'u'lláh den Empf�nger mit diesem Namen anredete. Dieses Sendschreiben ist ebenfalls als Lawh-i-Haft-Pursish bekannt.

� In einer in Bombay erschienenen Druckschrift nennt er ihre Namen: Zaynu'l-Muqarrab�n, Aq� Muhammad-Rid�y-i-Qannad und Mirza Mahm�d-i-K�sh�n�.

Mirza Abu'l-Fadl, den der H�ter der Baha'i-Religion als einen der neunzehn "Apostel Bahá'u'lláhs" bezeichnete, war ein Mann von hervorragender Gelehrsamkeit. Seine Bildung hatte eine Stufe, die bis heute unter den Anh�ngern Bahá'u'lláhs im Osten wie im Westen unerreicht ist. In seinem Antwortschreiben an Aq� Khusraw Bim�n schildert er, wie sein Interesse an der Abstammung Bahá'u'lláhs geweckt wurde und wie seine Nachforschungen ihn zu Yazdigird III. gef�hrt h�tten, dem letzten Sassanidenherrscher des Ir�n. Er erkl�rt jedoch weiter, seine Arbeit, die Bahá'u'lláh in dem Sendschreiben an den Rektor in Yazd angef�hrt hatte, sei verlorengegangen, als er zusammen mit anderen Bahá'í in den ersten Monaten des Jahres 1883 auf Befehl von K�mr�n Mirza N�yibus's-Saltanih, dem Sohn N�siri'd-D�n Sh�hs, in Tihr�n festgenommen worden sei.

Mirza Abu'l-Fadl schreibt, er sei im Verlauf seiner Nachforschungen besonders von der Tatsache beeindruckt worden, da� ein so scharfer und �belwollender Kritiker der Baha'i-Religion (und ein so feindlich gesinnter Beobachter) wie Rid�-Qul� Kh�n-i-Hid�-yat� - sein Ehrentitel war Am�ru'sh-Shu`ara', der Emir der Dichter - im Nizh�d-N�mih (Buch der Vorfahren) zugegeben hatte, da� die N�r� aus M�zindar�n von dem ber�hmten Sassanidenherrscher Khusraw�I. abstammten, der als `Adil (der Gerechte) bekannt ist. Und die endg�ltige Best�tigung kam von H�j� Mirza Rid�-Qul�, einem Halbbruder Bahá'u'lláhs, der auf Mirza Abu'l-Fadls Frage mit Entschiedenheit erkl�rte, die N�r� bes��en eine Ahnentafel, mit der sich ihr Geschlecht bis auf Yazdigird den Sassaniden zur�ckverfolgen lasse.

� Dichter und Historiker des neunzehnten Jahrhunderts, Verfasser des Erg�nzungsbandes zu Rawdatu's-Saf� von Mirkhund. Siehe E.G.Browne: A Literary History of Persia, Bd.IV; ebenso H.M.Balyuzi: The Báb, S. 141f.

#26

Bahá'u'lláhs Vater war Mirza Abb�s-i-N�r�, Sohn des Mirza Ri-d�-Qul� Big�, aus dem Dorf T�kur im Bezirk N�r der Provinz M�zindar�n. Mirza `Abb�s wurde als Mirza Buzurg-i-Vaz�r (Mirza Buzurg, der Wesir) bekannt, und das kam so: Eines Tages zeigte man Fath-Al� Sh�h (regierte 1797-1834) ein Meisterwerk der Schreibkunst von M�r `Im�d, dem ber�hmten Kalligraphen. Dieses Schriftst�ck war ein Wunder an Sch�nheit, und Fath-`Al� Sh�h stellte die Frage, ob es unter den Lebenden jemanden g�be, der etwas Vergleichbares hervorbringen k�nne. Hasan-Al� Mirza Shuj�'u`s-Saltanih - der sechste Sohn des Sh�hs - nannte den Namen des Mirza Abb�s-i-N�r�. Man lie� ihn kommen, legte ihm die Arbeit von M�r `Im�d vor und forderte ihn auf, etwas Ebenb�rtiges hervorzubringen. Mirza `Abb�s nahm M�r `Im�ds Meisterwerk zur Hand und schrieb es ab, und nach dieser Vor�bung schrieb er seine eigenen Zeilen, lie� sie in geeigneter Weise illuminieren und �berreichte sie Fath-Al� Sh�h. Die Bewunderung des Sh�h kannte keine Grenzen. Durch k�niglichen Erla� erhielt Mirza `Abb�s den Namen Mirza Buzurg und wurde mit einem Ehrenmantel bekleidet, einem Gewand, das der Herrscher selbst getragen hatte. Zur gleichen Zeit befreite der Sh�h die Leute des Dorfes T�kur von der Steuerzahlung. Einige Jahre sp�ter wurde Mirza Buzurg zum Wesir von Im�m-Vird� Mirza ernannt, dem zw�lften Sohn von Fath-Al� Sh�h und Ilkh�n� (Oberhaupt der Clans) des Stammes der Kadscharen, dem die k�nigliche Familie selbst angeh�rte.

� Mirza Rid�-Qul� Bigs Vater hie� ebenfalls Mirza Abb�s, Sohn des H�j� Muhammad-Rid� Big, Sohn des Aq� Muhammad-Al�, Sohn des Aq� Fakhr, Sohn des Sh�hr�y�r-Hasan.

Mirza Buzurg gelangte im Dienst des Staates zu Ansehen und Wohlstand, bis er unter Muhammad Sh�h (regierte 1834-48) die Ungunst von H�j� Mirza Aq�s�, dem ber�chtigten Gro�wesir dieses Herrschers, auf sich zog und seine Position sowie gro�e Teile seines betr�chtlichen Verm�gens verlor.

+2 #27
Kapitel 2
Die Familie Bahá'u'lláhs

Mirza Buzurg Vaz�r-i-N�r�, der Vater Bahá'u'lláhs, hatte sieben Frauen, von denen drei Nebenfrauen waren. Noch bevor Mirza Buzurg den Bezirk N�r in M�zindar�n verlie�, um in Tihr�n sein Gl�ck zu machen, verheiratete ihn sein Vater Rid�-Qul� Big in erster Ehe mit einer Verwandten namens Kh�n-Nanih. Aus dieser Verbindung entstammten zwei S�hne: Mirza Aq� (der �ltere) und Mirza Muhammad-Hasan. Bahá'u'lláh erw�hnt in dem persischen Lawh-i-Ra'�s - einem an den Gro�wesir des Osmanischen Reiches, Al� P�sh�, gerichteten Sendschreiben - eine Begebenheit aus Seiner Kindheit, als Er w�hrend der Hochzeitsfestlichkeiten f�r Seinen Bruder Mirza Aq�, der nicht lange zu leben hatte, sehr aufmerksam einem Puppentheater zuschaute. Sp�ter gab Mirza Buzurg die Witwe seinem zweiten Sohn Mirza Muhammad-Hasan zur Frau. Diese Frau war eine Kusine des Mirza Aq� Kh�n-i-N�r�, des zweiten Gro�wesirs von N�siri'd-D�n Sh�h.

Mirza Buzurgs zweite Frau war Khad�jih Kh�num, die zuvor schon einmal verheiratet und dann verwitwet war. Aus ihrer ersten Ehe brachte sie einen Sohn und zwei T�chter mit: Mirza Muhammad-Al�, Sak�nih Kh�num und Sughr� Kh�num. Mirza Buzurg nahm Khad�jih Kh�num zur Frau und verm�hlte deren Tochter Sak�nih Kh�num mit seinem j�ngeren Bruder Mirza Muhammad. Khad�jih Kh�num wurde die Mutter Bahá'u'lláhs (Mirza Husayn-Al�). Das erste Kind aus dieser Ehe war eine Tochter, S�rih Kh�num. Sie ist im allgemeinen als `Ukht` (arab. Schwester) bekannt, da Bahá'u'lláh sich mit diesem Namen auf sie bezieht. Das zweite Kind war ein Sohn, Mirza Mihd�, der noch zu Lebzeiten des Vaters verstarb. Mirza Husayn Al� (Bahá'u'lláh) war das dritte Kind. Danach kam noch ein Sohn, Mirza M�s�, der sp�ter den Namen Aq�y-i-Kal�m trug. Das f�nfte Kind war wieder eine Tochter, Nis�' Kh�num, die schlie�lich mit Mirza Maj�d-i-Ah�, einem Sekret�r der russischen Gesandtschaft, verm�hlt wurde.

#28

(Bildlegende: 2 kleine Ovalfotos: 2 S�hne Mirza Buzurg-i-N�r�s - links Mirza M�s�, Aq�y-i-Kal�m, Bahá'u'lláhs leiblicher Bruder; rechts Mirza Rid�-Qul�.)

Die dritte Frau Mirza Buzurgs hie� Kulth�m Kh�num-i-N�r�. Mit ihr hatte er f�nf Kinder. Das �lteste war eine Tochter, Sh�h-Sultan Kh�num (auch Izz�yih Kh�num genannt), die zur entschiedenen Parteig�ngerin Mirza Yahy�s (Subh-i-Azals) wurde. Danach kamen drei S�hne: Mirza Taq�, ein Dichter mit dem K�nstlernamen Par�sh�n, der Shaykh� wurde und Bahá'u'lláh gegen�ber sehr feindselig gesinnt war; ferner Mirza Rid�-Qul�, der durch eine Pilgerfahrt nach Mekka den Titel "H�j�" erwarb und sich im �brigen von Bahá'u'lláh fernhielt, ja sogar die Tatsache seiner Verwandtschaft mit Ihm zu verhehlen suchte� , wohingegen seine Frau Maryam Ihm sehr ergeben war; als dritter Sohn schlie�lich Mirza Ibr�h�m, der noch zu Lebzeiten seines Vaters verstarb. Das f�nfte Kind aus dieser Ehe von Mirza Buzurg war wieder eine Tochter, F�timih-Sultan Kh�num, die es ebenfalls vorzog, mit Mirza Yahy� in die Irre zu gehen.

� siehe Anhang S.510 - engl.p.443

Die n�chsten drei Frauen von Mirza Buzurg waren Nebenfrauen. Da war zuerst K�chik Kh�num aus Kirm�nsh�h, die Mutter von Mirza Yahy�. An zweiter Stelle folgte Nab�t Kh�num, eine Frau aus Georgien; mit ihr hatte Mirza Buzurg auch eine Tochter, Husn�yyih Kh�num, von der aber wenig bekannt ist. Die letzte Nebenfrau, Turkam�n�yyih, war die Mutter Mirza Muhammad-Qul�s, der Bahá'u'lláh sehr ergeben war.

#29

(Bildlegende: 2 kleine Ovalfotos: 2 S�hne Mirza Buzurg-i-N�r�s: links Mirza Muhammad-Qul�, Bahá'u'lláhs Halbbruder der mit Ihm die Verbannung teilte - rechts Mirza Yahy�, Subh-i-Azal)

Und dann kam es zu Mirza Buzurgs Verm�hlung mit einer Tochter von Fath-`Al� Sh�h. Diese Dame, mit dem Ehrennamen D�y�'u's-Saltanih� und wie ihr Ehemann eine bekannte Kalligraphin, war herrisch, hochm�tig und habgierig. Ihre Heirat sollte dem Vaz�r-i-N�r� nur Ungl�ck bringen und sich schlie�lich als sein Verderben erweisen.

� Nach I'tim�du's-Saltanihs Muntazim-i-N�sir� (Tihr�n 1300 A.H., S.161) war ihr eigentlicher Name Sh�h Bigum.

H�j� Mirza Aq�s�, der Premierminister, war eitel und rachs�chtig und, wie im vorangegangenen Kapitel erw�hnt, der Gegenspieler Mirza Buzurgs. Einer der Gr�nde f�r diese Feindschaft waren Mirza Buzurgs enge Freundesbande zu dem ber�hmten Q�'im-Maq�m Mirza Abu'l-Q�sim von Far�h�n. Diese beiden hatten eine sehr hohe Meinung voneinander, wie die Briefe bezeugen, die in das "Kompendium der Briefe" des gro�en Ministers aufgenommen worden sind.�

� Dieses Kompendium wurde in sp�teren Jahren auf Betreiben H�j� Farh�d Mirza Mu`tamidu'd-Dawlihs, eines Bruders von Muhammad Sh�h, zusammengestellt und herausgegeben. Es ist wiederholt unter dem Titel Munsh�'�t-i-Q�'im-Maq�m gedruckt worden, als Richtschnur und Beispiel f�r hervorragenden Stil und sprachlichen Ausdruck.

#30

Im Juni 1835 lie� Muhammad Sh�h den Q�'im-Maq�m auf hinterh�ltige Weise hinrichten. Allein die Art, wie er gest�rzt und hingerichtet wurde und wie dann sogleich H�j� Mirza Aq�s�s Aufstieg zu hohen Regierungsstellen folgte, lie� f�r Mirza Buzurg keinen Zweifel, da� das traurige Schicksal seines teuren Freundes der niederen Verschlagenheit des Ungeheuers zuzuschreiben war, das jetzt fest im Sattel sa�; er konnte seine Gef�hle von Entsetzen und Abscheu nicht verbergen. Einer seiner Briefe, worin er H�j� Mirza Aq�s� verurteilte, fiel dem Gro�wesir in die H�nde, der alsbald gewaltsam Vergeltung �bte. Sobald sich ihm eine g�nstige Gelegenheit bot, holte er gegen Mirza Buzurg aus. Zuerst lie� er ihn seines Amtes als Gouverneur von Bur�jird und Lurist�n entheben. Mit diesem Posten - zu dem die Kontrolle �ber einen betr�chtlichen Teil des Bakht�y�r�-Gebietes, einer unruhigen und aufr�hrerischen Gegend, geh�rte - war Mirza Buzurg von seinem gro�en Freund Mirza Abu'l-Q�sim, dem Q�'im-Ma-q�m, kurz nach der Thronbesteigung Muhammad Sh�hs betraut worden. Wir besitzen ein Dokument in der pers�nlichen Handschrift von Muhammad Sh�h, welches die Dienste Mirza Buzurgs in dieser Stellung lobend hervorhebt.�

� Offenbar war Mirza Buzurg eine Zeitlang auch Wesir dieser Provinz und somit f�r die Eintreibung der Steuern von Amts wegen verantwortlich. Mirza Buzurg hatte mit der Einrichtung und Erhebung von Steuern bei den aufs�ssigen, fernab lebenden Luren anscheinend gro�en Erfolg, wie ihn die meisten seiner Amtsvorg�nger und Nachfolger nicht f�r sich verbuchen konnten. Sir Henry Rawlinson bemerkt in seinen "Notes on a March from Zohab to Khuzistan": "Die Taxierung des k�tir [der Steuersatz, in der Regel etwa 100 t�m�n] richtet sich ... nach dem Zustand der jeweiligen Provinz; aber unter dem verstorbenen Wesir Mirza Buzurg, der die Staatseink�nfte etwa zehn Jahre lang mit au�ergew�hnlichem Erfolg verwaltet hat, wurde sie auf den Satz von 200 alten t�m�n oder 333-1/3 der gegenw�rtigen W�hrung angehoben; die 120 k�tir [die Steuerabgabe der P�sh-K�h-St�mme] entsprachen daher 40�000 t�m�n, und der Betrag, der j�hrlich allein von den P�sh-K�h aufgebracht wurde, �berschritt eher diese Summe, als sie zu unterbieten. [Rawlinson gibt dann die Einteilung der St�mme und das von Mirza Buzurg verwendete Steuersystem an.] ... Das Steuersystem der P�sh-K�h ist sehr einfach: Wenn die 120 k�tir unter den St�mmen ordnungsgem�� verteilt sind ..., setzt jede Unterabteilung den Teilbetrag fest, der von den verschiedenen Lagern, aus denen sie sich zusammensetzt, gezahlt werden soll ... Aber in einem Land, das so wild ist wie dieses, wo viele St�mme in offenem Aufstand leben ..., w�rde der Gouverneur mit Sicherheit seinem Vertrag mit der Krone nicht nachkommen, h�tte er nicht indirekte Handhaben, eine Sondersteuer zu erheben, um die vielen Unterschlagungen wettzumachen. Deshalb f�hrte Mirza Buzurg ein umfassendes System von Geb�hren und Geldstrafen ein, und auch da, wo Raub�berf�lle und Mord fast an der Tagesordnung waren, fehlte es ihm nicht an Mitteln, die Forderungen einzutreiben. Er soll auf diese Art j�hrlich etwa 20�000 t�m�n eingetrieben haben, und dies ohne Grausamkeit oder Ungerechtigkeit." (Ferrier: Caravan Journeys, S.503ff.)

#31

Als n�chstes sperrte H�j� Mirza Aq�s� die j�hrlichen Sonderbez�ge von Mirza Buzurg. Auch tat er alles, was in seiner Macht stand, um die Beziehung zwischen Mirza Buzurg und seiner letzten Frau D�y�'u's-Saltanih, der Tochter von Fath-`Al� Sh�h, zu beeintr�chtigen. Durch ihren Neffen Firayd�n Mirza Farm�n-Farm�, der sein G�nstling f�r die Stelle des Gouverneurs der Provinz F�rs war, �berredete er D�y�'u's-Saltanih, die Scheidung von ihrem Gatten zu beantragen und durchzusetzen. Mirza Buzurg befand sich bereits in h�chster finanzieller Not, denn er hatte eine sehr gro�e Familie, und das j�hrliche Sonderhonorar, das ihm rechtm��ig zustand, war wegen der B�swilligkeit von H�j� Mirza Aq�s� nicht mehr zu bekommen. Er hatte einen Teil seines Besitzes verkaufen, anderes beleihen m�ssen, darunter auch den Geb�udekomplex in Tihr�n, den er und seine Familie bewohnten. Eine Zeitlang waren diese H�user nicht in seinem Besitz, bis er sie durch seinen Sohn Mirza Husayn-Al� (Bahá'u'lláh) zur�ckkaufen lie�. Ein weiteres Mi�geschick war, da� Mirza Buzurg den gr��eren Teil seiner Residenz, die er in T�kur erbaut und kostbar eingerichtet hatte, bei sintflutartigen Regenf�llen verlor, die auf die Stadt niedergingen.

D�y�'u's-Saltanih erzwang sich mit Hilfe des Gro�wesirs und ihres einflu�reichen Neffen Firayd�n Mirza die Scheidung. Aber der Ehevertrag hatte einen solchen Umfang, da� der Vaz�r-i-N�r�, ohnehin in finanzielle Schwierigkeiten verstrickt, ihn nicht sofort einl�sen konnte. D�y�'u's-Saltanih lie� daraufhin Mirza Buzurg in seinem eigenen Haus einsperren und dingte M�nner, welche ihn t�glich schlugen und qu�lten, um so das Geld von ihm zu erzwingen. Schlie�lich sah sich Mirza Buzurg erneut gen�tigt, seine H�user in Tihr�n zu verkaufen und sich von den wertvollen Teppichen und anderen dazugeh�renden Einrichtungsgegenst�nden zu trennen. Im Brief an den Sohn des Wolfes erw�hnt Bahá'u'lláh den Verkauf dieser H�user:

�In fr�heren Tagen hatten wir alle zusammen in einem Haus gelebt, das sp�ter durch Versteigerung gegen eine geringf�gige Summe verkauft wurde. Die beiden Br�der Farm�n-Farm� (Firayd�n Mirza) und His�mu's-Saltanih (Sultan-Mur�d Mirza) kauften es und teilten es unter sich. Danach trennten Wir uns von Unserem Bruder.� Er nahm Wohnung in der N�he des Eingangs zur Masjid-i-Sh�h (die Moschee des Sh�hs), w�hrend Wir beim Shim�r�n-Tor wohnten.��

� Dieser von Bahá'u'lláh erw�hnte Bruder war Mirza Rid�-Qul�. (H.M.B.)

� Bahá'u'lláh: Brief an den Sohn des Wolfes [245] S.146

#32

Kulth�m Kh�num, die dritte Frau Mirza Buzurgs und Mutter von H�j� Mirza Rid�-Qul�, hatte das Haus "in der N�he des Eingangs zur Masjid-i-Sh�h" von ihrem Vater geerbt. In dieses Haus zog Mirza Buzurg ein. Mirza Husayn Al� (Bahá'u'lláh) mietete das Haus "beim Shimr�n-Tor" und nahm Seine Mutter, Seine Ehefrau, Seine anderen Stiefm�tter und Seine �brigen Br�der und Schwestern zu sich. Dieses angemietete Haus blieb f�r die restlichen Jahre, die Er im Ir�n zubrachte, Sein Wohnsitz. Es lag in der N�he der Madrisiy-i-Mirza S�lih, des theologischen Seminars, in dem Mull� Husayn-i-Bushr�'� abstieg, als er die Botschaft des B�b nach Tihr�n brachte. Die Kinder Bahá'u'lláhs - `Abdu'l-Bahá (der Gr��te Zweig), Baha'iyyih Kh�num (das Gr��te Heilige Blatt) und Mirza Mihd� (der Reinste Zweig) - wurden alle in diesem angemieteten Haus geboren; ihre Mutter war Seine erste Frau As�yih Kh�num.

Nachdem sich der Sturm gelegt hatte, bem�hte sich Mirza Buzurg, die H�user, die er unter Zwang "gegen eine geringf�gige Summe" verkaufen mu�te, zur�ckzubekommen. Wir sind im Besitz eines Dokumentes in der Handschrift Bahá'u'lláhs, das zu dem Zweck aufgesetzt war, denen, die Bescheid wu�ten, die Zeugenaussage zu entlocken, da� der Verkauf der H�user unter widerrechtlichem Druck stattgefunden habe. Das Dokument erzielte jedoch nicht die gew�nschte Wirkung, und es kam nicht zur R�ckgabe der H�user.�

� Es sind noch zwei weitere Dokumente vorhanden, ausgestellt von zwei bekannten Geistlichen der Hauptstadt - der eine ein Bruder des Im�m-Jum`ih -, welche die Versteigerung der H�user von Mirza Buzurg-i-N�r� f�r illegal erkl�ren.

Mirza Buzurg beschlo� dann, sich im `Ir�q zur Ruhe zu setzen, doch kam ihm der Tod zuvor. Er starb 1839; sein Leichnam wurde nach dem `Ir�q gebracht und in Najaf beigesetzt, wo sich das Grabmal `Al�s, des Vetters des Propheten Muhammad, des ersten eingesetzten Im�m und vierten Kalifen, befindet. Sieben S�hne und f�nf T�chter haben Mirza Buzurg �berlebt. Abgesehen von der Hauptperson dieser Lebensgeschichte werden wir in deren Verlauf immer wieder auch anderen S�hnen dieses bemerkenswerten, hochangesehenen Ministers aus N�r begegnen. Handschriften in seiner herrlichen, viel bewunderten Schrift sind in verschiedenen Sammlungen im Ir�n wie auch im Ausland erhalten. Eine dieser Schriftrollen befindet sich im Internationalen Archiv der Baha'i-Religion auf dem Berge Karmel.

Nachdem D�y�'u's-Saltanih die Scheidung erlangt und ihre Abfindung erhalten hatte, heiratete sie H�j� Mas`�d-i-Garmr�d�, der l�ngere Zeit �r�nischer Au�enminister war. Mit ihm hatte sie eine Tochter, Sh�hansh�h Bigum, die den Glauben Bahá'u'lláhs annahm und zeit ihres Lebens beklagte, was ihre Mutter Mirza Buzurg angetan hatte. Von den beiden T�chtern dieser Sh�hansh�h Bigum wurde eine mit Ibn-i-Asdaq verm�hlt, einer der vier H�nde der Sache Gottes, die von Bahá'u'lláh ernannt wurden. Die andere wurde die Frau des Intiz�mu's-Saltanih, der `Abdu'l-Bahá sehr ergeben war und dessen S�hne zu hohen �mtern im Staatsdienst aufstiegen.

+3 #34
Kapitel 3
Kindheit und fr�he Jahre

Bahá'u'lláhs Geburtsort war Tihr�n. Hier wuchs Er auf, in einem Haus in dem Bezirk, der als Darv�zih Shimr�n (Shimr�n-Tor) bekannt ist. Damals lag der Bezirk am Stadtrand in der N�he des Stadtgrabens, der in der Regierungszeit N�siri'd-D�n Sh�hs zugesch�ttet wurde. Noch weiter drau�en verlief ein zweiter Stadtgraben; auch dieser ist mittlerweile verschwunden.

Bahá'u'lláhs Kindheit war f�r Seine Mutter Anla� zur Verwunderung, wie Abdu'l-Bahá sich einmal erinnert hat. Er weinte nie und zeigte niemals Unruhe. Mirza Buzurg erkannte, da� unter all seinen S�hnen und T�chtern dieser Sohn, Mirza Husayn-Al�, etwas Besonderes war. Der Leser wird sich erinnern, da� T�kur im Distrikt N�r die Heimatstadt Mirza Buzurgs und seiner Vorfahren war. Dort hatte er ein palastartiges Wohnhaus errichtet, und Bahá'u'lláh verbrachte immer einen Teil des Jahres in T�kur, in der Regel die Sommermonate. Mirza Buzurg hatte an gut sichtbarer Stelle des Hauses mit eigener Hand in meisterlichen Schriftz�gen folgende Zeilen geschrieben:

Wenn du an die Schwelle des Geliebten kommst, sag "Ja",

Denn weder "sal�m" noch "`alayk" gen�gen hier.�

Dies ist das Tal der Liebe, halt an deinen Schritt!

Dies ist heiliger Boden: Zieh' die Schuhe aus!�

Diese Zeilen von Mirza Buzurg sind bis auf den heutigen Tag erhalten.

� Sal�m bedeutet "Frieden", `alayk bedeutet "mit dir"

� Diese Worte h�rte Moses auf dem Berge Sinai, als Er sich dem Brennenden Busch n�herte.

#35

(Bildlegende: Ein Muster der kunstvollen Schrift von Mirza Buzurg-i-N�r�)

Als Bahá'u'lláh ein Kind von f�nf oder sechs Jahren war, sah Er sich im Traum in einem Garten, wo riesige V�gel �ber Seinem Haupt flogen und Ihn angriffen; doch sie konnten Ihm nichts anhaben. Danach ging Er ans Meer, um zu baden, und wurde dort von Fischen angegriffen; aber auch sie konnten Ihm keine Wunde zuf�gen. Bahá'u'lláh erz�hlte diesen merkw�rdigen Traum Seinem Vater, und Mirza Buzurg lie� einen Traumdeuter kommen. Nachdem dieser seine Berechnungen angestellt hatte, sagte er zu Mirza Buzurg, das Meer in seiner Unerme�lichkeit sei die Welt in ihrer Gesamtheit, und die V�gel und Fische seien die V�lker der Welt, die seinen Sohn angriffen, weil Er etwas Lebenswichtiges verk�nden werde, das die Herzen der Menschen betr�fe. Sie h�tten aber keine Macht, Ihm etwas anzutun, denn Er werde �ber sie alle triumphieren und eine hochbedeutsame Sache verwirklichen.

Es wird berichtet, da� eines Tages, als Mirza Husayn-`Al� sieben Jahre alt war, Seine Eltern Ihm zuschauten, wie Er so einherging, wobei Seine Mutter die Bemerkung machte, Er sei ein wenig klein an Gestalt. Der Vater antwortete: "Das macht nichts. Wei�t du denn nicht, wie klug Er ist und welchen wunderbaren Geist Er hat!"

Ausbildung und Unterricht, die Mirza Husayn-`Al� erhielt, waren nach Art und Umfang geringf�gig, wie Er selbst in dem Sendschreiben an N�siri'd-D�n Sh�h erkl�rt hat: �Die Gelehrsamkeit der Menschen studierte Ich nicht; ihre Schulen betrat Ich nicht. Frage nach in der Stadt, wo Ich wohnte, und sei dessen wohl versichert, da� Ich nicht zu denen geh�re, die falsch reden.�

#36

Damals wurden die S�hne aus vornehmen Familien in Dingen unterwiesen, die ihrer Lebensstufe angemessen waren, wie zum Beispiel Reiten, ein Gewehr handhaben, das Schwert f�hren, die Kunst der Kalligraphie, Bekanntschaft mit den Werken der gro�en klassischen Dichter des Landes und eine durch Lekt�re erworbene Kenntnis des Heiligen Buches, des Quran; dar�ber hinaus gab es kaum noch etwas. Sie erhielten diesen Unterricht von Hauslehrern, die von den Eltern zu diesem Zweck angestellt wurden und die ihnen ebenfalls gutes Benehmen beizubringen hatten.

Als jedoch Mirza Husayn-Al�, der Sohn des Vaz�r-i-N�r�, heranwuchs, verbreitete sich alsbald der Ruf Seines scharfen Verstandes und wachen Geistes, Seines aufrechten Charakters und Seiner g�tigen, mitleidvollen, wohlwollenden Art.

Menschen aus allen Kreisen bemerkten an dem vierzehnj�hrigen Mirza Husayn-`Al� Seinen ungew�hnlichen Verstand, Seine vollendete �berlegenheit in der Beweisf�hrung und Seine beispiellose Wortgewalt in der Erkl�rung und Darlegung. Doch war Er niemals anma�end oder streitlustig, vielmehr h�flich und nachsichtig. Nur eines gab es, was Seinen Zorn erregte: wenn man irgendwo in unehrerbietiger Weise von den Boten Gottes und Seinen Erw�hlten sprach. Aber auch dann ermahnte Er den Misset�ter in G�te und Ruhe.

In einem Sendschreiben an einen Bahá'í aus Sh�r�z erz�hlt Bahá'u'lláh eine Begebenheit aus Seiner Kindheit, als zwei Geistliche, die riesige Turbane trugen, mit Frauen in deren Gem�chern theologische Fragen er�rterten. Eine der Fragen war, ob der Engel Gabriel eine h�here Stufe innehabe als Qanbar, der Sklave Al�s (des ersten Im�m), der seinem Herrn sehr ergeben war. Eine weitere Frage betraf die Stufe von Abb�s, dem Bruder Husayns (des dritten Im�m), der mit dem Im�m in Karbil� den M�rtyrertod erlitt; war sein Rang h�her als der von Salm�n dem Perser (Salm�n-i-F�rs�), einem der Gef�hrten des Propheten Muhammad? Bahá'u'lláh erinnert sich in dem Sendschreiben, da� Er �ber Form und Geist dieser Er�rterung verwundert war; denn wenn Gabriel, wie in dem heiligen Buch zu lesen ist, der Eine war, durch den der Heilige Geist auf das Herz des Apostels Gottes herniederstieg, dann konnte nicht einmal Qanbars Meister Zugang zu dieser Sph�re haben.

#37

In Y�lr�d lebte ein Mujtahid (Rechtsgelehrter) namens Shaykh Muhammad-Taq� (s. Anhang V), der im ganzen Land hoch angesehen war. Er hatte einen Kreis von eintausend Theologiestudenten um sich geschart, denen er Unterricht gab und auch von Zeit zu Zeit eine knifflige Frage vorlegte, die sie zu l�sen hatten. Wenn Bahá'u'lláh zu Seinem Haus in T�kur zur�ckkehrte, machte Er f�r gew�hnlich eine Zeitlang in Y�lr�d halt und besuchte den Mujtahid, der mit Seiner eigenen Familie weitl�ufig verwandt war.� `Abdu'l-Bahá hat beschrieben, wie Seine Gro�mutter, die in Y�lr�d� wohnte, eines Tages zur Morgend�mmerung zum Haus des Mujtahid ging, um zu beten. Nach dem Morgengebet erz�hlte ihr Shaykh Muhammad-Taq�, er habe f�r sie eine ausgezeichnete Nachricht. Im Traume habe er selbst sich au�erhalb eines Hauses befunden, das niemand betreten durfte, weil nach Auskunft des Torw�chters drinnen der Q�'im aus dem Hause Muhammads mit Mirza Husayn-`Al� aus N�r eine vertrauliche Unterredung f�hre. Der Mujtahid hatte zuerst sein Erstaunen ge�u�ert, da� der Sohn eines Wesirs ein derartiges Vorrecht genie�en sollte; doch als ihm ihre entfernte Verwandtschaft einfiel, f�hrte er das Vorrecht auf diese Tatsache zur�ck.

� siehe Anhang V S.549

� Y�lr�d war der Geburtsort von As�yih Kh�num, der sp�teren Frau Bahá'u'lláhs.

Als Mirza Husayn-Al� w�hrend eines Besuches in Y�lr�d mit Shaykh Muhammad-Taq� und anderen Gelehrten und Geistlichen zusammensa�, baten Ihn die Anwesenden, eine Frage zu l�sen, die sie nicht zur Zufriedenheit des Mujtahid hatten beantworten k�nnen. Es ging um folgendes: Eine islamische �berlieferung besagt, da� "F�timih die beste der Frauen dieser Welt ist, au�er der einen, die aus Maria geboren ist". Da aber Maria keine Tochter hatte - was bedeutete dieses R�tsel? Bahá'u'lláh gab zur Antwort, da� die Ausgangsbehauptung nachdr�cklich die Unm�glichkeit einer Alternative betone, weil es keine Frau geben k�nne, die mit F�timih vergleichbar sei. Es sei genauso, als ob man sagen wolle, ein bestimmter Herrscher sei der gr��te aller K�nige der Welt, mit Ausnahme dessen, der vom Himmel herabkomme. Da noch nie ein K�nig vom Himmel herabgekommen sei oder jemals herabkommen werde, w�rde die Einzigartigkeit dieses einen Herrschers nur noch unterstrichen. Bahá'u'lláhs Erkl�rung lie� den gro�en Mujtahid verstummen; doch am n�chsten Tag machte er seinen Sch�lern Vorhaltungen, weil sie ihn so sch�ndlich im Stich gelassen h�tten. "Ich unterrichte und bilde euch jahrelang aus," klagte er, "aber wenn es wirklich darauf ankommt, treffe ich euch ohne Verst�ndnis an, w�hrend ein J�ngling ohne Turban das Problem, das ich euch vorlege, ausgezeichnet l�st."

#38

Ein andermal hatte Shaykh Muhammad-Taq� einen Traum: Er kam in ein Zimmer, voll mit Truhen, die - wie man ihm sagte - Bahá'u'lláh geh�rten. Er �ffnete eine der Truhen und fand sie ganz mit B�chern angef�llt, und alle Zeilen dieser B�cher waren mit Edelsteinen besetzt, von deren Funkeln er nach eigenen Angaben erwachte.

Mirza Abu'l-Fadl-i-Gulp�yg�n� erz�hlt in einem seiner B�cher, was er selbst von einem Geistlichen geh�rt hat. In einer Versammlung, in der Bahá'u'lláh zugegen war, lie� sich Mirza Nazar-`Al� aus Qazv�n� , ein gefeierter geistlicher F�hrer der S�f�, der bei Muhammad Sh�h in hohem Ansehen stand, des l�ngeren �ber die Stufe aus, die ein Mensch erreichen k�nne. Auf sich selbst bezogen, sprach er: "Sollte mein Diener zu mir kommen und sagen, Jesus Christus st�nde vor der T�r und verlange nach mir, so w�re meine Losl�sung derart, da� ich kein Verlangen bekunden w�rde, Ihn zu sehen." Einige der Anwesenden sagten nichts, andere pflichteten aus Schmeichelei leise murmelnd bei. Nur Mirza Husayn-Al� sprach Seine Meinung deutlich aus. Er wandte sich an den Prahler aus Qazv�n, der einer Manifestation Gottes solche Mi�achtung bekundet hatte, und sagte: �Sie stehen der Person des Herrschers sehr nahe, und er ist Ihnen sehr ergeben; aber angenommen, der Hauptscharfrichter kommt mit zehn M�nnern an diese T�r und sagt zu Ihnen, der Herrscher w�nsche Sie zu sehen: W�rden Sie es gelassen aufnehmen, oder w�ren Sie beunruhigt?�� Mirza Nazar-`Al� z�gerte etwas, dann antwortete er: "Um die Wahrheit zu sagen, ich h�tte Angst." �Wenn das so ist,� sagte Bahá'u'lláh, �sollten Sie keine solche Behauptung aufstellen.�� Wie Mirza Abu'l-Fadl angibt, machte Bahá'u'lláhs gebieterische Erkl�rung alle sprachlos.

� siehe Anhang V S.551

� Die Worte, die Bahá'u'lláh in dieser Anekdote spricht, sind keine w�rtliche Wiedergabe dessen, was Er tats�chlich sagte.

Als Bahá'u'lláh ungef�hr f�nfzehn Jahre alt war, heirateten Seine �ltere Schwester S�rih Kh�num und Mirza Mahm�d, der Sohn des Mirza Ism�`�l-i-Vaz�r aus Y�lr�d. Dieser Mirza Mahm�d, der den neuen Glauben nie angenommen hat, hatte eine j�ngere Schwester mit Namen As�yih Kh�num, die reizend, lebhaft und �beraus sch�n war. Als sie vollj�hrig wurde und Bahá'u'lláh fast achtzehn war, ersuchte S�rih Kh�num ihren Vater Mirza Buzurg, er m�chte f�r ihren Bruder Mirza Husayn-`Al� um die Hand ihrer Schw�gerin bitten. Die Hochzeit fand im Jam�d�yu'l-Ukhr� (Jam�d�yu'th-Th�n�) des Jahres 1251 A.H. (etwa Oktober 1835) statt. As�yih Kh�num wurde die Mutter `Abdu'l-Bahás.

#39

(Bildlegende: Mirza Abu'l-Q�sim-i-Far�h�n�, Q�'im-Maq�m)

Selbst wer Seinem Vater feindlich gegen�berstand, hatte gro�e Hochachtung vor Bahá'u'lláh. Zu dieser Kategorie geh�rte der Gro�wesir H�j� Mirza Aq�s�. Zu Recht hatte Mirza Buzurg den Verdacht gehegt, da� H�j� Mirza Aq�s� in hohem Ma�e f�r die Entlassung und Ermordung des gro�en Staatsmannes Mirza Abu'l-Q�sim Q�'im-Maq�m, seines guten Freundes, verantwortlich war. Einmal ging das Ger�cht um, Muhammad Sh�h habe anstelle des H�j� einen anderen Gro�wesir eingesetzt, den Am�r-Niz�m aus Kirm�nsh�h. Mirza Buzurg, der damals Gouverneur von Bur�jird und Lurist�n war, brachte in einem Brief an Prinz Bahman Mirza - einen Sturmvogel der persischen Politik, der sp�ter nach Ru�land fl�chtete - seine Freude zum Ausdruck und f�gte noch diese Zeile hinzu: "M�ge man diesen D�mon vom Sh�h fernhalten." Bahman Mirza, der alles andere als freundlich auf Mirza Buzurg zu sprechen war, legte den Brief H�j� Mirza Aq�s� vor. Dieser lie� wutentbrannt Mirza Husayn-Al� kommen, gab Ihm den Brief, den Sein Vater an Bahman Mirza geschrieben hatte, und sagte: "Schauen Sie sich das an. Ich wei� nicht, was ich Ihrem Vater getan habe, um so etwas zu verdienen." Mirza Husayn-Al� sagte nichts. Da nahm Mirza Shaf�` Kh�n S�hib-D�v�n, der ebenfalls anwesend war, den Brief zur Hand, besah ihn sich genau und warf ein, um die Wogen zu gl�tten: "Das hat nicht Mirza Buzurg geschrieben. Jemand hat seine Schrift nachgeahmt." "Unm�glich!" rief H�j� Mirza Aq�s� aus. "Es gibt keinen, der solch sch�ne Kalligraphie machen kann, solch ein herrliches Schriftst�ck, und solche Prosa!" Mirza Husayn-Al� sagte immer noch nichts. Der H�j� wandte sich wieder an Ihn: "Was soll ich, was kann ich tun? Er ist Ihr Vater. Um Ihretwillen werde ich es zu vergessen suchen und das Vergangene ruhen lassen; aber schreiben Sie Ihrem Vater und geben Sie ihm den Rat, das nicht noch einmal zu tun."

#40
(Bildlegende: Bahá'u'lláhs Heiratsurkunde)
+4 #42
Kapitel 4
Der neue Morgen

W�hrend der Regierungszeit von Muhammad Sh�h geschah es im Jahr 1844, da� der von allen Heiligen Schriften der Menschheit vorhergesagte, seit langem ersehnte Tag Gottes strahlend �ber der ber�hmten, herrlichen Stadt Sh�r�z anbrach, der Heimatstadt und letzten Ruhest�tte von zwei der gr��ten Gestalten in der �r�nischen Literatur, Sa`d� und H�fiz. Beide Dichter haben, jeder auf seine Weise, den zuk�nftigen Ruhm ihrer Stadt und den Aufstieg dieses wundersamen Gestirns, der Sonne der Wahrheit in der Person des B�b, prophetisch vorausgeschaut.

H�fiz schrieb (nach der engl. �bersetzung von H.M.Balyuzi):

Sh�r�z wird in Aufruhr sein;
ein Mann mit s��en Lippen wird dort weilen,
Und von den Wunderdingen Seiner Lippen
wird das ferne Baghdad auch erzittern.

Und Sa`d� (nach der engl. �bersetzung von H.M.Balyuzi):

Bei Gott! Dies Reich verdient nicht Finsternis und Dunkel -

Dies ist der Thron des Salomo, des Geheimnisses von Gott.

Zur Jahrhundertfeier jenes strahlenden Sonnenaufgangs schrieb der H�ter der Baha'i-Religion:

#43

�Der 23. Mai 1844 bezeichnet den Beginn des bewegtesten Abschnitts im Heroischen Zeitalter der Baha'i-�ra, einem Zeitalter, das die ruhmreichste Epoche in dem gr��ten Zyklus einleitet, den die Geistesgeschichte der Menschheit bisher kennt. Nur neun kurze Jahre w�hrte dieser �beraus eindrucksvolle, tragische, an Ereignissen so reiche Zeitabschnitt des ersten Baha'i-Jahrhunderts. Er wurde eingeleitet durch die Geburt einer Offenbarung, deren Tr�ger die Nachwelt als den "Punkt, um den die Wirklichkeiten der Propheten und Sendboten kreisen", verherrlichen wird, und er wurde beendet durch die ersten Regungen einer noch machtvolleren Offenbarung, "deren Tag," wie Bahá'u'lláh selbst bezeugt, "durch alle Propheten angek�ndigt ist", nach der "die Seele jedes g�ttlichen Sendboten lechzte" und durch die "Gott die Herzen aller Seiner Boten und Propheten gepr�ft hat." ... An dramatischer Wucht, in der Geschwindigkeit, mit der hier Ereignisse von folgenschwerer Bedeutsamkeit einander jagten, in den Str�men von Blut, mit denen er bei seiner Geburt getauft wurde, in den seltsamen Begleitumst�nden des M�rtyrertodes Dessen, Der ihn eingeleitet hat, sowie in den ihm von Anbeginn an innewohnenden M�glichkeiten und den Kr�ften, die er schlie�lich ausl�ste, kann dieser Zeitabschnitt von neun Jahren mit Recht als einzigartig im gesamten religi�sen Geschehen der Menschheit betrachtet werden. Wenn wir zur�ckblickend die Ereignisse dieses ersten Aktes des erhabenen Dramas �berschauen, so sehen wir die Gestalt seines Haupthelden, des B�b, wie sie gleich einem Meteor �ber den Horizont von Sh�r�z hinf�hrt, den d�steren Himmel Persiens von S�d nach Nord �berquert, wie sich ihre Bahá mit tragischer Schnelle neigt, um in einem Ausbruch strahlenden Glanzes zu vergehen. Wir sehen Seine Trabanten, eine Sternenwolke gotterf�llter Helden, wie sie sich am n�mlichen Horizont erheben, die gleiche lichte Glut verbreiten, sich mit ebensolcher Schnelligkeit verzehren und so auch ihrerseits die stetig wachsende Triebkraft des werdenden Gottesglaubens st�rken ...� (GGV S.3)

�Der Auftakt zum ersten Akt dieses gro�en Dramas spielte sich im oberen Gela� der bescheidenen Wohnung eines Kaufmannssohnes in Sh�r�z ab, die in einem dunklen Winkel dieser Stadt lag, und f�llt in die Stunde vor Sonnenuntergang am 22. Mai 1844. Die beiden Hauptpersonen waren der B�b, ein f�nfundzwanzig Jahre alter Siyyid von reiner und heiliger Abkunft, und der junge Mull� Husayn, der erste, der an Ihn glauben sollte. Ihr Zusammentreffen unmittelbar vor dieser Unterredung hatte den Anschein des rein Zuf�lligen. Die Unterredung selbst erstreckte sich bis zur Stunde der Morgend�mmerung. Der Gastgeber blieb mit Seinem Gaste ganz allein, und die schlafende Stadt ahnte nicht im geringsten, welche Bedeutung dem Gespr�ch zukam, das sie dort miteinander f�hrten. Au�er dem bruchst�ckhaften, aber h�chst aufschlu�reichen Bericht aus dem Munde Mull� Husayns ist der Nachwelt keine Schilderung dieser einzigartigen Nacht �berliefert.� (GGV S.3)

#44

�"Ich sa� bei Seinen Worten ganz gebannt und hatte die Zeit und die, die auf mich warteten�, vergessen", so berichtet er selbst im Anschlu� an eine Wiedergabe seiner an den Gastgeber gerichteten Fragen und der schl�ssigen Antworten, die er von Ihm darauf erhalten hatte - Antworten, die auch nicht den leisesten Zweifel �brig lie�en, da� Sein Anspruch, der verhei�ene Q�'im zu sein, zu Recht bestand. "Pl�tzlich lie� der Ruf des Mu'adhdhin , der die Gl�ubigen zum Morgengebet rief, mich aus dem Zustand der Verz�ckung, in den ich offenbar verfallen war, erwachen. Mir war, als h�tte ich alle Wonnen, alle unaussprechlichen, dem Volk des Paradieses vom Allm�chtigen in Seinem Buch als unsch�tzbarer Besitz verhei�enen Herrlichkeiten in jener Nacht gekostet und mich an einem Ort befunden, von dem mit Recht gesagt wird: `Dort wird uns keine Plage erreichen und keine M�digkeit �berkommen', `kein eitles Geschw�tz wird da zu h�ren und keine Falschheit zu vernehmen sein, nichts als nur der Ruf: "Friede! Friede!"'; `der Ruf, der dort erschallt, wird "Ruhm sei Dir, o Gott" sein, und ihr Gru� wird "Friede!" lauten und mit "Preis sei Gott, dem Herrn aller Gesch�pfe!" enden.` Der Schlaf floh mich in jener Nacht. Ich war im Banne der Melodie jener Stimme, die sich im Gesange hob und senkte - jetzt, da Er die Verse des Qayy�mu'l-Asm� offenbarte, m�chtig anschwellend, dann wieder, beim Singen der von Ihm geoffenbarten Gebete, in �therischen, zarten Harmonien erklingend. Am Schlu� jeder Anrufung wiederholte Er den Vers: `Weit entfernt von der Herrlichkeit deines Herrn, des Allherrlichen, sind die Dinge, die Seine Gesch�pfe �ber Ihn aussagen! Friede sei auf Seinen Sendboten! Und Preis sei Gott, dem Herrn �ber alles Sein!`"� ... (GGV S.4)

� Es waren dies sein Bruder, sein Neffe und andere Weggef�hrten, die gemeinsam - wie von einem Magneten bei ihrer Suche hierher gezogen - von Karbil� nach Sh�r�z gekommen waren. Ihr Lehrer und F�hrer Siyyid K�zim-i-Rasht� (der einige Monate zuvor gestorben war) hatte ihnen befohlen, wachsam zu sein, da die Ankunft des S�hibu'z-Zam�n (des Herrn des Zeitalters), des Q�'im aus dem Hause Muhammads, unmittelbar bevorstehe. (H.M.B.)

#45

�Das Studium des "ersten, bedeutendsten und machtvollsten" aller B�cher des B�b�-Schrifttums, des ber�hmten Kommentars zur S�rih Joseph, dessen erstes Kapitel, wie wir mit Bestimmtheit wissen, in seiner Gesamtheit w�hrend jener Nacht der N�chte aus der Feder Seines g�ttlichen Offenbarers str�mte, wirft ein noch bezeichnenderes Licht auf diese Episode, welche die Erkl�rung der Sendung des B�b kennzeichnet. Wie schon die Schilderung der Ereignisse durch Mull� Husayn, so k�nden auch die ersten Seiten jenes Buches von der Macht und Kraft dieser schwerwiegenden Erkl�rung. Der Anspruch, tats�chlich das von den Propheten vergangener Zeitalter verhei�ene Sprachrohr Gottes selbst zu sein; die gleichzeitige Versicherung, da� Er dabei auch der Herold eines unerme�lich Gr��eren als Er selbst sei; ferner der schallende Aufruf, den Er an die K�nige und F�rsten der Erde richtete, und Seine d�steren Warnungen an die h�chste Obrigkeit des Reiches, Muhammad Sh�h; Sein Rat an H�j� Mirza Aq�s�, Gott zu f�rchten, und der bestimmte Befehl an ihn, seiner W�rde als Gro�wesir des Sh�h zu entsagen und sich ganz dem "Erben der Erde und all dessen, was darinnen ist", zu unterwerfen; der Aufruf an die Herrscher der Welt, in welchem Er die UnAbhangigkeit Seiner Sache verk�ndet, auf die Verg�nglichkeit ihrer nur kurze Zeit w�hrenden Machtf�lle verweist und sie auffordert, "allesamt ihre Herrschaft niederzulegen" und Seine Botschaft in "alle Lande im Osten und im Westen" zu tragen - dies alles macht die hervorstechenden Merkmale jener ersten Mitteilung aus, die die Geburt und den Beginn des ruhmreichsten Zeitalters im Geistesleben der Menschheit darstellt und deren Datum f�r immer festgelegt hat.� (GGV S.4)

Der B�b (das Tor) gab Mull� Husayn-i-Bushr�'� - der bald als B�bu'l-B�b (das Tor zum Tor) bekannt werden sollte - den ausdr�cklichen Befehl, Seinen Namen (Siyyid `Al�-Muhammad) niemandem zu enth�llen. Er sollte auch keine Andeutung machen, da� er das Ziel seiner Suche erreicht habe, zum Q�'im aus dem Hause Muhammads, dem S�hibu'z-Zam�n, gef�hrt worden sei, Ihn erkannt, an Ihn geglaubt und Ihm r�ckhaltlose Treue geschworen habe. Das Geheimnis dieser gl�ckverhei�enden Nacht sollte im Augenblick noch nicht gel�ftet werden. Siebzehn weitere Sucher, sagte der B�b, m��ten Ihn noch finden und erkennen, jeder ganz auf sich selbst gestellt.

Der H�ter der Baha'i-Religion f�hrt fort: �Doch erst nach vierzig Tagen nahm die Aufnahme der �brigen siebzehn Buchstaben des Lebendigen� ihren Anfang. Einer nach dem anderen fanden sie aus sich selbst heraus zum Gegenstand ihres Sehnens, der eine im Schlaf, die anderen wachend, einige durch Gebet und Fasten, andere in Tr�umen und Visionen, und alle wurden unter das Banner des neugeborenen Glaubens eingereiht.� (GGV S.7f)

� Bezeichnung f�r die ersten achtzehn J�nger des B�b, die Ihn von selbst erkannten.

#46

Der letzte, der auf diese Weise hinzukam, der aber dem Range nach sie alle �bertreffen sollte, war ein junger Mann von zweiundzwanzig Jahren, Mull� Muhammad-Al� aus B�rfur�sh (heute B�bul) in der Provinz M�zindar�n. Sofort bei seiner Ankunft in Sh�r�z stand er dem B�b in einer Hauptstra�e von Angesicht zu Angesicht gegen�ber und erkannte Ihn, ohne eine einzige Frage zu stellen, an Seiner K�rperhaltung und Seinem Gang als den Q�'im aus dem Hause Muhammad. Ihm verlieh der B�b den Namen Qudd�s, was soviel bedeutet wie "�beraus heilig und rein".

Der Kreis der Hur�f-i-Hayy�, der achtzehn Buchstaben des Lebendigen, war jetzt geschlossen. Sie waren alle in Sh�r�z - alle au�er einem. Diese alleinstehende Gestalt war eine Frau von ungef�hr drei�ig Jahren, gelehrt, redegewandt, Verfasserin zahlreicher Verse, die Tochter, Nichte und Ehefrau hochangesehener und einflu�reicher Theologen aus Qazv�n. Sie war sich so sicher und gewi�, da� der Herr des Zeitalters gekommen war und da� demjenigen, der diese erhabene Stufe jetzt f�r sich beanspruchte, unbedingt zu glauben sei, da� sie ihrem Schwager Mirza Muhammad-Al�y-i-Qaz-v�n�, dem Ehemann ihrer j�ngeren Schwester und treuen Sch�ler des Siyyid K�zim-i-Rasht�, bei seiner Abreise aus Karbil� auf der Suche nach dem Q�'im, Dem er seine Treue geloben wollte, einen versiegelten Brief mitgab, welchen er diesem Herrn des Zeitalters mit folgenden Worten �berbringen sollte:�

Auf blitzte Deines Angesichtes Strahl, und am Himmel

Erhob sich leuchtend Dein Antlitz wie Sonnenschein.

Da t�nt das Wort: "Bin Ich nicht euer Herr?" - "Ja, wahrlich,

Du bist's, Du bist's!" wird unser aller Antwort sein.

� Hur�f ist die Mehrzahl von Harf, einem Buchstaben des Alphabets. Hayy, das soviel wie "Lebendig" bedeutet, hat den Zahlenwert achtzehn.

� Ross (Hrsg.): A Persian Anthology, S.72. Nach der englischen �bersetzung von E. G. Browne.

Sie hie� Umm-Salamih. Siyyid K�zim hatte ihr den Namen Qurra-tu'l-`Ayn - Trost meiner Augen - gegeben. Die Baha'i-Geschichte kennt sie am besten unter dem Namen T�hirih - die Reine -, den ihr Bahá'u'lláh verliehen hat. Obgleich sie niemals in die Gegenwart des B�b gelangt ist, hat sie sich dennoch mit gl�hendem Eifer, voller Begeisterung, mit Standhaftigkeit und unvergleichlicher Entschlossenheit erhoben, Seinen Glauben zu verk�nden und zu verbreiten; auf Seinem Pfad gab sie Familien- und Freundesbande, ja schlie�lich ihr Leben dahin.

#47

Jetzt rief der B�b Seine Buchstaben des Lebendigen zu Sich und sprach zu ihnen:

�O Meine geliebten Freunde! Ihr seid die Tr�ger des Namens Gottes an diesem Tag. Ihr seid auserw�hlt worden als die Schatzkammern Seines Geheimnisses. Es geziemt jedem von euch, die Eigenschaften Gottes zu offenbaren und durch eure Taten und eure Worte ein Beispiel zu sein f�r die Zeichen Seiner Gerechtigkeit, Seiner Macht und Herrlichkeit. Jedes Glied eures K�rpers mu� Zeugnis ablegen f�r die Erhabenheit eurer Absicht, die Reinheit eures Lebens, die Wahrheit eures Glaubens und die hohe Stufe eurer Hingabe ... Denkt an die Worte Jesu, die Er an Seine J�nger richtete, als Er sie aussandte, die Sache Gottes zu verk�nden. Er hie� sie, sich zu erheben und ihre Aufgabe zu erf�llen, und sprach zu ihnen: `Ihr seid wie das Feuer, das im Dunkel der Nacht auf dem Gipfel des Berges entz�ndet worden ist. La�t euer Licht leuchten vor den Augen der Menschen! Euer Wesen mu� so rein, eure Entsagung so vollkommen sein, da� die Menschen auf Erden durch euch den himmlischen Vater, der die Quelle der Reinheit und der Gnade ist, erkennen und Ihm n�herkommen k�nnen... Ihr seid das Salz der Erde; wenn aber das Salz dumm wird, womit soll man salzen? ...` O Meine Buchstaben! Wahrlich, Ich sage euch, unendlich erhaben ist dieser Tag �ber die Tage der fr�heren Apostel. Unerme�lich ist der Unterschied! Ihr seid die Zeugen der Morgend�mmerung des verhei�enen Tages Gottes ... Ihr seid die ersten Buchstaben, die aus dem Ersten Punkt (B�B) hervorgegangen sind ... Ich bereite euch auf das Kommen eines machtvollen Tages vor ... Das Geheimnis des heraufd�mmernden Tages ist jetzt noch verh�llt; es kann noch nicht offenbart oder in seiner Bedeutung gew�rdigt werden. Ein neugeborenes Kind jenes Tages wird die weisesten und geachtetsten M�nner dieser Zeit �bertreffen ... Verbreitet euch �ber das ganze Land und bereitet sicheren Fu�es und geheiligten Herzens den Weg f�r Sein Kommen. Achtet nicht eurer Schwachheit oder Furcht; heftet euren Blick auf die un�berwindliche Macht des Herrn, eures Gottes, des Allm�chtigen. Hat Er nicht in vergangenen Tagen bewirkt, da� Abraham, der dem Anschein nach ohne Hilfe war, �ber die Streitmacht Nimrods obsiegte? Hat Er nicht Moses, der nur einen Stab zum Gef�hrten hatte, in den Stand gesetzt, Pharao und seine Heerscharen zu �berwinden? Hat Er nicht Jesus, der in den Augen der Menschen klein und niedrig war, �ber die vereinigte Macht des j�dischen Volkes emporsteigen lassen? Hat Er nicht die barbarischen, kriegerischen St�mme Arabiens der heiligenden, verwandelnden Zucht Muhammads, Seines Propheten, unterworfen? So erhebt euch denn in Seinem Namen, setzt euer Vertrauen ganz auf Ihn und seid gewi�, da� ihr letztlich siegen werdet.�

� Nab�l I S.125ff
#48

Der B�b schickte Mull� `Al�y-i-Bast�m� in besonderer Mission nach dem `Ir�q, der Hochburg der schiitischen Theologen.� Qudd�s erw�hlte Er dazu, Ihn auf Seiner Pilgerreise nach Mekka und Medina zu begleiten. Dem B�bu'l-B�b gab Er einen heiligen, erhabenen Auftrag von unerme�licher Bedeutung, den er in der Hauptstadt Ir�ns ausf�hren sollte.

� Mull� Al� wurde schon bald von einem Taumel der Hetze und der Gewalt ergriffen, festgenommen, vor Gericht gestellt und zum Tode verurteilt. Man hat bisher immer geglaubt, er sei als Gefangener auf dem Weg nach Istanbul irgendwo im `Ir�q (entweder in Mosul oder jenseits dieser Stadt) hingerichtet worden, da man nach seiner Ankunft in Mosul nie mehr etwas von ihm geh�rt hat. Aber neuere Forschungen in den Staatsarchiven haben den Nachweis erbracht, da� er die Hauptstadt des Osmanischen Reiches erreicht hat und dort erneut vor Gericht gestellt und zu Zwangsarbeit in den Werften verurteilt wurde. Danach fehlt wieder jede Spur von ihm. (F�r diese Information ist der Autor Herrn Sami Doktoroglu sehr zu Dank verpflichtet.)

+5 #49
Kapitel 5
Nach dear Hauptstadt des Ir�n

Nach Saba send' ich dich, o Zephir du, Kiebitz des Morgens,

Beachte wohl, woher du kommst und wohin ich dich schicke.

(H�fiz)

Mull� Husayn war mit einer beneidenswert ruhmreichen Mission betraut worden. Den Charakter dieser Mission hatte der B�b ihm in Worten voller Zuversicht mitgeteilt: �F�r die Pilgerfahrt, die Wir nun antreten, haben Wir Qudd�s zu Unserem Gef�hrten erw�hlt. Wir lassen dich zur�ck, damit du den Anschl�gen eines b�sartigen, erbarmungslosen Feindes ins Auge schauest. Doch sei dessen gewi�, da� eine unaussprechlich herrliche Gnade deiner harrt. Richte deinen Weg nach Norden und besuche auf dieser Reise Isfah�n, K�sh�n, Qum und Tihr�n. Flehe zur allm�chtigen Vorsehung, sie m�ge dir gn�diglich beistehen, in jener Hauptstadt zum Sitz der wahren Herrschaft zu gelangen und in die Wohnstatt des Geliebten einzutreten. Ein Geheimnis liegt in dieser Stadt verborgen. Wenn es offenbart sein wird, dann wird es die Erde in ein Paradies verwandeln. Ich habe die Hoffnung, da� du an seiner Gnade teilhaben und seine Herrlichkeit erkennen m�gest. Von Tihr�n begib dich nach Khur�s�n� und erhebe dort von neuem den Ruf! Kehre dann zur�ck nach Najaf und Karbil� und erwarte dort den Ruf deines Herrn! Sei gewi�, da� du die hohe Aufgabe, f�r die du erschaffen worden bist, voll und ganz erf�llen wirst ...� (Nab�l I S.120f)

� Bushr�yih, die Heimatstadt Mull� Husayns, liegt in dieser Provinz. (H.M.B.)

#50

�Und als f�r Mull� Husayn die Stunde der Abreise gekommen war, machte der B�b ihm in h�chst hoffnungsvollen Worten Mut: "Gr�me dich nicht, da� du nicht auserw�hlt worden bist, Mich auf Meiner Pilgerfahrt nach Hij�z zu begleiten. Ich werde daf�r deine Schritte nach jener Stadt lenken, die ein Geheimnis von so unbeschreiblicher Heiligkeit birgt, da� weder Hij�z noch Sh�r�z je hoffen k�nnen, ihr gleichzukommen. Ich hoffe, da� es dir mit Gottes Hilfe gelingen m�ge, die Schleier von den Augen der Eigensinnigen zu l�ften und die Herzen der B�swilligen zu reinigen... Sei gewi�, da� die Heerscharen des unsichtbaren K�nigreichs dir helfen und deine Kr�fte mehren werden. Der Inbegriff der Macht wohnt jetzt in dir, und die Scharen Seiner auserw�hlten Engel umgeben dich. Seine allm�chtigen Heerscharen werden um dich sein, und Sein nie versagender Geist wird nicht aufh�ren, deine Schritte zu lenken. Wer dich liebt, liebt Gott, und wer sich dir widersetzt, hat sich Gott widersetzt. Wer dir Gutes tut, dem wird Gott Gutes tun, und wer dich ablehnt, den wird Gott ablehnen.� (Nab�l I S.128f)

Mull� Husayn war in Isfah�n wohlbekannt. Als Siyyid K�zim-i-Rasht� noch lebte, hatte er die ber�hmte Stadt in dessen Auftrag besucht, um die Anerkennung des gefeierten Mujtahid H�j� Siyyid Muhammad-B�qir-i-Shaft� zu erreichen, der nun aber verstorben war. Jetzt zeigte sich sein Sohn H�j� Siyyid Asadu'll�h genauso freundlich wie ehedem der Vater; freundlich war auch H�j� Muhammad-Ibr�h�m-i-Kalb�s�, ein anderer f�hrender Geistlicher aus Isfah�n. Noch entscheidender war die Haltung keines geringeren als Man�chihr Kh�n Mu`tamidu'd-Dawlihs, des georgischen Gouverneurs von Isfah�n, der den Leuten, die sich Mull� Husayn bereits entgegenstellten, keinerlei Aufmerksamkeit schenkte. Da Mull� Husayn den B�b noch nicht mit Namen erw�hnen durfte, konnte er nur behutsam eine Anzahl von Personen dahin f�hren, den neugeborenen Glauben anzuerkennen und ihm anzuhangen. Der erste, der den Glauben annahm, war ein einfacher, begeisterter junger Mann namens Mull� Ja`far, den der B�b in Seinem Buch, dem Bayan, unsterblich gemacht hat. Besser bekannt ist er unter seiner Berufsbezeichnung Gandum-P�k-Kun, der Weizensieber; bei Shaykh Tabars� ist er gefallen. Der hervorragendste unter diesen neuen Gl�ubigen war Mull� S�diq-i-Muqaddas-i-Khur�s�n�, ein angesehener Sch�ler Siyyid Kazims, der sp�ter einer der ganz wenigen war, die das Blutbad in Tabars� unversehrt �berstanden. Er erreichte die Gegenwart Bahá'u'lláhs innerhalb der Stadtmauern von `Akka, wurde als Bahá'í ebenso treu, wie er als B�b� gewesen war, erhielt von Bahá'u'lláh den Ehrennamen Ismu'll�hu'l-Asdaq (der Name Gottes, der Wahrhaftige) und blieb treu und zuverl�ssig bis an sein Lebensende.� Sein Sohn Ibn-i-Asdaq wurde eine der vier von Bahá'u'lláh ernannten H�nde der Sache Gottes; Mull� S�diq selbst wurde nach seinem Tod von Abdu'l-Bahá in den Vorbildern der Treue (S.19) als Hand der Sache bezeichnet.

� Einige, die die Bezeichnung Ismu'll�h erhielten, brachen sp�ter das B�ndnis Bahá'u'lláhs - M�nner wie Siyyid Mihd�y-i-Dahij� (Ismu'll�hu'l-Mihd�), Aq� Muhammad-Jav�d-i-Qazv�n� (Ismu'll�hu'l-Jav�d) und Aq� Jam�l-i-Bur�jird� (Ismu'll�hu'l-Jam�l). Andere blieben treu: Mull� S�diq (Ismu'll�hu'l-Asdaq), Zaynu'l-Muqarrab�n (Ismu'll�hu'l-Zayn), Siyyid `Abdu'r-Rah�m-i-Isfah�n� (Ismu'll�hi'r-Rahim), ebenso Jin�b-i-Mun�r (Ismu'll�hu'l-Mun�b), der 1868 in Smyrna starb. Es gab noch andere, die aber bis jetzt noch nicht alle bekannt sind.

#51

In K�sh�n hielt sich Mull� Husayn nur kurze Zeit auf, doch �berbrachte er die Botschaft vom Anbruch des Tages Gottes H�j� Mirza J�n�, einem f�hrenden Kaufmann der Stadt. Er ging weiter nach Qum, wo er jedoch niemanden fand, der ihn anh�ren wollte, und setzte seinen Weg nach der Hauptstadt Tihr�n fort. Hier wohnte das "Geheimnis", von dem der B�b gesprochen hatte, Er, den die Botschaft und die Bitte des B�b erreichen mu�ten. Mull� Husayn wu�te nicht, in welcher Richtung oder auf welchem Wege er dieses Geheimnis suchen sollte. Aber Gott hatte ihn zu dem Q�'im gef�hrt, und er war zuversichtlich, da� er auch diesmal zum Ziel seines Suchens geleitet w�rde. Er stieg in einem theologischen Seminar ab, der Madrisih (Schule) von Mirza S�lih, auch Madrisih von P�min�r (P�y-i-Min�r) genannt nach dem Bezirk Tihr�ns, in dem sie gelegen war. H�j� Mirza Muhammad-i-Khur�s�n�, das Oberhaupt der Shaykh� in der Hauptstadt, war zugleich der Direktor dieser Madrisiy-i-Mirza S�lih. Vergeblich versuchte Mull� Husayn, ihn f�r die Wahrheit wachzur�tteln, da� der Tag Gottes jetzt anbrach. Stattdessen hielt H�j� Mirza Muhammad dem Mull� Husayn vor, er sei vom Weg Siyyid K�zims abgewichen. Ja noch mehr, er betrachtete Mull� Husayns Anwesenheit in Tihr�n als �u�erst unerw�nscht und als Bedrohung f�r die Sicherheit und Unversehrtheit der Shaykh�-Gemeinde. Mull� Husayn versicherte ihm, er werde nicht lange in Tihr�n bleiben; im �brigen sei er der Meinung, nichts gesagt oder getan zu haben, was die Stufe und den Rang von Shaykh Ahmad-i-Ahs�'� oder Siyyid K�z�m-i-Rasht� herabsetzen k�nnte.

#52

(Bildlegende: Einige Pers�nlichkeiten am Hofe von Muhammad Sh�h: Der Knabe in der Bildmitte ist der Kronprinz N�siri'd-D�n, der sp�tere N�siri'd-D�n Sh�h. Hinter ihm steht Mirza Abu'l-Q�sim, der Q�'im-Maq�m; rechts von ihm H�j� Mirza Aq�s�. Ganz links im Bild ist Man�chihr Kh�n Mu`tamidu'd-Dawlih zu erkennen, der Gouverneur von Isfah�n. Zwischen diesem und dem Q�'im-Maq�m steht Mirza Abu'l-Hasan Kh�n-i-Ilch�, der persische Botschafter in Gro�britannien und das Urbild des "Mirza Firouz" in Moriers Hajji Bába of Ispahan. (Auf einem anderen Exemplar dieses gleichen Bildes wird die zentrale Gestalt als N�siri'd-D�ns Halbbruder Abb�s Mirza bezeichnet.)

Um sich H�j� Mirza Muhammad-i-Khur�s�n� nicht noch mehr zum Feind zu machen, hielt sich Mull� Husayn von der Madrisih von Mirza S�lih fern, soviel er irgend konnte. Schlie�lich hatte ihn ja eine unendlich h�here Absicht nach Tihr�n gef�hrt, als sich mit diesem Geistlichen der Shaykh� einzulassen. Fr�h am Morgen verlie� er die Schule, und erst nach Sonnenuntergang kehrte er in sein Zimmer zur�ck. Von Mull� Muhammad-i-Mu`allim (Lehrer oder Repetitor), der aus dem Bezirk N�r in M�zindar�n stammte, haben wir den folgenden Bericht, wie Mull� Husayn ans Ziel seiner Suche gelangte und den hohen Auftrag erf�llte, mit dem ihn der B�b betraut hatte:

#53

�... Ich galt damals als einer der Lieblingssch�ler des H�j� Mirza Muhammad und wohnte in derselben Schule, an der er lehrte. Mein Zimmer lag neben dem seinen, und wir hatten enge Verbindung miteinander. An dem Tag, als seine Unterredung mit Mull� Husayn stattfand, konnte ich das ganze Gespr�ch von Anfang bis Ende verfolgen und war von der Begeisterung, der Redegewandtheit und dem Wissen dieses unbekannten jungen Mannes tief beeindruckt. Die ausweichenden Antworten und das anma�ende, geringsch�tzige Verhalten H�j� Mirza Muhammads setzten mich in Erstaunen. Ich f�hlte mich an diesem Tag von dem gewinnenden Wesen des jungen Mannes sehr angezogen und �rgerte mich �ber das v�llig unpassende Benehmen meines Lehrers ihm gegen�ber. Doch verbarg ich meine Gef�hle und tat so, als ob ich von seinem Gespr�ch mit Mull� Husayn nichts w��te. Der brennende Wunsch erfa�te mich, diesen n�her kennenzulernen, und so entschlo� ich mich, ihn zu mittern�chtlicher Stunde aufzusuchen. Er war auf meinen Besuch nicht vorbereitet; doch klopfte ich an seine T�r und fand ihn wachend neben seiner Lampe sitzen. Er empfing mich sehr liebevoll und sprach �beraus h�flich und freundlich mit mir. Ich sch�ttete ihm mein Herz aus, und als ich ihn ansprach, konnte ich die Tr�nen nicht zur�ckhalten. "Jetzt erkenne ich den Grund," sagte er, "warum ich mich f�r diese Wohnung hier entschieden habe. Dein Lehrer hat diese Botschaft ver�chtlich zur�ckgewiesen und ihren Urheber geschm�ht; sein Sch�ler wird hoffentlich, anders als sein Lehrer, ihre Wahrheit anerkennen. Wie hei�t du, und in welcher Stadt bist du zu Hause?" "Ich bin Mull� Muhammad," erwiderte ich, "und mein Beiname ist Mu`allim. Ich komme aus N�r in der Provinz M�zindar�n." "Sag mir," forschte Mull� Husayn weiter, "gibt es in der Familie des verstorbenen Mirza Buzurg-i-N�r�, der f�r seinen vornehmen Charakter, seine Liebensw�rdigkeit und seine k�nstlerischen und wissenschaftlichen F�higkeiten so hoch angesehen war, heute noch jemanden, der die Voraussetzungen mitbringt, die hohe Tradition dieses ber�hmten Hauses weiterzuf�hren?" "Ja," erwiderte ich, "unter seinen jetzt lebenden S�hnen zeichnet sich einer durch dieselben vornehmen Charakterz�ge aus, die sein Vater besa�. Er hat sich durch Sein rechtschaffenes Leben, Seine Vollkommenheiten, Seine liebevolle G�te und Gro�z�gigkeit als w�rdiger Sohn eines edlen Vaters erwiesen." "Was ist Sein Beruf?" "Er tr�stet die Verzweifelten und n�hrt die Hungrigen," antwortete ich. "Wie ist Sein Rang, Seine Stellung?" "Er hat nichts dergleichen, Er tut nur den Armen und Fremden Gutes." "Wie hei�t Er?" "Husayn `Al�." "In welchen Schriftarten Seines Vaters zeichnet Er sich aus?" "Seine Lieblingsschrift ist Shikastih-nasta`l�q." "Womit verbringt Er Seine Zeit?" "Er streift durch die W�lder und freut sich an den Sch�nheiten des Landes." "Wie alt ist Er?" "Achtundzwanzig Jahre." Der Eifer, mit dem Mull� Husayn mich ausfragte, und die sichtliche Begl�ckung, mit der er jede neue Einzelheit aufnahm, die ich ihm mitteilte, setzte mich sehr in Erstaunen. Noch einmal wandte er mir sein vor Zufriedenheit und Freude strahlendes Angesicht zu und forschte weiter: "Ich nehme an, du triffst Ihn �fter?" "Ich komme oft in Sein Haus," sagte ich. "Willst du Ihm," sagte er, "etwas eigenh�ndig �berbringen, was ich dir anvertrauen werde?" "Ganz sicher," antwortete ich. Da h�ndigte er mir eine in ein Tuch eingewickelte Schriftrolle aus und bat mich, sie Ihm am n�chsten Tag in der Morgend�mmerung zu �bergeben. "Sollte Er geneigt sein mir zu antworten," f�gte er hinzu, "w�rdest du dann so freundlich sein, mir Seine Antwort zu �bermitteln?" Ich nahm die Schriftrolle entgegen und machte mich bei Tagesanbruch auf, seinen Wunsch zu erf�llen.� (Nab�l I S.137ff)

#54

�Als ich zu dem Haus von Bahá'u'lláh kam, sah ich Seinen Bruder Mirza M�s� vor der T�r stehen und teilte diesem den Grund meines Besuches mit. Er ging ins Haus und erschien bald wieder mit einem Willkommensgru�. Ich wurde in Seine Gegenwart gef�hrt und �bergab die Rolle Mirza M�s�, der sie vor Bahá'u'lláh niederlegte. Dieser bot uns beiden Platz an. Er entfaltete die Rolle, warf einen Blick auf ihren Inhalt und begann, uns einige Stellen daraus laut vorzulesen. Ich sa� verz�ckt da und lauschte dem Klang Seiner Stimme und ihrem melodischen Wohllaut. Als Er eine Seite gelesen hatte, wandte Er sich zu Seinem Bruder und sprach: "M�s�, was hast du dazu zu sagen? Wahrlich, Ich sage, wer an den Quran glaubt und seinen g�ttlichen Ursprung anerkennt und dann auch nur f�r einen Augenblick z�gert zuzugeben, da� diese herzbewegenden Worte von derselben sch�pferischen Kraft getragen sind, der hat gewi�lich in seinem Urteil geirrt und ist vom Pfad der Gerechtigkeit weit abgewichen." Dann sprach Er nichts mehr. Als Er mich verabschiedete, beauftragte Er mich, Mull� Husayn als eine Gabe von Ihm ein St�ck russischen Zucker und ein P�ckchen Tee mitzubringen und ihm den Ausdruck Seiner Wertsch�tzung und Liebe zu �bermitteln.� (Nab�l I S.138)

�Ich erhob mich und eilte voll Freude zur�ck zu Mull� Husayn, um ihm das Geschenk und die Botschaft von Bahá'u'lláh zu �berbringen. Mit welcher Freude und Begeisterung nahm er sie von mir entgegen! Mir fehlen die Worte, den �berschwang seiner Gef�hle zu beschreiben. Er sprang auf, nahm mit geneigtem Haupt das Geschenk aus meiner Hand entgegen und k��te es inbr�nstig. Dann schlo� er mich in die Arme, k��te mir die Augen und sagte: "Mein innig geliebter Freund! Ich bete darum, da�, wie du jetzt mein Herz erquickt hast, Gott dir ewige Gl�ckseligkeit schenke und dein Herz mit unverg�nglicher Freude erf�lle." Ich war �ber Mull� Husayns Verhalten erstaunt. Von welcher Art, so dachte ich bei mir, konnte wohl das Band sein, das diese beiden Seelen vereinte? Was mochte wohl in ihren Herzen eine so innige Gemeinschaft begr�ndet haben? Wie konnte Mull� Husayn, in dessen Augen Pracht und Glanz des K�nigtums nichts bedeuteten, beim Anblick einer so bescheidenen Gabe aus der Hand Bahá'u'lláhs in solche Freude geraten? Ich zerbrach mir den Kopf dar�ber und konnte das Geheimnis nicht ergr�nden.� (Nab�l I S.139)

�Wenige Tage sp�ter reiste Mull� Husayn nach Khur�s�n ab. Als er sich von mir verabschiedete, sagte er: "Sprich zu niemandem �ber das, was du geh�rt und erlebt hast. La� dies ein Geheimnis in deiner Brust bleiben. Gib Seinen Namen nicht preis; denn Leute, die Ihm Seine Stellung neiden, werden sich erheben, Ihm zu schaden. Wenn du meditierst, so bete darum, da� der Allm�chtige Ihn besch�tze, da� Er durch Ihn die Niedergetretenen erh�he, die Armen reich mache und die Gest�rzten erl�se. Das Geheimnis der Zusammenh�nge ist vor unseren Augen verborgen. Uns bleibt die Pflicht, den Ruf des Neuen Tages erschallen zu lassen und allen Menschen diese g�ttliche Botschaft zu verk�nden. In dieser Stadt wird so mancher sein Blut auf diesem Pfade vergie�en. Dieses Blut wird den Baum Gottes tr�nken und ihn erbl�hen lassen, damit er der ganzen Menschheit Schatten spende.� (Nab�l I S.139f)

#55

Ein zweites Mal hatte die g�ttliche Vorsehung Mull� Husayn-i-Bushr�'� an sein Ziel gef�hrt - das wichtigste Ziel in der Geschichte der ganzen Menschheit.

Und was geschah mit Mull� Muhammad-i-Mu`allim-i-N�r�, dem unbekannten Shaykh� und Studenten der Theologie, den diese gleiche Vorsehung dahin gef�hrt hatte, Mull� Husayn aufzusuchen und mit ihm in Verbindung zu treten, so da� er ihm den Weg zum Ziel weisen und damit einen unvergleichlichen, heiligen, h�chst wichtigen Dienst leisten konnte? Er hat sp�ter sein Blut auf demselben Schlachtfeld wie Mull� Husayn vergossen. Ein unvers�hnlicher Feind ri� dort seinen zarten K�rper in Fetzen.

#56

(Bildlegende: Karte des n�rdlichen Ir�n mit M�zindar�n, Tihr�n und einigen Orten, die Bahá'u'lláh in Seinen fr�hen Jahren besuchte. Kaspisches Meer - Elburs-Gebirge - Bezirk N�r - Demawend - Stra�e nach Mashhad - Stra�e nach Qazv�n und Tabr�z - Stra�e nach Qum, K�sh�n, Isfah�n und Sh�r�z sowie nach Kirm�nsh�h und Baghdad)

+6 #57
Kapitel 6
In der Heimat Seiner Vorfahren

Von dem Tag an, als Mirza Husayn-Al�, der Sohn des Vaz�r-i-N�r�, die Sache des B�b angenommen hatte, erhob Er sich mit ganzer Kraft, um diese Sache zu f�rdern. Es war eine bekannte Tatsache, da� Er nie ein theologisches Seminar besucht hatte, nie einem der ber�hmten Theologen, Lehrer, Philosophen oder geistigen F�hrer zu F��en gesessen war. Bekannt war Er auch als Meister der Beweisf�hrung, als Quell des Wissens und als Muster der Beredsamkeit. Jetzt, da Er zum Verfechter des Glaubens des B�b geworden war, traten diese hohen Eigenschaften noch ausgepr�gter, sch�rfer und deutlicher hervor.

Seine erste Reise zur Verbreitung der Sache des B�b f�hrte Ihn nach M�zindar�n, in die Heimat Seiner Vorfahren. Shaykh Muhammad-Taq�, der einflu�reiche Geistliche aus N�r, dem wir oben begegnet sind, war schon tot, und jetzt hatte sein Sohn, Shaykh Muhammad, den angesehenen Platz inne. Dieser wu�te, da� er Bahá'u'lláhs Sprachgewalt und Kunst der Darlegung niemals erreichen, geschweige denn �bertreffen konnte und in Wahrheit weit dahinter zur�ckbleiben mu�te. Als daher Bahá'u'lláh mit unabl�ssigem Bem�hen die Kunde vom Erscheinen des B�b im ganzen Bezirk N�r verbreitet hatte und sich eine gro�e Zahl angesehener B�rger, darunter Sein Bruder Mirza Muhammad-Hasan und ein naher Verwandter, der heldenhafte Muhammad-Taq� Kh�n, unter dem Banner des neuen Glaubens versammelte, was gleichzeitig bei anderen Leuten - ihr Wortf�hrer war Mirza `Az�zu'll�h, ein Onkel Bahá'u'lláhs - heftigen Widerstand und Feindschaft hervorrief, da sagte Shaykh Muhammad zu alledem gar nichts und verhielt sich ruhig. Seine Sch�ler lie�en jedoch nicht locker und bestanden darauf, er solle sich bem�hen, dem Vorgehen Bahá'u'lláhs entgegenzuwirken. Sie bedr�ngten ihn so sehr, da� er zuletzt nachgab und zwei seiner gelehrtesten, am weitesten fortgeschrittenen Sch�ler - seine Schwager Mull� `Abb�s und Mull� Abu'l-Q�sim - damit beauftragte, sich mit Bahá'u'lláh zu treffen und Ihn herauszufordern. Bahá'u'lláh hielt sich gerade in D�rkal� auf.

#58

Als die beiden dort ankamen, gingen sie sogleich zu einer Versammlung, bei der viele Menschen zusammengekommen waren, um Bahá'u'lláh zuzuh�ren. Er erkl�rte gerade die innere Bedeutung der allerersten S�rih des Quran. Die beiden Abgesandten setzten sich, lauschten in gespannter Aufmerksamkeit und wurden v�llig ergriffen. Mull� `Abb�s erhob sich als erster; zitternd und mit tr�nen�berstr�mten Wangen sprach er zu seinen Landsleuten: "Ihr k�nnt tun, was ihr wollt; was aber mich betrifft: ich bin sprachlos. Keine Erinnerung und keine Rede sind mir geblieben. Geht und sagt Mull� Muhammad, da� es von jetzt an meine Pflicht ist, an der Schwelle Mirza Husayn Al�s Dienst zu tun." Mull� Abu'l-Q�sim war ebenfalls �berw�ltigt; er sprach zu Mull� Abb�s: "Gleich dir werde auch ich Ihn niemals verlassen, um einem anderen zu dienen. Auch mein Platz ist an Seiner T�r."

Danach ging Bahá'u'lláh selbst zu dem Dorfe Sa`�dat-Ab�d, um Mull� Muhammad aufzusuchen. Dieser war sich der eigenen Unf�higkeit bewu�t; er lie� sich auf keine Diskussion ein und erfand jeden erdenklichen Vorwand, Ihm auszuweichen. Endlich entschlo� er sich, den Quran zu befragen. Er nahm das heilige Buch zur Hand und schlug es an beliebiger Stelle auf, machte es aber bald wieder zu, indem er stockend sagte, die Verse auf dieser Seite h�tten keine gute Vorbedeutung.

Auf der Reise durch die Heimatprovinz Seiner Vorfahren traf Bahá'u'lláh eines Tages einen jungen Derwisch, der an einem Wasserlauf sa� und gerade sein Essen kochte. Als Bahá'u'lláh ihn fragte, was er da mache, erwiderte der junge Mann: "O, ich koche gerade Gott, um Ihn zu verspeisen." Bahá'u'lláh freute sich �ber die Einfalt seiner Antwort und erwies ihm gro�e Freundlichkeit.

Dieser Derwisch hie� Mustaf� Big und stammte aus Sanandij in Kurdist�n; er war ein Dichter und benutzte den K�nstlernamen Majz�b (`der Hingezogene`). Er wurde so sehr zu Bahá'u'lláh hingezogen und war Ihm so zugetan, da� er Ihm nachfolgte, zu Seinem Lobpreis sang und Bahá'u'lláh zurief: "Zerrei�e die Schleier, ... zerrei�e die Schleier!" Viele Augenzeugen wurden ihrerseits hingezogen und weihten sich Bahá'u'lláh.

+7 #59
Kapitel 7
Erste Gef�ngnishaft

Bahá'u'lláhs erste Gef�ngnishaft stand im Zusammenhang mit der Ermordung von H�j� Mull� Taq�y-i-Baragh�n�, dem Onkel und Schwiegervater von Qurratu'l-`Ayn. H�j� Mull� Taq�, der auch als Sha-h�d-i-Th�lith - der Dritte M�rtyrer - bekannt geworden ist, war ein engstirniger Geistlicher, ein eingeschworener Gegner alles Neuen, ein Widersacher von Shaykh Ahmad-i-Ahs�'� und Siyyid K�zim-i-Rasht� wie auch ihrer Lehren. Von der Kanzel herab wetterte er gegen sie in verunglimpfender Sprache. Und dies war auch der Grund, warum er eines Tages im Morgengrauen in seiner Moschee ermordet wurde. Den Mord beging ein leidenschaftlicher Bewunderer der Shaykh�-Lehren, der auch �ffentlich gestand, er habe H�j� Mull� Taq� wegen seiner z�gellosen Sprache den Dolch in den Mund gesto�en; er war aus Sh�r�z geb�rtig und h�rte auf die verschiedenen Namen Mirza S�lih, Mull� Abdu'll�h und Mirza T�hir der B�cker. Nach eigenem Zeugnis bei der Vernehmung in Tihr�n war er noch nie ein �berzeugter B�b� gewesen, vielmehr befand er sich auf dem Weg nach M�h-K�, um den B�b aufzusuchen und Seine Sache zu erforschen. Doch Mull� Muhammad, der Gatte von Qurratu'l-Ayn, war ebenso fanatisch und rachs�chtig wie sein Vater; so warf er sein Netz weit aus, um sicherzustellen, da� eine Anzahl unschuldiger B�b� verhaftet und nach Tihr�n geschafft wurde.

Eines Tages im August 1919 sprach `Abdu'l-Bahá zu einer Anzahl von Baha'i, die sich im Empfangszimmer Seines Wohnhauses in Haifa versammelt hatten, und erz�hlte ihnen die Geschichte dieser ersten Gef�ngnishaft Bahá'u'lláhs. Er sagte, da� vier M�nner - unter ihnen der tats�chliche M�rder - nach Tihr�n verbracht und im Hause von Khusraw Kh�n in Gewahrsam genommen wurden. Bahá'u'lláh ersuchte Mirza Shaf�` Kh�n S�hib-D�v�n, er m�ge H�j� Mirza Aq�s� �ber den wahren Sachverhalt ins Bild setzen. Der S�hib-D�v�n war ein vorurteilsfreier Mann, der gro�en Einflu� auf den Gro�wesir hatte; er �berbrachte ihm Bahá'u'lláhs Botschaft, die ihn anscheinend auch zufriedenstellte. Darauf ging Bahá'u'lláh mit Seinem Anhang, um den Verhafteten einen Besuch abzustatten, wobei Er ihnen soviel Geld gab, wie sie verlangten. In kurzer Zeit erfuhr ganz Tihr�n davon.

#60

Der Mann, der den Mujtahid von Qazv�n ermordet hatte und sich auch offen dazu bekannte, merkte jetzt, da� sein Gest�ndnis umsonst gewesen war, und entschlo� sich zur Flucht. Eines Nachts brach er (mit seinen Fesseln) bei Schneetreiben aus dem Gef�ngnis aus und machte sich auf den Weg zum Hause Rid� Kh�ns, des Turkmenen, eines Offiziers im Dienste von Muhammad Sh�h. Statt zum Tor des Hauses zu laufen, schleuderte er listigerweise seinen Wanderstock dagegen. Man �ffnete das Tor und legte ein Brett auf den Schnee, �ber welches der Ausbrecher in das Haus gelangte. Als man am Morgen eine Suchaktion in die Wege leitete, fanden sich von dem Fl�chtigen keine Fu�spuren. Da Bahá'u'lláh die H�ftlinge besucht und ihnen Geld gegeben hatte, kamen die Verwandten des ermordeten Mujtahid aus Qazv�n und beschuldigten Bahá'u'lláh, Er habe dem gest�ndigen Meuchelm�rder zur Flucht verholfen. Unerschrocken ritt Bahá'u'lláh, begleitet von Farraschen und Reitern, zu dem Ort, wo die Gefangenen in Gewahrsam gehalten wurden. Dort wurde Er verhaftet und ebenfalls gefangengesetzt. Es stellte sich jedoch bald heraus, da� die Anschuldigungen grundlos waren, und so wurde Bahá'u'lláh nach kurzer Haft wieder freigelassen. Was die Verwandten des H�j� Mull� Taq�y-i-Baragh�n� jedoch nicht wu�ten, war dies: Bahá'u'lláh selbst hatte angeordnet und auch die Vorkehrungen getroffen, da� Qurratu'l-Ayn aus ihren Klauen befreit wurde.�

Den M�rder des Mujtahid aber brachte Rid� Kh�n aus Tihr�n hinaus. Abdu'l-Bahá sagte, als man entdeckt habe, was geschehen war, seien eintausend Reiter ausgeschickt worden, um Rid� Kh�n zu verfolgen, doch sei er nie ergriffen worden. Schlie�lich h�tten alle beide die Festung Shaykh Tabars� erreicht, wo sie den M�rtyrertod starben.

� siehe balyuz�: The Báb p.166f
+8 #61
Kapitel 8
Die Konferenz von Badasht

Die Konferenz von Badasht steht in der Religionsgeschichte der Menschheit einzigartig und einmalig da. Niemals zuvor hatten sich zu Lebzeiten eines Sendboten Gottes Seine Nachfolger versammelt, um als eine K�rperschaft �ber das Wesen ihres Glaubens und �ber ihren k�nftig einzuschlagenden Weg zu beraten. Die treibende Kraft hinter dieser Konferenz ohnegleichen, derjenige auch, welcher sie einberufen hatte, war kein geringerer als Mirza Husayn Al�y-i-N�r�, welcher daraufhin innerhalb der B�b�-Gemeinde als Jin�b-i-Bahá bekannt wurde. Der H�ter des Baha'i-Glaubens hebt folgendes hervor: �Hauptzweck dieser Versammlung war es, die Offenbarung des Bayan durch einen raschen, v�lligen, dramatischen Bruch mit der Vergangenheit - deren Ordnung, Kirchenwesen, �berlieferungen und Br�uchen - zur Geltung zu bringen. Au�erdem sollte die Konferenz dar�ber beraten, wie der B�b aus Seiner grausamen Festungshaft in Chihr�q befreit werden k�nnte. Der erste Zweck wurde in h�chstem Ma�e erf�llt, w�hrend der zweite von Anfang an zum Scheitern verurteilt war.� (GGV S.35)

� Es ist festzuhalten, da� der Name "Bahá'u'lláh" erstmals vom B�b in Seinem Buch, dem Persischen Bayan, erw�hnt wird und Mirza Husayn-Al�y-i-N�r� nach der Konferenz von Badasht unter dem Namen "Jin�b-i-Baha" in der B�b�-Gemeinde bekannt wurde.

Badasht war eine kleine Ortschaft an der Grenze von M�zindar�n. Als Bahá'u'lláh in diesem Ort eintraf, mietete Er drei G�rten. Einen davon bestimmte Er f�r Qudd�s, H�j� Mull� Muhammad-Al�y-i-B�rfur�sh�, den achtzehnten und letzten der Buchstaben des Lebendigen, welcher dem Range nach der erste war. Ein zweiter Garten wurde zum Aufenthalt f�r Qurratu'l-Ayn bestimmt, die Bahá'u'lláh aus den Gefahren, von denen sie in ihrer Geburtsstadt Qazv�n umgeben war, errettet hatte. Bahá'u'lláh selbst hielt sich in dem dritten Garten auf. Nab�l-i-A`zam schreibt:

#62

�... Die in Badasht Versammelten waren einundachtzig an der Zahl, und vom Zeitpunkt ihres Eintreffens an bis zum Tag ihres Auseinandergehens waren sie alle Bahá'u'lláhs G�ste. Jeden Tag offenbarte Er ein Sendschreiben, welches Mirza Sulaym�n-i-N�r� den versammelten Gl�ubigen vortrug. Jedem einzelnen verlieh Er einen neuen Namen. Er selbst wurde von nun an mit dem Namen Bahá bezeichnet; der Letzte der Buchstaben des Lebendigen erhielt die Bezeichnung Qudd�s, und Qurratu'l-`Ayn empfing den Titel T�hirih [die Reine]. F�r jeden einzelnen der in Badasht Versammelten offenbarte der B�b sp�ter ein besonderes Sendschreiben, wobei Er sie jeweils mit dem Namen anredete, der ihnen bei dieser Gelegenheit verliehen worden war. Als sp�ter eine Anzahl der weniger flexiblen, konservativeren unter ihren Mitj�ngern glaubte, T�hirih beschuldigen zu m�ssen, sie habe ehrw�rdige Traditionen der Vergangenheit in unbesonnener Weise �ber Bord geworfen, antwortete der B�b, an den man diese Beschuldigungen gerichtet hatte, mit folgenden Worten: "Was soll ich sagen �ber die, welcher die Zunge der Macht und Herrlichkeit den Namen T�hirih verliehen hat ...?� (Nab�l II S.323)

Tats�chlich war es Qurratu'l-`Ayn, die Reine, die an jenem unverge�lichen Tag des Fr�hsommers 1848 zum Entsetzen und zur Best�rzung einer gro�en Zahl ihrer Mitgl�ubigen als erste den weithin hallenden Ruf erschallen lie�, sich von den menschengemachten Fesseln der Vergangenheit zu befreien. Den Schleier abgeworfen, das Angesicht geschm�ckt und entbl��t, trat sie vor sie hin, so da� alle es sehen konnten. Vielen war es, als seien sie vom Tag der Auferstehung �berrascht worden - was ja in Wahrheit der Fall war. Einer von ihnen, `Abdu'l-Kh�liq-i-Isfah�n�, schnitt sich vor Entsetzen und Emp�rung die Kehle durch und st�rzte schreiend und blut�berstr�mt aus der Versammlung seiner Glaubensgenossen. Einige andere schlossen sich ihm an und verlie�en die Versammlung und den Glauben des B�b. Qudd�s war rasend. Er hielt das blanke Schwert in der Hand, und es sah so aus, als ob er es jeden Augenblick gegen T�hirih gebrauchen wolle. Nab�l schreibt, indem er Shaykh Ab�-Tur�b zitiert:

#63

�Seine Drohgeb�rde vermochte sie jedoch nicht zu ersch�ttern. Ihr Gesichtsausdruck zeigte die gleiche W�rde, das gleiche Vertrauen, welches sie vom ersten Augenblick an vor den versammelten Gl�ubigen an den Tag gelegt hatte. Ein Gef�hl freudigen Triumphes erhellte jetzt ihr Antlitz. Sie erhob sich, und unbeirrt durch den Aufruhr in den Herzen ihrer Gef�hrten richtete sie das Wort an alle, die geblieben waren. Ohne vorheriges Konzept brachte sie ihren Aufruf mit unvergleichlicher Beredsamkeit und tiefster Leidenschaft in einer Sprache vor, die derjenigen des Quran in verbl�ffender Weise �hnelte. Sie beendete ihre Ansprache mit diesem Quran-Vers: "Wahrlich, unter G�rten und Str�men sollen die Gottesf�rchtigen in der Gegenwart des machtvollen K�nigs auf dem Sitz der Wahrheit wohnen." Indem sie diese Worte aussprach, warf sie einen verstohlenen Blick in Richtung auf Bahá'u'lláh und Qudd�s, in solcher Weise, da� es f�r die Beobachter unm�glich war zu entscheiden, auf welchen der beiden sie anspielte.� (Nab�l II S.325f)

Qurratu'l-`Ayns k�hner Aufruf zur Emanzipation kam an einem Tag, an dem Bahá'u'lláh unp��lich war. Qudd�s hatte Ihn in Seinem Garten aufgesucht; auch andere Gef�hrten hatten sich dort um Ihn versammelt. Dann trat T�hirih ein, und wie wir gesehen haben, kam ihr Auftritt einem Donnerschlag gleich. �Ich bin das Wort,� erkl�rte sie, �welches der Q�'im aussprechen wird, das Wort, welches die F�hrer und die Gro�en der Erde zu Fl�chtlingen machen wird!� Und ganz zum Schlu� sagte sie: �Dies ist der Tag der Fr�hlichkeit, des weltweiten Frohlockens, der Tag, an dem die Fesseln des Vergangenen zerrissen sind. La�t alle, die an dieser gewaltigen Errungenschaft teilhaben, sich erheben und einander umarmen.� (Nab�l II S.326)

Nachdem sich das Spektakel gelegt hatte, nahm Bahá'u'lláh ganz ruhig die Z�gel in die Hand. Nab�l-i-A`zam schreibt:

�Dieser denkw�rdige Tag und die folgenden Tage brachten die einschneidendsten Ver�nderungen im Leben und den Gepflogenheiten der versammelten Anh�nger des B�b. Die Art ihres Gottesdienstes �nderte sich pl�tzlich und grundlegend. Die Gebets�bungen und feierlichen Handlungen, welche diese ergebenen Gottesanbeter in Zucht gehalten hatten, wurden f�r immer abgeschafft. Doch kam es unter denen, die sich mit soviel Eifer f�r die Durchsetzung dieser Reformen erhoben hatten, zu einer gro�en Verwirrung. Einige verurteilten einen derart radikalen Wandel als Gipfel der Ketzerei und weigerten sich, etwas aufzugeben, was sie als die unverletzlichen Gebote des Islam betrachteten. Manche sahen in T�hirih die einzige Autorit�t in diesen Fragen und die einzige Person, die von den Gl�ubigen mit Recht bedingungslosen Gehorsam verlangen konnte. Andere verurteilten T�hirihs Verhalten und hielten sich an Qudd�s, den sie als den einzigen Stellvertreter des B�b und als denjenigen betrachteten, der allein das Recht habe, in so gewichtigen Fragen zu entscheiden. Wieder andere, die die Autorit�t sowohl der Tahirih wie auch des Qudd�s anerkannten, erblickten in dem ganzen Vorfall eine gottgesandte Pr�fung, dazu bestimmt, die Aufrichtigen von den Falschen zu trennen und die treu Ergebenen von den Ungetreuen zu unterscheiden.� (Nab�l II S.326)

�... Dieser Spannungszustand hielt einige Tage an, bis Bahá'u'lláh eingriff und in Seiner meisterlichen Art eine v�llige Vers�hnung zwischen den Gl�ubigen herbeif�hrte. Er heilte die Wunden, die dieser scharfe Streit geschlagen hatte, und lenkte den Einsatz der Beteiligten auf den Pfad konstruktiven Dienstes.� (Nab�l II S.64)

#64

� nach der englischen �bersetzung in Arberry: The Koran Interpreted,

� Nab�ls Bericht, Bd.2, S. 328 f.

Bahá'u'lláh lie� den Versammelten die sechsundf�nfzigste S�rih� des Quran, vortragen, und als sie die Bedeutung, die Anspielungen und die Tragweite dieser Quran-Verse im Herzen erfa�t hatten, begriffen sie, da� wirklich der Tag der Auferstehung sie ereilt hatte:

� al-V�qi`ah - `Das Ereignis`, oder `Der Schrecken` nach der englischen �bersetzung von A.J.Arberry und nach der Fassung von der Ahmadiyya-Bewegung des Islam 1980, oder in der �bersetzung von Tilman Nagel `die hereinbrechende Katastrophe`.

Wenn das Ereignis eintrifft -

Es gibt nichts, das sein Eintreffen verhindern k�nnte -,

Dann wird er die einen erniedrigen, die anderen erh�hen.

Wenn die Erde heftig ersch�ttert wird
Und die Berge zertr�mmert werden,

Dann sollen sie zu Staub werden, weithin verstreutem,

Und ihr sollt in drei R�nge gestellt werden:

Gef�hrten zur Rechten (O ihr Gef�hrten zur Rechten!)

Gef�hrten zur Linken (O ihr Gef�hrten zur Linken!)

Die Vordersten werden die Vordersten sein;
Sie sind es, die dem Throne nahestehen
In den G�rten der Wonne

(Eine gro�e Schar der Fr�heren Und einige wenige der Sp�teren),

Auf dicht gewebten Polstern
Lehnend, einander gegen�ber.
Ihnen warten J�nglinge auf, die nicht altern,

Mit Bechern und Kr�gen und Trinkschalen (gef�llt) aus einem flie�enden Born -

Keinen Kopfschmerz werden sie davon haben, noch werden sie berauscht sein -,

Und mit den Fr�chten, die sie ausw�hlen,
Und Fleisch vom Gefl�gel, das sie begehren m�gen,

Und holdselige M�dchen mit gro�en, herrlichen Augen

Gleich verborgenen Perlen,
Als Belohnung f�r das, womit sie sich m�hten.

Sie werden dort kein eitles Geschw�tz noch s�ndige Rede h�ren,

Nur das Wort: "Friede, Friede!"�

� Ahmadiyya Bewegung: Der Heilige Quran Sure 56:1-26 - Man vgl. auch die anderen �bertragungsversuche in der �bersetzung von Tilman Nagel M�nchen 1983 (s. Balyuzi `Der Herr der Herrlichkeit S.64f) sowie von Friedrich R�ckert im Ergon Verlag 1996 p.401ff

#65

Bahá'u'lláh hielt sich zweiundzwanzig Tage in Badasht auf. Dann machten sich die B�b� - soweit sie fest und standhaft geblieben waren - mit gest�rktem Glauben vom Ort dieser epochemachenden Konferenz auf. Bei dem Dorf N�y�l� wurden sie jedoch von allen Seiten angegriffen. Bahá'u'lláh selbst hat Nab�l dar�ber berichtet:

�Wir waren alle im Dorf N�y�l� versammelt und lagerten am Fu� eines Berges, als wir zur Stunde der Morgend�mmerung pl�tzlich von Steinen geweckt wurden, welche die Leute der Umgebung vom Berg herunter auf uns schleuderten. Die Heftigkeit ihres Angriffs lie� unsere Gef�hrten voll Schrecken und Best�rzung auseinanderlaufen. Ich kleidete Qudd�s in mein eigenes Gewand und schickte ihn an einen sicheren Ort, wo ich ihn wieder treffen wollte. Als ich dort ankam, stellte ich fest, da� er schon fort war. Keiner unserer Gef�hrten war in N�y�l� zur�ckgeblieben, au�er T�hirih und einem jungen Mann aus Sh�r�z, der Mirza `Abdu'll�h hie�. Die Heftigkeit des Angriffs hatte unser Lager g�nzlich ver�den lassen. Ich fand niemanden, in dessen Obhut ich T�hirih h�tte geben k�nnen, au�er diesem jungen Mann, der bei dieser Gelegenheit einen Mut und eine Entschlossenheit zeigte, die wahrhaft erstaunlich waren. Mit dem Schwert in der Hand und ohne Furcht vor den wilden Angriffen der Dorfbewohner, die herbeieilten, um unser Eigentum zu pl�ndern, sprang er vor, um der Hand der Angreifer Einhalt zu gebieten. Obwohl selbst an mehreren Stellen seines K�rpers verwundet, setzte er sein Leben aufs Spiel, um unser Eigentum zu sch�tzen. Ich sagte ihm, er solle von dieser Handlungsweise ablassen. Als sich der Aufruhr gelegt hatte, sprach ich mit einigen der Dorfbewohner und konnte sie von der Grausamkeit und Sch�ndlichkeit ihres Auftretens �berzeugen. Sp�ter gelang es mir, einen Teil unseres gepl�nderten Eigentums zur�ckzubekommen.� (Nab�l II S.328f)

+9 #66
Kapitel 9
Von Badasht nach Shaykh Tabars�

Von Badasht begab sich Bahá'u'lláh nach N�r, in den Bezirk, aus dem Er stammte. T�hirih �bergab Er der Obhut von Shaykh Ab�-Tur�b-i-Ishtah�rd�, der sie an einen sicheren Ort bringen sollte. Unterdessen waren die Gegner in der Hauptstadt - unter ihnen zweifellos H�j� Mirza Aq�s�, der Antichrist der B�b�-Offenbarung - eifrig dabei, ihr Gift zu verbreiten und Muhammad Sh�h gegen Bahá'u'lláh einzunehmen, indem sie es so hinstellten, als habe Er einen Aufstand angezettelt. Dann war es nach den Angaben von Nab�l eines Tages so weit, da� Muhammad Sh�h erkl�rte: �Bisher habe ich es abgelehnt, die Dinge in Betracht zu ziehen, die gegen ihn vorgebracht wurden. Meine Nachsicht gr�ndete sich auf meine Anerkennung der Dienste, die sein Vater meinem Lande geleistet hat. Diesmal jedoch bin ich entschlossen, ihn hinrichten zu lassen.�� H�j� Mirza Aq�s� verschaffte sich einen entsprechenden Erla� von Muhammad Sh�h und wies einen der hohen Beamten von M�zindar�n an, Bahá'u'lláh festzunehmen.

� Nab�l II S.329
#67
(Bildlegende: Muhammad Sh�h)
#68

In einem Seiner Sendschreiben f�hrt Bahá'u'lláh aus, Er habe den Weg von Badasht nach N�r in gem�chlichen Etappen zur�ckgelegt. Er habe Sh�hr�d, den Bezirk von Hiz�rjar�b, Jaz (Gaz) - s�dlich von Bandar-Jaz (Bandar-Gaz) am Kaspischen Meer gelegen - und Ashraf besucht, �Dorf f�r Dorf, Stadt f�r Stadt�, bis Er N�r erreicht habe. Es war auf dieser Reise, vermutlich w�hrend Bahá'u'lláhs Aufenthalt in Bandar-Jaz, da� sich der folgende Vorfall ereignete. `Abdu'l-Bahá erz�hlt, Bahá'u'lláh sei bei Seiner Ankunft in Bandar-Jaz erkrankt. In dieser Hafenstadt lebte ein B�b� namens Mirza Mas�h, ein Mann mit hervorragenden Eigenschaften. Abdu'l-Bahá beschreibt ihn als eine �Verk�rperung des Geistes�, als jemanden, der �nach der Lekt�re eines einzigen Verses aus der Feder des Ersten Punktes bemerkte: `La�t mir diesen B�b; ihr k�nnt alle anderen haben!`� Nun trat gerade damals, w�hrend Bahá'u'lláh sich in Bandar-Jaz aufhielt, der Tod des Mirza Mas�h ein. Bahá'u'lláh hielt eine Gedenkversammlung f�r ihn ab und schrieb ein Besuchstablet f�r diesen wunderbaren Menschen.

W�hrend Bahá'u'lláhs Aufenthalt in Bandar-Jaz kam der Erla� von Muhammad Sh�h, der Seine Verhaftung anordnete. Bahá'u'lláh war zu diesem Zeitpunkt Gast einiger hochstehender Pers�nlichkeiten in der Stadt; diese kamen mit dem russischen Konsul in Bandar-Jaz, einem Perser, zu Bahá'u'lláh und boten Ihm an, mit einem russischen Schiff abzureisen, das dort vor Anker lag. Bahá'u'lláh nahm das Angebot jedoch nicht an, Er ergriff nicht die Flucht. Am folgenden Tag war Bahá'u'lláh bei einer anderen Pers�nlichkeit jener Gegend zu Gast. Zu dem Festessen war auch der russische Konsul eingeladen. Viele f�hrende Pers�nlichkeiten aus jenem Bezirk von M�zindar�n waren anwesend, um mit Bahá'u'lláh zusammenzukommen. Da traf ein Bote ein und �berbrachte die Nachricht vom Ableben Muhammad Sh�hs. Der Erla� von Muhammad Sh�h, der Bahá'u'lláhs Festnahme angeordnet hatte, war au�er Kraft.

Inmitten dieser Ereignisse hatte man Qudd�s verhaftet und in der Stadt S�r� im Hause von Mirza Muhammad-Taq�, einem der f�hrenden Geistlichen in der Provinz M�zindar�n, eingesperrt. T�hirih war ebenfalls in Haft. Sie wurde nach Tihr�n gebracht und im Amtsgeb�ude von Mahm�d Kh�n, dem Kal�ntar (B�rgermeister) der Hauptstadt, unter Hausarrest gestellt. Dort blieb sie bis zu ihrem M�rtyrertod w�hrend des Blutbades vom August 1852.

In Badasht hatte Mull� Husayn, der B�bu'l-B�b, als wichtige Pers�nlichkeit gefehlt. Er war damals gerade zu Gast bei Hamzih Mirza Hishmatu'd-Dawlih, einem Bruder von Muhammad Sh�h (s. Anhang V S.542) und Generalgouverneur von Khur�s�n, und erfuhr dort h�fliche Aufmerksamkeit. Nachdem er das Lager des Generalgouverneurs verlassen hatte, wollte er nach Karbil� gehen; doch nun erreichte ihn ein Sendschreiben vom B�b, das seine Pl�ne v�llig umstie�. Der B�b verlieh ihm darin einen neuen Namen, Siyyid `Al�, schickte ihm Seinen gr�nen Turban, den er tragen sollte, und wies ihn an, mit einer schwarzen Fahne, die er entfaltet vor sich hertragen sollte, nach M�zindar�n zu gehen, um Qudd�s zu helfen. Dies sei die Schwarze Fahne, von der der Prophet Muhammad gek�ndet hatte: �Sehen deine Augen die Schwarzen Fahnen aus Khur�s�n kommen, dann geh eilends hin, selbst wenn du �ber den Schnee kriechen mu�t; denn sie verk�nden die Ankunft des verhei�enen Mihd�, des Statthalters Gottes.� (Nab�l II S.379)

#69

Auf seinem langen Marsch von Khur�s�n nach M�zindar�n schlossen sich dem B�bu'l-B�b viele B�b� an, die in Badasht gewesen waren. Und indem sie weitermarschierten, kamen immer neue hinzu und reihten sich unter die Schwarze Fahne ein. So wurden es schlie�lich 300 Gef�hrten und mehr. In B�rfur�sh (B�bul) - der Heimatstadt von Qudd�s, der immer noch in S�r� gefangen gehalten wurde - mu�ten die B�b� wegen der gro�en Feindseligkeit des Sa`�du'l-`Ulam�, des rachs�chtigen f�hrenden Geistlichen jenes Bezirks, zu den Waffen greifen, um sich zu verteidigen; und da man Verrat �bte und sich an keine Versprechen hielt, mu�ten sie in aller Eile um das Grabmal des Shaykh Tabars�, das mitten in den W�ldern von M�zindar�n gelegen war, einen Wall aufwerfen und es als Festung ausbauen, in der sie dann belagert wurden.

Als Bahá'u'lláh in N�r von diesen Ereignissen h�rte, entschlo� Er sich, Shaykh Tabars� zu besuchen. Nachdem Er Seine Vorkehrungen getroffen hatte, zog Er nach dem Dorf Afr�, das einem gewissen Nazar-`Al� Kh�n geh�rte. Hier unterbrach Er Seine Reise, um f�r die Insassen der Festung ein reichhaltiges Essen zu bestellen, und schickte Shaykh Ab�-Tur�b-i-Ishtah�rd� voraus, Seine Ankunft anzuk�ndigen. Dann begab Er sich in Begleitung von Nazar-Al� Kh�n zur Festung, wo Er vom B�bu'l-B�b sehr herzlich empfangen wurde. Man sollte sich vielleicht ins Ged�chtnis zur�ckrufen, da� es Mull� Husayn, der B�bu'l-B�b, gewesen war, der ungef�hr vier Jahre zuvor Bahá'u'lláh die Botschaft des B�b �berbracht hatte und der daher wu�te, wie erhaben die Stufe von Mirza Husayn-`Al�y-i-N�r� war, den man jetzt als Jin�b-i-Bahá kannte. Mull� Husayn war in Staunen versunken, als er Bahá'u'lláh sah und Ihn zum ersten Male sprechen h�rte. Seine ganze Aufmerksamkeit war auf Ihn gerichtet. Bahá'u'lláh billigte alle Vorkehrungen, die man in Shaykh Tabars� getroffen hatte; was jedoch sehr hier fehle, bemerkte Er, sei die Person des Qudd�s. Hier ist zu betonen, da� die B�b� sich nicht am Grabmal von Shaykh Tabars� zusammenfanden, um einen Aufstand gegen die Regierung ihres Landes zu inszenieren, vielmehr um Schutz zu suchen.

#70

Bahá'u'lláh beauftragte Mull� Mihd�y-i-Khu'�, mit sechs M�nnern nach S�r� zu gehen und die Freilassung des Qudd�s zu fordern. Dies geschah, und Mirza Muhammad-Taq�, der f�hrende Mujtahid jener Stadt, hatte Angst, der Forderung nicht nachzukommen. So wurde Qudd�s nach f�nfundneunzig Tagen Haft frei und gesellte sich zu den Gef�hrten in Shaykh Tabars�. Bahá'u'lláh selbst verlie� mit Nazar-`Al� Kh�n und Shaykh Ab�-Tur�b die Festung und begab sich auf dem Weg �ber N�r nach der Hauptstadt. Er hatte vor, zu der Festung zur�ckzukehren, um den Gef�hrten Lebensmittelvorr�te und anderen Bedarf zu bringen. Dieses Versprechen hatte Er dem B�bu'l-B�b gegeben.

+10 #71
Kapitel 10
Der Sturz des H�j� Mirza Aq�s�

Der hinterlistige H�j� Mirza Aq�s�, der Antichrist der B�b�-Offenbarung, wu�te sehr wohl, da� mit dem Tode von Muhammad Sh�h im September 1848 sein Machteinflu� abnehmen und die Z�gel des Staates seinen unf�higen H�nden entgleiten w�rden. Daher blieb der Gro�wesir, sobald es feststand, da� der Sh�h ernsthaft erkrankt war, dem k�niglichen Palast fern. Und als Muhammad Sh�h seinen letzten Atemzug tat, war der Gro�wesir nirgends zu sehen. Er hatte sich viele Feinde gemacht - an wen konnte er sich in der Stunde der Not wenden?

Wie �blich beim Ableben eines Monarchen, geriet die ganze Nation - oder doch der gr��te Teil von ihr - in einen Zustand der Unsicherheit und Unruhe. In Sh�r�z zum Beispiel sah sich Husayn Kh�n Aj�d�n-B�sh�, mit den Ehrentiteln Niz�mu'd-Dawlih und S�hib-Ikht�y�r, der mit eiserner Faust regiert und nicht nur der Stadt Sh�r�z, sondern der ganzen Provinz F�rs Respekt vor der �ffentlichen Ordnung beigebracht hatte, einem Komplott von zwei der m�chtigsten und einflu�reichsten Granden der Provinz gegen�ber, die fest entschlossen waren, ihn zu verdr�ngen: dem Oberhaupt des Stammes Qashq�'� und dem stets diplomatischen und vorsichtigen H�j� Mirza Al�-Akbar Qav�mu'l-Mulk. Das gemeine Volk hatte sich diesen beiden zugewandt. Jener Husayn Kh�n hatte dem B�b Dem�tigungen zugef�gt und �ber Seine Anh�nger und die Mitglieder Seiner Familie Strafen verh�ngt. Nun konnte selbst er, der ein aufm�pfiges Volk unterworfen und in der Vergangenheit zwei Gouverneure verjagt hatte - darunter Firayd�n Mirza, einen Bruder muhammad Sh�hs -, dem P�bel und den Granden seinen Willen nicht mehr aufzwingen, sondern mu�te sich zur�ckziehen. Man hat nach diesem Zusammenbruch nichts mehr von ihm geh�rt; seine st�rmische Karriere fand ein j�hes Ende.

#72

(Bildlegende: H�j� Mirza Aq�s�, Gro�wesir Muhammad Sh�hs, der Antichrist der B�b�-Offenbarung)

�ber die Umst�nde, die zum Sturz des Premierministers selbst f�hrten, berichtet Jah�ng�r Mirza, ein Bruder von Muhammad Sh�h, Verfasser von T�r�kh-i-Naw (Neue Geschichte) und Augenzeuge. H�j� Mirza Aq�s� befand sich bereits im Besitz des Briefes, den der B�b an ihn gerichtet und durch Mull� Muhammad `Al�y-i-Zanj�n� (Hujjat) diesem Antichrist Seines Glaubens hatte �berbringen lassen. Dieser Brief mu� sein feiges Herz mit Schrecken erf�llt haben.

Es folgt eine Wiedergabe - wenn auch keine w�rtliche �bersetzung - dessen, was Jah�ng�r Mirza schreibt:

#73

Nach dem Ableben des Herrschers rief H�j� Mirza Aq�s� den russischen und den britischen Gesandten zu sich; gemeinsam setzten sie den Brief auf, der die Nachricht dem Thronfolger in Tabr�z �bermittelte. Dann bekam es H�j� Mirza Aq�s� mit der Angst zu tun und wollte aus pers�nlichen Gr�nden [welcher Art auch immer] `Abb�s Mirza, einen j�ngeren Sohn des verstorbenen Herrschers, nach `Abb�s�b�d mitnehmen, das sich im Besitz des H�j� selbst befand. Er schickte Mahm�d P�sh�y-i-M�k�'� nach Tajr�sh - dem Sommersitz im Bezirk Shimr�n, wo der Herrscher gestorben war -, um `Abb�s Mirza von dort zu holen; doch konnte dies nicht in die Tat umgesetzt werden. Daraufhin verbrachte H�j� Mirza Aq�s� die Nacht in `Abb�s�b�d, scharte etwa f�nfzehnhundert M�k�'� und Irav�n� um sich und brach nach der k�niglichen Zitadelle in der Hauptstadt auf. Er nahm die Zitadelle ein und wartete ab. In Tajr�sh sammelte Mirza Nasru'll�h Sadru'l-Mam�lik die dort anwesenden Kh�ns und H�flinge um sich, und man beschlo�, alle Granden und Prinzen kommen zu lassen, die sich in der Hauptstadt aufhielten. Die `Ulam� und Mujtahids sollten den Leichnam des verstorbenen Herrschers waschen und in ein Leichentuch h�llen, und danach wollten alle nach Tihr�n gehen, den Leichnam im Garten L�lihz�r zur Ruhe legen und sich dann zur k�niglichen Zitadelle begeben. Als jedoch der Leichnam f�r die Bestattung vorbereitet war, schob man die �berf�hrung auf, denn man bef�rchtete, es werde in der von H�j� Mirza Aq�s� besetzten Zitadelle zu einer unliebsamen �berraschung kommen. Die Granden und Prinzen kehrten in die Hauptstadt zur�ck. Jetzt nahm die Mutter des Thronanw�rters, Mahd-i-`Uly�, die Dinge selbst in die Hand. Sie lie� den ausl�ndischen Gesandten mitteilen, da� die Anwesenheit H�j� Mirza Aq�s�s und seiner ganzen Gefolgschaft in der k�niglichen Zitadelle h�chst unerw�nscht sei. Prinz Bahr�m Mirza Mu`izzu'd-Dawlih, der Bruder von Muhammad Sh�h, ging zur Zitadelle und riet dem H�j� zum Abzug. Auch der Artillerieoffizier, der die Wachen in der Zitadelle befehligte, wurde von der Mutter des Thronanw�rters angewiesen, den H�j� zum Aufbruch zu zwingen; er richtete seine Kanone auf das nahegelegene Haus von H�j� Mirza Aq�s�. Dieser hatte �berdies von der Zusammenkunft aller Prinzen und Granden in Tajr�sh erfahren, was seine Angst und Besorgnis noch vermehrte.

Endlich ritt der H�j� aus der Zitadelle aus, nachdem er sich vierundzwanzig Stunden dort aufgehalten hatte. Mit ihm ritten seine M�k�'� und Irav�n�; doch verlie�en ihn die meisten und suchten den Garten Kh�n-B�b� Kh�n-i-Sard�r auf. Der Gro�wesir war jetzt fast ganz allein; jedesmal, wenn er zu einem Dorf kam, lie�en ihn die Bewohner nicht hinein. So machte er sich hilflos mit nur f�nfzig oder sechzig Reitern auf den Weg nach Karaj. Am Flu� wurde er von N�ru'll�h Kh�n-i-Sh�hsavan eingeholt, der zu seiner Verfolgung aufgebrochen war. Der H�j� hatte sich mit Gewehren und Pistolen voll bewaffnet; einige trug er auf dem Leib, andere waren an seinen Sattel gebunden. Auch f�hrte er Dolche, eine Keule und ein Schwert mit sich. Er feuerte auf N�ru'll�h Kh�n und galoppierte in Richtung auf den Schrein von Sh�h `Abdu'l-`Azam. N�ru'll�h Kh�n verfolgte ihn bis an den Vorhof des Schreins, doch der H�j� entschwand in seinem Bezirk. Daraufhin nahm N�ru'll�h Kh�n das Pferd des H�j�, seinen mitgef�hrten Besitz und auch die Sachen, die den M�nnern des H�j� geh�rten, an sich und lie� sie fast nackt zur�ck.

#74

Sobald Mirza Nasru'll�h Sadru'l-Mam�lik erfuhr, was dem H�j� zugesto�en war, vermittelte er noch einmal, berichtete der Mutter des Thronanw�rters �ber das Vorgefallene und brachte dann in Begleitung aller Prinzen, H�flinge und Granden sowie der ausl�ndischen Botschafter den Leichnam des verstorbenen Herrschers mit allen milit�rischen Ehren in die Hauptstadt, wo er im Garten L�lihz�r sicher aufgebahrt wurde. Dann schrieb er nach Tabr�z, um den neuen Herrscher von allen Vorg�ngen zu unterrichten.

Nachdem H�j� Mirza Aq�s� aus dem Wege war und nun verlassen und verrufen als Bast� im Schrein von Sh�h `Abdu'l-`Azam lebte, geschah - wenn wir dem Bericht des Jah�ng�r Mirza folgen - etwas Unerh�rtes: Gewisse Leute sammelten sich um Mirza Nasru'll�h, der offenbar auch eigene Ziele verfolgte, um �ber etwas zu reden, was auf eine Republik oder zumindest auf eine konstitutionelle Regierung hinauslief. Der neue Sh�h war noch nicht aus Tabr�z eingetroffen, als - wie Jah�ng�r Mirza es ausdr�ckt - seine entschlossene, tatkr�ftige Mutter bereits Herrin der Lage war und keinen solchen Unsinn zulie�. Sie unternahm sogleich Schritte, um den K�nigsschatz zu sichern, und brachte dann mit versteckter Diplomatie fast alle, die sich um den Sadru'l-Mam�lik geschart hatten, auf ihre Seite. Sie machte auch einer Reihe von Geistlichen h�bsche Geldgeschenke, so etwa dem Aq� Muhammad-S�lih aus Kirm�nsh�h (der hierauf nach seiner Heimatstadt entsandt wurde, um die K�nigstreue der Bev�lkerung sicherzustellen) und Mirza `Askar�, dem Im�m-Jum`ih von Mashhad, der zu dem gleichen Zweck in diese heilige Stadt geschickt wurde. Dennoch kam es zu Unruhen unterschiedlichster Art, von denen einige im Keim erstickt wurden, wie zum Beispiel die Umtriebe des Muhib-`Al� Kh�n, des Gouverneurs von Kirm�nsh�h, und die des Sayfu'l-Mul�k Mirza, eines Sohnes von Fath-`Al� Sh�h, ferner im `Ir�q die Unternehmungen des All�hy�r Kh�n Asafu'd-Dawlih sowie die des `Al�-Sh�h Zillu's-Sultan (welche dort rechtzeitig vom britischen Gesandten in Baghdad und vom osmanischen V�l� verhindert wurden).

#75

Endlich erreichten N�siri'd-D�n und sein Minister Mirza Taq� Kh�n - der Vaz�r-Niz�m, der unterwegs in den Rang des Am�r-Niz�m erhoben wurde und bald mit dem Titel Am�r Kab�r noch weiter geehrt werden sollte - die Hauptstadt. Auf k�niglichen Erla� hin bezog der neue Gro�wesir die H�user des Bast�-Antichristen. H�j� Mirza Aq�s� selbst, der in diesen Wochen betr�chtlich gealtert war, wurde seines Reichtums beraubt und erhielt sicheres Geleit nach dem `Ir�q, wo er neun Monate sp�ter in der heiligen Stadt Karbil� starb.

+11 #76
Kapitel 11
Zweite Gef�ngnishaft

Im Dezember 1848 machte sich Bahá'u'lláh mit einer Gruppe von B�b� auf den Weg, um Sein Versprechen einzul�sen und die belagerte Festung Shaykh Tabars� ein zweites Mal zu besuchen. In Seiner Begleitung befanden sich H�j� Mirza J�n�y-i-K�sh�n�, Mull� B�-qir-i-Tabr�z� (einer der Buchstaben des Lebendigen), Shaykh Ab�-Tur�b-i-Ishtah�rd�, Aq� Siyyid Hasan-i-Khu'�, Aq� Siyyid Husayn-i-Tursh�z� (einer der Sieben M�rtyrer von Tihr�n), Abdu'l-Vahh�b Big, Muhammad-Taq� Kh�n-i-N�r� und Mirza Yahy� Subh-i-Azal.

� Der Kaufmann, der dem B�b in K�sh�n als Gastgeber gedient hatte; zugleich der erste Chronist Seines Glaubens. Er starb im August 1852 den M�rtyrertod.

Aber Bahá'u'lláh konnte Sein Vorhaben nicht ausf�hren; denn als sie in ein Dorf ungef�hr neun Meilen vor Shaykh Tabars� kamen, wurden sie verhaftet und eingesperrt. Das Dorf war von seinen Bewohnern verlassen, und die Nacht war hereingebrochen, als Bahá'u'lláh und Seine Begleitung dort eintrafen. Die Waffen, die sich mit sich f�hrten, legten sie in einem Raum ab, wo sie vor Feuer gesch�tzt waren, und lie�en sich dann zur Nacht nieder. Am n�chsten Tag wollten sie die Festung erreichen. Doch im Laufe der Nacht wurde das verlassene Dorf von einem Offizier, der durch Wachtposten und Sp�her des um Shaykh Tabars� stationierten k�niglichen Heeres unterrichtet war, mit einer gr��eren Zahl von Sch�tzen umstellt. Bahá'u'lláh wurde festgenommen und mit Seinen Gef�hrten in die Stadt Amul verbracht. General `Abb�s-Qul� Kh�n, der auch Gouverneur von Amul war, hatte sich ins Feldlager des Prinzen Mihd� Qul� Mirza begeben, und da der Vizegouverneur Muhammad-Taq� Kh�n-i-L�r�j�n� Bahá'u'lláh erkannte, nahm er Ihn und die Gef�hrten in sein eigenes Haus auf. Doch als es bekannt wurde, da� man eine Anzahl B�b� verhaftet hatte und der Vizegouverneur sie, statt sie in Fesseln und Ketten zu legen, respektvoll in sein Haus aufgenommen hatte, geriet Amul in hellen Aufruhr. Wie gew�hnlich standen Geistliche dahinter, die immer darauf aus waren, Unheil anzurichten. Die Geistlichen von Amul waren (nach der Beschreibung `Abdu'l-Bahás) besonders f�r ihre Habgier bekannt. Sie verlangten von Muhammad-Taq� Kh�n, da� er Bahá'u'lláh zur Moschee bringe. Ihr Gezeter war so schrill, da� dem Vizegouverneur - wenn auch unwillig und mit Bedenken - nichts �brig blieb, als ihrer Forderung nachzukommen. Dann verk�ndeten die Geistlichen, das Volk solle mit allen seinen Waffen zur Moschee kommen. Am n�chsten Tag kamen sie dann: der Metzger mit seinem Beil, der Zimmermann mit seiner Axt. Sie hatten die Absicht, auf Bahá'u'lláh loszugehen und Ihn zu ermorden. Von der Menschenmenge umringt, wurde Bahá'u'lláh zur Moschee gef�hrt, wo Er unter einem der B�gen Platz nahm. Zwei Kaufleute aus Sh�r�z, G�ste des Gouverneurs, kamen ebenfalls herein und lie�en sich nieder. Die Geistlichen waren nat�rlich in voller Zahl versammelt.

#77

(Bildlegende: Die Moschee in Amul, wo Bahá'u'lláh verh�rt wurde und die Bastonade erduldete)

#78

Im August 1919 hat `Abdu'lBahá eines Abends im Empfangszimmer Seines Hauses in Haifa die Begebnisse dieses Tages wie folgt erz�hlt. Einer der Kaufleute aus Sh�r�z sprach davon, er habe in der Nacht zuvor einen Traum gehabt, dessen Deutung er sich nun w�nsche. Als er von Bahá'u'lláh gebeten wurde, seinen Traum zu erz�hlen, antwortete der Kaufmann: "Ich tr�umte, der Q�'im aus dem Hause Muhammads sei in dieser Moschee und halte sich einen Finger zwischen die Z�hne." "Das ist doch Gottesl�sterung!" schrie einer der Geistlichen. Bahá'u'lláh gebot dem hitzigen Priester Einhalt, weil es nichts dergleichen sei; der Finger zwischen den Z�hnen sei ein Zeichen des Erstaunens. Die beiden Kaufleute f�hlten sich sehr von Bahá'u'lláh beeindruckt. In den Taschen von H�j� Mirza J�n� hatte man bei der Durchsuchung einen Brief in der Handschrift von Siyyid Husayn-i-K�tib, dem Sekret�r des B�b, gefunden; dieser Brief war in gro�er Eile niedergeschrieben, und man konnte ihn nicht lesen. Jemand sagte, nur Mull� `Al�-J�n k�nne diese Art von Handschrift lesen. Man lie� diesen kommen - einen Mann, den Bahá'u'lláh in der Vergangenheit stets gro�m�tig behandelt hatte. Jetzt zog er es vor, Bahá'u'lláhs Freundlichkeit zu vergessen. Er nahm den Brief zur Hand; doch als er feststellte, da� er ihn nicht lesen konnte, richtete sich sein Augenmerk auf ein Wort, das nach seinem Daf�rhalten falsch geschrieben war. Er rief aus, dies sei ein Schriftst�ck des B�b und verriete Seine Unwissenheit und Seine schlechte Bildung. Bahá'u'lláh f�hrte eine Begebenheit im Leben Muhammads an und einen Ausspruch, den der Prophet damals getan hatte, und bewies damit, da� das von Mull� `Al�-J�n gemeinte Wort �berhaupt nicht das war, wof�r er es gehalten hatte, da� es vielmehr das richtige Wort und richtig geschrieben war. Mull� `Al�-J�n war besch�mt.

Mittlerweile war den Geistlichen etwas Wind aus den Segeln genommen, aber sie gaben nicht auf. Sie bestanden darauf, Bahá'u'lláh solle die Bastonade erhalten. Muhammad-Taq� Kh�n war best�rzt und sagte ihnen, er k�nne ihren Urteilsspruch ohne Erlaubnis des Sard�r nicht ausf�hren. Er wolle ihm in dieser Angelegenheit schreiben, aber ein Reiter w�rde ungef�hr vier Stunden ben�tigen, um nach Shaykh Tabars� zu gelangen und den Brief auszuh�ndigen; sie m��ten sich so lange gedulden. Seine F�rsprache hatte auf die Geistlichen keine Wirkung. W�tend verlangten sie, da� man ihren Schuldspruch hier und jetzt auszuf�hren habe. Muhammad-Taq� Kh�n fand jedoch einen Weg, um ihnen einen Strich durch die Rechnung zu machen. Wie bereits erw�hnt, sa� Bahá'u'lláh in der Moschee unter einem Bogen gleich neben der Lehmziegelmauer. Der Vizegouverneur wies seine M�nner an, von au�en einen Lehmziegel nach dem anderen herauszunehmen, bis sie auf die letzte Lage stie�en. Dann brachten sie pl�tzlich die Mauer zum Einsturz, und durch den nun entstandenen Durchla� wurde Bahá'u'lláh an einen sicheren Ort gef�hrt. Als bewaffnete M�nner das Haus von Muhammad-Taq� Kh�n umstellten, ging dieser auf das Dach und rief ihnen zu, Mirza Husayn-`Al� bef�nde sich in seinem Gewahrsam und er werde Ihn erst dann ausliefern, wenn er Nachricht vom Sard�r habe. Seine M�nner nahmen mit ihren Waffen Verteidigungsstellungen ein und richteten ihre Gewehre auf den aufgebrachten P�bel, der von der Geistlichkeit angestachelt war. Als die Volksmenge sah, wie die Dinge f�r sie standen, zerstreute sie sich.

#79

Am n�chsten Tag erhielt Muhammad-Taq� Kh�n einen Brief von `Abb�s-Qul� Kh�n, dem Gouverneur, der ihn daf�r ma�regelte, da� er Bahá'u'lláh �berhaupt verhaftet hatte. Sollte Mirza Husayn Al� ein Leid zusto�en, erkl�rte er, w�rde er die Stadt Amul niederbrennen. Er w�nschte sich keine endlose Blutfehde zwischen seiner Familie und der Familie von Mirza Buzurg-i-N�r�. Muhammad-Taq� Kh�n zeigte den Geistlichen diesen Brief, doch die wollten sich nicht beschwichtigen lassen und erkl�rten, Glaubenssachen gingen nur sie etwas an und nicht den Kh�n. Muhammad-Taq� Kh�n hatte einen Bruder mit Namen Mirza Hasan, den `Abdu'l-Bahá als einen "Mann von wilder Natur" beschrieb. Dieser kam in der n�chsten Nacht um Mitternacht an und ging sofort zu seines Bruders Haus. Sobald er es betreten hatte, erkundigte er sich, wo Bahá'u'lláh sei und ob man den Brief von `Abb�s-Qul� Kh�n erhalten habe. Als man ihm sagte, Bahá'u'lláh befinde sich hier im Hause und der Brief des Sard�r sei tats�chlich angekommen, beruhigte er sich. Gefragt, warum er sich vom k�niglichen Feldlager entfernt habe, gab er eine einfache Antwort: Er war geflohen. Prinz Mihd�-Qul� Mirza und `Abb�s-Qul� Kh�n seien ebenfalls geflohen, und keiner wisse, wo sie sich aufhielten. Er sagte, die B�b� h�tten einen Ausfall gemacht, h�tten alle Befestigungen durchbrochen, das ganze Heer in die Flucht geschlagen und das Holzhaus niedergebrannt, in welchem die Prinzen wohnten. Dann begann Mirza Hasan die Geistlichen zu beschimpfen, und er fuhr damit am n�chsten Morgen fort, als sie kamen, um von Muhammad-Taq� Kh�n eine endg�ltige Antwort zu fordern. Er gebrauchte solch auserlesene Worte wie "pidar-s�khtih" (verbrannter Vater), die sie v�llig vor den Kopf stie�en. "Wenn ihr M�nner von Ehrenwort seid," sagte er ihnen, "und einen Jih�d wollt, warum kommt ihr dann nicht hinaus nach Shaykh Tabars�?" Doch sie waren Feiglinge, und auf diese Art herausgefordert, gaben sie auf und verzogen sich.

Jetzt brachten Muhammad-Taq� Kh�n und Mirza Hasan alle erdenklichen Entschuldigungen vor und wollten f�r das gesamte gestohlene Gut Ersatz leisten, doch Bahá'u'lláh nahm nichts an. "Es wurde alles auf dem Pfade Gottes hingegeben," sagte Er.�

� Nach der wortgetreuen Niederschrift von `Abdu'l-Bahás Ansprache vor Pilgern im August 1919, aufgezeichnet von Dr. Lutfu'll�h Hak�m.

#80

Nab�l-i-A`zam hat ebenfalls einen Bericht �ber diese Episode gegeben, der im gro�en und ganzen den obigen, auf `Abdu'l-Bahás Worten fu�enden Abs�tzen entspricht. Die bedeutsame Erg�nzung ist jedoch, da� der Vizegouverneur, sehr in Verlegenheit gebracht durch die hartn�ckige Forderung der Geistlichen, welche Bahá'u'lláh in der Moschee verh�rten, Er und Seine Gef�hrten seien als B�b� hinzurichten, den Versuch machte, "die Gem�tswallungen unter Kontrolle zu bringen," indem er anordnete, "seine Diener sollten die Ruten fertigmachen und den Gefangenen unverz�glich eine angemessene Strafe erteilen," und da� er au�erdem versprach, sie bis zur R�ckkehr des Gouverneurs gefangenzuhalten. Hier schritt aber Bahá'u'lláh ein, um zu verhindern, da� Seine Gef�hrten die Bastonade erhielten; Er bat darum, man m�ge Ihm an ihrer Stelle die Strafe zumessen. �So sah sich der Vizegouverneur widerstrebend gen�tigt, Befehl zu geben, da� Bahá'u'lláh allein die unw�rdige Behandlung erleiden sollte, die urspr�nglich Seinen Gef�hrten zugedacht war.�� Der H�ter des Baha'i-Glaubens hat in einem Brief vom Januar 1929 an die Gl�ubigen im Osten erkl�rt, Bahá'u'lláh habe in M�zindar�n die Bastonade erhalten.

� Nab�l II S.399

Nab�l gibt auch Bahá'u'lláhs eigene Schilderung von diesem Vorfall wieder, indem er berichtet, was Er dar�ber gesagt hat:

�Mirza Taq� war es trotz des Aufruhrs, den Unsere Ankunft hervorgerufen hatte, und trotz des Widerstandes der Ulam� gelungen, Uns aus ihrer Gewalt zu befreien und Uns zu seinem Haus zu f�hren. Er erwies Uns die herzlichste Gastfreundschaft. Hin und wieder gab er dem Druck nach, den die `Ulam� st�ndig auf ihn aus�bten, und f�hlte sich machtlos, ihren Versuchen zu wehren, Uns Schaden zuzuf�gen. Wir befanden Uns noch in seinem Hause, als der Sard�r, der zu dem Heer in M�zindar�n gesto�en war, nach Amul zur�ckkehrte. Kaum war er von den Dem�tigungen unterrichtet, die Wir erduldet hatten, als er Mirza Taq� in scharfer Form f�r seine Schw�che tadelte, die er bewiesen hatte, als er Uns vor Unseren Feinden sch�tzen sollte ... "Du h�ttest dich damit begn�gen sollen, die Leute daran zu hindern, ihren Zielort zu erreichen, und statt sie in diesem Haus in Haft zu halten, h�ttest du Vorkehrungen f�r ihre sichere und unverz�gliche R�ckkehr nach Tihr�n treffen sollen."� (Nab�l III S.592f)

#81

Im Brief an den Sohn des Wolfes spricht Bahá'u'lláh wie folgt �ber Seine zweite Inhaftierung: �W�hrend Wir im Gef�ngnis des Landes M�m (M�zindar�n) eingekerkert waren, wurden Wir eines Tages den Geistlichen ausgeliefert. Du kannst dir gewi� vorstellen, was Uns zustie�.� (WOLF [126] S.77)

Da die Gefahr nun abgewendet war, ging Bahá'u'lláh zur�ck nach N�r und von dort aus weiter nach Tihr�n.

+12 #82
Kapitel 12
Ein bedeutsames Jahr

Das nun folgende Jahr, vom Sommer 1849 bis zum Sommer 1850, war Zeuge einer Reihe von hochbedeutsamen Ereignissen in der Sendung des B�b. Der Mai 1849 hatte den Abschlu� der elf Monate w�hrenden Erhebung in M�zindar�n bei Shaykh Tabars� und den M�rtyrertod des Qudd�s gebracht, des letzten Buchstaben des Lebendigen und f�hrenden J�ngers des B�b. In den ersten Monaten des Jahres 1850 wurden die B�b� pl�tzlich mit beispielloser Grausamkeit verfolgt. In Tihr�n ereignete sich die Geschichte der Sieben M�rtyrer. In Yazd wurde Siyyid Yahy�y-i-D�r�b� (Vah�d) in eine Hetzkampagne gegen den Glauben des B�b hineingezogen und mu�te auf und davon gehen. In Nayr�z (in der Provinz F�rs im S�den Persiens) wurden er und seine Begleiter jedoch umstellt; schlie�lich unterlag er dem Verrat seiner Gegner. In Zanj�n im Norden des Landes hetzten die schiitischen `Ulam� das Volk gegen den gewaltigen Mull� Muhammad-`Al� (Hujjat) auf, ein Konflikt, der bis zum Jahresende fortdauern sollte und ein gleicherma�en tragisches Ende nahm. Schlie�lich starb der B�b selbst im Juli 1850 in Tabr�z den M�rtyrertod. Mit den Worten von Nab�l-i-A`zam:

�Dieses Jahr, das sich als bedeutsam erwiesen hat durch den gro�artigen Heldenmut, den jene standhaften Anh�nger Seines Glaubens an den Tag legten - ganz zu schweigen von den erstaunlichen Umst�nden, die Seinen eigenen M�rtyrertod begleitet haben -, dieses Jahr mu� immer als eines der ruhmvollsten Kapitel bestehen bleiben, die in der blutbefleckten Geschichte dieses Glaubens je geschrieben worden sind. Das ganze Antlitz des Landes war von den Greueltaten geschw�rzt, denen sich ein grausamer, raubgieriger Feind unverhohlen und mit Ausdauer hingab. Von Khur�s�n im Osten Persiens bis in das westlich gelegene Tabr�z, den Schauplatz des M�rtyrertodes des B�b, und von den St�dten Zanj�n und Tihr�n im Norden bis nach Nayr�z in der s�dlichen Provinz F�rs war das ganze Land in Dunkel geh�llt - eine Dunkelheit, welche das D�mmerlicht der Offenbarung ank�ndigte, die der ersehnte Husayn bald verk�nden sollte, einer Offenbarung, m�chtiger und herrlicher noch als die, welche der B�b selbst gebracht hatte.� (Nab�l III S.484)

#83

Bahá'u'lláh spielte auch bei diesen Ereignissen eine bedeutende Rolle. Sein Haus in Tihr�n wurde zum Sammelpunkt der B�b� in der Hauptstadt, und auch jene B�b�, die auf ihrem Weg durch Tihr�n kamen, erfuhren Seine Gastfreundschaft. Unter denen, die zu dieser Zeit h�ufig in Bahá'u'lláhs Haus einkehrten, war Vah�d, der nach seiner Abreise von hier ewigen Ruhm und den glorreichen M�rtyrertod in Nayr�z erringen sollte. Ein weiterer Besucher war Mirza `Al�y-i-Sayy�h (Mull� Ad� Guzal aus Mar�ghih - siehe seine kurze Lebensbeschreibung in Anhang V S.537), der dem B�b als Bote diente und von diesem den Auftrag erhalten hatte, eine Pilgerreise nach Shaykh Tabars� zu unternehmen und an den Gr�bern jener ber�hmten M�rtyrer zu beten�. Wieder ein anderer, der Bahá'u'lláh aufsuchte, war Mull� `Abdu'l-Kar�m-i-Qazv�n� (Mirza Ahmad), der den Federkasten, die Siegel und die Ringe des B�b mitbrachte. Ein h�ufiger Besucher in jenen Tagen war Mull� muhammad-i-Zarand� (Nab�l-i-A`zam), der einige mit Bahá'u'lláh verkn�pfte Ereignisse jenes denkw�rdigen Jahres aufgezeichnet hat, so zum Beispiel die Ankunft und Begr��ung von Sayy�h:

�Ich habe Aq�y-i-Kal�m, der Sayy�h an der Eingangspforte zu Bahá'u'lláhs Haus in Tihr�n begr��te, folgendes erz�hlen h�ren: "Es war mitten im Winter, als Sayy�h auf dem R�ckweg von seiner Pilgerreise Bahá'u'lláh besuchte. Ungeachtet der K�lte und des Schnees eines strengen Winters erschien er im Gewand eines Derwischs, d�rftig gekleidet, barf��ig und zerzaust. Sein Herz war vom Feuer entflammt, das die Pilgerfahrt entz�ndet hatte. Kaum hatte man Siyyid Yahy�y-i-D�r�b� mit dem Beinamen Vah�d, der damals im Hause Bahá'u'lláhs zu Gast war, von Sayy�hs R�ckkehr aus der Feste Shaykh Tabars� unterrichtet, als dieser die Etikette und F�rmlichkeit verga�, die ein Mann in seiner Stellung gewohnt war, zu ihm hin eilte und sich dem Pilger zu F��en warf. Er hielt seine Beine, die bis zu den Knien mit Schmutz bedeckt waren, umfa�t und k��te sie innig. Ich war an diesem Tag erstaunt �ber die mannigfachen Beweise liebender F�rsorglichkeit, die Bahá'u'lláh Vah�d erzeigte. Er erwies ihm solche Gunstbezeigungen, wie ich es bei Ihm noch niemals zuvor gesehen hatte. Die Art Seines Umgangs lie� in mir keinen Zweifel, da� Vah�d sich schon bald durch Taten auszeichnen w�rde, die nicht weniger beachtlich w�ren als jene, welche die Verteidiger der Feste Tabars� unsterblich gemacht hatten.� (Nab�l III S.457)

#84

�Sayy�h blieb einige Tage im Haus. Er war jedoch im Gegensatz zu Vah�d nicht in der Lage, das Wesen jener Macht zu erkennen, die in seinem Gastgeber verborgen lag. Obgleich er selbst von Bahá'u'lláh das gr��te Wohlwollen empfing, vermochte er die Bedeutung der Wohltaten nicht zu erfassen, mit denen er �berh�uft wurde. Ich habe ihn w�hrend seines Aufenthaltes in Famagusta �ber seine Erfahrungen berichten h�ren: "Bahá'u'lláh �bersch�ttete mich mit Seiner Freundlichkeit. Was Vah�d betrifft, so gab er mir ungeachtet seiner hohen Stellung st�ndig den Vorzug vor sich selbst, sooft er sich in der Gegenwart seines Gastgebers befand. Am Tage meiner Ankunft aus M�zindar�n ging er so weit, mir die F��e zu k�ssen. Ich war �ber den Empfang verwundert, der mir in diesem Hause gew�hrt wurde. Obgleich ich in ein Meer der Freigebigkeit versunken war, vers�umte ich in jenen Tagen, den Rang, den Bahá'u'lláh damals bekleidete, richtig einzusch�tzen, noch war ich auch nur andeutungsweise in der Lage, das Wesen Seiner Sendung, die Er erf�llen sollte, zu erahnen.� (Nab�l III S.457)

Abdu'l-Bahá hat diese Geschichte ebenfalls erz�hlt, wenn auch in etwas anderer Form. Als Er auf Seiner historischen Reise in die Vereinigten Staaten und nach Kanada, die Er noch an Seinem Lebensabend unternahm, eines Tages im Zug von Salt Lake City nach San Francisco unterwegs war, erinnerte Er sich jenes fernen Tages, der mehr als sechs Jahrzehnte zur�cklag. Als kleines Kind hatte Er damals in Tihr�n im Hause Seines Vaters neben Vah�d gesessen. Pl�tzlich trat ein Derwisch ins Zimmer, wild, mit ungek�mmten Haaren, die F��e mit Schmutz bedeckt. Es war Mirza `Al�y-i-Sayy�h. Als Vah�d h�rte, da� er gerade aus M�h-K� zur�ckgekehrt sei, wo der B�b in Gefangenschaft war, kniete er nieder, um ihm die staubigen F��e zu k�ssen; denn diese F��e hatten den Boden betreten, auf dem der B�b gestanden hatte.

Sayy�h hat auch dem B�b eine Botschaft von Bahá'u'lláh �berbracht. Diese Botschaft wurde Mirza Yahy� Subh-i-Azal diktiert und in dessen Namen abgeschickt. Nab�l berichtet �ber die bedeutungsvolle Erwiderung:

#85

�Bald danach traf eine vom B�b eigenh�ndig geschriebene Antwort ein, in der Er Mirza Yahy� der Sorge Bahá'u'lláhs empfahl und Ihn eindringlich bat, seiner Erziehung und Bildung Aufmerksamkeit zu schenken. Diese Mitteilung hat das Volk des Bayan als Beweisst�ck f�r die �bertriebenen Anspr�che mi�deutet, die es zugunsten seines F�hrers geltend gemacht hat. Obgleich der Text dieser Erwiderung solche Anspr�che �berhaupt nicht zul��t und, abgesehen von der Lobpreisung Bahá'u'lláhs und der Bitte, Mirza Yahy� zu erziehen, keinerlei Anspielung auf seine vermeintliche Stufe enth�lt, hatten seine Anh�nger dennoch die nichtige Vorstellung, der Brief bilde die Grundlage f�r die Autorit�t, mit der sie ihn ausgestattet haben.� (Nab�l III S.458)

Wahrscheinlich hat sich auch die folgende Episode, die `Abdu'l-Bahá Jahre sp�ter im Haus von Lady Blomfield in London erz�hlte, im Laufe jenes Jahres zugetragen, zu der Zeit, als Qurratu'l-`Ayn (T�hirih) im Hause des Mahm�d Kh�n-i-Kal�ntar gefangengehalten wurde. (Die Tatsache, da� sie im Hause Bahá'u'lláhs verkehrte, braucht nicht besonders zu �berraschen; denn ein Mann von Bahá'u'lláhs Ansehen und Einflu� konnte ohne Schwierigkeit als B�rge f�r Hafturlaub auftreten.) Lady Blomfield schreibt:

"Als kleiner Junge sa� Er (Abdu'l-Bahá) damals auf dem Scho� von Qurratu'l-`Ayn im Privatgemach Seiner Mutter As�yih Kh�num. Da die Zimmert�r aufstand, konnten sie hinter dem Vorhang die Stimme von Siyyid Yahy�y-i-D�r�b� (Vah�d) h�ren, der `mit meinem Vater` sprach und `argumentierte`". (Blomfield: The Chosen Highway p.22)

"Qurratu'l-`Ayn, diese sch�ne, furchtlose Dichterin, wandte sich an den Siyyid und sprach mit ihrer melodischen aber eindringlichen Stimme: �O Siyyid! Jetzt ist nicht die Zeit f�r Streitgespr�che und Diskussionen, f�r unn�tzes Wiederholen von Prophezeiungen und �berlieferungen! Jetzt ist es Zeit zum Handeln! Die Tage der Worte sind vor�ber! Wenn du Mut besitzest: Jetzt ist die festgesetzte Stunde, ihn zu beweisen. Wenn du ein Mann der Tat bist, so erbringe einen Beweis deiner Mannhaftigkeit und verk�nde Tag und Nacht: `Der verhei�ene Vorbote ist gekommen! Er ist gekommen, der Q�'im, der Im�m, der Ersehnte ist ge-kommen! Er ist gekommen!`�". (Blomfiels: The Chosen Highway p.22)

"`Abb�s Effendi (`Abdu'l-Bahá) erz�hlte, Er erinnere sich sehr deutlich an diese Episode. Der Ausdruck der Begeisterung auf ihrem lieblichen, strahlenden Gesicht, als sie diese anfeuernden Worte hinter dem T�rvorhang sprach, war wunderbar und eindrucksvoll. `Abb�s Effendi f�gte hinzu: �Bei ihrem kurzen Besuch nahm sie mich oft auf den Scho�, liebkoste mich und sprach zu mir. Ich empfand f�r sie die tiefste Bewunderung.�" (Blomfield: The Chosen Highway p.22)

#86

Die bedeutsame �bergabe der Siegel und anderen pers�nlichen Besitzst�cke des B�b an Bahá'u'lláh ist ebenfalls von Nab�l beschrieben worden:

�Vierzig Tage, bevor dieser Offizier� in Chihr�q eintraf, sammelte der B�b alle in Seinem Besitz befindlichen Dokumente und Sendschreiben, legte sie mit Seinem Federkasten, Seinen Siegeln und Achatringen in eine Kiste und �bergab sie Mull� B�qir, einem der Buchstaben des Lebendigen, zu treuen H�nden. Ihm h�ndigte Er auch einen Brief aus, der an Seinen Sekret�r Mirza Ahmad gerichtet war und dem der Schl�ssel zu dieser Kiste beigef�gt war. Er bat ihn dringend, auf dieses anvertraute Pfand mit �u�erster Gewissenhaftigkeit aufzupassen, unterstrich dessen Heiligkeit und gebot ihm, den Inhalt vor jedem au�er Mirza Ahmad geheimzuhalten.� (Nab�l III S.521f)

� Dies war der Offizier, der gem�� dem Befehl des Am�r-Niz�m den B�b von der Festung Chihr�q, wo Er eingekerkert war, nach Tabr�z zu bringen hatte. (H.M.B.)

�Mull� B�qir begab sich unverz�glich auf die Reise nach Qazv�n. Er erreichte diese Stadt binnen achtzehn Tagen und erfuhr dort, da� Mirza Ahmad nach Qum weitergereist sei. Sofort brach er zu diesem neuen Reiseziel auf und kam dort gegen Mitte des Monats Sh�`b�n (12.Juni - 11.Juli 1850) an. Ich war zu dieser Zeit gerade in Qum, zusammen mit einem gewissen S�diq-i-Tabr�z�, den Mirza Ahmad entsandt hatte, um mich aus Zarand zu holen. Ich wohnte im selben Haus wie Mirza Ahmad, einem Haus, das er im Stadtviertel B�gh-Panbih angemietet hatte. Damals wohnten auch Shaykh `Azam, Siyyid Ism�`�l und einige andere Gef�hrten bei uns. Mull� B�qir �berbrachte das anvertraute Pfand Mirza Ahmad pers�nlich zu treuen H�nden, und dieser �ffnete es auf Dr�ngen von Shaykh `Azam vor unseren Augen. Wir staunten, als wir zwischen den Dingen, die diese Kiste enthielt, eine Schriftrolle aus allerfeinstem blauem Papier erblickten, auf die der B�b in Seiner eigenen erlesenen Handschrift - einer zierlichen Shikastih-Schrift - in Form eines Pentagramms etwa f�nfhundert Verse geschrieben hatte, die alle aus Ableitungen des Wortes "Baha" bestanden. Diese Schriftrolle befand sich im Zustand v�lliger Unversehrtheit, sie war fleckenlos rein und verlieh auf den ersten Blick den Eindruck, als sei es eine gedruckte und keine geschriebene Seite. So makellos und kunstvoll verflochten war diese Schrift, da� es aus der Entfernung aussah, als h�tte man das Papier durchgehend mit Tinte �berzogen. Wir waren �berw�ltigt von Bewunderung, als wir dieses Meisterwerk betrachteten, das nach unserer Meinung kein Kalligraph h�tte erreichen k�nnen. Wir legten die Rolle in die Kiste zur�ck und h�ndigten sie Mirza Ahmad aus, der sich noch am gleichen Tag nach Tihr�n aufmachte. Bevor er ging, teilte er uns noch mit, alles, was er von diesem Brief enth�llen k�nne, sei der ausdr�ckliche Befehl, das anvertraute Pfand Jin�b-i-Bahá (Bahá'u'lláh) in Tihr�n pers�nlich zu �bergeben.� (Nab�l III S.522)

In diesem gleichen Monat Sha`b�n, am 9.Juli 1850, starb der B�b den M�rtrertod. H�j� Sulaym�n Kh�n hatte Tihr�n in Richtung Tabr�z verlassen, sobald er von der Gefahr h�rte, die dem B�b drohte. Er traf dort zu sp�t ein, um die Freilassung des B�b noch zu erwirken; doch konnte er Seine sterblichen �berreste und die Seines J�ngers bergen. Unter Bahá'u'lláhs Oberaufsicht brachte man sie nach Tihr�n, wo sie verborgen gehalten wurden.

+13 #88
Kapitel 13
Ein Jahr in Karbil�

Bald nach dem M�rtyrertod des B�b w�nschte Mirza Taq� Kh�n, der Sadr-i-A`zam (Gro�wesir), der f�r den Tod des B�b verantwortlich war und ihn angeordnet hatte, mit Bahá'u'lláh zusammenzutreffen. Bei dieser Begegnung erkl�rte er h�flich aber bestimmt, da� es den B�b� ohne Bahá'u'lláhs Unterst�tzung und F�hrung niemals m�glich gewesen w�re, den kampferprobten, gut ausger�steten Regierungstruppen in Shaykh Tabars� und anderswo so lange Widerstand zu leisten; dennoch habe er nie einen Nachweis erbringen k�nnen, der Bahá'u'lláhs Beteiligung und Mitt�terschaft zweifelsfrei belegt h�tte. Dann brachte Mirza Taq� Kh�n sein Bedauern dar�ber zum Ausdruck, da� solch au�erordentliche F�higkeiten, wie Bahá'u'lláh sie zweifellos bes��e, nie in den Dienst des Staates gestellt worden seien. Dennoch beabsichtige er zu empfehlen, der Sh�h m�ge Ihn in das Amt des Am�r-i-D�v�n (oberster Beamter bei Hofe) berufen. Im Augenblick sei der Sh�h allerdings gerade im Begriff, nach Isfah�n abzureisen, und w�hrend seiner Abwesenheit sei es f�r Bahá'u'lláh ratsam, die Hauptstadt ebenfalls vor�bergehend zu verlassen. Obwohl der Sadr-i-A`zam sich h�flich ausdr�ckte, kam dies einem Befehl gleich. Bahá'u'lláh wies das Angebot, in den Staatsdienst zu treten, ebenso h�flich ab und teilte Mirza Taq� Kh�n Seinen Wunsch mit, nach den heiligen St�tten des `Ir�q zu pilgern. Mirza Taq� Kh�n war hoch erfreut und erleichtert. So machte sich einige Tage nach der Zusammenkunft mit dem Gro�wesir Bahá'u'lláh auf den Weg nach Karbil�. Er selbst erz�hlte Nab�l-i-A`zam: �W�re sich der Am�r-Niz�m �ber Meine wirkliche Stellung im klaren gewesen, h�tte Er Mich sicher festgehalten. Er hat sich die gr��te M�he gegeben, den wahren Sachverhalt zu ermitteln, aber ohne Erfolg. Gott w�nschte, da� er nichts dar�ber erfahren sollte.��

� aus dem unver�ffentlichten Teil von Nab�ls Bericht

#89

Gerade zu dem Zeitpunkt, als Bahá'u'lláh im Begriff war, Tihr�n zu verlassen, traf das Gef��, das die sterblichen �berreste des B�b und Seines treuen J�ngers enthielt, in der Hauptstadt ein. Auf Bahá'u'lláhs Anweisung hin verbargen Sein Bruder Mirza M�s� (Aq�y-i-Kal�m) und Mirza Ahmad-i-K�tib (Mull� `Abdu'l-Kar�m-i-Qazv�n�) das Gef�� an sicherer Stelle beim Schrein von Im�m-Z�dih Hasan.

Begleitet wurde Bahá'u'lláh auf Seiner Reise in den Ir�q von Aq� Shukru'll�h-i-N�r� und Mirza Muhammad-i-M�zindar�n�; der letztere war einer der �berlebenden von Shaykh Tabars�. Bahá'u'lláh verbrachte den gr��ten Teil des August 1851, den Monat Ramad�n (den muslimischen Fastenmonat) in Kirm�nsh�h. Dort gelangten Nab�l-i-A`zam und Mull� Abdu'l-Kar�m-i-Qazv�n� in Seine Gegenwart. Er gab Mull� Abdu'l-Kar�m den Auftrag, nach Tihr�n zu gehen, und Nab�l wies Er an, Mirza Yahy� mitzunehmen und in der N�he von Sh�hr�d zu bleiben.

Bahá'u'lláh unterbrach Seine Reise f�r einige Tage in Baghdad und traf am 28. August 1851 in Karbil� ein. H�j� Siyyid Jav�d-i-Karbil�'� und Shaykh Sultan, ein arabischer B�b�, der durch T�hirih den Glauben angenommen hatte, wohnten beide in Karbil� und waren von einem gewissen Siyyid-i-Uluvv in die Irre geleitet worden, welcher den Anspruch erhob, eine Verk�rperung des Heiligen Geistes zu sein. Bahá'u'lláh behandelte diesen Siyyid freundlich, aber mit Bestimmtheit, und brachte Ihn dazu, einen derart grotesken Anspruch aufzugeben und zu versprechen, nicht noch einmal darauf zu verfallen. Shaykh Sultan und H�j� Siyyid Jav�d-i-Kar-bil�'� erkannten, wie sehr sie sich geirrt hatten, und kehrten zu ihrem wahren Glauben zur�ck, an dem sie bis zur Todesstunde festhielten.

Shaykh Hasan-i-Zun�z�, der dem B�b w�hrend Seiner Gefangenschaft in Adharb�yj�n gedient hatte, lebte jetzt in Karbil�. Der B�b selbst hatte ihn gehei�en, nach Karbil� zu gehen und sich dort niederzulassen. Shaykh Hasan war als Sch�ler von Siyyid K�zim-i-Rasht� zum erstenmal in die Gegenwart des B�b gelangt, als dieser - noch zu Siyyid K�zims Lebzeiten - Seine Pilgerreise nach den heiligen St�dten des `Ir�q machte. Sp�ter diente Shaykh Hasan Ihm als Sekret�r in M�h-K� und danach in Chihr�q. Als der B�b erfuhr, da� Qudd�s und der B�bu'l-B�b in M�zindar�n durch Belagerung bedr�ngt wurden, forderte Er die B�b� auf, ihnen zu Hilfe zu eilen. Zu Shaykh Hasan sprach Er: �W�re Ich nicht ein Gefangener in dieser Bergfeste, so h�tte Ich es als Meine Pflicht und Schuldigkeit empfunden, Meinem geliebten Qudd�s zu Hilfe zu eilen. Doch dies gilt nicht f�r dich. Du sollst nach Karbil� gehen und dort den Tag erwarten, an dem du mit eigenen Augen die Sch�nheit des Verhei�enen Husayn schauen wirst. Gedenke auch Meiner an diesem Tag und bringe Ihm Meine Liebe und Ergebenheit dar. Dies ist ein sehr wichtiger Auftrag. Gib acht, da� dein Herz nicht wanke und du nicht den Ruhm vergi�t, den Ich dir verliehen habe.� (Nab�l I S.65)

#90

Shaykh Hasan tat, wie ihm befohlen, und lebte von nun an in Karbil�, bis er eines Tages im Oktober 1851 im Schrein des Im�m Husayn Bahá'u'lláh zum erstenmal von Angesicht sah. Er erkannte in Bahá'u'lláh jenen Husayn, von dem der B�b gesprochen hatte. Laut wollte er es von den D�chern rufen, doch Bahá'u'lláh hielt ihn zur�ck.

Viele andere gelangten w�hrend jener Monate bei den heiligen St�dten des `Ir�q in Bahá'u'lláhs Gegenwart und wurden Ihm ergeben. Unter ihnen waren Mirza `Abdu'l-Vahh�b, jener ruhmreiche J�ngling aus Sh�r�z (s. Kapitel 18), Shaykh-`Al� Mirza, ebenfalls aus Sh�r�z - ein Neffe von Shaykh Ab�-Tur�b, dem Im�m-Jum`ih dieser Stadt, welcher aufgestanden war, um den B�b zu sch�tzen -, und Mirza Muhammad-`Al�, ein bekannter Arzt aus Zanj�n, der viele Jahre sp�ter den M�rtyrertod sterben sollte.

In dieser Zeit, w�hrend Bahá'u'lláh sich au�erhalb Ir�ns aufhielt, hatten dort dramatische Ver�nderungen stattgefunden. V�llig �berraschend hatte N�siri'dD�n Sh�h, von Argwohn und Furcht getrieben, den Am�r Kab�r seines Amtes enthoben und nach K�sh�n geschickt. H�j� `Al� Kh�n H�jibu'd-Dawlih - der schon bald die Anh�nger des B�b grausam verfolgen und abschlachten sollte -, wurde beauftragt, in diese Stadt zu gehen und den gest�rzten Minister hinrichten zu lassen. Mirza Nasru'll�h-i-N�r�, der als Mirza Aq� Kh�n bekannt wurde, war zum Gro�wesir ernannt worden und schrieb jetzt an Bahá'u'lláh, um Ihn in den Ir�n zur�ckzurufen.

+14 #91
Kapitel 14
Der Sturz des Am�r Kab�r

N�siri'd-D�n Sh�h, der vierte K�nig der Kadscharen, der kulturfeindliche Monarch, der den Beinamen `Tyrann des Ir�n` mit vollem Recht verdient, hatte im September 1848 seine Herrschaft angetreten, die f�nf Jahrzehnte dauern sollte (s. Anhang I). Die staatsm�nnische T�chtigkeit und der eiserne Wille von Mirza Taq� Kh�n-i-Far�h�n� Am�r-Niz�m - der bald den Titel Am�r Kab�r (Gro�er Emir) erhalten sollte, unter dem man ihn kennt -, hatten dem achtzehnj�hrigen N�siri'd-D�n den Thron gesichert. Doch schon drei Jahre nach seiner Thronbesteigung lie� N�siri'd-D�n Sh�h diesen Gro�wesir hinrichten.

Mirza Taq� Kh�n, dessen Vater als Koch in den Diensten des gro�en Mirza Abu'l-Q�sim-i-Q�'im-Maq�m gestanden hatte, war ohne Zweifel ein sehr f�higer Mann, der sich dem Dienst an seinem Lande ganz und gar verschrieben hatte. Aber er war auch unbesonnen, unbarmherzig und eigenwillig. In neuerer Zeit ist er im Ir�n - wie ein moderner persischer Autor es ausdr�ckt - fast verg�ttert worden. Seine Tugenden waren zahlreich und lagen klar auf der Hand, aber genauso verhielt es sich mit seinen Schw�chen und Unzul�nglichkeiten. Er war es, der seine gesamte Machtf�lle aufgeboten hatte, um den Glauben des B�b zu zerschmettern und Seine Anh�nger auszul�schen. Er war es, der den Befehl zur Hinrichtung des B�b zu verantworten hatte. Er war es, der `Abb�s Mirza N�yibu's-Saltanih (sp�ter Mulk-Ar�), den Halbbruder N�siri'd-D�n Sh�hs, auf den die Mutter des Herrschers �bertrieben eifers�chtig war, fast vernichtet h�tte: w�re nicht Colonel Farrant, der britische Gesch�ftstr�ger, eingeschritten, h�tte `Abb�s Mirza durch die Intrigen der Schahmutter sicherlich das Leben verloren. Mirza Taq� Kh�n war herrisch und unbeugsam; doch selbst er vermochte nicht den ruhelosen, unf�higen Feigling Asafu'd-Dawlih und dessen �beraus ehrgeizigen, waghalsigen, r�cksichtslosen und doch bestrickenden Sohn Hasan Kh�n (genannt S�l�r) davon abzuhalten, in Khur�s�n zum zweiten Mal einen Aufstand zu inszenieren. Sultan Mur�d Mirza His�mu's-Saltanih, dem Onkel des jungen N�siri'd-D�n, fiel die Aufgabe zu, den S�l�r in die Knie zu zwingen und in der ganzen Provinz Khur�s�n die Ruhe wiederherzustellen, und er f�hrte diese Aufgabe - als echter Kadscharenprinz der ersten Garnitur - rasch und ohne Erbarmen aus. Er belagerte Mashhad; S�l�r und sein bedauernswerter Vater wurden beseitigt.

#92

(Bildlegende: Mirza Taq� Kh�n-i-Far�h�n� Am�r Kab�r, Gro�wesir N�siri'd-D�n Sh�hs)

#93

Doch jetzt brauchte man heldenhafte Anstrengungen nicht mehr in Khur�s�n zu suchen - jener Provinz, wo vor noch gar nicht langer Zeit die historische, schicksalstr�chtige Konferenz von Badasht und der Auszug des furchtlosen B�bu'l-B�b stattgefunden hatte. Jetzt spitzten sich gro�e, tragische Ereignisse in den W�ldern M�zindar�ns, in den St�dten Nayr�z (Provinz F�rs) und Zanj�n zu neuen H�hepunkten zu. An allen drei Orten wurden einige hundert B�b� verfolgt, gejagt und belagert; sie sahen sich gezwungen, die Waffen zu ergreifen und zu k�mpfen, wobei sie ganze Heere in die Flucht schlugen, und am Ende wurden sie nur durch Verrat und falsche Versprechungen �berw�ltigt. Der unbezwingliche Mull� Husayn, der furchtlose Qudd�s und sieben weitere Buchstaben des Lebendigen fielen mit einer gro�en Zahl anderer Helden in Shaykh Tabars� in M�zindar�n. Der unerschrockene Hujjat (der freim�tige Mull� Muhammad-`Al� von Zanj�n) und seine getreuen Helfer - unter ihnen Zaynab, ein junges M�dchen, das sich Jungenkleider anzog, den Jungennamen Rustam-`Al� annahm und so die Schutzw�lle bewachte - k�mpften in Zanj�n um jeden Zentimeter Boden, bevor sie mit beispielloser Tapferkeit fielen. In Nayr�z starb der gelehrte Siyyid Yahy�y-i-D�r�b�, genannt Vah�d, den M�rtyrertod - jener Vah�d, den Muhammad Sh�h pers�nlich beauftragt hatte, nach Sh�r�z zu gehen und den Anspruch und die Sache des B�b zu erforschen, und der sich Ihm in r�ckhaltloser Treue verschrieben hatte -; die Umst�nde dieses M�rtyrertodes riefen Erinnerungen an das Martyrium des dritten Im�m, des F�rsten der M�rtyrer wach, und gemeinsam mit ihm fiel noch manche tapfere Seele, genauso zum Opfer bereit, zur vollkommenen Hingabe an den Herrn des Zeitalters, den Q�'im aus dem Hause Muhammads.

In der Hauptstadt wurden sieben M�nner - darunter der ehrw�rdige H�j� Mirza Siyyid `Al�, jener Onkel des B�b von Mutterseite, der Ihn aufzog, als Er verwaist war - �ffentlich enthauptet. Als diese Sieben M�rtyrer von Tihr�n entschlossenen und sicheren Schrittes durch die Stra�en zogen, um dem Scharfrichter ihr Haupt darzubieten, wurden sie geschm�ht, mit Verw�nschungen �berh�uft und von einem rohen P�bel verh�hnt, der anschlie�end sogar noch ihre Leichen sch�ndete und in Brand setzte.

Dann wurde an einem Mittsommertag des Jahres 1850 auf einem gro�en Platz in der Stadt Tabr�z der ruhmreiche B�b selbst zusammen mit einem J�nger, den keine irdische Bindung, ja nicht einmal der Anblick seines kleinen Kindes dazu bewegen konnte, vom Pfade seines Herrn zu weichen und seinem Glauben abzuschw�ren, von Kugeln durchsiebt.

Das Heldentum dieser `gotttrunkenen` Seelen war in der Tat unvergleichlich.

#94

Doch jetzt schlug die Stunde f�r Mirza Taq� Kh�n selbst, in dessen Amtszeit als Gro�wesir der B�b und Seine J�nger solche Leiden durchgemacht hatten; er mu�te den gleichen Weg gehen wie sein Vorg�nger, der unwissende, intrigierende Antichrist der B�b�-Sendung. Er wurde von seinem launischen, undankbaren Herrscher, dessen Schwester `Izzatu'd-Dawlih er sogar geheiratet hatte, fristlos aus dem Amt entlassen und nach K�sh�n geschickt. Man sagt, das Eintreten des russischen Regierungsvertreters f�r ihn habe den jungen, labilen N�siri'd-D�n besonders erz�rnt; er wies einen seiner H�flinge, H�jibu'd-Dawlih, an, heimlich nach K�sh�n zu reisen und Mirza Taq� Kh�n zu ermorden. H�jibu'd-Dawlih wartete den rechten Augenblick ab, bis er eines Tages, als der gest�rzte Gro�wesir sein Bad nahm, ins Badehaus schlich und ihm seinen Auftrag kundtat. Mirza Taq� Kh�n trat dem Tod tapfer entgegen. Er zog es vor, sich seine Adern �ffnen zu lassen und zu sterben, indem sein Lebensblut langsam entstr�mte. Als `Izzatu'd-Dawlih erfuhr, wie es ihrem Mann ergangen war, kam jede Rettung bereits zu sp�t. Kurz nach diesem Mord zwang N�siri'd-D�n Sh�h seine verwitwete Schwester zur Heirat mit Niz�mu'l-Mulk, einem Sohn seines neuen Gro�wesirs Mirza Aq� Kh�n-i-N�r�. Als jedoch Mirza Aq� Kh�n ebenfalls entlassen (wenn auch nicht get�tet) wurde, erwirkte `Izzatu'd-Dawlih die Scheidung.

Mirza Taq� Kh�n hinterlie� zwei T�chter, die in sp�teren Jahren mit zwei S�hnen N�siri'd-D�n Sh�hs verm�hlt wurden: T�ju'l-Mul�k (die sp�ter den Titel Ummu'l-Khaq�n - "K�niginmutter" - erhielt) wurde die Frau des Muzaffari'd-Din Mirza, der schlie�lich den Thron bestieg; Hamdamu'l-Mul�k (sp�ter mit dem Titel Hamdamu's-Saltanih) wurde die Frau des Sultan-Mas`�d Mirza, des Zillu's-Sultan.

�ber die Amtszeit, die Entlassung und Ermordung des Mirza Taq� Kh�n schreibt Sir Percy Sykes:

Man sagt, die V�lker h�tten die Herrscher, die sie verdienen. Wenn das stimmt, dann ist Persien aufrichtig zu bedauern, denn es wird wie Europa im Mittelalter von Amtsleuten regiert, deren Hauptanliegen es ist, Reicht�mer per fas aut nefas� anzuh�ufen. Wie dem auch immer sein mag - das Bedauern, welches der Reisende empfindet, wenn er die entz�ckenden G�rten und Pavillons von Fin [F�n, in der Umgebung von K�sh�n, wo Mirza Taq� Kh�n ermordet wurde] besucht, verst�rkt sich noch bei der Betrachtung, da� dieser Minister, wenn er zwanzig Jahre l�nger regiert h�tte, vielleicht ein paar ehrliche, f�hige M�nner f�r seine Nachfolge herangezogen haben k�nnte. Die Hinrichtung des Amir-i-Nizam war wirklich ein Ungl�ck f�r Persien, denn sie lie� den Fortschritt stocken, der unter solchen SchMirzan zustandegekommen war, und wie die nahe Zukunft erweisen sollte, war die Auswirkung auf die ausw�rtigen Beziehungen gleicherma�en verheerend.�

� rechtm��ig oder unrechtm��ig Sykes: History of Persia II p.346

#95

Man mu� Mirza Taq� Kh�n gerechterweise zugestehen, da� er bei allem entsetzlichen Unrecht, das er dem neugeborenen Glauben bereits in seiner Wiege zugef�gt hat, ein eifriger, aufrichtiger, ernster, hart arbeitender Reformer war. Die Spuren seiner zahlreichen guten Taten erinnerten seine Nation noch Jahrzehnte sp�ter an die Wohltaten, die sie der kurzen, ereignisreichen Amtszeit dieses r�tselhaften Mannes verdankte. Er war es, der im Ir�n die Grundlage f�r eine moderne Erziehung legte, indem er die Akademie "D�ru'l-Fun�n" ("Der Wohnsitz der K�nste und Wissenschaften") gr�ndete und europ�ische Ausbilder - �sterreicher und Franzosen - als Lehrer einstellte. Er war es auch, der die ersten Schritte unternahm, um im Ir�n ein Pressewesen nach westlichem Muster samt der dazu erforderlichen Druckerpresse einzuf�hren. Doch alle seine Reformen und Neuerungen machen ihn noch nicht zu einem Vork�mpfer der Demokratie und einer demokratischen, verfassungsm��igen Regierung, wie seine �bereifrigen Bewunderer es ihm neuerdings zugeschrieben haben. Nach Temperament und Verwaltungspraxis war er ein Gewaltherrscher vom gleichen Schlag wie sein launenhafter k�niglicher Gebieter.

+15 #96
Kapitel 15

Der wahnwitzige Mordanschlag auf N�siri'd-D�n Sh�h

Bahá'u'lláh war soeben von Seiner Pilgerreise nach den heiligen St�dten des `Ir�q zur�ckgekehrt und war noch Ehrengast des Gro�wesirs, als ein Sturm von ungeheurer Wucht und gewaltigem Ausma� �ber die B�b� von Tihr�n hereinbrach. Er lichtete ihre Reihen, ersch�tterte die dahinschwindende Gemeinde in den Grundfesten und fegte sie beinahe v�llig hinweg. Dieses entsetzliche Ungl�ck hatten die B�b� einzig und allein der Unbesonnenheit und Hei�bl�tigkeit einiger Mitglieder zuzuschreiben. Bahá'u'lláh hatte ihnen geraten, auf den Wegen der Weisheit und M��igung zu wandeln. Doch diese Hitzk�pfe zogen es vor, Seine Warnungen in den Wind zu schlagen.

Mull� Shaykh-`Al� aus Tursh�z (jetzt K�shmar) in Khur�s�n, der den Titel Azam (der Gro�e) f�hrte, war einer der fr�hen Gl�ubigen. Er lebte in Tihr�n und hatte eine Gruppe von B�b� um sich geschart. Man traf sich in verschiedenen Wohnungen, so auch in dem Heim von H�j� Sulaym�n Kh�n, einem anderen alten Gl�ubigen - demselben tapferen und ergebenen Mann, der auf Bahá'u'lláhs Gehei� nach Tabr�z gegangen war, um die sterblichen �berreste des B�b nach dessen M�rtyrertod in Sicherheit zu bringen und nach Tihr�n zu �berf�hren. Zu dem Kreis der B�b� um Shaykh-Al� geh�rten drei junge M�nner: S�diq von Tabr�z (ein Zuckerb�cker), Fathu'll�h, ein Graveur aus Qum, und H�j� Q�sim aus Nayr�z, der durch die Feinde des Glaubens sehr viel hatte leiden m�ssen. In den Augen dieser jungen Leute war der junge Sh�h die Quelle allen Unheils, das ihnen widerfahren war, und so schmiedeten sie den Plan, ihn zu ermorden. Es ist nicht bekannt, wieviele Personen in diese verbrecherische Torheit verwickelt waren, doch einer von ihnen war mit Sicherheit Mull� Shaykh-`Al�. Nach dem Zeugnis von Bahá'u'lláh, das von Nab�l festgehalten wurde, legte Mull� Shaykh-`Al� ein volles Gest�ndnis ab, und sein offenes, unumwundenes Bekenntnis �berzeugte auch die Beh�rden davon, da� Bahá'u'lláh an dem b�sen Anschlag niemals beteiligt war.

#97
(Bildlegende: N�siri'd-D�n Sh�h)
#98

Am Sonntag, dem 15. August 1852, lauerten S�diq, Fathu'll�h und H�j� Q�sim dem Sh�h in einer seiner Sommerresidenzen im Bezirk Shimr�n auf. Heute grenzen diese Sommerresidenzen von Shimr�n unmittelbar an die Hauptstadt an und sind ein Teil von ihr geworden, aber damals lagen sie noch ziemlich weit von Tihr�n entfernt. Der Sh�h hatte mit seinem Gefolge soeben den Sommerpalast von N�y�var�n zu einem Jagdausflug verlassen, als die drei jungen M�nner in der Rolle von Bittstellern an ihn herantraten. Da sie vom Gesch�ft des Mordens nichts verstanden, gingen sie bei ihrer heimt�ckischen Tat recht unbeholfen zu Werke. Sie f�hrten unzul�ngliche Waffen mit sich - kurze Dolche und Pistolen mit Schrotkugeln. Sie versuchten, den Sh�h vom Pferd zu zerren, und brachten ihm Schrotwunden bei, die nicht weiter gef�hrlich waren. Inzwischen waren die Reiter aus dem Gefolge des Sh�hs zur Stelle und fielen den Angreifern in den Arm. S�diq wurde auf der Stelle get�tet; sein Leichnam wurde zweigeteilt, und jede H�lfte wurde an einem der zahlreichen Stadttore aufgeh�ngt und dort baumeln lassen - es handelte sich um das Darv�zih Shimr�n, das Tor zur Stra�e nach den Sommerresidenzen, und das Darv�ziy-i-Sh�h `Abdu'l-`Azam�, das Tor zur Stra�e nach S�den zum Grab des Heiligen dieses Namens. Fathu'll�h, der unter der Folter kein Wort von sich gab, wurde f�r taubstumm gehalten, und man go� ihm geschmolzenes Blei in den Schlund. Auch H�j� Q�sim wurde bald umgebracht.

� Das Grab von Sh�h Abdu'l-`Azam oder Hadrat-i-Abdu'l-`Azam, einem Nachfahren des Propheten, lag damals mehrere Meilen von Tihr�n entfernt; heute jedoch ist das Dorf, das den Namen dieses Heiligen trug, in Sh�hr-i-Ray umbenannt und ein Vorort der Hauptstadt.

(Bildlegende: Mirza Aq� Kh�n-i-N�r� I`tim�du'd-Dawlih, der zweite Gro�wesir von N�siri'd-D�n Sh�h, ein entfernter Verwandter Bahá'u'lláhs)

#99

Nun brach in Tihr�n die H�lle los. Unter lautem Geschrei wurden die B�b� gesucht. Besonders lautstark verlangte die Mutter des jungen Sh�h nach Rache. H�j� `Al� Kh�n H�jibu'd-Dawlih aus Mar�ghih�, der Farr�sh-B�sh� des K�nigshofes, startete eine rasende Verfolgungsjagd; er fa�te und verhaftete soviele B�b�, wie er nur konnte. In diesem kritischen Augenblick fiel `Abb�s, der Diener von H�j� Sulaym�n Kh�n, der den Glauben des B�b angenommen hatte, vom Glauben ab und verriet seinen Herrn und seine Mitgl�ubigen. Er kannte viele f�hrende B�b� aus Tihr�n pers�nlich und setzte den H�jibu'd-Dawlih �ber die Zusammenk�nfte seiner Glaubensgenossen im Hause seines Herrn in Kenntnis. Daraufhin wurde H�j� Sulaym�n Kh�ns Haus umstellt, man drang ein und nahm alle B�b� fest, die man dort fand. Insgesamt wurden einundachtzig B�b� verhaftet, unter ihnen achtunddrei�ig f�hrende Mitglieder der Gemeinde. Man warf sie in den S�y�h-Ch�l - das Schwarze Loch.

� s. Anhang V S.537f

Bahá'u'lláh hielt sich zu dieser Zeit in einem Sommerhaus in Afjih (Afchih) bei Tihr�n auf. Ja`far-Qul� Kh�n, der Bruder von Mirza Aq� Kh�n, dem Sadr-i-A`zam (Gro�wesir), war noch immer Sein Gastgeber. Der Gro�wesir sandte pers�nlich eine Nachricht, um Bahá'u'lláh vor der hereinbrechenden Flut zu warnen, und stellte besonders den giftigen Ha� und die Wut der Schahmutter gegen Seine Person heraus. Freunde erboten sich, Ihn vor dem Zorn der Feinde zu verbergen, bis die Gefahr vor�ber sei. Doch Bahá'u'lláh blieb ruhig und gelassen. Er hatte nichts zu f�rchten, und am folgenden Tag ritt Er zur k�niglichen Residenz. Unterwegs machte Er im Haus von Mirza Maj�d Kh�n-i-Ah� im Dorf Zargandih halt. Mirza Maj�d Kh�n, Sekret�r der russischen Botschaft, war der Ehemann von Bahá'u'lláhs Schwester Nis�' Kh�num. Die Nachricht von Seinem Kommen erreichte den H�jibu'd-Dawlih, der unverz�glich den Sh�h informierte. Der Herrscher ordnete sofort Seine Verhaftung an. Doch Seine Feinde wurden verwirrt; denn w�hrend sie noch nach Ihm suchten, um Ihn zu verhaften, kam Er ihnen aus freien St�cken entgegen. Aber wann h�tte Bahá'u'lláh je Angst oder Best�rzung gezeigt?

#100

Sie legten gewaltsam Hand an Ihn. Auf der Stra�e zu dem Verlies in Tihr�n lief eine gro�e Menschenmenge zusammen, um Ihn zu verh�hnen und mit Schm�hungen zu �bersch�tten. Er, der stets ihr Freund und F�rsprecher, ihr Schutz und Beistand in der Not gewesen war, wurde jetzt das Opfer ihres gl�henden Hasses.

Genauso wurde Jesus vom Volk behandelt. Am Palmsonntag zog es hinaus, um Ihm zuzujubeln: Es bereitete Ihm einen k�niglichen Empfang. Jerusalem hallte wider vom "Hosianna dem Sohne Davids." "Gesegnet ist," riefen sie aus, "der da kommt im Namen des Herrn. Hosianna in der H�he." Ein paar Tage sp�ter wurden sie im Hof des Pontius Pilatus vor die Wahl gestellt: Wer sollte sterben - Barrabas, der �berf�hrte und verurteilte M�rder, oder Jesus, das Licht der Welt? Sie forderten den Tod Jesu. Sie wiesen Christus zur�ck. "Kreuzige Ihn," riefen sie.

So ist die Welt seit jeher mit ihrem wahren Freund verfahren.

In der Menge, die Bahá'u'lláh Beleidigungen ins Antlitz schleuderte und Ihn mit Steinen bewarf, befand sich eine alte Frau. Sie trat nach vorne, einen Stein in der Hand, mit dem sie Ihn treffen wollte. Obgleich sie vor Wut sch�umte, waren ihre Beine zu schwach, um mit dem Zug mithalten zu k�nnen. "Gebt mir eine Chance, da� ich Ihm meinen Stein ins Gesicht schleudere," bat sie die Wachen. Bahá'u'lláh wandte sich zu ihnen und sprach: �La�t diese Frau nicht entt�uscht zur�ck. Versagt ihr nicht, was sie als verdienstvolle Tat in den Augen Gottes ansieht.� So gro� war Sein Erbarmen mit den Menschen.

Im Brief an den Sohn des Wolfes schreibt Bahá'u'lláh �ber das Attentat auf den Sh�h:

�Bei der Gerechtigkeit Gottes! Wir standen in keinerlei Beziehung zu dieser Missetat, und Unsere Unschuld wurde von den Gerichten einwandfrei festgestellt. Dennoch ergriff man Uns und f�hrte Uns von N�y�var�n, dem damaligen Wohnsitz Seiner Majest�t, zu Fu� und in Ketten, barh�uptig und mit blo�en F��en, in den Kerker von Tihr�n. Ein roher Kerl, der neben Uns herritt, ri� Uns den Hut vom Haupte, w�hrend Wir von einem Trupp Henkersknechte und Amtspersonen dahingetrieben wurden. Vier Monate lang mu�ten Wir in einem unbeschreiblich schmutzigen Loch verbringen. Eine enge, finstere Grube w�re dem Kerker vorzuziehen, in den dieser Unterdr�ckte und andere �hnlich Mi�handelte gesperrt wurden. Bei Unserer Einlieferung wurden Wir zuerst einen pechschwarzen Gang entlanggef�hrt, von dort stiegen Wir drei steile Treppen zu dem Verlies hinab, das Uns bestimmt war. Dieser Kerker war in dichtes Dunkel geh�llt; Unsere Mitgefangenen z�hlten nahezu einhundertf�nfzig Menschen: Diebe, M�rder und Stra�enr�uber. Trotz seiner �berf�llung hatte das Verlies keinen anderen Ausla� als den Gang, durch den Wir gekommen waren. Keine Feder kann diesen Ort beschreiben, keine Zunge seinen widerlichen Gestank schildern. Die meisten dieser Menschen hatten weder Kleider noch Stroh, darauf zu liegen. Nur Gott wei�, was Wir in diesem �belriechenden, finsteren Raum zu leiden hatten!� (WOLF S. 33)

+16 #102
Kapitel 16
Die Geburt der Baha'i-Offenbarung

Der S�y�h-Ch�l - das Schwarze Loch - in der Hauptstadt des Ir�n war ein finsteres, feuchtes, trostloses unterirdisches Verlies, in das noch nie ein Sonnenstrahl gedrungen war. Fr�her hatte es als Wasserspeicher f�r ein �ffentliches Bad gedient. Nur wenige, die dort l�ngere Zeit gefangen gehalten wurden, haben �berlebt. Jetzt, im Sommer 1852, trieb man alle B�b� zusammen, derer man in Tih�n habhaft werden konnte, warf sie in diesen Kerker und legte sie in Ketten und Fesseln. Es handelte sich dabei um Menschen aus alen Schichten der Bev�lkerung: vom vornehmen H�fling bis zum becheidenen Handwerker, vom wohlhabenden Kaufmann bis hin zum Studenten der Theologie.

Unter ihnen war Bahá'u'lláh. Man legte Ihm immer eine der beiden gef�rchtetsten Ketten um den Hals, die es im ganzen Land gab. Unter ihrer furchtbaren Last beugte sich Seine ganze Gestalt. Im Brief an den Sohn des Wolfes spricht Bahá'u'lláh �ber diese schrecklichen Ketten:

�Falls du einmal das Verlies Seiner Majest�t des Sh�hs besuchst, bitte den Leiter und ersten Aufseher, dir die beiden Ketten zu zeigen, die Qar�-Guhar und Sal�sil hei�en. Bei der Sonne der Gerechtigkeit schw�re Ich, da� dieser Unterdr�ckte vier Monate lang mit der einen oder anderen dieser beiden Ketten gefoltert und gefesselt wurde. "Mein Leid �bertraf alle Leiden, denen Jakob ausgesetzt war, und alle Not Hiobs war nur ein Teil Meines Kummers!"� (WOLF [126] s.77)

#103

Bahá'u'lláh und der ruhmreiche `Abdu'l-Vahh�b, ein junger Mann aus Sh�r�z (s. Kapitel 18), waren aneinander gekettet. Obgleich Bahá'u'lláh nach au�en hin in den Augen der Menschen erniedrigt und wie ein gef�hrlicher Verbrecher in Ketten gelegt war, besuchten Ihn im S�y�h-Ch�l dennoch Pers�nlichkeiten von so hohem Rang wie D�st-`Al� Kh�n Mu`ayyiru'l-Mam�lik�, Niz�mu'd-Dawlih und H�j� Mirza Mahm�d Niz�mu'l-`Ulam�, der ehemalige Erzieher des jungen N�siri'd-D�n, der auch an dem Verh�r des B�b in Tabr�z teilgenommen hatte. Sie suchten Bahá'u'lláh in diesem von Ungeziefer verpesteten Kerker auf, nahmen h�flich neben Ihm Platz und sprachen zu Ihm mit gro�er Ehrerbietung.

� Ungef�hr sechzig Jahre sp�ter traf der dritte Mu`ayyiru'l-Mam�lik, D�st-Muhammad Kh�n - der Sohn D�st-Al� Kh�ns und ein Schwiegersohn von N�siri'd-D�n Sh�h - in London mit Abdu'l-Bahá zusammen und wurde Ihm so ergeben, da� er fast t�glich Seine Gegenwart aufsuchte und Ihn �berallhin begleitete. Einmal kam Abdu'l-Bahás Sekret�r Mirza Mahm�d-i-Zarq�n�, der Chronist Seiner Reisen, dazu, wie D�st-Muhammad Kh�n unverwandt auf `Abdu'l-Bahá schaute und ihm dabei die Tr�nen �ber die Wangen liefen.

Nab�l, der unsterbliche Chronist des Baha'i-Glaubens, gibt in seinem Werk die Worte wieder, in denen Bahá'u'lláh ihm selbst die Qualen jener Tage geschildert hat:

�Wir wurden alle in einer Zelle zusammengedr�ngt, unsere F��e wurden in den Stock gelegt, und die Nacken wand man uns die schMirzaaftesten Ketten. Die Luft, die wir atmeten, stank nach ekelerregendem Schmutz, und der Boden, auf dem wir sa�en, war mit Unrat bedeckt und von Ungeziefer verseucht. Kein Lichtstrahl vermochte in dieses Verlies einzudringen oder seine eisige K�lte zu erw�rmen. Man setzte uns in zwei Reihen einander gegen�ber. Wir hatten ihnen beigebracht, bestimmte Verse zu wiederholen, die sie jede Nacht mit gr��ter Inbrunst anstimmten. Die eine Reihe sang: "Gott gibt mir Gen�ge; Er, wahrlich, ist der Allgen�gende!"; und die andere Reihe antwortete: " Ihm sollen die Vertrauenden vertrauen!" Der Gesang dieser freudigen Stimmen war ohne Unterla� bis in die fr�hen Morgenstunden zu h�ren. Sein Widerhall erf�llte das Verlies, drang durch die massiven W�nde und erreichte das Ohr N�siri'd-D�n Sh�hs, dessen Palast nicht weit von unserem Kerker lag "Was bedeutet dieser Gesang?" soll er ausgerufen haben. "Es ist der Lobgesang, den die B�b� in ihrem Gef�ngnis anstimmen," gab man zur Antwort. Der Sh�h sagte weiter nichts und machte auch keinen Versuch, die Begeisterung zu d�mpfen, die seine Gefangenen trotz ihrer grauenvollen Kerkerhaft unaufh�rlich an den Tag legten.� (Nab�l III s.638f)

#104

�Eines Tages wurde ein Tablett mit Lammbraten in Unser Gef�ngnis getragen. Wie Wir erfuhren, lie� der Sh�h dieses Fleisch unter die Gefangenen verteilen. "Der Sh�h," so wurde Uns gesagt, "hat ein Gel�bde getan und den heutigen Tag ausersehen, euch allen dieses Lamm darzureichen in Erf�llung seines Versprechens." Eine tiefe Stille �berkam Unsere Gef�hrten, die von Uns erwarteten, da� Wir f�r sie antworteten. "Wir geben euch dieses Geschenk zur�ck," antworteten Wir. "Wir k�nnen gut auf diese Gabe verzichten." Diese Unsere Antwort h�tte die Wachen sehr erz�rnt, w�ren sie nicht selbst hei�hungrig �ber das Essen, das Wir nicht anr�hren wollten, hergefallen. Trotz des Hungers, der Unsere Gef�hrten qu�lte, lie� nur ein einziger, ein gewisser Mirza Husayn-i-Mutivall�y-i-Qum�, ein Verlangen nach der Speise erkennen, die der Herrscher vor uns ausgebreitet hatte. Mit einer wahrlich heldenhaften Tapferkeit f�gten sich Unsere Mitgefangenen ohne Murren in die erb�rmliche Lage, in der sie sich befanden. Statt einer Klage �ber die Behandlung, die sie vom Sh�h erfahren mu�ten, str�mte unabl�ssig der Lobpreis Gottes von ihren Lippen - ein Lobpreis, mit dem sie die Not ihrer grausamen Gefangenschaft zu �berspielen suchten.� (Nab�l III S.639)

�Jeden Tag riefen Unsere Kerkermeister, wenn sie in unsere Zelle traten, den Namen eines Unserer Gef�hrten auf, geboten ihm, sich zu erheben und ihnen zum Fu� des Galgens zu folgen. Mit welchem Eifer ist dann der Aufgerufene diesem feierlichen Ruf gefolgt! Von seinen Ketten befreit, sprang er auf die F��e, n�herte sich Uns in einem Zustand unsagbaren Entz�ckens und umarmte Uns. Wir versuchten dann, ihn mit der Zusicherung immerw�hrenden Lebens in der jenseitigen Welt zu tr�sten, und nachdem Wir so sein Herz mit Hoffnung und Freude erf�llt hatten, lie�en Wir ihn ziehen, die Krone der Herrlichkeit zu erringen. Der Reihe nach umarmte er seine �brigen Mitgefangenen, dann machte er sich auf, um so furchtlos zu sterben, wie er gelebt hatte. Bald nach dem M�rtyrertod eines jeden dieser Gef�hrten berichtete Uns der Scharfrichter, der Uns gegen�ber im Laufe der Zeit eine gewisse Freundlichkeit an den Tag legte, �ber die n�heren Begleitumst�nde dieses Todes und �ber die Seelenfreude, mit welcher das Opfer seine Leiden bis zuletzt ertragen hatte.� (Nab�l III S.639)

#105

In der d�steren, finsteren Schattenwelt des S�y�h-Ch�l von Tih-r�n wurde die Baha'i-Offenbarung geboren - in der gleichen Stadt, wo der Tr�ger dieser Offenbarung selbst das Licht der Welt erblickt hatte. Ein schreckliches Gef�ngnis, ein Ort f�r Schwerstverbrecher, war dazu ausersehen die gebrochenen, zerschlagenen �berreste einer einst stolzen und bl�henden Gemeinde aufzunehmen. Rings um Bahá'u'lláh lagen in Ketten und Banden die B�b�, die einmal den Kopf hoch getragen hatten, jetzt aber mit dem Schandmal und der Schmach des versuchten K�nigsmordes gezeichnet waren. Der Feind, nun in Harnisch gebracht, kannte keine Gnade. Sie waren dem Tode geweiht und erlitten die entsetzlichsten Qualen, ehe man ihrem Leben ein Ende machte.

Die Gemeinde des B�b, zur hirtenlosen, ziellosen Herde geworden, stand vor dem Zusammenbruch. War denn - so durfte man sich fragen - diese Sinnlosigkeit, diese fragw�rdige, trostlose Endstation, diese augenscheinliche Schande das Ziel, f�r das der ruhmreiche B�b Sein Leben mit Freuden hingegeben hatte, f�r das der tapfere, unbezwingliche B�bu'l-B�b, der edle, unersch�tterliche Qudd�s, der furchtlose, mutige Hujjat, der gelehrte, standhafte Vah�d und Hunderte von anderen heldenm�tigen Seelen auf dem Schlachtfeld gefallen waren?

Die Antwort konnte nur ein entschiedenes, tausendf�ltiges "Nein!" sein. Tief in den Herzen der B�b� - mochten sie noch so fehlgeleitet, noch so Abhangig sein von Einfl�ssen, die der Wahrheit ihres Glaubens ferne lagen, mochten sie noch so sehr von den gerechten Zielen des B�b abgeirrt sein - tief keimte eine gl�hende Hoffnung, geboren aus der Verhei�ung eines baldigen Kommens "Dessen, den Gott offenbaren wird".

Auf dem Pfade dieser H�chsten Manifestation Gottes hatte der B�b Sein Blut vergossen. Um den Weg f�r Sein Kommen zu bereiten, waren die M�rtyrer in Shaykh Tabars�, Zanj�n und Nayr�z gefallen. Der ganze Daseinszweck der B�b� war es ja,um "Ihn, den Gott offenbaren wird," zu wissen und von Ihm zu zeugen. "Ich bereite euch f�r das Kommen eines machtvollen Tages", hatte der ruhmreiche B�b zu den Buchstaben des Lebendigen gesprochen, Seinen ersten J�ngern, als Er ihnen den Befehl gab auszuziehen, sich "�ber das ganze Land zu verbreiten" und "festen Fu�es und geheiligten Herzens den Weg f�r Sein Kommen zu bereiten". Der B�b hatte Seinem Volk versichert, da� es "letztendlich siegen" werde; doch dieser "Endsieg" hatte sie v�llig �berraschend auf grausame Weise im Stich gelassen. Folglich mu�te ihnen dieser "Endsieg" mit absoluter Gewi�heit zuteil werden unter dem Banner der H�chsten Manifestation Gottes, deren Kommen ihnen ja verhei�en war und die sie mit Ungeduld erwarteten.

Bahá'u'lláh selbst hat uns einen lebendigen, �berw�ltigenden Bericht �ber die Stunden gegeben, in denen Er sich Seiner g�ttlichen Sendung bewu�t wurde:

#106

�In den Tagen, da Ich im Kerker in Tihr�n lag, verg�nnten Mir die schweren Ketten, die Mich wundrieben, und die �ble Luft nur wenig Schlaf; dennoch hatte Ich in den seltenen Augenblicken des Schlummers ein Gef�hl, wie wenn etwas vom Scheitel Meines Hauptes �ber Meine Brust str�mte, einem m�chtigen Sturzbach gleich, der sich vom Gipfel eines hohen Berges zu Tal ergie�t. Jedes Glied Meines K�rpers wurde so in Flammen gesetzt, und Meine Zunge sprach in solchen Augenblicken Worte, die zu h�ren kein Mensch h�tte ertragen k�nnen.� (WOLF [37] S.35)

�Eines Nachts im Traum waren von allen Seiten diese erhabenen Worte zu h�ren: "Wahrlich, Wir werden Dich durch Dich selbst und durch Deine Feder siegreich machen. Sei nicht traurig �ber das, was Dir widerfahren ist, und f�rchte Dich nicht, denn Du bist in Sicherheit. Binnen kurzem wird Gott die Sch�tze der Erde offenkundig machen - Menschen, die Dir beistehen werden durch Dich selbst und durch Deinen Namen, durch welchen Gott die Herzen derer belebt, die Ihn erkannt haben.� (WOLF [35] S.34)

�W�hrend Ich von Tr�bsalen rings umgeben war, h�rte Ich eine uns�glich wunderbare, s��e Stimme, die �ber Meinem Haupte rief. Und da Ich Mein Angesicht wandte, sah Ich eine Jungfrau - die Verk�rperung des Gedenkens an den Namen Meines Herrn - in der Luft vor Mir schweben. Ihre innerste Seele war von solcher Freude durchstr�mt, da� ihr Antlitz im Schmucke des Wohlgefallens Gottes leuchtete und ihre Wangen in der Klarheit des Allbarmherzigen ergl�hten. Zwischen Erde und Himmel lie� sie ihren Ruf erschallen, der Herz und Geist der Menschen gefangennahm. Meinem inneren wie auch �u�eren Sein �bermittelte sie Botschaften, welche Meine Seele und die Seelen der geehrten Diener Gottes zum Jubeln brachten. Auf Mein Haupt deutend, wandte sie sich an alle im Himmel und auf Erden und sprach: "Bei Gott! Hier ist der Meistgeliebte der Welten, und doch versteht ihr es nicht. Hier ist die Sch�nheit Gottes unter euch und die Macht Seiner Souver�nit�t in euch - wolltet ihr es doch verstehen! Hier ist das Geheimnis Gottes und Sein Schatz, die Sache Gottes und Seine Herrlichkeit f�r alle, die in den Reichen der Offenbarung und der Sch�pfung wohnen - geh�rtet ihr doch zu denen, die dies begreifen!� (GGV S.114f)

Diese Worte haben in den heiligen Schriften der Menschheit nicht ihresgleichen.

+17 #107
Kapitel 17
Die B�b�-M�rtyrer des Jahres 1852

Die Grausamkeiten, die im Sommer 1852 an den B�b�-M�rtyrern begangen wurden, und die Mi�handlungen, die man ihnen zuf�gte, waren emp�rend - so emp�rend, da� ein �sterreichischer Offizier, Hauptmann von Goumoens, der in den Diensten von N�siri'd-D�n Sh�h stand, seine Demission einreichte und unter dem Datum des 29. August 1852 den folgenden bitteren Brief an einen Freund schrieb:

"Lieber Freund! In meinem letzten Brief vom 20. d.M. habe ich das versuchte Attentat auf den K�nig erw�hnt. Ich werde Ihnen jetzt das Ergebnis des Verh�rs mitteilen, dem sich die beiden Verbrecher unterziehen mu�ten. Trotz schrecklicher Folterungen konnte die Vernehmung kein umfassendes Gest�ndnis erzwingen. Die Lippen der Fanatiker blieben fest verschlossen, auch als man mittels rotgl�hender Zangen und gliederspaltender Schrauben den Hauptverschw�rer herauszufinden suchte. Alles, was sich herausstellte, war, da� sie der B�b�-Sekte angeh�rten. Diese B�b� sind Ketzer ... Diese Sekte wurde ... von einem gewissen B�b gegr�ndet, den man auf Befehl des K�nigs erschossen hat. Seine treuesten Anh�nger fl�chteten nach Zanj�n, wo sie vor zwei Jahren von den k�niglichen Truppen dezimiert und - wie man allgemein annahm - ohne R�cksicht auf Alter oder Geschlecht ausgerottet wurden. Wie jede religi�se Intoleranz, so erreichte auch diese ma�lose Verfolgung das genaue Gegenteil der beabsichtigten Wirkung. Die Lehre des B�b gewann immer mehr an Boden und ist gegenw�rtig im ganzen Land verbreitet. Da die Regierung hartn�ckig an der Politik der Verfolgung festhielt, wurden die Schismatiker nur in ihrer Entschlossenheit best�rkt und konnten Eigenschaften entwickeln, die im Vergleich zu dem weichlichen Wohlleben der Staatsreligion respektgebietend sind. Sehr geschickt hatte der Prophet [der B�b] seinen J�ngern aus seinen Lehren dargelegt, da� der Weg zum Paradies durch die Folterkammer f�hre. Wenn er die Wahrheit gesprochen hat, dann kommt dem jetzigen Sh�h gro�es Verdienst zu, denn er bem�ht sich angestrengt, das ganze Himmelreich mit B�b� zu bev�lkern! Sein letzter Erla� geht noch weiter und macht den k�niglichen Beamten die totale Vernichtung dieser Sekte zur Aufgabe. Wenn diese den k�niglichen Befehl nun einfach befolgten und alle in Haft befindlichen Fanatiker unsch�dlich machen w�rden, indem sie ihnen einen raschen, rechtm��igen Tod bereiteten, so m��te man dies vom Standpunkt des Orientalen aus unbedingt guthei�en. Aber die Art und Weise, wie man die Strafe verh�ngt, die Umst�nde, unter denen dann das Ende naht, die Todesqualen, welche die Leiber der Opfer auffressen, bis ihr Leben mit einer letzten Zuckung erlischt - all dies ist so entsetzlich, da� mir das Blut in den Adern gerinnt, wenn ich jetzt versuche, Ihnen den Schauplatz in groben Z�gen zu schildern. Die ungez�hlten Stockschl�ge, die mit Wucht auf R�cken und Fu�sohlen niederprasseln, das Einbrennen von rotgl�henden Eisenteilen in verschiedene K�rpergegenden - das sind schon derart allt�gliche Mi�handlungen, da� das Opfer, welches nur solchen Liebkosungen ausgesetzt ist, sich gl�cklich sch�tzen darf. Doch folgen Sie mir, mein Freund, der Sie ein Herz und die ethische Gesinnung eines Europ�ers ihr eigen nennen - folgen Sie mir zu jenen Ungl�cklichen, die am Tatort mit durchbohrten Augen ihre eigenen abgeschnittenen Ohren ohne So�e essen m�ssen, oder denen der Scharfrichter mit unmenschlicher Gewalt die Z�hne herausbricht, oder deren unbedeckter Sch�del kurzerhand mit dem Hammer zerschmettert wird; oder auch dorthin, wo der B�z�r von ungl�cklichen Opfern beleuchtet wird, weil ihnen die Leute rechts und links tiefe L�cher in Brust und Schultern bohren und brennende Dochte in die Wunden stecken. Einige sah ich, die in Ketten durch den B�z�r gezerrt wurden, w�hrend eine Milit�rkapelle ihnen vorauszog, und bei denen sich die Dochte schon so tief ins Fleisch hineingebrannt hatten, da� nun der Talg in den Wunden wie bei einer eben gel�schten Lampe aufflackerte." (Quelle s.FN n�chster Absatz)

#108

"Nicht selten geschieht es, da� die nie erm�dende Findigkeit des Orientalen neue Folterqualen ersinnt. Man zieht den B�b� die Haut von den Fu�sohlen ab, tr�nkt die Wunden mit kochendem �l, beschl�gt ihnen den Fu� wie den Huf eines Pferdes und zwingt das Opfer zu laufen. Kein Schrei entrang sich der Brust des Opfers; in dunklem Schweigen wird die Folterqual mit dem bet�ubten Empfinden des Fanatikers ertragen. Jetzt soll das Opfer laufen; der K�rper vermag aber nicht zu ertragen, was die Seele ertragen hat: er f�llt. So gebt ihm doch den Gnadensto�! Erl�st ihn von seiner Pein! Aber nein! Der Henker schwingt die Peitsche, und - ich selbst bin Zeuge gewesen - das ungl�ckliche Opfer hundertfacher Qualen, es l�uft! Das ist der Anfang vom Ende. Schlie�lich h�ngen sie die versengten und durchsiebten Leiber an H�nden und F��en kopfunter an einen Baum, und nun mag jeder Perser nach Herzenslust aus einer bestimmten, aber nicht zu geringen Entfernung seine Schie�kunst an der edlen Beute �ben, die f�r ihn bereitsteht. Ich habe Leichen gesehen, die von nahezu hundertf�nfzig Kugeln zerfetzt waren! Wer mehr Gl�ck hatte, wurde erdrosselt, gesteinigt oder erstickt, vor Gesch�tzm�ndungen gebunden, mit dem Schwert niedergestreckt oder mit Dolchst��en, Hammer- und Stockschl�gen umgebracht. Nicht nur Scharfrichter und der P�bel nahmen an dem Gemetzel teil; manchmal machten die Gerichtsbeh�rden einige der ungl�cklichen B�b� veschiedenen W�rdentr�gern zum Geschenk, und der persische Empf�nger war sehr gl�cklich dar�ber und sah es als eine Ehre an, seine H�nde im Blut des gefesselten, wehrlosen Opfers zu baden. Infanterie, Kavallerie, Artillerie, die Ghul�m oder Wachen des K�nigs, die Z�nfte der Metzger, B�cker u.a. - alle haben sich an diesen Bluttaten beteiligt. Ein B�b� wurde dem gro�artigen Offizierscorps der Garnison �bergeben. Der befehlshabende General versetzte ihm den ersten Schlag; dann kamen alle anderen dran, in der Reihenfolge der Dienstgrade. Die persischen Truppen sind Schl�chter, keine Soldaten ... Wollte Gott, da� ich es nicht erlebt h�tte! Aber durch die Pflichten meines Berufes wurde ich ungl�cklicherweise oft, nur allzuoft, Zeuge dieser Greuel."�

� `�sterreichischer Soldatenfreund`, Wien, 12.Oktober 1852 Jahrgang V Nr.123 S.513ff (engl. in E.G.Browne: Materials for the Study of The Báb� Religion, p.268ff)

#109

Mit solcher Abscheu und Emp�rung reagierte ein aufrechter, zivilisierter �sterreichischer Offizier. Aber diejenigen, die solche Grausamkeiten anordneten, billigten und ver�bten, haben sie nicht einfach ausgef�hrt, sondern r�hmten sich noch ihrer sch�ndlichen Taten und fanden daran Gefallen, wie aus der Berichterstattung des damaligen Staatsanzeigers, R�zn�miy-i-Vaq�yi`-i-Ittif�q�yyih, mit hinreichender Deutlichkeit hervorgeht.

Zu dieser Schar tapferer, unbeugsamer Seelen, die in dem Blutbad von 1852 den Tod fanden, geh�rte Sulaym�n Kh�n, derselbe furchtlose Geist, der auf Bahá'u'lláhs Gehei� die zerfetzten, nicht mehr voneinander zu trennenden �berreste des ruhmreichen B�b und Seines treuen J�ngers in Sicherheit gebracht hatte. Man bohrte ihm neun L�cher in den K�rper (er half sogar noch mit) und steckte neun brennende Kerzen hinein. Dann wurde er durch die Stra�en und Basare getrieben, den br�llenden, johlenden, rasenden P�bel dicht auf den Fersen. Sulaym�n Kh�n war ein junger H�fling in der Vollkraft seiner Jahre, an Macht und Pomp gew�hnt. Jetzt, am Tage seines M�rtyrertodes, wurde er inmitten seiner Folterqualen ganz ruhig und rief aus: "Gibt es noch mehr Prunk und Gepr�nge als dieses, welches heute meine Schritte begleitet, die Krone der Herrlichkeit zu erlangen! Ruhm sei dem B�b, der in den Herzen Seiner Geliebten solche Hingabe entz�nden kann und sie mit einer Macht ausstattet, welche gr��er ist als die Macht von K�nigen!" Als die Kerzen in seinen Wunden aufflackerten, sprach er: "Ihr habt schon lange euren Stachel verloren, o Flammen, und findet euch der Macht beraubt, mir SchMirzan zuzuf�gen. Sputet euch, denn eure Feuerzungen sind es, aus denen ich die Stimme h�ren kann, die mich zum Geliebten ruft!"� (Nab�l III S.626f) Und als einer der brutalen Folterknechte ihn verh�hnte, antwortete er mit den Versen (Browne: A Travellers Narrative II p.334):

Mit einer Hand den Becher Wein umschlossen,
des Geliebten Haupthaar in der andern Hand,
Dreh' ich mich tanzend auf dem Marktplatz,
den Blick aufs s��e Ende unverwandt.
So starb Sulaym�n Kh�n.
#110

Eine andere herausragende Gestalt, die diesem Wirbelsturm zum Opfer fiel, war T�hirih, die sch�ne, hochbegabte Dichterin aus Qazv�n, dieselbe heldenm�tige Seele, die auf der Konferenz von Badasht den Ruf nach der Emanzipation ihres unterdr�ckten Geschlechts erhoben hatte. Jetzt wurde sie im Dunkel der Nacht erdrosselt, ihre Leiche wurde in eine Grube geworfen, von der sich keine Spur erhalten hat. Aber das Ged�chtnis ihrer �berragenden Standhaftigkeit, ihres Mutes und ihrer Hingabe wird f�r immer fortbestehen. Wie sehr sie auch von jenen, die gegen�ber der Wahrheit blind waren, aus Eifersucht und Fanatismus verleumdet und verunglimpft wird (oder wurde), wird doch der helle Stern dieser begnadeten Dichterin aus Qazv�n strahlend bis zum Ende aller Zeiten leuchten. T�hirih wu�te um ihren bevorstehenden Tod; sie war bereit. Am Vortag ihres Martyriums sagte sie zur ihrer Gastgeberin, der Gattin des Magistratsbeamten, unter dessen Aufsicht sie gestellt war: �Ich mache mich fertig, meinem Geliebten gegen�berzutreten, und w�nsche Sie von den Sorgen und Be�ngstigungen meiner Gefangenschaft zu befreien.�� Sie hatte ihr Brautkleid angelegt.

So standhaft waren die B�b�, und so gro� war das Ausma� ihrer Opferbereitschaft.

� Nab�l III S.629
#111

Siyyid Husayn-i-K�tib aus Yazd, mit dem Beinamen `Az�z, einer der Buchstaben des Lebendigen des B�b und Sein Sekret�r und Gef�hrte in den Bergfesten von Adharb�yj�n, geh�rte ebenfalls zu den herausragenden B�b�, die in diesem Sommer 1852 den Kelch des M�rtyrertums leerten. Er wurde dem Aj�d�n-B�sh� und einigen h�chsten Offizieren des Heeres �bergeben, die ihn mit ihren Schwertern in St�cke hieben.

Mull� `Abdu'l-Kar�m-i-Qazv�n� (als Mull� Ahmad-i-K�tib bekannt) wurde von Artilleristen mit Dolchen in St�cke gerissen. Auch sein Bruder Aq� `Abdu'l-Hamid starb den M�rtyrertod.

Der M�rtyrer, von dem der Hauptmann von Goumoens erw�hnte, man habe ihn wie ein Pferd beschlagen und dann zum Laufen gezwungen, war nach dem Bericht des Staatsanzeigers Aq� Muhammad-Taq� aus Sh�r�z; ver�bt wurde diese unmenschliche Tat von Asadu'll�h Kh�n, dem Stallmeister N�siri'd-D�n Sh�hs, und seinen M�nnern aus den k�niglichen Reitst�llen.

Sogar die jungen Studenten des D�ru'l-Fun�n, der gerade erst vom Am�r Kab�r gegr�ndeten Akademie, wurden gezwungen, sich an diesen Grausamkeiten zu beteiligen. Ihr Opfer war Mirza Nab� von Dam�vand, ein Gelehrter, der in Tihr�n wohnte. Er wurde mit Schwertern und Lanzen niedergemacht.

H�j� Mirza J�n�, der getreue Kaufmann aus K�sh�n, der den B�b dort in seinem Hause beherbergt hatte und der erste Chronist Seines Glaubens� war, wurde das Opfer des Aq� Mihd� Maliku't-Tujj�r (des K�nigs der Kaufleute) und der f�hrenden Kaufleute aus der Hauptstadt, die mit den verschiedensten Waffen �ber ihn herfielen.

� Seine kurze Chronik ist bis zur Unkenntlichkeit verf�lscht und unter dem Titel Nuqtatu'l-K�f zu einer Sammlung von wahnwitzigen Vorstellungen umfunktioniert worden. Siehe Balyuzi: Edward Granville Browne and the Bahá'í Faith. Es hei�t, der Gro�wesir Mirza Aq� Kh�n habe H�j� Mirza J�n� retten wollen.

Eine weitere bedeutende M�rtyrergestalt war Lutf-`Al� Mirza aus Sh�r�z, der das Blutbad von Shaykh Tabars� �berlebt hatte. Lutf-`Al� Mirza war ein Spro� aus dem Hause der Afsh�riden-K�nige. Er schrieb eine Geschichte der Ereignisse von Shaykh Tabars� in M�zindar�n, die jedoch unvollendet blieb. Der Sh�tir-B�sh� (der Erste Bote oder Kurier) und die Sh�tir (Kuriere), die unter ihm dienten, brachten Lutf-`Al� Mirza zu Tode, indem sie ihn zur Zielscheibe ihrer Steine, Messer, Dolche und St�cke machten.

#112

�ber all diese Unmenschlichkeiten berichtete der Staatsanzeiger mit Wohlgefallen und Stolz. Der Sh�tir-B�sh� hatte dem Sh�h an dem Tag, als das Attentat auf ihn ver�bt wurde, in hervorragender Weise gedient; daher w�nschte N�siri'd-D�n Sh�h, da� Mirza Sulaym�n-Qul�, der als Kh�tibu'r-Rahm�n (Sprecher des Barmherzigen) bekannt und ein Bruder des Sh�tir-B�sh� war, verschont bliebe. Doch der Sh�tir-B�sh� brachte Mirza Sulaym�n-Qul� selbst zu Tode, denn er sagte, er wolle keinen B�b� zum Bruder haben.

Husayn-i-M�l�n�, bekannt als Husayn-J�n (der geliebte Husayn), der einen F�hrungsanspruch erhoben und Anh�ngerschaft gewonnen hatte, war ebenfalls unter den M�rtyrern jenes Schreckensmonats August. Soldaten aus verschiedenen Regimentern t�teten ihn auf teuflische Art mit ihren Speeren.

Nach dem Bericht von Nab�l-i-A`zam haben achtunddrei�ig B�b� durch Angeh�rige verschiedener Bev�lkerungsgruppen auf diese Weise den M�rtyrertod erlitten. Genug ist gesagt, um die Unmenschlichkeiten eines rachs�chtigen Feindes aufzuzeigen. Im folgenden werden wir nur die im Staatsanzeiger aufgef�hrten Namen der anderen M�rtyrer wiedergeben. Kein Grab, kein Grabstein erinnert in der Hauptstadt des Ir�n an ihre v�llige Selbstaufopferung. Aber die Bl�tter der Geschichtsschreibung werden ihre Ruhmestaten bewahren und auch in k�nftigen Jahrhunderten Zeugnis ablegen von ihrem offenkundigen Heldenmut wie auch von der Niedertracht und ewigen Schande ihrer Verfolger.

Die Namen der anderen M�rtyrer sind wie folgt angegeben: Siyyid Hasan-i-Khur�s�n� (H�j� Mirza Hasan-i-Radav�, einer der �berlebenden von Shaykh Tabars�); Mull� Husayn-i-Khur�s�n�; Mull� Zaynu'l-`Abid�n-i-Yazd�; Mull� Fathu'll�h-i-Qum� (nach Angabe des Staatsanzeigers einer der Attent�ter des Sh�h); Shaykh `Abb�s-i-Tihr�n�; Aq� Muhammad-B�qir-i-Najaf�b�d�; Mull� Mirza Muhammad-i-Nayr�z� (laut Staatsanzeiger hatte er in M�zindar�n, Zanj�n und Nayr�z gek�mpft, und sein K�rper trug viele Narben von Verletzungen, die er bei diesen K�mpfen erhalten hatte); Aq� Muhammad-`Al�y-i-Najaf�b�d�; Aq� Mihd�y-i-K�sh�n�; S�diq-i-Zanj�n� (er soll aus Tabr�z stammen und war einer der Attent�ter auf N�siri'd-D�n Sh�h; er starb noch am gleichen Tag durch die Leute im Gefolge des Sh�h); H�j� Q�sim-i-Nayr�z� (er starb zusammen mit Sulaym�n Kh�n und auf die gleiche Art: ihre K�rper wurden zweigeteilt und die H�lften an verschiedenen Stadttoren aufgeh�ngt); Mirza Raf�`-i-N�r�; Mirza Mahm�d-i-Qazv�n�; Najaf-i-Khamsi'�; Hasan-i-Khamsi'�; Muhammad-B�qir-i-Quhp�y'�.

#113

Dasselbe offizielle Blatt berichtet, N�siri'd-D�n Sh�h habe die nun folgenden Personen zu lebenslanger Haft verurteilt, da ihre Schuld nicht nachgewiesen werden konnte: Mirza Husayn-`Al�y-i-N�r� (Bahá'u'lláh); Mirza Sulaym�n-Qul� (der, wie wir gesehen haben, dann auf Betreiben des eigenen Bruders den Tod erlitt); Mirza Mahm�d; Aq� `Abdu'll�h (ein Sohn von Aq� Muhammad-Ja`far); Mirza Jav�d-i-Khur�s�n�; Mirza Husayn-i-Qum�, bei welchem der Staatsanzeiger noch hinzuf�gt: "Nicht ganz unschuldig; wurde zur Vernehmung einbehalten" (wahrscheinlich sollte er `Abb�s Mirza, den Halbbruder N�siri'd-D�n Sh�hs, belasten, dessen Hauslehrer er in Qum gewesen war; schlie�lich wurde er ebenso wie `Abb�s Mirza in den `Ir�q verbannt).

Au�er den im Staatsanzeiger Genannten haben, wie man wei�, auch die folgenden Personen in jenem Sommer des Jahres 1852 den M�rtyrertod erlitten: H�j� Muhammad-Rid�y-i-Isfah�n�; Ib-r�h�m Big-i-Khur�s�n�; Mirza `Al�-Muhammad-i-N�r� (ein Vetter Bahá'u'lláhs, Sohn einer Tante v�terlicherseits); Mull� `Abdu'l-Fatt�h (ein Greis von achtzig Jahren, der aus T�kur herbeigeschafft wurde und, in den S�y�h-Ch�l geworfen, unmittelbar darauf starb);Mull� `Al� B�b� und Aq� Muhammad-Taq� (beide aus T�kur geb�rtig, beide von dort nach Tihr�n verbracht, wo sie im Kerker starben).

Mit Sicherheit l��t sich sagen, da� es in Tihr�n noch weitere M�rtyrer gab, deren Namen weder Freund noch Feind verzeichnet hat.

#114

In T�kur im Bezirk N�r, der Heimatstadt von Bahá'u'lláhs Vater, kam es zu einem Zwischenfall, der ganz auf das Konto von Mirza Yahy� geht. Vor dem Attentat auf N�siri'd-D�n Sh�h verlie� Mirza Yahy� - der �ber die Pl�ne Bescheid wu�te, welche `Azam, Husayn-J�n-i-M�l�n� und andere ausgebr�tet hatten - die Hauptstadt in Richtung T�kur. Er war sich so sicher, da� das Vorhaben seiner irregeleiteten Glaubensbr�der in Tihr�n Erfolg haben w�rde, da� er insgeheim Schritte unternahm, um seine eigene Stellung in T�kur und dar�ber hinaus im ganzen Bezirk N�r zu festigen. In T�kur lebte Mull� `Al� B�b�, ein Gottesgelehrter in vorger�cktem Alter. Mirza Yahy� �berredete ihn, das Gewand des geistlich Gelehrten mit dem Waffenrock des K�mpfers zu vertauschen und sich eine Jagdm�tze aufzusetzen. Muhammad-Taq� Kh�n, der noch jung und leicht zu beeinflussen war, folgte zusammen mit ein paar anderen seinem Beispiel, und so verbreitete sich schnell das Ger�cht, die B�b� bereiteten einen Aufstand vor. Kurz darauf ging die Nachricht ein, es sei ein Mordanschlag auf N�siri'd-D�n Sh�h versucht worden, dieser sei aber gr�ndlich fehlgeschlagen. Mirza Yahy� war aufs �u�erste erschreckt. Er lie� verlauten, er wolle nach Tihr�n abreisen, und ritt eilig von T�kur fort, nur um in derselben Nacht wiederzukommen und unterzutauchen. Aus seinem Schlupfwinkel tauchte er als Derwisch wieder auf, und in dieser Verkleidung durchstreifte er zusammen mit seinem Onkel Mirza (oder Mull�) Zaynu'l-`Abid�n und einem anderen Mann namens Mull� Ramad�n die W�lder von M�zindar�n, bis sie zuletzt in die Hafenstadt Mashhad-Sar (heute B�bulsar) kamen. Dort bestiegen Mirza Yahy� und sein Onkel ein Schiff nach Anzal� in der kaspischen Provinz G�l�n. Von Anzal� aus gingen sie nach Baghdad. Die Leute in T�kur waren jedoch aufs �u�erste beunruhigt. Auf Veranlassung des Shaykh `Az�zu'll�h (jenes Onkels, der Bahá'u'lláh feindlich gesinnt war) schickten sie st�ndig �bertriebene Berichte nach Tihr�n, die N�siri'd-D�n Sh�h sehr erz�rnten. Er befahl Mirza Aq� Kh�n Sadr-i-A`zam, den B�b� von T�kur eine heilsame Lektion zu erteilen. Mirza Aq� Kh�n stammte selbst aus N�r und wu�te, wie verdreht die Berichte aus T�kur waren; aber er mu�te etwas unternehmen, um den Sh�h zufriedenzustellen. Daher w�hlte er ein Kavallerieregiment aus, unterstellte es dem Befehl von Hasan-`Al� Kh�n-i-Q�j�r und machte seinen eigenen Neffen Mirza Ab�-T�lib Kh�n zu Hasan-`Al� Kh�ns Berater. Die Schwester dieses Mirza Ab�-T�lib Kh�n war die Frau von Aq� muhammad-Hasan, einem Bruder Bahá'u'lláhs. Ungeachtet dieser verwandtschaftlichen Bande, ungeachtet der Warnungen und ausdr�cklichen Befehle des Gro�wesirs und der Einw�nde von Hasan-`Al� Kh�n handelte Mirza Ab�-T�lib Kh�n v�llig eigenm�chtig. Er lehnte es ab, mit seinem eigenen Schwager zusammenzutreffen, terrorisierte den ganzen Landstrich und lie� seine Soldaten auf die Bev�lkerung von T�kur los, von denen viele auf die umliegenden Berge fl�chteten. Auch B�b� Kh�n, Muhammad-Taq� Kh�n und `Abdu'l-Vahh�b Big, drei der f�hrenden B�b�, nahmen im Gebirge ihre Zuflucht. B�b� Kh�n gelang es, sich davonzumachen. Muhammad-Taq� Kh�n konnte von seinem Beobachtungspunkt aus auf das ungeb�rdige, z�gellose Verhalten der Soldaten und auf die erb�rmliche Lage seiner Glaubensbr�der herabschauen und sagte zu seinem Begleiter, er werde umkehren, um den notleidenden Bewohnern von T�kur jede in seiner Macht stehende Unterst�tzung zu gew�hren. `Abdu'l-Vahh�b Big erkannte, wie aussichtslos die Situation war, und versuchte ihn aufzuhalten. Doch Muhammad-Taq� Kh�n blieb hart, und so begleitete ihn `Abdu'l-Vahh�b Big mit seinem Diener. Als sie talw�rts in Richtung auf T�kur gingen, er�ffnete man das Feuer auf sie. `Abdu'l-Vahh�b Big und Muhammad-Taq� Kh�n wurden beide get�tet; der Diener warf sich in den Flu� und wurde von der rei�enden Str�mung fortgetragen.

#115

Im Empfangszimmer Seines Hauses in Haifa sprach `Abdu'l-Bahá an einem Augustabend des Jahres 1919 �ber Muhammad-Taq� Kh�n von T�kur, seine Tugenden und seine Tapferkeit. Er sagte, Muhammad-Taq� Kh�n sei im Luxus aufgewachsen und sei �berlebt worden von seiner alten achtzigj�hrigen Mutter welche die Standhaftigkeit selbst gewesen sei. Man habe ihr nichts gelassen au�er einem bauf�lligen Haus, dessen gesamte Einrichtung man gepl�ndert habe. Die ganze Nacht hindurch, so erz�hlte `Abdu'l-Bahá, habe sie Gott gepriesen und Ihm gedankt: "Mein Herr, ich hatte nur einen Sohn, und den habe ich auf Deinem Pfade dahingegeben. Aller Lobpreis sei Dir!"

Einen Monat sp�ter, so erz�hlte `Abdu'l-Bahá weiter, kam ein gewisser H�j� Hasan-i-Kuj�r�, der ein ehrlicher Mann war, zu Muhammad-Taq� Kh�ns Mutter, um ihr etwas zur�ckzuzahlen, was er ihrem toten Sohn noch geschuldet hatte. Doch obschon die alte Frau gro�e Not litt, nahm sie nichts an, so eindringlich H�j� Hasan sie auch bat, das Geld zur�ckzahlen zu d�rfen. Sie sagte: "Mein Sohn hat eine Frau und Kinder in Tihr�n; bring es ihnen."

Mirza Ab�-T�lib Kh�n verhaftete ungef�hr zwanzig f�hrende B�b�, darunter den betagten Mull� `Abdu'l-Fatt�h sowie Mull� `Al� B�b�y-i-Buzurg (den �lteren) und Mull� `Al� B�b�y-i-K�chik (den J�ngeren); sie alle lie� er zusammen mit einer Anzahl Frauen gewaltsam nach Tihr�n bringen. Die M�nner kamen in den S�y�h-Ch�l. Die schon genannten M�nner und noch drei andere, unter ihnen ein Muhammad-Taq� Big, starben in diesem Verlies unter den Augen Bahá'u'lláhs. Als Mull� `Al� B�b�y-i-Buzurg der Tod ereilte, schlo� ihm Bahá'u'lláh die Augen. `Abdu'l-Bahá hat erz�hlt, da� der Mann, dem Mirza Ab�-T�lib Kh�n befohlen hatte, Mull� `Ab-du'l-Fatt�h den Bart abzuschneiden, so grausam war, ihm gleich einen Teil des Kinns mit wegzuschneiden. Dieser greise B�b� war mehr tot als lebendig und starb bei der Ankunft im S�y�h-Ch�l. Der anma�ende, eigensinnige Mirza Ab�-T�lib Kh�n zwang sogar seinen eigenen Schwager, T�kur f�r immer zu verlassen. Aq� Muhammad-Hasan, der dort den Familienbesitz verwaltete, lie� sich durch seinen Sohn Mirza Ghul�m-Al� vertreten und begab sich nach Tihr�n. Als Mirza Ab�-T�lib Kh�n von N�siri'd-D�n Sh�h empfangen wurde, br�stete er sich mit all seinen Taten; doch der Sh�h wandte sich an Hasan-Al� Kh�n und erkundigte sich auf t�rkisch, was denn nun wirklich vorgefallen sei. Der Kadscharenf�hrer sagte die Wahrheit und berichtete N�siri'd-D�n Sh�h, er habe in T�kur keinerlei Anzeichen einer Rebellion bemerkt. Das Eingreifen der Truppen dort habe lediglich zur Folge gehabt, da� einige unschuldige Menschen gestorben, ein gro�er Landstrich verw�stet und das Haus von Mirza Buzurg zerst�rt worden seien und da� man die wertvolle Einrichtung dieses Hauses gepl�ndert habe. Es wird berichtet, da� N�siri'd-D�n Sh�h besch�mt und verlegen war. Mirza Aq� Kh�n r�gte seinen Neffen, trotzdem bekam dieser junge Senkrechtstarter einen Offiziersposten im Heer und erhielt ein eigenes Regiment.

#116

(Bildlegende: Aq� Muhammad-Hasan, ein �lterer Halbbruder Bahá'u'lláhs)

Die Quellen berichten aber auch, wie es denen ergangen ist, die sich der �bergriffe in T�kur schuldig gemacht hatten. Schon binnen eines Monats bekam Mirza Ab�-T�lib Kh�n die Cholera. In seiner Todesstunde ruhte sein Kopf im Scho� seines Schwagers Aq� Muhammad-Hasan, den er gekr�nkt und verachtet hatte. Jetzt erwies ihm dieser Ehemann seiner Schwester jeden Freundesdienst und gro�e Barmherzigkeit, sehr zum Erstaunen des Mirza Aq� Kh�n. Mirza Khal�l-i-Y�lr�d�, der im gleichen Jahr Greueltaten begangen hatte, st�rzte mit seinem Pferd von einer Br�cke und erlag seinen Verletzungen. Tahm�sb-Qul� Kh�n-i-Kuj�r�, der an den Greueltaten beteiligt war, wurde von seinem eigenen Gefolge in St�cke gerissen. Nab�, der Mann, der nach eigenem Gest�ndnis Muhammad-Taq� Kh�n erschossen hatte, als sich die Armee auf dem R�ckmarsch von T�kur befand, fiel vom Pferd und erlitt den Tod.

+18 #118
Kapitel 18
Ein J�ngling aus Sh�r�z

Dies ist die Geschichte eines jungen Mannes aus Sh�r�z - eines ruhmreichen J�nglings, der sich selbst opferte, weil sein reines Herz von Liebe zu Bahá'u'lláh �berflo�. Seine Geschichte geht zur�ck bis in die ersten Monate der neuen Sendung. Bahá'u'lláh hat sie erz�hlt, auch `Abdu'l-Bahá hat sie erz�hlt, und Nab�l hat sie aufgezeichnet.

Mull�-Al�y-i-Bast�m�, einer der Buchstaben des Lebendigen, erhielt vom B�b den Auftrag, sich in den `Ir�q zu begeben. Auf dem Weg dorthin, noch nicht weit von Sh�r�z entfernt, wurde er von einem jungen Mann eingeholt. Sein Name, sagte der, sei Abdu'l-Vahh�b. Seine Absicht sei sehr einfach: Er wolle immer bei Mull� `Al� sein, wohin dieser auch gehe. Er wu�te eine seltsame Geschichte zu erz�hlen. Doch folgen wir dem Bericht von Nab�l-i-A`zam:

�"Ich flehe dich an," bat er Mull� `Al� unter Tr�nen, "erlaube mir, dich auf deiner Reise zu begleiten. Verwirrung bedr�ngt mein Herz; ich bitte dich, leite du meine Schritte auf den Pfad der Wahrheit. Letzte Nacht h�rte ich im Traum den Ausrufer in der Basarstra�e von Sh�r�z das Erscheinen des Im�m `Al�, des Oberhauptes der Gl�ubigen, ank�ndigen. Er rief der Menge zu: `Macht euch auf und sucht ihn! Siehe, er holt aus dem brennenden Feuer Freibriefe und verteilt sie unter die Menschen! Eilt zu ihm, denn wer immer sie aus seinen H�nden empf�ngt, wird den Qualen der Strafe entgehen, und wer es vers�umt, einen von ihm zu erhalten, wird keinen Anteil an den Segnungen des Paradieses haben.' Als ich die Stimme des Ausrufers h�rte, stand ich sofort auf, lie� meinen Laden im Stich und rannte �ber die Basarstra�e von Vak�l bis zu einem Platz, wo meine Augen dich stehen und gerade jene Freibriefe unter die Leute verteilen sahen. Jedem, der zu dir kam, um sie aus deiner Hand zu empfangen, fl�stertest du etwas ins Ohr, worauf er voll Best�rzung floh und ausrief: `Weh mir, denn ich bin von den Segnungen `Al�s und seines Geschlechts ausgeschlossen! Ach, ich Elender, da� ich zu den Verworfenen und Gefallenen geh�re!' Da erwachte ich aus meinem Traum und begab mich wieder zu meinem Laden, versunken in ein Meer von Gedanken. Pl�tzlich sah ich dich vor�bergehen in Begleitung eines Mannes, der einen Turban trug und mit dir sprach. Ich sprang auf, und wie von einer unwiderstehlichen Macht getrieben lief ich los, um dich einzuholen. Zu meinem gr��ten Erstaunen fand ich dich genau auf dem Platz, den ich in meinem Traum gesehen hatte, wo du Spr�che und Verse hersagtest. Ich blieb in einiger Entfernung stehen und h�rte dir zu, v�llig unbemerkt von dir und deinem Freund. Ich h�rte, wie der Mann, mit dem du sprachst, heftig protestierte: `Es ist leichter f�r mich, von den Flammen der H�lle verschlungen zu werden, als an die Wahrheit deiner Worte zu glauben, deren Gewicht zu ertragen selbst Berge au�erstande sind!' Auf diese ver�chtliche Ablehnung gabst du ihm die Antwort: `Und wenn das ganze Weltall Seine Wahrheit zur�ckwiese, so k�nnte das nie die strahlende Reinheit Seines Gewandes der Gr��e tr�ben.' Dann lie�est du ihn stehen und lenktest deine Schritte zum K�zir�n-Tor. Ich folgte dir weiter, bis ich diesen Platz erreichte."� (Nab�l I S.121ff)

#119

�Mull� `Al� versuchte sein verst�rtes Gem�t zu beruhigen und ihn zur R�ckkehr in sein Gesch�ft zu bewegen, damit er sein Tagewerk wieder aufn�hme. "Wenn du dich mir anschlie�en w�rdest," hielt er ihm vor, "so br�chte mich das in Schwierigkeiten. Kehre nach Sh�r�z zur�ck und sei versichert, da� du zu denen geh�rst, die gerettet werden. Ferne sei es von Gott, da� Er in Seiner Gerechtigkeit einem so entflammten, ergebenen Sucher den Kelch Seiner Gnade vorenthalte oder da� Er einer so durstigen Seele das wogende Meer Seiner Offenbarung verweigere." Diese Worte Mull� `Al�s fruchteten nichts. Je mehr er auf der R�ckehr von `Abdu'l-Vahh�b bestand, umso lauter wurde dessen Jammern und Klagen. Zuletzt sah sich Mull� `Al� gen�tigt, seinem Wunsch zu willfahren und sich in den Willen Gottes zu f�gen.� (Nab�l I S.122f)

�Von H�j� `Abdu'l-Maj�d, dem Vater des `Abdu'l-Vahh�b, hat man oft folgende Geschichte geh�rt, die ihm jedesmal wieder die Tr�nen in die Augen trieb: "Wie tief," sagte er, "bedaure ich die Tat, die ich begangen habe. Betet, da� Gott mir meine S�nde vergebe! Ich war ein G�nstling am Hof der S�hne des Farm�n-Farm�, des Gouverneurs der Provinz F�rs. Meine Stellung dort war so, da� niemand gewagt h�tte, mir zu widersprechen oder mich zu beleidigen. Niemand stellte meine Autorit�t in Frage, niemand h�tte sich unterfangen, in meine Rechte einzugreifen. Kaum hatte ich geh�rt, da� mein Sohn `Abdu'l-Vahh�b seinen Laden aufgegeben und die Stadt verlassen habe, lief ich hinaus zum K�zir�n-Tor, um ihn einzuholen. Einen Kn�ppel in der Hand, mit dem ich ihn verpr�geln wollte, fragte ich die Leute nach dem Weg, den er gegangen sei. Man sagte mir, da� vor kurzem ein Mann mit Turban die Stra�e �berquert habe, und es sei beobachtet worden, wie mein Sohn ihm gefolgt sei. Es habe so ausgesehen, als wollten die beiden zusammen die Stadt verlassen. Dies erregte in mir Zorn und Unwillen. Kann ich mir ein derart unversch�mtes Verhalten meines Sohnes gefallen lassen, dachte ich mir, wo ich doch eine so bevorzugte Stellung am Hof der S�hne des Farm�n-Farm� innehabe? Nur strengste Z�chtigung, meinte ich, k�nnte die Folgen des sch�ndlichen Betragens meines Sohnes wieder tilgen.� (Nabil I S.122f)

� Aller Wahrscheinlichkeit nach Husayn-Al� Mirza, der Sohn von Fath-`Al� Sh�h. Der n�chste Farm�n-Farm�, der auch f�r kurze Zeit Gouverneur von F�rs war, war Firayd�n Mirza, der Bruder von Muhammad Sh�h. (H.M.B.)

#120

�"Ich suchte so lange, bis ich die beiden fand. Von wilder Wut gepackt, �berh�ufte ich Mull� `Al� mit unaussprechlichen Beschimpfungen. Die Hiebe, die schwer auf ihn niederfielen, beantwortete er jedoch mit au�erordentlicher Gelassenheit: `Halte deine Hand zur�ck, o `Abdu'l-Maj�d, denn das Auge Gottes sieht dich! Ich rufe Ihn zum Zeugen, da� ich in keiner Weise f�r das Verhalten deines Sohnes verantwortlich bin. Mich k�mmern nicht die SchMirzan, die du mir zuf�gst; denn ich bin auf die bittersten Leiden gefa�t auf dem Weg, den ich auf mich genommen habe. Angesichts dessen, was in Zukunft noch �ber mich kommt, sind deine Kr�nkungen wie ein Tropfen im Vergleich zum Meer. Wahrlich, ich sage dir, du wirst mich �berleben und wirst dahin kommen, meine Unschuld zu erkennen. Dann wird deine Reue gro�, dein Kummer tief sein.` Ich verlachte seine Einw�nde, und ungeachtet seiner Warnung schlug ich weiter auf ihn ein, bis ich ersch�pft war. Er lie� diese h�chst unverdiente Z�chtigung von meiner Hand still und heldenm�tig �ber sich ergehen. Schlie�lich befahl ich meinem Sohn, mit mir zu kommen, und �berlie� Mull� `Al� seinem Schicksal.� (Nab�l I S.123)

�"Auf dem R�ckweg nach Sh�r�z erz�hlte mir mein Sohn den Traum, den er gehabt hatte. Nach und nach �berkam mich ein Gef�hl tiefen Bedauerns. Die Schuldlosigkeit von Mull� `Al� war in meinen Augen erwiesen, und die Erinnerung an meine Grausamkeit gegen ihn lag mir noch lange schwer auf der Seele. Diese Bitterkeit blieb in meinem Herzen zur�ck bis zu der Zeit, als ich meinen Wohnsitz von Sh�r�z nach Baghdad verlegen mu�te."� Nab�l I S.123)

#121

Danach begegnen wir diesem gotttrunkenen jungen Mann in K�zimayn� wieder, der heiligen Stadt unweit Baghdads, wo er ein Gesch�ft er�ffnet hatte. Wir schreiben das Jahr 1851. Bahá'u'lláh h�lt sich auf Anraten von Mirza Taq� Kh�n Am�r Kab�r, vor�bergehend im Ir�q auf.

� Nach anderen Angaben hatte der junge Mann sein Gesch�ft in Karbil� und traf in dieser Stadt mit Bahá'u'lláh zusammen.

H�ufige Besuche machte Bahá'u'lláh damals in K�zimayn, der Stadt mit den zwei heiligen Schreinen. Dabei mu�te der junge Mann aus Sh�r�z zwangsl�ufig mit Bahá'u'lláh zusammentreffen und, nachdem er Ihm einmal begegnet war, Ihm leidenschaftlich zugetan sein. Nun kannte er keinen Frieden mehr au�er in der Gegenwart Bahá'u'lláhs, der bei den B�b� noch immer nur als Jin�b-i-Bahá und in der �ffentlichkeit als Mirza Husayn-Al� bekannt war. Es war Mirza Abdu'l-Vahh�bs sehnlichster Wunsch, Bahá'u'lláh in den Ir�n zur�ckzubegleiten. Doch Bahá'u'lláh �berredete ihn, an Ort und Stelle bei seinem Vater zu bleiben, und gab ihm einen Geldbetrag, damit er sein Gesch�ft vergr��ern und ausweiten konnte.

�Wohin kann ein Liebender gehen, au�er ins Land seiner Geliebten? Welcher Suchende f�nde Ruhe fern von der Ersehnten seines Herzens? F�r den aufrichtig Liebenden bedeutet Vereinigung Leben und Getrenntsein Tod. Seine Brust kennt keine Geduld, und sein Herz findet keinen Frieden. Hunderttausendmal w�rde er sein Leben einsetzen, um zur St�tte seiner Geliebten zu eilen.� (Bahá'u'lláh: VW pers.4)

Diese Worte schrieb die Erhabenste Feder Jahre sp�ter in Baghdad nieder.

Abdu'l-Vahh�b konnte nicht anders, er mu�te Bahá'u'lláh nach Tihr�n folgen. Er erreichte die Hauptstadt kurz nach dem wahnwitzigen Attentat auf den Sh�h, als Tihr�n sich im Aufruhr befand. In einem Sendschreiben erz�hlt `Abdu'l-Bahá die Geschichte dieses ruhmreichen jungen Mannes und erw�hnt die Beamten, die �berall nach den B�b� suchten, w�hrend Abdu'l-Vahh�b unerschrocken auf dem Marktplatz das Lob seines Herrn sang. Er wurde ergriffen und in den S�y�h-Ch�l geworfen. Endlich hatte Mirza `Abdu'l-Vahh�b-i-Sh�r�z� die Ruhe und den Seelenfrieden gefunden, nach denen er sich im Innersten gesehnt hatte; denn er befand sich jetzt st�ndig in der Gegenwart seines Herrn. Er wurde mit Bahá'u'lláh zusammengekettet.

#122
Bahá'u'lláh erz�hlte Nab�l eines Tages folgendes:

�Eines Nachts wurden Wir vor Morgengrauen von Mirza `Abdu'l-Vah-h�b-i-Sh�r�z� geweckt, der durch die gleichen Ketten mit Uns verbunden war. Er war von K�zimayn fortgegangen und Uns nach Tihr�n gefolgt, wo man ihn ergriff und in den Kerker warf. Er fragte Uns, ob Wir wach seien, und begann Uns seinen Traum zu erz�hlen. "Ich bin heute nacht in einen Bereich von unendlicher Weite und Sch�nheit aufgestiegen," sagte er. "Ich schien auf Schwingen emporgehoben; sie trugen mich, wohin ich w�nschte. Ein Gef�hl freudiger Verz�ckung erf�llte meine Seele. Ich flog durch diesen grenzenlosen Raum mit einer Leichtigkeit und Schnelligkeit, die ich nicht beschreiben kann." Wir erwiderten: "Heute wird die Reihe an dir sein, dich f�r diese Sache zu opfern. M�gest du fest und standhaft bleiben bis zum Ende! Dann wirst du dich in diesen grenzenlosen Raum aufsteigen sehen, von dem du getr�umt hast, wirst mit derselben Leichtigkeit und Schnelligkeit das Reich der unverg�nglichen Herrschaft durcheilen und mit derselben Verz�ckung auf den Unendlichen Horizont schauen.� (Nab�l III S.639)

�Der Morgen sah den Kerkermeister wieder in Unsere Zelle eintreten und den Namen von `Abdu'l-Vahh�b laut ausrufen. Dieser warf die Ketten von sich, sprang auf die F��e, umarmte jeden einzelnen seiner Mitgefangenen und dr�ckte Uns, indem er Uns in die Arme schlo�, liebevoll ans Herz. In diesem Augenblick wurden wir gewahr, da� er keine Schuhe trug. Wir gaben ihm die Unseren, und indem Wir ein letztes Wort des Zuspruchs und des Ansporns sprachen, schickten Wir ihn fort zum Schauplatz seines Martyriums. Sp�ter kam der Scharfrichter zu Uns und pries in gl�henden Worten den Opfergeist, den dieser J�ngling bewiesen habe. Wie dankbar waren Wir Gott f�r dieses Zeugnis, das der Scharfrichter selbst gegeben hatte!� (Nab�l III S.639)

`Abdu'l-Vahh�b k��te Bahá'u'lláh die Knie, dann ging er singend und tanzend voran bis in die Umarmung des Todes. All die teuflischen Grausamkeiten, die unaussprechlichen Qualen, die ein raubgieriger Feind diesem jungen Mann aus Sh�r�z zur Todesstunde antat, brachten seiner Standfestigkeit auch nicht die kleinste Schramme bei, denn seine gesegneten Augen waren "auf den Unendlichen Horizont" gerichtet. Sein reines Herz flo� �ber von Liebe und Freude.

So starb Abdu'l-Vahh�b, ein einfacher J�ngling aus Sh�r�z.

#123

Wir versetzen uns jetzt in eine sp�tere Zeit: sechzig Jahre nach Abdu'l-Vahh�bs M�rtyrertod. `Abdu'l-Bahá, der Mittelpunkt des B�ndnisses Bahá'u'lláhs, durchreist die Vereinigten Staaten von Amerika; Er ist unterwegs vom Atlantik zum Pazifik. Eines Tages erz�hlt Er einigen amerikanischen Bahá'í die Geschichte dieses jungen Mannes aus Sh�r�z. Unter denen, die das Vorrecht hatten, diese ergreifende Geschichte aus `Abdu'l-Bahás Mund zu h�ren, befand sich Lua Getsinger (die der H�ter der Baha'i-Religion mit dem Namen "Lehrerinmutter des Westens" geehrt hat). Als Er an die entscheidende Stelle kommt, wo Abdu'l-Vahh�b von Bahá'u'lláh Abschied nimmt, um zur St�tte seines Martyriums zu gehen, - doch lassen wir Juliet Thompson das Bild zu Ende zeichnen:

"Pl�tzlich ver�nderte sich `Abdu'l-Bahás ganzer Ausdruck. Es war, als sei der Geist des M�rtyrers in Ihn eingetreten ... Das Haupt angespannt hochgereckt, mit den Fingern hoch in der Luft schnippend, mit dem Fu� auf die Veranda trommelnd, bis wir das Vibrieren kaum noch ertragen konnten - eine solche elektrifizierende Macht ging von Ihm aus - sang Er das Lied des M�rtyrers, ekstatisch und tragisch �ber alles hinaus, was ich je geh�rt hatte. Dies also war es, was die Sache Gottes bedeutete! Dies hie�, in Seiner N�he leben! Ein neues Reich tat sich vor mir auf - das Reich der G�ttlichen Trag�die."�

"�Und so,� schlo� `Abdu'l-Bahá, �ging er singend und tanzend in den Tod - und hundert Henkersknechte st�rzten sich auf ihn! Sp�ter kamen seine alten Eltern zu Bahá'u'lláh und lobten Gott, weil ihr Sohn sein Leben auf dem Pfade Gottes dahingegeben hatte!�"�

"Er sank in Seinen Stuhl zur�ck. Tr�nen traten mir in die Augen und verschleierten alles. Als sich mein Blick wieder kl�rte, sah ich einen noch fremdartigeren Ausdruck auf Seinem Gesicht. Seine Augen waren unverkennbar auf das Unsichtbare gerichtet. Sie strahlten wie Juwelen und waren so voller Entz�cken, da� sich Seine Vision uns fast wie Wirklichkeit mitteilte. Ein L�cheln des Frohlockens spielte um Seinen Mund. Ganz leise, so da� es wie ein Echo klang, summte Er das Lied des M�rtyrers. �Seht!� rief Er, �solche Wirkung hat der Tod eines M�rtyrers in der Welt! Er hat meinen Zustand ver�ndert.� Einen Augenblick herrschte Stille, dann sagte Er: �Was ist, Juliet? Wor�ber denkst du so tief nach?� `Ich dachte �ber deinen Gesichtsausdruck nach, als du sagtest, da� dein Zustand ver�ndert sei. Ich dachte, ich h�tte da einen Schimmer erhascht von der Freude Gottes �ber diejenigen, die voller Gl�ckseligkeit f�r die Menschheit sterben.`"�

� Juliet Thomson: `Abdu'l-Bahás First Days in America p.34

Auch H�j� Abdu'l-Maj�d - Abdu'l-Vahh�bs Vater, der Mull� Al�y-i-Bast�m� eine so strenge Strafe zugemessen hatte - und seine Frau gingen ohne Z�gern denselben Pfad wie ihr ruhmreicher Sohn, sobald sie Bahá'u'lláh von Angesicht zu Angesicht begegnet waren.

+19 #125
Kapitel 19
Freilassung und Verbannung

Die Mutter von N�siri'd-D�n Sh�h rief lautstark nach Bahá'u'lláhs Blut, und H�jibu'd-Dawlih h�tte Ihn ganz ohne Zweifel hinrichten lassen, h�tte er dazu nur eine M�glichkeit gefunden. Aber jedesmal, wenn der kleine Diener `Abb�s, der im Haus des M�rtyrers H�j� Sulaym�n Kh�n gearbeitet hatte, zum S�y�h-Ch�l gebracht wurde, um Bahá'u'lláh zu identifizieren, blieb er fest dabei, er habe Ihn nie in der Gesellschaft der B�b� im Haus seines Herrn gesehen. Unterdessen versuchten Bahá'u'lláhs Br�der und Schwestern alles, um Seine Freilassung zu erreichen; doch N�si-ri'd-D�n Sh�h blieb hart. Er hatte entschieden, Bahá'u'lláh solle lebenslang gefangen bleiben.

Mirza Aq� Kh�n-i-N�r�, der Sadr-i-A`zam und Amtsnachfolger von Mirza Taq� Kh�n, hatte Bahá'u'lláh viel zu verdanken. Als er w�hrend der Regierungszeit des H�j� Mirza Aq�s� einmal in Ungnade gefallen war, die Bastonade erhielt und mit einer Geldstrafe belegt wurde, bezahlte Bahá'u'lláh ihm einen gro�en Teil der Geldstrafe. Sp�ter, als sich Mirza Aq� Kh�n w�hrend seiner Verbannung nach K�sh�n in h�chster finanzieller Not befand, kam ihm Bahá'u'lláh wieder zu Hilfe und besorgte ihm durch Vermittlung von Mirza Shaf�`S�hib-D�v�n eine Jahresrente von neunzehnhundert T�m�n. Noch etwas sp�ter war Bahá'u'lláh dem Sohn des Mirza Aq� Kh�n - er hie� K�zim Kh�n - und seiner Frau behilflich, dem Vater nach K�sh�n zu folgen. Jetzt, im Jahre 1852, schickten Bahá'u'lláhs Verwandte dem Mirza Aq� Kh�n sch�ne, wertvolle Geschenke und sogar einen gr��eren Geldbetrag.

#126

(Bildlegende: Mirza Maj�d-i-Ah�, Sekret�r der Russischen Botschaft und Schwager Bahá'u'lláhs)

Auf Dr�ngen von Mirza Maj�d-i-Ah�, des Sekret�rs der russischen Botschaft - der, wie bereits erw�hnt, mit einer Schwester Bahá'u'lláhs verheiratet war -, �bte auch F�rst Dolgoruki, der russische Botschafter, Druck auf die Regierung aus, damit man dort zu einer Entscheidung komme und Bahá'u'lláh auf freien Fu� setze. Andererseits versuchten Seine Feinde ihr �u�erstes, um Seinen Tod zu erwirken, - besonders diejenigen, die es auf die Protektion der rachs�chtigen Mutter von N�siri'd-D�n Sh�h abgesehen hatten. Als der Versuch fehlgeschlagen war, dem jungen Diener von H�j� Sulaym�n Kh�n eine belastende Aussage zu entlocken, versuchte man Bahá'u'lláh zu vergiften. Dem Essen, das Ihm von zu Hause gebracht wurde, mischte man einen sch�dlichen Stoff bei; aber dieses Gift war so deutlich wahrzunehmen, da� Bahá'u'lláh nichts mehr von dem Essen zu sich nahm.

#127

Mull� Shaykh-`Al�y-i-Tursh�z� mit dem Beinamen `Azam schmachtete ebenfalls im S�y�h-Ch�l. F�rst Dolgoruki bestand darauf, sein Stellvertreter solle zusammen mit H�jibu'd-Dawlih und einem Beauftragten des Sadr-i-Azam den S�y�h-Ch�l besuchen und Mull� Shaykh-`Al� vernehmen. `Azam entlastete Bahá'u'lláh voll und ganz. Er gab zu Protokoll, Bahá'u'lláh sei zu keiner Zeit an irgendeiner gegen den Sh�h gerichteten Verschw�rung beteiligt gewesen, und �bernahm selbst jede Verantwortung f�r das Attentat auf den Sh�h. Bahá'u'lláh lobte den Mut und die Wahrheitsliebe des Mull� Shaykh-`Al� von Tursh�z und sagte, er sei in der Tat`Azam - ein Gro�er. Dann aber versuchte Mirza Husayn-i-Mutavall� Bahá'u'lláh zu belasten, um sich selbst einzuschmeicheln. Diese Unverfrorenheit war sogar H�jibu'd-Dawlih zuviel, er gab Mirza Husayn eine schallende Ohrfeige. Dieser wankelm�tige Mann hatte seit der Zeit, als er bei Shaykh Tabars� zum Feind �bergelaufen war und es gewagt hatte, Qudd�s ins Gesicht zu speien, immer wieder aufs neue den Glauben verraten, dem er sich einst so begeistert angeschlossen hatte. Jetzt hatte er in Qum eine Zeit als Hauslehrer des `Abb�s Mirza, des gl�cklosen Halbbruders N�siri-'d-D�n Sh�hs, hinter sich und geriet dadurch in schweren Verdacht. Um seine Unschuld zu demonstrieren, griff er zu einem Federmesser und schnitt Mull� Shaykh-Al� ein Ohr ab. Aber diese ver�chtliche Tat ersparte ihm die Folter nicht. Er bekam das Brandeisen, und sein Geschrei hallte durch den ganzen Kerker.

Trotz des Umstandes, da� Mull� Shaykh-`Al� sich deutlich zu seinem entscheidenden Anteil an dem Attentat auf den Sh�h bekannt hatte, wollte Mirza Abu'l-Q�sim, der Im�m-Jum`ih von Tihr�n, seiner Hinrichtung nicht zustimmen. Daraufhin �berlistete der tollw�tige H�jibu'd-Dawlih den Im�m-Jum`ih, entlockte ihm unter einem Vorwand einen Schuldspruch und lie� Mull� Shaykh-`Al� unverz�glich hinrichten - eine sch�ndliche Handlung, die den Im�m-Jum`ih sehr erz�rnte. `Azam war der letzte M�rtyrer in dem Blutbad vom Sommer 1852.

Endlich stimmte N�siri'd-D�n Sh�h doch *noch der Freilassung Bahá'u'lláhs zu und verf�gte, da� Er aus dem Ir�n zu verbannen sei. Bahá'u'lláh hatte vier qualvolle Monate in Ketten gelegen. Mirza Aq� Kh�n schickte eine Vertrauensperson, einen gewissen H�j� Al�, zum S�y�h-Ch�l, um Bahá'u'lláh abzuholen. Als H�j� `Al� die entsetzlichen Zust�nde in dem Kerker und Bahá'u'lláhs schlechten Gesundheitszustand sah, war er zutiefst ersch�ttert und versicherte Bahá'u'lláh, man habe keine Vorstellung von den schrecklichen Verh�ltnissen gehabt, unter denen Er die ganzen Monate ausgeharrt habe. Dann bot H�j� `Al� Bahá'u'lláh seinen eigenen Mantel an; dieser lehnte jedoch ab. Er wollte vor Mirza Aq� Kh�n und den anderen Regierungsmitgliedern lieber in den Lumpen erscheinen, die Er am Leibe trug.

#128
Der H�ter der Baha'i-Religion schreibt:

�Kaum hatte Er sich vor ihnen gezeigt, als der Gro�wesir Ihn folgenderma�en anredete: "H�tten Sie vorgezogen, meinem Rat zu folgen, und sich vom Glauben des Siyyid-i-B�b losgesagt, so h�tten Sie nie die Qualen und die unw�rdige Behandlung zu erdulden brauchen, die auf Sie geh�uft worden sind." "H�tten Sie Ihrerseits," erwiderte Bahá'u'lláh, "Meine Ratschl�ge befolgt, dann w�ren die Angelegenheiten der Regierung nicht in ein so kritisches Stadium geraten." Mirza Aq� Kh�n wurde durch diese Worte an das Gespr�ch erinnert, das er mit Ihm �ber das Martyrium des B�b gef�hrt hatte und das die Warnung enthielt, da� "die Flamme, die nun entz�ndet worden ist, in Zukunft strahlender denn je zuvor leuchten" werde. "Und was raten Sie mir jetzt?" wollte er von Bahá'u'lláh wissen. "Befehlen Sie den Gouverneuren Ihres Reiches," war die augenblickliche Erwiderung, "damit aufzuh�ren, unschuldiges Blut zu vergie�en, damit aufzuh�ren, das Eigentum jener Unschuldigen zu pl�ndern, damit aufzuh�ren, ihre Frauen zu entehren und ihre Kinder zu mi�handeln." Noch am selben Tag entsprach der Gro�wesir dem Rat, der ihm also erteilt worden war; doch wie der weitere Verlauf der Ereignisse nur allzu deutlich zeigte, war dies nur von geringer, kurzer Wirkung.��

� GGV S.118f - vgl. Nab�l III S.653f

Bahá'u'lláh bekam einen Monat Zeit, das Land zu verlassen. Bei Seiner Entlassung aus dem S�y�h-Ch�l war Er zu krank, um eine lange Reise anzutreten. Er hatte jetzt kein eigenes Zuhause mehr. Sein Haus war verw�stet und gepl�ndert, Seine beiden Frauen und Seine Kinder hatten eine Behelfsunterkunft in einem zweifelhaften Viertel der Hauptstadt gefunden. Er zog in das Haus Seines Bruders Mirza Rid�-Qul�, dessen Frau Maryam - die Schwester der zweiten Frau Bahá'u'lláhs, sie war Ihm sehr ergeben - die n�tigen Vorkehrungen traf, damit Er ruhen und Kr�fte sammeln konnte.

#129

(Bildlegende: Mirza Rid�-Qul�, Halbbruder Bahá'u'lláhs und Ehemann der Maryam

#130
Der H�ter der Baha'i-Religion schreibt:

�Diese erzwungene, beschleunigte Abreise Bahá'u'lláhs aus Seinem Geburtsland in Begleitung von einigen Verwandten erinnert in mancher Hinsicht an die �berst�rzte Flucht der heiligen Familie nach �gypten, die pl�tzliche Flucht Muhammads ... von Mekka nach Medina, den Auszug Mose, Seines Bruders und Seiner Anh�nger aus dem Land ihrer Geburt als Antwort auf den g�ttlichen Ruf, vor allem aber an die Verbannung Abrahams aus Ur in Chald�a in das verhei�ene Land. Es war eine Verbannung, die mit ihren vielfachen Wohltaten f�r so viele verschiedene V�lker, Glaubensrichtungen und Nationen die direkteste historische Ann�herung darstellt an die unerme�lichen Segnungen, die an diesem Tag und in k�nftigen Zeitaltern �ber die ganze Menschheit ausgegossen werden sollen, als unmittelbare Folge des Exils, welches Er erlitt, dessen Sache die Bl�te und die Frucht aller vorausgegangenen Offenbarungen darstellt.� (GGV S.121)

In Begleitung eines Vertreters der kaiserlichen Regierung des Ir�n und eines Beamten der russischen Gesandtschaft verlie�en am 12. Januar 1853 Bahá'u'lláh und Seine Familie, zusammen mit zweien Seiner Br�der - Mirza M�s�, der in sp�teren Jahren als Aq�y-i-Kal�m bekannt wurde, und Mirza Muhammad-Qul� - die Stadt Tihr�n. Bahá'u'lláhs j�ngster Sohn Mirza Mihd�, der Reinste Zweig, damals noch ein kleines Kind, mu�te bei Verwandten zur�ckgelassen werden, und es sollte einige Jahre dauern, bis er wieder mit seinen Eltern vereint wurde. Die russische Regierung hatte Bahá'u'lláh auf ihrem eigenen Territorium Asyl angeboten, doch Er zog es vor, in den `Ir�q zu gehen. Die zugestandene Vorbereitungszeit war zu kurz, zumal Er eine l�ngere Ruhepause ben�tigte, bevor Er mitten im Winter diese Reise �ber die *hohen Gipfel und Bergp�sse des westlichen Ir�n antreten konnte. Er selbst, Seine Familie und Seine Br�der hatten sich nicht mit allem N�tigen versorgen k�nnen, um sich gegen die bittere K�lte in diesen H�henlagen hinreichend zu sch�tzen.

Der H�ter der Baha'i-Religion schreibt weiter:

�In einem Gebet, das Bahá'u'lláh zu jener Zeit offenbarte, geht Er ausf�hrlich auf die SchMirzan und Pr�fungen ein, die Er im S�y�h-Ch�l erduldet hatte, und legt wie folgt Zeugnis ab von den Strapazen und M�hen dieser "schrecklichen Reise": "Mein Gott, Mein Meister, Mein Verlangen! ... Du hast dieses Staubatom durch die vollendete Kraft Deiner Macht erschaffen und hast Ihn ern�hrt mit Deinen H�nden, die keiner in Ketten zu legen vermag ... Du hast f�r Ihn Pr�fungen und Tr�bsale bestimmt, die keine Zunge beschreiben und keine Deiner Tafeln geb�hrend schildern kann. Der Hals, den Du nur an die Ber�hrung mit Seide gew�hnt hattest, wurde schlie�lich von schweren Ketten umschlossen, und den Leib, dem Du mit Brokat und Samt wohlgetan hattest, hast Du am Ende noch der Erniedrigung einer Kerkerhaft unterworfen. Dein Gebot hat Mich in ungez�hlte Fesseln gelegt und hat um Meinen Hals Ketten geworfen, die Mir niemand abnehmen kann. Jahre sind dahingegangen, in deren Verlauf Tr�bsale wie Regenschauer der Gnade auf Mich herabgestr�mt sind ... In wievielen N�chten hat Mir die Last der Ketten und Fesseln keine Ruhe erlaubt, und wie zahllos waren die Tage, da Ruhe und Friede Mir versagt waren um dessentwillen, was die H�nde und Zungen der Menschen Mir angetan haben! Selbst Brot und Wasser, das Du aus Deiner allumfassenden Gnade heraus doch auch den Tieren auf dem Felde gew�hrst, haben sie diesem Diener eine Zeitlang verweigert, und alles, womit sie die verschonten, die sich von Deiner Sache lossagten, das haben sie Mich erdulden lassen, bis endlich Dein Gebot unwiderruflich feststand und Dein Befehl diesen Diener aufforderte, Persien zu verlassen, begleitet von einer Anzahl gebrechlicher M�nner und *von Kindern im zatrtesten Alter, zu einer Jahreszeit, da die K�lte so unertr�glich ist, da� man nicht einmal sprechen kann, und so viel Eis und Schnee liegt, da� ein Vorw�rtskommen unm�glich ist.� (GGV S.122f)

#131

Mit Bahá'u'lláhs Grenz�bertritt ging ein Zeitabschnitt zu Ende. Waren sich die Menschen im Ir�n des Verlustes bewu�t, den sie erlitten? Erf�llt von Unwissenheit, versunken in blindem Fanatismus, geblendet von Vorurteilen, angef�hrt von selbsts�chtigen M�nnern und get�uscht von Unwahrheiten, waren sie nicht in der Lage, zu sehen und zu verstehen. So ging der Erl�ser der Welt aus ihrer Mitte hinweg. Er, den zuvor reich und arm, hoch und niedrig, Prinz und Bauer gleicherma�en geliebt und geachtet hatten, wurde jetzt von demselben Volk, das Er allezeit mit Barmherzigkeit, Liebe, Gerechtigkeit und G�te �berh�uft hatte, im Stich gelassen. Ir�n verlor Bahá'u'lláhs Gegenwart; aber konnte Sein Geist diesem Land oder �berhaupt einem Land jemals ferne sein?

Die lange Reise war sehr hart, aber dessenungeachtet erfuhr Bahá'u'lláh auf dem ganzen Weg jede erdenkliche Aufmerksamkeit. Er verhinderte, da� man der Landbev�lkerung ihre Lebensmittel beschlagnahmte, und nahm keine Geschenke an, die Ihm Grundherren und Dorfbesitzer �berbringen wollten. Einige Tage hielt Er sich in Kirm�nsh�h auf. Eine Reihe von dort wohnender B�b� erlangte Seine Gegenwart, unter ihnen Mirza `Abdu'll�h, ein Schuhh�ndler aus Qazv�n, und Aq� Ghul�m-Husayn, ein Kaufmann aus Sh�shtar. Nab�l erz�hlt, er habe diesen Kaufmann sp�ter als treu ergebenen Anh�nger Bahá'u'lláhs angetroffen. Pilger, die nach den heiligen St�dten des `Ir�q unterwegs waren, kamen in Kirm�nsh�h zusammen und schlossen sich dem Zug Bahá'u'lláhs an, um ihre Abreise zu erleichtern und zu beschleunigen.

#132

In Karand, einem Zentrum der `Al�yu'll�h�, begr��te der Gouverneur Hay�t-Qul� Kh�n, ein Anh�nger dieser Sekte, Bahá'u'lláh mit betonter Ehrerbietung. �Ihm widerfuhr seinerseits,� schreibt der H�ter der Baha'i-Religion, �von Bahá'u'lláh so viel G�te, da� die Bewohner des ganzen Dorfes dar�ber ger�hrt waren und noch lange danach Seinen Anh�ngern auf der Durchreise nach Baghdad gro�e Gastfreundschaft erwiesen, da� sie in den Ruf kamen, B�b� zu sein.� (GGV S.122)

� Sie setzen den Im�m Al� mit Gott gleich und sind bekannt f�r ihre Toleranz, Wohlt�tigkeit und Menschenliebe.

Als die Grenze erreicht war, ging Mirza M�s� auf Anweisung Bahá'u'lláhs nach Kh�niqayn voraus und mietete einen Obstgarten, der vom Bl�tenduft erf�llt war; denn der Fr�hling war gekommen, es waren die Tage um Naw-R�z. In den B�chen murmelte das Wasser, die V�gel sangen. Auf einer Seite war ein Orangengarten, auf der anderen standen Palmen. Hier machte Bahá'u'lláh halt und rastete. Er sagte zu Seiner Begleitung, da� alles, was Seine Feinde ersonnen h�tten, zunichte geworden sei.

+20 #133
Kapitel 20
Baghdad - das erste Jahr

Bahá'u'lláh traf am 8. April 1853� in Baghdad ein. Drei Monate lang war Er mitten im Winter �ber die rauhen, schneebedeckten Berge des westiranischen Hochlandes gezogen. Nach den Qualen, die Er im Verlies in Tihr�n durchgemacht hatte, w�re eine Reise von solcher L�nge, in einem derartigen Gel�nde und unter diesen klimatischen Bedingungen f�r jede k�rperliche Verfassung zur �u�ersten Zerrei�probe geworden. Er ging aber stark und ungebeugt aus dieser harten Pr�fung hervor.

� 28.Jam�d�yu'th-Th�n� A.H.1269

Nach ein paar Tagen in Baghdad zog Er in die nur drei Meilen entfernte Stadt K�zimayn um, in der die Schreine des siebten und des neunten Im�m liegen. Mirza Ibr�h�m Kh�n von Tabr�z, der von 1846 bis zu seinem Tod im Dezember 1858 persischer Generalkonsul in Baghdad war, machte einen H�flichkeitsbesuch und schlug Bahá'u'lláh bei dieser Gelegenheit vor, es sei f�r Ihn wegen des Fanatismus der Bev�lkerung und der Pilger g�nstiger, nach Baghdad zur�ckzukehren und dort in der Altstadt zu wohnen, die ja in der Richtung auf K�zimayn liege. Bahá'u'lláh stimmte zu, und so begann die Suche nach einem geeigneten Haus. Nach etwa einem Monat kehrte Er mit Seiner Familie nach Baghdad zur�ck und bezog das Haus des H�j� `Al� Madad, das man f�r Ihn gemietet hatte.

#134
(Bildlegende: Blick auf Baghdad und den Tigris)

Baghdad war damals eine Provinzhauptstadt im Osmanischen Reich und hatte ungef�hr 60�000 Einwohner. Es gab nur noch wenig, was auf die ruhmreiche Geschichte dieser Stadt hindeutete, die der Abassidenkalif al-Mans�r zwischen 762 und 766 A.D. erbaut und der er den Namen Mad�natu's-Sal�m - Stadt des Friedens - gegeben hatte. Al-Mans�r hatte seine Stadt zur Hauptstadt eines gewaltigen Reiches gemacht, das sich von �gypten bis an die Grenzen Chinas erstreckte. Unter seinen Nachfolgern wurde sie noch erweitert und versch�nert, bis sie im zehnten Jahrhundert eine L�nge von ungef�hr 8 1/2 Kilometern und eine Breite von etwa 7 1/4 Kilometern erreicht hatte, angef�llt mit den sch�nsten Pal�sten, den pr�chtigsten Moscheen und den weitl�ufigsten Basaren der damaligen Welt. Die Einwohnerzahl in jener Zeit wird auf etwa 1 1/2 Millionen gesch�tzt. Von da an ging Baghdads Bedeutung unaufhaltsam zur�ck, bis es nach zwei Pl�nderungen durch die Mongolen in den Jahren 1258 und 1401 seinen fr�heren Glanz ganz und gar verlor. 1534 nahm der osmanische Sultan Sulaym�n der Pr�chtige Baghdad ein, und im darauffolgenden Jahrhundert wurde die Stadt abwechselnd von osmanischen und safawidischen Herrschern regiert, bis sie 1638 ihre Rolle als osmanische Provinzhauptstadt annahm, die sie bis zum Ersten Weltkrieg beibehielt.

Als Bahá'u'lláh sich in Baghdad niederlie� - und Er sollte f�r die n�chsten zehn Jahre dort bleiben -, lernten die verbliebenen Reste der zerschlagenen, verst�rten, stark geschrumpften B�b�-Gemeinde, sich um Rat, F�hrung und Schutz an Ihn zu wenden; denn Mirza Yahy�, den sie als den vom B�b "Ernannten" ansahen, war nirgends zu finden. Wie wir schon gesehen haben, war es diesem gelungen, in Begleitung seines Onkels Mirza Zaynu'l-`Abid�n aus T�kur zu fliehen, und nun lebte er unter dem Decknamen H�j� `Al�y-i-L�s Fur�sh in Baghdad, in der Stra�e der Holzkohlenverk�ufer (Dhugh�l-Fur�sh�n). Bahá'u'lláhs Wunsch war es, er solle nach Persien zur�ckkehren, um dort dem Glauben des B�b zu dienen, wie aus Seinen eigenen Worten hervorgeht:

#135

�... Etwa zwei Monate, nachdem Wir - getreu dem Befehl Seiner Majest�t des Sh�hs von Persien, m�ge Gott ihm beistehen - im `Ir�q eintrafen, stie� Mirza Yahy� zu Uns. Wir sprachen zu Ihm: "Dem k�niglichen Gebot zufolge sind Wir hierher geschickt worden. F�r dich ist es ratsam, in Persien zu bleiben. Wir werden auch Unseren Bruder Mirza M�s� an einen anderen Ort senden. Da eure Namen in dem k�niglichen Erla� nicht erw�hnt sind, k�nnt ihr euch aufmachen und anderswo Dienst tun." Sp�ter verlie� dieser Unterdr�ckte Baghdad und zog sich f�r zwei Jahre von der Welt zur�ck. Nach Unserer R�ckkehr fanden Wir, da� er nicht gegangen war und seine Abreise hinausgeschoben hatte. Dieser Unterdr�ckte war hier�ber sehr betr�bt.� (WOLF [242] S.143

Einer der allerersten, die in Bahá'u'lláh den wahren Lehrmeister und Ratgeber und die Leitfigur erkannten, deren die Gemeinde des B�b so dringend bedurfte, war H�j� H�shim-i-`Att�r, ein wohlhabender persischer Kaufmann, der im neuen Teil von Baghdad wohnte. Nachdem er einmal in Bahá'u'lláhs Gegenwart gelangt war, wurde er Ihm ergeben und leistete Ihm schlie�lich Gefolgschaft. Wir werden ihm im Verlauf dieses Berichts in sp�teren Jahren wieder begegnen. Des weiteren scharten sich um Bahá'u'lláh: Aq� Muhammad-Hasan, ein Kaufmann aus Isfah�n; Siyyid Muhammad-Rid� und Siyyid Muhammad-Taq�, zwei Br�der, die S�hne des Siyyid-i-Buk�'; H�j� `Abdu'l-Maj�d-i-Sh�r�z� - der Vater des ruhmvollen M�rtyrers Mirza `Abdu'l-Vahh�b - und sein Bruder Mirza Hasan, der als "Gul-i-Gul�b" (Rote Rose; eigentlich: "Blume des Rosenwassers") bekannt war. Sie alle waren Perser, die in K�zimayn lebten. Auch die arabischen B�b� aus Baghdad stie�en zu Bahá'u'lláhs Kreis, allen voran Shaykh Sultan und Aq� Muhammad-Mustaf�. Ein anderer langj�hriger Anh�nger der Religion des B�b, der schon sehr bald herausfand, da� sich alle Hoffnungen der B�b� jetzt auf die Person Bahá'u'lláhs richten mu�ten, war H�j� Siyyid Jav�d-i-Karbil�'�.

#136

(Bildlegende: Mirza Aq� J�n aus K�sh�n, genannt Kh�dimu'll�h)

Shaykh-Al� Mirza aus Sh�r�z, eine hervorragende Pers�nlichkeit, ein Verwandter des Im�mjum`ih� dieser Stadt, ferner Siyyid `Abdu'r-Rah�m aus Isfah�n (der sp�ter mit dem Namen Ismu'll�hi'r-Rah�m - der Name Gottes, des Barmherzigen - geehrt wurde) und Mirza Muhammad-`Al�, der Arzt aus Zanj�n, der als M�rtyrer sterben sollte, waren die bedeutendsten B�b� im Ir�n, die schon von dieser fr�hen Zeit an �berzeugt waren, da� nur in der Hinwendung zu Jin�b-i-Bahá jener sichere Anker zu finden war, der dem sturmgesch�ttelten Schiff ihres Glaubens wieder festen Grund geben konnte.

� Zwei Im�mjum`ih von Sh�r�z, Shaykh Ab�-Tur�b und dessen Sohn H�j� Shaykh Yahy�, der �ber neunzig Jahre alt werden sollte - waren schon von den Tagen des B�b an immer bestrebt, den Anh�ngern der B�b�-Baha'i-Religion Hilfe und Schutz zu gew�hren. Der Erfolg, den sie dabei hatten, �bertraf alle Erwartungen.

Aber schon wehten die Winde der Zwietracht, es zeigten sich Risse und Spalten. Bahá'u'lláh hatte gelobt, w�hrend Er im S�y�h-Ch�l von Tihr�n in Ketten lag und gleichzeitig Mirza Yahy� sich st�ndig in Sicherheit brachte, sich zu erheben, um die zerbrochene Gemeinde des B�b wiederaufzubauen. Jetzt war Mirza Yahy� aus der selbst gew�hlten Deckung heraus heimlich damit besch�ftigt, den Widerstand gegen Bahá'u'lláh zu organisieren. Dabei half ihm Siyyid Muhammad-i-Isfah�n�, der sich in Karbil� niedergelassen hatte.

#137
Der H�ter der Baha'i-Religion schreibt:

�So ist es kein Wunder, da� aus der Feder Bahá'u'lláhs, dem es bis jetzt noch nicht m�glich war, das Sein Innerstes bewegende Geheimnis zu enth�llen, zu einer Zeit, da die Schatten um Ihn her sich zu vertiefen begannen, folgende Worte der Warnung, des Rates und der Best�tigung flossen: "Die Tage der Pr�fungen sind nun gekommen. Meere von Zwistigkeiten und Tr�bsal wogen, und von allen Ecken und Enden sind die Banner des Zweifels dabei, Unheil heraufzubeschw�ren und Verderben �ber die Menschen zu bringen ... La�t es nicht zu, da� die Stimme der S�ldner der Verneinung Zweifel in eure Mitte schleudert, und gestattet euch nicht, Denjenigen zu �bersehen, der die Wahrheit ist, zumal sich noch in jeder Sendung derartige Streitigkeiten erhoben haben. Gott aber wird Seinen Glauben aufrichten und Sein Licht offenbaren, wenngleich die Urheber des Aufruhrs es verabscheuen ... Wachet alle Tage �ber die Sache Gottes ... Alle liegen gefangen in Seinem Griff. Es gibt keinen Ort, Ihm zu entfliehen. Glaubt nicht, die Sache Gottes sei etwas, was man auf die leichte Schulter nehmen und worin man seinen Launen nachgehen k�nnte. Eine Anzahl von Seelen haben an verschiedenen Orten in der gegenw�rtigen Zeit den gleichen Anspruch erhoben. Es naht die Zeit, da ... jeder von diesen umgekommen und verloren sein wird - nein, sie werden ganz zunichte werden, und keiner wird mehr ihrer gedenken, so wenig wie man des Staubes gedenkt.� (GGV S.130)

Es gab jedoch eine Person, welcher Bahá'u'lláh einen Blick auf dieses "Sein Innerstes bewegende Geheimnis" gew�hrt hat. Dies war ein junger B�b� aus K�sh�n namens Mirza Aq� J�n. Dieser junge Mann hatte einen Traum, in welchem ihm der B�b erschien, und danach stie� er auf einige Schriften Bahá'u'lláhs. Er bekam heraus, da� Jin�b-i-Bahá in Baghdad war, begab sich in den `Ir�q und erlangte in Karbil� Seine Gegenwart. Wie bedauerlich Mirza Aq� J�ns Eigensinn sp�ter auch werden sollte - denn er zog es am Ende vor, Bahá'u'lláhs B�ndnis zu brechen und in die Wildnis zu irren -, ihm bleibt die Auszeichnung, der erste gewesen zu sein, der in Bahá'u'lláhs Person den Verhei�enen des Bayan, den Verhei�enen aller Zeiten erkannt hat. In sp�teren Jahren ehrte Bahá'u'lláh ihn mit dem Titel Kh�dimu'll�h - Diener Gottes.

#138
Der H�ter der Baha'i-Religion schreibt:

�Mirza Aq� J�n berichtete Nab�l �ber seine Erlebnisse in jener ersten, unverge�lichen Nacht, die er in Karbil� in der Gegenwart seines neu entdeckten Geliebten verbrachte - der damals Gast von H�j� Mirza Hasan-i-Hak�m-B�sh� war -, und legte folgendes Zeugnis ab: "Es war SomMirzait, Bahá'u'lláh verbrachte gew�hnlich Seine Abende auf dem Dach des Hauses und schlief auch dort. [Aq� Mirza Muhammad-Qul� und ich bespritzten das Dach mit Wasser, kehrten es und legten es mit Teppichen aus, bis Er kam. Er sprach zu uns, nahm Sein Abendessen ein und zog sich zur Ruhe zur�ck.]� In dieser Nacht legte ich mich, als Er schlafen gegangen war, Seinen Weisungen entsprechend nur wenige Fu� von Ihm entfernt zu einer kurzen Ruhe nieder. Kaum war ich aufgestanden und ... zu einer Ecke auf dem Dach, wo es an eine Mauer stie�, hin�bergegangen, um meine Gebete zu verrichten, als ich sah, wie der Gesegnete sich erhob und auf mich zuschritt. Bei mir angelangt, sprach Er: "Auch du bist wach." Hierauf begann Er einen Gesang anzustimmen, w�hrend Er auf und ab schritt. Wie kann ich jemals diese Stimme beschreiben, die Verse, die sie sang, oder Seinen Gang, wie Er so vor mir hin- und herschritt! Mir war, als ob mit jedem Seiner Schritte und mit jedem Seiner Worte Tausende von Lichtermeeren vor meinem Angesicht wogten, Tausende von Welten sich vor meinen Augen in unvergleichlichem Glanz auftaten und Tausende von Sonnen ihr Licht �ber mich ausgossen. So fuhr Er fort, in dem Mondenschein, der auf Ihn herabstr�mte, einherzuschreiten und zu singen. Sooft Er in meine N�he kam, hielt Er inne und sprach in einem Ton, so wundersam, da� keine Zunge ihn beschreiben kann: "H�re Mich, Mein Sohn! Bei Gott, dem Wahrhaftigen! Diese Sache wird mit Gewi�heit kundgemacht werden! Achte nicht der eitlen Rede des Volkes des Bayan, das den Sinn jedes Wortes verdreht." In dieser Weise fuhr Er fort, auf und ab zu gehen, zu singen und solche Worte an mich zu richten, bis die ersten Streifen der Morgend�mmerung sich zeigten... Da brachte ich Sein Bett wieder in Sein Zimmer und wurde, nachdem ich Ihm den Tee bereitet hatte, aus Seiner Gegenwart entlassen.���

�� (GGV S.130f - Die beiden S�tze in eckigen Klammern sind eine Hinzuf�gung des Verfassers aus Nab�ls unver�ffentlichtem Bericht)

#139

Nab�l schreibt, Mirza Aq� J�n habe ihm au�erdem erz�hlt, da� die Sch�nheit Abha (Bahá'u'lláh) ihm gesagt habe: �`Wenn du Mich auf dem Marktplatz erblickst, so zeige nicht, da� du Mich kennst, ehe Ich dich gerufen habe.` Als ich an jenem Tag zum Basar ging, begegnete ich Seiner gesegneten Person. Er rief mit lauter Stimme nach mir, und ich eilte in Seine Gegenwart. Eine ganze Weile, eine Stunde oder l�nger, sprach Er dort auf dem Marktplatz mit mir. Sp�ter ging Er nach Najaf. Er wies mich an: `Bleibe in Karbil�. Wenn Ich [von Najaf] zur�ckkehre und hier vorbeikomme, werde Ich dich selbst mit nach Baghdad nehmen, und sollte Ich �ber Hillih [nach Baghdad] gehen, so werde Ich nach dir schicken.` Ich blieb drei Monate in Karbil�. Ich pflegte Gerten zu sammeln und an die Badehausbesitzer zu verkaufen. Eines Tages sagte Shaykh Ab�-Tu-r�b[-i-Ishtah�rd�] zu mir: `Wenn ich ein Exemplar des Persischen Bayan bekommen k�nnte, w�rde ich dir etwas daraus vorlesen.` Ich sagte: `Wir werden schon eins bekommen.` `Wo?`, erkundigte sich Shaykh Ab�-Tur�b. Ich erwiderte, da� H�j� `Abdu'l-Maj�d-i-Sh�-r�z� in K�zimayn ein Exemplar habe, und reiste sofort nach K�zimayn ab, um es zu beschaffen. Als ich in die N�he von Baghdad kam, traf ich `Abdu'l-Q�sim-i-K�sh�n� und fragte ihn nach H�j� `Abdu'l-Maj�d. Er dachte zuerst, ich wolle mit Azal zusammentreffen, aber als ihm klar wurde, da� mein Herz von jemand anderem gefesselt war, fragte er mich nach dem Grund hierf�r. Ich erw�hnte, wie die Sch�nheit Abha vor mir auf und ab geschritten sei und zu mir gesprochen habe. Da �berreichte er mir ein f�r mich offenbartes lichtvolles Sendschreiben, das vom Volke Bahá und von den Eigenschaften der Sch�nheit Abha spricht. Als die Nachricht von meinem Kommen Seiner gesegneten Person �bermittelt wurde, lie� Er mich zu sich rufen und sagte, Er habe nach mir schicken wollen.��

� aus Nab�ls unver�ffentlichtem Bericht

So begann Mirza Aq� J�ns vierzigj�hriger Dienst bei Bahá'u'lláh als Begleiter, Sekret�r und Weggef�hrte.

Der H�ter der Baha'i-Religion schreibt:

�Das Vertrauen, das dieser unerwartete, pl�tzliche Kontakt mit dem Geist und dem f�hrenden Genius einer neugeborenen Offenbarung Mirza Aq� J�n eingefl��t hatte, r�hrte seine Seele bis in die tiefsten Tiefen auf - eine Seele, die ohnedies schon von einer verzehrenden Liebe entflammt war, erwachsen aus der Erkenntnis des achtunggebietenden Einflusses seines neugefundenen Meisters auf Seine Glaubensbr�der im `Ir�q wie auch in Persien. Diese tiefe Verehrung, die sein ganzes Wesen durchdrang und sich weder unterdr�cken noch verbergen lie�, wurde auch von Mirza Yahy� und seinem Mitverschworenem Siyyid Muhammad sofort entdeckt.� (GGV S.131)

#140

Damals kam H�j� Mirza Kam�lu'd-D�n-i-Nar�q� nach Baghdad. Er war ein Enkel des H�j� Mull� Ahmad-i-Nar�q�, eines hervorragenden fr�heren Geistlichen, und war auch selbst ein Mann von Gelehrsamkeit. Durch Aq�y-i-Kal�m erbat er sich von Mirza Yahy� einen Kommentar �ber den Quran-Vers: "Jede Speise wurde den Kindern Israel erlaubt." Nat�rlich bekam es Mirza Yahy� mit der Angst zu tun, da er erkannte, da� die B�b� von Nar�q von seinem Aufenthaltsort erfahren hatten. Dennoch schrieb er seinen Kommentar; doch dieser war eine Beleidigung f�r den Verstand eines Mannes wie H�j� Mirza Kam�lu'd-D�n, der Mirza Yahy�s Unf�higkeit mit aller Deutlichkeit erkannte. Er wandte sich stattdessen an Bahá'u'lláh um F�hrung und Erleuchtung, und als Antwort auf seine Frage offenbarte Bahá'u'lláh ein Sendschreiben, das als Lawh-i-Kullu't-Ta`�m (`Jede Speise`) bekannt geworden ist. In diesem Sendschreiben wurden, wie der H�ter der Baha'i-Religion schreibt:

�... Israel und seine Kinder mit dem B�b und Seinen J�ngern identifiziert. Das Sendschreiben setzte durch seine Anspielungen, durch die Sch�nheit seiner Sprache und die zwingende Kraft seiner Beweise die Seele seines Empf�ngers so in Verz�ckung, da� er, h�tte Bahá'u'lláh ihn nicht davon abgehalten, unverz�glich seine Entdeckung von Gottes verborgenem Geheimnis in der Person des Offenbarers dieses Sendschreibens in die Welt hinausgerufen h�tte.� (GGV S.132)

Der Ruhm des Lawh-i-Kullu't-Ta`�m entfachte in Mirza Yahy�s Herz neue Eifersucht; seine eigene Unf�higkeit vermochte er nicht zu erkennen. Siyyid Muhammad-i-Isfah�n�, der Antichrist der Baha'i-Offenbarung, dr�ngte Mirza Yahy� immer mehr dazu, sich Bahá'u'lláh zu widersetzen, gegen Ihn zu arbeiten. Um Bahá'u'lláh scharten sich Freunde von allen Seiten, nicht nur aus den Reihen der B�b�, welche gerade dabei waren, wieder festen Boden unter die F��e zu bekommen, sondern auch aus ganz anderen Kreisen. Der V�l� von Baghdad hatte entdeckt, da� dieser k�rzlich aus dem Ir�n angekommene Verbannte von ganz anderer Art war als die vielen persischen Prinzen und Statthalter, die sonst in den `Ir�q verbannt wurden oder dorthin flohen. Bahá'u'lláh stand hoch im �ffentlichen Ansehen. Er hatte eine monatelange unmenschliche Kerkerhaft im Verlies von Tihr�n hinter sich, w�hrend Mirza Yahy� aufgrund seiner Feigheit dazu verurteilt war, sich st�ndig unsicher zu f�hlen, stets fluchtbereit zu sein und aus Angst vor der Verwendung seines eigenen Namens eine D�mmerexistenz in einem heruntergekommenen Viertel von Baghdad zu f�hren.

#141

Mirza Zaynu'l-`Abid�n, der Onkel, mit dem Mirza Yahy� aus T�kur gefl�chtet war, dem Bahá'u'lláh soeben den Namen Ahmad gegeben hatte und der von den B�b� Jin�b-i-B�b� genannt wurde, war um diese Zeit Bahá'u'lláhs Gast in Baghdad. Mirza Aq� J�n hat Nab�l geschildert, was sich nach der Offenbarung des Lawh-i-Kullu't-Ta`�m zutrug; Nab�l hat es wie folgt festgehalten: �Jin�b-i-B�b� kam zu mir [Mirza Aq� J�n] und sagte, Er [Bahá'u'lláh] sei nach K�zimayn gegangen. Ohne zu �berlegen eilte ich dorthin, und da ich nicht wu�te, wohin ich mich wenden sollte, stand ich an einer Stra�enecke. Da sah ich, wie ein Siyyid auf mich zukam. Er fragte mich: `Sind Sie der junge Mann aus K�sh�n?` und f�gte dann hinzu: `Kommen Sie mit mir, Er [Bahá'u'lláh] hat nach Ihnen gefragt.` Sp�ter fand ich heraus, da� es sich bei diesem Siyyid um Siyyid Muhammad-Taq� handelte, den Sohn des Siyyid-i-Buk�', welcher in K�zimayn lebte. Als ich an diesem Tag in Seine gesegnete Gegenwart gelangte, sagte Er gerade zu Aq� muhammad-Hasan, dem Kaufmann aus Isfah�n: `Bevor Sie kamen, war H�j� Mirza Kam�lu'd-D�n-i-Nar�q� hier. Er hatte dort [bei Azal] eine Frage bez�glich des Verses Kullu't-Ta`�m gestellt; doch da er nichts von dessen Antwort verstanden hatte, stellte er Mir die gleiche Frage. Ich schrieb ihm eine Antwort auf, las sie vor, h�ndigte sie ihm aber nicht aus. Ich m�chte sie euch jetzt vorlesen.` Er begann singend zu lesen. Wie kann ich beschreiben, was ich empfand, als ich alle die Worte h�rte, die diese gesegnete Stimme hervorbrachte? Zwischendurch las Er eine Anzahl von Versen im gleichen Tonfall wie in jener ersten Nacht in Karbil�, auf dem Dach des D�ru'sh-shaf� [Haus der Betreuung]. Als Er fertig war, sagte Er: `Was sagt ihr?` Ich �u�erte die Bemerkung: `Wenn es gerecht zuginge, m��ten alle gelehrten M�nner [die `Ulam�] ihr Haupt verneigen.` Seine gesegnete Person entgegnete: `Wie du schon sagst: wenn es gerecht zuginge.`��

� B�b� hei�t Vater aus Nab�ls unver�ffentlichtem Bericht

#142

Mirza Aq� J�n zufolge hat dieser Onkel Bahá'u'lláhs, Jin�b-i-B�b�, wiederholt geschworen, er h�tte seinen Glauben v�llig verloren, w�re er nicht in die Gegenwart seines Neffen gelangt.

Mirza Aq� J�n erz�hlte Nab�l au�erdem, da� eines Tages, als er sich mit Aq� Muhammad-Hasan-i-Isfah�n� im Hause des H�j� `Abdu'l-Maj�d-i-Sh�r�z� zu K�zimayn in der Gegenwart Bahá'u'lláhs befand, Bahá'u'lláh den Gastgeber gefragt habe, ob dieser die Bad�`- (`Einzigartige`) Sprache zu h�ren w�nsche, die Sprache, welche - wie Er sagte - von den Bewohnern einer der Welten Gottes benutzt werde. Daraufhin stimmte Er einen Gesang in dieser Sprache an. Mirza Aq� J�n sagte, diese Sprache habe eine wunderbare Wirkung auf den Zuh�rer gehabt. An einem anderen Tag, so erz�hlt Mirza Aq� J�n, habe Bahá'u'lláh zu H�j� `Abdu'l-Maj�d gesagt: "H�j�, du hast die Bad�`-Sprache geh�rt und warst Zeuge von Gottes Oberhoheit �ber Seine Welten. Sei Ihm dankbar f�r diese Gnade und wisse ihren Wert zu w�rdigen."

Mirza Yahy� hatte nie einen Finger gekr�mmt, um den Glauben zu sch�tzen, f�r dessen nominelles Oberhaupt er galt. Jetzt begann er, aufgehetzt und unterst�tzt von Siyyid Muhammad sowie ganz wenigen anderen von der gleichen Sorte, einen geheimen Feldzug einzuleiten, um Bahá'u'lláh in schlechten Ruf zu bringen. Er schrieb Bahá'u'lláh �ble Taten, Meinungen, Ansichten und Absichten zu und brachte wilde Ger�chte in Umlauf, die v�llig im Widerspruch zur Wahrheit standen. Diese verborgenen Str�mungen und boshaften Anspielungen gef�hrdeten den makellosen Ruf des Glaubens des B�b so sehr und bedrohten ihn mit so harten Auseinandersetzungen und sogar t�dlichen Spaltungen, da� Bahá'u'lláh den Entschlu� fa�te, sich aus Baghdad, aus der Gesellschaft der Menschen, die Er kannte und die Ihn kannten, hinwegzubegeben. Eine solche Zur�ckgezogenheit von der Versammlung der Menschen hat es im Leben der Sendboten Gottes immer gegeben. Moses ging hinaus in die W�ste Sinai; Buddha suchte die Ein�den Indiens auf; Christus durchwanderte die W�ste Jud�a, und Muhammad schritt �ber die von der Sonne ausged�rrten H�gel Arabiens.

Mirza Aq� J�n hat selbst bezeugt: "Die Gesegnete Sch�nheit bekundete solche Traurigkeit, da� meine Glieder darob erzitterten." Wie in Nab�ls Bericht festgehalten, hat er auch geschildert, wie er Bahá'u'lláh, kurz bevor Er sich in die Einsamkeit begab, in der Morgend�mmerung einmal pl�tzlich aus dem Haus st�rzen sah, die Nachtm�tze noch auf dem Kopf; dabei habe Er so verst�rt ausgesehen, da� es ihm, Mirza Aq� J�n, unm�glich gewesen sei, in Sein Antlitz zu blicken. Im Gehen habe Er zornig bemerkt: �Diese Gesch�pfe sind noch dieselben wie vor dreitausend Jahren, da sie G�tzen anbeteten und sich vor dem goldenen Kalb verneigten. Auch jetzt sind sie zu nichts anderem bereit. Was kann es da noch f�r eine Verbindung geben zwischen diesem Volk und Ihm, dem Antlitz der Herrlichkeit? Welche Bande k�nnen sie noch mit dem Einen verkn�pfen, der h�chsten Verk�rperung von allem Liebenswerten?� "Ich stand wie angewurzelt," erkl�rte Mirza Aq� J�n, "leblos wie ein abgestorbener Baum, und beinahe w�re ich niedergest�rzt unter der bet�ubenden Wucht Seiner Worte. Schlie�lich sagte Er: �La� sie also sprechen: "Gibt es einen Befreier von Schwierigkeiten au�er Gott? Sprich: Gelobt sei Gott! Er ist Gott! Alle sind Seine Diener und alle stehen unter Seinem Befehl!" Sage ihnen, da� sie diese Worte f�nfhundertmal wiederholen sollen, nein, tausendmal, Tag und Nacht, ob wachend oder schlafend, damit vielleicht doch das Antlitz der Herrlichkeit vor ihren Augen enth�llt werde und Str�me von Licht sich auf sie ergie�en.� Er selbst hat, wie man mir sp�ter sagte, diesen gleichen Vers gesprochen, und auf Seinem Antlitz stand dabei abgrundtiefe Traurigkeit ... Mehrere Male h�rte man Ihn in jenen Tagen sagen: �Wir haben eine Zeitlang unter diesem Volk verweilt und dabei nicht den geringsten Widerhall von seiner Seite vernommen.� Oft spielte Er auf Sein Verschwinden aus unserer Mitte an, aber keiner von uns verstand die Bedeutung Seiner Worte.�

� GGV S.134f
+21 #144
Kapitel 21
Sulaym�n�yyih

Eines Morgens wachte Bahá'u'lláhs Familie auf und stellte fest, da� Er fortgegangen war. Niemand wu�te, wo man nach Ihm suchen sollte. Das war am 10. April 1854.

Bahá'u'lláh war nach Sulaym�n�yyih, ins Hochland des kurdischen `Ir�q gegangen, um dort in Abgeschiedenheit zu leben. Ungef�hr acht Jahre sp�ter beschrieb Er im Kitáb-i-Iq�n - dem Buch der Gewi�heit, offenbart f�r H�j� Mirza Siyyid Muhammad, einen Onkel des B�b m�tterlicherseits - diesen Zeitabschnitt wie folgt:

�Wir hoffen sehr, da� das Volk des Bayan erleuchtet werde, sich in das Reich des Geistes aufschwinge und dort wohne, da� es die Wahrheit erkenne und sie mit dem Auge der Einsicht von heuchlerischer Falschheit unterscheide. In diesen Tagen jedoch sind solche Ger�che der Eifersucht verbreitet, da� - Ich schw�re bei dem Erzieher aller Wesen, der sichtbaren und unsichtbaren - seit Anfang und Gr�ndung der Welt - wenngleich sie keinen Anfang hat - bis auf den heutigen Tag solche Bosheit, solcher Ha� und Neid noch nie erschienen sind und auch in Zukunft nie mehr bezeugt werden. Denn Menschen, die nie den Duft der Gerechtigkeit einatmeten, haben das Banner des Aufruhrs gehi�t und sich gegen Uns verb�ndet. Auf allen Seiten erkennen Wir ihre drohenden Speere, und nach allen Richtungen sehen Wir ihre Pfeile fliegen. Und dies, obwohl Wir Uns nie vor jemand �ber irgend etwas r�hmten oder danach trachteten, vor irgendeiner Seele bevorzugt zu werden. Zu jedem sind Wir ein g�tiger Kamerad gewesen, ein verzeihender, liebevoller Freund. Bei den Armen suchten Wir Kameradschaft, unter den Gelehrten und Hochgestellten waren Wir ergeben und gelassen. Ich schw�re bei Gott, dem Wahren! So schMirzaich die Pein und die Leiden waren, welche die Hand des Feindes und das Volk des Buches Uns angetan haben, so schwinden sie doch zu �u�erstem Nichts dahin, verglichen mit dem, was Uns aus der Hand der angeblichen Freunde widerfahren ist.� (Iq�n [278] S.164)

#145

�Was sollen Wir noch weiter sagen? Das Weltall, k�nnte es mit dem Auge der Gerechtigkeit schauen, w�re unf�hig, das Gewicht dieser Erkl�rung zu tragen! Als Wir in den ersten Tagen Unserer Ankunft in diesem Lande die Zeichen kommender Dinge erkannten, beschlossen Wir, Uns zur�ckzuziehen, ehe sie geschehen w�rden. Wir begaben Uns in die Wildnis und f�hrten dort abgeschlossen und allein zwei Jahre lang ein Leben v�lliger Einsamkeit. Aus Unseren Augen rannen Tr�nen der Qual, und in Unserem blutenden Herzen wogte ein Meer von Marter und Pein. Wie oft hatten Wir abends nichts zu essen, und wie viele Tage fand Unser K�rper keine Ruhe! Bei Ihm, der Mein Dasein in H�nden h�lt! Ungeachtet dieser Regenschauer von Leiden und anhaltender Tr�bsal ward Unsere Seele von wonnevoller Freude erfa�t, und Unser ganzes Wesen strahlte unaussprechliche Fr�hlichkeit aus. Denn in Unserer Einsamkeit nahmen Wir den Schaden oder Nutzen, das Heil oder Leid irgendeiner Seele nicht zur Kenntnis. Ganz allein verkehrten Wir mit Unserem Geist und verga�en die Welt und alles, was darinnen ist. Wir wu�ten jedoch nicht, da� das Netzwerk der g�ttlichen Vorsehung die weitestreichenden Vorstellungen der Sterblichen �bertrifft und der Pfeil Seines Ratschlusses �ber die k�hnsten menschlichen Pl�ne hinausreicht. Kein Haupt kann Seinen Schlingen entrinnen, keine Seele kann Erl�sung finden au�er durch Unterwerfung unter Seinen Willen. Bei der Gerechtigkeit Gottes! In Unserer Zur�ckgezogenheit dachten Wir an keine R�ckkehr, Unsere Trennung hoffte auf keine Wiedervereinigung. Der einzige Zweck Unserer Abgeschiedenheit war, nicht zum Gegenstand der Zwietracht unter den Gl�ubigen zu werden, noch zur Quelle der Emp�rung f�r die Gef�hrten, zum Mittel der Kr�nkung einer Seele oder zur Ursache des Kummers eines Herzens. Dar�ber hinaus hegten Wir keine Absicht, und au�er diesem hatten Wir kein Ziel vor Augen. Und doch macht jeder Mensch Pl�ne nach seinem eigenen Wunsch und folgt seinen eigenen eitlen Einbildungen - bis zu der Stunde, da aus der mystischen Quelle der Ruf an Uns erging, der Uns die R�ckkehr befahl, dorthin, woher Wir gekommen waren. Wir ergaben Unseren Willen dem Seinigen und unterwarfen Uns Seinem Gehei�.� (Iq�n [279] S.165)

#146

Bahá'u'lláh hatte nur einen Begleiter mitgenommen: Aq� Abu'l-Q�sim-i-Hamad�n�. Letzten Endes war es - wie wir noch sehen werden - einem Ungl�cksfall zu verdanken, der in den Gebieten von West-Ir�n zum Tode von Aq� Abu'l-Q�sim f�hrte, da� Bahá'u'lláhs Familie den Hinweis erhielt, wo sie nach Ihm suchen sollte. Aber in Sulaym�n�yyih hatte Bahá'u'lláh v�llig geheimgehalten, wer Er sei oder woher Er komme. Er war als Derwisch (darv�sh) verkleidet, hatte den Namen Darv�sh Muhammad-i-Ir�n� angenommen und f�hrte in den H�hlen oberhalb von Sulaym�n�yyih das Leben eines Eremiten. (Die Kashk�l, die Er in den Bergen Kurdist�ns bei sich hatte, ist erhalten und liegt im Internationalen Baha'i-Archiv auf dem Berg Karmel.) Viele Jahre sp�ter schilderte Bahá'u'lláh Seine Lage so: �Wir suchten Zuflucht auf einem entlegenen Bergesgipfel, ungef�hr drei Tagesm�rsche von der n�chsten menschlichen Behausung entfernt. Die Bequemlichkeiten des Lebens fehlten v�llig. Wir blieben von Unseren Mitmenschen g�nzlich abgeschieden ...� (Nab�l III S.593)

Von Zeit zu Zeit verlie� Bahá'u'lláh die H�hlen und ging auf der Suche nach den Bed�rfnissen des Lebens nach Sulaym�n�yyih. Aq� Abu'l-Q�sim besuchte Ihn auch und brachte Ihm Nahrungsmittel. Dann kam der Zeitpunkt, an dem Aq� Abu'l-Q�sim Bahá'u'lláh verlassen und nach dem Ir�n gehen mu�te, um Geld und bestimmte Waren zu beschaffen. Auf der R�ckreise fielen an der Grenze Stra�enr�uber oder Grenzposten �ber ihn her und brachten ihm t�dliche Verwundungen bei. Als man ihn fand, war er dem Tode nahe, konnte aber noch sagen, da� er Abu'l-Q�sim sei, aus Hamad�n stamme und da� alles, was er an Geld und G�tern mit sich f�hre, dem Darv�sh Muhammad-i-Ir�n� geh�re, der sich im Hochland des kurdischen `Ir�q aufhalte.

Kurz nach Seiner R�ckkehr aus Sulaym�n�yyih schrieb Bahá'u'lláh in einem Tablet an Maryam (Maria), die Frau Seines Bruders H�j� Mirza Rid�-Qul�:

�Das Unrecht, das Ich leide, hat das Unrecht, welches Mein Erster Name [der B�b] erlitt, von der Tafel der Sch�pfung getilgt ... Auf Befehl des Tyrannen von Persien sind Wir nach unz�hligen Tr�bsalen nach dem `Ir�q gekommen, wo Wir, soeben den Fesseln Unserer Feinde entronnen, nun dem Kummer �ber die Treulosigkeit Unserer Freunde anheimfielen. Gott wei�, was hernach �ber Mich kam! Endlich gab Ich Mein Haus auf und alles, was darinnen war, entsagte dem Leben und allem, was dazu geh�rt, und beschlo�, allein und ohne Freunde in die Einsamkeit zu gehen. Ich durchwanderte die Wildnis der Entsagung und zog auf solche Art dahin, da� in Meinem Exil jedes Auge kummervolle Tr�nen �ber Mich weinte und alle erschaffenen Dinge ob Meiner Qual blutige Z�hren vergossen. Die V�gel in der Luft waren Meine Gef�hrten, die Tiere des Feldes Meine Genossen ... Bei der Gerechtigkeit Gottes! Ich habe ertragen, was weder die Meere noch die Wellen, weder die Fr�chte noch irgendein erschaffenes Ding - vergangen oder zuk�nftig - ertragen haben oder zu tragen in der Lage sein werden.� (GGV S.136 - zus�tzliche Abschnitte nach der �bersetzung von H.M.Balyuzi)

#147

Heute ist Sulaym�n�yyih eine sehr freundliche kleine Stadt, ungef�hr 320 Kilometer von Baghdad entfernt, am Fu�e dreier Berge erbaut, von B�umen und anderem Gr�n umgeben. Doch zu Bahá'u'lláhs Zeit mu� es anders gewesen sein; denn Kommandant James F. Jones von der Indischen Marine, der im Jahr 1844 Sir Henry Rawlinson auf einer Reise durch Kurdist�n begleitet hat, gibt folgende Beschreibung von Sulaym�n�yyih, wie er es vorfand:

"Die Bezirkshauptstadt Sulaym�n�yyih ist eine Ansammlung kleiner verfallener H�user und gibt nach meinem Daf�rhalten ein sch�bigeres Erscheinungsbild ab als das elendeste D�rfchen in England. Dies ist jedoch nicht allein der Armut der Kurden zuzuschreiben, sondern auch den nomadischen Gewohnheiten ihrer Bewohner, die im Fr�hling, Sommer und Herbst die Stadt verlassen und sich �ber das Land verteilen ... Nach ihrer zweiten Gr�ndung durch Ibrahim Pascha (vor zweiundsechzig Jahren) machte sie langsam Fortschritte, und in der Zeit von Rich konnte sie sich eines Bestands von ungef�hr tausend H�usern r�hmen. Gegenw�rtig hat sie - so glaube ich - kaum halb soviel bewohnbare H�user; au�erdem gilt ihre Lage als ungesund im Vergleich zu dem zutr�glicheren, weniger beengten Gebiet der angrenzenden Ebene. Da sie entlang einer niedrigen, kahlen H�gelkette erbaut ist, die sich unmittelbar hinter der Stadt erhebt, ist sie entweder von den k�hleren Winden, die �ber die Ebene streichen, g�nzlich ausgeschlossen, oder sie wird von steten hei�en Winden heimgesucht, die w�hrend der Sommermonate von Osten und Nordosten �ber die erhitzte H�gelkette fegen."�

� Thomas (Hrsg.): Memoirs by Commander James Felix Jones, S. 207 f

#148

Viele f�hrende B�rger der Stadt bewahren den Aufenthalt Bahá'u'lláhs unter ihren Vorfahren in z�rtlich liebevoller Erinnerung. Wenn die Menschen auch von Anfang an sehr von Ihm beeindruckt waren, sahen sie Ihn zun�chst doch so, wie Er sich Ihnen darbot: als nomadisierenden Derwisch aus dem Ir�n, - bis einem Sch�ler Shaykh Ism�`�ls, eines sufistischen Murshid jener Gegend, ein St�ck Papier mit Seiner Schrift in die H�nde fiel. Dieser Mann brachte es seinem Lehrmeister, welcher es �berw�ltigend fand. Shaykh Ism�`�l und einige seiner Sch�ler eilten daraufhin in die Gegenwart Bahá'u'lláhs und lernten viel von Ihm. Eines Tages baten sie Ihn, er m�ge ihnen die verwickelten Probleme des Buches al-Fut�h�t al-MAkkayyah des gro�en andalusischen Mystikers Shaykh Muhy�'d-D�n Ibnu'l-`Arab� erl�utern. Bahá'u'lláh antwortete, Er habe es nie gelesen und kenne seinen Inhalt nicht, doch wolle Er ihnen den Wunsch erf�llen. So wurde jeden Tag eine Seite in Seiner Gegenwart gelesen; Er legte dabei die Ansichten dieses ber�hmten mystischen Sehers aus und erkl�rte sie. Dann baten sie Ihn, Er m�ge eine Ode im Stil der bekannten T�'�yyih-Ode eines anderen gefeierten Mystikers, des �gypters Ibnu'l-F�rid, dichten. Er sagte ihnen zu, auch diese Bitte zu erf�llen. Das Ergebnis war ein Gedicht von gr��ter Ausdruckskraft, welches unter dem Namen Qas�diy-i-`Izz-i-Varq�'�yyih weithin Ruhm und Anerkennung erlangte. Urspr�nglich bestand es aus 2000 Reimpaaren, doch hat Bahá'u'lláh 127 daraus ausgew�hlt, die man abschreiben durfte und die erhalten sind. Niemand hatte es bis dahin gewagt, eine derartige Ode im Stil von Ibnu'l-F�rid zu dichten.

So begann der Ruhm des Darv�sh Muhammad-i-Ir�n� in Gebiete au�erhalb des Bereichs dieser kleinen Kurdenstadt vorzudringen.

Jedesmal, wenn Bahá'u'lláh nach Sulaym�n�yyih kam, um das �ffentliche Bad zu benutzen oder um etwas einzukaufen, wohnte Er in der Takyih, der Theologenschule des Mawl�n� Kh�lid. Die ehemalige Moschee, deren Kustos fr�her Mawl�n� Kh�lid war, war sp�ter zerst�rt, dann aber im urspr�nglichen Zustand wiederaufgebaut worden. Zu der Zeit, als Bahá'u'lláh hier wohnte, war Mawl�n� Kh�lid ein alter Mann, der bei den Kurden hohe Verehrung geno�. Er ersuchte Darv�sh Muhammad, ein Schriftst�ck aufzusetzen, welches bestimmte, da� die Aufsicht �ber seine Einrichtung f�r immer auf seine Nachkommen �bergehen solle. Diese und andere Arbeiten aus Bahá'u'lláhs Feder befinden sich heute im Besitz von Familien in Sulaym�n�yyih, die sie um keinen Preis ver�u�ern m�chten. Vor etwa drei Jahrzehnten hat der Besitzer einer solchen wertvollen Hinterlassenschaft erkl�rt, er wolle das unsch�tzbare Schriftst�ck selbst bei einem Angebot von einer Million D�n�re nicht aus der Hand geben, da er sicher sei, da� er und seine Familie von allem Segen abgeschnitten w�rden, wenn sie es nicht mehr im Besitz h�tten. Bei den Kurden von Sulaym�n�yyih genie�t K�k� Ahmad, ein Heiliger aus vergangenen Tagen, h�chste Verehrung. Aber wenn sie diesen Mann mit Ish�n� verglichen - so nannten sie ehrf�rchtig Darv�sh Muhammad-i-Ir�n� -, so stand der Letztgenannte zweifellos auf einer h�heren Stufe. Sogar der Berg Sar-Gal�, den Bahá'u'lláh zu Seiner besonderen Wohnstatt gemacht hatte, gilt heute als heiliger Ort.�

� Ish�n bedeutet "sie" (3. Person Mehrzahl, die H�flichkeitsform von "er"), und unter dieser Bezeichnung war Bahá'u'lláh bereits vor Seinem Weggang nach Sulaym�n�yyih bekannt.

� Der Verfasser ist Herrn Mas`ud Berdjis f�r neuere Einzelheiten �ber Sulaym�n�yyih und seine Bewohner sehr zu Dank verpflichtet.

#149

(Bildlegende: Die Takyih von Mawl�n� Kh�lid in Sulaym�n�yyih, in der Bahá'u'lláh wohnte)

#150

(Bildlegende: Sar-Gal�. Hier befinden sich die H�hlen, in denen Bahá'u'lláh lebte.)

In diesen Jahren, w�hrend Bahá'u'lláh von Baghdad abwesend war, hatte das Schicksal der B�b� eine schlimme Wendung genommen. Mirza Yahy�, unf�hig, von schrecklicher Furcht ergriffen und hilflos, konnte und wollte nichts tun, um den Niedergang und das drohende Unheil einer v�lligen, nicht wiedergutzumachenden Aufl�sung aufzuhalten. Ernsthafte, hingebungsvolle Seelen im Ir�n, die das Leben dort nicht mehr ertr�glich fanden - nicht nur wegen des herrschenden Despotismus und wegen des Giftes, das selbsts�chtige Geistliche der Gesellschaft einimpften, sondern auch wegen des gesetzlosen Zustandes, der die arg geschrumpfte Gemeinde des B�b noch immer peinigte -, machten sich unter allergr��ten Schwierigkeiten auf den Weg nach Baghdad, nur um dort zu erfahren, da� Mirza Yahy�, der Sachwalter des B�b, nicht zu erreichen war. Er hatte sogar verboten, den Namen der Stra�e zu nennen, in der er wohnte. Einer dieser hervorragenden Verteidiger des Glaubens, der nach Baghdad gereist war, um der wachsenden Feindseligkeit der Menschen zu entgehen und bei Mirza Yahy� Trost und Zuspruch zu suchen, war Mull� Zaynu'l-Abid�n aus Najaf-Ab�d (in der Gegend von Isfah�n), ein Mann, dem es in sp�teren Jahren beschieden war, in der gl�nzenden Versammlung der Apostel Bahá'u'lláhs als heller Stern zu leuchten, und den die Erhabenste Feder mit dem Namen Jin�b-i-Zaynu'l-Muqarrab�n ehrte. Weil er nicht mit Mirza Yahy� zusammentreffen konnte, machte er sich verzweifelt wieder auf die Heimreise; doch da er an der Grenze von neuen Ausbr�chen fanatischer �berf�lle h�rte, ging er nochmals den beschwerlichen Weg nach Baghdad zur�ck. Er wurde reichlich belohnt, denn kurz darauf kehrte Bahá'u'lláh aus Sulaym�n�yyih zur�ck, und Mull� Zaynu'l-Abid�n fand alles, was sein Herz ersehnte.

Der H�ter der Baha'i-Religion hat jene Tage und die sch�ndlichen Taten von Mirza Yahy� und seinen Konsorten wie folgt geschildert:

#151

�W�hrend so die Grundlagen f�r Bahá'u'lláhs sp�tere Gr��e in einem fremden Land und unter einem fremden Volk gelegt wurden, verschlimmerte sich die Lage der B�b�-Gemeinschaft weiterhin sehr schnell ... Mirza Yahy�, der sich die meiste Zeit in seinem Hause aufhielt, f�hrte insgeheim durch seine Korrespondenz mit den B�b�, deren er gewi� sein konnte, einen Feldzug gegen Bahá'u'lláh, durch den er Ihn v�llig in schlechten Ruf zu bringen hoffte. Aus Furcht vor einem m�glichen Gegenspieler hatte er Mirza Muhammad-i-M�zindar�n�, einen seiner Anh�nger, nach Adhirb�yj�n entsandt mit der ausdr�cklichen Weisung, Dayy�n [Mirza Asadu'll�h von Khuy] zu ermorden - Dayy�n, den "Verwahrungsort der Erkenntnis Gottes" [wie der B�b ihn genannt hatte], dem er jedoch den Beinamen "Vater aller Schlechtigkeiten" [Abu'sh-Shur�r] gab und den er als "T�gh�t" [ein G�tzenbild des vorislamischen Arabiens] brandmarkte, w�hrend der B�b ihn ausgezeichnet hatte als den "Dritten Buchstaben, der an Ihn, den Gott offenbaren wird, glaubt". In seiner Tollheit hatte Mirza Yahy� �berdies Mirza Aq� J�n veranla�t, nach N�r zu gehen, um dort einen g�nstigen Augenblick f�r einen erfolgreichen Anschlag auf das Leben des Herrschers abzuwarten ... Ein weiterer Beweis f�r die Ungeheuerlichkeit seiner verbrecherischen Natur: Er ordnete an, da� Mirza `Al�-Akbar�, der Vetter des B�b, ein gl�hender Verehrer Dayy�ns, heimlich get�tet werden solle - ein Befehl, der auch in all seiner Sch�ndlichkeit zur Ausf�hrung kam. Was nun Siyyid Muhammad betrifft, dem jetzt sein Meister, Mirza Yahy�, v�llig freie Hand lie�, so umgab sich dieser - wie Nab�l, der zu jener Zeit in Karbil� mit ihm zusammen war, kategorisch bekr�ftigt - mit einer Bande von Schl�gern, denen er nicht nur erlaubte, sondern die er geradezu ermunterte, nachts den verm�genden Pilgern, die in Karbil� zusammengekommen waren, den Turban vom Kopf zu rei�en und ihre Schuhe zu stehlen, vom Schrein des Im�m Husayn die Polsterliegen und Kerzen zu rauben und von den �ffentlichen Brunnen die Trinkbecher wegzunehmen ...� (GGV S.141)

� Siehe den Stammbaum in Kapitel 41 auf Seite 468

Wenn die B�b� dem v�lligen Untergang entrinnen wollten, bedurften sie dringend einer f�hrenden Hand; dies konnte aber nicht die zitternde, kraftlose Hand Mirza Yahy�s sein. Wie Abdu'l-Bahá erkl�rt, hatten sich f�nfundzwanzig M�nner angema�t, die Stufe des Verhei�enen des Bayan f�r sich zu beanspruchen. Einige von ihnen waren �beraus listig und doppelz�ngig, andere waren einf�ltige, irregeleitete Seelen, wieder andere betrachteten sich Mirza Yahy� haushoch �berlegen. Ein Teil war unrettbar verloren, doch andere kamen zur T�r Bahá'u'lláhs und bereuten ihre Tat.

#152

In Baghdad traf die Nachricht vom Tode Aq� Abu'l-Q�sim-i-Hamad�n�s ein, den man vermi�t hatte, seit Bahá'u'lláh aus Seinem Haus entschwunden war. Jetzt wurde allen klar, da� der Darv�sh muhammad-i-Ir�n�, der sich in den Bergen des kurdischen Nordens aufhielt und dessen Ruhm auch nach Baghdad gedrungen war, niemand anders sein konnte als Bahá'u'lláh selbst. Auf Veranlassung des Gr��ten Zweiges, der damals erst zw�lf Jahre alt war, und Aq�y-i-Kal�ms, des getreuen Bruders Bahá'u'lláhs, machte sich Shaykh Sultan - der Schwiegervater von Aq�y-i-Kal�m, ein B�b� arabischer Abstammung, der durch T�hirih zum Glauben gefunden hatte - in Begleitung von Jav�d-i-Hatt�b (Holzf�ller), welcher ebenfalls arabischer Abstammung war, von Baghdad auf, um Bahá'u'lláh in Sulaym�n�yyih aufzusuchen und Ihn flehentlich um Seine R�ckkehr zu bitten. Auch Mirza Yahy�, der sich nun in �u�erster Verlegenheit befand - denn er wurde von standhaften Anh�ngern des Glaubens wie Mirza Asadu'll�h-i-Dayy�n und H�j� Mirza M�s�y-i-Qum� abgelehnt und verworfen -, schrieb an Bahá'u'lláh und bat Ihn zur�ckzukehren.

Zu Shaykh Sultan sprach Bahá'u'lláh: �Wenn Ich nicht erkannt h�tte, da� die gesegnete Sache des Ersten Punktes nahe daran war, v�llig zu erl�schen, und somit all das heilige Blut, das auf dem Pfade Gottes verstr�mt worden war, vergeblich vergossen w�re, h�tte Ich mich nie und nimmer bereit gefunden, wieder zum Volke des Bayan zur�ckzukehren, und h�tte sie der Anbetung der von ihnen selbst geschaffenen G�tzen �berlassen.� (GGV S.142f)

Und als sie sich Baghdad �an den Ufern des Flusses der K�mmernisse�� n�herten, sagte Er zu Shaykh Sultan, die wenigen Tage, die jetzt noch vor ihnen l�gen, w�rden f�r Ihn die letzten Tage des Friedens und der Ruhe auf dieser Erde sein - �Tage�, die �Mir nie wieder beschieden sein werden.� (GGV S.143)

� So hat Bahá'u'lláh die Stadt der Abb�siden und ihren Flu�, den Tigris, bezeichnet.

Am 19. M�rz 1856� trafen sie in Baghdad ein. Genau zwei Mondjahre waren seit Bahá'u'lláhs Entschwinden vergangen. Er selbst hat die Situation beschrieben, der Er sich jetzt gegen�ber sah: �Wir fanden kaum mehr als eine Handvoll Seelen vor, v�llig mutlos und in ohnm�chtiger Verfassung, ja, sie waren ganz verloren und wie tot. Kein Mensch f�hrte mehr die Sache Gottes im Munde, und kein Herz war mehr bereit, ihre Botschaft aufzunehmen.� (GGV S.142)

� 12.Rajab A.H.1272 - Shaykh Sultan hat ein Buch verfa�t, in dem er seine Suche, die Reise und seine R�ckkehr in der Begleitung Bahá'u'lláhs schildert.

+22 #154
Kapitel 22
Baghdad - Freunde und Feinde

Bei Seiner R�ckkehr fand Bahá'u'lláh in Baghdad eine v�llig entmutigte, erniedrigte B�b�-Gemeinde vor. Der H�ter der Baha'i-Religion hat beschrieben, welche Wirkung dieser Zustand auf Ihn hatte: �So sehr �berw�ltigte Ihn bei Seiner Ankunft die Trauer, da� Er sich eine Zeitlang weigerte, Sein Haus zu verlassen, abgesehen von Seinen Besuchen in K�zimayn und Seinen gelegentlichen Zusammenk�nften mit ganz wenigen Freunden, die in dieser Stadt und in Baghdad wohnten.� (GGV S.142)

Bahá'u'lláhs eigene Worte im Kitáb-i-Iq�n sind Beweis genug f�r die damalige Verfassung der B�b�-Gemeinde und f�r den Geist, in dem Er sich erhob, um die Sache des B�b zu erneuern:

�Welche Feder kann die Dinge schildern, die Wir bei Unserer R�ckkehr sahen! Zwei Jahre waren vor�ber, in denen Unsere Feinde unaufh�rlich und hartn�ckig darauf sannen, Uns zu vernichten. Dies wird von allen bezeugt. Dessenungeachtet ist keiner unter den Gl�ubigen aufgestanden, Uns beizustehen; auch f�hlte sich niemand angetrieben, Uns zu Unserer Befreiung zu verhelfen. Nein f�rwahr - anstatt Uns zur Seite zu stehen -, welche Schauer fortw�hrender Betr�bnisse haben ihre Worte und Taten auf Unsere Seele regnen lassen! Mitten in alledem stehen Wir, dem Leben entsagend, Seinem Willen v�llig ergeben. M�ge durch Gottes G�te und Gnade dieser offenbarte, kundgemachte Buchstabe Sein Leben als Opfer auf dem Pfade des Ersten Punktes, des Erhabensten Wortes, darbringen. Bei Ihm, auf dessen Gehei� der Geist gesprochen hat: W�re es nicht aus diesem Sehnsuchtsgedanken heraus gewesen, wir h�tten keinen Augenblick l�nger in dieser Stadt verweilt. "Gott gen�gt Uns als Zeuge." Wir schlie�en Unsere Ausf�hrungen mit den Worten: "Es gibt keine Macht noch Kraft als in Gott allein." "Wir sind Gottes, und zu Ihm werden Wir zur�ckkehren."� (Iq�n [280] S.165f)

#155

Schon bald nach Bahá'u'lláhs R�ckkehr aus Sulaym�n�yyih ereignete sich ein Vorfall, der Ihm gro�en Kummer bereitete. Wir haben bereits gesehen, da� Mirza Yahy� (in seinem Buch Mustayqiz) Mirza Asadu'll�h-i-Dayy�n �ffentlich in den Schmutz zog, weil dieser einen Anspruch erhoben hatte, und da� er in Bahá'u'lláhs Abwesenheit Mirza Muhammad-i-M�zindar�n� eiligst nach Adharb�yj�n geschickt hatte mit dem erkl�rten Ziel, diesen hervorragenden Gl�ubigen umzubringen. Nun hatte es sich so gef�gt, da� Dayy�n zur gleichen Zeit nach Baghdad abreiste, so da� Mirza Muhammad ihn nicht antraf. Um diese Zeit kehrte Bahá'u'lláh aus Sulaym�n�yyih zur�ck. Dayy�n gelangte in Seine Gegenwart und gab alle Anspr�che auf, die er f�r sich geltend gemacht hatte. Doch Mirza Yahy� war von seinem Vorhaben nicht abzubringen. Eines Tages erreichte Mirza Muhammad durch eine List, da� Dayy�n ihn von K�zimayn nach Baghdad begleitete; dabei fiel er �ber ihn her und gab ihm den Tod.

Nach und nach begann Bahá'u'lláh, die B�b�-Gemeinde neu aufzubauen und ihr die Selbstachtung, die moralische St�rke sowie ihr Ansehen zur�ckzugeben, bis Er die B�b� (die wenigen, die noch �brig waren) aus den Tiefen der Schmach emporgehoben hatte, in die sie w�hrend Seiner Abwesenheit in den Bergen Kurdist�ns abgeglitten waren. Sie konnten nun wieder mutig geradeaus schauen und waren nicht l�nger die Zielscheibe f�r alle m�glichen gemeinen Beschimpfungen.

Einmal riefen ein paar Bedienstete von Al�-Sh�h, Zillu's-Sultan (s. Anhang V S.539) einem B�b�, der gerade an der T�r dieses im Exil lebenden Prinzen vor�berging, Verw�nschungen nach. Bahá'u'lláh sandte dem Zillu's-Sultan eine Mitteilung, er solle daf�r sorgen, da� seine M�nner den Mund hielten. Der Prinz gehorchte. Nicht lange danach geh�rten seine S�hne Shuj�`u'd-Dawlih und Sayfu'd-Dawlih zu den st�ndigen Besuchern des B�r�n� in Bahá'u'lláhs Haus. Ein anderer Adeliger aus dem Ir�n, Zaynu'l-`Abi-d�n Kh�n Fakhru'd-Dawlih, soll damals oft gesagt haben: "Ich kann es mir nicht erkl�ren, ich wei� gar nicht, wie es kommt - aber wenn ich mich verdrie�lich und niedergeschlagen f�hle, brauche ich nur zum Hause Bahá'u'lláhs zu gehen, und schon hebt sich meine Stimmung."

#156

Mit den Stadtoberen verhielt es sich so, da� jeder, der mit Bahá'u'lláh zusammentraf oder in Seine Gegenwart kam, in Seinen Bann gezogen wurde und Ihm zugetan war. Shaykh Abdu'l-Q�dir (m�glicherweise handelt es sich um al-G�l�n�, einen `Ulam�, der wegen seiner Kalligraphie ber�hmt war; er starb 1897), ferner Abdu's-Sal�m Effendi (den Bahá'u'lláh im Kitáb-i-Bad�` erw�hnt), Ibn-Al�s�, Siyyid Daw�d� (alles Gelehrte), Abdu'll�h P�sh� von Sulaym�n�yyih und sein Wesir Mahm�d Aq� sowie Mull� `Al�-Mard�n (der Leiter der Zollstelle), alles M�nner in �ffentlichen �mtern, waren Ihm gleicherma�en zugetan.� Auch gab es eine Unzahl persischer Prinzen, die in Baghdad im Exil lebten. Einige von ihnen haben wir bereits erw�hnt, ein weiterer sei hier noch genannt: Rid�-Qul� Mirza N�yibu'l-Iy�lih, der �lteste Sohn des Thronanw�rters Husayn-Al� Mirza Farm�n-Farm�. Sie alle konnte man im B�r�n� von Bahá'u'lláhs Haus treffen, wo sie Ihm ihre ergebene Aufwartung machten.

� Abdu's-Sal�m Effendi - wahrscheinlich Shaykh Abdu's-Sal�m ash-Shaww�f - wurde um 1819 geboren und besuchte die Klassen von Shaykh Mahm�d al-Al�s�. Sp�ter wurde er Lehrer an der theologischen Schule al-Q�dir�ya. Er starb im Jahr 1900. - Ibn-Al�s�: einer der f�nf S�hne des ber�hmten Shaykh Mahm�d al-Al�s�, welcher 1854 verstarb. Unklar ist, von welchem Sohn hier die Rede ist; doch handelt es sich sehr wahrscheinlich um einen der drei �ltesten: `Abdu'll�h Baha'u'd-D�n, Abdu'l-Baq� oder Siyyid Na`m�n Khayru'd-D�n. - Siyyid Daw�d� ist wahrscheinlich Siyyid Daw�d� an-Naqshband� al-Kh�l�d�, der ein `Ulam� und Shaykh im S�f�-Orden der Naqshband� (Kh�l�d�ya-Richtung) war. Er starb 1882. - Abdu'll�h P�sh� geh�rte der Familie B�b�n an, die durch Erbfolge die P�sh�s von Sulaym�n�yyih stellte.

Bahá'u'lláh hatte in allen Bev�lkerungsschichten, besonders aber in der herrschenden Klasse, so viele Bewunderer, da� jeder, der ein abf�lliges Wort �ber Ihn zu �u�ern wagte, im Nu zum Schweigen gebracht wurde.

#157

Aq� Muhammad, ein Kurde aus dem Ir�n, hatte sich in Baghdad niedergelassen und ein Gesch�ft er�ffnet, in dem er Kab�b verkaufte. Er war den B�b� nicht wohlgesinnt. Unter seinem Einflu� hatten sich die Leute im Basar - besonders die Perser - erdreistet, die B�b� zu beschimpfen. Eines Tages gebrauchte ein Konditor namens Hasan ein �bles Schimpfwort f�r einige B�b�, die sich in Bahá'u'lláhs Begleitung befanden, als Er vor�berging. Einer dieser B�b� machte kehrt und verpr�gelte Hasan. Am n�chsten Tag nahm sich Aq� Muhammad diesen B�b� vor und sagte zu ihm: "Du h�ttest Hasan nicht pers�nlich bestrafen d�rfen, sondern h�ttest mit deiner Beschwerde zu mir, dem f�hrenden Mann in diesem Basar, kommen sollen." Der B�b� wu�te nur zu gut, da� Aq� Muhammad selbst die Quelle des ganzen �rgers in diesem Basar war; dies sagte er ihm auch ins Gesicht und gab ihm ebenfalls Pr�gel. Der aufgebrachte Kurde stellte sich in seinem Gesch�ft auf ein Podest und rief mit lauter Stimme, die verruchten B�b� seien nun schon so aggressiv geworden, da� sie ihn verpr�gelten. "Ich gehe jetzt zu ihrem F�hrer," drohte er, "und fordere Gerechtigkeit. Wenn er sich meiner nicht annimmt, wei� ich, was ich zu tun habe: Ich nehme die Angelegenheit dann selbst in die Hand." Am folgenden Tag hielt er Bahá'u'lláh an, als dieser unterwegs zu einem Kaffeehaus war, und beklagte sich bitter �ber das Verhalten des jungen B�b�. Bahá'u'lláh versicherte ihm, Er werde alle Personen, die den Vorfall gesehen h�tten, zu sich kommen lassen und sie befragen. Wer sich ungeb�hrlich verhalten habe, der werde bestraft. Aq� Muhammad ging zu seinem Gesch�ft zur�ck, h�chst verwundert, da� Bahá'u'lláh gesagt hatte, Er werde den Schuldigen bestrafen, anstatt den Fall vor den Konsul zu bringen. Der damalige persische Konsul, Mirza Ibr�h�m Kh�n, war gerade nach Karbil� unterwegs. Als Aq� muhammad mit seiner Beschwerde zum Konsulat lief, schickte der Vizekonsul einen Beamten zu Bahá'u'lláhs Haus, um herauszufinden, was vorgefallen war. Ihm wurde klipp und klar gesagt, da� die Ladenbesitzer im Basar alle noch ihren Teil abbekommen w�rden, wenn sie nicht mit ihren unfl�tigen Beschimpfungen aufh�rten. Der Beamte entgegnete nichts und wandte sich auch nicht direkt an Bahá'u'lláh; aber der Vizepr�sident unternahm Schritte, um diesen Ungeb�hrlichkeiten ein Ende zu setzen. Er lie� auch Aq� Muhammad und Hasan vorf�hren, schalt sie heftig aus und nahm sie in Gewahrsam. Als nach ein paar Tagen ihre Familienangeh�rigen zu Bahá'u'lláh kamen und laut jammerten, sie h�tten niemand mehr, der sie versorgte, lie� Bahá'u'lláh dem Vizekonsul eine Nachricht zukommen, und die beiden wurden auf freien Fu� gesetzt. Nun kam der Konsul aus Karbil� zur�ck und erfuhr, was in seiner Abwesenheit vorgefallen war. Er war �ber das beleidigende Verhalten der Ladenbesitzer erz�rnt und ordnete die erneute Verhaftung der beiden R�delsf�hrer an. Da der Flu� Hochwasser hatte und keine Br�cke hin�berf�hrte, wurden sie in eine Quffih (geschlossenes Boot) gesto�en und zum Konsulat gebracht, wo Mirza Ibr�h�m Kh�n sie z�chtigte und in Gewahrsam nahm. Wiederum kamen nach ein paar Tagen ihre Familien zu Bahá'u'lláh, um Seine F�rsprache zu erbitten, und auf Sein Wort hin wurden die beiden M�nner verwarnt und nach Hause geschickt.

#158

(Bildlegende: Plan von Baghdad, angefertigt 1853-54 von Kommandant James F. Jones und Mr W.Collingwood von der Indian Navy. Der Bezirk Karkh, in dem Bahá'u'lláh wohnte, ist der Stadtteil auf dem Westufer (dem linken Ufer) des Tigris. (Aus Thomas: Memoirs by Commander James Felix Jones, I.N.)

#159

Doch nun f�hlten die Kurden aus dem Ir�n (es gab ihrer etwa 2000 in Baghdad) sich gekr�nkt, weil man einen ihrer Anf�hrer zweimal bestraft und ins Gef�ngnis gesteckt hatte. Sie verschworen sich, die B�b� g�nzlich auszurotten; nach Angaben von Aq� Rid� gab es damals in Baghdad nicht mehr als drei�ig oder vierzig B�b�, Perser und Araber zusammengenommen. Diese sammelten sich im Umkreis von Bahá'u'lláhs Haus�, um es zu sch�tzen. Als Bahá'u'lláh, wie es Seine Gewohnheit war, kurz vor Sonnenuntergang herauskam, um sich in ein Kaffeehaus zu begeben, sagte man Ihm, was die Kurden f�r diese Nacht vorhatten. Er setzte seinen Weg fort und ging wie gew�hnlich zuerst zu S�lihs Kaffeehaus, das an der Ostseite der Br�cke lag. Nach einer Weile erhob Er sich, um das Kaffeehaus von `Abdu'll�h an der Westseite zu besuchen, in dem vornehmlich Perser und Kurden verkehrten. Begleitet wurde Er von Mirza Jav�d-i-Khur�s�n�, mit dem Er sich unterhielt, w�hrend einige B�b� hinter ihnen gingen. Zu Mirza Jav�d gewandt, sprach Er: "Man hat Uns mit dem Tod gedroht. Wir haben keine Angst, Wir sind bereit. Hier ist Unser Haupt." Er sprach mit solcher Heftigkeit und Autorit�t, da� alle, die es h�rten, sprachlos waren. Darauf betrat Er das Kaffeehaus und hielt sich dort bis drei Stunden nach Sonnenuntergang auf. Danach ging Er nach Hause, und niemand wagte Ihm nahezutreten. Nach diesem Zwischenfall gab es, wie Aq� Rid� schreibt, auf dem Markt kein unfl�tiges Verhalten und keine Beschimpfungen mehr, und alles blieb ruhig.

� Dieses Haus geh�rte Sulaym�n-i-Ghann�m und lag im Stadtviertel Karkh von Baghdad, nahe dem Westufer des Tigris.

Nun wurde `Umar P�sh�, ein hoher Milit�r (s. Anhang V S.553), zum Gouverneur von Baghdad ernannt. Er war ein Mann von eisernem Willen, der mit eiserner Faust regierte. Er lie� Perser, die in Karbil� lebten, scharenweise verhaften, nach Baghdad schleppen und in osmanische Milit�runiformen stecken. Den Bitten und Protesten des ir�nischen Gesandten schenkte dieser hochm�tige Gouverneur nicht die geringste Aufmerksamkeit. Viele jener bedauernswerten Menschen waren gezwungen, f�r ihre Freilassung ein hohes L�segeld zu zahlen.

#160

In der Amtszeit von `Umar P�sh� schmiedeten Mirza Rid�, ein Verwandter des Siyyid Muhammad-i-Isfah�n�, und Mirza `Al�y-i-Nayr�z� einen Anschlag gegen Bahá'u'lláh. Ohne Sein Wissen und Seine Zustimmung fielen ein oder mehrere B�b� im Basar �ber die Verschw�rer her. Mirza Rid� starb auf der Stelle, Mirza `Al� konnte schwer verwundet die Seraye (den Gouverneurssitz) erreichen. `Umar P�sh� sah seinen schlimmen Zustand und erkundigte sich w�tend, wer f�r diese Gewalttat verantwortlich sei. Als er erfuhr, da� der T�ter dieses brutalen �berfalls einer der Anh�nger Bahá'u'lláhs war, befahl er wutentbrannt, die Kanonen auf Bahá'u'lláhs Haus zu richten. Man wies ihn darauf hin, da� dies ein unm�gliches Unterfangen sei. Daraufhin befahl er, da� Bahá'u'lláh pers�nlich vor ihm zu erscheinen habe. Siyyid D�w�d�, der zugegen war, schaltete sich ein, um zu sagen: "Euer Ehren m�ssen wissen, da� es nicht zul�ssig ist, auch nur einem Seiner Diener zu befehlen, hierher zu kommen, geschweige denn zu verf�gen, da� Er in eigener Person in dieser Versammlung erscheine." Als `Umar P�sh� diese Worte h�rte, offen und unverbl�mt von einem f�hrenden Mitglied des sunnitischen Klerus ge�u�ert, verstummte er und schickte Mirza `Al� zum Hause Bahá'u'lláhs, um von Seiner Hand Gerechtigkeit zu fordern.

Wie bereits bemerkt, hatte Bahá'u'lláh in Seinem Gefolge nicht mehr als einige Dutzend B�b�, aber Seine geistige Autorit�t und Sein Einflu� wuchsen so unerme�lich, da� alle Niedergeschlagenen und Unterdr�ckten zu Seiner T�r dr�ngten und Ihn um Hilfe und F�rsprache baten. Aq� Rid� erw�hnt einen gewissen Y�suf Kh�n, der von Bahá'u'lláh aus einer ungerechten Lage befreit wurde und daraufhin mehrfach behauptete, er sei bereits seit dem Jahr 1250 (A.H.) ein Gl�ubiger - das war zehn Jahre vor der Erkl�rung des B�b!

Mull� Muhammad-i-Zarand� - der sp�ter den Beinamen Nab�l-i-A`zam erhielt und der bedeutendste Chronist und Geschichtsschreiber des B�b�-Baha'i-Glaubens werden sollte, damals aber selbst gewisse Anspr�che erhoben hatte - traf in Baghdad ein, w�hrend Bahá'u'lláh sich in Sulaym�n�yyih aufhielt. Wie er selbst zugibt, glaubte er damals noch, da� Mirza Yahy� ein bedeutender Mann sei, und suchte eine Zusammenkunft mit ihm. Mirza M�s� (Aq�y-i-Kal�m), dem Nab�l auf der Br�cke begegnete, nahm ihn mit nach Hause (in das Haus des `Al� Madad), damit er den Gr��ten Zweig (`Abdu'l-Bahá) kennenlerne, der damals gerade zehn Jahre alt war. Mirza M�s� setzte Nab�l dar�ber ins Bild, da� Mirza Yahy� niemanden empfing. Dies erwies sich als richtig; denn nicht nur lie� sich Mirza Yahy� nicht blicken, sondern er �bersandte Nab�l obendrein eine Nachricht, in der er ihn dringend aufforderte, Baghdad zu verlassen und in Karbil� Sicherheit zu suchen, wo Siyyid Muhammad-i-Isfah�n� Posten bezogen hatte.

#161

In Karbil� beobachtete Nab�l aufmerksam das aufr�hrerische Gebaren des Siyyid Muhammad und dessen kindische Kapriolen, schlie�lich zeichnete er sie auf. Er f�hlte sich ungl�cklich. Er hatte es gewagt, F�hrerschaft zu beanspruchen, und er hatte in Mirza Yahy� nicht den "Hirten" einer zerschlagenen, verst�mmelten Herde gefunden. Er gibt eine bewegende Schilderung seiner geistigen Odyssee: wie Bahá'u'lláh aus Sulaym�n�yyih zur�ckkehrte, wie er Seine Gegenwart erreichte und in Ihm alles fand, wonach ihn verlangt hatte; wie er an Seiner T�r Bu�e tat; wie er auf Aq� Muhammad-Ibr�h�m-i-Am�r-i-Nayr�z� (s. Anhang V S.134) stie�, als dieser die Stra�e fegte, und ihm den Besen aus der Hand nahm, um es ihm gleichzutun (ein Akt dem�tiger Bu�fertigkeit); wie er im Tigris eine rituelle Waschung vornahm (ein Symbol f�r die L�uterung von allen Befleckungen der Vergangenheit) und sich der Gew�nder eines angehenden Priesters entledigte. Bei seiner geistigen Wiedergeburt verfa�te Nab�l ein Gedicht von gro�er Transparenz, welches Bahá'u'lláh liebevoll und g�tig annahm, wobei Er Nab�l versicherte, dieses Gedicht habe die Vergangenheit besiegelt und vollst�ndig ges�hnt. Jetzt endlich hatte Mull� Muhammad-i-Zarand� den Frieden mit sich selbst und der Welt gefunden. Als man Bahá'u'lláh berichtete, da� Mull� Muhammad, den Er schlie�lich mit dem Namen Nab�l-i-A`zam ehrte, vor Seinem Haus die Stra�e gekehrt habe, erteilte Er Seinem Diener einen milden Verweis, da� er dies zugelassen habe. Er sagte: "Dies besch�mt Mich." Als Nab�l wiederum davon h�rte, erinnerte er sich an die ber�hmten Verse des Dichters Sa`d�, die eine Betrachtung �ber einen Quran-Vers darstellen:�

Bedenke den Gro�mut und die G�te des Herrn!
Ges�ndigt hat der Diener - doch besch�mt ist Er.

� Wir beziehen uns in diesem Kapitel auf den unver�ffentlichten Teil von Nab�ls Bericht.

Aq� Muhammad-Kar�m, einer der fr�hen Gl�ubigen aus Sh�r�z, der die Gegenwart des ruhmreichen B�b erlebt und Seine geistigen Kr�fte kennengelernt hatte, war gleichfalls als verwirrte Seele im `Ir�q gestrandet. Nab�l traf auf ihn und f�hrte ihn in die Gegenwart Bahá'u'lláhs. Auch er empfing, wonach er sich aus ganzem Wesen gesehnt hatte: die Gewi�heit, da� die Sache Gottes nicht verloren war, sondern in sicheren H�nden ruhte.

#162

Ein weiterer erprobter Veteran des Glaubens, der in den `Ir�q kam, um dort Trost und Zuflucht zu suchen, und dem beides in der Gegenwart Bahá'u'lláhs zuteil wurde, war H�j� Muhammad-Taq� aus Nayr�z, der heldenm�tig und voll Stolz an der Seite des gelehrten, einzigartigen Vah�d gestanden und grenzenloses Leid durchgemacht hatte. Die Geschichte von H�j� Muhammad-Taq�, den Bahá'u'lláh sp�ter mit dem Ehrennamen Ayy�b (Hiob) ausgezeichnet hat, ist ebenso ergreifend wie ehrfurchtgebietend. Er �berlebte das Blutbad von Nayr�z und fiel Zaynu'l-`Abid�n Kh�n in die H�nde, dem sadistischen, habgierigen Gouverneur jener Stadt, der sich aus dem umfangreichen Besitz des wohlhabenden H�j� nach Herzenslust bedient hatte. Tag f�r Tag sa� der Gouverneur dabei und schaute mit h�mischem Spott zu, wie H�j� Muhammad in einen eiskalten Teich geworfen, bei jedem Auftauchen kr�ftig auf den Kopf geschlagen, dann herausgezerrt und gnadenlos ausgepeitscht wurde (zum offensichtlichen Vergn�gen des Gouverneurs, der dabei aus vollem Halse lachte), bis ihm das Blut aus den Wunden flo�. Als Antwort auf Zaynu'l-`Abid�n Kh�ns Spott und Hohn sang H�j� Muhammad-Taq� den Lobpreis Gottes f�r die Gnade, auf Seinem Pfade leiden zu d�rfen. Am Ende wurde der Gouverneur seiner teuflischen Freuden �berdr�ssig und wollte sich den H�j� vom Halse schaffen. Aber die M�nner des Gouverneurs zeigten mehr Gottesfurcht als ihr Herr. Sie lie�en H�j� Muhammad-Taq� laufen und sagten ihm, er solle sich aus dem Staub machen, so schnell und so weit wie er k�nne, damit ihr Herr ihn nicht mehr lebend vorfinde.

Von Wunden �bers�t, wurde H�j� Muhammad-Taq� in der Wildnis zur�ckgelassen. Mit jener himmlischen Geduld, die ihm von der Erhabensten Feder den Ehrennamen Ayy�b eintrug, gelang es ihm, ein Dorf in der Umgebung zu erreichen, zu dessen Dorf�ltestem er in der Vergangenheit gute Beziehungen unterhalten hatte. Dieser treffliche Mann gew�hrte dem H�j� einen Monat lang Unterschlupf, hielt ihn vor allen Leuten versteckt und pflegte ihn liebevoll. Doch H�j� Muhammad-Taq� wu�te, da� er den Sicherheitsabstand zur Stadt Nayr�z bald vergr��ern mu�te. Sobald er wieder gehen konnte, sagte er dem freundlichen Dorf�ltesten Lebewohl und schlo� sich einer Karawane an, die nach den heiligen St�dten des `Ir�q unterwegs war. Mit dieser Karawane zogen viele Pilger zu Fu� dahin, und H�j� Muhammad-Taq� leistete ihnen Gesellschaft, obgleich er nach allem, was er durchgemacht hatte, noch sehr schwach war. Da trat jedoch aus seinem Zelt ein Mann hervor, der f�r die lange Reise offensichtlich gut ausger�stet war; dieser sah sich H�j� Muhammad-Taq� genau an und lud ihn dann ein, bis Karbil� sein Gast zu sein. "Letzte Nacht," sagte der Mann, "hat mir im Traum der F�rst der M�rtyrer (Im�m Husayn) pers�nlich geboten, dich als Gast aufzunehmen." Auf so wunderbare Weise gelangte H�j� Muhammad-Taq� in den `Ir�q und erreichte die Gegenwart Bahá'u'lláhs. Das Lawh-i-Ayy�b (Sendschreiben von Hiob), welches Bahá'u'lláh offenbarte, hat den Namen des H�j� Muhammad-Taq� aus Nayr�z unsterblich gemacht.

#163

Auch H�j� Mirza M�s� aus Qum war ein Anw�rter auf geistige F�hrerschaft, der reum�tig an Bahá'u'lláhs T�r einkehrte. Er war gleichfalls seit langem ein Anh�nger des B�b gewesen und hatte sich von Mirza Yahy� abgewandt, weil dieser in keiner Weise die Erwartungen erf�llte. Da er sich selbst in jeder Hinsicht f�r f�higer, gebildeter, mutiger und selbstsicherer als Mirza Yahy� hielt und �ber das schlimme Schicksal der einst so angesehenen Gemeinde des B�b verzweifelt war, unternahm er einen k�hnen Versuch, f�r sich selbst Autorit�t zu erringen; doch als er vom Ruhme Bahá'u'lláhs h�rte, sah er sehr bald seinen schweren Irrtum ein, begab sich eilends nach Baghdad und legte sein Haupt an der Schwelle des wahren Erl�sers nieder. Er war so reinen Herzens und so frei von jeder Eigenliebe, da� Bahá'u'lláh bemerkte: H�tte der H�j� auf seinem Anspruch bestanden, "dann h�tten Wir ihn gutgehei�en." Als Bu�e entschlo� sich H�j� Mirza M�s�, bis an sein Lebensende zu fasten. Dies jedoch verhinderte Bahá'u'lláh. H�j� Mirza M�s� blieb dann in Baghdad, bis er drei Tage nach Bahá'u'lláhs Aufbruch in Richtung Istanbul aus dieser Welt schied.

Der letzte (wenn auch keineswegs der unbedeutendste), der einen eigenen Anspruch erhob und den wir hier noch erw�hnen wollen - es gab noch andere -, ist H�j� Mull� H�shim, ein ehemaliger schiitischer Geistlicher, der erheblichen Einflu� besa�. Aber auch er wandte sich, nachdem er seinen Irrtum erkannt hatte, um Vergebung und Wiedergutmachung zu Bahá'u'lláh, und es wurde ihm im vollen Ma�e vergolten.

Nach all diesen Berichten und Geschichten �ber die ergebenen Anh�nger und getreuen Freunde erz�hlt uns Nab�l-i-A`zam in seiner hinrei�enden Chronik, da� er nach dreimonatigem Aufenthalt in Baghdad von Bahá'u'lláh den Auftrag erhielt, nach Qazv�n zu reisen und dort den Glauben zu lehren. "Drau�en vor den Toren von Baghdad," schreibt Nab�l, "holte mich Aq� Muhammad-Ibr�h�m-i-Am�r ein und brachte mir Geld, das die Gesegnete Vollkommenheit f�r die Auslagen meiner Reise bewilligt hatte, damit ich ein gutes Pferd mieten und mich einer Karawane anschlie�en k�nne. Ich sagte zu Am�r, als ich das erstemal Seine gesegnete Gegenwart erlangt h�tte, habe Er mir gn�diglich die Mittel zum Leben gew�hrt, auf da� ich nie mehr Mangel leiden m�sse. Und ich bat Am�r, er wolle doch an der Schwelle Seiner freigebigen Gnade darum flehen, da� jenes Allerwichtigste, was Er mir gew�hrt habe, sicher bewahrt bleiben m�ge... Da jedoch Am�r nicht lockerlie�, nahm ich etwas von dem Geld, das er mitgebracht hatte, und wir sagten uns Lebewohl. Jeden Augenblick wurde eine neue T�r vor mir aufgesto�en. Mir war, als h�tte ich Schwingen, um mich zum Himmel des Geliebten zu erheben. Ich sp�rte kein Verlangen nach einem Weggef�hrten und hatte keine Furcht vor Stra�enr�ubern." So beschreibt er anschaulich die Begeisterung und freudige Erregung, die ihn erf�llte, als er �ber die P�sse und Hochfl�chen des westlichen Ir�n seinen Weg nach Qazv�n nahm. Tags�ber machte er Rast, so schreibt er, und ungef�hr zwei Stunden nach Sonnenuntergang setzte er seinen Weg fort. In Kirmansh�h traf er auf Mirza `Abdu'll�h-i-Ghawgh�, der offensichtlich auch irgendwelche Anspr�che erhoben hatte, denn Nab�l berichtet, da� Darv�sh Sidq-`Al� (s. Anhang V S.553) ihn als Diener begleitete. (Allerdings bestreitet Siyyid Mihd�y-i-Dahij� in seinem Ris�lih, da� Mirza `Abdu'll�h-i-Ghawgh� jemals irgendwelche Anspr�che erhoben h�tte.)

#164

Nab�l war nun wieder in Baghdad. Bahá'u'lláh sagte ihm, er solle ein von Aq� Siyyid Ism�`�l-i-Zav�ri'� abgeschriebenes Manuskript des Qayy�mu'l-Asm�' durchsehen, um sich zu vergewissern, da� alles richtig war. Dieser Siyyid Ism�`�l war mit gro�en Hoffnungen aus dem Ir�n gekommen und hatte die Gegenwart Bahá'u'lláhs erlangt. Hier fand er alles, was er sich erhofft und sehnlichst erw�nscht hatte. Er war von adeliger Abkunft, ein Gelehrter und ein Meister der Sch�nschreibkunst. Er ist auch als Dhab�h bekannt, darf jedoch nicht verwechselt werden mit H�j� muhammad-Ism�`�l-i-Dhab�h-i-K�sh�n�, dem Bruder des H�j� Mirza J�n�. Nab�l berichtet, da� sie f�r die Aufgabe achtzehn Tage ben�tigten. Als die Arbeit beendet war, bat er Siyyid Ism�`�l, ihm von seinen Erlebnissen zu berichten. Nab�l wu�te, da� Siyyid Ism�`�l regelm��ig um Mitternacht hinausging und mit seinem Turban die Stra�e vor Bahá'u'lláhs Haus fegte, dann den Kehricht in seine `Ab� sammelte und in den Tigris warf. Diese Erde und dieser Staub, pflegte er zu sagen, seien durch Seine gesegneten F��e geheiligt und d�rften mit nichts Unreinem in Ber�hrung kommen. Auf Nab�ls Fragen antwortete Siyyid Ism�`�l pr�zise und wohl�berlegt, wobei ihm die Tr�nen aus den Augen traten: "Was ich gesehen habe, l��t sich nicht beschreiben. Nachdem ich Ihn um geistigen Beistand gebeten und Er mir gesagt hatte, dieser sei mir gew�hrt, tat sich in meinem Herzen eine T�r um die andere auf, und meine Seele wurde mit Gedanken vertraut, die nicht von dieser Welt waren. Eines Nachts bat mich Seine gesegnete Person in Seinem B�r�n� um eine Kerze, um ein Schriftst�ck durchzulesen, und pl�tzlich - ich war wie gew�hnlich in Staunen �ber meinen eigenen Zustand versunken - kam mir der Gedanke: `Ist es wohl m�glich, da� dieses Antlitz, nach dessen Anblick sich die Erw�hlten und die Gottesboten gesehnt haben, in einem menschlichen Tempel entschleiert werden k�nnte?' Kaum war mir dieser Gedanke durch den Sinn gefahren, da rief mir Seine gesegnete Stimme zu: `Aq� Siyyid Ism�`�l, schau her!' Und als ich auf Sein gesegnetes Antlitz blickte, sah ich, was kein Wort je beschreiben kann. Ich kann nur soviel sagen: Mir schien, als ob hunderttausend endlose, sonnenbeschienene Meere auf diesem Gesegneten Antlitz wogten. Was danach geschah, wei� ich nicht mehr. Mein letztes Wort an dich ist dies: Bitte niemals um dergleichen, sei zufrieden mit dem, was dir gegeben ist, sprich allezeit: `O Gott! Gew�hre, da� es mit uns gut zu Ende geht!' - und bete du f�r mich, auf da� mein eigenes Ende gut werden m�ge."

#165

Dieser Vorfall, den Siyyid Ism�`�l dem Nab�l schilderte, hat sich so zugetragen. Bahá'u'lláh war eines Tages im Hause des Aq� Muhammad-Rid�y-i-`Ar�d zu Gast. Vor Ihm standen Schalen mit Fr�chten und S��igkeiten. Siyyid Ism�`�l war ebenfalls zugegen. Als Bahá'u'lláh dem Siyyid einige S��igkeiten reichte, brachte dieser seinen Wunsch nach geistiger Nahrung zum Ausdruck, worauf Bahá'u'lláh erwiderte: �Dies wurde dir soeben gew�hrt.�

Nun war Siyyid Ism�`�l von der Liebe zu Bahá'u'lláh entflammt. Die Gedichte, die er hinterlassen hat, zeugen von dieser alles verzehrenden Liebe.�

H�rt dies von mir:
Noch einmal sage ich - und dabei brenne ich -:

"Hat je man Blumen schon gesehen, die im Feuer knospen?"

Dies sage ich - und dabei brenne ich.
"Zerrei�t die Schleier!
Die Mittel bringt hervor!
Atmet der Liebe Hauch!"
Dies sage ich - und dabei brenne ich.
"Seht den Garten eures Herrn,
Das Land, das g�ttliche.
Vor Ihm wird alles wie ein Nichts."
Dies sage ich - und dabei brenne ich.
Gen�ge dir mein Wort zum Schlu�:
"Die Seele hat Er mir entflammt,
Mein Leben geb' ich hin auf Seinem Pfad."
Dies sage ich - und dabei brenne ich.

� aus einem unver�ffentlichtem Tagebuch von Aq� Rid�

#166

Danach konnte man morgens vor Sonnenaufgang Siyyid Ism�`�l sehen, wie er den Zugang zu Bahá'u'lláhs Haus fegte. Eines Tages wurde beobachtet, wie er noch fr�h am Morgen die Stadt Baghdad in Richtung K�zimayn verlie�. Unterwegs lie� er sich am Stra�enrand nieder, blickte in die Richtung von Bahá'u'lláhs Haus sowie der heiligen Schreine des siebten und neunten Im�ms und schnitt sich die Kehle durch, und so starb er. Durch diese Handlung wurde er als "Dhab�h" - das Opfer - bekannt. Die Feder Bahá'u'lláhs hat ihn als �der Geliebte und der Stolz der M�rtyrer� verherrlicht.

Zollbeamte, die den Siyyid hatten die Stadt verlassen sehen, stellten Ermittlungen an, als von ihm nichts mehr zu sehen war. Sie fanden ihn tot auf, eine Rasierklinge in der Hand. Sie unterrichteten den persischen Konsul und brachten die Leiche des Siyyids zur Seraye, von wo aus man sie nach K�zimayn trug und dort im Tall-i-Ahmar (Roter H�gel) beisetzte.�

� Das Selbstopfer Siyyid Ism�`�ls ereignete sich in der Amtszeit von Dab�ru'l-Mulk als persischer Konsul (8.Juni 1859 bis ca. ein Jahr sp�ter). Dieser war der Nachfolger von Mirza Ibr�h�m Kh�n, der am 28. Dezember 1858 starb. (Die Daten stammen aus britischen Konsulatsurkunden, Aktenzeichen FO 195.577 und .624.) Beide M�nner standen Bahá'u'lláh und Seinen Gef�hrten freundlich gegen�ber.

#167

Schlie�lich war da noch H�j� Hasan-i-Turk. Er hatte die Gegenwart Bahá'u'lláhs zuerst in Kirmansh�h erreicht und war mehrmals nach Baghdad gekommen. Ihm wurde wirklich neues Leben eingehaucht. Obgleich er ohne Bildung war, begann er mit der Abfassung eines Kommentars �ber den Qayy�mu'l-Asm�' des B�b. Aber die meiste Zeit sagte er kein Wort. Als seine Schweigsamkeit einmal in der Gegenwart Bahá'u'lláhs zur Sprache kam, bemerkte Er, die Zeit werde bald kommen, wo der H�j� sprechen werde. Dann kam H�j� Hasan eines Tages zu Bahá'u'lláh, einen Dolch in der Hand, und bat um Seine Erlaubnis, sich mit gezogenem Dolch auf die Br�cke zu stellen und jedermann die Sache Gottes zu verk�nden. Bahá'u'lláh sagte ihm liebevoll, aber nachdr�cklich: �H�j�, lege deinen Dolch weg. Der Glaube Gottes mu� in Freundschaft und Liebe den aufnahmebereiten Seelen �berbracht werden. Er braucht keine Schwerter und Dolche.�

+23 #168
Kapitel 23
Baghdad - die letzten Jahre

Das Verhalten eines jungen Theologiestudenten, der sich zur Religion des B�b bekehrt hatte, rief in den Geschicken der B�b�-Gemeinde eine neue Krise hervor.

Der junge Mann hie� Mull� B�qir. Er war der Sohn des Im�m-Jum`ih von Qumshih, einer Kleinstadt bei Isfah�n. Sein Vater hatte ihn zum Theologiestudium nach Najaf geschickt. Dort, im Zentrum schiitischer Gelehrsamkeit, kam ihm zum Bewu�tsein, da� der B�b gekommen war; er traf dort den ber�hmten Nab�l-i-Akbar, Mull� Muhammad (oder Aq� Muhammad) von Q�'in. Dieser Nab�l war einer der f�higsten, gelehrtesten Studenten des gefeierten Shaykh Murtid�y-i-Ans�r� gewesen, des bedeutendsten schiitischen Rechtsgelehrten seiner Zeit (s. Anhang V S.550), und hatte aus seiner Hand ein Zertifikat �ber Ijtih�d erhalten. Die Bekanntschaft mit Aq� Muhammad-i-Q�'in� brachte Mull� B�qir dazu, sich dem Glauben des B�b zu verschreiben, was er mit Leidenschaft und Hingabe tat. Dann erreichte er in Baghdad die Gegenwart Bahá'u'lláhs und wurde sehr gefestigt. Zu seinem Ungl�ck lernte er jedoch einen jungen Shaykh� kennen, einen Sch�ler und Anh�nger von H�j� Muhammad-Kar�m Kh�n-i-Kirm�n�. Dieser Shaykh� war ein unvers�hnlicher Gegner des B�b�-Glaubens und stie� im Beisein von Mull� B�qir st�ndig Schm�hungen gegen den B�b und die B�b� aus. Mull� B�qir versuchte alles, um den jungen Shaykh� von seiner sch�ndlichen Gewohnheit abzubringen; doch gelang ihm dies nicht: Der Shaykh� setzte seine Schm�hungen fort. Schlie�lich kam es soweit, da� Mull� B�qir seine �blen Reden nicht l�nger ertragen konnte. Er vertraute seinen Glaubensbr�dern an, da� er immer heftiger dazu neigte, seinem Peiniger etwas zuzuf�gen. Sie suchten ihn davon abzuhalten, jedoch ohne Erfolg.

#169

Eines Tages griff Mull� B�qir den jungen Shaykh� auf dem Marktplatz mit einem Krumms�bel an. Andere traten dazwischen, hielten Mull� B�qir zur�ck und brachten ihn vor den persischen Konsul, der ihm nahelegte, Baghdad zu verlassen. Noch in der gleichen Nacht machte er sich auf den Weg nach dem Ir�n. Aber das Pech blieb ihm auf den Fersen. In Hamad�n stie� er wieder auf denselben dickk�pfigen jungen Mann mit seinem losen Mundwerk, der sich von seinen Verletzungen erholt hatte und ihn unverz�glich beim Gouverneur anzeigte. Mull� B�qir wurde verhaftet und durchsucht. Er trug ein Sendschreiben Bahá'u'lláhs bei sich, in dem Dieser ihn f�r seine vorschnelle Handlung r�gte.

Der Gouverneur von Hamad�n befand, da� Mull� B�qir sich des Ungehorsams gegen seinen Herrn schuldig gemacht hatte und Gef�ngnisstrafe verdiente. Er wurde ins Gef�ngnis geworfen, und als man ihn wieder entlie�, ging er nach Baghdad zur�ck. Bahá'u'lláh gab ihm jedoch nicht den gleichen Empfang wie zuvor. Sein Angriff auf den jungen Shaykh� hatte f�r die B�b�-Gemeinde sehr sch�dliche Auswirkungen gehabt, und die Verhaftung von Aq� `Abdu'r-Ras�l und seinem Bruder war auf B�qirs un�berlegte und t�richte Handlung zur�ckzuf�hren. Bahá'u'lláh wies die meisten B�b� an, Baghdad zu verlassen.

Nun betrat im Juli 1860 Mirza Buzurg Kh�n-i-Qazv�n� als persischer Konsul den Schauplatz. Er war ein Mann von gro�em Einflu�, der zuvor den Posten des Konsuls in Erzerum bekleidet hatte. Schon vor seiner Ankunft hatte sich herumgesprochen, er komme, um mit diesen st�renden B�b� endlich Schlu� zu machen. Um zu demonstrieren, was f�r ein wichtiger, angesehener Mann er war, ritt oder stolzierte Mirza Buzurg Kh�n in den Stra�en umher und putzte sich in der �ffentlichkeit heraus, umgeben von einem gro�en Schl�gertrupp, den er mitgebracht hatte.

Mirza Buzurg Kh�n verb�ndete sich mit Shaykh `Abdu'l-Husayn-i-Tihr�n�, der sich schon seit etwa zwei Jahren im `Ir�q befand und ein unvers�hnlicher Gegner Bahá'u'lláhs war. Shaykh `Abdu'l-Husayn, mit dem Beinamen Shaykhu'l-`Ir�qayn (s. Anhang V S.537), war von N�siri'd-D�n Sh�h nach Karbil� entsandt worden mit dem Auftrag, die dringend notwendigen Reparaturarbeiten an den heiligen Schreinen zu beaufsichtigen.

#170

Der neue persische Konsul machte gegen�ber den osmanischen Beh�rden eine seltsame Aussage: Er sagte, er beabsichtige einige schurkische M�nner, Fl�chtlinge aus dem Ir�n, festzunehmen. Mustaf� N�r� P�sh�, der V�l� (s. Anhang V S.550), war nur ein paar Monate vor dem Konsul (im M�rz 1860) eingetroffen; er war ein gerechter Mann, der von `Abdu'll�h P�sh� von Sulaym�n�yyih sehr r�hmende Worte �ber Bahá'u'lláh geh�rt hatte. Auch war ihm Mirza Buzurg Kh�ns Absicht sehr wohl bewu�t. Doch t�uschte er Unwissenheit vor und sagte dem Konsul, er k�nne seine Verhaftungen ruhig vornehmen. Mirza Buzurg Kh�n erwiderte, dazu brauche er aber die Hilfe der Regierung. Der V�l� gab seinem Erstaunen Ausdruck, da� der persische Konsul soviel Hilfe ben�tigte, nur um ein paar M�nner festzunehmen. Jetzt war Mirza Buzurg Kh�n gezwungen zu sagen, um wen es sich bei den Persern handelte, die er verhaften wolle. Mustaf� N�r� P�sh� zeigte nun noch gr��eres Erstaunen, da� der Konsul in solch grober Weise von Personen sprach, die in ganz Baghdad bei hoch und niedrig in gro�em Ansehen standen. Er lehnte es ab, mit Mirza Buzurg Kh�ns ruchlosen Anschl�gen etwas zu tun zu haben. Die lahme Erwiderung des Konsuls war: "Sie sind aber Feinde unseres Glaubens und des Ihrigen", worauf er vom V�l� die vernichtende Antwort erhielt: "Haben wir denn verschiedene Glauben?"

Nab�l schreibt, da� Bahá'u'lláh von Zeit zu Zeit Aq�y-i-Kal�m zu einem Besuch zu Mirza Buzurg Kh�n schickte. Eines Tages sagte der t�richte Konsul voller Hochmut zu Aq�y-i-Kal�m, er k�nne mit Bahá'u'lláh machen, was er wolle. Aq�y-i-Kal�m antwortete ihm: "Warum komme ich manchmal zu einem Besuch hierher? Glauben Sie, mir ist es um einen Posten, ein Amt oder eine Pfr�nde zu tun? Wir m�chten Ihnen nur unsere gute Absicht zeigen. Bei Gott! Sollte Er Ihnen Seine Gunst entziehen, w�rden dieselben M�nner, mit denen Sie sich umgeben, Sie ganz gewi� beseitigen." Dann z�hlte Aq�y-i-Kal�m alle Intrigen und b�sen Anschl�ge des Konsuls Punkt f�r Punkt mit solcher Genauigkeit auf, da� dieser nur noch erwidern konnte: "Lassen wir die Vergangenheit ruhen. Sollte Er [Bahá'u'lláh] mir in Zukunft gewogen sein, werde ich Ihm meine Dienste erweisen." Doch wie Nab�l weiter ausf�hrt, war Mirza Buzurg Kh�n unverbesserlich und h�rte niemals auf, gemeinsam mit Shaykh `Abdu'l-Husayn Pl�ne zu schmieden.

#171

Die Gegnerschaft des Konsuls ging so weit, da� er einem Haudegen namens Rid� Turk eine hohe Belohnung anbot, wenn dieser Bahá'u'lláh auflauere und Ihn umbringe. Dieser skrupellose Mann, der keine Furcht kannte und um des Gewinnes willen zu jeder Schandtat bereit war, erz�hlte selber in sp�teren Jahren, da� er nach einer g�nstigen Gelegenheit Ausschau hielt, um dem Wunsch des persischen Konsuls zu entsprechen. Eines Tages bot sich eine Gelegenheit. Wie er wu�te, besuchte Bahá'u'lláh das Bad, und Aq� Muhammad-Ib-r�h�m-i-Am�r, Bahá'u'lláhs Diener, war f�r kurze Zeit weggegangen, um etwas zu erledigen. Rid� Turk betrat das Bad; doch wie er selbst gestand, �berkamen ihn, als er sich pl�tzlich in der Gegenwart Bahá'u'lláhs befand, solche Ehrfurcht und Reue, da� er sich augenblicklich umwandte und die Flucht ergriff.

Jetzt startete Mirza Buzurg Kh�n eine regelrechte Kampagne, um Bahá'u'lláh aus Baghdad zu entfernen. Der mit allen Wassern gewaschene persische Botschafter in Istanbul, H�j� Mirza Husayn Kh�n Mush�ru'd-Dawlih, schrieb an Mirza Sa`�d Kh�n, den Au�enminister in Tihr�n (�ber beide M�nner s. Anhang V S.542f S.552f), da� der Konsul sich nicht etwa aus dem gl�henden Wunsch, seinem Lande zu dienen, hierf�r so stark mache, sondern da� tieferliegende Beweggr�nde dahintersteckten. Er w�nsche die Tochter des H�j� Mirza H�d�y-i-Jav�hir� wegen ihres Geldes zu heiraten und glaube, da� Bahá'u'lláh ihm im Wege stehe. Mirza Sa`�d Kh�n erwiderte, das sei ihm wohl klar; dennoch sei es dringend erforderlich, die Verbannung Bahá'u'lláhs aus der Nachbarschaft zur �r�nischen Grenze zu betreiben.

Fragen wir bei Shaykh Abdu'l-Husayn nach den Beweggr�nden, die ihn bestimmten, den von ihm eingeschlagenen Weg weiterzugehen und gegen Bahá'u'lláh zu eifern, so war es reiner Fanatismus in Verbindung mit dem angeborenen Ehrgeiz, mehr Ruhm und Anerkennung zu erlangen. Jahrzehnte sp�ter wurde F�dil-i-Tihr�n�, der Enkel dieses geschworenen Gegners von Bahá'u'lláh, zum gl�henden Anh�nger des Glaubens, den sein eigensinniger Gro�vater so sehr verachtet hatte; er erlangte verdienten Ruhm als Verk�nder und Lehrer der Sache Bahá'u'lláhs.

#172

Der V�l� von Baghdad, Mustaf� N�r� P�sh�, hatte vor seiner Ernennung zum Gouverneur des Ir�q dem Sultan Abdu'l-Maj�d pers�nlich sehr nahegestanden. Aus diesem Grund konnte er die Entlassung eines gewissen Rid� P�sh� vom Hof des Sultans mit Erfolg betreiben. Sp�ter jedoch erlangte Rid� P�sh� wieder die Gunst des Herrschers und eine neue Stellung. Nachdem er wieder in Amt und W�rden war, begann Rid� P�sh� seinen Racheplan zu schmieden. Er erreichte, da� ein Milit�rberater namens Ahmad Tawf�q P�sh� nach Baghdad entsandt wurde; diesen wies er an, gegen Mustaf� N�r� P�sh� solche Beschuldigungen zu erheben, da� er entlassen w�rde. Auch gab Rid� P�sh� dem Ahmad P�sh� zu verstehen, da� er im Falle des Erfolgs selbst Gouverneur von `Ir�q w�rde. Mit diesem Anreiz ging Ahmad P�sh� systematisch daran, das Vertrauen einiger Honoratioren von Baghdad zu gewinnen. Diese wu�ten um seine enge Freundschaft zu Rid� P�sh� und um dessen enormen Einflu� in den inneren Kreisen um Sultan `Abdu'l-Maj�d, und so gaben sie sich f�r seine Pl�ne her; im geheimen wurde eine Liste mit Anschuldigungen wegen Unterschlagungen und Bestechlichkeit erstellt, von einigen der Honoratioren unterzeichnet und nach Istanbul geschickt. Sobald Rid� P�sh� dieses Dokument in H�nden hatte, telegrafierte er nach Baghdad, da� Mustaf� N�r� P�sh� entlassen sei und bis zu einer f�rmlichen Untersuchung unter Hausarrest zu stellen sei.

Der Milit�r Ahmad P�sh� erhielt seine Gouverneursstelle (die allerdings sp�ter noch best�tigt werden mu�te) im M�rz 1861; er lie� nun den Wohnsitz des gedem�tigten Mustaf� N�r� P�sh� mit Wachen umstellen und dadurch von jeglicher Au�enverbindung abriegeln. `Abdu'll�h P�sh� von Sulaym�n�yyih, ein pers�nlicher Freund des entlassenen V�l�, wurde daran gehindert, mit ihm zusammenzutreffen. Er sah sich selbst bedroht und in gro�er Gefahr. Er hatte niemanden, an den er sich wenden konnte, au�er Bahá'u'lláh, der ihn huldvoll und freundlich empfing und ihm riet, er solle sich nicht betr�ben. �Gehe hin und sage dem V�l� von Uns,� so sprach Er zu `Abdu'll�h P�sh�, �er solle sein ganzes Vertrauen auf Gott setzen und jeden Tag neunzehnmal diese beiden Verse sprechen: `Wer sein Vertrauen auf Gott setzt, dem wird Gott gen�gen` und: `Wer Gott f�rchtet, dem wird Gott Hilfe senden.`� Als `Abdu'll�h P�sh� erw�hnte, da� niemand den V�l� besuchen d�rfe, riet Bahá'u'lláh ihm, direkt bei Ahmad P�sh� eine Eingabe zu machen. �Wenn er sieht, da� du dein Gesuch in der richtigen Form vorbringst,� sagte Bahá'u'lláh, �dann wird er dir die Genehmigung erteilen, deinen Freund zu besuchen.� `Abdu'll�h P�sh� folgte diesem Rat. Ahmad P�sh� war von seiner Treue beeindruckt und erlaubte ihm, den entlassenen V�l� sooft zu besuchen, wie er es w�nschte. So hatte `Abdu'll�h P�sh� die M�glichkeit, Mustaf� N�r� P�sh� zu besuchen und ihm die Botschaft Bahá'u'lláhs zu �berbringen. Wenige Tage sp�ter traf die Nachricht vom Tode des Sultan `Abdu'l-Maj�d und von der Thronbesteigung des Sultan `Abdu'l-`Aziz am 14. August 1861 ein; es folgte unmittelbar die neuerliche Vertreibung Rid� P�sh�s vom Hofe, und es ging ein Telegramm ein, in dem Mustaf� N�r� P�sh� wieder in sein Amt eingesetzt wurde. Jetzt war die Reihe an Ahmad P�sh�, um Hilfe zu bitten; er erinnerte `Abdu'll�h P�sh� daran, da� er seiner Bitte stattgegeben habe, und bat ihn, sich einzuschalten, um ihn vor dem Zorn des V�l� zu bewahren. Der P�sh� von Sulaym�n�yyih entsprach diesem Wunsch bereitwillig und f�hrte Ahmad P�sh� vor den V�l�; bei dieser Begegnung wurde eine Vers�hnung erreicht. Nach einiger Zeit traf der Schwiegersohn des V�l� aus Istanbul ein mit der Vollmacht, eine f�rmliche Untersuchung vorzunehmen. Zu jedermanns Erstaunen wurde die v�llige Unschuld Mustaf� N�r� P�sh�s erwiesen. Abdu'll�h P�sh� lie� jetzt alle Leute wissen, wem der Gouverneur f�r seine Befreiung zu Dank verpflichtet war.

#173

Mustaf� N�r� P�sh�, der seine Rettung aus der Schmach Bahá'u'lláh zu verdanken hatte, blieb diesem bis an sein Lebensende in unersch�tterlicher Treue ergeben, obwohl es ihm in Baghdad nicht m�glich gewesen war, Seine Gegenwart zu erreichen. Als Bahá'u'lláh 1863 in Konstantinopel eintraf, war Mustaf� N�r� P�sh� ebenfalls dort. Er lie� alle Zur�ckhaltung au�er acht und lie� Bahá'u'lláh seine Ehrerbietung �bermitteln. Dieser entsandte den Gr��ten Zweig [`Abdu'l-Bahá] und Aq�y-i-Kal�m, um den P�sh� zu treffen; danach kam Mustaf� P�sh� selbst mehrere Male, und so wurde sein Herzenswunsch erf�llt.

`Abdu'll�h P�sh� von Sulaym�n�yyih, schon immer ein ergebener Freund Bahá'u'lláhs, wurde noch mehr best�rkt, nachdem er Die Sieben T�ler gelesen hatte. Er erhielt den Gouverneursposten in V�n, ging jedoch �u�erst ungern, weil dies die Trennung von Bahá'u'lláh bedeutete. Sp�ter versuchte er nach Adrianopel zu kommen, um dort zu Ihm zu gelangen; doch es sollte nicht sein. Im Jahr A.H. 1304 (1886/87) reiste er zwecks �rztlicher Behandlung nach Beirut, und in dieser Stadt verstarb er.

Zwei angesehene und beg�terte Perser, die in Baghdad wohnten, waren so stark in den Bann Bahá'u'lláhs geraten, da� sie den Glauben des B�b annahmen und dar�ber hinaus die Nachla�verwaltung ihres umfangreichen Besitzes testamentarisch den W�nschen Bahá'u'lláhs anheimstellten. Der eine hie� H�j� Mirza H�d�y-i-Jav�hir�, der andere H�j� H�shim-i-`Att�r. H�j� Mirza H�d� hatte seit Jahren gro�en Kummer mit seinem Sohn Mirza M�s� und berechtigte Sorgen um dessen Zukunft. Der Wandel, der nun in Mirza M�s� durch dessen Hinwendung zu Bahá'u'lláh eingetreten war, wurde zur Ursache daf�r, da� der Vater dem Weg seines Sohnes folgte und sein Testament in der besagten Weise ausfertigte. Nab�l berichtet, wie die Nachricht von der Handlungsweise der beiden angesehenen Perser Shaykh `Abdu'l-Husayn und Mirza Buzurg Kh�n derma�en in Rage brachte, da� sie aufs neue gegen Bahá'u'lláh zu intrigieren begannen. Aber wie schon erw�hnt, war der Mush�rud'd-Dawlih klug genug, um die R�nke des Konsuls zu durchschauen.

#174

Bald danach richtete H�j� H�shim-i-Attar ein Festessen aus, und es war sein Wunsch, da� es durch die Anwesenheit Bahá'u'lláhs geehrt w�rde. Wie uns Nab�l berichtet, wurde es ein so gl�nzendes Ereignis, da� die Leute in Baghdad versicherten, so etwas h�tten sie noch nie gesehen, und eigens Berichte an N�siri'd-D�n Sh�h und den Sultan der T�rkei geschickt wurden. Am Tage des Festessens war H�j� H�shim selbst, trotz seiner fortgeschrittenen Jahre, st�ndig auf den Beinen, um seine G�ste zu bedienen. Nachdem alles vor�ber war und Bahá'u'lláh dem Empfang die Ehre Seiner Anwesenheit gegeben hatte, f�hlte H�j� H�shim, da� ihm nun nichts mehr blieb, wof�r er noch leben sollte, und bald danach starb er. Trotz der Bestimmungen seines Testaments begannen seine Schwiegers�hne, die mit den Unheilstiftern unter einer Decke steckten, sich skrupellos aus seinem Nachla� zu bereichern. Einige aufrechte M�nner von Baghdad kamen zu Bahá'u'lláh und baten Ihn einzugreifen, da jedermann �ber die Bestimmungen in H�j� H�shims Testament informiert war. Doch Bahá'u'lláh antwortete: "Was uns geh�rt hat, war die gesegnete Person des H�j�, der nun aus dieser Welt geschieden ist. Was sein Verm�gen anbetrifft, so sollen die, die den Reicht�mern dieser Welt Gewicht beimessen, sich damit versorgen." Als jedoch die Schwiegers�hne anfingen, die Witwe und die j�ngeren Kinder des H�j� zu berauben, schritt Bahá'u'lláh ein; Er lie� einige von denen, die sich so ungerecht verhielten, zu sich kommen und trug ihnen auf, ihre Handlungsweise zu �ndern. Sie beugten sich Seiner Autorit�t. Der Anteil der Kinder wurde abgetrennt und der Mutter gegeben, und Bahá'u'lláh setzte eine vertrauensw�rdige Person zur Verwaltung ihres Erbes und ihres Gesch�ftes ein.

Auch im Falle des Nachlasses von H�j� Mirza H�d�y-i-Jav�hir� unternahm Bahá'u'lláh etwas, um sicherzustellen, da� niemand ungerecht behandelt wurde. Er beauftragte den Gr��ten Zweig und Aq�y-i-Kal�m, sich um diese Sache zu k�mmern. Nab�l gibt an, da� 30000 T�m�n (in der damaligen Zeit eine erhebliche Summe) ein Zehntel� von H�j� Mirza H�d�s Hinterlassenschaft ausmachten und da� Bahá'u'lláh Seine Absicht mit folgenden Worten bekanntgab: �Diese 30000 T�m�n gebe Ich dem Mirza M�s� [dem Sohn des H�j� Mirza H�d�], damit er mit seinen Schwestern Frieden hat.�

� Ein Zehntel (ushr) war der �bliche Anteil f�r den Testamentsvollstrecker

#175

Nab�l betont, da� diese sich mehrenden Anzeichen von Bahá'u'lláhs Autorit�t den Shaykh Abdu'l-Husayn wurmten, der, obgleich Mujtahid, von Nasiri'd-D�n Sh�h geehrt und mit Sondervollmachten ausgestattet, noch nicht einmal einen Teil dieser Autorit�t f�r sich aufbringen konnte. Stattdessen wich er auf gro�e Spr�che aus. "Ich hatte einen Traum," sagte er, "da� ich mit dem Sh�h unter einer Kuppel stand, und �ber dem Kopf des Sh�hs schwang eine Tafel hin und her, auf der Quran-Verse in lateinischen Lettern standen. Dies hatten anscheinend die B�b� angestiftet, und der Sh�h teilte mir beim Anblick der Tafel mit, da� die B�b� f�r diesen Frevel Verantwortung tr�gen; `aber warten Sie nur,` fuhr der Sh�h fort, `bald werde ich mit diesem Schwert an meiner Seite diese Leute vernichten.`" Bei anderer Gelegenheit erlog der Shaykh einen zweiten Traum. "Mir tr�umte," sagte er, "da� ich mit einer Anzahl von Gef�hrten zu Pferde nach Tihr�n unterwegs war. Bei Kh�niqayn holte mich ein B�b� aus Baghdad ein. Er trug eine mit Blut gef�llte Flasche in der Hand und verspritzte etwas von dem Blut �ber mich. Das bedeutet," so legte er seinen Traum aus, "da� meine Bem�hungen, diese Leute niederzuschlagen, k�nigliches Lob ernten und ich nach Tihr�n gerufen werde. Aber die B�b� werden mich ermorden, und mein Tod wird die Regierung und das Volk des Ir�n so emp�ren, da� sie sie mit vereinter Kraft ausl�schen werden."

Ein Vertrauter des Shaykh `Abdu'l-Husayn, der auch h�ufig das Haus Bahá'u'lláhs aufsuchte - in der vergeblichen Hoffnung, er k�nne das Geheimnis des Elixirs finden, nach dem die Alchemisten so begierig geforscht hatten -, berichtete Bahá'u'lláh von diesen Tr�umen. Bahá'u'lláh erwiderte l�chelnd, der erste Traum des Shaykh sei ein Hinweis darauf, da� die Offenbarung des B�b aus der gleichen Quelle wie der Quran gekommen sei, jedoch erneuert und neu dargelegt. Was nun den zweiten Traum betreffe, so k�nne Shaykh `Abdu'l-Husayn beruhigt sein, da� kein B�b� ihn t�ten werde, da� er aber auch nicht zum Empfang neuer Ehren vorgeladen werde. Der Mann hinterbrachte dem Shaykh alles, was er von Bahá'u'lláh geh�rt hatte; er riet ihm, seine Sprache zu m��igen und eine Begegnung mit Bahá'u'lláh zu suchen, um selbst zu erfahren, welch authentische Macht das Oberhaupt der B�b�-Gemeinde ausstrahle und wie herrlich sein Ausdruck und seine Sprache seien. Dem Shaykh `Abdu'l-Husayn schien dieser Vorschlag zu gefallen; Bahá'u'lláh war bereit, ihn zu empfangen, doch im letzten Augenblick machte der Shaykh einen R�ckzieher und setzte seine Machenschaften und R�nke fort.

#176

Mirza Buzurg Kh�n hatte die Entt�uschung �ber den Fehlschlag seiner Bem�hungen, den V�l� zum Helfershelfer gegen die B�b� zu gewinnen, kaum verwunden. Er suchte jetzt nach schwachen Stellen in dem Schutzschild vollkommener Rechtlichkeit, der Bahá'u'lláh umgab, um Ihm eine schMirzaiche Wunde beibringen zu k�nnen; doch auch hier wurde er bitter entt�uscht, denn er fand nichts. Bahá'u'lláh wurde von Leuten, die Ihm wohlgesonnen waren und denen die ha�erf�llte, feindselige Haltung des persischen Konsuls nicht verborgen blieb, st�ndig gedr�ngt, Ma�nahmen f�r Seinen eigenen Schutz zu ergreifen. Auf alle ihre Vorstellungen erhielten sie immer die gleiche Antwort: Er hatte Sein Vertrauen in Gott gesetzt, und "Gott ist der beste Besch�tzer". Mull� `Al�-Mard�n aus Kark�k bot Ihm die Benutzung eines gepflegten Hauses an, das er in dieser Stadt besa�; er hoffte, Bahá'u'lláh w�rde sich f�r einige Zeit aus dem Umkreis des ha�erf�llten Konsuls und seines Anhangs entfernen.

Den Konsul mu� es auch besonders ge�rgert haben, da� der Gangster Rid� Turk ihn bei dem Auftrag, Bahá'u'lláh zu t�ten, im Stich gelassen hatte. Wie Aq� Rid� schreibt, waren die B�b� allm�hlich dahintergekommen, welch b�se Absichten Mirza Buzurg Kh�n verfolgte und wie er mit Shaykh `Abdu'l-Husayn gemeinsame Sache machte; einige B�b� beschatteten insgeheim das Haus Bahá'u'lláhs.

Jahrzehnte sp�ter, im August 1919, erz�hlte `Abdu'l-Bahá den in seinem Empfangszimmer in Haifa versammelten Bahá'í von den vergangenen Begebenheiten. An einem Abend sprach Er von den R�nken des Shaykh `Abdu'l-Husayn und des Mirza Buzurg Kh�n. Dr. Lutfu'll�h Hak�m schrieb mit, was der Meister sagte, und obwohl seine Aufzeichnungen nicht wortgetreu sein konnten, geben sie doch die Erinnerungen des Meisters an l�ngst vergangene Tage ziemlich genau wieder:

#177

�Als die Mujtahids und N�siri'd-D�n Sh�h den Shaykh `Abdu'l-Husayn in den `Ir�q schickten und dieser mit seiner Hetze gegen die Gesegnete Vollkommenheit [Bahá'u'lláh] begann, versammelten sich die Mujtahids in K�zimayn, um �ber einen heiligen Krieg zu beraten, und wandten sich an den V�l� um Hilfe. Auf die Antwort des V�l�, da� er nichts unternehmen k�nne, sandten sie Briefe nach Baghdad, woraufhin sich dort eine gro�e Zahl von Persern und schiitischen Arabern zusammenfand. Die Erregung in Baghdad erreichte den Siedepunkt, und man rief sogar Shaykh Murtid� aus Karbil� herbei mit der Begr�ndung, da� das Wohl des Glaubens bedroht sei. Auf dem Weg nach Baghdad erlitt Shaykh Murtid� einen Unfall; daraufhin hielt er sich zur�ck und bat, man m�ge ihn verschonen. Weil er die Angelegenheit nicht pers�nlich untersucht hatte, lehnte er es ab, einzugreifen. Durch Zaynu'l-`Abid�n Kh�n Fakhru'd-Dawlih sandte der Shaykh die folgende Botschaft an die Gesegnete Vollkommenheit: "Ich wu�te nicht Bescheid; h�tte ich etwas gewu�t, dann w�re ich nicht gekommen. Jetzt will ich f�r Sie beten.� (Aufzeichnung Dr.L.Hak�m)

�Zwei Tage sp�ter wollten die Leute, die sich in K�zimayn versammelt hatten, kommen und uns angreifen. Wir waren alles in allem nur sechsundvierzig, und unser starker Mann war Aq� Asadu'll�h-i-K�sh� (K�sh�n�), dessen Degen bis auf den Boden herunterhing, auch wenn er ihn �ber dem Sh�l [dem als G�rtel benutzten Tuch] trug. Nun war da ein gewisser Siyyid Hasan aus Sh�r�z. Er war kein Gl�ubiger, aber ein sehr guter Mann. Eines Morgens hatte die Gesegnete Vollkommenheit in der Fr�he das Haus verlassen, als dieser Aq� Siyyid Hasan an unsere T�r klopfte. Unsere schwarze Magd �ffnete, Aq� Siyyid Hasan kam herein und fragte ganz aufgeregt: "Wo ist der Aq� [Bahá'u'lláh]?" Ich sagte: "Er ist zum Flu� gegangen." "Was sagen Sie da?" erwiderte er. Ich bot ihm Tee an und sagte: "Er kommt wieder." Er antwortete: "Aq�! Die Welt steht auf dem Kopf ... Es geht alles drunter und dr�ber ... Wissen Sie, da� heute nacht bei Shaykh `Abdu'l-Husayn und dem Konsul eine Beratung stattgefunden hat? Man ist sich auch mit dem V�l� irgendwie einig geworden. Wie kommt es, da� die Gesegnete Vollkommenheit zum Flu� gegangen ist? Sie haben beschlossen, morgen anzugreifen." W�hrend er mir noch erz�hlte, was vorgefallen war, trat die Gesegnete Vollkommenheit herein. Aq� Siyyid Hasan wollte gleich seine Besorgnis zum Ausdruck bringen; aber die Gesegnete Vollkommenheit sagte: "La� uns von etwas anderem sprechen" und sprach weiter. Etwas sp�ter bestand Aq� Siyyid Hasan darauf, seinen Kummer loszuwerden; doch von der Gesegneten Vollkommenheit bekam er zu h�ren: "Es ist ohne Bedeutung." So blieb Aq� Siyyid Hasan zum Mittagessen und ging dann nach Hause.� (Aufzeichnung Dr.L.Hak�m)

�Am Sp�tnachmittag ging die Gesegnete Vollkommenheit nach drau�en. Die Freunde scharten sich um Ihn. Zwei von ihnen waren heuchlerisch: H�j� `Abdu'l-Hamid und Aq� Muhammad-Jav�d-i-Isfah�n�. Die Gesegnete Vollkommenheit ging auf und ab. Dann wandte Er sich an die Freunde und sagte: "Habt ihr das Neueste geh�rt? Die Mujtahids und der Konsul sind zusammengekommen, sie haben zehn- bis zwanzigtausend Leute um sich versammelt und wollen den heiligen Krieg gegen Uns f�hren." Darauf sprach Er die zwei Heuchler an: "Geht und sagt ihnen, bei dem Einen Gott, dem Herrn aller Dinge: Ich will zwei M�nner ausschicken, die sie den ganzen Weg bis K�zimayn zur�cktreiben sollen. Wenn sie eine Herausforderung annehmen k�nnen, dann sollen sie ruhig kommen." Die beiden gingen schnell weg und erz�hlten, was sie geh�rt hatten. Und wi�t ihr, was geschah? Sie gingen auseinander!� (Aufzeichnung Dr.L.Hak�m)

#178

Aq� Rid� schreibt, da� in all dieser Zeit Bahá'u'lláh niemals Seine t�glichen Besuche in den Kaffeeh�usern unterlie�. Er ging allein aus, abgesehen von Seinen zwei Begleitern, Aq� Na-jaf-`Al� und Aq� Muhammad-Ibr�h�m-i-Am�r-i-Nayr�z�, und es gab sogar Tage, berichtet Aq� Rid�, an denen Bahá'u'lláh das Haus verlie�, ohne sie um ihre Begleitung zu bitten. Niemals zeigte Er Furcht oder Besorgnis. In deutlichem Gegensatz dazu ging Mirza Yahy� verkleidet nach drau�en und verbarg immer sein Gesicht. Einmal war er der H�j� `Al�y-i-L�s-Fur�sh (ein Seidenh�ndler), ein andermal ein Schuh- und Pantoffelh�ndler aus Basrah, immer �ngstlich, immer auf der Hut.

Dann erhielt Bahá'u'lláh Besuch von Mull� Hasan-i-Am�. H�ren wir seine Geschichte von `Abdu'l-Bahá (Beantwortete Fragen Kapitel 9):

#179

�In Baghdad kam es oft vor, da� gewisse `islamische Ulam�, j�dische Rabbiner und Christen sich mit europ�ischen Gelehrten ein gesegnetes Stelldichein (ein Zusammentreffen mit Bahá'u'lláh) gaben: jeder brachte irgendeine Frage vor, und obgleich sie ganz unterschiedlichen Kulturstufen angeh�rten, erhielt jeder eine ausreichende, �berzeugende Antwort und ging zufrieden wieder weg. Auch die persischen `Ulam� in Karbil� und Najaf erw�hlten einen weisen Mann, den sie mit einer Botschaft zu Ihm schickten; er hie� Mull� Hasan-i-`Am�. Er trat in die Heilige Gegenwart und stellte namens der `Ulam� einige Fragen, die ihm Bahá'u'lláh beantwortete. Dann sagte Hasan-i-Am�: "Die `Ulam� anerkennen ohne Z�gern das Wissen Bahá'u'lláhs und bezeugen seine Tugenden; sie sind einm�tig der �berzeugung, da� er in aller Gelehrsamkeit un�bertroffen ist, und es ist auch klar zu erkennen, da� er sein Wissen nicht durch Studium oder anderweitig erworben hat; doch dann fuhren die `Ulam� fort: `Wir sind damit nicht zufrieden, wir akzeptieren nicht die Wahrheit seiner Sendung aufgrund seiner Weisheit und Rechtlichkeit. Deshalb fordern wir ihn auf, uns ein Wunder zu zeigen, um unser Herz zufriedenzustellen und zu beruhigen.`"� (BF Kap.9)

�Bahá'u'lláh erwiderte: "Ihr habt zwar kein Recht, hierum zu bitten - denn es ist an Gott, Seine Gesch�pfe zu pr�fen, nicht aber steht es ihnen zu, Gott zu pr�fen -; dennoch gestatte Ich dieses Verlangen und stimme ihm zu. Aber die Sache Gottes ist kein Schauspiel, das zu jeder Stunde aufgef�hrt wird und von dem jeden Tag eine neue Attraktion erwartet werden kann. W�re es so, dann w�rde die Sache Gottes zu einer Belustigung f�r Kinder. Deshalb m�ssen die `Ulam� zusammenkommen und einstimmig ein Wunder ausw�hlen und zu Protokoll geben, da� sie nach Vollbringung des Wunders keinen Zweifel mehr �ber Mich hegen und allesamt die Wahrheit Meiner Sache anerkennen und bezeugen werden. Dieses Papier sollen sie siegeln und Mir �berbringen. Dies mu� die einvernehmliche Bedingung sein: Wird das Wunder vollbracht, geben sie jeden Zweifel auf; im anderen Fall sind Wir der Betr�gerei �berf�hrt."� (BF Kap.9)

�Der gelehrte Hasan-i-`Am� erhob sich und sagte: "Es gibt nichts mehr hinzuzuf�gen"; darauf k��te er das Knie des Gesegneten, obwohl er kein Gl�ubiger war, und ging. Er versammelte die `Ulam� und �berbrachte ihnen die heilige Botschaft. Sie berieten zusammen und sagten: "Dieser Mann ist ein Zauberer; vielleicht wird er eine Zauberei vollf�hren, und dann beibt uns nichts mehr zu sagen." Aus dieser Einstellung heraus wagten sie es nicht, die Sache weiterzuverfolgen.� (BF Kap.9)

�Dieser Hasan-i-`Am� hat diese Tatsache bei vielen Gelegenheiten berichtet. Von Karbil� ging er nach Kirm�nsh�h und Tihr�n und erz�hlte �berall ausf�hrlich dar�ber, wobei er die Angst und den R�ckzieher der `Ulam� besonders hervorhob.� (BF Kap.9)

�Kurz, alle Seine Gegner im Osten anerkannten Seine Gr��e, Seine Hoheit, Sein Wissen und Seine Rechtschaffenheit; obwohl sie Seine Feinde waren, sprachen sie gleichwohl von Ihm als "dem ruhmreichen Bahá'u'lláh".� (BF Kap.9)

#180

(Bildlegende: Shaykh Murtid�y-i-Ans�r�, der f�hrende Mujtahid der Schiiten bis zu seinem Tod 1864)

#181

Mull� Hasan war so besch�mt, da� er das Gef�hl hatte, er k�nne Bahá'u'lláh nie wieder unter die Augen treten; stattdessen sandte er durch Zaynu'l-Abid�n Kh�n Fakhru'd-Dawlih eine Botschaft: "Ich sch�me mich f�r das Verhalten meiner Kollegen."

Unter diesen Mujtahids war einer, der sie all haushoch �berragte: der gottesf�rchtigste, gelehrteste und gr��te von allen, Shaykh Murtid�y-i-Ans�r�. Er war f�r seine Zeit wirklich einzigartig und ohnegleichen; er lehnte es kategorisch ab, denen seine gewichtige Unterst�tzung zu leihen, die sich zum Widerstand gegen Bahá'u'lláh erhoben hatten. Jedesmal, wenn ihn jemand fragte, was von Bahá'u'lláh und den B�b� zu halten sei, antwortete er: "Gehen Sie und pr�fen Sie selbst."

Den Gegenpol bildete der boshafte Shaykh `Abdu'l-Husayn-i-Tihr�n�, �ber den der H�ter des Baha'i-Glaubens schrieb:

�Nachdem er seine wiederholten Anl�ufe, seinen feindseligen Zweck zu erreichen, durchkreuzt sah, lenkte Shaykh `Abdu'l-Husayn seine Energien jetzt in einen neuen Kanal. Er versprach seinem Komplicen [Mirza Buzurg Kh�n], er werde ihn in den Rang eines Ministers der Krone erheben, wenn er die Regierung dazu bringen k�nne, Bahá'u'lláh nach Tihr�n zur�ckzurufen und erneut ins Gef�ngnis zu werfen. Fast t�glich sandte er langatmige Berichte an die unmittelbare Umgebung des Sh�hs. Er malte �berspannte Bilder vom Aufstieg Bahá'u'lláhs und stellte es so dar, als habe dieser die Nomadenst�mme des `Ir�q zu treuen Anh�ngern gewonnen. Er behauptete, Bahá'u'lláh sei in der Lage, an einem einzigen Tag einhunderttausend Mann aufzustellen, die jederzeit auf Seinen Befehl die Waffen ergriffen. Er beschuldigte Ihn, in Gemeinschaft mit verschiedenen Meinungsf�hrern in Persien eine Erhebung gegen den Herrscher zu planen.� (GGV S.162f)

Wie wir schon aus Abdu'l-Bahás Bericht wissen, hatte Shaykh Abdu'l-Husayn eine Gesellschaft von Turbantr�gern um sich versammelt, um den B�b� den heiligen Krieg zu erkl�ren und einen Angriff gegen sie zu f�hren; jedoch - wie der H�ter der Baha'i-Religion schreibt:

�Zu ihrer Verbl�ffung und Entt�uschung mu�ten sie erfahren, da� der f�hrende Rechtsgelehrte unter ihnen, der ber�hmte Shaykh Murtid�y-i-Ans�r� - ein Mann, der wegen seiner Toleranz, seiner Weisheit, seines unbeirrbaren Gerechtskeitssinnes, seiner Fr�mmigkeit und seines edlen Charakters weithin geachtet war -, nachdem er von ihren Absichten erfahren hatte, es ablehnte, den ben�tigten Urteilsspruch gegen die B�b� zu verk�nden. Er war es, den Bahá'u'lláh sp�ter im `Lawh-i-Sultan` [dem Sendschreiben an N�siri'd-D�n Sh�h] r�hmte und unter "diejenigen Gelehrten" rechnete, "die in der Tat aus dem Becher der Entsagung getrunken" und "Ihn niemals bel�stigt haben", und von dem `Abdu'l-Bahá als "dem hochangesehenen und belesenen Doktor, dem edlen und gefeierten Gelehrten, dem Siegel der Wahrheitssucher" sprach. Indem er sich darauf berief, die Glaubenss�tze dieser Gemeinschaft nicht gen�gend zu kennen und seitens ihrer Mitglieder von keiner Handlung zu wissen, die nicht in �bereinstimmung mit dem Quran sei, verlie� er ohne R�cksicht auf die Vorhaltungen seiner Kollegen kurzerhand die Versammlung und kehrte nach Najaf zur�ck, nicht ohne zuvor Bahá'u'lláh durch einen Boten sein Bedauern �ber das Vorgefallene �bermittelt und Ihn seines innigen Wunsches f�r Seinen Schutz versichert zu haben. (GGV S.163)

#182

Shaykh Murtid� fand offenbar den von Shaykh `Abdu'l-Husayn und seinen Komplicen verfolgten Kurs so absto�end, da� er sich gedr�ngt f�hlte, sein Bedauern und seine Gebete um Befreiung Bahá'u'lláhs von den b�sen Anschl�gen und der Geh�ssigkeit dieser M�nner gleich durch zwei Boten �bermitteln zu lassen: der eine war, wie schon gesagt, Zaynu'l-`Abid�n Kh�n Fakhru'd-Dawlih, der andere war Mirza Hasan-i-Gul-i-Gul�b.

Als Bahá'u'lláh zwei Jahre sp�ter gerade im Begriff war, Baghdad zu verlassen, kam einer aus der gleichen Gruppe von Turbantr�gern auf Ihn zu und sagte: "Wir wissen immer noch nicht, was wir von Ihnen halten oder wie wir Sie einordnen sollen." Bahá'u'lláh berichtete Nab�l von der Unversch�mtheit dieses Mannes und f�gte hinzu: "Wir haben ihm gesagt: Seit Jahren schon antwortet Shaykh Murtid� jedem, der sich �ber Uns erkundigt, da� dies eine Sache des eigenen Suchens, nicht der Nachahmung� ist und da� er selbst die Wahrheit herausfinden soll. Du bist seinem Rat nicht gefolgt, aber jetzt, zu diesem sp�ten Zeitpunkt, wo Wir uns zur Abreise r�sten, kommst du mit deiner Frage daher. Was sollen wir machen, fragst du! Geh weg und lies deine Kommentare." Und zu Nab�l sagte Bahá'u'lláh noch: "Wir haben niemals zu einem Menschen in dieser Weise gesprochen, aber dieser Mann war eindeutig ein Heuchler."

� Die Nachahmung eines voll anerkannten Rechtsgelehrten ist einer der Hauptpunkte in der shiitischen Doktrin

W�hrend der ganzen Zeit Seiner Verbannung in Baghdad war Bahá'u'lláh immer bereit, die Religionsf�hrer zu empfangen; dies hat Er selbst bezeugt:

�Zw�lf Jahre lang verweilten Wir in Baghdad. So sehr es auch Unser Wunsch war, es m�ge eine gro�e Versammlung von Gottesgelehrten und rechtlich gesinnten M�nnern einberufen werden, um Wahrheit von Falschheit zu unterscheiden und v�llig zu erweisen, geschah doch nichts... Wir w�nschten mit den Gottesgelehrten von Persien zusammenzutreffen. Sobald sie aber davon h�rten, machten sie Ausfl�chte und sagten: "Er ist offensichtlich ein Zauberer!" Dies ist das Wort, das auch fr�her schon aus dem Mund derer hervorkam, die ihresgleichen waren. Diese (Gottesgelehrten) widersprachen dem, was jene sagten, und dennoch wiederholen sie selbst an diesem Tage, was vor ihnen gesagt wurde, und haben kein Verst�ndnis. Bei Meinem Leben! Vor dem Angesicht deines Herrn sind sie nichts als Asche.��

� zit. bei Shoghi Effendi: Der Verhei�ene Tag ist gekommen S.133

#183

Die r�hmliche Haltung des Shaykh Murtid�y-i-Ans�r� rief in dem Kreis um Shaykh `Abdu'l-Husayn Best�rzung und Niedergeschlagenheit hervor. Da� diese Gruppe den Botschafterdiensten des Mull� Hasan-i-`Am� auch nichts entgegenzusetzen hatte, war ein deutliches Zeichen f�r die Nichtigkeit ihrer Behauptungen. Aber Unheil war weiter im Verzug, und die R�delsf�hrer gaben keine Ruhe. Bahá'u'lláh verhielt sich wie bisher und schenkte den Gefahren, die Ihn umlauerten, keinerlei Beachtung. So manchen Abend ging Er allein und ohne Begleitung aus, hinunter zum Ufer des Tigris und zu den Kaffeeh�usern, die Er in all den Jahren in Baghdad regelm��ig besucht hatte. Nab�l merkt an, da� manchmal nur der Gr��te Zweig und Aq�y-i-Kal�m wu�ten, wohin Er gegangen war. V�llig ruhig und ohne Furcht ging Er gerade dorthin, wo Feinde lauerten, um Ihm etwas zuzuf�gen. Wenn Er mit ihnen zusammentraf, unterhielt Er sich mit ihnen und machte sogar Scherze, wobei Er zu erkennen gab, da� Er um ihre Absicht wu�te. So behauptete Bahá'u'lláh in vollkommener Ruhe und Sicherheit das Feld, w�hrend sich Mirza Yahy� in der Verkleidung eines Schuh- und Pantoffelverk�ufers in Basrah aufhielt. Auch Rid� Turk, der Mann, der in das Bad eingedrungen war, um Bahá'u'lláh zu ermorden, dann aber entsetzt die Flucht ergriffen hatte, erz�hlte sp�ter, da� er eines Tages an einem g�nstigen Punkt auf Lauer stand, die Pistole in der Hand. In einiger Entfernung tauchte Bahá'u'lláh auf in Begleitung von Aq�y-i-Kal�m. Wie Rid� Turk selbst bekennt, wurde er beim Anblick Bahá'u'lláhs von solcher Verwirrung ergriffen, da� er die Pistole fallenlie� und sich nicht mehr r�hren konnte. Als Bahá'u'lláh auf gleiche H�he herangekommen war, sagte Er zu Aq�y-i-Kal�m: "Heb die Pistole auf und gib sie ihm, und dann zeig ihm den Weg nach Hause. Er scheint sich nicht mehr zurechtzufinden."

#184

Nab�l berichtet, da� die Gef�hrten Nacht f�r Nacht auf dem Sprunge waren und Bahá'u'lláhs Haus bewachten, um den Feind abzuwehren, sollte er einen Angriff wagen. Aus Tihr�n war ein gewisser Siyyid Husayn-i-Rawdih-Kh�n - ein berufsm��iger Erz�hler der Verfolgungen, unter denen das Haus des Propheten hatte leiden m�ssen - als Pilger in den `Ir�q gekommen. Dieser Mann war Bahá'u'lláh sehr ergeben und begab sich eines sp�ten Abends in Verkleidung zu Dessen Haus. Er wu�te zu berichten, da� auf Anstiften der Gegner �ber hundert Kurden in der n�chsten Nacht, als Trauernde� verkleidet, zu Seinem Haus kommen und es angreifen w�rden. Arabische B�b�, die von dem Anschlag h�rten, versammelten sich in voller St�rke, bereit zur Verteidigung. Bahá'u'lláh versicherte ihnen, es bestehe nicht der geringste Anla�, etwas zu unternehmen. Als in der n�chsten Nacht, etwa vier Stunden nach Sonnenuntergang, die Trauernden auf der Stra�e erschienen und sich auf die Brust schlugen, befahl Bahá'u'lláh Seinen Begleitern, die T�r aufzumachen und sie hereinzubitten. �Sie sind heute unsere G�ste,� sagte Er und lie� ihnen geeistes Rosenwasser und dann Tee reichen. Sie waren als Feinde gekommen und gingen als Freunde wieder weg, und sie gaben bereitwillig zu, da� sie B�ses im Schilde gef�hrt hatten; doch unter dem Eindruck der Hoheit und der G�te, die Bahá'u'lláh ausstrahlte, war ihr Herz verwandelt worden. Beim Abschied riefen sie: "Gott verfluche Ihre Feinde!"

� um den M�rtyrertod des Im�m Husayn

Nab�l erz�hlt auch, da� sogar Mirza Husayn-i-Mutavall� aus Qum Bahá'u'lláh schriftlich ersucht hatte, Sein Haus f�r einige Zeit nicht zu verlassen. Bahá'u'lláh antwortete mit einem Sendschreiben, das mit zwei Zeilen aus einer Ode des H�fiz beginnt:

Zu lieblicht�nenden V�gelchen werden Indiens Papageien,

weil dieser parsische Zuckerhut jetzt nach Bengalen geht.�

� Man hat lange angenommen, da� dieses Sendschreiben, das den Namen Shikkar-Shikan-Shavand tr�gt, an Mirza Sa`�d Kh�n, den Au�enminister von N�siri'd-D�n Sh�h, gerichtet war; Nab�ls Aussage belegt jedoch, da� der wetterwendische Mutavall� von Qum die Ehre hatte, der Empf�nger zu sein.

#185

In diesem Sendschreiben erkl�rt Bahá'u'lláh furchtlos, Er werde nie schwanken, sich nie vor Drohungen beugen, nie vor dem Aufruhr dieser Welt den Mut verlieren. �Wir leuchten wie eine Kerze ... Wir haben alle Schleier verbrannt, Wir haben das Feuer der Liebe entz�ndet ... Wir werden nicht fortlaufen, Wir unternehmen nichts, um den Fremdling abzuwehren, Wir beten um Pr�fungen ... Was k�mmert es eine himmlische Seele, wenn das leibliche Gef�� zerst�rt wird, ist doch dieser K�rper nur ein Gef�ngnis f�r sie ... Bis die vorbestimmte Stunde kommt, hat niemand Macht �ber Uns; und wenn die vorbestimmte Stunde kommt, wird sie Unser ganzes Sein in sehnlicher Erwartung finden ...� Als die Rechtsgelehrten von Karbil� und Najaf diese Botschaft lasen, schreibt Nab�l, waren sie aufs h�chste verwundert.

Sp�ter erinnerte sich Aq�y-i-Kal�m im Gespr�ch mit Nab�l an diese Zeit und an seine feste Gewi�heit, da� sie bald alle verhaftet und in Handschellen den persischen Beh�rden �bergeben w�rden, denn die Motive des gemeinen Volks von Baghdad und ihrer Honoratioren waren ihm nur zu gut bekannt. Er hatte aber mit Bahá'u'lláh nicht �ber solche Dinge sprechen wollen, um Ihm keine Sorgen zu bereiten. "Eines Nachts", so berichtete er, "floh mich der Schlaf. Ich ging st�ndig auf dem Hof auf und ab und �berlegte, was aus unseren Frauen und Kindern w�rde, wenn wir verhaftet werden sollten. Da klopfte es; ich ging zur T�r und erfuhr, da� eine bestimmte Anzahl von M�nnern dazu eingeteilt worden sei, drau�en auf der Stra�e Wache zu halten... Als ich das h�rte, wu�te ich, da� alles in Ordnung war ..., und legte mich schlafen."

Danach beschlo� Bahá'u'lláh, da� die Gef�hrten die osmanische Staatsb�rgerschaft beantragen sollten, um in den Schutz der osmanischen Beh�rden zu gelangen. Als N�miq P�sh�, der Gouverneur von Baghdad, davon erfuhr, war er hoch erfreut. Nab�l erz�hlt, da� Aq� Muhammad-Rid�y-i-Kurd, der in Gesetzesangelegenheiten bewandert war, jeden Tag eine Anzahl der Gef�hrten, immer zwei und zwei, zum Haus des Gouverneurs brachte und f�r sie t�rkische P�sse erhielt. Auch Nab�l selbst war einer der Empf�nger, zusammen mit Aq� Muhammad-Ism�`�l-i-K�sh�n�. Diese Besuche zogen sich fast drei Wochen lang hin, bis alle Perser die t�rkische Staatsangeh�rigkeit hatten. Die Best�rzung von Shaykh `Abdu'l-Husayn und Mirza Buzurg Kh�n war gro�, als sie erfuhren, da� die Gef�hrten jetzt osmanische Staatsb�rger waren.

#186

Nab�l schreibt, da� Bahá'u'lláh damals oft die Mazra`iy-i-Vashsh�sh, ein Hofgut in der Umgebung von Baghdad, aufsuchte. An den meisten Abenden wartete Nab�l selbst auf Ihn, wenn Er bei Sonnenuntergang zur�ckkehrte, bis Er nahe an die Haust�r herangekommen war. Wie Nab�l berichtet, besuchte Bahá'u'lláh gelegentlich auch das Haus von Nab�k�, das in der gleichen Stra�e lag wie Sein eigenes Haus, aber auf der anderen Seite. In diesem Haus wohnten einige der Gef�hrten, darunter Nab�l. Auch Aq� Muhammad-Zam�n, ein Kaufmann aus Sh�r�z, und der Zimmermann Ust�d `Al�-Akbar-i-Najj�r wohnten dort. Sh�tir-Rid� (s. Anhang V S.552) und dessen Bruder hatten ebenfalls ein Haus in dieser Stra�e und betrieben dort eine M�hle und eine B�ckerei. Bahá'u'lláh war der Eigent�mer dieser B�ckerei, die alle Gef�hrten unentgeltlich mit dem t�glichen Brot belieferte. Aq� Muhammad-S�diq, der Vater der beiden B�cker, kam, bereits neunzig Jahre alt, aus Ardak�n bei Yazd nach Baghdad. Er konnte �ber das Verhalten der Geistlichen und �ber seine eigene Bekehrung zum Glauben des B�b viele Geschichten erz�hlen, die, wie Nab�l sagt, Bahá'u'lláh zum L�cheln brachten. Der alte Mann war dar�ber sehr gl�cklich. Er erhob die H�nde zum Dank f�r das Vorrecht, Bahá'u'lláh zum L�cheln gebracht zu haben, und zitierte die Worte des Propheten: "Wer immer einen Gl�ubigen zum Lachen bringt, der macht Mich gl�cklich, und wer immer Mich gl�cklich macht, mit dem ist Gott zufrieden."

Nab�l erz�hlt, da� einer dieser persischen Geistlichen, ein wohlgen�hrter, untersetzter Mann, eines Tages in die Gegenwart Bahá'u'lláhs kam und verk�ndete, sein Titel sei "Kh�tamu'l-Mujtahid�n" (das Siegel der Mujtahids), worauf Bahá'u'lláh erwiderte: "Insh�'all�h" - wenn es Gottes Wille ist.

Dieses "Siegel der Mujtahids" war ein humorvoller Mann, der Bahá'u'lláh mit seinen Geschichten belustigte. Bahá'u'lláh war sehr g�tig zu ihm. Alle empfingen wirklich ihren reichen Anteil an Seiner Gro�mut - Freunde, Besucher, Nachbarn und Passanten gleicherma�en. Nab�l erz�hlt, da� in dem Stadtteil, wo Bahá'u'lláh wohnte, alle Leute in der weiteren Umgebung Geschenke von Ihm �berbracht bekamen, vor allem die Armen, Behinderten und Waisen. Wenn Er selbst ausging und einem Bed�rftigen begegnete, �berh�ufte Er ihn mit den Zeichen Seiner G�te. In einem verfallenen Haus wohnte eine achtzigj�hrige alte Frau. Jeden Tag stand sie um die Stunde, wenn Bahá'u'lláh zum Kaffeehaus an der Br�cke ging, am Stra�enrand und erwartete Ihn. Bahá'u'lláh blieb dann stehen, fragte nach ihrem Ergehen und gab ihr etwas Geld. Sie k��te Ihm die H�nde, wollte Ihm manchmal auch das Gesicht k�ssen, konnte Ihn aber wegen ihrer geringen K�rpergr��e nicht erreichen, bis Er das Gesicht zu ihr niederbeugte. �Sie wei�, da� Ich sie liebe,� pflegte Er zu sagen, �und deshalb liebt sie Mich auch.� Als Er Baghdad verlie�, sorgte Er daf�r, da� ihr bis zu ihrem Lebensende t�glich eine kleine Geldsumme gegeben wurde. Nab�l berichtet auch, da� in jedem Kaffeehaus, das Bahá'u'lláh besuchte, sich bald die vornehme Gesellschaft der Stadt derart dr�ngte, da� der Inhaber ein reicher Mann wurde. Ein Kaffeehaus, das Er h�ufig besuchte, geh�rte einem Mann von imponierendem Aussehen mit wei�em Bart, der Siyyid Hab�b hie� und Vorsteher des Stadtviertels war. Bahá'u'lláh schickte jeden Tag nach ihm und gab ihm Tee. Siyyid Hab�b hatte, wenn er an einem Tag einmal nicht in die Gegenwart Bahá'u'lláhs gekommen war, jedesmal das Gef�hl der Entbehrung, und er meinte, da� dies ein verlorener Tag war. Nach Bahá'u'lláhs Abreise aus Baghdad sah man ihn nie wieder in seinem Kaffeehaus, er gab auch das Teetrinken auf. Das gleiche traf auf Hamd zu, einen anderen Kaffeehausbesitzer: Auch er gab seinen Beruf auf.

#187

Ende 1861 traf Mirza Malkam Kh�n (ein sp�terer F�rst, der den Titel N�zimu'd-Dawlih erhielt) in gro�er Sorge um seine Sicherheit in Baghdad ein. Seine T�tigkeit in Tihr�n und ganz besonders die Tatsache, da� er dort eine Freimaurerloge mit Namen Far�m�sh-Kh�nih (Haus des Vergessens) gegr�ndet hatte, waren N�si-ri'd-D�n Sh�h ein Dorn im Auge, und er wurde des Landes verwiesen. Mirza Buzurg Kh�n gab jedoch aus, er habe von seinen Vorgesetzten den Befehl erhalten, Malkam Kh�n festnehmen und in den Ir�n zur�ckbringen zu lassen. Voller Angst kam Malkam Kh�n zu Bahá'u'lláh. Nab�l sagt, Bahá'u'lláh habe es f�r kl�ger gehalten, da� Malkam Kh�n anderswo Unterkunft f�nde. Er schickte ihn in die Seraye und �bergab ihn der Obhut des V�l�, der ihn sicher nach Istanbul bringen lie�.

Noch einer suchte damals die Gegenwart Bahá'u'lláhs: Mirza Muhammad-Husayn-i-Kirm�n�, auch als Mirza Muh�t bekannt - der Mann, der einst nach dem Tode Siyyid K�zims das Oberhaupt der Shaykh�-Bewegung hatte sein wollen. Ihn hatte der B�b an der Ka`bah in Mekka mit einer Erkl�rung Seiner Sendung herausgefordert und v�llig aus der Fassung gebracht; seine Fragen hatte der B�b mit der Offenbarung der Sah�fiy-i-Baynu'l-Haramayn beantwortet. Trotzdem hatte sich Mirza Muh�t damals vom B�b abgewandt und sein Leben in Karbil� weitergef�hrt, bis er jetzt, rund zwei Jahrzehnte sp�ter, um ein geheimes Zusammentreffen mit Bahá'u'lláh nachsuchte. Nab�l schreibt hier�ber:

#188

�Gegen Ende seiner Tage und noch immer im `Ir�q wohnhaft, lie� er, Ergebenheit f�r Bahá'u'lláh vort�uschend, durch einen der Prinzen, die in Baghdad wohnten, seinen Wunsch �bermitteln, mit Ihm zusammenzutreffen. Er ersuchte darum, da� diese Unterredung als streng vertraulich zu behandeln sei. "Sagt ihm," war Bahá'u'lláhs Antwort, "da� Ich in den Tagen Meiner Zur�ckgezogenheit in den Bergen von Sulaym�n�yyih in einer bestimmten Ode die notwendigen Voraussetzungen dargelegt habe, die jeder Wanderer erf�llen mu�, der den Pfad des Suchens nach der Wahrheit betritt. Teilt ihm aus dieser Ode den folgenden Vers mit: `Wenn es dein Ziel ist, dein Leben zu bewahren, dann n�here dich nicht unserem Hofe; sollte jedoch das Opfer dein Herzenswunsch sein, so komm und la� andere mit dir kommen. Denn dies ist der Weg des Glaubens, wenn dich in deinem Herzen nach der Vereinigung mit Bahá verlangt. Weigerst du dich, diesen Pfad zu gehen, was bel�stigst du uns? Hinweg mit dir!' Wenn er bereit ist, wird er offen und r�ckhaltlos alles daran setzen, Mir zu begegnen; wenn nicht, dann will Ich ihn nicht sehen." Bahá'u'lláhs unzweideutige Antwort verwirrte Mirza Muh�t. Unf�hig, sich zu widersetzen, und nicht gewillt zu folgen, reiste er noch am selben Tag, da er diese Botschaft erhielt, nach seinem Wohnsitz in Karbil� ab. Sofort nach seiner Ankunft erkrankte er und starb drei Tage sp�ter.� (Nab�l I S.170f)

Endlich war es so weit, da� Mirza Buzurg Kh�n unverrichteter Dinge in den Ir�n zur�ckbeordert wurde, von wo aus er seine grimmigen Rachepl�ne gegen Bahá'u'lláh weiterverfolgte. Zur gleichen Zeit erhielt der `Ir�q einen neuen Gouverneur: An die Stelle des Mustaf� N�r� P�sh� trat N�miq P�sh� (s. Anhang V S.551). Dieser Wechsel erfolgte im Jahr 1862. N�miq, der den `Ir�q schon einmal regiert hatte, war wie sein Vorg�nger ein gerechter, uneigenn�tziger Mann.

Der H�ter des Baha'i-Glaubens schreibt �ber diese letzten Jahre in Baghdad:

#189

�Exilperser von h�chstem Rang lie�en bei dem st�ndig wachsenden Ansehen Bahá'u'lláhs alle Gebote der M��igung und der Klugheit au�er acht; sie verga�en ihren Stolz, sa�en Ihm zu F��en und nahmen begierig etwas von Seinem Geist und Seiner Weisheit auf, jeder nach dem Ma�e seiner F�higkeit. Die ehrgeizigeren unter ihnen, so zum Beispiel `Abb�s Mirza, ein Sohn des Muhammad Sh�h, der Vaz�r-Niz�m� und Mirza Malkam Kh�n, aber auch einige Funktion�re ausw�rtiger Regierungen versuchten in ihrer Kurzsichtigkeit, Seine Unterst�tzung und Mithilfe f�r die Verfolgung ihrer Pl�ne zu gewinnen - Pl�ne, die Er ohne Z�gern und aufs sch�rfste verurteilte. Der Vertreter der britischen Regierung, Colonel Sir Arnold Burrows Kemball, damals Generalkonsul in Baghdad, war sich ebenfalls des Ranges bewu�t, den Bahá'u'lláh nun einnahm. Er trat mit Ihm in freundschaftlichen Briefverkehr und bot Ihm sogar, wie Bahá'u'lláh selbst bezeugt, den Schutz der britischen Staatsb�rgerschaft an; auch suchte er Ihn pers�nlich auf und erbot sich, K�nigin Viktoria jede Mitteilung zu hinterbringen, die Er ihr zu �bersenden w�nschte. Ja, er brachte sogar seine Bereitschaft zum Ausdruck, Seine �bersiedelung nach Indien oder an irgendeinen anderen Ihm zusagenden Ort in die Wege zu leiten. Bahá'u'lláh lehnte dieses Anerbieten ab und entschied sich, weiterhin im Herrschaftsbereich des t�rkischen Sultans zu verbleiben. Im letzten Jahr Seines Aufenthalts in Baghdad schlie�lich stattete der Gouverneur N�miq-P�sh�, beeindruckt von den vielen Zeichen der Hochsch�tzung und Verehrung f�r Bahá'u'lláh Diesem einen Besuch ab, um Einem, der schon so blendende Siege �ber die Herzen und Seelen aller, die Ihm begegnet waren, errungen hatte, seinen pers�nlichen Tribut zu zollen ...� (GGV S.149)

� Hier handelte es sich um Mirza Fadlu'll�h-i-N�r�, den �lteren Bruder des Ministerpr�sidenten Mirza Aq� Kh�n-i-N�r�. Als dieser 1858 entmachtet wurde, verlor auch Mirza Fadlu'll�h seine �mter. Damals kam er nach Baghdad und begegnete Bahá'u'lláh. Er starb in Tihr�n A.H. 1279 (A.D. 1862-63)

�Als `Abdu'l-Bahá und Aq�y-i-Kal�m einmal von Bahá'u'lláh beauftragt wurden, N�miq-P�sh� zu besuchen, empfing sie dieser mit solch ausgesuchtem Zeremoniell, da� der Vizegouverneur erkl�rte, seines Wissens sei noch niemals einem der Honoratioren der Stadt von irgendeinem Gouverneur ein so warmer, herzlicher Empfang bereitet worden. In der Tat hatten die g�nstigen Berichte mehrerer aufeinanderfolgender Gouverneure von Baghdad �ber Bahá'u'lláh in Istanbul (nach dem pers�nlichen Zeugnis des Vizegouverneurs gegen�ber Bahá'u'lláh selbst) den Sultan `Abdu'l-Maj�d so stark beeindruckt, da� er es beharrlich ablehnte, die Bitten der persischen Regierung um Seine Auslieferung an ihren Vertreter oder um Seine Verbannung von t�rkischem Boden auch nur in Erw�gung zu ziehen.� (GGV S.149f)

�Niemals zuvor seit dem Entstehen des Glaubens, nicht einmal in den Tagen, als dem B�b in Isfah�n, in Tabr�z und in Chihr�q die Ovationen eines begeisterten Volkes entgegenschlugen, war einer seiner Vertreter zu so hohem Ansehen in der �ffentlichkeit aufgestiegen oder hatte auf einen so unterschiedlichen Kreis von Bewunderern einen so weitreichenden, so machtvollen Einflu� ausge�bt.� (GGV S.150)

#190

Nun begann die Regierung N�siri'd-D�n Sh�hs alle Hebel in Bewegung zu setzen, um Bahá'u'lláhs Entfernung aus der Nachbarschaft ihrer Grenzen zu erreichen. Mirza Husayn Kh�n Mush�ru'd-Dawlih, der Botschafter des Sh�hs in Istanbul, setzte zusammen mit anderen ausw�rtigen Botschaftern, besonders dem franz�sischen, jedes Mittel ein, um Bahá'u'lláhs Verbannung zu erwirken. Endlich gaben der Gro�wesir der T�rkei, `Al� P�sh�, und der Au�enminister Fu'�d P�sh� (�ber beide M�nner vgl. Anhang V S.538f S.541), die bei der Kontrolle des Osmanischen Reiches eng zusammenarbeiteten und f�r ihre radikalreformerischen Ans�tze bekannt waren, dem st�ndig wachsenden Druck des Mush�ru'd-Dawlih nach und erteilten N�miq P�sh� Weisung, Bahá'u'lláh zu einem Besuch Istanbuls einzuladen.

N�miq P�sh� war sich �ber die hier mitspielenden Intrigen und Verschw�rungen, Agitationen und Machenschaften, Heimlichkeiten, L�gen, Bef�rchtungen und fanatischen Hetzkampagnen v�llig im klaren; er wu�te nicht, wie er Bahá'u'lláh die Einladung �bermitteln sollte.

Der H�ter der Baha'i-Religion schreibt:

�Der Gouverneur empfand so gro�e Verehrung f�r Ihn, den er f�r eine der Leuchten des Zeitalters hielt, da� er es erst nach Ablauf von drei Monaten und nach f�nf Aufforderungen von `Al� P�sh� �ber sich brachte, Bahá'u'lláh den Wunsch der t�rkischen Regierung mitzuteilen, Er solle in die Hauptstadt kommen.� (GGV S.149)

#191

Bahá'u'lláh feierte das Naw-R�z-Fest (1863) in der Mazra`iy-i-Vashsh�sh. Es war ein frohes Fest, bis aus Seiner Feder - der Erhabensten Feder - das Sendschreiben vom Heiligen Seefahrer flo�, "dessen d�stere Voraussagen" nach den Worten Shoghi Effendis "die tr�bsten Vorahnungen Seiner Gef�hrten weckten." Am f�nften Tag nach NawR�z erhielt Bahá'u'lláh vom V�l� eine Botschaft in ausgesucht h�flichen Worten, in der Ihn dieser zu einem Besuch der Seraye einlud. Bahá'u'lláh erwiderte, da� Er die Seraye noch nie betreten habe; aber wenn der V�l� es w�nsche, werde Er ihn gerne in der Moschee gegen�ber dem Regierungsgeb�ude treffen. N�miq P�sh� war damit einverstanden, doch nun �ffneten sich - so wird es von Aq� Rid� beschrieben - die Schleusentore des Getuschels, der (falschen und wahren) Ger�chte und der Anschuldigungen. Einige Feinde streuten aus, Bahá'u'lláh werde nicht zu Seinem Wort stehen und nicht in die Moschee gehen; andere gaben aus, die B�b� w�rden alle zusammen an die Grenze gebracht und dort den persischen Beh�rden �bergeben; wieder andere hielten daf�r, jetzt w�rden sie alle im Tigris ertr�nkt.

Eines Tages verlie� Bahá'u'lláh verabredungsgem�� am Sp�tnachmittag Sein Haus in Begleitung von Aq� Muhammad-Rid�, einem jungen Kurden mit guten T�rkischkenntnissen, um den V�l� in der Moschee aufzusuchen. Er erlaubte es sonst niemandem, Ihn zu begleiten. Die Nachricht wurde N�miq P�sh� hinterbracht, der sehr erfreut war, jedoch in letzter Minute sich eines anderen besann und seinen Stellvertreter mit allen Nachrichten, die er aus Istanbul erhalten hatte, zu Bahá'u'lláh schickte.

Was Bahá'u'lláh vorgelegt wurde, war ganz eindeutig eine Einladung und kein Befehl, nach Istanbul zu kommen, und Er nahm die Einladung in dem Geist und in der Form an, in der sie Ihm �berbracht wurde.

Als Er nach Hause kam, lie� er alle wissen, Er werde allein gehen. Nicht nur Seine Familie, sondern alle B�b� in Baghdad nahmen Seine Absicht mit gro�er Best�rzung auf. Aber die Beh�rden �u�erten die Hoffnung, da� Seine Familienangeh�rigen, Seine Br�der und eine Anzahl von Begleitpersonen mit Ihm gehen w�rden.

In jeder Weise trat nun das genaue Gegenteil von dem ein, was die Widersacher sich erhofft hatten. Die Beamten erwiesen Bahá'u'lláh eine wirklich beispielhafte Ehrerbietung. Man bot Ihm einen Geldbetrag zur Finanzierung der Reise; aber noch am gleichen Tag gab Er die ganze Summe an die Armen weiter. Als der Gr��te Zweig und Aq�y-i-Kal�m auf Weisung Bahá'u'lláhs in die Seraye kamen, um N�miq P�sh� aufzusuchen, wurde ihnen ein wahrhaft k�niglicher Empfang zuteil. Der Gr��te Zweig schrieb damals: �Von solcher Art war das Eingreifen Gottes, da� ihre [der Widersacher] Freude sich in Kummer und Verdru� verwandelt hat, und das in solchem Ma�e, da� der persische Generalkonsul in Baghdad die von den Anstiftern geschmiedeten Pl�ne und R�nke jetzt zutiefst bedauert. N�miq P�sh� selbst erkl�rte am Tage, als er Ihn [Bahá'u'lláh] besuchte: `Fr�her bestanden sie auf Ihrer Abreise. Jetzt aber ist es ihnen noch mehr darum zu tun, da� Sie hierbleiben.`� (GGV S.171) Sie planten, auch Gott plante, und Gott ist der beste Pl�nemacher.�

� siehe Quran 8:30
#192

Wie Aq� Rid� schreibt, waren die B�b� von Baghdad an diesem Abend nach Bahá'u'lláhs R�ckkehr von der Begegnung mit dem Vizegouverneur in der Moschee, als die Nachricht von der Abreise nach Istanbul sich wie ein Lauffeuer verbreitete, beim Gedanken an die bevorstehende Trennung von Bahá'u'lláh so niedergeschlagen, da� sie keinen Schlaf fanden. Viele fa�ten den Entschlu�, so Aq� Rid�, lieber zu sterben als das Ungl�ck der Trennung zu ertragen. Nach und nach konnte Bahá'u'lláh mit Seinem Rat und Seiner liebevollen F�rsorge ihre Furcht in Ruhe verwandeln, Er bes�nftigte den Kummer ihrer verletzten Herzen und fl��te ihnen die Kraft ein, der unbekannten Zukunft voller Hoffnung und Entschlossenheit entgegenzusehen. Aq� Rid� berichtet, da� w�hrend all der Wochen bis zur Abreise in den Wohnungen der Gef�hrten Zusammenk�nfte stattfanden, an denen Bahá'u'lláh teilnahm und bei denen Er liebreich, mitf�hlend und hoheitsvoll zu ihnen sprach. Aber nicht nur die B�b� f�hlten sich traurig, furchtsam und alleingelassen, sondern nach Aussage Aq� Rid�s sp�rte die gesamte Einwohnerschaft von Baghdad TrennungsschMirza

Endlich wurden die Reisevorbereitungen getroffen. Ust�d B�qir und Ust�d Ahmad, zwei Br�der und Zimmerleute aus Kash�n, machten sich daran, kaj�vihs (Howdahs) zu bauen; zwei andere Br�der, die Schneider Ust�d B�qir und Ust�d Muhammad-Ism�`�l, ebenfalls aus Kash�n, fertigten geeignete Reisekleidung an.

Nab�l-i-A`zam nennt in seiner Chronik eine Liste von zwanzig M�nnern, die Bahá'u'lláh au�er Seinen Familienangeh�rigen und Seinen Br�dern als Reisegef�hrten ausersehen hatte. Es waren dies:

- Ust�d B�qir und Ust�d Muhammad-Ism�`�l-i-Khayyat aus K�sh�n, die beiden Schneider

- Ust�d Muhammad-`Al�y-i-Salm�n�, der Bademeister und Barbier

- Mirza Aq� J�n, der pers�nliche Gehilfe und Sekret�r Bahá'u'lláhs, der sp�ter den Namen Kh�dimu'll�h - Diener Gottes - erhielt

- Aq� Muhammad-Ibr�h�m-i-Am�r-i-Nayr�z�

- Aq� Rid�y-i-Qann�d-i-Sh�r�z�, der Zuckerb�cker aus Sh�r�z

- Mirza Mahm�d-i-K�sh�n�
- Darv�sh Sidq-`Al�y-i-Qazv�n�
- Aq� Najaf-`Al�y-i-Zanj�n�

- Aq� Muhammad-B�qir, Qahvih-ch�y-i-Mahall�t�, der Kaffeeh�ndler aus Mahall�t

- Aq� Muhammad-S�diq-i-Isfah�n�

- Aq� Muhammad-`Al� Jilawd�r-i-Yazd�, der Pferdeknecht aus Yazd, der auch als Sabb�gh-i-Yazd�, der F�rber aus Yazd, bekannt war

- Aq� Muhammad-`Al�y-i-Isfah�n�
- Aq� Mirza Ja`far-i-Yazd�
- Aq� Siyyid Husayn-i-K�sh�n�
- Khayy�t-i-K�sh�n�, der Schneider aus K�sh�n
- Aq� Muhammad-B�qir-i-K�sh�n�
- Aq� Muhammad-Ibr�h�m-i-N�zir-i-K�sh�n�
- H�j� Ibr�h�m-i-K�sh�n�

- Mirza Aq� Mun�r-i-K�sh�n�, mit dem Titel Ismu'll�hu'l-Mun�b - Name Gottes, Schutzherr -

#193

Die folgenden Namen stehen nicht in Nab�ls Liste der Reisegef�hrten Bahá'u'lláhs, doch haben sie die Reise tats�chlich mitgemacht; die zweitgenannte Person hat sich der Karawane wahrscheinlich auf der zweiten Etappe der Reise angeschlossen:

- Aq� Abdu'l-Ghaff�r-i-Isfah�n�
- Aq� Husayn-i-Ashch�
- Aq� Muhammad-Hasan

Zwei weitere Personen, Siyyid Muhammad-i-Isfah�n� und H�j� Mirza Ahmad-i-K�sh�n�, wurden aus unterschiedlichen Gr�nden ebenfalls in Bahá'u'lláhs Reisegesellschaft aufgenommen, obwohl sie als wankelm�tig bekannt waren. H�j� Mirza Ahmad war nicht nur unbest�ndig in seinem Glauben, sondern auch sehr hitzig und leicht erregbar. Einmal hatte er im Basar von Baghdad, wo er ein Gesch�ft betrieb, eine Dame hohen Standes beschimpft, die ihn in herrischem Ton angesprochen hatte. Nab�l-i-`Azam gibt an, es habe sich um eine Dame aus der K�nigsfamilie gehandelt, die Mutter von `Aynu'l-Mulk (dem sp�teren I`tid�di'd-Dawlih).� Der Vorfall f�hrte dazu, da� Mirza Buzurg Kh�n, der persische Gesandte, H�j� Mirza Ahmad festnehmen lie�, doch wurde er von Bahá'u'lláh aus der Haft befreit. Nach Angabe Nab�ls war dieser Vorfall auch die Ursache f�r Mirza Buzurg Kh�ns Entlassung, denn der wehleidige Brief, den er an seine Vorgesetzten in Tihr�n schrieb, war ein deutliches Indiz f�r seine Unf�higkeit. Bahá'u'lláh entschied sich nun daf�r, H�j� Mirza Ahmad in Seine Reisegesellschaft nach Istanbul aufzunehmen, damit sich �hnliche Vorf�lle in Seiner Abwesenheit nicht wiederholten. Doch dieser Kaufmann aus K�sh�n war nicht aus gleichem Holz geschnitzt wie sein vortrefflicher Bruder, der M�rtyrer H�j� Mirza J�n�, oder wie sein anderer Bruder H�j� Muhammad-Ism�'�l-i-Dhab�h, von dem wir noch h�ren werden. Obwohl er sp�ter in Adrianopel mit einem Tablet aus der Feder Bahá'u'lláhs geehrt wurde - dem persischen Sendschreiben an Ahmad (Lawh-i-Ahmad-i-F�rs�), einem Tablet von erhebender Macht und un�bertroffener Beredsamkeit -, blieb er weiterhin unberechenbar, tat sich mit Mirza Yahy� zusammen und kehrte schlie�lich nach Baghdad zur�ck, wo er einen unnat�rlichen Tod fand.

� Es handelte sich um Shir Kh�n, den Sohn des Sulaym�n Kh�n-i-Q�j�r (eines Onkels m�tterlicherseits von N�siri'd-D�n Sh�h) und dritten Ehemann der Izzatu'd-Dawlih, der Schwester des Sh�hs. Shir Kh�n wurde der Ilkh�n� der Kadscharen und hatte die Hofk�che unter sich.

#194

Siyyid Muhammad-i-Isfah�n� andererseits mu�te nach seinen unsinnigen Machenschaften in Karb�l� stets unter Aufsicht bleiben, und schon das allein hatte dem Ruf der Religion des B�b genug geschadet; trotzdem wollte Bahá'u'lláh ihn in Baghdad zur�cklassen. (Nach Angaben von Aq� Rid� wandte er sich an `Abdu'l-Bahá um die Erlaubnis, sich der Karawane anschlie�en zu d�rfen.) Er wurde in Bahá'u'lláhs Begleitung aufgenommen und sollte sp�ter als der Antichrist der Baha'i-Offenbarung ber�chtigt werden. Mirza Yahy� hatte ihm wie auch Mull� Muhammad-Ja`far-i-Nar�q�, einem Mann gleichen Schlages, den Titel "Zeugen des Bayan" verliehen; doch glaubten sie sich beide Mirza Yahy� an Talenten, Wissen und Intelligenz �berlegen. Nab�l-i-A`zam, der sie gut kannte, merkt an, da� jeder der beiden der "K�nig des Bayan" werden wollte und da� sie sich in der Phantasie damit besch�ftigten, die Adelspal�ste Tihr�ns unter sich aufzuteilen. Tats�chlich deutete Mull� Muhammad-Ja`far manchmal mit dem Finger auf sich selbst, wenn er vom Kommen Dessen sprach, "den Gott offenbaren werde".

In dieser Stunde der Krise, als Bahá'u'lláh ruhig und vertrauensvoll den Aufbruch zur langen Reise nach Istanbul vorbereitete, verlie� Mirza Yahy� Baghdad fluchtartig und in Panik, ohne seinem "Zeugen" seinen Verbleib mitzuteilen (Gew�hrsmann hierf�r ist Siyyid Mihd�y-i-Dahij�). Als Mull� Muhammad-Ja`far aus dem Ir�n eintraf, mu�te er im ganzen `Ir�q nach Mirza Yahy� suchen.

Der H�ter der Baha'i-Religion schreibt:
#195

�Sieben Jahre ununterbrochener, geduldiger und �beraus erfolgreicher Festigungsarbeit gingen nun zu Ende. Eine hirtenlose Gemeinde, die einer langen, schrecklichen Anfechtung von innen und au�en ausgesetzt und von der g�nzlichen Vernichtung bedroht war, war wiederbelebt und zu einem Aufstieg gef�hrt worden, der in ihrer zwanzigj�hrigen Geschichte nicht seinesgleichen hatte. Ihre Grundmauern waren jetzt neu befestigt, ihr Geist erhoben, ihr Ausblick verwandelt, ihre F�hrerschaft gesichert, ihre Lehraussagen neu formuliert, ihr Ansehen erh�ht, ihre Feinde abgeschlagen, und die Hand der Vorsehung traf nach und nach Vorkehrungen, um sie in einen neuen Abschnitt ihres wechselvollen Schicksalsweges zu f�hren, von Wohl und Wehe auf eine weitere Stufe ihrer Entwicklung getragen. Der Erl�ser, die einzige Hoffnung und der faktisch anerkannte F�hrer dieser Gemeinde, der die Anstifter so vieler Pl�ne, Ihn zu ermorden, durchweg eingesch�chtert hatte; der alle furchtsamen Ratschl�ge, Er solle vom Ort der Gefahr fliehen, ver�chtlich von sich gewiesen hatte; der die wiederholten gro�z�gigen Angebote von Freunden und Wohlgesinnten, Seine pers�nliche Sicherheit zu verb�rgen, mit Bestimmtheit abgelehnt hatte; der �ber Seine Widersacher einen so weithin sichtbaren Sieg errungen hatte - Er wurde in dieser g�nstigen Stunde durch die unwiderstehlichen Wirkkr�fte Seiner sich entfaltenden Sendung dazu getrieben, Seinen Wohnsitz in ein Zentrum von noch gr��erer Bedeutung zu verlegen: in die Hauptstadt des Osmanischen Reiches, an den Sitz des Kalifates, das Verwaltungszentrum des sunnitischen Islams, zum Thron des m�chtigsten Herrschers der Islamischen Welt.� (GGV S.165)

+24 #196
Kapitel 24
Was aus der Erhabensten Feder flo�

W�hrend Seines Aufenthaltes in Baghdad offenbarte Bahá'u'lláh drei Seiner bekanntesten Schriften: Die Verborgenen Worte (um 1858), Die Sieben T�ler und den Kitáb-i-Iq�n oder Das Buch der Gewi�heit (1862). Die Vier T�ler wurden ebenfalls in dieser Periode offenbart.

Am Ufer des Tigris wandelnd, sann Bahá'u'lláh nach �ber die N�he Gottes ("Wir sind ihm [dem Menschen] n�her als seine Halsader [Quran 50:15]) und das Fernsein des Menschen, �ber die Ausgie�ungen g�ttlicher Gnade und Liebe und �ber des Menschen eigensinnige, hartn�ckige Weigerung, aus dieser endlos flie�enden, nie versiegenden Quelle zu trinken. Aus Seinen Meditationen entstanden Die Verborgenen Worte (Kalim�t-i-Makn�nih), die auch als Sah�fiy-i-F�tim�yyih, das Buch der F�timih, bekannt sind. In lichtvoller, ergreifender Prosa auf arabisch und persisch geschrieben, stellen sie die unwandelbaren, ewigen Wahrheiten vor, den Kern jeder offenbarten Religion. Die gro�artige Spannweite, die erlesene Zartheit der Bildsprache und der Beschreibungen, die �berw�ltigende Erhabenheit ihres Gesamtentwurfes erheben die Seele und enth�llen dem inneren Auge unendliche Bildfolgen von Gottes Liebe und Barmherzigkeit, Seiner Gerechtigkeit und Seiner Macht - einer Alldurchdringenden, Allumfassenden, Allbezwingenden Macht. Die Verborgenen Worte zeigen in ihrer kristallenen Klarheit auf, was das Grundger�st von Glaube und Religion ausmacht:

#197

(Bildlegende: Kalligraphie von Mishk�n-Qalam. Gezeigt wird der Schlu�teil der arabischen Verborgenen Worte, in dem drei Stile von Mishk�n-Qalams Sch�nschrift erkennbar sind. Die oberste Zeile zeigt den Nasta`l�q-Stil und enth�lt die Schlu�worte von Nr. 70: "... was Ich Mir selbst w�nschte. Sei Mir nun dankbar und zufrieden mit Meinem Wohlgefallen"; au�erdem "O Sohn des Menschen!", den Beginn des letzten Verborgenen Wortes, im Naskh-Stil. Die mittlere Zeile ist im Shikastih-Stil geschrieben und enth�lt das ganze letzte Verborgene Wort (Nr.71). Die letzte Zeile, wieder im Naskh-Stil, zeigt die ber�hmte Signatur des Kalligraphen: "Der Diener am Tor der Herrlichkeit, Mishk�n-Qalam", sowie das Datum '99 (A.H. 1299, A.D. 1881-82)

�Dies ist aus dem Reiche der Herrlichkeit herabgekommen, ge�u�ert mit der Zunge der Kraft und Macht und einstens den Propheten offenbart. Als Zeichen der Gnade f�r die Gerechten haben Wir daraus den Wesenskern entnommen und in das Gewand der K�rze gekleidet, damit sie dem Bunde Gottes die Treue halten, Gottes Pfand durch ihr Leben einl�sen und im Reiche des Geistes den Edelstein der g�ttlichen Tugend erlangen.� (VW Intro)

�O Sohn des Menschen! Verh�llt in Meinem unvordenklichen Sein und in der Urewigkeit Meines Wesens, wu�te Ich um Meine Liebe zu dir. Darum erschuf Ich dich, pr�gte dir Mein Ebenbild ein und offenbarte dir Meine Sch�nheit.� (ar.3)

�O Sohn des Menschen! Wenn du Mich liebst, wende dich ab von dir, und wenn du Mein Wohlgefallen suchst, achte nicht auf deines, damit du in Mir vergehest und Ich ewig lebe in dir.� (ar.7)

�O Sohn des Seins! Mit den H�nden der Macht erschuf Ich dich, mit den Fingern der Kraft formte Ich dich, und Ich barg in dich das Wesen Meines Lichtes. Sei damit zufrieden und suche nichts anderes, denn Mein Werk ist vollkommen und Mein Gebot bindend. Sei dessen gewi� und zweifle nicht.� (ar.12)

�O Sohn des Menschen! Du bist Mein Besitz, und Mein Besitz vergeht nicht. Warum f�rchtest du deine Verg�nglichkeit? Du bist Mein Licht, und Mein Licht verl�scht nie. Warum f�rchtest du dein Verl�schen? Du bist Meine Herrlichkeit, und Meine Herrlichkeit schwindet nicht. Du bist Mein Gewand, und Mein Gewand veraltet nicht. So bleibe in deiner Liebe zu Mir, damit du Mich im Reiche der Herrlichkeit findest.� (ar.14)

�O Sohn des Geistes! Edel erschuf Ich dich, doch du erniedrigst dich. So erhebe dich zu dem, wozu du erschaffen bist.� (ar.22)

#198

�O Gef�hrte Meines Thrones! H�re nichts Schlechtes und sieh nichts Schlechtes, erniedrige dich nicht, seufze und weine nicht! Sprich nichts Schlechtes, auf da� du nichts Schlechtes h�rest, und vergr��ere die Fehler anderer nicht, damit deine eigenen Fehler nicht gro� erscheinen. W�nsche keines Menschen Erniedrigung, damit deine eigene Niedrigkeit nicht offenkundig werde. Alsdann verbringe deine Lebenstage, die weniger sind als ein fl�chtiger Augenblick, mit makellosem Gem�t, unbeflecktem Herzen, reinen Gedanken und geheiligtem Wesen, damit du die irdische H�lle frei und zufrieden ablegen, zum mystischen Paradiese Zuflucht nehmen und im ewigen K�nigreiche wohnen kannst f�r immerdar.� (pers.44)

�O Sohn der Gerechtigkeit! Wohin kann ein Liebender gehen au�er ins Land seines Geliebten? Und welcher Sucher f�nde Ruhe fern der Sehnsucht seines Herzens? F�r den aufrichtig Liebenden ist Vereinigung Leben und Trennung Tod. Seine Brust kennt keine Geduld, sein Herz keinen Frieden. Tausend Leben g�be er hin, um zur Wohnstatt seines Geliebten zu eilen.� (pers.4)

�O Kinder der Leidenschaft! Legt ab der Hoffart Gewand und befreit euch aus dem Kleide des Hochmuts.� (pers.47)

�O Br�der! Habt Nachsicht miteinander und h�ngt euer Herz nicht an die Welt. R�hmt euch nicht eurer Herrlichkeit und sch�mt euch nicht eurer Erniedrigung. Bei Meiner Sch�nheit! Aus Staub habe Ich alle Dinge erschaffen, und dem Staube werde Ich sie wieder zur�ckgeben.� (pers.48)

�O Kinder des Staubes! Erz�hlt den Reichen von der Armen Seufzer um Mitternacht, da� nicht Achtlosigkeit sie auf den Pfad des Verderbens leite und sie sich nicht den Baum wahren Reichtums verscherzen. Freigebigkeit und Gro�mut sind Meine Zeichen. Wohl dem, der den Schmuck Meiner Tugenden anlegt!� (pers.49)

�O ihr Unterdr�cker auf Erden! H�tet euch wohl vor Tyrannei, denn Ich habe gelobt, keines Menschen Unrecht zu vergeben. Dies ist Mein Bund, den Ich auf der verwahrten Tafel unwiderruflich beschlossen und mit Meinem Siegel der Heiligkeit besiegelt habe.� (pers.64)

So weit ist das Feld, das die Ratschl�ge der Verborgenen Worte abstecken.

#199

Die Sieben T�ler wurden als Antwort auf die Fragen Shaykh Muhyi'd-D�ns, des Richters (Q�d�) von Kh�niqayn� niedergeschrieben. Sie sind ein Schmuckst�ck mystischer Prosa von unvergleichlicher Sch�nheit, Einfachheit und Tiefe. In diesem B�chlein schildert Bahá'u'lláh die Stufen (T�ler), die der Sucher auf seinem geistigen Pfad der Erkenntnis durchwandern mu�. Ziel allen Suchens ist die Erkenntnis Gottes, und diese kann nur durch Seinen Offenbarer erlangt werden. Die sieben T�ler oder Stufen sind das Tal des Suchens, das Tal der Liebe, das Tal der Erkenntnis, das Tal der Einheit, das Tal des Gen�gens, das Tal des Staunens und das Tal der wahren Armut und des v�lligen Vergehens.

� Stadt im Ir�q unweit der iranischen Grenze

�Das Tal des Suchens - ist das erste Tal, und Geduld ist das Fahrzeug, mit dem man hindurchgelangt. Ohne Geduld findet der Wanderer zu keinem Ende noch Ziel. Nie darf der Mut ihm entsinken, und m��te er hunderttausend Jahre lang sich bem�hen, ohne die Sch�nheit des Freundes zu schauen, so d�rfte er doch nicht verzagen... Auf dieser Wanderung wird der Suchende eine Stufe erreichen, auf der er alle Gesch�pfe in verwirrter Suche nach dem Freunde sieht ...� (aus 7 T�ler)

�Das Tal der Liebe - Schmerz ist in diesem Tal das Fahrzeug, ohne das der Wanderer niemals die Reise vollendet... Auf dem Pfad zum Geliebten w�rde er jeden Augenblick hundertmal willig das Leben opfern und bei jedem Schritt tausendmal das Haupt zu F��en des Freundes legen... Liebe tr�gt keine Sehnsucht nach Dasein und h�ngt nicht am Leben. Sie sieht Leben im Tod und sucht Ruhm in der Schande ...� (aus 7 T�ler)

�Das Tal der Erkenntnis - In diesem Tal sieht der Wanderer in Gottes Werk nichts als deutliche Schickung ... Er wird ... manche Erkenntnis sehen, die in der Unwissenheit schlummert, und in der Erkenntnis hunderttausendfache Weisheit erblicken ...� (aus 7 T�ler)

#200

�Das Tal der Einheit - Wenn der Wanderer das Tal der Erkenntnis, das letzte begrenzte Land, durchmessen hat, so gelangt er zum Tal der Einheit. Er wird aus dem Kelch des Unumschr�nkten trinken und auf die Offenbarungen der Einheit schauen ... Er wird mit g�ttlichen Ohren h�ren und mit g�ttlichen Augen die Geheimnisse der ewigen Sch�pfung schauen ... Alles erblickt er mit dem Auge der Einheit und erkennt, da� die schimmernden Strahlen der G�ttlichen Sonne alles, was ist, vom Aufgangsort der Wirklichkeit her gleicherweise bescheinen und da� das Licht der Einzigkeit alle Gesch�pfe erleuchtet ...�

�Das Tal des Gen�gens - In diesem Tal empfindet er den Windhauch G�ttlichen Gen�gens, der von der Ebene des Geistes her weht. Er verbrennt die Schleier des Mangels und schaut mit dem inneren und dem �u�eren Auge das Verborgene und die Erscheinung aller Dinge und das Zeugnis des Tages, an dem "Gott aus Seiner F�lle heraus jedem vergelten wird".4) Seine Tr�bsal schl�gt um in Entz�cken, sein Kummer in Freude, seine Bedr�ckung und Schwermut wird Frohsinn und Wonne ...� (aus 7 T�ler)

�Das Tal des Staunens - Bald scheint ihm der Tempel des Reichtums reine Armut und das Wesen der Freiheit v�llige Ohnmacht, bald wieder vergeht er vor der Sch�nheit des allherrlichen Gottes oder wird seines eigenen Daseins m�de ... Denn in diesem Tal wird der Wanderer in Verwirrung gest�rzt ... Jeder Augenblick zeigt ihm Welten des Wunders und eine neue Sch�pfung. Er wandert von Verwunderung zu Verwunderung und vergeht aus Ehrfurcht vor den Werken des Herrn der Einheit ...� (aus 7 T�ler)

�Das Tal der wahren Armut und des v�lligen Vergehens - Dies ist die Stufe, auf der das Ich stirbt und in Gott lebt, arm in sich selbst und reich durch den Ersehnten ... Wenn du einmal diese h�chste Stufe erreicht hast und zu dieser m�chtigen Ebene gelangt bist, wirst du auf den Geliebten schauen und alles andere vergessen ... In dieser Stadt zerrei�en und vergehen selbst die Schleier des Lichtes ... Verz�ckung allein kann das Gesagte begreifen, nicht Er�rterung oder Wortstreit ... Obwohl diese Reisen im Zeitlichen ohne erkennbares Ende scheinen, kann der gel�ste Wanderer, wenn ihm nach dem Willen Gottes unsichtbare Best�tigung zuflie�t ..., diese sieben Stufen mit sieben Schritten, oder mit sieben Atemz�gen, ja gar in einem Atem durchmessen ...� (aus 7 T�ler)

#201

Auch Die Vier T�ler, ein weiteres Schmuckst�ck mystischer Prosa, wurden in Baghdad offenbart, und zwar in Form eines Briefes an Shaykh Abdu'r-Rahm�n-i-Kark�t�, einen gelehrten und einsichtsvollen Mann. Das Werk ist viel k�rzer als Die Sieben T�ler, weist aber die gleichen hervorragenden Eigenschaften auf.

Das Kitáb-i-Iq�n oder Das Buch der Gewi�heit entstand als Antwort auf Fragen des H�j� Mirza Siyyid Muhammad, eines Onkels m�tterlicherseits des B�b, der auch den Titel Kh�l-i-Akbar (der Gr��te Onkel) erhielt. Zusammen mit seinem Bruder H�j� Mirza Hasan-Al�, dem der Titel Kh�l-i-Asghar (der J�ngere Onkel) beigelegt wurde, besuchte er 1862 die heiligen Schreine im Ir�q. Beide hatten ihren Neffen in den sechs ereignisreichen Jahren Seiner irdischen Sendung treu und standhaft unterst�tzt und verteidigt, doch hatte keiner von ihnen Seinen Glauben angenommen. Bahá'u'lláh berichtet Selbst in einem Sendschreiben, H�j� Siyyid Jav�d-i-Karbil�'� habe Ihm die Ankunft der beiden Onkel des B�b im `Ir�q mitgeteilt. Bahá'u'lláh fragte H�j� Siyyid Jav�d, ob er mit ihnen �ber den Glauben des B�b gesprochen habe. Das war nicht der Fall, und Bahá'u'lláh berichtet in dem Sendschreiben weiter, da� Er zwei so nahe Verwandte des Ersten Punktes nicht von den Segnungen ausgeschlossen sehen wollte, die der Glaube ihres ruhmreichen Neffen barg. Er beauftragte H�j� Siyyid Jav�d, daf�r zu sorgen, da� einer von ihnen oder alle beide mit Ihm zusammentrafen. H�j� Mirza Siyyid Muhammad hatte schon in Sh�r�z auf Anregung eines Verwandten, Aq� Mirza Aq� N�ri'd-D�n, den Entschlu� gefa�t, nur nach au�en hin zu einem Besuch der heiligen St�tten in den `Ir�q zu fahren, in Wirklichkeit aber, um in die Gegenwart Bahá'u'lláhs zu gelangen. (Dieser Aq� Mirza Aq� war als junger Mann durch seine Tante Khad�jih Bigum, die Frau des B�b, zum B�b�-Glauben bekehrt worden.) Als nun H�j� Mirza Siyyid Muhammad von H�j� Siyyid Jav�d-i-Karbil�'�, den er seit Jahren gut kannte, diese Einladung Bahá'u'lláhs erhielt, nahm er sofort mit Freuden an. Bahá'u'lláh erw�hnt in dem gleichen Sendschreiben, da� H�j� Mirza Siyyid Muhammad auf die Frage, was ihn denn bisher abgehalten habe, von einigen Fragen sprach, die ihm sehr zu schaffen gemacht h�tten. Bahá'u'lláh sagte ihm, er solle diese Fragen aufschreiben, damit er eine Antwort erhalte. Erst vor wenigen Jahren sind unter den von H�j� Mirza Siyyid Muhammad hinterlassenen Papieren auch die Fragen ans Licht gekommen, die er Bahá'u'lláh gestellt hat. Diese Fragen, die uns in H�j� Mirza Siyyid Muhammads eigener Handschrift vorliegen, betreffen die Erwartungen der Schiiten in bezug auf das Kommen des Q�'im aus dem Hause Muhammads.

#202

H�j� Mirza Siyyid Muhammad fa�te seine Fragen unter vier �berschriften zusammen:

1. Der Tag der Auferstehung. Wird es eine leibliche Auferstehung geben? Die Welt ist voller Ungerechtigkeit. Wie k�nnen die Gerechten belohnt und die Ungerechten bestraft werden?

2. Der zw�lfte Im�m wurde in einer ganz bestimmten Zeit geboren, lebt aber weiter. Es gibt �berlieferungen, die diesen Glauben best�tigen. Wie l��t sich dies erkl�ren?

3. Auslegungen heiliger Texte. Dieser Glaube ist offenbar nicht in �bereinstimmung mit jahrhundertealten �berzeugungen. Die buchstabengetreue Auslegung der heiligen Texte l��t sich nicht �bergehen. Welche Erkl�rung gibt es?

4. Nach den �berlieferungen, welche auf die Im�me zur�ckgehen, mu� das Kommen des Q�'im mit bestimmten Ereignissen verbunden sein. Einige dieser Ereignisse werden erw�hnt; doch ist keines von ihnen eingetroffen. Wie l��t sich dies erkl�ren?

So lassen sich die Fragen zusammenfassen, die der Onkel des B�b Bahá'u'lláh stellte.

Als Antwort auf diese Fragen offenbarte Bahá'u'lláh das Kitáb-i-Iq�n innerhalb von achtundvierzig Stunden. Das Originalmanuskript in der Handschrift `Abdu'l-Bahás mit Randnotizen von Bahá'u'lláh selbst wird im Internationalen Baha'i-Archiv auf dem Berg Karmel aufbewahrt.

F�timih Kh�num Afn�n, eine Urenkelin von H�j� Mirza Siyyid Muhammad, hatte das Manuskript geerbt und schenkte es dem H�ter der Baha'i-Religion. Es gibt noch eine Kopie, die ein Datum nur ein Jahr nach der Offenbarung des Buches tr�gt; sie mu� f�r H�j� Mirza Hasan-Al�, den j�ngeren Onkel des B�b, angefertigt worden sein (dieser hatte seinen Bruder zwar nicht in die Gegenwart Bahá'u'lláhs begleitet, nahm aber bald darauf Seinen Glauben an). Diese Kopie befindet sich jetzt im Besitz eines der Ururenkel von H�j� Mirza Hasan-Al�. Der Verfasser dieser Aufzeichnungen besitzt selbst eine sch�ne Abschrift mit dem Datum 1871, die von Aq� Mirza Aq�y-i-Rik�b-S�z, dem ersten M�rtyrer von Sh�r�z, gefertigt wurde (siehe Farbblatt auf Seite 2).

#203

Das Buch der Gewi�heit war vermutlich die erste der Schriften Bahá'u'lláhs, die im Druck erschien. Eine sch�ne, undatierte Lithographie, die wohl in Bombay gedruckt wurde, war erwiesenerma�en Anfang der achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts im Umlauf. In diesem Buch, von dem der H�ter der Baha'i-Religion sagte, da� es "unter den Schriften des Urhebers der Baha'i-Offenbarung einen un�bertroffenen Rang einnimmt", bietet Bahá'u'lláh eine logische, erhellende, unwiderlegbare Erl�uterung der symbolhaften, verschl�sselten Texte der fr�heren heiligen Schriften, erh�rtet die Tatsache der fortschreitenden Gottesoffenbarung und f�hrt Beweise f�r die g�ttliche Sendung des B�b an. Shoghi Effendi sagt des weiteren �ber `Das Buch der Gewi�heit`: �Es darf mit Fug und Recht behauptet werden, da� unter allen B�chern des Urhebers der Baha'i-Offenbarung schon allein dieses Buch eine breite, unangreifbare Grundlage f�r die v�llige und dauerhafte Vers�hnung der Anh�nger der gro�en Weltreligionen gelegt hat, indem es die jahrhundertealten un�berwindlichen Schranken zwischen diesen Religionen hinweggefegt hat.� (GGV S.159) Es ist unm�glich, in einem einzelnen Zitat ein angemessenes Bild von der Spannweite dieses bedeutungsvollen Buches zu vermitteln. �ber die Machtbeweise und Zeichen Gottes, die in der ganzen Sch�pfung zutage treten, sagt Bahá'u'lláh:

�Alles in den Himmeln und auf Erden ist unmittelbar Beweis daf�r, da� sich darin Gottes Eigenschaften und Namen offenbaren, da jedes Atom die Zeichen verwahrt, welche f�r die Offenbarung des Gr��ten Lichtes beredtes Zeugnis ablegen. Mich d�nkt, ohne die Macht dieser Offenbarung k�nnte kein Wesen je bestehen. Wie hell strahlen die Leuchten der Erkenntnis in einem Atom, wie weit hin wogen die Meere der Weisheit in einem Tropfen! In h�chstem Grade gilt dies f�r den Menschen, der unter allem Erschaffenen mit dem Gewande solcher Gaben bekleidet und f�r die Herrlichkeit einer solchen Auszeichnung auserkoren wurde. Denn in ihm sind alle Namen und Eigenschaften Gottes der Anlage nach in einem Ma� offenbart, das nichts Erschaffenes sonst �berragt oder �bertrifft. Alle diese Namen und Eigenschaften treffen auf ihn zu. So hat Er gesagt: "Der Mensch ist Mein Geheimnis, und Ich bin sein Geheimnis."���

� Heilige Tradition Muhammads Iq�n [108] S.73

#204

�... Der Mensch, das edelste und vollkommenste aller erschaffenen Dinge, �berragt sie alle an St�rke dieser Offenbarung und ist ein umfassender Ausdruck ihrer Herrlichkeit. Unter allen Menschen sind die vollendetsten, die ausgezeichnetsten und �berragendsten die Manifestationen der Sonne der Wahrheit. Ja, alle au�er diesen leben durch das Wirken ihres Willens; sie bewegen sich und bestehen durch das Ausstr�men ihrer Gnade ... Diese Horte der Heiligkeit, diese Ersten Spiegel, die das Licht unverg�nglicher Herrlichkeit widerstrahlen, sind nur ein Ausdruck von Ihm, dem Unsichtbaren der Unsichtbaren. Durch die Offenbarung dieser Edelsteine g�ttlicher Tugend sind alle Namen und Eigenschaften Gottes wie Erkenntnis und Kraft, Oberhoheit und Herrschaft, Barmherzigkeit und Weisheit, Herrlichkeit, Freigebigkeit und Gnade, enth�llt.��

� Iq�n [110] S.74f zit.�L 19:2

Die Manifestationen Gottes, die Stifter der Weltreligionen, sind die �berbringer von Gottes Willen und Plan f�r die Menschheit. Sie sind der Logos, das Wort Gottes. In ihnen kann nichts anderes erblickt werden als die Wirklichkeit Gottes und das Licht Gottes.

�Das Tor der Erkenntnis des Altehrw�rdigen der Tage ist so vor dem Antlitz aller Wesen verschlossen. Darum hat der Quell unendlicher Gnade ... jene leuchtenden Edelsteine der Heiligkeit aus dem Reiche des Geistes in der edlen Gestalt des menschlichen Tempels erscheinen und allen Menschen offenbar werden lassen, auf da� sie der Welt die Mysterien des unver�nderlichen Seins schenken und ihr von Seinem reinen, unsterblichen Wesen k�nden. Diese geheiligten Spiegel, diese Aufgangsorte altehrw�rdiger Herrlichkeit sind allesamt auf Erden die Vertreter Dessen, der innerster Kern, reinstes Wesen und letztes Ziel des Weltalls ist. Von Ihm gehen ihre Erkenntnis und Macht aus, von Ihm leitet sich ihre Souver�nit�t ab. Die Sch�nheit ihres Antlitzes ist nur eine Widerspiegelung Seines Bildes, ihre Offenbarung ein Zeichen Seiner unsterblichen Herrlichkeit. Sie sind die Schatzkammern g�ttlicher Erkenntnis, die Verwahrungsorte himmlischer Weisheit. Durch sie wird eine Gnade vermittelt, die unendlich ist, und durch sie wird das Licht enth�llt, das nimmer verl�schen kann.��

� Iq�n [107] S.72f zit.�L 19:3
#205

Dies ist nur ein Aspekt des gro�en Themas, das Das Buch der Gewi�heit entfaltet.

W�hrend Seines Aufenthalts in Baghdad gab Bahá'u'lláh einmal Mirza Aq� J�n den Auftrag, die Offenbarungen Seiner Feder den Fluten des Tigris zu �bergeben. Bahá'u'lláh erw�hnt diese Tatsache in einem sehr viel sp�ter in `Akka offenbarten Sendschreiben. Nab�l erinnert sich, da� auf inst�ndiges Bitten von Mirza Aq� J�n einige dieser Schriften gerettet wurden, darunter das Mun�j�t-i-H�r�yyih (das Gebet der Himmelsmaid).

+25 #206
Kapitel 25
Der Zug des K�nigs der Herrlichkeit

Die Sonne neigte sich schon nach Westen, als Bahá'u'lláh am 22. April 1863 (zweiunddrei�ig Tage nach dem NawR�z-Fest) zum letzten Male aus dem Hause trat, das Er viele Jahre lang in der Stadt der `Abb�siden bewohnt hatte. Er begab sich zum Ufer des Tigris. Dort erwartete Ihn eine Quffih, um Ihn ans andere Ufer zu setzen, wo Naj�b P�sh�s Garten, genannt Naj�b�yyih, lag. Der Durchgang zum Flu�ufer wimmelte von Menschen aus allen Schichten, M�nnern und Frauen, jung und alt, die Seine Abfahrt verfolgten und Seinen Weggang beklagten.

Auf dem Weg zum Tigrisufer gab Bahá'u'lláh milde Gaben an die Armen und Entrechteten, und Er tr�stete und st�rkte die Menschen, die Ihn nie wiedersehen sollten. Doch der schMirzaiche Verlust, den sie augenscheinlich erlitten, kam ihnen jetzt mit solcher Sch�rfe zum Bewu�tsein, da� Worte sie nicht tr�sten konnten. Man mu� sich dabei vor Augen halten, da� es zum allergr��ten Teil M�nner und Frauen waren, die keinerlei Verbindung zum Glauben des B�b hatten. Ibn-Al�s�, ein f�hrender sunnitischer Geistlicher, weinte �ber das Leid dieser Menschen, und man konnte h�ren, wie er Verw�nschungen gegen N�siri'd-D�n Sh�h ausstie�, der allgemein als der Verantwortliche f�r Bahá'u'lláhs Weiterverbannung aus Baghdad galt. "Dieser Mann ist nicht N�siri'd-D�n - der Helfer der Religion; es ist Mukhdhili'd-D�n, der Entweiher der Religion." Wenn sich selbst M�nner in hoher Stellung, die dem Glauben des B�b fernstanden, so �u�erten, lassen sich die Gef�hle jener B�b� erahnen, die notgedrungen in Baghdad zur�ckbleiben mu�ten. Wie Aq� Rid� schreibt, waren sie so untr�stlich, da� diejenigen, die Bahá'u'lláh begleiten durften, in ihren Jammer mit einstimmten. "Gott allein wei�," schreibt er, "wie es den zur�ckbleibenden Gl�ubigen an diesem Tage erging."

#207

Es war Fr�hling. Der Garten des Naj�b P�sh�, der den Bahá'í k�nftig als Garten Ridvan (Paradiesgarten) gel�ufig sein sollte, war wie entflammt von den leuchtenden Farben der Rosen, die an diesem Tage in verschwenderischer F�lle bl�hten. Alle Aufzeichnungen �ber diesen 22. April 1863 im Garten Ridvan verweilen besonders bei der Sch�nheit der Rosen und �berhaupt bei der Gabenf�lle und den Segnungen der Natur. F�r einen solchen Tag, an dem die Natur so freudevoll und die Herzen der Menschen so von Traurigkeit niedergedr�ckt waren, ziemte es sich in der Tat, da� er auch die frohe Botschaft vom Anbruch der g�ttlichen Fr�hlingszeit bringen sollte. Bahá'u'lláh schrieb �ber diesen Tag:

�Die g�ttliche Fr�hlingszeit ist angebrochen, o Erhabenste Feder, denn das Fest des Allbarmherzigen naht mit Eile. R�hre dich und verherrliche vor der ganzen Sch�pfung den Namen Gottes und preise Seinen Ruhm solcherma�en, da� alles Erschaffene wiederbelebt und erneuert werde. Sprich und schweige nicht! Die Sonne der Seligkeit leuchtet �ber dem Horizont Unseres Namens, der Selige, da das Reich des Namens Gottes geschm�ckt wurde mit der Zier des Namens Deines Herrn, der Sch�pfer der Himmel. Erhebe dich vor den V�lkern der Erde, wappne dich mit der Macht dieses Gr��ten Namens und geh�re nicht zu den Zaudernden.� (�L 14:1)

�Mich d�nkt, du z�gerst und bewegst dich nicht auf Meiner Tafel. Hat dich das g�ttliche Antlitz mit seinem Glanz verwirrt, oder hat dich das leere Gerede der Eigensinnigen mit Kummer erf�llt und deine Bewegung gel�hmt? Sei achtsam, da� nichts dich davon ablenke, die Gr��e dieses Tages zu preisen, des Tages, da der Finger der Erhabenheit und Macht den Wein der Wiedervereinigung entsiegelt und alle gerufen hat, die in den Himmeln, und alle, die auf Erden sind. Willst du z�gern, wenn der Windhauch, der den Tag Gottes ank�ndigt, schon �ber dich geweht ist, oder geh�rst du zu denen, die wie durch einen Schleier von Ihm getrennt sind?� (�L 14:2)

�Keinem Schleier, o Herr aller Namen und Sch�pfer der Himmel, habe ich gestattet, mich von der Anerkennung der Herrlichkeit Deines Tages auszuschlie�en - des Tages, der die Lampe der F�hrung ist f�r die ganze Welt und das Zeichen des Altehrw�rdigen der Tage f�r alle, die darin wohnen. Ich schweige wegen der Schleier, welche die Augen Deiner Gesch�pfe blind gemacht haben gegen Dich, und mein Stummsein r�hrt von den Hemmnissen, die Dein Volk gehindert haben, Deine Wahrheit anzuerkennen. Du wei�t, was in mir ist, ich jedoch wei� nicht, was in Dir ist. Du bist der Allwissende, der Allunterrichtete. Bei Deinem Namen, der alle anderen Namen �berragt! Sollte Dein �berm�chtiger, allbezwingender Befehl mich erreichen, er w�rde mir Macht verleihen, die Seelen aller Menschen neu zu beleben durch Dein erhabenes Wort, das ich Deine Zunge der Macht in Deinem Reiche der Herrlichkeit �u�ern h�rte. Er w�rde mich bef�higen, die Enth�llung Deines strahlenden Antlitzes zu verk�nden, durch die alles, was vor den Augen der Menschen verborgen war, kundgetan ist in Deinem Namen, der Deutliche, der h�chste Beschirmer, der Selbstbestehende.� (�L 14:3)

#208

�Kannst du, o Feder, an diesem Tage einen anderen au�er Mir entdecken? Was ist aus der Sch�pfung und ihren Offenbarungen geworden? Was aus den Namen und ihrem Reich? Wohin ist alles Erschaffene - Sichtbares oder Unsichtbares - entschwunden? Was ist mit den verborgenen Geheimnissen des Alls und seinen Offenbarungen geschehen? Siehe, die ganze Sch�pfung ist vergangen! Nichts ist geblieben au�er Meinem Antlitz, dem Ewigbleibenden, dem Strahlenden, dem Allherrlichen.� (�L 14:4)

�Dies ist der Tag, an dem nichts au�er dem Glanz des Lichtes wahrgenommen werden kann, das vom Angesicht Deines Herrn ausstrahlt, des Gn�digen, des G�tigen. Wahrlich, Wir haben kraft Unserer unwiderstehlichen, allunterwerfenden Herrschaft jede Seele verhauchen lassen. Dann haben Wir eine neue Sch�pfung ins Leben gerufen als Zeichen Unserer Gnade f�r die Menschen. Ich bin wahrlich der Allg�tige, der Altehrw�rdige der Tage.� (�L 14:5)

�Dies ist der Tag, da die Welt des Unsichtbaren ausruft: "Gro� ist deine Seligkeit, o Erde, denn du wurdest zum Schemel deines Gottes gemacht und zum Sitz Seines m�chtigen Thrones auserkoren." Das Reich der Herrlichkeit verk�ndet: "K�nnte doch mein Leben ein Opfer f�r dich sein, denn Er, der Geliebte des Allerbarmers, hat auf dir Seine Herrschaft errichtet durch die Macht Seines Namens, der allem Vergangenen und K�nftigen verhei�en ist." Dies ist der Tag, da jeder liebliche Duft seinen Wohlgeruch aus dem Duft Meines Gewandes zieht, eines Gewandes, das seinen Duft �ber die ganze Sch�pfung verbreitet. Dies ist der Tag, da sich die rauschenden Wasser ewigen Lebens aus dem Willen des Allbarmherzigen ergie�en. Eilt euch mit Herz und Seele und trinkt euch satt, o Scharen der H�he!� (�L 14:6)

�Sprich: Er ist es, der die Manifestation des Unerkennbaren, des Unsichtbarsten alles Unsichtbaren ist, k�nntet ihr es doch begreifen. Er ist es, der den verborgenen und verwahrten Edelstein offen vor euch hingelegt hat, wolltet ihr ihn doch suchen. Er ist es, der Einziggeliebte von allem, was vergangen und zuk�nftig ist, w�rdet ihr doch Herz und Hoffnung auf Ihn richten!� (�L 14:7)

#209

�Wir haben die Stimme deiner Verteidigung geh�rt, o Feder, und verzeihen dein Schweigen. Was ist es, das dich so sehr verwirrt hat?� (�L 14:8)

�Vom Rausch Deiner Gegenwart, o Vielgeliebter aller Welten, bin ich ergriffen und besessen.� (�L 14:9)

�Erhebe dich und verk�nde der ganzen Sch�pfung die Botschaft, da� Er, der Allbarmherzige, Seine Schritte zum Ridvan gelenkt und ihn betreten hat. F�hre dann das Volk zum Garten des Entz�ckens, den Gott zum Thron Seines Paradieses gemacht hat. Wir haben dich zu Unserer m�chtigsten Posaune erkoren, auf da� ihr schallender Ruf die Auferstehung der ganzen Menschheit verk�nde.� (�L 14:9)

�Sprich: Dies ist das Paradies, auf dessen Blattwerk der Wein der �u�erung das Zeugnis �tzte: "Er, der den Augen der Menschen verborgen war, ist enth�llt, geg�rtet mit souver�ner Macht!" Dies ist das Paradies, dessen rauschende Bl�tter k�nden: "O ihr, die ihr die Himmel und die Erde bewohnt! Erschienen ist, was nie zuvor erschien. Er, der Sein Antlitz seit Ewigkeit vor den Blicken der Sch�pfung verborgen hielt, ist nun da!" Aus dem raunenden Wind, der durch des Paradieses Zweige weht, dringt der Ruf: "Er, der h�chste Herr aller, ist offenbart. Das Reich ist Gottes", w�hrend aus seinen str�menden Wassern das Murmeln klingt: "Alle Augen sind erfreut, denn Er, den keiner schaute, dessen Geheimnis niemand entdeckte, hat den Schleier der Herrlichkeit gel�ftet und das Antlitz der Sch�nheit enth�llt."� (�L 14:10)

�In diesem Paradies und aus den H�hen seiner erhabensten Gem�cher rufen die Himmelsdienerinnen jubelnd: "Freut euch, ihr Bewohner der Reiche der H�he, denn die Finger Dessen, der der Altehrw�rdige der Tage ist, l�uten im Namen des Allherrlichen die Gr��te Glocke mitten im Herzen der Himmel. Die H�nde der G�te reichen den Becher des ewigen Lebens dar. Kommt n�her und trinkt euch satt! Trinkt mit gesundem Behagen, o ihr, die ihr die fleischgewordene Sehnsucht seid, die ihr das leidenschaftliche Verlangen verk�rpert!"� (�L 14:11)

�Dies ist der Tag, da Er, der Offenbarer der Namen Gottes, aus dem Heiligtum der Herrlichkeit hervortrat und allen, die in den Himmeln und auf Erden sind, verk�ndete: "Stellt die Becher des Paradieses und alles lebenspendende Wasser darin beiseite, denn sehet, das Volk Bahas ist in die selige Wohnstatt der g�ttlichen Gegenwart eingetreten und trinkt den Wein der Wiedervereinigung aus dem Kelch der Sch�nheit seines Herrn, des Allbesitzenden, des H�chsten."� (�L 14:12)

#210

�Vergi� die Welt der Sch�pfung, o Feder, und wende dich dem Antlitz deines Herrn zu, des Herrn aller Namen. Schm�cke dann die Welt mit dem Schmuck der Gunstbezeigungen deines Herrn, des K�nigs ewiger Tage. Denn Wir sp�ren den Duft des Tages, da Er, die Sehnsucht aller V�lker, die Lichtf�lle Seiner h�chst erhabenen Namen auf die Reiche des Sichtbaren und Unsichtbaren ergo� und sie mit dem Strahlenglanz der Leuchten Seiner gn�digsten Gunst umgab - einer Gunst, die keiner au�er Ihm, dem allm�chtigen Beschirmer der ganzen Sch�pfung, zu ermessen vermag.� (�L 14:13)

�Schaue auf Gottes Gesch�pfe nur mit dem Auge der G�te und Barmherzigkeit, denn Unsere liebende Vorsehung hat alles Erschaffene durchdrungen, und Unsere Gunst hat die Erde und die Himmel umfangen. Dies ist der Tag, da die wahren Diener Gottes an den lebenspendenden Wassern der Wiedervereinigung teilhaben, der Tag, da alle, die Ihm nahe sind, vom sanft flie�enden Strom der Unsterblichkeit, und alle, die an Seine Einheit glauben, vom Wein Seiner Gegenwart zu trinken verm�gen, indem sie Ihn anerkennen als Den, der das h�chste und letzte Ziel aller ist, aus dem die Zunge der Majest�t und Herrlichkeit den Ruf erhebt: "Das Reich ist Mein, Ich bin aus Meinem eigenen Recht sein Herrscher."� (�L 14:14)

�Ziehe die Herzen der Menschen an durch Seinen, des einzig Geliebten Ruf. Sprich: Dies ist die Stimme Gottes, so ihr doch auf sie h�rtet! Dies ist der Tagesanbruch der Offenbarung Gottes, so ihr es doch w��tet! Dies ist der Aufgangsort der Sache Gottes, so ihr es doch erkenntet! Dies ist die Quelle des Gebotes Gottes, so ihr sie doch gerecht beurteiltet! Dies ist das offenbare und verborgene Geheimnis, so ihr es doch erfa�tet! O ihr V�lker der Welt! In Meinem Namen, der alle anderen Namen �berragt, werft weg, was ihr besitzt, und versenkt euch in dieses Meer, dessen Tiefen die Perlen der Weisheit und der �u�erung bergen, ein Meer, das wogt in Meinem Namen, der Allbarmherzige. So belehrt euch Er, bei dem das Mutterbuch ist.� (�L 14:15)

�Der Meistgeliebte ist erschienen. In Seiner Rechten h�lt Er den versiegelten Wein Seines Namens. Gl�cklich der Mensch, der sich Ihm zukehrt, sich satt trinkt und ausruft: "Preis sei Dir, o Offenbarer der Zeichen Gottes!" Bei der Gerechtigkeit des Allm�chtigen! Alles Verborgene ist durch die Macht der Wahrheit offenbart. Alle Gunstbeweise Gottes sind als Zeichen Seiner Gnade herabgesandt. Die Wasser ewigen Lebens sind in ihrer ganzen F�lle den Menschen dargeboten. Jeden einzelnen Becher hat die Hand des Vielgeliebten dargereicht. Kommt herbei und z�gert nicht, und w�re es auch nur f�r einen kurzen Augenblick.� (�L 14:16)

#211

�Selig, wer sich mit den Fl�geln der Losl�sung aufschwingt und die Stufe erreicht, die nach Gottes Befehl die ganze Sch�pfung �berschattet, wen weder die eitlen Einbildungen der Gelehrten noch die Menge der Erdenscharen von Seiner Sache ablenken k�nnen. Wer unter euch, o Volk, ist bereit, der Welt zu entsagen und sich Gott, dem Herrn aller Namen, zu n�hern? Wo findet sich der, der durch die Macht Meines Namens, der alles Erschaffene �berragt, wegwirft, was Menschen besitzen, und sich mit all seiner Kraft an das h�lt, was Gott, der Kenner des Unsichtbaren und des Sichtbaren, ihm zu beachten gebot? So ist Seine G�te den Menschen herniedergesandt, Sein Zeugnis erf�llt, und so erstrahlt Sein Beweis �ber dem Horizont der Gnade. Kostbar ist der Preis, der dem zufallen wird, der glaubt und ausruft: "Gepriesen seist Du, o Geliebter aller Welten! Verherrlicht sei Dein Name, o Du Sehnsucht jedes verstehenden Herzens!"� (�L 14:17)

�Frohlocke in h�chster Freude, o Volk Bahas, wenn du dich des Tages h�chsten Gl�cks erinnerst, des Tages, da die Stimme des Altehrw�rdigen der Tage sprach, da Er aus Seinem Hause fort zu jenem Orte ging, wo Er den Glanz Seines Namens, der Allbarmherzige, �ber die ganze Sch�pfung ergo�. Gott ist Unser Zeuge. Wollten Wir die verborgenen Geheimnisse dieses Tages enth�llen, so w�rden alle, die auf Erden und in den Himmeln wohnen, bewu�tlos werden und sterben, au�er jenen, die von Gott, dem Allm�chtigen, dem Allwissenden, dem Allweisen beh�tet werden.� (�L 14:18)

�So stark ist die berauschende Wirkung der Worte Gottes auf Ihn, den Offenbarer Seiner unzweifelhaften Beweise, da� Seine Feder nicht l�nger schreiben kann. Er schlie�t Sein Tablet mit den Worten: "Kein Gott ist au�er Mir, dem H�chsterhabenen, dem Machtvollsten, dem Un�bertrefflichen, dem Allwissenden."� (�L 14:19)

Chronisten und andere Schriftsteller haben lange Berichte geschrieben �ber den Andrang der Menschen, �ber den Ausdruck ihres Kummers und die hervorragende Arbeit der G�rtner im Garten Ridvan; aber niemand sagt etwas dar�ber aus, wie Bahá'u'lláh Seine lange erwartete Erkl�rung abgab. Der H�ter der Baha'i-Religion schreibt dazu:

#212

��ber die genauen Begleitumst�nde dieser epochemachenden Erkl�rung sind wir leider nur �u�erst d�rftig unterrichtet. Die von Bahá'u'lláh bei diesem Anla� tats�chlich ge�u�erten Worte, die Art und Weise Seiner Erkl�rung, der Widerhall, den sie ausl�ste, ihre Wirkung auf Mirza Yahy� sowie Angaben dar�ber, wer das Vorrecht hatte, Ihm zuzuh�ren: alles dies ist in ein Dunkel geh�llt, das k�nftige Geschichtsschreiber nur mit M�he werden durchdringen k�nnen. Die bruchst�ckhafte Beschreibung, die Sein Chronist Nab�l der Nachwelt hinterlie�, ist einer der ganz wenigen authentischen Berichte, die wir �ber die denkw�rdigen Tage Seines Aufenthaltes in diesem Garten besitzen. `Jeden Tag', so erz�hlt Nab�l, `schnitten die G�rtner vor Anbruch der Morgend�mmerung die Rosen, die die vier Hauptwege des Gartens s�umten, und h�uften sie in der Mitte Seines gesegneten Zeltes auf. So gro� war der Berg, da�, wenn die Gef�hrten Bahá'u'lláhs sich zum Morgentee bei Ihm versammelten, sie sich gegenseitig �ber ihn hinweg nicht erblicken konnten. Alle diese Rosen gab Bahá'u'lláh jeden Morgen eigenh�ndig denen, die Er aus Seiner Gegenwart entlie�, damit sie sie in Seinem Namen Seinen arabischen und persischen Freunden in der Stadt br�chten.' `Eines Nachts', so f�hrt er fort, `es war die neunte Nacht des zunehmenden Mondes, befand ich mich zuf�llig unter denen, die neben Seinem gesegneten Zelt Wache hielten. Als die Stunde der Mitternacht nahte, sah ich, wie Er aus Seinem Zelt heraustrat, an den Pl�tzen vor�berging, wo einige Seiner Gef�hrten schliefen, und sodann die vom Mond beschienenen blumenumkr�nzten Hauptwege des Gartens auf und ab zu wandeln begann. So laut ert�nte der Gesang der Nachtigallen von allen Seiten, da� nur die, die Ihm ganz nahe waren, Seine Stimme deutlich vernehmen konnten. Er ging immer noch weiter auf und ab; schlie�lich hielt Er inmitten eines dieser Wege inne und sprach: `Seht diese Nachtigallen! So gro� ist ihre Liebe zu den Rosen, da� sie unerm�dlich, ohne zu schlafen, von der Abendd�mmerung bis zum fr�hen Morgen ihre Melodien tr�llern und sich voll brennender Leidenschaft dem Gegenstand ihrer Anbetung zuwenden. Wie k�nnen dann die schlafen, die behaupten, von der rosengleichen Sch�nheit des Geliebten entflammt zu sein?` Drei N�chte hintereinander wachte ich so und umkreiste Sein gesegnetes Zelt. Sooft ich an dem Ruhebett vor�berkam, auf dem Er lag, fand ich Ihn wachend; und alle Tage sah ich Ihn doch vom Morgen bis zum Abend pausenlos damit besch�ftigt, sich mit dem Strom der Besucher, die von Baghdad hereinfluteten, zu unterhalten. Und nicht ein einziges Mal konnte ich in den Worten, die Er sprach, auch nur eine Spur von Heuchelei entdecken."� (GGV S.174f)

#213

Aq� Rid� beschreibt den st�ndigen Zustrom von Menschen, die jeden Tag von Baghdad her�berkamen, um Bahá'u'lláh zu besuchen, und die die Trennung von Ihm nicht ertragen konnten. Die Verpflegung wurde, so schreibt Aq� Rid�, von Bahá'u'lláhs Haus in Baghdad herbeigeschafft, wo Seine Familie immer noch wohnte, au�erdem vom Haus des Mirza M�s�y-i-Jav�hir�.

Einmal kam N�miq P�sh� selbst und erbot sich, Bahá'u'lláh alles zur Verf�gung zu stellen, was dieser f�r die Reise brauchte; auch bat er um Vergebung f�r das, was vorgefallen war. Bahá'u'lláh versicherte ihm, sie h�tten alles N�tige. Als jedoch N�miq P�sh� darauf bestand, in irgendeiner Weise zu Diensten sein zu k�nnen, sagte Bahá'u'lláh: "Sei r�cksichtsvoll zu Meinen Freunden und behandle sie mit G�te." Der V�l� verb�rgte sich hierf�r, er verfa�te auch ein Empfehlungsschreiben an die Verwaltungen und Beh�rden, mit denen die Reisegesellschaft auf dem Weg bis Istanbul in Ber�hrung kommen w�rde, worin er Anweisung gab, die Reisenden mit allem Notwendigen zu versorgen. Dieses Dokument �bergab er dem Offizier, der die Reisegesellschaft begleiten sollte. Wie Aq� Rid� schreibt, lie� es Bahá'u'lláh jedoch auf der ganzen Reise niemals zu, da� diese Abgaben von der Bev�lkerung angenommen wurden; stets wurden die Vorr�te eingekauft und bezahlt. N�miq P�sh� hatte noch eine andere Bitte: Er besa� ein sehr sch�nes Pferd, das er nach Konstantinopel schicken wollte, und bat um die Erlaubnis, dieses Pferd der Obhut von Bahá'u'lláhs Gef�hrten zu �bergeben. Seiner Bitte wurde stattgegeben. Aq� Husayn-i-Ashch� erz�hlt, da� dieses Pferd, f�r den Sohn N�miq P�sh�s in Istanbul bestimmt, dem Siyyid Husayn-i-K�sh� (K�sh�n�) anvertraut wurde. Es mu� ihm besonders eingesch�rft worden sein, das Tier gut zu behandeln. Siyyid Husayn war ein einfaches Gem�t und immer zu Sp��en aufgelegt. Er hatte stets das Bed�rfnis, etwas zu tun oder zu sagen, was Bahá'u'lláh zum L�cheln brachte. Ashch� erz�hlt, da� er gerne vor Bahá'u'lláhs eigenem Pferd - "einem Rotschimmelhengst edelster Zucht" namens Sa`�d� - tanzte und herumkasperte. W�hrend der Reise kam er eines Tages in Bahá'u'lláhs Zelt und wollte sich dar�ber beklagen, da� der Gr��te Zweig genug Gerste und Futter f�r alle anderen Tiere ausgegeben habe, nur nicht f�r seines; da er aber `Abdu'l-Bahá gerade ins Zelt kommen sah, nahm er Rei�aus und rannte in die W�ste hinaus. Nach Angabe von Ashch� geh�rte Siyyid Husayn zu Bahá'u'lláhs Begleitung bis zur Abreise nach Adirnih (Adrianopel). Dort sagte Bahá'u'lláh ihm und einigen anderen, die unterwegs zu der Gruppe gesto�en waren, sie sollten nach Hause zur�ckkehren. Da er weiterhin danach verlangte, Bahá'u'lláh zu erheitern, beschwor er die Baha'i, die mit Ihm weiterreisten, sie sollten nicht vergessen, immer wieder von seinen lustigen Einf�llen zu erz�hlen, damit Bahá'u'lláh etwas zu lachen habe, wenn einmal die Rede auf ihn kommen sollte.

#214

Am neunten Tag zog auch Bahá'u'lláhs Familie in den Naj�b�yyih, und f�r den zw�lften Tag war die Abreise vorgesehen. Somit umfa�t das Ridvan-Fest zw�lf Tage. Den ganzen zw�lften Tag lang str�mten die Menschen in den Garten, um ein letztes Lebewohl zu sagen. Endlich wurden die Maultiere beladen, die Kaj�vihs (Howdahs) wurden auf ihnen befestigt, die Frauen und Kinder nahmen ihre Pl�tze in den Kaj�vihs ein, und kurz vor Sonnenuntergang wurde Bahá'u'lláh der Rotschimmelhengst vorgef�hrt. Alle Berichte, die uns erhalten sind, stimmen darin �berein, da� beim Anblick Bahá'u'lláhs, der sich, im Sattel sitzend, zur Abreise anschickte, die ganze Menschenmenge in herzzerrei�ende, nicht zu ertragende SchMirzansschreie ausbrach. Immer und immer wieder ert�nte der Ruf: "`All�h-u-Akbar" - "Gott ist der Gr��te". Die Menschen warfen sich vor Sein Pferd, und es schien - wie Aq� Rid� es ausdr�ckt -, "als ob dieses Himmelsro� �ber geheiligte K�rper und reine Herzen schritte". An diesem Tag nahm man zum erstenmal Bahá'u'lláhs hervorragende Reitkunst wahr. W�hrend all der Jahre in Baghdad hatte es Bahá'u'lláh nach den Angaben von Aq� Rid� stets vorgezogen, auf einem Esel zu reiten, obwohl Pferde immer zur Hand waren. Ein weiteres �u�eres Zeichen der g�ttlichen Autorit�t, die Er jetzt sichtbar innehatte, war die ge�nderte Kopfbedeckung, die Er am ersten Tag des Ridvan-Festes trug - an dem Tag, als Er zum letztenmal aus Seinem Haus in Baghdad trat und vor der Abreise in die Hauptstadt des T�rkischen Reiches Sein Zelt im Naj�b�yyih aufschlug. Man bemerkte an diesem Tag, da� Er einen fein bestickten T�j (Krone) trug. Einige dieser hohen FilzKopfbedeckungen sind erhalten: rot, gr�n, gelb und wei�, mit sehr sch�nen Stickereien h�chster Qualit�t und meisterhafter Verarbeitung.

#215
(Bildlegende: Zeichnung einer Kaj�vih (Howdah)

Mit Sonnenuntergang erreichten sie Firayj�t am Ufer des Tigris, etwa drei Meilen entfernt. Auch hier gab es einen �ppigen Garten mit einem herrschaftlichen Haus, und hier machte die Karawane noch einmal sieben Tage Halt. W�hrend Bahá'u'lláhs Bruder Mirza M�s� noch in Baghdad nach dem Rechten sah, alles erledigte, was noch zu erledigen war, und das Einpacken und Einladen ihrer restlichen Sachen �berwachte, wohnte Bahá'u'lláh in diesem Haus. In Firayj�t veranstaltete man ein Pferderennen, um die Pferde zu testen, und wiederum erwies sich Bahá'u'lláhs hohe Reitkunst. Au�er dem Hengst Sa`�d� hatte er zwei weitere Pferde, die Farang� und Sa`�d hie�en. Es waren auch zwei Esel da, die Bahá'u'lláhs j�ngere S�hne von Zeit zu Zeit reiten konnten. Auch in Firayj�t trafen immer noch t�glich Menschen aus Baghdad ein, die es nicht aushielten, da� ihnen Bahá'u'lláh entrissen wurde.

Auf der Reise nahm Bahá'u'lláh gew�hnlich einen Platz in einer Kaj�vih ein; aber wenn sie sich einem Dorf oder einer Stadt n�herten, bestieg Er Sein Pferd, um mit den Gemeindeoberen und W�rdentr�gern zusammenzutreffen, die Ihm jedesmal zur Begr��ung entgegenkamen. Vorne ging ein Mann namens H�j� Mahm�d, der die Z�gel des Maultiers f�hrte, das Seine Kaj�vih trug, und auf der anderen Seite gingen Mirza Aq� J�n, Mirza Aq�y-i-Mun�r (mit dem Beinamen Ismu'll�hu'l-Mun�b) und Aq� Muhammad-Ibr�h�m-i-Am�r-i-Nayr�z�.

`Abdu'l-Bahá hat in Seinen Erinnerungen an Mirza Aq�y-i-Mun�r (Jin�b-i-Mun�b; s. Anhang V S.549f) eine lebendige und k�stliche Schilderung von dem Geist dieser Reise gegeben: �Als Bahá'u'lláh und Sein Gefolge mit gro�em Gepr�nge von Baghdad abreisten, war Jin�b-i-Mun�b zu Fu� dabei. In Persien war dieser junge Mann f�r sein unbeschwertes, angenehmes Leben und seine Neigung zum Vergn�gen bekannt gewesen; auch galt er als weich, kr�nklich und eigensinnig. Man kann sich vorstellen, was ein solcher Mensch ertrug, als er zu Fu� von Baghdad nach Konstantinopel ging. Trotzdem ma� er froh die �den Meilen, Tag und Nacht sang er Gebete und hielt vertraute Zwiesprache mit Gott.� (Vorbilder der Treue S.182)

#216

�Auf dieser Reise war er mein vertrauter Gef�hrte. Manche Nacht gingen wir an den beiden Seiten von Bahá'u'lláhs Howdah; die Freude, die wir dabei empfanden, ist unbeschreiblich. Manchmal sang er Gedichte, auch Oden von H�fiz, wie die mit dem Anfang: `Kommt, la�t uns verstreuen diese Rosen, und vergie�en diesen Wein`; oder diese:�

Vor unserem Kaiser beugen wir das Knie,
K�nige sind wir des Morgensterns.
Wir wechseln unsere Farben nicht -
Hochrote L�wen, schwarze Drachen sind wir!�
� Abdu'l-Bahá: Vorbilder der Treue S.182

Am siebten Tag brach die Karawane dann wirklich nach Konstantinopel auf. Man folgte dem Ufer des Tigris und erreichte Judaydah am Sp�tnachmittag. Dort gab es keinen Garten, und die Zelte wurden aufgeschlagen. Hier wurde nochmals drei Tage Rast gemacht.

In Judaydah stie� Sh�tir-Rid� zu der Karawane und brachte einen Jungen mit, Aq� Muhammad-Hasan, dessen Vater Aq� `Abdu'r-Ras�l-i-Qum� in Tihr�n gefangen sa� und sp�ter in Baghdad den M�rtyrertod sterben sollte. Dieser Aq� Muhammad-Hasan wuchs in Bahá'u'lláhs Haushalt auf und diente Ihm getreulich. Sp�ter sollte er die Aufsicht �ber das Pilgerhaus in Akka �bernehmen. Der Verfasser dieser Aufzeichnungen erinnert sich noch an den greisen Aq� Muhammad-Hasan, den er Mitte der zwanziger Jahre in Akka traf. Als Aq� Muhammad-Hasan nicht mehr im Pilgerhaus Dienst tun konnte, wohnte er im Bayt-i-Abb�d (Bahá'u'lláhs Haus in Akka) und hielt es in Ordnung. Der alte Mann besa� einen wahren Schatz - viele handschriftliche Notizen Bahá'u'lláhs, die er in einer Truhe aufbewahrte und sehr gerne Besuchern zeigte. Auch H�j� Muhammad-Taq� N�yibu'l-Iy�lih kam von Baghdad nach Judaydah. Als aber die Karawane die Zelte abbrach, um die Reise fortzusetzen, sagte Bahá'u'lláh ihm wie auch Sh�tir-Rid�, Shaykh S�diq-i-Yazd� und Ust�d `Abdu'l-Kar�m, sie sollten nach Baghdad zur�ckkehren. Shaykh S�diq war ein alter Mann, der Bahá'u'lláh sehr ergeben war. Er f�hlte den Trennungsschmerz so stark, da� er nicht ruhte und sich bald darauf erneut auf den Weg machte, um ganz allein nach Istanbul zu wandern. Er kam jedoch nie ans Ziel seiner Reise und starb unterwegs in Ma`dan-i-Nuqrih.�

� Siehe Seite 233
#217

Aq� Rid�, der selbst in Gemeinschaft mit Mirza Mahm�d-i-K�sh�n� (s. Anhang V S.545) f�r die Verpflegung, das Vorbereiten und Ausgeben der Mahlzeiten verantwortlich war, gibt uns eine ausf�hrliche und interessante Liste der anderen anfallenden Arbeiten und all derer, die daf�r eingeteilt waren: Aq� Muhammad-B�qir-i-Mahall�t� k�mmerte sich um Kaffee und um die Wasserpfeifen; Ust�d B�qir und Ust�d Muhammad-Ism�`�l, die beiden Br�der aus K�sh�n, besorgten den Tee und betreuten den Samowar; Aq� muhammad-Ibr�h�m-i-Am�r und Aq� Najaf-`Al� waren f�r das Aufbauen der Zelte und f�r die Sicherheit des Lagers verantwortlich; Mirza Aq� J�n und Aq�y-i-Mun�r waren die pers�nlichen Betreuer Bahá'u'lláhs; Darv�sh Sidq-`Al�, Siyyid Husayn-i-K�sh�n� und H�j� Ibr�h�m versorgten die Pferde; Aq� Muhammad-`Al�y-i-Jilawd�r (s. Anhang V S.547) k�mmerte sich um Futter und Gerste f�r die Tiere; Aq� Muhammad-Ibr�h�m-i-N�zir und Mirza Ja`far kauften unterwegs das Notwendige ein; Ust�d Muhammad-`Al�y-i-Salm�n� (s. Anhang V S.554) war nicht nur Barbier und Bademeister, sondern betreute auch die Zelte und die bewegliche Habe auf der Reise; Aq� `Abdu'l-Ghaff�r (Aq� `Abdu'll�h; s. Anhang V S.536), der t�rkisch sprach, pflegte den Kontakt mit den Leuten, denen die Karawane unterwegs begegnete; die beiden Jungen, Aq� Muhammad-Hasan und Aq� Husayn (sp�ter Ashch� genannt), bedienten die Damen. Au�erdem geh�rten nach den Angaben von Aq� Rid� noch Aq� Muhammad-`Al�y-i-Isfah�n�, Aq� muhammad-S�diq, Siyyid Muhammad-i-Isfah�n� und H�j� Mirza Ahmad-i-K�sh�n� zu Bahá'u'lláhs Reisegesellschaft.

Die Dienste, die Aq� Rid� selbst zusammen mit Mirza Mahm�d-i-K�sh�n� leistete, beschrieb `Abdu'l-Bahá seinem Sekret�r wie folgt:

�... (sie) ruhten nicht einen Augenblick. Sofort nach unserer Ankunft kochten sie das Essen f�r diese Reisegruppe von fast zweiundsiebzig Personen - und das, nachdem sie den ganzen Tag oder die ganze Nacht die Pferde gef�hrt hatten, welche die Kaj�vih der Gesegneten Sch�nheit trugen. Wenn das Essen fertig war, wachten alle auf, die ein Schl�fchen eingelegt hatten, a�en und legten sich dann wieder schlafen. Danach sp�lten diese beiden M�nner das ganze Geschirr und verstauten es wieder. Inzwischen waren sie so m�de geworden, da� sie auch auf einem harten Stein eingeschlafen w�ren.� (Star of West XIII p.277)

#218

�Wenn sie unterwegs von der M�digkeit �bermannt wurden, schliefen sie im Gehen. Gelegentlich konnte ich beobachten, wie einer von ihnen einen gro�en Sprung machte. Dies zeigte, da� er schlief und gerade getr�umt hatte, er sei an ein breites Bachbett gekommen - daher der Sprung.� (Star of West XIII p.277f)

�Kurz, von Baghdad bis nach S�ms�n dienten sie mit einer Treue, wie man sie selten findet. Tats�chlich ging es �ber Menschenkraft, all die schwere Arbeit fr�hlich zu tragen. Aber weil sie vom Geist Gottes entflammt waren, versahen sie diesen ganzen Dienst im gr��ten Gl�cksgef�hl. Ich erinnere mich, wie wir oft in den fr�hen Morgenstunden, wenn wir zur n�chsten Karawanserei aufbrechen wollten, diese beiden im Tiefschlaf vorfanden. Wir r�ttelten sie auf, und sie erwachten nur mit M�he. Im Weitergehen sangen sie immer Gebete und Anrufungen.� (Star of West XIII p.277f)

Im gleichen Bericht schildert `Abdu'l-Bahá in kurzen, klaren Worten, wie die Reise beschaffen war, die nun vor ihnen lag. �Oft legten wir bei Tag oder bei Nacht f�nfundzwanzig bis drei�ig Meilen zur�ck. Kaum hatten wir eine Karawanserei erreicht, legte sich auch schon jeder vor Ersch�pfung hin und schlief ein; so ausgelaugt waren alle, da� sie sich nicht mehr r�hren konnten.�� Er selbst fand aber w�hrend dieser Zwischenpausen nur wenig oder gar keine Ruhe; denn Er hatte daf�r zu sorgen, da� f�r die ganze Reisegesellschaft einschlie�lich der Tiere jeden Tag die Verpflegung und alles Notwendige vorhanden war.

� Star of West XIII p.277f
#219

(Bildlegende: Der Zug des K�nigs der Herrlichkeit)

Bahá'u'lláhs Reiseweg von Baghdad nach Konstantinopel) :

1 Judaydah 9 Z�kh� 17 Dil�k-T�sh
2 Dil�-Abb�s 10 Jaz�rih 18 S�v�s
3 Qarih-Tapih 11 Nis�b�n 19 T�q�t
4 Sal�h�yyih 12 M�rd�n 20 Am�s�y�
5 D�st-Khurm�t� 13 Diy�rbakr 21 Il�h�yyih
6 Kark�k 14 Ma`dan-i-Mis 22 S�ms�n
7 Irb�l 15 Kh�rp�t 23 Sinope
8 Mosul 16 Ma`dan-i-Nuqrih 24 Any�bul�
#220

Von Judaydah setzte die Karawane ihre Reise nach Dil�-Abb�s fort, das in einer pflanzenbewachsenen Ebene am Flu� gelegen war. Hier wurden wieder die Zelte aufgeschlagen; doch war es wegen der Tageshitze �blich, bei Nacht zu reisen. So zog die Karawane um Mitternacht weiter und erreichte am n�chsten Tag Qarih-Tapih. Die folgende Station war Sal�h�yyih, eine kleine Stadt an einem Berg, an einem Nebenflu� des Diy�l�h-Flusses gelegen, wo ein Ortsgouverneur (Q�'im-Maq�m) residierte. Der Q�'im-Maq�m und die Gemeindeoberen kamen der Karawane zur Begr��ung entgegen; doch gingen sie �ber die �blichen Begr��ungsformalit�ten weit hinaus und veranstalteten zu Ehren ihrer G�ste ein Fest. Die Karawane blieb zwei N�chte in Sal�h�yyih, und die Gemeindeverwaltung stellte Nachtwachen zum Schutz gegen Stra�enr�uber. In der dritten Nacht war die Karawane trotz gro�er Dunkelheit und bei Winden in Orkanst�rke wieder auf dem Marsch. In dieser Nacht hatte Aq� Rid� selbst ein erschreckendes Erlebnis: Im Weitergehen schlief er mit Unterbrechungen; doch sah er pl�tzlich, da� Aq� muhammad-Ibr�h�m-i-Am�r sich niedergesetzt hatte, weil an der Kaj�vih, die Bahá'u'lláh trug, etwas repariert werden mu�te. Er setzte sich also ebenfalls hin und schlief sofort wieder ein. Als er nach f�nf Stunden aufwachte, war von der Karawane nichts mehr zu sehen. In der stockdunklen Nacht war sein Fehlen nicht bemerkt worden. Das Ger�usch, das ihn geweckt hatte, kam von einer Gruppe von M�nnern, die mit Eseln unterwegs waren. Er dachte, es sei seine eigene Karawane, und lief eilig in dieser Richtung; doch sie waren ihm zu schnell. Unruhig und voller Angst ging er weiter, bis er pl�tzlich in der Ferne einen Feuerschein erblickte. Das mu� Aq� Muhammad-B�qir mit seiner Kohlenpfanne sein, sagte er sich, und so war es auch. Es war die Stunde der Morgend�mmerung und des Fr�hgebetes. Bahá'u'lláhs Kaj�vih hatte Halt gemacht. Als Aq� Rid� zur Karawane zur�ckkam, traf er als ersten Mirza M�s� Aq�y-i-Kal�m. Dieser sagte ihm, da� sein Fehlen soeben bemerkt worden sei und man gerade einige M�nner ausschicken wollte, um ihn zu suchen.

�hnliche Vorkommnisse berichtet auch Aq� Husayn-i-Ashch�. Es mu� damals ziemlich h�ufig gewesen sein, da� Reisende in der Nacht vom Weg abkamen.

An diesem Morgen erreichte die Karawane D�st-Khurm�t� (auf Landkarten als Tuz-Khurm�t� eingetragen) und lagerte in buschigem Geh�lz. Der n�chste Nachtmarsch f�hrte bis T�wuq, das an einem Fl��chen an einem Berghang lag. Von dort reisten sie weiter nach Kark�k und blieben dort zwei Tage in einem Obstgarten au�erhalb der Stadt. Sie waren jetzt im Land der Kurden; hier lebte ein Derwisch, der in Mesopotamien verstreut etwa 50�000 Anh�nger hatte. Wie �blich kamen die Stadtoberen heraus und machten ihre Aufwartung. Es kam aber auch ein Mann in einem Zustand h�chster Erregung, der laute Rufe ausstie�. Einige von Bahá'u'lláhs Reisegef�hrten wollten ihn zum Schweigen bringen, doch Bahá'u'lláh, der zwei Jahre unter diesen Menschen gelebt hatte, sagte ihnen, sie sollten ihn gew�hren lassen. Kark�k war die gr��te Stadt in Unter-Kurdistan; es liegt am Flu� Khaz�chai an einer Stelle, wo eine hohe Br�cke �ber die Schlucht f�hrt. Das Wasser war kalt, die Str�mung stark, aber ein Einheimischer wollte seine Geschicklichkeit zeigen und sprang von der Br�cke in den Flu�. Bahá'u'lláh hatte daran Gefallen, und als der Taucher zu Ihm kam, gab Er ihm Geld. Hier sprachen auch einige hohe Beamte vor. Sie waren auf dem Weg nach Mosul, wo sie ihren Aufgaben nachgingen, und wollten Bahá'u'lláh einen Besuch abstatten. Bei ihrem Anblick wurden Siyyid Muhammad-i-Isfah�n� und einige andere nerv�s und verwirrt.

#221

Weiter ging es nach Irb�l (Arbil), einer historischen Stadt, beim Schauplatz einer gro�en Schlacht zwischen Alexander dem Gro�en und den Persern (Oktober 331 v.Chr.) gelegen. Die Stadt liegt an der Volksgrenze zwischen Arabern und Kurden; doch au�er einer Ruine erinnerte nicht mehr viel an ihre einstige Gr��e. Die Ebene, in der sie liegt, �ffnet sich nach Westen zum Gro�en Z�b, einem Nebenflu� des Tigris, und nach S�den zum Tal des Kleinen Z�b. Die Stadt, �ber der eine Burg auf einem H�gel lag, war Marktplatz f�r die Kurden dieser Gegend und Sitz eines Q�'im-Maq�m.

Die Karawane traf hier an einem der zwei hohen muslimischen Feiertage ein, dem al-`Id al-`Adh�, an dem Abrahams Bereitschaft zur Opferung seines Sohnes gefeiert wird und die Gl�ubigen in Mekka zu den Pilgerriten zusammenstr�men. Die W�rdentr�ger der Stadt, die zur Begr��ung Bahá'u'lláhs herauskamen, brachten als Opfergabe eine Speise, die mit dem Fleisch von Opfertieren zubereitet war. Klar und unverkennbar zeigte sich ihre wundersame Zuneigung zur Person Bahá'u'lláhs.

Nach der Abreise aus Irb�l erreichte die Karawane die rei�enden Wasser des Z�b. Mit Booten wurde die starke Str�mung des Flusses �berquert, an dessen Ufern in der Vergangenheit ber�hmte Schlachten stattgefunden haben.� Zwei Maultiere wurden abgetrieben und konnten nicht gerettet werden. Am anderen Ufer schlug die Karawane f�r den ersten Teil der Nacht ihr Lager auf. Als man um Mitternacht in Richtung Mosul weiterreisen wollte, kamen starke Winde auf. Ein kurzer Halt wurde bei dem Dorf Baratallih eingelegt, das von Christen bewohnt wurde, und eine oder zwei Stunden nach Sonnenaufgang traf die Karawane in Mosul ein. Dort lagerte sie am Ostufer des Tigris, wo auch Nab�yu'll�h-Y�nis liegt. Muslime wie Christen glauben, da� der Prophet Jonas in dem GrAbhagel dieser Ansiedlung begraben liegt; daher auch ihr Name. Auf diesem Ostufer lag der gr��te Teil des alten Ninive, auf dem gegen�berliegenden Ufer war Mosul auf der St�tte eines westlichen Vorortes erbaut. Mosul war schon stark verfallen, aber immer noch eine sch�ne Stadt am Abhang des Jabal-Jubilah; die H�user bildeten ein Amphitheater, das sechs Meilen Umfang ma�.

� Hier entschied sich im Januar 750 n.Chr. das Schicksal der Omajjaden. (s. Balyuzi: Muhammad and the Course of Islam, S. 218)

#222

(Bildlegende: Blick auf Mosul �ber den Tigris (aus Geary, Through Asiatic Turkey)

Mirza Yahy� war verkleidet in Mosul eingetroffen; ein Araber namens Z�hir begleitete ihn. Aq� Rid� merkt an, da� sein Verhalten ihn in den Augen dieses Gef�hrten, der sein Diener sein sollte, schon herabgesetzt hatte. Als sich Mirza Yahy� zu erkennen gab, beklagte er sich bitter �ber die Art, wie sich Z�hir ihm gegen�ber auff�hrte: "Er l�mmelt herum, und obwohl er genau wei�, wie sehr ich den Tabakgeruch verabscheue, stopft er st�ndig seine Pfeife und qualmt." Nach Angabe von Aq� Rid� sagte Mirza Yahy� auch folgendes: "Ich bin von Baghdad aus nicht mit euch gekommen, denn ich hatte Angst, man w�rde euch den persischen Beh�rden ausliefern. Um einem solchen Fall auszuweichen, habe ich mich verkleidet und bin weggegangen." Weiter berichtet Aq� Rid�, da� Bahá'u'lláh in Baghdad zu Mirza Yahy� gesagt hatte: "Wenn du mitkommen willst, werde ich N�miq P�sh� entsprechend informieren; aber komm unverkleidet." Doch Mirza Yahy� hatte diese Einladung abgelehnt. In Mosul aber, ein gutes St�ck von der �r�nischen Grenze entfernt, wurde Mirza Yahy� k�hn genug, sich zu erkennen zu geben, wenn auch immer noch in Verkleidung. Au�er Mirza Aq� J�n und Siyyid Muhammad-i-Isfah�n�, die ihn kannten, wu�te niemand, wer er war. Manche hielten ihn f�r einen reisenden Juden, der sich aus Sicherheitsgr�nden ihrer Karawane angeschlossen habe, und behandelten ihn daher freundlich. Aq� Rid� gibt an, da� er manchmal in das gemeinsame Zelt der M�nner kam, ohne sich jedoch zu erkennen zu geben.

#223

In einem Sendschreiben an die Bahá'í von Sh�r�z gibt `Abdu'l-Bahá eine ausf�hrliche Schilderung von Mirza Yahy�s Leben: seine feige �ngstlichkeit, seine Unf�higkeit und Unterw�rfigkeit, sein st�ndiges Weglaufen vor einer wirklichen oder eingebildeten Gefahr, sein Versagen bei der Verbreitung der Religion des B�b. Er schreibt: �Wir erreichten Mosul und schlugen unser Lager am Ufer des Tigris auf; die Stadtoberen kamen scharenweise, eine Gruppe nach der anderen, um in Seine (Bahá'u'lláhs) gesegnete Gegenwart zu gelangen. Zur Mitternacht erschien der schon erw�hnte Araber namens Z�hir und sagte, Seine Gnaden [Mirza Yahy�] wohnten in einem Gasthaus vor der Stadt und w�nschten jemanden von der Karawane zu sprechen. Mein Onkel Mirza M�s� ging zur Mitternacht dorthin und traf mit ihm zusammen. Mirza Yahy� erkundigte sich nach seiner Familie und erfuhr, da� diese ihr eigenes Zelt habe und da� er sie besuchen k�nne. Er sagte, dies halte er auf keinen Fall f�r angebracht, doch wolle er die Karawane begleiten, in der auch seine Familie reise. So kam er mit bis Diy�rbakr, einen schwarzen Strick um den Kopf und eine Bettelschale in der Hand, immer nur in Gesellschaft der Araber und T�rken in der Karawane. In Diy�rbakr lie� er wissen, er wolle in der Nacht seine Familie besuchen und sich am Morgen dem Hauptteil der Karawane anschlie�en. So geschah es auch. Da H�j� Siyyid Muhammad ihn kannte, gab er ihn f�r einen persischen Derwisch aus, mit dem er Bekanntschaft hatte und der ihn besuchte; aber weil die anderen Freunde ihn [Mirza Yahy�] nie gesehen hatten, wu�ten sie nicht, wer er war.�� `Abdu'l-Bahá erz�hlt dann, wie Mirza Yahy� mit Siyyid Muhammad - dem Mann, der sp�ter sein wichtigster F�rsprecher und sein b�ser Geist werden sollte - in Streit geriet und zu Bahá'u'lláh lief, um sich zu beschweren. Nachdem Bahá'u'lláh Siyyid Muhammads Erkl�rung angeh�rt hatte, tadelte Er ihn als Unruhestifter.

� Aus einem unver�ffentlichten Sendschreiben, nach der englischen �bersetzung von H.M.Balyuzi

#224

Die Karawane blieb drei Tage in Mosul, wo Bahá'u'lláh und Sein Gefolge auch das �ffentliche Bad besuchten. Am dritten Tag brachen sie gegen Sonnenuntergang das Lager ab und machten sich auf den Weg nach Z�kh�, das drei Wegstrecken entfernt lag. Auf der letzten Wegstrecke zeigten die Bewohner der Gegend, die Yaz�d�-Kurden, Anzeichen von Feindseligkeit. Die Karawane hatte am Fu� eines Berges Halt gemacht; aber die Kurden stellten ihr keine Wachtposten zur Verf�gung, verkauften keine Lebensmittel, gebrauchten Beschimpfungen und warfen sogar mit Steinen. Daraufhin stellten die Reisenden selbst die Wachen; eine Gruppe sang laut: "Wessen ist die Herrschaft?", und eine andere Gruppe entgegnete: "Gottes - des Allgewaltigen, des Allm�chtigen." Bei der ersten Morgend�mmerung machte sich die Karawane, nach den Erlebnissen dieser Nacht sicher erm�det, auf die Weiterreise. Die Stra�e f�hrte jetzt �ber steinige Bergp�sse und durch enge Hohlwege, die von zahlreichen Laubb�umen beschattet waren. Aq� Rid� schreibt, da� sie nur langsam vorw�rts kamen, da es gro�e Schwierigkeiten bereitete, die Kaj�vihs hindurchzuman�vrieren. In der Gegend von Z�kh� schickte ihnen der Q�'im-Maq�m dieses Ortes eine Gruppe von M�nnern entgegen, die ihnen bei der Weiterreise behilflich sein sollten, besonders beim Bef�rdern der Kaj�vihs. Jede Kaj�vih wurde von vier M�nnern geradegehalten und weitergef�hrt. Als die Reisenden endlich vor Z�kh� ankamen, fanden sie an der Stra�e bereits den Q�'im-Maq�m und die Stadtoberen vor, die darauf warteten, sie zu begr��en und Bahá'u'lláh ihre Ehrerbietung zu erweisen. Hier wurde den Reisenden ein wirklich warmer und freudiger Empfang zuteil; man hatte schon ein Festessen vorbereitet, das Bahá'u'lláh freundlich annahm. Besonders der Muft� brachte die Freude zum Ausdruck, die die Menschen �ber die Ehre dieses Besuches empfanden. Bahá'u'lláh sagte zu dem Q�'im-Maq�m: "Sooft man uns unterwegs als G�ste aufnehmen und mit einem Festessen bewirten wollte, haben Wir dies nicht angenommen, so wie Noahs Arche nirgends Ruhe fand au�er auf dem Berg Ararat." Aq� Rid� merkt dazu an, da� Z�kh� nicht weit vom Berg Ararat entfernt lag. Jetzt �berquerte die Karawane den Flu�, den Aq� Rid� besonders wegen seines kalten, erfrischenden Wassers in der Erinnerung behielt. Gegen�ber der Stadt wurden die Zelte aufgeschlagen. Aq� Rid� hat den Ausspruch des Muft� festgehalten, alle Einwohner der Stadt w�ren ergebene Anh�nger Bahá'u'lláhs geworden, wenn Er einige Tage dort verweilt h�tte. Aber der Tag war schnell vorbei, und bei Einbruch der Nacht machte sich die Karawane auf den Weg nach Jaz�rih. Der Q�'im-Maq�m hatte verschiedene Geschenke, darunter auch Schnee geschickt, und die aufm�pfigen, wilden Kurden der vorigen Nacht hatte er zur Bestrafung vorf�hren lassen. Unterwegs vereinigte sich der Flu� von Z�kh� mit einem anderen Flu�, und der Q�'im-Maq�m stellte nochmals Geleit, um die Karawane hin�berzubringen und den Kaj�vihs noch mehr Schutz zu geben.

#225

Jaz�rih wurde am n�chsten Tag erreicht. Dort war ein altes Schlo�, in dessen N�he die Karawane am Flu�ufer ihr Lager aufschlug. Das von Kurden bev�lkerte Jaz�rih war in fr�heren Jahrhunderten, in den Tagen der kurdischen Ayy�bidendynastie, die der ber�hmte Sal�hi'd-D�n (Saladin) begr�ndet hatte, eine bl�hende Stadt gewesen, doch jetzt zur Bedeutungslosigkeit herabgesunken. Im vierzehnten Jahrhundert hatte es eine gro�e j�dische Kolonie, und zu Beginn des neunzehnten Jahrhunderts war es eine Feste der Yaz�d�s, bis diese bei einem t�rkischen Angriff niedergemacht wurden. Danach blieb die Bev�lkerung von Jaz�rih �berwiegend kurdisch.

Nach Sonnenuntergang reiste die Karawane weiter in Richtung Nis�b�n, einst ebenfalls eine Stadt von historischer Bedeutung - Residenz des Tigranes von Armenien, r�mische Grenzfeste gegen die Parther, zeitweise mit mehreren tausend Einwohnern -, doch jetzt ohne Einflu� und lediglich Sitz eines Mud�r (Ortsgouverneurs). Hier wurden die Zelte an einem sehr angenehmen Platz bei dem rei�enden Fl��chen Jakhjakh aufgeschlagen, das sich sch�umend in den Flu� Khabur ergo�.

Von Nis�b�n setzte die Karawane ihre Reise nach M�rd�n fort, das zwei oder drei Wegstrecken entfernt lag. Unterwegs kamen sie durch Hasan-Agh� in einer unfruchtbaren Ebene, in der es kein Gr�n und keine Weidem�glichkeit gab. Uthm�n, der Maultiertreiber, f�hrte Klage, da� seine Tiere nicht genug Futter bek�men. In dieser Nacht, schreibt Aq� Rid�, kam Bahá'u'lláh aus Seinem Zelt, um Seine Gef�hrten zu besuchen und f�r ihr Wohlergehen zu sorgen.

`Abdu'l-Bahá schreibt �ber diese Zeit:

�Damals herrschte auf der ganzen Strecke Hungersnot. Wenn wir eine Station erreicht hatten, ritten Mirza Jaf`ar und ich von Dorf zu Dorf, von einem Araber- oder Kurdenzelt zum anderen, um f�r Menschen und Tiere Verpflegung, Stroh, Gerste usw. zu bekommen. Oft waren wir bis Mitternacht unterwegs.� (Star of West XIII S.278)

�Eines Tages kamen wir zu einem T�rken, der gerade seine Ernte einbrachte. Als wir bei ihm den gro�en Berg Stroh erblickten, glaubten wir, da� wir ans Ziel unserer Suche gekommen w�ren. Ich wandte mich h�flich an den T�rken und sagte: "Wir sind Ihre G�ste, und es geh�rt zu den Zeichen des (religi�sen) Glaubens, da� man neu angekommene G�ste ehrt. Ich habe sagen h�ren, da� Sie ein sehr freigebiges Volk und sehr gro�z�gig sind, und wenn Sie einen Gast aufnehmen, schlachten und kochen Sie ein ganzes Schaf f�r ihn. Wir brauchen jetzt dies und das und bezahlen Ihnen gerne jeden Preis, den Sie verlangen. Wir hoffen, da� das ein faires Angebot ist."� (Star of West XIII S.278)

�Er �berlegte einen Augenblick, dann sagte er: "Macht euren Sack auf." Mirza Jaf`ar machte ihn auf, und der Mann gab ein paar Handvoll Stroh hinein. Dar�ber mu�te ich lachen. Ich sagte: "Mein Freund, was k�nnen wir mit dem bi�chen Stroh anfangen? Wir haben sechsunddrei�ig Tiere, und jedes braucht Futter!" Kurz, wir bekamen �berall viele Schwierigkeiten, bis wir nach Kh�rp�t kamen. Dort bemerkten wir, da� unsere Tiere ganz mager geworden waren und nur m�hsam weitergehen konnten. Aber wir bekamen f�r sie weder Stroh noch Gerste.� (Star of West XIII S.278)

#226

Von Hasan-Agh� gelangte die Karawane in ein Dorf am Fu� des Berges M�rd�n, eines Kalksteinmassivs, beherrscht von einer als uneinnehmbar geltenden Feste. Dort wurden einem Araber, der mit der Karawane reiste, bei Nacht zwei Maultiere gestohlen. Der Eigent�mer war au�er sich vor Kummer. Bahá'u'lláh bat den offiziellen Begleiter der Karawane, alles zu versuchen, um die fehlenden Tiere wieder aufzutreiben. Dann wurden noch weitere Amtspersonen hinzugezogen, aber die Tiere fanden sich nicht. Als die Karawane gerade wieder aufbrechen wollte, wandte sich der arme Araber weinend an Bahá'u'lláh: "Jetzt reisen Sie ab, und ich bekomme meine Tiere nie wieder." Sofort lie� Bahá'u'lláh die Weiterreise absagen. "Wir gehen nach Firdaws," sagte Er, "und bleiben dort so lange, bis die Maultiere dieses Mannes gefunden sind und er sie zur�ckerhalten hat." Aq� Rid� merkt dazu an, da� Firdaws (Paradies) ein pr�chtiges Herrenhaus war, das in der N�he der 1�300 m hoch gelegenen Stadt M�rd�n inmitten eines Obstgartens auf dem Berge stand. Firdaws war wirklich ein sch�ner Ort, in dem B�che flossen. Die Kaj�vihs wurden hinaufgef�hrt, und der Teil der Karawane, der schon aufgebrochen war, kehrte wieder um. Der Mutasariff (Gouverneur) von M�rd�n kam mit anderen W�rdentr�gern und Oberen eilends herbei, um Bahá'u'lláh zu begr��en. Einige M�nner wurden beauftragt, das Herrenhaus zu reinigen und in Ordnung zu bringen und die B�che und Spr�hanlagen mit Wasser zu f�llen. Jetzt gingen in Firdaws st�ndig hochgestellte B�rger der Stadt aus und ein, um Bahá'u'lláh ihre Aufwartung zu machen. Die Bev�lkerung bestand fast zur H�lfte aus Christen - Armenier, Chald�er, Jakobiten und Syrer -, die sich vor den Angriffen orthodoxer Christen und Muslime in die Berge gefl�chtet hatten.

#227

(Bildlegende: M�rd�n (aus Geary, Through Asiatic Turkey)

Der Mutasarrif drohte dem Dorf�ltesten des Ortes, wo man die Maultiere gestohlen hatte, er werde ihn einsperren lassen, wenn die Tiere nicht zum Vorschein k�men. Der Dorf�lteste bot statt der Tiere eine Geldzahlung an; Bahá'u'lláh bestand jedoch darauf, da� der Araber ein Recht auf R�ckgabe seiner Tiere habe. Am zweiten Tag kam der Dorf�lteste mit einem von hohen Beamten verb�rgten Schuldschein �ber 60 Pfund, die innerhalb eines Monats zahlbar waren und dem Wert der zwei Maultiere entsprachen. Bahá'u'lláh lehnte jedoch auch dieses Angebot ab. Da begriff der Dorf�lteste, da� sein Spiel verloren war; er lie� die Tiere holen und �bergab sie ihrem Eigent�mer, der v�llig au�er sich war. Die Leute waren fassungslos, denn so etwas hatten sie noch nie erlebt. Gestohlenes Gut hatte sich noch nie wiedergefunden, und noch kein rechtm��iger Eigent�mer hatte je Entsch�digung erhalten. Aq� Husayn-i-Ashch� schrieb etwa vier Jahrzehnte sp�ter in seinen Erinnerungen, da� mehrere Beamte zu Bahá'u'lláh gingen und Ihm berichteten, welche Rolle sie selbst bei der Wiederfindung der Tiere gespielt hatten, und da� sie eine entsprechende Belohnung erhielten. Der Mutasarrif erhielt einen kostbaren Kaschmir-Schal, der Muft� eine kolorierte Ausgabe des Quran und der Anf�hrer der Reiter ein Schwert in juwelenbesetzter Scheide.

#228

Der Zweck der Unterbrechung in Firdaws war erreicht, und Bahá'u'lláh lie� am dritten Tag die Reise fortsetzen. Es wurde ein glanzvoller Abschied. Der Weg f�hrte durch die Hauptstra�e der Stadt M�rd�n. Vorne ritt die Kavallerie der Regierung mit Trommeln und wehenden Fahnen, dann kam die Karawane, vom Mutasarrif und anderen hohen W�rdentr�gern eskortiert. Die ganze Stadt war auf den Beinen, alles dr�ngte sich auf den Stra�en, um der Karawane zuzujubeln und den Durchzug zu verfolgen. Der Abstieg von der Bergspitze ging langsam vor sich, dann sagte Bahá'u'lláh dem Geleit Lebewohl und gebot den M�nnern, sie sollten in ihre Stadt zur�ckgehen. Die Karawane zog nun weiter; die Reise f�hrte den ganzen Tag durch Buschwerk und �ber saftige Wiesen, bis zum Abend, als man an einem gr�nen Platz neben einem Wasserlauf Rast machte. Die Zelte wurden f�r die Nacht aufgeschlagen. Nach zwei weiteren Zwischenstationen gelangte man in drei Tagen zur n�chsten historischen Stadt: Diy�rbakr im Herzen von Kurdist�n.

Diy�rbakr liegt am Nordende von Mesopotamien auf der St�tte des antiken Amid an der strategischen Gabelung der zwei Hauptstra�en zwischen den Becken des Euphrat und des Tigris, an einer Stelle, wo t�rkisches, armenisches, kurdisches und arabisches Volksgebiet zusammensto�en. Fast 700 m hoch gelegen, �berblickt die Stadt eine ausgedehnte, fruchtbare Ebene, seit Menschengedenken die Kornkammer Westasiens. Obwohl das Klima mild ist, war die Stadt doch wegen ihrer Mauern aus schwarzem Basalt ungesund und na�kalt und hatte enge, schlammige Stra�en. Dies war vielleicht Grund genug f�r den unfreundlichen Empfang, der den Reisenden zuteil wurde.

Was auch immer die Ursache war - der V�l� von Diy�rbakr, H�j� K�y�mil� P�sh�, war im Gegensatz zu seinen Kollegen im Dienst der Regierung jedenfalls nicht freundlich. Er weigerte sich, bei der Suche nach einem Lagerplatz f�r die Karawane behilflich zu sein. Schon lange vor deren Ankunft in der Stadt war der offizielle Begleiter der Karawane vorausgeeilt, um sich zu erkundigen, wo sie lagern k�nne. Als die Karawane dann vor den Stadttoren ankam, mu�te sie lange auf die R�ckkehr ihres Reisebegleiters warten. Man hatte ihn zwei Stunden warten lassen, bevor man ihm sagte, die Karawane solle nach `Al�-P�r�b im S�den der Stadt gehen. Nun befand sich die Karawane aber auf der falschen Seite. Sie mu�te daher wenden, was mit einigen Schwierigkeiten verbunden war, und um die Stadt herum nach Al�-P�r�b ziehen, einem weiten Obstfeld mit einem sch�nen Haus. Dort wurde ihr nun der Zutritt verweigert mit der Begr�ndung, durch die Essensger�che w�rden die Seidenraupenlarven beeintr�chtigt. Es hatte keinen Zweck, weiter zu verhandeln oder zu dem querk�pfigen V�l� zur�ckzukehren, und so sagte Bahá'u'lláh Seinen Begleitern, sie sollten die Zelte au�erhalb des Obstgartens aufschlagen. �ber diesem Hin und Her war der ganze Tag verstrichen, und die Sonne ging fast unter, ehe die Karawane rasten konnte.

#229

Dieser V�l�, der sich so bewu�t unh�flich gezeigt hatte, sollte schon nach kurzer Zeit seinen Lohn erhalten. In Diy�rbakr wurde das Brot knapp, die Preise stiegen extrem an. Die Leute suchten nach einem Schuldigen und kamen - zu Recht oder zu Unrecht - zu dem Schlu�, da� der V�l� selbst f�r ihr Ungl�ck verantwortlich sei. Sie machten einen Aufstand und f�gten ihm solche Dem�tigungen zu, da� der Regierung nichts �brig blieb, als ihn seines Postens zu entheben.�

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� In einem Telegramm vom 1. Juli 1863 gab der britische Konsul in Diy�rbakr, I.G.Taylor, dem britischen Gesandten in Istanbul folgenden Bericht: "Leider kann ich �ber die Zust�nde in diesem Pashalik in den letzten sechs Monaten keinen g�nstigen Bericht geben. �berall herrscht Unordnung ..., und die Regierung hat anscheinend die Kontrolle und allen Einflu� auf das Volk verloren, innerhalb wie auch au�erhalb der St�dte ..."

Weniger als zwei Monate zuvor, am 11. Mai 1863, hatte Taylor die chaotischen Zust�nde wie folgt geschildert: "Die Stadtverwaltung und die Rechtsprechung in der Stadt decken sich mit der Verwirrung und Willk�rherrschaft drau�en. Gerechtfertigte wie auch vorgeschobene Beschwerden und Anspr�che werden unterdr�ckt oder aber durch geheime N�tigung oder unverfrorenen Meineid durchgebracht." In der gleichen Mitteilung werden etwa zwanzig Morde erw�hnt, die sich in der Provinz unl�ngst ereignet h�tten. "In keinem einzigen Fall wurden die M�rder gefa�t, und anscheinend besteht auch gar kein Interesse daran, ob sie gefa�t werden oder nicht ..." (FO 195. 752)

�ber die Unruhen wegen der Lebensmittelknappheit berichtete er am 1. Juli: "In Diarbekr [sic] selbst hat der miserable, korrupte Verwaltungsstil der letzten achtzehn Monate zu schimpflichen Aufst�nden gef�hrt, angeblich wegen des hohen Getreidepreises. Ich sage angeblich; denn der aktuelle Preis sowie die Lagerbest�nde und der Zustand der Ernte rechtfertigen keine so �berm��ige Protestaktion, f�r die es noch andere Ursachen geben mu�. Der Pasha sieht das selbst und hat daher mehrere einflu�reiche Vertreter der Gruppe, die gegen ihn arbeiten soll, ins Gef�ngnis geworfen, obwohl er sich mehrmals nichts daraus gemacht hat, von den gleichen Leuten gro�e Geldsummen zu leihen. Auch die finanzielle Lage der Provinz ist schlecht. Die Salz- und Tabaksteuern haben sich, gemessen an den gro�en Erwartungen, die man in sie gesetzt hatte, als finanzieller Fehlschlag erwiesen, und bei dem jetzigen Zustand des Landes kann auch kein Wandel zum Besseren erwartet werden." (FO 195.752)

Hintergrundinformationen zu den Aufst�nden gibt er in seinem halbj�hrlichen Wirtschaftsbericht, der auch das Datum des 1. Juli 1863 tr�gt und aus dem die folgenden Ausz�ge entnommen sind: "Der Zustand der Feldfrucht ist wegen des strengen Winters und versp�teten Fr�hlings schlecht im Vergleich zu den letzten drei Jahren - wenn auch nicht unterdurchschnittlich - und weckt Bef�rchtungen bei den �rmeren Klassen. Von einer ernsthaften Lebensmittelkrise kann man nicht sprechen, und bei den gro�en Best�nden an altem Weizen ist eine solche auch keineswegs zu erwarten; - da diese sich aber in den H�nden von Kapitalisten befinden, die wegen der derzeitigen Ernteverh�ltnisse alles verf�gbare Getreide aufgekauft und gehortet haben, h�ngt das ganze Land vom Wohlwollen dieser Leute ab, und sie haben das auch schon zu erkennen gegeben, indem sie ihre Lagerh�user zeitweilig aus Profitgr�nden geschlossen haben. All dies in Verbindung mit den Verw�stungen, die die Heuschrecken angerichtet haben - diese wurden ihrerseits durch prinzipienlose M�nner, die den Regierungszehnten auf Getreide viel billiger als im letzten Jahr zu erhalten hoffen, allerdings bei weitem �bertrieben -, dazu die umfangreichen Getreidelieferungen nach Kharput: dies zusammen hat zu einer bedenklichen Preissteigerung gef�hrt, so da� Weizen, dessen Preis ich im Dezember mit neunzig Piaster pro Kilo angab..., jetzt einhundertf�nfzig Piaster kostet ... Folglich kam es zu schweren Unruhen, an denen sich auch Frauen im Alleingang beteiligten. Gesch�fte wurden aufgebrochen, Wagenladungen gewaltsam entladen und gepl�ndert, bekannte Getreideh�ndler wie auch der Pasha und andere Regierungsbeamte beschimpft. Um die Unruhestifter - gegen die man kaum physische Gewalt einsetzen konnte - zu beschwichtigen, verbot Seine Exzellenz die Getreideausfuhr und bestimmte einen Festpreis. Diese Ma�nahmen haben die Preise zeitweilig sinken lassen - obwohl sie immer noch sehr hoch sind -, und es wird wohl keine gro�e Preissenkung mehr geben, solange sie in Kraft sind."

Nachdem Sir Henry Bulwer, der britische Gesandte in Istanbul, das Telegramm des Konsuls vom 11. Mai 1863 erhalten hatte, ordnete er an, es zu �bersetzen und der Hohen Pforte zu �bermitteln, und in einer Begleitnotiz empfahl er, die M�rder hart und exemplarisch zu bestrafen und den V�l� abzul�sen. Im Dezember 1863 wurde H�j� Kiy�mil� P�sh� entlassen, und Anfang Januar 1864 traf sein Nachfolger ein. (FO 195.752 und 799)

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#230

Die Karawane blieb drei Tage vor Diy�rbakr. Man war jetzt weit von der �r�nischen Grenze entfernt, und nun gab sich Mirza Yahy� allen zu erkennen. Nach Angaben von Aq� Rid� beteiligte er sich jetzt sogar am Leben der Karawane und ging mit einigen Gef�hrten in die Stadt, um Eink�ufe zu t�tigen. Es mu� hier angemerkt werden, da� einige M�nner mit der Karawane zogen, die keinerlei Beziehung zu den B�b� hatten, sondern lediglich der gr��eren Sicherheit wegen, und weil sie gastfreundlich aufgenommen wurden, diese Art des Reisens bevorzugten. Zu diesen Leuten geh�rten ein Derwisch und auch ein Kurde namens Shaykh Mahm�d. Aus diesem Grund war es auch nicht besonders aufgefallen, als Mirza Yahy� in Mosul zur Karawane stie�. Wie schon erw�hnt, hielten manche ihn f�r einen Juden, der Schutz suchte.

Von Diy�rbakr zog die Karawane weiter nach Ma`dan-i-Mis (Kupfermine). Am ersten Reisetag machte sie am Fu� eines Berges halt. Auf dem Berg konnten sie eine Stadt und ein Schlo� erkennen; aber die Gebirgsstra�e, die nach oben f�hrte, war schwierig, und so machte niemand den Aufstieg. An diesem Halteplatz schlossen sich gegen Sonnenuntergang Nab�l-i-A`zam, Aq� Husayn-i-Nar�q� und noch eine Person der Karawane an.

#231

In Ma`dan-i-Mis befand sich ein Perser in Gefangenschaft. Diesem gelang, an die Kaj�vih heranzukommen, in der Bahá'u'lláh sa�, und Ihn zu bitten, sich f�r seine Freilassung zu verwenden. Bahá'u'lláh versprach, Er werde in Istanbul den persischen Gesandten Mirza Husayn Kh�n Mush�ru'd-Dawlih seinetwegen ansprechen, und dies tat Er auch nach Ankunft in der Hauptstadt des Osmanischen Reiches. Er �bermittelte dem Mush�ru'-Dawlih die Bitte, sich f�r die Freilassung des armen Mannes zu verwenden, was dann auch geschah.

Aus Mitteilungen des britischen Konsuls in Diy�rbakr an den britischen Regierungsvertreter in Istanbul kann man schlie�en, da� der Q�'im-Maq�m von Ma`dan-i-Mis gerne solche Vorf�lle provozierte; denn kurz vor Bahá'u'lláhs Ankunft dort hatte sich ein Volkshaufen unter Anf�hrung der M�nner des Q�'im-Maq�m �ber einen ionischen Christen hergemacht, der unter britischem Schutz stand; man hatte ihn aus seinem Haus geworfen und sein Hab und Gut gepl�ndert. Es sollte fast ein Jahr dauern, bis der britische Konsul die Sache zur Zufriedenheit regeln konnte. Die Bewohner von Ma`dan waren fast zu gleichen Teilen Muslime und Christen; doch lag die Macht bei den Muslimen, die - wie der Konsul schrieb - "in unversch�mter Weise �ber die letzteren dominieren und sie v�llig ihrer Willk�r unterwerfen". Ein religi�ser Aufruf hatte das Volk zu seinem Angriff auf den ionischen Christen aufgehetzt.�

� Bericht (FO 195.752) des britischen Konsul in Diyarbakr vom 1.Juli 1863

Hier, in Ma`dan-i-Mis, geschah ein Ungl�ck, das beinahe sehr ernste Folgen gehabt h�tte. Aq� Rid� gibt eine plastische Schilderung davon, wie Bahá'u'lláhs Leben in Gefahr geriet und wie dieses Ungl�ck abgewendet wurde. An einem Bergpa� entglitt H�j� Mahm�d auf der engen Stra�e der Z�gel des Maultieres, das Bahá'u'lláhs Kaj�vih trug. Das Tier glitt aus, verlor den Halt und rutschte ein St�ck den Abhang hinunter. Das geschah blitzschnell, und alle konnten nur noch voll Grauen auf das schier Unvermeidliche warten: da� das Tier in den Abgrund st�rzen w�rde. Doch auf wunderbare Weise gewann das Maultier wieder Halt und kam langsam zum Stehen. Aq� Rid� schreibt, da� das Ausma� der Gefahr gar nicht zu beschreiben war und da� nur ein Augenzeuge absch�tzen k�nne, wie wundersam die Rettung war. Vor Freude dar�ber, da� sich die Gesegnete Vollkommenheit in Sicherheit befand, traten den Gef�hrten Tr�nen in die Augen.

#232

Nachdem diese Katastrophe abgewendet war, zerbrach eine Korbflasche mit Rosenwasser, so da� die ganze Ebene danach duftete. Kurz vor Sonnenuntergang befand sich die Karawane wieder auf einem Bergpa� mit vielen Pappeln und einem Fl��chen, dessen Wasser Aq� Rid� "k�stlich" nennt. Hier wurde das Nachtlager aufgeschlagen, obwohl es weit und breit keine menschliche Ansiedlung gab. Die n�chste Tagesreise f�hrte zu einem Dorf, das von Christen bewohnt wurde. Auch hier waren viele B�ume, und unter diesen wurden die Zelte aufgebaut.

Am folgenden Tag erreichte man die befestigte Stadt Kh�rp�t, die eine fruchtbare, bewirtschaftete Ebene �berblickt und nach Angaben von Aq� Rid� damals Ma`m�rati'l-`Az�zah (die herrliche Stadt) genannt wurde. Schon fast drei Meilen vor der Stadt erwarteten W�rdentr�ger und Beamte die Karawane, um sie willkommen zu hei�en. Als dann die Zelte errichtet waren, kam der V�l� selbst in Begleitung einer Anzahl von Stadtoberen, um Bahá'u'lláh seine Aufwartung zu machen, und nach seiner R�ckkehr in die Stadt sandte er ein Schaf, Fleisch, Reis, K�chenfett, Kirschen und andere Lebensmittel als Geschenk. `Abdu'l-Bahá gab seinem Sekret�r folgenden Bericht �ber dieses hochwillkommene Ereignis und �ber die n�chsten Tage:

�In Kh�rp�t stattete uns der amtierende Generalgouverneur einen Besuch ab - und er brachte zehn Wagenladungen Reis, zehn Sack Gerste, zehn Schafe, einige K�rbe Reis, einige Beutel mit Zucker, viel Butter usw. mit. Es waren Geschenke des Generalgouverneurs `Izzat P�sh� an die Gesegnete Vollkommenheit. Als ich nach allem, was wir erlebt hatten, und nach all den Schwierigkeiten, unterwegs etwas von den Bauern zu bekommen, jetzt diese Sachen ansah, wu�te ich, da� sie von Gott gesandt waren - und sie wurden freudig angenommen.� (Star of West III S.278)

�Aq� Husayn Ashch� war damals unser Hilfskoch. Er arbeitete Tag und Nacht und fand keine Zeit zum Schlafen. Wir blieben eine Woche in Kh�rp�t und ruhten uns aus. Ich schlief zwei Tage und N�chte hindurch. Der Generalgouverneur `Izzat P�sh� suchte die Gesegnete Vollkommenheit auf. Er war ein sehr guter Mann, der uns viel Liebe und gute Dienste erwies.� (Star of West S.278)

#233

Mirza Muhammad-`Al�, genannt Ghusn-i-Akbar (der Gr��ere Zweig), ein j�ngerer Sohn Bahá'u'lláhs, erkrankte hier, und die Karawane blieb so lange, bis er wieder gesund war. Unterdessen besuchten Bahá'u'lláh und einige Seiner Angeh�rigen das �ffentliche Bad. Die alte Stadt Kh�rp�t, die ein befestigtes Schlo� besitzt, liegt auf der Spitze eines Berges. Einige aus der Karawane, darunter Mirza Ja`far, erstiegen den Berg, um sich die Altstadt anzusehen; nach Angabe von Aq� Rid� berichteten sie, sie sei nicht einladend.

Nach ein paar Tagen zog die Karawane weiter nach Ma`dan-i-Nuqrih (Silbermine). Hier starb Shaykh S�diq-i-Yazd�, der Mann, den Bahá'u'lláh nach Baghdad zur�ckgeschickt hatte, der aber nach zwei Monaten die Trennung von Ihm nicht l�nger aushalten konnte und sich allein auf den Fu�marsch nach Istanbul begeben hatte. Sie hatten jetzt den Oberlauf des Euphrat erreicht, �berquerten diesen und schlugen am anderen Ufer die Zelte auf.

Hier erregte das Verhalten einiger Angeh�riger Bahá'u'lláhs Zorn. Sie hatten sich �ber die vielen Maulbeerb�ume hergemacht und sich an den Fr�chten sattgegessen. Er tadelte Seinen Bruder Mirza muhammad-Qul� und ging dann in Sein Zelt. Am Sp�tnachmittag, als man damit rechnete, da� Er wieder aus dem Zelt kommen w�rde, wartete Sein ganzes Gefolge einschlie�lich Mirza Yahy� vor dem Zelt, und als Bahá'u'lláh erschien, verbeugten sich alle vor Ihm. Bahá'u'lláh sagte l�chelnd: "Heute hat g�ttlicher Zorn fast alle erfa�t, wie ihr bemerkt habt." Alle waren ganz still. Dann setzte sich Bahá'u'lláh und lie� ihnen Tee reichen.

Von Ma`dan-i-Nuqrih waren es vier Wegstrecken bis S�v�s, der n�chsten gro�en Stadt. Aq� Rid� berichtet �ber die K�lte auf dem anatolischen Hochland. An allen Zwischenstationen kamen regelm��ig die Gemeindeoberen heraus, um die Reisenden zu begr��en. Eine dieser Zwischenstationen hie� Dil�k-T�sh; eine weitere wurde an einem Flu� eingelegt, wo Bahá'u'lláh zur Ader gelassen wurde. Aq� Rid� schreibt, da� Bahá'u'lláhs Blut in diesen Flu� tropfte.

Danach erreichten sie S�v�s, das etwa 1300 m �ber dem Meeresspiegel am Flu� Kizil-Irmak liegt, und lagerten auf der Nordseite. Als Knotenpunkt der Karawanenstra�en vom Schwarzen Meer, dem Euphrat und dem Mittelmeer war S�v�s eine gro�e, bl�hende Stadt. Aber wie Aq� Rid� berichtet, hatte es keine Obstg�rten, die B�ume trugen nicht gut, und das Gem�se wurde von T�q�t herangefahren. Kurz vor Sonnenuntergang kam der V�l� in Begleitung einiger W�rdentr�ger und Notabeln, um Seine Aufwartung zu machen. In S�v�s besuchte Bahá'u'lláh das �ffentliche Bad.

#234

(Bildlegende: Am�s�y� (aus Reclus, Universal Geography)

Jetzt begab sich die Karawane in drei Wegstrecken auf die Reise nach T�q�t. Aq� Rid� schreibt, da� es sehr kalt war. An einem der Haltepunkte fanden sie, da� die H�user alle unter die Erde gebaut waren. Die Leute, die dort wohnten, erz�hlten ihnen, da� sie in den Wintermonaten gezwungen waren, unter der Erde zu wohnen. An einem anderen Tag kamen sie an einen sehr gro�en Obstgarten, neben dem sie ihr Lager aufschlugen. Mirza Yahy� half auch beim Aufbauen eines Zeltes mit und hielt ein Seil; als er ihn so besch�ftigt sah, verfa�te Nab�l-i-A`zam einen Zweizeiler, in dem er seinen Zustand beschrieb.

In T�q�t, wo sie �pfel und Birnen von ausgezeichnetem Geschmack im �berma� vorfanden, lagerten sie am Ufer des Yeshil Irmak (oder Iris), der in Richtung Am�s�y� flie�t. T�q�t war eine wichtige Stadt an der Stra�e vom oberen Mesopotamien nach Konstantinopel; aber trotz Marmor- und Steinbr�chen in der Umgebung und trotz einer Kupfergie�erei, die nach Persien, Turkist�n und �gypten lieferte, wohnten hier die meisten Leute in Lehmziegelh�tten. Die Vororte von T�q�t zogen sich jedoch mit fruchtbaren G�rten und Feldern weit in die angrenzenden T�ler hinein.

#235

Vor Am�s�y� angekommen, machte die Karawane f�r zwei Tage au�erhalb der Stadt halt, die wegen ihrer achtzehn theologischen Seminare mit 2�000 muslimischen Studenten einmal das "Oxford Anatoliens" genannt wurde. Obgleich ein Zentrum muslimischer Orthodoxie, bestand die Bev�lkerung doch zu ungef�hr einem Viertel aus Griechen und Armeniern. Die Stadt lag an einer engen Stelle des Iristales, im Westen �berragt von steilen Felsgipfeln, im Osten von weniger steilen H�ngen mit Weinbergen und H�usern. Am�s�y� war die Geburtsstadt Strabos, und die von ihm beschriebene Zitadelle kr�nte noch immer einen der Gipfel im Westen. Mit ihrer h�bschen Moschee, den Springbrunnen, den alten H�usern und ihrem relativ sauberen Zustand konnte sich die Stadt durchaus sehen lassen. Wie �blich, kamen der Gouverneur und seine Honoratioren, um die G�ste zu begr��en. Bahá'u'lláh besuchte das �ffentliche Bad, und die Reisenden fanden ausgiebige Obstvorr�te vor. Aber jetzt waren ihre Mittel ersch�pft, und Aq� Rid� erz�hlt, da� einige ihre Pferde verkaufen mu�ten, wobei das Pferd von Aq� Muhammad-`Al�y-i-Yazd� einen hervorragenden Preis erzielte.

Von Am�s�y� ging es weiter nach Il�h�yyih, einer kleinen, freundlichen Stadt mit Sitz eines Q�'im-Maq�m. Er kam mit seinen Honoratioren viel zu fr�h heraus, um die Reisenden zu begr��en. Als man bemerkte, da� zwar die Zelte schon angekommen waren, nicht aber die M�nner, richtete man die Zelte f�r sie auf; sp�ter kamen alle in die Gegenwart Bahá'u'lláhs und hie�en Ihn willkommen. Hier regnete es etwas. Aq� Rid� berichtet, da� es in Il�h�yyih sehr sch�n war, denn die Leute waren die Freundlichkeit selbst.

Dann brach die Karawane zum letzten Teil ihrer Landwanderung auf und zog in Richtung S�ms�n, der K�stenstadt am Schwarzen Meer. Der Weg f�hrte durch Gebirge und dichte W�lder. Ein Maultier mit Koffern und Kisten ging in diesen W�ldern verloren. `Abdu'l-Bahá machte sich in Begleitung von Aq� Muhammad `Al�y-i-Jilawd�r und einem anderen auf die Suche; sie fanden das Maultier und kehrten am n�chsten Tag kurz vor dem Schwarzmeerhafen zur Karawane zur�ck. In dieser Nacht machte die Reisegesellschaft bei einem gro�en Kaffeehaus halt, das an der Stra�e lag. Nun war es nur noch eine Wegstrecke bis S�ms�n, und endlich erblickten sie das Meer.�

� F�r die Schilderung dieses Reiseweges konnten viele geographische und historische Informationen (soweit sie nicht die Bahá'í betrafen) aus Reclus: The Universal Geography (s. Bibliographie) entnommen werden.

#236

Da wandte sich Mirza Aq� J�n an Bahá'u'lláh mit der Bitte, zu Ehren dieses Augenblickes ein Sendschreiben zu offenbaren.

Mirza Aq� J�n brachte Schreibmaterial herbei. Bahá'u'lláh sa� in Seiner Kaj�vih, Seine Hand bewegte sich �ber das Papier, und Er sang mit lauter Stimme, was aus Seiner �berstr�menden Feder flo�. So wurden die ergreifenden Verse der S�riy-i-Hawdaj (Sendschreiben von der Howdah) im Angesicht des Schwarzen Meeres offenbart, kurz bevor man dessen K�ste erreichte. Dies war das Ende einer Reise, die einhundertzehn Tage gedauert hatte - sie hatte durch die n�rdliche Ebene des `Ir�q, durch die Heimat der Kurden und zuletzt durch das anatolische Hochland mit seinen Gebirgen und T�lern gef�hrt. Als Bahá'u'lláh zum letztenmal aus Seinem Haus in Baghdad getreten war und damit den ersten Tag des erinnerungsw�rdigsten, gr��ten aller Feste - des Ridvan-Festes - verk�ndet hatte, war die S�rih-i-Sabr (das Sendschreiben von der Geduld) aus der Erhabensten Feder geflossen - so wie diese jetzt, am letzten Tag einer m�hsamen, aber triumphalen Reise von vier Monaten weniger zehn Tagen, die S�rih-i-Hawdaj offenbarte. Aq� Rid� hat in seinem Bericht den vollen Wortlaut der S�rih-i-Hawdaj aufgezeichnet und schildert in bewegten Worten die Macht und Herrlichkeit dieser wundersamen Stunde. Es war der w�rdige Abschlu� eines Auszugs, den seine Anstifter als Zug der Dem�tigungen geplant hatten, der sich aber zum Triumphzug eines K�nigs gestaltete.

Die Reise �ber Land war zu Ende, doch stand noch eine kurze Seereise bevor. Bahá'u'lláh und Seine Gef�hrten blieben eine Woche in S�ms�n und erwarteten die Ankunft eines osmanischen Dampfers. Aus Istanbul war auch ein Aufsichtsbeamter f�r Stra�en und Wege eingetroffen. Kaum gelangte er in die Gegenwart Bahá'u'lláhs, war er von dessen bezaubernder G�te v�llig eingenommen. Er lie� verschiedene t�rkische Gerichte zubereiten und Ihm darreichen; auch lie� er Pferde vorf�hren, um Ihm Stra�enbauarbeiten zu zeigen, die unter seiner Oberleitung im Gange waren. Endlich traf der Dampfer ein. Zuerst wurden die Kisten, das Gep�ck und die Pferde verfrachtet, dann brachten zwei Boote die Reisegesellschaft an Bord; im einen Boot sa�en Bahá'u'lláh und Seine Familienangeh�rigen, im anderen die Reisegef�hrten. Bei Sonnenuntergang lichtete der Dampfer die Anker; am n�chsten Tag traf er um die Mittagszeit vor Sinope ein, von wo er die Reise nach wenigen Stunden fortsetzte und tags darauf Any�bul� erreichte. Am dritten Tag - am Sonntag, dem 16. August 1863 (1. Rab�`u'l-Avval A.H.1280) - ging der Dampfer in Istanbul vor Anker. Damit endete die bemerkenswerte Reise des Herrn der Herrlichkeit, die Ihn aus der altehrw�rdigen, ber�hmten Stadt der `Abb�siden in eine andere, nicht minder ber�hmte brachte: die Stadt Konstantins des Gro�en.

+26 #238
Kapitel 26
In der Stadt Konstantins

Als der Dampfer die Anker geworfen hatte, ging der offizielle Reisebegleiter an Land, um sich nach den Vorkehrungen f�r die Aufnahme der Reisenden zu erkundigen. Man sagte ihm, als Unterkunft der Gruppe sei das Haus Shams� Big ausersehen, und Shams� Big werde selbst ihr Gastgeber sein. Es standen auch Wagen bereit, um sie dorthin zu fahren. Das in der N�he der Moschee Khirqiy-i-Shar�f� gelegene Haus hatte zwei Stockwerke und bot viel Platz, reichte aber dennoch nicht aus. Es stellte sich sehr schnell heraus, da� ein gr��eres Anwesen gebraucht wurde. Einen Monat lang wohnte die Gruppe zusammengepfercht im Haus Shams� Big, der seine Aufgabe als Gastgeber gewissenhaft und nach besten Kr�ften erf�llte. Er hatte zwei K�che eingestellt, und wie Aq� Rid� schreibt, beteiligten sich auch die Reisenden selbst an der Zubereitung der Mahlzeiten.

� Die Moschee des Erhabenen Mantels, so benannt, weil in ihr der Mantel Muhammads aufbewahrt sein soll. Einer Islamischen �berlieferung zufolge schenkte der Prophet Muhammad dem Dichter Ka`b Ibn Zuhayr den Mantel (burda), den Er trug, nachdem Er dessen Gedicht angeh�rt hatte. Der Kalif Mu`�w�yah kaufte dem Sohn des Dichters den Mantel ab, der danach in der Schatzkammer der `Abb�siden aufbewahrt wurde. Man sagt, bei der Einnahme Baghdads sei der Mantel von H�l�g� Kh�n verbrannt worden; doch nach anderen Angaben wurde er gerettet und nach �gypten �berf�hrt, wo er dazu diente, die Anspr�che des abb�sidischen Marionettenkalifats im mameluckischen �gypten abzusichern. Als Selim I. im Jahr 1517 �gypten eroberte, brachte er den Mantel nach Istanbul, wo er noch jetzt in dieser Moschee aufbewahrt wird. So wurde dieser burda oder khirqiy-i-shar�f zum Symbol f�r die Autorit�t des Kalifen.

#239

(Bildlegende: Istanbul - Konstantinopel - im neunzehnten Jahrhundert (aus Pardoe, Beauties of the Bosporus)

Am Tag nach Bahá'u'lláhs Ankunft in Konstantinopel erschien bei Ihm ein Vertreter des persischen Botschafters, H�j� Mirza Husayn Kh�n Mush�ru'd-Dawlih, um dessen Gr��e zu �berbringen und gleichzeitig mitzuteilen, da� der Botschafter umst�ndehalber nicht pers�nlich habe kommen k�nnen und auf das Vergn�gen eines Besuches verzichten m�sse. Um die Mittagszeit dieses Tages besuchte Bahá'u'lláh die Moschee. Dies tat Er jetzt regelm��ig, wie Er es auch in Baghdad getan hatte; Moscheen und �ffentliche B�der waren die einzigen Pl�tze, die Bahá'u'lláh in Istanbul aufsuchte. Er hatte viele Besucher, die Ihm ihre Aufwartung machten; doch Er selbst ging in niemandes Haus au�er dem Haus Seines Bruders. Seine Besucher - M�nner in hoher Stellung - sagten Ihm, wenn eine Pers�nlichkeit von hohem Rang in die Hauptstadt komme, sei es �blich, da� sie nach drei Tagen den Au�enminister aufsuche, durch dessen Vermittlung mit dem Gro�wesir zusammentreffe und durch diesen um einen Empfang beim Sultan nachsuche, und sie rieten Ihm, ebenso zu verfahren. Er entgegnete, Er habe keine Pl�ne oder Projekte, die gef�rdert werden m��ten, auch habe Er um keine Gunst zu bitten; Er sei auf Einladung der Osmanischen Regierung und aus keinem anderen Grund nach Istanbul gekommen. Wenn man Ihm daher etwas mitzuteilen h�tte, b�te Er darum, da� man Ihn aufsuche.

Aq� Rid� erz�hlt die sch�ne Geschichte von einem Traum, den er in diesen ersten Tagen in Istanbul hatte. Ihm tr�umte, Bahá'u'lláh habe ein Buch geschrieben, das jemand auf einem �ffentlichen Platz in den H�nden hielt. Au�erdem kam eine M�hle vor, die die Leute in Betrieb setzen wollten - aber die M�hle arbeitete nur ruckweise: halt - weiter - dann wieder halt. Aq� Rid�s Traum wurde Bahá'u'lláh weitererz�hlt. Als Bahá'u'lláh an diesem Tag kurz vor Sonnenuntergang ausgehen wollte, um die Moschee zu besuchen, traf Er auf Aq� Rid�. Bahá'u'lláh sagte l�chelnd zu ihm, er solle alles versuchen, um die M�hle in Gang zu setzen. Aq� Rid� erz�hlt, da� Bahá'u'lláh noch eine ganze Zeitlang - sogar noch in Adrianopel - hin und wieder zu ihm sagte: "Die M�hle arbeitet noch nicht."

#240

Ein h�ufiger Besucher war H�j� Mirza Saf� (s. Anhang V S.552), der gerne Murshid (F�hrer) bei einer Gruppe der S�f� werden wollte und ein enger Vertrauter des persischen Gesandten H�j� Mirza Husayn Kh�n war. Aq� Rid� schreibt, da� Bahá'u'lláh manchmal mit solcher Autorit�t zu Saf� sprach, da� dieser keine Worte zu einer Erwiderung fand. Eines Tages sprach ihn Bahá'u'lláh mit so machtvoller Stimme an, da� man im Erdgescho� den Widerhall h�rte. Wir werden diesem Mann, der nicht immer offen und aufrichtig war, im weiteren Verlauf dieses Berichtes immer wieder begegnen.

Wie schon erw�hnt, bot das Haus von Shams� Big zu wenig Platz f�r so viele Menschen. Shams� Big versah seine Pflichten als offizieller Gastgeber und war stets h�flich und aufmerksam; doch wurde eine Umquartierung in eine gr��ere Unterkunft dringend notwendig. Nach einmonatigem Aufenthalt wurde das Haus des V�s� P�sh� reserviert, das bei der Moschee des Sultan Muhammad-i-F�tih (des Eroberers von Konstantinopel) lag. Es war eine herrschaftliche Residenz, ausgestattet mit einem b�r�n� (�u�ere Gem�cher, f�r M�nner) und einem andar�n� (innere Gem�cher, f�r Frauen); beide Geb�ude waren dreigeschossig und mit allem Notwendigen versehen. Das Haus besa� ein eigenes t�rkisches Bad, und der b�r�n� hatte einen ausgedehnten Garten; auch gab es Einrichtungen zur Speicherung des Regenwassers.

Es wurde schon gesagt, da� Bahá'u'lláh au�er Moscheen und �ffentlichen B�dern nur noch das Haus von Mirza M�s�, Aq�y-i-Kal�m, gelegentlich aufsuchte; Er traf dort mit verschiedenen Beamten zusammen, die Mitteilungen der Regierung �berbrachten. Bei diesen Anl�ssen begleitete Ihn Aq� `Abdu'l-Ghaff�r, der t�rkisch sprach, als Dolmetscher.

#241

(Bildlegende: Gruppenfoto, entstanden in Konstantinopel. Sitzend von links nach rechts: H�j� Mirza Ahm�d-i-Kash�n�, Mirza M�s� (Aq�y-i-Kal�m), Siyyid Muhammad-i-Isfah�n�. Stehend von links nach rechts: Aq� Muhammad-Sad�q-i-Isfah�n�, Nab�l-i-A`zam)

Als Mirza M�s� eines Tages zum Basar Big-Ughl� ging, trat ein Fotograf auf ihn zu. Er sagte, er wolle ihn kostenlos fotografieren und werde ihm auch einige Abz�ge schenken. Von Nab�l, der diesen Vorfall niederschrieb, erfahren wir auch Mirza M�s�s Reaktion auf die Bitte des Fotografen: "Er will etwas verdienen, wenn er uns fotografiert; davon lebt er. Wir wollen ihm das nicht vorenthalten." Nab�l berichtet, da� sie alle fotografiert wurden. (s. Bild S. 241)

#242

Dann brachte eines Tages Shams� Big die Neuigkeit, es sei wohl m�glich, da� sie nach Adrianopel �berf�hrt w�rden. Dies lief ganz offensichtlich auf eine Verbannung hinaus, die Sultan Abdu'l-Az�z und seine h�chsten Minister� auf Dr�ngen des Mush�ru'd-Dawlih veranla�ten. Bahá'u'lláh erz�rnte und weigerte sich, dem nachzukommen. Er hatte nichts getan, was eine so schroffe Behandlung verdiente. Seit Seiner Ankunft in Istanbul hatte Er sich stets aus den H�ndeln der Hauptstadt herausgehalten. Eine ganze Reihe von W�rdentr�gern der Stadt hatten Ihn aufgesucht, aber keiner hatte je von Ihm ein Wort der Klage oder der Anschuldigung geh�rt.

� der Gro�wesir Al� P�sh� und der Au�enminister Fu'ad P�sh�

Ein orientalischer F�rstenhof war im vorigen Jahrhundert ein Tummelplatz f�r Intriganten und Mi�vergn�gte, die eigenn�tzige Zwecke verfolgten. In Baghdad hatten sich solche Personen wiederholt an Bahá'u'lláh gewandt in der Hoffnung, dadurch die Gunst und Unterst�tzung der B�b� im Ir�n zu erhalten. Manche hatte Er gar nicht empfangen; diejenigen, die die Ehre hatten, in Seine Gegenwart zu treten, erhielten keinerlei Ermutigung oder Aussicht auf Unterst�tzung. In der Hauptstadt des Osmanischen Reiches verfuhr Bahá'u'lláh strikt nach der gleichen Regel und tat nichts, was einer Billigung oder Bekr�ftigung ihrer ruchlosen Absichten gleichgekommen w�re. Seine Sache hatte nicht im entferntesten etwas mit Verrat oder Aufruhr zu tun. Dies war genau die Linie, die auch Christus achtzehnhundert Jahre zuvor eingehalten hatte.

#243
(Bildlegende: H�j� Mirza Saf�)

Einer der Verschw�rer, die alles versuchten, um die B�b� aus Konstantinopel herauszutreiben und ihre Verbannung in eine entlegene Ecke des europ�ischen Kontinents zu erreichen, war H�j� Mirza Saf�, der jetzt die K�hnheit hatte, mit offenen Karten zu spielen. Aq� Rid� bezeugt, da� Bahá'u'lláh streng und mi�billigend zu ihm sprach und erkl�rte: "Wir sind nur wenige, aber wir werden nicht weichen, bis ein jeder von uns den M�rtyrertod gestorben ist." H�j� Mirza Saf�s Antwort war offensichtlich doppelsinnig: "Aber es ist nicht m�glich, sich einer Regierung entgegenzustellen." Wie Aq� Rid� berichtet, antwortete ihm Bahá'u'lláh: �Wollen Sie mir mit der Macht der Regierung Furcht einjagen? Sollte die ganze Welt Mich mit gezogenem Schwert angreifen, und sollte Ich auch allein sein und v�llig versinken, so sehe Ich Mich doch auf dem Throne der Macht und Herrschaft sitzen. Seit jeher ist es das Schicksal der Sendboten Gottes, solcher Ungerechtigkeit und Vergewaltigung zu begegnen; doch kann sie kein Akt der Unterdr�ckung je daran hindern, alles auszurichten, was Gott ihnen anvertraut hat, noch kann er ihren Zweck vereiteln.� Dann erw�hnte Er jenen Gl�ubigen am Hof des Pharaoh, dessen Geschichte im Quran erz�hlt wird; Er sprach von den Wortgefechten, die dieser Mann mit dem �gyptischen Herrscher f�hrte, und trug H�j� Mirza Saf� auf, den persischen Botschafter auf diesen Text hinzuweisen. Aq� Rid� schreibt, H�j� Mirza Saf� sei wie vom Donner ger�hrt gewesen und habe sich eiligst empfohlen. Dann wandte sich Bahá'u'lláh an Seine Anh�nger: �Was meint ihr dazu? Wollt ihr, da� Ich jetzt zum Anla� eures Todes werde? Wollt ihr den Kelch des Martyriums leeren? Jetzt ist der beste Zeitpunkt, euer Leben auf dem Pfade eures Herrn darzubringen. Unsere Unschuld liegt offen zutage, und es bleibt ihnen nichts anderes �brig, als ihre eigene Ungerechtigkeit zu bezeugen.� Nach Aq� Rid�s Bericht �u�erte sich Bahá'u'lláh in diesem Sinne. Aq� Rid� f�gt hinzu: "Wahrlich, zu diesem Zeitpunkt trugen wir alle in �u�erster Freude, Treue, Einigkeit und Losl�sung das Verlangen, diese hohe Stufe zu erreichen. Gott ist mein Zeuge, da� wir �bergl�cklich das Martyrium erwarteten."

#244

Doch dann wurden Mirza Yahy� - Feigling, der er immer war - und einige andere vom gleichen Kaliber schwankend und zeigten Anzeichen der Unruhe und der Best�rzung. Sie machten Mirza Yahy� zum Sprecher; er sollte zu Bahá'u'lláh gehen und Ihn bitten, diese Verbannung anzunehmen. Ihr Argument: "Unsere Frauen und Kinder sind mit uns und werden ebenfalls untergehen." Bahá'u'lláh versicherte ihnen: "Es ist h�chst verdienstvoll, alles, was wir haben, auf dem Pfade Gottes zu opfern." Die Frauen und Kinder, so sagte Er weiter, k�nnten zu den ausw�rtigen Botschaftern geschickt werden, die sich um sie k�mmern w�rden. Aq� Rid� f�hrt den Bericht von Ust�d Muhammad-`Al�y-i-Salm�n� an, der selbst beobachtet habe, wie Mirza Yahy�, Siyyid Muhammad-i-Isfah�n� und H�j� Mirza Ahmad-i-K�sh�n� die K�pfe zusammensteckten, um �ber Mittel und Wege zu beraten, wie sie ihr Leben retten k�nnten. Bahá'u'lláh erkannte die M�glichkeit einer Spaltung in den Reihen der B�b�, die der Sache Gottes gro�en Schaden zugef�gt h�tte, und erkl�rte sich widerstrebend bereit, Istanbul zu verlassen. Aber Er bemerkte dazu, da� eine einmalige Gelegenheit vertan worden sei, die der Sache Gottes gro�en Ruhm eingebracht h�tte. �Sie haben uns als ihre G�ste hierhergerufen,� soll Er gesagt haben. �Wir haben uns nicht das Geringste zuschulden kommen lassen, und doch wenden sie sich mit aller Macht gegen uns. W�ren wir, eine Handvoll Leute, fest geblieben und h�tten mitten im Herzen der Welt den M�rtyrertod gefunden, dann w�re die Wirkung dieses Martyriums in allen Welten Gottes bemerkt worden. Und vielleicht w�re uns noch nicht einmal etwas zugesto�en.�

Mirza Yahy�, der Mann, der der Gefahr immer aus dem Wege gegangen war, der seine Tage unerkannt dahinbrachte und �ber die Jahre hinweg niemals ein Risiko einging, war mit seiner Feigheit Bahá'u'lláh in den Arm gefallen.

Man glaube nicht, da� Bahá'u'lláh sich jetzt vollkommen zur�ckzog und keine Kontakte zur �u�eren Welt mehr suchte. Im Gegenteil: Das Kommen und Gehen der Menschen hielt unvermindert an. Nach wie vor kamen die W�rdentr�ger der Stadt zu Bahá'u'lláh und machten Ihm ihre Aufwartung, darunter sogar die Minister (einige von ihnen anonym, schreibt Aq� Rid�). Ein h�ufiger Besucher war zum Beispiel Shuj�`u'd-Dawlih.� Auch H�j� Mirza Saf� kam wie zuvor. Bahá'u'lláh empfing sie alle ruhig und unvoreingenommen; er lie� sich nicht beugen und wurde nicht zum Bittsteller. Aq� Rid� deutet an, da� Mirza Yahy� und seine Genossen es gern gesehen h�tten, wenn Bahá'u'lláh um Verg�nstigungen gebeten und vor dem Unterdr�cker das Knie gebeugt h�tte. Doch in sp�teren Jahren, schreibt er weiter, bezeugten dieselben Leute, die bei Bahá'u'lláhs Weiterverbannung die Hand im Spiel gehabt hatten, wie stolz sie gewesen seien, als sie Seine unAbhangige Haltung gesp�rt h�tten, der jede Verlogenheit und Kriecherei v�llig fern lag. Mush�ru'd-Dawlih soll in Tihr�n gesagt haben, Bahá'u'lláhs Miene und Haltung habe seinen Landsleuten Ehre gemacht und ihr Ansehen gerettet zu einer Zeit, da die kadscharischen Prinzen und Duodezf�rsten sich lautstark an der Hohen Pforte dr�ngten und nach Geldern und Pfr�nden riefen. Er versicherte, die osmanischen Regierungsstellen h�tten damals erkannt, da� der Ir�n noch M�nner habe, die sich nicht erniedrigten.

� Prinz Shuj�`u'd-Dawlih war der Sohn von Al�-Sh�h Zillu's-Sultan und Enkel von Fath-Al� Sh�h. Sein Vater, der Zillu's-Sultan, machte einen Aufstand gegen Muhammad Sh�h, der sein Neffe war; doch konnte er die Macht nur f�r kurze Zeit an sich rei�en.

#245

Etwa um diese Zeit starb eine Tochter Bahá'u'lláhs mit Namen S�dhij�yyih im Alter von achtzehn Monaten. Sie wurde auf einem Grundst�ck vor dem Adirnih-Tor in Istanbul beigesetzt.

Jetzt trafen weitere B�b� in Konstantinopel ein, unter ihnen Darv�sh Muhammad, der durch Siyyid Ism�`�l-i-Zav�ri'� zum Glauben gefunden hatte. Sie kamen jedoch gegen den Willen Bahá'u'lláhs, der die Zahl der B�b� in Istanbul nicht vergr��ert sehen wollte. Zu den Neuangekommenen geh�rte auch der Metzger Aq� Husayn-i-Qass�b. Eines Tages ging er zusammen mit Darv�sh Muhammad zu Bahá'u'lláh, als dieser gerade zu einem Besuch der Moschee das Haus verlassen wollte. Er empfing sie, aber es war kein freudiger Empfang. Aq� Rid� berichtet, da� beide M�nner ein paar Jahre sp�ter im Heiligen Land in gro�er Freude die Gegenwart Bahá'u'lláhs erreichten.

Als alle Vorbereitungen f�r die Reise nach Adrianopel getroffen waren, schickte Bahá'u'lláh eine Anzahl Seiner Anh�nger fort, darunter Mirza Aq�y-i-Mun�b (der den ganzen Weg von Baghdad neben Seiner kaj�vih gegangen war), Nab�l-i-A`zam, Aq� `Abdu'r-Rah�m-i-Misgar (der Kupferschmied), Siyyid Husayn-i-K�sh� (der auf der Reise von Baghdad die Pferde versorgt hatte), Khayy�t-B�sh� und H�j� B�qir-i-K�sh�n� (Makhmal-B�f, der Samtweber, der auch erst sp�ter nach Istanbul gekommen war). Ihnen allen wurden die Reisespesen bezahlt. Aq� Muhammad-`Al�y-i-Jilawd�r erhielt Anweisung, in Istanbul zur�ckzubleiben; doch sp�ter gesellte er sich zu den anderen in Adrianopel. Alle gingen ihre verschiedenen Wege, nur Khayy�t-B�sh� gehorchte nicht und reiste allein nach Adrianopel, wo er einen oder zwei Tage sp�ter als die �brigen eintraf.

#246

(Bildlegende: Br�cke bei B�y�k-Chakmachih, die von Bahá'u'lláh und Seiner Reisegesellschaft �berquert wurde )

Inzwischen war der Winter voll hereingebrochen, und dieser kann in Osteuropa sehr streng sein. Obwohl Reisewagen und Lasttiere gestellt wurden und Ochsenkarren f�r das Gep�ck zur Verf�gung standen, wurde es eine �u�erst strapazi�se Reise, die an den Kr�ften aller zehrte und zw�lf Tage dauerte. Bei Schneefall brach die Gruppe von Istanbul auf, jedoch ohne angemessene Kleidung f�r Frostwetter. Auf diese Leiden zur�ckblickend, hat Bahá'u'lláh erkl�rt: �Die Augen Unserer Feinde weinten �ber Uns, und dar�ber hinaus die aller einsichtigen Menschen.� (GGV S.184) �Sie verstie�en uns ... auf so dem�tigende Weise, da� keine Dem�tigung auf Erden dem gleichzusetzen ist.� (GGV S.183)

#247

Mirza Mustaf�y-i-Nar�q� traf gerade in dem Augenblick ein, als Bahá'u'lláhs Wagen anfahren wollte. Er hatte von Bahá'u'lláhs bevorstehender Abreise geh�rt, hatte daraufhin seine Familie an der Schiffsl�nde zur�ckgelassen und war zu Bahá'u'lláhs Wohnsitz geeilt; doch konnte er Ihn nur f�r wenige kurze Augenblicke sehen. Da Mirza Mustaf� wu�te, da� Mirza Yahy� bei der Reisegruppe war, ging er eilends zu ihm, um ihn auch zu sprechen; aber Siyyid Muhammad-i-Isfah�n� und H�j� Mirza Ahmad-i-K�sh�ni verbargen ihn im Wagen und deckten ihn mit ihren K�rpern. Es ist nicht zu ersehen, welche Gefahr Mirza Yahy� durch ein Gespr�ch mit Mirza Mustaf�y-i-Nar�q� h�tte entstehen k�nnen, aber der feige Yahy� mu�te immer in Deckung gehen. Aq�y-i-Kal�m, der wie gewohnt am Schlu� des Zuges ging und sich um alles f�r die Reise Notwendige k�mmerte, sprach dann noch mit Mirza Mustaf�, einer wahrhaft tapferen, heldenhaften Seele, die in der Stadt Tabr�z den M�rtyrertod sterben sollte.

Am Sp�tnachmittag des ersten Tages kamen die Reisenden in K�chik-Chakmachih an, etwa drei Reisestunden von Istanbul entfernt. Ihr offizieller Reisebegleiter, ein Mann namens `Al� Big, der den Rang eines Y�z-B�sh� (Zenturio, Befehlshaber einer Hundertschaft) innehatte, besorgte eine Unterkunft f�r Bahá'u'lláh. In der Morgend�mmerung des n�chsten Tages brachen sie auf und erreichten gegen Mittag B�y�k-Chakmachih, wo sie im Haus eines Christen untergebracht wurden. Zur Nachtzeit setzten sie die Reise fort und gelangten nach Salvar�, wo ihnen wiederum das Haus eines Christen als Quartier diente; doch gibt Aq� Rid� an, da� eine Gruppe mit dem gesamten Kochger�t anderswo untergebracht werden mu�te. Zur Mitternacht brachen sie bei str�mendem Regen und grimmiger K�lte von Salvar� auf und trafen am n�chsten Tag in Birk�s ein. Der letzte Haltepunkt vor der Ankunft in Adrianopel hie� B�b�-Isk�. Abgesehen von den Strapazen, die durch die strenge K�lte bedingt waren, hat Aq� Rid� keine besonderen Ereignisse dieser Reise festgehalten. Er gibt noch an, da� an jedem Ort die Eigent�mer der Unterk�nfte zu ihrer Zufriedenheit entsch�digt wurden.

Am Samstag, dem 12. Dezember 1863 (1. Rajab A.H.1280) erreichte die Gruppe Adrianopel, jene Stadt, die Bahá'u'lláh als den �Ort� kennzeichnet, �der nur von solchen betreten wird, die sich gegen die Amtsgewalt des Herrschers aufgelehnt haben� (GGV S.183). Bahá'u'lláh war jetzt in der Tat ein Gefangener der Osmanischen Regierung.

#248

(Bildlegende: `Al� P�sh�, Gro�wesir von Sultan `Abdu'l-`Az�z. An ihn war die S�riy-i-Ra'is gerichtet.)

W�hrend Seines viermonatigen Aufenthalts in der Stadt Konstantins des Gro�en offenbarte Bahá'u'lláh au�er dem Sendschreiben Subh�nika-Y�-H� noch das Lawh-i-`Abdu'l-`Az�z-Va-Vukal�, das an den Sultan gerichtet war. Dies geschah am selben Tag, an dem der Schwager des Gro�wesirs Bahá'u'lláh aufsuchte, um Ihn von der gegen Ihn erlassenen Verf�gung in Kenntnis zu setzen. Bahá'u'lláh lehnte es ab, diesen �berbringer zu empfangen. Er beauftragte `Abdu'l-Bahá und Aq�y-i-Kal�m mit der Entgegennahme und versprach, in drei Tagen Antwort zu geben. Am n�chsten Morgen wurde das Sendschreiben durch Shams� Big direkt `Al� P�sh� �bergeben, zusammen mit der Mitteilung des Verfassers, da� es �von Gott herabgesandt� worden sei. Der H�ter der Baha'i-Religion gibt eine lebendige Beschreibung dieser Szene und fa�t den Inhalt des Sendschreibens zusammen:

�"Ich wei� nicht, was jener Brief enthielt," vertraute Shams� Big sp�ter Aq�y-i-Kal�m an, "denn kaum hatte der Gro�wesir ihn �berlesen, als er leichenbla� wurde und bemerkte: `Es klingt, als ob der K�nig aller K�nige dem niedersten seiner Vasallenk�nige Befehle erteilte und sein Verhalten r�gte.` Sein Zustand war so schlimm, da� ich mich sogleich zur�ckzog." Es wird berichtet, da� sich Bahá'u'lláh zu der Wirkung, die jenes Sendschreiben hervorrief, wie folgt ge�u�ert hat: "Jede Ma�nahme, die die Minister des Sultans gegen Uns ergreifen, nachdem sie um den Inhalt dieses Schreibens wissen, kann nicht als ungerechtfertigt angesehen werden. F�r die Taten jedoch, die sie vor der Kenntnisnahme begangen haben, kann es keine Rechtfertigung geben."� (GGV S.182)

�Nach den Angaben Nab�ls war das Sendschreiben von betr�chtlicher L�nge, richtete sich in seinen Eingangsworten unmittelbar an den Herrscher, r�gte seine Minister streng und deckte ihre Unreife und Unf�higkeit auf. Es enthielt Abschnitte, in denen die Minister selbst angesprochen waren, in denen sie k�hn herausgefordert und strengstens ermahnt wurden, sich nicht mit ihrem irdischen Besitz zu br�sten oder t�richterweise nach Reicht�mern zu trachten, die ihnen mit der Zeit doch unweigerlich wieder entglitten.� (GGV S.182f)

Leider ist der Wortlaut dieses Sendschreibens nicht erhalten; doch k�nnen wir seinen Tonfall vielleicht aus der S�riy-i-Mul�k, dem Sendschreiben an die Gesamtheit der K�nige, erschlie�en, in der Bahá'u'lláh sp�ter von Adrianopel aus folgende Abschnitte an Sultan `Abdu'l-`Az�z richtete:

�H�re, o K�nig, auf die Rede Dessen, der die Wahrheit spricht, der nicht von dir verlangt, da� du Ihn mit den Dingen belohnest, die Gott dir zu verleihen beliebte, Ihn, der unbeirrbar auf dem geraden Pfade wandelt. Er l�dt dich vor Gott, deinen Herrn, Er weist dir die rechte Bahn, den Weg, der zur wahren Gl�ckseligkeit f�hrt, auf da� du zu denen geh�rest, um die es gut steht.� (�L 114:1)

�H�te dich, o K�nig, da� du nicht solche Minister um dich sammelst, die den W�nschen einer verderbten Neigung folgen, die fortwerfen, was ihren H�nden anvertraut ist, und offenkundig das ihnen geschenkte Vertrauen mi�brauchen. Sei freigebig gegen andere, wie Gott freigebig war gegen dich, und �berlasse das Wohl deines Volkes nicht der Willk�r von Ministern wie diesen. Vergi� nicht die Gottesfurcht und geh�re zu denen, die rechtschaffen handeln. Sammle Minister um dich, von denen du den Duft des Glaubens und der Gerechtigkeit versp�ren kannst, hole dir Rat bei ihnen, w�hle, was in deinen Augen das Beste ist, und geh�re zu denen, die gro�m�tig handeln.� (�L 114:2)

#250

�Wisse und sei dir gewi�: Wer nicht an Gott glaubt, ist nicht vertrauensw�rdig und nicht wahrhaftig. Dies ist in der Tat die Wahrheit, die unbezweifelbare Wahrheit. Wer treulos gegen Gott handelt, wird auch treulos gegen seinen K�nig handeln. Nichts kann einen solchen Menschen vom B�sen abhalten, nichts kann ihn hindern, seinen N�chsten zu verraten, nichts kann ihn dazu bringen, aufrecht seinen Weg zu gehen.� (�L 114:3)

�Hab acht, da� du in den Angelegenheiten deines Staates die Z�gel nicht den H�nden anderer �berl�ssest, setze dein Vertrauen nicht auf Minister, die deines Vertrauens unw�rdig sind, und geh�re nicht zu denen, die in Achtlosigkeit dahinleben... H�te dich, dem Wolf zu erlauben, Hirte der Herde Gottes zu werden, und �berlasse das Schicksal Seiner Geliebten nicht der Willk�r der B�sen... Gott wird gewi�lich mit dem sein, der sich ganz Ihm hingibt, und Er wird wahrlich den, der sein ganzes Vertrauen in Ihn setzt, vor allem beh�ten, was ihm schaden k�nnte, und ihn vor der Schlechtigkeit jedes b�sen Verschw�rers beschirmen.� (�L 114:4)

�W�rdest du dein Ohr Meiner Rede neigen und Meinen Rat befolgen, so w�rde Gott dich zu einer so hohen Stellung erheben, da� auf der ganzen Erde keines Menschen Anschlag dich jemals erreichen oder dir schaden k�nnte... Ergreife die Angelegenheiten deines Volkes bei den Z�geln, halte sie fest im Griff deiner Macht und pr�fe pers�nlich alle seine Belange. Lasse dir nichts entgehen, denn darin liegt das h�chste Wohl.� (�L 114:5)

�Danke Gott, da� Er dich vor der ganzen Welt auserw�hlt und dich zum K�nig �ber die gemacht hat, die deinen Glauben bekennen... Du kannst Ihn am besten preisen, wenn du Seine Geliebten liebst und Seine Diener vor dem Unheil der Treulosen schirmst und sch�tzest, damit niemand sie l�nger unterdr�cke...� (�L 114:6)

�Solltest du bewirken, da� Str�me der Gerechtigkeit ihre Wasserfluten �ber deine Untertanen ergie�en, so wird Gott dir sicherlich mit den Scharen des Unsichtbaren und des Sichtbaren helfen und dich in deinen Angelegenheiten st�rken...� (�L 114:7)

�Verlasse dich nicht auf deine Sch�tze. Setze dein ganzes Vertrauen in die Gnade Gottes, deines Herrn. La� Ihn deine Zuversicht sein in allem, was du tust, und geh�re zu denen, die Seinem Willen ergeben sind...� (�L 114:8)

��berschreite nicht die Grenzen der M��igung und verfahre gerecht mit denen, die dir dienen. Gib ihnen nach ihren Bed�rfnissen, aber nicht in einem Ma�e, das ihnen erlaubt, Reicht�mer f�r sich zu sammeln, ihr �u�eres zu zieren, ihr Heim auszuschm�cken, Dinge zu erwerben, die ihnen nichts n�tzen, und zu den Verschwendern zu z�hlen. Handle an ihnen mit unbeirrbarer Gerechtigkeit, so da� keiner unter ihnen Mangel leide oder durch �berflu� verw�hnt werde. Das ist offenbare Gerechtigkeit.� (�L 114:9)

#251

(Bildlegende: Sultan Abdu'l-Az�z (Bettmann-Archiv)

#252

�Erlaube den Verworfenen nicht, �ber die Edlen und Ehrenwerten zu bestimmen und sie zu beherrschen, und lasse nicht zu, da� die Hochgesinnten der Willk�r der Unw�rdigen und Wertlosen ausgeliefert werden - denn dies haben Wir bei Unserer Ankunft in der Stadt (Konstantinopel) wahrgenommen, und daf�r legen Wir Zeugnis ab. Wir fanden unter ihren Einwohnern einige, die Verm�gen im �berflu� hatten und in �berm��igem Reichtum lebten, w�hrend andere sich in bitterer Not und tiefster Armut befanden. Dies steht deiner Souver�nit�t �bel an und ist deines Ranges unw�rdig...� (�L 114:10)

�H�te dich, deine Minister auf Kosten deiner Untertanen zu erh�hen. F�rchte die Seufzer der Armen und der Aufrechten im Herzen, die bei jedem Tagesanbruch ihre traurige Lage beklagen, und sei ihnen ein g�tiger Souver�n. Wahrlich, sie sind deine Sch�tze auf Erden. Deshalb ziemt es dir, deine Sch�tze vor den Angriffen derer zu bewahren, die sie dir rauben wollen...� (�L 114:11)

�Halte dir Gottes unfehlbare Waage vor Augen und w�ge, als st�ndest du in Seiner Gegenwart, deine Taten auf dieser Waage jeden Tag, jeden Augenblick deines Lebens. Ziehe dich selbst zur Rechenschaft, ehe du zur Abrechnung gerufen wirst an dem Tage, da aus Furcht vor Gott kein Mensch die Kraft haben wird, aufrecht zu stehen, dem Tage, an dem die Herzen der Achtlosen erzittern werden.� (�L 114:12)

�Es geziemt jedem K�nig, freigebig zu sein wie die Sonne, die das Wachstum aller Gesch�pfe f�rdert und jedem seinen Anteil gibt, - deren Wohltaten nicht in ihr selbst liegen, sondern von Ihm verordnet sind, dem Machtvollsten, dem Allm�chtigen. Der K�nig sollte so freim�tig, so gro�z�gig sein in seiner Barmherzigkeit wie die Wolken, die ihre �berstr�mende Freigebigkeit �ber jedes Land ergie�en auf Gehei� Dessen, der der H�chste Verordner ist, der Allwissende.� (�L 114:13)

�H�te dich, da� du deine Staatsangelegenheiten nicht ganz den H�nden anderer anvertraust. Keiner kann deine Aufgaben besser erf�llen als du selbst. So erkl�ren Wir dir Unsere Worte der Weisheit und senden auf dich hernieder, was dich bef�higen kann, von der linken Hand der Unterdr�ckung zur rechten Hand der Gerechtigkeit �berzugehen und dem strahlenden Meere Seiner Gunst zu nahen. Das ist der Pfad, den die K�nige, die vor dir waren, gegangen sind, jene, die gerecht gegen ihre Untertanen handelten und die Wege unbeirrbarer Gerechtigkeit beschritten.� (�L 114:14)

#253

�Du bist Gottes Schatten auf Erden. Darum strebe danach, so zu handeln, wie es einer so hervorragenden, einer so erhabenen Stufe entspricht. Wenn du nicht befolgst, was Wir auf dich herabkommen lie�en und dich lehrten, wirst du dich sicherlich dieser gro�en, unsch�tzbaren Ehre unw�rdig erweisen. Darum kehre um, halte dich allein an Gott, mache dein Herz frei von der Welt und allen ihren Nichtigkeiten, und dulde nicht, da� die Liebe zu einem Fremdling hineinkomme und darin wohne. Erst wenn du dein Herz von jeder Spur solcher Liebe l�uterst, kann das Licht Gottes seinen Strahlenglanz �ber dein Herz ausbreiten, denn niemandem hat Gott mehr als ein Herz gegeben. Dies wahrlich, wurde verordnet und niedergeschrieben in Seinem altehrw�rdigen Buche. Und weil das menschliche Herz, wie es von Gott gebildet wurde, eins und ungeteilt ist, geziemt es dir, darauf zu achten, da� seine Zuneigung auch eins und ungeteilt sei... Gott ist Mein Zeuge: Ich offenbare dir diese Worte in der alleinigen Absicht, dich von den verg�nglichen Dingen der Erde zu heiligen und dir zu helfen, in das Reich ewigw�hrender Herrlichkeit einzutreten, damit du, so Gott will, unter denen seiest, die darin wohnen und herrschen...� (�L 114:15)

�H�re aufmerksam auf die Worte, o K�nig, die Wir an dich richten. Gebiete dem Unterdr�cker, von seiner Willk�r abzulassen, und sondere die, welche Unrecht begehen, von denen ab, die deinen Glauben bekennen. Bei der Gerechtigkeit Gottes! Die Heimsuchungen, die Wir erlitten, sind so gro�, da� jede Feder, die sie schildert, unvermeidlich von Schmerz �berw�ltigt wird. Keiner von denen, die wirklich glauben und an der Einheit Gottes festhalten, kann die Last ihres Berichtes ertragen. So gro� waren Unsere Leiden, da� selbst die Augen Unserer Feinde und dar�ber hinaus die eines jeden einsichtsvollen Menschen �ber Uns geweint haben...� (�L 114:19)

�War Ich dir, o K�nig, jemals ungehorsam? Habe Ich jemals eines deiner Gesetze �bertreten? Kann irgendeiner der Amtstr�ger, die dich im `Ir�q vertraten, einen Beweis erbringen, der Meine Untreue gegen dich belegen k�nnte? Nein, bei Ihm, dem Herrn aller Welten! Keinen Augenblick lang lehnten Wir Uns gegen dich oder einen deiner Amtstr�ger auf. Niemals, so Gott will, werden Wir Uns gegen dich emp�ren, sollten Wir auch noch schwereren Pr�fungen ausgesetzt werden, als Wir sie jemals in der Vergangenheit erlitten haben.� (�L 114:20)

�Am Tage und zur Nachtzeit, am Abend und am Morgen beten Wir zu Gott um deinetwillen, da� Er dir gn�dig helfe, Ihm zu gehorchen und Seine Gebote zu halten, und da� Er dich vor den Scharen der B�sen besch�tze. Darum tue, wie es dir gef�llt, und behandle Uns, wie es deiner Stufe entspricht und deiner Souver�nit�t geziemt. Vergi� nicht das Gesetz Gottes bei allem, was du jetzt oder in kommenden Tagen zu erreichen strebst. Sprich: Preis sei Gott, dem Herrn aller Welten!� (�L 114:21)

#254

Doch Sultan Abdu'l-Az�z antwortete nicht auf den zweimal an ihn ergangenen Ruf Bahá'u'lláhs; damit zog er Untergang und Zerst�rung auf sich.

H�j� Mirza Husayn Kh�n Mush�ru'd-Dawlih, der persische Botschafter - �ber Jahre hinweg Sammelpunkt des Widerstandes gegen Bahá'u'lláh in der Hauptstadt des Osmanischen Reiches -, hatte von Ihm vor Seiner Abreise aus Konstantinopel die folgenden aufr�ttelnden Worte der Ermahnung und Weissagung erhalten:

�Was hat es dir und deinesgleichen gen�tzt, da� ihr Jahr um Jahr so viele Unterdr�ckte geschlagen habt und ungez�hlte Tr�bsale �ber sie brachtet, da sie sich nun doch hundertf�ltig vermehrt haben, ihr euch aber in v�lliger Verwirrung befindet und nicht wi�t, wie ihr euch dieser dr�ckenden Gedankenlast entledigen k�nnt? ... Seine Sache steht jenseits aller Pl�ne, die ihr schmiedet. Sei gewi�: W�rden alle Regierungen der Erde sich vereinigen und Mir und allen, die Meinen Namen tragen, das Leben nehmen, so k�nnten sie doch nie und nimmer dieses g�ttliche Feuer ausl�schen.� (GGV S.183)

Von Adrianopel aus erteilte Bahá'u'lláh ihm sp�ter noch diesen weiteren Verweis, der in der S�riy-i-Mul�k (Sendschreiben an die K�nige) enthalten ist:

�Bildest du dir ein, o Gesandter des Sh�h in der Stadt (Konstantinopel), Ich h�tte das endg�ltige Schicksal der Sache Gottes in der Hand? Denkst du, Meine Gefangenschaft oder die Schmach, die Ich erdulde, oder selbst Mein Tod und Meine v�llige Vernichtung k�nnten ihren Lauf �ndern? Erb�rmlich ist, was du dir in deinem Herzen einbildest! Du geh�rst wahrlich zu denen, die dem leeren Wahn ihres Herzens folgen. Es ist kein Gott au�er Ihm. M�chtig ist Er, Seine Sache zu offenbaren, Sein Zeugnis zu erh�hen, aufzurichten, was immer Sein Wille ist, und es zu einem so erhabenen Rang emporzuheben, da� weder deine H�nde noch die H�nde derer, die sich von Ihm abgewandt haben, es je ber�hren oder sch�digen k�nnen.� (�L 113)

�Glaubst du, du h�ttest die Macht, Seinen Willen zu durchkreuzen, Ihn zu hindern, Sein Gericht zu vollziehen, oder Ihn davon abzuhalten, Seine Herrschaft auszu�ben? Meinst du, irgend etwas in den Himmeln und auf Erden k�nne Seinem Glauben widerstehen? Nein, bei Ihm, der die Ewige Wahrheit ist! Nichts in der ganzen Sch�pfung kann Seine Absicht vereiteln. Wirf darum den leeren Trug, dem du folgst, hinweg, denn leerer Trug kann niemals die Wahrheit ersetzen. Geh�re zu denen, die wahrhaft bereuen und zu Gott zur�ckkehren, dem Gott, der dich erschaffen, dich ern�hrt und dich zum Amtstr�ger gemacht hat unter denen, die deinen Glauben bekennen.� (�L 113)

#255

(Bildlegende: H�j� Mirza Husayn Kh�n-i-Qazv�n� Mush�ru'd-Dawlih, sp�ter Sipahs�l�r-i-A`zam; persischer Botschafter in Istanbul und sp�ter Gro�wesir des N�siri'd-D�n Sh�h)

Aber zum Gl�ck f�r Mush�ru'd-Dawlih ist seine Geschichte hier nicht zu Ende. Im Lawh-i-Ibn-i-Dhi'b (Brief an den Sohn des Wolfes), das Bahá'u'lláh gegen Ende Seines Lebens offenbarte, sprach ein immervergebender Herr die folgenden Worte �ber ihn:

#256

�Seine Exzellenz, der verstorbene Mirza Husayn Kh�n Mush�ru'd-Dawlih - m�ge Gott ihm vergeben -, hatte diesen Unterdr�ckten gekannt. Zweifelsohne mu� er den Beh�rden einen eingehenden Bericht �ber die Ankunft dieses Unterdr�ckten an der Hohen Pforte und von allem, was Er sagte und tat, gegeben haben. Am Tage Unserer Ankunft besuchte Uns der Regierungsbeamte, dessen Amt es war, offizielle Besucher zu empfangen und zu bewirten, und er geleitete Uns an den Ort, an den er Uns befehlsgem�� zu bringen hatte. In der Tat hat die Regierung uns Unterdr�ckten freundliche Beachtung geschenkt. Am n�chsten Tag kam Prinz Shuj�`u'd-Dawlih, um Uns zu besuchen, wobei er von Mirza Saf� begleitet wurde; er kam als Vertreter des inzwischen verstorbenen Mush�ru'd-Dawlih, des ... Gesandten. Andere, darunter mehrere Minister der kaiserlichen Regierung und der inzwischen verstorbene Kam�l P�sh� (s. Anhang V S.555), sprachen ebenfalls bei Uns vor. Ganz im Vertrauen auf Gott und ohne Hinweis auf irgendein Bed�rfnis, das Er h�tte haben k�nnen, oder auf irgend etwas anderes weilte dieser Unterdr�ckte vier Monate lang in jener Stadt. Seine Handlungen waren allen bekannt und offenkundig, und niemand kann sie leugnen, ausgenommen jene, die Ihn hassen und nicht die Wahrheit sprechen. Wer Gott anerkannt hat, anerkennt keinen anderen au�er Ihm. Wir haben nie gern von solchen Dingen gesprochen und m�chten es auch jetzt nicht.� (WOLF [112] S.70f)

�Sooft hohe W�rdentr�ger aus Persien in jene Stadt (Konstantinopel) kamen, bem�hten sie sich bis zum �u�ersten und indem sie an jeder T�r vorsprachen, Gelder und Geschenke zu bekommen, so viele sie nur erhalten konnten. Selbst wenn dieser Unterdr�ckte nichts tat, was Persien zum Ruhm gereichte, hat Er doch in einer Weise gehandelt, die Seinem Land keine Schande brachte. Was die verstorbene Exzellenz (Mush�ru'd-Dawlih) tat - m�ge Gott seine Stufe erh�hen -, entsprang nicht seiner Freundschaft zu diesem Unterdr�ckten; es hatte seinen Grund vielmehr in seinem eigenen klugen Urteil und in seinem Wunsch, den Dienst zu Ende zu f�hren, den er insgeheim seiner Regierung zu leisten gedachte. Ich bezeuge, da� er im Dienst f�r seine Regierung so gewissenhaft war, da� in seinem Amtsbereich Unehrlichkeit keine Rolle spielte und mit Verachtung gestraft wurde. Er war f�r die Ankunft dieses Unterdr�ckten im Gr��ten Gef�ngnis (`Akka) verantwortlich. Weil er aber in der Erf�llung seiner Pflicht gewissenhaft war, verdient er Unser Lob. Dieser Unterdr�ckte war zu allen Zeiten bestrebt und bem�ht, die Interessen sowohl der Regierung wie auch des Volkes zu veredeln und zu f�rdern, nicht aber Seine eigene Stufe zu erh�hen.� (WOLF [113] S.70)

Und im Sendschreiben an einen gewissen Mihd� erw�hnt Bahá'u'lláh ausdr�cklich, da� H�j� Mirza Husayn Kh�n in sp�teren Jahren nichts sagte oder tat, was zu Kummer Anla� gegeben h�tte; er habe sogar lobenswerte Worte gesprochen. Au�erdem sei er ein naher Verwandter eines Gl�ubigen, und schon deswegen d�rfe nichts Abf�lliges �ber ihn gesagt werden; vielleicht werde aufgrund dieser Verwandtschaft das Vergangene vergeben.�

Solche Worte schreibt der Immervergebende Herr.

� Mull� K�zim-i-Samandar aus Qazv�n, einer der - vom H�ter der Baha'i-Religion so bezeichneten - neunzehn Apostel Bahá'u'lláhs, erw�hnt in seiner Geschichte, dieser nahe Verwandte H�j� Mirza Husayn Kh�ns, des Mush�ru'd-Dawlih, habe Mirza Muham-mad-`Al� gehei�en und sei als Kadkhud� (H�uptling) bekannt gewesen. Weitere Einzelheiten �ber Mush�ru'd-Dawlih im Anhang I S.507ff.

#257

Der viermonatige Aufenthalt Bahá'u'lláhs in Konstantinopel ist vom H�ter der Baha'i-Religion als "Auftakt zu einer der dramatischsten Episoden in der Amtszeit Bahá'u'lláhs" bezeichnet worden. Seine Bedeutung im Rahmen dieser fast vierzigj�hrigen Amtszeit ist vom H�ter so meisterhaft zusammengefa�t worden, da� wir es an diesem entscheidenden Punkt in unserem Bericht nur wiederholen k�nnen:

�Man darf wohl sagen, da� mit der Ankunft Bahá'u'lláhs in Konstantinopel, der Hauptstadt des Osmanischen Reiches und dem Sitz des Kalifates ..., das grausamste, unheilvollste und dennoch ruhmreichste Kapitel in der Geschichte des ersten Baha'i-Jahrhunderts aufgeschlagen wurde. Es begann ein Zeitabschnitt, in dem uns�gliche Entbehrungen und beispiellose Pr�fungen mit den herrlichsten geistigen Siegen einhergingen. Das Tagesgestirn der Sendung Bahá'u'lláhs n�herte sich mehr und mehr seinem Zenit. Die bedeutungsschwersten Jahre des Heroischen Zeitalters Seiner Sendung standen unmittelbar bevor. Das verh�ngnisvolle Geschehen, das Sein Vorl�ufer bereits im Jahr sechzig im Qayy�mu'l-Asm�' vorausgeschaut hatte, begann jetzt seinen Lauf zu nehmen.� (GGV S.179)

�Genau zwei Jahrzehnte zuvor war die B�b�-Offenbarung im dunkelsten Persien, in Sh�r�z, erstanden. Trotz der grausamen Gefangenschaft, der ihr Urheber unterworfen wurde, hatte Dieser den von Ihm erhobenen best�rzenden Anspruch in Tabr�z, der Hauptstadt Adhirb�yj�ns, vor einer erlauchten Versammlung verk�ndet. In der Ortschaft Badasht war die von Seinem Glauben eingeleitete Sendung von den Vork�mpfern Seiner Sache furchtlos enth�llt worden. Inmitten der Hoffnungslosigkeit und Todesqual im S�y�h-Ch�l von Tihr�n hatte diese Offenbarung neun Jahre sp�ter auf rasche, geheimnisvolle Weise ihre pl�tzliche Erf�llung gefunden. Der Vorgang eines fortschreitenden Niedergangs in den Geschicken dieses Glaubens, der zun�chst langsam eingesetzt und in den Jahren von Bahá'u'lláhs Zur�ckgezogenheit in Kurdist�n eine erschreckende Beschleunigung erfahren hatte, war nach Seiner R�ckkehr aus Sulaym�n�yyih in meisterhafter Weise zum Stillstand gebracht und umgekehrt worden. Die ethischen, moralischen und Lehrgrundlagen einer aufkeimenden Gemeinde waren in der Folgezeit, w�hrend Seines Aufenthaltes in Baghdad, auf ein unangreifbares Fundament gestellt worden. Und schlie�lich war am Vorabend Seiner Verbannung nach Konstantinopel die durch eine unerforschliche Vorsehung bestimmte zehnj�hrige Wartezeit durch die Erkl�rung Seiner Sendung im Garten Ridvan und durch das sichtbare Hervortreten des ersten Kernes einer weltumspannenden Gemeinde beendet worden. Was noch zu leisten blieb, war die Verk�ndigung dieser gleichen Sendung von Adrianopel aus an die weltlichen und geistlichen F�hrer der Welt sowie - in den folgenden Jahrzehnten - eine weitere Entfaltung der Grunds�tze und Verordnungen, die das Kernst�ck dieses Glaubens bilden, von der Gef�ngnisstadt und Festung `Akka aus durch die Formulierung der Gesetze und Vorschriften, die die Unversehrtheit dieses Glaubens sichern, und durch die unmittelbar nach dem Hinscheiden Bahá'u'lláhs erfolgte Errichtung Seines B�ndnisses, das die Einheit dieses Glaubens bewahren und seinen Einflu� erhalten sollte.� (GGV S.179f)

#258

�Es darf gesagt werden, da� der erste Abschnitt dieser Verk�ndigung in Konstantinopel er�ffnet wurde, als Bahá'u'lláh eine direkte Botschaft (deren Text wir leider nicht besitzen) an Sultan `Abdu'l-`Az�z richtete, jenen Statthalter des islamischen Propheten von eigenen Gnaden und unumschr�nkten Herrscher eines m�chtigen Reiches. Eine so machtvolle, erlauchte Pers�nlichkeit war der erste unter den regierenden Herrschern der Welt, der die g�ttliche Vorladung erhielt, und der erste der orientalischen Monarchen, der die Wirkung der vergeltenden Gerechtigkeit Gottes auszuhalten hatte. Den Ansto� zu dieser Botschaft bildete der sch�ndliche Erla�, den der Sultan weniger als vier Monate nach Ankunft der Verbannten in seiner Hauptstadt bekanntgegeben hatte, ... ein Erla�, der klar bewies, da� sich die Regierungen des t�rkischen und des persischen Reiches zu einer wirksamen Koalition gegen einen gemeinsamen Feind zusammengeschlossen hatten, und der letzten Endes f�r das Sultanat, das Kalifat und die kadscharische Dynastie so tragische Folgen zeitigte ... (GGV S.181f)

�So endet der Auftakt zu einem der dramatischsten Abschnitte im Wirken Bahá'u'lláhs. Der Vorhang hebt sich zu dem anerkannterma�en bewegtesten, gef�hrlichsten Abschnitt des ersten Baha'i-Jahrhunderts - einem Abschnitt, der doch zugleich die ruhmreichste Phase des Wirkens von Bahá'u'lláh er�ffnen sollte: die Verk�ndigung Seiner Botschaft an die Welt und ihre Herrscher.� (GGV S.184)

+27 #260
Kapitel 27
Adrianopel - der entlegene Kerker

�O Ahmad! Vergi� Meine Gnadengaben nicht, w�hrend Ich fern bin. Gedenke Meiner Tage in deinen Tagen und Meiner Not und Verbannung in diesem entlegenen Kerker.� (Bahá'u'lláh)

In dem bekannten arabischen Sendschreiben an Ahmad, einen Gl�ubigen aus Yazd, spricht Bahá'u'lláh von Adrianopel als dem �entlegenen Kerker�. Diese historische Stadt in einer abgelegenen Ecke Europas war der von Seinem Geburtsland Ir�n am weitesten entfernte Punkt, den Bahá'u'lláh w�hrend Seiner Sendung je erreichte. Und es geschah zum erstenmal in der uns bekannten Geschichte der Religionen, da� ein Sendbote Gottes den europ�ischen Kontinent betrat und auf ihm wohnte.

Adrianopel, das jetzt Edirne hei�t, liegt an einer Innenbiegung des Flusses Tundscha kurz vor dessen M�ndung in die Maritza. Durch seine strategische Lage an der Hauptverbindungsstra�e zwischen Kleinasien und dem Balkan war es schon seit �ltester Zeit eine wichtige Stadt. Die Makedonier entrissen es den thrakischen St�mmen und gaben ihm den Namen Orestias. Im zweiten Jahrhundert n. Chr. wurde es von Kaiser Hadrian wiedererbaut und erhielt nach ihm den Namen Hadrianopolis oder Adrianopel. Danach hatte es eine bewegte Geschichte und war Schauplatz vieler K�mpfe zwischen den Byzantinern und anderen V�lkern, bis es 1362 von den osmanischen T�rken erobert wurde. Von 1413 bis 1458 war Adrianopel die Hauptstadt des schnell wachsenden Osmanischen Reiches; auch nach der Verlegung der Hauptstadt nach Istanbul blieb es eine bedeutende Verwaltungs- und Handelszentrale, die von Sultanen und F�rsten h�ufig besucht wurde. Im Laufe des achtzehnten und neunzehnten Jahrhunderts trat durch eine Serie von Ungl�cksf�llen - Feuersbrunst im Jahr 1745, Erdbeben 1751; 1828-29 und 1878-79 Besetzung durch die Russen, dazu mehrere Meutereien - ein gewisser Niedergang ein. Als Bahá'u'lláh in Adrianopel weilte, hatte es etwa 100.000 Einwohner und war die Hauptstadt einer wichtigen Provinz des t�rkischen Reiches.

#261

(Bildlegende: Ansicht Adrianopels aus dem Jahr 1835 (Radio Times Hulton Picture Library)

Auf den ersten Blick bot sich Adrianopel f�r Aq� Rid� als reizender Ort dar; doch war es sehr kalt. Er schreibt, da� f�r die an das warme Klima des `Ir�q gew�hnten Verbannten die K�lte Rumeliens sehr unangenehm war, ganz besonders in diesem ersten Jahr, da der Winter besonders streng war und sie keine angemessene Kleidung besa�en.

Bei der Ankunft wurden die Reisenden in einer schlechten Unterkunft, der Karawanserei Kh�n-i-`Arab zusammengepfercht. Bahá'u'lláh blieb drei N�chte dort. Dann besorgte man f�r Ihn und Seine Familie ein Haus in dem nord�stlichen Stadtviertel Mur�d�yyih. Ashch� erinnert sich, da� dieses Haus auf einer kleinen Anh�he stand und einen guten Blick auf ganz Adrianopel bot. (Dieses Stadtviertel liegt um die von Sultan Mur�d II. erbaute Mur�d�yyih-Moschee.) Andere blieben in der Karawanserei, wohin ihnen aus dem Haus Bahá'u'lláhs die Mahlzeiten gebracht wurden. Auch Ashch� wei� �ber diesen ungew�hnlich strengen Winter zu berichten. Auf der Stra�e von Konstantinopel nach Adrianopel hatte er eine Anzahl Erfrorener gesehen, und in Adrianopel sagten die Leute, man habe seit vierzig Jahren keinen so strengen Winter mehr erlebt. Die h�ufigen Schneef�lle dauerten bis weit in den Fr�hling hinein. Die �ffentlichen B�der mu�ten tagelang geschlossen bleiben, und die Wasserquellen waren vereist, so da� man gro�e Feuer entfachen und lange warten mu�te, bis das Wasser wieder zu flie�en begann. In Bahá'u'lláhs Zimmer fror eines Nachts trotz des Ofens das Wasser in einer Karaffe ein. Es l��t sich denken, was Bahá'u'lláh und Seine Gef�hrten bei ihrer unzureichenden Ausr�stung durchmachten.

#262

Das Haus im Mur�d�yyih-Viertel war zu klein; nach kurzem Aufenthalt konnte f�r Bahá'u'lláh ein ger�umigeres Haus in dem gleichen Stadtviertel besorgt werden, das bei der Takyih der Mawlav�s� lag. Diejenigen, die noch in der Karawanserei gewohnt hatten, zogen in das von Bahá'u'lláh ger�umte Haus um. Gleich neben dem zweiten Haus in Mur�d�yyih wurde f�r Aq�y-i-Kal�m, Mirza Yahy� und deren Familien noch ein drittes Haus angemietet. Aq� Rid� beschreibt alle diese H�user als alt, zugig und schlecht gebaut; es war ein st�ndiges Problem, sie warm zu bekommen.

� Treffpunkt der Mitglieder eines mystischen Ordens, der sich auf den gro�en S�f�-Dichter Jal�li'd-D�n-i-R�m� zur�ckf�hrt. Die Takyih in Adrianopel liegt unmittelbar neben der Moschee von Mur�d�yyih.

Aq� Rid� erz�hlt die Geschichte von `Al� Big, dem Zenturio, der Bahá'u'lláh und Seine Gruppe von Konstantinopel hierher begleitet hatte. Als er sich verabschiedete, bat er Bahá'u'lláh um eine Bef�rderung. Er war zu lange Zenturio gewesen und nicht mehr jung; es war sein gro�er Wunsch, den Rang eines Big-B�sh� zu erlangen und in Adrianopel stationiert zu werden. Bahá'u'lláh versicherte ihm, alles werde sich gut f�r ihn entwickeln, und tats�chlich tauchte er schon nach kurzer Zeit in Adrianopel als Big-B�sh� auf. Er suchte Bahá'u'lláhs Gegenwart, um seinen Dank zu bekunden, und erz�hlte jedem, da� er seine erstaunliche Bef�rderung der G�te Bahá'u'lláhs zu verdanken habe. Nach einiger Zeit wollte er aber auf der Leiter noch eine Stufe weiter hinauf. Wieder bat er Bahá'u'lláh, sein Wunsch m�ge ihm erf�llt werden, und wieder erhielt er die Zusicherung, da� er den h�heren Rang erhalten werde. So erschien er eines Tages mit den Rangabzeichen eines M�r-Al�y. Er konnte sein Gl�ck, einen so hohen milit�rischen Rang erreicht zu haben, selbst kaum fassen und wurde nicht m�de, offen zu erkl�ren, dies alles verdanke er Bahá'u'lláh. Mit Dessen Anh�ngern kam er zusammen, wann und wo immer er konnte. Da er nun aber schon so weit oben stand - war es wohl unvern�nftig, auch noch den Rang eines P�sh� anzustreben und zu erreichen? "Wie lange willst du noch leben?" fragte ihn Bahá'u'lláh. Und es dauerte nicht mehr lange, da war er tot - M�r-Al�y Al� Big.

#263

Es war ein hartes Leben in diesem ersten Winter in Adrianopel. Schon bald machten sich Geldsorgen bemerkbar. Zu dieser Zeit arbeitete Aq� Husayn selbst in der K�che; daher sein Name Ashch� (Suppenmacher, mit anderen Worten: Koch). Er erinnert sich, da� es an manchen Tagen zum Mittagessen nichts als Brot und K�se gab; aber er arbeitete so wirtschaftlich, da� er von Zeit zu Zeit ein Festessen f�r Bahá'u'lláh ausrichten konnte, und es gelang ihm, zwei K�he und eine Ziege zu kaufen, so da� der Haushalt mit Milch und Joghurt versorgt war.

Aq� Rid� schreibt �ber die Enth�llung der Geheimnisse des "Jahres 80" (1280 A.H.) in diesem Haus im Stadtteil Mur�d�yyih. Jetzt entstr�mten der sch�pferischen Feder Bahá'u'lláhs in ununterbrochener Folge Sendschreiben voller Macht und Autorit�t, die frei vor aller �ffentlichkeit Seine Sendung verk�ndeten - darunter die Tablets Lawh-i-Sayy�h und Lawh-i-Nuqtih. Und �berall sammelten sich die B�b� - mit Ausnahme ganz weniger Abweichler - um Seine Sache und unterwarfen sich Seinem gottgegebenen Befehl. Doch Mirza Yahy� schmiedete - wenn auch nach au�en hin in Reih und Glied gebracht - zusammen mit einigen selbsts�chtigen M�nnern seiner Umgebung, wie Siyyid Muhammad-i-Isfah�n� und H�j� Mirza Ahmad-i-K�sh�n�, insgeheim Umsturz- und Aufstandspl�ne. Die Chronik seiner gemeinen Intrigen, der wir uns bald zuwenden werden, bildet eine traurige Lekt�re.

Doch zun�chst zu der �berw�ltigenden Freude und Gl�ckseligkeit der getreuen Gef�hrten Bahá'u'lláhs, wie sie von Aq� Rid� und Ashch� berichtet wird. Der Winter war hart, die Lage angespannt, Kleidung und Unterkunft waren schlecht und der Ausblick in eine ungewisse Zukunft tr�be - doch f�r sie hatte sich ihr Herzenswunsch erf�llt, sie waren �bergl�cklich. Sie lebten in n�chster N�he ihres Herrn und dienten Ihm mit �u�erster Hingabe. Bei Tag und bei Nacht vernahmen sie von Seinen eigenen Lippen Verse - erhabene, gebieterische, barmherzige Verse -, die den Sonnenaufgang des Tages aller Tage bezeugten, und unaufh�rlich badeten sie in den lebenspendenden Strahlen dieser Sonne. Aq� Rid� erz�hlt, da� Bahá'u'lláh sie oft in jenem ersten Haus in Mur�d�yyih besuchte; Er suchte ebenfalls das Haus Seines Bruders Aq�y-i-Kal�m auf, das unmittelbar neben Seinem eigenen Haus lag und wo die wenigen Anh�nger, die Er damals in Adrianopel hatte, zusammenkamen.

#264

Als Er sich eines Tages bei Sonnenuntergang im Freien erging, wandte Er sich Seinen Gef�hrten zu und sagte: "Ein Vogel, der auf einem Zweig dieses Baumes (Er deutete auf einen Baum) sa�, sprach dreimal die folgenden Worte aus: `Muhammad ist gekommen, und mit ihm kam das Unheil'." Aq� Rid� schreibt dazu, da� einige Gef�hrten glaubten, Bahá'u'lláh spreche von Mull� Muhammad-i-Zarand�, Nab�l-i-A`zam, da es von ihm hie�, er sei nach Konstantinopel zur�ckgegangen. Andere legten die Worte Bahá'u'lláhs in unterschiedlicher Weise aus. Doch schon bald sollte sich zeigen, da� er von H�j� Siyyid Muhammad-i-Isfah�n� gesprochen hatte, dem Antichrist der Baha'i-Offenbarung.

Bahá'u'lláh wohnte nach Angaben von Aq� Rid� etwa zehn Monate in dem zweiten Haus im Stadtteil Mur�d�yyih. Da aber die Unterkunft unzureichend und das Haus wegen seiner einsamen Lage nur schlecht erreichbar war, w�nschte Er eine andere, zweckentsprechendere, besser gelegene Wohnung. Aq� Rid� erz�hlt, da� Bahá'u'lláh eines Tages zu Mirza Mahm�d-i-K�sh�n� sagte: "Du bist ein gro�er Mann und Gott n�her. Bete zu Ihm, da� Er Uns ein besseres Haus gibt.' Nach wenigen Tagen wurde im Zentrum der Stadt ein Haus n�rdlich der Sultan-Sal�m-Moschee und ganz in deren N�he gefunden. Diese Moschee, das Prunkst�ck von Adrianopel, wurde im sechzehnten Jahrhundert von dem Architekten Sin�n erbaut und besitzt eine gro�e Kuppel, die etwa dreieinhalb Meter h�her ist als die der Hagia Sophia in Istanbul. Das Haus war ein sehr ger�umiges und pr�chtiges Wohnhaus und trug den Namen "Haus Amru'll�h", was "Haus der Sache Gottes"� bedeutet. Aq� Rid� berichtet, da� Bahá'u'lláh es pers�nlich besichtigte und da� es Seine Zustimmung fand. Mirza Yahy� war ebenfalls anwesend. Bahá'u'lláh bemerkte: "Gott erh�rt die Gebete von Aq� Mirza Mahm�d. Er hat darum gebetet, da� Gott uns ein Haus gebe; sein Gebet wurde erh�rt, und dieses Haus hat sich gefunden." Das andar�n� (Innenbereich) hatte drei Stockwerke und drei�ig R�ume. Bahá'u'lláh und Seine Familie bezogen das oberste Stockwerk, Mirza Muhammad-Qul� und seine Familie das mittlere, und einige der Gef�hrten kamen im Erdgescho� unter. Dieses riesige Haus hatte ein eigenes t�rkisches Bad, eine K�che mit flie�endem Wasser und einen Platz f�r Wassertanks. Aq� Rid� schreibt: "An dem Haus gab es nichts auszusetzen." Das b�r�n� (Au�enbereich) hatte im Obergescho� vier oder f�nf sch�ne Zimmer f�r Empf�nge und eine Art Teek�che f�r die Zubereitung von Imbissen. Im mittleren Stockwerk des b�r�n� kamen die restlichen Gef�hrten unter. Im gleichen Bezirk wurden noch zwei weitere H�user angemietet, eines f�r Aq�y-i-Kal�m und seine Familie, das andere f�r Mirza Yahy� und dessen Familie. Alle Mahlzeiten wurden im Haus Amru'll�h zubereitet und von dort aus verteilt.

� Shoghi Effendi �bersetzt "Haus Amru'll�h" in Gott geht vor�ber (S.184) mit "Haus des Befehles Gottes".

#265

Bahá'u'lláh riet Seinen Gef�hrten, jetzt die g�nstige Zeit zu nutzen und einem Gewerbe oder Beruf nachzugehen. Aq� Rid� sagt, da� er selbst nur den einen Wunsch hatte, Bahá'u'lláh pers�nlich zu Diensten zu sein, und er meinte, das Aus�ben eines Berufes k�nnte der Erf�llung dieses Wunsches im Wege stehen. Es zeigte sich aber, da� dies nicht so war. Als eines Tages alle sich in Seiner Gegenwart versammelt hatten, sagte Bahá'u'lláh zu ihnen: �Wir haben euch befohlen, einem Gewerbe nachzugehen, damit ihr eine n�tzliche Besch�ftigung habt und euch nicht langweilt, und damit ihr Geld verdient und Uns zu Festen einladen k�nnt.�

Aq� Rid� berichtet, da� alle bei Nacht im Haus Amru'll�h beisammen waren und bei Tage einige drau�en ihrem Beruf nachgingen, w�hrend andere im Haus Dienst taten. Aq� Muhammad-B�qir-i-Qahvihch� und Ust�d Muhammad-Al�y-i-Salm�n� k�mmerten sich darum, den Tee, Kaffee und andere kleine Zwischenmahlzeiten zuzubereiten und zu servieren. Aq� Husayn-i-Ashch� (der inzwischen herangewachsen war) hatte die K�che unter sich und besorgte das Kochen. Aq� Muhammad-Hasan, noch immer ein Junge, leistete Dienste im andar�n�. Aq� Muhammad-Ibr�h�m-i-Am�r (Nayr�z�) und Aq� Najaf-Qul� waren f�r den Einkauf der Vorr�te und anderer Lebensnotwendigkeiten im Basar zust�ndig. Mirza Aq� J�n war der pers�nliche Bedienstete Bahá'u'lláhs. H�j� Siyyid Muhammad-i-Isfah�n� und H�j� Mirza Ahmad-i-K�sh�n� hatten keine besondere Besch�ftigung im Haus und gingen auch keinem Beruf oder Gesch�ft nach. Aq� Muhammad-Ibr�h�m-i-N�zir (s. Anhang V S.548) betrieb eine Seidenweberei. Aq� Rid� selbst unterhielt gemeinsam mit Mirza Mahm�d-i-K�sh�n� eine Konditorei. Aq� Muhammad-`Al� und Aq� `Abdu'l-Ghaff�r machten eine Tabakhandlung auf. Ust�d B�qir, Aq� Muhammad-Ism�`�l und Khayy�t-B�sh� arbeiteten als Schneider; und auch Mirza Ja`far und Aq� Muhammad-S�diq (s. Anhang V S.548) er�ffneten Ladengesch�fte.

#266

Aq� Rid� berichtet, da� im Haus Amru'll�h in der Nacht des 12. Rab�`u'l-Avval A.H.1281 (15. August 1864) ein Sohn Bahá'u'lláhs, Mirza D�y�'u'll�h, zur Welt kam. Er schreibt: �Wir waren in diesem Haus Amru'll�h alle sehr gl�cklich zusammen, und niemand dachte jemals an Trennung.� Dieser Zustand dauerte ungef�hr ein Jahr an.

W�hrend des zweiten Jahres in diesem Haus, so berichtet Aq� Rid�, begannen Siyyid Muhammad-i-Isfah�n� und H�j� Mirza Ahmad-i-K�sh�n� offen ihren wahren Charakter zu zeigen: eine Mischung aus Treulosigkeit und Ungehorsam. Der Leser wird sich erinnern, da� Bahá'u'lláh H�j� Mirza Ahmad-i-K�sh�n� von Baghdad mitgenommen hatte, um zu verhindern, da� er noch einmal mit dem persischen Generalkonsul wegen seinem unbeherrschten Gerede zusammenstie�, das ihn schon einmal ins Gef�ngnis gebracht hatte. Das persische Sendschreiben an Ahmad, das Macht und Autorit�t ausstrahlt, ist an diesen H�j� Mirza Ahmad gerichtet:�

� N�heres �ber ihn bei Balyuzi: Edward Granville Browne and the Bahá'í Faith, S. 64f. - Siehe auch TAHEZ II S.173ff

�Dein Auge ist Mein Pfand, la� den Staub eitler L�ste seine Klarheit nicht umw�lken. Dein Ohr ist Zeichen Meiner Gro�mut, la� den L�rm unziemlicher Beweggr�nde es nicht von Meinem Worte, das die ganze Sch�pfung umfa�t, abkehren. Dein Herz ist Meine Schatzkammer, la� die betr�gerische Hand des Selbstes dir nicht die Perlen rauben, die Ich darin verwahre. Deine Hand ist Sinnbild Meiner G�te, hindere sie nicht, sich an Meine verwahrten, verborgenen Tafeln zu halten... Unverlangt habe Ich Meine Gnade auf dich herabstr�men lassen, ungebeten habe Ich deinen Wunsch erf�llt. Obwohl du es nicht verdienst, habe Ich dich f�r Meine reichsten, Meine unsch�tzbaren Gunstbeweise ausersehen... O Meine Diener! Seid so ergeben und f�gsam wie die Erde, damit aus dem Boden eueres Seins die duftenden, heiligen, vielfarbenen Hyazinthen Meiner Erkenntnis aufbl�hen. Seid lodernd wie das Feuer, damit ihr die Schleier der Nachl�ssigkeit verbrennet und durch die belebende Kraft der Liebe Gottes die erstarrten, widerspenstigen Herzen zum Gl�hen bringt. Seid leicht und ungehindert wie der Wind, damit ihr Zutritt zu den Bereichen Meines Hofes, Meines unverletzlichen Heiligtums, erlangt.� (�L Kap.152)

#267

In jener Zeit, so schreibt Aq� Rid�, versammelten sich die Gef�hrten jede Nacht in dem gro�en Raum im Au�enbereich des Hauses Amru'll�h, um Gebete des B�b zu sprechen, denn es zeigten sich schon Anzeichen von Mirza Yahy�s Abfall. Aber noch war alles verdeckt. Manchmal schlossen sich Mirza Yahy� und Siyyid muhammad zusammen ein, um ihre Pl�ne zu besprechen. Eine Weile blieb es so, bis sich urpl�tzlich eine Kluft auftat, weit und un�berbr�ckbar. Sie entstand durch den offenen Aufstand Mirza Yahy�s und den gewaltigen Aufruhr, der daraus entsprang.

Der H�ter der Baha'i-Religion gibt folgende Beschreibung des von Seinem Halbbruder angezettelten Aufstandes gegen Bahá'u'lláh, in der er auf den Ursprung und Charakter dieses Aufstandes und auf die Gefahr f�r den neugeborenen Glauben eingeht:

�Der nun seit zwanzig Jahren bestehende Glaube hatte gerade begonnen, sich von einer Reihe von Schl�gen zu erholen, als ihn eine Krise allergr��ten Ausma�es ereilte und bis in die Wurzeln ersch�tterte. Weder der tragische M�rtyrertod des B�b noch der sch�ndliche Anschlag auf das Leben des Monarchen und sein blutiges Nachspiel, auch nicht Bahá'u'lláhs dem�tigende Verbannung aus dem Land Seiner Geburt, ja, nicht einmal Seine zweij�hrige Zur�ckgezogenheit in Kurdist�n - so verheerende Auswirkungen alle diese Ereignisse auch hatten - erreichten die tiefe Bedrohlichkeit dieser ersten gro�en inneren Ersch�tterung, die eine soeben wiedererstandene Gemeinschaft erfa�te und die Reihen ihrer Mitglieder auf unheilbare Weise zu spalten drohte ... Das ungeheuerliche Vorgehen Mirza Yahy�s - eines Halbbruders Bahá'u'lláhs, des vom B�b benannten Sachwalters und anerkannten Oberhauptes der B�b�-Gemeinde - brachte eine Zeit der Geburtswehen mit sich, ein Vorgang, der nicht weniger als ein halbes Jahrhundert lang die Geschicke des Glaubens beeintr�chtigen sollte ... Bahá'u'lláh selbst bezeichnete diese h�chste Krise als die Ayy�m-i-Shid�d (Tage der Heimsuchung), in deren Verlauf "der schMirzaichste Schleier" zerrissen und "die gr��te Trennung" unwiderruflich herbeigef�hrt wurde. Die �u�eren Feinde des Glaubens, ob weltlich oder geistlich, wurden durch sie unendlich befriedigt und ermutigt, sie empfanden sie als Wasser auf ihre M�hle und zeigten offenen Hohn. Freunde und Bef�rworter Bahá'u'lláhs reagierten best�rzt und verwirrt, das Ansehen des Glaubens bei seinen Bewunderern im Westen� nahm Schaden. Seit den fr�hesten Tagen von Bahá'u'lláhs Aufenthalt in Baghdad hatte diese Krise im Verborgenen geschwelt; sie wurde eine Zeitlang durch die sch�pferischen Kr�fte gebannt, die unter Seiner noch nicht verk�ndeten F�hrerschaft eine zerfallende Gemeinde wiederbelebten, bis sie schlie�lich in den Jahren unmittelbar vor der Verk�ndigung Seiner Botschaft in voller Heftigkeit zum Ausbruch kam. F�r Bahá'u'lláh brachte diese Krise unerme�liches Leid, sie lie� Ihn sichtlich altern und f�gte Ihm den schwersten Schlag Seines ganzen Lebens zu. Ausgeheckt wurde die Krise von Anfang bis Ende durch die krummen Intrigen und endlosen Machenschaften jenes selben teuflischen Siyyid Muhammad, des b�sen Einfl�sterers, der ohne R�cksicht auf Bahá'u'lláhs Rat darauf bestanden hatte, Ihn nach Konstantinopel und Adrianopel zu begleiten, und der jetzt mit ruheloser Wachsamkeit seine Anstrengungen verdoppelte, um die Krise zur Entscheidung zu bringen.� (GGV S.185ff)

� z.B. Nicolas und Edward Granville Browne (H.M.B.)

#268

�Mirza Yahy� hatte sich seit der R�ckkehr Bahá'u'lláhs aus Sulaym�n�yyih stets in unr�hmlicher Weise in sein eigenes Haus zur�ckgezogen oder war bei drohender Gefahr an sichere Pl�tze wie Hillih oder Basra ausgewichen. In die letztgenannte Stadt war er in der Verkleidung eines Baghdader Juden gefl�chtet und hatte sich dort als Schuhh�ndler bet�tigt. Er war so verschreckt, da� er einmal gesagt haben soll: "Ich erkl�re jeden zum Ungl�ubigen, der behauptet, mich gesehen oder meine Stimme geh�rt zu haben." Als er von Bahá'u'lláhs bevorstehender Abreise nach Konstantinopel Kenntnis erhielt, verbarg er sich zuerst im Garten von Huvaydar bei Baghdad und stellte �berlegungen an, ob es ratsam w�re, nach Abessinien, Indien oder in ein anderes Land zu fl�chten. Er mi�achtete Bahá'u'lláhs Empfehlung, nach Persien zu gehen und dort die Schriften des B�b zu verbreiten; stattdessen schickte er einen gewissen H�j� Muhammad K�zim, der ihm �hnlich sah, zu den Regierungsbeh�rden, lie� f�r sich einen Pa� auf den Namen Mirza `Al�y-i-Kirm�nsh�h� ausstellen, verlie� Baghdad unter Zur�cklassung der Schriften und zog in Gesellschaft eines arabischen B�b� namens Z�hir verkleidet nach Mosul, wo er sich den Verbannten anschlo�, die nach Konstantinopel unterwegs waren.� (GGV S.186)

�... Bereit, sich durch die verlockenden Aussichten auf unbeschr�nkte F�hrerschaft blenden zu lassen, die ihm Siyyid Muhammad, der Antichrist der Baha'i-Offenbarung, unterbreitete - so wie Muhammad Sh�h durch den Antichrist der B�b�-Offenbarung, H�j� Mirza Aq�s�, irregeleitet worden war -; nicht willens, den Mahnungen hervorragender Gl�ubiger innerhalb der Gemeinde Geh�r zu schenken, die ihm schriftlich zu Weisheit und Selbstbeschr�nkung geraten hatten; ohne Gedanken an die G�te und den Rat Bahá'u'lláhs, der - dreizehn Jahre �lter als er - ihn in seiner Kindheit, in seiner Jugend und in seinen fr�hen Mannesjahren beh�tet hatte; erk�hnt durch das s�ndenbedeckende Auge seines Bruders, der bei so vielen Gelegenheiten einen Schleier �ber seine vielen Vergehen und Torheiten gezogen hatte - so wurde dieser ErzB�ndnisbrecher der B�b�-Offenbarung, angespornt durch seine wachsende Eifersucht, gedr�ngt durch seine Leidenschaft f�r das F�hrertum, zu Handlungen getrieben, die jeder Verschleierung oder Duldung trotzten ...� (GGV S.186)

#269

�Verzweifelte Anschl�ge, Bahá'u'lláh und Seine Gef�hrten zu vergiften und seine eigene erloschene F�hrerschaft dadurch neu zu beleben, trieben ihn etwa ein Jahr nach der Ankunft in Adrianopel zunehmend um. Er sch�tzte die Sachkenntnis seines Halbbruders Aq�y-i-Kal�m in allen Fragen der Medizin richtig ein und suchte unter mancherlei Vorw�nden Aufkl�rung �ber die Wirkung verschiedener Kr�uter und Gifte; dann begann er, ganz gegen seine Gewohnheit, Bahá'u'lláh in sein Haus einzuladen, wo er eines Tages Seine Teetasse mit einer selbstgebrauten Substanz bestrich und Ihn damit so stark vergiftete, da� Bahá'u'lláh einen vollen Monat lang an einer ernsthaften Erkrankung litt, die mit starken SchMirzan und hohem Fieber verbunden war und zur Folge hatte, da� Bahá'u'lláh bis zu Seinem Lebensende eine zittrige Hand behielt.� Sein Zustand war sehr ernst; ein ausl�ndischer Arzt namens Sh�shm�n wurde zu Seiner Behandlung hinzugezogen. Der Arzt war �ber Bahá'u'lláhs blaugraue Gesichtsfarbe so entsetzt, da� er den Fall f�r hoffnungslos hielt, Bahá'u'lláh zu F��en fiel und sich dann verabschiedete, ohne ein Mittel verschrieben zu haben. Ein paar Tage sp�ter erkrankte dieser Arzt mit t�dlichem Ausgang. Noch vor seinem Tod hatte Bahá'u'lláh angedeutet, da� Doktor Sh�shm�n sein Leben f�r Ihn geopfert habe. Gegen�ber Mirza Aq� J�n, den Bahá'u'lláh zu dem Arzt geschickt hatte, um ihn zu besuchen, hatte dieser erkl�rt, Gott habe sein Gebet erh�rt; man solle nach seinem Tode bei Bedarf einen gewissen Dr. Ch�p�n zuziehen, den er als zuverl�ssig kannte.� (GGV S.186f)

� Im Internationalen Baha'i-Archiv auf dem Berg Karmel wird ein blutbeflecktes Taschentuch aufbewahrt, mit dem sich Bahá'u'lláh in der Nacht nach Seiner Vergiftung den Mund abwischte.

Ein andermal vergiftete Mirza Yahy� nach dem Zeugnis einer seiner Frauen, die ihm vor�bergehend weggelaufen war und Einzelheiten der oben genannten Tat enth�llte, den Brunnen, der Bahá'u'lláhs Familie und Gef�hrten mit Wasser versorgte. In der Folge traten bei den Verbannten seltsame Krankheitssymptome auf.�

� Aq� Rid� gibt an, da� Dr. Sh�shm�n Christ war. Die Ehefrau Mirza Yahy�s, die die Vergiftung des Brunnens enth�llte, war nach Aq� Rid�s Zeugnis Badr�-J�n aus Tafrish, die Schwester von Mirza Nasru'll�h und Mirza Rid�-Qul� (vgl. Balyuzi: Edward Granville Browne and the Bahá'í Faith p.36f)

#270

Bahá'u'lláh hatte Sein �u�erstes getan, um Seinen Bruder vor den Folgen seiner "Vergehen" und "Torheiten" zu bewahren; doch hatten Seine G�te und Gro�mut nur noch mehr Feindseligkeit und Ha� hervorgerufen. Die Zeit, dieser unbeirrbare Pr�fstein f�r Wahres oder Falsches, brachte am Ende das wahre Bild des Mirza Yahy�, seine haltlosen Behauptungen und seine erb�rmlichen Absichten zutage. Nachdem sein heimt�ckischer Versuch, Bahá'u'lláh zu vergiften, gescheitert war, kehrte Mirza Yahy� den Spie� um und beschuldigte Bahá'u'lláh. Sein Bruder habe die Speisen vergiftet, behauptete er, und dann unabsichtlich selbst davon gegessen. Wir Heutigen k�nnen aus dem Abstand eines Jahrhunderts den B�sewicht nur bedauern und aus angemessenem Blickwinkel erkennen, wie erb�rmlich und unbedeutend er war im Vergleich zu der �berw�ltigenden Majest�t Bahá'u'lláhs. Die Verleumdungen und die �berheblichkeit eines Mirza Yahy� k�nnen uns heute sogar erheitern; aber damals bedeutete sein niedertr�chtiges Verhalten f�r Bahá'u'lláh eine erhebliche Verschlimmerung Seiner Lage.

Aq� Rid� berichtet �ber Bahá'u'lláhs lange Krankheit und sagt, da� die Gef�hrten �ber Wochen hinweg die Gegenwart Bahá'u'lláhs entbehren mu�ten. Sie waren untr�stlich, h�tten sich aber auf keinen Fall erk�hnt zu fragen, ob sie Ihn besuchen d�rften. Eines Abends w�hrend Seiner Wiedergenesung waren die meisten - unter ihnen `Abdu'l-Bahá und Sein Halbbruder Mirza Muhammad-`Al� - zum Abendessen in das Haus von Aq�y-i-Kal�m geladen, und nur Aq� Rid� und zwei andere waren zur�ckgeblieben, um Brennholz zu holen, als Bahá'u'lláh sich im Bett aufsetzte, sie hereinrief und Platz nehmen lie�. Er sprach mit ihnen und teilte ihnen mit, wie schwach er sich f�hle. Sobald Er wieder ohne Hilfe gehen konnte, besuchte Er die Gef�hrten. In der Nachbarschaft des Mur�d�yyih-Viertels gab es ein baumbestandenes Grundst�ck; dieses pachtete Mirza Muhammad-Qul�, und Mirza Mahm�d-i-K�sh�n� pflanzte Blumen darauf an. Sp�tnachmittags begab sich Bahá'u'lláh an diesen schattigen Ort, und wenn die Gef�hrten von der Arbeit zur�ckkehrten, wu�ten sie, wo sie Ihn finden und in Seine Gegenwart gelangen konnten. Bei einer solchen Gelegenheit erkundigte sich Bahá'u'lláh nach dem Befinden des Khayy�t-B�sh�, der erkrankt war. Als Aq� Rid� sagte, er habe nichts Neues �ber dessen Genesung geh�rt, erwiderte Bahá'u'lláh, er h�tte zuerst Khayy�t-B�sh� besuchen sollen, ehe er in den Garten kam. "Ich sage euch das," fuhr Er fort, "damit ihr alle lernt, stets umeinander besorgt zu sein und euch gegenseitig zu dienen." Das Haus des Aq�y-i-Kal�m lag in der N�he dieses Obstgartens, und manchmal besuchte Bahá'u'lláh Seinen Bruder dort, bevor Er nach Hause zur�ckkehrte.

#271

Aq� Rid� berichtet des n�heren �ber eine f�r Mirza Yahy� sehr peinliche Szene in dem Haus von Aq�y-i-Kal�m. Shaykh Salm�n, der bekannte Bote, der Briefe und Bittschriften aus Persien brachte und mit Sendschreiben und Briefen wieder dorthin zur�ckging, hatte Mirza Yahy� gebeten, ihm die Bedeutung der folgenden ber�hmten Zeilen aus einem Gedicht des Sa`d� zu erkl�ren:

Der Freund ist mir n�her, als ich mir selbst bin.
Wie erstaunlich dann, da� ich Ihm so fern bin.

Mirza Yahy� gab eine unsinnige Antwort. Siyyid Muhammad-i-Isfah�n� und H�j� Mirza Ahmad-i-K�sh�n� (die gleichen M�nner, die seine Statthalter wurden, als er sich gegen seinen Bruder erhob) versuchten ihm gemeinsam seinen Irrtum klarzumachen; Sa`d� - so sagten sie - gebe hier in poetischer Sprache der Empfindung Ausdruck, die der folgende Quran-Vers vermittle: "Wir sind ihm n�her als seine Halsschlagader." (50:15) Als seine Ahnungslosigkeit an den Tag kam, versuchte Mirza Yahy� die Sache zu vertuschen. Der Leser wird sich erinnern, da� Siyyid Muhammad auf der Reise nach Istanbul einmal bei einem Streitgespr�ch den Mirza Yahy� so fertigmachte, da� dieser zu Bahá'u'lláh lief und sich bitter beklagte. Aq� Rid� merkt an, da� Siyyid muhammad st�ndig Mirza Yahy� h�nselte und sich �ber ihn lustig machte. Eines Tages aber gab Siyyid Muhammad vor, er sei beleidigt, und zog in die Mawlav�-Kh�nih um. Aq�y-i-Kal�m suchte ihn dort auf, nahm ihn mit nach Hause und stellte ihn zur Rede; aber der Mann war - wie Aq� Rid� sagt - dem Unheil verschrieben, und so wiederholte sich der Vorfall: Er ri� ein zweites Mal in die Mawlav� Kh�nih aus.

Aq� Rid� bezeugt, da� Mirza Yahy� seit langem eine Feindschaft gegen Bahá'u'lláh gehegt und Pl�ne f�r Dessen Tod geschmiedet hatte. Eine Episode dieser Art beschreibt Ust�d Muhammad-`Al�y-i-Salm�n�, der Barbier, in seiner Autobiografie, aus der der folgende Auszug stammt:

#272
(Bildlegende: Ust�d Muhammad-Al�-i-Salm�n�)

"Eines Tages wartete ich im Bad auf das Eintreffen Bahá'u'lláhs. Azal kam fr�her, wusch sich und begann, Henna ins Haar zu tun. Ich setzte mich, um ihn zu bedienen, und er fing an, mit mir zu reden. Er sagte: `Ein gewisser Mirza Na`�m, der fr�here Gouverneur von Nayr�z, t�tete viele Gl�ubige und ver�bte zahlreiche Verbrechen gegen die Sache Gottes.` Als n�chstes pries er Mut und Tapferkeit in gl�henden Farben. Er sagte, manche seien von Natur aus tapfer und offenbaren diese Eigenschaft zur rechten Zeit durch ihre Taten. Dann setzte er die Geschichte von Nayr�z fort: `Aus der verfolgten B�b�-Familie blieb ein Junge von zehn oder elf Jahren �brig. Eines Tages, als der Gouverneur ins Bad ging, folgte ihm dieser Junge mit einem Messer. Wie der Gouverneur aus dem Wasser stieg, stach der Junge auf ihn ein und schlitzte ihm den Bauch auf. Der Gouverneur schrie laut, seine Diener st�rzten aus dem Vorraum herein. Sie fielen �ber den Knaben her und schlugen ihn. Dann sahen sie nach ihrem Herrn. Obwohl verwundet, raffte sich der Junge auf und stach erneut auf ihn ein.' Azal pries noch einmal die Tapferkeit und sagte: `Wie wunderbar ist es f�r einen Mann, tapfer zu sein. Schau dir an, was man der Sache Gottes antut. Jeder schadet ihr, jeder erhebt sich gegen mich, selbst mein Bruder. Ich habe keine ruhige Stunde mehr und bin in einem erb�rmlichen Zustand.` Er wollte sagen, da� er als Nachfolger des B�b Unrecht leiden m�sse und sein Bruder - Gott bewahre! - der Angreifer und Thronr�uber sei. Noch einmal pries er den Mut als Tugend und sagte, die Sache Gottes brauche Hilfe. Mit diesem ganzen Gerede, dem Unterton seiner Bemerkungen, der Geschichte von dem Gouverneur von Nayr�z, dem Lobpreis der Tapferkeit und seiner Ermutigung f�r mich wollte er mir in Wirklichkeit bedeuten, ich solle Bahá'u'lláh t�ten."

#273

"Die Wirkung all dessen auf mich war so verwirrend, da� ich in meinem ganzen Leben kein zweites Mal so ersch�ttert wurde. Mir war, als br�che das ganze Haus �ber meinem Kopf zusammen. Zutiefst erschrocken und ohne ein Wort zu sagen, ging ich in den Vorraum hinaus und setzte mich auf eine Bank. Ich �berlegte, ob ich nicht sogleich hineingehen und ihm den Kopf abschneiden solle, ohne R�cksicht auf die Folgen. Dann dachte ich mir, es w�re keine leichte Sache, ihn zu t�ten, und m�glicherweise w�rde dies Bahá'u'lláh verletzen. Was mich davon abhielt, diese urspr�ngliche Absicht auszuf�hren, war die �berlegung, welche Antwort ich geben k�nnte, wenn ich ihn t�tete und dann in die Gegenwart der Gesegneten Vollkommenheit tr�te und Er mich fragte, warum ich ihn get�tet h�tte. Ich ging zur�ck ins Bad und schrie rasend vor Wut: `Mach, da� du hier wegkommst!` (Das persische "Gum Shaw" ist eine grobe Beleidigung) Azal zuckte zusammen und wimmerte, ich solle Wasser �ber ihn gie�en, um das Henna abzuwaschen. Ich tat es. Gewaschen oder ungewaschen ging er hinaus, am ganzen Leibe schlotternd, und ich habe ihn seitdem nie mehr gesehen."

"Mein Seelenzustand war jedoch so, da� nichts mich beruhigen konnte. Wie es sich traf, kam die Gesegnete Vollkommenheit an diesem Tag nicht ins Bad, nur Mirza M�s� kam. Ich erz�hlte ihm, Azal habe mich mit seinen finsteren Vorschl�gen w�tend gemacht. `Daran denkt er seit Jahren,' sagte Mirza M�s�. `Dieser Mensch hat immer so gedacht. K�mmere dich nicht um ihn!' Danach kam niemand mehr ins Bad, also machte ich zu. Ich ging zum Meister (Abdu'l-Bahá, der Gr��te Zweig) und berichtete Ihm, was mir Mirza Yahy� gesagt hatte, wie ich w�tend geworden war und ihn hatte t�ten wollen... Der Meister sprach: `Das ist etwas, das du allein wei�t. Sag es keinem. Es bleibt besser verborgen.' Ich aber ging zu Mirza Aq� J�n, berichtete den Vorfall in allen Einzelheiten und bat ihn, Bahá'u'lláh zu verst�ndigen. Mirza Aq� J�n kam zur�ck und sagte: `Bahá'u'lláh sagt, ich m�chte Ust�d Muhammad-Al� ausrichten, er solle dies keinem Menschen gegen�ber erw�hnen.`"

"Am Abend raffte ich alle Schriften Azals zusammen, ging in den Teesalon von Bahá'u'lláhs Haus und verbrannte sie alle in der Kohlenpfanne. Zuvor zeigte ich sie sieben oder acht anwesenden Gl�ubigen. Sie alle sahen, da� es Azals Schriften waren. Sie protestierten und fragten mich, warum ich das t�te. Ich sagte: `Bis heute habe ich Azal hoch gesch�tzt, aber jetzt ist er in meinen Augen weniger als ein Hund.`"

#274

Mirza Yahy�s Versuch, den Barbier auf seine Seite zu ziehen und zur Tat anzustacheln, ging nach Aussage Aq� Rid�s schon eine Weile zur�ck und erstreckte sich �ber mindestens drei Monate, bis er den Mut fand, so offen mit dem Barbier zu sprechen. Wie wir gesehen haben, brachte dies Ust�d Muhammad-`Al� so in Wut, da� er Mirza Yahy� beinahe auf der Stelle umgebracht h�tte.

Der H�ter des Baha'i-Glaubens schreibt �ber diese Episode: �Obwohl von Bahá'u'lláh anschlie�end aufgefordert, mit niemandem �ber diese Begebenheit zu sprechen, konnte der Barbier keine Ruhe geben, plauderte das Geheimnis aus und brachte damit gro�e Best�rzung �ber die ganze Gemeinde. `Als das Geheimnis, das er (Mirza Yahy�) im Herzen trug, von Gott offenbart wurde,` bezeugt Bahá'u'lláh selbst, `leugnete er eine solche Absicht und schrieb sie diesem gleichen Diener (Ust�d Muhammad-`Al�) zu.`� (GGV S.189)

Dieser Ust�d Muhammad-Al� berichtet, Mirza Yahy� habe sich in seiner feigen Angst, erkannt zu werden, gegen�ber Shams� Big, ihrem offiziellen Gastgeber in Istanbul, als Diener Bahá'u'lláhs ausgegeben. Und mit der gleichen Absicht, sich zu verbergen, hielt er sich auch oft in den Kammern der Bediensteten auf, obwohl er eine eigene Wohnung hatte.

Mirza Yahy�s Vorgehen bei seinem erfolglosen Versuch, "seine erloschene F�hrerschaft neu zu beleben," hatte bedeutungsschwere Geschehnisse zur Folge, mit denen Shoghi Effendi seinen Bericht �ber diese "erste gro�e innere Ersch�tterung" fortsetzt:

�F�r Ihn, der erst vor so kurzer Zeit durch m�ndliche Mitteilung wie auch in zahlreichen Sendschreiben die Folgerungen des von Ihm erhobenen Anspruchs enth�llt hatte, war nun der Zeitpunkt gekommen, den ernannten Sachwalter des B�b mit der Natur Seiner Sendung bekanntzumachen. Mirza Aq� J�n wurde beauftragt, die neu offenbarte S�riy-i-Amr, die diesen Anspruch unmi�verst�ndlich bekr�ftigte, Mirza Yahy� zu �berbringen, sie ihm vorzulesen und eine unzweideutige, schl�ssige Antwort zu verlangen. Mirza Yahy� erbat eine Frist von einem Tag, um seine Antwort zu �berlegen, und diese wurde ihm gew�hrt. Was dann aber als Antwort kam, war nur eine Gegenerkl�rung, in der er die Stunde und die Minute angab, da er zum Empf�nger einer unAbhangigen Offenbarung geworden sei, f�r die er die bedingungslose Unterwerfung der V�lker der Erde in Ost und West beanspruche.� (GGV S.189)

#275

�Eine so anma�ende Erkl�rung, abgegeben von einem so heimt�ckischen Gegner gegen�ber dem Abgesandten des Tr�gers einer so weitreichenden Offenbarung, war das Signal f�r den offenen, endg�ltigen Bruch zwischen Bahá'u'lláh und Mirza Yahy� - eines der dunkelsten Kapitel in der Baha'i-Geschichte. In dem Wunsch, den grimmigen Ha� zu mildern, der Seinen Feinden im Herzen loderte, und jedem einzelnen Verbannten die volle Freiheit zu lassen, zwischen Ihm und den Feinden zu w�hlen, zog sich Bahá'u'lláh mit Seiner Familie am 22. Shavv�l 1282 A.H. in das Haus Rid� Big� zur�ck, das Er hatte anmieten lassen. Zwei Monate lang weigerte Er sich, mit Freund oder Feind zu verkehren, auch nicht mit den eigenen Gef�hrten. Er beauftragte Aq�y-i-Kal�m, alles Mobiliar und Bettzeug sowie alle Kleider und Ger�te, die es in Seinem Hause gab, aufzuteilen und die H�lfte davon in das Haus Mirza Yahy�s zu schicken, ihm au�erdem bestimmte hei�begehrte Erinnerungsst�cke auszuliefern wie die Siegel, Ringe und Manuskripte in der Handschrift des B�b, sowie sicherzustellen, da� er seinen vollen Anteil an der von der Regierung festgesetzten Unterhaltszahlung f�r die Verbannten und ihre Familien erhielt. Auch wies Er Aq�y-i-Kal�m an, einen Gef�hrten seiner Wahl damit zu beauftragen, t�glich einige Stunden lang f�r Mirza Yahy� Besorgungen zu machen und ihm zu versichern, da� alles, was in Zukunft in seinem Namen aus Persien entgegengenommen werde, in seine eigenen H�nde gelangen werde.� (GGV S.189f)

� 10.M�rz 1866 - Das Haus lag in einem anderen Stadtteil (H.M.B.)

Aq� Rid� berichtet davon, wie schMirzaich Bahá'u'lláhs Zur�ckgezogenheit die Gef�hrten traf. H�j� Mirza Ahmad-i-K�sh�n� blieb nicht l�nger in Adrianopel, obwohl er mit Mirza Yahy� verb�ndet war; er besorgte sich einen Pa� und reiste ab. Er ging wieder nach Baghdad, wo er von einem Araber, angeblich einem Baha'i, ermordet wurde. Bahá'u'lláh war noch in Adrianopel, als die Nachricht von dem abscheulichen Mord an H�j� Mirza Ahmad eintraf, und sie betr�bte Ihn sehr. Auch Aq� Muhammad-S�diq und Mirza Ja`far zogen es vor, Adrianopel zu verlassen. Mirza Muhammad-Qul�, ein anderer Halbbruder Bahá'u'lláhs, und Bahá'u'lláhs pers�nlicher Gehilfe Mirza Aq� J�n zogen mit Ihm in das Haus Rid� Big, auch Aq� Husayn kam dorthin, um f�r den Haushalt zu kochen. Alle �brigen Gef�hrten hatten keinen Zugang zum Haus Rid� Big und waren untr�stlich vor Schmerz und Kummer. Nur an einem Tag, nicht lange nach Bahá'u'lláhs Auszug aus dem Haus Amru'll�h, wurden sie am fr�hen Nachmittag in Bahá'u'lláhs Gegenwart gerufen. Er servierte ihnen Tee, dann sagte Er: "F�r die gegenw�rtige Einschr�nkung gibt es eine festgesetzte Frist. Ihr sollt euch alle Gott zuwenden. Euer Verhalten mu� so sein, da� ihr alle unter eurem Schatten stehen seht. La�t euch durch nichts von eurer Zuwendung zu Gott abbringen. Vertraut auf Ihn, schaut auf Ihn. Seid geduldig und langm�tig. Sucht mit niemandem Streit." Aq� Rid� erinnert sich deutlich an die Ratschl�ge Bahá'u'lláhs und sagt, Seine Rede habe eine solche Macht ausgestrahlt, da� die Anwesenden sie bis ins innerste Mark sp�rten und ihnen die Tr�nen aus den Augen traten. Dann gebot ihnen Bahá'u'lláh zu gehen. Darv�sh Sidq-`Al� gab Er den Auftrag, jeden Tag in Mirza Yahy�s Haus zu gehen und f�r ihn und seine Familie einzukaufen. Dem Darv�sh Sidq-`Al� war dieser Auftrag verha�t, aber da Bahá'u'lláh es ihm befohlen hatte, gehorchte er, bis Mirza Yahy� eines Tages ins Mur�d�yyih-Viertel umzog und dem Darv�sh sagte, da� er seine Dienste nicht mehr ben�tige.

#276

Als Bahá'u'lláh bestimmte, da� f�r Mirza Yahy� und seine Familie ein reichlicher Anteil an der Monatszahlung der osmanischen Regierung f�r die Verbannten abgezweigt werde, erhielten auch alle Gef�hrten ihren Anteil an dem Geld und an den Gebrauchsgegenst�nden, dem Kupfer und so weiter.

Aq� Rid� schreibt, da� alle best�rzt waren �ber das schreckliche Ausma� der Geh�ssigkeit, die Mirza Yahy� und seine Verb�ndeten an den Tag legten. Zu denen, die Mirza Yahy� f�r sich gewonnen hatte, geh�rte auch ein gewisser H�j� Ibr�h�m-i-K�sh�. Er wurde mit gr��ter Freundlichkeit behandelt, erhielt Briefe, die er nach Persien bringen sollte, und genaue Anweisungen, was er zu sagen habe, wo immer er hinkam. Doch H�j� Ibr�h�m erkannte, wie sch�big die Argumente waren, bereute und kehrte zu den Gef�hrten zur�ck. "Ich dachte zuerst," so soll er gesagt haben, "Ziel der Briefe sei es, eine Reform und Vers�hnung herbeizuf�hren. Doch bei n�herem Hinsehen fand ich, da� sie nur Ha� und Verleumdung �bermittelten." Aq� Rid� schreibt, er und noch andere h�tten sich einige der Schreiben angesehen, die man H�j� Ibr�h�m gegeben hatte, und sie seien entsetzt gewesen �ber die schrecklichen L�gen darin.

#277

Nachdem der Versuch gescheitert war, durch Verf�hrung des H�j� Ibr�h�m-i-K�sh� ans Ziel zu kommen, verfielen Mirza Yahy� und sein sch�ndlicher Anhang auf eine andere Untat. Eine von Mirza Yahy�s Frauen, die Mutter seines Sohnes Mirza Ahmad�, wurde jammernd und wehklagend zum Haus des Gouverneurs geschickt. Den Beh�rden erz�hlte sie, da� sie Hunger litten und nichts zu essen h�tten, weil Bahá'u'lláh ihnen das Geld nicht auszahle. Und dies zu einem Zeitpunkt, so Aq� Rid�, wo der volle Betrag von zweitausend t�m�n, den man kurz zuvor aus Qazv�n erhalten hatte, an Mirza Yahy� weitergegeben worden war. Zu keiner Zeit, wiederholt er, seien die Bed�rfnisse Mirza Yahy�s und derer, die mit ihm waren, vernachl�ssigt worden. Selbst als Siyyid Muhammad-i-Isfah�n� in die Mawlav�-Kh�nih ausgezogen war, wurde er mit Tee, Zucker und anderem Notwendigen versorgt. An dieser Stelle seines Tagebuches f�gt Aq� Rid�, nachdem er �ber die abscheulichen Taten Mirza Yahy�s und seines Stellvertreters berichtet hat, ein eigenes Gebet ein:

� Dieser Mirza Ahmad wandte sich Jahrzehnte sp�ter reum�tig und hilfsbed�rftig an `Abdu'l-Bahá. Der Verfasser erinnert sich noch gut an ihn, wie er in den zwanziger Jahren dieses Jahrhunderts als alter Mann zur�ckgezogen im Pilgerhaus auf dem Berg Karmel lebte. Als eine Gruppe von Studenten der Amerikanischen Universit�t in Beirut (zu der der Verfasser geh�rte) bei einem Besuch Haifas im Pilgerhaus wohnte, legte ihnen der H�ter der Baha'i-Religion besonders ans Herz, sie sollten den ruhigen alten Mann nicht verletzen, indem sie in seiner Gegenwart auf die Verirrungen und Untaten seines ber�chtigten Vaters anspielten.

"O Gott! Du wei�t, da� die Erw�hnung dieser Vorf�lle nur einem Zwecke dient: die Wahrheit zu bezeugen und die Situation zu erhellen. Was geschehen ist und was wir miterlebt haben, wird hier dargelegt, damit es f�r alle klar und offenkundig werde. Wir haben niemals gegen irgend jemanden Ha� gen�hrt. Wir legen unser Vertrauen in Deine Gnade und Barmherzigkeit, da� Du uns vor Falschheit bewahrst, damit wir niemals vom Pfad der Gerechtigkeit, Redlichkeit, Vertrauensw�rdigkeit und Treue abweichen und niemals etwas anderes als die Wahrheit sprechen. Du best�tigst alle, Du bist der Allwissende, der Allm�chtige."

Dann erz�hlt Aq� Rid� eine noch merkw�rdigere Geschichte. Die Parteig�nger Mirza Yahy�s wurden im `Ir�q gefragt, warum er seine Frau zum Betteln ins Haus des Gouverneurs geschickt habe, obwohl sie doch alle wu�ten, da� es ihnen an nichts fehlte. Sie antworteten, das sei das Werk Siyyid Muhammads, und es sei ohne Wissen Mirza Yahy�s geschehen. Die Entschuldigung, die man vorbrachte, war noch schlimmer als die Tat selbst!

#278

In jenen unruhigen Tagen war Khursh�d P�sh� (s. Anhang V S.546) soeben zum Gouverneur von Adrianopel ernannt worden und hatte gem�� den britischen Konsularunterlagen (Akte FO 195.794) sein Amt im M�rz 1866 angetreten. Sein Stellvertreter war `Az�z P�sh�. Beide waren f�hige Verwaltungsbeamte, deren Integrit�t au�er Frage stand. Eines Tages stattete `Az�z P�sh� Bahá'u'lláh einen Besuch ab und bezeigte gro�e Demut und Ehrerbietung. Eine besondere Zuneigung fa�te er zu `Abdu'l-Bahá, aus dessen Brunnen des Wissens er tief zu trinken w�nschte, obwohl Ghusn-i-A`zam (der Gr��te Zweig) noch ein junger Mann Anfang zwanzig war. Viele Jahre sp�ter, als Bahá'u'lláh in `Akka in der Verbannung lebte, wurde Az�z P�sh� der V�l� von Beirut. Er besuchte `Akka zweimal, um Bahá'u'lláh seine Aufwartung zu machen und seine Freundschaft mit Bahá'u'lláhs �ltestem Sohn, den er sehr bewunderte, zu erneuern.

Mirza Yahy� wandte sich jetzt unterw�rfig an Khursh�d P�sh� und auch an Az�z P�sh�. Khursh�d P�sh� und sein Vertreter legten die Briefe Mirza Yahy�s, die von Schmeicheleien trieften, Ghusn-i-A`zam vor. Wie Aq� Rid� schreibt, wu�te Bahá'u'lláh, nachdem Er von Mirza Yahy�s Vorgehen erfahren hatte, da� es Zeit war, Seine Abgeschlossenheit aufzugeben; die �festgesetzte Frist� war abgelaufen. �Wir haben uns zur�ckgezogen,� sagte Er, �damit vielleicht das Feuer der Feindschaft gel�scht und solche sch�ndlichen Taten abgewendet w�rden; doch hat man zu noch radikaleren Ma�nahmen gegriffen als zuvor.�

Inzwischen war es Fr�hling. "Wir hatten ein Haus in einem anderen Stadtteil gemietet," schreibt Aq� Rid�. "Dort versammelten wir uns alle und beteten bei Tag und bei Nacht. Wir lasen in den Heiligen Schriften und flehten zu Gott, da� diese Nacht der Trennung enden und der Morgen der N�he anbrechen m�ge, da� die T�r zu Seiner Gegenwart wieder aufgetan werde. Als unsere Gebete schlie�lich erh�rt und die Tore der Gnade aufgesto�en wurden, mieteten wir ein anderes Haus in der N�he des Hauses Rid� Big und wohnten dort. Das Haus hatte einen Brunnen mit gutem Wasser, der ger�umige Innenhof hatte viele Blumenbeete, die gut bepflanzt waren. Wir l�sten uns jeden Tag bei der Hausarbeit ab; einer blieb im Haus und erledigte alles: Wasser holen, kehren, kochen, Tee machen, die Blumen versorgen - als ob er an diesem Tag der Gastgeber und alle anderen seine G�ste w�ren. Nach dem Abendessen sp�lte er ab und �bergab dann Geschirr und Ger�te an den, der am n�chsten Tag die Rolle des Gastgebers hatte. An den meisten Tagen besuchten die Zweige [Bahá'u'lláhs S�hne] dieses Haus, und manchmal kam auch die Gesegnete Sch�nheit. Es war ein gutes, angenehmes Haus."

#279
(Bildlegende: Abdu'l-Bahá in Adrianopel)
#380

(Bildlegende: Haus Rid� Big in Adrianopel (Aufnahme: Ted Cardell)

#280

Jetzt waren auch Besucher da, die die Reise nach Adrianopel gemacht hatten, um in Bahá'u'lláhs Gegenwart zu gelangen; unter ihnen Aq� `Al�-Akbar-i-Khur�s�n� und Shaykh Salm�n, der Bote. Sie alle wohnten ausgesprochen gern in dem von Aq� Rid� beschriebenen Haus. Hier wurden einige Sendschreiben offenbart, und Verse flossen von der Zunge Bahá'u'lláhs, wenn Er bei den Gef�hrten sa�. Eines Tages - so berichtet Aq� Rid� - sagte Er folgendes: �Dies ist ein sch�ner Ort und eine sch�ne Provinz. Aber Ich w�nsche nicht, da� wir hier bleiben. Binnen kurzem wird sich alles �ndern.� Aq� Rid� f�gt hinzu, da� Bahá'u'lláh von diesem Tag an h�ufig von der bevorstehenden Ver�nderung sprach, f�r die es, �u�erlich gesehen, noch keine Anzeichen gab. Aq�y-i-Kal�m hatte ebenfalls ein Haus in der Nachbarschaft bezogen.

Das Haus Rid� Big hatte ein b�r�n� und ein andar�n� (�u�ere und innere Wohnbereiche). Das b�r�n�, welches kleiner war, hatte einen ger�umigen Hof mit vielf�ltigen B�umen, Str�uchern und Blumen, und Bahá'u'lláh kam gelegentlich am sp�ten Nachmittag in den Au�enbereich, um in diesem Garten auf- und abzugehen und mit den Gef�hrten zu sprechen. Aq� Rid� hebt besonders einen Tag hervor, an dem Bahá'u'lláh von all jenen sprach, die der Sache Gottes Widerstand entgegengesetzt hatten, die ihr Schaden zugef�gt und die Gl�ubigen verfolgt hatten; Er nannte sie alle mit Namen und sprach davon, wie sie zuschanden gekommen waren. Binnen kurzem, sagte Er (und Aq� Rid� hat es festgehalten), "werdet ihr sehen, da� alle Tyrannen und alle Widersacher und Feinde der Sache Gottes besiegt sind und das Wort Gottes triumphiert." Dann f�gte Er hinzu: "Allen mu� klar sein, da� Wir das Ungemach und die Gefangenschaft nur zu dem einen Zweck auf Uns genommen haben, da� die Sache Gottes verherrlicht und die Wahrheit Seines Wortes bezeugt werde." M�chtig und �berreich war die Offenbarung von Sendschreiben und Versen in diesen Tagen in Adrianopel. Aq� Rid� berichtet, die Ausgie�ungen seien so gewaltig gewesen, da� die Aghs�n (die S�hne Bahá'u'lláhs) und Mirza Aq� J�n, Sein pers�nlicher Gehilfe und Sekret�r, viele Tage und N�chte mit Aufzeichnungen und Abschriften verbrachten.

#281

Bahá'u'lláh wohnte noch im Haus Rid� Big; manchmal ging Er zu dem Obstgarten und der Wiese beim Stadtteil Mur�d�yyih und hielt sich dort eine oder zwei Stunden lang auf. Dann wurde das Haus Amru'll�h - das `Az�z P�sh� in der Zwischenzeit angemietet hatte - wieder frei, und Bahá'u'lláh bezog es ein zweites Mal. Gleichzeitig zogen die Gef�hrten in ein Haus in unmittelbarer N�he, in dem zuvor Mirza Yahy� und dessen Familie gewohnt hatten. Auch Aq�y-i-Kal�m zog um diese Zeit wieder um.

Unter den neu Angekommenen waren jetzt H�j� `Al�-`Askar-i-Tabr�z� sowie die Br�der H�j� Ja`far und H�j� Taq� (s. Anhang V S.544), die in einem Gasthaus wohnten. Ferner trafen Siyyid Ashraf von Zanj�n (der sp�ter den M�rtyrertod starb; (s. Anhang V S.539f) und seine Schwester sowie H�j� Mirza Haydar-`Al� in Begleitung von H�j� Mirza Husayn-i-Sh�r�z� (die beide bald in �gypten festgenommen und in den Sudan verbannt werden sollten) in Adrianopel ein und wohnten in dem gleichen Haus, das die Gef�hrten bewohnten. Aus Tihr�n kamen etwa um diese Zeit Mirza Rid�-Qul� und Mirza Nasru'll�h, zwei Br�der aus Tafrish, deren Schwester Badr�-J�n mit Mirza Yahy� verheiratet war, sich ihm aber entfremdet hatte�; sie bezogen ein eigenes Haus. Zusammenk�nfte fanden regelm��ig im Haus Amru'll�h, dem Wohnsitz Bahá'u'lláhs, und in dem von den Gef�hrten gemieteten Haus statt. Bei diesen Zusammenk�nften sprach Bahá'u'lláh; die Gef�hrten, dadurch hoch geehrt, hatten das Vorrecht, miterleben zu d�rfen, wie die Offenbarung kam und wie �ttliche Verse von Seiner Zunge str�mten. Im Haus Amru'll�h wurde die Antwort an Al�-Muhammad-i-Sarr�j (den Gerber, einen Parteig�nger Mirza Yahy�s) offenbart. Sie hat den Umfang eines Buches.

� Vgl. Balyuzi: Edward Granville Browne and the Bahá'í Faith p.83f

#282

Shaykh Salm�n, der Bote, Ust�d Abdu'l-Kar�m, Aq� Al�-Akbar sowie Aq� Muhammad-Hasan und seine Schwester erhielten jetzt den Rat, in den `Ir�q abzureisen. Sie waren tief betr�bt, von ihrem Geliebten weggerissen zu werden, doch sie gehorchten. Aq� Rid� h�lt fest, da� ihre Abreise an einem einzigartigen Tag stattfand, denn als sie sich verabschiedet hatten, empfing Bahá'u'lláh ihn selbst im andar�n�, wo man soeben die Lampe entz�ndet hatte, und fragte ihn, ob er irgend jemandem etwas geschrieben habe. Dann sagte Bahá'u'lláh: "Jetzt schreib dies" - Er sprach mit gewaltiger Macht und Autorit�t - "schreib dies." Und Er fuhr fort: "Beim wahrhaftigen Gott! Vom Horizont Meines Antlitzes ist eine Sonne aufgegangen, auf die die Erhabenste Feder Gottes folgende Worte geschrieben hat: `An diesem Tag ist die Souver�nit�t bei Gott, dem Allm�chtigen, dem Allumfassenden, dem Erhabensten, dem Allherrlichen.' Wie von einem Schwert, das Satan in den R�cken trifft, sind er und seine Heerscharen in die Flucht geschlagen, sie fliehen zu den tiefsten Tiefen der H�lle. So ist der Befehl Gottes ergangen." Der Gr��te Zweig (`Abdu'l-Bahá), der zugegen war, bemerkte, dieser Vers m�sse sofort aufgezeichnet werden. Feder und Papier waren schnell zur Stelle, und die genannte Ermahnung wurde aufgeschrieben. Sie bildete die Er�ffnung zu einem Sendschreiben an Siyyid `Al�y-i-`Arab, der in Tabr�z lebte.

Die Anh�nger Mirza Yahy�s, die Azal�, haben behauptet, dieser Mann sei von Shaykh Ahmad-i-Khur�s�n� ermordet worden. Der Bericht des britischen Konsulatsbeamten in Tabr�z best�tigt diese Feststellung, eine weitere Best�tigung liefert die unver�ffentlichte Geschichte des Baha'i-Glaubens in der Provinz Adharb�yj�n von Mirza Haydar-`Al� Usk�'� mit einer Erg�nzung von Aq� Muhammad-Husayn-i-M�l�n�. Dort hei�t es, da� in den Tagen, als Bahá'u'lláh noch in Adrianopel war, Shaykh Ahmad-i-Khur�s�n�, Mirza Mustaf�y-i-Nar�q� und ein Derwisch namens `Al� Naq� auf ihrem Weg ins Osmanische Reich zu Bahá'u'lláh auch nach Tabr�z kamen. Eines Abends trafen sie zuf�llig auf Siyyid `Al�y-i-`Arab. Im Lauf der Unterredung wurde Siyyid `Al� ausf�llig und sprach in schamloser Weise �ber Bahá'u'lláh. Dies brachte seine Besucher so auf und stellte ihre Geduld auf eine so harte Probe, da� sie sich schlie�lich auf ihn st�rzten und ihm das Tuch, das er um die Taille geschlungen hatte, um den Hals banden, wodurch sie ihn erw�rgten. Als am n�chsten Tag Siyyid `Al�s Leiche gefunden wurde, nahm man die drei fest und enthauptete sie sp�ter �ffentlich.� Nach dem britischen Konsularbericht machte Shaykh Ahmad-i-Khur�s�n� keinen Versuch, die Tat abzuleugnen, sondern gab bereitwillig zu, da� Siyyid `Al� durch seine Hand gestorben sei. H�j� Mu`�nu's-Saltanih aus Tabr�z, der Verfasser einer ausf�hrlichen Chronik der B�b�-Religion, beobachtete pers�nlich die Hinrichtung der drei Baha'i. Es bleibt jedoch anzumerken, da� diese drei nicht wegen des Mordes an Siyyid Al�y-i-`Arab enthauptet wurden - dieser war in den Augen der Fahndungsbeh�rden nur ein zus�tzliches Delikt -, sondern weil sie Bahá'í waren.

� Nach Berichten des russischen Konsuls in Tabr�z wurden sie im Dezember 1866 verhaftet und im Januar 1867 hingerichtet.

#283

Dieser beklagenswerte, tragische Vorfall hatte ein noch tragischeres Nachspiel. In den Taschen der M�rtyrer von Tabr�z fand sich das an Bahá'u'lláh gerichtete Gesuch eines bekannten Arztes aus Zanj�n, der Mirza Muhammad-`Al� hie�. Die Beh�rden von Tabr�z sandten diesen Brief nach Tihr�n. Als N�siri'd-D�n Sh�h davon Kenntnis erhielt, schrieb er dem Gouverneur von Zanj�n und befahl ihm, Mirza Muhammad-`Al� zu Tode zu bringen. Eines Nachts wurde der Arzt in das Haus des Gouverneurs gerufen, um nach den Kranken zu sehen. Bei seiner Ankunft erwartete ihn schon der Scharfrichter. Eine Wanne wurde hereingebracht, der unschuldige Arzt wurde gnadenlos enthauptet. Aber als sich die drei M�rtyrer in Tabr�z ohne Todesfurcht und freudig hinrichten lie�en, f�hrte dies auch dazu, da� ein anwesender hoher Beamter, Sh�rz�d Kh�n-i-Sart�p, den Glauben annahm. Die Vorsehung geht wahrhaft seltsame Wege.

Aq� Rid� erz�hlt, wie eines Abends um diese Zeit alle Besucher und die meisten Gef�hrten im andar�n� in der Gegenwart Bahá'u'lláhs waren. Er sprach zu ihnen �ber Geschehnisse im Ir�q (wo die Anh�nger Mirza Yahy�s aktiv waren), �ber das Verhalten des Mull� Muhammad-Ja`far-i-Nar�q� sowie �ber Wunder und �bernat�rliche Begebenheiten. Er sagte, mit der nat�rlichen Ordnung der Dinge d�rfe kein Spiel getrieben werden; wenn aber einige Leute ein ganz bestimmtes Ereignis zum Pr�fstein ihres Glaubens machen wollen und geloben, ihre Haltung vom Eintreffen des Ereignisses Abhangig zu machen, werde Gott durch Seine Gnade dieses Ereignis f�r sie eintreten lassen. Mull� Muhammad-Ja`far zum Beispiel - sagte Bahá'u'lláh - ist gel�hmt und ein Kr�ppel; soll er doch seine Heilung zum Pr�fstein seines Glaubens machen. Er hat selbst die Wahl: Er kann es ruhig zuerst mit Mirza Yahy� versuchen; aber wenn er dort keine Befriedigung findet, dann m�ge er sich doch zu dieser erhabenen Schwelle hinwenden.

#284

Bahá'u'lláhs Herausforderung wurde dem Mull� Muhammad-Ja`far �berbracht, doch der war nicht zu retten. Genauso waren ein paar Jahre zuvor die schiitischen Geistlichen im `Ir�q davongelaufen; sie hatten es nicht gewagt, Bahá'u'lláhs Herausforderung beim Wort zu nehmen.

Bahá'u'lláh wohnte noch im Haus Amru'll�h, als Mirza Aq� J�n und Aq� `Abdu'l-Ghaff�r nach Istanbul geschickt wurden, damit sie dem Unheil des Siyyid Muhammad-i-Isfah�n� entgegensteuerten. Aber Sein zweiter Aufenthalt in diesem Haus war nur von kurzer Dauer: der Eigent�mer verkaufte das Haus schon nach sechs Monaten, worauf Bahá'u'lláh das Haus `Izzat Aq� anmietete, das in einem anderen Stadtteil lag und Seine letzte Wohnung in Adrianopel sein sollte. Der H�ter der Baha'i-Religion hat ein entscheidendes Ereignis beschrieben, das um diese Zeit stattfand:

"In diesem Haus trat im Monat Jam�d�yu'l-Avval 1284 A.H. (September 1867) ein Ereignis von h�chster Bedeutung ein, das Mirza Yahy� und seine Anh�nger v�llig verst�rte und Freund wie Feind gleicherma�en Bahá'u'lláhs Triumph kundtat. Ein gewisser M�r Muhammad�, ein B�b� aus Sh�r�z, der Mirza Yahy� die hohen Anspr�che und die feige Zur�ckgezogenheit gleicherma�en �bel nahm, konnte Siyyid Muhammad zwingen, Mirza Yahy� zu veranlassen, Bahá'u'lláh von Angesicht zu Angesicht gegen�berzutreten. Dadurch sollte es zu einer klaren Entscheidung zwischen wahr und falsch kommen. Mirza Yahy� ging t�richterweise davon aus, sein erlauchter Bruder werde auf einen derartigen Vorschlag niemals eingehen. So bestimmte er als Ort der Begegnung die Sultan-Sal�m-Moschee. Kaum hatte Bahá'u'lláh von dieser Verinbarung Kenntnis erlangt, als Er sich auch schon zu Fu� trotz der herrschenden Mittagshitze, begleitet von dem erw�hnten M�r Muhammad,� zu dieser Moschee, die in einem weit entfernten Stadtviertel lag, aufmachte. W�hrend Er durch die Stra�en und Basare schritt, sagte Er Verse auf in einer Weise, welche die Zuh�rer und Zuschauer in h�chstes Erstaunen versetzte." (GGV S.191)

� Dieser Mann reiste mit seinen Packtieren in der Karawane der Verbannten von Baghdad nach S�ms�n mit. (H.M.B.)

� Mirza Aq� J�n und Aq� Muhammad-Ibr�h�m-i-Am�r begleiteten Ihn ebenfalls. (H.M.B.)

#285

"�O Muhammad!�, so lauteten einige der Worte, die Er aus diesem denkw�rdigen Anla� nach Seinen eigenen Angaben in einem Sendschreiben sprach, �Er, der Geist, ist wahrlich aus Seiner Wohnstatt hervorgetreten, und mit Ihm die Seelen der Erw�hlten Gottes und die Wirklichkeiten der Gottesboten. So siehe �ber Meinem Haupte die Bewohner des Reiches der H�he und in Meinem Griff all die Zeugnisse der Propheten! Sprich: Und k�men alle Geistlichen und Weisen, alle K�nige und Herrscher auf Erden an einem Platz zusammen, Ich tr�te ihnen in aller Wahrheit entgegen und verk�ndete die Verse Gottes, des Allbeherrschers, des Allm�chtigen, des Allweisen. Ich f�rchte keinen, selbst wenn sich alle im Himmel und auf Erden gegen Mich erheben ... Hier ist Meine Hand, die Gott wei� gemacht hat,� da� alle Welt sie schaue. Hier ist Mein Stab; w�rfen Wir ihn von uns, er w�rde wahrlich alles Erschaffene verschlingen.� Bahá'u'lláh sandte M�r Muhammad voraus, Sein Kommen anzuk�ndigen. Dieser kam jedoch bald zur�ck und berichtete, der, welcher Bahá'u'lláhs Amtsgewalt herausgefordert habe, w�nsche wegen unvorhergesehener Umst�nde das Treffen um einen oder zwei Tage zu verschieben. Sofort nach der R�ckkehr in Sein Haus offenbarte Bahá'u'lláh ein Sendschreiben, in dem Er das Vorgefallene aufzeichnete und den Zeitpunkt f�r die verschobene Unterredung festsetzte. Er verschlo� diesen Sendbrief mit Seinem Siegel und �bergab ihn Nab�l� mit dem Auftrag, ihn einem der neuen Gl�ubigen, Mull� Muhammad-i-Tabr�z�, einem der neuen Gl�ubigen, zwecks Benachrichtigung von Siyyid Muhammad, der h�ufig in seinen Laden kam, auszuh�ndigen. Es wurde festgelegt, da� von Siyyid Muhammad vor der �bergabe dieses Sendschreibens eine mit Siegel versehene Erkl�rung zu verlangen sei, in der sich Mirza Yahy� f�r den Fall, da� er nicht am Treffpunkt erscheine, zu der schriftlichen Best�tigung verpflichte, da� seine Anspr�che falsch gewesen seien. Siyyid Muhammad versprach, am n�chsten Tag das verlangte Dokument beizubringen; doch obwohl Nab�l an diesem und den beiden folgenden Tagen in dem Laden auf Antwort wartete, erschien weder der Siyyid selbst, noch sandte er ein derartiges Schriftst�ck. Wie Nab�l dreiundzwanzig Jahre sp�ter in seiner Chronik �ber diese historische Episode berichtete, war der nicht ausgeh�ndigte Sendbrief damals nach wie vor in seinem Besitz, "so frisch wie an dem Tag, da der Gr��te Zweig ihn niedergeschrieben und die Altehrw�rdige Sch�nheit ihn versiegelt und geschm�ckt hatte", ein handgreifliches, unwiderlegliches Zeugnis f�r den Sieg Bahá'u'lláhs �ber einen in die Flucht geschlagenen Gegner." (GGV S.192)

� Anspielung auf Moses im Sinai

� Nab�l, Muhammad-Jav�d-i-Qazv�n� und der gefeierte Kalligraph Mishk�n-Qalam waren kurz zuvor in Adrianopel angekommen und wohnten bei den Gef�hrten. Aq� Muhammad-Jav�d-i-Qazv�n� war in Tabr�z gleichzeitig mit den drei M�rtyrern festgenommen worden, doch hatte er seine Freilassung erreicht. (H.M.B.)

#286

"Wie schon gesagt, reagierte Bahá'u'lláh auf diese leidvollste Begebenheit Seiner Amtszeit mit �u�erstem SchMirza �Der, den Ich monate- und jahrelang mit der Hand Meiner G�te aufgezogen habe,� so klagt Er, �hat sich erhoben, um Mir das Leben zu nehmen.� �Die Grausamkeiten Meiner Unterdr�cker,� so schrieb Er in Anspielung auf diese heimt�ckischen Feinde, �haben Mich niedergebeugt, und Mein Haar ist dar�ber wei� geworden. Erschienest du vor Meinem Thron, du erkenntest die Altehrw�rdige Sch�nheit nicht mehr, denn die Frische Ihres Antlitzes ist gewichen und sein Glanz verbla�t ob der Unterdr�ckung dieser Treulosen.� �Bei Gott!�, so ruft Er aus, �keine Stelle gibt es an Meinem Leib, die nicht von den Speeren deiner R�nke getroffen worden w�re.� Und wiederum: �Du hast deinem Bruder angetan, was noch kein Mensch einem anderen angetan hat.� �Was deiner Feder entstr�mt ist,� best�tigt Er weiterhin, �hat die Angesichter der Herrlichkeit in den Staub gestreckt, den Schleier der Gr��e im Erhabenen Paradiese zerrissen und die Herzen der Beg�nstigten auf den h�chsten Thronsitzen zerfleischt.� Und dennoch versichert im Kitáb-i-Aqdas ein vergebender Herr diesem Bruder, diesem �Quell der Verderbtheit,� �diesem Menschen, aus dessen Seele sich die St�rme der Leidenschaft erhoben hatten, ihn selbst umbrausend:� �F�rchte dich nicht um deiner Taten willen.� Er gebietet ihm: �Kehre dem�tig, ergeben und bescheiden zu Gott zur�ck,� und Er sichert ihm zu: �Er wird deine S�nden von dir nehmen�; denn �dein Herr ist der Vergebende, der M�chtige, der Allbarmherzige.� ..." (GGV S.193)

"Wohl war in den Reihen seiner Anh�nger vor�bergehend ein Bruch entstanden; wohl war sein Ruhm verdunkelt, waren seine Annalen f�r immer befleckt worden. Sein Name aber konnte nicht ausgel�scht werden, sein Geist war ungebrochen, und dieses sogenannte Schisma konnte sein Gef�ge nicht zerst�ren. Das bereits erw�hnte B�ndnis des B�b wachte mit seiner unwandelbaren Wahrheit, seinen unanfechtbaren Weissagungen, seinen wiederholten Warnungen �ber diesem Glauben, sicherte seine Unversehrtheit, bewies seine Unverderblichkeit und lie� seinen Einflu� �ber alle Zeiten fortbestehen." (GGV S.193)

#287

Aq� Rid� erw�hnt in seinem Bericht �ber diese Begebenheit einen persischen Tabakh�ndler namens Hasan Aq�y-i-Salm�s�. Dieser Mann war kein Gl�ubiger; doch verfolgte er den Gang der Ereignisse recht genau. Er beobachtete alles, was passierte, als Bahá'u'lláh an seinem Gesch�ft vorbeiging. Und doch hatte Mirza Yahy� sp�ter die Dreistigkeit, seinen Anh�ngern zu schreiben, Bahá'u'lláh sei es gewesen, der nicht erschienen sei, um sich ihm Auge in Auge zu stellen; er selbst aber habe die Verabredung eingehalten. Um das Ma� voll zu machen, setzte er seiner Falschaussage gleich noch die Unwahrheit hinzu, es habe ihn keiner auf dem ganzen Weg von Baghdad bis Adrianopel gesehen - w�hrend er doch von Mosul ab im Gefolge Bahá'u'lláhs mitgereist war.

Das Haus `Izzat Aq� war ein Neubau und gew�hrte einen sch�nen Blick �ber den Flu� und die Obstg�rten im S�den der Stadt. Es hatte ger�umige Zimmer, und obwohl das b�r�n� kleiner war als das andar�n�, boten beide reichlich Platz und hatten gro�e, mit den verschiedenartigsten B�umen bestandene Innenh�fe. Mirza Mahm�d-i-K�sh�n� machte die Gartenarbeit und sorgte daf�r, da� es in den Blumenbeeten immer bl�hte. Die Gef�hrten bezogen ein anderes Haus in der Nachbarschaft, das gro� genug f�r alle war und ein t�rkisches Bad besa�. Hier wohnten auch die Besucher, unter ihnen Mirza B�qir-i-Sh�r�z� (s.Anhang V S.540), dessen Schwester mit Mirza Yahy� verheiratet war. Er war in Begleitung des Aq� `Abdu'll�h-i-`Arab eingetroffen. Mirza B�qir beklagte die Widersetzlichkeit und den Abfall des Mirza Yahy� und hatte eine Abhandlung verfa�t, in der er dessen Anspr�che und eitlen Vorstellungen widerlegte. Er war ein ausgezeichneter Kalligraph und blieb eine Zeitlang in Adrianopel, wo er Sendschreiben abschrieb und in Sch�nschrift umschrieb.

Wir haben schon von der Hochsch�tzung gesprochen, die Khursh�d P�sh�, der V�l� von Adrianopel, Bahá'u'lláh entgegenbrachte. Aq� Husayn-i-Ashch� erz�hlt, da� er sehr darauf bedacht war, Bahá'u'lláh im Regierungsgeb�ude zu empfangen; doch Dieser ging zun�chst nicht darauf ein, Khursh�d P�sh� zu besuchen. Aber eines Tages im Monat Ramad�n hatte der Gouverneur die Geistlichen und f�hrenden Pers�nlichkeiten der Stadt eingeladen, gemeinsam in seinem Haus das Fasten zu brechen, und er ersuchte `Abdu'l-Bahá eindringlich, Er m�ge Bahá'u'lláh bitten, dieses gro�e Festmahl und glanzvolle Ereignis mit Seiner Gegenwart zu beehren. Diese Einladung nahm Bahá'u'lláh an. Ashch� erz�hlt, wie die G�ste - hochverm�gende und sehr gelehrte M�nner - gebannt dasa�en und von Bahá'u'lláhs �u�erungen gefesselt und angeregt wurden. Bescheiden und h�flich stellten sie Ihm Fragen, die Er mit �berw�ltigender Macht und Autorit�t beantwortete, so da� sie nur staunen konnten und vollkommen zufriedengestellt waren. Ashch� merkt an, da�, als vom Sultan der Befehl zu Bahá'u'lláhs Weiterverbannung aus Adrianopel kam, diese M�nner gro�en Kummer hatten und ihren Verlust deutlich empfanden. Khursh�d P�sh�, den Bahá'u'lláh so augenscheinlich geehrt hatte, bat nun `Abdu'l-Bahá, Er m�ge doch w�hrend dieses Monats Ramadan so viele Abende im Gouverneursgeb�ude verbringen, wie es Ihm m�glich sei; und dies gew�hrte ihm der Gr��te Zweig, wie Ashch� schreibt.

#288

(Bildlegende: `Abdu'l-Bahá in Adrianopel mit Seinen Br�dern und einigen Gef�hrten Bahá'u'lláhs. Stehend (von l. nach r.): Aq� Muhammad-Qul�y-i-Isfah�n�, Mirza Nasru'll�h-i-Tafrish�, Nab�l-i-A`zam, Mirza Aq� J�n (Kh�dimu'll�h), Mishk�n-Qalam, Mirza `Al�y-i-Sayy�h, Aq� Husayn-i-Ashch� und Aq� `Abdu'l-Ghaff�r-i-Isfah�n�. - Sitzend (von l. nach r.): Mirza Muhammad-Jav�d-i-Qazv�n�, Mirza Mihd� (der Reinste Zweig), `Abdu'l-Bahá, Mirza Muhammad-Qul� (vermutlich mit einem seiner Kinder) und Siyyid Mihd�y-i-Dahij�. - Auf dem Boden sitzend (von l. nach r.): Majdi'd-D�n (Sohn von Mirza M�s�, Aq�y-i-Kal�m) und Mirza Muhammad-`Al� (Halbbruder `Abdu'l-Bahás).

#289

Jetzt kamen noch mehr Besucher nach Adrianopel. Zwei Br�der, Aq� Muhammad-Ism�`�l und Aq� Nasru'll�h, trafen ein und blieben eine Zeitlang. Es folgten Siyyid Mihd�y-i-Dahij�, Aq� Jamsh�d-i-Gurj� (s.Anhang V S.544), Mirza Al�y-i-Sayy�h-i-Mar�ghi'� und Husayn-i-Baghdad�. Sie wohnten im b�r�n� des Hauses Izzat Aq�. Die Ankunft von Nab�l-i-A`zam, Muhammad-Jav�d-i-Qazv�n� und dem ber�hmten Kalligraphen Mishk�n-Qalam wurde schon erw�hnt. Ein weiterer Besucher war H�j� Abu'l-Q�sim-i-Sh�r�z�, der aus �gypten anlangte. Wegen seines Reichtums sollte er bald in die Intrigen des persischen Konsuls in Kairo, H�j� Mirza Hasan Kh�n, verstrickt werden. Wie schon vorher, fanden auch jetzt regelm��ig Zusammenk�nfte im Haus der Gef�hrten statt, bei denen Sendschreiben und Verse gelesen wurden und an denen Bahá'u'lláh oft teilnahm. Dann wurde f�r Mishk�n-Qalam ein eigenes Haus gemietet, damit er seiner Arbeit ungest�rt nachgehen konnte. Sp�ter gesellten sich noch Nab�l und Aq� Jamsh�d zu ihm. Auch dieses Haus erhielt mehrmals die Ehre eines Besuches von Bahá'u'lláh. Aq�y-i-Kal�m zog ebenfalls in ein nahegelegenes Haus.

Die folgenden Monate im Haus Izzat Aq� stellten den fruchtbarsten Abschnitt in der gesamten Amtszeit Bahá'u'lláhs dar: Unabl�ssig str�mten Sendschreiben und Verse von Seiner Zunge. Eines Tages - so berichtet Aq� Rid� - sagte Bahá'u'lláh zu den Gef�hrten und Besuchern, w�hrend Er im Innenhof des b�r�n� auf- und abging: "Heute haben Wir im Bad etwas an N�siri'd-D�n Sh�h geschrieben. Es ist noch nicht ins Reine geschrieben; doch wer h�ngt der Katze die Schelle um?" Aq� Rid� sagt, da� viele diese Auszeichnung begehrten. Aber diese gro�e Aufgabe, die so viel Heldentum und Opfer erfordern sollte, war f�r einen jungen Mann bestimmt, der zu dieser Stunde f�r die von Bahá'u'lláh ausstrahlende Macht noch nicht empf�nglich war - wie wir noch sehen werden.

#290

In den Jahren Seiner Pr�fungen in Adrianopel verk�ndigte Bahá'u'lláh die Offenbarung, mit der Ihn Gott betraut hatte. Diese fruchtbaren Jahre k�nnen nicht besser beschrieben werden, als es die Feder des H�ters der Baha'i-Religion in Gott geht vor�ber getan hat:

�Obwohl Er vom Kummer gebeugt war und noch immer an den Nachwirkungen des Anschlags auf Sein Leben litt, obwohl Er sich bewu�t war, da� eine neue Verbannung h�chstwahrscheinlich bevorstand, erhob sich Bahá'u'lláh dennoch mit beispielloser Macht - ungeachtet des Schlages, den Seine Sache empfangen hatte, ohne R�cksicht auf die Gefahren, von denen sie umringt war, und noch bevor die Feuerprobe v�llig �berstanden war -, um die Ihm aufgetragene Sendung denen zu verk�nden, die in Ost und West die Z�gel h�chster irdischer Macht in H�nden hatten. Durch diese Verk�ndigung sollte die Sonne Seiner Offenbarung in ihrem Mittagsglanz erstrahlen, sollte Sein Glaube die ganze F�lle seiner g�ttlichen Macht offenbaren.� (GGV S.194)

�Es setzte eine Phase ungeheurer Produktivit�t ein, die in ihren Auswirkungen die Fr�hlingsjahre von Bahá'u'lláhs Amtszeit �bertraf. "Tag und Nacht," schreibt ein Augenzeuge, "regneten die g�ttlichen Verse in solcher Zahl hernieder, da� es unm�glich war, sie aufzuzeichnen. Mirza Aq� J�n schrieb sie mit, wie sie diktiert wurden, und der Gr��te Zweig war st�ndig damit besch�ftigt, sie abzuschreiben. Es gab keinen Augenblick der Pause." ... Bahá'u'lláh selbst schrieb �ber die von Ihm offenbarten Verse: "So gro� sind die den Wolken g�ttlicher G�te entstr�menden Fluten, da� innerhalb einer einzigen Stunde tausend Verse offenbart wurden." "So gro� ist die an diesem Tag gew�hrte Gnade, da�, wenn ein Schreiber es bew�ltigen k�nnte, innerhalb von vierundzwanzig Stunden vom Himmel g�ttlicher Heiligkeit so viele Verse herabgesandt w�rden, da� sie ihrem Umfang nach dem Persischen Bayan gleichk�men." "Ich schw�re bei Gott!" - so hat Er in anderem Zusammenhang bekr�ftigt - "In jenen Tagen wurde das gesamte Ausma� dessen offenbart, was jemals auf alle fr�heren Propheten herabgesandt ward." "Was in diesem Land (Adrianopel) schon offenbart wurde," erkl�rt Er weiter zu dieser �berf�lle Seiner Schriften, "kann kein Sekret�r mitschreiben. Daher ist es zum gr��ten Teil ungeschrieben geblieben."� (GGV S.194f)

#291

�Bereits mitten in jener schMirzaichen Krise, noch bevor sie ihren H�hepunkt erreicht hatte, entstr�mten der Feder Bahá'u'lláhs unz�hlige Sendschreiben, in denen die Folgerungen aus Seinen neuerlich erhobenen Anspr�chen klar herausgestellt sind. Zu den Sendschreiben, die Seine Feder schon aufgezeichnet hatte, noch ehe Er Seinen Wohnsitz in das Haus `Izzat Aq� verlegte, geh�ren die S�riy-i-Amr (Befehl), das Lawh-i-Nuqtih (Sendschreiben vom Punkt), das Lawh-i-Ahmad (Sendschreiben an Ahmad), die S�riy-i-Ash�b (das Sendschreiben von den Gef�hrten), das Lawh-i-Sayy�h, die S�riy-i-Damm (Sendschreiben vom Blut), die S�riy-i-Hajj (Sendschreiben von der Pilgerschaft), das Lawhu'r-R�h (das Sendschreiben vom Geist), das Lawhu'r-Ridvan (Sendschreiben von Ridvan) und das Lawhu't-Tuq� (Sendschreiben von der Ehrfurcht oder Gottesfurcht). Fast unmittelbar nach der "gr��ten Trennung" wurden die gewichtigsten mit Seinem Aufenthalt in Adrianopel verbundenen Sendschreiben offenbart: In der S�riy-i-Mul�k [Sendschreiben an die K�nige], dem bedeutendsten Sendschreiben, richtet Bahá'u'lláh erstmals das Wort an die Gesamtheit der Herrscher in Ost und West, wendet sich im einzelnen direkt an den Sultan der T�rkei und seine Minister, an die K�nige der Christenheit, an die franz�sischen und persischen Gesandten bei der Hohen Pforte, an die muslimischen geistlichen F�hrer in Konstantinopel, an die Gelehrten und an alle Bewohner dieser Stadt, an das persische Volk und an die Philosophen der Welt. Ferner geh�ren dazu: das Kitáb-i-Bad�`, Seine Apologie zur Widerlegung der von Mirza Mihd�y-i-Rasht� gegen Ihn erhobenen Anschuldigungen, ein Gegenst�ck zum Kitáb-i-Iq�n, das zur Verteidigung der B�b�-Offenbarung geschrieben wurde; weiter die Mun�j�th�y-i-S�y�m [Fastengebete], ein Vorgriff auf das Buch Seiner Gesetze; das erste Sendschreiben an Napoleon III., in dem der Kaiser der Franzosen angesprochen und auf die Aufrichtigkeit seiner Erkl�rungen gepr�ft wird; das Lawh-i-Sultan, Sein ausf�hrliches Schreiben an N�siri'd-D�n Sh�h, in dem die Ziele, Zwecke und Grunds�tze Seines Glaubens dargelegt und die G�ltigkeit Seiner Sendung erwiesen sind; die S�riy-i-Ra'�s (H�uptling), die auf dem Weg nach Gallipoli in dem Dorf K�sh�nih begonnen und kurz darauf in Gy�wur-Kyuy beendet wurde. Diese Sendbriefe sind nicht nur als die bedeutendsten der zahllosen in Adrianopel offenbarten Texte zu betrachten; sie geh�ren �berhaupt in die vorderste Reihe aller Schriften des Urhebers der Baha'i-Offenbarung.� (GGV S.195)

� Dieser Mann war Richter in Konstantinopel. Das Kitáb-i-Bad�` ist so abgefa�t, als w�re es eine Antwort des Aq� Muhammad-Al� Tamb�k�-Fur�sh-i-Isfah�n� an Mirza Mihd�y-i-Rasht�. Bad�` bedeutet "einzigartig".

+28 #292
Kapitel 28
Adrianopel - die letzten Jahre

Als Mirza Yahy� unter Mi�achtung seines gegebenen Wortes nicht in der Moschee erschien, um Bahá'u'lláh von Angesicht zu Angesicht gegen�berzutreten, hielt sich Bahá'u'lláhs getreuer Bruder Aq�y-i-Kal�m gerade in Anatolien auf, wie wir von Aq� Rid� erfahren. Er war �ber Saloniki nach Smyrna gereist, und in diese Stadt kam sp�ter auch M�r Muhammad und berichtete ihm ausf�hrlich �ber Mirza Yahy�s feigen Bruch der getroffenen Vereinbarung. Nach einiger Zeit schickte Bahá'u'lláh auch Nab�l-i-A`zam dorthin, um Aq�y-i-Kal�m nach Adrianopel zur�ckzurufen. Dieser gehorchte unverz�glich.

Um diese Zeit (1867) wurde f�r einen in Baghdad lebenden B�b� namens Siyyid Husayn-Al� ein machtvolles Sendschreiben offenbart, in dem ein Traumgesicht erw�hnt wird, und in der selben Nacht sagte sich dieser Siyyid v�llig von Mirza Yahy�s Gefolgschaft los. Als das Sendschreiben in Baghdad eintraf und die n�heren Umst�nde bekannt wurden, taten einige andere B�b� den gleichen Schritt. Dieses Sendschreiben ist nicht identisch mit dem Lawh-i-Ru'y� (Sendschreiben vom Traumgesicht), das erst sp�ter im Heiligen Land offenbart wurde.

Jetzt w�nschten die in Baghdad lebenden Azal� eine Gegen�berstellung und ein Streitgespr�ch mit den Bahá'í vor j�dischen, christlichen und muslimischen Geistlichen, die als Schiedsrichter fungieren sollten. Die Bahá'í hielten diesen Vorschlag f�r l�cherlich, doch kam man schlie�lich �berein, da� einige Vertreter von jeder Seite mit zwei bestimmten M�nnern zusammentreffen sollten. Dies waren H�j� Muhammad-Husayn Hak�m-i-Qazv�n� (ein Arzt aus Qazv�n; s.Anhang V S.547), und Aq� Mirza Ahmad-i-Hind� (der Inder); beide hatten weder den Anspruch Bahá'u'lláhs noch die Position des Subh-i-Azal anerkannt. Gerade um diese Zeit war das Lawh-i-Qam�s (Sendschreiben vom Hemd oder Gewand) aus Adrianopel eingetroffen, und Mirza Mihd�y-i-K�sh�n� las Teile daraus bei dieser Zusammenkunft vor. Die Anh�nger Mirza Yahy�s schenkten ihm nicht die geringste Beachtung. Stattdessen legten sie das Dal�'�l-i-Sab`ih (Die Sieben Beweise) vor, gaben aber dem, was sie vorlasen, eine v�llig falsche Deutung, und das Treffen wurde ohne Ergebnis abgebrochen. Aber die beiden Schiedsrichter, der Arzt aus Qazv�n und der indische B�b�, die sich bisher abseits gehalten hatten, �berzeugten sich vom Wahrheitsgehalt des Anspruchs Bahá'u'lláhs und wurden Seine bedingungslosen Anh�nger. Als es dann sp�ter in Baghdad zu Unruhen kam, nahm H�j� muhammad-Husayn die Bahá'í in Schutz. Ein persischer Konsulatsbeamter br�llte ihn in anma�endem Ton an: "Wer sind denn Sie?" worauf die Antwort kam: "Wer sind Sie denn?" "Ich bin der Dragoman der Regierung," sagte der Beamte. Der Arzt gab unerschrocken zur�ck: "Und ich bin der Dragoman der Nation."

#293

Ebenfalls im Jahr 1867 wurde Mirza Bad�`u'll�h, Bahá'u'lláhs j�ngster Sohn, geboren.

Mirza `Al�y-i-Sayy�h (Mull� Ad� Guzal), einst der Bote des B�b und zeitweise Sein pers�nlicher Begleiter, verlie� jetzt zusammen mit Mishk�n-Qalam und Aq� Jamsh�d-i-Gurj� (oder Bukh�r�'�) Adrianopel, um nach Istanbul zu gehen. Warum sie diesen Schritt taten, ist nicht genau bekannt. Ust�d Muhammad-`Al�y-i-Salm�n� deutet an, da� Mishk�n-Qalam mit seiner hervorragenden und (zur damaligen Zeit) fast unerreichten Kalligraphie Geld machen wollte und da� dies Bahá'u'lláh nicht gefiel. Wie dem auch sei, diese Reise hatte f�r die drei M�nner unabsehbare Folgen. Um die gleiche Zeit bezog H�j� `Al�-`Askar (s.Anhang V S.539), der in Tabr�z die Gegenwart des B�b erreicht hatte, mit seiner Familie das von Mishk�n Qalam und seinen zwei Gef�hrten ger�umte Haus; au�erdem trafen unter anderen Aq� Mirza Zaynu'l-`Abid�n, Mirza `Al�-Akbar-i-Bujnurd� und Abu'l-Q�sim Kh�n ein (letzterer mit einer Dame, die Aq� Rid� "die Prinzessin" nennt). Es stellte sich heraus, da� sie zuvor die Pilgerreise nach Mekka gemacht hatten. Danach kam die Witwe des Mirza Mustaf�y-i-Nar�q� (den man kurz vorher in Tabr�z get�tet hatte) mit ihrem kleinen Jungen, der auch Mustaf� hie�, au�erdem Aq� Lutfu'll�h mit seinem kleinen Sohn, wodurch die Zahl der Bahá'í in Adrianopel weiter anwuchs. Andererseits reiste Siyyid Mihd�y-i-Dahij�, der von Bahá'u'lláh mit dem Namen "Ismu'll�hu'l-Mihd�"� geehrt wurde (einige Jahre danach sollte er das B�ndnis Bahá'u'lláhs brechen), nach Baghdad ab; unterwegs begegnete er den Baha'i, die man in Baghdad zusammengetrieben hatte und jetzt nach Mosul brachte. Bahá'u'lláh erw�hnt diese Gewalttat gegen Seine Anh�nger in Seinem Brief an N�siri'd-D�n Sh�h. Vorausgegangen war der Verhaftung und dem Abtransport dieser Bahá'í die brutale Ermordung des Aq� `Abdu'r-Ras�l-i-Qum� in Baghdad. Die Aufgabe dieses Mannes war es, Wasser in Schl�uchen aus Schafsfellen vom Flu� ins Haus Bahá'u'lláhs zu tragen. Eines Morgens lauerten ihm Feinde am Flu�ufer auf. Sie st�rzten sich auf ihn und rissen ihm mit Dolchen die Ged�rme heraus. Er taumelte weiter, indem er mit der einen Hand den Schlauch mit Wasser ergriff und mit der anderen seine Eingeweide zur�ckhielt, bis er das Haus erreichte. Dann brach er tot zusammen. Aq� Husayn-i-Ashch� gibt einen bildhaften, bewegenden Bericht von dem Tag, als Bahá'u'lláh den Brief mit der Nachricht vom M�rtyrertod des Aq� `Abdu'r-Ras�l erhielt. Als Bahá'u'lláh den Bericht vorlas, brachen alle Anwesenden in Tr�nen aus, die sie nicht zur�ckhielten. Bahá'u'lláh versicherte ihnen, da� sie zwar den grausamen Tod des Aq� `Abdu'r-Ras�l beklagten - er aber habe erreicht, was er sich schon immer gew�nscht hatte: die Stufe des M�rtyrers.

� `Der Name Gottes der recht leitet
#294

Die wachsende Zahl von Bahá'í in Adrianopel machte den Beh�rden des Osmanischen Reiches offenbar Kopfzerbrechen, zumal Siyyid Muhammad-i-Isfah�n� - der auch nach Istanbul gegangen war - und Aq� J�n Bigi-Kaj-Kul�h, ein weiterer Parteig�nger Mirza Yahy�s und ehemaliger osmanischer Artillerieoffizier, den Beh�rden st�ndig falsche Informationen zuspielten. Mishk�m-Qalam war erwartungsgem�� als Kalligraph weithin bekannt geworden und stand der Person des persischen Botschafters H�j� Mirza Husayn Kh�n nahe; doch hatte auch Mirza `Al�y-i-Sayy�h die Wertsch�tzung des H�j� Mirza Husayn Kh�n erlangt. Nach den Berichten des Aq� Rid� (und auch des Ust�d Muhammad-`Al�) waren sie jedoch beide nicht umsichtig genug; sie redeten unklug in Kreisen, zu denen sie jetzt Zugang gefunden hatten, vor allem aber in der Gegenwart des persischen Botschafters. Der H�ter der Baha'i-Religion findet folgende Worte f�r die Art, wie sie die Grenzen der Weisheit mi�achteten: �Die Indiskretionen einiger seiner [des Glaubens Bahá'u'lláhs] �bereifrigen Anh�nger, die in Konstantinopel eingetroffen waren, trugen ohne Zweifel zur Versch�rfung der ohnehin schon angespannten Situation bei.� (GGV S.204)

#295

(Bildlegende: Aq� Husayn-i-Isfah�n� Mishk�n-Qalam)

#296

Dann kam die Nachricht von H�j� Mirza Haydar-`Al�s Festnahme und Verbannung in den S�d�n, nachdem er auf Gehei� Bahá'u'lláhs nach �gypten gegangen war. Doch waren die in Adrianopel eintreffenden Berichte alles andere als klar, und Bahá'u'lláh schickte Nab�l nach �gypten, um genauere Nachforschungen anzustellen. Nab�l verfa�te ein Gedicht im Stil der mathnav�, das an den Khediven von �gypten, Ism�`�l P�sh�, gerichtet war, und schickte eine Abschrift davon nach Adrianopel; aber auch er wurde verhaftet und in Alexandria ins Gef�ngnis gesteckt. Wir kommen im n�chsten Kapitel zu der Geschichte seiner Gef�ngnishaft in Alexandria.

Die Greueltaten in Baghdad, die M�rtyrer im Ir�n, die Erpressungen des persischen Generalkonsuls in Kairo, die zu H�j� Mirza Haydar-Al�s Verhaftung gef�hrt hatten, die unmenschliche Behandlung des H�j� und seiner Gef�hrten und ihre Verbannung nach Khart�m, die v�llig unerwartete Festnahme Nab�l-i-A`zams in Alexandria, die Verhaftungen und Gefangennahmen in der Hauptstadt des sterbenden Osmanischen Reiches (deren wir gleich Zeuge sein werden) - all dies war das Vorspiel zu einer noch weit gr��eren Katharsis, die die Episode von Adrianopel zum Abschlu� bringen sollte. Auf dieses Ereignis spielte Bahá'u'lláh jetzt immer h�ufiger an, denn es stand nahe bevor.

Die letzten Jahre in Adrianopel waren auch durch bedeutsame innere Entwicklungen gepr�gt. An die Stelle der Bezeichnungen "B�b�" und "Volk des Bayan" traten jetzt "Baha'i" und "Volk Bahas", und der Gru� "All�h-u-Akbar" (Gott ist der Gr��te) wurde ersetzt durch "All�h-u-Abha" (Gott ist der Allherrliche); doch bleibt festzuhalten, da� beide Gru�formeln und noch eine dritte, "All�h-u-Ajmal" (Gott ist der Sch�nste) bereits vom B�b gutgehei�en worden waren. Die f�r Mirza `Al�-Rid�, einen hervorragenden Bahá'í aus Khur�s�n, offenbarte S�riy-i-Ghusn (Das Tablet vom Zweig)� sprach von der Stufe des �ltesten Sohnes Bahá'u'lláhs, Ghusnu'll�hu'l-A`zam (der Gr��te oder M�chtigste Zweig), der sp�ter, als `Abdu'l-Bahá bekannt, der Mittelpunkt von Bahá'u'lláhs unvergleichlichem B�ndnis werden sollte. Die bedeutsame Reise Nab�l-i-A`zams nach Sh�r�z und dann nach Baghdad, die er vor seiner Entsendung nach �gypten unternahm und bei der er die beiden kurz zuvor offenbarten Sendschreiben �ber die Pilgerreise (S�riy-i-Hajj I und II) mit sich f�hrte, um sie w�hrend seines Besuches in diesen geheiligten St�dten vorzutragen, verdient besonders hervorgehoben zu werden. Nab�l hatte auch Geschenke f�r die Frau des B�b dabei. Mull� B�qir-i-Tabr�z�, einer der Buchstaben des Lebendigen des B�b, der bis in die siebente Dekade des neunzehnten Jahrhunderts �berlebt hatte, und Mull� S�diq-i-Muqaddas-i-Khur�s�n�,� dem Bahá'u'lláh sp�ter den Ehrentitel Ismu'll�hu'l-Asdaq (der Name Gottes, der Vertrauensw�rdigste) gab - einer der ganz wenigen �berlebenden der heldenhaften Schar von Shaykh Tabars� -, reihten sich freudig unter Bahá'u'lláhs treue Anh�nger ein. Einer der M�rtyrer aus dieser Zeit, Aq� Najaf-Al�, hatte ebenfalls ein fr�heres Blutbad unbeschadet �berlebt: den Zwischenfall von Zanj�n�; in der Todesstunde gab er dem Scharfrichter sein Gold, und er starb mit dem Namen Bahá'u'lláhs auf den Lippen.

� vgl.Balyuzi: Abdu'l-Bahá I S.47 �� vgl.Balyuzi: The Báb p.51f p.185ff

#297

(Bildlegende: Einleitungsabschnitt der Verborgenen Worte in der Sch�nschrift Mishk�n-Qalams. Die Seite enth�lt die gesamte Vorrede zu den Verborgenen Worten, beginnend mit: �Er ist der Allherrlichste! Dies ist aus dem Reich der Herrlichkeit herabgekommen ...� Das erste Verborgene Wort �O Sohn des Geistes! ...� beginnt auf der vorletzten Zeile.

#298

Aus Baghdad hatte Mirza M�s�y-i-Jav�hir� Bahá'u'lláh drei Pferde als Geschenk geschickt. Bahá'u'lláh meinte, das Einrichten eines Pferdestalles w�rde zu kostspielig, und lie� die Pferde daher zum Verkauf nach Istanbul bringen. Darv�sh Sidq-`Al�, Aq� Muhammad-B�qir-i-Qahvihch� und Ust�d Muhammad-`Al�y-i-Salm�n� machten sich mit den Pferden nach der osmanischen Hauptstadt auf. Auch Aq� `Abdu'l-Ghaff�r war in Gesch�ften nach Istanbul gegangen (wie Aq� Rid� schreibt, wollte er Waren verkaufen). Kaum waren sie in der Hauptstadt eingetroffen, wurden sie auch schon festgenommen. Vorausgegangen war die Verhaftung Mishk�n-Qalams und seiner Gef�hrten, deren freim�tiges Reden zusammen mit den Intrigen der Feinde nun zu Konsequenzen f�hrte. Aber auch die Unheilstifter selbst gingen in die Falle. Siyyid Muhammad-i-Isfah�n� und Aq� J�n Big-i-Kaj-Kul�h wurden beide gefa�t, dem letzteren wurden sein Rang und die osmanischen Ehrenzeichen aberkannt. Aq� Rid� berichtet davon, da� unsignierte Briefe, die vorgeblich von Bahá'í stammten und gro�sprecherische Angaben �ber deren Zahl und ihre Entschlossenheit enthielten, in Istanbul in die H�user der Honoratioren gespielt wurden. Diese List (oder was immer es war), die auf ihre Urheber zur�ckfallen sollte, wurde �brigens Jahrzehnte sp�ter in Tihr�n noch einmal angewendet, mit genau dem selben Ergebnis. Ust�d `Al� schreibt von den Verh�ren, denen sie nun ausgesetzt wurden. Die Beamten wollten wissen, ob Bahá'u'lláh den Anspruch erhoben habe, der Mahd� zu sein. Die Bahá'í verneinten dies - nat�rlich zu Recht, da dieser Anspruch dem B�b geh�rte; aber offensichtlich hat diese Antwort die Vernehmungsbeamten sehr best�rzt. Aq� Rid� und Ust�d Muhammad-`Al� berichten �bereinstimmend, da� die Beamten alles beschlagnahmten, was sie an B�chern und Papieren bei den Bahá'í finden konnten, da� sie aber nichts entdeckten, was nach Unruhestiftung aussah. Der Polizeipr�sident war von den Gebeten, die Aq� Muhammad-B�qir bei sich trug, sehr beeindruckt und lie� sie sich vorsingen.

#299

(Bildlegende: Familienangeh�rige und Gef�hrten Bahá'u'lláhs; die Aufnahme entstand wahrscheinlich gegen Ende von Bahá'u'lláhs Verbannung in Adrianopel. - Sitzend (von l. nach r.): vermutlich Diy�'u'll�h (Halbbruder `Abdu'l-Bahás), Mirza Muhammad-Qul� (Halbbruder Bahá'u'lláhs), Mirza Muhammad-Al� (Halbbruder `Abdu'l-Bahás), Mirza M�s� (Aq�y-i-Kal�m). - Stehend: Mirza Aq� J�n (Kh�dimu'll�h) hinter Mirza Muhammad-`Al�.

Zuerst sa� Mishk�n-Qalam mit seinen Gef�hrten und Ust�d Muhammad-`Al� mit den seinen in getrennten Gef�ngnissen ein, ohne da� die eine Gruppe um die Verhaftung der anderen wu�te; aber schon nach kurzer Zeit wurden sie alle zusammengebracht. Ust�d Muhammad-`Al� erz�hlt, da� Mishk�n-Qalam sich besonders qu�lte, denn er hatte weder Feder noch Papier, um seine Kunst zu �ben. Aber letztendlich gaben die Beamten seinen lauten Protesten nach. Um ihre Ruhe zu haben, stellten sie ihm alles Schreibmaterial zur Verf�gung, das er brauchte, was ihn sehr bes�nftigte. (Heute werden f�r die hervorragenden St�cke seiner Kalligraphie, die damals entstanden, auf Auktionen Hunderte, wenn nicht Tausende gezahlt.)

#300

Inzwischen spitzte sich die Lage in Adrianopel dramatisch zu. Die Bahá'í wurden dort mehrmals vor die Verwaltungsbeh�rden der Regierung zitiert. Sie wurden Mann f�r Mann gez�hlt, und zu ihrer gro�en Verwunderung wurden ihre Namen registriert. Aq� Rid� schreibt, da� sie jedesmal, wenn sie vorgeladen wurden, keine Hoffnung hatten, je wieder in ihre H�user zur�ckzukehren. Sie hatten keine Ahnung, was vor sich ging oder was noch bevorstand. Aber Bahá'u'lláh wu�te es. Er forderte einige Gef�hrten auf, Adrianopel zu verlassen. "Warum sollen alle gefangengenommen werden," sagte Er, "und keiner �brigbleiben, um die Sache Gottes zu lehren?" H�j� Muhammad-Ism�`�l-i-Dhab�h, der Bruder des H�j� Mirza Ahmad-i-K�sh�n�, Mirza `Al�-Akbar-i-Nar�q� und ein Siyyid aus Sh�r�z trafen in Adrianopel gerade in dem Augenblick ein, als das Unwetter losbrach. Bahá'u'lláh lie� es nicht zu, da� sie blieben, und sagte ihnen, sie sollten sofort nach Gallipoli gehen.

Als die Minister des Sultans `Abdu'l-`Az�z den Entschlu� fa�ten, Bahá'u'lláh nach `Akka und Mirza Yahy� nach Zypern zu verbannen, weigerte sich der V�l� von Adrianopel, Khursh�d P�sh� - der Bahá'u'lláh als Pers�nlichkeit zutiefst bewunderte - irgend etwas mit der Durchf�hrung des kaiserlichen Erlasses zu tun zu haben. Er teilte dies Bahá'u'lláh mit, gab seinem Bedauern und Abscheu Ausdruck und packte seine Koffer, angeblich wegen einer dringenden Dienstreise, die ihn weit wegf�hrte; doch zog er stillschweigend an einen nahegelegenen Ort, um von dort aus den Gang der Ereignisse zu verfolgen. Jetzt war es an seinem Stellvertreter, die verha�te Aufgabe auszuf�hren, und dies geschah mit �u�erster H�rte und Gef�hllosigkeit. Es verdient festgehalten zu werden, da� die Vorg�nger des Khursh�d P�sh�, Muhammad P�sh�y-i-Qibris� (Zypriote, einstmals Gro�wesir des Osmanischen Reiches) und Sulaym�n P�sh� (ein S�f� des Q�dir�yyih-Ordens) nicht weniger Bewunderung und Wertsch�tzung f�r Bahá'u'lláh gezeigt hatten.�

� Nach britischen Konsularunterlagen (FO 195.794) war Muhammad P�sh�y-i-Qibris� bis April 1864 Gouverneur von Adrianopel. Ihm folgte Sulaym�n P�sh�, der im Dezember 1864 starb; dessen Nachfolger war `Arif P�sh� (gest. Dezember 1865).

#301
(Bildlegende: Fu'�d P�sh� (aus Farley: Turkey)

Ashch� behauptet, da� `Izzat Aq� P�sh�, der Eigent�mer des von Bahá'u'lláh bewohnten Hauses, sich in einen Spitzel der Regierung verwandelt hatte; zu den ausgefallensten Zeiten kam er herein, um festzustellen, wer da sei und wie gro� die Zahl der Hausbewohner und der Besucher sei. Wie schon erw�hnt, hatte die Ankunft einiger neuer Bahá'í (deren Zahl von den Unheilstiftern allerdings stark �bertrieben wurde) an hoher Stelle Besorgnis ausgel�st. Diese Unheilstifter hatten die Minister des Sultans aufgest�rt und Zweifel in ihnen geweckt. Der Au�enminister, Fu'�d P�sh�, war besonders beunruhigt durch den Verdacht, Bahá'u'lláh k�nne mit bulgarischen Revolution�ren unter einer Decke stecken. Aus dem heutigen Zeitabstand betrachtet, klingt es l�cherlich; doch zur damaligen Zeit war es dem erschreckten, schon von Vorurteilen beherrschten Minister ernst.

Dann brach der Sturm los.
+29 #302
Kapitel 29
Die Verbannung nach Akka

Eines fr�hen Morgens wurde das Haus Bahá'u'lláhs von Soldaten umstellt; niemand durfte das Haus betreten oder verlassen. Alle Bahá'í mit Gesch�ften oder Handelsniederlassungen wurden verhaftet und in die Seraye abgef�hrt.

Aq� Rid� berichtet, da� man sie bis Sonnenuntergang einzeln vor die osmanischen Beamten zitierte und verh�rte, um ihnen das Gest�ndnis abzun�tigen, da� sie Bahá'í seien. Man sagte ihnen, ihr Besitz werde verkauft oder versteigert, und damit begannen die Beamten schon am n�chsten Tag. Unter der Bev�lkerung entstand gro�e Unruhe. Ganz verwirrt und entsetzt fragte man: "Was ist passiert, da� diese Leute so behandelt werden? Wir kennen sie nur als aufrichtige, vertrauensw�rdige und fromme Menschen... Warum werden sie solch ungerechten, ungeheuerlichen Ma�nahmen ausgesetzt?" Manche versuchten die Bahá'í zu tr�sten und ihnen ihr Mitgef�hl zu zeigen - schreibt Aq� Rid� -, manche weinten ungeniert.

Dann kamen, wie Aq� Rid� schreibt, "mehrere Konsuln ausl�ndischer M�chte. Sie gelangten in die Gegenwart [Bahá'u'lláhs] und best�rmten Ihn, Er solle sie auffordern, Ihm alle Hilfe zu gew�hren. `Wir werden dies dann unseren Regierungen mitteilen und diesem Vorgehen ein Ende setzen.'" Doch Bahá'u'lláhs Antwort fiel so aus: "`In solchen Fragen haben Wir noch nie jemanden um Hilfe gebeten, und Wir werden dies auch niemals tun.'" "Er war freundlich zu ihnen", schreibt Aq� Rid�, "und sie verabschiedeten sich."

#303

Aq� Husayn-i-Ashch� sagt in seinem R�ckblick viele Jahrzehnte sp�ter genau das gleiche: Bahá'u'lláh nahm die Hilfsangebote und das Eingreifen der Konsuln fremder M�chte nicht an. Sein Bericht ist ausf�hrlicher, denn als Koch im Haushalt konnte er nach Belieben kommen und gehen und alles, was sich in Bahá'u'lláhs Umgebung abspielte, aus n�chster N�he beobachten. Er schildert die n�heren Umst�nde der Belagerung von Bahá'u'lláhs Haus durch das Milit�r, die eindringlichen Vorhaltungen der Abgesandten Khursh�d P�sh�s, Bahá'u'lláh solle Adrianopel schnellstm�glich verlassen, sowie Seine Weigerung, dies zu tun und noch einmal in eine neue Verbannung zu gehen, mit der Begr�ndung, der Verwalter Seines Haushalts schulde in den Basaren noch eine erhebliche Geldsumme und k�nne diese Schulden nicht eher bezahlen, als bis Seine Leute in Istanbul auf freien Fu� gesetzt w�rden und ihre Pferde verkaufen k�nnten.

Ashch� f�hrt in seinem Bericht fort: "... pl�tzlich wurde den Konsuln der ausl�ndischen M�chte bewu�t, was vor sich ging, und sie suchten alle gemeinsam die Gegenwart Bahá'u'lláhs. Die um das Haus postierten Soldaten, die jedermann den Weg verstellten, konnten die Konsuln nicht daran hindern, das Haus zu betreten. Nachdem sie ihre Ehrfurcht bezeigt hatten, sagten sie, sie seien als konsularisches Corps gekommen; Bahá'u'lláh brauche nur einem von ihnen den Befehl zu erteilen, dann w�rde dieser die Angelegenheit mit den T�rken er�rtern und das �bel abwenden." Wie Ashch� schreibt, lehnte Bahá'u'lláh ihr mehrfach wiederholtes Angebot, sich einzuschalten und zu helfen, kategorisch ab. �Sie w�nschen,� sagte Er, �da� Ich Ihnen den Wink gebe, Mir Hilfe zu gew�hren. Aber Meine Hilfe liegt in Gottes Hand. Mein Blickpunkt ist Gott, und nur Ihm wende Ich Mich zu.� Ashch� schreibt weiter, da� die Konsuln immer wieder kamen und da� niemand sie daran hindern konnte. Er selbst f�hrte sie in die Gegenwart des Gr��ten Zweiges. Und er f�gt hinzu, da� einige hohe t�rkische Beamte emp�rt und aufgebracht waren �ber die bevorzugte Behandlung, die diese ausw�rtigen Vertreter genossen. Da� sie so leichten Zugang zum �ltesten Sohn Bahá'u'lláhs hatten, �rgerte sie ma�los, zumal die osmanischen W�rdentr�ger gew�hnlich unter einem Vorwand abgewiesen wurden. Aq� Husayn schreibt, da� er h�rte, wie der Big-B�sh� seinen Truppen f�r den n�chsten Tag Strafe androhte, wenn sie die Konsuln wieder nicht am Betreten des Hauses hinderten. Er teilte dies Bahá'u'lláh mit, der sich l�chelnd an Seinen �ltesten Sohn wandte: �Hast du geh�rt, was Husayn erz�hlt?� Aber das war noch nicht alles, schreibt Ashch�. Am n�chsten Tag kamen die Konsuln wie gew�hnlich, und die Wachen hielten sie nicht zur�ck: Sie konnten es nicht. Der Gr��te Zweig erz�hlte ihnen von den Drohungen des osmanischen Beamten, was bei ihnen Heiterkeit hervorrief. Einer machte den scherzhaften Vorschlag, sie k�nnten das n�chste Mal den britischen Konsul bitten voranzugehen, damit er die Pr�gel vom Big-B�sh� beziehe. �ber diesen Beamten selbst wei� Aq� Husayn noch zu berichten, da� es seinen Vorgesetzten mi�fiel, von seinen vorschnellen Drohungen zu h�ren; sie ma�regelten ihn, denn sie wu�ten sehr wohl, da� sie die Besuche der ausw�rtigen Vertreter nicht verhindern konnten, die auch weiterhin kamen und gingen, wann es ihnen gefiel.

#304

Der H�ter der Baha'i-Religion schreibt �ber die letzte Phase von Bahá'u'lláhs Aufenthalt in Adrianopel:

"Eines Morgens wurde das Haus Bahá'u'lláhs pl�tzlich von Soldaten umstellt, an den Toren zogen Wachen auf, Seine Anh�nger wurden wieder einmal vor die Beh�rden zitiert und verh�rt und erhielten die Weisung, sich f�r ihre Abreise fertigzumachen. �Die Geliebten Gottes und Seine Verwandten,� so bezeugt Bahá'u'lláh in der S�riy-i-Ra'�s, �wurden in der ersten Nacht ohne Verpflegung gelassen ... Das Volk sammelte sich um das Haus, und Muslime wie Christen weinten �ber Uns ... Wir gewahrten, da� das Volk des Sohnes (die Christen) noch schMirzaicher weinte als die anderen - ein Zeichen f�r die Nachdenklichen.� `Eine gewaltige Erregung ergriff die Menschen,` schreibt Aq� Rid�, einer der standhaftesten Anh�nger Bahá'u'lláhs, der alle Stationen der Verbannung von Baghdad bis `Akka mit Ihm teilte. `Alle waren best�rzt und voll Trauer ... Die einen bekundeten ihre Teilnahme, andere versuchten uns zu tr�sten und weinten �ber uns ... Das meiste von unserem Hab und Gut wurde zum halben Wert versteigert.` Einige Konsuln der ausw�rtigen M�chte besuchten Bahá'u'lláh und erkl�rten sich bereit, mit ihren verschiedenen Regierungen Seinetwegen zu unterhandeln. Bahá'u'lláh erkl�rte jedoch, da� er ihr liebensw�rdiges Anerbieten zwar sehr sch�tze, es aber dennoch entschieden ablehnen m�sse. Er schrieb dar�ber: �Die Konsuln jener Stadt (Adrianopel) versammelten sich zur Stunde Seines Abschieds bei diesem J�ngling und brachten ihren Wunsch vor, Ihm zu helfen. Sie erwiesen Uns wirklich gro�e Liebe.� Der persische Botschafter teilte den persischen Konsuln im `Ir�q und in �gypten umgehend mit, da� die t�rkische Regierung den B�b� ihren Schutz entzogen habe und da� es ihnen somit frei st�nde, mit diesen nach Gutd�nken zu verfahren." (GGV S.204f)

#305

Dem Verfasser ist bekannt, da� sich in Regierungsarchiven gewisse Dokumente befinden, die scheinbar darauf hindeuten, da� sich Bahá'u'lláh selbst mit der Bitte um Schutz und Hilfe an ausl�ndische Konsuln gewandt habe (s.Anhang II). Er kann dieses Problem zum gegenw�rtigen Zeitpunkt nicht hinreichend aufkl�ren und behandeln, mu� jedoch in diesem Zusammenhang auf einige unbestrittene Tatsachen hinweisen. Wie wir gesehen haben, erkl�ren Bahá'u'lláh selbst und auch die Personen - Aq� Rid� und Aq� Husayn-i-Ashch� -, die damals mit dabei waren und dann, Jahrzehnte voneinander getrennt, Niederschriften �ber die Ereignisse in Adrianopel angefertigt haben, einhellig mit gro�em Nachdruck, da� die Konsuln von sich aus kamen und Schutz und Hilfe anboten und da� diese Angebote h�flich und freundlich abgelehnt wurden. In den osmanischen Archiven gibt es einen Brief in persischer Sprache, der angeblich von Bahá'u'lláh stammt; aber das Dokument im franz�sischen Archiv ist auf t�rkisch, und zwar in schlechtem T�rkisch geschrieben. Wie k�me Bahá'u'lláh dazu, so k�nnte man fragen, an die T�rken auf persisch und an die Franzosen in einer Sprache zu schreiben, die nicht seine eigene ist? Nach Aussagen von Fachleuten sind die t�rkischen Dokumente "von Nicht-T�rken geschrieben und enthalten zahlreiche Fehler in Grammatik und Rechtschreibung. Zu den fehlerhaft geschriebenen W�rtern geh�ren auch arabische W�rter, was darauf hindeutet, da� die Schreiber keine Muslime waren, sondern m�glicherweise Armenier." K�nnen solche Fehler aus der gleichen Feder hervorgehen, aus der das Kitáb-i-Iq�n, Die Verborgenen Worte, Die Sieben T�ler, das Kitáb-i-Bad�` und unz�hlige arabische Sendschreiben geflossen sind? Es ist undenkbar. Auch ist die Handschrift der t�rkischen Dokumente mit Sicherheit nicht diejenige Bahá'u'lláhs oder irgendeines Seiner Sekret�re, von denen zahllose Schriftproben vorliegen.

Aq� Rid� schreibt: "Kurz, es gab ungeheure Aufregung. Die meisten unserer Besitzt�mer wurden zum halben Wert verkauft. Der Tabakbestand des H�j� `Ali-`Askar wurde zu einem Spottpreis erstanden. Ein Schuldschein wurde ausgestellt mit der Verpflichtung, das Geld binnen weniger Monate zu zahlen, aber letzten Endes wurde nichts gezahlt. Aq� Muhammad-`Al�y-i-Jilawd�r und Aq� Muhammad-`Al�y-i-Isfah�n� (s.Anhang V S.547 S.546), die verheiratet waren, wurden gezwungen, sich von ihren Frauen scheiden zu lassen, weil diese von ihren Verwandten nicht die Erlaubnis bekamen, ihre M�nner zu begleiten... Das Ger�cht ging damals um, da� jeder, dessen Name urkundlich eingetragen war, gehen durfte, da� aber alle, die nicht auf der Liste standen, keine Ausreiseerlaubnis erhielten."

#306

"Die beiden Br�der H�j� Ja`far und H�j� Taq� wohnten im Gasthaus. Sie wurden nicht bel�stigt oder gefangengenommen, und so nahm man an, da� sie zur�ckbleiben w�rden. Aber meistens waren sie im b�r�n� zu finden, wo sie ungehindert kommen und gehen konnten. Eines Abends waren wir nach Sonnenuntergang alle im b�r�n�, auch H�j� Ja`far und sein Bruder waren da. H�j� Ja`far stand auf und trat ans Fenster, das nach der Stra�e hinaus ging. Kurz darauf h�rten wir ein zischendes Ger�usch. Wir sahen nach und entdeckten, da� der H�j� sich die Kehle durchgeschnitten hatte und das Blut herausflo�. Wir waren aufs �u�erste best�rzt. Was ist, wenn er jetzt stirbt? fragten wir uns. Wie k�nnen wir beweisen, da� er Selbstmord begangen hat? Eilends setzten wir den Gr��ten Zweig in Kenntnis. Er kam in das b�r�n�, und da das Haus des Kadi (Q�d�) nicht weit war, lie� Er ihn rufen und auch einen Wundarzt namens Muhammad Effendi, der in der Nachbarschaft wohnte. Menschen str�mten zusammen. Der Wundarzt fa�te den H�j� an der Kehle, obwohl sie angeschnitten war. Das belebte den H�j�, und er begann zu sprechen. Der Kadi fragte ihn: `Hast du dir das selbst angetan?` `Ja, ich selbst,` war die Antwort. `Aber warum?` fragte der Kadi. `Weil ich sehe,` sagte er, `da� ich nicht mit meinem Herrn gehen kann und der Gnade Seiner Gegenwart beraubt werde. Deshalb wollte ich nicht mehr leben.` `Mit was f�r einem Instrument hast du dir in die Kehle geschnitten?` fragte der Kadi. `Mit einem Rasiermesser, wie die Barbiere es verwenden. Ich habe es im Basar gekauft,` antwortete der H�j�. Man suchte �berall nach der Mordwaffe, fand das Rasiermesser [auf der Stra�e] und brachte es herbei. Der H�j� wurde mehrmals verh�rt und blieb unbeirrt bei seiner Antwort, da� er das Leben im Zustand der Trennung unertr�glich finde und sich den Tod w�nsche. Alle Fragen und Antworten wurden schriftlich festgehalten."

Der Arzt behandelte die Wunde, die sich H�j� Ja`far beigebracht hatte, mit gr��ter Sachkenntnis, so da� er schlie�lich wieder genas. Aq� Rid� wei� �ber die Verwunderung der Schaulustigen zu berichten: "Diese Leute wissen," so sagten sie, "da� Verbannung Gefangenschaft und gro�es Leid bedeutet, und trotzdem ist ihnen das lieber, als zur�ckbleiben zu m�ssen, und lieber sterben sie, als da� sie von Ihm getrennt werden. Was ist das f�r eine Anziehung, von der sie ganz offensichtlich erfa�t sind?" Manche Leute brachen �ber H�j� Ja`fars Notlage in Tr�nen aus, manche versuchten ihn zu tr�sten. Wie der H�ter der Baha'i-Religion ausf�hrt, war dieser Selbstmordversuch des H�j� Ja`far-i-Tabr�z� "eine Tat, die Bahá'u'lláh in der S�riy-i-Ra'�s als `in vergangenen Jahrhunderten unvorstellbar' kennzeichnete, als etwas, was `Gott f�r diese Offenbarung als Beweis Seiner Kraft und Macht aufgespart hat.`" (GGV S.205) Die S�riy-i-Ra'�s wurde auf dem Weg nach Gallipoli in K�sh�nih offenbart.

#307

(Bildlegende: Ansicht von Gallipoli, wo sich Bahá'u'lláh, Seine Familie und Seine Gef�hrten im August 1868 einige Tage aufhielten, bevor sie nach Akka aufbrachen.)

H�j� Ja`far mu�te im b�r�n� von Bahá'u'lláhs Haus zu Bett gebracht werden. Dort besuchte ihn Bahá'u'lláh. Er sa� an seinem Bett, sprach ihm Trost zu und gab ihm den Rat: �Schau zu Gott auf und sei zufrieden mit Seinem Willen.�"

Aq� Rid� schreibt: "Dann machten sich alle zur Ausreise fertig. Zuerst wurden einige Wagen f�r die Bef�rderung der Gep�ckst�cke bereitgestellt, und einige Gef�hrten reisten mit diesen Wagen ab. Am gleichen Tag wurden Mirza Yahy� und dessen Familie zusammen mit Siyyid Muhammad auf den Weg geschickt. Nach einer Woche waren die Vorbereitungen f�r die Reise der Gesegneten Vollkommenheit abgeschlossen. Am Morgen fuhren Pferdegespanne vor, und bis das restliche Gep�ck herangeschafft und verstaut war und die Familienangeh�rigen ihre Pl�tze eingenommen hatten, war es etwa Mittag geworden. Dann kam die Gesegnete Vollkommenheit aus dem Haus. Zuerst �bersch�ttete Er den H�j� und seinen Bruder mit den Zeichen Seiner Gunst und empfahl sie der F�rsorge des Hausherrn und des Arztes Muhammad Effendi. Dann wandte Er sich den Nachbarn und den Leuten aus dem Stadtviertel zu, die sich versammelt hatten, um Ihm Lebewohl zu sagen. Einer nach dem andern traten sie voll Kummer heran, um Seine H�nde und den Saum Seines Gewandes zu k�ssen und ihrem Schmerz �ber Seine Abreise und �ber ihren Verlust Ausdruck zu verleihen. Das war wirklich ein eigenartiger Tag. Mir scheint, die ganze Stadt, selbst ihre Mauern und Tore, beweinten die Trennung von Ihm. Gegen Mittag brachen wir dann auf. Als es Abend wurde, schlugen wir etwa drei Stunden von Adrianopel entfernt unsere Zelte auf. Die Strecke von Adrianopel bis Gallipoli legten wir in f�nf Etappen zur�ck. Die zweite Etappe war ein Ort mit Namen Uz�n-K�pr�, und danach kam K�sh�nih."

#308

Der 12. August 1868 (22. Rab�`u'th-Th�n� A.H.1285) war der Tag, an dem Bahá'u'lláh und Seine Gef�hrten die Stadt verlie�en, die Er �den entlegenen Kerker� und �das Land der Geheimnisse� genannt hatte. Sie wurden von dem t�rkischen Hauptmann Hasan Effendi und einer Anzahl Soldaten begleitet. Am f�nften Tag erreichten sie Gallipoli, wo ein Haus war f�r ihre Aufnahme bereitstand. Bahá'u'lláh mit Seiner Familie und die Frauen bezogen das obere Stockwerk. Einige Gef�hrten kamen im Untergescho� unter, andere wurden in ein kh�n einquartiert. Mirza `Al�y-i-Sayy�h, Mishk�n-Qalam und andere Baha'i, die man aus Istanbul hergebracht hatte und die am Vortag eingetroffen waren, hatten in dem gleichen Gasthaus Unterkunft gefunden; aber Mirza Yahy� und seine Angeh�rigen wohnten zusammen mit Siyyid Muhammad und Aq� J�n-i-Kaj-Kul�h in einem anderen kh�n. Ust�d Muhammad-`Al�y-i-Salm�n� und Aq� Jamsh�d-i-Gurj� wurden von den Beh�rden ausgesondert und in den Ir�n ausgewiesen. Man brachte sie an die Grenze und �bergab sie den Kurden, die sie sofort freilie�en. Auf verschiedenen Wegen gelangten beide schlie�lich auch nach Akka.

Ust�d Muhammad-Al� erz�hlt ihre Geschichte in seiner kurzen Selbstbiographie. Im Ir�n begegnete er dem H�j� Muhammad-Ism�`�l-i-Dhab�h, dem Bahá'u'lláh in der S�riy-i-Ra'�s die Bezeichnung An�s gab und der in Gallipoli Seine Gegenwart erreicht hatte. Auch zwei weitere Gl�ubige, Mirza `Al�-Akbar-i-Nar�q� und dessen Freund (ein Siyyid aus Sh�r�z), wurden der Gnade teilhaftig, im �ffentlichen Bad in die Gegenwart Bahá'u'lláhs zu gelangen. Ust�d Muhammad-Al� hat aufgezeichnet, wie verletzt und emp�rt H�j� Muhammad-Ism�`�l war, als er von dem Abfall seines Bruders, des wankelm�tigen H�j� Mirza Ahmad-i-K�sh�n� h�rte, der in Baghdad ermordet worden war; weder Ust�d Muhammad-Al� noch H�j� Muhammad-Ism�`�l hatten bis dahin etwas davon erfahren. Mirza Fath-Al� von Ardist�n (s.Anhang V S.540f), dem Bahá'u'lláh den Ehrennamen Fath-i-A`zam (der Gr��te Sieg) verliehen hatte, geh�rte ebenfalls zu den herausragenden Baha'i, die Ust�d Muhammad-Al� auf seinen Wanderungen im Ir�n antraf, bevor er das Heilige Land erreichte. Mirza Fath-Al� hie� Ust�d Muhammad-Al� mit gro�er Freundlichkeit willkommen und nahm ihn in seinem Haus auf. Bahá'u'lláh hat von Fath-i-A`zam gesagt, er sei auf dem ganzen Weg von Baghdad bis Konstantinopel zwar nicht k�rperlich, aber doch im Geiste bei Ihm gewesen.

#309

�ber Gallipoli schreibt Aq� Rid�: "Wir waren einige Tage dort. Gott allein wei�, wie wir diese Zeit �berlebten. Einmal h�rte man munkeln, die Gesegnete Vollkommenheit und Seine Br�der w�rden an einen Ort geschickt, und die anderen w�rden verstreut und an verschiedene Pl�tze verbannt. Dann wieder hie� es, alle Gef�hrten sollten in den Ir�n geschickt werden. Auch von Ausrottung wurde gesprochen. Der Gedanke an Trennung und Zerstreuung war es, der uns am meisten �ngstigte. An einem Abend kam der Hauptmann, der uns von Adrianopel hierher begleitet hatte, um sich zu verabschieden. Als er bescheiden dastand und seinem Bedauern Ausdruck gab, sprach die Gesegnete Vollkommenheit zu ihm: �Sage dem K�nig, da� dieses Land seinen H�nden entgleiten wird und da� seine Angelegenheiten in Unordnung geraten werden. Nicht Ich spreche diese Worte, sondern Gott spricht sie.� In diesen Augenblicken sprach Er Verse, die wir im unteren Gescho� mit anh�ren konnten. Er sprach sie mit solcher Kraft und solchem Nachdruck, da� mir war, als ob selbst die Grundmauern des Hauses darob erzitterten.� Der Mann stand still und unterw�rfig da. Dann sagte die Gesegnete Vollkommenheit zu ihm: �Seiner Majest�t, dem Sultan, h�tte es wohl angestanden, eine Versammlung einzuberufen und Uns vorzuladen, um die Angelegenheit zu erforschen; h�tte er dann ein Anzeichen von Aufruhr oder einen Hinweis auf irgend etwas gefunden, was dem Willen Gottes entgegensteht, dann h�tte er Uns die Behandlung zukommen lassen k�nnen, auf die er jetzt verfallen ist. Er h�tte Uns auffordern sollen, ihm Beweise vorzulegen f�r das, was Wir bekennen. W�ren Wir ihm dann die Antwort schuldig geblieben, dann h�tte er �ber Uns verh�ngen k�nnen, was er wollte. Er h�tte solches Unrecht, solche Feindschaft, solche Verletzungen, ohne jeden Grund und nur auf den Wink von Unheilstiftern, niemals zulassen d�rfen.� Der Hauptmann, der mit gespannter Aufmerksamkeit zugeh�rt hatte, versprach, das Geh�rte zu berichten."

� s.a. GGV S.206
#310

In der Tat sollte, wie Aq� Rid� bemerkt, alles, was Bahá'u'lláh in der S�riy-i-Ra'�s ank�ndigte, genauso eintreffen, wie Er es gesagt hatte: �Der Tag ist nahe, an dem das Land der Geheimnisse [Adrianopel] und seine Umgebung verwandelt und den H�nden des K�nigs entgleiten werden, Aufruhr wird entstehen, die Stimme des Wehklagens erschallen, die untr�glichen Zeichen des Unheils werden nach allen Richtungen offenbar, und Verwirrung wird sich ausbreiten um dessentwillen, was diese Gefangenen durch die Hand der Unterdr�cker erleiden mu�ten. Der Lauf der Dinge wird sich �ndern, und die Zust�nde werden so dr�ckend werden, da� selbst die Sandk�rner auf den verlassenen H�geln st�hnen und die B�ume auf den Bergen weinen werden, und Blut wird �berall flie�en. Dann wirst du das Volk in schMirzaichem Elend schauen.��

� Shoghi Effendi: Der Verhei�ene Tag ist gekommen S.99

Es sollte genau ein Jahrzehnt dauern, bis sich das alles erf�llte. Al� P�sh�, an den die S�riy-i-Ra'�s gerichtet war, wurde noch w�hrend dieser zehn Jahre hinweggefegt und versank in Vergessenheit. Abdu'l-`Az�z wurde im Jahr 1876 gest�rzt und verlor nicht nur seinen Thron, sondern auch das Leben. Es folgte der verheerende Krieg mit Ru�land von 1877-78, der die Russen und ihre Verb�ndeten, die Bulgaren, bis vor die Tore der Stadt Konstantins des Gro�en f�hrte. Adrianopel wurde von einem gnadenlosen Feind besetzt, und die Leiden des Volkes waren unerme�lich. Aq� Rid�, der seine Erinnerungen in sp�teren Jahren zu Papier brachte, f�hrt die Worte eines t�rkischen Hauptmanns an, der in dem Gebiet war, wo die K�mpfe getobt hatten, und der sehr lebhaft das gro�e Unheil schilderte, von dem das Osmanische Reich heimgesucht wurde. "M�ge Gott es nie wieder einem Volke bestimmen," hatte der t�rkische Hauptmann geklagt, "solche Zeiten, solche Tage zu erleben. Allen Ernstes, das Blut flo� unter den B�umen und unter den Steinen. Die ganze Ebene war in Blut gebadet, und es herrschte ein solches Entsetzen, wie es noch niemand erlebt hat." 5)

� s.Anhang III �ber den grauenvollen R�ckzug der t�rkischen Truppen nach der Belagerung von Plewen

(Bildlegende: Sultan Abdu'l-Az�z)
#311

Weit hinten im Ir�n gab es einen Mann, der darum rang, Gewi�heit zu bekommen, der unruhig wartete, ob Bahá'u'lláhs Vorausschau in die Zukunft sich erf�llen w�rde. Und als es dann soweit war und ein r�chendes Schicksal Abdu'l-Az�z und sein wackliges Reich ereilte, vergewisserte er sich zweimal, da� die Berichte �ber den Sturz des Sultans auch wirklich zutrafen. Danach weihte er sein Leben, seine wortgewaltige Feder und seine umfassende, un�bertroffene Gelehrsamkeit dem Dienste Bahá'u'lláhs. Der Mann hie� Mirza Abu'l-Fadl aus Gulp�yg�n.

Die Belagerung von Plewen, der heldenhafte Widerstand des t�rkischen Kommandeurs Osman P�sh� angesichts schrecklicher �bermacht und der Fall dieser Festung, der das Tor zur H�lle aufstie�, erregten die Begeisterung und Sympathie eines Sch�lers in einer englischen Public School, des Sohnes eines reichen Schiffsbauers in Newcastle-on-Tyne, in solchem Ma�e, da� er sich ganz dem Orient verschrieb und sp�ter als einer der gr��ten Orientalisten aller Zeiten gefeiert wurde. Dieser Z�gling von Eton war Edward Granville Browne, der durch seine orientalistischen Forschungen sp�ter in enge Ber�hrung mit dem Glauben Bahá'u'lláhs kommen sollte.

#312

Nach drei nervenaufreibenden Tagen v�lliger Ungewi�heit in Gallipoli kam die Ank�ndigung von `Umar Effendi, dem Big-B�sh�, der von Konstantinopel zur Begleitung der Verbannten abgestellt war, da� sie zusammenbleiben sollten und da� alle zum gleichen Bestimmungsort geschickt w�rden. Aber nur diejenigen, die auf der Liste st�nden, erhielten die Seereise auf Kosten der Regierung, f�gte er hinzu; alle anderen w�rden als freiwillige Verbannte gef�hrt und m��ten die Reise selbst bezahlen. Zur v�lligen Verbl�ffung `Umar Effendis und der anderen Beamten l�sten H�j� `Al�-Askar, ein Veteran aus den Tagen des B�b, und einige andere, die nicht auf der Liste standen, freudig ihre Karten f�r den Dampfer - ein Linienschiff des �sterreichischen Lloyd. Was f�r Leute waren das, fragten sich die Beamten, da� sie sogar noch ihre Karten l�sten f�r die Reise an einen unbekannten Gef�ngnisort in einem unbekannten Land?

Endlich lief der Dampfer ein und ging vor Anker. Aq� Rid� schreibt: "Abends wurde unser Gep�ck aufs Schiff bef�rdert, und am n�chsten Morgen brachten uns kleine Boote an Bord. Wir hatten eine sehr rauhe See. Zusammen mit einem anderen Gef�hrten hatte ich die Gnade, im gleichen Boot wie die Gesegnete Vollkommenheit zu sitzen und in Seiner Gegenwart zu sein. Am Ufer standen Jin�b-i-An�s und seine Freunde; Tr�nen des Herzeleids traten ihnen aus den Augen. Die Gesegnete Vollkommenheit sagte ihnen mit gro�er G�te Lebewohl, dann nahm Er Seinen Platz im Boot ein und gebot uns, ebenfalls Platz zu nehmen. Verse str�mten von Seinen Lippen, ... und Er richtete an uns Worte des Trostes. Dann sagte Er scherzend: "W�re das nicht eine tolle Sache, wenn der Liniendampfer unterginge?" - doch mit gr��ter Macht und Autorit�t f�gte Er hinzu: "Aber er wird nicht untergehen, und wenn er auch von allen Wogen gesch�ttelt wird." So sprach Er mit uns, bis wir den �berf�llten Dampfer erreichten. Unter den Passagieren befand sich der neu ernannte persische Konsul f�r Izm�r (Smyrna) mit seiner Begleitung. Aber die Gesegnete Vollkommenheit sprach mit niemandem. Er ging auf das obere Deck, das abgeteilt und sehr ger�umig war. Es war der zweite Tag des Jam�d�yu'l-Avval A.H. 1285 - der 21. August 1868.

Der H�ter der Baha'i-Religion schreibt:

"Die Gefahren und Pr�fungen, denen sich Bahá'u'lláh zur Stunde der Abreise von Gallipoli gegen�ber sah, waren so schMirzaich, da� Er warnend zu Seinen Gef�hrten sagte, da� �diese Reise mit keiner der fr�heren Reisen zu vergleichen� sein werde und da�, wer sich nicht �Manns genug [f�hle], der Zukunft ins Auge zu blicken, besser daran t�te, an einen beliebigen anderen Platz zu gehen, um vor Pr�fungen bewahrt zu bleiben; denn von jetzt an [werde] es keine M�glichkeit zum Abspringen mehr geben�. Seine Gef�hrten achteten jedoch einm�tig dieser Warnung nicht." (GGV S.207)

#313

Gegen Sonnenuntergang am ersten Reisetag befand sich das Schiff vor Madell�, wo es ein paar Stunden anhielt, ehe es in der gleichen Nacht bis Smyrna weiterfuhr, das es nach Sonnenaufgang erreichte. In Smyrna lag es zwei Tage vor Anker. Perser, die in dieser Stadt lebten, kamen aufs Schiff, um ihren Konsul von Bord zu geleiten, und schienen die Gruppe der Verbannten nicht zu beachten. Hier machte es die schwere Erkrankung von Mirza Aq�y-i-K�sh�n� (Jin�b-i-Mun�r) - den Bahá'u'lláh mit dem Beinamen Ismu'll�hu'l-Mun�b (der Name Gottes, der h�chste Lehnsherr) geehrt hatte - notwendig, da� er ins st�dtische Krankenhaus eingeliefert wurde, zu seinem und jedermanns gro�em SchMirza Der Gr��te Zweig brachte ihn an Land und blieb bei ihm, solange es m�glich war. Jin�b-i-Mun�r verstarb sehr bald und liegt in Izm�r begraben. Er war es gewesen, der den ganzen Weg von Baghdad bis zum Schwarzen Meer mit einer Laterne vor Bahá'u'lláhs kaj�vih oder Ro� hergegangen war, ein sch�ner junger Mann, der besonders stattlich aussah und eine s��e, bezaubernde Stimme hatte; beim Gehen sang und deklamierte er. Als er B�b� wurde, schleppte ihn sein fanatischer Vater aufs Feld hinaus, warf ihn zu Boden und setzte sich ihm auf die Brust, bereit, ihm den Hals abzuschneiden. Doch sein Leben sollte gerettet werden, so da� er die Gegenwart Bahá'u'lláhs erreichen konnte, um Ihm mit �u�erster Hingabe zu dienen. Aq� Rid� schreibt: "Im gleichen Augenblick, in dem er sich der Gesegneten Vollkommenheit zu F��en warf und seine Trennung beweinte, hatte er in Wahrheit schon sein Leben hingegeben und schaute auf den Horizont der Losl�sung."

Am zweiten Abend lichtete der Dampfer die Anker und setzte die Reise nach Alexandria fort, wo er zwei Tage sp�ter zur Morgenzeit ankam. Hier stiegen die Verbannten auf ein anderes Schiff um. Dieser Dampfer, der nach Haifa ging, geh�rte ebenfalls dem �sterreichischen Lloyd. Einige Perser kamen in Alexandria an Bord, um Bahá'u'lláh ihre Aufwartung zu machen, unter ihnen H�j� Muhammad-`Al� P�rz�dih (meist als H�j� P�rz�dih bekannt), ein gefeierter s�fistischer Wahrsager. Hier in Alexandria befand sich Nab�l-i-A`zam im Gef�ngnis, ohne da� die Verbannten es wu�ten. Bahá'u'lláh hatte ihn nach �gypten geschickt, um zugunsten von Mirza Haydar-`Al� und sechs anderen Gl�ubigen beim Khedive vorstellig zu werden. Die Verbannten wu�ten zwar, da� Nab�l in �gypten einsa�, aber sie kannten das Gef�ngnis nicht. Einige gingen in Alexandria an Land, um Eink�ufe zu t�tigen; einer von ihnen, Aq� Muhammad-Ibr�h�m-i-N�zir (der Proviantmeister), kam an dem Gef�ngnis vor�ber, Nab�l-i-A`zam sah gerade aus dem Fenster, erkannte ihn und rief ihn an. Doch lassen wir Nab�l, diesen hervorragenden Erz�hler, die Umst�nde seiner Verhaftung und Gefangensetzung und seines unerwarteten Wiedersehens mit Bahá'u'lláh und den Gef�hrten in Alexandria selbst berichten:

#314

"Ich fuhr [nach der Ankunft von Adrianopel] mit der EisenBahá nach Mans�r�yyah, suchte nach Aq� Siyyid Husayn [von K�sh�n], fand ihn und sagte ihm, warum ich hier sei. Er sagte, da� Mirza Hasan Kh�n, der [persische] Konsul, seit dem Tag, an dem es ihm gelungen war, die sieben H�ftlinge in den S�d�n zu schicken, um sein Leben f�rchtete und �berall Wachen postiert hatte, damit sie ihm berichteten, wenn sich ein Fremder in �gypten zeige. "Am besten l��t du dein Mathnav� bei mir, tr�gst nichts von den Heiligen Schriften bei dir und gehst nach Kairo. Nimm dort in der Takyiy-i-Mawlav� bei Shaykh Ibr�h�m-i-Hamad�n� Wohnung, der ein Stipendium von Ism�`�l P�sh� erh�lt, und warte, bis der Khedive zur�ckkommt. Wir werden dann einen Weg finden, wie wir ihm dein Mathnav� zustellen." Ich ging nach Kairo und wohnte bei Shaykh Ibr�h�m, aber ich wu�te nicht, da� auch er ein Spion war. Eines Nachts erblickte ich in den fr�hen Morgenstunden im Traum die Gesegnete Vollkommenheit. Er sprach: �Es sind einige Leute gekommen und haben um Erlaubnis gebeten, Mirza Hasan Kh�n etwas zuleide zu tun. Was sagst du dazu?� Als ich erwachte, wu�te ich, da� an diesem Tag etwas passieren w�rde. Ich ging zum Platz Sayyidn� Husayn und spazierte eine oder zwei Stunden lang umher; dann fand ich mich von einigen Leuten umringt, die sagten: `Man hat bei der Seraye nach Ihnen verlangt.` Doch stattdessen brachten sie mich zum Haus des Mirza Hasan Kh�n. Da merkte ich, da� sie mich mit ihrem Gerede von der Seraye hereingelegt hatten, damit ich mich ihnen ausliefere und nicht etwa sage, ich sei kein persischer Staatsb�rger. Nach einer langen Unterredung mit dem Konsul wurde ich einem Beamten �bergeben, der mich in Ketten legte. Mehrere Male wurde ich herausgerufen. Einmal war eine Anzahl persischer Kaufleute da, unter ihnen Mirza Siyyid Jav�d-i-Sh�r�z�, der britischer Staatsb�rger war, aber der persischen Kolonie vorstand, ferner H�j� muhammad-Taq�y-i-Nam�z� und H�j� Muhammad-Hasan-i-K�zir�n�. Sie sa�en auf St�hlen und lie�en mich bei sich Platz nehmen; ich hatte aber Fieber und f�hlte mich schwach. Sie brachten ein Foto des Gr��ten Zweiges und fragten mich, ob ich wisse, wer das sei. Ich sagte: `Ja. Das ist der �lteste Sohn Bahá'u'lláhs, bekannt als `Abb�s Effendi. Ich bin ihm oft im Salon von Khursh�d P�sh�, dem V�l� von Adrianopel, begegnet.` Dann holten sie den Kitáb-i-Iq�n hervor und sagten, ich solle ihnen daraus vorlesen. Ich sagte: `Ich habe Fieber und kann nicht lesen.` Der Konsul sagte: `Er hat Angst, er wird ausgelacht, wenn er liest.` Ich antwortete: `Vielleicht kann ein anderer lesen, dann kann ich auch mitlachen.` Das Buch wurde an H�j� Muhammad-Taq�y-i-Nam�z� weitergereicht. Er las den Bericht �ber die Losl�sung und das Selbstopfer der Anh�nger des Punkts des Bayan [des B�b]; wenn sie nicht im Recht waren [wird dort gefragt], mit welchen Beweisgr�nden kann man dann die Rechtm��igkeit der Sache des Volkes von Karbil� darlegen? Er las weiter, und sie lachten imMirza. Dann wandte sich Mirza Jav�d an mich und fragte: `Warum bist du B�b� geworden? W�re die Sache des B�b wahr gewesen, dann w�re ich B�b� geworden, denn ich bin ein Siyyid und ein Mann von Sh�r�z.` Ich antwortete: `Aber es ist weder erwiesen, da� ich B�b� bin, noch da� Sie keiner sind. Wie der Dichter H�fiz sagt:`"�

Aus Basrah kommt Hasan, aus Habash kommt Bil�l,
Aus Sh�m kommt Suhayb; doch von dem Boden Mekkas
Erhebt sich Ab�-Jahl: wie eigenartig!�

� aus dem unver�ffentlichten Teil von Nab�ls Bericht

� Hasan al-Basr� war ein f�hrender Weissager und Pietist aus den fr�hen Tagen des Islam (s.Balyuzi: Muhammad and the Course of Islam, S.227); Habash ist �thiopien; Bil�l Ibn Rib�h, einer der fr�hen Muslime, war der erste mu'adhdhin (Muezzin) des Islam, vom Propheten ernannt; Sh�m ist Damaskus; Suhayb war ein Gef�hrte Muhammads, der f�r seine Enthaltsamkeit bekannt war; Ab�-Jahl war ein Erzfeind des Propheten. (H.M.B.)

"Alle Anwesenden brachen in Gel�chter aus, aber Mirza Jav�d sank in sich zusammen. Der Konsul merkte, da� die Leute keinen besonderen Anla� zur Freude hatten, und schickte mich ins Gef�ngnis zur�ck. Ich flehte zu Gott, ihn nie wieder sehen zu m�ssen. Am gleichen Tag wurde er in Gesch�ften nach Alexandria gerufen. Dann hatte ich einen anderen Traum, in dem die Gesegnete Vollkommenheit zu mir sprach: �In den n�chsten einundachtzig Tagen wird ein Grund zur Freude zu dir kommen.� Danach kam Mirza Saf� aus Mekka an; man sagte ihm, da� Mirza Hasan Kh�n einen Reisenden an einem finsteren, trostlosen ... Ort eingekerkert habe. `Sagen Sie ihm,` forderte man ihn auf, `er soll diesen unschuldigen Mann um Gottes willen freilassen.` Mirza Saf� stellte ihn zur Rede und telegrafierte, man solle mich den �gyptischen Beh�rden �berstellen und nach Alexandria schicken. Als ich dorthin gebracht wurde, richtete der inzwischen verstorbene Siyyid Husayn ein Gesuch an Shar�f P�sh�, in dem er schrieb, dieser Reisende sei osmanischer Untertan und vom persischen Konsul widerrechtlich eingekerkert und gefoltert worden. Daraufhin wurde ich von dem niedrigeren ins h�here Gef�ngnis verlegt. Man traf Vorkehrungen, den persischen Konsul zur Rechenschaft zu ziehen. In dem Gef�ngnis war ein Arzt. Er versuchte mich zum protestantischen Glauben zu bekehren. Wir f�hrten lange Gespr�che, und er wurde Baha'i."�

� aus dem unver�ffentlichtem Teil von Nab�ls Bericht

#316

"Am einundachtzigsten Tag nach meinem Traum erblickte ich vom Dach meines Gef�ngnisses auf der Stra�e Aq� Muhammad-Ibr�h�m-i-N�zir. Ich rief ihn an, und er kam zu mir herauf. Ich fragte ihn, was er da mache, und er erz�hlte mir, die Gesegnete Vollkommenheit und die Gef�hrten w�rden nach `Akka gebracht ... und er sei in Begleitung eines Polizisten an Land gekommen, um etwas einzukaufen. Der Polizist, sagte er, `erlaubt mir nicht, mich hier noch l�nger aufzuhalten. Ich gehe und melde dem Aq� [dem Gr��ten Zweig], da� du hier bist. Wenn das Schiff noch eine Weile hier liegenbleibt, komme ich vielleicht noch einmal zu dir.` Er setzte mein innerstes Wesen in Brand, als er wegging. Der Arzt war zu dieser Zeit nicht da. Als er kam, fand er mich in Tr�nen aufgel�st, und ich sang diese Verse: `Der Geliebte ist mir zur Seite, doch ich bin weit von Ihm entfernt; ich schmachte am Ufer der Wasser der N�he, und doch bin ich alleingelassen. O Freund! Hebe mich auf, hebe mich auf zu einem Sitz auf dem Schiff der N�he. Ich bin hilflos, ich liege darnieder, ich, ein Gefangener.` Am Abend kam F�ris (so hie� der Arzt) und sah mein Elend. Er bemerkte: `Du hast mir gesagt, am einundachtzigsten Tag nach deinem Traum m��test du einen Grund zur Freude erleben, und dieser Tag sei heute. Und jetzt finde ich dich ganz im Gegenteil v�llig aufgel�st.` Ich antwortete: `Der Grund zur Freude ist wirklich eingetroffen, aber o weh! 'Die Dattel ist auf der Palme, und unsere H�nde k�nnen sie nicht erreichen.'` `Sag mir, was vorgefallen ist,` erwiderte er, `vielleicht kann ich etwas unternehmen.` So erz�hlte ich ihm, da� die Gesegnete Vollkommenheit auf dem Schiff dort sei. Da wurde er genauso unruhig wie ich: `Wenn morgen nicht gerade Freitag und die Seraye geschlossen w�re,` sagte er, `h�tten wir beide Erlaubnis bekommen k�nnen, an Bord zu gehen und in Seine Gegenwart zu treten. Aber wir k�nnen immer noch etwas tun. Schreib auf, was du schreiben willst. Auch ich will etwas aufschreiben. Morgen kommt einer meiner Bekannten hierher; wir geben ihm die Briefe, damit er sie an Bord bringt.`"�

� aus dem unver�ffentlichtem Teil von Nab�ls Bericht

#317

"Ich schrieb meine Geschichte auf und suchte alle Gedichte zusammen, die ich im Gef�ngnis verfa�t hatte. F�ris, der Arzt, schrieb auch einen Brief, in dem er seinem gro�en Kummer Ausdruck gab. Es war wirklich bewegend. Er steckte alles zusammen in einen Umschlag und gab diesen einem jungen Uhrmacher namens Constantine, der ihn am n�chsten Morgen �berbringen sollte. Ich gab ihm die Namen von Kh�dim [Mirza Aq� J�n] und einigen anderen Gef�hrten, sagte ihm, wie er sie erkennen k�nne, und sch�rfte ihm ein, den Umschlag erst aus der Hand zu geben, wenn er einen von diesen gefunden habe. Am Morgen ging er hinaus. Wir schauten vom Dach aus zu. Wir h�rten den Signalton und dann das Ger�usch des auslaufenden Schiffes und dachten voll Best�rzung, er k�nnte es nicht mehr geschafft haben. Dann hielt das Schiff an und setzte sich nach einer Viertelstunde wieder in Bewegung. Wir waren wie auf die Folter gespannt, als Constantine pl�tzlich hereinkam. Er reichte mir einen Umschlag und ein P�ckchen in einem Taschentuch und rief: `Bei Gott! Ich habe den Vater Christi gesehen.` F�ris, der Arzt, k��te ihm die Augen und sagte: `Unser Los war das Feuer der Trennung, und du hattest die Gnade, den Geliebten der Welt zu sehen.` Als Antwort auf unser Flehen hatten wir jetzt ein Sendschreiben in der Handschrift� der Offenbarung in der Hand, einen Brief vom Gr��ten Zweig und ein Papier voller Mandelnuql [eine S��igkeit], das uns der Reinste Zweig geschickt hatte. In dem Sendschreiben wurde der Arzt F�ris besonders geehrt. Einer der Gef�hrten hatte geschrieben: `Schon mehrmals habe ich Zeichen der Macht erlebt, die ich nie vergessen kann. So war es auch heute. Das Schiff hatte schon Fahrt aufgenommen, als wir weit drau�en ein Boot sahen. Der Kapit�n hielt das Schiff an, und dieser junge Uhrmacher erreichte uns und rief laut meinen Namen. Wir gingen zu ihm, und er gab uns euren Umschlag. Alle Augen waren auf uns gerichtet, die wir Verbannte sind. Aber niemand stellte die Handlung des Kapit�ns in Frage.`"�

� Mirza Aq� J�ns eilige Handschrift, mit der er Verse in dem Augenblick festhielt, in dem Bahá'u'lláh sie sprach.

� Aus dem unver�ffentlichten Teil von Nab�ls Bericht

Der n�chste Zwischenhafen war Port Sa`�d, das am anderen Morgen angelaufen wurde. Das Schiff lag dort den ganzen Tag �ber fest und fuhr bei Einbruch der Nacht weiter. Am folgenden Tag lag es bei Sonnenuntergang vor Jaffa und setzte um Mitternacht die Fahrt fort zu seinem Bestimmungshafen - Haifa.

#318

(Bildlegende: Reise Bahá'u'lláhs von Adrianopel nach Akka)

+30 #319
Kapitel 30
Ankunft in Akka

Als der Dampfer des �sterreichischen Lloyd vor Haifa lag, gingen die Dienststellen daran, Vorbereitungen f�r die Reise Mirza Yahy�s und seines Anhangs nach Zypern zu treffen. Damit verbunden, wurden nun auch die vier Baha'i, die nach offiziellem Beschlu� Mirza Yahy� an seinen Verbannungsort begleiten sollten, von den �brigen Gef�hrten Bahá'u'lláhs getrennt. Alle vier waren in Konstantinopel festgenommen worden; wie wir gesehen haben, waren es der bedeutende Kalligraph Mishk�n-Qalam, Mirza `Al�y-i-Sayy�h (aus Mar�ghih in Adharb�yj�n), Aq� muhammad-B�qir-i-Qahvih-ch� und Aq� `Abdu'l-Ghaff�r. Nat�rlich waren sie und alle anderen Gef�hrten tief ungl�cklich, als die Stunde der Trennung kam. Der H�ter der Baha'i-Religion schreibt:

"In dem Augenblick, da Bahá'u'lláh das Boot betrat, das Ihn zum Landungssteg in Haifa bringen sollte, st�rzte sich `Abdu'l-Ghaff�r, ... dessen �Losgel�stheit, Liebe und Gottvertrauen� Bahá'u'lláh hoch gepriesen hatte, mit dem Ruf `Y� Baha'u'l-Abha` verzweifelt ins Meer, wurde aber von hartherzigen Beamten sofort wieder aufgefischt und ins Leben zur�ckgerufen; sie zwangen ihn, seine Reise mit der Gesellschaft des Mirza Yahy� an den urspr�nglich vorgesehenen Zielort fortzusetzen." (GGV S.207)

Aq� `Abdu'l-Ghaff�r wurde vom Tode errettet, wie zuvor schon H�j� Ja`far-i-Tabr�z� in Adrianopel, und letzten Endes erreichten sie beide ihr Wunschziel - die N�he zu Bahá'u'lláh. H�j� Ja`far kam, als er von seiner sich selbst beigebrachten Wunde genesen war, in Begleitung seines Bruders nach `Akka. Aq� `Abdu'l-Ghaff�r gelang es, aus Zypern zu entkommen und Syrien zu erreichen. Er nahm einen anderen Namen an und blieb als Aq� `Abdu'll�h in Sicherheit.

#320

(Bildlegende: Die Bucht von Haifa im fr�hen neunzehnten Jahrhundert. Im Vordergrund ist die Stadt Haifa, auf der entfernten Seite der Bucht `Akka zu erkennen. (Aus Wilson: Picturesque Palestine)

(Bildlegende: Haifa im neunzehnten Jahrhundert. Im Hintergrund der Berg Karmel. (Aus Wilson: Picturesque Palestine)

#321

Ein Segelschiff brachte die Verbannten von Haifa �ber die Bucht nach `Akka. Unglaubliche Ger�chte waren ihnen vorausgeeilt; die Bewohner der Stadt waren verwirrt und neugierig, auf jeden Fall voreingenommen, feindlich, sogar voll Verachtung. Einige standen am Kai, um den "Gott der Perser" anzugaffen und zu verh�hnen. Es war der Nachmittag des 31. August 1868 (12. Jam�d�yu'l-Avval A.H. 1285), als Bahá'u'lláh mit Seiner Familie und den Gef�hrten das �Gr��te Gef�ngnis� betrat und in der stark befestigten Zitadelle eingekerkert wurde.

`Akka ist eine der �ltesten durchgehend bewohnten, aber auch eine der meistumk�mpften St�dte der Welt. Dies �berrascht nicht, wenn man bedenkt, da� es an dem besten nat�rlichen Hafen des �stlichen Mittelmeeres und an der Verbindungsstrecke zwischen �gypten und Mesopotamien, den beiden Wiegen der Zivilisation, liegt. Die erste Erw�hnung finden wir auf zwei fast 4000 Jahre alten �gyptischen Figuren. Damals war `Akka eine kanaan�isch-ph�nizische Stadt unter �gyptischer Herrschaft; danach verloren die �gypter jahrhundertelang im Wechsel die Herrschaft �ber die Stadt und gewannen sie wieder zur�ck, bis sie schlie�lich nacheinander in die H�nde der Assyrer, Perser, Griechen, R�mer, Araber und dann in die der Kreuzritter fiel. Im dreizehnten Jahrhundert wurde `Akka die Hauptstadt des Kreuzritterreiches und blieb dessen letzte bedeutende Festung, durchgehalten bis ins Jahr 1291, als sie vom Mameluckenheer erobert und verw�stet wurde.

Eine Zeitlang war `Akka ein unbedeutendes Dorf unter der Herrschaft des T�rkischen Reiches. Dann wurden seine nat�rlichen Vorz�ge im sechzehnten Jahrhundert von franz�sischen Kaufleuten neu entdeckt. Der Drusenf�hrer Fakhru'd-D�n baute einige der Kreuzfahrerruinen am Ende des sechzehnten Jahrhunderts wieder auf; doch der eigentliche Wiederaufstieg `Akkas setzte erst unter Z�hiru'l-`Umar ein, einer �rtlichen Standesperson aus Tiberias. Diesem gelang es, aus dem verfallenden T�rkischen Reich ein kleines F�rstentum f�r sich herauszuschustern, zu dessen Hauptstadt er 1749 `Akka erhob. Die osmanische Regierung anerkannte Z�hiru'l-`Umars de facto-Herrschaft, indem sie ihn zum Gouverneur der Provinz `Akka ernannte; doch als er dem aufst�ndischen `Al� Bey von �gypten seine Unterst�tzung lieh, r�ckte 1775 ein t�rkisches Heer zur Belagerung `Akkas an. Durch Verrat wurde die Stadt eingenommen, Z�hiru'l-`Umar wurde get�tet. Einer der F�hrer des Belagerungsheeres, Ahmad P�sh� Al-Jazz�r (der Schl�chter), ein albanischer Abenteurer, wurde 1776 zum neuen Gouverneur ernannt.

#322
(Bildlegende: Blick auf `Akka von S�den)

Das Werk des Wiederaufbaus und der Befestigung `Akkas, das Z�hiru'l-`Umar begonnen hatte, wurde von Ahmad P�sh� tatkr�ftig fortgef�hrt. Al-Jazz�r �bte eine strenge Herrschaft aus, sein Einflu� durchdrang den gr��ten Teil Syriens und Pal�stinas, `Akkas Bedeutung nahm weiter zu. Im Jahr 1799 wehrte die Stadt das Heer des Napoleon Bonaparte ab und setzte dessen orientalischem Abenteuer ein Ende.

Al-Jazz�r starb 1803. Nachfolger wurde sein maml�k (Mamelucke) und Adoptivsohn Sulaym�n P�sh�, der auch eine Reihe bedeutender Geb�ude in Akka errichtete. Als dieser 1818 starb, folgte ihm Abdu'll�h P�sh�, der Sohn Al� P�sh�s, eines anderen maml�k und Adoptivsohnes Al-Jazz�rs.� Abdu'll�h P�sh� war der vierte Gouverneur Akkas in aufeinanderfolgender Reihe; innerhalb wie au�erhalb der Stadt entwickelte er eine fruchtbare Baut�tigkeit. Jedoch kam es in �gypten zu Ereignissen, die sich bald auch auf Akka auswirken sollten. Muhammad-Al� P�sh�, ein albanischer Abenteurer, der die Herrschaft �ber �gypten an sich gerissen hatte, startete eine Erhebung gegen das Osmanische Reich. Abdu'll�h P�sh� stellte sich auf die Seite des Sultans, und 1831 wurde Akka von einem �gyptischen Heer unter der F�hrung von Muhammad-Al�s Sohn Ibr�h�m P�sh� belagert. Die Stadt lag unter heftigem Feuer, und da aus Istanbul keine Hilfe kam, mu�te sich Abdu'll�h P�sh� schlie�lich ergeben. Er wurde gro�m�tig behandelt und nach �gypten geschickt, wo man ihn in Ehren empfing. Sp�ter begab er sich nach Istanbul, und nachdem er dort eine Weile gelebt hatte, reiste er nach Medina, wo er den Rest seines Lebens verbrachte und wo er auch begraben liegt. Da Ibr�h�m P�sh� voraussah, da� die �gyptische Anwesenheit in Syrien nicht unangefochten bleiben w�rde, baute er viele durch seine Kanonade besch�digte Geb�ude wieder auf und verst�rkte Akkas Befestigungsanlagen, um es zum �gyptischen Bollwerk in Syrien zu machen.

� Ein maml�k war ein Sklave, der in jungen Jahren gekauft wurde und eine milit�rische Ausbildung erhielt. Nach Abschlu� der Aus-bildung erlangte er gew�hnlich die Freiheit und wurde Adoptivsohn seines Herrn. Solche Personen stiegen h�ufig in hohe �mter auf, und tats�chlich wurde �gypten mehrere Jahrhunderte lang von einer Folge von Mamelucken-Sultanen regiert.

#323

Unter dem Eindruck von Ibr�h�m P�sh�s aufsehenerregenden Erfolgen in Syrien, ja sogar in Anatolien selbst, entschlossen sich die europ�ischen M�chte zum Eingreifen, da sie um den Bestand des T�rkischen Reiches f�rchteten. 1840 erschien vor Akka eine �berwiegend britische Flotte unter Admiral Sir Robert Stopford und begann mit der Beschie�ung der Stadt. Nach einer viereinhalbst�ndigen Kanonade gab es pl�tzlich eine gewaltige Explosion, und eine dicke Rauchwolke stieg von der Stadt auf. Das Hauptpulvermagazin hatte mehrere Treffer erhalten und war explodiert; dabei waren zwei Kompanien von Ibr�h�m P�sh�s besten Soldaten get�tet worden. Noch heute sind die Wirkungen dieser Explosion zu erkennen: Die innere Landmauer (Z�hiru'l-`Umars Mauer) ist �stlich von der Stelle, wo sie von der nahen Explosion zerst�rt wurde, nicht mehr vorhanden. Am n�chsten Tag stellte die alliierte Flotte fest, da� Ibr�h�m P�sh� die Stadt verlassen und den R�ckzug nach �gypten angetreten hatte.

Der Abzug der �gypter bedeutete einen Wendepunkt in den Geschicken `Akkas. Aus der Hauptstadt einer bedeutenden Provinz wurde nun das Damaskus und Beirut unterstellte Verwaltungszentrum einer Unterprovinz. Z�hiru'l-`Umar, der `Akkas neuen Aufschwung begr�ndete, hatte zugleich auch die Entwicklung eingeleitet, die schlie�lich zu `Akkas Niedergang f�hren sollte: Er hatte am anderen Ende der Bucht von `Akka die kleine Stadt Haifa neu angelegt und befestigt. Im weiteren Verlauf des neunzehnten Jahrhunderts wurde deutlich, da� der Hafen von `Akka, der allm�hlich versandete, Dampfschiffe mit gr��erem Tiefgang nicht mehr aufnehmen konnte. `Akkas Handel und Wohlstand gingen in dem Ma�e zur�ck, wie ein Gro�teil seiner kaufm�nnischen Gesch�fte auf Haifa �berging.�

� Im Gegensatz zu dem Niedergang Akkas verzeichnete Haifa einen ununterbrochenen Aufschwung. Die deutschen Tempelritter, die nur wenige Monate nach Bahá'u'lláh selbst dort eingetroffen waren, trugen durch ihren Flei� und ihr technisches Geschick noch weiter zum Wohlstand der Stadt bei. Bis Ende des neunzehnten Jahrhunderts hatte sich Haifa zum wichtigen Hafen mit einer gro�en Kolonie von Kaufleuten entwickelt; es war durch eine Bahnlinie mit Damaskus verbunden, und die meisten ausl�ndischen M�chte hatten dort Konsulate eingerichtet.

#324

Zur Zeit der Ankunft Bahá'u'lláhs spielte Akka innerhalb des T�rkischen Reiches vor allem die Rolle einer Gef�ngnisstadt f�r Verbrecher und politische Gefangene - die "Bastille des mittleren Ostens", wie es von einem Schriftsteller genannt wurde. Die Zitadelle, in der man Bahá'u'lláh einkerkerte, geh�rt zu den interessantesten Geb�uden `Akkas. Sie steht an der Stelle der einstigen Burg (oder Grand Maneir) der Ritter des St.�Johannes vom Hospital; deren Refektorium ("die Krypta des St.�Johannes") wurde fast unversehrt unter dem heutigen Geb�ude ausgegraben, und in den unteren Teilen des Baues selbst ist noch Mauerwerk der Kreuzfahrerfestung klar erkennbar. Als der Drusenf�hrer Fakhru'd-D�n im sechzehnten Jahrhundert mit Bauma�nahmen in `Akka begann, benutzte er die Ruinen der "Hospitaler" als Fundament seines eigenen Palastes und seiner Zitadelle. Auch Z�hiru'l-`Umar und Ahmad Al-Jazz�r bauten ihre Pal�ste an dieser Stelle, aber das jetzige Geb�ude stammt von Al-Jazz�rs Nachfolger Sulaym�n P�sh� und wurde 1819 von `Abdu'll�h P�sh� vollendet. Die T�rken benutzten es als Kaserne und als Gef�ngnis, auch unter dem britischen Mandat diente es weiterhin als Gef�ngnis. In den Mauern des Bauwerks stecken noch Kanonenkugeln von der Beschie�ung durch die alliierte Flotte unter Admiral Sir Robert Stopford im Jahr 1840.

Aq� Rid� schildert Akka als "eine Stadt mit engen, sch�bigen Stra�en, dunkel und schmutzig, d�ster und verwinkelt; da gibt es kein einziges ansehnliches Wohnhaus." Er beschreibt auch die Zitadelle:

"Sie wurde unter Jazz�r P�sh� f�r das Milit�r gebaut. Sie ist sehr hoch und ger�umig, in der Mitte hat sie einen Teich mit Palmen und Feigenb�umen. Im Nordwestteil gab es im gut angelegten oberen Stockwerk vier oder f�nf gute Zimmer mit einem ayv�n. Ein b�r�n� war dort auch vorhanden: ein gro�es Zimmer mit Veranda und noch weiteren Zimmern. Diesen Teil bewohnten die Gesegnete Vollkommenheit und Seine Familie. Aq� Mirza Muhammad-Qul� und seine Familie wohnten im unteren Stockwerk. Im Norden waren Zimmer auf drei Stockwerken; hier wurden H�j� `Al�-`Askar, Am�r und Aq� Muhammad-Jav�d einquartiert. In der Nordwestecke waren die Zimmer, wo wir untergebracht waren ... Auf der Westseite gab es ein sehr gutes Bad. Im S�den und Osten lagen einige gute, ger�umige Zimmer. Eins davon bezog Jin�b-i-Kal�m, in einem anderen kamen andere Gef�hrten unter, und die meisten blieben leer. Siyyid muhammad und Kaj-Kul�h [Aq�-J�n Big] wohnten hier zwei oder drei Tage, dann baten sie die Verwaltung um Verlegung. Sie erhielten ein Zimmer �ber dem zweiten Stadttor [von Akka]."

"In der ersten Nacht nach unserer Ankunft litten wir unter Wassermangel. Das Wasser im Teich hatte einen fauligen Geruch bekommen. Wir wollten hinausgehen, um frisches Wasser zu besorgen, aber man lie� uns nicht. Aus dem Haus von `Abdu'l-H�d� P�sh�, dem Mutasarrif von `Akka, brachte man uns gekochten Reis, aber es war nicht genug. Am n�chsten Tag kamen Beamte, um zu sehen, wie es uns erging. Sie traten in die Gegenwart der Gesegneten Vollkommenheit, und Er sprach zu ihnen Worte von solchem Wissen und solcher Weisheit, da� sie bei diesem ersten Zusammentreffen erkannten, da� es sich hier um Menschen handelte, die mit Gelehrsamkeit, Weisheit und au�ergew�hnlichem Verst�ndnis begnadet waren. Einer sagte gleich bei diesem Zusammentreffen, da� noch nie zuvor so reine, geheiligte Seelen `Akka betreten h�tten. Ein paar Tage sp�ter wurden H�j� Ja`far und sein Bruder H�j� Taq� gebracht."

#325

(Bildlegende: Das Seetor von Akka, durch das Bahá'u'lláh die Stadt betrat)

#326

(Bildlegende: Luftaufnahme der Zitadelle von `Akka. Links unten im Bild ist die �u�ere Grabenb�schung, von wo aus diejenigen Pilger, die die Stadt nicht betreten durften, einen fl�chtigen Blick auf Bahá'u'lláh werfen konnten. Im Vordergrund das Haus Abdu'll�h P�sh�. Hinter der Zitadelle ist die gro�e Kuppel der Moschee von Al-Jazz�r zu erkennen. Zwischen Moschee und Zitadelle liegt die Seraye (der Sitz des Gouverneurs); dieser gleich benachbart, hinter der Zitadelle, ist die kleine Kuppel des Hamm�m (der �ffentlichen B�der).

Aq� Rid� und Aq� Husayn-i-Ashch� berichten, da� die Lebensmittelration pro Person aus drei versalzenen, ungenie�baren Schwarzbroten bestand. Diese Verpflegung war so absto�end, da� Aq� Husayn, der noch jung und eigensinnig war, auf t�rkisch grobe, verletzende, gegen den Mutasarrif gerichtete Bemerkungen dar�ber machte. Daf�r erhielt er vom Gr��ten Zweig eine Backpfeife. Aber dies f�hrte dazu, erz�hlt Aq� Husayn, da� der Mutasarrif sich der Situation annahm. Bald stellten die Beamten diese Verpflegung ein; stattdessen erhielten die Verbannten jeden Tag einen Geldbetrag, in den sich alle Gef�hrten teilten.

Der Herbst brachte wegen der ungesunden Lebensbedingungen in `Akka mancherlei Beschwerden und Krankheiten mit sich. Die Verbannten hatten innerhalb der Gef�ngnismauern schwer zu leiden.

#326

Im folgenden geben wir eine Liste der Verbannten, die am Nachmittag des 31. August 1868 das Gr��te Gef�ngnis betraten. Die Liste wurde urspr�nglich unter Mitwirkung von Mirza Abdu'r-Ra'�f, dem Sohn Mirza Muhammad-Qul�s, des Bruders von Bahá'u'lláh, erstellt. Der Verfasser hat jedoch dort, wo er Unstimmigkeiten bemerkte, Ver�nderungen vorgenommen. Mirza Abdu'r-Ra'�f hatte beispielsweise einige Personen in die Liste aufgenommen, die erst sp�ter in Akka eintrafen.

1. Bahá'u'lláh

2. Buy�k Kh�num, die Mutter des Gr��ten Zweiges, As�yih Kh�num

3. `Abdu'l-Bahá (der Gr��te Zweig)
4. Baha'iyyih Kh�num (das Gr��te Heilige Blatt)
5. Mirza Mihd� (der Reinste Zweig)

6. Mahd-i-`Uly�, die Mutter von Mirza Muhammad-`Al�

7. Mirza Muhammad-`Al�
8. Mirza Bad�`u'll�h, Sohn von Mahd-i-`Uly�
9. Mirza D�y�'u'll�h, Sohn von Mahd-i-`Uly�

10. Samad�yyih Kh�num, Schwester von Mirza Muhammad-`Al�

und Ehefrau von Mirza Majdi'd-D�n
11. Mirza M�s� Jin�b-i-Kal�m, Bruder Bahá'u'lláhs

12. F�timih-Sultan Kh�num, Tochter von Shaykh Sultan-i-`Arab

und Ehefrau Mirza M�s�s
13. Havv� Kh�num, zweite Frau Mirza M�s�s

14. Mirza Majdi'd-D�n, Sohn von Mirza M�s� und F�timih-Sultan Kh�num

15. Liq� Kh�num, Ehefrau Mirza Muhammad-`Al�s
16. Mirza `Al�-Rid�, Sohn Mirza M�s�s
17. Mirza Muhammad-Qul�, Bruder Bahá'u'lláhs
18. Kh�num-J�n, Ehefrau Mirza Muhammad-Qul�s

19. Nash'ih Kh�num, zweite Frau Mirza Muhammad-Qul�s

20. Mirza `Abdu'r-Ra'�f, Sohn Mirza Muhammad-Qul�s

21. Mirza Dhikru'll�h, Sohn Mirza Muhammad-Qul�s
22. Mirza Vah�d, Sohn Mirza Muhammad-Qul�s

23. Quds�yyih Kh�num, Tochter von Mirza Muhammad-Qul� und Nash'ih Kh�num

24. Ab�j� Qazv�n�, eine Bedienstete

25. Badr�-J�n, Ehefrau von Mirza Yahy� Subh-i-Azal

26. Mirza Rid�-Qul�y-i-Tafrish�, Bruder der Badr�-J�n

27. Mirza Fadlu'll�h, Neffe Mirza Rid�-Qul�s,

Sohn des (in Adrianopel verstorbenen) Mirza Nasru'll�h

28. Aq� `Azam-i-Tafrish�, Diener Mirza Nasru'll�hs und Mirza Rid� Qul�s

29. Aq� Rid�y-i-Sh�r�z� Qann�d

30. Gawhar Kh�num, Ehefrau Aq� Rid�s, Mutter des `Aynu'l-Mulk

31. Mirza Mahm�d-i-K�sh�n�

32. Saltanat Kh�num, Ehefrau Mirza Mahm�d-i-K�sh�n�s,

Schwester der Gawhar Kh�num

33. H�j� Aq�y-i-Tabr�z�, Bruder von Gawhar Kh�num und Saltanat Kh�num

34. Zahr� Kh�num, Mutter des H�j� Aq�y-i-Tabr�z�
35. Aq� Rid�, Bruder des H�j� Aq�
36. H�j� `Al�-`Askar-i-Tabr�z�

37. Husayn-Aq� Qahvih-ch�, Sohn des H�j� `Al�-`Askar

38. Kh�num J�n, Ehefrau des H�j� `Al�-`Askar
39. Ma`s�mih, Tochter des H�j� `Al�-`Askar
40. F�timih, Tochter des H�j� `Al�-`Askar
41. Husn�yyih, Tochter des H�j� `Al�-`Askar
und Ehefrau des Aq� Muhammad-Jav�d-i-Qazv�n�
42. Aq� Muhammad-Jav�d-i-Qazv�n�

43. Mashhad� Fatt�h, Bruder des H�j� `Al�-`Askar-i-Tabr�z�

44. Aq� Muhammad-`Al�y-i-Yazd�

45. Aq� Abu'l-Q�sim-i-Sultan�b�d� (in der Zitadelle verstorben)

46. Aq� Faraj, Vetter des Aq� Abu'l-Q�sim
47. Aq� Muhammad-Ism�`�l und
48. Aq� Muhammad-B�qir �
49. Mirza Ja`far-i-Yazd�
50. Za`far�n Kh�num, Ehefrau des Mirza Ja`far

51. Aq� Muhammad-Ibr�h�m-i-Nayr�z�, bekannt als Am�r;

einer der B�b�, die mit Vah�d in Nayr�z waren

52. Hab�bih Kh�num, Ehefrau Am�rs und Bedienstete im Haushalt Bahá'u'lláhs

53. Bad�`ih Kh�num, Tochter des Am�r und der Hab�bih,

verheiratet mit Husayn Aq� Qahvihch�
54. S�hib-J�n Kh�num, eine Bedienstete

55. Mirza Mustaf�, Sohn der Sahib-J�n, bekannt als Ab�-Hurayrih

56. Darv�sh Sidq-`Al�

57. Mirza Aq�-J�n, Sekret�r und Diener Bahá'u'lláhs

58. H�j� Faraju'll�h-i-Tafrish�
59. Aq� Husayn-i-Ashch�
60. Aq� Muhammad-`Al�y-i-Isfah�n�
61. Ust�d Ahmad-i-Najj�r
62. Aq� Mirza Husayn-i-Najj�r
63. Aq� Muhammad-Ibr�h�m-i-N�zir
64. Khayy�t-B�sh�
65. Mirza Asadu'll�h
66. Siyyid Muhammad-i-Isfah�n� - ein Azal�

67. Aq� J�n Big, bekannt als Kaj-Kul�h - ein Azal�

� die beiden Br�der (47 und 48) starben in der Zitadelle. Ihr Bruder Pahlav�n Rid� war ein B�b� aus K�sh�n

+31 #330
Kapitel 31
Der Herr der Heerscharen

�Machet die Tore weit und die T�ren in der Welt hoch, da� der K�nig der Herrlichkeit einziehe! Wer ist der K�nig der Herrlichkeit? Es ist der Herr der Heerscharen; Er ist der K�nig der Herrlichkeit.� (Psalm 24:9-10)

Der H�ter der Baha'i-Religion schreibt:

�Mit der Ankunft Bahá'u'lláhs in Akka beginnt der letzte Abschnitt Seines vierzigj�hrigen Wirkens, das Endstadium, zugleich der H�hepunkt der Verbannung, in der Er Seine gesamte Amtszeit verbrachte. Diese Verbannung hatte Ihn zun�chst in die unmittelbare Nachbarschaft der Hochburgen der schiitischen Orthodoxie gebracht ..., sp�ter in die Hauptstadt des Osmanischen Reiches gef�hrt und Ihn bewogen, Seine epochemachenden Verk�ndigungen an den Sultan, an dessen Minister und an die geistlichen F�hrer des sunnitischen Islam zu richten. Jetzt hatte diese Verbannung dazu gef�hrt, da� Er an die Ufer des Heiligen Landes gelangte - des Landes, das Gott schon Abraham verhei�en hatte, das geheiligt war durch die Offenbarung Mose, geehrt durch das Leben und Wirken der hebr�ischen Stammv�ter, Richter, K�nige und Propheten, verehrt als die Wiege des Christentums und als die St�tte, wo auch Zoroaster, wie `Abdu'l-Bahá bezeugt, "mit einigen Propheten Israels Gemeinschaft gepflogen" hatte, im Islam verbunden mit der n�chtlichen Reise des Gesandten Gottes durch die sieben Himmel zum Thron des Allm�chtigen. In den Grenzen dieses heiligen, beneidenswerten Landes - "Heimat aller Gottesboten," "Tal von Gottes unerforschlichem Ratschlu�," "der schneewei�e Ort," "das Land unverg�nglicher Herrlichkeit" - sollte der Verbannte von Baghdad, Konstantinopel und Adrianopel nun nicht weniger als ein Drittel der Ihm zugemessenen Lebensspanne und �ber die H�lfte der gesamten Dauer Seiner Sendung verbringen.� (GGV S.208)

#331

Akka - das Ptolemais der Antike, das St.�Jean d'Acre der Kreuzfahrer und deren letzte Bastion, die Feste, die der Macht eines Napoleon getrotzt hatte, eine durch alle Jahrhunderte vielger�hmte Stadt - `Akka hatte in diesem neuen Abschnitt seiner wechselvollen Geschichte sein Ansehen eingeb��t. Luft und Wasser waren verpestet und vergiftet. Es ging die Rede, da� ein Vogel, der �ber `Akka fl�ge, tot zu Boden fiele. In die trostlosen Verliese der Stadt wurden die Aufr�hrer, Desperados und unverbesserlichen Kriminellen des Osmanischen Reiches eingeliefert, damit sie dort umk�men.

Dies war aber auch die Stadt, von der David als der "befestigten Stadt" gesprochen hatte, die Hosea als "Tor der Hoffnung" ger�hmt und �ber die Hesekiel gesagt hatte: "Und danach f�hrte er mich zu dem Tor, das nach Osten schaut. Und siehe: Die Herrlichkeit des Gottes Israels kam von Osten her, und seine Stimme war wie das Tosen vieler Wasser, und es ward sehr licht auf der Erde von seiner Herrlichkeit ... Und die Herrlichkeit des Herrn kam in das Haus durch das Tor, das gegen Osten liegt." (Hesekiel 43:1-4) Der Begr�nder des Islam schlie�lich hatte die gleiche Stadt mit folgenden Worten verherrlicht: "Gesegnet ist der Mensch, der `Akka besucht, und gesegnet der, der den Besucher von `Akka besucht... Und wer darin den Ruf zum Gebet erhebt, dessen Stimme wird bis ins Paradies emporgetragen." (WOLF [265,264] S.53 S.152)

Als Akka seine Tore �ffnete, um den Weltenerl�ser als Gefangenen aufzunehmen, war es eine Stadt, die die Tiefen des Elends kennengelernt hatte. Bahá'u'lláhs Verbannung ins Heilige Land und Seine Einkerkerung in der schrecklichen Feste `Akka waren nach den Pl�nen und Berechnungen Seiner Gegner der endg�ltige Schlag, der Seinen Glauben und Sein ferneres Wohl ein f�r allemal zunichte machen sollte. Wie bedeutungsschwer, wie schicksalstr�chtig erscheint uns diese Verbannung, wenn wir uns gewisser Weissagungen aus der Vergangenheit erinnern. Abdu'l-Bahá, der Mittelpunkt des B�ndnisses Bahá'u'lláhs und Ausleger Seiner Botschaft, sagt �ber dieses gewaltige Ereignis:

#332

�Als Bahá'u'lláh in dieses Gef�ngnis im Heiligen Lande kam, erkannten die Einsichtigen, da� die frohe Botschaft, die Gott zwei- und dreitausend Jahre vorher durch den Mund der Propheten verk�nden lie�, sich verwirklicht und da� Gott Sein Versprechen erf�llt hatte. Denn mehreren Propheten hatte Er sich offenbart und ihnen die gute Nachricht gegeben, da� "der Herr der Heerscharen im Heiligen Land offenbart w�rde." Alle diese Prophezeiungen wurden erf�llt, und wenn diese Verfolgungen durch Seine Feinde, Seine Vertreibung und Verbannung nicht gewesen w�ren, k�nnte man sich schwerlich vorstellen, wie Bahá'u'lláh h�tte gezwungen werden k�nnen, Persien zu verlassen und in diesem Heiligen Land Sein Zelt aufzuschlagen.� (BF Kap.9)

David hatte so majest�tisch verk�ndet: "Und der K�nig der Herrlichkeit wird einziehen. Wer ist dieser K�nig der Herrlichkeit? Der Herr der Heerscharen, er ist der K�nig der Herrlichkeit."

"Die Wildnis und die Ein�de werden sich freuen," hatte Jesaja gesagt, "und die W�ste wird fr�hlich sein und bl�hen wie die Rose. Sie wird in voller Bl�te stehen und in Lust und Freude singen; denn die Herrlichkeit des Libanon ist ihr gegeben und der Schmuck des Karmel und Scharon. Sie werden die Herrlichkeit des Herrn sehen und die Vortrefflichkeit unseres Gottes." (Jesaja 35:1-2)

"Der Herr wird aus Zion br�llen," hatte Amos bezeugt, "und seine Stimme aus Jerusalem h�ren lassen, und die Behausungen der Hirten werden j�mmerlich stehen, und der Gipfel des Karmel wird verdorren." (Amos 1:2)

Und Micha schlie�lich hatte geweissagt: "... von Assyrien und von den befestigten St�dten, und von der Festung bis an den Strom, von einem Meer zum andern, und von einem Gebirge zum andern" wird er kommen. (Micha 7:12)

+32 #333
Kapitel 32
Leben in der Festung

Das Leben in der Zitadelle von Akka war wirklich hart und dr�ckend, ganz besonders, als die Verbannten von Krankheiten wie Mala-ria und Ruhr befallen wurden, die sich mit dem Einbruch des Herbstes einstellten. Aq� Rid� sagt, nie zuvor seien sie von so schweren Krankheiten heimgesucht worden, und er bezeugt weiter, da� der Gr��te Zweig, der sehr darauf achtete, was Er a� oder trank, "nicht unterlag" wie die �brigen, sondern immer auf den Beinen war, sich um die Kranken k�mmerte und sie pflegte. Aq�y-i-Kal�m und auch Aq� Rid� selbst waren imstande, bei der Krankenpflege zu helfen. Aber drei der Verbannten mu�ten sterben. Als ersten traf es Aq� Abu'l-Q�sim-i-Sultan�b�d�; dann folgten Ust�d B�qir und sein Bruder Ust�d Ism�`�l-i-Khayy�t, die beide in der gleichen Nacht starben, "sich innig umschlungen haltend," wie Bahá'u'lláh bezeugt. Die Wachen lie�en es nicht zu, da� die Verbannten ein Begr�bnis f�r ihre Toten ausrichteten. Bahá'u'lláh mu�te einen Teppich, auf dem Er selbst schlief, zum Verkauf hergeben, damit der von den Wachen verlangte Preis bezahlt werden konnte. Die Wachen jedoch strichen das Geld ein und lie�en die Leichname in ihren Kleidern bestatten - ungewaschen, ohne Leichentuch und ohne Sarg. Bahá'u'lláh bezeugt, da� den Wachen zweimal soviel Geld gegeben wurde, wie �blicherweise f�r eine ordentliche Bestattung erforderlich war. Bei der Schilderung Seiner Leiden in dieser Zeit schreibt Er von sich selbst: "Den gr��ten Teil Seines Lebens hat Er �bel zugerichtet in den Klauen Seiner Feinde gelegen. Jetzt haben Seine Leiden ihren H�hepunkt in diesem entsetzlichen Kerker erreicht, in den Seine Unterdr�cker Ihn so zu Unrecht geworfen haben." (GGV S.213)

#334

(Bildlegende: Text des farm�ns des Sultan `Abdu'l-`Az�z, mit dem Bahá'u'lláh nach `Akka verbannt wurde.)

#335

(Bildlegende: Die Zitadelle von `Akka. Der Raum, in dem Bahá'u'lláh gefangen war, ist im Obergescho� ganz rechts au�en zu sehen.)

Der H�ter der Baha'i-Religion berichtet:

"Vom Sultan und seinen Ministern war der ausdr�ckliche Befehl ergangen, die Verbannten - denen man zur Last legte, schwerste Irrlehren verbreitet und andere verf�hrt zu haben - strengsten Haftbedingungen zu unterwerfen. Man gab der zuversichtlichen Hoffnung Ausdruck, da� die lebensl�ngliche Kerkerhaft, zu der sie verurteilt waren, schlie�lich zu ihrer v�lligen Ausl�schung f�hrte. Der farm�n des Sultan Abdu'l-Az�z vom f�nften Rab�`u'th-Th�n� 1285 A.H. (26. Juli 1868) verurteilte sie nicht nur zu lebensl�nglicher Verbannung, sondern verf�gte auch strenge Kerkerhaft und untersagte ihnen sowohl den Verkehr untereinander wie auch mit den Ortsans�ssigen. Der Text des Erlasses wurde bald nach der Ankunft der Verbannten in der Hauptmoschee der Stadt als Warnung f�r die Bev�lkerung �ffentlich verlesen." (GGV S.211)

Die offiziellen osmanischen Archive belegen, da� die Verk�ndigung eines solchen Befehls eine Empfehlung und Forderung der Beamten war, die mit der Vernehmung der in Istanbul verhafteten Bahá'í und der beiden Azal� beauftragt waren. Auch untermauern diese Dokumente die Tatsache, da� Khursh�d P�sh�, der V�l� von Adrianopel, die Bahá'í verteidigt und die gegen sie erhobenen Anschuldigungen zur�ckgewiesen hatte.

#336

(Bildlegende: Bahá'u'lláhs Zimmer in der Zitadelle)

In einem an Aq� Mirza Aq�y-i-Afn�n N�ri'd-D�n gerichteten, von Kh�dim (Mirza Aq� J�n, dem Sekret�r) unterzeichneten Sendschreiben gibt Bahá'u'lláh an, da� die Bewachung durch die Beh�rden so streng war, da� ein Barbier oder Bademeister bei Bedarf nur in Begleitung eines Polizeibeamten in die Zitadelle gebracht werden durfte und da� dieser Beamte die ganze Zeit danebenstand. Aus diesem Grund machte Bahá'u'lláh eine Zeitlang von dem Bad keinen Gebrauch. Der Leser wird sich erinnern, da� Ust�d Muhammad-`Al�y-i-Salm�n�, der Bahá'u'lláh als Bademeister gedient hatte (und Ihm auch in Zukunft wieder in dieser Eigenschaft dienen sollte), sich zu dieser Zeit im Ir�n befand, da die osmanischen Beh�rden ihn ausgewiesen hatten. Dieses Sendschreiben, erst zwei Jahrzehnte sp�ter offenbart, unterstreicht besonders die Ver�nderungen, die im Lauf der Jahre eingetreten waren. Zu Beginn der Kerkerhaft in `Akka wurden die Vorschriften mit �u�erster Strenge angewandt; dagegen konnte zu der Zeit dieses Sendschreibens jedermann sich ungehindert in `Akka oder au�erhalb der Stadt bewegen.

Der H�ter der Baha'i-Religion schreibt weiter:
#337

"Der persische Gesandte an der Hohen Pforte hatte seiner Regierung in einem Brief, den er etwas �ber ein Jahr nach ihrer [der Baha'i] Verbannung nach `Akka schrieb, folgende Zusicherung gegeben: "Ich habe telegrafische und schriftliche Weisungen ergehen lassen, denen zufolge es Ihm [Bahá'u'lláh] verboten ist, mit irgend jemand au�er Seinen Frauen und Kindern zusammenzukommen oder aus irgendeinem Grund das Haus zu verlassen, in dem Er gefangen sitzt. Vor drei Tagen habe ich `Abb�s-Qul� Kh�n, den Generalkonsul in Damaskus ..., zur�ckgeschickt mit der Weisung, unverz�glich nach `Akka zu reisen, ... sich dort mit dem Gouverneur �ber alle erforderlichen Ma�nahmen f�r die strenge Durchf�hrung ihrer Haft zu besprechen ... und vor seiner R�ckkehr nach Damaskus einen Stellvertreter am Ort zu ernennen, der daf�r zu sorgen hat, da� die von der Hohen Pforte erlassenen Befehle strengstens befolgt werden. Des weiteren habe ich ihn angewiesen, alle drei Monate von Damaskus nach `Akka zu kommen, um pers�nlich �ber allem zu wachen, und dar�ber an die Botschaft zu berichten." Die ihnen auferlegte Isolierung war so streng, da� die Bahá'í in Persien, beunruhigt durch die von den Azal� in Isfah�n ausgestreuten Ger�chte, Bahá'u'lláh sei ertr�nkt worden, das britische Telegrafenamt in Julf� veranla�ten, in ihrem Auftrag die Wahrheit in dieser Sache zu ermitteln." (GGV S.211f)

Aber trotz dieser eigenm�chtigen Handlungsweise, die sich der persische Gesandte mehr als ein Jahr nach der Ankunft der Verbannten in `Akka erlaubte - eine unverfrorene Einmischung in die innere Verwaltung des T�rkischen Reiches -, und obwohl sich an dem urspr�nglichen Erla� des Sultan `Abdu'l-`Az�z kein Jota ge�ndert hatte, waren die osmanischen Beamten am Ort, wie wir noch sehen werden, doch immer weniger geneigt, ja sahen sich nicht einmal mehr in der Lage, ihre Gefangenen mit rauhen Methoden zu behandeln. Auch die Bev�lkerung der Stadt, die anfangs gr��te Feindseligkeit gezeigt hatte, war ganz allm�hlich dazu �bergegangen, den in der Zitadelle Eingeschlossenen mit Achtung und Ehrerbietung zu begegnen. Dieser erstaunliche Wandel war vor allem auf die Haltung und das Auftreten von Bahá'u'lláhs �ltestem Sohn zur�ckzuf�hren.

Aq� Rid� wie auch Aq� Husayn haben ein kurzes Gebet aufgezeichnet, das Bahá'u'lláh nach dem Hinscheiden der drei Gef�hrten offenbarte und das die Verbannten zu ihrem Schutz sangen. Hier der Wortlaut:

�Im Namen Gottes, des Vergebenden! Der schlimme Zustand, in dem ich, o mein Gott, mich befinde, l��t mich Deinen Zorn und Deine Strafe verdienen; doch Dein Wohlgefallen und Deine Segnungen verlangen danach, da� Deine Vergebung Deine Diener umfange und Deine Gunst sie erreiche. Ich bitte Dich bei Deinem Namen, den Du zum K�nig aller Namen gemacht hast, bewahre mich durch Deine Macht und Allgewalt vor allem Unheil und vor allem, was Dir zuwider und Deinem Willen entgegen ist. Bei Dir liegt die Oberherrschaft �ber alle Dinge.��

� Nach der englischen �bersetzung von H.M.Balyuzi
#338

Die Krankheit ging weiter um, aber es gab keine Todesf�lle mehr. Aq� Rid� berichtet, da� vier Monate lang ein riesiger Kessel mit Br�he f�r die Kranken zubereitet wurde und da� sie abends einfachen Reis erhielten, den der Gr��te Zweig an jeden pers�nlich entsprechend seinen Bed�rfnissen ausgab. Und dann, erz�hlt Aq� Rid� weiter, erkrankte der Gr��te Zweig selbst; Er wurde so krank, da� die Gef�hrten in �u�erste Besorgnis und Best�rzung gerieten. Aber auch das ging vor�ber, und allm�hlich erlangten alle die Gesundheit wieder.

Aq� Husayn-i-Ashch� erz�hlt ausf�hrlicher, welche Sorgfalt und Kontrolle der Gr��te Zweig anwandte, um das Wohlbefinden und die Gesundheit der Gef�hrten zu sch�tzen. Jeden Tag stand Er am Tor der Zitadelle und erwartete die R�ckkehr derer, die in Begleitung von Wachen in die Stadt gegangen waren, um die notwendigen Eink�ufe zu t�tigen. Er besah alles, was sie gekauft hatten, und pr�fte sogar die Taschen ihrer Kleidung, um sicherzugehen, da� sie nichts mitbrachten, was der Gesundheit der Bewohner schaden k�nnte. Was Er als ungeeignet f�r den Verzehr ansah, warf Er weg.

Es gab noch einen Fall schwerster Erkrankung und wundersamer Heilung. Mirza Ja`far-i-Yazd� wurde schon fast als tot aufgegeben. Ein christlicher Arzt namens Butrus (Peter) wurde zu ihm gerufen. Er f�hlte den Puls des Patienten, dann stand er �rgerlich auf, ungehalten dar�ber, da� man ihn zu einem Toten gerufen habe. "Ich bin nicht Christus," sagte er und empfahl sich. Aq�y-i-Kal�m ging zu Bahá'u'lláh und berichtete �ber Mirza Ja`fars schlimmen Zustand. Aq� Rid� hat festgehalten, da� Bahá'u'lláh ein Gebet offenbarte und Aq�y-i-Kal�m anwies, die Hoffnung nicht aufzugeben, sondern den Kranken weiter zu pflegen. Wie Aq� Rid� schreibt, wurde Mirza Ja`far neues Leben eingehaucht, und er wurde gesund. Von nun an nannte Bahá'u'lláh ihn Bad�`u'l-Hay�t (Wundersames Leben).

#339

(Bildlegende: Hamm�m-al-P�sh� - das �ffentliche Bad, wo Bahá'u'lláh die Begegnung mit H�j� Abu'l-Hasan-i-Ardik�n� hatte, dem ersten Pilger, dem es gelang, `Akka zu betreten und Bahá'u'lláh zu sehen. Das Geb�ude ist jetzt St�dtisches Museum.)

#340

Die Bahá'í im Ir�n hatten endlich erfahren, da� Bahá'u'lláh in der Zitadelle von `Akka eingekerkert war. Etliche von ihnen kamen in der Hoffnung, sie w�rden vielleicht in die Gegenwart ihres Herrn vorgelassen. Doch die beiden Azal�, die �ber der Toreinfahrt wohnten, waren st�ndig auf der Lauer und meldeten den Beh�rden jeden neuankommenden Baha'i, den sie erkannten. Die Beamten warfen dann den Baha'i, dem es gelungen war, die Stadt zu betreten, sofort wieder hinaus. Einige hatten den ganzen Weg �ber das hohe Gebirge des westlichen Ir�ns und durch die W�sten des `Ir�q und Syriens zu Fu� zur�ckgelegt, um nach `Akka zu kommen, und am Ende wurde alles durch die Machenschaften von Gegnern vereitelt. Der einzige Trost, der ihnen jetzt noch blieb, war, von einem Standort jenseits des zweiten Burggrabens aus zur Zitadelle hin�berzuschauen und einen kurzen Blick auf die Gestalt ihres Herrn zu werfen, der hinter dem Gitter Seiner Zelle stand. Ein Gru� von Seiner gesegneten Hand, aus gro�er Entfernung - das war ihr ganzer Lohn nach monatelanger, m�hevoller Reise. Dann kehrten die meisten wieder nach Hause zur�ck, dankbar f�r die Gnade, die ihnen zuteil geworden. Sie hatte ausgereicht, ein noch heftigeres Feuer in ihren Herzen zu entz�nden und ihre Hingabe zu st�rken. Andere folgten ihnen, und auch sie nahmen die Erinnerung mit an diese Gestalt, die hinter den Eisenst�ben am Fenster erschien - eine Erinnerung, die ihnen mehr bedeutete als alles andere im Leben. Es gab aber auch einige - so etwa Bad�`, dessen Geschichte im n�chsten Kapitel erz�hlt wird, und (beim zweiten Anlauf) Nab�l-i-A`zam -, die die �bergro�e Gnade hatten, die Gegenwart Bahá'u'lláhs zu erreichen.

Der H�ter der Baha'i-Religion schreibt:

"Die ganz wenigen, denen es gelang, in die Stadt hineinzukommen, mu�ten zu ihrem gro�en Leidwesen wieder umkehren, ohne auch nur Sein Antlitz geschaut zu haben. Der selbstlose H�j� Abu'l-Hasan-i-Ardik�n�, mit dem Beinamen Am�n-i-Il�h� (der Vertraute Gottes), war der erste, dem es gelang, bis in Seine Gegenwart vorzudringen. Dies war jedoch nur w�hrend eines Besuches im �ffentlichen Bad m�glich und in der Weise, da� er wohl Bahá'u'lláh sehen, sich Ihm aber nicht n�hern oder ein Erkennungszeichen geben durfte. Ein anderer Pilger, Ust�d Ism�`�l-i-K�sh�, der von Mosul kam, stellte sich jenseits des Burggrabens auf und starrte stundenlang, in Anbetung versunken, nach dem Fenster seines Geliebten, konnte schlie�lich doch wegen seiner schwachen Augen Sein Antlitz nicht erkennen und mu�te unverrichteter Dinge wieder zu der H�hle auf dem Berg Karmel zur�ckkehren, die ihm als Unterkunft diente - diese Episode r�hrte die Heilige Familie, die von weitem voll Mitgef�hl das Scheitern seiner Hoffnungen verfolgt hatte, zu Tr�nen." (GGV S.213)

#341

Ust�d Ism�`�l, der Onkel m�tterlicherseits des Aq� Husayn-i-Ashch�, hatte als ehemaliger Baumeister unter anderem in den Diensten Farrukh Kh�n-i-Ghaff�r�s gestanden, des Am�nu'd-Dawlih� von K�sh�n, eines der ersten Botschafter einer persischen Regierung an einem europ�ischen Hof, der als Unterh�ndler im Jahr 1856 den Friedensvertrag von Paris mit Gro�britannien unterzeichnet hatte.

� Einer der S�hne des Am�nu'd-Dawlih, Mihdi Kh�n-i-Ghaff�r�, der Vaz�r Hum�y�n und Q�`im-Maq�m, der unter N�siri'd-D�n Sh�h im Verwaltungsdienst gestanden und in den fr�hen Tagen der Verfassung Ministerialposten bekleidet hatte, wurde w�hrend `Abdu'l-Bahás Amtszeit Bahá'í - zur gro�en Best�rzung seiner Familie. Er besuchte `Abdu'l-Bahá in Ramlih bei Alexandria in �gypten.

Aq� Husayn hat die Ankunft seines Onkels und die n�chsten Monate wie folgt festgehalten: "Als er auf dem Weg �ber Mosul angekommen war und [die Gegenwart Bahá'u'lláhs] nicht erreichen konnte, ging er nach Haifa und wohnte dort zusammen mit Khal�l Mans�r, dem Kupferschmied aus K�sh�n [s.Anhang V S.544]. Khal�l Mans�r war der erste [Baha'i], der sich in Haifa niedergelassen hatte. Er k�mmerte sich dort um die Pilger, die aus verschiedenen Richtungen ankamen. Nach den Anweisungen, die er aus `Akka erhielt, und durch geheime Mittelsm�nner erstattete er Bericht �ber jeden Pilger. Dann verhielten sie sich entsprechend den Anweisungen. Gelegentlich kam Khal�l Mans�r nach `Akka, um Kupferger�t zu verkaufen; er berichtete dann �ber das Ergehen der Pilger und nahm Briefe mit, die er in Haifa aufgab."

An dem Tag, als sein Onkel ankam, um die Wache zu halten, aber die Gestalt seines Herrn nicht erkennen konnte, befand sich Aq� Husayn in der Gegenwart Bahá'u'lláhs. Er erz�hlt, wie bitterlich er selbst geweint habe und wie g�tig und liebevoll Bahá'u'lláh von dem herb entt�uschten Baumeister aus K�sh�n gesprochen habe. Bei dieser Gelegenheit sagte Bahá'u'lláh, wie sich Aq� Husayn erinnert, da� - so Gott wolle - die Tore `Akkas bald f�r die Pilger ge�ffnet w�rden und da� sie dann sicher und ungehindert in Seine Gegenwart kommen k�nnten. Aq� Husayn gibt an, da� au�er seinem Onkel und Aq� Muhammad-Ibr�h�m-i-Khal�l-i-Mans�r auch noch Aq� `Abdu'll�h, ein Bruder des letzteren, sowie Pidar-J�n-i-Qazv�n� in Haifa lebten.

#342

Nab�l-i-A`zam, den wir zuletzt in einem �gyptischen Gef�ngnis angetroffen hatten, erlangte schon bald, nachdem das Schiff mit Bahá'u'lláh an Bord von Alexandria in Richtung Haifa ausgelaufen war, die Freiheit und wurde nach Anatolien verbannt. Von dort ging er nach Zypern, brachte in Erfahrung, was mit den auf die Insel verbannten Bahá'í geschah, und schlug sich dann nach `Akka durch; aber wegen der Umtriebe der Azal� gelang es ihm nicht, in die Gegenwart Bahá'u'lláhs vorgelassen zu werden. Aq� Husayn berichtet, da� Nab�l sogleich erkannt wurde, als er `Akka zum ersten Mal betrat; man fing ihn ab und f�hrte ihn den Beh�rden vor, die ihn fragten, was er hier mache. Er sagte, er sei gekommen, um Vorr�te einzukaufen. Aber die Beamten verboten ihm die Eink�ufe und schoben ihn ab. Doch eines Tages stand er im Norden von `Akka, im Bereich von `Izzi'd-D�n, und schaute nach der nahen Zitadelle. Bahá'u'lláh erschien am Fenster hinter den Gitterst�ben, und mit einer Handbewegung gab Er zu erkennen, da� Er Nab�ls Anwesenheit bemerkt hatte. Am selben Tag offenbarte die Erhabenste Feder ein Gebet f�r Nab�l. Danach verbrachte dieser seine Tage, indem er am Berg Karmel und im Galil�ischen Land umherstreifte und manchmal in Haifa, manchmal in Nazareth wohnte. Der H�ter der Baha'i-Religion sagt, er habe auch eine Zeitlang in Hebron gewohnt. Schlie�lich wurde er nach `Akka gerufen und blieb einundachtzig Tage in der Zitadelle.

Aq� Muhammad-Al�y-i-Q�'in� lie� sich ebenfalls in Nazareth nieder. Einst war er ein Vertrauensmann des Am�r von Q�'in�t in der Provinz Khur�s�n gewesen und hatte oft die Hauptstadt besucht. Dort traf er schon fr�h mit Bahá'u'lláh zusammen, und sie wurden Freunde. Sobald ihm der Anspruch Bahá'u'lláhs zu Ohren kam, schlo� er sich Ihm ohne Z�gern an und konnte eine Anzahl prominenter Pers�nlichkeiten zu dem Glauben f�hren, dem er selbst sich mit solcher Leidenschaft und Glut verschrieben hatte. Da er inzwischen als B�b� weithin bekannt war, wurde er gezwungen, sein Heimatland zu verlassen; so machte er sich auf den Weg nach der Gef�ngnisstadt. Dort angekommen, gelang es ihm, Bahá'u'lláhs Gegenwart zu erreichen. Danach lie� er sich, wie Aq� Husayn-i-Ashch� berichtet, in Nazareth nieder, wo er einen jugendlichen Christen namens Abdu'll�h Effendi Mar�n� zum Baha'i-Glauben f�hrte. Nach Angaben Aq� Husayns stieg dieser `Abdu'll�h Effendi zu hohen Regierungs�mtern auf und verfa�te ein Buch auf der Grundlage j�discher und christlicher Heiliger Schriften, in denen das Kommen Bahá'u'lláhs ank�ndigt wird; aber w�hrend der Amtszeit `Abdu'l-Bahás (des Gr��ten Zweiges) erlag er der Versuchung zu einem Amtsvergehen, das unter Regierungsbeamten sehr verbreitet war und `Abdu'l-Bahá gro�en Kummer bereitete. Abdu'll�h Effendi erkannte dies; er konnte seine eigene Schande nicht mehr ertragen und nahm sich das Leben.

#343

Ashch� erz�hlt auch, da� Aq� Muhammad-Al�y-i-Q�`in� eines Tages zum Gr��ten Zweig ging; diesem sagte er, er wolle Sein Gesch�ftspartner werden, und bat Ihn um ein Darlehen von sieben armseligen Piastern. Mit diesem Kapital kaufte er einige Rollen Baumwolle und ein paar P�ckchen Nadeln; damit ging er in und um Nazareth hausieren. Als angesehene Pers�nlichkeit, die im Dienste des Am�r von Q�'in�t in gro�em Luxus gelebt hatte, war er jetzt mit dem Gewerbe eines armen Hausierers gl�cklich und zufrieden, denn er lebte in der N�he seines Herrn und �bte ein Gewerbe aus.

Genauso ging es Aq� Husayns Onkel, dem Baumeister, der im Dienste des Am�nu'd-Dawlih gro�en Wohlstand gekannt hatte. Auch er wurde jetzt Hausierer, der mit einem Tablett voll kleiner Gegenst�nde umherzog und eine H�hle am Berg Karmel zu seiner Wohnung machte.

+33 #344
Kapitel 33
Die Geschichte von Bad�`

Von Adrianopel, dem Entlegenen Kerker, und sp�ter von `Akka, dem Gr��ten Gef�ngnis aus wandte sich Bahá'u'lláh in einer Reihe von Briefen an die Herrscher der Welt. Ihnen verk�ndigte Er Seine g�ttliche Sendung und rief sie auf, der Sache des Friedens, der Gerechtigkeit und des rechten Ma�es zu dienen. Die erhabene Gewalt Seiner Ratschl�ge und Ermahnungen, wie sie in diesen Sendschreiben zutage tritt, fesselt die Aufmerksamkeit eines jeden, der sich ernsthaft mit der Baha'i-Religion besch�ftigt.

Vor uns steht ein Gefangener - von der Welt mi�handelt, von einer verschworenen Gruppe von Gewaltherrschern gerichtet und verurteilt -, der der Gesamtheit der Herrscher, nein, der ganzen Menschheit offen gegen�bertritt. Er vertritt das Gericht �ber die Werte der menschlichen Gesellschaft, und unerschrocken richtet Er Seine k�hne Herausforderung nicht nur an Seine Unterdr�cker, nicht nur an kurzlebige Schatten irdischer Macht und Herrschaft, sondern haupts�chlich an jene dunklen Leidenschaften, Triebkr�fte und Phantasien, die zwischen den Menschen und das ihm von seinem Sch�pfer vorbestimmte Ziel treten. Hier zeigt sich, da� der Verbannte, versto�en und verraten, eingekerkert und mit Schmach �berh�uft, in Wirklichkeit der einzige wahre Richter ist - der Herr der Herrlichkeit.

"Niemals seit Anbeginn der Welt," so best�tigt Bahá'u'lláh selbst, "ist Gottes Botschaft so �ffentlich verk�ndigt worden." "Jedes von ihnen [den Sendschreiben, die Er an die Herrscher der Erde richtete] ist mit einem besonderen Namen bezeichnet worden. Das erste wurde `Das Grollen' genannt, das zweite `Der Schlag', das dritte `Das Unvermeidliche', das vierte `Das Ungeschminkte', das f�nfte `Das Verh�ngnis'; die weiteren erhielten die Namen `Der bet�ubende Posaunenruf', `Das kurz bevorstehende Ereignis', `Das gro�e Erschrecken', `Die Fanfare', `Das Signalhorn' und dergleichen. Dies geschah, auf da� alle V�lker der Erde mit Bestimmtheit erkennen und mit ihrem �u�eren wie inneren Auge bezeugen k�nnen, da� Er, der Herr der Namen, unter allen Umst�nden �ber alle Menschen die Oberhand haben und behalten wird." (GGV S.242)

#345
(Bildlegende: Aq� Buzurg-i-N�sh�p�r�, Bad�)
#346

Einer der ersten dieser inhaltsschweren Briefe war an N�siri'd-D�n Sh�h gerichtet. Er wurde noch in Adrianopel offenbart, doch verz�gerte sich die �bermittlung an den Herrscher des Ir�ns um einige Jahre. Die Geschichte des Mannes, der dieses Sendschreiben �berbrachte - der Bericht dar�ber, wie er es nach Tihr�n trug und was mit ihm geschah, nachdem er das ihm anvertraute Pfand �bergeben hatte - ist erregend, ergreifend und best�rzend zugleich. Im folgenden wird sie erz�hlt, und es werden Ausz�ge aus diesem Sendschreiben wiedergegeben.

Mull� Muhammad-i-Zarand�, genannt Nab�l-i-A`zam, gelangte im Verlauf seiner Reisen - noch vor seinem �gyptischen Abenteuer, seiner Inhaftierung in Alexandria und der anschlie�enden Reise ins Heilige Land - nach N�sh�b�r (oder N�sh�p�r) in der Provinz Khur�s�n. Dort traf er mit H�j� `Abdu'l-Maj�d-i-Sh�lfur�sh (Schalh�ndler) zusammen, einem angesehenen Kaufmann, der einer der �berlebenden von Shaykh Tabars� und - wie Nab�l selbst sagt - "ein alter Bekannter" war. H�j� `Abdu'l-Maj�d lud ihn zu sich nach Hause ein, und Nab�l traf den Shaykh Muhammad-i-Ma`m�r� - den Onkel des M�rtyrers Shaykh Ahmad-i-Khur�s�n� -, der mit dem Abschreiben von Sendbriefen Bahá'u'lláhs besch�ftigt war. Zu seiner �berraschung stellte Nab�l fest, da� H�j� `Abdu'l-Maj�d sich um alles pers�nlich k�mmerte. Er fragte ihn, ob er keinen Sohn h�tte, der alt genug w�re, um ihm zu helfen. H�j� `Abdu'l-Maj�d erwiderte, er habe zwar einen Sohn, aber der gehorche ihm nicht. Dieser junge Sohn, Aq� Buzurg, f�hrte wirklich ein wildes Leben; er war aufs�ssig und interessierte sich nicht im geringsten f�r das, womit sich sein Vater besch�ftigte: kurz, er war der Schandfleck der Familie. Was dann folgte, wollen wir uns von Nab�l, diesem unnachahmlichen Erz�hler, selbst berichten lassen.

"Ich sagte: `La� ihn herkommen, ich will ihn sehen.' Man rief nach ihm, und er kam. Ich erblickte einen gro�en, schlaksigen jungen Mann, der anstelle k�rperlicher Vorz�ge nur ein einf�ltiges Herz besa�. Ich bat seinen Vater, ihn zu meinem Gastgeber zu bestimmen und ihn Gott anzubefehlen ... Dann sprach ich von Dingen, die sehr bewegend waren und selbst ein Herz aus Stein erweichen konnten." Nab�l-i-A`zam zitiert an dieser Stelle mehrere Verse aus einem langen Gedicht Bahá'u'lláhs - Qas�diy-i-`Izz-i-Varq�'�yyih -, das Er in Sulaym�n�yyih geschrieben hatte. In diesen, von Nab�l zitierten Versen erw�hnt Bahá'u'lláh Seine eigenen Leiden und Drangsale.

#347

"Als er von diesen g�ttlichen Dingen h�rte, wurde der junge Mann rot im Gesicht, die Tr�nen st�rzten ihm aus den Augen, und er fing laut an zu wehklagen. Ich bes�nftigte seine Erregung; aber w�hrend der ganzen Nacht sorgten seine gro�e Liebe und seine Verz�ckung daf�r, da� Shaykh Muhammad und ich keinen Augenblick Schlaf fanden. Bis zur Morgend�mmerung lasen und sprachen wir Verse aus den heiligen Schriften. Als er am Morgen den Samowar f�r den Tee fertigmachte und Milch holen ging, kam sein Vater und sagte: `Ich habe meinen Sohn noch nie weinen h�ren. Ich glaubte schon, ihn k�nne �berhaupt nichts ersch�ttern. Womit ist er denn jetzt verzaubert worden, da� er so in Tr�nen ausbricht, da� er laut aufschreit und von der Liebe Gottes ganz entflammt ist?' Ich sagte: `Auf jeden Fall ist er nicht mehr Herr seiner selbst, und Sie m�ssen ihn aufgeben.' Darauf sagte sein Vater: `Genau diese Art, sich selbst zu verlieren, hatte ich mir immer gew�nscht. Wenn er in der Sache Gottes fest bleibt, will ich ihm selbst dienen.`" (aus Nab�ls unver�ffentlichtem Bericht)

"Aq� Buzurg bestand darauf, mich nach Mashhad zu begleiten. Aber sein Vater sagte: `Ich habe Shaykh Muhammad eigens als Lehrer f�r ihn hierhergeholt, damit er in kurzer Zeit lesen und schreiben lernt, unter Shaykh Muhammads Anleitung den Iq�n studieren und eine Abschrift davon machen kann. Wenn er das schafft, dann will ich ihm gern ein gutes Pferd stellen und alle Reisekosten bestreiten.`" (aus Nab�ls unver�ffentlichtem Bericht)

"Nachdem ich aus Khur�s�n abgereist und in Tihr�n angekommen war, traf Shaykh F�n� in N�sh�b�r ein und erz�hlte, er sei auf dem Wege nach Bandar-i-`Abb�s, von wo aus er nach Baghdad und schlie�lich ins Land des Geheimnisses [Adrianopel] weiterreisen wolle, und es sei ihm erlaubt, eine Person mitzunehmen. Jin�b-i-Ab�-Bad�` [der Vater des Bad�`] versah seinen geliebten Sohn mit einem Pferd und mit Geld, damit er mich in Baghdad einholen k�nne und wir die Reise zum Wohnsitz des Geliebten gemeinsam fortsetzen k�nnten." (aus Nab�ls unver�ffentlichtem Bericht)

� In einem Quellentext wird er mit Shaykh Ahmad-i-Khur�s�n� identifiziert, der in Tabr�z den M�rtyrertod fand.

#348

"Bad� reiste mit dem Shaykh bis Yazd; dort trennten sie sich, und Bad� gab dem Shaykh alles, was er besa�. Er selbst machte sich allein auf, um zu Fu� den ganzen Weg zum D�ru's-Sal�m - der Wohnstatt des Friedens [Baghdad] - zur�ckzulegen. Nach seiner Ankunft in Baghdad fand dort Aq� `Abdu'r-Ras�l den M�rtyrertod. Bad�` sprang ein, um den M�rtyrer zu ersetzen, lud sich Aq� `Abdu'r-Ras�ls Wasserschlauch auf die Schultern und diente den Gef�hrten als Wassertr�ger. Und als die Gef�hrten zusammengetrieben wurden und nach Mosul gebracht werden sollten, machte sich dieser erleuchtete junge Mann ebenfalls nach Mosul auf, obwohl er von schurkischen M�nnern an verschiedenen Stellen verwundet worden war. Er erreichte diese Stadt noch vor den Gefangenen, und auch hier diente er ihnen wieder als Wassertr�ger. Sp�ter brach er ins Heilige Land auf und erreichte die Gegenwart der Sch�nheit Abha." (aus Nab�ls unver�ffentlichtem Bericht)

Im Leben dieses siebzehnj�hrigen Jugendlichen war der Tag gekommen, an dem er sp�rte, da� er sich Bahá'u'lláh zuwenden mu�te. Und er machte sich auf - zu Fu� ging er den ganzen Weg von Mosul bis zu den Gestaden des Mittelmeers, bis vor die Zitadelle von `Akka, wo - wie er wu�te - sein Herr gefangensa�.

Anfang 1869 kam Bad�` in `Akka an. Da er immer noch das Gewand eines einfachen Wassertr�gers trug, hatte er am Stadttor keine Schwierigkeit, an den wachsamen Torh�tern vorbeizuschl�pfen. In der Stadt aber wu�te er nicht mehr weiter, denn er hatte keine Ahnung, wie er mit seinen Mitgl�ubigen Verbindung aufnehmen sollte, und er konnte nicht riskieren, sich durch Nachforschungen zu verraten. Da er nicht wu�te, wie er sich weiter verhalten sollte, betrat er eine Moschee, um zu beten. Gegen Abend kam eine Gruppe von Persern in die Moschee, und zu seiner Freude erkannte Bad�` unter ihnen `Abdu'l-Bahá. Er schrieb ein paar Worte auf ein St�ck Papier und brachte es fertig, dieses `Abdu'l-Bahá zuzustecken. Noch am selben Abend wurde daf�r gesorgt, da� er die Zitadelle betreten und in die Gegenwart Bahá'u'lláhs gelangen konnte.

Bad�` hatte die Ehre, zweimal mit Bahá'u'lláh sprechen zu d�rfen. Bei diesen Unterredungen erw�hnte Bahá'u'lláh das Sendschreiben an N�siri'd-D�n Sh�h, das Er schon offenbart hatte. Diese Botschaft beginnt so:

#349

�O K�nig auf Erden! Lausche dem Ruf dieses Vasallen. Wahrlich, Ich bin ein Diener, der an Gott und Seine Zeichen geglaubt hat, und Ich habe Mich auf Seinem Pfade geopfert. Dies bezeugt das Unheil, das Mich umgibt - ein Unheil, wie es noch kein Gesch�pf Gottes ertragen hat. Mein Herr, der Allwissende, bezeugt, was Ich sage. Nur zu Deinem Herrn und dem Herrn aller Welten habe Ich das Volk gerufen, und um Seiner Liebe willen ist Mir widerfahren, was die Augen der Sch�pfung noch nicht geschaut haben.� (nach der engl.�bersetzung von H.M.Balyuzi)

Viele M�nner, altgediente Gl�ubige, hatten sich schon nach der Ehre gesehnt, diesen Sendbrief �berbringen zu d�rfen. Aber Bahá'u'lláh hatte nichts unternommen, sondern noch zugewartet. Er hatte lange gewartet - bis der verlorene, ersch�pfte junge Mann, der gekommen war, um von Seinen H�nden die Gabe der Wiedergeburt zu empfangen, die Tore `Akkas erreichte und die Zitadelle betrat. W�hrend dieser beiden Unterredungen trat Aq� Buzurg aus Khur�s�n seinem Herrn von Angesicht zu Angesicht gegen�ber und wurde Bad�` - der Wunderbare. Bahá'u'lláh schrieb, da� ihm "der Geist der Macht und Herrschaft eingegeben" worden sei. (GGV S.226)

Wir wissen, da� ihm die Aufgabe �bertragen wurde, die andere - viel �ltere, Erprobtere und Erfahrenere als er - so gerne ausgef�hrt h�tten; da� Bad�` um die Ehre bat, das Sendschreiben dem Sh�h �berbringen zu d�rfen, und da� ihm dies gew�hrt wurde. Da es sehr gef�hrlich gewesen w�re, das Sendschreiben aus `Akka herauszutragen, erhielt Bad�` Anweisung, nach Haifa zu gehen und dort zu warten; auch wurde ihm gesagt, da� er allein nach Persien zur�ckgehen m�sse und keine Verbindung zu den Gl�ubigen aufnehmen d�rfe.

H�j� Mirza Haydar-Al� hat in seinem autobiographischen Werk Bihjatu's-Sud�r einen Bericht von H�j� Sh�h-Muhammad-i-Am�n festgehalten:

#350

"Man gab mir eine kleine Schachtel, etwa eineinhalb Spannen lang, weniger als eine Spanne breit und eine Viertelspanne hoch, mit dem Auftrag, sie ihm [Bad�`] in Haifa mit ein paar Pfund zu �bergeben. Ich wu�te nicht, was in der Schachtel war. Ich traf ihn in Haifa an und brachte ihm die frohe Nachricht, da� er der Empf�nger einer Gunst sei und da� man sie mir als �berbringer anvertraut habe. So gingen wir aus der Stadt hinaus und auf den Berg Karmel, und ich �bergab ihm die Schachtel. Er hielt sie mit beiden H�nden fest und k��te sie, dann warf er sich zu Boden. Ich hatte auch einen versiegelten Umschlag f�r ihn, den er entgegennahm. Er ging zwanzig oder drei�ig Schritt von mir weg, dann wandte er sich dem Gef�ngnis Bahá'u'lláhs zu, setzte sich und las den Inhalt. Darauf warf er sich nochmals zu Boden, und sein Gesicht gl�hte vor Freude und Begeisterung. Ich fragte ihn, ob ich auch die Ehre haben k�nne, das Tablet zu lesen, das er erhalten hatte; aber er erwiderte: `Dazu ist keine Zeit.` Ich verstand, da� dies eine Sache war, die nicht verbreitet werden durfte. Was konnte es sein? Ich hatte keinerlei Ahnung von der Bedeutung dessen, was hier vor sich ging, oder von der Gr��e der Aufgabe, mit der er jetzt betraut war."

"Ich sagte zu ihm: `Komm mit nach Haifa, denn ich habe Auftrag, dir einen Geldbetrag zu �bergeben.' Er antwortete: `Ich komme nicht mit in die Stadt. Geh du und bring mir das Geld.' Ich ging und kehrte wieder zur�ck, aber ich konnte ihn nirgends finden - er war weg. Ich schrieb nach Beirut, man solle ihm dort das Geld geben; aber sie bekamen ihn nicht zu Gesicht. Ich h�rte nichts mehr von ihm, bis mir die Berichte �ber seinen M�rtyrertod in Tihr�n zu Ohren kamen. Da wurde mir klar, da� die Schachtel das Lawh-i-Sultan enthalten hatte, und in dem Umschlag war ein Tablet, das diesem Wesen der Standhaftigkeit und Unersch�tterlichkeit das Martyrium ank�ndigte."�

� nach der engl.�bersetzung von H.M.Balyuzi

In einem der Anh�nge zu A Traveller's Narrative gibt Edward Granville Browne eine �bersetzung der Worte an den �berbringer [Bad�`] des Sendschreibens an N�siri'd-D�n Sh�h. Russische Konsularbeamte in Persien hatten diesen Text und auch das Sendschreiben selbst in Besitz nehmen und nach St. Petersburg schicken k�nnen, wo der Leiter des Institutes f�r Orientalische Sprachen, Gamasov, die St�cke in die Sammlung seines Institutes aufnahm. Baron Rosen hatte an Browne eine Kopie seines Katalogs dieser Sammlung geschickt, und darin wird dieses Sendschreiben ausf�hrlich beschrieben.

Dies sind die Worte, die Bahá'u'lláh an Bad�` richtete:

#351
�Er ist Gott, erhaben ist Er.�

�Wir bitten Gott, da� Er einen Seiner Diener aussende, ihn vom Abhangigen Sein losl�se und sein Herz mit der Zier der St�rke und Gelassenheit schm�cke, damit er seinem Herrn inmitten der Schar der Gesch�pfe beistehe und, sobald er innewird, was f�r Seine Majest�t den K�nig offenbart ward, sich mit der Erlaubnis seines Herrn, des M�chtigen, des Freigebigen, erhebe, den Sendbrief ergreife und zum Sitz des K�nigs eile. Und wenn er am Ort seines Thrones ankommt, soll er im Gasthaus absteigen und mit niemandem Zwiesprache f�hren, bis er eines Tages hinausgeht und sich dort aufstellt, wo er [d.h. der K�nig] vorbeikommt. Und wenn die Vorboten des K�nigs erscheinen, soll er den Brief in �u�erster Demut und Liebensw�rdigkeit hochhalten und sagen: "Der Gefangene schickt dies." Und ihm ist auferlegt, in einer solchen Verfassung zu sein, da� er, wenn der K�nig seinen Tod befiehlt, im Innern nicht beunruhigt ist, sondern zur Opferst�tte eilt mit den Worten: "Preis sei Dir, o Herr, denn Du hast mich zum Helfer Deiner Religion gemacht und hast mir das Martyrium auf Deinem Pfade bestimmt! Bei Deiner Herrlichkeit! Nicht f�r alle Kelche aller Welten w�rde ich diesen Kelch tauschen, denn Du hast keinen bestimmt, der diesem gleichkommt, und weder Kawthar noch Salsab� sind ihm ebenb�rtig!" Aber wenn er [d.h. der K�nig] ihn [d.h. den Boten] gehen l��t und ihm nichts anhaben will, dann soll er sagen: "Dir sei Preis, o Herr der Welten! Wahrlich, ich bin zufrieden mit Deinem Wohlgefallen und mit dem, was Du f�r mich auf Deinem Wege vorherbestimmt hast, wenn ich mir auch gew�nscht hatte, die Erde m�ge um Deiner Liebe willen mit meinem Blute gef�rbt werden. Aber was Du w�nschest, ist f�r mich das Beste. Wahrlich, Du wei�t, was in meiner Seele ist; ich aber wei� nicht, was in Deiner Seele ist. Du bist der Allwissende, der Wohlunterrichtete.� �

� Namen zweier Fl�sse im Paradies zit. bei E.G.Browne: A Travellers Narrative II p.391f

#351

Im Bericht des H�j� Sh�h-Muhammad-i-Am�n lesen wir weiter: "Der verstorbene H�j� `Al�, Bruder des H�j� Ahmad von Port Sa`�d, hat erz�hlt:�

� Nach Haydar-Al�: Bihjatu's-Sud�r, ins Englische �bersetzt von H.M.Balyuzi

"`Von Trapezunt bis Tabr�z reiste ich einige Etappen des Weges in seiner [Bad�s] Gesellschaft. Er war voller Freude, Fr�hlichkeit, Dankbarkeit und Gelassenheit. Ich wu�te nur, da� er die Gegenwart Bahá'u'lláhs erreicht hatte und sich jetzt auf dem R�ckweg in seine Heimat Khur�s�n befand. Wieder und wieder konnte ich beobachten, wie er nach einer ganz kurzen Wegstrecke von vielleicht hundert Schritt die Stra�e verlie�, das Gesicht gegen `Akka wandte, sich zu Boden warf und ausrief: "O Gott! Was Du mir durch Deine Gnade gew�hrt hast, das nimm durch Deine Gerechtigkeit nicht wieder von mir. Gib mir stattdessen die Kraft, mich seiner w�rdig zu erweisen."`"

#352

Bad�` zog weiter �ber W�sten und Gebirge, vier Monate lang, ein einsamer Wanderer; nie suchte er Anschlu�, nie ersah er sich einen Freund, mit dem er sein gro�es Geheimnis teilen konnte. Sein Vater wu�te nichts von seiner R�ckkehr. In Tihr�n machte sich Bad�`, wie Bahá'u'lláh ihm befohlen hatte, nicht auf die Suche nach den anderen Baha'i, sondern verbrachte drei Tage mit Fasten und fand unterdessen heraus, wo sich die Sommerresidenz des Sh�hs befand. Dorthin ging er geradewegs, setzte sich auf einen kleinen H�gel und blieb dort den ganzen Tag, so da� man ihn sehen konnte und zum Sh�h f�hren w�rde. Es kam die Stunde, da der Sh�h zu einer Jagd aufbrach. Bad�` n�herte sich ihm gefa�t und sprach den Monarchen voller Hochachtung an: "O K�nig! Ich komme zu dir aus Saba mit wichtiger Kunde." (GGV S.227) N�siri'd-D�n Sh�h war vielleicht betroffen; aber durch den selbstsicheren Ton des jungen Mannes war ihm schon zu Bewu�tsein gekommen, da� dies eine Botschaft Bahá'u'lláhs an ihn war. Mit den Worten Shoghi Effendis: "Auf Befehl des Herrschers nahm man ihm das Sendschreiben ab und �bergab es den Mujtahids von Tihr�n, die mit der Beantwortung des Schreibens beauftragt wurden. Sie umgingen jedoch diesen Befehl und empfahlen stattdessen, da� man den �berbringer t�ten solle. Das Sendschreiben wurde hernach vom Sh�h dem persischen Botschafter in Konstantinopel �bermittelt, in der Hoffnung, da� die Minister des Sultans durch seine Lekt�re in ihrer Feindseligkeit weiter best�rkt w�rden." (GGV S.292)

Wir wissen, da� Bad�` gefoltert wurde und da� er bis zum letzten Augenblick furchtlos und standhaft blieb. Wir wissen, da� die Feder Bahá'u'lláhs �ber einen Zeitraum von drei Jahren hin seine Tapferkeit und Standhaftigkeit ger�hmt hat. Wir wissen auch, da� er den Titel Fakhru'sh-Shuhad�' - Der Stolz der M�rtyrer - erhielt und da� Bahá'u'lláh die Stellen, an denen Er Bad�`s "erhabenes Opfer" erw�hnt, als "das Salz Meiner Sendschreiben" bezeichnet hat. Aber nur durch die unbegreiflichen Wege der Vorsehung ist die ganze Geschichte der letzten Tage des Bad�`, seiner Marterqualen und seiner Opferung ans Licht gekommen. Es ist eine grauenhafte, aber bewegende Geschichte - eine Geschichte, auf die jeder Bahá'í nur stolz sein kann. Die teuflische Grausamkeit darin ist widerlich; aber die unverletzliche Reinheit, der niemals wankende Glaube, der unbesiegbare Mut dieses wundersamen J�nglings von siebzehn Jahren erheben die Seele.

Um die Ereignisse zu verfolgen und zu erkennen, in welcher Weise die Vorsehung eingriff, m�ssen wir an dieser Stelle viele Jahre - mehr als vier Jahrzehnte - �berspringen und uns in das Jahr 1913 versetzen.

#353

(Bildlegenden: Muhammad-Val� Kh�n-i-Tunuk�bun�, der Nasru's-Saltanih und Sipahd�r-i-A`zam, sp�ter Sipahs�l�r-i-A`zam)

Anfangs 1913 weilte Muhammad-Val� Kh�n-i-Tunuk�bun�, der Nasru's-Saltanih und Sipahd�r-i-A`zam (sp�ter Sipahs�l�r-i-A`zam), in Paris. Tunuk�bun, die Heimatstadt dieses iranischen Granden, deren Gouverneur er selbst einige Jahre lang war, liegt in der Provinz M�zindar�n. Auch die Orte N�r, Kuj�r und T�kur, wo Bahá'u'lláhs Vorfahren lebten, geh�ren dieser von der Natur bevorzugten kaspischen Provinz an. Sipahd�r-i-A`zam war einer der beiden nationalistischen F�hrer, die 1909 an der Spitze ihrer M�nner auf Tihr�n marschierten, um die von Sh�h Muhammad-`Al� mutwillig zerst�rte Verfassung wiederherzustellen. Er n�herte sich der Hauptstadt von Norden, und der andere F�hrer, der bakht�y�rische F�rst H�j� `Al�-Qul� Kh�n Sard�r-i-As`ad, kam von S�den.

Als Muhammad-Al� Sh�h im Juni 1908 seinen Staatsstreich inszenierte, bei dem er sich ganz auf die Unterst�tzung Ru�lands verlie�, und seine Kosakenbrigade unter Oberst Liakhoff zum Sturm auf den Baharist�n, das Parlamentsgeb�ude, ansetzte - wobei alle Abgeordneten verhaftet werden sollten, die den Zorn des Sh�h erregt hatten -, da leistete Sipahd�r-i-A`zam der Selbstherrschaft des Muhammad-`Al� Sh�h nicht nur keinen Widerstand, sondern er unterst�tzte ihn sogar tatkr�ftig und f�hrte die k�niglichen Truppen zur Belagerung der Stadt Tabr�z, wo ein Aufstand ausgebrochen war. Doch wurde er bald ern�chtert und schwenkte von Muhammad-`Al� Sh�hs Seite hin�ber zu den Reihen der Gegner. In Rasht wurde er Mitglied des Revolutionsrates, und dort plante er seinen Marsch auf Tihr�n.

#354

(Bildlegende: Der Bericht des Muhammad-Val� Kh�n Sipahd�r-i-A`zam �ber den M�rtyrertod des Bad�`: Fotografie einer Seite aus Beantwortete Fragen, an deren Rand der erste Teil von Sipahd�r-i-A`zams Bericht geschrieben ist)

#355

Inzwischen trat der m�chtige Stamm der Bakht�y�ren mit einigen Dissidenten f�r die Verfassung ein, und der Sard�r-i-As`ad, H�j� Al�-Qul� Kh�n, dessen Vater im Gef�ngnis des ber�chtigten Zillu's-Sultan� umgekommen war, eilte von Europa herbei, um seinem �lteren Bruder Sams�mu's-Saltanih beizustehen, der Isfah�n eingenommen hatte.

� Mas'�d Mirza, der Zillu's-Sultan, war der �lteste �berlebende Sohn von N�siri'd-D�n Sh�h, doch konnte er den Thron nicht besteigen, weil seine Mutter nicht der k�niglichen Familie angeh�rte. Sein Leben war verbittert, und er hatte st�ndig Pl�ne und Machenschaften, um auf Umwegen doch noch auf den Thron zu gelangen, als dessen rechtm��igen Inhaber er sich betrachtete.

Russische und britische Diplomaten versuchten gemeinsam, Sipahd�r-i-A`zam und Sard�r-i-As`ad von ihrem Vorhaben abzubringen, doch ohne Erfolg. Mitte Juli besetzten die nationalistischen Truppen die Hauptstadt Tihr�n, Muhammad-Al� Sh�h fl�chtete in die russische Botschaft und wurde abgesetzt. Sein �ltester Sohn Sultan-Ahmad Mirza, damals zw�lf Jahre alt, wurde auf den Thron gesetzt und erhielt als Regenten den ehrw�rdigen Adudu'l-Mulk, den F�hrer der kadscharischen Oberschicht. Sipahd�r-i-A`zam wurde der erste Ministerpr�sident der wiedereingesetzten konstitutionellen Regierung. Aber trotz seiner herausragenden Verdienste f�r die Sache der Verfassung wurde Sipahd�r-i-A`zam verd�chtigt, im Herzen ein Reaktion�r zu sein und Sympathien f�r den Ex-Sh�h und die russischen Ambitionen zu haben. In Wahrheit war er ein auf Distanz gehender, herrschs�chtiger Grande, dem alle demagogischen F�higkeiten v�llig abgingen. Im Sommer 1911, als er wieder Ministerpr�sident war, unternahm Muhammad-`Al� Sh�h einen erfolglosen Versuch zur R�ckkehr auf den Thron. Sipahd�r-i-A`zam wurde zum R�cktritt gezwungen; denn man nahm an, er w�rde nicht rasch und energisch genug handeln, um die Absichten des Ex-Sh�hs zu vereiteln. Nach eigenen Angaben ging er 1913 zur �rztlichen Behandlung nach Frankreich. Wie dem auch sei, er war jedenfalls im M�rz in Paris, zu einem Zeitpunkt, als `Abdu'l-Bahá noch zu Besuch in der franz�sischen Hauptstadt weilte. Entweder damals oder vielleicht auch schon fr�her hatte ihm Frau Laura Dreyfus-Barney eine persische Ausgabe der Beantworteten Fragen� von `Abdu'l-Bahá �berreicht. Eines Tages schlug Sipahd�r-i-A`zam das Buch auf und las die Geschichte von Bad�`, und beim Lesen fiel ihm ein Vorfall aus seiner fr�hen Jugend ein. Seine Erinnerungen schrieb er an den Rand; sie lauten wie folgt:�

� N�heres �ber dieses bemerkenswerte Buch in Balyuzi: `Abdu'l-Bahá (Hofheim-Langenhain 1984) Bd.1 S.133f

� Die Erinnerungen sind in persischer Sprache und wurden vom Verfasser ins Englische �bersetzt.

#356
"6. Rab�`u'l-Avval 1331 (26. Februar A.D. 1913)"
"Paris, Hotel d'Albe, Avenue Champs Elis�e"

"In dem Jahr, als der Brief [Bahá'u'lláhs Sendschreiben an N�siri'd-D�n Sh�h] �bersandt wurde, kam der Bote zum Sh�h in dessen Sommerresidenz L�r. Hier der vollst�ndige Bericht �ber die Ereignisse."

"Der verstorbene N�siri'd-D�n Sh�h sch�tzte die Sommerresidenzen L�r, N�r und Kuj�r sehr. Er befahl meinem Vater S�`idu'd-Daw-lih Sard�r und mir (damals ein junger Mann im Rang eines Sarhang [Obersten]), nach Kuj�r zu gehen und Vorr�te und Lebensmittel f�r das Lager des K�nigs zu beschaffen. `Ich komme in die Sommerresidenz L�r,` sagte er, `von dort in die Residenz Baladih in N�r und von dort nach Kuj�r.` Diese Residenzen grenzen aneinander und sind benachbart. Mein Vater und ich waren in der Umgebung von Manj�l-i-Kuj�r, als die Nachricht eintraf, der Sh�h sei in L�r angekommen, und dort habe er jemanden durch Erh�ngen zu Tode bringen lassen. Dann h�rte man, da� dieser Mann [der get�tet wurde] ein Abgesandter der B�b� gewesen sei. Damals war das Wort `Baha'i' noch nicht bekannt, wir hatten es noch nie geh�rt. Alle Leute frohlockten �ber die T�tung dieses Boten. Dann kam der Sh�h nach Baladih in N�r. Mein Vater und ich gingen ihm zur Begr��ung entgegen. Bei dem Dorf Baladih, wo ein gro�er Flu� flie�t, hatte man den Pavillon des Sh�hs errichtet, aber der Sh�h war noch nicht angekommen. K�zim Kh�n-i-Turk, der Farr�sh-B�sh� des Sh�hs, hatte die Voraus-Equipage gebracht. Wir wollten vor�bergehen. Mein Vater, der den Rang eines M�r-Panj [Generals] bekleidete und noch nicht den Titel eines S�`idu'd-Dawlih erhalten hatte, war mit diesem K�zim Kh�n bekannt. Er sagte zu mir: `Wir wollen diesem Farr�sh-B�sh� einen Besuch machen.' Wir ritten zu dem Pavillon und sa�en ab. K�zim Kh�n sa� mit gro�em Gepr�nge in seinem Zelt. Wir traten in das Zelt ein. Er empfing meinen Vater mit Hochachtung und war sehr freundlich zu mir. Wir setzten uns, und es wurde Tee gereicht. Das Gespr�ch drehte sich um die Reise. Dann sagte mein Vater: `Euer Ehren, Farr�sh-B�sh�, wer war dieser B�b�, und wie kam er zu Tode?' Er antwortete: `O M�r-Panj, da mu� ich Ihnen eine Geschichte erz�hlen! Dieser Mann war ein seltsames Gesch�pf. In Safid-Ab-i-L�r bestieg der Sh�h das Pferd, um auf die Jagd zu gehen. Ich sa� noch nicht zu Pferde. Pl�tzlich sah ich zwei Kavalleristen auf mich zu galoppieren. Der Sh�h lie� mich rufen. Ich stieg sofort auf, und als ich den Sh�h erreichte, sagte er zu mir, ein B�b� habe einen Brief �berbracht. "Ich habe ihn festnehmen lassen," sagte der Sh�h, "er ist jetzt im Gewahrsam des Kishikch�-B�sh� [Anf�hrer der Wachen]. �bergib ihn dem Farr�sh-Kh�nih. Behandle ihn zuerst sanft, aber wenn das keinen Erfolg hat, wende jede Art von Gewalt an, um ihn zum Gest�ndnis zu bringen und uns zu sagen, wer seine Freunde sind und wo sie sich befinden - bis ich von der Jagd zur�ck bin." Ich ging, nahm den Mann vom Kishikch�-B�sh� in Empfang und brachte ihn mit gebundenen H�nden und Armen fort. Aber ich will Ihnen sagen, wie schlau und aufgeweckt der Sh�h ist. Der Mann stand unberitten in der Ebene, und sobald er sein Papier hochhielt und sagte, da� er einen Brief zu �bergeben habe, witterte der Sh�h sofort, da� es sich um einen B�b� handeln m�sse; er lie� ihn festnehmen und ihm alle Papiere abnehmen, die er bei sich hatte. Er wurde also in Gewahrsam genommen, aber seinen Brief hatte er niemandem gegeben; den trug er noch in der Tasche. Ich nahm diesen Abgesandten zu mir nach Hause. Zuerst sprach ich freundlich und sanft mit ihm: "Erz�hl mir alles. Wer hat dir diesen Brief gegeben? Wo bringst du ihn her? Wielange ist das her? Wer sind deine Gef�hrten?" Er sagte: "Diesen Brief gab mir Hadrat-i-Bahá'u'lláh� (Seine Heiligkeit Bahá'u'lláh) in `Akka. Er gebot mir: `Du wirst ganz allein nach Ir�n gehen und diesen Brief irgendwie dem Sh�h von Ir�n �berreichen m�ssen. Aber du kannst dabei in Lebensgefahr geraten. Wenn du das akzeptierst, dann mach dich auf; andernfalls schicke ich einen anderen Boten.`

#357

Ich nahm den Auftrag an. Es ist jetzt drei Monate her, da� ich abgereist bin. Ich habe nach einer Gelegenheit gesucht, diesen Brief in die H�nde des Sh�hs zu �bergeben und ihm zur Kenntnis zu bringen. Dank sei Gott, da� ich diesen Dienst heute geleistet habe. Wenn Sie Bahá'í suchen: es gibt in Ir�n sehr viele; wenn Sie meine Gef�hrten suchen: ich war ganz allein und habe keine." Ich dr�ngte ihn, mir die Namen seiner Gef�hrten und die Namen der iranischen Bahá'í zu nennen, besonders die der Bahá'í von Tihr�n. Er beharrte aber bei seiner Weigerung: "Ich habe keinen Gef�hrten, und ich kenne die Bahá'í im Ir�n nicht." Ich schwor ihm: "Wenn du mir diese Namen nennst, will ich beim Sh�h Freiheit f�r dich erwirken und dich vor dem Tod bewahren." Seine Antwort war: "Ich sehne mich danach, get�tet zu werden. Glauben Sie, da� Sie mir Angst machen?" Dann lie� ich ihm die Bastonade geben, und die farr�she (immer sechs gleichzeitig) begannen ihn zu schlagen. Aber ganz gleich, wie heftig er geschlagen wurde, er schrie niemals und bat auch nicht um Gnade. Als ich sah, wie der Fall lag, lie� ich die Bastonade einstellen und ihn zu mir bringen. Als er neben mir sa�, sagte ich nochmals zu ihm: "Nenne mir die Namen deiner Gef�hrten." Er antwortete �berhaupt nichts und fing an zu lachen. Anscheinend hatten all die Schl�ge ihm nichts ausgemacht. Das machte mich zornig. Ich lie� ein Brenneisen und eine angez�ndete Kohlenpfanne bringen. W�hrend die Kohlenpfanne fertiggemacht wurde, sagte ich: "Komm und sag die Wahrheit, sonst la� ich dich brandmarken;" und dabei mu�te ich bemerken, da� er noch mehr lachte. Ich lie� ihm nochmals die Bastonade geben. Durch das st�ndige Schlagen wurden die farr�she ersch�pft. Ich war auch ersch�pft, daher lie� ich ihn losbinden und in ein anderes Zelt hinten hineinbringen und befahl den farr�shen, sie sollten durch Brandmarken ein Gest�ndnis aus ihm herausbekommen. Sie legten ihm mehrmals das rotgl�hende Eisen an den R�cken und an die Brust. Ich konnte das brutzelnde Ger�usch des schmorenden Fleisches h�ren und es auch riechen. Aber ganz gleich, was wir versuchten: wir konnten nichts aus ihm herausbekommen. Etwa um Sonnenuntergang kehrte der Sh�h von der Jagd zur�ck und rief mich zu sich. Ich ging zu ihm und berichtete alles, was geschehen war. Der Sh�h bestand darauf, ich solle ihn zum Gest�ndnis zwingen und dann t�ten lassen. Ich ging zur�ck und lie� ihn noch einmal brandmarken. Er lachte unter dem Druck des rotgl�henden Eisens und bat niemals um Gnade. Ich ging sogar so weit, da� der Kerl nur zu sagen brauchte, er habe eine Bittschrift gebracht, und da� er den Brief nicht mehr erw�hnen d�rfte. Aber auch dazu lie� er sich nicht herbei. Da verlor ich die Fassung und lie� ein Brett herbringen. Ein farr�sh, der einen Schlaghammer f�hrte, mit dem man Eisenstifte einschl�gt, legte den Kopf dieses Mannes auf das Brett und stellte sich mit erhobenem Hammer �ber ihn. Ich sagte: "Wenn du die Namen deiner Gef�hrten preisgibst, bist du frei. Andernfalls gebe ich Befehl, da� der Hammer auf deinen Kopf saust." Er fing an zu lachen und Dank zu sagen, da� er sein Ziel erreicht habe. Ich gestand ihm zu, er brauche nur zu sagen, da� er eine Bittschrift gebracht habe, keinen Brief. Auch das wollte er nicht sagen. Und all die rotgl�henden Stangen, die er aufs Fleisch bekam, verursachten ihm keinen SchMirza So gab ich dem farr�sh schlie�lich ein Zeichen, und er lie� den Schlaghammer auf den Kopf dieses Burschen sausen. Sein Sch�del wurde zerschmettert, und das Gehirn quoll ihm aus den Nasenl�chern. Dann ging ich selbst zum Sh�h und erstattete Bericht.'

#358

(Bildlegende: Bad�` nach seiner Festnahme w�hrend der Folterungen)

#359

"Dieser K�zim Kh�n-i-Farr�sh-B�sh� war �u�erst erstaunt �ber das Gebaren und das Durchhalteverm�gen jenes Mannes; er war verbl�fft dar�ber, da� all die Schl�ge und das rotgl�hende Metall an seinem K�rper ohne Wirkung auf ihn blieben und ihn nicht qu�lten. Er sagte: `Ich ging zum Sh�h und erstattete Bericht und erhielt zur Belohnung ein sard�r� (�u�eres Gewand), das dem Sh�h selbst geh�rte. Wir begruben den Leichnam an der gleichen Stelle - Saf�d-Ab -, und niemand wei�, wo er liegt.' Aber die Bahá'í haben die Stelle entdeckt, und f�r sie ist sie ein Wallfahrtsort."

"Diese �u�erungen des K�zim Kh�n-i-Farr�sh-B�sh� habe ich mit eigenen Ohren geh�rt. Er hat uns alles erz�hlt. Ich war sehr jung und war erstaunt. Den besagten Brief schickte der Sh�h nach Tihr�n, damit H�j� Mull� `Al�y-i-Kan� und andere Mull�s ihn lesen und beantworten sollten. Aber sie sagten, da g�be es nichts zu antworten; und H�j� Mull� `Al� schrieb dem Mustawf�yu'l-Mam�lik (der damals Ministerpr�sident war), er m�ge dem Sh�h sagen: `Wenn Sie - was Gott verh�te - irgendwelche Zweifel am Islam haben und Ihr Glaube nicht stark genug ist, dann m��te ich eingreifen und Ihre Zweifel zerstreuen. Eine andere Antwort auf solche Briefe gibt es nicht. Was Sie seinem Boten angetan haben, war genau die Antwort. Jetzt m�ssen Sie dem osmanischen Sultan schreiben, da� er strengstens mit ihm verfahren und alle Verbindungen nach au�en verhindern soll.` Damals lebte Sultan `Abdu'l-`Az�z; es war unter seiner Herrschaft."

"27. Rab�`u'l-Avval 1331; 2. M�rz A.D.1913"
"Niedergeschrieben im H^otel d'Albe in Paris)

"Heute nacht konnte ich nicht schlafen. Frau Dreyfus hatte mir dieses Buch geschickt, und ich hatte es noch nicht gelesen. Es ist in den fr�hen Morgenstunden. Ich habe das Buch aufgeschlagen und darin gelesen, bis ich zu dem Thema der Briefe an die K�nige und an N�siri'd-D�n Sh�h kam. Weil ich damals auf Reisen dort war und diesen Bericht von dem K�zim Kh�n-i-Farr�sh-B�sh� pers�nlich geh�rt habe, habe ich ihn aufgeschrieben."

"Anderthalb Jahre sp�ter wurde dieser K�zim Kh�n wahnsinnig, als er unterwegs nach Karbil� war. Der Sh�h lie� ihn in Ketten legen, und er fand einen erb�rmlichen Tod. In dem Jahr, da ich als Generalgouverneur von Adharb�yj�n nach Tabr�z ging, traf ich einen seiner Enkel als Bettler an. `Sieh dich vor, o Volk der Einsicht und des Begreifens.`"

"Muhammad-Val� Sipahd�r-i-A`zam"
#360

(Bildlegende: Sipahd�r-i-A`zams Bericht �ber das Martyrium des Bad�`. Ende des Berichts, beginnend mit den Worten: "Frau Dreyfus hatte mir dieses Buch geschickt ..."

#361

Bahá'u'lláhs Ruf in Seinem Sendschreiben an den Kadscharenherrscher hallt weit �ber die Jahre hin (WOLF [66] S.48):

�O K�nig! Ich war nur ein Mensch wie andere und lag schlafend auf Meinem Lager. Siehe, da wehten die L�fte des Allherrlichen �ber Mich hin und lehrten Mich die Erkenntnis all dessen, was war. Dies ist nicht von Mir, sondern von Einem, der allm�chtig und allwissend ist. Und Er gebot Mir, Meine Stimme zwischen Erde und Himmel zu erheben, und um dessentwillen befiel Mich, was jedes verst�ndigen Menschen Tr�nen flie�en lie�. Die Gelehrsamkeit der Menschen studierte Ich nicht; ihre Schulen betrat Ich nicht. Frage nach in der Stadt, wo Ich wohnte, und sei dessen wohl versichert, da� Ich nicht zu denen geh�rte, die falsch reden. Das hier ist nur ein Blatt, das die Winde des Willens deines Herrn, des Allm�chtigen, des Allgepriesenen, bewegt haben. Kann es ruhen, wenn der Sturmwind weht? Nein, bei Ihm, dem Herrn aller Namen und Eigenschaften! Sie bewegen es nach ihrem Belieben. Das unscheinbare Ding ist wie ein Nichts vor Ihm, dem Ewigen. Sein allbezwingender Ruf hat Mich erreicht und lie� Mich Seinen Lobpreis unter allem Volke verk�nden. F�rwahr, Ich war wie tot, als Sein Befehl erging. Die Hand des Willens deines Herrn, des Mitleidsvollen, des Barmherzigen, verwandelte Mich. Kann irgend jemand aus eigenem Willen aussprechen, was alle Menschen, hoch und niedrig, veranla�t, sich gegen ihn zu erheben? Nein, bei Ihm, der die Feder die ewigen Geheimnisse lehrte! Das kann nur, wem die Gnade des Allm�chtigen, des Allgewaltigen Kraft gibt ...�

#362

�O Sh�h, Ich habe auf dem Pfade Gottes geschaut, was noch kein Auge schaute und kein Ohr h�rte ... Wie zahlreich sind die Tr�bsale, welche auf Mich herabstr�mten und bald noch herabstr�men werden! Ich schreite voran, den Blick auf Ihn gerichtet, den Allm�chtigen, den Allg�tigen, w�hrend hinter Mir die Schlange gleitet. Meine Augen haben Tr�nen vergossen, bis Mein Bett von ihnen getr�nkt war. Aber Ich gr�me Mich nicht um Mich. Bei Gott! Mein Haupt sehnt sich nach dem Speer aus Liebe zu seinem Herrn. Nie ging ich an einem Baum vorbei, ohne da� Ich in Meinem Herzen zu ihm sprach: "O w�rdest du doch in Meinem Namen abgehauen und Mein Leib an dir auf dem Pfade Meines Herrn gekreuzigt!" ... Bei Gott! Wenn auch M�digkeit Mich niederdr�ckt, der Hunger Mich verzehrt, der nackte Fels Mein Bett und die Tiere des Feldes Meine Gef�hrten sind, so will Ich doch nicht klagen, sondern geduldig ausharren, wie jene mit Standhaftigkeit und Festigkeit Begabten durch die Kraft Gottes, des ewigen K�nigs und Sch�pfers der Nationen, ausgeharrt haben. Gott will Ich in allen Lebenslagen Dank darbringen. Wir bitten, Er m�ge in Seiner G�te - gepriesen sei Er! - durch diese Kerkerhaft die Nacken der Menschen von Ketten und Fesseln befreien und sie aufrichtigen Angesichts sich Seinem Antlitz zuwenden lassen, dem M�chtigen, dem Freigebigen. Er ist zur Antwort bereit f�r jeden, der Ihn anruft, und Er ist denen nahe, die mit Ihm Umgang pflegen.��

� zit. Die Verk�ndigung Bahá'u'lláhs S.69
#363

Dieser Sendbrief - spr�hend vor Macht und ausgestattet mit Autorit�t -, den der unbez�hmbare Bad�` �berbracht und den als blo�e Bittschrift zu bezeichnen er sich so beharrlich geweigert hatte, mu�te sicherlich tief beunruhigend auf den launischen Herrscher wirken, der Bahá'u'lláh aus Seinem Heimatland verbannt und Seine Weiterverbannung in das entlegene Rumelien ins Auge gefa�t hatte. So wurde er bewogen, den Befehl zur Liquidierung des furchtlosen �berbringers zu erteilen. Doch hatte er wenigstens den Wunsch, da� Bahá'u'lláh eine Antwort erhalten sollte. Aber die geistlichen Ratgeber, auf die sich N�siri'd-D�n Sh�h verlie� - H�j� Mul-l� `Al�y-i-Kan� und seine Genossen -, hatten nicht das menschliche Format, die Herausforderung anzuerkennen. Und sie besa�en auch nicht die Geisteskraft und die Erkenntnis, die sie bef�higt h�tten, der Herausforderung zu begegnen. Am Ende haben sie gro�en Verlust und ewige Schande zu tragen, indes das Gedenken an den Heldenmut und das Opfer dieses siebzehnj�hrigen J�nglings in unverg�nglichem Glanz �ber die Jahrhunderte scheint und durch den Ablauf der Zeiten nicht verdunkelt werden kann.

#364

(Bildlegende: Mirza Mihd� Ghusnu'll�hu'l-Athar, der Reinste Zweig)

+34 #365
Kapitel 34
Das Gro�e Opfer

Und jetzt ereignete sich der tragische Tod des Reinsten Zweiges - Mirza Mihd�s, des Sohnes Bahá'u'lláhs. Mirza Mihd�, dem sein Vater die Bezeichnung Ghusnu'll�hu'l-Athar (der Reinste Zweig) gegeben hatte, war der zweite lebende Sohn Bahá'u'lláhs. Er war der Bruder `Abdu'l-Bahás; beide hatten dieselbe Mutter, Navvabih Kh�num. 1870 war er zweiundzwanzig Jahre alt. Er hatte die Gewohnheit, abends auf dem Dach der Zitadelle zu beten und zu meditieren. Dort hat man einen gro�artigen Blick auf das durchsichtige Blau des Mittelmeeres und auf die Umrisse des Berges Karmel im Hintergrund der Meereslandschaft; nach der anderen Seite erstreckt sich die Ebene von `Akka, hinter der der majest�tische Gipfel des Berges Hermon aufragt. Als Mirza Mihd� eines Abends, ganz in seine Gedanken und Meditationen versunken, auf dem Dach auf und ab schritt, entging seiner Aufmerksamkeit eine offene Dachluke; er fiel durch die �ffnung in das darunterliegende Gescho� und landete auf einem Lattenverschlag, der ihm die Brust durchbohrte. Seine Verletzungen erwiesen sich als t�dlich.

Aq� Husayn-i-Ashch� erinnert sich, da� das Ger�usch des Sturzes und der Auflauf der Gef�hrten Bahá'u'lláh aus Seinem Zimmer treten lie�en. Er erkundigte sich besorgt, was geschehen war. Der Reinste Zweig sagte, er habe immer die Schritte bis zu dieser Dachluke gez�hlt, aber an diesem Abend habe er es vergessen. Ein italienischer Arzt wurde gerufen, doch blieb seine Behandlung ohne Ergebnis. Obwohl der Reinste Zweig ganz offensichtlich litt, nahm er seine Besucher - die Gef�hrten, die an seinem Bett standen oder sa�en, um nach seinen Bed�rfnissen zu sehen - voll wahr. Aq� Husayn erinnert sich, wie der Reinste Zweig sein Unbehagen dar�ber zum Ausdruck brachte, da� er in ihrer aller Gegenwart im Bett liegen mu�te. Zweiundzwanzig Stunden nach seinem Sturz tat er den letzten Atemzug. Aq� Husayn hat festgehalten, da� Bahá'u'lláh laut klagte: "Mihd�! O Mihd�!" Er berichtet auch, da� Bahá'u'lláh den Reinsten Zweig vor Eintritt des Todes fragte: "Was w�nschst du dir, Aq�? Sag es mir." Sein Sohn erwiderte: "Ich w�nsche, da� das Volk von Bahá bef�higt wird, Deine Gegenwart zu erreichen." "Und so soll es geschehen," sagte Bahá'u'lláh, "Gott wird deinen Wunsch erf�llen." Der Todestag war der 23. Juni 1870 (23. Rab�`u'l-Avval A.H. 1287).

#366
Der H�ter der Baha'i-Religion schreibt:

"Seine letzte Bitte an seinen bek�mmerten Vater war, da� sein Leben als ein Opfer angenommen werden m�ge f�r die, die man daran hinderte, in die Gegenwart ihres Geliebten zu gelangen." (GGV S.214)

"In einem h�chst bedeutsamen Gebet, das Bahá'u'lláh zum Ged�chtnis Seines Sohnes offenbart hat - einem Gebet, das seinen Tod in eine Reihe stellt mit den gro�en S�hnopfern wie die beabsichtigte Opferung des Sohnes Abrahams, die Kreuzigung Jesu Christi und der M�rtyrertod des Im�m Husayn - lesen wir folgendes: "Ich habe, o mein Herr, hingegeben, was Du mir verliehen hast, auf da� Deine Diener erquickt und alle Erdenbewohner vereinigt werden." An Seinen geopferten Sohn richtet Er folgende prophetische Worte: "Du bist Gottes Unterpfand und Sein Schatz in diesem Lande. Binnen kurzem wird Gott durch dich Seinen Wunsch kundtun." (GGV S.214)

Aq� Husayn berichtet, da� Shaykh Mahm�d (zu dessen au�erordentlicher Geschichte wir bald kommen werden) dem Gr��ten Zweig sagte, er erbitte sich die Ehre, den Leichnam des Reinsten Zweiges waschen und einh�llen zu d�rfen, damit nicht die Wachen Hand an etwas Heiliges legten; sein Anerbieten wurde angenommen. Daraufhin wurde im Hofraum ein Zelt errichtet, der K�rper Mirza Mihd�s wurde hineingelegt, und unter Hilfestellung einiger Gef�hrten (darunter auch Ashch� selbst), die Wasser und Ger�te reichten, machte Shaykh Mahm�d den Leib des geopferten Sohnes Bahá'u'lláhs zur Bestattung fertig. W�hrend dieser ganzen Zeit schritt der Gr��te Zweig mit schnellen Schritten vor dem Zelt auf und ab und hielt Wache. Er war durch den Tod Seines geliebten Bruders tief gebeugt; Sein Kummer stand Ihm im Gesicht geschrieben, wie Ashch� bemerkt. Und Aq� Rid� berichtet, da� die Honoratioren von `Akka dem Leichenzug folgten. Der H�ter der Baha'i-Religion schreibt weiter:

#367

"Nachdem man ihn in Bahá'u'lláhs Gegenwart gewaschen hatte, wurde er, "der aus dem Lichte Bahas gezeugt war," dessen "Sanftmut" die Erhabene Feder gek�ndet und dessen "Mysterium" bei seinem Hingang sie berichtet hatte, unter dem Geleite der Festungswachen weggetragen und jenseits der Stadtmauern an einer St�tte, die an den Schrein des Nab� S�lih [des Propheten S�lih] angrenzte, zur Ruhe gelegt. Siebzig Jahre sp�ter [im Dezember 1939] wurden seine �berreste zusammen mit denen seiner erhabenen Mutter an den Hang des Berges Karmel verbracht, wo sie im Bereich des Grabes seiner Schwester und im Schatten des heiligen Schreins des B�b beigesetzt wurden. (GGV S.214)

In den wenigen Jahren seines Erwachsenseins hatte Mirza Mihd� seinem Vater als Sekret�r gedient; Bahá'u'lláhs Sendschreiben sind in seiner erlesenen Handschrift erhalten. Nach dem Zeugnis Aq� Rid�s, der ihn zum jungen Mann hatte aufwachsen sehen, war er f�r die Gef�hrten ein Pfeiler der Kraft - von den Tagen an, da sie Baghdad verlie�en, bis zu dem Tag, an dem ein tragischer Unfall seinem kurzen, unbefleckten Leben ein Ende setzte; bei ihren Zusammenk�nften sa� er bei ihnen, las ihnen vor, was aus der H�chsten Feder geflossen war, und gab ihnen das Beispiel der H�flichkeit und Geduld, der W�rde und der strahlenden Ergebung in den Willen Gottes.

+35
Kapitel 35
Die Tore �ffnen sich

Vier Monate nach dem Tod des Reinsten Zweiges kam endlich ein Tag, an dem Truppenbewegungen im Osmanischen Reich es notwendig machten, da� die Beh�rden auf die Kasernen von `Akka zur�ckgriffen. Die Tore wurden aufgesto�en und die Verbannten in andere Quartiere innerhalb der Stadtmauern verlegt.

Bahá'u'lláh und Seine Familie verbrachte man in das Haus Malik im westlichen Viertel F�kh�rah der Gef�ngnisstadt. Die Mehrzahl der Gef�hrten kamen in der Karawanserei Kh�n-i-`Av�m�d unter, unweit der K�ste gelegen. Einige fanden aber auch eine separate Bleibe. Aq�y-i-Kal�m und seine Familie bezogen ein Haus auf dem Grundst�ck der Karawanserei. Die Kh�n-i-`Av�m�d (oder Kh�n al-`Umd�n) war von Ahmad Al-Jazz�r erbaut unter Verwendung von Pfeilern, die aus Caesarea her�bergeschafft wurden. Der Turm mit Turmuhr ist ein moderneres Bauwerk: Er wurde zur Jubil�umsfeier des Sultan `Abdu'l-Hamid errichtet. Die Karawanserei diente als das erste Pilgerhaus im Heiligen Land; viele herausragende Baha'i, unter ihnen Mishk�n-Qalam, Zaynu'l-Muqarrab�n und H�j� Mirza Haydar-`Al�, haben darin gewohnt. `Abdu'l-Bahá war dort oft Gastgeber f�r die Pilger, und es ist anzunehmen, da� auch Bahá'u'lláh das Haus aufgesucht hat.

Drei Monate wohnte Bahá'u'lláh im Haus Malik; dann zog Er in das gegen�berliegende Haus Mans�r Khavv�m um. Auch hier war Sein Aufenthalt von kurzer Dauer: Sein n�chster Wohnsitz war das Haus R�bi`ih. Aber nach weiteren vier Monaten mu�te Er erneut die Wohnung wechseln. Diesmal bezog Er das Haus `Ud� Khamm�r, das nach den Worten des H�ters der Baha'i-Religion "ihren Bed�rfnissen so wenig entsprach, da� sich darin in einem einzigen Raum nicht weniger als dreizehn Personen beiderlei Geschlechts einrichten mu�ten." (GGV S.216

#369

(Bildlegende: Kh�n-i-`Av�m�d oder Kh�n al-`Umd�n, wo viele von Bahá'u'lláhs Gef�hrten wohnten)

`Ud� Khamm�r war einer der Honoratioren `Akkas und geh�rte als Christ dem r�misch-katholischen (maronitischen) Bekenntnis an. Er hatte eine Partnerschaft mit seinem Neffen Ily�s `Abb�d, der ebenfalls Maronit war und im Haus nebenan wohnte. `Ud� Khamm�r, in dessen Haus Bahá'u'lláh und Seine Familie letztendlich Wohnung fanden, war f�r seine Knauserigkeit bekannt; doch etwa um die Zeit, als die Versto�enen zu Verbannung und Haft in `Akka verurteilt wurden, entdeckten die Leute dort zu ihrem gro�en Erstaunen, da� er in der N�he von Bahj�, dem Palast� von `Abdu'll�h P�sh�, den Bau eines palastartigen Hauses f�r sich selbst plante. Bahj� lag eine knappe halbe Stunde zu Pferd von der Stadt entfernt; es war gro�z�gig angelegt und ausgestattet, von einem herrlichen Zitronen- und Orangenhain umgeben und hatte einen gro�en Teich, der besonders zum Verweilen einlud. Im Lauf der Zeit ging der Palast von `Abdu'll�h P�sh� in den Besitz der Familie Bayd�n �ber, einer angesehenen muslimischen Familie in `Akka, die dem Glauben Bahá'u'lláhs immer feindselig gegen�berstand. Als zu Anfang dieses Jahrhunderts eine hochrangige Untersuchungskommission aus Istanbul anreiste mit dem einzigen Ziel, Beschuldigungen gegen `Abdu'l-Bahá zu erheben, �ffnete Abdu'l-Ghan� Bayd�n den Mitgliedern dieser Kommission seinen Herrensitz als Unterkunft.

� Heute beherbergt er ein staatliches Behindertenzentrum

#370

Ud� Khamm�r trieb den Bau seines Palastes voran, doch Ily�s `Abb�d hielt das f�r ein Wahnsinnsprojekt und machte nicht mit. Aber einige seiner Familienangeh�rigen dachten anders und lie�en sich in n�chster N�he von Ud� Khamm�rs Herrensitz ebenfalls H�user bauen. Als Khamm�r seinen neuen Palast au�erhalb `Akkas bezog, verpachtete er sein Stadthaus an Bahá'u'lláh. Ily�s `Abb�d war damit gar nicht einverstanden und versuchte die Transaktion zu verhindern. Dies gelang ihm nicht; doch tat er alles, um den Kontakt mit den Verbannten zu vermeiden, die er in jeder Weise als unerw�nschte Nachbarn betrachtete. Dann trat ein sch�ndlicher, grauenvoller, aber unvermeidlicher Vorfall ein, der �u�erlich betrachtet Ily�s `Abb�ds schlimmste Bef�rchtungen rechtfertigte: die Ermordung von drei Azal� durch sieben Bahá'í - ein entsetzliches Ereignis, das die schlimme Last von Bahá'u'lláhs Leben unsagbar vermehrte und Seinem Herzen den Aufschrei entri�:

�Meine Gefangenschaft kann Mir nichts anhaben. Was Mich aber verletzt, ist das Verhalten derer, die Mich lieben, die den Anspruch erheben, zu Mir zu geh�ren, und doch Dinge tun, deretwegen Mein Herz und Meine Feder weint... Meine Gefangenschaft kann Mir keine Schande bringen. Nein, bei Meinem Leben, sie tr�gt sogar zu Meinem Ruhme bei! Was Mich aber besch�men kann, das ist das Verhalten derer unter Meinen Nachfolgern, die behaupten, Mich zu lieben, und in Wirklichkeit doch dem B�sen folgen.� (GGV S.216)

#371

Der Leser wird sich erinnern, da� zwei Azal� - Parteig�nger Mirza Yahy�s - von den Beh�rden nach `Akka bef�rdert und zusammen mit den Bahá'í eingekerkert wurden: Siyyid Muhammad-i-Isfah�n� (der Antichrist der Baha'i-Offenbarung) und Aq� J�n-i-Kaj-Kul�h (aus Salm�s in Adharb�yj�n). Diese beiden hatten bei der Ankunft in der Zitadelle darum gebeten, von den anderen getrennt untergebracht zu werden. �ber dem Stadttor und dem Gef�ngnis L�m�n, in das die Schwerstverbrecher geworfen wurden, fand sich ein geeigneter Raum f�r sie. Es war ein Beobachtungsposten, von wo aus sie spionieren und jeden Neuank�mmling in `Akka �berwachen konnten. Sobald jemand ankam, den sie als Anh�nger Bahá'u'lláhs erkannten, erstatteten sie den Beh�rden unverz�glich Bericht. Durch ihre Machenschaften wurden Nab�l-i-A`zam und Aq� Muhammad-`Al�y-i-Q�`in� wieder aus `Akka ausgewiesen, kaum da� sie das Tor durchschritten hatten. Die Azal� gingen sogar noch weiter und machten einem Einheimischen, der den iranischen Konsulardienst versah, lockende Versprechungen von reicher Belohnung und Auszeichnungen, wenn er mit ihnen gemeinsame Sache machte, um die Bahá'í auszustechen und zu hintergehen. Dieser Mann war daf�r verantwortlich, da� Aq� `Abdu'r-Ras�l-i-Zanj�n� und seine Begleiter gleich bei der Ankunft wieder aus der Stadt ausgewiesen wurden. Dann traf aus Zypern Na`�m Effendi ein. Er hatte durch den ber�hmten Kalligraphen Mishk�n-Qalam, der auf dieser Insel in der Verbannung lebte, von der Baha'i-Religion erfahren. Na`�m Effendi verschrieb sich dem Glauben mit gr��ter Inbrunst, erreichte die Gegenwart Bahá'u'lláhs, und der Gr��te Zweig vertraute ihm Briefe an, die er mitnehmen sollte. Die Azal� und der persische Konsularbeauftragte fanden heraus, was sich abgespielt hatte, und sorgten daf�r, da� Na`�m Effendi auf dem Weg nach Haifa festgenommen wurde. Die Briefe, die er bei sich hatte, wurden beschlagnahmt; er selbst wurde nach Beirut ins Gef�ngnis gebracht, wo er sechs Monate lang schmachtete. Der Gr��te Zweig versuchte alles, um den Beauftragten Persiens von der Verfolgung seiner sch�ndlichen Absichten abzubringen; doch dieser war schon zu weit unter den Einflu� der Azal� geraten. Wie Nab�l-i-A`zam berichtet, wurde sogar Caesar Catafago - ein J�nger Bahá'u'lláhs, dessen Vater Kh�jih Louis als franz�sischer Konsularbeauftragter in `Akka das Sendschreiben an Napoleon III. weiterbef�rdert hatte - eine Zeitlang von Siyyid Muhammad-i-Isfah�n� ganz umgarnt; doch sah er sp�ter seinen Irrtum ein und erneuerte seine fr�here Treuebindung. Na`�m Effendi kehrte nach seiner Entlassung nach Zypern zur�ck, wo es ihm sehr gut ging und wo er - nach einem Bericht von Aq� Rid� - nach der Annexion der Insel durch die Engl�nder einen hohen Posten erhielt. Aq� Rid� berichtet auch, da� Na`�m Effendi noch ein zweites Mal nach `Akka kam, diesmal mit seinen beiden S�hnen, die er zwecks h�herer Bildung nach Istanbul brachte. Auf die Frage, ob er wisse, was dem Mann zugesto�en sei, der ihm einst so viel Leid zugef�gt hatte, antwortete er, da� er keinen Groll gegen ihn hege; der �belt�ter schadet sich in Wahrheit selbst, sagte er, und Gott verf�hrt gerecht mit ihm. Um den persischen Konsularbeauftragten stand es wirklich schlimm: Er hatte seine Familie, sein Gesch�ft, sein Eigentum und fast noch seinen Verstand verloren. Schuldbewu�t kam er manchmal zu den Bahá'í und brachte seinen Kummer und seine Reue �ber die Leiden zum Ausdruck, die er ihnen auf der H�he seiner Macht und seines Einflusses zugef�gt hatte.

� Louis Catafago war mehrere Jahre lang franz�sischer Konsularbeauftragter f�r `Akka und Haifa. Mary Rogers beschreibt in ihrem Buch Domestic Life in Palestine, welchen Eindruck er im Jahr 1858 auf sie machte: "Einer unserer Nachbarn war Signor Lu[:]is Catafago, ein Witwer und der wohlhabendste und einflu�reichste unter den christlichen Arabern in Haifa. In der arabischen Literatur war er besser zu Hause als sonst irgend jemand im ganzen Regierungsbezirk. Er besa� gute Italienisch- und Franz�sisch-Kenntnisse und pflegte einen halbwegs europ�ischen Lebensstil. Seine S�hne erhielten eine College-Erziehung und kleideten sich wie Europ�er; seine kleinen M�dchen waren dagegen ganz orientalisch." (S.384f)

#372

(Bildlegenden: `Akka (Luftaufnahme) , Planskizze von `Akka (s.u.)

#373

Tabelle: Orte in Akka, die zu Bahá'u'lláh in Beziehung stehen:

1. Das Seetor, durch das Bahá'u'lláh am 31. August 1868 Akka betrat.

2. Der Weg, auf dem Bahá'u'lláh gem�� m�ndlicher �berlieferung am

31. August 1868 vom Seetor zum Osteingang der Zitadelle gebracht wurde.

3. Die Zitadelle und Kaserne, wo Bahá'u'lláh und Seine Gef�hrten

zwei Jahre, zwei Monate und f�nf Tage gefangen sa�en.

3a. Bahá'u'lláhs Zelle in der Zitadelle.

4. Das �ffentliche Bad, das Bahá'u'lláh jede Woche besuchte.

Dies war die einzige Gelegenheit, bei der Er die Zitadelle verlie�.

Hier konnte H�j� Am�n als erster Pilger Bahá'u'lláhs Gegenwart erreichen.

5. Die Andreaskirche; in der N�he liegen die H�user Mal�k und Khavv�m,

in denen Bahá'u'lláh nach Seiner Entlassung aus der Zitadelle

drei Monate bzw. einige Monate wohnte.

6. Der Schrein des Shaykh Gh�num; in der N�he liegt das Haus R�b�`ih,

wo Bahá'u'lláh nach Seinem Auszug aus dem Haus Khavv�m vier Monate lang

wohnte.

7. Das Haus Ud� Khamm�r, in dem Bahá'u'lláh zwei Jahre lang wohnte.

Hier wurde das Kitáb-i-Aqdas offenbart.

8. Das Haus `Abb�d, unmittelbar neben dem Haus Ud� Khamm�r gelegen;

1873 wurde es Bahá'u'lláh und Seiner Familie zur Verf�gung gestellt.

Bahá'u'lláh bewohnte hier vier Jahre lang
ein Zimmer mit Blick auf das Meer.

9. Die Kh�n-i-Av�m�d (Kh�n al-Umd�n oder Kh�n-i-Jurayn�).

Im Nord- und Westtrakt des Geb�udes fanden viele der

Gef�hrten Bahá'u'lláhs Unterkunft. Auch Pilger wohnten hier.

10. Der Sitz des Gouverneurs (Seraye). Hier wurde Bahá'u'lláh

nach der Ermordung der drei Azal� am 22. Januar 1872 verh�rt.

Heute ist hier eine Schule.

11. Die Kh�n-i-Sh�vird�. Nach der Ermordung der Azal� wurde Bahá'u'lláh hier

f�r eine Nacht und viele Seiner Gef�hrten f�r einen l�ngeren Zeitraum

gefangen gehalten.

12. Das L�m�n, wo Abdu'l-Bahá nach der Ermordung der Azal� drei Tage lang

gefangen sa�. In ein Zimmer oberhalb dieses Geb�udes wurde Bahá'u'lláh

einquartiert, nachdem Er eine Nacht in der Kh�n-i-Sh�vird� verbracht

hatte. Die sieben Baha'i, die f�r die Morde verantwortlich waren,

sa�en hier mehrere Jahre gefangen.

13. Die Moschee des Al-Jazz�r, in der der Erla� des Sultan �ber Bahá'u'lláhs

Haftbedingungen im Exil bald nach Seiner Ankunft �ffentlich verlesen und

die Bev�lkerung zum Ha� und zur Furcht vor den Verbannten aufgehetzt

wurde. Sp�ter erhielt Abdu'l-Bahá im Theologischen Seminar im Hof der

Moschee ein eigenes Zimmer als Zeichen der Hochsch�tzung, die man f�r

Ihn empfand.

14. As-S�q al-Abyad (Der Wei�e Basar); in der N�he lag das Haus von

Mirza M�s� (Aq�y-i-Kal�m), das Bahá'u'lláh oft besuchte.

15. Der Schrein des Nab�-S�lih. Auf dem Friedhof, der diesen Schrein umgibt,

war der Reinste Zweig beigesetzt, ehe seine sterblichen �berreste nach

Haifa �berf�hrt wurden. Auch andere Gef�hrten Bahá'u'lláhs liegen dort

begraben.

16. Das Landtor, durch das Bahá'u'lláh im Juni 1877 `Akka verlie�.

Bis in die Zeit der britischen Schutzherrschaft war es der

einzige Zugang auf dem Landweg zur Stadt. Es wurde von Bahá'u'lláh,

Abdu'l-Bahá, den Gef�hrten und Pilgern h�ufig benutzt.

17. Der Aqu�dukt, den Ahmad Big Tawfiq auf Anregung Bahá'u'lláhs reparieren

lie�. Der auf diesem Plan gezeigte Teil des Aqu�dukts ist heute kaum

noch zu sehen; aber andere Teile sind an der Stra�e nach Bahj�

und Mazra`ih deutlich zu erkennen.

18. Die Georgskirche, die von der Familie Ud� Khamm�rs freigebig unterst�tzt

wurde. Um diese Kirche herum und bis hin zur Andreaskirche lag das

christliche Wohnviertel der Stadt.

19. Die Kh�n-i-Afranj, in der einige der Gl�ubigen wohnten, unter ihnen

Aq� Abdu'l-Ghaff�r-i-Isfah�n� und Mirza Rid�y-i-Qannad.

20. Durchbr�che durch die Stadtmauern in der Zeit der britischen

Schutzherrschaft. Die gestrichelten Linien zeigen den jetzigen Verlauf

der Hauptstra�en an.

21. ??? Eine Erl�uterung zur Nr. 21 auf der Planskizze fehlt im Original

#374

Als die Tore der Festung sich endlich f�r die Verbannten �ffneten, war zu Siyyid Muhammad und Kaj-Kul�h noch Mirza Rid�-Qul� hinzugekommen, der Schwager von Mirza Yahy�, den Bahá'u'lláh f�r seine st�ndig wiederholten Missetaten aus der Gemeinschaft Seiner Anh�nger ausgesto�en hatte. Wieder und wieder hatte er feierliche Versprechen gebrochen, bis sein Verhalten nicht l�nger toleriert oder verziehen werden konnte. Nachdem sie so Zuwachs erhalten hatten, verst�rkten die Azal� ihre unheilvolle T�tigkeit. Da sie immer dreister wurden, ermahnte Bahá'u'lláh die Gef�hrten zunehmend zu Geduld und Nachsicht. Die Azal� ihrerseits nutzten die neue Freiheit zur pausenlosen Suche nach weiteren Verb�ndeten, um den Bahá'í Schaden zuzuf�gen.

(Bildlegende: Das Haus Abb�d (vorn). Das Haus `Ud� Khamm�r liegt an der R�ckseite des Geb�udes. Bahá'u'lláh hat beide H�user bewohnt, zuletzt den Raum mit dem Balkon)

Danach offenbarte Bahá'u'lláh das Sendschreiben, das als Das Feuertablet bekanntgeworden ist; diese Bezeichnung ist aus dem Eingangsvers abgeleitet: "Wahrlich, die Herzen der Aufrichtigen zergl�hen im Feuer der Trennung." Dieses Tablet steht unter den Schriften des Urhebers der Baha'i-Religion einzig da. Es vergegenw�rtigt unmittelbar jene innige mystische Zwiesprache, welche Jesus Christus w�hrend der letzten Nacht Seines Erdenlebens im Garten Gethsemane erlebte, ebenso den Schrei, den Er am folgenden Tag am Kreuz ausstie�: "Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen?" Beim Lesen des Feuertablets r�hrt die Seelenpein der H�chsten Manifestation Gottes unser Innerstes an:

#375

�Bahá ertrinkt im Meer der Drangsal: Wo ist Deiner Rettung Arche, Du Erretter der Welten? ... Die �ste des himmlischen Lotosbaumes brachen im Sturmwind des g�ttlichen Ratschlusses: Wo sind die Banner Deines Beistands, Du Besieger der Welten? ... Vergilbt sind die Bl�tter durch die giftigen Winde des Aufstands: Wo ist die F�lle aus den Wolken Deiner Freigebigkeit, Du Beschenker der Welten? ...� (aus Feuertablet, Gebete S.333f)

Darauf kommt die Antwort:

�O Du Erhabene Feder! Wir im Reiche der Ewigkeit h�ren Dein liebliches Rufen: Nun lausche dem, was die Zunge der Gr��e spricht, Du Unterdr�ckter der Welten. G�be es keine K�lte, wie k�nnte die Glut Deiner kl�renden Worte sich zeigen, Du Erkl�rer der Welten? G�be es kein Leid, wie k�nnte die Sonne Deiner Geduld erstrahlen, Du Licht der Welten? Sei nicht erbittert ob der Frevler. Du bist zum Dulden erschaffen, Du Langmut der Welten... Durch Dich ist der UnAbhangigkeit Banner auf den h�chsten Gipfeln gehi�t, Durch Dich wogt das Meer der Gaben, Du Entz�cken der Welten. Durch Deine Einsamkeit erstrahlte die Sonne der Einheit Gottes, Deine Verbannung schm�ckte das Land der Einzigkeit. Sei geduldig, Du Verbannter der Welten. Wir bestimmten Erniedrigung zum Gewand der W�rde und Leid zum Schmuck Deines Tempels, Du Stolz der Welten. Du siehst die Herzen voll Ha�, Du aber sollst des nicht achten, Du S�ndenverberger der Welten ...� (aus Feuertablet, Gebete S.333f)

Dann spricht nochmals die H�chste Manifestation des Allm�chtigen Gottes:

�Wahrlich, Ich habe Deinen Ruf vernommen, Du Allherrlicher Geliebter. Nun erstrahlt Bahas Antlitz durch der Drangsal Glut und durch Deines leuchtenden Wortes Feuer. In Treue erhebt Er sich an der Opferst�tte und blickt auf Dein Gefallen, Du Verordner der Welten.� (aus feuertablet, Gebete S.333f)

#378

Die Risiken und Gefahren, die extrem schwierige Lage der Bahá'í in der Enklave von `Akka durch die Umtriebe der Azal� und ihrer Helfershelfer sollten in keiner Weise verharmlost oder untersch�tzt werden. Die st�ndigen, zerm�rbenden Qu�lereien h�rten nie auf und nahmen immer weiter zu. Bahá'u'lláhs Leben war durch die gallige Feindschaft dieser Leute tats�chlich aufs h�chste gef�hrdet.

Aq� Rid� berichtet, da� die Beamten und Honoratioren, deren Geist von den Azal� vergiftet war, durch gelegentliche Zusammenk�nfte mit dem Gr��ten Zweig immer wieder ihre Einstellung �nderten und da� diese Tatsache bei den Frevlern noch mehr Trotz und Wut hervorrief. Von grenzenlosem Ha� und wilder Eifersucht beherrscht, setzten sie noch mehr daran, Bahá'u'lláh zu verletzen und Ihn, Seine Sache und Seine Anh�nger in ein schlechtes Licht zu r�cken. Wir erfahren weiter von Aq� Rid�, da� Mirza Rid�-Qul� und seine Schwester Badr�-J�n seit ihrem Bruch mit Mirza Yahy� st�ndig nach ihrem eigenen Kopf leben und von allem das Beste haben wollten. Mirza Fadlu'll�h, der Sohn des (in Adrianopel verstorbenen) Mirza Nasru'll�h, und Aq� `Azam-i-Tafrish�, die aus Tihr�n gekommen waren und die Br�der Nas-ru'll�h und Rid�-Qul� als Diener mitgebracht hatten, zogen sich zur�ck und gaben ihre Verbindungen zu Mirza Rid�-Qul� und Badr�-J�n auf. Diese Trennung erbitterte Mirza Rid�-Qul� derma�en, da� er es fertigbrachte, eine Sammlung von Schriften Bahá'u'lláhs zusammenzustellen, in der er den Text durch Ab�nderungen und Einsch�be verunstaltete, um ihm einen ketzerischen, gesellschaftsfeindlichen und provozierenden Anstrich zu geben. Diese F�lschungen wurden weithin verbreitet, um das Volk aufzuhetzen.

#377

Damals dachten einige Anh�nger Bahá'u'lláhs erstmals daran, all den Machenschaften ein Ende zu setzen. Als Quellenmaterial f�r dieses schreckliche Kapitel haben wir nicht nur Aq� Husayn und Aq� Rid�, deren Berichte wir bisher h�ufig herangezogen haben, sondern auch zwei historische Abhandlungen, die von Mirza Aq� J�n, dem Sekret�r Bahá'u'lláhs, und Aq� Muhammad-Jav�d-i-Qazv�n� stammen. Beide M�nner waren Augenzeugen, beide haben sp�ter - nach Bahá'u'lláhs Hinscheiden - Sein B�ndnis gebrochen.

Aus Beirut kam ein arabischer Gl�ubiger namens N�sir - auch als H�j� `Abb�s bekannt - nach `Akka mit dem festen Vorsatz, die Unheilstifter zum Schweigen zu bringen. Alles spricht daf�r, da� es sich um denselben N�sir handelt, der an der Ermordung des H�j� Mirza Ahmad-i-K�sh�n� in Baghdad beteiligt war.� Sobald er in `Akka war, machte er seine Absicht klar; Bahá'u'lláh wollte dies nicht dulden und hie� ihn sofort nach Beirut zur�ckzu-kehren, was er auch tat. Muhammad-Jav�d zitiert ein an N�sir gerichtetes Tablet, das seine R�ckkehr bewirkte. Die folgende Wiedergabe beruht auf der �bersetzung, die Professor Browne von diesem Tablet machte:

� Wir entnehmen Nab�ls Bericht, da� sich unter T�hirihs Gef�hrten auf ihrer Reise von Baghdad nach Persien ein gewisser Abid mit seinem Sohn N�sir befand und da� dieser Sohn sp�ter als H�j� `Abb�s bekannt war. Wenn dies der gleiche N�sir ist - und es gibt kaum einen Grund, daran zu zweifeln -, dann spiegeln seine sp�teren Handlungen sicher etwas von der Leidenschaft und Impulsivit�t der Gl�ubigen, die in der Umgebung jener gefeierten B�b�-Heldin gelebt hatten.

�ER ist der Helfer.�

�Ich bezeuge, da� du deinem Herrn geholfen hast, da� du einer der Helfer bist. Alle Dinge bezeugen [die Wahrheit] mein[es] Zeugnis-[ses]: Dies ist wirklich die Wurzel der Sache, wenn du zu den Wissenden geh�rst. Was du auf Seinen Befehl und mit Seiner Zustimmung tust, ist in der Tat die Pflicht zur Hilfeleistung in den Augen deines Herrn, des Allwissenden, des Allverstehenden. Geh von hier weg und ver�be nicht, was zu Unheil f�hrt! Setze dein Vertrauen auf Gott: Er nimmt wahrlich hinweg, wen Er will; Er hat wahrlich Macht �ber alle Dinge. Wahrlich, wir haben angenommen, was deine Absicht auf dem Pfade Gottes war. Kehre an deinen Ort zur�ck; alsdann gedenke Deines Herrn, des M�chtigen, dem Lobpreis geb�hrt.� �

� E.G.Browne: Materials for the study of The Báb� Religions p.53f

#378

(Bildlegende: `Akka: Luftaufnahme aus dem Jahr 1914 (von Adolf K�rcher)

#379

Nach N�sirs Abreise gingen einige Gef�hrten, die die enorm aufgeladene Situation nachgerade unertr�glich fanden, zu Bahá'u'lláh und baten Ihn um Erlaubnis, mit den Unheilstiftern nach ihrer Weise zu verfahren und deren satanischen Umtrieben ein Ende zu setzen. Bahá'u'lláh verweigerte ihnen nicht nur diese Erlaubnis, sondern riet ihnen mit allergr��tem Nachdruck, jede Gewaltt�tigkeit und Vergeltung zu meiden. Anscheinend war Muhammad-Jav�d-i-Qazv�n� selbst anfangs mit diesen M�nnern im Bunde; doch verlie� er ihre Gesellschaft, nachdem Bahá'u'lláh ihn dazu aufgefordert hatte. Wie Muhammad-Jav�d schreibt, war er zugegen, als Aq� Muhammad-Ibr�h�m-i-K�sh�n� bei Bahá'u'lláh um die Erlaubnis bat, den Siyyid Muhammad-i-Isfah�n� und seine Komplicen auszuschalten. Bahá'u'lláh gab Muhammad-Jav�d die Anweisung, nach Hause zu gehen und dort zu bleiben, und Er befahl Seinem Bruder Mirza Muhammad-Qul�, den Aq� Muhammad-Ibr�h�m aus Seiner Gegenwart auszusto�en, was dieser auch tat.

Sieben Gef�hrten waren es, die unter bewu�ter Mi�achtung von Bahá'u'lláhs ausdr�cklichem Befehl daran gingen, Pl�ne zu schmieden, um `Akka und seine Verbannten von dem Schreckgespenst der ruchlosen M�nner zu befreien; es handelte sich um Aq� Muhammad-Ibr�h�m-i-N�zir, Mirza Husayn-i-Najj�r (der auch aus K�sh�n geb�rtig war), Aq� Husayn-i-Ashch� (ebenfalls aus K�sh�n), Mirza Ja`far aus Yazd, Ust�d Ahmad-i-Najj�r, Aq� muhammad-`Al�y-i-Salm�n� und Ust�d `Abdu'l-Kar�m-i-Kharr�t (die beiden letzteren aus Isfah�n). Eine solche Erregung hatte die ganze Gemeinschaft ergriffen, da� Bahá'u'lláh sich von allen zur�ckzog. Er tat das gleiche, was Er in Adrianopel getan hatte, als der Aufstand Mirza Yahy�s an die Oberfl�che drang: Er lie� niemanden zu sich, traf mit niemandem zusammen.

Ohne R�cksicht darauf hielten die sieben M�nner an ihren Pl�nen fest und ver�bten die gemeinen Mordtaten. So starben Siyyid muhammad-i-Isfah�n�, der Antichrist der Baha'i-Offenbarung, ferner der unverbesserliche Aq� J�n-i-Kaj-Kul�h, die rechte Hand Siyyid Muhammads seit den Tagen von Adrianopel, und schlie�lich der wetterwendische Mirza Rid�-Qul�y-i-Tafrish�.

Hier mu� klar gesagt werden, da� es f�r Mord keine Entschuldigung geben kann. Wie gro� der Druck war, unter dem die Bahá'í standen, kann jedoch daran abgelesen werden, da� sich unter den sieben M�nnern, die die Azal� ermordeten, auch Aq� Husayn-i-Ashch� befand, aus dessen Erinnerungen wir hier schon so h�ufig zitiert haben. Aq� Husayn war zweifellos ein eigensinniger, halsstarriger Mann, der sich sogar allerh�chsten Obrigkeiten entgegenstellen konnte. Doch war er seit den fr�hesten Tagen von Baghdad im Haushalt Bahá'u'lláhs aufgewachsen; seine Hingabe war vollkommen und fand schwerlich ihresgleichen. Trotzdem erlag er in dieser kritischen Stunde dem Druck, dem die Bahá'í durch ihre Gegner ausgesetzt waren.

#380

Nun lag das Haus, in dem die drei Azal� untergebracht waren, direkt gegen�ber der Seraye. Durch die Pistolensch�sse, Rufe und Schreie aufgescheucht, trat S�lih P�sh�, der Mutasarrif, aus seinem Haus. Darauf brach die H�lle los. Aq� Rid� schreibt: "Alle, jung und alt, angesehene B�rger und einfaches Volk, der Gouverneur, der Polizeipr�sident und die Truppen: Alle gerieten in Aufruhr, als ob eine gewaltige Staatsmacht sie angegriffen habe. Mit Steinen und St�cken, Schwertern und Gewehren bewaffnet, zogen sie zum Haus der Gesegneten Vollkommenheit und zu den H�usern der Gef�hrten und nahmen jeden fest, dessen sie habhaft wurden. Der Mutasarrif mit seinem Gefolge und die Truppen sammelten sich um das Haus der Gesegneten Vollkommenheit. Es war Sp�tnachmittag ..."

Wie Er es zu dieser Tageszeit gewohnt war, gab sich Bahá'u'lláh gerade v�llig der Offenbarung von Versen hin: �Wahrlich, das Meer des Unheils wogt hoch, und Sturmb�en haben die Arche Gottes, des Allumfassenden, des Selbstbestehenden, erfa�t. O Seefahrer! La� St�rme Dich nicht erschrecken; denn Er, der den Tag heraufd�mmern l��t, ist mit Dir in dieser Finsternis, die die Welten umh�llt hat.��

� Ishr�q-Kh�var�: Rah�q-i-Makht�m, Bd.2, S.147; nach der englischen �bersetzung von H.M.Balyuzi.

Es war eine Stunde nach Sonnenuntergang, als ein Offizier, dessen Namen Muhammad-Jav�d mit Sa`�d Big angibt, in Begleitung von Ily�s `Abb�d in das b�r�n� trat. Der Gr��te Zweig, Aq� muhammad-`Al�y-i-Isfah�n�, Husayn-Aq�y-i-Tabr�z� und Muhammad-Jav�d-i-Qazv�n� befanden sich dort. Die Amtspersonen forderten sie auf, zur Seraye mitzukommen. Dann verlangten sie, Bahá'u'lláh solle ebenfalls kommen. Der Gr��te Zweig ging in den Innenbereich und trug Bahá'u'lláh dieses Verlangen vor. Bahá'u'lláh trat aus dem Haus, und da es dunkel war, wies ihnen ein Mann mit einer Lampe den Weg.

Aq� Rid� berichtet, da� alle, die Ihm auf diesem Weg zum Sitz des Gouverneurs begegneten, mit gro�em Erstaunen die Macht sp�rten, die von Seiner Person ausging. Ein Einheimischer aus `Akka, der Ihn an diesem Tage sah, glaubte sofort an Ihn und schlo� sich den Reihen der Gef�hrten an.

#381
Der H�ter der Baha'i-Religion schreibt:

"Die Best�rzung der ohnehin schwer bedr�ngten Gemeinde war unbeschreiblich. Die Entr�stung Bahá'u'lláhs kannte keine Grenzen. In einem Sendschreiben, das Er offenbarte, kurz nachdem diese Schandtat ver�bt worden war, verleiht Er Seiner Erregung in folgenden Worten Ausdruck: �Wenn Wir davon sprechen wollten, was �ber Uns gekommen ist, so m��ten die Himmel auseinanderbersten, und die Berge m��ten zu Staub zerfallen.�" (GGV S.215f)

Als Bahá'u'lláh die Seraye betrat - so lesen wir bei Muhammad-Jav�d-i-Qazv�n� -, erhoben sich vor Ihm S�lih P�sh�, der Mu-tasarrif, Sal�m Mulk�, der Leiter des Sekretariats, und andere Beamte, die zugegen waren. Bahá'u'lláh ging hinein und nahm am Kopfende des Raumes Platz. Es herrschte absolute Stille, bis schlie�lich der Garnisonskommandant das Wort ergriff: "Geh�rt es sich, da� Ihre M�nner eine so abscheuliche Tat begehen?" Bahá'u'lláh erwiderte: "Wenn ein Soldat, der Ihnen untersteht, eine Regel verletzt, werden dann Sie daf�r zur Verantwortung gezogen und bestraft?" Wieder trat vollkommene Stille ein, bis Bahá'u'lláh sich erhob und - nach der Darstellung Aq� Rid�s - in ein anderes Zimmer ging.

Dann machten sich Beamte auf die Suche nach den anderen Gef�hrten. Mirza Muhammad-Qul�, Mirza Muhammad-`Al� - der zweite der �berlebenden S�hne Bahá'u'lláhs - und Mirza Aq� J�n wurden hereingef�hrt. Aq�y-i-Kal�m lie� man jedoch gehen, da er sich unwohl f�hlte. Wie Muhammad-Jav�d-i-Qazv�n� schreibt, war in dieser Nacht die ganze Stadt in hellem Aufruhr. In der gleichen Nacht ging drau�en vor `Akka ein russisches Dampfschiff vor Anker, und die Beh�rden untersagten sofort, dieses Schiff zu betreten oder zu verlassen.

Vier Stunden nach Sonnenuntergang wurde Bahá'u'lláh aus der Dienststelle des Mutasarrif hinausgef�hrt und zusammen mit Seinem Sohn Mirza Muhammad-`Al� in einem Zimmer der Kh�n-i-Sh�vird� untergebracht; den Gr��ten Zweig f�hrte man dagegen in das L�m�n (Gef�ngnis), w�hrend Aq� Mirza Muhammad-Qul� woandershin gebracht wurde. Mirza Aq� J�n konnte noch nach Hause gehen und alles holen, was Bahá'u'lláh f�r die Nacht brauchte; dann steckte man ihn mit einigen anderen Gef�hrten in das Gef�ngnis der Seraye. Der H�ter der Baha'i-Religion schreibt �ber diese Vorg�nge:

#382

"Bahá'u'lláh wurde ... w�hrend der ersten Nacht zusammen mit einem Seiner S�hne in einem Raum im Kh�n-i-Sh�vird� in Haft gehalten. F�r die beiden folgenden N�chte wurde Er in ein besseres Quartier in der N�he gebracht, und erst nach siebzig Stunden durfte Er wieder in Seine Wohnung zur�ckkehren. `Abdu'l-Bahá wurde in der ersten Nacht ins Gef�ngnis geworfen und in Ketten gelegt; dann erst durfte Er wieder zu Seinem Vater gehen. F�nfundzwanzig Gef�hrten wurden gefesselt und in ein anderes Gef�ngnis geworfen ..." (GGV S.216)

� Das Kh�n-i-Sh�vird� ist eine der Karawansereien Akkas. Die Erbauungszeit steht nicht genau fest; doch wurde es wahrscheinlich unter Al-Jazz�r oder Sulayman Pash� erbaut. An seiner S�dostecke befindet sich der Burju's-Sultan, der einzige heute noch vorhandene der vielen Kreuzfahrert�rme, von denen `Akka einst umgeben war. Der Ostfl�gel dieses Kh�n grenzt an das L�m�n und diente als dessen Erweiterung; daher waren Bahá'u'lláh und Sein Sohn wahrscheinlich in diesem Fl�gel eingekerkert.

(Bildlegende: Kh�n-i-Sh�vird�: Rechts der Burju's-Sultan, dahinter der Teil der Kh�n, in dem die Gef�hrten wahrscheinlich gefangen sa�en.)

#383
(Bildlegende: Kh�n-i-Sh�vird�)

Aq� Rid� erz�hlt von H�j� `Al�-`Askar, derselben ergebenen Seele, die in Adrianopel freiwillig die Verbannung und Einkerkerung in `Akka erw�hlt hatte; dieser Veteran des Glaubens war einige Jahrzehnte zuvor dem B�b von Angesicht zu Angesicht begegnet und hatte ohne Z�gern Seinen Glauben angenommen. Da er nun an diesem Tag nicht au�er Hause war, hatte man ihn nicht verhaftet und abgef�hrt. Nachdem er aber von der Festnahme seiner Mitgl�ubigen erfahren hatte, kam er in dieser Nacht nicht mehr zur Ruhe. Mit Anbruch des Tages lief er eilends zur Seraye und klopfte ans Tor. Man sagte ihm, er solle verschwinden und hier kein Aufhebens machen; aber er klopfte weiter an und bestand darauf, da� man ihn genauso behandelte wie die anderen. Er gab nicht eher Ruhe, als bis man ihn zusammen mit den �brigen Gef�hrten ins Gef�ngnis geworfen hatte. Aq� Rid� gibt noch an, da� Mirza Muhammad-Qul� im gleichen Raum wie Bahá'u'lláh festgehalten wurde.

Schlie�lich teilte der Mutasarrif dem V�l� von Syrien, Subh� P�sh�, telegrafisch alles mit, was sich ereignet hatte. Der V�l� nahm sofort Ansto� an der Art und Weise, wie man mit Bahá'u'lláh verfahren war, und erteilte dem Mutasarrif einen Verweis. Am n�chsten Tag wurde Bahá'u'lláh in die R�ume oberhalb des L�m�n umquartiert. Am Nachmittag des dritten Tages - schreibt muhammad-Jav�d - f�hrte man Bahá'u'lláh, den Gr��ten Zweig, Mirza Muhammad-`Al� und Mirza Muhammad-Qul� nochmals dem Mutasarrif vor. Bahá'u'lláh hatte an diesem Tag leichtes Fieber. Er sagte dem Mutasarrif und dem Muft�, da� sie nicht im Einklang mit Gottes Vorschriften gehandelt h�tten; daraufhin teilte Ihm der Mutasarrif mit, Er k�nne jetzt nach Hause gehen. Als Er sich erhob, um zu gehen, standen alle auf und entschuldigten sich dem�tig f�r ihr anma�endes Verhalten. Daraufhin begab Er sich zusammen mit dem Gr��ten Zweig sowie mit Mirza Muhammad-`Al�, Mirza muhammad-Qul� und Mirza Aq� J�n zu Fu� nach Hause.

� Nach britischen Konsularunterlagen traf Subh� P�sh� am 27. Oktober 1871 in Damaskus ein, um seine Amtsgesch�fte als Generalgouverneur aufzunehmen, die er bis Januar 1873 aus�bte. (FO 195.976 und 1027)

#384

Der H�ter der Baha'i-Religion beschreibt diese Begebenheit wie folgt:

"Beim Verh�r forderte man Ihn auf, Seinen Namen zu nennen und den Namen des Landes, aus dem Er kam. "Das ist klarer als die Sonne," antwortete Er. Man stellte Ihm nochmals die gleiche Frage, worauf Er folgende Antwort gab: "Ich erachte es nicht f�r angemessen, das zu sagen. Schauen Sie doch in dem Erla� der Regierung nach, der in Ihrem Besitz ist." Hierauf wiederholten sie - diesmal mit betonter Ehrerbietung - noch einmal ihre Frage, worauf Bahá'u'lláh voll Majest�t und Macht folgende Worte sprach: "Mein Name ist Bahá'u'lláh (Licht Gottes), und Mein Land ist N�r (Licht). Dies zu Ihrer Kenntnis." Dann wandte Er sich zu dem Muft�, an den Er einen versteckten Tadel richtete, und sprach sodann zu der ganzen Versammlung in einer so gewaltigen und erhabenen Sprache, da� keiner Ihm zu antworten wagte. Nachdem Er Verse aus der S�riy-i-Mul�k zitiert hatte, erhob Er sich und verlie� die Versammlung. Kurz darauf lie� Ihm der Gouverneur mitteilen, da� Er frei sei und nach Hause zur�ckkehren k�nne; auch entschuldigte er sich wegen des Vorfalls." (GGV S.216f)

Die sieben, die sich der Morde schuldig gemacht hatten, wurden im L�m�n eingekerkert; sie blieben dort sieben Jahre lang gefangen. Sechzehn weitere Gef�hrten wurden nach sechs Tagen in die Kh�n-i-Sh�vird� eingeliefert und im selben Raum, in dem Bahá'u'lláh w�hrend der ersten Nacht gefangen sa�, sechs Monate lang festgehalten.

#385

Dann berichtet Muhammad-Jav�d-i-Qazv�n� in seiner kleinen Abhandlung von dem Mord an zwei weiteren M�nnern, der sich noch vor der Ermordung Siyyid Muhammad-i-Isfah�n�s und seiner zwei Helfershelfer ereignet habe. Als Namen nennt er Husayn-`Al� aus K�sh�n, auch Khayy�t-B�sh� genannt, und H�j� Ibr�h�m, der ebenfalls aus K�sh�n kam; doch sagt er nicht, wer sie ermordete. Diese beiden M�nner aus K�sh�n, die immer wankelm�tig waren, hatten sich offenbar mit den Azal� zusammengetan, obwohl sie mit den Gef�hrten in der Kh�n al-`Umd�n wohnten. Wie Muhammad-Jav�d schreibt, denunzierte H�j� Ibr�h�m eines Tages in seiner Gegenwart Aq�y-i-Kal�m vor dem Muft�. Dieses verwerfliche Verhalten erregte den Zorn der Gef�hrten, und einige von ihnen (deren Namen wir nicht kennen) ermordeten die beiden und begruben sie in einem Zimmer in der Absteige. Dies trug sich zu der Zeit zu, als Bahá'u'lláh wegen der zunehmenden Feindseligkeit der Azal� niemanden mehr in Seine Gegenwart treten lie�. Siyyid Muhammad hatte jedoch das Verschwinden der beiden M�nner bemerkt und den Beh�rden mitgeteilt. Es gab damals allerdings keinen Grund, ein Verbrechen zu vermuten. Erst nach der Ermordung der drei Azal� kam bei der Vernehmung der Gef�hrten auch der Mord an den zwei K�sh�nern ans Licht. Wiederum nennt Muhammad-Jav�d keine Namen, sondern h�lt nur fest, da� man den Beh�rden sagte, die zwei M�nner seien an der Cholera gestorben, und um zu vermeiden, da� alle weggebracht und in Quarant�ne gesteckt w�rden, h�tte man sie sogleich in aller Stille in einem Raum der Unterkunft beigesetzt. Die Beh�rden lie�en die Leichen exhumieren und neben den Azal� bestatten.

An der Abhandlung des Muhammad-Jav�d-i-Qazv�n� ist au�erdem von Interesse, da� die Ehefrau Mirza Yahy�s und Schwester des Mirza Rid�-Qul�y-i-Tafrish�, deren Name sonst �berall mit Badr�-J�n angegeben wird, hier als Badri-Jah�n erscheint. Die sechzehn M�nner, die sechs Monate lang in der Kh�n-i-Sh�vird� festgehalten wurden, werden wie folgt angegeben: H�j� `Al�-`Askar-i-Tabr�z� sowie sein Sohn Husayn-Aq� und sein Bruder Mashhad� Fatt�h; H�j� Ja`far und sein Bruder H�j� Taq�; Muhammad-Jav�d-i-Qazv�n� selbst; Aq� Faraj-i-Sultan�b�d�; Aq� Rid�y-i-Sh�r�z�; Mirza Mahm�d-i-K�sh�n�; H�j� Faraju'll�h-i-Tafrish�; Aq� `Azam-i-Tafrish�; Aq� Muhammad-`Al�y-Isfah�n�; Aq� Muhammad-`Al�y-i-Yazd�; Darv�sh Sidq-`Al�y-i-Qazv�n�; Aq� Muhammad-Ibr�h�m-i-Nayr�z�, auch als Am�r-i-Nayr�z� bekannt; sowie H�j� Aq�y-i-Tabr�z�.

Auch Nab�l-i-A`zam und Aq� Muhammad-Hasan, der Sohn des Ust�d B�qir-i-K�sh�n�, waren ein paar Tage lang in Haft; da sie aber nicht zu der Gruppe der Verbannten geh�rten, schickte man sie nach Tripoli bei Beirut.

#386

Die Lage, in der sich Bahá'u'lláh und Seine Gef�hrten jetzt befanden, hat der H�ter der Baha'i-Religion wie folgt beschrieben:

"Der Bev�lkerung, die ohnedies schon schlecht auf die Verbannten zu sprechen war, bem�chtigte sich nun nach diesem Vorkommnis eine hemmungslose Feindschaft jedem gegen�ber, der den Namen des Glaubens trug, zu dem sich jene Ausgesto�enen bekannten. Offen und unbedenklich schleuderte man ihnen den Vorwurf der Ruchlosigkeit, der Gottlosigkeit, der Gewaltt�tigkeit und der Ketzerei ins Gesicht ... Selbst die Kinder der eingekerkerten Verbannten wurden, wenn sie sich in diesen Tagen auf der Stra�e sehen lie�en, verfolgt, angep�belt und mit Steinen beworfen. Der Leidenskelch Bahá'u'lláhs war nun zum �berflie�en voll ..." (GGV S.217)

Selbst Ily�s `Abb�d war so aufgeschreckt und beunruhigt, da� er daran ging, sein Haus gegen jeden Zutritt aus dem angrenzenden Haus von `Ud� Khamm�r, in dem Bahá'u'lláh wohnte, abzuriegeln.

Aq� Rid� gibt eine anschauliche Schilderung jener Tage der Haft in der Kh�n-i-Sh�vird�. Die Artilleristen, die dort zur Bewachung der Verbannten postiert waren, beobachteten argw�hnisch jede ihrer Bewegungen und behandelten sie mit gro�er H�rte. St�ndig wurden sie ins Angesicht beschimpft. Aber allm�hlich lie�en ihr Betragen und ihre Sanftmut alle Schranken zusammenbrechen, bis die Kerkermeister schlie�lich bekannten, da� sie den L�gen aufgesessen waren, die man ihnen vorgesetzt hatte. Endlich kam der Tag, an dem den Ausgesto�enen - noch lange vor ihrer Entlassung - gestattet wurde, andere H�user und auch das Haus Bahá'u'lláhs zu besuchen. Am Nachmittag luden sie die Artilleristen und Polizisten zum Tee ein. Sie pflanzten Blumen im Hof und hielten die alte Absteige sauber. Jeden Tag war einer von ihnen f�r das Kochen und den Reinigungsdienst verantwortlich. Zuletzt gaben die Gef�ngnisw�chter ihrem Abscheu �ber die Haltung der hohen Beamten Ausdruck, die unerbittlich blieben und den Verbannten nicht erlaubten, endg�ltig heimzugehen. Aber die Befreiung war nicht mehr fern. Der Gouverneur wurde entlassen, und sein Nachfolger Ahmad Big Tawf�q war ein gerechter Mann.

+36 #387
Kapitel 36
Das Blatt wendet sich

Endlich - so erz�hlt uns Aq� Rid� - lehnten sich die M�nner der Artillerie gegen die schwankende Haltung der Beh�rden auf. Sie nahmen einige der Verbannten mit sich, gingen zur Seraye und sagten geradeheraus: "Wir sind Soldaten, keine Gef�ngnisw�rter. Wenn diese Leute Verbrecher sind, dann nehmt sie und steckt sie ins Gef�ngnis. Wenn nicht, dann la�t sie in Frieden und schickt sie nach Hause. Wir sind nicht l�nger bereit, f�r sie die W�chter zu spielen." Die Beh�rden gaben nach. Der neu ernannte Mutasarrif lie� sich endlich die entsprechenden Papiere bringen und entlie� die Gef�hrten, die man grundlos im Kh�n-i-Sh�vird� festgehalten hatte.

Der H�ter der Baha'i-Religion schreibt:

"Die allm�hliche Erkenntnis in allen Schichten der Bev�lkerung, da� Bahá'u'lláh v�llig unschuldig war, das langsame Eindringen des wahren Geistes Seiner Lehren in die harte Schale ihrer Gleichg�ltigkeit und Bigotterie, die Einsetzung des klugen und menschlichen Gouverneurs Ahmad Big Tawf�q auf dem Platz des fr�heren, dessen Geist hoffnungslos von Ha� gegen den Glauben und seine Anh�nger vergiftet gewesen war, das unerm�dliche Wirken `Abdu'l-Bahás, der jetzt in der Bl�te Seiner Mannesjahre stand und durch Seine Kontakte zur Masse der Bev�lkerung zunehmend Seine Bef�higung unter Beweis stellte, sich schirmend vor Seinen Vater zu stellen, und schlie�lich, durch das Walten der Vorsehung, die Entlassung der Beamten, die zur Verl�ngerung der Haft der unschuldigen Gef�hrten beigetragen hatten - alles dies wirkte als Wegbereiter f�r die Gegenbewegung, die jetzt in Gang kam ..." (GGV S.217f)

#388

(Bildlegende: Die Stadt `Akka in der zweiten H�lfte des neunzehnten Jahrhunderts. Diese Ansicht von Nordosten zeigt rechts die Moschee von Al-Jazz�r, im Vordergrund den Aqu�dukt und links im Hintergrund den Berg Karmel jenseits der Bucht von Haifa. (Aus Wilson: Picturesque Palestine)

Ahmad Big Tawf�q war in der Tat von dem majest�tischen Auftreten, den gewinnenden Umgangsformen, dem w�rdigen Verhalten und umfassenden Wissen des Gr��ten Zweiges so �berw�ltigt und in den Bann geschlagen, da� er, um seine Ehrfurcht zu bezeigen, die Schuhe auszog, wenn er in Seiner Gegenwart war. Die Schriften Bahá'u'lláhs, die die Gegner zusammengetragen hatten, um die Beh�rden gegen den Glauben aufzubringen, hinterlie�en ebenfalls einen tiefen Eindruck bei diesem gerechten Mann, der begierig war, sein Wissen zu erweitern. Der H�ter der Baha'i-Religion schreibt dazu:

"Es sprach sich sogar herum, da� seine [Ahmad Big Tawf�qs] bevorzugten Ratgeber ausgerechnet jene Verbannten waren, die Anh�nger des Gefangenen, der sich in seinem Gewahrsam befand. Er schickte sogar seinen eigenen Sohn gern zu `Abdu'l-Bahá, um sich bei Ihm Rat und Unterweisung zu holen. W�hrend einer lange gesuchten Unterredung mit Bahá'u'lláh bat er Ihn, Ihm doch einen Dienst erweisen zu d�rfen, worauf Bahá'u'lláh den Vorschlag machte, die Wasserleitung wiederherzustellen, die man seit drei�ig Jahren hatte verfallen lassen�; dieser Bitte wurde sofort entsprochen." (GGV S.218)

� Der Aqu�dukt verlief fr�her von der Quelle bei Kabr� zu dem Haus von `Abdu'll�h P�sh� in Mazra`ih, von dort nach Bahj� und weiter nach `Akka. Er erreichte die Stadt dicht bei der Burj al-Kummandar. Als erster hatte Al-Jazz�r einen Aqu�dukt von Kabr� bis zur Stadt angelegt; sein Aqu�dukt verlief jedoch weiter �stlich als der jetzige, der 1814 von Sulaym�n P�sh� erbaut worden war. `Abdu'll�h P�sh� verbesserte diesen und benutzte ihn zur Versorgung seiner Besitzungen in Mazra`ih und Bahj�. Bei Bahá'u'lláhs Ankunft in `Akka war er jedoch offensichtlich verwahrlost.

#389

Wie Aq� Rid� schreibt, fand Ahmad Big Tawf�qs erste Begegnung mit dem Gr��ten Zweig am Ufer des Meeres statt, als `Abdu'l-Bahá dorthin schwimmen ging. Der Mutasarrif kam, setzte sich und h�rte Ihm zu. Was ihn bewogen hatte, `Abdu'l-Bahás Gesellschaft zu suchen, war seine Lekt�re in den Schriften, die man der Regierungsstelle �bergeben hatte, in der Absicht, den Glauben zu kompromittieren. Auf ihn hatte die Lekt�re jedoch die gegenteilige Wirkung. Er war tief beeindruckt und f�hlte sich nun verwirrt. Als er daher bemerkte, da� der Gr��te Zweig am Meer war, ging er zu Ihm hin, und alle seine Zweifel wurden zerstreut. Sp�ter lie� er alle Schriften Bahá'u'lláhs, die sich in seinem Besitz befanden, im besten kalligraphischen Stil f�r sich abschreiben.

(Bildlegende: Das Zimmer Bahá'u'lláhs im Haus `Abb�d mit Blick auf das Meer. (Gunther Spank)

#390

(Bildlegende: Blick aus dem Zimmer Bahá'u'lláhs im Haus `Abb�d, aufgenommen 1922)

Selbst Ily�s `Abb�d, der entsetzt war, Bahá'u'lláh zum Nachbarn zu haben, war mittlerweile so bes�nftigt, so umgestimmt und Bahá'u'lláh und Dessen �ltestem Sohn so zugetan, da� er die Mauern niederri�, die er zwischen den beiden H�usern errichtet hatte, und am Ende sein eigenes Haus Bahá'u'lláh zur Verf�gung stellte. Der Leser erinnert sich, da� `Ud� Khamm�rs Haus f�r Bahá'u'lláh und Seine Familie frei wurde, als `Ud� Khamm�r sein neues Landhaus vor `Akka bezog. (s.a. S.370) Dies war das hintere Haus, das weiter von der See entfernt lag, und Bahá'u'lláh bewohnte dort ein Zimmer, das auf einen freien Platz an der R�ckseite (den Sahatu'l-`Abb�d) hinaussah. Als Ily�s `Abb�d einige Jahre sp�ter sein eigenes Haus zur Verf�gung stellte, zog Bahá'u'lláh in ein Zimmer mit Blick auf das Meer, und die stark beengten Verh�ltnisse Seiner Familie waren nun erheblich verbessert. Heute tr�gt der ganze Geb�udekomplex, den Bahá'u'lláh und Seine Familie sechs Jahre lang bewohnt haben, den Namen `Abb�ds: Bayt `Abb�d. Der wiederholten F�rsprache `Abb�ds war es �brigens zu verdanken, da� Bahá'u'lláh schlie�lich bereit war, den Mutasarrif zu empfangen. Aq� Rid� berichtet, da� dieser eines Tages am Sp�tnachmittag "dem�tig und still" in die Gegenwart der Gesegneten Vollkommenheit trat. Ily�s `Abb�d winkte einigen, die dabei waren, sie sollten f�r den Gouverneur eine qaly�n (Huka oder Wasserpfeife) bringen; doch Ahmad Big bedeutete ihnen, dies zu unterlassen, denn in der Gegenwart seines Gefangenen werde er sich diesen Genu� versagen. Wie Aq� Rid� berichtet, ersuchte ihn Bahá'u'lláh, den Fall jedes einzelnen Inhaftierten zu �berpr�fen. Dies nahm der Mutasarrif sofort in Angriff. Er pr�fte jeden Fall sorgf�ltig und unparteiisch und bezog auch die sieben mit ein, die in dem gef�rchteten L�m�n eingekerkert waren. Wer dar�ber Bescheid wu�te, da� die Beh�rden in der Vergangenheit 300 Pfund verlangt hatten, ehe sie jemanden aus der Kh�n-i-Sh�vir-d� freilie�en, war h�chst verwundert, als der Mutasarrif nunmehr den dort seit Monaten eingekerkerten Gef�hrten erlaubte, in ihre Wohnungen in der anderen Karawanserei zur�ckzukehren. Nur die sieben, die des Mordes schuldig waren, wurden nicht entlassen, wie wir schon geh�rt haben.

#391

Aber Badr�-J�n hielt noch nicht still. Sie beklagte sich, ihr Leben sei in Gefahr, die Gef�hrten w�rden sie umbringen, wie sie ihren Bruder Mirza Rid�-Qul� umgebracht hatten. Ahmad Big Tawf�q entschied daher, da� sie zu ihrem Gatten Mirza Yahy� zur�ckkehren solle; doch sie weigerte sich, im guten zu gehen, und mu�te daher von der Polizei gewaltsam fortgeschafft werden. Auf Zypern angekommen, stellte sie erneut ihre Abneigung gegen Mirza Yahy� unter Beweis, indem sie einen gro�en Bogen um Famagusta machte und es vorzog, in einer anderen Stadt, vermutlich Nicosia, zu wohnen. Ein oder zwei Jahre sp�ter zog sie von Zypern nach Izm�r (Smyrna), dann weiter nach Istanbul, wo sie im Haus eines persischen Tabakh�ndlers wohnte. Wir wissen, da� ihre T�chter mit Shaykh Ahmad-i-R�h� und Mirza Aq� Kh�n-i-Kirm�n� verheiratet waren.� Als sie nach sechs Jahren h�rte, da� die Frau Mirza Yahy�s, die Mutter von Mirza Ahmad, gestorben war, kehrte sie nach Zypern zur�ck und lebte wieder mit ihrem Gatten zusammen.

� Siehe Balyuzi: Edward Granville Browne and the Bahá'í Faith, S.21ff.

So vergingen die zwei Jahre, in denen Ahmad Big Tawf�q Gouverneur war, bis er auf einen anderen Posten abberufen wurde. In diesen Jahren hatten Bahá'u'lláh und Sein �ltester Sohn ihm keine besonderen Aufmerksamkeiten erwiesen; aber sobald bekannt wurde, da� er die Stadt verlassen sollte, erfuhr er solche Gastfreundschaft, da� die Leute sich sehr verwunderten, bis man ihnen klarmachte, das gleiche Verhalten h�tte fehlgedeutet werden k�nnen, solange er in Akka noch die Z�gel der Macht in H�nden hielt. Auf dem Turm am Meer in n�chster N�he des Bayt Abb�d lie� der Gr��te Zweig ein Zelt f�r ihn herrichten, in dem er seine G�ste und alle, die sich von ihm verabschieden wollten, empfangen konnte. In den Tagen, die er in Vorbereitung auf seinen Abschied dort verbrachte, wurden alle mit einem Mittag- und Abendessen verk�stigt. Er bat um eine Kopie des Gr��ten Namens, die Mirza Muhammad-Al�, der Sohn Bahá'u'lláhs, ein wahrer Meister der Kalligraphie, f�r ihn fertigte. Bis zum Tag seiner Abreise aus `Akka brachte Ahmad Big Tawf�q immer wieder seinen Kummer �ber die bevorstehende Trennung von Bahá'u'lláh und Seinem �ltesten Sohn zum Ausdruck.

#392

So wendete sich das Blatt, bis schlie�lich kein Geringerer als Shaykh Mahm�d, der Muft� von Akka, dem Gefangenen seine Ergebenheit bezeigte - einem Gefangenen, welcher nach der Verf�gung des Sultans, des Kalifen aus dem Hause Osman, immer noch in strengstem Gewahrsam gehalten werden sollte; doch dachte niemand mehr im Traum daran, diesen Erla� wirklich durchzuf�hren.

Und nun zu der Geschichte von Shaykh Mahm�d. Er war ein in `Akka wohlbekannter, �u�erst fanatischer Mann, der den Verbannten zu Anfang �beraus feindlich gesinnt war. Jahre sp�ter, nachdem er Bahá'u'lláh seine Ergebenheit bezeigt hatte, erz�hlte er die Geschichte seiner geistigen Odyssee. Als er zum erstenmal den farm�n� des Sultan `Abdu'l-`Az�z h�rte, der in der Moschee verlesen wurde, kochte er vor Wut, wie er sich erinnerte. Er konnte sich nicht mehr beherrschen, sondern lief zum Eingang der Zitadelle und verlangte Zutritt. Da er unter den B�rgern `Akkas eine hochgestellte Pers�nlichkeit war, konnten die Wachen sein Verlangen nicht abweisen und lie�en ihn hineingehen, sagten ihm jedoch, er brauche eine Erlaubnis, um in die Gegenwart Bahá'u'lláhs vorgelassen zu werden. Er verlangte diese Erlaubnis; doch von Bahá'u'lláh kam die Antwort, er solle zun�chst seinen Vorsatz �ndern (der in Beleidigungen und Schm�hungen bestand), bevor er um ein Treffen nachsuchen k�nne. Diese Antwort ersch�tterte ihn, aber seine Feindschaft und sein Zorn hielten unvermindert an. Nach einiger Zeit unternahm er einen zweiten Versuch, die Gegenwart Bahá'u'lláhs zu erreichen. Diesmal hatte er eine Waffe bei sich verborgen, die er zu gebrauchen gedachte. Er erhielt zur Antwort, zuerst solle er das ablegen, was er bei sich trage. Shaykh Mahm�d war aufs �u�erste betroffen. Wer ist dieser Mann, fragte er sich, der die Geheimnisse des Herzens kennt? Bei seinem dritten Anlauf war er ein gewandelter Mann und wurde in Bahá'u'lláhs Kammer vorgelassen. Dort warf er sich Bahá'u'lláh augenblicklich zu F��en und erkl�rte, er glaube an Ihn, wer immer Er sei.

� Dieser farm�n galt nach einem Brand der Seraye als verloren; doch �berstand er dieses Ungl�ck und gelangte viele Jahre sp�ter auf wundersame Weise in die H�nde `Abdu'l-Bahás.

#393

So wurde aus dem erbitterten Gegner Shaykh Mahm�d ein Baha'i, der jederzeit bereit war, seinem Herrn zu dienen.

Mirza N�ri'd-D�n-i-Zayn (Zeine) bezeugt in seinen unsch�tzbaren Erinnerungen, da� Shaykh Mahm�d gew�hnlich nachts mit einer Laterne aufs Feld hinausging und, sobald er einen Bahá'í traf, der von weither kam und nicht in die Stadt eingelassen wurde, diesem die Lampe gab, so da� er sie als sein Diener vor ihm hertragen konnte; auf diese Weise f�hrte er den Pilger in die Stadt `Akka und in die Zitadelle. In gleicher Weise f�hrte er den Pilger dann auch wieder hinaus in die Sicherheit des freien Feldes. Mirza N�ri'd-D�ns Erinnerungen entnehmen wir auch, da� Shaykh Mahm�d nach dem Hinscheiden Bahá'u'lláhs in einem Zelt an der Au�enwand der Kammer Seines Schreines Wache hielt, bis diese Wand verst�rkt und befestigt war. Es dauerte ungef�hr eine Woche bis zum Abschlu� dieser Bauarbeiten.

+37 #394
Kapitel 37
Die Heirat des Gr��ten Zweiges

Zwei Br�der aus Isfah�n, Mirza Muhammad-Al�y-i-Nahr� und Mirza H�d�y-i-Nahr�, wurden vom B�bu'l-B�b dahin gef�hrt, da� sie sich dem in Sh�r�z aufgekeimten neuen Glauben leidenschaftlich verschrieben. Ein dritter Bruder, Mirza Ibr�h�m, dessen Name nicht wegen seiner eigenen Verdienste, sondern wegen der Errungenschaften und des h�chsten Opfers seiner zwei S�hne� Unsterblichkeit erlangt hat, ging nicht den gleichen Weg; er hielt sich nicht nur abseits, sondern trug dazu bei, seinen Br�dern ein gutes St�ck ihres Erbteils vorzuenthalten, weil sie den Q�'im des Hauses von muhammad anerkannten, als Dieser Sein Licht �ber die Welt ausgo�.

� Diese S�hne waren Mirza Hasan und Mirza Husayn; sie erlangten beide die Krone des M�rtyrertums. Die Erhabenste Feder verlieh ihnen die Namen Sultanu'sh-Shuhad� (der K�nig der M�rtyrer) und Mahb�bu'sh-Shuhad� (der Geliebte der M�rtyrer)

Mirza Muhammad-Al�, Mirza H�d� und Mirza Ibr�h�m waren die S�hne des H�j� Siyyid Mihd�y-i-Nahr�, eines sehr reichen Mannes, dessen Vater Siyyid Muhammad-i-Hind� ("der Inder") - aus Zav�rih, einer Kleinstadt bei Isfah�n, geb�rtig - seine gro�en Reicht�mer in Indien durch die Verheiratung mit einer Tochter aus indischem K�nigshause erworben hatte. Als er in Indien war, hatte Siyyid Muhammad durch einen Seher die Gewi�heit erhalten, da� seine Nachfahren schon bald das Kommen des Q�'im erleben w�rden; daraufhin hatte er testamentarisch bestimmt, da� der gr��te Teil seines Verm�gens diesem "Herrn des Zeitalters" zu F��en gelegt werden solle.

Nach dem Tode des Siyyid Muhammad-i-Hind� �bersiedelte sein Sohn H�j� Siyyid Mihd� in den Ir�q und lie� sich in Najaf nieder. Er errichtete dort und in Karbil� zum Nutzen der Allgemeinheit Gesch�fte und Karawansereien; auch lie� er einen Kanal anlegen, der f�r die Bev�lkerung sehr segensreich war. Deshalb bekam er den Beinamen Nahr� (der Mann vom Flu�).

#395

In den Tagen von Siyyid K�zim-i-Rasht� hatten Mirza Muhammad-`Al� und Mirza H�d� in Karbil� einen jungen Siyyid aus Sh�r�z gesehen und wegen Seines Auftretens, Seiner Ergebenheit und H�flichkeit gro�e Zuneigung zu ihm gefa�t. Als sie zum erstenmal davon h�rten, da� in Sh�r�z das Licht des neuen Tages angebrochen sei, dachten sie daher sofort an ihre Begegnung mit diesem jungen Siyyid aus Sh�r�z zur�ck. Sie t�uschten sich nicht, denn es war kein anderer als Siyyid `Al�-Muhammad - der B�b.

Man erz�hlt, da� die Ehefrau des H�j� Siyyid Mihd� f�r ihre Fr�mmigkeit und f�r die Einhaltung der Andachts�bungen ihres Glaubens bekannt war. Vor der Geburt ihrer S�hne tr�umte ihr eines Nachts, aus dem Brunnen im Hof ihres Hauses erh�ben sich zwei Monde im vollen Glanze und suchten Frieden im Schutz ihrer Gew�nder. Sie war von diesem Traum so erregt, da� sie sich in der Morgenfr�he des n�chsten Tages zum Haus des gefeierten Rechtsgelehrten H�j� Siyyid Muhammad-B�qir-i-Shaft� begab und ihn um eine Deutung ihres Traumes bat. Er sagte ihr, sie d�rfe guten Mutes sein, denn ihr Traum besage, da� zwei ihrer Kinder strahlende Lichter w�rden, deren �ffentliches Ansehen die Annalen der Familie schm�cken werde. Bald darauf wurde Mirza Muhammad-`Al� und f�nfzehn Monate sp�ter Mirza H�d� geboren. Als sie heranwuchsen, zeigte der �ltere Bef�higung und Interesse f�r theologische Studien; der j�ngere zog sich aus dem Handelshaus seines Vaters zur�ck und verschrieb sich einem Leben des Gebets und der Meditation. Der erw�hnte Rechtsgelehrte war von Auftreten und Haltung Mirza H�d�s so beeindruckt, da� er ihm seine Nichte zur Frau gab. Diese Frau, sp�ter die Schwiegermutter des K�nigs der M�rtyrer, erhielt von der Erhabensten Feder (Bahá'u'lláh) den Ehrentitel Shamsu'd-Duh� (das Leuchtende Gestirn).

Nachdem die beiden Br�der sich der Sache des B�b verschrieben hatten, standen andere S�hne des H�j� Siyyid Mihd�y-i-Nahr� gegen sie auf und betrogen sie um den gr��ten Teil ihres Erbes. Die beiden schenkten T�hirih in Karbil� ein K�stchen mit Juwelen, das ihrem Vater H�j� Siyyid Mihd� geh�rt hatte. Mit dem Erl�s aus diesen Juwelen konnte T�hirih ihre Ausgaben bestreiten. Mirza Muhammad-`Al� war in Isfah�n und wohnte im theologischen Seminar Madrisiy-i-K�sihgar�n, w�hrend seine Frau - die Ehe blieb kinderlos - in Karbil� lebte und starb. Da machte H�j� Aq� muhammad-i-Nafaqih-Fur�sh, ein anderer B�b� aus Isfah�n, Mirza Muhammad-`Al� den Vorschlag, aus der Madrisih in sein eigenes Haus umzuziehen und seine Schwester zu heiraten. Mirza Muham-mad-`Al� stimmte dem zu. Doch auch diese Ehe blieb kinderlos, bis der B�b nach Isfah�n kam.

#396

Der Gouverneur von Isfah�n, Man�chihr Kh�n Mu`tamidu'd-Dawlih, hatte den Im�m-Jum`ih der Stadt, M�r Siyyid Muhammad, gebeten, den B�b zu empfangen und f�r Seine Unterkunft zu sorgen; der Im�m-Jum`ih hatte Mirza Ibr�h�m, den Bruder von Mirza Muhammad-`Al�y-i-Nahr�, der f�r den Im�m in der Verwaltung seines Grundbesitzes arbeitete, zum Gastgeber des B�b ernannt. Eines Abends waren mehrere Personen eingeladen, mit dem B�b zu speisen. Unter den G�sten befand sich Mirza Muhammad-`Al�y-i-Nahr�. Der B�b fragte ihn, ob er Kinder habe, und als Er erfuhr, da� Mirza Muhammad-`Al� zwar zweimal verheiratet, aber kinderlos war, bot Er ihm einen L�ffel von Seiner eigenen S��speise an. Mirza Muhammad-`Al� a� etwas davon und gab den Rest seiner Frau. Nicht lange danach ging sie schwanger.

Doch es war viel passiert, seit der B�b sich in Isfah�n aufgehalten hatte. Er war jetzt als Gefangener in der Feste M�h-K� in Adharb�yj�n, w�hrend Seine Anh�nger grimmigen Widerstand und harte Verfolgung zu erdulden hatten. Auf den Ruf des B�b hin machte sich Mirza Muhammad-`Al�y-i-Nahr� mit f�nfundzwanzig B�b� aus Isfah�n und Umgebung nach Khur�s�n auf, wo sie sich mit vielen B�b� in dem Weiler Badasht zu gemeinsamer Beratung trafen. Vor seiner Abreise empfahl er seiner Frau, die das Kind in K�rze erwartete, sie solle ihm, falls es ein M�dchen w�re, den Namen F�timih geben. Dieses Kind, die erstgeborene Tochter aus der Ehe zwischen Mirza Muhammad-`Al�y-i-Nahr� und der Schwester von Aq� Muhammad-i-Nafaqih-Fur�sh, war dazu bestimmt, die Ehefrau des Gr��ten Zweiges, des �ltesten Sohnes Bahá'u'lláhs, zu werden.

#397

Mirza Muhammad-`Al� berichtet, da� er nach Beendigung der Konferenz von Badasht, als die Einwohner von N�y�l� �ber die Konferenzteilnehmer herfielen, zusammen mit seinem Bruder Mirza H�d� und anderen B�b� einen bestimmten Weg einschlug, um den Peinigern zu entkommen. Mirza H�d� war sehr ersch�pft und geschw�cht, und als sie auf eine alte, verfallene Karawanserei stie�en, suchten alle dort Schutz. In dieser Nacht starb Mirza H�d�; doch als der Morgen anbrach, stellte Mirza Muhammad-`Al� fest, da� seine Reisegef�hrten schon fort waren. Seine Lage schien aussichtslos; denn woher sollte er Hilfe bekommen, um seinen toten Bruder zu bestatten? Als er vor den Toren der Karawanserei stand und mit leerem Blick in die Ein�de starrte, die ihn rings umgab, stand pl�tzlich eine Frau vor ihm. Sie fragte ihn, wer er sei und was er hier mache. Mirza Muhammad-`Al� antwortete, drinnen liege sein toter Bruder, und er brauche Hilfe, um ihn zu Grabe zu tragen. Zu seiner Verbl�ffung und Erleichterung erwiderte die Frau: "Mach dir deshalb keine Sorge. Letzte Nacht tr�umte ich von Unserer lieben Frau F�timih. Sie sagte zu mir: `Einer meiner Nachkommen ist soeben dort in der Karawanserei gestorben; geh und hilf bei seiner Bestattung.' Deshalb bin ich gekommen." Die Frau ging in ihr Dorf zur�ck und kehrte alsbald mit einigen M�nnern wieder. Sie wuschen Mirza H�d�s Leichnam, wickelten ihn in ein Leichentuch und bestatteten ihn an der Stra�e. Aufs �u�erste ermattet, trat Mirza muhammad-`Al� den R�ckweg nach Isfah�n an - sein Bruder war tot, von seiner Schwester hatte sich nach Badasht jede Spur verloren.

Jahre vergingen. Ein Holokaust lichtete die Reihen der B�b�. Der B�b selbst erlitt den M�rtyrertod. Dann ereignete sich der Anschlag auf das Leben von N�siri'd-D�n Sh�h, und noch viel mehr Glaubensgenossen von Mirza Muhammad-`Al� starben als M�rtyrer. Jin�b-i-Baha, den er in Badasht kennengelernt hatte, wurde in den `Ir�q verbannt, und Mirza Muhammad-`Al�s Neffen, Mirza Hasan und Mirza Husayn, nahmen den neuen Glauben an.

Der Ruhm von Jin�b-i-Bahá (Mirza Husayn-`Al�y-i-N�r�) erscholl weit und breit. Der Onkel und seine Neffen beschlossen, in den `Ir�q zu fahren, um Ihm zu begegnen. Unterwegs baten die Neffen ihren Onkel immer wieder, er m�chte doch f�r sie eintreten, wenn sie im `Ir�q ank�men. Mirza Muhammad-`Al� sprach ihnen Mut zu: "Seid nicht so �ngstlich. In Badasht wurden Jin�b-i-Bahá und ich gute Freunde. Ich kenne Ihn sehr gut."

Aber sobald sie in Bahá'u'lláhs Gegenwart traten, brachte Mirza Muhammad-`Al� fast kein Wort mehr heraus; seine Ehrerbietung kannte keine Grenzen. Kaum hatten sie die Gegenwart Bahá'u'lláhs verlassen, da bedr�ngten die Neffen ihren Onkel mit Fragen, was denn mit ihm los sei nach all seinen Beteuerungen, er sei ein enger Freund Bahá'u'lláhs. Alles, was er antworten konnte, war: "Aber das ist nicht der Jin�b-i-Baha, den ich in Badasht kennengelernt habe. Ich schw�re beim Allm�chtigen Gott, da� Er kein anderer als der Verhei�ene des Bayan ist. Er ist Der, den Gott offenbaren wird."

#398

(Bildlegende: Sh�h-Sultan Kh�num (Kh�num Buzurg) Bahá'u'lláhs Halbschwester)

Bahá'u'lláh seinerseits �bersch�ttete diese ergebenen, selbstvergessenen Gl�ubigen aus Isfah�n in verschwenderischem Ma�e mit Seiner g�ttlichen Liebe. Er selbst rief Mirza Muhammad-`Al�y-i-Nahr� ins Ged�chtnis: �Du wei�t sicher noch, da� wir in Badasht gute Gef�hrten und eng befreundet waren.�

Bahá'u'lláh wollte Seinem �ltesten Sohn Seine Nichte Shahr-B�n� Kh�num, die Tochter Mirza Muhammad-Hasans, zur Frau geben. Dies war auch die gro�e Hoffnung Mirza Muhammad-Hasans, der nach Baghdad eilte und Bahá'u'lláh dringend bat, diese Verbindung herbeizuf�hren. Doch er starb, bevor der Gr��te Zweig vollj�hrig wurde; und als Bahá'u'lláh dann Aq� Muhammad-Jav�d-i-K�sh�n� (den Vater von Aq� Husayn-i-Ashch�), der damaligen Sitte entsprechend, mit einem Ring und einem Kaschmir-Schal nach Tihr�n entsandte, um f�r `Abb�s, den Gr��ten Zweig, die Hand von Shahr-B�n� Kh�num zu erbitten, da verboten ihr Sh�h-Sultan Kh�num (auch als Kh�num Buzurg, "die Gro�e Dame", bekannt; Bahá'u'lláhs Halbschwester, die sich sp�ter auf die Seite Mirza Yahy�s schlug) und Sein Halbbruder H�j� Mirza Rid�-Qul� (der nach dem Tod des Mirza Muhammad-Hasan die Vaterrolle f�r Shahr-B�n� �bernommen hatte), in den `Ir�q zu reisen und den Gr��ten Zweig zu heiraten. Schlie�lich wurde sie mit Mirza `Al� Kh�n, einem Sohn des Gro�wesirs Mirza Aq� Kh�n, getraut. Wie ihr Bruder Mirza Fadlu'll�h Niz�mu'l-Mam�lik - ein ergebener Anh�nger Bahá'u'lláhs - schrieb, hat sich Shahr-B�n� Kh�num nie mit der ihr von Tante und Onkel aufgezwungenen Heirat abgefunden und gr�mte sich den ganzen Rest ihres jungen Lebens, bis sie an der Schwindsucht starb. Es hie�, H�j� Mirza Rid�-Qul� habe sich gegen die Verm�hlung Shahr-B�n�s mit dem Gr��ten Zweig gestellt, weil er bef�rchtete, N�siri'd-D�n Sh�h und seine Minister w�rden diese Heirat mi�billigen und ihn daf�r zur Rede stellen.

#399

Nat�rlich war es jetzt Gespr�chsthema, wen der Gr��te Zweig wohl heiraten w�rde. Es wird berichtet, da� Bahá'u'lláh dem Siyyid Mih-d�y-i-Dahij� eines Tages einen Traum erz�hlte. "Uns tr�umte," sagte Er, "da� das Antlitz des lieblichen M�dchens, der Tochter Unseres Bruders Mirza Hasan, die Wir dem Gr��ten Zweig zur Frau geben wollten, allm�hlich immer dunkler wurde, bis es verschwand; es erschien ein anderes M�dchen mit strahlendem Antlitz und strahlendem Herzen, und Wir erw�hlten sie dem Gr��ten Zweig zur Frau."

Inzwischen wurde in Isfah�n die Trauung der F�timih Kh�num, der Tochter von Mirza Muhammad-`Al�y-i-Nahr�, mit ihrem Vetter, einem j�ngeren Bruder des K�nigs der M�rtyrer und des Geliebten der M�rtyrer, vollzogen. F�timih Kh�num war mit dieser Heirat einverstanden, obwohl sie sie nicht gew�nscht hatte. Doch seltsamerweise und zum h�chsten Erstaunen der Verwandtschaft hielt sich der Br�utigam in der Hochzeitsnacht seiner Braut fern, und nicht lange danach verstarb der junge Mann pl�tzlich. Kurz darauf traf in Isfah�n ein Sendschreiben ein, das an den K�nig der M�rtyrer (Sultanu'sh-Shuhad�') gerichtet war. Darin sagte ihm Bahá'u'lláh: "Wir haben euch als Unseren Verwandten angesehen"; worauf er sich fragte, ob einer seiner Verwandten eine Bittschrift an Bahá'u'lláh gerichtet habe. Er stellte Nachforschungen an; doch wurde ihm vesichert, da� dies nicht der Fall sei. Er sagte allen, sie sollten �u�erstes Stillschweigen bewahren und abwarten, was diesem gesegneten Tablet wohl folgen w�rde. Es vergingen einige Monate, bis Shaykh Salm�n, der Bote, nach Isfah�n kam. Er sagte zu Sultanu'sh-Shuhad�': "Ich bringe dir Kunde von einer wunderbaren Gnade. Ich habe den Auftrag, deine Kusine, die Tochter des verstorbenen Mirza Muhammad-`Al�, ins Heilige Land zu bringen und unterwegs als Pilger die hajj nach Mekka zu unternehmen. Du mu�t Vorsorge treffen, da� wir Isfah�n rechtzeitig f�r die Pilgerreise verlassen k�nnen, die uns �ber Sh�r�z und B�shihr f�hren wird. Diese Vorkehrungen m�ssen in aller Stille getroffen werden, und niemand soll bis wenige Tage vor unserer Abfahrt Kenntnis von dieser Reise erhalten." Als die Zeit gekommen war, reisten F�timih Kh�num und ihr Bruder Siyyid Yahy� in Begleitung Shaykh Salm�ns und eines Dieners nach Sh�r�z ab. Dort angekommen, stiegen sie zuerst in einer Karawanserei ab; doch bald kamen die Afn�n und f�hrten sie zum Haus des H�j� Mirza Siyyid Muhammad, des Onkels m�tterlicherseits des B�b. Dies war im Jahr 1872.

#400

Am n�chsten Tag kam Khad�jih-Bigum, die Witwe des B�b, zu F�timih Kh�num und brachte sie zum Hause von H�j� Mirza Siyyid `Al�, demjenigen Onkel des B�b, der den M�rtyrertod gestorben war; Khad�jih-Bigum wohnte selbst in diesem Haus. Die beiden H�user lagen nahe beieinander. F�timih Kh�num schreibt selbst in ihrer kurzen Autobiographie:�

� Der Verfasser hat sich in diesem Kapitel stark auf diese Autobiographie gest�tzt und daraus zitiert.

Die Frau des Onkels [des B�b] war eine Dame von gro�er Rechtschaffenheit, die immer mit ihren Andachts�bungen besch�ftigt war; aber sie hatte diesen wundersamen Glauben noch nicht verstanden. [Sie war eine Halbschwester der Ehefrau des B�b.] Sie sagte immer: "Was hat doch unser Mirza `Al�-Muhammad f�r einen Aufruhr in dieser Welt verursacht! Wieviele kostbare Seelen sind untergegangen! Wieviel Blut wurde vergossen!" Ich sagte h�flich zu ihr: "Meine sehr verehrte Dame, dieser Ihr Mirza Al�-Muhammad war der Q�'im aus dem Hause Muhammad, der Verhei�ene aller heiligen Schriften. Jedesmal und in jedem Zeitalter entstand in dieser Welt der gleiche Aufruhr, wenn Gottes Ruf erhoben ward: Es flossen Str�me von Blut. Es ist von jeher dasselbe gewesen. Sie lesen Tag und Nacht im Quran. Haben Sie dort noch nicht die Verse gelesen: `... und sooft ein Bote zu euch kam mit dem, was eure Seelen nicht w�nschten, wurdet ihr stolz; einige haben ihn mit L�gen beschimpft, andere haben ihn erschlagen.` Oder: `Wehe �ber diese Diener! Kein Gesandter kommt zu ihnen, den sie nicht verspotteten.`" (Quran 2:81 36:29) Dann las ich ihr noch einige Verse aus dem Quran vor. Sie sagte: "Niemand kennt die wahre Bedeutung dessen, was im Quran steht, au�er Gott und den Meistern der Gelehrsamkeit." Ich sagte: "Nun gut, lassen wir es dabei, wie es Ihrer Anschauung und Ihrer Vorliebe entspricht. Wir wollen den Quran beiseite legen und aus dem Mathnav� [der gro�en Dichtung des Jal�li'd-D�n-i-R�m�] lesen. Was hat Pharaoh mit Moses getan? Was haben die Menschen in Pal�stina mit Jesus getan? Wie haben die Menschen im Hij�z den Gesandten Gottes behandelt?" ... Wir lasen lange im Mathnav� ... Nachdem wir aus Sh�r�z abgereist waren, nahm sie den Glauben an.

#401

(Bildlegende: F�timih Munírih Khánum, die Ehefrau `Abdu'l-Bahás)

#402

F�timih Kh�num - wir werden sie bald Munírih Khánum nennen, nach dem Namen, den Bahá'u'lláh ihr gab - erz�hlt dann in ihrer Autobiographie einiges, was ihr die Ehefrau des B�b �ber sich selbst berichtet hatte. Khad�jih-Bigum hatte erz�hlt:

"Eines Nachts tr�umte mir, da� F�timih [die Tochter des Propheten Muhammad] zu uns nach Hause gekommen war und um meine Hand anhielt. Meine Schwestern und ich gingen in freudiger Erwartung zu ihr. Sie erhob sich und k��te mich auf die Stirn. Im Traum f�hlte ich, da� sie mit mir zufrieden war. Am Morgen stand ich in Hochstimmung auf, aber die Bescheidenheit verbot mir, meinen Traum irgendeinem Menschen zu erz�hlen. Am Nachmittag des gleichen Tages kam die Mutter dieses Gesegneten Wesens [des B�b] zu uns nach Hause. Meine Schwester und ich gingen ihr zur Begr��ung entgegen, und sie erhob sich genauso, wie ich es im Traum gesehen hatte, umarmte mich und k��te mich auf die Stirn. Als sie wieder fort war, sagte mir meine �ltere Schwester, der Zweck ihres Besuches sei gewesen, um meine Hand zu bitten. Ich sagte: `Wie gro� ist mein Gl�ck!` - und dann erz�hlte ich meinen Traum aus der vergangenen Nacht ..."

Die Tage in Sh�r�z waren f�r F�timih Kh�num au�erordentlich begl�ckend, besonders wegen ihres Austausches mit der Frau des B�b. Doch der Zeitpunkt kam - f�r sie viel zu fr�h -, an dem Shaykh Salm�n auf Abreise nach ihrem n�chsten Zwischenziel dr�ngte. Er sagte zu F�timih Kh�num und Siyyid Yahy�, Bahá'u'lláh w�nsche ausdr�cklich, da� sie mit der Karawane der Mekkapilger reisen sollten. Sie fuhren achtzehn Tage zur See, bis sie Jiddah (Jaddih) erreichten; von dort gingen sie nach Mekka, um die Riten der Pilgerreise auszuf�hren - das war im Februar 1873. Dort trafen sie Siyyid `Al�-Akbar-i-Dahij� (den Neffen des Siyyid Mihd�) und seine Frau, die aus dem Heiligen Land gekommen waren, um die hajj durchzuf�hren. Von ihnen erfuhren sie zu ihrer Best�rzung, da� wegen bestimmter Vorkommnisse (die Ermordung der Azal�) die Gef�hrten noch einmal ins Gef�ngnis geworfen worden seien und niemand die Stadt `Akka betreten d�rfe. Aber Shaykh Salm�n hatte die Gewi�heit, da� sich ein Weg f�r sie finden w�rde, nach `Akka hineinzukommen, da es der Wunsch Bahá'u'lláhs war. Von Mekka zur�ck, fanden sie in Jiddah einen Brief von Mirza Aq� J�n vor. Er enthielt die Anweisung, in dieser Hafenstadt zu bleiben, bis alle Pilger heimgekehrt seien, sich dann nach Alexandria zu begeben und dort ein Telegramm aus dem Heiligen Land abzuwarten.

#403

F�timih Kh�num schreibt, da� siebzehn Bahá'í auf diese Weise in Alexandria versammelt waren. Endlich kam ein Telegramm von Bahá'u'lláh, in dem sie alle angewiesen wurden, sich zu zerstreuen, mit Ausnahme der Gruppe von vier Personen - F�timih Kh�num, Siyyid Yahy�, Shaykh Salm�n und der Diener -; diese Gruppe sollte mit dem �sterreichischen Schiff nach `Akka fahren, wo `Abdu'l-Ahad sie empfangen w�rde. Dieser `Abdu'l-Ahad aus Sh�r�z hatte von Bahá'u'lláh zu dem Zeitpunkt, als sich Seine Verbannung nach `Akka abzeichnete, den Auftrag erhalten, dorthin zu gehen und sich dort niederzulassen. Als freier Mann konnte `Abdu'l-Ahad auf diese Weise den verbannten Gef�hrten zu Diensten sein. Sie taten wie gehei�en; doch als der Dampfer vor `Akka ankerte, fand sich keine Spur von `Abdu'l-Ahad. Alle Passagiere gingen von Bord, das Schiff wurde entladen, die Nacht brach an, und der Landungssteg wurde hochgezogen. F�timih Kh�num erinnert sich, da� Shaykh Salm�n die ganze Zeit laut rief, bis in allerletzter Minute `Abdu'l-Ahad in einem Boot herankam. Das Fallreep wurde noch einmal heruntergelassen, und sie verlie�en den Dampfer. Es war sehr dunkel, schreibt F�timih Kh�num, und sie sah niemand auf der Landungsbr�cke au�er Aq�y-i-Kal�m und Ily�s `Abb�d. Aber sp�ter erz�hlte ihr das Gr��te Heilige Blatt, der Gr��te Zweig sei auf Anweisung Bahá'u'lláhs auch am Kai gewesen, wenn sie Ihn auch nicht habe sehen k�nnen. Aq�y-i-Kal�m brachte die Gruppe zum Kh�n-i-Jurayn� (auch als Kh�n al-`Umd�n bekannt), wo er mit seiner Familie wohnte. Am n�chsten Tag meldeten sich Mitglieder der Familie Bahá'u'lláhs, um die neu Angekommenen in Seine Gegenwart zu geleiten. F�timih Kh�num schreibt: "Seine allerersten Worte waren: `Wir haben dich zu einem Zeitpunkt, da die Gef�ngnistore f�r alle verschlossen waren, in die Gef�ngnisstadt gebracht, um die Macht Gottes allen klar und einsichtig zu machen.'" F�timih Kh�num lebte f�nf Monate im Haus von Aq�y-i-Kal�m. Sie wurde von Zeit zu Zeit in die Gegenwart Bahá'u'lláhs vorgelassen, und sooft Aq�y-i-Kal�m aus der Gegenwart Bahá'u'lláhs kam, hatte er ein Geschenk f�r sie dabei. Weiter schreibt sie:

"Eines Tages sagte Aq�y-i-Kal�m zu mir: "Ich habe von der Gesegneten Vollkommenheit ein wunderbares Geschenk f�r dich mitgebracht. Er hat dir einen neuen Namen gegeben: Mun�rih [die Strahlende]." Als ich dies h�rte, fiel mir sogleich wieder der Traum ein, den die Gesegnete Vollkommenheit dem Aq� Siyyid Mihd� mitgeteilt und den dieser uns erz�hlt hatte: "In der Welt des Traumes sah Ich, wie die Tochter Meines Bruders Mirza Hasan erkrankte. Die Farbe ihres Antlitzes wandelte sich, und langsam wurde sie immer schm�chtiger und schw�cher, bis sie diese Welt verlie�. An ihrer Stelle stand ein M�dchen mit strahlendem Antlitz und strahlendem Herzen, und Wir erw�hlten sie f�r den gr��ten Zweig." Weil kein Haus zur Verf�gung stand, lebte ich im Haus von Aq�y-i-Ka-l�m, und sooft der Hausherr, Kh�jih Abb�d, nach dem Grund fragte, erhielt er keine klare Antwort, bis er selbst erkannte, da� der Raummangel die Ursache war. Daraufhin richtete er unverz�glich ein Zimmer in seinem eigenen Haus ein, das in der Richtung lag, wo die Mitglieder der Heiligen Familie wohnten, und lie� es sch�n herrichten." (Bericht F�timih Kh�num)

#404

Kh�jih `Abb�d stellte dieses Zimmer ganz Bahá'u'lláh zur Verf�gung und sagte dazu: "Ich habe das Zimmer f�r den Meister [`Abdu'l-Bahá] herrichten lassen." Bahá'u'lláh nahm es an, und nun gab es kein Hindernis mehr f�r die Hochzeit des Gr��ten Zweiges. Baha'iyyih Kh�num, das Gr��te Heilige Blatt, gab Munírih Khánum ein wei�es Kleid, und drei Stunden nach Sonnenuntergang wurde sie in die Gegenwart Bahá'u'lláhs geleitet, der, wie Munírih Khánum schreibt, unter einem Moskitonetz ausruhte. Dann sprach die Zunge der Gr��e folgende Worte zu ihr:

�O Mein Blatt und Meine Magd! Wahrlich, Wir haben dich erw�hlt und angenommen, damit du Meinem Gr��ten Zweig dienest. Dies geschah durch Meine Gnade, die alle Sch�tze der Erde und des Himmels �berragt. Viele Jungfrauen haben in Baghdad, in Adirnih und in diesem Gr��ten Gef�ngnis auf diese Gnade gehofft, doch wurde sie ihnen nicht gew�hrt. Du mu�t Gott Dank sagen f�r diesen gro�en Segen und f�r das erhabene Geschenk, das dir zuteil ward. Gott sei mit dir.�

#405

(Bildlegende: Baha'iyyih Kh�num, das Gr��te Heilige Blatt, `Abdu'l-Bahás Schwester

#406

Bildlegende: Das Zimmer, in dem der Kitáb-i-Aqdas offenbart wurde, im hinteren Teil des Hause Abbud (Haus Ud� Khamm�r), wo Bahá'u'lláh zuerst wohnte; sp�ter zog Bahá'u'lláh in den vorderen Teil des Hauses und Abdu'l-Bahá bewohnte diesen raum. Die M�bel stammen aus Abdu'l-Bahás Zeit.

+38 #407
Kapitel 38
Die letzten Jahre in den Mauern der Stadt

Im Bayt Abb�d vollendete Bahá'u'lláh 1873, als Ahmad Big Tawf�q noch Gouverneur war, die Offenbarung des Kitáb-i-Aqdas, des Heiligsten Buches, das die Gesetze und Verordnungen Seiner Sendung und vieles andere enth�lt. Erst kurz zuvor war Er in dieses Haus eingezogen, das `Ud� Khamm�r geh�rte; Er stand noch mitten in den Unruhen und Wirren, die Seine Widersacher und selbst Seine eigenen Gef�hrten Ihm bereiteten. Der Kitáb-i-Aqdas trat an die Stelle des vom B�b offenbarten Kitáb-i-Bayan, und seine "Verk�ndung darf" - wie der H�ter der Baha'i-Religion schreibt - "als die herausragendste Tat Seiner Amtszeit gelten ..."

In seiner Erl�uterung des Ranges und der Bedeutung dieses einzigartigen Buches, aus dem weiter unten einige Zeilen zitiert werden, gibt uns der H�ter eine Vorstellung von der zentralen, erhabenen Rolle, die der Kitáb-i-Aqdas bei der Entfaltung der Weltgesellschaft zu spielen bestimmt ist.

�Dieses "Heiligste Buch", auf das schon der Kitáb-i-Iq�n anspielt, das der Hauptverwahrungsort des vom Propheten Jesaja vorausgesagten Gesetzes ist, das der Verfasser der Apokalypse als den "neuen Himmel" und die "neue Erde", als "die Stiftsh�tte Gottes", die "Heilige Stadt", die "Braut", das "von Gott herabkommende Neue Jerusalem" bezeichnet, dessen Verordnungen volle tausend Jahre lang unversehrt bestehen bleiben m�ssen, dessen System den ganzen Planeten umfassen wird, kann wohl als die strahlendste Ausgie�ung des Geistes Bahá'u'lláhs, als das Mutterbuch Seiner Sendung und als die Charta Seiner neuen Weltordnung angesehen werden.� (GGV S.242f)

#408

�Dieses Buch, dieser Verwahrungsort der unsch�tzbaren Kostbarkeiten Seiner Offenbarung, steht unter den Heiligen Schriften der Welt einzigartig und unvergleichlich da. Heraus ragt es durch die darin eingeimpften Prinzipien, die darin begr�ndeten Verwaltungseinrichtungen, die darin dem auserw�hlten Nachfolger seines Verfassers �bertragene Amtsgewalt ... Der Kitáb-i-Aqdas, vom ersten bis zum letzten Buchstaben durch den Tr�ger der neuen Sendung selbst offenbart, verwahrt f�r die Nachwelt nicht nur die Grundgesetze und Gebote, auf denen das Gef�ge Seiner zuk�nftigen Weltordnung ruhen mu�, sondern �bertr�gt dar�ber hinaus noch Seinem Nachfolger die Aufgabe der Auslegung und gibt Weisungen f�r die notwendigen Institutionen, die allein die Gew�hr f�r die Unversehrtheit und die Einheit Seines Glaubens bieten ...� (GGV S.243)

�In dieser Charta der k�nftigen Weltkultur sagt deren Urheber, zugleich der Richter, Gesetzgeber, Vereiniger und Erl�ser der Menschheit, den K�nigen der Erde die Verk�ndigung des "Gr��ten Gesetzes" an. Er erkl�rt sie zu Seinen Vasallen, ruft sich selbst als den "K�nig der K�nige" aus, verneint jedwede Absicht, Hand an ihre K�nigreiche zu legen, beh�lt sich aber das Recht vor, "die Herzen der Menschen zu ergreifen und zu besitzen"; Er warnt die geistlichen F�hrer der Welt davor, das "Buch Gottes ... mit solchen Gewichten ..." zu w�gen, wie sie bei ihnen im Schwange sind, und bekr�ftigt, da� dieses Buch selbst die "unfehlbare Waage" f�r die Menschen ist. Er verf�gt darin in aller Form die Institution des "Hauses der Gerechtigkeit", legt dessen Aufgaben fest, bestimmt seine Eink�nfte und bezeichnet seine Mitglieder als die "M�nner der Gerechtigkeit", die "Bevollm�chtigten Gottes" und die "Treuh�nder des Allerbarmers"; auch gibt Er Hinweise auf den zuk�nftigen Mittelpunkt des B�ndnisses und �bertr�gt Ihm das Recht, Seine Heiligen Schriften auszulegen; Er sagt mittelbar die sp�tere Einrichtung des H�tertums voraus, legt Zeugnis ab f�r die umw�lzende Wirkung Seiner Weltordnung, verk�ndet die Lehre von der "Gr��ten Unfehlbarkeit" der Manifestation Gottes, bekr�ftigt, da� diese Unfehlbarkeit das wesenseigene, ausschlie�liche Recht des Propheten ist, und schlie�t die M�glichkeit des Kommens einer weiteren Manifestation vor Ablauf von mindestens tausend Jahren aus ...� (GGV S.244)

#409

�Der bedeutsame Aufruf an die Pr�sidenten der amerikanischen Republiken, ihre Chance am Tage Gottes wahrzunehmen und f�r die Sache der Gerechtigkeit einzutreten; die dringliche Aufforderung an die Mitglieder der Parlamente in aller Welt, bald eine Weltschrift und eine Weltsprache einzuf�hren; Seine Warnungen an Wilhelm I., den �berwinder Napoleons III.; Sein Tadel f�r Franz Josef, den Kaiser von �sterreich; Sein Hinweis auf "das Wehklagen Berlins" und Seine mahnenden Worte an die "Ufer des Rheins"; Seine Verurteilung des "Thrones der Tyrannei" in Konstantinopel sowie Seine Voraussage des Verl�schens von dessen "�u�erem Glanz" und der seinen Untertanen bestimmten Tr�bsale; die an Seine Vaterstadt gerichteten Worte der St�rkung und des Trostes, in denen er ihr versichert, da� Gott sie zum "Quell der Freude f�r die ganze Menschheit" ausersehen habe; Seine Weissagung, "die Stimme der Helden von Khur�s�n" werde sich zur Verherrlichung ihres Herrn erheben; Seine Versicherung, in Kirm�n w�rden "M�nner voll m�chtiger Tapferkeit" zu Seiner Erw�hnung aufstehen; schlie�lich Seine gro�herzige Zusicherung gegen�ber Seinem heimt�ckischen Bruder, der Ihm so viel Schmerz bereitet hatte, ein "immervergebender, allg�tiger Gott" werde ihm seine S�nden verzeihen, sofern er nur bereute - all dies bereichert zus�tzlich den Inhalt eines Buches, das sein Urheber als "den Quell wahrer Gl�ckseligkeit", die "unfehlbare Waage", den "geraden Pfad" und den "Lebenspender der Menschheit" bezeichnet hat.� (GGV S.245)

"So gro� ist seine Tragweite," war Bahá'u'lláhs eigenes Zeugnis, "da� es alle Menschen umfa�t, noch ehe sie es erkannt haben. Binnen kurzem werden seine souver�ne Gewalt, sein alldurchdringender Einflu� und die Gr��e seiner Macht auf Erden offenbar werden." (zit. syst.Darstellung des Kitáb-i-Aqdas S.14)

Der Nachfolger des wohlwollenden Gouverneurs Ahmad Big Tawf�q war `Abdu'r-Rahm�n P�sh�, ein unaufrichtiger Mann, der schon bald nach seiner Ankunft mit seinem undurchsichtigen Spiel begann. Nach au�en war er die Freundlichkeit selbst, und dem Gr��ten Zweig, den er bei mehreren Anl�ssen traf, bezeigte er Freundschaft und Hochsch�tzung. Doch insgeheim hielt er enge Verbindung mit den Gegnern des Glaubens unter den Einwohnern `Akkas. Zusammen mit ihnen plante er einen systematischen Feldzug gegen die Baha'i. Immer neue Berichte gingen an die �bergeordneten Instanzen, in denen dar�ber Klage gef�hrt wurde, da� diese Verbannten, die man nach `Akka geschickt habe, um sie zur Vermeidung einer Ansteckung von allen abzusondern, ein gro�es Ma� an Freiheit erlangt h�tten, da� sie ganz nach Belieben mit jedermann verkehrten, sich ungehindert bewegten, wo und wie es ihnen pa�te, gutgehende L�den unterhielten und eintr�gliche Gesch�fte t�tigten. Endlich traf ein Befehl ein des Inhalts, die Bahá'í seien Gefangene und h�tten daher kein Recht, L�den zu betreiben und sich gesch�ftlich zu bet�tigen. `Abdu'r-Rahm�n P�sh� war �ber diese neue Anweisung seiner Vorgesetzten entz�ckt und beschlo�, sie auf dramatische Weise auszuf�hren. Da es gerade Ramad�n, der muslimische Fastenmonat, war, fa�te er den Plan, mit seinen Leuten den Basar zu betreten und die Bahá'í aufzufordern, ihre Gesch�fte zu schlie�en und aufzugeben. Eine derartige �ffentliche Handlung des Gouverneurs der Stadt h�tte dem Ansehen der Bahá'í zweifellos sehr geschadet.

#410

Der Gr��te Zweig wu�te um diese Gaunereien des Mutasarrif, und in der Nacht gab Bahá'u'lláh den Gef�hrten Anweisung, ihre Gesch�fte geschlossen zu halten. Als der Tag herankam und `Abdu'r-Rahm�n P�sh�, umschw�nzelt durch einen Schwarm von Beamten und Widersachern des Glaubens, hochm�tig und aufgeblasen in den Basar einzog, fand er das erste Gesch�ft, das einem der Gef�hrten geh�rte, verschlossen, dann ein zweites, drittes und viertes. "Es ist der Monat Ramad�n," meinte er dazu, "und sie haben ihre Gesch�fte am Morgen noch nicht ge�ffnet. Aber ganz sicher kommen sie jetzt bald und machen auf." Er wartete also eine oder zwei Stunden im Haus des Wachpersonals, aber immer noch zeigte sich kein Baha'i, der sein Gesch�ft aufmachen wollte. Da trat mit einem Mal der Muft� mit betroffenem Gesicht mitten unter die Wartenden, ein Blatt Papier in der Hand, das er dem Gouverneur �berreichte. Es war ein Telegramm von Raf`at Big aus Damaskus, das die Entlassung von `Abdu'r-Rahm�n P�sh� und die vorl�ufige Ernennung von As`ad Effendi an seiner Stelle bekanntgab; au�erdem enthielt es Gr��e an Seine Eminenz `Abb�s Effendi. `Abdu'r-Rahm�n P�sh� war ganz entgeistert, und die Gegner des Glaubens wie vor den Kopf geschlagen. Inzwischen war der Leiter des Telegrafenamts mit einer Abschrift des Telegramms zu `Abdu'l-Bahá geeilt. Hatte `Abb�s Effendi, so wollte ein Beamter wissen, mit den �bergeordneten Dienststellen in Verbindung gestanden? Nein, antwortete der Gr��te Zweig, Er hatte bei niemandem eine Beschwerde vorgebracht; nur an die Himmlischen Heerscharen hatte er sich gewandt. Wie uns Aq� Rid� berichtet, bekr�ftigte der Beamte, da� das hier Vorgefallene ohne Beispiel, ja in der Tat ein Wunder sei.

#411

(Bildlegende: Das Landtor von `Akka, durch das Bahá'u'lláh die Gef�ngnisstadt verlie�. Ansicht aus dem neunzehnten Jahrhundert (aus Wilson: Picturesque Palestine)

As`ad Effendi hatte den Auftrag, in `Akka den Berichten �ber die Bahá'í auf den Grund zu gehen, bevor ein anderer Gouverneur ernannt w�rde. Leute, die dem Glauben wohlwollend gegen�berstanden, hatten ihn vor �bereilten Ma�nahmen oder Machtdemonstrationen gewarnt; man hatte ihm gesagt, diese Verbannten seien mit aller R�cksicht zu behandeln. Er hatte die Situation begriffen, und als er in `Akka eintraf, sagte er nur, seine Vorgesetzten h�tten ihn beauftragt, Nachforschungen anzustellen. Daher w�nschte er in die Gegenwart Bahá'u'lláhs zu gelangen. Es wurde ihm gesagt, Bahá'u'lláh empfange keine Besucher; doch wiederholte er seine Bitte, denn in den Berichten der Gegner des Glaubens hie� es, man k�nne Bahá'u'lláh deshalb nicht besuchen, weil Er gar nicht da sei; es sei Ihm gelungen, sich auf und davon zu machen. Wieder einmal schaltete sich Ily�s `Abb�d ein; Bahá'u'lláh gew�hrte die Bitte, und As`ad Effendi kam. Er trat dem�tig und voll Ehrerbietung in Bahá'u'lláhs Gegenwart, kniete nieder, k��te den Saum Seines Gewandes, um Seinen Segen und Seine Best�tigung bittend.

As`ad Effendi blieb eine Zeitlang als gesch�ftsf�hrender Mutasarrif t�tig bis zum Eintreffen Fayd� P�sh�s. Der neue Gouverneur unternahm in seiner kurzen Amtszeit viel, um das Erziehungswesen in `Akka voranzubringen und eine gute Frischwasserversorgung der Stadt sicherzustellen. Gegen�ber den Verbannten zeigte er sich sehr freundlich. Und jetzt konnte jedermann in `Akka ein neues Wunder bestaunen: aus tiefen Brunnen, die bisher nur ungenie�bares, brackiges Wasser abgegeben hatten, sprudelte frisches Trinkwasser zutage. �ber diese Zeit schreibt der H�ter der Baha'i-Religion:

"Obgleich Bahá'u'lláh tats�chlich nie pers�nliche Unterredungen gew�hrte, wie Er es in Baghdad so oft getan hatte, war Sein Einflu� bei der Bev�lkerung doch so gro�, da� man die merkliche Verbesserung des Klimas und der st�dtischen Wasserversorgung Seiner st�ndigen Anwesenheit unter den dortigen Einwohnern ganz offen zuschrieb. Schon allein die f�r Ihn verwendeten Bezeichnungen, zum Beispiel �der erlauchte F�hrer� und �Seine Hoheit�, zeigten die Verehrung, die Er den Menschen einfl��te." (GGV S.219)

#412

(Bildlegende: Der Fl�gel des Landtors von `Akka in einer neueren Aufnahme (von Hooper Dunbar)

#413

(Bildlegende: Das Landhaus Mazra`ih, wo Bahá'u'lláh zun�chst wohnte, nachdem Er die Gef�ngnisstadt `Akka verlassen hatte)

Fayd� P�sh� wurde nicht ganz zwei Monate sp�ter nach Istanbul zur�ckbeordert und durch Ibr�h�m P�sh� Haqq� ersetzt, der ebenfalls gro�e Rechtschaffenheit und Freundlichkeit bewies. Noch gr��eres Wohlwollen als seine Vorg�nger zeigte sein Nachfolger, Mustaf� D�y� P�sh�, der mehrere Jahre als Mutasarrif in `Akka blieb. Er ging so weit anzudeuten, Bahá'u'lláh k�nne die Grenzen der Stadtmauern jederzeit verlassen und Seinen Wohnsitz drau�en auf dem Lande nehmen; doch stimmte Bahá'u'lláh dieser Einladung nicht zu. Der H�ter der Baha'i-Religion schreibt, da� Bahá'u'lláh "fast ein Jahrzehnt lang keinen Fu� vor die Mauern der Stadt setzte und [Seine] einzige k�rperliche Bewegung darin bestand, in ewig gleicher Wiederholung Sein Schlafzimmer auf- und abzuschreiten." (GGV S.327)

#414

(Bildlegende: Heutige Ansicht des Landhauses Mazra`ih)

Doch nun wollen wir in dem Bericht `Abdu'l-Bahás lesen, wie es kam, da� Sein Vater die Umgrenzung der Stadtmauern f�r immer verlie� (Esslemont Kapitel 3):

"Bahá'u'lláh liebte die Sch�nheit und das Gr�n des Landes. Eines Tages bemerkte Er nebenbei: "Ich bin jetzt neun Jahre lang nicht mehr im Gr�nen gewesen. Das Land ist die Welt der Seele, die Stadt die Welt des K�rpers." Als man mir diesen Ausspruch mitteilte, erkannte ich, da� Er sich nach dem Lande sehnte, und ich war sicher, da� von Erfolg begleitet sein w�rde, was ich auch tun w�rde, um Seinen Wunsch zu erf�llen. Es gab in `Akka zu jener Zeit einen Mann namens Muhammad P�sh� Safwat [einen Gro�neffen von `Abdu'll�h P�sh�], der gegen uns sehr feindselig war. Er besa� ein Landhaus namens Mazra`ih, etwa vier Meilen n�rdlich der Stadt, einen ganz reizenden Ort, von G�rten umgeben und mit einem flie�enden Gew�sser. Ich ging und besuchte diesen P�sh� in seinem Heim. Ich sagte: "P�sh�, du l��t dein Landhaus leer stehen und lebst in `Akka." Er erwiderte: "Ich bin gebrechlich und kann die Stadt nicht missen. Wenn ich hinausgehe, ist es mir zu einsam, und ich bin von meinen Freunden abgeschnitten." Ich sagte: "Da du nicht drau�en lebst und das Haus leer steht, �berlasse es doch uns." Er war erstaunt �ber den Vorschlag, aber bald war er damit einverstanden. Ich bekam das Haus zu einer sehr niedrigen Miete, etwa f�nf Pfund das Jahr, bezahlte diese auf f�nf Jahre und schlo� einen Vertrag mit ihm ab. Ich schickte Arbeiter, das Anwesen instandzusetzen und den Garten in Ordnung zu bringen, auch ein Bad lie� ich einbauen. Ich hatte auch einen Wagen f�r die Gesegnete Sch�nheit [Jam�l-i-Mub�rak] bereitgestellt. Eines Tages entschlo� ich mich, hinauszugehen und den Ort selbst anzusehen. Trotz der in mehreren Erlassen wiederholten Anweisung, da� wir unter keinen Umst�nden die Grenzen der Stadtmauern �berschreiten d�rften, ging ich zum Stadttor hinaus. Dort standen Wachen, aber sie erhoben keinen Einwand, und ich begab mich sogleich zu dem Landhaus. Am n�chsten Tag ging ich wieder hinaus, begleitet von verschiedenen Freunden und Beamten, unbel�stigt und ohne Widerstand zu finden, obgleich die Posten und Wachen zu beiden Seiten der Stadttore standen. An einem andern Tag veranstaltete ich ein Gastmahl, stellte eine Tafel unter die Pinienb�ume von Bahj� und versammelte die Spitzen und Beamten der Stadt. Abends kehrten wir zusammen in die Stadt zur�ck." (Esslemont Kap.3)

#415

(Bildlegende: Der Garten Ridvan bei `Akka. Bahá'u'lláh pflegte unter diesen Maulbeerb�umen auszuruhen; einer Seiner Sitzpl�tze ist rechts zu sehen.)

#416

(Bildlegende: Der Garten Ridvan mit dem kleinen Haus, in dem sich Bahá'u'lláh manchmal aufhielt.)

"Eines Tages nun begab ich mich in die Heilige Gegenwart der Gesegneten Sch�nheit und sagte: "Das Landhaus zu Mazra`ih steht f�r uns bereit, auch ein Wagen ist da, um Dich hinzubringen." (Zu jener Zeit gab es in `Akka oder Haifa noch keine Fahrzeuge.) Er lehnte ab und sagte: "Ich bin ein Gefangener." Sp�ter bat ich Ihn wieder, erhielt aber die gleiche Antwort. Ich ging soweit, Ihn ein drittes Mal zu bitten; aber Er sagte nur: "Nein", und ich wagte nicht, weiter in Ihn zu dringen. Nun wohnte in `Akka ein muhammadanischer Shaykh, ein wohlbekannter Mann von bedeutendem Einflu�, der Bahá'u'lláh liebte und bei Ihm in gro�er Gunst stand. Ich besuchte diesen Shaykh und legte ihm die Sache dar. Ich sagte: "Du bist ein beherzter Mann. Begib dich heute abend in Seine heilige Gegenwart, falle vor Ihm auf die Knie, erfasse Ihn bei den H�nden und la� nicht nach, bis Er verspricht, die Stadt zu verlassen." Er war ein Araber ... Er ging unverz�glich zu Bahá'u'lláh und lie� sich vor Ihm auf die Knie nieder. Er ergriff die H�nde der Gesegneten Sch�nheit, k��te sie und fragte: "Warum verl��t Du die Stadt nicht?" Er sprach: "Ich bin ein Gefangener." Der Shaykh entgegnete: "Da sei Gott vor! Wer hat die Macht, Dich zu einem Gefangenen zu machen? Du hast Dich selbst in Gefangenschaft gehalten. Es war Dein eigener Wille, in Gefangenschaft zu sein, und nun bitte ich Dich, herauszukommen und zu dem Landhaus zu gehen. Es ist herrlich und gr�n. Die B�ume sind lieblich, die Orangen gl�hen wie Feuerb�lle. Sooft die Gesegnete Sch�nheit sprach: "Ich bin ein Gefangener, es kann nicht sein", griff der Shaykh nach Seinen H�nden und k��te sie. Eine ganze Stunde lang lie� er nicht nach, auf Bahá'u'lláh einzureden. Schlie�lich sagte Bahá'u'lláh: "Khayl� kh�b (also gut)", und des Shaykhs Geduld und Ausdauer waren belohnt.� ... Trotz des strengen Befehls von `Abdu'l-`Az�z, der mir eine Begegnung oder sonst eine Verbindung mit der Gesegneten Vollkommenheit verbot, nahm ich am n�chsten Tag den Wagen und fuhr mit Ihm zu dem Landhaus hinaus. Niemand erhob einen Einwand. Ich verlie� Ihn dort und kehrte zur Stadt zur�ck." (Esslemont Kap.3)

� "Khayl� kh�b" ist persisch. Shaykh Al�y-i-Mir� war der Muft� von `Akka. (H.M.B.)

#417

Mazra`ih war ein sehr sch�ner Aufenthaltsort, von dem unruhigen `Akka ein gutes St�ck entfernt. Es hatte `Abdu'll�h P�sh� geh�rt, der es als Sommerhaus auf einem Grundst�ck seines Vaters gebaut hatte. `Abdu'll�h P�sh� war auch der fr�here Eigent�mer eines H�userkomplexes in `Akka, wo `Abdu'l-Bahá sp�ter einige Jahre lang wohnte und Shoghi Effendi, der H�ter der Baha'i-Religion, geboren wurde. Heute sind nicht nur die Villa Bahj� (die sich sehr ver�ndert und ihre fr�here Bestimmung verloren hat), sondern auch alle anderen H�user Abdu'll�h P�sh�s, innerhalb wie au�erhalb der Stadt `Akka, im Eigentum des Baha'i-Weltzentrums.

Jetzt war Bahá'u'lláh endlich frei von der bedr�ckenden Umgebung `Akkas mit all denen, die Ihm noch immer feindlich gesinnt waren, und Mazra`ih, das in so bezaubernder Landschaft lag - nach Osten der Blick zum Tal und den nahen H�geln, nach Westen in geringer Entfernung das Meer -, bot Ihm erstmals nach Jahren wieder eine Unterbrechung Seiner Haft innerhalb der Mauern einer dichtbev�lkerten Stadt, die eine einzige st�ndige Belastung f�r Augen und Ohren war. Wie der H�ter der Baha'i-Religion schreibt, wurden dieser Wohnsitz und der "Garten Na`mayn, eine schmale Insel inmitten eines Flusses im Osten der Stadt, die Er mit dem Namen Ridvan ehrte und der Er die Bezeichnungen `Das Neue Jerusalem' und `Unsere Gr�ne Insel' gab", Sein "bevorzugter Aufenthalt. (GGV S.219)

#418

Auf dem H�hepunkt Seiner strengen Haft hatte Bahá'u'lláh geschrieben: "F�rchtet euch nicht. Diese Tore werden sich �ffnen. Mein Zelt wird auf dem Berge Karmel aufgeschlagen werden, und Wir werden die herrlichste Freude erleben." (Esslmont Kap.3)

Bedenkt man die Umst�nde von Bahá'u'lláhs Verbannung und Einkerkerung - die strengen, schroffen Erlasse des t�rkischen Sultans, der zugleich als der Kalif, der h�chste Priester des Islams, anerkannt wurde; den unaufrichtigen, unberechenbaren Charakter der Osmanischen Gewaltherrschaft und ihres Beamtenapparates; die schonungslose Verfolgung durch die iranischen Beh�rden, die den Verbannten bis in die Gef�ngnisstadt und deren finstere Zitadelle auf den Fersen blieben; dazu die zus�tzlichen Leiden durch die gemeine Ermordung der Parteig�nger Mirza Yahy�s - wie h�tte man da auf den Gedanken kommen k�nnen, da� nur neun Jahre nach der Ankunft der Verbannten in `Akka kein Geringerer als Shaykh `Al�y-i-M�r�, der Muft� dieser Stadt, Bahá'u'lláh knief�llig darum b�te, die Umgrenzung der Stadtmauern zu verlassen und drau�en auf dem Land Seinen Wohnsitz zu nehmen?

Und doch hat sich alles erf�llt, was Bahá'u'lláh in den dunkelsten Tagen vorausgesagt hatte. Alle Tore standen offen, Er begab sich ungehindert aus `Akka hinaus und sollte sogar Sein Zelt auf dem Berg Karmel aufschlagen.

(Bildlegende: Der Garten Ridvan)
+39 #420
Kapitel 39
Die Jahre in Bahj�

Zwei Jahre, nachdem Bahá'u'lláh Seinen Wohnsitz nach Mazra`ih verlegt hatte, wurde das Landhaus frei, das heute als Bahj� (Entz�cken) bekannt ist und das `Ud� Khamm�r f�r sich und seine Familie in der N�he von Abdu'll�h P�sh�s altem Palast hatte bauen lassen. Auf dem Land w�tete eine Epidemie, die Menschen fl�chteten, `Ud� Khamm�r starb 1879 und wurde an der Mauer seines Landsitzes begraben. Jetzt unternahm der Gr��te Zweig Schritte, um das Landhaus von `Ud� Khamm�r f�r Seinen Vater zu sichern. Es wurde zun�chst angemietet, dann gekauft, und Bahá'u'lláh zog im September 1879 dort ein. Bis an Sein Lebensende blieb dieses herrschaftliche Landhaus Bahá'u'lláhs Wohnsitz, und hier verschied Er 1892. Bahj� lag unweit der K�ste; aber von dem kahlen, eint�nigen `Akka und seiner Umgebung war es weit genug entfernt, um l�ndliche Sch�nheit und den Zauber des Landes zu bieten. Die nahen Pinien, die bis zum heutigen Tag dort zu sehen sind, vermehrten noch seinen Reiz. Von den Fenstern Seines Zimmers aus konnte Bahá'u'lláh das blaue Wasser des Mittelmeeres, die hohen Minarette `Akkas und jenseits der Bucht in blassem Umri� den sanften Hang des Berges Karmel sehen. Mit all seiner Sch�nheit und Pracht steht das Landhaus heute als W�chter neben dem angrenzenden Schrein, der f�r die Bahá'í der heiligste Ort auf dem Antlitz der Erde ist, denn er birgt die sterblichen �berreste Bahá'u'lláhs. In seinem Umkreis kann man den Frieden erleben, der seit je die Sehnsucht der Seele gewesen ist.�

� Bahj� ist der Name eines sch�nen Gartens, den Sulaym�n P�sh� f�r seine Tochter F�timih anlegte. `Abdu'll�h P�sh�, der das Gel�nde von seinem Vater `Al� P�sh� �bernahm, brachte weitere Versch�nerungen an und baute ein Landhaus f�r seinen Harem. Als Ibr�h�m P�sh� im Jahre 1831 `Akka belagerte, diente ihm dieses Landhaus als Hauptquartier. Das Anwesen, bekannt f�r seine sch�nen G�rten und den k�hlen, erfrischenden Teich, der sich aus dem Aqu�dukt speiste, gelangte zur Zeit Bahá'u'lláhs in den Besitz der christlichen Familie Al-Jam�l, die sp�ter zu Gegnern `Abdu'l-Bahás werden sollte. Noch sp�ter wurde es von der Familie Bayd�n �bernommen, die dem Glauben ebenfalls feindlich gegen�berstand. In diesem Landhaus befindet sich jetzt ein staatliches Behinderten-heim. Das Landhaus Bahá'u'lláhs in Bahj� wurde von `Ud� Khamm�r neben `Abdu'll�h P�sh�s Landhaus auf einem Grundst�ck errichtet, das er von den Jam�ls erworben hatte. Aus alten Aufzeichnungen und Karten geht hervor, da� an dieser Stelle schon fr�her ein Geb�ude gestanden hatte, auf dessen Grundmauern `Ud� Khamm�r aufbaute. Eine Inschrift an dem Landhaus besagt, da� es 1870 fertiggestellt wurde. Vermutlich wurde das Haus sp�ter durch `Ud� Khamm�rs Sohn Andr�v�s Khamm�r an `Abdu'l-Bahá als Wohnsitz f�r Bahá'u'lláh vermietet.

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(Bildlegende: Das Landhaus Bahá'u'lláhs in Bahj�: alte Ansicht von S�den, entstanden vor der Anlage der jetzigen G�rten)

Dr.J.E.Esslemont, der unverge�liche Verfasser von Bahá'u'lláh und das Neue Zeitalter, gibt folgende Beschreibung des Lebens in Bahj�:

"Hatte Er in den fr�heren Jahren Seiner Leiden gezeigt, wie man Gott in einem Zustande der Armut und Schmach verherrlichen kann, so zeigte Bahá'u'lláh in Seinen sp�teren Jahren in Bahj�, wie Gott in Zeiten der Ehre und des Wohlstandes zu verherrlichen ist. Durch die Gaben von Hunderttausenden Seiner ergebenen Anh�nger hatte Er gro�e Betr�ge zu Seiner Verf�gung, deren Verwaltung Ihm jetzt oblag. Sein Leben in Bahj� ist als wirklich k�niglich im h�chsten Sinne des Wortes beschrieben worden, doch darf man darunter nicht verstehen, da� es durch �u�eren Prunk oder durch Verschwendung gekennzeichnet war. Die Gesegnete Vollkommenheit und ihre Familie lebten auf sehr einfache, bescheidene Art; Ausgaben f�r selbstischen Luxus waren etwas, was man in Seinem Haushalt nicht kannte. Nahe bei Seinem Haus legten die Gl�ubigen einen sch�nen Garten mit Namen Ridvan an, in welchem Er oft mehrere Tage und selbst Wochen zubrachte, wobei Er des Nachts in einem Landh�uschen inmitten des Gartens schlief. Gelegentlich ging Er auch �ber Land. Er besuchte �fters `Akka und Haifa, und mehr denn einmal hat Er Sein Zelt auf dem Berge Karmel aufgeschlagen, wie Er es vorausgesagt hatte, als Er noch in der Kaserne von `Akka eingekerkert war ..." (Esslmont Kap.3)

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Bahá'u'lláh besuchte von Zeit zu Zeit die Wohnungen Seiner Gef�hrten in `Akka, und h�ufig ging Er bei Tag oder Nacht zu Seinen beiden Br�dern: Mirza Muhammad-Qul�, von dessen Wohnung man die Kh�n-i-Sh�vird� �berblickte, und Aq�y-i-Kal�m, der zun�chst in der Kh�n al-`Umd�n und sp�ter in einer Wohnung �ber der Kh�n-i-Pahlav�n - rechts des Eingangs zum S�q al-Abyad (orientalischen Markt) - wohnte. Bei Mazra`ih und beim Landhaus Bahj� gab es mehrere G�rten, so etwa den Garten Ridvan, den Garten Firdaws, die G�rten Junaynih und Bust�n-i-Kab�r in Mazra`ih. Er besuchte auch nahegelegene D�rfer wie Yirkih und Ab�-Sin�n. In Yirkih lie� Er Sein Zelt auf einem H�gel aufschlagen und hielt sich tags�ber in dem Zelt, nachts aber im Dorf selbst auf. N�her bei `Akka gab es noch andere H�gel, so etwa beim Garten Ridvan den Tall-i-Fakh-kh�r, auch als Napoleons H�gel bekannt; neuere arch�ologische Untersuchungen haben gezeigt, da� dort die St�tte der alten ph�nizisch-kanaan�ischen Stadt `Akka ist. Der H�gel Samar�yyih, von wo aus man Bahj� �berblickt und wo rote Blumen in gro�er F�lle wuchsen, wurde Buq`atu'l-Hamr�' - der hochrote Ort - genannt; heute ist dort ein Heeresst�tzpunkt. Wenn der H�gel zur Fr�hlingszeit gr�n gekleidet und von roten Blumen wie Mohn und Anemonen �bers�t war, lie� Bahá'u'lláh dort Sein Zelt errichten. Viele Jahre sp�ter, als `Abdu'l-Bahá erneut innerhalb der Stadtmauern von `Akka gefangen sa�, fragte Er wehm�tig, wenn jemand von einem Besuch beim Schrein Seines Vaters zur�ckkam: "Haben auf Buq`atu'l-Hamr�' die roten, roten Blumen gebl�ht?"

Von Zeit zu Zeit kamen Gouverneure, Gesch�ftstr�ger und andere Beamte verschiedener Rangstufen nach `Akka oder in die Umgebung, die entweder boshaft, habgierig oder fanatisch waren und daher dem Glauben Bahá'u'lláhs feindselig gegen�berstanden; aber trotzdem - die Tage, in denen die gesamte Beamtenschaft sich gegen den Glauben gestellt und diesen schlecht gemacht hatte, waren f�r immer vorbei. Gemessen an den St�rmen und Anfechtungen der fr�heren Zeit waren die Jahre in Bahj� ruhig und friedlich.

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(Bildlegende: Der Balkon von Bahá'u'lláhs Zimmer in Bahj�. �ber den Fenstern und der T�r sind Fresken zu erkennen.)

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Weiter oben wurde Mustaf� D�y� P�sh�, der Mutasarrif von `Akka, erw�hnt, der Bahá'u'lláh zu verstehen gegeben hatte, es w�rde Ihm nichts in den Weg gestellt, wenn Er die Grenzen der Gef�ngnisstadt `Akka zu verlassen w�nschte. Aq� Rid� berichtet, da� dieser gerechte, gro�herzige Gouverneur w�hrend seiner ganzen Zeit in `Akka das �u�erste Wohlwollen an den Tag gelegt habe; auch als er auf den Gouverneursposten von Tripoli versetzt wurde, schrieb er weiter Briefe, in denen er seine warmen Gef�hle zum Ausdruck brachte. Jeder Baha'i, mit dem er zusammenkam, wurde von ihm mit �u�erster R�cksicht behandelt. Als `Abdu'l-Bahá Beirut besuchte, war Mustaf� D�y� P�sh� zur Stelle und bot Ihm seine Dienste an.

Nach ihm kam Z�var P�sh� als Gouverneur nach `Akka. Er war aus Istanbul, ein sehr stolzer und zur�ckhaltender Mensch. Keiner der Honoratioren wagte ihn ohne Erlaubnis anzusprechen. Doch nachdem er ein einziges Mal mit dem Gr��ten Zweig zusammengetroffen war, wurde er diesem so ergeben, da� er meist keine andere Gesellschaft mehr suchte. Er blieb ein Jahr Gouverneur. Aq� Rid� berichtet, da� sich in seiner Amtszeit die ganze Familie Khavv�m gegen den Glauben und die Bahá'í erhob. Mans�r, das Oberhaupt dieser Familie, geh�rte dem Stadtrat an und besa� gro�en Einflu�, und stets erwies ihm der Gr��te Zweig viel Freundlichkeit. Er wurde jedoch hochm�tig und stolz. Eines Tages kamen er und seine Freunde nach Bahj� zu Besuch, wo sie sehr gastfreundlich aufgenommen wurden. Darauf zogen sie sich in den Schatten der Pinien zur�ck, um ihren eigenen Vergn�gungen nachzugehen. Dort wurden sie handgreiflich gegen einen Araber, der Wasser ins Landhaus trug und ihnen dabei zu nahe gekommen war. Ein Bahá'í lief herzu, um den armen Wassertr�ger aus ihrem Griff zu befreien; auch er wurde gez�chtigt und gnadenlos zusammengeschlagen. Als ihnen jedoch die Ungeheuerlichkeit ihres Tuns zu Bewu�tsein kam, gingen sie zum Landhaus, um sich zu entschuldigen. Nach `Akka zur�ckgekehrt, wechselten sie den Ton und streuten �berall die Behauptung aus, man habe sie in Bahj� mit Dolchen und Schwertern angegriffen. Es fiel alles auf sie selbst zur�ck; denn Mans�r verlor seinen Posten, und trotz aller Bem�hungen erlangte er nie wieder die Stellung und das Ansehen, das er zuvor genossen hatte. Er mu�te auf den Markt gehen und sich als Geldwechsler bet�tigen.

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In der Zeit des Gouverneurs Z�var P�sh� war es auch, da� Fur�gh�yyih Kh�num, eine der T�chter Bahá'u'lláhs, dem Siyyid `Al� Afn�n zur Frau gegeben wurde. Aq� Rid� berichtet, da� der Mutasarrif und alle hohen Beamten und W�rdentr�ger von `Akka dem Hochzeitsfest beiwohnten. Man schrieb das Jahr 1885. Als Z�var P�sh� abberufen wurde, verlie� er die Stadt mit gro�em Bedauern; nach seiner Abreise trafen regelm��ig Briefe von ihm ein und zeigten den Grad seiner Ergebenheit an.

Der ber�hmte General Gordon von Khart�m hielt sich das ganze Jahr 1883 im Heiligen Land auf (s. Anhang IV). Er kannte und besuchte Laurence Oliphant, der zu seiner Zeit eine viel beachtete Pers�nlichkeit war und auf dem Berg Karmel lebte, wo seine erste Frau begraben liegt. (Er selbst starb in London.) Gordon hatte auch schon von der Baha'i-Religion geh�rt, hatte er doch H�j� Mirza Haydar-`Al� und seinen Gef�hrten im Jahr 1877 aus der Haft in Khart�m befreit und sich vom H�j� �tzarbeiten in Glas fertigen lassen. Man wei�, da� ein europ�ischer General Bahá'u'lláh besuchte, aber sein Name ist nicht �berliefert. Der H�ter der Baha'i-Religion schreibt dar�ber: "Als einem europ�ischen General zusammen mit dem Gouverneur eine Audienz bei Ihm gew�hrt wurde, war der erstere so stark beeindruckt, da� er `kniend neben der T�r verharrte.`" (GGV S.219) War vielleicht Gordon dieser General? Dies ist nur eine Annahme; aber ausgeschlossen ist es nicht. Laurence Oliphant und Valentine Chirol haben beide �ber Gordons Besuche in Haifa und `Akka berichtet (s.Anhang IV). 1885 hielt sich Chirol - ein weithin bekannter Publizist und Korrespondent der Londoner Times - im Heiligen Land auf. Er war zu einer Autorit�t in Fragen der Mittelostpolitik und Zentralasiens geworden, �ber die er ausf�hrlich schrieb, und war ein Vertrauter von Lord Curzon.� In seinem Buch The Middle Eastern Question and Some Political Problems of Indian Defence schrieb er in einem Kapitel �ber `Das Wiederaufleben des Bábismus`: "Als Gast Oliphants hatte ich 1885 die Ehre, bei Beha'ullah aufgenommen worden zu sein ..." (s.a. S.122)

� Englischer Politiker; war 1899-1905 Vizek�nig von Indien. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde er britischer Au�enminister.

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Nach Z�var P�sh�s Abreise traf es sich, da� ein geiziger, fanatischer Mann als Mutasarrif nach `Akka entsandt wurde, der schon fr�her dort gewaltet hatte, ein Kurde namens Muhammad-Y�suf. Er war ein P�sh� aus Damaskus und hatte bei seinem fr�heren Aufenthalt die Gelehrsamkeit und das ungew�hnliche Wissen des Gr��ten Zweiges kennengelernt, den er sehr bewunderte. W�hrend dieser fr�heren Amtszeit hatten eines Abends einige Christen in seiner Gegenwart eine Unterredung mit einer Gruppe von Muslimen. Sie alle waren gelehrte M�nner. Die Christen gewannen allm�hlich die Oberhand, und der kurdische Mutasarrif wurde ungl�cklich, weil seine muslimischen Glaubensbr�der nicht mit ihnen fertig wurden. Da er die gro�en intellektuellen F�higkeiten des �ltesten Sohnes Bahá'u'lláhs kannte, sandte er insgeheim nach Ihm und bat Ihn zu kommen. Damals hielt sich der Gr��te Zweig noch in der Zitadelle auf. Als Er eintraf, begr��te Ihn der Gouverneur herzlich, aber in einer Weise, als habe er nicht gewu�t, da� Er kommen werde. Nachdem der Kaffee ausgeschenkt war, nahm man die Er�rterung wieder auf. `Abdu'l-Bahá ging auf alle Argumente mit Autorit�t und in �berzeugender Weise ein. Dann stellte Er den Christen eine Frage, die diese nicht beantworten und bei der sie sich auf keine Weise festlegen wollten, bis endlich einer von ihnen, ein schlauer Mann namens As`ad Sayqal, bemerkte: "Sie wissen, wie es in dieser Stadt ist, und Sie wissen, wie es in Damaskus ist. Trotzdem wohnen wir lieber in dieser Stadt." Er wollte damit sagen, da� ihr christlicher Glaube wie ihre Heimatstadt war und da� sie auf den Prunk und Glanz des Islam verzichten konnten, den er mit Damaskus verglich. Darauf sagte der Gr��te Zweig: "Ihrer Aussage habe ich nichts mehr hinzuzuf�gen." Der Mutasarrif und seine Freunde waren tief beeindruckt.

Als der kurdische P�sh� zum zweitenmal nach `Akka kam, fand er keine Residenz mehr vor. Die Regierung hatte den ger�umigen Gouverneurssitz an den Sh�dhil�-Orden verkauft, der ihn abrei�en und an seiner Stelle eine takyih (Suf�-Schule) bauen wollte. Kaum war Z�var P�sh� abgereist, nahmen die Sh�dhil� den Wohnsitz des Gouverneurs auch schon in Besitz und f�hrten ihr Vorhaben aus. Der neue Mutasarrif mu�te notgedrungen ein Haus in der N�he des Bayt Abb�d anmieten.

Bahá'u'lláh lebte schon in Bahj�, aber der Gr��te Zweig und Seine Familie wohnten in `Akka. Gerade um diese Zeit kam der V�l� aus Damaskus zu Besuch und blieb beim Mutasarrif zu Gast. Nun war kurz vor dem Eintreffen des kurdischen Mutasarrif in `Akka der Muft� von Nazareth, Shaykh Y�suf, der aufgrund seines Amtes und wegen seiner pers�nlichen Verdienste hoch angesehen war, auch gerade nach `Akka gekommen. Der Gr��te Zweig hatte ihn im Bayt `Abb�d empfangen und beherbergt, und in n�chster N�he befanden sich weitere gute H�user, in denen ebenfalls Bahá'í wohnten. Die Gastfreundschaft, die sie Shaykh Y�suf entgegenbrachten, war den Feinden des Glaubens ein Dorn im Auge. Ihre Gedanken gingen dahin, da� sie k�nftig anstellen k�nnten, was sie wollten: verglichen mit dem Empfang, den die Bahá'í dem Muft� von Nazareth bereiteten, w�rde das alles keinen Eindruck machen. Sie kannten sich fast nicht mehr vor Eifersucht und fingen an, den unsteten Geist des neuen Mutasarrif zu beeinflussen. Warum sollen diese Leute in H�usern wohnen, die zu den besten der Stadt geh�ren, so fragten sie ihn, w�hrend Sie mit einem unbedeutenden Miethaus auskommen m�ssen?

� Wahrscheinlich handelte es sich um Nash�d P�sh�, der britischen Konsularunterlagen zufolge von Oktober 1885 bis zum Jahr 1888 als Generalgouverneur in Damaskus residierte. (FO 195.1510 und 1613)

#427

Der Muft� von Nazareth hatte schon bei einer fr�heren Gelegenheit `Akka besucht, und damals hatten ihn der wunderbare Charme, das gro�e Wissen, die Beredsamkeit und die erhabene Wesensart des �ltesten Sohnes Bahá'u'lláhs in den Bann geschlagen. Seit jener Zeit hatte er mit `Abdu'l-Bahá korrespondiert, er hatte Ihm ein edles Pferd zum Geschenk gemacht und Ihn nach Nazareth eingeladen. �ber diesen Besuch und den Gegenbesuch Shaykh Y�sufs in `Akka schreibt der H�ter der Baha'i-Religion:

"Der gl�nzende Empfang f�r Ihn durch ... Shaykh Y�suf, den Muft� von Nazareth, der auch Gastgeber f�r die V�l�s von Beirut war und alle Honoratioren der Gemeinde eilends aufgefordert hatte, Ihm einige Meilen weit entgegenzugehen, als Er sich der Stadt in Begleitung Seines Bruders und des Muft� von `Akka n�herte, ebenso die pr�chtige Aufnahme, die `Abdu'l-Bahá Shaykh Y�suf sp�ter in `Akka angedeihen lie�, als dieser Ihn dort besuchte, weckten den Neid derer, die noch wenige Jahre zuvor Ihn und Seine Mitverbannten mit Spott und Verachtung behandelt hatten." (GGV S.220)

Unter dem verderblichen Einflu� von M�nnern, die Bahá'u'lláh und Seinen Anh�ngern feindlich gesinnt waren, begann Muhammad-Y�suf P�sh� nunmehr, in aufdringlicher Weise Anspr�che zu erheben. Er wollte das Haus in Besitz nehmen, in dem der Gr��te Zweig und Seine Familie lebten. Er schob vor, der V�l� ben�tige das Haus; doch als der V�l� von dem Ansinnen des Mutasarrif erfuhr, bestritt er energisch, irgend etwas damit zu tun zu haben oder �berhaupt auf der Suche nach einem Haus zu sein. Doch schreckte diese Aussage den habgierigen Gouverneur nicht ab; er erhob weiterhin seine Forderung, und dies zu einer Zeit, als `Abdu'l-Bahás Mutter, die in `Akka lebte, schwerkrank darniederlag.

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Trotzdem sagte der Gr��te Zweig, Er wolle, sobald ein anderes Haus gefunden sei, dem Mutasarrif das ger�umige Haus abtreten, das er angeblich dringend ben�tigte. Die ganze Zeit, in der `Abdu'l-Bahá mit dem sich verschlimmernden Zustand Seiner Mutter besch�ftigt und dar�ber bek�mmert war, dr�ngte Muhammad-Y�suf P�sh� st�ndig auf den Besitz von Bayt `Abb�d. 1886 verstarb dann As�yih Kh�num. Honoratioren von `Akka ebenso wie muslimische und christliche Geistliche folgten dem Leichenzug, dem Muezzins und Quran-Rezitatoren voranschritten. Auch Schulkinder nahmen an dem Zug teil; mit gesungenen Versen und Gedichten brachten sie ihre Trauer zum Ausdruck. �bergro� war `Abdu'l-Bahás SchMirza und doch hatte der Mutasarrif nicht soviel Takt, von seiner dr�ngenden Forderung abzulassen. Sobald Er konnte, machte der Gr��te Zweig das Haus frei und �bergab es ihm. Im darauffolgenden Jahr erlitt die Baha'i-Gemeinde durch den Tod von Mirza M�s� Aq�y-i-Kal�m einen herben Verlust. Er war wirklich eine S�ule des Glaubens gewesen; zu jeder Zeit und in jeder Eigenschaft hatte er bereitwillig seinem Bruder gedient.

Die Habgier von Muhammad-Y�suf war jedoch nicht leicht zu befriedigen. `Abdu'l-Bahá, der seinen Forderungen und seiner aggressiven Haltung ausgesetzt war, blieb ruhig und gefa�t; Er beschwerte sich mit keinem Wort und zog sich von den Leuten zur�ck. Inzwischen gab sich der Mutasarrif unter Beihilfe von ein paar Komplicen, die genauso unredlich waren wir er selbst, mit Unterschlagungen ab; doch der Q�'im-Maq�m von Nazareth, ein gewisser As`ad Effendi, beobachtete sehr genau, was sich in `Akka abspielte, und machte Aufzeichnungen, um sie den vorgesetzten Beh�rden zuzuleiten. Nun gab es in `Akka einen Kaufmann, der zugleich Vorsitzender der Handelskammer war. Nach au�en hin ein Freund der Verbannten, tats�chlich aber ein Heuchler, versicherte er dem Gr��ten Zweig, er wisse, wie man den Mutasarrif anzufassen habe. Er t�uschte Freundschaft vor und sprach ver�chtlich von der Untreue und Habgier von Leuten wie dem Mutasarrif; dann meinte er schlie�lich, Muhammad-Y�suf P�sh� k�nne mit einem Geldgeschenk dazu gebracht werden, sich in Zukunft freundschaftlich zu verhalten.

Wie Aq� Rid� schreibt, antwortete der Gr��te Zweig, wenn es sich nur um ein Geschenk handele, lie�e sich das einrichten; damit verlie� Er den Heuchler und zog sich zum Gebet zur�ck. Der Kaufmann blieb sitzen und wartete darauf, da� jeden Augenblick Geldb�rsen voller M�nzen hereingebracht w�rden. Als `Abdu'l-Bahá zur�ckkam, sagte Er nur, alles Notwendige sei �berbracht worden und der Kaufmann k�nne jetzt gehen und selbst nachsehen. Der traf in der Seraye nur auf gro�e Mi�stimmung und erfuhr zu seiner Verbl�ffung, gerade sei ein Telegramm eingegangen mit der Nachricht, da� der kurdische P�sh� und seine Helfershelfer wegen Unterschlagung von Staatsmitteln entlassen seien; ein Untersuchungsausschu� sei bereits unterwegs. Da begriff der Kaufmann, was `Abdu'l-Bahá gemeint hatte, und das Erstaunen stand ihm gro� im Gesicht geschrieben.

#429

Als Muhammad-Y�suf von dem Vorgefallenen erfuhr, war er v�llig niedergeschlagen und hatte Gewissensbisse. Er versicherte dem Kaufmann, die Verbannten h�tten nichts mit der Ma�nahme seiner Vorgesetzten zu tun und st�nden nicht damit im Zusammenhang. Ihre Gebete hatten zu seinem Sturz gef�hrt. Er schrieb einen Brief und ritt am n�chsten Tag zum Garten Ridvan hinaus, in der Hoffnung, er werde dort `Abdu'l-Bahá finden und k�nne sich bei Ihm entschuldigen. Aber `Abdu'l-Bahá war nicht dort. Daraufhin bat der entlassene Mutasarrif Aq� Rid�, er m�ge dem Gr��ten Zweig sein Bedauern und seine Reue �bermitteln.

Nach wenigen Tagen trafen aus Beirut die Beamten ein, die mit der Untersuchung der Fehlleistungen von Muhammad-Y�suf P�sh� beauftragt waren. Unter ihnen befand sich Ahmad F�'iq Effendi, der - wie auch sein Bruder - dem Glauben Bahá'u'lláhs anhing. Wer dies wu�te, fragte sich, warum man einen Bahá'í ausersehen hatte, die Missetaten von Personen zu untersuchen, die den Verbannten so unfreundlich gesinnt waren. Der Leiter des Sekretariats in der Seraye in `Akka hatte besonders viel Feindseligkeit gezeigt; jetzt baten er und noch andere Personen Bahá'u'lláh und Seinen �ltesten Sohn um Hilfe und Vergebung. Und solange Ahmad F�'iq mit der Untersuchung der Unregelm��igkeiten bei der Verwaltung der Staatsgelder befa�t war, wurde er von Bahá'u'lláh und dem Gr��ten Zweig nicht empfangen.

Zur Verwunderung der Leute von `Akka erfuhren die �belt�ter, denen es aufgrund ihrer eigenen Fehler jetzt schlecht ging, von Bahá'u'lláh und Seinem �ltesten Sohn Gro�mut und Freigebigkeit in vollem Ma�e. Der Leiter des Sekretariats war nach Damaskus gefl�chtet und hatte seine Familie zur�ckgelassen. `Abdu'l-Bahá versorgte sie mit allem N�tigen und schickte sie, von zwei Bahá'í sicher geleitet, aus der Stadt. In einem Sendschreiben an H�j� Mirza Buzurg-i-Afn�n, einen Vetter des B�b, der als Kaufmann in Hongkong lebte, erw�hnt Bahá'u'lláh diesen kurdischen P�sh�, seine Feindseligkeit und seinen Sturz. Im gleichen Sendschreiben trug Er dem Afn�n auf, Ihm einige gute, in Silber oder Gold gefa�te Brillen in geeigneten Futteralen zu schicken, die Er den V�l�s von Beirut und Damaskus zum Geschenk machen wollte.

#430

(Bildlegende: Bahá'u'lláhs Zimmer in Bahj�. Hier empfing Er 1890 Edward Granville Browne. 1892 war dieses Zimmer dann der Ort Seines Hinscheidens.)

Der n�chste Mutasarrif von `Akka war Ahmad P�sh�. Er hatte ausdr�ckliche Anweisung erhalten, Bahá'u'lláh mit geb�hrender Ehrerbietung und R�cksichtnahme zu begegnen. �ber zwei Jahre lang f�hrte er die Verwaltungsgesch�fte `Akkas gut und verbrachte viel Zeit in Gesellschaft `Abdu'l-Bahás. W�hrend seiner Amtszeit kam der V�l� von Beirut� zu Schiff nach Haifa, und alle hochgestellten Amtspersonen gingen ihm zur Begr��ung entgegen. Dies tat auch `Abdu'l-Bahá. Der V�l� bat Ihn besonders, Bahá'u'lláh seine Ehrbezeigungen zu �berbringen und um Seinen Segen und Seine gro�z�gige Beachtung zu bitten. Nus�h� Big, einem der Beamten, �bergab er eine Melone (damals eine Seltenheit in diesem Teil der Welt) als Geschenk f�r Bahá'u'lláh.

� Die Provinz Beirut war im M�rz 1888 von der Provinz Damaskus abgetrennt worden, haupts�chlich auf Betreiben des Gro�wesirs Kiy�mil P�sh�, eines ehemaligen Mutasarrif von Beirut. Quelle: Britische Konsularunterlagen (FO 195.1613).

#431

(Bildlegende: Der T�j Bahá'u'lláhs auf dem Diwan in der Ecke Seines Zimmers, wo Er h�ufig sa�.)

Als n�chster Mutasarrif von `Akka folgte Arif Effendi, dessen Vater den Gr��ten Zweig in Adrianopel kennen und sch�tzen gelernt hatte. W�hrend der Amtszeit Arif Effendis besuchte Bahá'u'lláh Haifa und blieb fast drei Monate dort.

Im Fr�hjahr 1890 traf Edward Granville Browne, damals Dozent am Pembroke College in Cambridge und sp�ter einer der bedeutendsten Orientalisten, in `Akka ein. Er war gekommen, um Bahá'u'lláh zu besuchen. Einen ausf�hrlichen Bericht �ber diesen wahrhaft historischen Besuch findet der Leser in dem Werk Edward Granville Browne and the Bahá'í Faith (vom Verfasser dieses Buches). Aber das vorliegende Werk w�re unvollst�ndig, enthielte es nicht die einzigartige, unvergleichliche Darstellung Bahá'u'lláhs, die Edward Browne der Nachwelt gegeben hat, die einzige Beschreibung dieser Art, die wir besitzen. Heute kann der Besucher Bahj�s dieses Dokument auf einer Tafel an der Wand lesen, bevor er seinen Fu� in Bahá'u'lláhs Zimmer setzt, und dadurch versuchen, sich die Unterredung zu vergegenw�rtigen, die dem englischen Orientalisten gew�hrt wurde:

#432

"... Mein F�hrer stand einen Augenblick stille, w�hrend ich meine Schuhe ablegte. Mit einem raschen Griff zog er den Vorhang zur�ck und, nachdem ich eingetreten war, wieder vor. Ich befand mich in einem gro�en Zimmer, an dessen oberem Ende ein Diwan und der T�re gegen�ber zwei oder drei St�hle standen. Obschon ich dunkel ahnte, wohin ich jetzt ging und wen ich sehen sollte (eine bestimmte Andeutung war mir nicht gemacht worden), stand ich doch einige Sekunden mit Herzklopfen und voll Ehrfurcht da, bevor ich mir endlich bewu�t wurde, da� der Raum nicht leer war. In der Ecke, wo der Diwan an die Wand stie�, sa� eine hoheitsvolle, ehrw�rdige Gestalt mit jener Kopfbedeckung aus Filz, die bei den Derwischen T�j genannt wird (aber von ungew�hnlicher H�he und Form), und um deren unteren Teil ein kleiner wei�er Turban gewunden war. Das Antlitz, in das ich nun blickte, kann ich nie vergessen, obgleich ich nicht imstande bin, es zu beschreiben. Diese durchdringenden Augen schienen auf dem Grunde der Seele zu lesen. Macht und W�rde lagen �ber diesen breiten Augenbrauen; die starken Falten auf seiner Stirn und seinem Gesicht verrieten ein Alter, das sein tiefschwarzes Haar und der in �ppiger F�lle bis zur Leibesmitte herabwallende Bart L�gen zu strafen schienen. Unn�tig zu fragen, in wessen Gegenwart ich stand, als ich mich vor Dem verneigte, der das Ziel einer Verehrung und Liebe ist, um die ihn K�nige beneiden k�nnten und nach der sich Kaiser vergeblich sehnen." (Browne: ATN II p.XXXIX)

#433

(Bildlegende: Die Kolonie der deutschen Templer am Fu� des Berges Karmel bei Haifa im Jahr 1877. Hier wohnte Bahá'u'lláh zweimal, als Er in Haifa war. (Zeichnung von Jakob Schumacher, dem Oberhaupt der Kolonie und amerikanischen Vizekonsul bis zu seinem Tod 1891.)

(Bildlegende: Plan von Haifa in den 1880er Jahren)

"Eine milde, w�rdevolle Stimme bat mich, Platz zu nehmen, und sprach sodann: - "Gelobt sei Gott, da� du es erreicht hast! ... Du bist gekommen, um einen Gefangenen und Verbannten zu sehen ... Wir w�nschen nur das Wohl der Welt und das Gl�ck der V�lker; dennoch h�lt man Uns f�r einen Anstifter von Streit und Aufruhr, der Gefangenschaft und Verbannung verdient... Wir w�nschen, da� alle V�lker in einem Glauben vereint und alle Menschen Br�der werden; da� das Band der Liebe und Einigkeit zwischen den Menschenkindern gest�rkt werde; da� Religionsverschiedenheit aufh�re und die Unterschiede zwischen den Rassen verschwinden - was ist nun Schlimmes hieran? ... Doch so wird es kommen. Diese fruchtlosen K�mpfe, diese zerst�rerischen Kriege werden aufh�ren, und der `Gr��te Friede' wird kommen... Habt ihr dies in Europa nicht auch n�tig? Ist dies nicht, was Christus verhei�en hat? ... Aber denoch sehen Wir eure K�nige und Herrscher die Sch�tze ihrer L�nder mehr auf die Zerst�rung der menschlichen Rasse verschwenden als auf das, was zum Gl�ck der Menschheit f�hren w�rde... Diese K�mpfe, dieses Blutvergie�en und diese Zwietracht m�ssen aufh�ren, und alle Menschen m�ssen wie die Glieder eines Geschlechtes und einer Familie sein... Es r�hme sich keiner, da� er sein Vaterland liebt. Er r�hme sich vielmehr dessen, da� er die ganze Menschheit liebt ..." (Browne: ATN II p.XL)

"Solcher Art waren, soweit ich sie aus dem Ged�chtnis wiedergeben kann, die Worte, die ich neben vielen anderen von Beh� h�rte. M�gen die, die sie lesen, sie gut daraufhin ansehen, ob solche Lehren Tod und Ketten verdienen und ob die Welt von ihrer Verbreitung nicht vielleicht mehr gewinnen als verlieren w�rde." (Browne: ATN II p.XL)

#434

Der H�ter der Baha'i-Religion schreibt, da� Bahá'u'lláh viermal Haifa besucht hat. Sein erster Besuch war sehr kurz, als Er 1868 von dem Dampfer des Lloyd-Triestino an Land ging. Der zweite Besuch dauerte nur wenige Tage; damals wohnte Er im Bayt-i-Fanduq, einem Haus in der deutschen Kolonie, von dem ein Teil noch heute steht. Wir besitzen ein datiertes Sendschreiben in der Handschrift von Mirza Aq� J�n, aus dem hervorgeht, da� Bahá'u'lláh im August 1883 in Haifa war; dies war aller Wahrscheinlichkeit nach das Datum dieses zweiten Besuches. Der dritte Besuch fiel in das Jahr 1890. Als Edward Granville Browne in `Akka ankam, hielt sich Bahá'u'lláh gerade in Haifa auf. Bei diesem Besuch wohnte Er zun�chst beim Bayt-i-Zahl�n, etwas au�erhalb der Stadt, und zog dann in ein Haus in der deutschen Kolonie, das als Haus Oliphant bekannt war. Sein Zelt wurde auf einem Grundst�ck gegen�ber diesem Haus aufgeschlagen. Der vierte und letzte Besuch fiel in das Jahr 1891 und war der l�ngste. Bei dieser Gelegenheit trafen ihn Angeh�rige der Afn�n-Familie, als sie im Juli nach Haifa kamen, wie in einem sp�teren Kapitel noch zu schildern sein wird. Damals hielt sich Bahá'u'lláh drei Monate lang in Haifa auf und wohnte im Haus des Ily�s Abyad in der N�he der deutschen Kolonie, wo auch Sein Zelt stand.

Eines Tages stand Bahá'u'lláh bei einer Gruppe frei stehender Zypressen fast auf halber H�he des Berges Karmel, deutete auf einige Felsen unmittelbar unter Ihm und sagte zu Seinem �ltesten Sohn, da� an dieser Stelle das Grabmal f�r die sterblichen �berreste des M�rtyrerpropheten, des ruhmvollen Verk�nders Seines eigenen Kommens, zu errichten sei. Diese �berreste waren seit der zweiten Nacht nach dem 9. Juli 1850 - dem Tag, da der B�b auf dem �ffentlichen Platz in Tabr�z erschossen wurde - geheimgehalten und von einem Versteck zum anderen gebracht worden. Es sollte noch �ber ein Jahrzehnt dauern, bis `Abdu'l-Bahá den Auftrag Seines Vaters ausf�hren konnte. Heute erhebt sich genau an dem von Bahá'u'lláh bezeichneten Platz ein Grabmal von atemberaubender Sch�nheit, �berragt von einer goldenen Kuppel, in der die Farben des Meeres und des Himmels spielen, und umgeben von G�rten von unbeschreiblicher Sch�nheit, ein Anblick, der das Auge blendet und die Seele entz�ckt. In dem Mausoleum, das `Abdu'l-Bahá und sein Enkel Shoghi Effendi mit liebevoller Sorgfalt errichtet haben, ruhen die verst�mmelten �berreste des M�rtyrerpropheten und Seines J�ngers Mirza Muhammad-`Al�y-i-Zun�z�, die im Tod untrennbar ineinander verschmolzen. Dieses Mausoleum, die K�nigin des Karmel, bringt der gesamten Menschheit die Botschaft, da� das B�se niemals endg�ltig siegen kann.

#435

Ebenfalls w�hrend dieses Besuches von drei Monaten Dauer suchte Bahá'u'lláh die H�hle des Elias auf, �ber der sich ein christliches Kloster erhebt. Auf dem Vorgebirge unweit davon, wo in k�nftigen Jahren ein Mashriqu'l-Adhkar (Haus der Andacht) in voller Erhabenheit errichtet werden wird, offenbarte Er ein inhaltsschweres Sendschreiben: das Lawh-i-Karmil (Sendschreiben vom Karmel). Nachstehend sein Wortlaut auf der Grundlage der englischen �bersetzung durch den H�ter der Baha'i-Religion:

�Alle Herrlichkeit sei auf diesem Tage, dem Tag, da die D�fte der Barmherzigkeit �ber alles Erschaffene wehten, einem Tag, so reich gesegnet, da� vergangene Zeitalter und Jahrhunderte niemals hoffen k�nnen, ihm gleichzukommen, einem Tag, da der Altehrw�rdige der Tage das Antlitz Seinem heiligen Throne zugewandt hat. Daraufhin waren die Stimmen alles Erschaffenen und dar�ber hinaus die Stimmen der himmlischen Heerscharen zu h�ren mit lautem Ruf: "Eile, o Karmel, denn siehe, das Licht des Angesichtes Gottes, des Herrschers im Reiche der Namen und Sch�pfers der Himmel, ist auf dich gerichtet.� (�L Kap.11)

�Au�er sich vor Freude, rief er mit lauter Stimme: "M�ge mein Leben ein Opfer f�r Dich sein, da Du Deinen Blick auf mich geworfen, Deine Gro�mut �ber mich ergossen und Deine Schritte zu mir gelenkt hast. Die Trennung von Dir, o Du Quell des ewigen Lebens, hat mich fast verzehrt, und das Fernsein von Deiner Gegenwart hat meine Seele verbrannt. Aller Lobpreis sei Dir, da� Du mich f�hig machtest, Deinem Ruf zu lauschen, da� Du mich durch Deinen Schritt beehrt und meine Seele erquickt hast durch den belebenden Duft Deines Tages und die erregende Stimme Deiner Feder, eine Stimme, die Du als Deinen Posaunenruf unter Deinem Volke verordnet hast. Und als die Stunde schlug, zu der Dein unwiderstehlicher Glaube offenbart werden sollte, bliesest Du einen Hauch von Deinem Geist in Deine Feder, und siehe, die gesamte Sch�pfung erbebte in ihren Grundfesten und enth�llte dem Menschengeschlecht Geheimnisse, wie sie in den Schatzkammern Dessen verborgen liegen, der der Besitzer alles Erschaffenen ist.� (�L Kap.11)

#436

(Bildlegende: Der Schrein des B�b, wie er von `Abdu'l-Bahá gebaut wurde. Der �berbau wurde sp�ter von Shoghi Effendi hinzugef�gt.)

�Kaum hatte seine Stimme jenen erhabensten Ort erreicht, da antworteten Wir: "Danke deinem Herrn, o Karmel! Das Feuer deiner Trennung von Mir hatte dich fast verzehrt, als das Meer Meiner Gegenwart vor deinem Angesicht wogte, deine und der ganzen Sch�pfung Augen erfreute und alles Sichtbare und Unsichtbare mit Entz�cken erf�llte. Frohlocke, denn Gott hat an diesem Tage Seinen Thron auf dir errichtet, hat dich zum Aufgangsort Seiner Zeichen und zum Tagesanbruch der Beweise Seiner Offenbarung gemacht. Wohl dem, der dich umschreitet, der die Offenbarung deiner Herrlichkeit verk�ndet und berichtet, was die Gro�mut des Herrn, deines Gottes, �ber dich ergossen hat. Ergreife den Kelch der Unsterblichkeit im Namen deines Herrn, der Allherrliche, und bringe Ihm Dank dar, weil Er als Zeichen Seines Erbarmens f�r dich dein Leid in Freude, deinen Kummer in selige Wonne verwandelt hat. Wahrlich, Er liebt die St�tte, die zum Sitze Seines Thrones wurde, die Seine F��e betreten haben, die Seine Gegenwart beehrt hat, von der aus Er Seinen Ruf erhoben und �ber die Er Seine Tr�nen vergossen hat.� (�L Kap.11)

#437

�Rufe aus gen Zion, o Karmel, und k�nde die frohe Botschaft: Er, der den sterblichen Augen verborgen war, ist gekommen! Seine allbezwingende Herrschaft ist offenbar, Seine allumfassende Herrlichkeit ist enth�llt worden. H�te dich, da� du nicht z�gerst oder schwankst. Eile und umschreite die Stadt Gottes, die vom Himmel herabgekommen ist, die himmlische Kaaba, in Anbetung umkreist von den Beg�nstigten Gottes, den Reinen im Herzen und der Schar der erhabensten Engel. O wie sehne Ich Mich, jedem Ort des Erdkreises die frohe Botschaft dieser Offenbarung zu verk�nden und sie in jede seiner St�dte zu tragen, einer Offenbarung, zu der das Herz des Sinai hingezogen wurde, und in deren Namen der Brennende Busch ruft: `Gottes, des Herrn der Herren, sind die Reiche der Erde und des Himmels!' Wahrlich, dies ist der Tag, da Land und Meer frohlocken �ber diese Verk�ndigung, der Tag, f�r den aufbewahrt wurde, was Gott aus einer Gro�mut, die jenseits der Fassungskraft des sterblichen Verstandes oder Herzens liegt, zu offenbaren bestimmt hat. Bald wird Gott Seine Arche auf dich zusteuern und das Volk Bahas offenbaren, das im Buche der Namen erw�hnt ist.� (�L Kap.11

�Geheiligt sei der Herr der ganzen Menschheit! Alle Atome der Erde wurden bei der Erw�hnung Seines Namens in Schwingung versetzt, und die Zunge der Gr��e wurde bewegt, das zu er�ffnen, was in Seinem Wissen verh�llt und in der Schatzkammer Seiner Macht verborgen lag. Er, wahrlich, ist kraft Seines Namens, der M�chtige, der Allgewaltige, der H�chste, Herrscher �ber alles, was in den Himmeln, und alles, was auf Erden ist.� (�L Kap.11)

W�hrend der letzten Jahre in Bahj� trat auch das Ausma� der Kr�fte und F�higkeiten `Abdu'l-Bahás, des Gr��ten Zweiges, voll zutage, so da� alle, Freund und Feind gleicherma�en, es wahrnehmen konnten. Er schirmte Seinen Vater gegen den Anprall der �u�eren Welt ab, wie Bahá'u'lláh selbst bezeugt hat. Genau zu diesem Zweck behielt der Gr��te Zweig Seinen Wohnsitz in `Akka.

1879 reiste `Abdu'l-Bahá nach Beirut, und zwar auf Einladung des V�l� der Provinz Syrien, Midhat P�sh�, der vom t�rkischen Volk als `Vater der Verfassung` bejubelt und verehrt wird.� Es wurde eine historische Reise, die in der religi�sen �berlieferung der Menschheit ohne Beispiel ist und von der Erhabensten Feder mit folgenden Worten unsterblich gemacht wurde:

� Nach britischen Konsularunterlagen war Midhat P�sh� von November 1878 bis August 1880 Generalgouverneur in Damaskus. Im Mai 1880 besuchte er Haifa und `Akka. (FO 195.1201 und 1306) (Vgl. Anhang V)

#438
(Bildlegende: Midhat P�sh�)

�Gepriesen sei Er, der das Land B� [Beirut] mit der Anwesenheit Dessen ehrte, den alle Namen umkreisen. S�mtliche Atome der Erde haben allem Erschaffenen kundgetan, da� von den Toren der Gef�ngnisstadt her der Stern der Sch�nheit des gro�en, des M�chtigsten Zweiges Gottes - Sein urewiges, unwandelbares Geheimnis - aufgegangen ist und, �ber ihrem Horizonte leuchtend, nun in ein anderes Land zieht. Kummer hat diese Gef�ngnisstadt darum erf�llt, dieweil ein anderes Land jubelt. Erhaben, unerme�lich erhaben ist unser Herr, der Gestalter der Himmel und Sch�pfer aller Dinge, Er, durch dessen Souver�nit�t die Tore des Gef�ngnisses sich �ffneten und so in Erf�llung gehen lie�en, was vorzeiten auf den Tafeln verhei�en ward. Er hat wahrlich Gewalt �ber alles, was Er will, und in Seinem Griff ist die Herrschaft �ber die ganze Sch�pfung. Er ist der Allm�chtige, der Allwissende, der Allweise.� (AKKA Kap.16)

�Gesegnet, zweifach gesegnet ist der Boden, den Seine F��e treten, das Auge, das von der Sch�nheit Seines Antlitzes entz�ckt ward, das Ohr, welchem die Ehre widerfahren, Seinem Ruf zu lauschen, das Herz, das Seiner Liebe S��e kostet, die Brust, die im Gedenken an Ihn weit wird, die Feder, die Seinen Lobpreis k�ndet, das Pergament, welches das Zeugnis Seiner Schrift tr�gt. Wir flehen zu Gott - gepriesen und verherrlicht sei Er -, Er m�ge uns bald mit Seiner Begegnung ehren. Er ist in Wahrheit der Allh�rende, der Allmachtvolle, bereit zur Antwort.� (AKKA Kap.16)

#439

`Abdu'l-Bahás Reise nach Beirut war von besonderer Bedeutung, weil sie auf Einladung des V�l� der Provinz Syrien zu einem Zeitpunkt erfolgte, als Er noch Gefangener des Osmanischen Reiches war. Der Erla� des etwa drei Jahre zuvor abgesetzten Sultans `Abdu'l-`Az�z, durch den Bahá'u'lláh und Seine Familie in die furchtbare Zitadelle von `Akka verbannt wurden, war niemals aufgehoben worden.

In Beirut begegnete der Gr��te Zweig nicht nur dem hochangesehenen V�l�, der bei der Absetzung des Sultan `Abdu'l-`Az�z eine wichtige Rolle gespielt hatte; Er traf auch mit herausragenden Pers�nlichkeiten aus verschiedenen Lebensbereichen zusammen, unter anderen mit Shaykh Muhammad-`Abduh, dem k�nftigen Gro�muft� von �gypten. Dieser t�chtige, rechtschaffene Mann war von dem gr�ndlichen Wissen `Abdu'l-Bahás und vom Zauber Seines Wesens und Auftretens so begeistert, da� er Ihm nach `Akka folgen wollte; doch hielt ihn der Gr��te Zweig davon ab, einen derart unwiderruflichen Schritt zu tun. Die Briefe, die er danach an `Abdu'l-Bahá schrieb, und auch die Briefe anderer bedeutender M�nner aus der Region Syrien legen Zeugnis ab von dem "Einflu� und der Hochachtung", von der Edward Granville Browne in den folgenden Worten spricht, mit denen er den Gr��ten Zweig so beschreibt, wie er Ihm im April 1890 begegnete:

"Selten habe ich jemand gesehen, dessen Erscheinung einen st�rkeren Eindruck auf mich gemacht h�tte. Ein gro�er, kr�ftig gebauter Mann, der sich pfeilgerade hielt, mit wei�em Turban und Gewand, langen, schwarzen Locken, die fast bis auf die Schultern reichten, mit breiter, m�chtiger Stirn, die einen starken Intellekt, gepaart mit unbeugsamem Willen, verriet, mit einem Adlerblick und sehr ausgepr�gten, aber angenehmen Gesichtsz�gen - das war mein erster Eindruck von `Abb�s Effend�, dem "Meister" (Aq�), wie er par excellence von den B�b� genannt wird. Die sp�tere Unterhaltung mit ihm diente nur dazu, die Hochachtung des ersten Eindrucks noch zu steigern. Selbst unter dem beredten, gewandten und klugen Menschenschlag, dem er angeh�rt, wird man, so glaube ich, kaum jemand finden, der beredter und argumentierfreudiger w�re, der anschaulicher erkl�ren k�nnte, der mit den heiligen Schriften der Juden, Christen und Mohammedaner inniger vertraut w�re als er. Diese Eigenschaften, verbunden mit einer zugleich majest�tischen und g�tigen Haltung, lie�en in mir die Frage verstummen, wie denn sein gro�er Einflu� und die Hochachtung zu erkl�ren seien, die ihm auch au�erhalb des Kreises der Anh�nger seines Vaters entgegengebracht wurde. Die Gr��e dieses Mannes und seine Macht waren f�r jeden unzweifelhaft, der ihn gesehen hat." (Browne: ATN II p.XXXVI)

#440
(Bildlegende: Lichthof im Landhaus Bahj�)

`Abdu'l-Bahá stand damals in den besten Mannesjahren. Als nach dem Hinscheiden Seines Vaters der Mantel der Autorit�t auf Seine Schultern fiel, f�hrte der Verrat Seiner Br�der dazu, da� Er vorzeitig alterte.

Die letzten Lebensjahre Bahá'u'lláhs waren dem Schreiben gewidmet. Er offenbarte zahllose Sendschreiben, Lehrbriefe und Abhandlungen zu vielen verschiedenartigen Themen von geistiger und erzieherischer Bedeutung. Der �u�eren Verpflichtungen, die mit Seinem erhabenen Rang verbunden waren, war Er enthoben durch die hervorragende, un�bertroffene Verwaltungskunst `Abdu'l-Bahás, der Ihn von den Einwirkungen der �u�eren Welt abschirmte und mit den offiziellen Vertretern der Regierung wie auch mit Suchern und Gelehrten zu Gespr�chen zusammentraf; nur Menschen, die nach der L�sung wirklicher Probleme suchten, lie� `Abdu'l-Bahá in Bahá'u'lláhs Gegenwart vor.

#441

(Bildlegende: Die Geb�ude Bahj�s im urspr�nglichen Zustand (Luftbild)

�ber die Offenbarungen, die best�ndig aus der Erhabensten Feder flossen, schreibt der H�ter der Baha'i-Religion:

"Seine Schriften nahmen w�hrend der Jahre Seiner Gefangenschaft im Gr��ten Gef�ngnis an Umfang und Reichweite tats�chlich noch zu und �bertrafen alles, was in Adrianopel und Baghdad Seiner Feder entstr�mt war. Diese beispiellose Ausdehnung Seines Schrifttums w�hrend Seiner Verbannung in jenem Gef�ngnis mu� als einer der lebendigsten, fruchtbarsten Abschnitte in der Entfaltung Seiner Lehre gewertet werden ..." (GGV S.233)

"Den heftigen St�rmen, die zu Beginn Seiner Sendung �ber dem Glauben tobten, und der frostigen Vereinsamung w�hrend der ersten Zeit Seiner prophetischen Laufbahn, gleich nach Seiner Verbannung aus Tihr�n, folgten im letzten Teil Seines Aufenthaltes in Baghdad Jahre, die man wohl als die Fr�hlingszeit Seiner Sendung bezeichnen kann: In diesen Jahren zeigte sich, wie die seit dem tragischen Tod Seines Vorl�ufers in der g�ttlichen Saat verborgenen Wirkkr�fte in sichtbarer Bewegung aufbrachen. Mit Seiner Ankunft in Adrianopel und der Verk�ndigung Seiner Sendung erreichte das Gestirn Seiner Offenbarung den Zenit und leuchtete, wie aus dem ganzen Stil und Ton Seiner Schriften hervorgeht, in der F�lle sommerlicher Pracht. In dem Zeitabschnitt Seiner Einkerkerung in `Akka erreichte ein langsam verlaufender Reifeproze� seinen H�hepunkt, und die erlesensten Fr�chte dieser Sendung konnten schlie�lich eingesammelt werden." (GGV S.233f)

"Wenn wir den unerme�lichen Kreis der Schriften Bahá'u'lláhs aus diesem Zeitabschnitt vor unserem Auge vor�berziehen lassen, zeichnen sich drei deutlich getrennte Gruppen ab. Die erste umfa�t alle Schriften, die die Fortsetzung der Verk�ndigung Seiner Sendung in Adrianopel darstellen. Zur zweiten geh�ren die Gesetze und Verordnungen Seiner Offenbarung, die zum gr��ten Teil im Kitáb-i-Aqdas, Seinem Heiligsten Buche, aufgezeichnet sind. Der dritten Gruppe sind jene Sendschreiben zuzuordnen, welche die grundlegenden Aussagen und Lehrs�tze dieser Offenbarung entweder erstmals formulieren oder erneut bekr�ftigen." GGV S.234)

#442

In den ausgedehnten Bereich dieser dritten vom H�ter erw�hnten Gruppe fallen Sendschreiben wie Lawh-i-Aqdas (Die heiligste Tafel), die sich besonders an die Bekenner des christlichen Glaubens wendet; Bisharat (Die frohen Botschaften); Tar�z�t (Der Schmuck); Tajall�y�t (Der Strahlenglanz); Ishraqat (Die Pracht); Lawh-i-Burh�n (Das Sendschreiben vom Beweis), an Shaykh Muhammad-B�qir von Isfah�n gerichtet, einen jener Geistlichen, die f�r den M�rtyrertod von Sultanu'sh-Shuhad�' (K�nig der M�rtyrer) und Mahb�bu'sh-Shuhad�' (Geliebter der M�rtyrer) verantwortlich waren; Lawh-i-Duny� (Das Sendschreiben �ber die Welt), offenbart zu Ehren von Aq� Mirza Aq� Afn�n im Anschlu� an das Martyrium der Sieben M�rtyrer von Yazd, die auf Befehl von Sultan-Husayn Mirza Jal�lu'd-Dawlih, dem Sohn von Sultan-Mas`�d Mirza Zillu's-Sultan, zu Tode gebracht wurden; Lawh-i-Hikmat (Das Tablet der Weisheit), offenbart zu Ehren von Aq� Muhammad, genannt Nab�l-i-Akbar oder Nab�l-i-Q�'in�, einem ehemaligen Sch�ler des ber�hmten Shaykh Murtid�y-i-Ans�r�; und Kalim�t-i-Firdaws�yyih (Worte des Paradieses).

#443

(Bildlegende: Shaykh Muhammad-Taq�, "Der Sohn des Wolfes", an den Bahá'u'lláh Sein letztes Buch richtete.)

Das letzte Buch, das der sch�pferischen Feder Bahá'u'lláhs entstr�mte, war der Brief an den Sohn des Wolfes. Er wurde im Jahr 1891 offenbart und richtet sich an Shaykh Muhammad-Taq�, gemeinhin als Shaykh Najaf� oder Aq� Najaf� bekannt, den Sohn des oben erw�hnten Shaykh Muhammad-B�qir, des Geistlichen aus Isfah�n, den Bahá'u'lláh als `Dhi'b' (Wolf) gebrandmarkt hatte. Gemeinsam mit M�r Muhammad-Husayn, dem Im�m-Jum`ih dieser Stadt, hatte sich Shaykh Muhammad-B�qir mit Sultan-Mas`�d Mirza Zillu's-Sultan verschworen und den M�rtyrertod der zwei Br�der Mirza Hasan (des Sultanu'sh-Shuhad�') und Mirza Husayn (des Mahb�bu'sh-Shuhad�') veranla�t. M�r Muhammad-Husayn, der Im�m-Jum`ih, den Bahá'u'lláh als "Raqsh�" (Schlange) brandmarkte, starb 1881 eines schrecklichen Todes. Die Krankheit, die sein Ende herbeif�hrte, lie� seinen K�rper so ekelerregend werden, da� niemand mehr in seine N�he gehen wollte. Ein paar Handlanger verscharrten ihn in aller Eile in einem unbekannten Grab. Sein Komplice, "der Wolf", starb ungef�hr drei Jahre sp�ter im `Ir�q, von jedermann verlassen und aufgegeben. Dessen Sohn, ebenfalls ein eingeschworener, ber�chtigter Feind der Sache Gottes, der durch seine Habgier und seine Anschl�ge Mord und grausame Verfolgung bewirkte, war der Empf�nger des Briefes an den Sohn des Wolfes, in dem Bahá'u'lláh Seine Verleumder erneut herausfordert. Seine Sendung ist von Gott, Sein Vertrauen ruht in Gott, und keine irdische Macht kann Ihn an Seinem Endziel irremachen. Dieses Buch, Sein "letztes herausragendes Sendschreiben" (GGV S.250), enth�lt auch eine repr�sentative, von Ihm selbst getroffene und dargebotene Auswahl aus dem reichen Schatz Seiner Schriften. Ein bedeutsamer Zug am Brief an den Sohn des Wolfes ist Bahá'u'lláhs eigener Bericht �ber die schrecklichen Ereignisse in Konstantinopel, die von Anh�ngern Mirza Yahy�s eingef�delt waren und ein tragisches Ende fanden. Diese Ereignisse und Bahá'u'lláhs Stellungnahme dazu im Brief an den Sohn des Wolfes werden im n�chsten Kapitel im einzelnen behandelt; denn diese ungl�ckseligen Vorkommnisse haben auf Bahá'u'lláhs letzte Lebensjahre einen dunklen Schatten geworfen.

#444

Die Schriften Bahá'u'lláhs bleiben an Reichweite, Ausma� und Tiefe beispiellos und unter allen Heiligen Schriften der Menschheit unerreicht. Der vielbelesene Baha'i-Lehrer und Gelehrte, Mirza Abu'l-Fadl von Gulp�yg�n, teilt sie in vier Gruppen ein: Gesetze und Verordnungen; Meditationen, Gespr�che und Gebete; Auslegungen heiliger Schriften der Vergangenheit; schlie�lich Abhandlungen und Einf�hrungen. �ber die erste Gruppe schreibt er: "Einige (Schriften) enthalten Gesetze und Regelungen, durch welche die Rechte und Interessen aller Nationen der Welt f�r immer gewahrt werden k�nnen; denn diese Gesetze sind so gefa�t, da� sie den Bed�rfnissen jedes Landes und jedes Gebietes gerecht werden und f�r jeden intelligenten Menschen annehmbar sind. In ihrer Allgemeing�ltigkeit �hneln sie den Naturgesetzen, die den Fortschritt und die Entwicklung aller V�lker sicherstellen, und weltweit werden sie Einheit und Eintracht bewirken."�

� Mirza Abu'l-Fadl: The Bahá'í Proofs p.70ff
#445

Bahá'u'lláh erkl�rt, da� das von Ihm offenbarte Wort Gottes an Umfang der Gesamtheit aller Heiligen Schriften der Ihm vorangegangenen Gottesoffenbarer gleichkommt. Wir sollten den unsch�tzbaren Vorteil bedenken, den die Schriften Bahá'u'lláhs im Vergleich zu den fr�heren Heiligen Schriften bieten: Ihre Originale sind erhalten und wohlverwahrt, und k�nftige Generationen sind der dr�ckenden Verantwortung enthoben, �ber die Echtheit der dem Offenbarer zugeschriebenen Werke entscheiden zu m�ssen. In den Heiligen Schriften der Baha'i-Religion gibt es keinen Raum f�r m�ndliche �berlieferungen.

+40 #446
Kapitel 40
Die Umtriebe der Azal� in Konstantinopel

Gegen Ende der achtziger Jahre und zu Beginn der neunziger Jahre des neunzehnten Jahrhunderts war Konstantinopel zum Hauptbet�tigungsfeld f�r die Anh�nger Mirza Yahy�s geworden. Sie taten alles, was sie konnten, um den Bahá'í m�glichst viel Leid und Schmerz zuzuf�gen. In Konstantinopel lebten Shaykh Ahmad-i-R�h� und Abdu'l-Husayn Kh�n-i-Bards�r�, der allgemein als Mirza Aq� Kh�n-i-Kirm�n� bekannt war; beide hatten T�chter von Subh-i-Azal zur Frau. Sie waren vielseitig gebildete M�nner und schrieben einen fl�ssigen Stil; beide waren eingeschworene Feinde Bahá'u'lláhs. In Istanbul befand sich auch jener Unruhestifter der Nahostpolitik und Exponent des Pan-Islamismus, Siyyid Jam�lu'd-D�n-i-Asad�b�d�, bekannt als Afgh�n� (der Afghane), der dem Glauben Bahá'u'lláhs ebenfalls feindlich gegen�berstand. Shaykh Ahmad und Mirza Aq� Kh�n schlossen sich Siyyid Jam�l-u'd-D�n an, obwohl dieser verschlagene R�nkeschmied auch dem Glauben des B�b feind war. Bei einem Besuch Mirza Aq� Kh�ns in `Akka, vorgeblich zu dem Zweck, die Wahrheit zu erforschen, hatte Bahá'u'lláh ge�u�ert, Mirza Aq� Kh�ns Zweck sei nicht die Erforschung der Wahrheit, sondern allein das S�en von Verwirrung und Unheil. Und es geschah genau, wie Bahá'u'lláh gesagt hatte; denn als Mirza Aq� Kh�n `Akka verlie�, gab er aus, er habe dort nur Doppelz�ngigkeit und Falschheit vorgefunden.

� Asad�b�d liegt bei Hamad�n im westlichen Ir�n
#447

Aq� Muhammad-T�hir aus Tabr�z hatte 1875 in Konstantinopel eine Zeitung mit dem Titel Akhtar (Stern) gegr�ndet, die zwanzig Jahre lang erschien und von N�siri'd-D�n Sh�h mit gro�em Mi�fallen betrachtet wurde. Schon bald geriet sie unter den Einflu� der Parteig�nger Mirza Yahy�s, insbesondere Mirza Aq� Kh�ns, der regelm��ige Beitr�ge schrieb. Im Brief an den Sohn des Wolfes erw�hnt Bahá'u'lláh die Umtriebe der Azal� in Istanbul wie folgt:

�In der Gro�en Stadt (Konstantinopel) haben sie eine betr�chtliche Menschenmenge aufgewiegelt, um diesem Unterdr�ckten entgegenzutreten. Es kam so weit, da� die Beamten in jener Stadt Taten ver�bten, die �ber die Regierung und das Volk Schande brachten. Einmal kam ein angesehener Siyyid� nach Beirut; seine allbekannte Untadeligkeit, seine lobenswerte Lebensf�hrung und sein gesch�ftlicher Ruf wurden von der Mehrzahl edelgesinnter Menschen hoch geachtet, und er wurde als ein �beraus ehrenwerter Kaufmann gesch�tzt. In Anbetracht seiner Freundschaft zu diesem Unterdr�ckten telegrafierte man dem persischen Dolmetscher, der Siyyid habe mit Hilfe seines Dieners eine Summe Geldes und andere Dinge gestohlen und sei nach `Akka gegangen. Man verfolgte dabei die Absicht, diesen Unterdr�ckten zu entehren.� (WOLF [162] S.98f)

� H�j� Mirza Siyyid Hasan Afn�n-i-Kab�r (der Gro�e Afn�n), ein Bruder der Frau des B�b. (H.M.B.)

�... Kurz, man hat viele, wie zum Beispiel den Akhtar [die Zeitung], aufgestachelt und beflei�igt sich, Verleumdungen auszustreuen. Es ist klar und deutlich, da� man immer mit den Schwertern des Hasses und den Speeren der Feindschaft denjenigen umringt, von welchem man wei�, da� er ein Ausgesto�ener unter den Menschen ist und von einem Land ins andere verbannt wurde. Dies ist nicht das erstemal, da� solches Unrecht ver�bt wurde, nicht der erste Kelch, der zu Boden geschmettert, der erste Schleier, der auf dem Pfade Gottes, des Herrn der Welten, entzweigerissen wurde. Aber dieser Unterdr�ckte blieb still und ruhig in dem Gr��ten Gef�ngnis und befa�te sich mit Seinen eigenen Angelegenheiten, v�llig losgel�st von allem au�er Gott. Das Unrecht wurde so schwer, da� die Federn der Welt nicht die Kraft haben, es aufzuzeichnen.� (WOLF [164] S.99)

#448

(Bildlegende: Mirza Aq� Kh�n-i-Kirm�n� (links) und Shaykh Ahmad-i-R�h� (rechts) (nach Browne: The Persian Revolution of 1905-1909)

�In diesem Zusammenhang ist es notwendig, die folgende Begebenheit zu erw�hnen, damit sich die Menschen fest an das Seil der Gerechtigkeit und Wahrhaftigkeit halten m�gen. H�j� Shaykh Muhammad-`Al� - auf ihm sei die Herrlichkeit Gottes, des Immerw�hrenden - war ein hochangesehener Kaufmann, wohlbekannt bei den meisten Einwohnern der Gro�en Stadt (Konstantinopel). Als vor kurzem die persische Botschaft in Konstantinopel insgeheim Unheil stiftete, bemerkte man, da� diese gl�ubige, aufrichtige Seele gro�e Pein litt. Schlie�lich warf er sich eines Nachts ins Meer, wurde jedoch von einigen Vor�bergehenden gerettet. Seine Tat wurde �berall beredet, und verschiedene Leute legten sie auf unterschiedliche Weise aus. Wenig sp�ter begab er sich des Abends in eine Moschee, verweilte dort, wie der W�chter jener St�tte berichtete, die ganze Nacht und verrichtete bis zum fr�hen Morgen, inbr�nstig und mit Tr�nen in den Augen, seine Gebete und Bitten. Als der W�chter bemerkte, da� er mit seiner Andacht pl�tzlich aufh�rte, ging er zu ihm hin und fand, da� er bereits den Geist aufgegeben hatte. Eine leere Flasche lag ihm zur Seite und zeigte an, da� er sich vergiftet hatte. Kurz, der W�chter war sehr erschrocken und �berbrachte den Leuten die Nachricht. Man fand heraus, da� er zwei Testamente hinterlassen hatte. Im ersten anerkannte und bezeugte er die Einheit Gottes, da� Gottes erhabenes Sein weder Gef�hrten noch Seinesgleichen habe und da� Sein Wesen hoch �ber allem Lobpreis, aller Verherrlichung und Beschreibung stehe. Auch legte er Zeugnis ab f�r die Offenbarung der Propheten und der Heiligen und anerkannte, was in den B�chern Gottes, des Herrn aller Menschen, niedergelegt ist. Auf einem anderen Blatt, worauf er ein Gebet aufgezeichnet hatte, schrieb er zum Schlu� die Worte: "Dieser Diener und die Geliebten Gottes sind best�rzt. Einerseits hat die Feder des H�chsten allen Menschen verboten, sich in Aufruhr, Streit und Kampf einzulassen, und andererseits hat diese selbe Feder die erhabenen Worte herniedergesandt: `So jemand in der Gegenwart der Manifestation bei einer Seele b�se Absicht entdeckt, darf er sich ihr nicht widersetzen, sondern mu� sie Gott �berlassen.` In Anbetracht dessen, da� einesteils jener bindende Befehl klar und fest begr�ndet ist und auf der anderen Seite Verleumdungen ge�u�ert wurden, so schwer, da� es �ber Menschenkraft geht, sie zu ertragen, hat dieser Diener beschlossen, die schlimmste S�nde zu begehen. Ich wende mich flehentlich zum Meer der G�te Gottes, zum Himmel Seiner Barmherzigkeit und hoffe, da� Er mit der Feder Seiner Gnade und Gunst die Missetaten dieses Dieners austilgt. Sind meine �bertretungen auch mannigfach und meine �beltaten unz�hlig, so klammere ich mich doch beharrlich an das Seil Seiner Gaben und an den Saum Seiner Gro�mut. Gott ist Zeuge, und die Seiner Schwelle nahe sind, wissen es wohl, da� dieser Diener es nicht ertragen konnte, die Schauerm�rchen anzuh�ren, die von den Verr�tern verbreitet wurden. Deshalb habe ich diese Tat begangen. Wenn Er mich z�chtigt, geb�hrt Ihm wahrlich Preis f�r das, was Er tut, und wenn Er mir vergibt, soll Sein Gehei� befolgt werden."� (WOLF [165] S.99f)

�... Wir flehen zu Gott - gepriesen und verherrlicht sei Er -, dem Vorgenannten (H�j� Shaykh Muhammad-`Al�) zu vergeben und seine �blen Taten in gute zu verwandeln. Er, wahrlich, ist der Allm�chtige, der Allmachtvolle, der Allg�tige.� (WOLF [166] S.100f)

#449

H�j� Shaykh Muhammad-`Al�, auch als Nab�l Ibn Nab�l bekannt, war ein Bruder von Shaykh K�zim aus Qazv�n, dem Bahá'u'lláh den Zunamen Samandar (Salamander) verlieh. Beide Br�der waren hochangesehene Kaufleute. Ihr Vater Shaykh Muhammad, auch Nab�l genannt, hatte schon fr�h den Glauben des B�b angenommen und war in Baghdad ein Jahr vor der Erkl�rung Bahá'u'lláhs gestorben.

Ursache f�r den Selbstmord des H�j� Shaykh Muhammad-`Al�, Nab�l Ibn Nab�l, waren die Umtriebe der Anh�nger Mirza Yahy�s in Konstantinopel, und im folgenden sollen die Einzelheiten ihres sch�ndlichen Vorgehens berichtet werden, soweit sie der Verfasser mit Hilfe dokumentarischer Unterlagen zusammentragen konnte.

#450

Die Afn�n, die Verwandten des B�b, waren Gesch�ftsleute mit ausgedehnten Handelsinteressen. H�j� Mirza Muhammad-`Al�, ein Sohn des H�j� Mirza Siyyid Muhammad (eines Onkels m�tterlicherseits des B�b), lebte in Hongkong; sein Bruder H�j� Mirza Muhammad-Taq� Vak�lu'd-Dawlih wohnte in Yazd und sp�ter in `Ishq�b�d. Auch hielten sich st�ndig ein oder zwei Afn�n in Bombay auf; sie betrieben dort ein bl�hendes Verlagshaus mit Druckerei, wo die ersten gedruckten Baha'i-B�cher erschienen, z.B. das Kitáb-i-Iqtid�r�t und das Kitáb-i-Mub�n� in der Handschrift Mishk�n-Qalams. Aq� Mirza Aq� N�ri'd-D�n war in Port Sa`�d, wo er unter dem Namen N�ri'd-D�n Hasan Handel trieb; H�j� Mirza Siyyid Hasan Afn�n-i-Kab�r (der Gro�e Afn�n), ein Bruder der Frau des B�b, sowie sein Sohn H�j� Siyyid `Al�, der mit Fur�gh�yyih Kh�num, einer Tochter Bahá'u'lláhs, verheiratet war, lebten in Beirut.

� Beide Br�fer erhielten Sendschreiben Bahá'u'lláhs

Dar�ber hinaus hatten die Afn�n Partner oder Vertreter an mehreren anderen Handelspl�tzen. Aq� `Al�-Haydar-i-Shirv�n� war vor seinem Umzug nach Tihr�n ihr Partner in Kaukasien; H�j� Shaykh Muhammad-`Al� war ein zweiter Partner in Istanbul. Ein dritter Partner in der osmanischen Hauptstadt war Aq� Muhammad-`Al�y-i-Isfah�n�; doch dieser Mann geriet allm�hlich unter den Einflu� der Parteig�nger von Subh-i-Azal. An der Spitze dieser Anh�nger Mirza Yahy�s standen Shaykh Ahmad-i-R�h� und Mirza Aq� Kh�n-i-Kirm�n�; aber es gab noch andere, die genauso aktiv waren und ebensoviel Unheil anrichteten. Zu dieser letzteren Gruppe geh�rten Shaykh Muhammad-i-Yazd�, Aq� muhammad-`Al�y-i-Tabr�z� (den Bahá'u'lláh wegen seiner st�ndig wiederholten Untaten versto�en hatte), und Najaf-`Al� Kh�n, der Beziehungen zur persischen Botschaft unterhielt. Ein Verb�ndeter von Shaykh Ahmad-i-R�h� und Mirza Aq� Kh�n-i-Kirm�n� in der Verfolgung der Ziele des Siyyid Jam�lu'd-D�n-i-Asad�b�d� (des Afghanen) war H�j� Mirza Hasan Kh�n Khab�ru'l-Mulk (ehemaliger persischer Generalkonsul in Istanbul), aber es l��t sich nicht feststellen, ob er auch ein Azal� war oder nicht. Letzten Endes erlitten alle drei zusammen das gleiche Schicksal: Sie wurden 1896 in Tabr�z in Gegenwart und auf Befehl von Muhammad-`Al� Mirza (sp�ter Sh�h), dem persischen Kronprinzen, enthauptet.

#451

(Bildlegende: H�j� Mirza Hasan Kh�n Khab�ru'l-Mulk (nach Browne: The Persian Revolution of 1905-1909)

Zwischen Mirza Aq� Kh�n und Aq� Muhammad-T�hir, dem Gr�nder und Eigent�mer der Zeitung Akhtar, sollte es bald zum Bruch kommen; aber auf der H�he der Krise im Zusammenhang mit den Aktivit�ten der Azal� stand dieses Blatt v�llig unter der Kontrolle von Mirza Aq� Kh�n und seinen Helfershelfern. Merkw�rdigerweise ging der Bruch offenbar auf die Heirat einer Tochter von Aq� Muhammad-T�hir mit H�j� Mirza Husayn-i-Shar�f-i-K�sh�n� zur�ck, Sohn des Mull� Muhammad-Ja`far-i-Nar�q�, eines fr�heren gl�henden Verehrers von Subh-i-Azal. Mull� muhammad-Ja`far (der Verfasser des Buches Tadhkiratu'l-Gh�fil�n - Ermahnung der Achtlosen -, einer Schrift zur Widerlegung Bahá'u'lláhs) war im `Ir�q umhergestreift auf der Suche nach Mirza Yahy�, der es nicht f�r n�tig gehalten hatte, seinem eifrigen Anh�nger seine Abreise mitzuteilen; schlie�lich hatte er in K�zimayn Zuflucht gesucht. Doch diese Stadt in der N�he Baghdads war immer mit Pilgern �berv�lkert, und da Mull� Muhammad-Ja`far als B�b� bekannt war, war K�zimayn nach Einsch�tzung Mirza Buzurg Kh�ns, des persischen Generalkonsuls, kein sicherer Aufenthaltsort f�r ihn. Als daher Mirza Buzurg Kh�n im Jahr 1869 in den Ir�n zur�ckkehrte, nahm er Mull� Muhammad-Ja`far mit sich, ebenso dessen Sohn Mirza Husayn (damals noch ein kleiner Junge) sowie Mirza N�ru'll�h�, einen im `Ir�q gestrandeten Sohn Mirza Yahy�s. Aber in Kirm�nsh�h erkrankte Mull� Muhammad-Ja`far und konnte die Reise nicht fortsetzen. Mirza Buzurg Kh�n sah sich gezwungen, ihn mit den beiden Jungen zur�ckzulassen und der F�rsorge des Prinzen Im�m-Qul� Mirza `Im�du'd-Dawlih, des Gouverneurs von Kirm�nsh�h, anzuvertrauen. Als Mull� Muhammad-Ja`far genesen war, sandte der `Im�du'd-Dawlih die drei unter Geleitschutz nach Tihr�n, wo sie in den S�y�h-Ch�l eingeliefert wurden. Im Gef�ngnis wurde Mull� Muhammad-Ja`far vergiftet, die Jungen wurden freigelassen. An sp�terer Stelle kommen wir auf die Geschichte von H�j� Mirza Husayn-i-Shar�f-i-K�sh�n�, diesem Sohn des Mull� Muhammad-Ja`far, noch einmal zur�ck.

� Mirza N�ru'll�h wurde sp�ter Arzt und lie� sich in Rasht in der kaspischen Provinz G�l�n nieder.)

#452

In der Nr.36 der Zeitung Akhtar vom 12. August 1886 erschien ein von Aq� Muhammad-Al�y-i-Isfah�n� unterzeichneter Brief, in dem er H�j� Mirza Siyyid Hasan, den Gro�en Afn�n, sowie dessen S�hne des Betruges, der gemeinschaftlichen Erpressung und mehr oder weniger des Diebstahls bezichtigte. Im gleichen Atemzug legte er allen Glaubensbr�dern des Gro�en Afn�n Betr�gerei, Verrat, mangelnde Glaubw�rdigkeit und Doppelz�ngigkeit zur Last. Wie er schrieb, war es im Augenblick sein Ziel, die Schwindeleien als Warnung f�r seine Landsleute aufzudecken und einige Dokumente f�r null und nichtig zu erkl�ren, die H�j� Mirza Siyyid Hasan angeblich aufgrund falscher Darstellungen von ihm erhalten hatte. Er stellte fest, er habe die Gesch�ftspartnerschaft mit dem Gro�en Afn�n und seinen S�hnen aufgek�ndigt; sie schuldeten ihm eine sehr gro�e Geldsumme. Er f�gte hinzu, er werde seine Anspr�che zu einem sp�teren Zeitpunkt, von einer F�lle von Beweismaterial untermauert, vor dem persischen Generalkonsul in Konstantinopel geltend machen; zu seinem Beweismaterial geh�rten auch, so versicherte er, Schriften von H�j� Mirza Siyyid Hasans geistigem F�hrer.

Im Brief an den Sohn des Wolfes stellt Bahá'u'lláh kategorisch fest:

#453

�... Jahrelang hat sich in Persien kein widriger Zwischenfall ereignet. Die Z�gel der Aufruhrstifter in den verschiedenen Sekten blieben fest in der Hand der Macht. Keiner hat seine Schranken �berschritten. Bei Gott! Diese Menschen waren nie geneigt, Unheil zu stiften, und sind es auch heute nicht. Ihr Herz ist mit dem Licht der Gottesfurcht erleuchtet und mit dem Schmuck Seiner Liebe geziert. Ihr Bestreben war und ist die Besserung der Welt ...� (WOLF [108] S.111f)

�Auf der anderen Seite suchen die Beamten der persischen Gesandtschaft in der Gro�en Stadt (Konstantinopel) mit aller Kraft und unabl�ssig, diese Unterdr�ckten hier zu vernichten. Sie w�nschen das eine, und Gott w�nscht ein anderes. Betrachte nun, was �ber die Vertrauten Gottes in jedem Land gekommen ist. Einmal wurden sie des Raubes und Diebstahls bezichtigt, ein andermal in einer Weise verleumdet, die ohnegleichen in dieser Welt ist. Gib du redlich Antwort: Was k�nnen die Ergebnisse und Folgen in fremden L�ndern sein, wenn die persische Gesandtschaft gegen eigene Untertanen die Anklage des Diebstahls erhebt? Wenn sich dieser Unterdr�ckte sch�mte, war es nicht ob der Erniedrigung, die es diesem Diener einbrachte, sondern ob der Schande, da� die Gesandten anderer L�nder erfuhren, wie unf�hig und verst�ndnislos verschiedene hohe Beamte der persischen Gesandtschaft sind ... Kurz, anstatt zu versuchen, durch Ihn, der diese erhabene Stufe einnimmt, den h�chsten Rang zu erlangen und Seinen Rat einzuholen, geben sie sich die �u�erste M�he und tun ihr M�glichstes, um Sein Licht auszul�schen. Allerdings war, wie berichtet wird, Seine Exzellenz, der Gesandte Mu`�nu'l-Mulk Mirza Muhsin Kh�n� - m�ge Gott ihm beistehen -, zu jener Zeit von Konstantinopel abwesend. Solches geschah, weil man glaubte, Seine Majest�t der Sh�h von Persien - m�ge der Allbarmherzige ihm helfen - sei erz�rnt �ber jene, die das Heiligtum der Weisheit erreichten und umkreisten. Gott wei� und bezeugt, da� sich dieser Unterdr�ckte allezeit fest an das gehalten hat, was der Regierung und dem Volke zum Ruhm gereicht. Gott, wahrlich, gen�gt als Zeuge.� (WOLF [181] S.112)

� Sp�ter wurde er der Mush�ru'd-Dawlih und �r�nischer Au�enminister.(H.M.B.)

�Das Volk Bahas beschreibend, hat die Erhabenste Feder folgende Worte herniedergesandt: "Wahrlich, dies sind Menschen, welche, wenn sie in St�dte von reinem Gold kommen, derer nicht achten; und wenn sie der sch�nsten und anmutigsten aller Frauen begegnen, wenden sie sich ab." Solches wurde durch die Erhabenste Feder f�r das Volk Bahas von seiten des Ratgebers, des Allwissenden herabgesandt. Und in den letzten Abs�tzen des Tablets an Seine Majest�t den Kaiser von Paris (Napoleon III.) sind diese erhabenen Worte offenbart: "Frohlockst du �ber die Sch�tze, die du besitzest, wo du doch wei�t, da� sie vergehen werden? Freust du dich dar�ber, da� du eine Spanne Erde beherrschst, w�hrend die ganze Welt in den Augen des Volkes Bahas so viel wert ist wie das Schwarze im Auge einer toten Ameise? �berlasse dies denen, die ihre Lust dareingesetzt haben, und wende dich Ihm, der Sehnsucht der Welt, zu."� (WOLF [182] S.113)

#454

�Gott allein - gepriesen sei Seine Herrlichkeit - wei� um die Dinge, die �ber diesen Unterdr�ckten gekommen sind. Jeder Tag bringt Uns einen neuen Bericht �ber Ger�chte, die gegen Uns in der Gesandtschaft in Konstantinopel umlaufen. Gn�diger Gott! Das einzige Ziel ihrer Machenschaften ist, diesen Diener vollends zu vernichten. Sie vergessen jedoch, da� Erniedrigung auf dem Pfade Gottes Mein wahrer Ruhm ist. In den Zeitungen stand: "Was die Betr�gereien einiger Verbannter in `Akka und ihre Ausschreitungen gegen verschiedene Leute angeht, usw..." Den Verk�rperungen der Gerechtigkeit und den D�mmerungsorten der Redlichkeit sind Absicht und Ziel des Verfassers klar und offenkundig. Kurz, er machte sich auf, Mir mannigfache Drangsal zuzuf�gen, und behandelte mich ungerecht und grausam. Bei Gott! Nicht gegen die erhabenste Wohnstatt m�chte dieser Unterdr�ckte Sein Exil eintauschen. In den Augen der Einsichtsvollen ist alles, was dem Menschen auf dem Pfade Gottes widerf�hrt, offenbarer Ruhm und h�chster Gewinn ...� (WOLF [183] S.113f)

�... Dieser Unterdr�ckte jedoch h�lt sich an die Ihm geziemende Geduld. Wollte doch Seine Majest�t der Sh�h einen Bericht dar�ber anfordern, was Uns in Konstantinopel zustie�, damit er mit dem wirklichen Sachverhalt vertraut werde... Ist denn kein aufrechter Mensch zu finden, der an diesem Tage nach der Richtschnur dessen, was Gott in Seinem Buch herniedergesandt hat, urteilt? Wo ist der Redliche, der unparteiisch abw�gt, was gegen Uns ver�bt wurde, ohne klares Zeichen oder Beweis?� (WOLF [184] S.113f)

#455

In anderen Sendschreiben, darunter einem an Aq� Mirza Aq� N�ri'd-D�n und einem anderen an Karbil�'� H�j�-B�b�, einen Bahá'í aus Zarq�n (bei Sh�r�z in der Provinz F�rs), spricht Bahá'u'lláh ausdr�cklich von den Anschuldigungen gegen den Gro�en Afn�n. Leider konnte der Verfasser dieses Buches nirgends Zugang zu einer vollst�ndigen Ausgabe der Zeitung Akhtar erhalten; die Nummern, die sich im Besitz von Edward Granville Browne befanden und jetzt in der Universit�tsbibliothek von Cambridge liegen, enthalten keinen Hinweis auf die Umtriebe der Azal� in Konstantinopel. Vielleicht gibt es nirgends mehr eine vollst�ndige Ausgabe von Akhtar. Als die Zeitung unter dem starken Einflu� von Mirza Aq� Kh�n-i-Kirm�n� stand, hatte N�siri'd-D�n Sh�h ihre Verbreitung im Ir�n verboten. Danach folgte jedoch eine Zeit der Entfremdung zwischen Mirza Aq� Kh�n und Aq� Muhammad-T�hir, und dieser fand es zunehmend schwieriger, seine Zeitung weiter herauszubringen, vor allem aus Gr�nden der Finanzierung. Da schaltete sich `Al�'u-'l-Mulk, der persische Botschafter in Konstantinopel, ein und bat seine Regierung um einen Zuschu� f�r Aq� Muhammad-T�hir, damit er Akhtar weiterhin erscheinen lassen konnte als Gegengewicht gegen die Zeitung Q�n�n, die Mirza Malkam Kh�n N�zimu'd-Dawlih in London redigierte und herausbrachte. Diese letztgenannte Zeitung �bte heftige Kritik an der iranischen Regierung und richtete insbesondere b�sartige Angriffe gegen Mirza `Al�-Asghar Kh�n Am�nu's-Sultan�, den f�higen und klugen, jedoch skrupellosen Sadr-i-A`zam von N�siri'd-D�n Sh�h. Wir besitzen ein Dokument, das die eigenh�ndige Unterschrift des Sh�hs tr�gt und die Genehmigung zur Subventionierung von Aq� Muhammad-T�hir und seiner Zeitung enth�lt. Der Erfolg der fr�heren Jahre lie� sich jedoch nicht wiederholen, und die Zeitung Akhtar ging ein.

� 8) Zur Zeit der Ermordung N�siri'd-D�n Sh�hs im Jahr 1896 war Am�nu's-Sultan der Sadr-i-A`zam oder Gro�wesir. Er sorgte damals daf�r, da� die Ordnung im Lande aufrechterhalten und ein Ausbruch von Unruhen verhindert wurde. Einige neuere Autoren haben die l�cherliche Vermutung ge�u�ert, Am�nu's-Sultan sei selbst in die Ermordung des Sh�hs verwickelt gewesen. Im Jahr 1898 suchte ihn Sulaym�n Kh�n alias Jam�l Effendi auf, der aus `Akka kam. Zu seinem Auftrag geh�rte es, mit Am�nu's-Sultan in der Stadt Qum zusammenzutreffen, wohin sich dieser nach seiner Entlassung durch Muzaffari'd-D�n Sh�h zur�ckgezogen hatte. Der gest�rzte Minister hatte sich fr�her einmal f�r die unterdr�ckten Bahá'í stark gemacht. Als er sich jedoch wieder in Amt und W�rden befand, waren seine Versprechungen bald vergessen.

(Bildlegende: Mirza `Al�-Asghar Kh�n Am�nu's-Sultan (nach Browne: The Persian Revolution of 1905-1909)

#456

Die Geschichte der Intrigen von Istanbul ist - wie die aller Verschw�rungen - ziemlich kompliziert. Man kann sie in verschiedene Episoden einteilen. Soweit sie H�j� Shaykh Muhammad-`Al� Nab�l Ibn Nab�l betrifft, besitzen wir einen vollst�ndigen Bericht in einem Traktat seines Neffen Mirza `Abdu'l-Husayn, eines Sohnes von Shaykh K�zim-i-Samandar. Soweit allerdings die Afn�n betroffen sind, gibt es leider nirgends einen zusammenh�ngenden Bericht. Wir sto�en auf L�cken, die �berbr�ckt werden m�ssen.

Wie schon erw�hnt, besa�en die Afn�n eine Kette von Gesch�ften, die von Hongkong bis nach Istanbul reichte. Um das Jahr 1882 lie� sich H�j� Shaykh Muhammad-`Al� aus Qazv�n, der schon jahrelang in seinem Geburtsland Handelsgesch�fte get�tigt hatte, auf Gehei� Bahá'u'lláhs in Istanbul nieder. Er blieb sieben Jahre dort und betrieb bis zum Jahr 1889 ein Handelshaus. Es ist nicht bekannt, ob er schon sofort eine Gesch�ftspartnerschaft mit den Afn�n begann oder ob diese Partnerschaft erst sp�ter einsetzte; ebensowenig wei� man, welcher der S�hne von H�j� Mirza Siyyid Hasan Afn�n-i-Kab�r (dem Gro�en Afn�n), w�hrend dieser sieben Jahre l�ngere Zeit in Istanbul weilte. Sicher ist jedoch, da� H�j� Shaykh Muhammad-`Al� w�hrend der ganzen sieben Jahre dort ein Handelshaus betrieb und pers�nlich leitete. Er wurde dadurch in der osmanischen Hauptstadt allgemein bekannt, denn er hatte Gesch�ftsbeziehungen zu Vertretern aller Glaubensrichtungen: Juden, Christen und Muslimen. Auch Pilger jeden Glaubens, die nach Mekka, Jerusalem oder `Akka unterwegs waren, kamen zu H�j� Shaykh Muhammad-`Al� und holten sich Rat, F�hrung und Hilfe. Sein wohlverdienter Ruf f�hrte jedoch dazu, da� die Parteig�nger Subh-i-Azals in Konstantinopel - M�nner wie Shaykh Muham-mad-i-Yazd�, Shaykh Ahmad-i-R�h� und Mirza Aq� Kh�n-i-Kirm�n� - ihn systematisch beschatteten. Andererseits war H�j� Shaykh Muhammad-`Al� auch f�r den Gr��ten Zweig der Verbindungsmann zu hochgestellten osmanischen Beamten, etwa zu N�r� Big, - und wahrscheinlich fanden die Azal� dies heraus.

Nun begann Mirza Aq� Kh�n mit sehr h�ufigen Besuchen im Gesch�ft von H�j� Shaykh Muhammad-`Al�; ja, er kam jeden Tag, brachte stets neue Fragen mit und �u�erte schlie�lich den Wunsch, den Baha'i-Glauben anzunehmen. Aber er sagte, zuerst wolle er `Akka besuchen und sich von der Wahrheit dessen �berzeugen, was er geh�rt hatte. Er bat H�j� Shaykh Muhammad-`Al�, bei Bahá'u'lláh f�r ihn die Erlaubnis zu einem Besuch in `Akka einzuholen. Zwei Jahre zuvor war Mirza Yahy� aus Qazv�n, dessen Vater ein Anh�nger Subh-i-Azals war, dahin gef�hrt worden, da� er den Irrtum seines Weges erkannte und ein gefestigter Gl�ubiger in der Religion Bahá'u'lláhs wurde. H�j� Shaykh Muhammad-`Al� hoffte nun, da� Mirza Aq� Kh�n den gleichen Weg gehen werde; doch es sollte nicht sein. Mirza Aq� Kh�n war ein Heuchler, wie sich schon bald herausstellen sollte.

#457

Aq� Muhammad-`Al�y-i-Isfah�n� war ebenfalls schon seit einigen Jahren in Konstantinopel. �ber sein Vorleben gibt es keine Aufzeichnungen, jedenfalls nicht nach Kenntnis des Verfassers. Er trieb einen bescheidenen Handel und erhielt Provisionen f�r Gesch�fte, die er in die Wege leitete. Obgleich H�j� Shaykh muhammad-`Al� ihm nur Freundlichkeit erwies, trieb ihn die Eifersucht auf den umfassenden Erfolg des Kaufmanns aus Qazv�n dazu, einigen seiner Kunden ung�nstige Berichte �ber diesen zu geben und falsche Ger�chte �ber ihn auszustreuen. Da dachte sich H�j� Shaykh Muhammad-`Al� einen Plan aus, wie er der B�sartigkeit des Aq� Muhammad-`Al� begegnen k�nne. Er schlug eine Gesch�ftspartnerschaft zwischen den Afn�n, ihm selbst und diesem Mann aus Isfah�n vor, und die Afn�n waren einverstanden. Die Partnerschaft blieb mehrere Jahre bestehen und hatte Erfolg, und der Isfah�ner erzielte dadurch gro�e Gewinne. Aber langsam geriet er unter den Einflu� des Aq� Muhammad-`Al�y-i-Tabr�z� (den Bahá'u'lláh ausgesto�en hatte) sowie der Parteig�nger Subh-i-Azals. Dies war die gleiche Zeit, in der auch Aq� Muhammad-T�hir, der Begr�nder und Herausgeber von Akhtar, unter den bestimmenden Einflu� von Mirza Aq� Kh�n geraten war. So hartn�ckig wurden die b�sartigen Ger�chte, die die beiden muhammad-`Al�s (einer aus Tabr�z, der andere aus Isfah�n) ausstreuten, da� Bahá'u'lláh den H�j� Siyyid Jav�d-i-Yazd� entsandte, um der Sache nachzugehen und die Wahrheit zu ermitteln. Dieser ehrw�rdige Siyyid hielt sich eine Zeitlang in Istanbul auf und erkannte, welches Netz von berechneten L�gen die Gegner des Glaubens in der osmanischen Hauptstadt spannten. Es kam jedoch so weit, da� H�j� Shaykh Muhammad-`Al� die Last der falschen Ger�chte, Verleumdungen und Unterstellungen nicht l�nger ertragen konnte. Von seinem Neffen Mirza `Abdu'l-Husayn abgesehen, der noch sehr jung war, stand er ganz allein. Eines Abends st�rzte er sich ins Meer; doch wurde er von einigen Bootsfahrern gerettet. Die Zollbeamten und andere, die dabeistanden und ihn gut kannten, waren h�chst erstaunt �ber den Vorfall, den sie miterlebten. H�j� Shaykh Muhammad-`Al� �berlebte den Tag; aber der Gedanke daran, da� er einen Selbstmordversuch unternommen hatte und da� die Zeitungen, vor allem aber Akhtar, dar�ber berichteten, bedr�ckte ihn sehr.

#458

Mitten in diesen Geschehnissen traf H�j� Mirza Abu'l-Q�sim-i-N�zir, ein Mann aus Isfah�n, in Konstantinopel ein; er kam aus dem Heiligen Land und wollte nach `Ishq�b�d weiterreisen. Aq� Muhammad-`Al� hielt sich noch bedeckt, und da er ebenfalls aus Isfah�n geb�rtig war, �berredete er N�zir dazu, f�r seine niedertr�chtigen Zwecke in Konstantinopel zu bleiben. Aber schon bald mu�te er sich davon �berzeugen, da� N�zir ihn nicht unterst�tzen und sich nicht zum Werkzeug in seiner Hand machen lassen w�rde. Dann kam ihm zu Ohren, da� einige Afn�n in K�rze Istanbul besuchen und m�glicherweise in dem Handelshaus, das ihnen allen gemeinsam geh�rte, einige Ver�nderungen vornehmen wollten. Daraufhin gab er eines Tages vor, aus den Truhen im Handelshaus, die ihnen geh�rten, seien 400 Pfund gestohlen worden, und er spielte den Ankl�ger so gut, da� seine falsche Behauptung auf Glauben stie�. In seinen Diensten stand ein armer Siyyid, der auch aus Isfah�n stammte und dem er noch 60 Pfund an nicht ausgezahltem Lohn schuldete. Auf diesen Mann fiel der Verdacht. Durch Einflu�nahme des persischen Generalkonsulats, in dem die Azal� einigen Druck aus�ben konnten, wurde dieser Siyyid Muhammad - ein Muslim und ein ehrlicher Mann - der Polizei �bergeben und zwei Monate lang in Ketten gelegt. Zuletzt gelang es ihm jedoch, sich von dem Verdacht zu reinigen, und er gab wahrheitsgem�� an, Aq� muhammad-`Al� sei ein L�gner und Betr�ger, der ihm noch 60 Pfund schulde und der, als er von dem Besuch der Siyyids aus Sh�r�z (der Afn�n) h�rte, auf diese List verfallen sei, um sich 400 Pfund von ihrem Geld zu verschaffen.

Inzwischen hatte die Nachricht von dem Selbstmordversuch des H�j� Shaykh Muhammad-`Al� das Heilige Land erreicht, und Bahá'u'lláh lie� ihn Konstantinopel verlassen, nachdem er sieben Jahre dort gewirkt hatte, und nach `Akka kommen. Bahá'u'lláh schickte Mirza Muhsin, einen j�ngeren Sohn des Afn�n-i-Kab�r, nach Konstantinopel, um ihn von seinen dr�ckenden Verpflichtungen zu entlasten. Es wurde auch Vorsorge getroffen, da� sein Neffe Mirza `Abdu'l-Husayn, der sich in den Handelsgesch�ften bestens auskannte, am Ort bleiben und Mirza Muhsin helfen solle. H�-j� Shaykh Muhammad-`Al� verlie� im M�rz 1889 die osmanische Hauptstadt und notierte in seinem Tagebuch, wie gl�cklich er sei, endlich all der Sorgen und �ngste ledig zu sein, die ihm Feinde in dieser Stadt bereitet h�tten.

#459

Am Vorabend der Abreise von H�j� Shaykh Muhammad-`Al� fand N�zir in einer �ffentlichen Toilette in Q�rsh� die heimlich abgezweigte Summe von 125 Pfund, und zum Bedauern des H�j� Shaykh teilte er dies Aq� Muhammad-`Al� mit. Die Anh�nger Mirza Yahy�s in Istanbul taten sich zusammen und regten Aq� muhammad-`Al� an, Beweismaterial gegen N�zir zusammenzutragen. Obwohl Aq� Muhammad-`Al� selbst N�zir gebeten hatte, in Istanbul zu bleiben, und obwohl seit dem Auffinden des Geldes durch N�zir schon zwei Monate verstrichen waren und dieser keinen Versuch unternommen hatte, die Tatsache zu verheimlichen, zeigte Aq� Muhammad-`Al� mit dem Finger auf ihn und beschuldigte ihn schamlos, er habe aus den Truhen im Handelshaus 400 Pfund gestohlen. Er hatte auch die Dreistigkeit, ein schriftliches Gesuch bei Bahá'u'lláh einzureichen, in welchem er N�zir verleumdete. Aus dem Heiligen Land kam eine von Kh�dimu'll�h unterzeichnete Antwort des Inhalts, da� Aq� Muhammad-`Al�, falls er seine Anschuldigungen gegen N�zir beweisen k�nne, von Aq� Mirza Muhsin-i-Afn�n die angeblich gestohlene Summe mit Zinsen zur�ckerhalten solle.

Damals hielten sich nicht nur Muhammad-`Al�y-i-Tabr�z� und die F�hrer der Azal� von Konstantinopel, sondern auch ein Sohn Mirza Yahy�s in der osmanischen Hauptstadt auf. Sie alle und die Zeitung Akhtar, zu dieser Zeit ein Werkzeug des Mirza Aq� Kh�n, ergingen sich in lautstarker Verdammung. Als H�j� Mirza Abu'l-Q�sim-i-N�zir zu seiner Reise nach `Ishq�b�d aufgebrochen war, hatte er seine Familie im Heiligen Land zur�ckgelassen, und nachdem sich sein Aufenthalt in Istanbul nun in die L�nge gezogen und er von Bahá'u'lláh die Erlaubnis erhalten hatte, ins Heilige Land zur�ckzukommen und seine Familie zu besuchen, fa�te er angesichts der unerh�rten Verleumdung durch Aq� Muhammad-`Al� den Entschlu�, sofort abzureisen. Aber man holte ihn zur�ck. In der persischen Botschaft leitete Mu`�nu'l-Mulk, der Botschafter - der ihn pers�nlich kannte -, selbst das Verfahren gegen ihn; er befand zu seinen Gunsten und sprach ihn von allen Anschuldigungen frei. Trotz diesem klaren Urteil schleppte Aq� Muhammad-`Al�, angetrieben durch seinen Namensvetter aus Tabr�z und durch Shaykh Muhammad-Yazd�, N�zir noch vor die osmanischen Gerichte, aber auch hier wurde dessen Unschuld zweifelsfrei erwiesen.

#460

Jetzt warf Aq� Muhammad-`Al�, an dem die Niederlage nagte, die er vor Shaykh Muhsin Kh�n Mu`�nu'l-Mulk ebenso wie vor den osmanischen Gerichten erlitten hatte, jeden Vorbehalt beiseite und bekannte Farbe, indem er den bereits zitierten ber�chtigten Brief an Akhtar schrieb. Wie erw�hnt, klagte dieser Brief H�j� Mirza Siyyid Hasan Afn�n-i-Kab�r sowie seine S�hne und sinngem�� auch alle seine Glaubensgenossen der Doppelz�ngigkeit und krummer Praktiken an. Er hatte sogar die Dreistigkeit, den Namen Bahá'u'lláhs zu nennen. In der Zwischenzeit hatten Muhsin-i-Afn�n und Mirza `Abdu'l-Husayn das Handelshaus in Konstantinopel aufgel�st, sogar die B�rom�bel verkauft und waren ins Heilige Land abgereist.

Im Besitz des Verfassers befindet sich ein Brief von Aq� Mirza Muhsin, in dem er erkl�rt, Bahá'u'lláh habe Aq� Siyyid Ahmad, einem anderen Sohn des Afn�n-i-Kab�r, aufgetragen, nach Istanbul zu gehen und die schwerwiegenden, unversch�mten Anschuldigungen von Aq� Muhammad-`Al� aus Isfah�n zur�ckzuweisen. H�j� Mirza Abu'l-Q�sim-i-N�zir und H�j� Abu'l-Ha-san-i-Am�n erhielten ebenfalls Anweisung, sich in die osmanische Hauptstadt zu begeben: der erstere, um seine eigenen Angelegenheiten in Ordnung zu bringen, der zweite, um Aq� Siyyid Ahmad beizustehen. Mirza `Abdu'l-Husayn erkl�rt, da� in Wahrheit Aq� Muhammad-`Al� den Afn�n und H�j� Am�n noch eine erhebliche Geldsumme schuldete. Trotz seines Verhaltens versuchten Aq� Siyyid Ahmad und H�j� Am�n, einen freundschaftlichen Vergleich mit ihm zu erreichen, aber ohne Erfolg. Noch einmal wurde die Anwesenheit von H�j� Shaykh Muhammad-`Al� in Istanbul dringend notwendig. Im September 1889 fuhr er schweren Herzens mit dem Schiff nach Istanbul, begleitet von seinem Neffen und von Aq� Muhammad, ihrem Diener. Bahá'u'lláh hatte ihn angewiesen, seinen Aufenthalt in der Hauptstadt nicht in die L�nge zu ziehen und nach Persien weiterzureisen; aber das sollte nicht sein.

Mirza `Abdu'l-Husayn wie auch F�dil-i-M�zindar�n� haben beide schriftlich festgehalten, da� H�j� Shaykh Muhammad-`Al� mit dem Beweismaterial aus Haupt- und Gesch�ftsb�chern vor den osmanischen Gerichten und vor dem persischen Botschafter die v�llige Unwahrheit der Behauptungen von Muhammad-`Al�y-i- Isfah�n� erwiesen hat. F�hrende Gesch�ftsleute aus Konstantinopel, Perser wie Nicht-Perser, unterzeichneten bereitwillig ein Dokument, in dem sie ihre �berzeugung darlegten, da� der Mann aus Isfah�n, der seine ehemaligen Gesch�ftspartner verleumdet hatte, die Unwahrheit gesagt und andere in grober Weise irregef�hrt habe und da� er in Wahrheit den Bahá'í eine erhebliche Summe schulde.

#461

Trotz dieses bedeutenden Erfolges von H�j� Shaykh Muhammad-`Al� und trotz der v�lligen Niederlage des Abtr�nnigen aus Isfah�n wurden die Gegner des Baha'i-Glaubens in Konstantinopel immer k�hner, erdichteten neue L�gen und setzten sie �berall in Umlauf. Sie stellten es als eine Tatsache hin, da� die osmanischen Beh�rden entschieden h�tten, das Landhaus von Bahj� anz�nden zu lassen, um die eigentliche Quelle und den Mittelpunkt des neuen Glaubens zu zerst�ren. H�j� Shaykh Muhammad-`Al�, der seiner Pflicht treu und in Ergebenheit nachkam, litt ununterbrochen unter der nagenden Einwirkung solcher Unterstellungen und unter den Sticheleien der Unwissenden, bis er es nicht l�nger ertragen konnte. Er beging Selbstmord. Aq� Siyyid Ahmad hielt f�r ihn eine Gedenkandacht, an der auch Mu`�nu'l-Mulk, der persische Botschafter, teilnahm, den der tragische Tod des H�j� Shaykh tief bewegte und den man in Tr�nen sah. Er soll ausgesprochen haben: "Einen Kaufmann hatten wir, der weise, verst�ndig und unbescholten war, und jetzt haben wir ihn verloren."

H�j� Shaykh Muhammad-`Al� hatte sich den R�nkeschmieden und B�swilligen entzogen; aber die Geschichte der Intrigen gegen die Bahá'í in Konstantinopel war mit seinem Ableben noch nicht zu Ende. Aq� Siyyid Ahmad-i-Afn�n hielt sich noch dort auf, und schon allein sein Anblick war den beiden Muhammad-`Al�s (der eine aus Isfah�n, der andere aus Tabr�z) verha�t. Aq� Siyyid Ahmad wurde jedoch auch anderswo dringend gebraucht, und Bahá'u'lláh schickte Aq� `Az�zu'll�h-i-Jadhdh�b, einen neuen Gl�ubigen aus der j�dischen Gemeinde von Mashhad, nach Konstantinopel mit dem Auftrag, Aq� Siyyid Ahmads Abreise zu beschleunigen; au�erdem sollte er die Gesch�ftsinteressen der Afn�n dort weiter betreuen. Nun schuldete H�j� Siyyid Mirza, ein in Yazd lebender �lterer Bruder von Siyyid Ahmad, dem Aq� `Al�-Haydar-i-Sh�rv�n�, einem hoch angesehenen Kaufmann, der f�r die �berweisung des Huqúqu'llah von H�j� Abu'l-Hasan-i-Am�n ins Heilige Land Sorge trug, eine Summe von 12.000 t�m�n. Aq� `Al�-Haydar war zuvor Handelsvertreter f�r die Afn�n im Kaukasus gewesen, wohnte aber schon seit einigen Jahren in Tihr�n, wo Edward Granville Browne 1888 mit ihm zusammentraf. Mitte der achtziger Jahre des neunzehnten Jahrhunderts gab es Leute, die keinen gesch�ftlichen Erfolg hatten und nun einige der Afn�n bespitzelten. H�j� Siyyid Mirza war offenbar etwas s�umig bei der Begleichung seiner Schulden. In einem an ihn gerichteten Sendschreiben forderte ihn Bahá'u'lláh in strengem Ton auf, seine Schulden ohne weitere Verz�gerung zu bezahlen.

#462

Nun w�nschte Bahá'u'lláh, da� Aq� Siyyid Ahmad zuerst das Heilige Land besuchen, anschlie�end nach `Ishq�b�d gehen und dort einen Teil der Grundst�cke verkaufen sollte, die die Afn�n in fr�heren Jahren erworben hatten, um ihre Rechnung mit Aq� `Al�-Haydar zu begleichen. Um diese Zeit schmachteten H�j� Abu'l-Hasan-i-Am�n und H�j� Mull� `Al�-Akbar-i-ShahMirzad� - eine Hand der Sache Gottes, auch als H�j� Akhund bekannt - im Gef�ngnis von Qazv�n. (Bahá'u'lláh nimmt hierauf im Sendschreiben �ber die Welt - Lawh-i-Duny� - Bezug, das Er zu Ehren von Aq� Mirza Aq� N�ri'd-D�n offenbarte.) Bahá'u'lláh trug Aq� `Az�zu'll�h-i-Jadhdh�b auf, folgende Botschaft an Aq� Siyyid Ahmad zu �berbringen: Wir befehlen dir, nicht l�nger in Konstantinopel zu verweilen, auch nicht einen Augenblick, und sofort abzureisen. Jadhdh�b, der als H�ndler eine Zeitlang in Transkaukasien gelebt hatte und einen vom Emir (Am�r) von Bukh�r� ausgestellten Pa� - der einem russischen Pa� gleichgestellt war - besa�, benutzte einen Dampfer des Khediven und begab sich so schnell wie m�glich nach Konstantinopel. Als er die osmanische Hauptstadt in den ersten Augusttagen des Jahres 1891 erreichte, hatte gerade der heilige Monat Muharram begonnen, und Aq� Siyyid Ahmad z�gerte seine Abreise hinaus. Aber Jadhdh�b, der ja einen Befehl Bahá'u'lláhs �berbrachte, dr�ngte Aq� Siyyid Ahmad zu eiliger Abreise, und schlie�lich wurde die Abreise f�r den Nachmittag des `Ash�r�-Tages (zehnter Muharram), des Tages des M�rtyrertodes von Im�m Husayn, festgesetzt. Zu dieser Zeit lebte in Istanbul ein Kaufmann aus Isfah�n namens Aq� Husayn-`Al�, der mit Muslimen, Bahá'í und Azal� gleicherma�en verkehrte. F�r den Vorabend des `Ash�r�-Tages lud er Aq� Siyyid Ahmad, Aq� `Az�zu'll�h-i-Jadhdh�b und viele andere zu einem Zusammentreffen in das Gasthaus Kh�n-i-V�lidih ein, wo man eine Gedenkfeier an den M�rtyrertod des dritten Im�m abhielt und anschlie�end nach dem allgemeinen Brauch ein Essen einnahm. Kh�n-i-V�lidih war als beliebte Absteige der Perser bekannt, und viele Perser hatten in diesem Gasthaus ihre B�ros und wohnten auch dort. Als man sich zu Tisch setzte, stellte sich heraus, da� Shaykh Ahmad-i-R�h�, Muhammad-`Al�y-i-Tabr�z� und Muhammad-`Al�y-i-Isfah�n� ebenfalls anwesend waren. Sie blickten imMirza heimlich nach Aq� Siyyid Ahmad und Aq� `Az�zu'll�h. Sp�ter begaben sich diese zwei in Begleitung von Mirza Ism�`�l Kh�n, dem Pa�beauftragten der persischen Botschaft (der aus Rasht stammte), und einem Makler namens H�j� Muhammad-Jav�d-i-Isfah�n� - beide waren Bahá'í - zu der Wohnung und dem B�ro des Afn�n in dem Gasthaus Ayinih-L�.

#463

In der Eingangshalle des Gasthauses trafen sie auf Aq� Nasru'll�h-i-Ardak�n�, den Diener des Aq� Siyyid Ahmad, der dort mit dem Aufseher der Karawanserei und einigen T�rh�tern beisammensa�. Der Afn�n fragte seinen Diener: "Warum bist du nicht zur Kh�n-i-V�lidih gekommen, wie ich dir befohlen hatte?" Nasru'll�h erwiderte, die Polizei habe ihn am Eintreten gehindert. Am n�chsten Morgen in der Fr�he besuchte Jadhdh�b, von Aq� Nasru'll�h gef�hrt, das Grab des H�j� Shaykh muhammad-`Al�. Bahá'u'lláh hatte ihn damit beauftragt, dieses Grab reparieren und einen marmornen Grabstein aufstellen zu lassen. Nachdem er Jadhdh�b zu dem Platz gebracht hatte, wo der H�j� Shaykh begraben lag, �berlie� Nasru'll�h ihn dort seinen Pflichten und kehrte schnell in die Stadt zur�ck. Am Mittag des `Ash�r�-Tages kehrte Jadhdh�b nach Erledigung der ihm anvertrauten Aufgabe ebenfalls zur�ck und fand Siyyid Ahmad, Mirza Ism�`�l Kh�n und H�j� Muhammad-Jav�d in tr�bseliger Stimmung beisammen. Am Morgen war nach seinem Weggang die Polizei mit einer Information der persischen Botschaft erschienen �ber einen Tatbestand, den die beiden Muhammad-`Al�s - aus Tabr�z und aus Isfah�n - gemeldet hatten. Demnach war am Vorabend, w�hrend sie in dem Gasthaus Kh�n-i-V�lidih G�ste von Aq� Husayn-`Al�y-i-Isfah�n� waren, Siyyid Ahmads Diener, dessen Name mit Aq� Nasru'll�h-i-Ardak�n� angegeben wurde, in ihre R�umlichkeiten eingebrochen, hatte das Schlo� des eisernen Safes zerst�rt und mehrere tausend Pfund sowie s�mtliche Dokumente gestohlen, aus denen die Summen hervorgingen, die die Bahá'í ihnen noch schuldeten; der Dieb sei jetzt zusammen mit seinem Herrn im Begriff, nach `Akka zu entkommen, und m�sse festgehalten werden. Jadhdh�b erinnerte Aq� Siyyid Ahmad daran, da� er den strengen Befehl erhalten hatte, die osmanische Hauptstadt unverz�glich zu verlassen, und er solle jetzt sofort aufbrechen. Binnen weniger Stunden waren er und sein Diener an Bord eines �sterreichischen Dampfers.

Als Jadhdh�b, der sie verabschiedet hatte, zur�ckkehrte, fand er eine Vorladung zur persischen Botschaft. Nun war zu diesem Zeitpunkt weder Mu`�nu'l-Mulk, der Botschafter, noch H�j� Mirza Najaf-`Al� Kh�n, sein Stellvertreter, die beide freundliche Beziehungen zu Jadhdh�b unterhielten, in Konstantinopel anwesend. Der Konsul war ein Armenier namens Ovanes (Uv�nis) Kh�n - in sp�teren Jahren Ovanes Kh�n Mus�`id, persischer Regierungsvertreter in Tokio -, der �ber die Vorg�nge in Istanbul nicht sehr gut Bescheid wu�te. Er war sehr aufgebracht dar�ber, da� man Aq� Siyyid Ahmad und Aq� Nasru'll�h hatte verschwinden lassen. Doch Jadhdh�b stellte sich ihm und legte �berzeugend dar, da� die Kl�ger aus Bosheit gehandelt hatten und da� es nichts gab, wof�r man geradezustehen habe.

#464

An fr�herer Stelle dieses Kapitels wurden die gespannten Beziehungen zwischen Mirza Aq� Kh�n und Aq� Muhammad-T�hir aufgrund der Verheiratung der Tochter des letzteren mit Mirza Husayn-i-Shar�f-i-K�sh�n� erw�hnt. In den hinterlassenen Papieren des Mirza Malkam Kh�n, die dessen Witwe der Biblioth�que Nationale in Paris vermachte, finden sich viele Briefe, die Mirza Aq� Kh�n an Malkam schrieb. Es sind dies in der Tat erstaunliche Briefe. Neben der Verunglimpfung des Mirza Husayn-i-Shar�f und der Schm�hung des Aq� Muhammad-T�hir enthalten sie so unglaubhafte Behauptungen wie jene, die B�b� in Konstantinopel glaubten, da� Malkam der vom Himmel herabgekommene Christus sei, dessen zweite Wiederkehr der Wiederkunft des Mahd� - des Q�'im des Hauses Muhammad - folgen m�sse. Mirza Aq� Kh�n �berschreitet die Grenzen der Glaubw�rdigkeit so weit, da� er sich zu der Aussage versteigt, diese B�b� (er mu� dabei an die Azal� gedacht haben) m��ten wohl von ihrem F�hrer eine Andeutung in dieser Richtung erhalten haben, und in einem anderen Brief stellt er tats�chlich die Behauptung auf, der F�hrer der B�b� habe diese phantastische Verk�ndigung gemacht. Wer konnte dieser F�hrer gewesen sein au�er Mirza Yahy� Subh-i-Azal? Aber ist es m�glich, da� Mirza Yahy� bei all seiner Dummheit eine derart l�cherliche Behauptung aufgestellt hat? Hat Mirza Aq� Kh�n, der ja ein kluger Kopf war, Mirza Malkam Kh�n nicht besser gekannt, als er ihm in diesem Ton schrieb, um sich bei ihm einzuschmeicheln? Um den Namen des Mirza Husayn-i-Shar�f weiter zu beflecken, schreibt Mirza Aq� Kh�n an Malkam, dieser "bestialische" Schwiegersohn des Aq� Muhammad-T�hir habe ihn gebeten, ein Buch �ber den B�b und die B�b� zu verfassen, da er umfangreiche Kenntnisse �ber sie besitze, und ihm daf�r eine nicht unerhebliche Verg�tung zugesagt. Er habe viel M�he aufgewendet und das Buch� geschrieben, schreibt Mirza Aq� Kh�n, aber Mirza Husayn habe nicht nur nichts daf�r bezahlt, sondern es auch noch jedermann in Istanbul gezeigt als Beweis daf�r, da� er, Mirza Aq� Kh�n, ein B�b� sei. (Nat�rlich war es allgemein bekannt, da� Mirza Aq� Kh�n und Shaykh Ahmad-i-R�h� T�chter von Subh-i-Azal geheiratet hatten.) Diese Briefe des Mirza Aq� Kh�n an Mirza Malkam Kh�n zeigen deutlich sein verschlagenes, r�nkevolles Wesen.

� Es mu� sich hier um das Buch mit dem Titel Khul�satu'l-Bayan (Zusammenfassung des Bayan) gehandelt haben.

#465

Von Mirza Husayn-i-Shar�f ist zu berichten, da� er in den indischen Staatsdienst eintrat, als steinreicher Mann in Pension ging und in den Ritterstand erhoben wurde. Sir Mirza Husayn verbrachte den Rest seines Lebens in Kairo, wo er in bemerkenswertem Wohlstand lebte. Er starb, ohne Nachkommen zu hinterlassen, und als sein Bruder, Shaykh Mihd�y-i-Shar�f-i-K�sh�n� - ein Lehrer in Tihr�n -, nach Kairo eilte, fand er zu seinem Leidwesen, da� das persische Generalkonsulat in �gypten den gesamten Besitz von Sir Mirza Husayn an sich gebracht hatte.

Das letztendliche Schicksal von Shaykh Ahmad-i-R�h� und Mirza Aq� Kh�n-i-Kirm�n� ist uns bekannt - sie wurden ins Gef�ngnis geworfen und 1896 hingerichtet11) -; aber wir wissen nichts dar�ber, wie es den beiden verr�terischen Muhammad-`Al�s - der eine aus Tabr�z, der andere aus Isfah�n - weiter erging. Die R�nke und Machenschaften der Anh�nger Subh-i-Azals in Konstantinopel brachten Bahá'u'lláh in Seinen letzten Lebensjahren sehr viel Kummer, sie f�hrten zur Zerst�rung eines kostbaren Lebens und gaben M�nner von hoher Ehrbarkeit, deren Rechtschaffenheit und Vertrauensw�rdigkeit allgemein anerkannt waren, der L�cherlichkeit und der Verachtung preis - wenn auch nur f�r eine gewisse Zeit. In den Annalen der Religion Bahá'u'lláhs hinterlie�en sie jedoch keine bleibenden Spuren. Diese Arche der Rettung hat alle St�rme und Belastungen der Zeit weit hinter sich gelassen.

� Vgl. Seite 450. Ein ausf�hrlicher Bericht findet sich in Balyuzi: Edward Granville Browne and the Bahá Faith.

+41 #466
Kapitel 41
Bl�tter einer Autobiographie

Hier stellen wir Ausz�ge aus der Autobiographie� von H�j� Mirza Hab�bu'll�h Afn�n vor. Er war ein Sohn von Aq� Mirza Aq�, den Bahá'u'lláh mit der Bezeichnung N�ri'd-D�n (Licht des Glaubens) ehrte. Aq� Mirza Aq�s Vater war H�j� Mirza Zaynu'l-`Abid�n, ein Vetter von Siyyid Muhammad-Rid�, dem Vater des B�b. Ein weiterer Vetter des Vaters des B�b hie� Mirza Mahm�d-i-Khushniv�s (Kalligraph), und dessen Sohn H�j� Mirza Muhammad-Hasan (1815-95), gemeinhin bekannt als Mirzay-i-Sh�r�z�, wurde der hervorragendste schiitische Rechtsgelehrte seiner Zeit. Auch H�j� Siyyid Jav�d, der Im�m-Jum`ih von Kirm�n - ebenfalls zu seiner Zeit eine hochangesehene Pers�nlichkeit - war ein Vetter des Vaters des B�b. Wie Mirzay-i-Sh�r�z� hing er insgeheim dem Glauben seines ruhmreichen Verwandten an. Beide glaubten, da� Er der Q�`im des Hauses Muhammad sei. Niemals hat man aus ihrem Mund ein tadelndes Wort �ber den Glauben des B�b geh�rt, und wo immer m�glich, gew�hrten sie den Anh�ngern dieses Glaubens Schutz. Auffallendstes Beispiel daf�r waren die Hochsch�tzung und die F�rsorge des Im�m-Jum`ih von Kirm�n f�r Qudd�s.

� Alle Textausz�ge in dieser Autobiographie wurden von H.M.Balyuzi ins Englische �bersetzt

Aq� Mirza Aq�s Mutter - sie hie� Zahr� Bigum - war eine Schwester von Khad�jih Bigum, der Frau des B�b; beide waren T�chter des Sh�r�zer Kaufmanns Mirza `Al�. Die Mutter von H�j� Mirza Hab�bu'll�h Afn�n (s.Anhang V S.541f) war Maryam-Sultan Bigum, eine Tochter des H�j� Mirza Abu'l-Q�sim, eines Bruders der Frau des B�b. Der andere Bruder war �brigens H�j� Mirza Siyyid Hasan, auch als Afn�n-i-Kab�r - der Gro�e Afn�n - bekannt.

#467
(Bildlegende: Aq� Mirza Aq� Afn�n N�ri'd-D�n)

Das erste Familienmitglied, das sich mit gl�hendem Herzen dem Glauben seines Verwandten, des B�b, verschrieb, war Seine Frau; das zweite war H�j� Mirza Siyyid `Al�, ein Onkel m�tterlicherseits, bekannt als Kh�l-i-A`zam - der Gr��te Onkel. Er wurde der Vormund des B�b, nachdem Dieser verwaist war, und war einer der Sieben M�rtyrer von Tihr�n. Das dritte Familienmitglied, das den Glauben annahm, war Aq� Mirza Aq� N�ri'd-D�n. Seine Tante m�tterlicherseits, die Frau des B�b, war es, die ihn zum Glauben des B�b f�hrte und ihm half, diesen zu verstehen und anzunehmen. Aq� Mirza Aq� seinerseits brachte H�j� Mirza Siyyid Muhammad, auch Kh�l-i-Akbar - der Gr��ere Onkel, wiederum ein Onkel m�tterlicherseits des B�b - genannt, dazu, da� er als Pilger zu den heiligen St�dten nach `Ir�q reiste, um in die Gegenwart Bahá'u'lláhs zu gelangen.

#468
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Der v�terliche Stammbaum des B�b:
M�r Muhammad-Mu'min-i-Husayn�y-i-Sh�r�z�
Siyyid Lutfu'll�h
Siyyid `Abid

M�r Fathu'll�h - M�r Ibr�h�m - M�r Muhammad Rid� - Siyyid `Al�-Muhammad (B�b)

M�r Ism�`�l

Mirza Mahhm�d-i-Khushniv�s (Kalligraph) - 3 S�hne :

1. Mirza Muhammad-Hasan (Hujjatu'l- Islam). Der gefeierte Geistliche Mirzay-i- Sh�r�z�

2. Mirza Al�-Akbar. Enger Vertrauter von Mirza Asadu'll�h, Dayy�n�

3. Ein Sohn, der als Arzt in Karbil� praktizierte (Name unbebekannt)

� Beide wurden auf Betreiben von Mirza Yahy�, Subh- i-Azal, in Baghdad ermordet.

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#469

Aq� Mirza Aq� N�ri'd-D�n war als treuer, begeisterter Anh�nger Bahá'u'lláhs in der ganzen Stadt Sh�r�z und dar�ber hinaus so bekannt, da� sein Leben in Gefahr geriet, ganz besonders nach dem Opfertod des K�nigs der M�rtyrer und des Geliebten der M�rtyrer (Sultanu'sh-Shuhad�' und Mahb�bu'sh-Shuhad�') in Isfah�n. Die �lteren Familienmitglieder, allen voran H�j� Mirza Abu'l-Q�sim, der Schwiegervater von Aq� Mirza Aq� N�ri'd-D�n, hielten es f�r ratsam, da� er Sh�r�z sofort verlie�. Sein Sohn H�j� Mirza Hab�bu'll�h hat festgehalten, da� er innerhalb von vierundzwanzig Stunden aus der Stadt war und sich auf dem Weg nach Bombay befand, wo er eine Zeitlang Fu� fa�te. Sp�ter siedelte er nach Port Sa`�d �ber, wo sein Handelshaus unter dem Namen N�-ri'd-D�n Hasan bekannt war.

Zahr� Bigum, die Mutter von Aq� Mirza Aq�, verstarb im Oktober 1889, und wie H�j� Mirza Hab�bu'll�h schreibt, rief Bahá'u'lláh schon nach wenigen Monaten die ganze Familie Aq� Mirza Aq�s zu einem Besuch ins Heilige Land. Der �lteste Sohn, Mirza Jal�l, blieb als Verwalter des Hauses des B�b in Sh�r�z zur�ck. H�j� Mirza Hab�bu'll�h war damals vierzehn Jahre alt. Zusammen mit seiner Mutter Maryam-Sultan Bigum, seiner Schwester T�b� Kh�num, seinen Br�dern Mirza Buzurg und Mirza D�y�'u'll�h sowie einem Diener (einem Bahá'í aus K�sh�n) brach er in Begleitung von Z�var-Sultan Kh�num - deren Sohn Aq� Mirza H�d� der Vater Shoghi Effendis, des sp�teren H�ters der Baha'i-Religion, werden sollte - von Sh�r�z nach dem Heiligen Land auf. Die Reise �ber die Bergp�sse auf der Stra�e nach B�shihr - derselben Strecke, die der B�b viermal zur�ckgelegt hatte - war �beraus beschwerlich. In B�shihr war es furchtbar hei�, und alle wurden krank. H�j� Mirza Hab�bu'll�h schreibt: "In B�shihr wohnten wir im Haus des H�j� Mirza `Abdu'll�h Kh�n, des Onkels von Muvaqqari'd-Dawlih, der mit uns verwandt war. Er erwirkte die Freilassung von Muhammad Kh�n-i-Bal�ch, als dieser in Sh�r�z in Haft war... Diesen Muhammad Kh�n lernte ich in den Tagen der Gesegneten Vollkommenheit in `Akka kennen; er war Schafhirt geworden."

Nach mehr als einmonatigem Aufenthalt in B�shihr fuhr die Reisegesellschaft zur See weiter; diese Fahrt durch den Persischen Golf, das Arabische Meer und das Rote Meer war mit gro�en Risiken verbunden. Bei der Stadt Lingih, unweit Aden, wurde das Schiff in einem heftigen Sturm leckgeschlagen. Auf der Weiterreise im Roten Meer geriet die Maschine in Brand. Nach diesen schreckenerregenden Abenteuern erreichten sie Port Sa`�d, wo sie von ihrem Vater, Aq� Siyyid Aq�, und einem �lteren Bruder willkommen gehei�en wurden. "Wir blieben sieben Monate in Port Sa`�d," schreibt H�j� Mirza Hab�bu'll�h, "dann richtete mein Vater an die Gesegnete Vollkommenheit die dem�tige Bitte, uns in Seine Gegenwart vorzulassen. Die Erlaubnis hierzu wurde gew�hrt."

#470
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(Bildlegende: Karte der Heiligen St�tten der Bahá'í in `Akka und Haifa)

Texte auf der Karte:

Bahá'u'lláh lebte fast zwei Jahre in Mazra`ih, bevor Er nach Bahj� ging.

Im Landhaus von Bahj� lebte Bahá'u'lláh ungef�hr zw�lf Jahre. Zu Seinem nahegelegenen Schrein wenden sich die Bahá'í im Gebet.

Neu angelegte Stra�en -----
Flu� Na`mayn
Festung
Haus `Abb�d
`Akka, "Das Gr��te Gef�ngnis"

Garten Ridvan; von Bahá'u'lláh als "das Neue Jerusalem" und "Unsere Gr�ne Insel" bezeichnet

Nach Seiner Ankunft in `Akka war Bahá'u'lláh 2 Jahre, 2 Monate und 5 Tage in der Festung eingekerkert. Gegen Ende dieses Zeitraums gab der Reinste Zweig sein Leben hin. Als Bahá'u'lláh die Festung verlie�, lebte Er zun�chst f�r jeweils kurze Zeit in verschiedenen H�usern und bezog schlie�lich das Haus `Abb�d, wo Er ungef�hr 7 Jahre verbrachte. In dieser Zeit wurde das Kitáb-i-Aqdas offenbart.

Bucht von `Akka
Die Ebene von `Akka - "Gottes Bankettsaal"

Bahá'u'lláh besuchte Haifa viermal. Auf dem Berg Karmel schlug Er Sein Zelt auf. Bei einem dieser Besuche offenbarte Er das Sendschreiben vom Karmel, bei einem anderen Besuch bestimmte Er den Platz f�r den Schrein des B�b.

Schrein des B�b
Berg Karmel
Flu� Kischon
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#471

Ende Juli 1891 kamen sie zu Schiff in Haifa an, wo Bahá'u'lláh sich gerade aufhielt. H�j� Mirza Hab�bu'll�h schreibt: "Der inzwischen verstorbene Jin�b-i-Mansh�d� empfing uns auf Anweisung der Gesegneten Vollkommenheit an Bord, traf Vorbereitungen f�r das Anlandgehen, brachte uns durch den Zoll und f�hrte uns zu dem Zelt Bahá'u'lláhs, das am Fu� des Berges Karmel aufgeschlagen war. Diesen Tag werde ich nie vergessen. Es war noch fr�h am Morgen, die Sonne war kaum �ber den Bergr�cken aufgestiegen, die Luft war ganz frisch und wirklich erquickend. Im Zelt unterhielt sich Jin�b-i-Mansh�d� mit uns und erkundigte sich nach den Freunden in Sh�r�z, als pl�tzlich Mirza Mustaf� - nach einem wankelm�tigen Anh�nger Muhammads auch Ab�-Hurayrih genannt -, ein Diener der Gesegneten Vollkommenheit, der in sp�teren Jahren das B�ndnis brach, eintrat und uns zum Haus und in die Gegenwart der Gesegneten Vollkommenheit f�hrte.� Er zog den Vorhang zur Seite. Jetzt erf�llten sich alle unsere Hoffnungen und unsere tiefsten W�nsche. Die Sch�nheit Abha stand mitten im Zimmer. Der Anblick Seiner gesegneten Gestalt und Seines strahlenden Antlitzes �berw�ltigte uns ... Wir konnten die Tr�nen nicht zur�ckhalten. Sie flossen, w�hrend wir Seine gesegnete Person im Kreise umschritten. Er setzte sich auf den Diwan und bat uns, ebenfalls Platz zu nehmen. Wir vier Br�der setzten uns auf den Fu�boden. Zu unserer Rechten sa� Mirza Aq� J�n, vor sich den Samowar und das Teegeschirr. Die Gesegnete Vollkommenheit sagte: `Schenk den jungen Afn�n Tee ein; sie sind soeben an Land gekommen.` Dann sprach Er zu uns: `O ihr Blumen des Rosengartens seiner Ehren, des Afn�n! Ihr seid willkommen, ihr seid willkommen. Eure Abreise aus Sh�r�z war sehr schwierig und anstrengend. Der Wille Gottes und die Entschlossenheit von Jin�b-i-Afn�n brachte euch an diese heilige Schwelle. Auf eurer Seereise wart ihr von Gefahren umgeben, und Gott hat euch beh�tet. Denkt einmal dar�ber nach: Eben jetzt an diesem Tag h�pfen Tausende [auf einem Bein] zwischen Saf� und Marwih hin und her.� Der Geliebte der Welt des Seins hat in diesem Lande Seinen Wohnsitz genommen; doch alle sind unachtsam. Sie alle sind unbek�mmert, merken nichts, wissen nichts. Ihr seid die wahren Pilger.` Dreimal wiederholte Er: `Ihr seid die wahren h�j� [Pilger].' In diesem Augenblick, da ich in and�chtigem Staunen den Worten des Geliebten der Welten lauschte, kamen mir diese Verse Mawlav�s� in den Sinn:

� Bahá'u'lláh lie� Sein Zelt am Hang des Berges Karmel aufschlagen. Die genaue Stelle ist bekannt; sie befindet sich seit vielen Jahren im Besitz des Baha'i-Weltzentrums. Doch w�hrend der hier erw�hnten Aufenthalte in Haifa mietete Bahá'u'lláh H�user in der benachbarten deutschen Kolonie. - Zu Mirza Mustaf�: Sein Vater starb in Tabr�z den M�rtyrertod (vgl. im Register unter Mirza Mustaf�y-i-Nar�q�); doch er selbst wurde sp�ter Anh�nger Mirza Muhammad-`Al�s und lebte gegen Ende seines Lebens auf einem Grundst�ck bei Tiberias, das Mirza Majdi'd-D�n geh�rte.

� Es war der 10. Dhu'l-Hijjih - `Id al-Adh� oder `Id-i-Qurb�n ("Opferfest") -, der Tag der Pilgerreise nach Mekka. Zu den Riten der Pilgerschaft geh�rt es auch, siebenmal die Strecke zwischen den beiden genannten H�geln zur�ckzulegen, wo nach der �berlieferung Hagar siebenmal hin- und herlief auf der Suche nach einer Quelle, um den Durst ihres Sohnes zu stillen.

� Jal�li'd-D�n-i-R�m�, der gr��te mystische Dichter Persiens.

nach der englischen �bersetzung durch H.M.Balyuzi

O H�j� alle, die ihr schon die h�jj gemacht, wo seid ihr, wo seid ihr?

Hier ist ja der Geliebte, kommt doch hierher, kommt nach hier.

Er, der Geliebte, ist ja euer Nachbar, Wand an Wand;

Warum schweift ihr verloren durch das �de, wilde Land?

#472

Und genau in diesem Augenblick wandte sich die Gesegnete Vollkommenheit an mich mit den Worten: `Die Mystiker wu�ten zu diesem Punkt etwas zu sagen.' Darauf bat Er Mirza Aq� J�n, uns nochmals Tee einzuschenken; danach entfernten wir uns aus Seiner Gegenwart.

"Man hatte f�r uns das Haus angemietet, das unmittelbar neben dem Seinen lag; wir wohnten in n�chster N�he zur Wohnstatt der Sch�nheit Abha. Das Erreichen Seiner gesegneten Schwelle, das Zusammentreffen mit den Veteranen des Glaubens und all denen, die im Heiligen Land wohnten, hatte alles andere aus unserem Sinn ausgel�scht. Die S��igkeit des Lebens und die geistigen Ekstasen, die wir in jenen Tagen durchlebten, lassen sich nicht beschreiben... In Haifa war es zu dieser Zeit sehr hei�; wir waren nicht daran gew�hnt und wurden oft krank. Aber die Segnungen unseres geliebten Herrn kannten keine Grenzen. Das Meer Seiner Gnade und G�te umfing uns mit m�chtigen Wogen. Ich erinnere mich gut, da� wir eines Tages um drei Uhr nachmittags in Seine Gegenwart gerufen wurden." Mirza Hab�bu'll�h hatte an diesem Tag hohes Fieber, sein �ltester Bruder versuchte ihn davon abzuhalten, den anderen zu folgen; aber er ging trotzdem mit. Er schreibt: "Die Gesegnete Vollkommenheit wandte sich zu mir und sagte: `Du hast Fieber', worauf ich mich verneigte. Dann fuhr Er fort: `Das Fieber ist ein Produkt dieses Landes. Es bef�llt jeden, der hierher kommt.' Dann lie� Er uns Tee reichen. Sofort brach ich in Schwei� aus, und zwar so stark, da� meine Kleider ganz durchn��t waren. Da sagte die Gesegnete Vollkommenheit: `Geh und zieh dich um. Das Fieber wird dir nicht mehr zu schaffen machen.' F�r den ganzen Rest der neun Monate, die wir im Heiligen Land verbrachten, war ich v�llig frei von Fieber."

#473

Nach f�nfzehn Tagen kehrte der �lteste der vier Br�der nach Port Sa`�d zur�ck, und ihr Vater kam ins Heilige Land. Als die Nachricht vom Tod der Sieben M�rtyrer von Yazd eintraf�, litt Bahá'u'lláh gro�en SchMirza H�j� Mirza Hab�bu'll�h schreibt, da� neun Tage lang alle Offenbarung zu einem Stillstand kam und niemand in Seine Gegenwart vorgelassen wurde, bis sie schlie�lich am neunten Tag alle zusammengerufen wurden. Der tiefe Kummer, der Ihn einh�llte, war nach Aussage von H�j� Mirza Hab�bu'll�h unbeschreiblich. "Er sprach des l�ngeren �ber die Kadscharen und ihre Taten. Danach erw�hnte Er die Vorf�lle von Yazd. So streng sprach die Zunge der Gr��e �ber Jal�lu'd-Dawlih und Zillu's-Sultan: `Zillu's-Sultan schrieb Mir einen Brief in seiner eigenen Hand, den er durch H�j� Sayy�h [H�j� Muhammad-`Al�y-i-Sayy�h] �berbringen lie�. Er verlangte von Mir, ihm mit den B�b� zu helfen, seinen Sh�h-B�b� [seinen Vater, den Sh�h] zu vernichten. "Wenn Sie das tun", so schrieb er, "werde ich Ihnen die Freiheit geben; ich werde Ihnen offizielle Anerkennung, Hilfe und Unterst�tzung bieten, ich werde f�r das Vergangene Wiedergutmachung leisten; was immer Sh�h-B�b� getan hat, ich werde genau das Gegenteil tun." Der Brief ist voll von Aussagen dieser Art. Ihm wurde folgende Antwort gegeben: "F�r den Sh�h zu beten, ist eine Verpflichtung f�r beide Teile: f�r Sie und f�r Uns. Schreiben Sie Uns nie wieder solche Briefe. Richten Sie an diesen Unterdr�ckten nie wieder ein derartiges Ansinnen. Wir haben Uns erhoben, um die sittlichen Ma�st�be einer Anzahl von Menschen zu verbessern, denen in dieser Welt Unrecht widerf�hrt. W�re es Uns um F�hrerschaft zu tun, welche F�hrerschaft h�tte besser sein k�nnen, als den Posten eines iranischen Wesirs zu bekleiden?" Seit dieser Unserer Antwort erwartet er nichts mehr von Uns, und jetzt betr�gt er sich so. W�rden Wir seinen Brief an N�siri'd-D�n Sh�h weiterleiten, er w�rde ihm bei lebendigem Leibe die Haut abziehen. Aber Gott ist der Verberger, Er h�llt die Taten Seiner Diener in Schleier.' Weiter sagte Er: `Seid nicht traurig, gr�mt euch nicht, la�t euer Herz nicht bluten. Der geheiligte Baum der Sache Gottes wird mit dem Blut der M�rtyrer getr�nkt. Wenn ein Baum nicht bew�ssert wird, kann er nicht wachsen und Fr�chte tragen. Bald werdet ihr erleben, wie der Name der Kadscharen getilgt und das Land Ir�n von ihnen gereinigt wird.' �ber Jal�lu'd-Dawlih sagte die Gesegnete Vollkommenheit: `Dieser Undankbare hat begangen, was die Augen der Bewohner der himmlischen Wohnstatt blutige Tr�nen vergie�en lie�.' Nur zweiunddrei�ig Jahre nach diesem Tag ging es mit der Herrschaft der Kadscharen zu Ende, und sie wurden gest�rzt." Das erste Sendschreiben, das nach Ablauf von neun Tagen geoffenbart wurde, so schreibt H�j� Mirza Hab�bu'll�h, war Lawh-i-Duny�, (Das Sendschreiben �ber die Welt), mit welchem Aq� Mirza Aq� geehrt wurde. Das angef�hrte Wort �ber Jal�lu'd-Dawlih findet sich auch in diesem Sendschreiben: "Der Tyrann des Landes Y� [Yazd] beging, was die himmlischen Heerscharen blutige Tr�nen vergie�en lie�."� Bahá'u'lláh selbst hat H�j� Mirza Buzurg, einem �lteren Bruder des H�j� Mirza Hab�bu'll�h, eine Abschrift des Sendschreibens �ber die Welt in der Handschrift von Zaynu'l-Muqarrab�n �bergeben.

� Dieses tragische Ereignis geschah auf Betreiben des Zillu's-Sultan und seines Sohnes Jal�lu'd-Dawlih im Fr�hjahr 1891

� Bahaa'u'll�h: Botschaften aus Akka
#474

Der Schreiber f�hrt fort: "F�nfzehn Tage waren seit der Ankunft meines Vaters vergangen, und f�r uns neigten sich die Tage in Bahá'u'lláhs Gegenwart ihrem Ende zu, als in Syrien und im Libanon eine Cholera-Epidemie ausbrach. Die Regierung verh�ngte eine Sperre �ber die Grenzen des Landes. Mein Vater bat um die Genehmigung zur Abreise, doch sie wurde nicht erteilt; nicht solange die Cholera w�tete. F�r uns war dies das h�chste Gl�ck. Es wurde Herbst, die Luft in Haifa und `Akka wurde besser. Die Gesegnete Vollkommenheit zog von Haifa ins Landhaus von Bahj� um. Wir erhielten ein kleines Haus gleich neben dem Landhaus... Unser Haus lag so, da� wir von dort aus Sein gesegnetes Zimmer sehen konnten. Wenn wir in der Morgend�mmerung aufstanden, um unser Gebet zu verrichten, konnten wir die meiste Zeit sehen, da� Sein Zimmer erleuchtet war und Sendschreiben offenbart wurden. Die Gesegnete Vollkommenheit durchschritt das Zimmer, und der Sekret�r war mit Schreiben besch�ftigt. Ich erinnere mich nicht, da� jemand anders als Mirza Aq� J�n das offenbarte Wort aufgeschrieben h�tte. In jenen Tagen erteilten der jetzt verstorbene Mirza Y�suf Kh�n-i-Vujd�n� und der ebenfalls verstorbene Aq� Siyyid Asadu'll�h-i-Qum� den Zweigen im Landhaus Unterricht. Die Gesegnete Vollkommenheit gab meinen Br�dern H�j� Mirza Buzurg und H�j� Mirza D�y�' sowie mir selbst Anweisung, an diesem Unterricht teilzunehmen. Jeden Tag gingen wir in das Zimmer im Erdgescho� des Landhauses, das als Klassenraum diente, um unseren Unterricht zu erhalten. Der verstorbene Mishk�n-Qalam lehrte uns die Kunst des Sch�nschreibens ..."

#475

(Bildlegende: Ansicht des Landhauses Bahj� aus der Zeit vor der Anlage der jetzigen G�rten.)

"Am 1. Muharram 1309 [7. August 1891]� feierte die Gesegnete Vollkommenheit das Fest. Mein Vater war beleibt und hatte rheumatische Beschwerden; er konnte nicht auf dem Boden sitzen. Die Gesegnete Vollkommenheit sagte: �Bringt einen Stuhl f�r den Afn�n�, und: �Bringt auch St�hle f�r seine S�hne.� So sa�en wir alle auf St�hlen ... Die Gesegnete Vollkommenheit verteilte selbst b�qlav� [eine S��speise] an die anwesenden Gl�ubigen. Dann sagte Er: �Heute ist der Tag, an dem Hadrat-i-Mubashshir [der Herold] diese Welt betrat und sie mit Seinem Licht erleuchtete. Das ist Grund genug zur Freude ...� Der n�chste Tag, der 2. Muharram, war der Geburtstag des Herrn der Tage und der Welt des Seins [Bahá'u'lláh]. Am Morgen wurden alle Pilger und alle, die im Heiligen Land wohnten, in Seine gesegnete Gegenwart gerufen. Er sprach �ber die Erhabenheit Seines Kommens, �ber die Macht der Erhabensten Feder, die Umst�nde Seiner Verbannung und die Ankunft im Gr��ten Gef�ngnis. Danach sprach Er ausf�hrlich �ber die Angriffe und �bertretungen der Tyrannen und Gottesgelehrten. Er sagte: �N�siri'd-D�n Sh�h und `Abdu'l-`Az�z haben sich beide gegen Uns vergangen und den Leib der Sache Gottes verletzt; aber die Tyrannei von `Abdu'l-`Az�z war die bei weitem schlimmere, denn er hat diesen Unterdr�ckten der Welten ohne Grund in das Gr��te Gef�ngnis verbannt. N�siri'd-D�n Sh�h wurde wegen der unbedachten Handlung der Gl�ubigen in den fr�hen Tagen der Sache Gottes jedesmal, wenn er sich �ber die Glieder strich und die Schrotk�rner unter seiner Haut f�hlte, vom Zorn dazu getrieben, diese grausamen Taten zu begehen, Gewaltma�nahmen gegen die Gl�ubigen zu ergreifen und das Blut unschuldiger Menschen zu vergie�en. Aber trotz allen Unrechts, das ihnen vom Sh�h und der Regierung zugef�gt wird, h�ren die Freunde nicht auf, ihren Glauben in aller Offenheit zu demonstrieren, und sie beobachten keine Vorsicht. Ihr k�nnt sie nicht tadeln; denn zwei gro�e Feste sind zu einem einzigen vereint worden: Vorzeichen einer gl�nzenden Zukunft.� Dann sprach die Gesegnete Vollkommenheit diese Verse [von H�fiz]:�

Die jetzigen Zeiten, bitterer als Gift, sie werden weichen,

Und nochmals werden Zeiten, s�� wie Zucker, uns erreichen.

� Der Jahrestag der Geburt des B�b. Wegen des Mondkalenders liegt das christliche Datum anders.

� nach der englischen �bersetzung durch H. M. Balyuzi

#476
(Bildlegende: Das Landhaus Bahj�)

Er gab uns S��igkeiten, und wir verlie�en Seine Gegenwart.

... Ich habe schon erw�hnt, da� unser Haus neben dem Landhaus lag. Wir standen gew�hnlich zur Morgend�mmerung auf, um unsere Andachts�bungen zu verrichten. Eines Morgens vor Sonnenaufgang brachte ein Diener die Nachricht, da� die Gesegnete Vollkommenheit unser Haus besuchen werde. Diese Krone immerw�hrender Ehre setzte Er auf das Haupt dieser Diener! Als wir die Botschaft erhielten, weinten wir vor Freude und eilten hinaus. Wir erblickten Seine gesegnete Person, wie sie in aller Macht und Herrlichkeit zu unserem Hause kam. Wir warfen uns alle nieder und k��ten Ihm die F��e. Mit der Erde, die Seine gesegneten F��e ber�hrt hatten, bestrichen wir uns die Haut �ber den Augen... Er betrat unser Haus und erwies uns diese unverg�ngliche Ehre. Ich bot Ihm eine Tasse Tee an. Er trank sie zur H�lfte aus und gab mir den Rest zur�ck. Er gab mir auch einen schwarzen Rosenkranz aus Olivenholz, den Er bei sich trug. Ich k��te Ihm die H�nde. Dieser Rosenkranz, der mir so teuer war wie mein Leben, liegt jetzt im Archiv des Hauses in Sh�r�z [Haus des B�b].

#477

Wie erw�hnt, war Sein gesegnetes Zimmer von unserem Haus aus zu sehen. Mehrmals sahen wir Ihn zur Morgend�mmerung und am fr�hen Morgen, wenn Er das offenbarte Wort sprach und Mirza Aq� J�n es sogleich niederschrieb. Mirza Aq� J�n hatte mehrere Federn bereitliegen [es waren Rohrfedern], die gut angeschnitten und gespitzt waren, dazu Tinte und Papier. Die Verse str�mten sehr schnell vom Himmel der Offenbarung, wie die brandenden Wogen eines Ozeans. Mirza Aq� J�n schrieb, so schnell er konnte - so schnell, da� ihm die Feder manchmal aus der Hand sprang. Sofort griff er dann nach einer anderen Feder. Es kam auch vor, da� er nicht mehr folgen konnte; dann sagte er: `Ich kann das nicht schreiben.` In solchen F�llen wiederholte die Gesegnete Vollkommenheit die Worte, die Er gesprochen hatte."

H�j� Mirza Hab�bu'll�h erz�hlt, da� Bahá'u'lláh H�j� Mirza Buzurg beauftragte, das Qas�diy-i-`Izz-i-Varq�'�yyih abzuschreiben, ein Gedicht, das Er selbst in Sulaym�n�yyih verfa�t hatte. Als H�j� Mirza Buzurg diese Aufgabe ausgef�hrt hatte, gab ihm Bahá'u'lláh ein in Isfah�n gefertigtes Federk�stchen mit einem silbernen Tintenst�nder. Dieses Federk�stchen ist jetzt im Haus des B�b in den Archiven verwahrt. Bei einer anderen Gelegenheit, so berichtet H�j� Mirza Hab�bu'll�h weiter, rief Bahá'u'lláh ihn zu sich und sagte, Er habe Mirza Y�suf Kh�n und Aq� Siyyid Asadu'll�h befohlen, Seine Anweisung besonders genau zu beachten; dann gab Er ihm eine Flasche mit Rosenwasser und sagte: �Dieses Rosenwasser kommt aus Qamsar in K�sh�n. Es brauchte vierzig Tage, um dieses Land zu erreichen. Gott hat dieses Rosenwasser f�r einen Tag wie den heutigen, den F�rsten aller Tage, erschaffen.� H�j� Mirza Hab�bu'll�h bedauert, da� er von dem Rosenwasser nichts zur�ckbehielt, sondern es im Lauf der Jahre an Freunde weggab, die es verbrauchten.

#478

(Bildlegende: Muster der "Offenbarungshandschrift" von Mirza Aq� J�n: das dritte Tajall� aus dem Sendschreiben Tajall�y�t)

Dann gibt H�j� Mirza Hab�bu'll�h eine anschauliche Schilderung von einem Tag, den sie in der Gegenwart Bahá'u'lláhs im Garten Junaynih verbrachten. Er schreibt, da� eines Abends Ab�-Hurayrih mit der Ank�ndigung her�berkam, Bahá'u'lláh werde am n�chsten Tag Junaynih besuchen, und Er habe allen - Pilgern wie Ans�ssigen - befohlen, dort zu sein. In dieser Nacht, sagt H�j� Mirza Hab�bu'll�h, konnten sie aus lauter Vorfreude darauf, einen ganzen Tag in der Gegenwart Bahá'u'lláhs zu verbringen, nicht schlafen. Vor Sonnenaufgang waren alle vor den Toren des Landhauses versammelt. Nach einer Stunde kam Bahá'u'lláh heraus. Ein wei�er Esel wurde vorgef�hrt, auf dem Er reiten konnte. Dieser Esel war ein Geschenk von Aq� Ghul�m-`Al� und Aq� Muhammad-H�shim, beide aus K�sh�n. Der Morgen war sch�n, sagt H�j� Mirza Hab�bu'll�h; die Luft war frisch und kr�ftig, und sie begaben sich zu Fu� zum Garten Junaynih, wo alles f�r die Ankunft Bahá'u'lláhs vorbereitet war. H�j� Kh�var, der schon seit Jahren im Heiligen Land lebte und ziemlich gro� war, hielt einen Schirm �ber Bahá'u'lláhs Haupt, um Ihn gegen die Sonne zu sch�tzen. So erreichten sie den Garten. Nach dem Mittagessen traf `Abdu'l-Bahá aus `Akka ein. Bahá'u'lláh sagte zu allen: �Jetzt kommt der Aq�; geht Ihm eilends entgegen.� H�j� Mirza Hab�bu'll�h schreibt, da� er mehrmals dabei war, wenn `Abdu'l-Bahá sich einem Ort n�herte, wo Leute um Bahá'u'lláh versammelt waren. Bahá'u'lláh sagte dann immer: �Jetzt kommt der Aq�; geht Ihm eilends entgegen.� Und nun kam `Abdu'l-Bahá, von allen begleitet, in gro�er Demut in die Gegenwart der Gesegneten Vollkommenheit, berichtet H�j� Mirza Hab�bu'll�h. Bahá'u'lláh sagte: �Heute morgen war der Garten nicht freundlich genug; aber jetzt, nach der Ankunft des Aq�, ist er �beraus wohltuend.� Dann wandte Er sich `Abdu'l-Bahá zu und bemerkte: �Es w�re so gut gewesen, wenn du schon heute morgen gekommen w�rst�; worauf `Abdu'l-Bahá erwiderte: �Der Mutasarrif und einige andere Personen hatten ihren Besuch angek�ndigt. Ich mu�te sie empfangen und ihnen Gastfreundschaft erweisen.� H�j� Mirza Hab�bu'll�h f�hrt fort: "Die Gesegnete Vollkommenheit l�chelte und sagte: �Der Aq� ist der Schutzschild f�r Uns und alle anderen; alle leben unbesorgt, kennen �u�erste Bequemlichkeit und Ruhe. Der Verkehr mit M�nnern wie diesen ist sehr, sehr schwierig. Der Aq� k�mmert sich um alles, Er beschafft die Mittel f�r aller Frieden und Wohlergehen. Gott bewahre Ihn vor der Bosheit all der Neider und Feinde.� �Eines Tages in Baghdad,� fuhr Bahá'u'lláh fort, �bat ein Bettler um Almosen. Ihm wurde ein maj�d� gegeben,� und er sagte zu Mir: �Geht in Frieden, junger Mann; Hadrat-i Abb�s� gew�hre euch Hilfe.� Er betete f�r Uns - es war ein gutes Gebet." H�j� Mirza Hab�bu'll�h schreibt weiter: "Ungef�hr eine Stunde vor Sonnenuntergang ritt die Gesegnete Vollkommenheit zum Landhaus zur�ck; wie am Morgen gingen wir alle dorthin und verlie�en am Eingang Seine Gegenwart."

� `Abb�s, ein Bruder des Im�m Husayn, des dritten Im�m, der mit diesem in Karbil� den M�rtyrertod erlitt und von den Schiiten sehr hoch gesch�tzt und verehrt wird. `Abdu'l-Bahá trug den Namen Abb�s.

#480

(Bildlegende: Das Gartengel�nde von Junaynih, n�rdlich von Akka)

Noch ein weiterer Vorfall wird in dieser Autobiographie berichtet: "Der Garten Jam�l ist einer der G�rten [s.S.420f], die weit von `Akka, aber in der N�he des Landhauses Bahj� liegen. Ist man an diesem Garten vor�bergegangen, so hat man das Landhaus voll im Blickfeld. Die T�r zum Zimmer der Gesegneten Vollkommenheit lag nach dieser Seite, und jedesmal, wenn `Abdu'l-Bahá sich dem Landhaus auf diesem Wege n�herte, stieg Er ab, sobald das Haus sichtbar wurde, um den Rest des Weges in �u�erster Demut und Ehrerbietung zu Fu� zur�ckzulegen. Ich erinnere mich noch gut, wie wir uns eines Tages in der Gegenwart der Gesegneten Vollkommenheit befanden. Die Aghs�n waren da, au�erdem unter anderen die folgenden Personen: Nab�l-i-A`zam, Afn�n-i-Kab�r, Aq� Rid�y-i-Sh�r�z�, Ust�d Muhammad-`Al�y-i-Salm�n�, Mishk�n-Qalam, mein Vater sowie Aq� Muhammad-Hasan vom Pilgerhaus. Pl�tzlich wandte sich die Gesegnete Vollkommenheit um und blickte in die Ebene, und da Er `Abdu'l-Bahá dem Landhaus nahen sah, sagte Er: �Der Aq� kommt, geht Ihm zur Begr��ung entgegen.� Eilends gingen wir alle hinaus, um mit �Ihm, um den alle Namen kreisen� [`Abdu'l-Bahá], in die Gegenwart der Gesegneten Vollkommenheit zur�ckzukehren."� H�j� Mirza Hab�bu'll�h erw�hnt noch eine Reihe anderer Personen, die an diesem Tage zugegen waren und alles miterlebten, was sich zutrug, die aber dennoch in sp�teren Jahren das B�ndnis brachen. Besonders unterstreicht der Schreiber, da� Bahá'u'lláh damals die Gl�ubigen oft ernstlich ermahnte, standhaft und treu im B�ndnis zu bleiben. Einmal, so erz�hlt uns H�j� Mirza Hab�bu'll�h, deutete Er auf Mirza Muhammad-`Al�, Mirza D�y�'u'll�h und Mirza Bad�'u'll�h und sagte: �Sollte einer unserer Aghs�n auch nur f�r einen Augenblick den Schatten der Sache Gottes verlassen, so wird er hinfort keinerlei Bedeutung mehr haben.� Als sie bei einer anderen Gelegenheit in der Gegenwart Bahá'u'lláhs waren, trat Mirza D�y�'u'll�h ein und sagte: "Aq� bittet um Erlaubnis, da� wir alle mit den Freunden in den Garten Junaynih gehen." �Wer hat das gesagt?�, fragte Bahá'u'lláh, worauf D�y�'u'll�h erwiderte: "Aq�y-i-Ghusn-i-Akbar" (der Gr��ere Zweig). Zornig sprach Bahá'u'lláh: �Es gibt nur einen Aq� [Meister, ohne n�here Bestimmung], alle anderen haben Namen; dieser eine Aq� ist `Er, um den alle Namen kreisen', der Ghusn-i-A`zam (der Gr��te Zweig).�

� In Balyuzi: `Abdu'l-Bahá, Bd. 1, S. 81f. wird eine �hnliche Begebenheit berichtet.

#481

H�j� Mirza Hab�bu'll�h berichtet auch, da� sie eines Sp�tnachmittags im Garten Ridvan in der Gegenwart Bahá'u'lláhs versammelt waren. Die Luft war frisch und rein und von angenehmem Geruch, so schreibt er, und es nieselte leicht. An diesem Tag sprach Bahá'u'lláh zu ihnen �ber Mirza Yahy� und sein Gefolge in den Tagen von Baghdad: wie Mirza Yahy� die Schwester des Mull� Rajab-`Al�, die zweite Frau des B�b, zur Frau genommen und sie dann, trotz der Ermahnung des B�b, an Siyyid Muhammad-i-Isfah�n� weitergegeben habe. Bahá'u'lláh sagte, diese sch�ndliche Tat habe die Mutter des B�b davon abgehalten, sich dem Glauben zuzuwenden. Als Bahá'u'lláh �ber jene Tage in Baghdad sprach, wurden auf Seinem Antlitz Spuren des Kummers bemerkbar, wie H�j� Mirza Hab�bu'll�h schreibt. Sein Vater Aq� Mirza Aq� war stark betroffen; doch Bahá'u'lláh sagte: �Gr�me dich nicht. Gott sei gelobt! Die Mutter dieses Gesegneten Wesens fand am Ende zum Glauben.� An diesem gleichen Nachmittag im Garten Ridvan sprach Bahá'u'lláh, wie H�j� Mirza Hab�bu'll�h festh�lt, auch �ber einige schiitische Geistliche um N�siri'd-D�n Sh�h und Sultan `Abdu'l-`Az�z und �ber den v�lligen Fehlschlag all ihrer angestrengten Bem�hungen, das Licht des Glaubens Gottes zu l�schen. �Binnen kurzem,� sagte Er, �werdet ihr Menschen aus allen Nationen der Welt im Schatten des Zeltes der Sache Gottes versammelt sehen.�"

#482
(Bildlegende: Der Garten Ridvan)

An einem anderen Tag - so berichtet H�j� Mirza Hab�bu'll�h - sprach Bahá'u'lláh �ber den M�rtyrer Mull� `Al�y-i-Sabziv�r�. Als man ihn zum Blutger�st f�hrte, veranla�te er den Scharfrichter, eine seiner Adern zu �ffnen, und nachdem seine Kehle ein wenig aufgeschlitzt war, f�llte er sich die Hand mit Blut und f�rbte seinen wei�en Bart damit rot. Dann rief er, an die Menge gewandt: "O Volk! Am Tage seines Martyriums sprach Husayn Ibn `Al� [der dritte Im�m, der in Karbil� den M�rtyrertod erlitt] diese Worte: `Ist hier einer, der wahrhaft Sieg verleihen kann, der mir zu Hilfe kommt?' Und ich sage zu euch, o Volk: Ist hier einer, der wirklich sehen kann, der kommt und mich ansieht?" H�j� Mirza Hab�bu'll�h schreibt, da� Bahá'u'lláh beim Erz�hlen dieser Geschichte mehrmals wiederholte: �Welch gewichtige Worte hat dieser Mann gesprochen, und wie hat er mit seinem kostbaren Blut die Wahrheit seines Glaubens bezeugt! Die Leute sahen zu, aber sie waren nicht bewegt, und ohne jedes Gef�hl gaben sie jener unschuldigen Seele den Tod. Alle diese einmaligen Geschehnisse untermauern die Gr��e dieser gesegneten Sache. Sie werden alle auf den Bl�ttern der Geschichte verzeichnet werden und der Stolz k�nftiger Generationen sein.�

#483

H�j� Mirza Hab�bu'll�h schreibt, da� sich unter den Anwesenden an diesem Tage auch H�j� Abu'l-Hasan aus Sh�r�z befand, der Vater von Mirza Muhammad-B�qir Kh�n Dihq�n (meist Dehkan geschrieben). Er war zusammen mit dem B�b im gleichen Schiff auf Pilgerreise nach Mekka gefahren, und jetzt fragte er Bahá'u'lláh: �Wie kommt es, da� N�siri'd-D�n Sh�h all die langen Jahre seit dem M�rtyrertod des Ersten Punktes das Land weiterhin mit voller Handlungsvollmacht regiert, da� er dem Glauben und den Gl�ubigen so viel Schaden zuf�gen konnte und Gott ihn verschont hat, wo doch Yaz�d� nach dem M�rtyrertod des Im�m Husayn nur noch drei Jahre zu leben hatte?� Bahá'u'lláh antwortete: �Wegen der Fehlhandlung einiger Gl�ubiger in den fr�hen Tagen und wegen des Anschlags auf sein Leben hat Gott ihm diese Gnade gegeben; aber auch ihn wird sein Tag ereilen, ihr werdet es sehen.�

� Yaz�d I., der Kalif aus der Umayyadendynastie, der den M�rtyrertod des Im�m Husayn veranla�te.

Neun Monate waren jetzt seit der Ankunft der Pilgergruppe aus �gypten vergangen. Die Choleraepidemie war vor�ber, die Stunde der Abreise war gekommen. Die Autobiographie von H�j� Mirza Hab�bu'll�h gibt eine ergreifende Schilderung der Szene, wie sie zum letztenmal in die Gegenwart Bahá'u'lláhs traten. Nach diesem Ereignis geschah es, da� seine Mutter auf Veranlassung Bahá'u'lláhs von Baha'iyyih Kh�num, dem Gr��ten Heiligen Blatt, einen Ring empfing, den Bahá'u'lláh getragen hatte. Heute wird dieser Ring im Haus des B�b im Archiv verwahrt.

+42 #484
Kapitel 42
Das Hinscheiden Bahá'u'lláhs

Nur wenige kurze Wochen nach der Abreise der Afn�n verlie� Bahá'u'lláh in den fr�hen Morgenstunden des 29. Mai 1892 die H�lle Seines menschlichen Tempels. Ein Telegramm brachte dem Sultan `Abdu'l-Hamid, dem Despoten der T�rkei, die Nachricht: "Die Sonne Bahas ist untergegangen." Absender des Telegramms war `Abdu'l-Bahá.

`Abdu'l-Hamid, der Herrscher der T�rkei, und N�siri'd-D�n Sh�h, der Herrscher des Ir�n, frohlockten, ohne die Tatsache zu beachten, da� die Sonne Bahas weiterhin in mitt�glichem Glanze leuchtet. Ihre energie- und lebenspendenden Strahlen werden weiterhin die Herzen und Sinne der Menschen beleben, die dunklen, dichten Wolken von Aberglauben, Fanatismus und Vorurteil durchdringen, die schweren, dr�ckenden Nebel der Verzweiflung und Ern�chterung zerteilen und ein kl�rendes Licht auf die verwirrenden Probleme werfen, die eine eigensinnige, ermattete, sturmgesch�ttelte Menschheit umstellen. Der Mensch - der undankbare Mensch - hat versucht, den Glanz dieser Sonne zu tr�ben, ihre Wirkkraft zu leugnen, sich von ihren Gnadengaben loszusagen, ihren Anspruch ver�chtlich zu machen - ein vergebliches, fruchtloses Unterfangen, denn der augenscheinliche Beweis der Sonne ist und bleibt die Sonne selbst.

Ein ganzes Jahrhundert trennt uns von den Tagen, da Bahá'u'lláh unter den Menschen lebte. Der Glaube, den Er verk�ndete, hat den Erdball umspannt und marschiert von Sieg zu Sieg. Der leuchtende Bau, den Er errichtete, steht fest gegr�ndet und bietet einer in Unordnung geratenen Welt Sicherheit und Frieden.

#485

(Bildlegende: `Abdu'l-Bahá, der Mittelpunkt des B�ndnisses Bahá'u'lláhs)

#486

In Seinem letzten Willen ernannte Bahá'u'lláh Seinen �ltesten Sohn - den wir als `Abdu'l-Bahá (den Diener der Herrlichkeit) kennen - zum Mittelpunkt Seines B�ndnisses mit allen Menschen und zum alleinigen Ausleger Seines offenbarten Wortes. Sein Name war `Abb�s. Sein Vater gab Ihm auch die Bezeichnung Ghusnu'll�hu'l-A`zam - der Gr��te Zweig - und sprach von Ihm als dem Sirru'll�h - dem Geheimnis Gottes. Au�erdem nannte Bahá'u'lláh Ihn Aq� - den Meister -, und so nannten Ihn auch die Baha'i. `Abdu'l-Bahá lautete die Bezeichnung, die Er, das Geheimnis Gottes, nach dem Hinscheiden Seines Vaters f�r sich selbst w�hlte.

Bahá'u'lláhs letzter Wille ist in der Tat ein einzigartiges Dokument. Niemals zuvor hatte ein Gottesoffenbarer auf so deutliche Weise ein B�ndnis als Schutzschild und St�tze Seines Glaubens eingesetzt, so klar und unzweideutig Seinen bevollm�chtigten Nachfolger benannt und Ihm die Macht verliehen, die Anschl�ge der Selbsts�chtigen abzuwehren, Sein Wort rein und unbefleckt zu erhalten, die Einheit Seiner Anh�nger zu wahren und �ber sie zu wachen, das Sektierertum abzuweisen und die Korruption zu bannen. Mit den Worten `Abdu'l-Bahás ist das B�ndnis Bahá'u'lláhs "der seit Anbeginn der Welt in den heiligen B�chern, Tafeln und Schriften von altersher erw�hnte `sichere Griff'." "... Der Angelpunkt der Einheit der Menschheit ist nichts anderes als die Macht des B�ndnisses." Dar�ber hinaus hat `Abdu'l-Bahá erkl�rt: "Die Lampe des B�ndnisses ist das Licht der Welt, und die Worte, welche die Feder des Allerh�chsten niederschrieb, sind gleich einem unerme�lichen Ozean." Und wiederum: "Die Macht des B�ndnisses gleicht der Sonnenw�rme, welche die Entwicklung alles Erschaffenen auf Erden belebt und vorantreibt. Ebenso ist das Licht des B�ndnisses der Erzieher des Verstandes, des Geistes, der Herzen und Seelen der Menschen."�

� Abdu'l-Bahás Worte zit. in GGV S.271

Der H�ter der Baha'i-Religion schreibt: "Vom Verfasser der Apokalypse als `die Arche Seines (Gottes) Testaments' gepriesen; in Beziehung gesetzt zu der Versammlung unter dem `Baum An�s�' (Lebensbaum), welche Bahá'u'lláh in den Verborgenen Worten erw�hnt; an anderer Stelle in Seinen Schriften als `Arche der Rettung' und als `das zwischen der Erde und dem Reich Abha ausgespannte Seil' gefeiert, - wurde dieses B�ndnis der Nachwelt in einem letzten Willen vermacht, der zusammen mit dem Kitáb-i-Aqdas und verschiedenen Sendschreiben, die `Abdu'l-Bahás Rang und Stufe unzweideutig enth�llen, den vom Herrn des B�ndnisses selbst entworfenen Hauptst�tzpfeiler bildet mit dem Zweck, nach Seinem Hinscheiden den ernannten Mittelpunkt Seines Glaubens zu schirmen und zu st�tzen ..." (GGV S.277)

#487

Auf diesem Felsen des B�ndnisses ist das Geb�ude der Weltordnung errichtet. Diese Arche des B�ndnisses hat die Sache Bahá'u'lláhs wohlbeh�tet durch St�rme und Orkane von beispielloser Heftigkeit geleitet. So mancher Judas hat versucht, diesen Schutzschild des B�ndnisses zu durchbohren, doch brachte ihm das nur schMirzaichen Verlust.

In Seinem letzten Willen schrieb Bahá'u'lláh (Buch des Bundes):

�Wenngleich das Reich der Herrlichkeit �ber die Nichtigkeiten der Welt erhaben ist, hinterlassen Wir in der Schatzkammer der Treue und der Entsagung Unseren Erben ein vortreffliches, ein kostbares Verm�chtnis. Irdische Sch�tze vererben Wir nicht, noch mehren Wir die Sorgen, die solche Sch�tze mit sich bringen ...� (Kitáb-i-Ahd)

�Das Ziel dieses Unterdr�ckten bei allen Leiden und Tr�bsalen, die Er ertragen, bei allen Versen, die Er offenbart, und bei den Beweisen, die Er dargebracht hat, war einzig und allein, die Flamme des Hasses und der Feindschaft zu l�schen, damit der Horizont der Menschenherzen vom Lichte der Eintracht erleuchtet werde, da� er wahren Frieden und wirkliche Ruhe finde ... Wahrlich, Ich sage: Die Zunge ist dazu da, vom Guten zu sprechen; befleckt sie nicht mit �bler Rede... Erhaben ist die Stufe des Menschen! ... Gro� und segensreich ist dieser Tag - der Tag, da alles, was im Menschen verborgen war, offengelegt ist und weiter offengelegt wird. Erhaben ist die Stufe des Menschen, wenn er sich, fest in der Sache Gottes gegr�ndet, an Recht und Wahrheit h�lt ...� (Kitáb-i-Ahd)

�O ihr Erdenbewohner! Die Religion Gottes ist f�r Liebe und Einheit da; macht sie nicht zum Grund f�r Streit und Feindschaft. In den Augen der Einsichtigen und derer, welche der h�chsten Schau teilhaftig sind, hat die Feder der Herrlichkeit alles enth�llt, was Gl�ck und Wohlfahrt der Menschenkinder wirksam sch�tzt und f�rdert ...� (Kitáb-i-Ahd)

�... La�t es nicht zu, da� das Mittel der Ordnung zur Quelle der Unordnung gemacht wird, das Werkzeug der Einheit zum Anla� f�r Zwietracht. Wir hegen die Hoffnung, da� das Volk Bahas sich von den seligen Worten f�hren l��t: "Sprich: Alle Dinge sind von Gott." Dieser erhabene Vers ist wie Wasser, das Feuer des Hasses und der Feindseligkeit zu l�schen, welches in der Menschen Herz und Brust schwelt. Durch diesen einen Vers werden streitende V�lker und Geschlechter zum Lichte wahrer Einheit gelangen. Wahrlich, Er spricht die Wahrheit und f�hrt den Weg. Er ist der Allm�chtige, der Erhabene, der Gn�dige.� (Kitáb-i-Ahd)

#488
Der H�ter der Baha'i-Religion schreibt:

�In diesem gewichtigen, unvergleichlichen Dokument legt der Verfasser die Natur jenes "vortrefflichen, kostbaren Verm�chtnisses" dar, welches Er Seinen "Erben" hinterl��t. Er verk�ndet darin aufs neue den Hauptzweck Seiner Offenbarung, gebietet den "V�lkern der Welt", sich fest an das zu halten, was ihre "Stufe erh�ht", und verk�ndet ihnen, da� Gott "vergeben hat, was vergangen ist". Er unterstreicht die erhabene Stufe des Menschen, erl�utert den Hauptzweck der Religion Gottes, leitet die Gl�ubigen an, f�r das Wohlergehen der K�nige der Erde, der "Offenbarungen der Macht Gottes" und der "Morgenr�ten Seiner Gewalt und Seines Reichtums", zu beten; Er �bertr�gt diesen die Herrschaft auf Erden, beh�lt sich aber die Menschenherzen als Seinen eigenen Machtbereich vor. Er verbietet ein f�r allemal Kampf und Streit und befiehlt Seinen Anh�ngern, jene Tr�ger der Amtsgewalt zu unterst�tzen, "die mit der Zier rechten Sinns und rechten Tuns geschm�ckt sind". Auch weist Er insbesondere die Aghs�n (Seine S�hne) an, jene "m�chtige Kraft", jene "vollendete Macht" zu bedenken, "die in der Welt des Seins verborgen liegt." Dar�ber hinaus macht er es ihnen wie auch den Afn�n (den Verwandten des B�b) und Seiner eigenen Verwandtschaft zur Pflicht, "da� sie allesamt ihr Antlitz dem M�chtigsten Zweige (`Abdu'l-Bahá) zuwenden"; Ihn setzt Er mit Demjenigen gleich, "den Gott bestimmt hat", "der aus dieser Urewigen Wurzel kam", wie Er im Kitáb-i-Aqdas sagte. Er legt fest, da� die Stufe des "Gr��eren Zweiges" (Mirza Muhammad-`Al�) unter derjenigen des "Gr��ten Zweiges" (`Abdu'l-Bahá) liegt, und ermahnt die Gl�ubigen, den Aghs�n mit Achtung und Liebe zu begegnen. Er r�t ihnen, Seine Familie und Seine Verwandten wie auch die Angeh�rigen des B�b in Ehren zu halten, und verwehrt Seinen S�hnen "jedes Anrecht auf das Eigentum anderer". Er tr�gt ihnen wie auch Seinen Verwandten und der Verwandtschaft des B�b auf, "Gott zu f�rchten, edle Taten zu vollbringen" und sich so zu verhalten, "wie es euch ansteht und zur Erh�hung eurer Stufe beitr�gt", warnt alle Menschen davor, zuzulassen, "da� das Mittel der Ordnung zur Quelle der Unordnung gemacht wird, das Werkzeug der Einheit zum Anla� f�r Zwietracht", und ermahnt abschlie�end die Gl�ubigen, "allen V�lkern zu dienen" und sich "um die Verbesserung der Welt zu m�hen."� (GGV S.272)

#489

Bahá'u'lláh hatte die sterbliche Welt verlassen. Viele kamen, Ihn zu betrauern. Sie waren nicht Seine Anh�nger, konnten in Ihm nicht den Erl�ser der Menschheit erkennen; doch wu�ten sie, da� ein gro�er Mensch aus ihrer Mitte gegangen war. Sie waren von verschiedenartigster Herkunft, geh�rten den unterschiedlichsten Sekten, Glaubensrichtungen und Nationen an: Beamte, Honoratioren und Priester, Gelehrte, Dichter und Schriftsteller, Reiche und Arme, Drusen, sunnitische und schiitische Muslime, Christen verschiedener Bekenntnisse sowie Juden. Aus anderen St�dten, die alle ihren Platz in der Weltgeschichte hatten, wie Damaskus, Aleppo und Kairo, sandten sie ihre Lobeshymnen und Gedichte, Preisges�nge und Huldigungen. Und Bahá'u'lláh war zum Zeitpunkt Seines Hinscheidens immer noch ein Gefangener der t�rkischen Regierung. Es hatte keinen kaiserlichen Erla� des Sultans gegeben, der Ihn freigelassen h�tte.

Welch ein Unterschied zwischen diesem Tag Seines Hinscheidens, da sich in der Ebene zwischen der Stadt `Akka und dem Landhaus in Bahj� die Menschen dr�ngten, die Ihm huldigten und ihren Verlust beklagten, und jenem anderen, nahezu vierundzwanzig Sommer zur�ckliegenden Tage, da sich falsch unterrichtete Menschen scharenweise am Meeresufer in `Akka versammelt und Seine Ankunft erwartet hatten, um Ihn zu verlachen und zu beschimpfen! Die v�llige, ungeschm�lerte, vollendete Niederlage schien damals Sein Los zu sein, und jetzt lag der Triumph ganz auf Seiner Seite.

Die Kontraste, die Sein Verweilen unter den Menschen - ganz besonders im Heiligen Land - gepr�gt hatten, waren in der Tat merkw�rdig und ehrfurchtgebietend.

#490

(Bildlegende: Landhaus von Bahj�: Luftaufnahme, Mai 1979)

#491

In Seiner Heimatprovinz wurde Er grausam beleidigt; Er wurde aller irdischen Besitzt�mer beraubt, die Er in reichem Ma�e besa�; zweimal wurde Er mit Dieben und Gewaltverbrechern in ein unmenschliches Gef�ngnis geworfen, viermal in die Verbannung geschickt; auf gemeine Weise wurde Er von einem Bruder verraten, den zu sch�tzen Er sich bem�ht hatte; Er wurde in die Einsamkeit �der, wegloser Gebirge getrieben, und in geh�ssiger, grausamer Weise wurde Er von zahllosen Machthabern und Einflu�reichen sowie von ungez�hlten einfachen Menschen angegriffen, gebrandmarkt und bek�mpft - und in alledem hatte Er sich behauptet mit einer Gewi�heit und einer Best�ndigkeit, die durch kein Ungl�ck zu ersch�ttern und durch keine Katastrophe zu untergraben waren. Einer wachsenden Zahl Seiner treuen Anh�nger hatte Er jenes h�chste Geschenk verliehen, von dem Jesus zu Nikodemus gesprochen hatte, als dieser Angeh�rige der j�dischen Oberschicht Ihn mitten in der Nacht aufsuchte: das Geschenk der Wiedergeburt. Er r�hrte die Herzen der Menschen an, und mit Seiner g�ttlichen Macht gewann Er ihre treue Ergebenheit. Nicht nur Seine Anh�nger sp�rten den �berw�ltigenden, gebieterischen Einflu� dieser g�ttlichen Macht. Viele, die Ihn zuerst verleugnet, geschm�ht und offen bek�mpft hatten, wurden schlie�lich durch den Zauber, durch die Majest�t und die g�tige Ausstrahlung Seines Wesens bezwungen. Es gab viele, die Ihm zun�chst feindlich gegen�berstanden und sp�ter Seine Oberhoheit bezeugten, Ihn verteidigten und sch�tzten, ohne formell Seine Anh�nger zu werden.

Und wo war an diesem Sommertag der stolze `Abdu'l-`Az�z, der t�rkische Sultan, der Bahá'u'lláhs Verbannung und Einkerkerung befohlen hatte? Wo war der �berhebliche Napoleon, Kaiser der Franzosen, der Seinen Ruf geringsch�tzig abgetan hatte? Sie waren besiegt, vergessen. N�siri'd-D�n, der "Tyrann" Persiens, der Ihn aus Seinem Heimatland geworfen und zweimal in die Verbannung gezwungen hatte, fiel nur vier Jahre nach dem Hinscheiden Bahá'u'lláhs, am Vorabend seines goldenen Amtsjubil�ums, den Kugels eines R�chers zum Opfer. Die Annalen der Geschichte zeigen zur Gen�ge, da� alle, M�chtige wie Geringe, die Bahá'u'lláh entgegentraten und Seine Oberherrschaft bestritten, einen tiefen Fall taten. Sein Bruder Mirza Yahy�, der Seine Autorit�t zur�ckgewiesen und Pl�ne f�r Seinen Tod geschmiedet hatte, starb in der Vergessenheit auf Zypern, mehr als drei Jahrzehnte, nachdem er im Jahr 1878 die Freiheit erhalten hatte. In all diesen verlorenen Jahren blieb er, der doch frei war zu handeln und sich zu bewegen, unf�hig, diese Freiheit zu nutzen. Am Ende war er so von allen verlassen, da� - nach dem schriftlichen Zeugnis seines Sohnes - bei seinem Tod im Jahr 1912 niemand aus dem "Volk des Bayan" bei ihm war, um ihn nach den Vorschriften des B�b�-Glaubens zu bestatten.

Niemand, der sich Bahá'u'lláhs widersetzt und die Hand gegen Seine Sache und Seine Anh�nger erhoben hat, ist der Schande, dem Untergang und der Erniedrigung entgangen.

In dem gleichen Telegramm, das dem Sultan die Nachricht vom Hinscheiden Bahá'u'lláhs brachte, wurde auch mitgeteilt, da� Sein irdischer Tempel in einem Haus zur Ruhe gelegt w�rde, das gleich neben dem Landhaus von Bahj� lag. `Abdu'l-Hamid gab seine Zustimmung.

#492

(Bildlegende: Der Schrein Bahá'u'lláhs liegt in der Mitte dieser Aufnahme (um 1919); dahinter und zu beiden Seiten das Landhaus und die �brigen Geb�ude, die damals in Bahj� bestanden.)

Der H�ter der Baha'i-Religion schreibt:

"So wurde Bahá'u'lláh in dem n�rdlichsten Raum des Hauses zur Ruhe gelegt, das Sein Schwiegersohn6) bewohnte. Es war dies das am n�rdlichsten gelegene der drei H�user, die unmittelbar westlich an das Landhaus angrenzten. Die Beisetzung fand noch am Tage Seines Hinscheidens kurz nach Sonnenuntergang statt." (GGV S.253f)

� H�j� Siyyid `Al� Afn�n, ein Sohn des H�j� Mirza Siyyid Afn�n - Afn�n-i-Kab�r (des Gro�en Afn�n)

"Der untr�stliche Nab�l, der in den Tagen von Bahá'u'lláhs Krankheit das Vorrecht einer pers�nlichen Audienz erhalten hatte, den `Abdu'l-Bahá dazu ersehen hatte, jene Textstellen auszuw�hlen, welche jetzt den Text des Besuchstablets bilden, das am Heiligsten Grab gesprochen wird, und der sich in seinem unbez�hmbaren Kummer kurz nach dem Hinscheiden seines Geliebten im Meer ertr�nkte, beschreibt die Seelenpein jener Tage wie folgt: `Mich d�nkt, die in der Welt des Staubes ausgel�ste geistige Bewegung hatte alle Welten Gottes in Ersch�tterung versetzt ... Meine innere und �u�ere Zunge sind machtlos, die Verfassung wiederzugeben, in der wir uns befanden ... Es herrschte eine unbeschreibliche Verwirrung. Eine Unmenge von Leuten aus `Akka und den umliegenden D�rfern dr�ngte sich auf den Feldern rings um das Haus; sie weinten, schlugen sich an den Kopf und schrien ihren Schmerz laut hinaus.`" (GGV S.253f)

#493
(Bildlegende: Eingang zum Schrein Bahá'u'lláhs)
#494

"Eine ganze Woche lang blieb eine gro�e Zahl von Menschen, Reiche und Arme, bei Tag und Nacht da, um mit der Familie der Hinterbliebenen zu trauern und an dem so reichlich gespendeten Mahle teilzunehmen ..." (GGV S.254)

"... Diese �berschwenglichen Bekundungen des Leides und der Ausdruck der Verehrung und der Bewunderung, die das Hinscheiden Bahá'u'lláhs ganz unwillk�rlich auch unter den Nichtgl�ubigen im Heiligen Land und in den angrenzenden Gebieten ausgel�st hatte, waren nur ein Tropfen, verglichen mit dem Ozean des SchMirzas und den zahllosen Beweisen grenzenloser Liebe und Ergebenheit, die in der Stunde des Untergangs der Sonne der Wahrheit aus den Herzen der ungez�hlten Tausende hervorbrach, die sich Seiner Sache geweiht hatten und nun entschlossen waren, ihr Banner in Persien, Indien, Ru�land, im `Ir�q, in der T�rkei, in Pal�stina, �gypten und Syrien aufzurichten und hochzuhalten." (GGV S.254)

"Mit dem Hinscheiden Bahá'u'lláhs geht ein Zeitabschnitt zu Ende, der in der Religionsgeschichte der Welt in vieler Hinsicht ohne Beispiel dasteht. Das erste Jahrhundert des Baha'i-Zeitalters war nun zur H�lfte verstrichen. Eine Periode, die in ihrer Erhabenheit, Fruchtbarkeit und schieren Dauer von keiner fr�heren Offenbarung �bertroffen wurde und die - abgesehen von einer kurzen Unterbrechung von drei Jahren - ein halbes Jahrhundert ununterbrochener, fortschreitender Offenbarung bedeutete, hatte ihren Abschlu� gefunden. Die vom B�b verk�ndete Botschaft hatte goldene Fr�chte getragen ..." (GGV S.254f)

Dieses Buch stellt den Versuch dar, den Ozean in eine winzige Tasse zu fassen, durch ein gew�hnliches Glas nach der Sonne zu schauen. Einen Offenbarer der Eigenschaften und Attribute Gottes, des Allm�chtigen, angemessen darstellen zu wollen �bersteigt alles menschliche M�hen bei weitem. Und hier haben wir es mit dem Leben Desjenigen zu tun, dessen Kommen "die Reife der gesamten Menschheit" ank�ndigt und unter dessen Herrschaft die Erde zu einem Heimatland werden wird.

+A1 #495
Anhang I

Materialien zur verh�ngnisvollen Regierungszeit von N�siri'd-D�n Sh�h

Die Kadscharen waren die Umayyaden des Ir�n. Sie hatten sich die Herrschaft widerrechtlich angeeignet. Sie waren Verr�ter, und sie standen nicht zu ihrem Wort, wollten nicht dazu stehen.

Als im Jahre 1795 die revolution�re Glut in Frankreich zur�ckgegangen war, als Robespierre mit seinen Werken und der letzte Rest des Nationalkonvents der Vergangenheit angeh�rten und als die russische Zarin Katharina die Gro�e nur noch ein Jahr zu leben hatte, da sa� der Begr�nder der Kadscharendynastie, der ver�chtliche Agha Muhammad Kh�n, bereits fest und unangefochten auf dem Thron des iranischen Herrschers. Damit begann f�r den Ir�n ein langer Alptraum, eine Periode ungemilderter Katastrophen. Die Kadscharen waren grausam, der Sinnlichkeit zugetan, ohne R�ckgrat, verschlagen und tyrannisch. Unter ihrem Joch sank der Ir�n immer tiefer, von einer Ruchlosigkeit zur anderen.

Der Ir�n blickt auf eine gl�nzende Vergangenheit zur�ck, auf die er mit Recht stolz sein kann. Er hat gro�e K�nige gehabt, hervorragende Minister und Staatsm�nner, bedeutende Gottesgelehrte und Mystiker, begnadete Dichter und Schriftsteller, herausragende K�nstler und Baumeister hervorgebracht. Aber unter den Kadscharen erreichte das Land w�hrend der verh�ngnisvollen Regierungszeit von N�siri'd-D�n Sh�h (1848-96), die ihm ein Ungl�ck nach dem anderen, eine Schande nach der anderen bescherte, die �u�ersten Tiefen der Erniedrigung. Die Korruption drang bis ins Lebensmark des Landes vor: Intellektuell ausgeblutet, geistig dahinsiechend, moralisch heruntergekommen, hatte es in den Angelegenheiten der Welt kein gewichtiges Wort mehr mitzureden. Der rasche Sturz einer Nation vom Gipfel h�chster Errungenschaften ist immer ein �u�erst beklagenswertes, auffallendes, tragisches Ereignis.

#496

Abb�s Mirza Mulk-Ar�, ein Halbbruder von N�siri'd-D�n Sh�h, der sein Leben lang unter dem habgierigen, rachs�chtigen Monarchen sehr zu leiden hatte, widmet ihm in seiner Autobiographie diesen Nachruf:

-- Besser ist es f�r einen Mann, einen guten Namen zu hinterlassen:

-- (Leben ist der gl�ckliche Name des N�sh�rav�n�, verbunden mit Gerechtigkeit, Doch lange Jahre sind verstrichen, und es war kein N�sh�rav�n in der Welt.)

� Chosroes I., der Sassanidenherrscher. Diese Verse stammen von Sa`d�. (H.M.B.)

-- Nicht so N�siri'd-D�n Sh�h, der in neunundvierzig Regierungsjahren [Mondjahre] keine Spuren hinterlassen hat au�er Beschr�nktheit, Torheit, Zerst�rung des Landes, Unbek�mmertheit um die richtige Erziehung der Staatsdiener und der Untertanen; der den Ir�n ruiniert und auspl�ndert hat, so da� es keine M�glichkeit zu Reform und Wiedergutmachung mehr gibt; der ein solches Ma� an Torheit zeigte, da� es weder die Zunge noch die Feder angemessen beschreiben kann.�

� Mulk-Ar�: Sharh-Hal-i-Abb�s Mirza, Mulk-Ar�, S.62ff.

#497

Der H�ter der Baha'i-Religion schreibt �ber diesen Herrscher, der den Ir�n so in die Erniedrigung gef�hrt hat:

"N�siri'd-D�n Sh�h, den Bahá'u'lláh als den "F�rst der Unterdr�cker" und als einen Mann brandmarkt, der "begangen hat, was die Bewohner der St�dte der Gerechtigkeit und Rechtlichkeit wehklagen lie�", befand sich zu jener Zeit in der Bl�te seiner Mannesjahre und hatte den Gipfel seiner selbstherrlichen Macht erlangt. Er war der alleinige Gebieter �ber die Geschicke eines Landes, in das "die unsterblichen �berlieferungen des Ostens tief eingepr�gt waren", ... und stand an der Spitze eines Verwaltungsapparates, in dem "jeder Mitbeteiligte von Fall zu Fall entweder Betr�ger oder Betrogener war". In seiner Gegnerschaft gegen den Glauben befand er sich im Bunde mit einer Priesterkaste, die einen regelrechten "Kirchenstaat" bildete; ... und doch mu�te dieser launische Herrscher, da er der Person Bahá'u'lláhs nicht mehr habhaft werden konnte, sich mit dem Versuch begn�gen, in seinem eigenen Herrschaftsgebiet die Restbest�nde einer vielgef�rchteten, jetzt zu neuem Leben erweckten Gemeinschaft auszurotten. Ihm folgten im Rang und in der Machtstellung seine drei �ltesten S�hne, denen er zum Zwecke der inneren Verwaltung praktisch alle Vollmachten �bertragen und die er zu Gouverneuren s�mtlicher Provinzen seines K�nigreiches gemacht hatte. Die Provinz Adhirb�yj�n hatte er dem schwachen, furchtsamen Muzaffari'd-D�n Mirza anvertraut, seinem Thronerben, der unter den Einflu� der Shaykh�-Sekte geraten war und den Mull�s betonte Ehrerbietung erwies. Dem harten, grausamen Regiment des listigen Mas`�d Mirza, seines �ltesten �berlebenden Sohnes, gemeinhin als der Zillu's-Sultan bekannt, dessen Mutter aus dem Volke kam, hatte er mehr als zwei F�nftel seines K�nigreiches �berantwortet, darunter die Provinzen Yazd und Isfah�n, w�hrend er seinem Lieblingssohn K�mr�n Mirza, gew�hnlich mit seinem Titel als der N�yibu's-Saltanih bezeichnet, die Herrschaft �ber G�l�n und M�zindar�n gegeben und ihn zum Gouverneur von Tihr�n, zu seinem Kriegsminister und zum Oberbefehlshaber seines Heeres ernannt hatte. Die Rivalit�t zwischen den beiden letztgenannten Prinzen�, die miteinander um die Gunst ihres Vaters buhlten und wetteiferten, war derart, da� jeder sich mit der Hilfe der f�hrenden Mujtahids in seinem Herrschaftsgebiet darum bem�hte, den anderen in der verdienstvollen Aufgabe zu �bertrumpfen, die Angeh�rigen einer wehrlosen Gemeinschaft zu jagen, auszupl�ndern und zu vernichten, die auf Befehl Bahá'u'lláhs keinen bewaffneten Widerstand mehr leisteten - auch nicht zur Selbstverteidigung - und Seinem Gebot folgten: "Es ist besser, get�tet zu werden, als zu t�ten." Auch die geistlichen Feuerk�pfe H�j� Mull� `Al�y-i-Kan� und Siyyid S�diq-i-Tab�tab�'�, die beiden f�hrenden Mujtahids von Tihr�n, waren zusammen mit Shaykh Muhammad-B�qir, ihrem Kollegen in Isfah�n, und M�r Muhammad-Husayn, dem Im�m-Jum`ih dieser Stadt, nicht bereit, sich auch nur die geringste Gelegenheit entgehen zu lassen, mit aller ihnen zu Gebote stehenden Macht und Autorit�t einen Schlag gegen einen Gegner zu f�hren, dessen befreienden Einflu� sie mit Recht noch mehr zu f�rchten hatten als der Herrscher selbst." (GGV S.225f)

� Am Tage der Ermordung von N�siri'd-D�n Sh�h befand sich Zillu's-Sultan in Isfah�n. Er bot seinem Bruder, den er verachtete und den auszuschalten er schon fr�her versucht hatte, sofort seine Unterwerfung und Gefolgstreue an; denn er wu�te, da� er keine Chance mehr hatte, auf den Thron zu gelangen. K�mr�n Mirza N�yibu's-Saltanih war in Tihr�n. Doch war er, der Kriegsminister und Gouverneur der Hauptstadt, ein so gro�er Feigling, da� er sich verbarg, und nichts konnte ihn dazu bringen, hervorzutreten und seine Pflichten wahrzunehmen. Als der Leichnam seines Vaters feierlich f�r die Bestattung pr�pariert wurde, war er nicht zugegen. (H.M.B.)

#398

Der schon erw�hnte `Abb�s Mirza Mulk-Ar� berichtet, wie entsetzt er war �ber alles, was er sah und erlebte, als er entgegen seinem eigenen Wunsch Gouverneur der Stadt Zanj�n und Umgebung wurde. Drei Jahrzehnte nach jener Massenvernichtung, welcher der unerschrockene Hujjat und seine tapferen Gef�hrten zum Opfer fielen, trugen gro�e Bereiche der Stadt noch immer die Zeichen der Verw�stung. �berall gingen Zivilkl�ger ein und aus mit widerspr�chlichen Erlassen und Rechtsvorschriften, die von den verschiedensten Beamten und Geistlichen stammten. Die Finanzen der Regierung waren v�llig durcheinander; Stammesf�hrer und H�uptlinge waren ihre eigenen Gesetzgeber; das gemeine Volk hatte niemanden, den es um Rechtshilfe gegen die erpre�ten Abgaben angehen konnte, die schwer auf ihm lasteten. Mulk-Ar� hatte die letzten siebenundzwanzig Jahre im `Ir�q in der Verbannung verbracht. Seine Kritik konnte wegen der Leiden, die er selbst unter N�siri'd-D�n Sh�h zu erdulden hatte, nicht ganz objektiv sein; aber wie schonungslos seine Gef�hle gegen den Sh�h und die wacklige Regierung des Ir�n auch immer waren - seine Beobachtungen werden aus anderen Quellen vielfach erh�rtet. Von Muhammad-Hasan Kh�n, einem Sohn des H�j� `Al� Kh�n H�jibu'd-Dawlih - der zun�chst den Titel San�`u'd-Dawlih, dann den Titel I`tim�du's-Saltanih trug und viele Jahre lang treue Dienste am Hof von N�si-ri'd-D�n Sh�h leistete, wobei er es zuletzt zum Propagandaminister brachte -, besitzen wir ein umfangreiches Tagebuch. Schon bei fl�chtigem Durchbl�ttern dieser Aufzeichnungen, die fast zwei Jahrzehnte umfassen, zeigen sich die tiefgreifende Korruption von N�siri'd-D�n Sh�h und vielen Personen, die ihm teuer und in seiner N�he waren, sowie die Unrast, die sein t�gliches Leben kennzeichnete, und die sch�ndlichen, ja verruchten Praktiken, die unter seiner Herrschaft gang und g�be waren. Muhammad-Hasan Kh�n, der franz�sisch sprach, mit der europ�ischen Lebens- und Denkweise vertraut war und mehrere �bersetzungen wie auch Originalschriften verfa�te, starb kurz vor der Ermordung seines Monarchen. Wir werden auf sein erstaunlich freim�tiges Tagebuch noch zur�ckkommen.

Doch wenden wir uns zun�chst dem Zeugnis von Valentine Chirol (sp�ter Sir Valentine) zu, einem angesehenen britischen Journalisten der viktorianischen und nachviktorianischen Epoche, der im Jahr 1884 im Auftrag Nordenfelts, eines in England wohnenden Schweden, nach Persien kam. Nordenfelt hatte ein Maschinengewehr neuen Typs auf den Markt gebracht und wollte mit der iranischen Regierung ins Gesch�ft kommen. Er wandte sich zuerst an Mirza Malk�m Kh�n N�zimu'd-Dawlih, den persischen Regierungsvertreter in London, der "ihn in jeder Weise ermutigte" und ihm den Rat gab, durch �bersendung eines Modells an N�siri'd-D�n Sh�h selbst den Boden zu ebnen, "um Seine Majest�t pers�nlich f�r die Angelegenheit zu interessieren."

#499
Valentine Chirol schreibt:�

� Die folgenden Zitate sind aus Chirol: Fifty Years in a Changing World, S.144ff entnommen.

"Nordenfelt, der meine Reiselust kannte und Vertrauen in meine Erfahrung mit �stlichen Br�uchen und Gepflogenheiten setzte, fragte mich, ob ich diese Mission �bernehmen wolle. Der Name Persien war f�r mich immer noch ein Zauberwort, und ich nahm an. Die erste Frage war: Wie sollte das Gesch�tz nach Teheran [Tihr�n] gebracht werden? Der k�rzeste und bequemste Weg verlief damals �ber Ru�land und das Kaspische Meer zum persischen Hafen Enzeli [Anz�l�] und von dort auf der Stra�e - wenn man es eine Stra�e nennen konnte - zur persischen Hauptstadt. Da aber die russische Regierung das Einschleusen moderner Kriegswaffen nach Persien nicht unterst�tzen wollte, blieb als einziger Weg die Route durch den Persischen Golf nach Bushir, wo ich das Gesch�tz zu �bernehmen und f�r seinen sicheren Transport auf dem Landweg durch Shiras und Isfahan nach Teheran zu sorgen hatte." (Chirol S.144f)

Chirol gibt eine anschauliche Beschreibung des Aufstiegs auf die iranische Hochebene �ber die sehr schwierigen Gebirgsp�sse zwischen B�shihr und Sh�r�z - ein Aufstieg, der heute durch lange Tunnel, wahre Wunderwerke der Technik, erfolgt. In Isfah�n bestand Zillu's-Sultan darauf, das Maschinengewehr zu besichtigen und es in Funktion zu erleben, was Chirol �berhaupt nicht recht war. Aber es f�hrte kein Weg daran vorbei, und so mu�te es sein. Zillu's-Sultan war sehr beeindruckt. Chirol f�hrt fort:

"Auf einer besonders einsamen Wegstrecke, als die Sonne vom wolkenlosen Himmel brannte, bekam ich etwas zu Gesicht, was einem die primitiven Methoden zu Bewu�tsein bringt, mit denen in wirklich orientalischen L�ndern Recht und Ordnung in aller Regel aufrechterhalten werden. Auf der breiten, ebenen Fahrspur, die von zahllosen Karawanen ausgetreten war und nat�rlich weder Meilensteine noch Wegweiser besa�, erblickte ich in einiger Entfernung vor mir einen gro�en, etwa mannshohen Pfosten, und im Heranreiten sah ich aus ihm etwas herausragen, was einmal ein menschliches Gesicht und Schultern waren. Man hatte den ungl�cklichen Mann - der, wie ich sp�ter erfuhr, ein notorischer Stra�enr�uber gewesen sein mochte oder auch nicht - in eine hohle S�ule aus eng aufgeschichteten Steinen hineinsteigen lassen, in die anschlie�end Zement gegossen wurde, fast bis in H�he seiner Schultern. So lie� man ihn noch einige Stunden leben, bis ganze Fliegenschw�rme, die sich auf seinem Gesicht niederlie�en, oder der schnellere Gnadensto� von Raubv�geln seiner Qual ein Ende setzten ..." (Chirol S.145f)

#500

"Inzwischen hatte ich genug Zeit, um die Sehensw�rdigkeiten der Stadt Isfahan selbst zu erkunden; allerdings war von der pr�chtigen Stadt, die in fr�heren Tagen, da Elisabeth in England und Akbar in Delhi regierten, die staunende Bewunderung europ�ischer Reisender erregt hatte, nur soviel �briggeblieben, da� der Kontrast zwischen dem Persien des sechzehnten und dem des neunzehnten Jahrhunderts deutlich wurde. Ganze Stadtviertel lagen verlassen als Ruinen da; von den Basaren, einstmals den sch�nsten und bl�hendsten M�rkten Westasiens, waren viele v�llig aufgegeben, und nur wenige wurden mehr als zu einem Teil in Betrieb gehalten. Das Chehar Bagh [Chih�r B�gh] war noch vorhanden, doch seine Alleen mit den riesigen Platanen waren schMirzaich dezimiert, und es flo� dort kein Wasser mehr durch ein System von Marmorkan�len und Prunkbecken. Trotz der anscheinend vors�tzlichen Vernachl�ssigung, die die kadscharische Dynastie jeder Spur der Gr��e ihrer Vorg�nger, der Safawiden, angedeihen lie�, stand die herrliche Moschee, die Schah Abbas auf dem Meidan [Mayd�n] errichtet hatte, in der Pracht ihrer gr�nblauen Fliesen noch immer einzigartig, wenn auch nicht unbesch�digt da; aber in dem alten Palast der Safawidenprinzen, wo der Zilles-Sultan als Prinzgouverneur residierte, hatten einige plumpe Restaurierungsversuche der kunstvollen Sch�nheit des Geb�udes mehr Schaden zugef�gt, als es die verheerenden Auswirkungen eines vors�tzlichen Wandalismus h�tten tun k�nnen. Die gesamte Bev�lkerung der Stadt, einschlie�lich der D�rfer auf den Hochfl�chen ringsumher, wurde auf nicht mehr als eine Viertelmillion beziffert, w�hrend zweieinhalb Jahrhunderte zuvor die Sch�tzungen f�r die Stadt allein zwischen 600.000 und 1.100.000 lagen und Chardin im Umkreis von nur zehn Meilen von der Stadtmauer 1.500 D�rfer gez�hlt hatte. Die Tage sind wahrlich vor�ber, da das Volk von Isfahan sich r�hmen konnte, seine Stadt sei die halbe Welt - Isfahan nusf-el-jehan [Nisf-i-Jah�n] ..." (Chirol S.146f)

#501

"... Dann reiste ich weiter nach Sultanabad, dem Mittelpunkt des Teppichgewerbes, wo ich belustigendes Anschauungsmaterial f�r das Machwerk erhielt, das sich Regierung nannte. Am Eingang der Hauptwerkstatt, wo die besten Teppichweber angestellt waren, um f�r einen Hungerlohn Teppiche f�r den Schah pers�nlich zu weben, war gut sichtbar ein k�niglicher Erla� angenagelt, der unter strenger Strafe die Verwendung von Anilinfarben verbot, `die b�se Menschen aus dem Land der Ungl�ubigen zu importieren versuchen'. Doch im Innern wurde mir kaum ein einziger, f�r die Pal�ste des Schahs bestimmter Teppich gezeigt, f�r den man nicht Anilinfarben verwendet h�tte. Auch im weiteren Verlauf meiner langsamen, recht erm�denden Reise nach Teheran stie� ich immer wieder auf den gleichen Gegensatz zwischen Angabe und Wirklichkeit in den schlampigen Methoden der Regierung, zwischen dem tiefsten Elend der vielen und dem verderbten Luxus der wenigen, zwischen kleinen Oasen fruchtbarer Vegetation und riesigen, �den Fl�chen unkultivierter W�ste." (Chirol S.146f)

"Es war Hochsommer, bis ich Teheran erreichte, und dankbar nahm ich die freundliche Einladung des franz�sischen Ministers M. de Ballois auf seinen Sommersitz in Tejrish [Tajr�sh] an... Die russische Botschaft war in der N�he, und die britische Botschaft lag nicht viel weiter weg in anderer Richtung, in Gulahek [Qulhak]. Deutschland war �berhaupt nicht vertreten,� da Bismarck nicht den Wunsch versp�rte, in die `Weltpolitik' einzusteigen. England und Ru�land waren die einzigen M�chte, auf die es ankam, und der britische Einflu� in Teheran selbst war zun�chst wenig angefochten. Gro�britannien war seit f�nfundzwanzig Jahren nacheinander durch drei Gesandte� vertreten, deren diplomatische Erfahrung im wesentlichen auf Persien beschr�nkt blieb und f�r die Teheran zum Nabel der Welt und der Schah zu dem einzigen Machthaber geworden war, der in ihrer begrenzten Welt etwas z�hlte ... Niemals habe ich kleinlichere Eifers�chteleien und mehr St�rme im Wasserglas gesehen als zwischen den verschiedenen europ�ischen Botschaften in Teheran, manchmal auch innerhalb der Mauern der einzelnen Botschaften ... In Persien selbst war der anglo-russische Gegensatz im Augenblick verstummt. Es war das Jahr, nachdem russische Truppen Merv eingenommen hatten; Ru�land hatte mit der Festigung seiner neuen Stellung zu tun, die es gerade an der Stra�e nach Herat in Besitz genommen hatte, und schob seine Grenze in Richtung Afghanistan vor. Nasred-Din Schah war zweimal in Europa gewesen und hatte einige Europ�er ins Land geholt, die angeblich Verwaltungsreformen durchf�hren sollten. Unter diesen war es nur General Schindler, ein �sterreicher von Geburt, der Bleibendes leistete, und zwar haupts�chlich auf dem Gebiet der Wissenschaft und der Naturkunde, das au�erhalb seiner amtlichen Funktion lag; die �brigen erregten lediglich allgemeine Heiterkeit durch den Glanz ihrer Uniformen und durch die Geschicklichkeit, mit der sie die Schw�chen ihrer persischen Brotgeber zu nutzen verstanden. Einer von ihnen, der einen internationalen Postdienst einrichtete, hatte die Gewohnheit, wenn er vom Wein angew�rmt war, vom K�nig der K�nige vertraulich als Ma vache ... lait zu sprechen, und man hielt ihm zugute, da� er ein Verfahren zur Aufbesserung seines offiziellen Gehaltes entwickelt hatte, das sp�ter in den mittelamerikanischen Republiken in gro�em Ma�stab �bernommen wurde: Er brachte neue Briefmarken heraus, die fast unverz�glich wieder aus dem Verkehr gezogen und dann mit gro�em Gewinn an europ�ische Philatelisten verkauft wurden. Die Skandale am Hof des Schahs und seine riesigen anderouns [andar�ns] - das persische Gegenst�ck zum harem - standen an Verrufenheit nur noch hinter denen seiner S�hne und anderen Verwandten zur�ck, die die h�chsten Staats�mter innehatten. Am ber�chtigtsten von allen war Naibes-Sultaneh [N�yibu's-Saltanih], der Kriegsminister, von dem es hie�, da� er `hundert Rationen a�' - d.h. ihren Gegenwert in bar - f�r jede Ration, die den zerlumpten Haufen erreichte, welcher im persischen Heer Dienst tat." (Chirol S.147f)

� Bei seinem zweiten Europabesuch konferierte N�siri'd-D�n Sh�h mit Kaiser Wilhelm I. und F�rst Bismarck; dies war 1878. 1883 wandte er sich wegen eines Botschafteraustausches an Bismarck. 1885 wurde Mirza Rid� Kh�n Gir�nm�yih Mu'ayyidu's-Salt�nih zum persischen Botschafter in Berlin ernannt, und Bismarck entsandte Graf von Braunschweig nach Tihr�n. (H.M.B.)

� Charles Alison (in Tihr�n verstorben), W. Taylor Thomson, Sir Ronald Thomson. (H.M.B.)

#502

"Korruption griff �berall um sich, wie ich bald zu meinem eigenen Schaden entdeckte. Denn obgleich mein NordenfeltGesch�tz richtig und sicher am Ziel ankam und ich vom Schah zun�chst freundliche Mitteilungen erhielt mit der Zusicherung, es werde ein Tag f�r die Vorf�hrung bestimmt, bekam ich doch nie die Gelegenheit, es auszupacken, sondern schickte es letzten Endes wieder auf seine lange Heimreise via Bushir; denn ich erkannte, da� ich den Weg des Gesch�tzes zum Palast mit GoldTomanen h�tte pflastern m�ssen, um die Habgier einer ganzen Clique von gro�en und kleinen Beamten zu befriedigen, ohne Aussicht auf ein lohnendes Gesch�ft zum Abschlu�. Der britische Botschafter war viel zu erhaben, um sich mit meinen Problemen zu besch�ftigen, und der franz�sische Botschafter konnte mir begreiflicherweise keine offizielle Unterst�tzung geben." (Chirol S.148)

"Da Frankreich in Persien politisch kaum engagiert war, beschr�nkte sich M. de Ballois auf eine distanzierte, leicht zynische Beobachterrolle gegen�ber dem persischen Gebaren, und schon bald nach meiner Ankunft warnte er mich, da� `dans ce pays-ci il n'y a rien ... faire pour les honn^etes gens' [da� anst�ndige Leute in diesem Land nichts machen k�nnen]. Nordenfelt, der immer seine gute Laune behielt, war eher erheitert als angewidert und telegrafierte mir nicht ohne Vergn�gen, nach Hause zu kommen und den Schah nach Jericho zu schicken. Der Zill h�tte das Gesch�tz allzugern in Isfah�n behalten, als es sich auf dem R�ckweg nach Bushir befand; doch f�rchtete er bei seinem Vater Ansto� zu erregen, der �brigens, wie ich sp�ter h�rte, einen Zornesausbruch bekam, als er erfuhr, da� ich abgereist war - doch zu sp�t." (Chirol S.148f)

#503

Chirol machte die Heimreise �ber Ru�land. Als echter Journalist hatte er gehofft, etwas von der Transkaspischen EisenBahá zu sehen, die die Russen in Zentralasien zu bauen begonnen hatten. Die Russische Botschaft gab ihm Unterst�tzung und ein "Empfehlungsschreiben" vom russischen Au�enminister. Doch als er Chrasnovodsk am Ostufer des Kaspischen Meeres erreichte, kam ein junger Gesch�ftstr�ger des Gouverneurs an Bord des Schiffes und f�hrte ihn zum Verwaltungssitz des Gouverneurs, wo man ihn sechsunddrei�ig Stunden lang praktisch als Gefangenen festhielt, bis er schlie�lich zu demselben Schiff zur�ckgeleitet wurde, das ihn ans gegen�berliegende Ufer des Kaspischen Meeres bringen sollte. Der Gouverneur sagte ihm unverbl�mt, da� ihm auf gar keinen Fall erlaubt w�rde, in die N�he der EisenBahá zu kommen, und da� er sein Gast bleibe, bis das Schiff abfahrbereit sei. Chirol schreibt:

"Mein Gastgeber, der nat�rlich selbst General war, erkl�rte mir bei fortgeschrittenem Abend und nachdem reichlicher Genu� von Wodka ihm die Zunge gel�st hatte, da� nur das Bewu�tsein der enormen Verantwortung, die man ihm als W�chter der Zentralasiatischen Grenzmark f�r seinen erlauchten Herrn, den Zaren, auferlegt habe, es ihm m�glich mache, einen so tr�bseligen Wohnsitz zu ertragen, nachdem er doch viele Jahre lang die Annehmlichkeiten des Hoflebens in der Hauptstadt genossen habe. Ich erfuhr allerdings von dem Kapit�n meines Dampfers, da� die Eink�nfte aus diesem Amt die Verantwortlichkeiten mehr als ausglichen; doch hatte ich jedenfalls genug gesehen, um mich davon zu �berzeugen, da� nur eine weitreichende zentralasiatische Expansionspolitik, die f�r Teheran fr�her oder sp�ter die russische Herrschaft bedeuten mu�te, die Geheimnistuerei erkl�ren konnte, mit der Ru�land in einer so verlassenen Region den Bau einer gro�en Bahnlinie entlang der gesamten russisch-persischen Grenze �stlich des Kaspischen Meeres vorantrieb."

#504

Die Russen setzten sich erstmals 1869 mit starker Pr�senz in Chrasnovodsk fest und drangen kurz danach weiter vor nach Ch�k�-shl�y�r, nahe der M�ndung des Flusses Atrak. Dies f�hrte zu einem lautstarken Protest Persiens, um den sich die Russen nicht k�mmerten. Die beutegierigen Turkmenen waren den Iranern wie den Russen ein Dorn im Auge. Immer wieder in bestimmten Zeitabst�nden drangen sie tief in persisches Gebiet ein und verschleppten M�nner, Frauen und Kinder, die sie auf ihren Sklavenm�rkten verkauften. Den Russen erging es ebenso. Persische Anstrengungen, die Turkmenen zu b�ndigen, blieben ohne Erfolg, aber die Russen gelangten mit ihren Bem�hungen schlie�lich ans Ziel.

Sultan-Mur�d Mirza His�mu's-Saltanih, der Generalgouverneur von Khur�s�n, der nach der ungl�cklichen Regelung der Dinge im Ostteil des von ihm regierten Gebietes die Stadt Hir�t eingenommen hatte, wandte sich anschlie�end nach Norden. 1857 lud er achtzig prominente Turkmenen ein, ihn in Mashhad zu besuchen, woraufhin dieser heuchlerische Onkel von N�siri'd-D�n Sh�h sie - stilgerecht - festnahm und ins Gef�ngnis warf. Nachdem er die Turkmenen auf so heimt�ckische Weise �berlistet hatte, f�hrte His�mu's-Saltanih nun ein Heer nach der Stadt Marv, die er ohne Schwierigkeiten einnahm. Marv war - wie Hir�t - schon immer ein Teil Khur�s�ns gewesen. Aber ach, schon drei Jahre sp�ter wurde der n�chste Generalgouverneur von Khur�s�n, Hamzih Mirza Hishmatu'd-Dawlih - auch ein Onkel von N�siri'd-D�n Sh�h - von den Turkmenen gr�ndlich, ja schm�hlich geschlagen; zwar konnte er Hir�t zur�ckerobern, doch ging Marv verloren und fiel als Beute an die Russen. Der arme Hamzih Mirza hatte kein Gl�ck: einmal wurde er von S�l�r (vgl. Seite 91), ein andermal von den Turkmenen besiegt. Zu seinen Gunsten sei gesagt, da� er zuvor als Generalgouverneur von Adhirb�yj�n den Anweisungen aus Tihr�n zur Hinrichtung des B�b tapfer widerstanden hatte; Mirza Taq� Kh�n war dadurch gezwungen, die Vorbereitung und �berwachung dieses ruchlosen Verfahrens seinem Bruder Vaz�r-Niz�m zu �bertragen.

Die Niederlage des Hishmatu'd-Dawlih geschah in der Schlacht mit den Takkih-Turkmenen, unweit Marv. Er verlor sogar seine Gesch�tze an die siegreichen Turkmenen. Nat�rlich b��te er auch seinen Gouverneursposten ein. N�siri'd-D�n Sh�h war �ber den Mi�erfolg seines Onkels (der in erheblichem Ma�e der Unf�higkeit seines Wesirs in Khur�s�n zuzuschreiben war) so emp�rt, da� er auf ein Foto dieses gl�cklosen Onkels das Wort "najis" - der widerliche Hishmatu'd-Dawlih - schrieb. Einige von den Turkmenen erbeutete Gesch�tze wurden sp�ter von einer Gefechtseinheit zur�ckgewonnen, die von dem neuen Grenzposten Sarakhs aus gegen sie operierte. Nebenbei bemerkt, machten die siegreichen Turkmenen so viele Gefangene, da� dieser Sieg zu einem Preissturz auf ihren Sklavenm�rkten f�hrte.

#505

Jetzt begann Ru�land nach Transoxanien vorzusto�en. Das Kh�nat von Kh�vih, das der Ir�n zu Recht f�r sich beanspruchte, aber nicht unterwerfen konnte, wurde ohne Schwierigkeiten eingenommen, und die Yam�t-Turkmenen wurden besiegt. General Lomakins Schlag gegen die Takkih-Turkmenen war jedoch wegen ungen�gender Vorbereitungen von vornherein zum Scheitern verurteilt. Die Turkmenen wurden zwar bei Gi'uk Tappih (Geok Teppe) - am Blauen Berg - von der russischen Artillerie �bel zugerichtet; doch vers�umten es die Russen, sie aus ihren Stellungen zu werfen und auf die Knie zu zwingen, und dies dr�ckte dem ganzen Feldzug des Generals Lomakin den Stempel auf. F�r das Ansehen der Russen war es ein schwerer Schlag. Schon bald wurde General Lomakin von General Skobelev abgel�st, und im Januar 1881 wurde die Stellung der Turkmenen am Blauen Berg trotz ihres verzweifelten Widerstandes aufgerieben. Dies hatte zur Folge, da� die historische Stadt Marv, ohne Zweifel ein Bestandteil Khur�s�ns, in den Besitz Ru�lands �berging. Zugegeben, der Sieg der Russen entlastete Persien von den Beutez�gen der Turkmenen (der Gawkal�n, der Yam�t und der Tikkih), aber der Verlust der Stadt Marv stellte eine traurige Dem�tigung dar.

Der zweite Verlust, den Persien in der zweiten H�lfte des neunzehnten Jahrhunderts in der Regierungszeit von N�siri'd-D�n Sh�h hinnehmen mu�te, ereignete sich im Gebiet von Belutschistan. In dieser Provinz hatten schon lange ungeordnete Verh�ltnisse geherrscht. Sir Frederic Goldsmid, der erste Direktor des Telegrafenamtes in Persien, stie� 1864 in Belutschistan auf schier un�berwindliche Schwierigkeiten, denn es gab westlich von Gwadur (G�w�dur), einer kleinen Hafenstadt am Golf von Oman, niemanden, mit dem er vertrauensvoll zusammenarbeiten konnte. Der Kh�n von Kal�t �bte nur eine Schattenherrschaft aus.

#506

"Persien hatte in letzter Zeit in Makran und Baluchistan (Belutschistan) eine offensive Politik verfolgt, die man wahrscheinlich schon 1856 beim Abschlu� des Vertrages mit Muscat im Sinn hatte; in diesen Vertrag wurde n�mlich der Artikel aufgenommen, der den Sultan darauf festlegte, den Durchzug persischer Truppen durch Stadt und Bezirk Bandar `Abbas in �stlicher Richtung zu unterst�tzen. Vom Sudaij-Flu� ostw�rts bis Chahbar [Ch�hBahar], auf einer Strecke von ungef�hr 150 Meilen, wurde das Land von Mir `Abdullah ibn Murad Muhammad, einem m�chtigen Belutschenh�uptling, beherrscht. Zw�lf Jahre zuvor hatte er die persische Oberhoheit anerkannt, aber nach Darstellung einiger Belutschenf�hrer ... suchte er nach einer Gelegenheit, diese Bindung abzusch�tteln. Die un�berwindliche Schwierigkeit ... bestand darin zu beurteilen, ob Mir `Abdullah im Rahmen seiner Verpflichtungen gegen�ber Persien in eigener Vollmacht handeln konnte oder ob es unfair zu ihm und zu anderen, �hnlich gestellten Belutschenf�hrern war, in Persien den Bau einer Telegrafenleitung durch ein Territorium genehmigen zu lassen, das diese F�hrer als ihr eigenes ansahen, wenn ihnen auch die Kontrolle des Gebietes vor�bergehend von Persien entrissen war. Hinzu kam, da� die lokalen F�hrer zur�ckschlagen konnten, indem sie den Bau der Telegrafenleitung behinderten, falls man die persische Oberhoheit im K�stengebiet anerkannte." (Kelly: Britain and the Persian Gulf)

"Chahbar war eine kleine K�stenstadt unter der Herrschaft von Muscat, dessen Herrschaftsgebiet sich an der K�ste ostw�rts bis Gwatar [G�w�tar] erstreckte. Die Stadt Gwatar und auch Jiwani auf der anderen Seite der Bucht von Gwatar wurden von unAbhangigen kleinen Belutschenh�uptlingen regiert. Hinter Jiwani lag Gwadur, das ... ein fr�herer Khan von Kalat dem Saiyid Sultan ibn Ahmad von Muscat zu dauernder Herrschaft vermacht hatte... Der Khan von Kalat beherrschte die K�ste schon auf achtzig Meilen �stlich von Gwadur, und von da an bis zur Grenze von Sind stand das Land unter der Herrschaft des Jam von Las Bailah, der mit dem Khan verwandt und diesem auch unterstellt war. Keiner dieser beiden ... w�rde sich der Verlegung der Telegrafenleitung durch sein Gebiet widersetzen, und beide waren auch f�hig, sie zu sch�tzen." (Kelly: Britain and the Persian Gulf)

#507

Die einsame, kahle, unwirtliche Ein�de an der K�ste von Makr�n, wo das Heer Alexanders von Mazedonien auf dem R�ckzug von Indien Uns�gliches leiden mu�te, h�tte an sich keinen Einsatz und Kampf gelohnt, wenn nicht ihre strategische Position gewesen w�re und der Umstand, da� ihr Schicksal an das Schicksal des Hinterlandes von Belutschistan und S�st�n gekn�pft war. In der Regierungszeit von Muhammad Sh�h war das iranische Herrschaftsgebiet ein gutes St�ck �ber die K�ste von Makr�n ausgedehnt worden; doch als die Telegrafenleitung gebaut werden sollte, ergaben sich Schwierigkeiten und Streit, so da� eine Kommission zur Festlegung einer Grenzlinie eingesetzt wurde. Auch diese Kommission stie� auf Schwierigkeiten. Jetzt ging Goldsmid nach Gwadur (G�w�dur), wo er mit Major Lovett zusammentraf, der nach Darstellung von Sir Percy Sykes "einen Plan f�r die vorgeschlagene Grenzziehung gemacht hatte und die schon vorher gesammelten Informationen erg�nzen konnte"�. Der britische Beauftragte entschied sich f�r einen Grenzverlauf �stlich von G�w�t�r, den N�siri'd-D�n Sh�h schlie�lich akzeptierte. Sykes merkt an, da� der Kadscharenherrscher zwar zuerst nichts davon wissen wollte, da� die Entscheidung jedoch f�r den Ir�n g�nstig war.

� Sykes: History of Persia p.361

Es folgte das dornige Problem S�st�n; dieses war zwischen Ir�n und Afgh�nist�n zu regeln, welches sich in einem Zustand chronischer Unordnung befand, die durch die Furcht vor England noch weiter angeheizt wurde. Die wohlgeordneten Zeiten des Am�r `Abdu'r-Rahm�n Kh�n standen erst noch bevor. Die persischen Beh�rden waren jedenfalls nicht ohne Grund der Ansicht, England k�nne, wenn es wolle, den �bergriffen der Afgh�nen auf unzweifelhaft persisches Gebiet Einhalt gebieten. Sir Frederic Goldsmid sowie General Pollock - der vom Vizek�nig, Lord Mayo, abgeordnet wurde - und der angesehene Orientalist Dr. Bellew arbeiteten gemeinsam ein �bereinkommen zwischen Ir�n und Afgh�nist�n aus. M�r `Alam Kh�n, der Am�r von Q�'in�t, spielte in keiner Weise mit, da sein Gebiet an S�st�n angrenzte; doch N�siri'd-D�n Sh�h stimmte dem von Goldsmid erzielten �bereinkommen zu.

Die Grenzlinie zwischen Ir�n und dem Osmanischen Reich blieb umstritten bis zum Vorabend des Eintritts der T�rkei in den Ersten Weltkrieg. Doch unternahm Lord Palmerston im Jahr 1851 Bem�hungen, die Frage zum Abschlu� zu bringen.

1870 entschlo� sich N�siri'd-D�n Sh�h zu einem Besuch der heiligen St�dte des `Ir�q. H�j� Mirza Husayn Kh�n Mush�ru'd-Dawlih wurde aus Istanbul herbeigerufen, um die n�tigen Vorbereitungen zu treffen. N�siri'd-D�n Sh�h war der erste Monarch, der als Pilger nach Karbil� und Najaf und in die anderen Schreinst�dte des `Ir�q ging; seine Vorg�nger hatten diese Reise immer als Kriegsherren und Eroberer gemacht. Er selbst schrieb ein Tagebuch seiner Pilgerreise, das noch zu seinen Lebzeiten ver�ffentlicht wurde.

#508

Zur Zeit von N�siri'd-D�n Sh�hs Pilgerreise war Midhat P�sh�, der ber�hmte t�rkische Reformer und Vork�mpfer der Verfassung, V�l� von Baghdad. Er reiste bis nach Kh�niqayn, um den Sh�h zu empfangen und willkommen zu hei�en. Fast ein Jahrzehnt sp�ter, als er V�l� von Beirut war, besuchte der Gr��te Zweig, `Abdu'l-Bahá, auf seine Einladung diese Stadt.

H�j� Mirza Haydar-`Al�, der altbew�hrte Lehrer und Verk�nder des Baha'i-Glaubens, in seinen letzten Lebensjahren bei Baha'i-Pilgern aus dem Westen als der Engel vom Berg Karmel bekannt, schreibt in seiner unver�ffentlichten Biographie des Mirza Abu'l-Fadl aus Gulp�yg�n �ber Mush�ru'd-Dawlih und die Ereignisse jener Zeit (nach der engl.�bersetzung von H.M.Balyuzi):

#509

"Als ... N�siri'd-D�n Sh�h Tihr�n verlie�, um die Pilgerreise nach den Heiligen Schreinen anzutreten, betrieb [Mush�ru'd-Daw-lih] die Verbannung der Bahá'í nach Mosul. Der Botschafter hatte Isfah�n auf dem Weg �ber Aleppo verlassen, um zum Empfang des Monarchen in Baghdad zu sein. In Aleppo verhaftete er Shaykh Salm�n, der �berall bekannt war und zwei- bis dreihundert Bittschriften [an Bahá'u'lláh] bei sich trug. Er beschlagnahmte auch alle Waren und Opfergaben, die Shaykh Salm�n mit sich f�hrte, und lie� den Shaykh in einem verlassenen Zimmer im gleichen Haus einschlie�en, in dem er [Mush�ru'd-Dawlih] wohnte. Shaykh Salm�n erz�hlte mir: `Eines Abends ging er [Mush�ru'd-Dawlih] mit den Konsuln und ihrem Gefolge im Hof auf und ab. Ich konnte ihn sehen, und ich h�rte, wie er sagte: "Wir glaubten und waren der �berzeugung, die Sache Bahá'u'lláhs sei eine politische Bewegung und es sei Sein Ziel, Macht und Oberherrschaft zu erlangen und Reicht�mer anzuh�ufen, um sich einen Namen zu machen. Daher unternahmen wir alles, um Ihn zu entmachten, und arbeiteten entsprechende Pl�ne aus. Aber soviel wir Ihm auch antaten, sooft wir Ihn verbannten - und wir bek�mpften Ihn mit der gesamten Macht zweier Staaten im R�cken -, ja was immer wir taten: jedesmal wurden Seine Macht und Autorit�t, Sein Ruhm, Seine Gr��e und Hoheit noch erh�ht. Wir waren sehr erstaunt, wunderten uns �ber die Ma�en und versuchten den Grund herauszufinden. Jetzt sehe ich, da� dieser Mann [Salm�n] ungef�hr dreihundert Bittschriften bei sich hat. Darin ist von Politik, Regierung, Staat und Nation �berhaupt nicht die Rede. Trotz aller Schm�hungen, trotz Einkerkerung, Verbannung, Hinrichtungen und Pl�nderungen, die den Bahá'í in der ganzen Zeit zugef�gt wurden, wird davon gar nicht gesprochen, und es wird auch nicht geklagt. Alle die Bittschriften, die er bei sich hat, enthalten dem�tige Bitten, die nur mit geistigen Dingen zu tun haben; z.B.: �O Gott! Sch�tze mich vor dem �bel selbstischer und fleischlicher W�nsche, gib mir Best�ndigkeit, mache mich standhaft in Deiner Liebe, gew�hre mir die Gabe der Dienstbarkeit, best�tige mich im Dienst an Deiner Sache, mache mich frei von allem au�er Dir, best�tige uns, da� wir den V�lkern der Welt dienen, die Hand des Scharfrichters k�ssen, und mit H�ndeklatschen und im Tanzschritt zur Hinrichtungsst�tte eilen.�" Dann lie� er zwei oder drei Bittschriften bringen und sie vorlesen. Alle bewunderten ihren fl�ssigen Ton und den hervorragenden Stil und Aufbau. Da sagte er [Mush�ru'd-Dawlih]: "Warum sollen wir solche Leute unterdr�cken, die Gott lieben, Gott suchen und von Gott sprechen? In Seinem Buch, dem Quran, hat Gott die Geschichte von dem Gl�ubigen im Haushalt des Pharaoh erz�hlt, um uns zu warnen, zu ermahnen und daran zu erinnern, da� dort, wo Falschheit ist, der Falsche nicht �berleben wird; wenn wir aber jemanden bek�mpfen, der die Wahrheit hat, dann wird das alles auf uns zur�ckfallen und zu unserem Ende f�hren; wir werden die Verlierenden sein und eine schwere Bu�e zu zahlen haben. An ihren Taten und in ihren Worten ist nichts festzustellen, was der Nation oder dem Staate schaden k�nnte. Alles, was wir in dieser Richtung geh�rt haben, kam entweder von ihren Feinden, von denen, die sie verleugnen, oder von denen, die aller Einsicht beraubt sind. Au�erdem haben wir alle gesehen und erfahren, da�, je mehr wir sie zu unterdr�cken suchten, je mehr wir sie beleidigten und verunglimpften, je mehr wir ihren Tod und ihre Ausrottung erwogen, ihre Zahl desto gr��er wurde und sie an Kraft und St�rke, an Macht und Ruhm immer mehr zunahmen. Jetzt leben sie bei bester Gesundheit, in Ansehen und Gl�ck." In dieser Weise sprach Mush�ru'd-Dawlih; andere stimmten ihm zu und f�hrten Beispiele an. Am n�chsten Morgen lie� er mich rufen, entschuldigte sich bei mir und sagte: "Wir waren einer T�uschung erlegen. Ich bin Ihnen sehr dankbar, denn Sie haben mich die Wahrheit in dieser Sache erkennen lassen. Die Regierung sollte sich nicht in geistige Dinge einmischen, in Angelegenheiten, die mit Glauben und Gewissen zu tun haben." Er gab mir alle Bittschriften zur�ck, wies seine Leute an, alle beschlagnahmten Waren und Artikel herzubringen, und in seiner eigenen Gegenwart wurden mir diese zur�ckerstattet. An den Vizekonsul in Beirut richtete er ein Empfehlungsschreiben, worin er schrieb: "Lassen Sie dem Shaykh �u�erst zuvorkommende Behandlung und Schutz angedeihen und tragen Sie Sorge, da� er mit allem, was er bei sich hat, nach `Akka gelangt und die Gegenwart von Hadrat-i-`Abb�s Effendi erreicht." Dann sagte er zu mir: "K�ssen Sie Ihm in meinem Namen die H�nde und sagen Sie Ihm, da� ich mich entschuldige, bitten Sie Ihn um Vergebung und bitten Sie um Best�tigung, damit ich bef�higt werde, Wiedergutmachung f�r das Vergangene zu leisten." (nach der engl.�bersetzung von H.M.Balyuzi)

#510
Dann f�hrt H�j� Mirza Haydar-`Al� fort:

"Als er [Mush�ru'd-Dawlih] nach Tihr�n ging und die Minister, Granden und W�rdentr�ger ihm aufwarteten, befand sich unter ihnen der inzwischen verstorbene H�j� Mirza Rid�-Qul� ..., der Halbbruder der Gesegneten Vollkommenheit. Irgend jemand stellte [diesen Besucher] als den Bruder Bahá'u'lláhs vor. Als er das h�rte, bekam er Angst und protestierte: `Ich hatte einen sehr bekannten Vater, warum stellen Sie mich nicht als seinen Sohn vor?' Diese Bemerkung erregte den Zorn des Mush�ru'd-Dawlih. Er erteilte [H�j� Mirza Rid�-Qul�] einen Verweis und sagte: `Sie sollten stolz darauf sein, da� Sie der Bruder von Hadrat-i-Bahá'u'lláh sind, und sich dessen r�hmen. F�r den Ir�n und die Ir�ner ist es ein Anla� zu Stolz und Wertsch�tzung, da� Bahá'u'lláh Ir�ner ist. Jeder [iranische] Prinz oder Wesir oder Am�r, der nach Istanbul kam, brachte dem Volk und der Regierung des Ir�n in vieler Hinsicht Schande und Erniedrigung ein. Tag f�r Tag gingen sie unterw�rfig und schmeichlerisch auf Betteltour, sprachen mal bei diesem Wesir, mal bei jenem P�sh� vor, beschwerten sich und schimpften �ber den Sh�h von Ir�n und die iranischen W�rdentr�ger, baten um Zusch�sse und Leibrenten. Als Aush�ngeschilder der Grundeigenschaften des persischen Volkes legten sie Barbarei, Grausamkeit, Bestechlichkeit und Armseligkeit an den Tag. Demgegen�ber trug sich Bahá'u'lláh, obwohl von Staats wegen verbannt, mit solcher Standhaftigkeit, Gefa�theit, Sicherheit und W�rde, mit solcher Erhabenheit und Gel�stheit, da� es f�r den Ir�n und die Ir�ner eine Wiedererweckung war und ihre Augen erfreut wurden. Er ging in niemandes Haus, suchte niemanden zu treffen. Jeder, der zu Ihm zu Besuch kam, wurde mit gr��ter Freundlichkeit empfangen. Er sprach von der alten Kultur des Ir�ns und von der besseren Lebensart und der Menschlichkeit seines Volkes. Er betrug sich so, da� alle Seine Gr��e und Seinen Adel best�tigten. Man konnte sehen und erkennen, da� der Ir�n gebildete, kultivierte, humane M�nner hervorgebracht hat.`" (nach der engl.�bersetzung von H.M.Balyuzi)

#511

Mirza Husayn Kh�n Mush�ru'd-Dawlih hatte Istanbul f�r immer verlassen und geleitete N�siri'd-D�n Sh�h bald nach Tihr�n zur�ck, wo sie in den ersten Februartagen 1871 eintrafen. Im November des gleichen Jahres wurde er in den Rang des Sadr-i-A`zam (Gro�wesirs) erhoben, der seit dem Sturz und der Entlassung des Mirza Aq� Kh�n-i-N�r� am letzten Tag des August 1858 vakant geblieben war. (Nebenbei sei bemerkt, da� unmittelbar nach dem Sturz des Mirza Aq� Kh�n auch seine Verwandten in Sh�r�z in Ungnade fielen - M�nner, die f�r die Greueltaten in Nayr�z verantwortlich waren: seine Vettern Mirza Na`�m und Shuj�`u'l-Mulk Mihr-`Al� Kh�n, ferner H�j� H�shim Kh�n, ein Beamter, der bis dahin als Leiter des Justizwesens hohes Ansehen genossen hatte.)

Weiter schreibt H�j� Mirza Haydar-`Al� �ber Mush�ru'd-Dawlih:

"Immer wieder sagte er bei Versammlungen in Anwesenheit von W�rdentr�gern und Granden: `Mit dem Gewicht der Macht von zwei Staaten und dem politischen Planungsstab von zwei Regierungen suchte ich Bahá'u'lláh Widerstand zu leisten und gegen Ihn anzuk�mpfen; je mehr ich es versuchte, desto gr��er wurden Seine Macht und Sein Einflu�.' Und dann erz�hlte er diese Geschichte von Shaykh Salm�ns Verhaftung und davon, wie er selbst die Bittschriften gelesen habe, die Shaykh Salm�n mit sich f�hrte, wodurch `ich erkannte, da� die M�chte der Welt au�erstande sind, sich dieser Sache entgegenzustellen.` Er machte dem Sh�h auch klar, da� jeder Widerstand gegen diese Menschen sich nur zum Schaden des Staates auswirkte. Immer wieder, wenn in kleineren oder gr��eren St�dten Persiens die Bahá'í von den Beamten auf Anstiften von B�swilligen oder aus eigener Habsucht verhaftet wurden, erwirkte dieser bemerkenswerte, weise, gerechte und freundliche Mann ihre Freilassung. Im Staatsrat erkl�rte er, da� die iranische Regierung mit der Vertreibung und Verbannung Bahá'u'lláhs einen schweren Fehler begangen habe, denn Seine Sache sei allbezwingend und werde sich �ber die ganze Welt ausbreiten. W�re Bahá'u'lláh im Ir�n gefangen, dann k�men in Zukunft die Menschen aus allen Teilen der Welt als Pilger zu Seinem Schrein, und dadurch w�chse der Wohlstand der Nation. So wie jetzt die Perser ihr Geld ausg�ben, um auf Pilgerreise nach Mekka und Medina und zu den heiligen Schreinen au�erhalb des Ir�ns zu fahren, so g�ben in sp�terer Zeit die Menschen ihr Geld aus, um den Schrein Bahá'u'lláhs und die Grabst�tten Seiner Gef�hrten sowie derer zu besuchen, die aus diesem Lande verbannt wurden." (nach der engl.�bersetzung von H.M.Balyuzi)

"Dieser Mann [Mush�ru'd-Dawlih] hat dem Volk und der Regierung Persiens mit gr��ter Treue und mit Scharfsinn gedient; nachdem er dieser Sache zuerst uns�glichen Schaden zugef�gt und sie unterdr�ckt hatte, beurteilte er schlie�lich die Dinge in der rechten Weise und im Lichte der Gerechtigkeit und erwies seine Dienste, wo er nur konnte." (nach der engl.�bersetzung von H.M.Balyuzi)

#512

Schon bald veranla�te Mush�ru'd-Dawlih N�siri'd-D�n Sh�h zu einem Besuch Europas. Der Monarch sollte sich selbst von den Fortschritten �berzeugen, die Europa und die Europ�er gemacht hatten. Diese Reise fand im Fr�hjahr 1873 statt. In Windsor verlieh K�nigin Viktoria dem Sh�h den Hosenbandorden - eine augenf�llige Geste freundschaftlicher Beziehungen.

Im Jahr davor hatte N�siri'd-D�n Sh�h am 25. Juli Baron Julius de Reuter, dem Gr�nder der weltbekannten Nachrichtenagentur, eine Konzession bewilligt, die viele Auswirkungen hatte. Auch diesen bedeutsamen Schritt hatte der neue Gro�wesir geplant und in die Wege geleitet. Unter die Reuter-Konzession fielen Projekte wie der Bau einer Bahnlinie vom Kaspischen Meer zum Persischen Golf, eine Stra�enbahnlinie in Tihr�n und die Erschlie�ung s�mtlicher Bodensch�tze des Landes. Reuter hatte damals bereits die britische Staatsangeh�rigkeit; deshalb war Ru�land mi�trauisch. Aber trotz solcher Bef�rchtungen und Verdachtsmomente wurde N�siri'd-D�n Sh�h in Sankt Petersburg durch Zar Alexander II. (1855-81) ein herzlicher Empfang bereitet.

In der Abwesenheit des Sh�hs hatte einer seiner Onkel, H�j� Farh�d Mirza Mu`tamidu'd-Dawlih, die Regentschaft �bernommen, und am Hofe hatte sich unter F�hrung des Au�enministers Mirza Sa`�d Kh�n Mu'taminu'l-Mulk eine Partei gegen den Sadr-i-A`zam gebildet. Diese Opposition war so stark angewachsen, da� N�si-ri'd-D�n Sh�h beim Betreten persischen Bodens im Hafen Anzal� gezwungen wurde, Mush�ru'd-Dawlih das Amt des Gro�wesirs zu nehmen. Es ist behauptet worden, da� die Russen gemeinsam mit Mirza Sa`�d Kh�n auf diese Entlassung Mush�ru'd-Dawlihs, der jetzt auch den Titel Sipahs�l�r-i-A`zam f�hrte, hingewirkt haben. Wie dem auch sein mochte, N�siri'd-D�n Sh�h war jetzt in sehr zorniger Verfassung, und sobald er seine Hauptstadt erreicht hatte, ergriff er Ma�nahmen, um die Partei am Hofe aufzubrechen und alle an dem Komplott Beteiligten auseinanderzutreiben. Das Au�enministerium wurde Mirza Sa`�d Kh�n abgenommen und Mush�ru'd-Dawlih �bertragen, und Mirza Sa`�d Kh�n wurde nach Mashhad in das Amt des Kustos am Schrein des Im�m Rid� abgeschoben. Aber der Posten des Sadr-i-A`zam blieb wieder einmal unbesetzt, bis er im Juni 1884 Mirza Y�suf Mustawf�yu'l-Mam�lik aufgezwungen wurde. Die Reuter-Konzession starb eines nat�rlichen Todes.� An dem Komplott gegen Mush�ru'd-Dawlih waren auch zwei der einflu�reichsten Geistlichen der Hauptstadt, H�j� Mull� `Al�y-i-Kan� und Siyyid Salih-i-`Arab, beteiligt, die in ihrer Kulturfeindlichkeit den Sadr-i-A`zam als Abtr�nnigen anprangerten und der Religionslosigkeit bezichtigten. Manche Autoren haben den Mu`tamidu'd-Dawlih, den Onkel des Sh�hs, als die treibende Kraft in dieser Verschw�rung hingestellt.

� Einzelheiten �ber das weitere Schicksal dieser Konzession, mit der eine neue Epoche eingeleitet wurde, finden sich bei Kazemzadeh: Russia and Britain in Persia, 1864-1914, S. 100-147.

#513

(Bildlegende: Mirza Y�suf-i-Asht�y�n�, der Mustawf�yu'l-Mam�lik)

Mirza Sa`�d Kh�n war mit dem Au�enministerium seit langem vertraut; er hatte das Amt nach dem Tod des fr�heren Inhabers Mirza Muhammad-`Al� Kh�n-i-Sh�r�z� im Februar 1852 �bernommen, zun�chst als stellvertretender und dann als eigentlicher Au�enminister. Zusammen mit Mirza K�zim Kh�n Niz�mu'l-Mulk, dem �ltesten Sohn von Mirza Aq� Kh�n, dem Sadr-i-A`zam aus N�r, war er 1852 an den Hinrichtungen der B�b� beteiligt. Sie hatten die ersten Sch�sse auf Mull� Husayn-i-Khur�s�n� abgegeben. Mirza Sa`�d Kh�n trug auch einen gro�en Teil der Verantwortung f�r die Verbannung Bahá'u'lláhs aus dem `Ir�q, indem er den Mush�ru'd-Dawlih in Istanbul dr�ngte, er solle die osmanischen Beh�rden �berreden, Bahá'u'lláh aus der Nachbarschaft des iranischen Staatsgebietes zu entfernen. Dann wieder hatte sich Mirza Sa`�d Kh�n gegen�ber den Bahá'í freundlich gezeigt, und zwar so sehr, da� sie lange glaubten, das als Shikkar-Shikan Shavand bekannte Sendschreiben sei an ihn gerichtet. (Vgl. Fu�note Kap. 23 S.184) Im Mai 1880 wurde Mirza Sa`�d Kh�n aus Mashhad zur�ckgeholt und noch einmal als Au�enminister eingesetzt. Er starb im Fr�hjahr 1884.

#514

Mirza Y�suf Mustawf�yu'l-Mam�lik, dessen Amtszeit als Gro�wesir nur von kurzer Dauer war - er starb innerhalb zwei Jahren nach seiner Ernennung -, geh�rte zu den bemerkenswertesten M�nnern seiner Zeit. Er war von Grund auf aufrichtig, unbestechlich und furchtlos; allgemein nannte man ihn "Aq�" oder "Jin�b-i-Aq�", selbst N�siri'd-D�n Sh�h nannte ihn so. Ihm wurde zwar zur Last gelegt, er habe an den Hinrichtungen der B�b� im Jahr 1852 teilgenommen und den ersten Schu� auf Mull� Zaynu'l-`Abi-d�n-i-Yazd� abgefeuert, doch stritt er dies beharrlich ab und schrieb in diesem Sinne auch an Bahá'u'lláh, der ihn mit einer wohlwollenden Antwort beg�nstigte. (Vgl. Anhang V S.554)

Mush�ru'd-Dawlih war nun zwar nicht mehr der Sadr-i-A`zam, doch konnte er N�siri'd-D�n Sh�h zu einem erneuten Besuch Europas bewegen. Dieser zweite Besuch fiel in das Jahr 1878, das Jahr des Berliner Kongresses; Europa befand sich in einem Zustand gro�er Unausgeglichenheit. Ru�land war in diesen Konflikt unmittelbar hineingezogen, doch gleichwohl bereitete es N�siri'd-D�n Sh�h wiederum einen warmen Empfang. Ein Truppenman�ver gro�en Stils fand zu seinen Ehren statt; er verliebte sich so sehr in die Uniformen, die Waffen und den ganzen Aufzug der russischen Kosaken, da� er den Zaren Alexander bat, ihm die Dienste einiger russischer Offiziere und Ausbilder zur Verf�gung zu stellen, die eine �hnliche Truppe f�r ihn auf die Beine stellen sollten. Dies waren die Anf�nge der persischen Kosakenbrigade (sp�ter -division), einer Truppeneinheit, die in den weiteren Geschicken des Ir�ns eine bedeutende Rolle spielen sollte und bis zum Herbst 1920 unter russischem Befehl verblieb. Oberst de Mantovitch (der erste Kommandeur und Organisator dieser Einheit) und sein Stab erreichten Tihr�n im Januar 1879. In Wien hatte N�siri'd-D�n Sh�h zus�tzlich eine Anzahl �sterreichischer Offiziere angeworben, die noch einen Monat fr�her als die Russen in der persischen Hauptstadt eintrafen. Auch sie wurden von einem Oberst befehligt, welcher Schynowski hie�; doch standen sie angesichts der russischen Konkurrenz vor einer hoffnungslosen Aufgabe. Es wird behauptet, da� die Wiedereinsetzung Mirza Sa`�d Kh�ns auf seinen fr�heren Posten unter dem Druck der Russen erfolgte, die Mush�ru'd-Dawlihs Politik mit Argwohn betrachteten. Im Dezember 1881 unterzeichneten Mirza Sa`�d Kh�n und der russische Botschafter einen Vertrag, der als Vertrag von Akh�l bekannt ist und unter dem der Ir�n auf alle Grenzanspr�che in Transoxanien verzichtete. Mush�ru'd-Dawlih wurde zuerst Gouverneur seiner Heimatstadt Qazv�n, dann sandte man ihn nach der Ermordung Zar Alexanders II. an der Spitze einer Delegation nach Sankt Petersburg, um Alexander III. das Beileid N�siri'd-D�n Sh�hs auszusprechen. Bei seiner R�ckkehr wurde er als Kustos des Schreins von Im�m Rid� und als Gouverneur der Provinz Khur�s�n nach Mashhad geschickt. Dort starb er im November 1881. Es herrscht allgemein die Auffassung, da� er auf Befehl von N�siri'd-D�n Sh�h vergiftet wurde.

#515

In seinem Tagebuch schreibt I`tim�du's-Saltanih, da� der Sh�h seine Freude offen zur Schau trug, als er vom Tode Mush�ru'd-Dawlihs erfuhr, und da� sich die Onkel des Sh�hs - Mu`tamidu'd-Dawlih und His�mu's-Saltanih - ebenso verhielten. N�siri'd-D�n Sh�h hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, kr�ftig zuzulangen, wenn ein Grande oder eine angesehene Person in seinem Reich als wohlhabender Mann starb. Mush�ru'd-Dawlih Sipahs�l�r-i-A`zam war da keine Ausnahme, obgleich seine Frau eine Tochter von Fath-`Al� Sh�h war. Im Tagebuch von I`tim�du's-Saltanih hei�t es: "In den letzten zwei Tagen waren alle Minister im Rat damit besch�ftigt, eine Liste der Schriften und Schmucksteine des verstorbenen Sipahs�l�r zu erstellen. Sein Testament und seine Kontoausz�ge sind noch nicht vorgelegt worden." In einem anderen Eintrag dieses Tagebuches hei�t es: "Hak�mu'l-Mulk [Mirza `Al�-Naq�] ist vom Sh�h beauftragt worden, mit Qamaru's-Saltanih, der Witwe des verstorbenen Sipahs�l�r, zu verhandeln und f�r den Sh�h einen Erl�s aus dem Grundbesitz zu herauszuholen ..."��

� I`tim�du's-Saltanih: R�zn�miy-i-Kh�tirat, S.129, 136, 143, 145 - �hnlich lag der Fall bei `Im�du'd-Dawlih, einem Kadscharenprinzen und Gouverneur von Kirm�nsh�h. Als er starb, wurde dar�ber gesprochen, da� sein Schwiegersohn I`tim�du's-Saltanih sich eilends in diese Stadt begeben und die hinterlassenen Schmuckst�cke und anderen Reicht�mer einsammeln solle, haupts�chlich zum Nutzen von N�siri'd-D�n Sh�h. Er verzichtete jedoch auf diese Ehre.

#516

Der Titel Mush�ru'd-Dawlih ging jetzt an Yahy� Kh�n Mu`tamidu'l-Mulk, den Bruder von Mirza Husayn Kh�n, der allgemein ebenfalls als Sipahs�l�r bekannt ist. Dies ist der Name der pr�chtigen Moschee mit theologischer Hochschule, welche er in Tihr�n erbaute und reich ausstattete. Die Moschee und auch die Hochschule (die �brigens eine der besten Bibliotheken Persiens besitzt und beherbergt) haben in der weiteren Geschichte der Nation eine bedeutende Rolle gespielt. Neben der Moschee liegt Baharist�n, der Sitz des Unterhauses des persischen Parlaments, ein Geb�ude, das trotz seiner Zerst�rung nach dem Staatsstreich� von Muhammad-`Al� Sh�h im Jahr 1908 und dem anschlie�enden Wiederaufbau die urspr�ngliche Pracht noch gut erkennen l��t. Auch Baharist�n war eine Sch�pfung Sipahs�l�r-i-A`zams, die N�siri'd-D�n Sh�h kassiert hat. Muzaffar�'d-D�n Sh�h, der Sohn N�siri'd-D�ns, vermachte es der Nation als Sitz des Parlaments, als eine Verfassung ausgerufen wurde.

� s. Balyuzi: Edward Granville Browne and the Bahá'í Faith, S. 89, 93f

Auch der neue Mush�ru'd-Dawlih war eine Zeitlang Au�enminister; in seiner Amtsperiode setzte der amerikanische Pr�sident Arthur im Winter 1882-83 S. G. W. Benjamin als Interessenvertreter der Vereinigten Staaten in Tihr�n ein: dieser wurde der erste amerikanische Botschafter in Persien. Im Januar 1885 kaufte N�siri'd-D�n Sh�h von Deutschland f�r Operationen im Persischen Golf ein 600-Tonnen-Schiff, das er Persepolis nannte, dazu ein kleineres Schiff mit Namen Sh�sh. Beide Schiffe standen unter deutschem Kommando. Der erste deutsche Gesandte, Graf von Braunschweig, er�ffnete eine deutsche Schule in Tihr�n, deren Sch�ler zur Weiterbildung nach Deutschland geschickt wurden. Man sprach davon, da� die Deutschen eine Konzession f�r den Bau einer Bahnlinie erhalten sollten. Die Operationen von Deutschen im Persischen Golf verschreckten die Engl�nder, und der Bau einer Bahnlinie in Nordpersien verschreckte die Russen. Im Jahr 1887 mu�te N�siri'd-D�n Sh�h Ru�land die Versicherung abgeben, da� er unter gar keinen Umst�nden jemals einer fremden Macht ohne Zustimmung der Regierung des Zaren eine Konzession zum Bau von Eisenbahnlinien erteilen werde. Ein Jahr sp�ter wurde auf Dr�ngen der Briten den diplomatischen Vertretungen in Tihr�n offiziell mitgeteilt, da� alle ausl�ndischen Kaufleute sich ungehindert am Flu�lauf des K�r�n in der (jetzt erd�lf�rdernden) Provinz Kh�zist�n bet�tigen k�nnten. Sofort nach dieser Ank�ndigung begann die britische Firma Lynch Brothers mit Gesch�ften am K�r�n. Ru�land verlangte einen Ausgleich, da es dies als britischen Sieg betrachtete, und erhielt das Recht zur Benutzung der K�stengew�sser im Kaspischen Meer beim Hafen Anzal�.

#517

In dem gleichen Jahr 1888 erhob N�siri'd-D�n Sh�h den Am�nu's- Sultan, Mirza `Al�-Asghar Kh�n, zum Sadr-i-A`zam, nachdem dieses hohe Amt seit dem Tode von Mustawf�yu'l-Mam�lik vakant geblieben war. Am�nu's-Sultan ist wie sein Gegenspieler Mirza Malkam Kh�n N�zimu'd-Dawlih - damals persischer Botschafter am britischen K�nigshof - eine umstrittene Figur in der persischen Geschichte. Er hatte Bewunderer und heftige Kritiker. Ohne Zweifel war er ein kluger und f�higer Kopf, wie sein rasches Handeln bei der Ermordung von N�siri'd-D�n Sh�h zur Gen�ge bewies. Aber er war ein ganz anderer Mann als der Sipahs�l�r oder als Mustawf�yu'l-Mam�lik. N�siri'd-D�n Sh�h �berredete er zu einem dritten Besuch Europas. Mit gro�em Gefolge - zu dem neben dem Sadr-i-A`zam auch dessen erbitterter Gegner und Kritiker, unser Tagebuchschreiber I`tim�du's-Saltanih, geh�rte - verlie� der Sh�h im April 1889 Tihr�n und reiste �ber Kaukasien nach St.�Petersburg, wo ihm Zar Alexander III. einen eindrucksvollen Empfang bereitete, wie es schon sein Vorg�nger getan hatte. Auch Gro�britannien hatte N�siri'd-D�n Sh�h eine ausdr�ckliche Einladung �bermittelt. K�nigin Viktoria, der Prince of Wales (der sp�tere Eduard VII.) und der Premierminister Lord Salisbury empfingen den Sh�h in bemerkenswert freundlicher Weise. Er hielt sich einen vollen Monat in England auf; doch hatte dieser lange Besuch, der anscheinend so erfolgreich verlief, bittere Folgen, wie wir gleich sehen werden. Auf dieser dritten Europareise kam es auch zu einem Treffen mit Siyyid Jam�lu'd-D�n-i-Asad�b�d� - bekannt als Afgh�n� -, das in M�nchen stattfand, sowie zu einer Einladung an diesen zu einem zweiten Besuch im Land seiner V�ter. Sein voriger Besuch hatte 1886 beinahe zu einem schrecklichen Ende gef�hrt; diesmal f�hrte der Besuch zur Katastrophe.

#518
(Bildlegende: N�siri'd-D�n Sh�h 1889 in Paris)

Siyyid Jam�lu'd-D�n stellte den eigentlichen Unruheherd in der mittel�stlichen Politik dar und war der sch�rfste Verfechter des Panislamismus. Von vornherein sei es gesagt, da� er dem Glauben Bahá'u'lláhs keineswegs freundlich gegen�berstand.� Aber Siyyid Jam�lu'd-Din war ohne Zweifel ein sehr bemerkenswerter Mann - hochbegabt, beredt, gelehrt, mit scharfer Zunge und ebenso scharfer Feder. Er konnte sanftm�tig� und unnachgiebig sein. Professor Elie Kedourie von der London School of Economics and Political Science schreibt �ber ihn: "Es zeigt sich, da� die tats�chliche LaufBahá dieses Weisen aus dem Morgenland von seinem legend�ren Ruf ziemlich abweicht. Was diese LaufBahá anzuk�ndigen schien - politischen Aktivismus und die Umwandlung der Religion in eine politische Ideologie -, hat jetzt stattgefunden, und die Folgen sind f�r uns �berall sichtbar. Ebenso bemerkenswert ist, da� dieser Mann und seine Anh�nger, die bei richtiger Einsch�tzung als Unterwanderer des Islam, wie ihn die Orthodoxen verstehen und praktizieren, zu gelten haben, mit ihren Doktrinen kaum jemals, wenn �berhaupt, auf Kritik oder gar Widerlegung durch die Vertreter der Orthodoxie gesto�en sind."� Halab�, ein gut informierter, differenziert abw�gender persischer Biograph Siyyid Jam�lu'd-D�ns schreibt: "Ein Punkt sollte in diesem Vorwort erw�hnt werden, der zum Verst�ndnis Siyyid Jam�lu'd-D�ns und seines Denkens beitr�gt: Wer oder was auch immer Siyyid Jam�lu'd-D�n war - er glaubte fest an das, was er wu�te und was er tat, und er war ein Mann des Handelns. Er verabscheute den Tyrannen mehr als irgendeinen anderen Menschen. Einer seiner brillanten Gedanken, von dem er immer wieder sprach, lautet: `Ich stelle mich gegen den Tyrannen, aber auch gegen das Opfer der Tyrannei. Den Tyrannen betrachte ich als Feind, weil er Tyrannei aus�bt; das Opfer der Tyrannei mag ich nicht, weil es sich tyrannisieren l��t und damit bewirkt, da� der Tyrann immer k�hner wird.`" Halab� zieht eine interessante Parallele zwischen Midhat P�sh� und Siyyid Jam�lu'd-D�n. Beide hatten unter unvers�hnlichen Tyrannen schwer zu leiden. Der erstere erfuhr von Sultan `Abdu'l-Hamid, der zweite von N�siri'd-D�n Sh�h gro�es Unrecht. Als Midhat P�sh� freikam und Europa erreichte, lie� er sich nicht auf eine heftige Beschimpfung des Sultans ein; Siyyid Jam�lu'd-D�n dagegen er�ffnete, sobald er persischen Boden verlassen hatte, eine Hetzkampagne gegen den Sh�h, die letzten Endes diesen selbstherrlichen Monarchen vernichtete. Der Siyyid war mitten in seiner Hetzjagd begriffen, als Edward Browne mit ihm in London zusammenkam. Browne schreibt: "... Ich traf ihn auf Einladung des inzwischen verstorbenen Prinzen Malkom Kh�n in dem Haus in Holland Park, das bis zu dem Streit dieses bedeutenden Diplomaten mit dem Sh�h im Jahr 1889 das persische Botschaftsgeb�ude war... W�hrend seines Aufenthalts in London sprach er vor mehreren Versammlungen und schrieb verschiedene Artikel �ber `Die Schreckensherrschaft in Persien', wobei er den Charakter des Sh�hs und sogar dessen Geisteszustand aufs heftigste angriff."

� s. Balyuzi: Edward Granville Browne and the Bahá'í Faith, S. 89, 93f - Siehe Register unter Jam�lu'd-D�n al-Afgh�n�, Siyyid

� Der Vater des Verfassers notierte in seinem Tagebuch unter Sonntag, dem 3. Oktober 1886: "Machte heute morgen einen Besuch bei Siyyid Jam�lu'd-D�n. Er hat in unserer N�he Quartier genommen. Er ist ein sehr sanfter, freundlicher Mann, der sich in arabische Gew�nder kleidet und einen kleinen schwarzen Turban um den Kopf geschlungen tr�gt. Er ist untersetzt, seine Haut olivenfarben. Kann sein, da� er schon �ber f�nfzig ist. Sein Bart ist schwarz und kurz geschnitten. Er hat mir erz�hlt, da� er zwar als Afgh�n� unterzeichnet, in Wahrheit aber aus Hamad�n stammt. In jungen Jahren war er in die heiligen St�dte des `Ir�q gegangen, um dort seine Studien fortzusetzen. Von dort ging er nach Afgh�nist�n. Das war vor fast drei�ig Jahren. In der Zwischenzeit ist er viel herumgereist und hat eine Zeitlang in �gypten gelebt. Er ist ein sehr gelehrter, talentierter Mann. Es hat Spa� gemacht, sich mit ihm zu unterhalten."

� Kedourie: Afghani and `Abduh, S.63

Halab�: Zindig� va Safarh�y-i-Siyyid Jam�lu'd-D�n-i-Asad�b�d�, S.8 des Vorworts.

Browne: The Persian Revolution p.11
#519

(Bildlegende: Siyyid Jam�lu'd-D�n-i-Asad�b�d�, bekannt als der Afghane (aus Browne: The Persian Revolution of 1905-1909)

#420
(Bildlegende: Sultan `Abdu'l-Hamid II)
#521

Auch die Entfremdung von Mirza (oder Prinz) Malkam Kh�n war eine direkte Folge der dritten Europareise des Sh�hs. Bei einem zweifelhaften Gerangel um Konzessionen f�r eine Staatslotterie f�hlte sich Malkam (der wie Siyyid Jam�lu'd-D�n einen sehr fl�ssigen Stil schrieb) von N�siri'dD�n Sh�h und seinem Sadr-i-A`zam auf schlimme Weise hintergangen und gedem�tigt, und der habgierige Monarch f�hlte sich �bers Ohr gehauen. Dadurch kam es zwischen beiden zu sehr gespannten Beziehungen und schlie�lich zum Bruch. Malkam war ein Sch�tzling von Mirza Husayn Kh�n Mush�ru'd-Dawlih, der ihn vor dem politischen Abseits bewahrte, als er zum erstenmal mit N�siri'd-D�n Sh�h zusammengesto�en war. Der Leser wird sich auch erinnern, da� Bahá'u'lláh ihn in Baghdad aus den F�ngen von Mirza Buzurg Kh�n befreite.

Malkam begr�ndete jetzt in London eine Zeitschrift, die er Q�n�n (Gesetz) nannte und von der insgesamt einundvierzig Ausgaben erschienen. UnAbhangig von diesem Organ der Kritik schrieb Malkam st�ndig politische und soziale Kampfschriften. Hauptzielscheibe der w�tenden Kritik Malkams war Mirza `Al�-Asghar Kh�n Am�nu's-Sultan. Ein k�niglicher Erla� verbot das Einschmuggeln des Q�n�n in den Ir�n, aber trotz dieses Verbotes erreichte die Zeitschrift viele einflu�reiche Personen. Und N�siri'd-D�n Sh�h erteilte unter der F�hrung und Weisung des Am�nu's-Sultan weiterhin Konzessionen, die weitreichende Auswirkungen hatten. Im Dezember 1889 erhielt Reuter die Konzession zur Er�ffnung einer Bank und zur Ausgabe von Banknoten; so entstand die Persische Reichsbank (Imperial Bank of Persia). Im Januar 1890 wurde der russischen Regierung die Konzession zum Bau von Stra�en und Eisenbahnen im Norden erteilt, und im M�rz des gleichen Jahres ging an Major Gerald F. Talbot die Konzession zur Errichtung eines Tabakmonopols in Persien.� Diese Konzession, als die Tabak-R�gie in die Geschichte eingegangen, erregte bei den Tabakanbauern und bei den vielen H�ndlern, deren Gesch�ft im Kauf und Verkauf von Tabak bestand, einen solchen Sturm der Entr�stung, da� ein �ffentlicher Protestschrei zum Eingreifen Mirzay-i-Sh�r�z�s f�hrte, des einflu�reichsten Theologen seiner Zeit. Er verk�ndete ein allgemeines Tabakverbot. N�siri'd-D�n Sh�h mu�te zu seiner gro�en Verbl�ffung erleben, da� in seinem eigenen Harem die Wasserpfeife oder qaly�n beiseitegelegt wurde. Nur ein m�chtiger Geistlicher in Tihr�n, Siyyid `Abdu'll�h-i-BihBahan� (der in sp�teren Jahren eine gro�e Rolle in der Konstitutionellen Bewegung spielen sollte), wagte es, das Verbot zu mi�achten, und erschien mit dem qaly�n auf der Kanzel. Im April 1892 mu�te N�siri'd-D�n Sh�h von der neu errichteten Reichsbank 500.000 Pfund Sterling gegen Sicherheit aus den Zolleinnahmen im S�den ausleihen, diese als Entsch�digung an die britische Gesellschaft zahlen und die Tabak-R�gie r�ckg�ngig machen.

� Die Geschichte dieser und anderer Konzessionen kann in Kazemzadeh: Russia and Britain in Persia, 1864-1914 im einzelnen nachgelesen werden.

#522

N�siri'd-D�n Sh�h hatte jetzt damit begonnen, die Gesinnungsgenossen Mirza Malkam Kh�ns und Siyyid Jam�lu'd-D�ns aufzusp�ren und ins Gef�ngnis zu bringen. Der Mann, dessen Kugel er selbst schlie�lich zum Opfer fallen sollte, wanderte bei diesem Anla� zusammen mit vielen anderen ins Gef�ngnis. Auch zwei namhafte Baha'i, H�j� Abu'l-Hasan-i-Ardak�n�, genannt H�j� Am�n, und H�j� Mull� `Al�-Akbar-i-Sh�hMirzad�, genannt H�j� Akhund, wurden verhaftet und eingekerkert. Nach diesen Ereignissen offenbarte Bahá'u'lláh das Lawh-i-Duny� (Sendschreiben �ber die Welt).

N�siri'd-D�n Sh�h hatte nach der Aufhebung der Tabak-R�gie noch vier Jahre zu leben. Am Vorabend seiner Jubil�umsfeierlichkeiten, am 19. April 1896, traf ihn im innersten Schrein des Hadrat-i-`Abdu'l-`Azam die Kugel des Mirza Rid�y-i-Kirm�n�, eines Parteig�ngers von Siyyid Jam�lu'd-D�n, die ihm das Herz aufri�, so da� er auf der Stelle starb. Nur die Klugheit und das rasche Eingreifen des Am�nu's-Sultan, der die Ermordung des Sh�hs mit Erfolg geheimhalten konnte, rettete an diesem Tag die Situation und bewahrte die Hauptstadt vor dem Chaos.

Als der Attent�ter bei seiner Vernehmung gefragt wurde, warum er den Monarchen und nicht einen der hochgestellten M�nner - etwa K�mr�n Mirza N�yibu's-Saltanih, einen Sohn des Sh�hs - niedergestreckt habe, unter denen er pers�nlich so sehr zu leiden hatte, da antwortete dieser Sch�ler Jam�lu'd-D�ns mit einem Vers aus dem Mathnav�, dem unsterblichen Werk des Jal�li'd-D�n-i-R�m�: "Ein Fisch f�ngt am Kopf, nicht am Schwanz an zu faulen."

#523
+A2 #524
Anhang II

Bittschriften an Konsuln vor der Weiterverbannung Bahá'u'lláhs nach `Akka

Es folgen hier knappe Angaben zu bestimmten Dokumenten, die sich in Regierungsarchiven befinden. (vgl. hierzu Kap.29 S.304f) Eine umfassendere Darstellung dieser Dokumente in einem sp�teren Band ist geplant.�

� Vgl. Moojan Momen (ed.) The Báb� and Bahá'í Religions 1844 - 1944 Some Contemporary Western Accounts, Oxford 1981 p.185 ff

Am 6. August 1868 sandte John E. Blunt, der britische Konsul in Adrianopel, an den britischen Regierungsvertreter in Istanbul, Elliot, folgende Mitteilung:

"Hiermit habe ich die Ehre, Euer Exzellenz die Kopie eines Briefes zu �bermitteln, welchen Hochw�rden Rosenberg, protestantischer Missionar allhier, an mich gerichtet hat bez�glich eines gewissen Shek [Shaykh] Mirza Hussein Ali Effendi [Bahá'u'lláh], Oberhaupt einer persischen Sekte namens `Babee', der in den letzten sechs Jahren mit einer Gruppe von 40 seiner Anh�nger in Adrianopel in der Verbannung gelebt hat und jetzt nach Gallipoli und von dort, soviel ich wei�, ins Innere Afrikas deportiert werden soll." (Bericht brit.Konsul FO 195.901)

"Gestern hatte ich, bevor dieser Brief an mich geschrieben wurde, den Besuch von Hochw�rden Rosenberg und von Boghos Agha, dem Oberhaupt der hiesigen protestantischen Gemeinde, die mich baten, alles zu unternehmen, um die osmanischen Beh�rden von einer Deportation dieses Shek und seiner Anh�nger abzubringen. Da sie mir jedoch gleichzeitig mitteilten, da� die Ma�nahme, gegen die sich die Beschwerde des Shek richtet, nicht von den genannten Beh�rden ausgeht, sondern auf einem von der Hohen Pforte an sie ergangenen kaiserlichen Befehl beruht, lehnte ich es h�flich ab, ihrer Bitte zu entsprechen." (Bericht brit.Konsul FO 195.901)

#525

"Daraufhin sagte Rosenberg, er werde an mich den hiermit beigef�gten Brief richten, und �u�erte die Hoffnung, da� ich den Fall Eurer Exzellenz unterbreiten werde. Ich wei� nicht, was die Lehren dieser `Babee'-Sekte sind. Hochw�rden Rosenberg und Boghos Agha glauben, da� sie sie aus den Heiligen Schriften �bernommen haben, und dieser Glaube hat verst�ndlicherweise ihre Sympathie und ihren Einsatz f�r den Shek ausgel�st. Ich kann nur sagen, da� der fragliche Shek in dieser Stadt ein beispielhaftes Leben gef�hrt hat, da� ihm die ortsans�ssigen Mohammedaner Sympathie, verbunden mit Hochachtung und Wertsch�tzung, entgegenbringen und da� er von den osmanischen Beh�rden gut behandelt worden ist. Hier herrscht allgemein der Eindruck vor, da� die Verfolgung, der er jetzt ausgesetzt ist, ihren Ursprung bei der persischen Regierung und bei der persischen Botschaft in Konstantinopel hat." (Bericht brit.Konsul FO 195.901)

Der in diesem Brief erw�hnte Hochw�rden Rosenberg war ein Missionar der Britischen Gesellschaft zur Verbreitung des Evangeliums unter den Juden. Wie auch aus dem Brief hervorgeht, war er es, der Blunt auf die f�r Bahá'u'lláh bedrohliche Situation aufmerksam gemacht hatte. Wenige Tage sp�ter, am 10. August, lie� Blunt ein zweites Schreiben folgen, in dem er auf einen Appell eingeht, den Bahá'u'lláh angeblich an ihn gerichtet hat:

"Bezugnehmend auf meine Mitteilung Nr. 54 vom 6. d.M. betr. den Fall des Shek Hussein Ali Effendi, Oberhaupt der persischen `Babee'-Sekte, habe ich die Ehre, Euer Exzellenz des weiteren mitzuteilen, da� ich heute morgen von dem in Rede stehenden Shek das beigef�gte, auf t�rkisch geschriebene Papier erhalten habe, in dem er den Schutz dieses Konsulates anruft. Ein �hnlicher Hilferuf des Shek ist auch an meine Kollegen in dieser Stadt ergangen." (Bericht brit.Konsul FO 195.901)

"Kurz nachdem die fragliche Beschwerde in meine H�nde gelangte, suchte mich mein �sterreichischer Kollege auf und fragte, was ich in dieser Angelegenheit zu tun ged�chte. Ich erwiderte, da� dies nach meiner bescheidenen Meinung kein Fall sei, in den ich auf der Stelle, ohne Anweisung meiner Botschaft, von Amts wegen eingreifen k�nne, und da� ich Euer Exzellenz �ber den Fall schon Bericht erstattet h�tte. Monsieur de Camerloher schien genau der gleichen Meinung zu sein und sagte mir, da� er den Fall bereits Baron Prokesch unterbreitet habe." (Bericht brit.Konsul FO 195.901)

#526

"Da aber Monsieur de Camerloher gute Gr�nde zu der Annahme hat, da� der Shek und seine Gesellschaft von der osmanischen Regierung in die Gewalt der persischen Beh�rden ausgeliefert werden sollen und da� sich die osmanische Regierung durch eine solche Handlungsweise gegen�ber diesen ungl�cklichen Leuten eines Vertrauensbruches schuldig machen w�rde, der ihr Leben bedrohen und gleichzeitig das Ansehen der Regierung sch�digen w�rde, kamen wir �berein, an unsere jeweilige Botschaft das Telegramm zu senden, das wir heute morgen abgeschickt haben und von dem hier eine Kopie folgt:" (Bericht brit.Konsul FO 195.901)

"`Hussein Ali Effendi wird mit siebzig anderen heute nach Gallipoli verschickt, wo er einem Agenten des Sh�hs �bergeben wird. Er hat dem ausl�ndischen Konsularischen Corps eine schriftliche Bitte um Schutz zukommen lassen. Die Unterzeichneten haben beschlossen, Anweisungen von ihren Botschaften einzuholen, bevor sie t�tig werden. Mein Kollege bittet darum, das hier Vorliegende an Baron Prokesch weiterzuleiten.`" (Bericht brit.Konsul FO 195.901)

"Ich bitte noch hinzuf�gen zu d�rfen, da� Baron Prokesch nach Angabe meines �sterreichischen Kollegen den Shek pers�nlich kennt und in einer schriftlichen Mitteilung an das hiesige Konsulat mit gro�er Entschiedenheit f�r ihn eingetreten ist. Zu meinem Bedauern hatte ich wegen des fr�hen Abgangs der heutigen Post nicht mehr die Zeit, eine �bersetzung des inliegenden Papieres anzufertigen." (Bericht brit.Konsul FO 195.901)

Ungl�cklicherweise befindet sich die Anlage zu Blunts Mitteilung nicht in den Unterlagen des British Public Record Office. Da Blunt jedoch angab, ein �hnlicher Hilferuf sei auch an die anderen Konsulate in Adrianopel gegangen, wurden die Archive des franz�sischen Au�enministeriums daraufhin durchsucht. Es ergab sich, da� in der Tat der gesch�ftsf�hrende franz�sische Konsul Ferdinand Ronzevalle am 14. August 1868 ein solches Bittschreiben an den franz�sischen Regierungsvertreter Nicolas Bour�e weitergeleitet hat. Der Wortlaut dieses Bittschreibens besteht aus acht t�rkisch geschriebenen Zeilen mit Unterschrift und Siegel "Husayn-`Al�".

#527

Somit haben also mindestens drei Vertreter ausl�ndischer M�chte in Istanbul Nachforschungen wegen Bahá'u'lláh angestellt. Sie alle erhielten von `Al�-P�sh� oder Fu'�d-P�sh� die gleiche Antwort: Diese Weiterverbannung sei deswegen erfolgt, weil die Anh�nger Bahá'u'lláhs versuchten, unter den Muslimen Uneinigkeit zu sch�ren, indem sie sie zu einer neuen Religion bekehren wollten; die persische Botschaft habe damit �berhaupt nichts zu tun.

Am 13. August 1868 berichtete Blunt:

"Bitte vermelden zu d�rfen, da� ich in besagter Angelegenheit gem�� dem Befehl von Euer Exzellenz gehandelt habe. Bevor ich diesen Befehl erhielt, bat mich ... Mirza Hussein Ali durch Hochw�rden Rosenberg um meinen Besuch, doch lehnte ich ergebenst ab, da er in seinem Haus festgehalten und von der Polizei streng bewacht wurde ... Der Mirza und seine Anh�nger wurden letzten Montagabend von hier nach Gallipoli verschickt ..." (Bericht brit.Konsul FO 195.901)

Rosenberg setzte jedoch seine Bem�hungen um Bahá'u'lláh fort. Am 15. August 1868 �bersandte er Blunt die Kopie eines Schreibens, in dem Bahá'u'lláh die Evangelische Allianz in London darum gebeten haben soll, sich bei den osmanischen Beh�rden daf�r zu verwenden, da� religi�se Toleranz auch auf die Bahá'í ausgedehnt w�rde. Die Evangelische Allianz hatte es sich zur besonderen Aufgabe gemacht, religi�se Toleranz f�r die Christen in aller Welt zu erwirken.

+A3 #528
Anhang III
Das Nachspiel der Belagerung von Plewen

Die folgenden Ausz�ge aus The Balkan Volunteers�, einem Buch �ber die in dem Krieg von 1877-78 von England zur Verf�gung gestellten �rzte und Helfer, belegen zur Gen�ge die Darstellung des t�rkischen Hauptmanns, der von `Blut` gesprochen hatte, das `unter B�umen und Steinen` flo�. (Vgl. S.310 in Kapitel 29)

� Anderson: The Balkan Volunteers S.148ff S.181f

"Der Zustand der Verwundeten in den Hospit�lern von Plewen war schlimmer als alles, was sie [die britischen �rzte] bisher erlebt hatten. Ryan, der einzige britische Arzt in der belagerten Festung, geleitete sie durch die R�ume mit den Verwundeten, wo er sich abgearbeitet hatte - ohne ein Medikament au�er Chloroform, ohne antiseptische Binden, ohne Vorr�te, ohne Fleischbr�he. Aus Farbdrucken vom Basar hatte man Verb�nde gemacht; der Farbstoff erwies sich als giftig. Wunden hatte man mit Watte gestillt. Es gab Pocken-, Brand- und Typhusf�lle, und jeder hatte L�use. Wie der Korrespondent der Times schrieb, war der Zustand der Hospit�ler so, da� `Defoes Beschreibung des Auss�tzigenheimes w�hrend der Pest dagegen eine Kleinigkeit war` ..."

"Plewen fiel, und der gro�e R�ckzug begann. T�rkische Truppen setzten sich durch Schlamm, Schnee und Eis ... nach Philippopel (Plovdiv), ... nach Varna, ... von der serbischen Grenze nach Gallipoli, nach Saloniki ab. Mit ihnen zogen die Fl�chtlinge, die sich �ber dieselben Ochsenwege schleppten, �ber dieselben Bergh�nge dahinkrochen: das Rinnsal von vor sechs Monaten war zum rei�enden Strom geworden, die gesamte muselmanische Bev�lkerung Bulgariens und Rumeliens wich vor den moskowitischen R�chern zur�ck... Der R�ckzug wurde zur wilden Flucht ..."

#529

"... Als im Hospital von Adrianopel der Befehl zur Evakuierung gegeben wurde, ergriffen die t�rkischen Massen und das t�rkische Personal die Flucht, und die [britischen] �rzte von Stafford House `gingen aufs Feld, fingen die Ochsen ein, spannten sie ins Joch und trugen dann selbst die Verwundeten aus den Stationen hinunter.' In Philippopel wurden achthundertf�nfzig Verwundete in leere Lagerh�user l�ngs der Bahnstation gepfercht, wo sie auf Z�ge warteten, die niemals eintrafen. In der Stadt herrschten Panik und Tumult, H�user standen in Flammen, ... bis nach zwei Tagen die Russen einmarschierten; die Anzahl der noch lebenden Verwundeten in den Lagerh�usern war bereits auf einhundertzwanzig geschrumpft ..."

"In Rustschuk war der Ausgang noch dramatischer. Eine russische Granate schlug am 29. Dezember 1877 im Hospital ein. Die beiden �rzte, Stiven und Beresford, st�rzten hinaus und schwenkten die Flagge mit dem Roten Halbmond wie wild auf und ab, aber es kamen immer neue Granaten. Die �rzte hatten die ganze Nacht damit zu tun, ihre Patienten aus den zerschossenen Stationen in die anderen zu �berf�hren. Am n�chsten Tag begann die Beschie�ung von neuem. Alle Patienten, die noch laufen konnten, sowie das Hauspersonal st�rzten voll Panik aus den Geb�uden in den Schnee hinaus; Stiven berichtet, da� deshalb `Dr. Beresford und ich mit etwa achtzig Patienten ganz allein zur�ckblieben und sehen mu�ten, was wir noch f�r deren Sicherheit tun konnten.` Bis Einbruch der Nacht waren etwa drei�ig bis vierzig Granaten im Hospital eingeschlagen; dann h�rte das Feuer auf, und die beiden �rzte konnten ihre Patienten aus dem zerst�rten Geb�ude in die Stadt �berf�hren. Am n�chsten Tag brachten sie sie mit der Bahá nach Varna und in das dortige Hospital ..."

"Young Sandwith ... und Hume, zwei Veteranen aus dem serbischen Feldzug, stie�en zu Baker Pashas Division, die sich auf der Flucht von Tatar-Pazardschik nach Philippopel und von dort weiter �ber das Rhodopegebirge befand. Der Telegraf und die EisenBahá waren au�er Betrieb, und Sandwith kam auf einer steil abfallenden Strecke auf vereister Stra�e nicht weiter. Hume gelangte schneller, aber nicht weniger gef�hrlich nach Philippopel: Er unternahm seine Reise auf der Bahnlinie, zuerst mit einer Lokomotive, die er organisiert hatte, dann auf einer Draisine mit Handbetrieb. Der R�ckzug nach S�den �ber das Gebirge war furchtbar: `Auf jeder Seite in Eis und Schnee strampelnde und st�rzende Pferde, Soldaten und Verwundete, dazwischen in schrecklichem Durcheinander Frauen und Kinder, die aus ihren abgebrannten H�usern flohen und alle mit letzter Kraft bergauf kraxelten. Unten in der Ebene konnte man die Kosaken sehen, die zum Fu� des Berges vorr�ckten und von dort aus in die verzweifelten Massen feuerten ...`"

#530

"... An der Bahnstation Tatar-Pazardschik str�mten t�glich Tausende in die offenen Waggons, `wei�, schwarz und blau gefroren', und Bartlett tat, was er konnte - an irgendeine geordnete Systematik war nicht zu denken -, um ihnen Essen und etwas W�rme zu geben. Dann wurde die tiefer gelegene Bahnlinie abgeschnitten, und alles Warten war umsonst. Zusammen mit den Tausenden war er gezwungen, �ber das Rhodopegebirge den R�ckzug zum Meer anzutreten."

"Master� hatte mehr Gl�ck. Er war einen ganzen Monat in Sofia gewesen, bevor die Stadt an die Russen fiel. Zum Preis von 1�Penny pro Person und Tag hatte er dort eine Suppenk�che f�r f�nfundzwanzigtausend Fl�chtlinge eingerichtet. `Jede Person erhielt ungef�hr dreiviertel Liter gute, starke Suppe und gen�gend Feuerholz, um sich warmzuhalten.' Er fuhr mit dem Zug ab, bevor die Russen kamen. Es war eine langwierige Reise, die immer grauenvoller wurde. Der Zug ben�tigte drei Tage von Adrianopel bis Konstantinopel; die offenen Waggons waren vollgepackt mit Frauen, Kindern und Soldaten, die schutzlos, ohne Heizungsm�glichkeit oder Verpflegung, dort zusammengedr�ngt waren; viele starben, einige gebaren Kinder, andere glaubten an keine Zukunft mehr - `fast wahnsinnig vor Gram, Entsetzen und Hunger werfen sie ihre Kinder �ber die Br�cken, wenn sie mit dem Zug dar�ber fahren ...' An einer Station zwischen Adrianopel und Konstantinopel war Blunt pausenlos damit besch�ftigt, Brot und Kleidung auszuteilen; aber die Menschenmenge war zu gro�: er konnte tun, was er wollte - es schien weniger als der Tropfen auf den hei�en Stein. Master, den man von Konstantinopel aus mit einem Eisenbahnwagen voll Nahrungsmittel heraufgeschickt hatte, traf Blunt ersch�pft und krank an. Er l�ste ihn ab: `Ich brachte es gerade noch fertig, den Leuten etwas zu essen zu geben, aber ich konnte nichts gegen die K�lte tun. Eine Leiche nach der anderen kam aus den G�terwagen zutage, wurde weggetragen und begraben, ... es war ein furchtbares Bild - und doch verhielten sich die Fl�chtlinge ganz ruhig. Ich h�rte kaum einen Piepser - au�er von den Tscherkessen, die damit drohten, sie w�rden den Bahnhof abbrennen, wenn der Bahnhofsvorsteher den Zug nicht sofort weiterfahren lasse. Diese Herren gingen auch mit Messern gegen meinen Brotwagen vor, doch konnte ich den Wagen noch rechtzeitig zumachen.`"

� Robert E.Master, der bei der Verteilung des t�rkischen Unterst�tzungsfonds half (H.M.B.)

"Am Ende der Bahá in Konstantinopel wartete man nur noch: auf die Soldaten, die Verwundeten, die Fl�chtlinge, das russische Heer - und auf England, das der T�rkei zu Hilfe kommen sollte."

#531
+A4 #532
Anhang IV
General Gordon in Haifa und Akka

Laurence Oliphant� schreibt unter der �berschrift `General Gordons letzter Besuch in Haifa`:

� Oliphant: Haifa or Life in Modern Palestina p.274ff

"Es ist jetzt gerade neunundzwanzig Jahre her, da� ich ihn zum erstenmal in den Sch�tzengr�ben vor Sewastopol traf. Er war damals noch ein junger, unbekannter Offizier, und ich h�tte den Umstand v�llig vergessen, w�ren wir uns nicht drei Jahre sp�ter in China wieder begegnet... Ich verlie� China, bevor er in den chinesischen Milit�rdienst eintrat... Ich hatte jedenfalls genug gesehen, um auf seine k�nftige LaufBahá neugierig zu werden; doch unsere Wege trafen sich erst wieder, als ich vor ungef�hr zwei Jahren [geschrieben am 10. Mai 1885] eines Tages einen Brief aus Jaffa erhielt, der mit C. G. Gordon unterzeichnet war. Er bat darin um Auskunft �ber Haifa als Wohnsitz und sprach von seiner Absicht, mich vielleicht einmal zu besuchen. Da ich viele Freunde dieses Namens habe, war ich zun�chst verwirrt... Es war reiner Zufall, da� mich am Nachmittag des gleichen Tages der Vizekonsul fragte, ob ich einen gewissen General Gordon kenne, da er einige Briefe zu seinen H�nden erhalten habe, die f�r eine Person dieses Namens bestimmt seien. Sofort d�mmerte mir, wer mein Briefpartner sein mu�te. Ich sandte ihm unverz�glich eine herzliche Einladung, mich zu besuchen. Er antwortete sofort, und wir verlebten ein paar sehr angenehme Tage zusammen ..."

#533

"Nachdem er einige Tage in Haifa verbracht hatte, kehrte General Gordon nach Jerusalem zur�ck und versprach, er wolle nach zwei Monaten wiederkommen und seine Zelte neben dem meinen in Esfia auf dem Gipfel des Karmel aufschlagen. Ich freute mich schon sehr auf seine Gesellschaft in der herrlichen Wildnis dieses Berges und hatte in Gedanken schon eine Stelle f�r seinen Zeltplatz zurechtgelegt, kaum f�nfzig Yard von meinem eigenen Platz entfernt - als ich zu meiner gro�en Entt�uschung einen Brief von ihm erhielt mit der Mitteilung, er sei so sehr an biblischen Studien in der Heiligen Stadt interessiert, da� er sich verpflichtet f�hlte, seine Pl�ne umzusto�en, da er anders vielleicht nie mehr die Gelegenheit haben werde, die Richtigkeit seiner Vorstellungen �ber Wesen und Art ihres Aufbaus zu �berpr�fen ..."

"Gegen Jahresende schrieb er mir, da� er unerwartet nach dem Kongo beordert worden sei, weshalb er mir Lebewohl sagen m�sse. Seltsamerweise schrieb ich in meinem Antwortbrief, ich werde nicht Lebewohl sagen, da ich die Gewi�heit h�tte, ihn vor seiner Abreise aus dem Land wiederzusehen. Ein paar Tage danach tauchte er noch einmal in Haifa auf. Er war von Jaffa aus in einem kleinen Segelboot in Richtung Port Said abgefahren und durch Witterungsunbilden so weit vom Kurs abgekommen, da� seine Besatzung schlie�lich hier an Land geeilt war, um Schutz zu suchen ... Eine Woche lang wurde er hier aufgehalten ... Eines Tages beobachtete ich, wie er sich auf einem Blatt Papier Notizen machte. Er fragte mich nach den Vornamen zweier Freunde, die zu Besuch bei mir waren. Ich gab ihm die Auskunft, und da er wahrscheinlich das Gef�hl hatte, meine Neugier befriedigen zu m�ssen, sagte er: `Ich setze sie auf meine Gebetsliste.` Ein andermal �u�erte er sich in herabsetzender Weise �ber eine hochgestellte Pers�nlichkeit, die hier nicht genannt werden soll, und f�gte dann schnell hinzu: `aber ich bete regelm��ig f�r ihn.` All das ohne eine Spur von Scheinheiligkeit. Wenn es etwas gab, was er verabscheute, dann war es Heuchelei ... Er hatte sehr viel Sinn f�r Humor und war immer vergn�gt mit denen, die er gut kannte. Er dr�ngte ein Gespr�ch nie auf eine religi�se Ebene ... Er reiste am 18. oder 19. Dezember 1883 hier ab und ging zu Fu� die zw�lf Meilen nach `Akka, um den Dampfer zu besteigen, der ihn direkt nach Marseille bringen sollte. Sein Gep�ck lie� er in einem Wagen dorthin bringen."

"Seine letzten Worte beim Abschied waren, da� er sicher sei, wir w�rden uns nie wiedersehen. Ich sagte, er habe sich schon einmal geirrt bei der Voraussage, er werde mich nicht wiedersehen, und so werde er sich hoffentlich auch diesmal irren. Er sagte, nein, er f�hle, er habe f�r Gott auf dieser Erde nichts mehr zu verrichten, und er werde vom Kongo nie mehr zur�ckkehren. Kaum einen Monat sp�ter war er in Ober�gypten."

#534

"Es war bezeichnend f�r diesen Mann, da� fast niemand in Haifa wu�te, wer er war. Nicht weit von `Akka sah er einen sehr sch�nen Garten, der einem reichen Syrer geh�rte, und ging hinein. Der Eigent�mer sprach ihn an und fragte, wer er sei, worauf er zur Antwort gab: `Gordon Pasha'. Mein syrischer Freund - der mir die Geschichte erz�hlte - lachte ungl�ubig und wies ihn h�flich hinaus. Gordon folgte gehorsamst und machte keinen Versuch, seine Identit�t nachzuweisen. Der Eigent�mer erz�hlte mir, er sei �berzeugt gewesen, einen Eindringling vor sich zu haben, denn als er Gordon auf englisch anredete, antwortete dieser in schlechtem Arabisch, und als er ihn nach seinem Namen fragte, zog er zwar seine Kartenh�lle aus der Tasche, als wolle er seine Visitenkarte �berreichen, steckte sie dann aber wieder zur�ck und antwortete m�ndlich. So kam mein Freund um die unvermutete Gelegenheit, einen Engel als Gast zu bewirten. Er hat dieser Gelegenheit immer nachgetrauert, umso mehr, als seine Freunde ihn gerne damit aufzogen.

"Mein letzter Brief von Gordon ist Khartoum, den 6. M�rz datiert."

(Siehe untenstehenden kurzen Lebensabri� von General Gordon)

Sir Valentine Chirol schreibt in Fifty Years in a Changing World:

"Zutreffender ist meine Erinnerung an eine Begegnung mit Gordon im Hause Oliphant auf dem Berg Karmel, einige Monate vor seinem aussichtslosen Unternehmen im Sudan. Gordon lebte damals in Jerusalem, wo er sich v�llig dem Studium der biblischen Topographie hingab. Die Franzosen, die seit unserer Besetzung �gyptens alle britischen Vorhaben in diesem Teil der Welt noch eifers�chtiger und argw�hnischer verfolgten als sonst, konnten nicht glauben, da� f�r einen Engl�nder, der noch dazu General war und das weltweite Ansehen eines Gordon geno�, biblische Topographie etwas anderes sein konnte als ein Vorwand, um dunkle politische Machenschaften zu verschleiern. Das Franz�sische Konsulat in Jerusalem beobachtete ihn auf Schritt und Tritt. Wie er uns erz�hlte, hatte er am Vortag einen seiner �blichen langen Spazierg�nge in der freien Natur angetreten und sehr bald entdeckt, da� ihm - wie gew�hnlich - ein Syrer folgte, sicherlich ein Agent der Franzosen, der ihn beschatten sollte. Anstatt also nach ein paar Meilen Weges umzukehren, beschlo� er, weiterzugehen, um zu sehen, wie weit der Mann ihm folgen w�rde. Es dauerte noch viele Meilen, bis der Mann endlich umkehrte. Inzwischen war es zu sp�t geworden, um bis Einbruch der Dunkelheit in Jerusalem zur�ck zu sein, und so entschlo� er sich, den Weg bis Nablus fortzusetzen - etwa 35 bis 40 Meilen von Jerusalem entfernt . Nachdem er dort die Nacht verbracht hatte, dachte er, nun k�nne er am n�chsten Tag auch gleich bis Haifa weitergehen. So war er jetzt in Haifa und fragte, ob die Oliphants ihn f�r die Nacht aufnehmen k�nnten."�

� Chirol: Fifty Years in a Changing World p.42
#535
Lebensabri�

Charles George Gordon (1833-85) war Engl�nder und diente in der K�niglichen Ingenieurtruppe w�hrend der Belagerung von Sewastopol und bei der Einnahme Pekings. Sp�ter (1863-64) schlug er als Kommandeur einer chinesischen Einheit einen gewaltigen Aufstand nieder und erlangte den Ruf, einer der bedeutendsten Soldaten seiner Zeit zu sein. Er lebte dann sechs Jahre in England und widmete seine Freizeit der Hilfe f�r die Armen, der Beschaffung von Nahrung und Kleidung f�r Kinder ohne Elternhaus und dem Besuch von Kranken. Danach trat er eine Stelle unter dem Khediven von �gypten an und erschlo� weitere Gebiete am �quatorialen Nil. 1877 wurde er Gouverneur des S�d�n, erkundete ein gro�es Territorium und erlangte Weltruf durch seine Leistungen in der Verwaltung und im Ingenieurwesen. 1880 trat er aus Gesundheitsgr�nden in den Ruhestand und verbrachte fast ein Jahr in Pal�stina; danach leitete er auf Anforderung der britischen Regierung die Entsetzung f�r Garnisonen in aufst�ndischem Gebiet in �gypten. Er erreichte Khart�m, doch nach weniger als einem Monat begann der Mahd� eine f�nfmonatige Belagerung der Stadt. Eine Entsatztruppe aus England, die im Januar 1885 eintraf, fand Khart�m erobert und Gordon auf den Stufen des Palastes ermordet vor.

+A5 #536
Anhang V
Biographische Anmerkungen

Es folgen hier kurze biographische Angaben �ber einige Gestalten dieses Buches, Anh�nger Bahá'u'lláhs und andere. Manche wichtige Personen sind nicht ber�cksichtigt, weil Information �ber sie in Standardwerken leicht erh�ltlich ist.

Die Anmerkungen hat Dr. Moojan Momen geschrieben; soweit sie von Bahá'í handeln, st�tzen sie sich zum Teil auf `Abdu'l-Bahás Vorbilder der Treue und weisen dort auf die entsprechenden Seiten hin. Dank geb�hrt Herrn Sami Doktoroglu f�r Angaben �ber einige t�rkische P�sh�s.

`Abdu'l-Ghaff�r-i-Isfah�n�, Aq�

Aq� `Abdu'l-Ghaff�r war ein Kaufmann aus Isfah�n, der auf einer Reise nach Baghdad den Glauben annahm. W�hrend der Verbannung nach Adrianopel war er einer der Gef�hrten Bahá'u'lláhs. Bahá'u'lláh schickte ihn nach Istanbul, wo er verhaftet und zum Exil auf Zypern verurteilt wurde. Als das Schiff, das Bahá'u'lláh und Seine Gef�hrten in die Verbannung trug, Haifa erreichte, st�rzte sich `Abdu'l-Ghaff�r ins Meer, da er die Trennung von Bahá'u'lláh nicht ertragen konnte; doch wurde er gerettet und nach Zypern gebracht. Am 29. September 1870 gelang es him, von der Insel zu fliehen. Er schlo� sich Bahá'u'lláh in `Akka wieder an und fand Wohnung im Kh�n-i-Afranj. Um seine Anwesenheit vor den Beh�rden zu verbergen, �nderte er seinen Namen in Aq� `Abdu'll�h. Nach dem Hinscheiden Bahá'u'lláhs zog er nach Damaskus, wo er starb. (s. Vorbilder der Treue S.83f.)

#537
`Abdu'l-Husayn-i-Tihr�n�, Shaykh

Shaykh `Abdu'l-Husayn-i-Tihr�n�, auch als Shaykhu'l-`Ir�qayn bekannt, war der Sohn des `Al�y-i-Tihr�n�. Er erhielt die �bliche religi�se Ausbildung und studierte bei H�j� Siyyid Shaf�y-i-Bur�jird�. Er lebte in Tihr�n und war ein enger Mitarbeiter von Mirza Taq� Kh�n Am�r Kab�r. Shaykh `Abdu'l-Husayn wurde als Testamentsvollstrecker des Am�r Kab�r bestellt; vom Geld dieses Nachlasses erbaute er in Tihr�n eine Moschee und eine madrisih, deren Direktor er wurde. 1858 �bertrug ihm N�siri'd-D�n Sh�h im `Ir�q die Leitung der Arbeiten zur Neuvergoldung der Kuppel des Grabmals von Husayn in Karbil�. Nach Beendigung dieser Arbeiten wurde ihm die Vergoldung der Kuppel des Schreines Askar�yayn in S�marr� �bertragen. Er erkrankte in K�zimayn, starb am 16. Dezember 1869 und liegt in Karbil� begraben.

Ad� Guzal, Mull� (`Al�y-i-Sayy�h, Mirza)

Mull� Ad� Guzal von Mar�ghih, besser bekannt als Mirza `Al�y-i-Sayy�h, wurde B�b� in den fr�hesten Tages des Glaubens und war der Treuh�nder und Bote des B�b w�hrend dessen Einkerkerung in M�hK� und Chihr�q. F�r den B�b unternahm er mehrere wichtige Reisen; er war der erste, der den Schauplatz des Aufstandes in Shaykh Tabars� besuchte und f�r die M�rtyrer Besuchstablets sang. Als die Verfolgungen der B�b� ihren grausamen H�hepunkt erreichten, floh Mirza `Al� nach dem `Ir�q und lebte in Karbil�. W�hrend Bahá'u'lláhs Aufenthalt in Adrianopel kam Mirza `Al� in diese Stadt und wurde von Bahá'u'lláh nach Istanbul geschickt. Dort wurde er verhaftet und verh�rt, und bei der Weiterverbannung Bahá'u'lláhs von Adrianopel nach `Akka im Jahre 1868 war er unter denjenigen Seiner Anh�nger, die Mirza Yahy� nach Zypern begleiten mu�ten. Am 4. August 1871 starb er in Famagusta.

`Al� Kh�n, H�j�, H�jibu'd-Dawlih

H�j� `Al� Kh�n stammte aus Mar�ghih. Er war in die Dienste muhammad Sh�hs getreten, als dieser Gouverneur von Mar�ghih war; sein Vater war damals Gouverneur von Adhirb�yj�n. Mit der Thronbesteigung Muhammad Sh�hs wurde H�j� `Al� Kh�n zum K�mmerer ernannt. Aufgrund von Ger�chten �ber eine Aff�re zwischen ihm und Mahd-`Uly�, der Ehefrau des Sh�hs, fiel er in Ungnade und wurde in den `Ir�q verbannt; doch erhielt er durch Einflu�nahme von Mahd-`Uly� seine Stellung wieder und wurde nach dem Tode von Muhammad Sh�h erneut K�mmerer am K�nigshof. Anfang 1849 ernannte ihn Mirza Taq� Kh�n zum Farr�sh-B�sh�. H�j� `Al� Kh�n zahlte Mirza Taq� Kh�n diese Gunst heim, indem er Anfang 1852 seinen Tod herbeif�hrte. Zum Dank daf�r erhielt er den Titel H�j�bu'd-Dawlih. Sein Geschick war weiterhin wechselvoll, zum Zeitpunkt von Mirza Aq� Kh�ns Sturz fiel er erneut in Ungnade und wurde durch Vermittlung von Mahd-`Uly� noch einmal rehabilitiert. Er starb im Jahr 1867. Sein Sohn war Muhammad- Hasan Kh�n I`tim�du's-Saltanih. Der H�ter der Baha'i-Religion schreibt von ihm:

"H�j�bu'd-Dawlih, dieser blutd�rstige Unhold, der so viele unschuldige, wehrlose Bahá'í mit Flei� zu Tode gehetzt hatte, fiel nun selbst der Wut der ungest�men Luren zum Opfer, die ihm, nachdem sie sein Eigentum gepl�ndert hatten, den Bart abschnitten und ihn zwangen, diesen zu essen; dann sattelten und z�umten sie ihn auf und ritten auf ihm vor den Blicken des Volkes, woraufhin vor seinen Augen an seinen Frauen und Kindern sch�ndliche Greueltaten ver�bt wurden." (GGV S.93)

#538
`Al� P�sh�, Muhammad Am�n

Muhammad Am�n `Al� P�sh� wurde im Februar 1815 in Istanbul als Sohn eines Ladenbesitzers geboren. Da er sich franz�sische Sprachkenntnisse angeeignet hatte, erhielt er 1833 einen Posten im �bersetzungsb�ro der osmanischen Regierung. Er wurde auf verschiedenen Missionen ins Ausland geschickt und 1838-39 t�rkischer Botschafter in London. 1840 war er f�r kurze Zeit Au�enminister, 1846 wurde er unter Rash�d P�sh� erneut auf diesen Posten berufen. 1852 war er f�r einige Monate Gro�wesir, 1854 wurde er wiederum zum Au�enminister und 1855 wiederum zum Gro�wesir ernannt (bis zum folgenden Jahr). Fast w�hrend seines ganzen restlichen Lebens bekleidete er weiterhin h�chste �mter: 1857-58, im Juli 1861 und von November 1861 bis 1867 war er Au�enminister; 1858-59, 1861 und 1867-71 Gro�wesir. Nach dem Tode Fu'�d P�sh�s im Jahre 1869 vereinigte er in sich die �mter des Au�enministers und des Gro�wesirs. Er war ein erfolgreicher Diplomat und einer der wenigen t�rkischen Staatsm�nner, die entschlossen waren, die T�rkei ins neunzehnte Jahrhundert zu steuern; im pers�nlichen Umgang neigte er jedoch zu einem autorit�ren, anma�enden Ton. Am 7. September 1871 starb er nach dreimonatiger Krankheit.

#539
`Al�-`Askar-i-Tabr�z�, H�j�

H�j� `Al�-`Askar war einer der angesehenen Kaufleute von Tabr�z und seit den Tagen des B�b ein Gl�ubiger. Schlie�lich war er durch die Verfolgungen gezwungen, seine Heimatstadt zu verlassen. Mit seinem Bruder und seiner Familie wanderte er nach Adrianopel aus, wo er sich niederlie� und durch Hausieren mit Kurzwaren seinen Unterhalt verdiente. Er wurde inhaftiert und mit Bahá'u'lláh nach `Akka gebracht, wo er A.H.1291 (A.D.1874) verschied. (s. Vorbilder der Treue S.200f)

`Al�-Sh�h Zillu's-Sultan

`Al�-Sh�h war der zehnte Sohn von Fath-`Al� Sh�h und ein Blutsbruder von Muhammad Sh�hs Vater, `Abb�s Mirza. Er wurde Gouverneur von Tihr�n und machte nach Fathh-`Al� Sh�hs Tod im Jahre 1834 seine Anwartschaft auf den Thron geltend, indem er sich als `Adil Sh�h bezeichnete. Mit seinen Bem�hungen, sich Unterst�tzung zu kaufen, brachte er es w�hrend einer kurzen Regierungszeit von vierzig Tagen fertig, die von seinem geizigen Vater angesammelten Sch�tze fast v�llig auszur�umen. Aber alles war umsonst: Er wurde hinweggefegt, als Muhammad Sh�h Tihr�n erreichte. Zuerst wanderte er ins Gef�ngnis, doch gelang es ihm, nach Ru�land zu fl�chten. Schlie�lich lie� er sich im Exil in Baghdad nieder; dort lebte er noch beim Eintreffen Bahá'u'lláhs. Er starb A.H.1271 (A.D.1854-55).

Ashraf, Aq� Siyyid

Aq� Siyyid Ashrafs Vater, M�r Jal�l, war einer der Gef�hrten von Hujjat. Er heiratete in den fr�hen Tagen des Aufstandes von Zanj�n, und w�hrend dieser Unruhen wurde Aq� Siyyid Ashraf geboren. Zu Ende des Aufstandes wurde M�r Jal�l nach Tihr�n gebracht und hingerichtet, so da� Umm-i-Ashraf (die Mutter von Ashraf) allein zur�ckblieb, um ihre Kinder gro�zuziehen. Als Aq� Siyyid Ashraf etwas �ber zwanzig war, kam er zweimal nach Adrianopel und gelangte in die Gegenwart Bahá'u'lláhs. Kurz nach seiner R�ckkehr von der zweiten dieser Reisen wurde er festgenommen und als B�b� zum Tode verurteilt. Seine standhafte Weigerung, seinem Glauben abzuschw�ren, und die Art, in der seine Mutter - die man mit dem Hintergedanken geholt hatte, sie w�rde ihn zum Widerruf bewegen - ihn zu Festigkeit und Standhaftigkeit dr�ngte, sind in vielen Abs�tzen aus der Feder Bahá'u'lláhs verherrlicht worden. Das Martyrium von Siyyid Ashraf ereignete sich im Jahr 1870.

#540
B�qir-i-Sh�r�z�, Mirza

Mirza B�qir verweilte eine Zeitlang in Adrianopel, ehe er nach Sh�r�z zur�ckkehrte. Dort fing er an, den Glauben zu lehren, und reiste zu diesem Zweck von Stadt zu Stadt. Eine Zeitlang lebte er in Hind�y�n, dann ging er nach Sh�r�z zur�ck. A.H.1288 (A.D.1871-72) wurde er zusammen mit anderen Gl�ubigen vier Monate lang gefangengehalten und dann aus der Stadt hinausgejagt. Er wandte sich nach Kirm�n und begann dort, den Glauben zu lehren, bis man ihn auch aus dieser Stadt vertrieb. Danach lebte er in S�rj�n, wurde aber erneut vom Gouverneur von Kirm�n verhaftet und verbrachte nochmals vier Monate im Gef�ngnis. Danach wurde er erdrosselt, und seine Leiche wurde vor die Stadtmauern geworfen.

Fath-`Al�, Mirza, Fath-i-A`zam

Mirza Fath-`Al�, dem Bahá'u'lláh den Beinamen Fath-i-A`zam gab, war einer der f�hrenden Bahá'í von Ardist�n bei Isfah�n. Er hatte in Ardist�n zusammen mit anderen den Glauben angenommen, als Mull� `Al�-Akbar-i-Ardist�n� und Mull� S�diq-i-Muqaddas durch die Stadt reisten, nachdem sie 1845 mit Qudd�s in Sh�r�z verfolgt worden waren (vgl. Balyuzi: The Báb p.76-78). Sp�ter geh�rte er zu den B�b�, die schon fr�h die Stufe Bahá'u'lláhs erkannten. Das Pferd, auf dem Bahá'u'lláh ritt, als Er zur Reise nach Konstantinopel aufbrach (s. S.213 Kap.25), war ein Geschenk von Mirza Fath-`Al�, der selbst nicht unter den Reisegef�hrten war. Er kehrte nach Ardist�n zur�ck, wo er Bahá'u'lláh als Verbindungsstelle f�r die Weiterleitung von Sendschreiben an Gl�ubige im Ir�n diente. Dabei mu�te er den beabsichtigten Empf�nger oft nach eigenem Ermessen ermitteln, wenn die Sendschreiben keine Namen trugen. Sein Sohn wurde mit der Tochter von Mull� `Al�-Akbar-i-Ardist�n� verheiratet. Er starb kurz vor dem Hinscheiden Bahá'u'lláhs, der zu seinem Gedenken zwei Besuchstablets offenbarte.

#541
Fu'�d P�sh� (Kececi-Z�dih Muhammad)

Fu'�d P�sh� wurde 1815 als Sohn `Izzat Mull�s, eines ber�hmten Dichters und Gelehrten, in Istanbul geboren. Er studierte an der Medizinischen Schule, wo er franz�sisch lernte. Drei Jahre war er als Milit�rarzt t�tig und wechselte dann 1837 in den �bersetzungsdienst. Er wurde zu mehreren wichtigen diplomatischen Missionen entsandt, bis er 1852 unter `Al� P�sh� zum Au�enminister ernannt wurde. Danach war er in den Jahren 1855-56, 1858-60, 1861 und 1867 wiederum Au�enminister und in den Jahren 1861-63 und 1863-66 Gro�wesir, wobei er sich mit `Al� P�sh� in diesen wichtigen �mtern abwechselte. Fu'�d trat f�r die Modernisierung des osmanischen Staates ein und f�rderte ebenfalls die Entwicklung der t�rkischen Sprache. Er starb am 12. Februar 1869 in Nizza, Frankreich, an den Folgen eines Herzanfalls.

Hab�bu'll�h Afn�n, H�j� Mirza

H�j� Mirza Hab�bu'll�h wurde am 7. Februar 1875 in Sh�r�z geboren. Bei seiner Geburt nannte man ihn Muhammad-`Al�, aber sein Vater �nderte seinen Namen sp�ter in Hab�bu'll�h in ehrf�rchtiger Beachtung der Tatsache, da� eines der Kinder Bahá'u'lláhs den Namen Muhammad-`Al� trug. H�j� Mirza Hab�b-u'll�h wuchs in Sh�r�z in st�ndiger N�he zur Frau des B�b, seiner Tante, auf. Im September 1890 brach er mit Mutter, Br�dern und Schwestern nach �gypten auf, um dem Vater nachzuziehen, der schon dort wohnte. Von da reisten sie nach Haifa und verbrachten neun Monate in der Gegenwart Bahá'u'lláhs. Dann kehrte die Familie nach Port Sa`�d zur�ck, wo sie ein Handelsunternehmen betrieb. Nach dem Hinscheiden Bahá'u'lláhs ging Mirza Hab�bu'll�hs Vater in den Ir�n zur�ck; er selbst blieb in �gypten. In dieser Zeit war er oft in der Gesellschaft Mirza Abu'l-Fadls, der damals ebenfalls in �gypten wohnte. Bei verschiedenen Anl�ssen besuchte er `Abdu'l-Bahá im Heiligen Land. Dann trug ihm `Abdu'l-Bahá im Jahr 1900 auf, nach Sh�r�z zur�ckzukehren und bei der Instandsetzung des Hauses des B�b mitzuwirken. `Abdu'l-Bahá ernannte ihn zum Kustos dieses Hauses. Mirza Hab�bu'll�h starb 1951.

#542
Hamzih Mirza Hishmatu'd-Dawlih

Hamzih Mirza war der einundzwanzigste Sohn von `Abb�s Mirza und damit ein Onkel von N�siri'd-D�n Sh�h. 1847 wurde er zum Gouverneur von Khur�s�n ernannt, aber wegen des Aufstandes des S�l�r konnte er dort keine Autorit�t aus�ben, und als nach dem Tode von Muhammad Sh�h der Aufstand des S�l�r an Heftigkeit zunahm, wurde er zur Flucht nach Afgh�nist�n gezwungen. 1849 wurde er zum Gouverneur von Adharb�yj�n ernannt, und als er 1850 den Befehl zur Hinrichtung des B�b erhielt, weigerte er sich, etwas damit zu tun zu haben. Sp�ter war er wieder Gouverneur von Khur�s�n; 1860-61 erlitten seine Truppen eine schm�hliche Niederlage durch die Turkmenen. Er hatte danach noch eine Reihe weiterer Gouverneursposten inne und starb 1880 w�hrend eines Feldzugs gegen den Rebellen Shaykh `Ubaydu'll�h.

Husayn Kh�n, H�j� Mirza, Mush�ru'd-Dawlih

H�j� Mirza Husayn Kh�n, Mush�ru'd-Dawlih und Sipahs�l�r-i-A`zam, �ltester Sohn von Mirza Nab� Kh�n-i-Qazv�n�, wurde A.H. 1243 (1827-28) geboren. Zur Ausbildung schickte man ihn nach Europa, doch blieb er dort nicht lange. A.H.1266 (1849-50) ernannte ihn Mirza Taq� Kh�n zum persischen Konsul in Bombay, 1271 (1854-55) wurde er Generalkonsul in Tiflis. 1275 (1858-59) wurde er zum Gesandten in Istanbul bef�rdert, 1282 (1865-66) erhielt er den Titel Mush�ru'd-Dawlih und im Juni 1869 den Rang eines Botschafters. Im November-Dezember 1870 unternahm N�siri'd-D�n Sh�h eine Pilgerreise zu den geheiligten Schreinen von Karbil� und Najaf. Als persischer Botschafter in der T�rkei traf Mirza Husayn Kh�n alle Vorbereitungen f�r diese Reise und reiste dem Sh�h von Istanbul aus entgegen. Der Sh�h empfing von seinem Botschafter einen sehr g�nstigen Eindruck und wies ihn an, die k�nigliche Reisegesellschaft nach Tihr�n zur�ckzubegleiten; nicht lange danach, im September 1871, machte er ihn zum Kriegsminister und verlieh ihm den Titel Sipahs�l�r-i-A`zam. Im November 1871 wurde er in aller Form zum Ministerpr�sidenten ernannt. In seine Regierungszeit fiel eine Reihe von Reformen, vor allem blieb sie aber wegen der Gew�hrung der Reuter-Konzession im Juli 1872 im Ged�chtnis. 1873 organisierte er die erste Europareise des Sh�hs, den er dann auch begleitete. W�hrend dieser Abwesenheit formierte sich aber der Widerstand gegen Mirza Husayn Kh�n, und als der Sh�h bei der R�ckkehr nach Persien in Anzal� an Land ging, sah er sich mit einer ganzen Flut von Forderungen konfrontiert, Mirza Husayn Kh�n zu entlassen. Der Sh�h wollte sich dem zun�chst widersetzen, doch war er schlie�lich gezwungen, Mirza Husayn Kh�n im Dezember 1873 seines Postens zu entheben. Dieser wurde jetzt Au�enminister und im folgenden Jahr zus�tzlich Kriegsminister. 1878 begleitete er den Sh�h auf seiner zweiten Europareise. 1880 wurde er Gouverneur von Qazv�n, im darauffolgenden Jahr war er als pers�nlicher Vertreter des Sh�hs bei der Kr�nung von Zar Alexander III. zugegen. 1881 wurde er Gouverneur von Khur�s�n, aber nach nur wenig mehr als zwei Monaten starb er pl�tzlich am 14. November 1881. Die meisten Quellen geben an, da� er vergiftet wurde.

#543
Husayn-i-Ashch�, Aq�

Aq� Husayn war aus K�sh�n geb�rtig. W�hrend des Aufenthaltes des B�b in K�sh�n war Aq� Muhammad-Jav�d, der Vater von Aq� Husayn, Ihm im Hause seines Onkels H�j� Mirza J�n� begegnet und hatte Seinen Glauben angenommen. Als Bahá'u'lláh in Baghdad war, wanderte Aq� Muhammad-Jav�d nach Baghdad aus und lie� sich mit seinem Sohn dort nieder. Bahá'u'lláh betraute ihn mit der Reise nach Tihr�n, um f�r `Abdu'l-Bahá um die Hand der Tochter Seines Bruders Mirza Muhammad-Hasan zu werben. Auf der R�ckreise zog sich Aq� Muhammad-Jav�d in Kirm�nsh�h eine Erkrankung zu; er starb bei seiner Ankunft in Baghdad. Aq� Husayn wuchs nun eine Zeitlang in der Obhut seines Onkels Ust�d Ism�`�l auf, aber als Bahá'u'lláh sich zur Abreise aus Baghdad r�stete, wurde Aq� Husayn ehrenvoll in Bahá'u'lláhs Haushalt aufgenommen. Zun�chst diente er den Frauen, sp�ter wurde er Koch (Ashch� bedeutet "Suppenkoch"). Er begleitete Bahá'u'lláh auf allen Stationen Seiner Verbannung bis nach `Akka. Dort war er in den Mord an den Azal� verwickelt und sa� eine Zeitlang im Gef�ngnis. Danach er�ffnete er in `Akka ein kleines Gesch�ft. Er erlebte die gesamte Amtszeit `Abdu'l-Bahás und den Anfang der Amtszeit des H�ters der Baha'i-Religion und starb A.H.1346 (1927-28).

#544
Ja`far-i-Tabr�z�, H�j� und Taq�-i-Tabr�z�, H�j�

Drei Br�der aus Tabr�z, die ihren Unterhalt durch Hausieren verdienten, hatten in der Zeit des B�b den Glauben angenommen. Der �lteste von ihnen, H�j� Hasan, war Bahá'u'lláh in Baghdad begegnet. Er wurde als Anh�nger der neuen Religion so bekannt und lehrte die Sache so offen, da� die Gegner des Glaubens ihn in einen Garten lockten und dort umbrachten. H�j� Ja`far und sein Bruder H�j� Taq� gingen nach Adrianopel und blieben dort. Als Bahá'u'lláhs Abreise aus Adrianopel bevorstand, durchschnitt sich H�j� Ja`far die Kehle, da er die Trennung nicht ertragen konnte. Deshalb blieben er und sein Bruder dort zur�ck, bis die Wunde ausgeheilt war; danach reisten auch sie auf Anordnung Bahá'u'lláhs nach `Akka, wo sie etwa zwei Monate sp�ter eintrafen. Eines Nachts erlitt H�j� Ja`far einen t�dlichen Sturz vom Dach der Karawanserei. Auf ganz �hnliche Weise starb auch sein Bruder H�j� Taq� nach einem Sturz von einem Dach, wo er Gebete gesprochen hatte. (S. Vorbilder der Treue S.154 ff) H�j� Taq� wird in manchen Quellen auch als Karbil�'� Taq� oder Mashhad� Taq� bezeichnet.

Jamsh�d-i-Gurj�, Aq�

Aq� Jamsh�d-i-Gurj� stammte, wie sein Name ausweist, aus Georgien; doch wuchs er in K�sh�n auf und nahm dort den Glauben an. Er reiste nach Adrianopel, um Bahá'u'lláh zu begegnen. Dieser wies ihn nach einiger Zeit an, nach Istanbul zu gehen. Dort wurde er auf Betreiben der persischen Botschaft verhaftet und zusammen mit Ust�d Muhammad-`Al�y-i-Salm�n� nach Persien geschickt. Die Reise dorthin war sehr hart. An der persischen Grenze �bergab man sie kurdischen Stammesf�hrern, die ihnen die Freiheit verschafften. Es gelang ihnen, sich bis `Akka durchzuschlagen und sich erneut mit Bahá'u'lláh zu vereinigen. Aq� Jamsh�d blieb bis zu seinem Tod in `Akka. (s. Vorbilder der Treue S.151ff)

#545
Khal�l Mans�r und `Abdu'll�h, Aq�

Aq� Muhammad-Ibr�h�m Khal�l Mans�r, der aus K�sh�n stammte, h�rte als junger Mann erstmals vom B�b und nahm den Glauben an. Er konnte seine Mutter und seine Br�der zum Glauben bekehren, reiste nach Baghdad und gelangte in die Gegenwart Bahá'u'lláhs. Nach einiger Zeit kehrte er nach K�sh�n zur�ck und holte seine Familie nach Baghdad, wo sie Wohnung nahmen. Nach Bahá'u'lláhs Abreise geh�rte er mit seiner Familie zu denen, die nach Mosul verbannt wurden. Im zweiten Jahr der Einkerkerung Bahá'u'lláhs in der Zitadelle von `Akka zog er jedoch mit seinem Bruder Aq� `Abdu'll�h ins Heilige Land, wo sich beide als Kupferschmiede in Haifa niederlie�en. So konnten diese beiden Br�der den dort ankommenden Pilgern in vielem zu Diensten sein und au�erdem die Bedarfsg�ter der Heiligen Familie in Haifa einkaufen. (s. Vorbilder der Treue S.108f; Blomfield: The Chosen Highway p. 119ff)

Khursh�d P�sh�, s. Muhammad Khursh�d P�sh�
Mahhm�d-i-K�sh�n�, Mirza

Mirza Mahm�d nahm als junger Mann in K�sh�n den Glauben an und wanderte nach Baghdad aus. Dort wurde er Teilhaber in Aq� muhammad-Rid�s Zuckerb�ckerei. Diese beiden wurden wie Br�der und teilten alles miteinander. Als Bahá'u'lláh Baghdad verlie�, zogen sie mit Ihm und blieben bis `Akka Seine Gef�hrten. Nach dem Hinscheiden Bahá'u'lláhs fuhren sie fort, `Abdu'l-Bahá ihre Dienste zu leisten, bis sie um 1912 beide kurz nacheinander starben. (s. Vorbilder der Treue S.58ff)

#546
Midhat P�sh�

Midh�t P�sh� wurde im Oktober 1822 als Sohn eines t�rkischen Richters in Istanbul geboren. Nachdem er mehrere Regierungs�mter bekleidet hatte, wurde er Gouverneur des Donaureviers. Als im Jahr 1864 der Erla� �ber die Neuordnung der vilayats herauskam, wurde er mit der ersten Durchf�hrung dieser Aufgabe in seinem Gebiet beauftragt. Er hatte sehr gro�en Erfolg, mehrte den Wohlstand in seiner Provinz und lie� unter ihren muslimischen und christlichen Bewohnern strengste Gerechtigkeit walten. 1869 wurde er nach Baghdad versetzt; auch dort leitete er eine konsequente Politik der Reform und der Modernisierung ein, die N�siri'd-D�n Sh�h stark beeindruckte, als dieser die Provinz besuchte. 1872 wurde er zum Gro�wesir ernannt, aber bald darauf entlassen. Er nutzte den erzwungenen Ruhestand, um seinen Entwurf f�r eine Verfassung der T�rkei auszuarbeiten, und bei der Thronbesteigung Sultan `Abdu'l-Hamids im Jahr 1876 brachte er es fertig, da� diese Verfassung verk�ndet wurde. Er selbst wurde Gro�wesir. Aber der reaktion�re, anma�ende `Abdu'l-Hamid konnte keine Beschneidung seiner Machtf�lle dulden, und so wurde Midhat P�sh� 1877 entlassen und in die Verbannung geschickt. Dank britischer Beharrlichkeit wurde er 1878 als Gouverneur von Syrien zur�ckgeholt, dann 1880 nach Smyrna versetzt. Doch `Abdu'l-Hamid konnte ihm nicht verzeihen: 1881 wurde er verhaftet unter der Anschuldigung, den Sultan `Abdu'l-`Az�z ermordet zu haben. Obwohl diese Beschuldigung offenkundig falsch war, befand man ihn f�r schuldig, und das Todesurteil wurde nur aufgrund starken Druckes der europ�ischen Gro�m�chte in eine Verbannung nach T�'if in Arabien umgewandelt. Aber `Abdu'l-Hamid lie� sich von seinem Ziel nicht abbringen: es gelang ihm, seinen Feind am 10. April 1883 insgeheim hinrichten zu lassen. Vielleicht war er der f�higste Administrator, den die T�rkei des neunzehnten Jahrhunderts hervorgebracht hat.

Muhammad Khursh�d P�sh� (Mehmed Hourshid Pasha)

Muhammad Khursh�d P�sh� war Minister und Provinzgouverneur in der Regierungszeit von Sultan `Abdu'l-`Az�z und in der Anfangszeit der Regierung von Sultan `Abdu'l-Hamid. Als ehemaliger Sklave Yahy� P�sh�s hatte er eine Ausbildung im Sekretariat des t�rkischen Au�enministeriums erhalten. Unter Fu'�d P�sh� diente er in Syrien. Er wurde zum Gouverneur von Sidon und dann zum Gouverneur von Erzerum ernannt. 1863 wurde er Finanzminister. W�hrend seiner Amtszeit als Gouverneur von Edirne (Adirnih) war er auch Minister f�r religi�se Stiftungen. Sp�ter war er zu verschiedenen Zeiten Gouverneur von Ma'm�ratu'l-`Az�z, Gouverneur von Sivas und Finanzminister. Er starb 1878 in Ankara als Gouverneur dieser Stadt.

Muhammad-`Al�y-i-Isfah�n�, Aq�

Aq� Muhammad-`Al� war ein naher Verwandter des Im�m-Jum`ih von Isfah�n. Er hatte den Glauben angenommen, als der B�b in dieser Stadt weilte. Sp�ter zog er nach Baghdad und geh�rte zu den Gef�hrten Bahá'u'lláhs bis zu seinem Tode in `Akka A.H.1305 (A.D. 1887-88). (s. Vorbilder der Treue, S. 40ff.)

#547
Muhammad-`Al�y-i-Jilawd�r-i-Yazd�, Aq�

Dieser Mann, auch als Sabb�gh-i-Yazd� bekannt, hatte in Baghdad den Glauben angenommen und war mit Bahá'u'lláh nach Istanbul gezogen. Als Bahá'u'lláh nach Adrianopel weiterverbannt wurde, lie� Er Aq� Muhammad-`Al� in Istanbul zur�ck, damit er dort den Pilgern auf ihrem Weg nach Adrianopel Hilfestellung gebe. Sp�ter schlo� er sich Bahá'u'lláh an und wurde mit Ihm nach `Akka verbannt. Einige Zeit sp�ter nahm er seinen Wohnsitz in Sidon, wo er ein Handelsgesch�ft betrieb. Nach dem Hinscheiden Bahá'u'lláhs kehrte er nach `Akka zur�ck und lebte dort bis zu seinem Tod. (s. Vorbilder der Treue S.80ff)

Muhammad-Husayn, H�j�, Hak�m-i-Qazv�n�

H�j� Muhammad-Husayn war ein Arzt aus Qazv�n, der in Baghdad lebte. Er war ein Gl�ubiger, der oft in die Gegenwart Bahá'u'lláhs kam, bis dieser Baghdad verlie�. 1868 wurde H�j� muhammad-Husayn zusammen mit anderen Bahá'í nach Mosul verbannt. Nach einigen Jahren ging er nach `Akka und lebte dort eine Zeitlang, dann zog er nach Persien, um den Glauben zu lehren. In Tihr�n wurde er festgenommen und mu�te l�ngere Zeit im Gef�ngnis sitzen. Als er freikam, begab er sich nach Baghdad, aber auch dort nahm man ihn fest. Er wurde zu erneuter Verbannung nach Mosul verurteilt; doch Mirza M�s� Jav�hir� trat f�r ihn ein, und man gestattete ihm, den Rest seiner Tage in Baghdad zu verbringen.

Muhammad-Ibr�h�m-i-Am�r-i-Nayr�z�, Aq�

Aq� Muhammad-Ibr�h�m stammte aus Nayr�z und nahm in seiner Jugend den Glauben des B�b an. Zusammen mit seinen beiden Br�dern beteiligte er sich am ersten wie auch am zweiten Aufstand von Nayr�z. Sie konnten den Massent�tungen nach dem zweiten Aufstand entkommen, und obwohl mehrere Soldaten ihn festgenommen hatten, gelang es Aq� Muhammad-Ibr�h�m, seine Fesseln zu sprengen und seine Br�der zu befreien. Dann ging er nach Baghdad und nahm dort Wohnung. Er begleitete Bahá'u'lláh auf jeder Station Seiner Verbannung von Baghdad bis nach `Akka. Er heiratete Hab�bih, eine Dienerin im Haushalt Bahá'u'lláhs. Nach dem Hinscheiden Bahá'u'lláhs war er eine Zeitlang der Lehrer der Baha'i-Kinder in `Akka; doch verschlechterte sich bald sein Gesundheitszustand. Er starb in `Akka und ist dort begraben. (s. Vorbilder der Treue S.123)

#548
Muhammad-Ibr�h�m-i-N�zir-i-K�sh�n�, Aq�

Aq� Muhammad-Ibr�h�m wanderte von K�sh�n nach Baghdad aus und begleitete Bahá'u'lláh von dort auf jeder Station Seiner Verbannung, nach Adrianopel und nach `Akka. Seinen Lebensunterhalt verdiente er als Weber und Zimmermann. In der Zeit von `Akka bewachte er das Haus Bahá'u'lláhs und war auch einer der Bademeister von Bahá'u'lláh. Er starb um 1920 und liegt in `Akka begraben.

Muhammad-Rid�y-i-Qann�d-i-Sh�r�z�, Aq�

Aq� Rid� kam aus Sh�r�z, doch lebte er in Baghdad, als er zum erstenmal vom Glauben h�rte und sich diesem verschrieb. Er f�hrte eine kleine Zuckerb�ckerei, und Mirza Mahm�d-i-K�sh�n� wurde sein Teilhaber. `Abdu'l-Bahá sagt �ber diese beiden, sie seien wie Br�der geworden. Er begleitete Bahá'u'lláh auf allen Stationen Seiner Verbannung und diente Bahá'u'lláh und `Abdu'l-Bahá bis zu seinem Tod um das Jahr 1912 als Hausverwalter. Er liegt in `Akka begraben. (s. Vorbilder der Treue S.58ff)

Muhammad-S�diq-i-Isfah�n�, Aq�

Aq� Muhammad-S�diq lebte mit seinen drei Br�dern und einem Onkel in der N�he des Hauses von Bahá'u'lláh in Baghdad. Dadurch erfuhren sie von der neuen Religion, die sie annahmen. Als Bahá'u'lláh von Baghdad aufbrach, begleitete ihn Aq� Muhammad-S�diq bis nach Adrianopel. Danach erhielt er die Erlaubnis, zu seiner Familie nach Baghdad zur�ckzukehren. Er geh�rte zu den Baha'i, die nach Mosul verbannt wurden; dort ist er gestorben.

#549
Muhammad-Taq�, Shaykh, `All�miy-i-N�r�

Shaykh Muhammad-Taq� mit dem Beinamen `All�miy-i-N�r� wurde 1787 als Sohn des Mirza `Al�-Muhammad-i-Mustawf� in N�r geboren. Nach Beendigung seiner religi�sen Studien in Karbil� und Najaf kehrte er nach N�r zur�ck, wo er einer der bedeutendsten islamischen Rechtsgelehrten seiner Zeit und die h�chste religi�se Autorit�t in M�zindar�n wurde. Er hielt seine Studienklassen in Y�lr�d und Sa`�dat-Ab�d ab; in der zuletzt genannten Stadt wurde eine Moschee nach ihm benannt. Mirza Buzurg, der Vater Bahá'u'lláhs, machte ihn zu seinem Treuh�nder und Testamentsvollstrecker. Shaykh Muhammad-Taq� starb A.H.1259 (1843-44).

Mun�r, Mirza Aq�y-i-, Jin�b-i-Mun�b

Mirza Aq�y-i-Mun�r wurde in K�sh�n geboren. Sein Vater, ein Kaufmann, war ein erbitterter Gegner der Religion des B�b. Mirza Aq� erhielt bald nach dem M�rtyrertod des B�b Kontakt zu den B�b� und nahm deren Glauben an. Zun�chst hielt er seinen neuen Glauben vor seinem Vater verborgen, doch schlie�lich wurde es allgemein bekannt, da� er B�b� war. Die `ulam� von K�sh�n erkl�rten ihn zum Ungl�ubigen und forderten sein Blut. Sein Vater, der um seine eigenen G�ter und seine Sicherheit f�rchtete, beschlo�, sich dieses l�stigen Sohnes zu entledigen, und zusammen mit mehreren Helfershelfern fing er Mirza Aq� ein, legte ihn in Fesseln und brachte ihn aus der Stadt hinaus in der Absicht, ihn zu t�ten. Mirza Aq� konnte jedoch entkommen und floh nach Baghdad. Dort fand er Ruhe und besch�ftigte sich mit dem Abschreiben der Heiligen Schriften. Dann unternahm er zu Fu� eine Reise durch den Ir�n, auf der er Tihr�n, Qazv�n, Nayr�z und andere Orte besuchte, um den Gl�ubigen diese Texte zu bringen. Auf der Reise von Baghdad nach Istanbul schritt er mit einer Laterne vor der Howdah Bahá'u'lláhs her. Von Istanbul aus schickte ihn Bahá'u'lláh in den `Ir�q und den Ir�n zur�ck, damit er die Sache Gottes lehre und die Gl�ubigen best�rke. W�hrend Mirza Aq� im Ir�n war, erreichte ihn ein Sendschreiben Bahá'u'lláhs aus Adrianopel mit dem Auftrag, er solle den B�b� im Ir�n Seinen Anspruch verk�nden, Derjenige zu sein, "Den Gott offenbaren wird", der Verhei�ene des B�b. Somit war er der erste, der die B�b� in Tihr�n und anderswo mit diesem Anspruch bekannt machte. Kurz vor der Weiterverbannung Bahá'u'lláhs nach `Akka reiste Mirza Aq� nach Adrianopel. Obwohl er zu der Zeit, als der Erla� �ber die Verbannung bekannt wurde, schon von Krankheit gezeichnet war, bestand er darauf, sich der Gruppe der Verbannten anzuschlie�en. An Bord des Schiffes verschlimmerte sich sein Zustand zusehends, so da� der Kapit�n darauf bestand, da� man ihn in Smyrna an Land brachte. `Abdu'l-Bahá lieferte ihn ins Krankenhaus ein, wo er kurze Zeit sp�ter verstarb. Bahá'u'lláh verlieh ihm die ehrenvolle Bezeichnung Ismu'll�hu'l-Mun�b (der Name Gottes, der h�chste Herr). (s. Vorbilder der Treue S.182 ff)

#550
Murtid�y-i-Ans�r�, Shaykh

Shaykh Murtid�y-i-Ans�r� wurde um das Jahr 1799 in Dizf�l in S�dwest-Persien geboren. Er studierte im `Ir�q bei den gr��ten schiitischen Mujtahids, unternahm weite Reisen durch den Ir�n und lie� sich schlie�lich 1833 in Najaf nieder. Um 1850 hatte er nach dem Tod anderer bedeutender Mujtahids den Ruf erlangt, der f�hrende Rechtsgelehrte der schiitischen Welt zu sein, anerkannt in ganz `Ir�q, Ir�n und Indien. Er war ber�hmt f�r sein hervorragendes Ged�chtnis, seine schnellen L�sungen schwierigster Probleme und f�r die Erhabenheit seiner Motive. Es hei�t, da� er bei seinem Tod nur siebzehn t�m�n besessen habe, die genau seinen Schulden entsprachen. Damit stand er in bemerkenswertem Gegensatz zu anderen Rechtsgelehrten wie etwa Shaykh Muhammad-B�qir - der "Wolf" - oder H�j� Mull� `Al�y-i-K�n�, die zu ihren Lebzeiten bedeutenden Reichtum anh�uften. Er starb in Najaf am 18. November 1864.

Mustaf� N�r� P�sh�

Mustaf� N�r� P�sh� war der Sohn Hasan Agh�s, eines B�rgers von Qand�l�. Er war noch jung, als sein Vater starb, und wurde von Ja`far Agh�, dem Ehemann seiner Gro�mutter, erzogen. Im Jahr 1813 erhielt er eine Anstellung am K�nigshof und wurde sp�ter Fiskalbeamter. Schlie�lich wurde er K�tib-i-Sirr, Privatsekret�r des Sultans. Er hatte mehrere Gouverneursstellen inne, darunter auch die des Gouverneurs von Baghdad (1860-61). Im Jahr 1879 starb er als einer der �ltesten P�sh�s.

#551
N�miq P�sh� (Mehmed Namik Pasha)

N�miq P�sh� wurde 1804 in Konya geboren. Er trat in das vom osmanischen Sultan Mahm�d II. geschaffene Heer neuen Stils ein und wurde zur Ausbildung nach Paris geschickt. Bei seiner R�ckkehr erreichte er schnell den Generalsrang; 1834 sandte man ihn als Botschafter nach London. Er wurde in den Rang eines Mush�r (Marschall) erhoben, und zusammen mit Ahmed Fevzi P�sh� begr�ndete er die erste Milit�rakademie des Osmanischen Reiches. In der Folgezeit bekleidete er viele bedeutende �mter; unter anderem war er Gouverneur von Baghdad (1851-52), Mush�r im T�pkh�nih (1852), Gouverneur von Basrah (1854-57), Gouverneur von Arabien (1857-58) und nochmals Gouverneur von Baghdad (1861-68). Dann war er einige Zeit in Paris und erhielt anschlie�end den h�chsten Rang im Heer (Saraskar). Er hatte auch Minister�mter inne, darunter das eines Ministers ohne Portefeuille in der Regierung von Muhammad Rushd� im Jahre 1876. Das Franz�sische und Englische war ihm ebenso gel�ufig wie das Arabische, und w�hrend er in seinen jungen Jahren als Liberaler bekannt war, neigte er in sp�teren Jahren mehr zur konservativen Seite. Bei seinem Tod im Jahr 1892 war er einer der �ltesten P�sh�s im Reich.

Nazar-`Al�, Mirza, Hak�m-B�sh�

Mirza Nazar-`Al�, der aus Qazv�n stammte, war als Arzt in Hamad�n t�tig, als Muhammad Mirza, der sp�tere Muhammad Sh�h, Gouverneur dieser Stadt wurde. Muhammad Mirza wurde auf ihn aufmerksam, als er ihn von einer Gichtattacke heilte, nachdem andere �rzte versagt hatten. Da Mirza Nazar-`Al� um die s�fistischen Neigungen des Prinzen wu�te, gab er sich flugs den Anstrich eines S�f�, um seinen Einflu� auf den Thronerben zu verst�rken. Als dieser den Pfauenthron bestieg, wurde Mirza Nazar-`Al� zum Hak�m-B�sh� erhoben. Er �bte weiterhin sehr gro�en Einflu� aus und machte sogar H�j� Mirza Aq�s� das Amt des Ministerpr�sidenten streitig. Es kam zu einer erbitterten Feindschaft zwischen diesen beiden, bis es dem letzteren gelang, nach der Aufdeckung eines Anschlags die Verbannung Mirza Nazar-`Al�s zu erreichen. Mirza Nazar-`Al� fand in Qum Unterschlupf, wo er bis zu Muhammad Sh�hs Tod verblieb. Dann unternahm er einen neuen Versuch, Premierminister zu werden; doch schickte man ihn nach Qum zur�ck, wo er starb.

#552

Rid�, Aq�, s. Muhammad-Rid�y-i-Qann�d-i-Sh�r�z�, Aq�

Rid�, Sh�tir-

Sh�tir-Rid� kam aus Ardik�n. Er nahm schon in der Fr�hzeit der B�b�-Religion den Glauben an und war bald ein bekannter B�b�. Daher wurde er in seiner Heimatstadt immer st�rker verfolgt und bei mehreren Anl�ssen verhaftet. Bald mu�te er Ardik�n verlassen und eine Zeitlang in der freien Wildnis leben, bis es ihm schlie�lich gelang, Baghdad zu erreichen. In der N�he des Hauses von Bahá'u'lláh er�ffnete er eine B�ckerei und belieferte die Heilige Familie und die Gl�ubigen. Nachdem Bahá'u'lláh Baghdad verlassen hatte, kehrte Sh�tir-Rid� nach Ardik�n zur�ck, wo er weiterhin Brot buk, um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Durch die Gegnerschaft sah er sich gezwungen, eine Zeitlang in Yazd zu leben. Er starb in Ardik�n in hohem Alter.

Saf�, H�j� Mirza

Rid�-Qul�, auch Qanbar-`Al� genannt, am bekanntesten jedoch als H�j� Mirza Saf�, stammte aus der Familie Sav�d-K�h in M�zindar�n. Er wurde A.H.1212 (A.D.1797-98) geboren. Nachdem er bei den gro�en Mujtahids des `Ir�q studiert hatte, legte er das Gewand eines darv�sh des Ni`matu'll�h-Ordens an und bereiste den ganzen Mittleren Osten und Nordafrika, wobei er auch die Pilgerreise nach Mekka unternahm. Auf seinen Reisen gelangte er nach Istanbul, wo er der murshid (geistige F�hrer) Mirza Husayn Kh�ns, des damaligen persischen Gesandten in Istanbul, wurde. Als Mirza Husayn Kh�n sp�ter Ministerpr�sident war, kam H�j� Mirza Saf� nach Tihr�n und wohnte in seinem Haus, wobei er weiterhin einen bedeutenden Einflu� auf den Ministerpr�sidenten aus�bte. Er starb 1874. Mirza Husayn Kh�n lie� um sein Grab einen Schrein erbauen und G�rten anlegen.

#553
Sa`id Kh�n-i-Ans�r�, Mirza, Mu'taminu'l-Mulk

Mirza Sa`id Kh�n-i-Ans�r� wurde A.H.1231 (1815-16) als Sohn des Shaykhu'l-Islam von Garmr�d geboren. Er erhielt die Ausbildung als Mull� und h�tte diese LaufBahá wahrscheinlich fortgesetzt, w�re es nicht zu einer Begegnung mit Mirza Taq� Kh�n Am�r-Niz�m gekommen. Mirza Taq� Kh�n machte Mirza Sa`id Kh�n zu seinem Privatsekret�r, und 1852 wurde er zum Au�enminister ernannt. Auf diesem Posten blieb er bis 1873, als er von Mirza Husayn Kh�n abgel�st und zum Mutavall�-B�sh� des Schreines von Im�m Rid� in Mashhad bestellt wurde. 1880 kehrte er auf den Posten des Au�enministers zur�ck, den er bis zu seinem Tod am 5. M�rz 1884 innehatte. Etwa drei Jahre nach seinem Tode legte sein Sohn dem Hof ungef�hr tausend Briefe vor, die sein Vater im Lauf der Jahre von persischen Diplomaten im Ausland und von europ�ischen Diplomaten in Tihr�n erhalten hatte und die alle unge�ffnet und ungelesen waren. Auf diese Weise war das persische Au�enministerium ein Vierteljahrhundert lang verwaltet worden.

Sidq-`Al�y-i-Qazv�n�, Darv�sh

Darv�sh Sidq-`Al� wohnte in Qazv�n, als er vom Glauben h�rte. Er verlie� Persien, um nach Baghdad zu kommen, und wurde einer der Gef�hrten Bahá'u'lláhs, der Ihn auf jeder Station Seiner Verbannung begleitete. Bahá'u'lláh ehrte ihn dadurch, da� Er ihm einen bestimmten, j�hrlich wiederkehrenden Tag widmete, an dem alle Derwische zusammenkommen sollten. Er starb A.H.1299 (1880-81) und liegt in `Akka begraben. (s. Vorbilder der Treue S.55f)

`Umar L�tf� P�sh�

`Umar L�tf� P�sh� wurde als �sterreichischer Kroate 1806 in Plaski geboren; urspr�nglich hie� er Michel Lattas. Im Anschlu� an politische Unruhen in Ungarn floh er 1828 in die T�rkei. Er trat zum Islam �ber, nahm einen neuen Namen an und wurde schlie�lich einer der Hauptw�rdentr�ger des Osmanischen Reiches. Im Jahr 1855 wurde er Sard�r Akram, Oberbefehlshaber der t�rkischen Heere, und 1858-59 war er Generalgouverneur des `Ir�q. Seine Amtszeit als Gouverneur in Baghdad war gekennzeichnet durch eine harte Behandlung andersdenkender Stammesangeh�riger; eine Beschreibung gibt Dr. Josef Koetschet, ein Schweizer Arzt, der ihn begleitete (Erinnerungen aus dem Leben des Serdar Ekrem Omer Pascha (Michael Lattas), Sarajewo 1885). Er starb 1871 in Istanbul.

#554
Ust�d Muhammad-Al�y-i-Salm�n�

Ust�d Muhammad-Al� war ein Gl�ubiger seit den Tagen des B�b, und bei den Verfolgungen des Jahres 1852 wurde ihm ein Ohr abgeschnitten. Er kam dann nach Baghdad und begleitete Bahá'u'lláh auf dem Weg von Baghdad nach Adrianopel. Seine Erlebnisse in Adrianopel, seine Festnahme und Deportation in den Ir�n, seine Befreiung aus der Gefangenschaft durch die Kurden sowie seine R�ckkehr nach Akka werden in diesem Buch geschildert�. In Akka trug er regelm��ig Wasser in Schl�uchen aus gro�er Entfernung in die Stadt, damit die Heilige Familie und die Gef�hrten nicht das schmutzige, ungesunde Wasser von Akka trinken mu�ten. Er war in die Ermordung der Azal� verwickelt. Nach seiner Entlassung aus dem Gef�ngnis richtete er im Basar der Stadt ein Gesch�ft f�r kleinere chirurgische Eingriffe ein. Nach dem Hinscheiden Bahá'u'lláhs ging er nach Ishq�b�d, wo er bis zu seinem Tode lebte.

� s. entsprechende Seitenverweise im register unter Muhammad-Aliy-i-Salm�n�

Y�suf-i-Asht�y�n�, Mirza, Mustawf�yu'l-Mam�lik

Mirza Y�suf-i-Asht�y�n� wurde 1812 geboren. Sein Vater, Mirza Hasan Mustawf�yu'l-Mam�lik, verwaltete die Staatskasse, und Mirza Y�suf erbte Stellung und Titel seines Vaters nach dessen Tod im Jahr 1845. Er war ein eingeschworener Gegner von Mirza Aq� Kh�n-i-N�r�; w�hrend dessen Ministerpr�sidentschaft war Mirza Y�suf ohne Amt und W�rden und lebte zur�ckgezogen in Asht�y�n. Nach dem Sturz von Mirza Aq� Kh�n nahm er jedoch seine Stellung wieder ein, und in den folgenden Jahren fielen ihm verschiedene wichtige Regierungsposten zu, wobei er aber immer das angesehene, eintr�gliche Amt des obersten Finanzbeamten beibehielt. Von 1867 bis 1871 war er der erste Minister des Sh�hs, aber als Mirza Husayn Kh�n 1871 an die Macht kam, zog er sich abermals zur�ck und tauchte erst nach Mirza Husayn Kh�ns Sturz im Jahre 1873 wieder auf, um seine fr�here Stellung nochmals einzunehmen. 1877 erhielt er den Titel Vaz�r-i-A`zam und war de facto Ministerpr�sident, obwohl ihm die Bezeichnung Sadr-i-A`zam erst 1881 gegeben wurde. Er starb 1886.

#555
Y�suf Kam�l P�sh�

Y�suf Kam�l P�sh� wurde im Jahr 1808 (A.H. 1223) geboren. Er war fr�h verwaist und wurde unter der Aufsicht seines Onkels `Uthm�n P�sh�, eines der angesehenen Minister seiner Zeit, erzogen. Im Jahr 1829 trat Y�suf Kam�l als Sekret�r in den Staatsdienst ein. Langsam stieg er in h�here Positionen und Verantwortungsbereiche auf, hatte verschiedentlich Minister�mter inne und wurde Mitglied des Staatsrates. 1861 r�ckte er zum Stellvertreter Fu'�d P�sh�s, des Gro�wesirs auf, und als dieser zur�cktrat, nahm er den Platz Fu'�d P�sh�s ein. Kam�l P�sh� starb im Jahr 1876 (A.H. 1293) in Istanbul.

63
BALYUZI Bahá'u'lláh DER HERR DER HERRLICHKEIT

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